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Page 1: Der Oberflächendruck und seine Bedeutung in der klinischen Medicin

VI.

Aus der I. medic in i schen Klinik zu Berlin.

Der Oberflfiehendruck und seine Bedeutung in der klinischen Medicin.

Von

J, Traube und F. B lumenthal . (Mit 1 Figur im Text.)

Vor einigen Monaten hat der eine yon uns in 2 Arbeiten, welehe in Pfliiger's Arehiv I) ersehienen sind, die folgende Theorie entwickelt:

Die Theilehen einer Fliissigkeit stehen bekanntlich in Folge der An- ziehung~ wclcher wir den Namen: CoMsion beilegen, unter der Wirkung eines Druekes, weleher als innerer Druek, oder aueh Binnendruek oder CoMsionsdruek ~) bezeiehnet wird. Dieser Druck beziffert sieh far die meisten Pliissigkeiten unter gewShnliehen Umst/inden a.uf 800 bis 1000 Atmosphitren. Da indessen ein im Innern einer Fliissigkeitsmasse befindliehes Theilchen die Wirkung jenes Druckes nach allen Richtungen in gleieher St//rke erffihrt, so verh/ilt es sieh so, als ob es iiberhaupt keinen Druekkritften unterworfen ware. Anders dagegen ist dieses mit einem in der Oberfl~tehe befindlichen Theilchen. Dasselbe wird nach dem Innern der Fliissigkeit hingezogen. Die Oberflitehe steht infolge tier Wirkung des Coh/isionsdruekes unter einer Spannung - - der Oberfl';iehen- spannung-- , welehe die Oberflitehe nach dem Innern tier Fliissigkeit zu ziehen bestrebt ist und unter deren Einflusse eine fret bewegliche Oberfl/iche auf ein Minimum der Ausdehnung redueirt wird.

Je griisser tier Coh/isionsdruek ist, um so grSsser ist aueh die Ober- fl'/iehenspannung.

Wir wollen uns nun 2 Pliissigkeiten mit versehiedener Oberflitehen- spannung dutch eine Membran getrennt denken, und zwar m6ge die Membran die Eigensehaflen einer ,lebenden" Membran haben, d.h. sie set so beschaffen, class dureh sehnelle Fortfiihrung, Aufzehrung oder Umwandlung tier dios- mirten Stoffe stets das urspriingliehe osmotisehe G efiille in der Fl~issigkeit vorhanden bleibt~ class also eine wi rk l i ehe Osmose und niehtetwa nut eine D i f f u s i o n s o s m o s e statthat. Dann l/tsst sieh Folgendes voraussa.gen:

Die R ieh tung und G e s e h w i n d i g k e i t tier Osmose wird be-

1) d. Traube, Theorie der Osmose und Narkose. Pfliiger's Archly. Bd. 105. S. 541. 1904 und Der 0berflS~chendruck und seine Bedeutung im Organismus. Ibid. Bd. 105. S. 559. 1904.

2) Vergl. J. Traube, Grundriss der physikalischen Chemie. Enk% Stuttgart 1904. S. 94, 116, 122 und 146.

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s t i m m t dureh den U n t e r s c h i e d der Ober f l /~ehenspannnngen der be iden Fl i i ss igke i ten .

Diejenige Fl~issigkeit, deren Oberflitchenspannung die geringere ist, deren Oberfl'ache demnaeh yore Innern der Fltissigkeit den geringeren Zug erf/~hrt, wird die Tendenz haben~ dureh die l~Iembran hindureh in die F15ssigkeit mit grSsserer Oberfl/ichenspannung hineinzudiosmiren.

Die t r e ibende Kra f t tier Osmose ist danach die D i f f e r e n z tier Ober f l '~chenspannungen oder tier Oberfl~iehendruck.

Dass es sieh bier nieht um eine Annahme handelt rein h y p o t h e t i s e h e r Natur, sondern um eine Annahme, welcher durch ein g rosses T h a t - s a e h e n m a t e r i a l ein fes tes F u n d a m e n t gegeben wurde , hat J. Traube gezeig[, indem er die auf Plasmolyse etc. beruhenden osmo- tischen Versuehe yon Over ton u. a. in Beziehung setzte zu seinen eigenen Messungen tier Oberfl~iehenspannung. An einem grossen Zahlenmaterial best'~tigte sich hierbei 7 dass nur solehe Fliissigkeiten in die betreffenden Pflanzen- und Thierzellen einzutreten vermSgen, deren Obertl/tchenspannung geringer ist als tier Zellinhalt, und es zeigte sich~ class die Geschwindig- keit tier diosmirendenFliissigkeit a u s n a h m s l o s paral]el geht der Ober- tlii.chenspannung tier diosmirenden Fl[issigkeit.

Diese Einfiihrung des Ober f l /~ehendruckes als t r e i b e n d e Kra f t d e r 0 s in o s e in die Physiologie hat insofern eine fundamentale Bedeutung, als man bekanntlieh bisher den o smo t i s ehen Druck als treibendeKraf~ der Osmose betraehtete, es sich aber herausstellt, dass Ober f l / i ehen- d r u c k und o s m o t i s e h e r Druek d u r e h a u s v e r s e h i e d e n e Begr i f fe sind. W'ahrend fiir den osnlotisehen Druek bekanntlieh nur die Anzah l gelSster )[olekiile und Ionen, nieht aber die Qualit '~t derselben in Betraeht kommt 7 wird tier Oberflxehendruek dutch die Qualitttt gelSster Stoffe in oft ausserordentlieh versehiedener Weise beeinflusst. 1 Gramm- molekC~l Amylalkohol erniedrigt die Oberfl~ehenspannung ebenso stark wie 81 Grammmolekiile Methylalkohol, w~ihrend der osmotisehe Druek yon je einem Grammmolek[ile beider Stoffe in gleieher Weise beeinflusst wird.

