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Endbericht zum Projekt Lungenerkrankungen von Biomastlämmern Institut für Veterinärmedizinische Untersuchungen Graz Dr. H. Weinberger, (AGES); Dr. J. Frei (prakt. Tzt. Stein/Enns) Dr. T. Urbanke (AGES); Dr. S. Richter (AGES); Dr. F. Dieber (Stmk TGD); Dr. J. Spergser (VUW); Dr. J. Köfer (AGES)

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Endbericht zum Projekt

Lungenerkrankungen

von Biomastlämmern Institut für Veterinärmedizinische Untersuchungen Graz

Dr. H. Weinberger, (AGES); Dr. J. Frei (prakt. Tzt. Stein/Enns)

Dr. T. Urbanke (AGES); Dr. S. Richter (AGES);

Dr. F. Dieber (Stmk TGD); Dr. J. Spergser (VUW); Dr. J. Köfer (AGES)

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1. Einleitung

Bio-Schaflämmer aus der Steiermark und den angrenzenden Bundesländern werden im

Schlachthof Tasch in Stein/Enns geschlachtet. Die steirischen Lämmer kommen bis zum

Schlachttermin in einen Sammelstall in Öblarn. Vom Abnehmer wird ein Mindestlebendgewicht

von 40 kg gefordert, somit stehen manche Lämmer mit verzögertem Wachstum Wochen bis

Monate im Sammelstall.

Im Jahr 2007 wurden bei ~15% von 1015 geschlachteten Lämmern Lungenveränderungen

festgestellt. Dr. Frei, 8961 Stein/Enns, hat aus diesem Grund gemeinsam mit dem TGD Steiermark

(Dr. F. Dieber) geplant, veränderte Schaflungen in einem Zeitraum von etwa 1 Jahr hinsichtlich der

Ätiologie und des Alters der pneumonischen Veränderungen untersuchen zu lassen. Im Rahmen

dieses Projektes wurden nur Bio Lämmer aus der Steiermark untersucht.

Bei gleichbleibendem Schlachtaufkommen wie im Jahr 2007 wurde ein Probenaufkommen von

etwa 150 Stück Lungen geschätzt. Da diese Zahl bereits im Februar 2009 erreicht war, wurde das

Projekt bis Juni 2009 verlängert um eine Aussage über den Verlauf bezüglich des Auftretens von

Lungenveränderungen über ein ganzes Jahr treffen zu können. Zusätzlich wurde eine

Differenzierung der isolierten Mykoplasmen an der Veterinärmedizinischen Universität Wien,

Institut für Bakteriologie, Dr. Spergser angeschlossen.

2. Zielsetzung

Abklärung pathologisch-anatomischer und -histologischer Organveränderungen, bakterieller

Erreger inklusive Mykoplasmen und viraler Erreger. Erstellung eines Antibiogramms bei

relevanten Keimen. Altersbestimmung pleuro-pneumonischer Veränderungen zur Abklärung ob

diese im Ursprungsbetrieb oder im Sammelstall entstanden sind.

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sollen helfen den Gesundheitszustand der Lämmer zu

verbessern und damit die Qualität der Schlachtkörper bzw. Organe zu erhöhen.

3. Material und Methodik

Im Zeitraum von 11.6.2008 bis 30.6.2009 wurden im Rahmen der Schlachttier- und Fleisch-

untersuchung von Dr. Frei 1458 steirische Biolämmer beurteilt und davon 273 Lungen als

verändert registriert. 212 dieser veränderten Lungen wurden für weitere Untersuchungen am IVET

Graz ausgewählt.

Diese Lungen stammten von Biolämmern 54 verschiedener Betriebe, wobei zwischen 1 und 19 der

Proben aus einem Bestand stammten.

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Grafik 1 zeigt eine Übersicht über Anzahl der geschlachteten Lämmer, der veränderten und der zur

Untersuchung ans IVET Graz gelangten Lungen im Projektzeitraum von 1 Jahr. Die Trendlinien

lassen ein Absinken sowohl von Schlachtungen als auch von veränderten Lungen in den

Wintermonaten erkennen.

In Grafik 2 sind die im Schlachtraum als verändert befundeten und die am Institut für

veterinärmedizinische Untersuchungen, AGES Graz untersuchten Lungen in Prozent der Anzahl

der geschlachteten Schafe dargestellt. Eine Abnahme des Anteils veränderter Lungen in den

Wintermonaten gegenüber den Sommermonaten ist zu erkennen (von ~30% auf 10-15%).

Anzahl von geschlachteten Lämmern, veränderten und untersuchten Lungen

0

10

20

30

40

50

60

70

09.06.2

008

23.06.2

008

07.07.2

008

21.07.2

008

04.08.2

008

18.08.2

008

01.09.2

008

22.09.2

008

06.10.2

008

20.10.2

008

03.11.2

008

17.11.2

008

01.12.2

008

15.12.2

008

12.01.2

009

26.01.2

009

09.02.2

009

23.02.2

009

09.03.2

009

23.03.2

009

06.04.2

009

20.04.2

009

04.05.2

009

18.05.2

009

02.06.2

009

15.06.2

009

29.06.2

009

geschlachtete Lämmer alle veränderten Lungen untersuchte Lungen

Polynomisch (untersuchte Lungen) Polynomisch (geschlachtete Lämmer) Polynomisch (alle veränderten Lungen)

