4
This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution 4.0 International License. Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschung in Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht: Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz. Abb. 10c, d dargestellt 28 . Es bildet sich während der Umlagerung keine aufgelockerte Ubergangs- phase wie bei Quarz—> Cristobalit; die großen Kryp- tonatome können nicht in das Gitter eindringen. 28 Für die a ^ /?-Quarz-Transformation siehe auch die maß- stabsgetreue Darstellung bei Anm. 29 . Wir danken Herrn Prof. Dr. N. RIEHL sehr für die Förderung dieser Arbeit. Frl. R. SCHUMANN und Herrn H. BRADATSCH sind wir für die Ausführung zahl- reicher Messungen zu Dank verpflichtet. 29 LANDOLT-BÖRNSTEIN. Zahlenwerte u. Funktionen, Bd. 1, Teil 4 [ 1 9 5 5 ] , S . 35. Zur Thermolumineszenz von MgF2/Mn Von P. BRÄUNLICH. W. HANLE und A. SCHARMANN Aus dem Physikalischen Institut der Universität Gießen (Z. Naturforschg. 16 a. 869—872 [1961) ; eingegangen am 30. Mai 1961) Herrn Prof. Dr. N. RIEHL zum 60. Geburtstag gewidmet Die Thermolumineszenz von MgF 2 /Mn nach Anregung mit RöNTGEN-Strahlung wird als Funktion des Aktivatorgehaltes untersucht und die Eignung zur Dosimetrie diskutiert. Die Thermolumineszenz anorganischer Leucht- stoffe hat in letzter Zeit in der Dosimetrie eine grö- ßere Bedeutung gewonen. Wenn man Leuchtstoffe mit ionisierender Strahlung bestrahlt, können Elek- tronen in das Leitfähigkeitsband gehoben und dann von Haftstellen (traps) eingefangen werden. Führt man der Probe Energie zu, dann werden die Haft- stellen entleert, und die freigemachten Elektronen können zur Lumineszenz Anlaß geben. Wird die Energie in thermischer Form zugeführt, spricht man von Thermolumineszenz. Der Intensitätsverlauf der Lumineszenz bei Aufheizen mit konstantem Tem- peraturgradienten heißt Glow-Kurve. Zur Dosimetrie können sowohl die Gesamtlumineszenzintensität (Lichtsumme) als audi die Höhe einzelner Peaks der Glow-Kurve herangezogen werden. Bisher sind eine ganze Reihe von Versuchen ge- macht worden, die Energiespeicherung in Leuchtstof- fen zur Dosismessung auszunutzen. Dabei wurde nach einem Leuchtstoff gesucht, der folgenden An- forderungen genügt: hohe Nachweisempfindlichkeit 1 F. DANIELS, C. A. BOYD U. D. F. SAUNDERS, Science 117, 343 [1953]. 2 W. KOSSEL U. U. MAYER. Naturwiss. 4 3 , 4 [1956]. 3 J. GINTHER U. R . D . K I R K , J. Electrochem. Soc. 104, 365 [1957], 4 W. HANLE U. H. PETER, Ber. d. Oberhess. Ges. f. Natur- und Heilkunde 29, 105 [1958], 5 D. A. PATTERSON U. H. FRIEDMAN, J. Opt. Soc. Amer. 47. 1136 [1957], S H. PETER, Atomkernenergie 5 , 4 5 3 [I960]. 7 F. G. HOUTERMANS, E. JÄGER, M. SCHÖN U. H. STAUFFER, Ann. Phys., Lpz. 20. 283 [1957], herab bis ins Milliröntgen-Gebiet. Speicherfähigkeit der Energie über einige Wochen ohne merkliches Ausbleichen, Dosis-proportionale Anzeige und so- genannte Wellenlängenunabhängigkeit. Wellenlän- genunabhängigkeit bedeutet, daß sich der Leucht- stoff bezüglich seiner Absorption der RÖNTGEN- und J'-Strahlung wie Luft verhält. Hierfür muß im Be- reich der Photo- und CoMPTON-Absorption die soge- nannte effektive Ordnungszahl des Leuchtstoffes gleich der von Luft (zeff = 7,7) sein. Auf ihre Eignung als Dosimetersubstanz wurden bisher eine ganze Reihe von Leuchtstoffen unter- sucht 1-10 . Besonders gute Eigenschaften besitzt das CaF 2 /Mn 8 ~ 10 . Auch wird das Calciumfluorid- Thermolumineszenz-Dosimeter schon technisch her- gestellt *. Allerdings beträgt seine effektive Ord- nungszahl zeff = 16,3. Im folgenden sollen die Eigen- schaften von MgF 2 /Mn untersucht werden, dessen effektive Ordnungszahl (z e ff=10) besser mit der von Luft übereinstimmt. 8 M. SCHÖN, Vorträge auf der Tagung der Schutzkommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Karlsruhe am 29. —30. 5. 1959 und dem Symposium über Dosimetrie der IAEA in Wien am 7.-11.6. 1960. 9 J. H . SCHULMAN, R. J. GINTHER, R . D . K I R K U. S. GOULART, Nucleonics 18, 12 (März) [I960]. 10 J. H . SCHULMAN, F. H. ATTIX, E . J . W E S T U. R . J . GINTHER. Rev. Sei. Instrum. 31, 1263 [I960]. * Manufacture Beige de Lampes et de Materiel Electroni- que, Brüssel.

