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Frankfurter Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Studien Heft 28 Zur Theorie der Zeitpräferenz Ein Beitrag zur mikroökonomischen Kapitaltheorie Von Matthias Lehmann Duncker & Humblot · Berlin

Zur Theorie der Zeitpräferenza) De Begrifr def r Ersparni uns d Sparmotiv 5e 4 b) Vermögensmotiv und Vermögensnutzee 5n 6 c) De Nutzer den r Kassenhaltun 6g 4 (1) Motiv de Kassenhaltunre

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Frankfurter Wirtschafts-

und Sozialwissenschaftliche Studien

Heft 28

Zur Theorie der Zeitpräferenz

Ein Beitrag zur mikroökonomischen Kapitaltheorie

Von

Matthias Lehmann

Duncker & Humblot · Berlin

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F R A N K F U R T E R WIRTSCHAFTS-U N D S O Z I A L W I S S E N S C H A F T L I C H E S T U D I E N

Heft 28

Herausgegeben vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaften

der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main

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Zur Theorie der Zeitpräferenz Ein Beitrag zur mikroökonomischen Kapitaltheorie

Von

Dr. Matthias Lehmann

D U N C K E R & H U M B L O T / B E R L I N

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Alle Rechte vorbehalten © 1975 Duncker & Humblot, Berlin 41

Gedruckt 1975 bei Berliner Buchdruckerei Union GmbH., Berlin 61 Prlnted In Germany

ISBN 3 428 03445 7

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Robert A. Böker

in herzlicher Zuneigung

gewidmet

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I t is easy to say, that the problems belong to psychology, but this does not mean, that psycho-logists w i l l find them sufficiently interesting to look into them.

H. S. Houthakker 1961

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Vorwort

Der Verfasser dankt seinem Doktorvater Herrn Professor Dr. P. Swo-boda für seine großartige Geduld bei der Metamorphose dieser Arbeit, die sich ursprünglich mi t dem Einfluß von Steuern auf das einzelwirt-schaftliche Wachstum befassen wollte. Bei der Diskussion der Zielfunk-tion stieß der Verfasser auf das Problem der Bewertung zeit- und zah-lungsbetragsverschieden strukturierter Zahlungsströme und war damit, woll te er nicht den Kalkulationszinsfuß als Datum akzeptieren, von der Problematik der Indifferenzkurve im Modell von I. Fisher eingefangen. Aus dem Umweg wurde Selbstzweck. Hartnäckigkeit und Ausdauer im Problemdickicht wären unmöglich und zwecklos gewesen ohne das Be-wußtsein eines aufmerksamen und für die Zeitdauer nachsichtigen Doktorvaters.

Herrn Professor Dr. A. Moxter danke ich für die Erstellung des Zweitgutachtens, mi t dem er sein besonderes Engagement für den be-handelten Problemkomplex bestätigte. Daß er mir freizügigen Zugang zu seiner reichhaltigen Seminarbibliothek ermöglichte, darf als wesent-liche Hilfe zum erfolgreichen Abschluß meiner Arbeit nicht unerwähnt bleiben.

Herrn Professor Dr. H. Kreikebaum, seit 1971 Direktor des Seminars für Industriewirtschaft, möchte ich meinen Dank für die Zeit ausspre-chen, die er mir als seinem wissenschaftlichen Mitarbeiter für die Fer-tigstellung der Arbeit gewährte.

Die vorliegende Arbeit, die im Januar 1973 abgeschlossen wurde, hat der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Johann Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt am Main als Dissertation angenommen. Ich danke dem Fachbereich für die Aufnahme der Arbeit in seine Schriften-reihe.

Der Interessengemeinschaft Frankfurter Kredit institute GmbH gi l t mein Dank für einen großzügig bemessenen Förderungsbeitrag, der die Belastung durch den persönlichen Antei l am Druckkostenzuschuß er-heblich herabsetzte. Ferner danke ich der Industrie- und Handelskam-mer Frankfurt für den Preis, mi t dem sie die vorliegende Arbeit aus-zeichnete.