Grafik 1: Anzahl der geschlachteten Lämmer, der bei der Schlachttier-/ Fleischuntersuchung

veränderten, und der zur Untersuchung ans IVET Graz gelangten Lungen über den Projektzeitraum

von 1 Jahr, mit polynomischen Trendlinien

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Prozentueller Anteil veränderter und untersuchter Lungen an

geschlachteten Lämmern

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

09.0

6.200

8

30.0

6.200

8

21.0

7.200

8

11.0

8.200

8

01.0

9.200

8

29.0

9.200

8

20.1

0.200

8

10.1

1.200

8

01.1

2.200

8

29.1

2.200

8

26.0

1.200

9

16.0

2.200

9

09.0

3.200

9

30.0

3.200

9

20.0

4.200

9

11.0

5.200

9

02.0

6.200

9

22.0

6.200

9

untersuchte Lungen in % alle veränderten Lungen in %Polynomisch (alle veränderten Lungen in %) Polynomisch (untersuchte Lungen in %)

Grafik 2: Prozentueller Anteil am Schlachthof veränderter und zur Untersuchung ans IVET Graz

gelangter Lungen an der Gesamtanzahl aller geschlachteten Schafe im Projektzeitraum von 1 Jahr,

mit polynomischen Trendlinien

- Makropathologie

Organsektion mit pathologisch-anatomischer Beurteilung. Entnahme von Lungenteilen für die

histologische und elektronenmikroskopische Untersuchung. Weiterleitung von Proben zum

bakteriologischen Ansatz.

Beschreibung der Veränderungen an Lunge und Pleura nach Lokalisation ( Graphik 3 ), Qualität

(z.B. eitrige Pneumonie, Pleuritis, Lungenemphysem, Blutungen, Verwachsungen, Abszesse) und

Quantität (ggr./mgr./hgr.).

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links rechts

HL Zwerchfelllappen lobus diaphragmaticus

ML Mittellappen (links eigentlich cd. Teil des Spitzenlappens, re

wirklich Mittellappen)

lobus medius

VL Spitzen(Vorder)lappen lobus apicalis

AL Anhangslappen lobus accessorius

Graphik 3: Anatomie der Lunge nach Nickel, Schummer, Seiferle, Anatomie der Haustiere, 1960,

2. Aufl.

- Histopathologie

Zur histologischen Untersuchung wurden je ein ca. 2x3x2cm großes Stück aus einem veränderten

und aus einem unverändertem Teil der Lunge entnommen und in 7% gepuffertem Formalin für

mindestens 24 Stunden fixiert; es erfolgte eine Einbettung der Proben in Paraffin, Anfertigung von

ca. 4-6µm dicken Schnitten und anschließender Hämatoxilin/Eosin-Färbung.

Die untersuchten Lungenproben zeigten unterschiedliche Veränderungen, welche z.T. auf die

Ätiologie hinweist (bakterielle/virale Ursache; Mykoplasmen, Stallklima).

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Pleuritis adhäsiva: Fibröse Pleuritis mit Verwachsung von Pleura pulmonalis mit Pleura costalis;

eine Trennung der Lunge vom Brustkorb ist nur mit Substanzverlust möglich.

Pleuritis fibrinosa: Fibrinöses Exsudat überzieht die Pleura; eine Trennung der Lunge vom

Brustkorb ist ohne Substanzverlust möglich.

Pneumonien bestehen meist aus unterschiedlichen Anteilen:

Akut: Eitrig: überwiegend neutrophile Granulozyten im Alveolarlumen;

„Desquamativ“: Einwanderung von Alveolarmakrophagen, welche von Typ II

Pneumozyten vermehrt produzierten Surfactant phagozytieren. Typ II Pneumozyten

werden vermehrt produziert, wenn Typ I Pneumozyten, welche empfindlicher gegen

Noxen, z.B. Sauerstoffmangel sind, zugrunde gehen.

„Desquamativ“-eitrig: Alveolarmakrophagen und neutrophile Granulozyten im

Alveolarlumen.

Fibrinös: (früher kruppös): je nach Phase, Fibrin, Leukozyten, Blut oder tw.

nebeneinander.

Chronisch:

BALT: induzierbares Schleimhaut-assoziertes lymphatisches Gewebe (MALT) entsteht als

Reaktion auf eine lang anhaltende Immunstimulation (z.B. Mykoplasmen, Viren). Dieses

kann das Lumen der Bronchioli einengen.

Fibrose: Bindegewebszubildung als Ersatz von akut entzündlichem Gewebe (Vernarbung)

oder in den Alveolarwänden z.B. von Ödemflüssigkeit.

„Bronchiolo-alveoläre Hyperplasie“: im Bereich der Alveolen kommt es nach Schädigung

der Typ I Pneumozyten zu einer Hyperplasie von Typ II Pneumozyten, welche epihelartig

aufgereiht sind.

Abszesse: fokale Einschmelzung von Gewebe durch Granulozyten bzw. ihre Enzyme; je

nach Alter Ausbildung einer unterschiedlich starken Abszesskapsel.

Die Begriffe „desquamative Pneumonie“ und „bronchiolo-alveoläre Hyperplasie“ sind nicht mehr

aktuell und stehen daher unter Anführungszeichen; die Definitionen geben den aktuellen

Wissensstand wieder.

Zur Altersbestimmung wurden die Altersangaben von Lungenveränderungen und allgemeine

Richtlinien zur Altersbestimmung von Entzündungen nach Beteiligung unterschiedlicher Zelltypen

am Entzündungsprozess (nach Köhler, Kraft; Gerichtliche Veterinärmedizin, 1984) verwendet.