Setzt man einen Behiilter mit ZuckerlSsung, weleher mit einem Steigrohr verbnnden ist, in einen Beh/ilter mit Wasser, und werden Wasser und ZuekerlSsung durch eine semipermeable Membran getrennt, so tritt bekanntlieh gasser so lange in die Zuckerl6sung, his ein bestimmter osmotischer Druck im Steigrohre erreieht ist. Van't Hoff schreibt den Zuekermolekiilen einen gewissen osmotisehen Druck zu, der in ghnlieher Weise kinetisch gedeutet wird wie tier Spannkraftsdruck der Gase und dieser osmotische Ueberdruek wird als die Ursache des osmotisehen PMnomens angesehen. Naeh den hier vertretenen Ansehauungen ist die Ursaehe des Eintretens yon Wasser in die Zuekerl6sung eine wesentlich einfaehere und wohl aueh verst/~ndliehere.

Wasser tritt deshalb in die Zuekerl6sung, weil die Oberflttehen- spannung der letzteren grSsser ist als diejenige des Wassers. Der osmo- tisehe Druek, weleher sieh in der R6hre einstellt~ ist nieht die treibende Kraft tier Osmose, sondern ein G e g e n d r u e k , welch er dem Oberflgehen- druek entgegenwirkt, und weleher, soweit wir bis jetzt annehmen kiSnnen, der Anzah[ der gel6sten Molekiile proportional sein wiirde.

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Wir kSnnen aber , wie in physikalisehen und ehemisehen Zeit- sehriften demn'aehst erSrtert werden sell, yon der E in f i i h rung des o s m o t i s e h e n D r u e k e s ganz absehen , wenn wit den Satz ausspreehen:

Die t r e i b e n d e Kra f t der Osmose is t dem U n t e r s e h i e d e der O b e r f l / i c h e n s p a n n u n g e n be ider F l i i s s i g k e i t e n d i r ec t und dem U n f e r s c h i e d e tier Zah l en g e l 6 s t e r Nolek/ i le (bezw. Ionon) auf beiden Se i t en u m g e k e h r t p r o p o r t i o n a l .

Es wurde (1. e.) gezeigt dass veto Standpunkte dieser Ansehamungen aus vide Vorg'ange im Organismus verst/tndlieh werden, bei welehen manche glaubten~ wieder zu v i t a l en Kr~ften ihre Zuflueh~c nehmen zu sollen. Ueber die Anwendungen und Best'~tigungen der Theorie auf die N a r e o t i e a , die A r z n e i m i t t e l w i r k u n g im Allgemeinen, auf die ka ta - l y t i s e h e n Vorgiinge etc. vergl, die citirten Abhandlungen.

In tier vorliegenden Abhandlung haben wit nun versucht, in weir aus- gedehntem Maasse, als dies in den bereits verSffentliehten Mittheilungen gesehehen ist, die Theorie anzuwenden ant eine Reihe thieriseher Vor- g'ange, in der Absieht~ einmal die R.iehtigkeit der Theorie zu priifen~ andrerseits in der Hoffnung~ dabei vielleicht zu Ergebnissen zu gelangen, welehe fiir die Diagnose yon Krankheiten: sowie die Beurtheilung yon Nahrungs- und Arzneimitteln yon Bedeutung sein wfirden.

Wit sind hierbei insbesondere Herrn Geheimrath yon L e y d e n zu Dank verpfliehtet fiir die liebenswtirdige Bereitwilligkeit, mit weleher er uns das reiehe Material seiner Klinik zur Verfiigung gestellt hat. Ebenso sehulden wit aus demselben Grunde herzliehen Dank den Herren Dr. J. Boas und Albu, sowie auch Herrn Prof. Dr. Casper .

Wir bedurtten zuniiehst einer einfachen Methode zur Messung der Oberflgehenspannung. Am geeignetsten er- weist sieh die s~alagmometrisehe Tropflnethode yon a. Traube.

Das Stalagmometer (vergl. Figur) ist eine passend hergestellte Tropfpipette, in weleher ein bestimmtes { e Fliissigkeitsvolumen dureh 2 Marken abgegrenzt isl,.

Der Ausfluss wird dureh eine Capillarr~Shre ge- regelt.~ und tier Tropfen bitdet sieh an einer kreis- f6r~r~igen Endtl/tehe yon bestimmten Dimensionen. Die Fl~issigkeit wird mit H/ilfe eines Oummiballes in den : ~ ~ [ ~ " Apparat eingesaugt und man bestimmt nun einfaeh die Zahl der Tropfen~ welehe in dem abgegrenzten Volumen enthatten sind. Diese Tropfenzahl ist natur- gem'ass um so g r6s se r , je geringer das Volumen des einzelnen Tropfens ist, und dieses Volumen wiederum ist (bis auf 2 pCg. Ann'aherung) der Steigh6he im eapillaren Rohre und somit aueh der Oberflitehenspannung proportional*). Das VerMltniss der Tropfenzahlen zweier Fl~issigkeiten ist somit gleieh dem reeiproken Verh/tltniss der SteighShen. Kennt man fiir einen k pparat die Tropfenzahl ffir Wasser

1) Vergl. diese und folgende Seiten.