Frankfurt, im Juni 1975 Matthias Lehmann

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Inhaltsverzeichnis

1. Kapitel

Einleitung 15

1. Problemstellung 15

2. Problembehandlung 17

2. Kapitel

Probleme der Grenznutzenfunktionen 21

1. Begri f f des Nutzens 21

2. Begri f f des Grenznutzens 22

3. Die Berücksichtigung des Zeitmomentes i m Hinbl ick auf Konsum-ausgaben und Einkommen 24

4. Nutzenmessung und individuel le Nachfragefunktion 26 a) Fa l l I : Die Summe aller Konsumausgaben ist gleich dem Verfü-

gungsbetrag 28 b) Fa l l I I : Die Summe aller Konsumausgaben ist kleiner als der Ver -

fügungsbetrag 38

5. Der Nutzen aus einer Konsumausgabe für einen teilbaren Güterbe-stand ~ 45

6. Der Nutzen aus einer Konsumausgabe für ein Nutzenpotential (Ge-brauchsgut) 49

7. Indifferenzkurvenanalyse und Zeitpräferenz 52

8. Spar- und Vermögensmotive 54

a) Der Begrif f der Ersparnis und Sparmotive 54 b) Vermögensmotive und Vermögensnutzen 56 c) Der Nutzen der Kassenhaltung 64

(1) Mot ive der Kassenhaltung 64 (2) Der Liquiditätsnutzen bei Pat ink in 65 (3) Der Liquiditätsnutzen bei O. Veit 72 (4) Die modelltheoretische Berücksichtigung eines originären L i -

quiditätsnutzens bei Pat ink in 75

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10 Inhaltsverzeichnis

3. Kapitel

Die Zeitpräferenz: Einführung in das Problem 80

1. Das Zwei-Perioden-Modell 80

2. Begriff l iche Abgrenzungen 81

3. Zeitpräferenz und die Agiotheorie von Böhm-Bawerk 82

4. Die Zeitpräferenz bei I . Fisher 87 a) Definit ion I der Zeitpräferenz 87 b) Definit ion I I der Zeitpräferenz 92

4. Kapitel

Zur Theorie der Zeitpräferenz 99

1. Das zeitliche Verhältnis von Bedürfnis und Nutzenrealisierung 99

2. Komponenten für eine Theorie der Zeitpräferenz 107 a) Symbole 107 b) Knappheitsgrad und Zeitpräferenzsatz 108 c) Die Nutzendiskontrate in makroökonomischen Modellansätzen 111 d) Die Verbindung des Zeitpräferenzsatzes m i t dem relativen Knapp-

heitsgrad 113 e) Einführung eines Faktors für die relative Periodendauer 116 f) Einführung eines subjektiven Gewichtungsfaktors 117

3. Die Verbindung von Zeitpräferenzfaktor und Grenznutzen 122

5. Kapitel

Der Sparprozeß im Zwei-Perioden-Modell 126

1. Die optimale zeitliche Vertei lung der Konsumausgaben bei vorgege-benem konstanten Zeitpräferenzsatz 126 a) Symbole 126 b) Lösungsansatz unter Verwendung der Gesamtnutzenfunktion 126 c) Lösungsansatz unter Verwendung von Marginalgrößen 128 d) 1. Fal l : Marktzinssatz und Zeitpräferenzsatz sind gleich N u l l 129 e) 2. Fal l : der Marktzinssatz ist positiv, der Zeitpräferenzsatz w i r d

wei terhin gleich Nu l l angenommen 130 f) Exkurs: Zinssatzerhöhung und Änderung der Konsumausgaben . . 135 g) 3. Fal l : Marktz ins- und Zeitpräferenzsatz sind posit iv 139 h) Stellungnahme zu den Ausführungen von Stackelberg und Preiser

und darauf bezugnehmenden Arbei ten 140

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Inhaltsverzeichnis

2. Die Funkt ion der Grenzrate der Substitut ion bei konstantem Zei t -präferenzsatz 148

3. Die optimale zeitliche Vertei lung der Konsumausgaben bei einem marginalen und abhängigen Zeitpräferenzsatz 153 a) Der zeitliche Bezug des Knappheitsfaktors i m Zwei-Perioden-Mo-

del l 153 b) Die intertemporale Nutzenfunkt ion bei abhängigem Zeitpräferenz-

satz 155 c) Der Optimierungsansatz bei abhängigem Zeitpräferenzsatz 159 d) Das Verhältnis der Konsumausgabenbeträge C 0 zu i n Abhängig-

keit von Y 0 unter der Annahme gleicher Grenznutzenfunktionen i n t 0 und 162

6. Kapitel

Verallgemeinerung und Einordnung der Ergebnisse 165

1. Die Optimalbedingung für mehr als zwei Ausgabenzeitpunkte 165

2. Die Ergebnisse und ihre Einordnung 168

3. Ungelöste Fragen 173

a) Die Nutzenfunkt ion über das Vermögen 173

b) Die Relevanz von Konsum- und Zeitpräferenz für die Bewertung von Ak t ien 176

Anhang I (zuS. 28): Kompatible Nachfragefunktionen 183

Anhang I I (zu S. 28): Anmerkungen zu Morgenstern 186

Anhang I I I (zu S. 40): Indiv iduel le Nachfragekurve und Konsumenten-überschuß 187