Zur Thermolumineszenz von MgF2/Mnzfn.mpdl.mpg.de/data/Reihe_A/16/ZNA-1961-16a-0869.pdf · Kurve, bei der gegenüber einer nicht vorgeheizten ein Maximum bei 240 °C verschwunden ist,

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This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution4.0 International License.

Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschungin Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung derWissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht:Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz.

Abb. 10c , d dargestellt28. Es bildet sich während der Umlagerung keine aufgelockerte Ubergangs-phase wie bei Quarz—> Cristobalit; die großen Kryp-tonatome können nicht in das Gitter eindringen.

28 Für die a ^ /?-Quarz-Transformation siehe auch die maß-stabsgetreue Darstellung bei Anm. 29.

Wir danken Herrn Prof. Dr. N. R I E H L sehr für die Förderung dieser Arbeit. — Frl. R . S C H U M A N N und Herrn H. B R A D A T S C H sind wir für die Ausführung zahl-reicher Messungen zu Dank verpflichtet.

29 LANDOLT-BÖRNSTEIN. Zahlenwerte u. Funktionen, Bd. 1, Teil 4 [ 1 9 5 5 ] , S . 3 5 .

Zur Thermolumineszenz von MgF2/Mn V o n P . B R Ä U N L I C H . W . H A N L E u n d A . S C H A R M A N N

Aus dem Physikalischen Institut der Universität Gießen ( Z . N a t u r f o r s c h g . 16 a . 8 6 9 — 8 7 2 [1961 ) ; e i n g e g a n g e n am 30. M a i 1961)

Herrn Prof. Dr. N. R I E H L zum 60. Geburtstag gewidmet

Die Thermolumineszenz von M g F 2 / M n nach Anregung mit RöNTGEN-Strahlung wird als Funktion des Aktivatorgehaltes untersucht und die Eignung zur Dosimetrie diskutiert.

Die Thermolumineszenz anorganischer Leucht-stoffe hat in letzter Zeit in der Dosimetrie eine grö-ßere Bedeutung gewonen. Wenn man Leuchtstoffe mit ionisierender Strahlung bestrahlt, können Elek-tronen in das Leitfähigkeitsband gehoben und dann von Haftstellen (traps) eingefangen werden. Führt man der Probe Energie zu, dann werden die Haft-stellen entleert, und die freigemachten Elektronen können zur Lumineszenz Anlaß geben. Wird die Energie in thermischer Form zugeführt, spricht man von Thermolumineszenz. Der Intensitätsverlauf der Lumineszenz bei Aufheizen mit konstantem Tem-peraturgradienten heißt Glow-Kurve. Zur Dosimetrie können sowohl die Gesamtlumineszenzintensität (Lichtsumme) als audi die Höhe einzelner Peaks der Glow-Kurve herangezogen werden.