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als Norraalfliissigkeit, so geniigt die Bestimmung der Tropfenzahl der zu untersuchenden Fliissigkeit, um deren Oberflachenspannung zu bestiraraen. Je grSsser die Tropfenzahl ist, ura so geringer ist die Oberfl'~chenspannung.

Dieser i iberaus e infach zu handhabende Apparat wird fiir Wasser j u s t i r t geliefert yon der Firraa (3. G e r h a r d t , Lager chem. Utensilien in Bonn. In der Besehreibung finden sich einige kleine beira Gebrauche des Apparates zu befolgende Vorsichtsmaassregeln.

Die Vorg~nge ira Magen. Bereits in der citirten Abhandlung (Pfliiger's Archiv 105, S. 559)

wnrde kurz a, uf die Verdauungsvorg/inge ira Magen und Darra hinge- wiesen. Es kam uns aber darauf an, die Theorie an einera grSsseren Material zu priifen.

Da der Nageninhalt zura Blute diosmirt, so fordert die Theorie, dass die Oberfl~chenspannung des Mageninhalts geringer ist als diejenige des Blutes. Die Resorption wird uraso leiehter erfolgen, je gr~sser die treibende Kraft, tier Oberfliiehendruek, ist~ d. i. die Differenz tier Ober- fl~ehenspannungen yon Mageninhalt und Blur. Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass die Bildung yon Albumosen und Peptonen ira Magen ira Lichte dieser Theorie einen ganz bestimraten Zweck hat: n~mlieh die Oberfl/~chenspannung zu verringern. WXhrend gelSste Eiweissstoffe die Oberfl/~ehenspannung des Wassers nut in sehr geringem Maasse beein- flussen, bringen die geringsten Peptonmengen eine sehr erhebliehe Ver- minderung der Oberfl/~chenspannung hervor. Die fortsehreitende Pepton- bildung erleiehter~ somit die Resorption.

Zun~chst war es wiinschenswerth eine Anzahl yon Blutarten auf die Oberfl~ehenspannung zu priifen.

Zu allen Untersuehungen bedienten wit uns zweier Stalagmoraeter. Mageninhalte, Urine, Milcharten, Exsudate etc. wurden s/imratlieh in einem Stalagmoraeter untersucht: welches bei Z i r a m e r t e r a p e r a t u r fiir Wasse r 53,0 Tropfen ergab. Fiir die Blutarten wurde wegen der grSsseren Z~higkeit und der Ausseheidung yon Fibrin ein Stalagmoraeter mit breiterer Capillarr~hre benutzt, welches ftir Wasser 48 Tropfen bei Zirara e r t e m p e r a t n r ergab. Um alle Angaben auf das Stalagmometer (Wasser = 53 Tropfen) zu reduciren, wurden die gefundenen Tropfenzahlen

53 fiir Blur mit 4g- raultiplieirt, da eine anntihernde Proportionalit/tt der

Tropfenzahlen fiir versehiedene Stalagraometer vorhanden ist. Wir haben uns im Uebrigen damit begniigt, einfaeh allgemein die Tropfenzahl be- zogen auf das genannte StMagmometer zu verSffentliehen:). Diese An- gabe gen:igt ffir unsere Zweeke; will man die absolute Consiante tier Oberfl/ichcnspannung ~-bereehnen, so seize man ~-) bei 1 5 ° y =

1) Um die Angaben versehiedener Arbeiten mit einander vergleichen zu kSnnen, ist es zweckmgssig, die Beobachtungen auf ein Stalagmometer umzureehnen~ weleher fiir Wasser die Tropfenzahl = 100 orgiebt. Man hat dann einfaeh die Angaben

100 dieser Arbeit mit ~ - zu multiplieiren.

2) J. Traube~ Grundr. d. physik. Chem. Enke 1904. S. 146.

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Zw Zw 7,30 s - Cent imetergramm=7158,4 s T Ergs, wenn Zw und Z die

Tropfenzahlen fiir Wasser und die betreffende Fliissigkeit und s das spa- eifisehe Gewicht derselben ist. Wir glaubten indessen fiir den Zweek dieser Untersuehungen von tier Bestimmung der speeifischen Gewichte ab- sehen zu kSnnen.