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Katarrhalpneumonie 1-2 Tage, gegebenenfalls mit Hinzurechnen einer Inkubationsfrist,

welche bei bakteriell bedingten Pneumonien als sehr kurz (1-2) Tage

angegeben wird.

Katarrhalpneumonie mit Peribronchitis oder festen Verwachsungen zwischen Lunge und Pleura

costalis 10-14 Tage; die BALT-Hyperplasie wurde hier mit Peribronchitis

gleichgesetzt.

Bronchitis obliterans 7-9 Tage.

Kruppöse (fibrinöse) Pneumonie je nach Phase 1(-2) -7 Tage.

Zur Abschätzung des Alters wurden für dieses Projekt insbesondere folgende Kriterien

herangezogen:

1) Peribronchitis mit katarrhalischer („desquamativer“, eitriger oder „desquamativ“-eitriger )

Pneumonie, welcher eine Mindestentstehungsdauer von 10 Tagen zugeordnet wurde.

2) Fibröse Veränderungen, sowohl an Pleura als auch im inter- und intralobulären

Lungeninterstitium mit einer ebenso langen Mindestentstehungsdauer .

3) Für die Ausbildung von „bronchiolo-alveolären Hyperplasien“, für die es in der Literatur keine

Angaben über die Entstehungsdauer gab, wurde ein Zeitraum zwischen 5 und 10 Tagen

angenommen (Einwirkungsdauer einer Noxe, Verlust der Pneumonzyten TypI, Proliferation und

Aufreihung der Pneumonzyten TypII an der Alveolarbasalmembran).

- Bakteriologie

Bakteriologische Untersuchung mittels Direktausstrich eines veränderten Organstückes auf

Schafblutagar (Fa Biomerieux), McConkey-, Pasteurellen- und Mykoplasmen-Agar (hergestellt am

Institut für veterinärmedizinische Untersuchungen AGES Graz), und nachfolgender aerober bzw.

mikro-aerophiler (90% N; 10% CO2) Bebrütung bei 37° Celsius für 24 bzw. 72 Stunden.

Auswertung und bei Bedarf Differenzierung der Keime mit den biochemischen Systemen API

20NE, API Strep und API Staph der Fa. Biomerieux.

Die Erstellung eines Antibiogrammes auf Schafblutagar erfolgte mittels Agardiffusionstest für

Keime, welche als relevant für die Entstehung von Lungen- und Pleuraveränderungen eingestuft

wurden. Bei Isolierung desselben Keimes aus Lungen von Schafen aus dem gleichen Betrieb und

vom selben Schlachttag wurde nur einmal ein Antibiogramm erstellt. Eitererreger wie z.B.

Staphylokokken und Streptokokken wurden nicht getestet. Die untersuchten Antibiotika sind in der

nachfolgenden Tabelle 1 aufgelistet. Florfenicol und Tulathromycin wurden nach Rücksprache mit

Dr. Frei ab 8.7. 2008 getestet.

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Amoxicillin

Ampicillin

Cefquinom

Colistin

Enrofloxacin

Florfenicol

Gentamicin

Kanamycin

Lincomycin /

Spectinomycin

Neomycin

Penicillin G

Streptomycin

Tetracyclin

Tilmicosin

Trimethoprim

Tulathromycin

Tab 1: Auflistung der Antibiotika gegen welche eine Resistenztestung erfolgte

- Elektronenmikroskopie

Zur routinemäßigen Untersuchung der Lämmerlungen wurde die Präparationsmethode des

„Negative Stainings“ mit anschließender Analyse im Transmissionselektronenmikroskop

angewandt. Beim „Negative Staining“ wurde aus einer Lungenprobe eine Suspension hergestellt.

Die Suspension wurde in der Folge durch Zentrifugieren (3000rpm/15min., 4600rpm/15min.) von

Zellresten befreit. Die Viren im gewonnenen Überstand wurden mittels Ultrazentrifuge (80000rpm,

20psi, 25min.) auf die Objektträgernetzchen zentrifugiert. Die Ultrazentrifugation und die kurz

zuvor angewandte chemische Behandlung der Objektträgernetzchen ermöglichte so eine

Anreicherung der Viren auf dem Objektträger. Nach der anschließenden Färbung („Negative

Staining“) der so mit Proben bestückten Objektträgernetzchen wurden diese im

Transmissionselektronenmikroskop analysiert.

- Mykoplasmendifferenzierung

Mykoplasmen wurden auf einem für Schafmykoplasmen geeigneten Mykoplasmen-Medium des

IVET Graz angezüchtet und aufgrund ihrer Morphologie vorerst als Mykoplasmen eingestuft; die

Differenzierung der Kulturen wurde am Institut für Bakteriologie, vetmeduni vienna von Dr.

Spergser durchgeführt.

Die Artdiagnose erfolgte mittels Mykoplasmen-spezifischer PCR der 16S-23S intergenischen

Spacer (IGS)-Region und anschließender Restriktionsenzym-Analyse der gewonnenen

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Amplifikate. Hierfür wurden die übersandten Mykoplasmen-Agarkulturen in Friis-Flüssigmedium

überführt und bei 37°C und 5%iger CO2-Atmosphäre für 7 Tage bebrütet. Anschließend erfolgte

die DNA-Extraktion mit Hilfe des Gene Elute Mammalian Genomic DNA Miniprep Kits (Sigma-

Aldrich, Wien) nach Herstellerangaben. Die mittels 16S-23S IGS-PCR gewonnenen Amplifikate

wurden schließlich mit Hilfe eines Restriktionsenzym-Cocktails (TaqI/VspI) enzymatisch

gespalten, gelelektrophoretisch aufgetrennt und die erhaltenen Bandenmuster mit Profilen von

ovinen Mykoplasmen-Typ- und Referenzstämmen verglichen.