Bisher sind eine ganze Reihe von Versuchen ge-macht worden, die Energiespeicherung in Leuchtstof-fen zur Dosismessung auszunutzen. Dabei wurde nach einem Leuchtstoff gesucht, der folgenden An-forderungen genügt: hohe Nachweisempfindlichkeit

1 F . DANIELS, C. A. B O Y D U. D . F . SAUNDERS, Science 117, 3 4 3 [ 1 9 5 3 ] .

2 W . KOSSEL U . U. M A Y E R . Naturwiss. 4 3 , 4 [ 1 9 5 6 ] . 3 J . GINTHER U . R . D . K I R K , J . Electrochem. Soc. 104, 3 6 5

[ 1 9 5 7 ] , 4 W . H A N L E U . H . P E T E R , Ber. d. Oberhess. Ges. f. Natur- und

Heilkunde 29, 1 0 5 [ 1 9 5 8 ] , 5 D . A. PATTERSON U. H . F R I E D M A N , J . Opt. Soc. Amer. 4 7 .

1 1 3 6 [ 1 9 5 7 ] , S H . P E T E R , Atomkernenergie 5 , 4 5 3 [ I 9 6 0 ] . 7 F . G . HOUTERMANS, E . J Ä G E R , M . SCHÖN U. H . STAUFFER, A n n .

Phys., Lpz. 20. 2 8 3 [ 1 9 5 7 ] ,

herab bis ins Milliröntgen-Gebiet. Speicherfähigkeit der Energie über einige Wochen ohne merkliches Ausbleichen, Dosis-proportionale Anzeige und so-genannte Wellenlängenunabhängigkeit. Wellenlän-genunabhängigkeit bedeutet, daß sich der Leucht-stoff bezüglich seiner Absorption der R Ö N T G E N - und J'-Strahlung wie Luft verhält. Hierfür muß im Be-reich der Photo- und CoMPTON-Absorption die soge-nannte effektive Ordnungszahl des Leuchtstoffes gleich der von Luft (zeff = 7,7) sein.

Auf ihre Eignung als Dosimetersubstanz wurden bisher eine ganze Reihe von Leuchtstoffen unter-sucht 1 - 1 0 . Besonders gute Eigenschaften besitzt das CaF 2 /Mn 8~ 1 0 . Auch wird das Calciumfluorid-Thermolumineszenz-Dosimeter schon technisch her-gestellt *. Allerdings beträgt seine effektive Ord-nungszahl zeff = 16,3. Im folgenden sollen die Eigen-schaften von MgF2 /Mn untersucht werden, dessen effektive Ordnungszahl ( z e f f = 1 0 ) besser mit der von Luft übereinstimmt.

8 M. SCHÖN, Vorträge auf der Tagung der Schutzkommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Karlsruhe am 29. —30. 5. 1959 und dem Symposium über Dosimetrie der I A E A in Wien am 7 . - 1 1 . 6 . 1 9 6 0 .

9 J . H . SCHULMAN, R . J . G I N T H E R , R . D . K I R K U. S . GOULART, Nucleonics 18, 1 2 (März) [ I 9 6 0 ] .

1 0 J . H . SCHULMAN, F . H . A T T I X , E . J . W E S T U. R . J . GINTHER. Rev. Sei. Instrum. 31, 1 2 6 3 [ I 9 6 0 ] .

* Manufacture Beige de Lampes et de Materiel Electroni-que, Brüssel.

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1. Experimentelles

Als Ausgangssubstanz diente chemisch reines MgF2 für optische Zwecke von R i e d e l d e H a e n . Diese Substanz enthält noch Spuren von Verunreinigungen, die bei Anregung mit UV-Licht als lumineszierende Ein-schlüsse mit roter, gelber und grüner Emission zu er-kennen sind. Das MgF2 wurde mit MnF2 , das aus Man-gankarbonat mit Flußsäure gefällt worden war und bei Anregung mit UV-Licht nicht lumineszierte, sorgfältig gemischt und bei 1000 °C in einer Argon-Atmosphäre geglüht. Beim Mörsern der aktivierten Substanz trat im Gegensatz zur nichtaktivierten eine intensive gelbe Tribolumineszenz, bei RöNTGEN-Strahlanregung ebenfalls eine intensive gelbe Lumineszenz auf.