Um die F£11ang des Fibrins mSgliehst zu verhindern, wurde meis~ dem Blute etwas A mmoniumoxalatlSsung zugesetzt (auf 100 eem etwa 5 eem einer 10 prec. Ox~latlSsung). Besondere Versuehe zeigten~ dass hierdureh kein Fehler, weleher grSsser war als -+- 1 Tropfen in die Messungen hinein- getragen wurde. Immerhin sind die Werthe fiir Blur nieht ganz so genau wie die iibrigen Werthe, da insbesondere die theilweise Coagula- tion einen Fehler yon ± 2 Tropfen bewirken kann.

z Menschenblut aus Placenta . . . . . . 59,7

~ einer Frau mit Ovarialkrebs 56,4 ~ 7~ ~ , Embolie 57,8 ~ ~ ~ ~ Diabetes insipidus 55,6

Blutserum derselben Frau an einem andern Tagc 55,9 einer Frau bet pernic. An~imie 56,4

Frisches Blut veto Schweine . . . . . . 60,9 ~ ~ ~ Kaninchen 1 . . . . . 55,9 ~ ~ ~ 7~ II . . . . . 54,7 ~ ~ ~ Meerschweinehen. 57,9 ~ 7~ ~ Huhn . . . . . . . 57,9

Serum veto Rinde . . . . . . . . . 56,1

Diese Untersuchungen sind nur als vorl/iufige zu betraehten; es wird sieh sieherlieh lohnen, dieselben fortzusetzen; mSglicherweise ergeben sich dann Unterschiede bei versehiedenen Individuen derselben Species, oder versehiedenen Thierarten~ insbesondere aueh bei gewissen Erkrankungenl), die yon Interesse sein kSnnten.

Uns interessirt hier in erster Linie, dass das Blut eine Oberfl/ichen- spannung hat, welehe nieht um sehr vieles geringer ist als die- jenige des Wassers. Es ist dieses Ergebniss nieht wunderba 5 da die im Blute gelSsten Eiweissstoffe, Salze etc. s/immtlieh zu denen gehSren, welehe die Oberfliiehenspannung des Wassers nur wenig erniedrigen. Blufserum giebt fast dieselbe Tropfenzahl wie das Blut als solehes.

Die folgende Tabelle enth/tlt unsere auf alas obige Stalagmometer (Zw = 53) bezogenen Ergebnisse bei einer grbsseren Anzahl yon Magen- i n h a l t e n Gesunder oder soleher Kranken, die nut an einer leiehteren FunetionsstSrung des Magens litten.

S~mmtliche yon uns untersuehten Mageninhalte wurden etwa 1 Stunde naeh dem bekannten Probefriihstfiek (Boas) entnommen und an dem- selben Tage racist kurz vet der Untersuchung filirirt, yon uns untersueht.

1) Aus inzwischen angestellten Untersuchungen yon Herrn Dr. B icke l (vergl. Yerh. d. Vereins f. inn. Med., Berliner u. deutsche med. Woehenschr.) ergiebt sich~ dass u r ~ m i s c h e s Blur eine grSssere Tropfenzahl zeigt~ wie n o r m a l e s Blur.

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122 J. T raube und F. B l u m e n t h a l ,

Wit ver5ffentliehen s/immtliehe Werthe. Die Diagnose verdankten wir meist den Herren DDr. A l b u und B o a s .

Z Mageninhalt normal . . . . . . . . 64,3

, . . . . . . . . 66,2 :~ . . . . . . . . 63,0

Peraciditii~ . . . . . . . . . 66,3 :~ . . . . . . . . 67,5 , . . . . . . . . 66,7 , . . . . . . . . 67,0 , . . . . . . . . 66,0 :~ . . . . . . . . 64,2 :~ . . . . . . . . 65,0 ~ . . . . . . . . 66,1 , . . . . . . . . 66,7 , . . . . . . . . 64,6 , . . . . . . . . . 66:1 , . . . . . . . . 64,1 , . . . . . . . . 65,0 :, . . . . . . . . 65,2 , . . . . . . . . 67,2

S:,iuremengenorm; nerv. Magenerschlaffong 66,1 Magenerschlaffung~ Nephritis 67,7 Dysenterie . . . . . . . . . 65,0 Blutgehalt des Stnhles . . . . . 64,0 Dyspepsia nervosa . . . . . . 64,1

~ v und Enteroptose . 66,6 PeraeiditS~t @ Atonie . . . . . . . 65,3

, ,, . . . . . . . 65,7 , ~ . . . . . . . 67,0 ~ ~: . . . . . . . 65~8

S ubaciditii, t . . . . . . . . . . 66,8 ~ . . . . . . . . . . 67~5 :~ . . . . . . . . . . 65,0

Pankreasearcinom (Mageninhalt normal) 67,8 Anacidit~it . . . . . . . . . . . 64,6

Bei allen diesen zahlreichen Mageninhalten zeigt sieh, class die Tropfenzahlen im Einklang mit der Theorie grSsser sind, als diejenigen des Blutes und dass sie s~mmtlieh innerhalb sehr enger Grenzen liegen.

Dieses Ergebniss l~tss~, wie bereits 1. e. p. 561 hervorgehoben wurde, eine einfaehe Deutung zu. Wit kSnnen annehmen, dass bei gesundem Magen und Darm die Peptonbildung bis zu einem Maximum ansteigt und alsdann in Folge der Resorption ein Gleichgewieht zwischen den neugebildeten und fortgefiihrten Peptonen sich einstellt. Zu g~nz der- selben Folgerung ist Professor B e r n s t e i n a) in IIalle gelangt und ebenso Z u n z in Br~issel, wie derselbe uns brieflieh giitigst mittheilte.

Wenn nun eine schwerere Magenerkrankung vorliegt, so wird offenbar die Resorption mehr oder weniger erschwert werden. Damit dieselba er- folgen kann, wird die treibende Kraft (der OberflSchendruck) eine grSssere

1) B e r n s t e i n : Lehrb. d. Physiolog. 1894. S. 181 u. 220.