4. Ergebnisse

Makropathologie:

Von 212 Lungen waren makroskopisch bei 207 Stück lobuläre pneumonischeVeränderungen

festzustellen; 4 Organe zeigten nur eine Pleuritis und eine Lunge einen solitären Abszess.

Verteilung in der Lunge bzw. Grad der Veränderungen in Bezug auf Lokalisation siehe Grafiken 4

und 5. In erster Linie war der rechte Spitzenlappen betroffen, gefolgt von annähernd gleicher

Anzahl von Veränderungen im rechten Mittellappen und im caudalen Anteil des linken

Spitzenlappen.

ggr.

mgr.

hgr.

re Spitzenlappen

re Mittellappen

re Hauptlappen

li Spitzenlappen cran

li Spitzenlappen caud

li Hauptlappen

Pleuritis

0

20

40

60

80

100

120

140

Anzahl

Grad der

Veränderung

Lokalisation

Verteilung der pneumonischen Veränderungen

Grafik 4: Verteilung der pneumonischen Veränderungen entsprechend Grad und Lokalisation

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Grafik 5: Anzahl der Veränderungen entsprechend der Lokalisation. Gesamtanzahl der

untersuchten Lungen 212 Stück.

Histologische Befunde und Altersbestimmung:

Das Ergebnis der histologischen Untersuchung zeigt, dass eitrige bzw. „desquamativ“-eitrige

Pneumonien den überwiegenden Teil der Veränderungen darstellen. Am nächst häufigsten war die

Ausbildung von BALT-Hyperplasien und „bronchiolo-alveolären Hyperplasien“.

Nichtentzündliche Veränderungen, wie meist subpleural gelegene Dystelektasen sind bei knapp 30

Prozent der Lungen zu finden, vermutlich schlachtbedingte Blutungen und alveoläres Emphysem

bei etwa 2/3 des Untersuchungsgutes, wobei die Anzahl in grobsinnlich veränderten und

unveränderten Lungen differiert. Die mit für die Altersbestimmung herangezogenen Fibrosen

wurden in etwa 20 % der veränderten Lungenteile festgestellt (Tab. 2).

Bei 2 Lungen wurden Veränderungen festgestellt, welche als Beginn einer Lungenadenomatose

eingestuft wurden (Grafik 6).

makroskopisch veränderte Lungenteile

in % der Gesamtzahl von 212

makroskopisch unveränderte Lungenteile

in % der Gesamtzahl von 212

eitrige Broncho-Pneumonie 190 89,62 12 5,66

"desquamative" Pneumonie 187 88,21 4 1,89

BALT Hyperplasie 121 57,08 48 22,64

intralobuläre interst. Pneumonie 32 15,09 74 34,91

44 22

78

40 27

87

202

0

50

100

150

200

250

Anzahl der Veränderungen

re Spitzenlappen

re Mittellappen

re Hauptlappen li

Spitzenlappen

li Spitzenlappen

caud li

Hauptlappen

Pleuritis

Gesamtanzahl der Veränderungen nach Lokalisation

cran

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"bronchio-alveoläre Hyperplasie" 54 25,47 2 0,94

Blutungen 54 25,47 131 61,79

Dystelektase 62 29,25 28 13,21

alv Emphysem 13 6,13 128 60,38

Ödem 22 10,38 6 2,83

Fibrose 42 19,81 7 3,30

Tab.2: Darstellung der histologischen Lungenveränderungen in den makroskopisch als verändert

bzw. unverändert beschriebenen Lokalisationen in absoluten Zahlen sowie Prozentangaben.

Grafik 6: 2 Lokalisationen einer Lunge in unterschiedlicher Vergrößerung: papilläre Strukturen

kubischer, epithelartig aneinander gereihten Zellen, teilweise mit gut ausgebildetem Stroma. In

zahlreichen Alveolen neutrophile Granulozyten und Makrophagen. Peribronchioläre plasma- und

lymphozytäre Infiltration.

Mikrobiologische / virologische Beurteilung:

Bakterien:

Mannheimia hämolytika (52%) und Pasteurella multocida (21%) waren die Erreger welche am

häufigsten aus den Proben isoliert werden konnten. In die Gruppe der unspezifischen Keime (15%)

wurden z.B. unterschiedliche Streptokokken, Staphylokokken, Histophilus (Hämophilus) somni

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eingeordnet. Ein grafischer Überblick der isolierten bakteriellen Erreger ist in Grafik 7 zu sehen.

Zweifach- und Dreifachinfektionen sind in der Übersicht auch erfasst. Bei insgesamt 55 von 212

Lungen konnten keine Bakterien isoliert werden.

Die Summer aller isolierten Erreger (Bakterien, Viren, Mykoplasmen) sowie die Häufigkeit ihres

Vorkommens bezogen auf alle 212 untersuchten Lungen, ist in Grafik 8 ersichtlich.

Bakterielle Erreger

Past. multocida; 38

Past. Spec.; 6

Moraxella; 12

Arcanobacterium pyog.; 4

unspezifische Keime; 27 Mannheimia häm.; 91

Mannheimia häm. Past. multocida

Past. Spec. Moraxella

Arcanobacterium pyog. unspezifische Keime

Grafik 7: Anzahl der Lungen aus welchen bestimmte bakterielle Erreger isoliert wurden.