Exkurs zu Anhang I I I : Das Gesamtwertproblem 193

Anhang I V (zu S. 66): Preisarten und reale Größen bei Pat ink in 197

Anhang V (zu S. 69): Zur Preisabhängigkeit der Indifferenzkurven i m Zwei-Güter-Model l 198

Anhang V I (zuS. 71): Kassenbestand und Zahlungsunfähigkeit bei Pa-t i nk in 206

Anhang V I I (zu S. 112): Zeitpräferenzfaktor und Änderung der Grenz-rate der Substitution i m Zeitablauf 209

Literaturverzeichnis 211

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Symbolverzeichnis

A, B zwei unabhängige Güter, d.h. es besteht keine Nutzeninterdependenz

a, b (bzw. c, d) i m Zwei-Güter-Fal l Parameter der linearen Grenznutzenfunktion für Gut A (bzw. B), i m Zwei-Perioden-Fall Parameter die linearen Grenznutzenfunktion für C 0 (bzw. Cx)

<x t Lagrangefaktor i m Ausgabenzeitpunkt t, d. h. der Grenznutzen der Konsumausgabensumme Ct = der Grenznutzen des Geldes in t und zugleich für die Konsumperiode t t + 1

ocN der Nutzen (je Geldeinheit) von Geldeinheiten, die der Ersparnis mi t abstraktem Zweck zuge-führt werden; diese A r t der Ersparnis w i rd — als Gut N — als das Gut m i t konstantem Geld-grenznutzen aN = e/P N verwendet

ßt kennzeichnet die relative Knappheit i m Ausga-benzeitpunkt t i n bezug auf aN; es g i l t die Be-ziehung mi t ß > 0

B der Verfügungsbetrag (Budget) im Entscheidungs-zeitpunkt t ; i m Zwei-Perioden-Modell durch Y 0 ersetzt

CK die Ausgabe für ein Konsumgut K (K = A, B, . . . M) i m Entscheidungszeitpunkt t ; der Index N dient zur Kennzeichnung des „Gutes" „Ersparnis ohne konkreten konsumtiven Verwendungs-zweck", d. h. für das Gut mi t konstantem Grenz-nutzen <xN

C 0 (bzw. C^ die Konsumausgabensumme i m Entscheidungs-zeitpunkt t 0 (bzw. t j ) für die Konsumperiode t 0

t t (bzw. t j ->-12) e der konstante Grenznutzen je Einheit des Gutes N

i ein gegebener positiver Zinssatz für Finanzan-lagen

(1 + i) == q Zinsfaktor

k t ein Faktor, der das Gewicht der zeitlichen Exten-sion des in t unbefriedigt gebliebenen akuten Grenzbedürfnisses wiedergibt, jedoch ausschließ-lich des Aspektes der zeitlichen Dauer (vgl. m); man könnte k t als Grad der konsumtiven Unbe-herrschtheit eines Individuums bezeichnen; 0 < k < 1

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lverzeichnis

m das Verhältnis der zeitlichen Dauer einer Kon -sumausgabenperiode t t + 1 zu der dem Zins-satz i zugrunde liegenden Zeitperiode

pt, auch pt der sachlich unabhängige Zeitpräferenzsatz ( = „Nutzendiskontsatz") der Konsumperiode t - * t + 1

(1 4- pt) der Zeitpräferenzfaktor

P't der marginale, we i l sachlich abhängige Zeitpräfe-renzsatz für die Konsumperiode t t + 1

P t das Preisniveau i n t PA, PB der Preis einer Einheit des Gutes A bzw. B

S0 m i t t =}= t 0 i m Entscheidungszeitpunkt t 0 nicht für Konsum-ausgaben verwendete Mi t te l i n der Absicht, sie i n einem späteren Zei tpunkt für einen konkreten konsumtiven Zweck zu verwenden (die „konsum-t ive Ersparnis" i n tg); i m Zwei-Perioden-Fal l g i l t S 0 (Cj) = Y o ~ c o