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werden. Jedenfalls wird unter solehen Umst'~nden die Bildung yon Peptonen oder anderen Stoffen, welehe die Oberfl'iiehenspannung des Wassers ver- mindern~ weiter fortsehreiten kSnnen, als unter normMen Umstgnden, insofern die n o r m a l e treibende Kraft zur Resorption nieht ausreieht. Die Tropfenzahl wird daher eine grGssere werden.

Die folgende Tabelle zeig~, dass dies der Fall zu sein seheint:

z Careinom . . . . . . . . . . . . 67,0 gusserst wenig Milchsgure

,, . . . . . . . . . . . . 69,0 wenig Milchs~ure ,, . . . . . . . . . . . . 72,8 viel l~Iil¢hsiiure ,, . . . . . . . . . . . . 74,3 ,, ,, ,, . . . . . . . . . . . . 72,6 ,, ,, ,, . . . . . . . . . . . . 71,8 ,, ,, ,, . . . . . . . . . . . . 74,1 ,, ,,

PerniciSse Aniimie mit Milchsiiure, 3 Entnahmen 69,9, 68,0, 68,6 Pylorusstenose, 2 Entnahmen . . . . . . . 71~0 und 69,8 Benigno Pylorusstenose . . . . . . . . 71,0 Ulcus ventriculi, leichto blutige FS~rbung 71,0 Gastritis chronica . . . . . . . . . . 69,5

, ,, . . . . . . . . . . 72,3 ,, ,, subacida . . . . . . . 66,0.

Es s e h e i n t , class d i e s e E r g e b n i s s e y o n n i c h t u n e r h e b l i e h e m k l i n i s e h e n I n t e r e s s e s ind .

Niedrige Tropfenzahlen spreehen beispielsweise nieht dafiir, dass eine sehr sehwere funetionelle StSrung des Magens~ wie z. B. bei aus- gesproehenem Mageneareinom, vorliegt, w~hrend hohe Tropfenzahlen bei einem Mageninhalte, dessen Diagnose nieht sieher steht, zu grGsserer Vorsieht und ernsterer Priifung Veranlassung geben sollten.

Nut in einem bestimmten Palle kann aueh bei einer leiehteren MagenstSrung eine grSssere Tropfenzahl die Folge sein: n~mlieh dann, wenn der Mageninhalt mehr oder weniger grosse Gallenmengen enth/ilt. Es ist dieses nieht wunderbar, da naeh den bereits 1. e. p. 563 erfolgten Untersuehungen die Gallc die Oberfl/~ehenspannung des Wassers sehr er- heblieh herabdriiekt.

Folgende Mageninhalte, die sehon dureh die griine oder gr~inliehe Farbe und ihre theilweise grosse Z/~higkeit das Vorhandensein grGsserer Gallenmengen erkennen liessen, ergaben die folgenden Troiofenzahlen:

Z Mageninhalt gr/in, Peraciditgt mit Galle . . . . . . . 72,6

,, ,, ,, ,, ,, . . . . . . . 77,4 ,, ,, ,, ,, ,, . . . . . . . 74,0 ,, ,, ,, ,, ,, . . . . . . . 68,0 , griingelb ,, wahrschcinlich Galle . . . . 70~0 ,, ,, ,, sehr ziihe, wahrscheinlich Gallo . 69~2 ,, ,, Anacidilgt mit Gallenriicl~fluss . . . . 73,0.

Eine sehr geringe Tropfenzahl Z - - - 6 0 , 4 fanden wir in einem Falle yon Anaeidit~t, we kein Peptor~ naehvceisbar war ; ebeaso fanden wit bei Crises gastriques Z ~--- 62,6.

Nut 2 bis 3 Fglle lagen uns vor, we die Diagnose mit unserer

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Theorie anscheinend nicht im Einklang stand; es handelte sich um einen Fall, wo die Diagnose auf Uleus ventrieuli lautete, die Tropfenzahl aber nur 62,0 betrug: und ferner 2 F~lle, bei denen die Diagnose normal gestellt wurde 7 aber die Tropfenzahlen 6974 bezw. 7170 sieh ergaben.

Im letzteren Falle wurde yon uns festgestellt, dass trotz einer Ge-

sammt-Aeiditgt des Mageninhalts = 54 ]10 N. NaOH die Salzs/~ure fast vSllig

fehlte, aueh keine Milehsiture vorhanden war, es musste daher eine abnorme Sauregahrung stattgefunden haben, und wie der ranzige Gerueh des Mageninhalts zu erkennen gab~ scheint es sieh um eine abnorme Butter- si%regahrung gehandelt zu haben.

Dieser Fall ist insofern eharakteristiseh, Ms derselbe zeigt, dass die so i iberaus e in faeh aus f i ih rba re stalagmometrisehe Methode sieherlieh in manehen Fallen fiir die funetionelle Diagnostik des Magens nieht ohne Werth ist.

Die yon uns gepriiften Mageninhalte wurden stets an demselben Tage untersucht und fast immer kurz vor der Messung filtrirt. Es zeigte sieh, dass dieses sehr nothwendig war, denn namentlieh wenn dieselben in filtrirt.em Zustande einige Zeit standen, zeigte sieh bereits h~iufig eine mehr oder weniger betraehtliehe A b n a h m e der Tropfenzahl.