Mehrfachinfektionen:

Da aus zahlreichen Lungen nicht nur ein, sondern zwei oder drei Erreger isoliert wurden, sind in

Grafik 9 sowohl die unterschiedlichen Kombinationen bakteriellen Erreger und Mykoplasmen als

auch in wie vielen Proben diese festgestellt wurden dargestellt. An den Mehrfachinfektionen sind

am häufigsten Mannheimia hämolytica, Pasteurella multocida und Mykoplasmen beteiligt.

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Erregerübersicht

6124

27

8 2 4

Retrovirus; 22

Past. multocida; 38

Mykoplasma; 69

Mannheimia häm.; 91

Mannheimia häm. Past. multocida Past. Spec. Moraxella Arcanobacterium pyog. unspezifische Keime

Mykoplasma Retrovirus Herpesvirus Adenovirus Mamm. Orthoreovirus

Grafik 8: Darstellung der festgestellten bakteriellen, viralen Erreger und Mykoplasmen und ihre

Häufigkeit im Bezug auf die Gesamtanzahl der untersuchten Lungen (212 Stück)

M = Manheimia hämolytika P = Pasteurella multocida

UK = unspezifische Keime Myk = Mykoplasmen

Grafik 9: Anzahl der Mehrfachinfektionen durch Bakterien und durch Bakterien und Mykoplasmen

gemeinsam

Überblick über die Gesamt-Resistenzlage der isolierten Keime

Grafik 10 und 11 zeigen den Aufbau des Diagramms am Beispiel der Sensibilität von Mannheimia

hämolytica und Pasteurella multocida, den am häufigsten isolierten Keimen. Während ein Großteil

der getesteten Antibiotika zu fast 100 Prozent sensibel ist gibt es bei Gentamycin, Kanamycin,

9

6

1

29

11

5

3 1

10

1 0

5

10

15

20

25

30

Anzahl

M, P, M, UK P,UK M, Myk P, Myk UK, Myk P,UK, Myk M, UK, Myk M, P, Myk M, P, UK

Erregerkombination

Doppel - und Dreifach - Infektionen

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Linco-/Spectinomycin, Neomycin, Tetracyclin und Streptomycin/Trimethroprim-Sulfonamid

deutliche Resistenzen bzw. intermediäre Reaktion.

Die Besitzer – Keim – Antibiogramm – Relationen sind in einer interaktiven Darstellung einer(s)

Excell-Pivot-Tabelle/Diagramm dargestellt (absolute Zahlen):

AB_ Erreger_komplett_08022010

Durch Anklicken und gleichzeitiges Drücken der „STRG“ Taste öffnet sich die Pivot-Tabelle bzw.

das Pivot-Diagramm und man kann durch Anwählen der gewünschten Parameter (z.B.

Antibiotikum, Besitzer, Keim) betriebs- oder erregerspezifische Informationen darstellen (Link für

eigene Dateistrukturen aktualisieren – rechte Maustaste - Hyperlink bearbeiten).

Amoxicillin

Ampicillin

Cefquinom

Colistin

Enrofloxa

cin

Florfenico

l

Gentamicin

Kanamycin

Lincomycin/Spectinomycin

Marbofloxa

cin

Neomycin

Penicillin G

Streptomycin

Tetracyclin

Tilmicosin

Trimethoprim

Tulathromycin

RI

S

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

Empfindlich-

keit (%)

Antibiotika

Antibiotika-Sensibilität für Mannheimia hämolytica

R

I

S

Graphik 10: Sensibilität von Mannheimia hämolytica. Angabe in Prozent der getesteten Keime.

S = Sensibel, R = Resistent, I = Intermediär.

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Amoxicillin

Ampicillin

Cefquinom

Colistin

Enrofloxa

cin

Florfenico

l

Gentamicin

Kanamycin

Lincomycin/Spectinomycin

Neomycin

Penicillin G

Streptomycin

Tetracyclin

Trimethoprim

Tulathromycin

RI

S

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

Empfindlich-

keit (%)

Antibiotika

Antibiotika-Sensibilität für Pasteurella multocida

R

I

S

Graphik 11: Sensibilität von Pasteurella multocida. Angaben in Prozent der getesten Keime.

S = Sensibel, R = Resistent, I = Intermediär.

Elektronenmikroskopische Ergebnisse – Virale Erreger:

Es konnten bei 36 von 212 Proben Viren festgestellt werden (Grafik 12). Die besitzer- und

probenbezogene Auflistung geht aus Tabelle 3 hervor. Mehr als die Hälfte der gefundenen Viren

waren Retroviren.

Tabelle_Viren_15_09_2010.xls (Verlinkung mit der Dokumentendatei des Projektberichtes)

ermöglicht als Pivot- bzw. als Autofilter-Tabelle Abfragen zu unterschiedlichen Parametern.