Zur Messung der Glow-Kurven wurden die Substan-zen in einen aufheizbaren zylindrischen Kupferblock mit einer kreisförmigen Vertiefung von 7 mm 0 gebracht. In diese Vertiefung wurden die pulverförmigen Leucht-stoffe einsedimentiert. Die Registrierung der Lumines-zenz erfolgte mit einem Multiplier vom Typ RCA 6217 und einem Schreiber ( S i e m e n s - Kompensograph). Die RöNTGEN-Bestrahlung wurde mit einem S i e m e n s -Heliodor, die Dosismessungen mit einem B o m k e -Dosimeter (PTW-Freiburg) durchgeführt.

2. Meßergebnisse

Haftstellenanalyse

Die Thermolumineszenz von MgF2 /Mn ist stark vom Aktivatorgehalt abhängig (Abb. 1 ) . Nicht akti-viertes Magnesiumfluorid emittiert beim Aufheizen nach RöNTGEN-Restrahlung nur sehr schwach. Mit wachsendem Mangangehalt steigt die Intensität der Thermolumineszenz bis zu einer optimalen Mn-Kon-zentration an (0,1 Gew.-% M n F 2 ) ; bei noch höheren Mn-Zusätzen wird die Intensität wieder kleiner.

Die Lage der Glow-Maxima zeigt Abb. 2. Außer den beiden Hauptmaxima bei 68 °C und 131 ° C sind noch 3 weitere bei 197 °C, 257 °C und etwa 310 ° C zu erkennen. Mit 0,1% MnF2 aktiviertes MgF2 besitzt statt der beiden Maxima bei 197 C und 257 ° C nur eines bei 218 °C, das durch Uber-lagerung der beiden Peaks entsteht. Dies konnte durch folgenden einfachen Versuch bestätigt werden:

Eine Probe (mit 0 ,1% MnF2) wurde jeweils nach der RöNTGEN-Bestrahlung bis zu einer gewissen Tem-peratur vorgeheizt, auf Zimmertemperatur abgekühlt und dann die Glow-Kurve aufgenommen. Bei dem Maximum bei 218 °C wird nicht nur die Höhe klei-ner, es ändert sich auch dessen Lage. Die Haftstel-

11 I . A. PARFIANOWITSCH, J . Exp. Theor. Phys. 2 6 , 690 [1954]. 1 2 J . T . R A N D A L L U. M. H . F . W I L K I N S , Proc. Roy. Soc., Lond.

A 184. 366 [1945],

£ I

100 200 °C 300 Temperatur

Abb. 1. Glow-Kurven von MgF2 /MnF2 nach Bestrahlung mit 108 r 75 kV-RöNTGEN-Strahlen. A : nicht aktiviert; B : 0,02 Gew.-% MnF 2 ; C : 0,1 Gew.-% MnF, ; D : 0,5 Gew.-% MnF2 ;

Aufheizgeschwindigkeit: 0,47 °/sec.

len, die das 197 °C-Maximum verursachen, sind bei einer Vorheiztemperatur von etwa 230 ° C völlig entleert. Der Peak hat sich daher nach etwa 250 ° C verschoben (Abb. 3 ) . Bei noch höheren Vorheiztem-peraturen bleibt lediglich das Maximum bei 310 ° C übrig.

Zur Bestimmung der Aktivierungsenergie E, d. h. des energetischen Abstandes der Haftstelle vom un-teren Rand des Leitfähigkeitsbandes, sind eine Reihe von Verfahren bekannt n ~ 1 3 . Wir haben für die beiden Peaks bei 131 ° C und 197 °C die Methode des exponentiellen Anstiegs verwendet. Nach der Theorie von R A N D A L L , W I L K I N S , G A R L I C K und G I B S O N

(s. Anm. 1 2 ' 1 4 ) erfolgt der Anstieg eines Glow-Maximums nach der Formel

I = Ce-E'kT.