Diese Abnahme war am geringsten bei den stark gallehaltigen Nagen- inhalten. So zeigte beispielsweise ein stark galliger Mageninhalt yon 77,4 Tropfen noeh naeh 7 Tagen dieselbe Tropfenzahl; dahingegen zei~en alle anderen l~{ageninhalte unter allmalig eintretender Pilzbildung eine fortsehreitende Abnahme der Tropfenzahl, die anseheinend bis zu einem Minimum fortsehreitet.

Vielleieht hat man bier eine einfache Methode, welehe gestattet, zu bestimmen: eine wie grosse Peptomnenge yon den sieh bildenden Bakterien aufgezehrt wird, und es ist beabsichtigt, diese Methode in Hinsieht auf gewisse Probleme der Bakteriologie zu verwerthen~). So zeigte beispiels- weise ein eareinomatSser Mageninhalt naeh der Filtration sogleieh unter- sueht 74,3 Tropfen, naeh 2 Tagen 71,7 Tropfen und naeh 7 Tagen 69,6 Tropfen. Die anderen careinomatSsen Mageninhalte verhielten sich sehr annnahernd ebenso, w/~hrend die Abnahme der Tropfenzahl bei Peraeiditat etc. meist viel weniger betraehtlich war2).

Die N i e r e n v o r g a n g e .

Die Theorie lasst hier, wie bereits Pflfiger's Arehiv 105, S. 564 u.f . erwahnt wurde, Folgendes voraussehen:

Die Oberflaehenspannung des Urins kann bei gesunden Nieren keines- falls wesentlich geringer sein, als diejenige des Blutes, da offenbar die Arbeit der Niere um so mehr ersehwert wird, je geringer die Ober- flaehenspannung des Urins ist. Wenn auch der mechanische Druck yon Seiten des Herzens sich der Wirkung des inneren Druckes des Urins

1) Anm. wg~hrend der Correctur: ¥ersuch~ naoh diesor Ri¢htung sind im Gange. 2) Inzwischen ist Herr Dr. Bickel (vgl. die Anm. S. 121) dureh Versu~he mit

r einem Magonsafte zu oiner vollen Bestiitigung unserer Ergebnisse gelangt.

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hinzuaddirt, um die Gegenkraft, welche der innere Druck des Blutes bildet, zu fiberwinden, so ist doch bekannt, dass auch bei negativem Druck in den Nierencapillaren eine Urinabsonderung erfolgen kann, was nur mSglieh ist, wenn der innere Druek des Blutes und dessen Ober- fl~ehenspannung geringer ist als die entsprechenden Werthe fiir den Urin. Die Theorie des Oberfl~chendrueks macht bier eine Tbatsache verstiind- lich, welche die osmotisehe Theorie nicht zu erkl~ren vermag.

Die g e s u n d e Niere besitzt die F~higkeit, bei den Filtrationsproeessen capillare active 1) Stoffe wie Phenol, Indol, BenzoUs/~ure etc. in Stoffe zu verwandeln, wie Phenolsehwefels/~ure, Indoxylsehwefelsi~ure, Hippur- s/~ure etc., welche wesentlich eapillar-inactiver sind.

Stoffe, wie Harnstoff, Chlornatrium und andere Salze (auch Zucker, Eiweiss) beeinflussen die Oberfliiehenspannung des Urins sehr wenig, so dass die Tropfenzahl nur unerhebliehe Sehwankungen zeigt, wenn etwa der Urin desselben Individuums zu verschiedenen Zeiten ein versehiedenes specifisches Gewicht hat.

Wir begniigen uns damit, in der folgenden Tabelle nur einen Theil der yon uns an Urinen festgestellten Messungen zu verUffentlichen, so- weir dieselben sich auf Urine beziehen yon normalen Menschen oder solchen Kranken, deren Nieren nichts an ihrer Arbeitsf/~higkeit eingebiisst haben.

U r i n e: Z Trop fenzahl fiir Wasser = 53,0 Tropfen

Normal . . . . . . . . 54,3 ,, . . . . . . . . 59,6 ,, . . . . . . . . 58,5 ,, . . . . . . . . 56,0, 58,4, 58,7, 59,7, 57,9

Diabetes . . . . . . . 59,0 ,, . . . . . . . 56,3 , insipidus . . . . . 53,5 ,, ,, . . . . . 53,8

Albuminurie, Scharlach 54,8 Polyurie, Schrumpfniere 56,0 Schrumpfniere, Arteriosklerose,

Apoplexie . . . . . . 60,2 Schrumpfniere . . . . . . 54,6, 54,9 Asthma bronchiale . . . . . 53,9, 54,0 Pneumonie p. Krisis . . . . 59,7, 58,3 Progr. Lungentuberkulose. 56,6, 58,2 Beginnende Tuberkulose 58,0, 55,8 Gelenkrheumatismus . . . . 54,7, 56,5

,, . . . . 55,9 Scharlach, kein hohes F ieber . 58,1 Chorea . . . . . . . . 58,7

Die Tabelle lehrt, dass bei einer gut seeernirenden Niere die Tropfen- zahl des Urins yon derjenigen des Blutes jedenfalls nieht sehr ver- sehieden ist nnd die Tropfenzahl 60 kaum fibersteigt.