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Elektronenmikroskopische Ergebnisse - Viren

Retrovirus; 22

Adenovirus; 2

Herpesvirus; 8

Mamm. Orthoreovirus ; 4

Grafik 12: Art und Anzahl der elektronenmikroskopisch identifizierten Viren

Tabelle Viren

Name Auftragsnr. Nr. ELMI Ergebnis

Ablasser Martin u. Auguste 8099937 2 Retrovirus 1

Aloisia Einwitschläger 9010857 1 Retrovirus 1

3 Retrovirus 1

Blasl Margarethe 8072911 3 Mamm. Orthoreovirus 1

8082154 5 Herpesvirus 1

6 Herpesvirus 1

Brandstätter Lisbeth 8072911 2 Retrovirus 1

Gassner Johann 8057993 7 Retrovirus 1

Göldner Josef 8092251 2 Retrovirus 1

Haberl Andrea 8054150 3 Retrovirus 1

5 Mamm. Orthoreovirus 1

Ilsinger Christian 8050535 3 Herpesvirus 1

9047872 3 Retrovirus 1

Lackner Rosswitha 9022532 6 Herpesvirus 1

Leitner Alfred jun. u. Monika 8050535 8 Retrovirus 1

8056345 4 Retrovirus 1

8087248 1 Retrovirus 1

Mali Ingeborg 8089705 9 Retrovirus 1

9017616 1 Retrovirus 1

9034652 1 Retrovirus 1

Moosbrugger Beate 8087248 5 Herpesvirus 1

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Moosbrugger Gerlinde 8105242 4 Herpesvirus 1

Pircher Gertrude 9047872 5 Retrovirus 1

Promok Reinhard u. Veronika 9001919 1 Retrovirus 1

Prugger Peter 8089705 5 Retrovirus 1

Reiter Wolfgang 9022532 7 Adenovirus 1

Reiter Franz 8056345 11 Adenovirus 1

Rieger Gottfried u. Elfriede 8068889 5 Mamm. Orthoreovirus 1

8089705 4 Retrovirus 1

Schafbauernzentrum 8060355 5 Mamm. Orthoreovirus 1

6 Herpesvirus 1

Schmiedhofer Christine 8066923 4 Retrovirus 1

9017616 2 Herpesvirus 1

Schrempf Johann 8064686 5 Retrovirus 1

Seebacher Johann 8057993 8 Retrovirus 1

Trinker Adele 8077518 4 Retrovirus 1

Adenovirus Anzahl 2

Herpesvirus Anzahl 8

Mamm. Orthoreovirus Anzahl 4

Retrovirus Anzahl 22

Gesamtergebnis 36

Tab 3: Den Besitzern sowie Auftrags- und Probennummern zugeordnete Viren

Mykoplasmen:

Bei 72 Proben wurde ein für Mykoplasmen typisches Wachstum festgestellt. (4 Proben gingen am

Transport nach Mödling verloren, darum gab es keine eingefrorenen Teile zur Differenzierung, aus

8 Proben ließen sich Mykoplasmen nicht mehr anzüchten)

Differenzierung in Grafik 13 als Diagramm dargestellt:

26 M. arginini

3 M. bovigenitalium

1 M. ovipneumoniae

26 M. arginini und M. bovigenitalium

1 M. ovipneumoniae und M. bovigenitalium

3 Proben nicht als Mykoplasmen differenzierbar

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Mykoplasmen-Differenzierung

M. arginini; 26

M. arginini und M.

bovigenitalium; 26

M. bovigenitalium; 3

M. ovipneumoniae und M.

bovigenitalium; 1

Proben nicht als Mykoplasmen

differenzierbar; 3

M. ovipneumoniae; 1

M. arginini

M. bovigenitalium

M. ovipneumoniae

M. arginini und M. bovigenitalium

M. ovipneumoniae und M. bovigenitalium

Proben nicht als Mykoplasmen differenzierbar

Grafik 13: Differenzierung der festgestellten Mykoplasmen; Einfach- und Mehrfachinfektionen

Diskussion:

Histologie und Altersbestimmung:

Da bei den eingesandten Proben die fragliche Dauer der pneumonischen Veränderung zwischen 1

und 131 Tagen liegt, erübrigt sich z.T. die Altersbestimmung.

Veränderungen wie Lungenadenomatose lassen auf eine lange Entstehungszeit schließen, da hier

großteils Inkubationszeiträume von mehreren Monaten angegeben werden. Allerdings findet man

in der Literatur auch die Angabe von Inkubationszeiten von Tagen bis Wochen bei experimentell

induzierter Infektion. In den Fällen von Lungenadenomatose ist aufgrund der langen

Inkubationszeit der Heimatbetrieb als Infektionsort anzunehmen.

„Bronchiolo-alveoläre Hyperplasien“ können nach einer Dissertation aus der Humanmedizin

(2002) eine Vorstufe für Tumore (Adenomatose/Adenokarzinom) bzw. die Reaktion auf die

Einwirkung von Noxen (z.B. Stallklima) sein. Eine Angabe über den Zeitraum, den solche

Veränderungen zu ihrer Entstehung brauchen, liegt nicht vor; es kann aber davon ausgegangen

werden, dass ihre Entstehung nicht innerhalb weniger Tage erfolgt.

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Generell muss erwähnt werden, dass eine Vorschädigung der Lunge durch Stallklima, virale

Erreger oder Mykoplasmen oft die Empfänglichkeit für eine bakterielle Infektion erhöht, welche

dann weiter begünstigt durch Transportstress und neues Erregerspektrum im Sammelstall die

akuten eitrigen Pneumonien auslösen. Eine klare Trennung an welchem Ort die Pneumonie (ohne

Unterscheidung der Qualität) entstanden ist, kann also auch durch eine Altersbestimmung nicht

immer getroffen werden. Grafik 14 zeigt, dass nach unserem Bewertungsschema mehr als die

Hälfte der bakteriellen Infektionen im Sammelstall erfolgte.