U't (C t) Grenznutzenfunktion über die Konsumausgaben Ct i m Ausgabenzeitpunkt t ( = zeitpunktbezogene Grenznutzenfunktion)

u' t (C t) der zeitpunktbezogene konsumtive Geldgrenznut-zen, d. h. der i m Zei tpunkt der zugehörigen Geld-verausgabung erwartete Grenznutzen, wobei aus Vereinfachungsgründen der bei Kaufabschluß/ Geldverausgabung erwartete Nutzen m i t dem ta t -sächlich realisierten Nutzen gleichgesetzt w i r d

u' 0 (C0) = u' Q (C0, t0 ) der Grenznutzen des Konsumausgabenbudgets C 0

i n t 0 , als Lagrangefaktor oc geschrieben u\ (Cj) = u[ (C l f t j ) der Grenznutzen des Konsumausgabenbudgets C1

i n t j ; w ie ^(CQ) ist es eine al lein von der verfüg-baren Geldmenge abhängige Nutzengröße

(C l t t) der mengenabhängige Grenznutzen (C^, t{) ein-schließlich seiner Bewertung wegen der Zeitdi f fe-renz zwischen Realisationszeitpunkt und Be-zugszeitpunkt t ; die Gleichsetzung von Bezugs-zeitpunkt t und Betrachtungszeitpunkt t 0 w i r d als Problem i n der Arbei t diskut iert

U'(C A) die Grenznutzenfunktion über die Ausgaben für das Konsumgut A; da der Zwei -Güter-Fal l als zeitpunktbezogenes Problem i m Entscheidungs-zeitpunkt t 0 behandelt w i rd , kann auf die zeit-liche Indizierung verzichtet werden; genau wäre zu schreiben U' 0 (C A, tQ)

U' (X) die Grenznutzenfunktion bei güterwirtschaftl icher Betrachtung über die Menge X des Gutes A

u ' (X) der Nutzen der marginalen Mengeneinheit des Gutes A

u'(X)/P A der preisbezogene Gütergrenznutzen

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14 Symbolverzeichnis

X, Y, Z die Mengen der Güter A, B und N Y 0 das Budget i m Entscheidungszeitpunkt tg> dem

Beginn der Einkommensperiode, die mindestens zwei — anderenfalls besteht unsere Problemstel-lung des Zwei-Perioden-Falles nicht — oder mehrere Konsumausgabenperioden ( = Konsum-perioden) umfaßt

Abkürzungen

AER The American Economic Review HdSW Handwörterbuch der Sozialwissenschaften JbNat.Stat. Jahrbücher für Nationalökonomie und Statist ik QJE The Quarterly Journal of Economics ZfB Zeitschrift für Betriebswirtschaft ZfbF Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung ZfhF Zeitschrift für handelswissenschaftliche Forschung ZfgStw Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft Z fN Zeitschrift fü r Nationalökonomie

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1. Kapitel

Einleitung

1. Problemstellung

Die Diskussion des Kalkulationszinsfußes in den herkömmlichen Vor-teilskriterien für Investitionen1 und im linearen Planungsansatz2 lenkte das Interesse i n der Kapitaltheorie auf die Zielformulierung in In-vestitions- und Bewertungsmodellen. Während Jacob noch die „unum-gänglichen Dividendenzahlungen"3 als eine Nebenbedingung vorgibt, stellt Moxter (1963, S. 298) auf den maximalen Ausschüttungsstrom an den Kapitaleigner ab, wobei die zeitliche Struktur dieses Stromes vor-gegeben wird 4 . Eine Verknüpfung von Ausschüttungsstrom und End-vermögen nimmt H. Hax vor5, während Koch, Drukarczyk sowie Laux und Franke6 versuchen, die Zielformulierung allgemeiner zu fassen, indem neben einem uniformen Ausschüttungsstrom auch andere zeit-liche Strukturen berücksichtigt werden.

Es ist offensichtlich, daß die Annahme einer vorgegebenen zeitlichen Struktur des Dividendenstromes (bzw. der Privatentnahmen) nur ein vorläufiger Abschluß des Problèmes der Zielformulierung sein kann. Eine Vorgabe der Struktur behandelt den Entzug von Mi t te ln für pr i -vate (konsumtive) Verwendung als Datum, obgleich diese Mittelverwen-dung nicht unabhängig von den Investitionsgelegenheiten ist7. Dies <be-

1 Vgl. insbesondere Heister, Matthias: Rentabilitätsanalyse von Invest i t io-nen, Kö ln und Opladen 1962.

2 Moxter, Adol f : Lineares Programmieren und betriebswirtschaftliche K a -pitaltheorie, ZfhF 1963, S. 285 - 309, Albach, Horst: Das optimale Investit ions-budget, ZfbF 1964, S. 456 - 470.