Die beiden untersuehten schweren F~lle yon Diabetes lehren, dass auch der Zucker keinen erheblichen Einfluss auf die Oberfl~tehenspannung

1) Vergl. Pfliiger's Archiv 105. S. 545. 1904.

Page 10: Der Oberflächendruck und seine Bedeutung in der klinischen Medicin

126 J. T raube und P. B l u m e n t h a l ,

ausiibt, und ebenso wenig isf. dieses fiir das Eiweiss der Fall. So ergab beispielsweise ein Fall yon Tuberkulose der Nieren mit amyloider De- generation trotz C-egenwart yon viol Eiweiss (1 pot.) nut die Tropfen- zahl 59,4. Nephrit isehe Urine ergaben vor und naeh dem Koehen und Filt;riren stets fast die gteiehe Tropfenzahl.

Wenn nun die Nieren erkrankt sind, so verlieren dieselben an- seheinend die F~.higkeit, die eapillaraetiven Stoffe in dem Blute zuriiek- zuhalten.

In dem Maasse, in welehem aber dieselben in den Urin gelangen (vergl. w. u.), ersehweren sic ihrerseits die Arbeitsf~ihigkeit der Nieren, und so wird es verst~i.ndlich, da.ss e i n e v e r r i n g e r t e A r b e i t s f g h i g k e i t d c r N i e r e n und E r h S h u n g d e r T r o p f e n z a h l s t e t s p a r a l l e l g e h e n .

' 1 Die folgende r[a)elle enthglt eine Anzahl eharakterist iseher F/tlle, in denen stets die Mengen des abgesonderten Urins und die Tropfenzahl parallel gingen.

g

Parench. NephritismitEiweiss4°/oodunklerUrin(Oedeme ) 72,5, 73~3 , . . . . . . 30/00 , ,, (Oedeme) 68,6

Acute :, ,, ,, 50/00 Blut im Urin. 67,2 ,, ,, ,,, ,, 3o/00 Erysipel . . . . 67,7

Chron. ,, .ranul. Cylinder, einzelne Epithelzellen (Oedeme), wenig Eiwsiss . . . . . . . 63,1

Chron. Nephritis und Pneumonie . . . . . . . 69,5 ,, ,, , dunlderUrin (Oedeme), hyalinergranul.

Cylinder und Leul.(ocyten . . . . . . . 69,0 Chron. Nephritis, dunlder Urin a/e°/o o (Oedeme) 69,6, 69,0

. . . . . . . 65,3 , schwererHerzfehler, Embolie (Oedeme),

verfettete Cylinder nnd Nierenepithelien . 70,0, 71,5, 69,3 Chron. Nephritis, verfettete Cylinder (granul.), Nieren-

epithelien . . . . . . . . . . . . 67,4 *Chron. Nephritis, verfettete Cylinder mit Oedemen naeh

Verabreiehung yon Digitalis sich bessernd 71,3, Herzfehler mit Aseites, aber kein Eiweiss im Urin . 63,3 *Diabetes mit Albuminurie . . . . . . . . 59,0, *Ovarialkrebs . . . . . . . . . . . . 68,0, Gelenkrheumatismus, dunkler Urin (Peptone) 68,7 Lobercirrhose mit schwerer Pneumonie (Peptone) 72,8, ttungerurin bei Carcin. oesophagi, complette Stenose 68,7 Sterbende Pneumonie . . . . . . . . . . 72,4 Allgemeine Stauung, Diagnose zweifelhaft, kurz vor dem

'rode, Section ergab schweren Herzfehler . 70,3 Lysolvergiftung . . . . . . . . . . . . 72,0 Albuminurie, Spur Eiweiss, Urin hollgelb . . . . 59,4 Nephritis mit amyloider Degeneration, hellgelber Urin,

Eiweiss B/o o . . . . . . . . . . . 59,4 Nephritis, hellgelber Urin . . . . . . . . . 59,0

. . . . . . . . . 60,5, 62,3~ 61,4 ,, , abldingende acute, hellgelber Urin 6"2,8 ,, , vie] Eiweiss, hellgelber Urin . . . . . 5%0

llbuminurie . . . . . . . . . . . . 61,9

66,6, 54,4, 54,5

73,1, 70,5 70,,t, 67.0, 60,4, 68,5

70,9

Page 11: Der Oberflächendruck und seine Bedeutung in der klinischen Medicin

Der Oberflgchendruck und seine Bedeutung in der klinischen Medicin. 127

Z Schwerer Scharlach, mit Albuminurie im Fieberstadium

und etwas Fettausscheidung . . . . . . 63,7 Schwcre Tuberkulose . . . . . . . . . . 64,4, 54,5

,, ,, . . . . . . . . . . 6373: 68,0 Eitrige Cystitis . . . . . . . . . . . . 64,0, 64,0 Lebercirrhose . . . . . . . . . . . . 61,8 Cerebrale Lues . . . . . . . . . . . . 66,0 Masern, Fieber 40,1 o, keine Nierencomplication. 65,7

Besonders eharakteristisch sind zunitchst die mit einem* versehenen Ftille. Im ersteren Falle handelte es sich um einen schweren Herzfehler

mit Stauungen, indessen naeh Verahreiehung yon Digitalis trat naeh 2--3 Tagen eine sehnelle Besserung ein. Ganz dementspreehend waren die Befunde in Bezug auf die Tropfenzahlen.