Hier ist C eine Konstante, E die Aktivierungsenergie oder Haftstellentiefe, k die BoLTZMANN-Konstante und T die absolute Temperatur. Trägt man den Log-arithmus der Lumineszenzintensität / als Funktion von l/T auf, ergibt sich eine Gerade, aus deren An-stieg E ermittelt werden kann. Mit hoher Schreib-geschwindigkeit und genügender Empfindlichkeit konnte der Anstieg bei beiden Maxima über 2 Zeh-

13 A. HALPERIN U. A. A. B A R N E R . Phys. Rev. 1 1 7 , 408 [I960] . 1 4 G . F. J. G A R L I C K U. A. F. GIBSON, Proc. Phys. Soc., Lond.

60, 574 [1948],

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Temperatur

1.33 eV

temperatur »•

Abb . 3. Glow-Kurven von MgF 2 / 0 , l% MnF 2 nach Bestrahlung mit 75 kV-RöNTGEN-Strahlen (540 r). Vorheiztemperatur als Parameter.

Temperatur »-

Abb. 2. Glow-Kurve von MgF, /0 ,05% MnF 2 nach Be-strahlung mit 325 r 75 kV-RöNTGEN-Strahlen. Aufheiz-geschwindigkeit: 0,47 ° /sec . Die Aktivierungsenergie für jedes Maximum ist an der Kurve eingetragen, für

das Maximum bei 257 ° C beträgt sie 1,84 eV.

nerpotenzen gemessen werden. Er erfolgt bis etwa 30° unterhalb des Maximums exponentiell. Für den 131 °C-Peak wurde £ = l , 3 3 e V , für den 197 °C-Peak £ = l , 6 3 e V errechnet. Beide Werte wurden aus mehreren Messungen gemittelt. Die energetische Lage der anderen Haftstellen wurde aus der Formel E = ak r m a x (a = Konstante) abgeschätzt12. Die er-haltenen Werte sind in Abb. 2 eingetragen.

Wahrscheinlichkeit in das Leitfähigkeitsband und werden von den 131 °C-Haftstellen eingefangen. Einen ähnlichen Effekt fand L U C H N E R 15 bei CaF2 , er wurde von ihm aber nicht gedeutet. Er untersuchte CaF2-Mineralien, die durch radioaktive Einschlüsse angeregt worden waren. Eine bei etwa 245 °C 6 min lang vorgeheizte Probe ergab eine Glow-Kurve, bei der gegenüber einer nicht vorgeheizten ein Maximum bei 240 °C verschwunden ist, die

Retrapping

Wird ein Elektron durch Zufuhr von Energie aus einer Haftstelle in das Leitfähigkeitsband gehoben, kann es entweder in einen Aktivatorterm unter Aus-sendung von Lumineszenzlicht fallen oder wieder von einer Haftstelle eingefangen werden. Den letz-teren Prozeß nennt man „Retrapping" 14. Das Auf-treten dieses Retrappings konnte beim MgF2 /Mn aus folgenden Versuchen geschlossen werden:

Die Höhe des Peaks bei 68 °C nimmt sehr schnell ab und ist nach etwa 10-stündiger Lagerzeit nicht mehr zu erkennen (Abb. 4 ) . Das Maximum bei 131 C nimmt hingegen zunächst mit wachsender Lagerzeit etwas zu und sinkt erst nach etwa 8 Stun-den unter den Anfangswert. Das Maximum bei 218 °C verändert sich auch nach längerer Lagerzeit nur wenig. Die anfängliche Zunahme des Haupt-peaks bei 131 °C läßt sich als Retrapping-Effekt deuten. Die Elektronen aus den flacheren Haftstellen gelangen bei Zimmertemperatur mit genügend hoher

Abb . 4. Einfluß der Lagerzeit von mit 75 kV-RöNTGEN-Strah-len bestrahlten MgF 2 / 0 , l% MnF2 -Proben auf die Form der Glow-Kurve. Lagerzeit O Stunden (a ) , Lager-

zeit 5 Stunden (b ) , Lagerzeit 14 Tage ( c ) .