Vergleich Entzündungsalter mit Einstelldauer

35

122

31

24

Entzündung mind 10 Tage >Einstellzeitraum

Entzündung mind 10 Tage <Einstellzeitraum

Entzündung < 10 Tage, > Einstellzeitraum

keine Angaben

Grafik 14: Anzahl der Proben bei denen eine Datierung über/unter den angegebenen

Einstellzeitraum im Sammelstall möglich war; z.T. waren keine Angaben über den

Einstallungszeitpunkt vorhanden

Bakterien:

Bei Schaf und Ziege sind bakteriell bedingte Pneumonien überwiegend auf Infektionen mit

Mannheimia hämolytica bzw. Pasteurella trehalosi und Pasteurella multocida zurückzuführen.

Diese Keime sind im Nasopharynx und auf den Tonsillen gesunder Tiere zu finden und gelangen

infolge Resistenzminderung infolge der Einwirkung von Stressfakoren wie „Crowding“, Transport

oder klimatische Einflüsse in den unteren Respirationstrakt. Mittels API 20NE, Fa. Biomerieux

erfolgte keine Auftrennung der biochemisch eng verwandten Keime Mannheimia hämolytika und

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Pasteurella trehalosi. Während Mannheimia hämolytica überwiegend bei Lungenerkrankungen,

teilweise auch bei Mastitiden vorkommt, wird Pasteurella trehalosi vorwiegend für septikämische

und systemische Infektionen von Sauglämmern verantwortlich gemacht. Aus diesem Grund

wurden die Isolate alle als Mannheimia hämolytica eingestuft.

Elektronenmikroskopie

Gegenüber anderen, in der Regel aus einem spezifischen Erreger-Testkit bestehenden

mikrobiologischen Analysemethoden ermöglicht die diagnostische Elektronenmikroskopie einen

schnellen und detaillierten Blick auf die Gesamtheit der in einer Probe enthaltenen Erreger

(„Catch-it-all“ Prinzip). Die elektronenmikroskopische Untersuchungsmethode erlaubt nach einem

Testverfahren die im Präparat beobachteten Strukturen sehr schnell nach Größe und Form einer der

bekannten Viruserreger-Familien zuzuordnen; häufig führt sie auch dadurch schon in kurzer Zeit

zum Ausschluss bedeutsamer viraler Erreger. Gerade bei der Untersuchung von Routineproben wie

den Lämmerlungen ist die Präparationsmethode des „Negative Stainings“ mit anschließender

Analyse im Transmissionselektronenmikroskop zu empfehlen. Kostenintensive Tests auf

bestimmte Erreger (wie z.B. bei serologischen Methoden (ELISA) und molekularbiologischen

Methoden (PCR)) sind nicht nur wegen der Vielzahl an Testserien zeitintensiv sondern führen auch

selten zur Gewissheit, dass die Probe „virusfrei“ ist. Durch den unvoreingenommenen Blick auf

die Probe („Offener Blick“) und das „Catch-it-all“ Prinzip kann mittels Elektronenmikroskopie mit

einem Test beides gewährt werden. Eine der PCR ähnliche hohe Sensitivität wurde mittels

Anreicherung durch Ultrazentrifugation erreicht.

Meist sind virale Infektionen Wegbereiter für bakterielle Infektionen. Die beim Schaf

vorkommenden Retroviren bilden ein chronisches eigenständiges Krankheitsbild aus, welches

infolge der langen Inkubationszeit bei natürlicher Infektion erst ab einem Alter von 1-2 Jahren

klinische Erscheinungen zeigt, wobei morphologische Veränderungen laut Literatur wesentlich

früher auftreten können. Die übrigen elektronenoptisch festgestellten Viren sind nicht als primär

Lungen-pathogen beim Schaf beschrieben.

Retroviren sind die Erreger von Lungenadenomatose (Lungenkarzinomatose): abweichend vom

gebräuchlichen Namen Adenomatose wird sie als Adenokarzinom mit geringem

Differenzierungsgrad beschrieben, welches makroskopisch kleine graue Herde in der Lunge

verursacht; die Lunge ist schlecht oder gar nicht kollabiert; mit Zunahme der Veränderungen

verstärken sich die klinischen Erscheinungen. Histologisch fallen meist zahlreiche Herde auf,

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welche aus hyperplastischen kuboidalen Zellen bestehen und entweder entlang der Alveolarwand

oder in papillären Strängen angeordnet sind. Meist sind nur wenig interstitielle Entzündungszellen

nachzuweisen.

Maedi/Visna Komplex: die Lungenveränderung wird auch als ovine progressive Pneumonie

bezeichnet und zeigt als typische Veränderung eine lymphoide interstitielle (perivaskuläre und –

bronchioläre) Pneumonie und eine Hyperplasie der glatten Muskulatur in der Wand der terminalen

Bronchiolen. In der Folge kollabiert auch diese Lunge schlecht bis gar nicht und erreicht ein 2-3-

Faches des Normalgewichtes.

Bei keiner der 2 Lungen mit Adenomatose(karzinomatose)-Veränderungen konnten Retroviren

nachgewiesen werden.

Mamalian Orthoreovirus: nicht pathogen für Schafe; Meningitis/Enzephalitiserreger bei anderen

Tierarten; respiratorische Infektionen beim Menschen.

Adenovirus: ovines und bovines Adenovirus unterschiedlicher Typen werden teilweise ohne

klinische Erscheinungen isoliert; teilweise werden Enteritis, Pneumonie, Hepatitis im

anglikanischen Raum beschrieben.

