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Page 1: Blaues Blut, artenreiche Vergangenheit

Nr. 3 | 32. Jahrgang 2002 | Biologie in unserer Zeit | 193

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Hilaire entzündete sich an ihnen, be-ziehungsweise an der Interpretationihrer Morphologie.

Die Neurobiologie verdankt ihrenRiesenaxonen wichtige Einsichten:Das respiratorische Pigment Hämo-cyanin, sauerstoffbeladen blau, ist ein viel untersuchtes Molekül, unddie komplizierten Chromatophorenwurden wegen ihrer Rekordleistun-gen intensiv analysiert.

Profaner geht es andernorts zu: In italienischen und griechischen Res-taurants in Mitteleuropa wird gernenach ihnen gefragt, in vielen warmenLändern der Erde, insbesondere inKüstenstaaten, gehören sie zur ganzgewöhnlichen Küche.

Nach dem bisher Gesagten dürfteden Lesern die Tiergruppe klar sein.Gesucht wird jedoch eine Gattung.Diese Tiere sind so attraktiv im Aus-sehen, dass es im Frühjahr sogar ei-nen Taucher-Tourismus gibt, um ihnenzuzuschauen: Tausende von Tierenkommen zur „Hochzeit in Holland“alljährlich in dem Ästuar der Ooster-schelde zusammen. Komplizierte Ver-haltensweisen, Farbwechsel, Kämpfezwischen Männchen, Spermato-phoren-Übertragung, Eiablage, all daslässt sich in kurzer Zeit beobachten.Wer dazu keine Gelegenheit hat, gehtvielleicht wenig später am Strand spazieren. Dann sind die Tiere jedochgestorben, ihre Körper von Krebsenund Fischen aufgefressen – mit Aus-nahme der Strukturen, die Sie auf die-sen rasterelektronenmikroskopischenBildern sehen. Als kreideweiße Gebilde findet man diese Reste ent-lang der Küsten vieler Meere (sowieoft in Vogelkäfigen) und hält sichnicht vor Augen, wie kompliziert sieaufgebaut sind: aus mehr als hundertdurch Lamellen und Pfeiler unterglie-derte Kammern mit je etwa einemhalben Millimeter Höhe, die bei demlebenden Organismus mit Salzlösungoder Gas (vorwiegend Stickstoff) gefüllt sind und unserem RätseltierSchwerelosigkeit vermitteln.

Wie heißt die gesuchte Gattung?

Volker Storch, Heidelberg

Seppenrade in Nordrhein-Westfalen,wo man einen Fossilabguss von 1,8 Meter Durchmesser aufgestellthat. Die Kreide-Tertiär-Grenze vor 65 Millionen Jahren markiert einenEinschnitt in die Entwicklung der bisdahin so arten- und formenreichenTiergruppe. Heute gibt es noch nichteinmal eintausend Arten.

Mehrere von ihnen haben jedochim Geistesleben des Abendlandeseine nicht unwichtige Rolle gespielt.Aristoteles beschäftigte sich mit ih-nen, und der Akademiestreit im Parisdes 19. Jahrhunderts zwischen Georges Cuvier und Geoffroy Saint-

Schicken Sie bitte Ihre Lösung bis zum 3. Juni2002 an die Redaktion „Biologie in unserer Zeit“,Scharhofer Straße 16, 68307 Mannheim. Verlostwird dreimal …

In Heft 2/2002 suchten wir:1. Andrea Cesalpino2. Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua)3. Karat

Gewonnen haben• Marcus Renner, Leimen• Birgit Wecke, Königs Wusterhausen• Dr. Andreas Kortekamp, Essingen

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

F Ü R U N S E R E R Ä T S E L F R EU N D E |Blaues Blut, artenreiche Vergangenheit

Gesucht wird ein Meeresbewohner,dessen Verwandtschaft in der Erd-geschichte eine bedeutende Rolle gespielt hat und von der man vieletausend Arten kennt. Schon imfrühen Paläozoikum – also vor etwa500 Millionen Jahren – existiertenmehrere Meter lange Formen, dieheute zum Beispiel in den Gemäuernschwedischer Kirchen als Fossilien zu sehen sind. Im Mesozoikum warauch das heutige Mitteleuropa, da-mals für eine lange Zeit vom Meer bedeckt, von dieser Tiergruppe reichbesiedelt. Die größte mesozoischeForm stammt aus dem kleinen Ort

A B B . Feines Vogelfutter: Mit bloßem Auge kreideweiß, unter dem Raster-elektronenmikroskop ein fragiles System aus Lamellen und Kammern.

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