15 K. LUCHNER, Z. Phys. 149, 435 [1957] ,

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Höhe eines bei etwa 370 °C gelegenen Peaks aber zugenommen hat. Wir möchten auch für diesen Be-fund ein Retrapping verantwortlich machen.

Temperatur » Temperatur—• a) b)

Abb . 5. Glow-Kurven von MgF 2 / 0 , l% MnF., (75 kV-RöNTGEN-Strahlen) nacli vorhergegangener Ausheizung der Peaks bei 68 ° C und 131 °C . a) Messung sofort ; b) Messung nach

5 Tagen Lagerung.

Bewahrt man eine mit RöNTGEN-Strahlen angeregte Probe, bei der die Maxima bei 68° und 131 °C völ-lig ausgeheizt worden waren, einige Tage im Dun-keln auf und nimmt dann ohne nochmalige Anre-gung eine Glow-Kurve auf, tritt das 131 °C-Maxi-mum wieder auf (Abb. 5 ) . Dieser Befund ist leicht zu deuten. Die Elektronen des stark besetzten 197 °C-Niveaus besitzen auch bei Zimmertemperatur eine gewisse Wahrscheinlichkeit, ins Leitfähigkeitsband zu gelangen. Ein Teil dieser Elektronen kann dann von den 131 C-Haftstellen eingefangen werden.

Eignung als Dosimeter

Im folgenden soll die Thermolumineszenz von MF2/Mn unter dem Gesichtspunkt der Verwendung als Dosimetersubstanz betrachtet werden. Von den eingangs erwähnten Forderungen sind hohe Emp-findlichkeit und dosisproportionale Anzeige gut er-füllt (Abb. 6 ) . MgF2 /Mn besitzt Dosisproportionali-tät im Bereich von 0.1 bis über 4 ' 1 0 3 r . Mit der verwendeten Anlage ließen sich noch 50 mr gut nachweisen, eine untere Nachweisgrenze von einigen mr sollte bei einer besseren Registriereinrichtung leicht möglich sein.

Eine weitere Forderung war eine genügende Spei-cherfähigkeit. Eine gute Speicherung ist gewährlei-stet, wenn die Glow-Maxima bei genügend hohen Temperaturen liegen. Die Abnahme der Lichtsumme und der Höhe des 131 °C-Peaks nach Lagerung der bestrahlten Proben bei Zimmertemperatur zeigt Abb. 7. Die anfängliche Zunahme des Peaks ist, wie oben erwähnt, durch Retrapping bedingt, siehe auch Abb. 4. Hinsichtlich Speicherfähigkeit ist CaF2/Mn dem MgF2 /Mn überlegen. Es dürfte jedoch genü-gend Fälle geben, wo eine Speicherfähigkeit über 1 Woche genügt. Hierfür eignet sich MgF2/Mn, ins-besondere, wenn nicht die gesamte Lichtsumme, son-dern die Höhe des 2. Peaks gemessen wird. Die For-derung nach Wellenlängenunabhängigkeit ist besser erfüllt als bei CaF2/Mn.

Abb . 6. Dosisabhängigkeit der Thermolumines- Abb . 7. Höhe des 131 °C-Maximums der Glow-Kurve (a) und Licht-zenz (131 ° C Maximum der Glow-Kurve) von summe (b) von mit 108 r (75 kV-RöxTGEN-Strahlen) bestrahltem

MgF 2 / 0 , l% M n F j (75 kV-RöNTGEN-Strahlen). M g F , / 0 , l % M n F , als Funktion der Lagerzeit.

Peak-Höhe 0,1 02 05 1 2 5 10 20 50 100 200 500 h

Zeit

Der Schutzkommission der D e u t s c h e n F o r s c h u n g s g e m e i n s c h a f t sind wir für Zuwendungen zu großem Dank verpflichtet.