Herpesvirus: ovines Herpesvirus Typ 2 als möglicher Erreger des bösartigen Katarrhalfiebers des

Rindes verursacht keine klinischen Symptome; bovines Herpesvirus Typ 5 konnte experimentell

ZNS Symptome hervorrufen.

Mykoplasmen:

M. ovipneumoniae gilt als Erreger atypischer Pneumonien beim Schaf und als Wegbereiter für

Pasteurellosen und Parainfluenza 3-bedingten Erkrankungen des ovinen Atmungstraktes.

Infektionen mit M. ovipneumoniae zeigen im Allgemeinen geringe Mortalität, jedoch variable

Morbidität (bis zu 20%), welche durch stammspezifische Virulenzunterschiede, Wirtsabwehr und

Koinfektionen bedingt ist. Die Art M. ovipneumoniae ist durch eine außerordentliche

Stammheteroginität gekennzeichnet. Verschiedene Pathogenitätsmechanismen werden von diesem

Erreger genutzt, Krankheiten zu verursachen und das Wirtimmunsystem zu umgehen. Vor allem

die Kapselformation und die damit in Verbindung stehende Adhäsion an das Flimmerepithel sowie

die assozierte Phagozytosehemmung tragen wesentlich zur Pathogenese der M. ovipneumoniae-

Infektion bei. Die Übertragung des Erregers erfolgt über Tröpfcheninfektion, wobei Lämmer in

den ersten Lebenstagen besonders empfänglich sind. Durch den meist chronischen Verlauf sind

klinische Symptome erst in der 5. bis 10. Lebenswoche zu beobachten. Untersuchungen konnten

aufzeigen, dass vor allem Koinfektionen von M. ovipneumoniae mit Mannheimia haemolytica

atypische Pneumonien bei Lämmern im Alter bis zu 12 Monaten hervorrufen können. Die Rolle

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von M. ovipneumoniae als Pneumonie-Erreger per se konnte jedoch durch experimentelle

Infektionen bestätigt werden. Neben chronischen Verlaufsformen mit milden klinischen

Krankheitsbildern können bei Stresssituationen oder klimatischen Veränderungen auch akute

fibrinöse Pneumonien, Abzeßbildung und Pleuritis beobachtet werden.

M. arginini wird häufig von Lämmern mit Erkrankungen des Respirationstraktes isoliert. Obwohl

M. arginini als schwach pathogen gilt, wird dieser Mykoplasmenart eine Verstärkung

pathologischer Veränderungen zugeschrieben.

M. bovigenitalium ist eine beim Rind vorkommende Mykoplasmenart, die mit Genitalinfektionen

und Fruchtbarkeitsstörungen sowie Mastitiden in Verbindung gebracht wird. Jüngste genetische

Untersuchungen konnten aufzeigen, daß Mycoplasma ovine/caprine serogroup 11, welche

vorwiegend vom ovinen Genitaltrakt isoliert werden, der Mykoplasmenart M. bovigenitalium

zuzuordnen sind. Wie auch beim Rind, wird M. bovigenitalium mit Genitalinfektionen beim Schaf

assoziiert. Die Rolle des Erregers bei Erkrankungen des ovinen Atmungstraktes ist nicht geklärt.

Eine eindeutiger Zusammenhang der BALT-Hyperplasie mit dem Nachweis von Viren und

Mykoplasmen konnte in dieser Untersuchung nicht getroffen werden. Alle drei Parameter wurden

sowohl einzelnen als auch in Kombination festgestellt. Es stellt sich die Frage ob hier dem

Stallklima und anderen Stressoren mehr Bedeutung in der Krankheitsentstehung zukommt.

Conclusio:

Fleischuntersuchungsrelevante Veränderungen sind fibrinös/ fibrös-adhäsive Pleuritiden;

katarrhalisch-eitrige und abszedierende sowie fibrinöse Pneumonien, sklerotische oder carnifizierte

Areale; die Diagnose von leichten peribronchialen/perivasalen interstitielle Entzündungen

erscheint makroskopisch schwierig zu sein.

Das Ziel sollte daher sein, alle Ursachen für das Auftreten von eher akuten und subakuten

(katarrhalisch-eitrigen, fibrinösen) Pneumonien zu minimieren. Die Erreger von Pneumonien sind

z.T. Schleimhautbewohner, welche nur in Stresssituationen eine pathogene Wirkung entfalten.

Es ist daher empfehlenswert:

- Keine Streuer (chronisch kranke, schlecht wachsende Tiere) im Sammelstall behalten, zu denen

immer wieder neue Tiere hinzugestallt werden.

- Genaue Altersangaben der Tiere von den Landwirten einfordern –ältere Tiere, welche im

Gewicht hinter dem Durchschnitt zurückliegen sind verdächtig für einen chronischen

Krankheitsprozess.

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- Als Konsequenz daraus: „all in - all out“ Prinzip.

- Stressfaktoren minimieren: Art des Transportes; Sammeltransporte; Haltung/Stallklima im

Sammelstall optimieren.

Danksagung: Zum Abschluss möchten wir uns gerne bei den Labormitarbeitern der AGES,

Institut für Veterinärmedizinische Untersuchungen Graz unter Leitung von Dr. H. Laßnig und für

die Unterstützung der Fa. Bayer Austria GmbH: Dr. Holger Uhlig und Fa. Intervet GmbH

Austria: Dr. Mario Ogris bedanken.