* Jacob, Herbert: Neuere Entwicklungen i n der Investitionsrechnung, Wies-baden 1964 (Sonderdruck aus der ZfB 1964), S. 63.

4 So auch Koch, Helmut : Der Begrif f des ökonomischen Gewinns — Zur Frage des Optimal i tätskr i ter iums i n der Wirtschaftlichkeitsrechnung, ZfbF 1968, S. 389 - 441, S. 410, 412, 414 ff., besonders S. 418 f.

5 Hax, Herbert: Investit ions- und Finanzplanung m i t Hi l fe der l inearen Programmierung, ZfbF 1964, S. 430 - 446, S. 436 - 439.

« Koch (1968) S. 420, 422, Drukarczyck, Jochen: Investit ionstheorie und Kon-sumpräferenz, Ber l in 1970, S. 125 - 137, Laux, Helmut und Günter Franke: Der Erfolg i m betriebswirtschaftlichen Entscheidungsmodell, Z fB 1970, S. 31 bis 52, S. 36, 43 f.

7 Drukarczyk: (1970) S. 140 f.

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16 1. Kapitel: Einleitung

achtete als erster I rv ing Fisher8, der in einem Zwei-Perioden-Modell die gleichzeitige Berücksichtigung von Konsumwünschen und Investitions-gelegenheiten behandelt. Erweitert um die Berücksichtigung eines di-vergierenden Soll- und Habenzinssatzes und um die Unsicherheit durch J. Hirshleifer 9, ist das Modell inzwischen Lehrbuchbestandteil geworden10.

Undiskutiert bleibt jedoch dabei in allen Abhandlungen der wichtigste Modellbaustein: die Indifferenzkurve bzw. -kurvenschar, mi t der vor-gegeben wird, in welchem Verhältnis das Individuum zeitverschiedenes Einkommen (Konsumausgaben) marginal zu tauschen bereit ist. Man schiebt die Bewältigung eines komplizierten Bewertungsvorganges dem Individuum zu1 1 und übernimmt von ihm das Austauschverhältnis als fertiges Ergebnis.

Ohne grundsätzliche Klärung dieses Bewertungsvorganges und seiner Determinanten halten w i r es für ausgeschlossen, eine Verbesserung der Aussagen über den Zusammenhang von Konsumausga'ben und Investi-t ion zu erreichen. Welche wenig befriedigenden impliziten Prämissen hinter der Vorgabe solcher zeitlichen Strukturen stehen, zeigt z. B. der Aufsatz von Laux und Franke (1970, S. 36 - 44). Die Feststellung, daß Investition^- und Konsumausgabenplan wegen der Interdependenzen gleichzeitig aufzustellen sind12, ist daher nicht neu. Hingegen ist zu

8 Fisher , I r v ing : Die Zinstheorie, Jena 1932, S. 195-212, 218-237. Kurz -gefaßte Darstellung bei Lutz , Friedrich A.: Zinstheorie, 2. Aufl. Zürich und Tübingen 1967, S. 79 - 86.

• Hirshleifer , Jack: Investment, Interest and Capital, Englewood Cliffs, N. J. 1970, S. 195 - 202.

10 Schneider, Dieter: Invest i t ion und Finanzierung, K ö l n und Opladen 1970, S. 298-313, Hax, Herbert: Investitionstheorie, Würzburg und Wien 1970, S. 58-62, Woll , A r tu r : Allgemeine Volkswirtschaftslehre, 3. Aufl. München 1971, S. 228 - 232, i m übrigen vgl. Buchner, Robert: Anmerkungen zum Fisher-Hirshleifer-Ansatz der simultanen Bestimmung von Gewinnausschüttungs-, Finanzierungs- und Investitionsentscheidungen, ZfbF 1968, S. 30 - 47, derselbe: Zur Bedeutung des Fisher-Hirshleifer-Ansatzes für die betriebswirtschaftliche Theorie der Kapitalwirtschaft, ZfbF 1969, S. 706-727, Drukarczyk: (1970) S. 44 - 51.

u Vgl. Drukarczyk: (1970) S. 151. 12 Abgesehen von I rv ing Fisher vgl. Drukarczyk: (1970) S. 139 - 145, Laux

und Franke: (1970) S. 34 f. Nach Darstel lung Albachs enthält die Arbei t von Panagiotis Stratoudakis einen Ansatz zur Berücksichtigung der alternativen Mit te lverwendung für Investi t ionen oder Konsumausgaben i m Zeitablauf m i t der Ziel funkt ion der Nutzenmaximierung über die Zeit. Eine Nachprüfung ergab jedoch, daß lediglich die Nutzenvorstellungen der Käufer einbezogen werden, u m unter Berücksichtigung von Preis- und Präferenzpolit ik (S. 80) deren Einfluß bei Einkommenssteigerungen auf den Umsatz der Unterneh-mung zu zeigen. M i th i n w i r d die Konsumausgabenstruktur der Verbraucher i n die Investitionsüberlegungen expl izi t einbezogen, nicht aber die des I n -vestors. I m Hinbl ick auf die Zielsetzung des Unternehmers werden lediglich die Probleme langfristiger Gewinnmaximierung erörtert (S. 76-91), vgl. Stratoudhakis, Panagiotis: A i Idhiot ikooikonomikai Ependhyseis (neugrie-chisch, Die einzelwirtschaftlichen Investit ionen. Unternehmerische Invest i t io-

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2. Problembehandlung 17

klären, welche Größen die zeitliche ¡Struktur und Bewertung von Geld-strömen für private Verwendungszwecke bestimmen, um diese Mit te l -verwendungsart der investiven gegenüberstellen zu können. Die von Drukarczyk betonte Notwendigkeit simultaner Planung ist ohne Ana-lyse -des komplexen Bewertungsvorganges, auf die er bewußt verzichtet (S. 151), nicht möglich.

2. Problembehandlung

Flür die eigentliche Problembehandlung im 3. bis 5. Kapitel erwies eis sich als notwendig, in dem umfangreichen 2. Kapitel grundsätzliche Fragen der Nutzentheorie zu erörtern. Sicher fehlt es dazu nicht an Li te-ratur, bereichsweise aber an logischer Strenge und Konsequenz. Stärker mathematisch orientierte Abihandlungen hingegen verlieren nur zu leicht die Verbindung zu den eigentlich zu klärenden Sachverhalten. Der Ver-fasser hatte zu Beginn seiner Arbeit nicht erwartet, trotz der langen und intensiven Literaturdiskussion so v ie l Widersprüchliches vorzufinden und so wenig Abgesichertes, auf das für eine Theorie der Zeitpräferenz aufgebaut werden könnte.

Es lag daher nahe, elementar mi t dem Nutzen- und Grenznutzenbe-grif f zu beginnen. Ausführlich w i rd auf die bekannte Frage eingegan-gen, ob die Nutzengrößen mi t Hil fe von Geldgrößen erfaßbar und meß-bar sind (S. 26 - 45). Es w i rd die Verbindung zum „Grenznutzen des Geldes" hergestellt und gezeigt, daß Samuelson bei der Diskussdon der constant marginal Uti l i ty of money den eigentlich interessierenden Fal l nicht behandelt, der darin besteht, daß die Konstanz des Geldgrenznut-zens nicht auf das Ergebnis der Mittelvertei lung bezogen wird, sondern über eine spezifische Geldverwendungsart für das Aufteilungsproblem vorgegeben wird. Diese Geldverwendungsart, interpretiert als „(Erspar-nisbildung ohne konkrete konsumtive Verwendungsaibsicht im Zeitpunkt der Ersparnisbildung", ermöglicht den zwingend gebotenen Einbezug der Ersparnis in die Grenznutzenfunktion über die gesamten verfüg-baren Mittel. Die Mikrotheorie berücksichtigt — wenn überhaupt — die Ersparnisbildung nur in Verbindnug mit der Annähme, daß das Indiv i -duum für die spätere konsumtive Verwendung der gesparten Mi t te l bereits konkrete Verwendungsvorstellungen hat. Fehlen solche, ist die Grenznutzenfunktion für diese Ersparnis sachlich nicht definiert. Die Literatur weicht diesem Problem aus, indem unterstellt wird, daß von vornherein sämtliche Mi t te l «konsumtiver Verwendung zugeführt wer-den (abgesichert durch die Annahme konsumtiver Unersättlichkeit des

nen i n der Situation von Risiko und Unsicherheit), A then 1963; Albach, Horst: I n memoriam Panagiotis Stratoudhakis, in : Wirtschaft und Betr iebswir t-schaftslehre in Griechenland und Deutschland, Wiesbaden 1971, S. 7 -10, S. 9.

2 Lehmann