Der zweite Fall war eine Frau mit Diabetes und A lbuminurie, die sich verschlimmernd zum Tode f~hrte. Der Versehlimmerung entspraehen die Tropfenzahlen der an versehiedenen Tagen entnommenen Urine.

Der dritte Fall yon Ovarialkrebs endete gleiehfalls t6dtlich. Charakte- ristiseh ist die vorfibergehende Erniedrigung der Tropfenzahl auf 60,4. An dem betreffenden Tage war die Diurese gut; der Urin enthielt kein Eiweiss und kein Pepton.

Eine ErhShung der Tropfenzahl zeigt sieh, wie die obige Tabelle betont, einmal da, wo die Nieren direct erkrankt sind, dann abet auch in allen denjenigen F//llen, wo die Niere zwar nieht direct affieirt ist, wo abet das Blu~ .Peptone entMlt und die Niere einen Theil dieser Peptone hindurehl/isst.

Wit glauben aus tier Gesammtheit unserer Beobaehtungen durehaus den Sehluss ziehen zu k6nnen, dass die T r o p f e n z a h l und somi t aueh die Ober f l / t ehenspannung tier Arbe i t s f / t b igke i t der Niere pa ra l l e l geht; und wenn es aueh einstweilen zweifelhaft ist oder mindestens weiterer Priifung bedarf, ob der Methode in dieser Beziehung diagnostiseher Werth zuzusproehen ist, so k6nnen wit doeh sagen, dass die Theorie roll und ganz best/itigt wird.

Die Frage, ob die Methode bei - - einseitiger - - Nierenerkrankung yon Werth ist, bleibt einstweilen often. Wit haben, dank der Freund- liehkeit yon Herrn Prof. Casper , wenigs~ens einen dahin geh~renden Pall uni.ersuchen k~Snnen. Der Erwartung gem/iss, ergab die erkrankte Niere eine hghere Tropfenzahl als die gesunde, aber die Untersehiede waren nut sehr gering (1--2 Tropfen), dass die praktisehe Bedeutung tier Methode uns zweifelhaft erscheint. Immerhin sind weitere Untersuehungen naeh dieser Riehtung sehr erwiinseht.

Dass die Stoffe, welche in den F/fiten yon Nephritis etc. die Tropfen- zahl erh6hen, fast aussehliesslieh Albumosen oder Peptone sind 7 wurde ausser dutch die fibliehen Peptonreaetionen auf folgendem Wage naeh- gewiesen:

Es wurde ein stark eiweisshaltiger Urin, weleher die Tropfenzahl z ~-- 67,3 ergab, durch Kochen enteiweisst. Die Tropfenzah] des Filtrates war 68,0. Das Eiweiss hat also gar keinen Einfluss; die kleine Er-

Page 12: Der Oberflächendruck und seine Bedeutung in der klinischen Medicin

128 J. Traube und F. Blumonthal,

hShung der Tropfenzahl 1) ist vermuthlieh auf die Bildung einer geringen Peptonmenge in Folge des Koehens zuriiekzufiihren. Dieses enteiweisste Filtrat wurde mit etwa gleiehen Mengen Chlorkohlenstoff, Aether, sowie Benzol gesehiittelt. Die Tropfenzahlen des Urins waren naeh Verjagen der betreffenden D~mpfe 65,7 bezw. 67,1 bezw. 67,8. Die Stoffe, welehe die Tropfenzahl erhShen, sind daher in jenen organisehen Extraetions- mitteln nahezu unlSslieh. Wg.hrend b isher a l lgemein d i e j en igen S tof fe , we lehe die Ober f lb ;ehenspannung des Wassers i iber- s te igen , sieh gem~ss O v e r t o n ' s Theor ie (vgl. J. Traube, Pfliiger's Arehiv 1. e.) l e i eh t in Lipoiden, sowie F l f i s s igke i ten , wie Ch lo r - k o h l e n s t o f f , Ae the r und Benzol lSsung , b i lden naeh be sonde ren neue ren Versuehen yon J. Traube die P e p t o n e die e inzige Aus- nahme. D iese lben d iosmi ren le ieht und e rn i ed r igen d e m e n t - s p r e e h e n d aueh erhebl ieh die Ober f l '~ehenspannung des Wassers , dah ingegen sind sie unlSsl ieh in L ipo iden und haben dem- gemiiss aueh ke ine n a r k o t i s e h e Wirkung.

Das Verlhalten tier P e p t o n e w i d e r s p r i e h t somi t der Theor i e yon Over ton und s teh t im vo l l s t en E ink l ange mit de r j en igen yon Traube. Nieh t die L ipo id lSs l i ehke i t , sondern der Ober- f l ~ e h e n d r u e k ist die t r e i b e n d e Kra f t bei den o smo t i s ehen Vor- g~ngen.

Zur Vervollst~ndigung sei in Bezug auf die yon uns ausgefiihrten Urinuntersuehungen schliesslieh noeh bemerkt, dass der Urin eines ge- sunden Kaninehens die Tropfenzahl = 58,6 ergab, derjenige eines Hunger- kaninehens ~--- 73,0.

T r a n s s u d a t e und Exsudate . Die stalagmometrisehe Untersuehung yon Transsudaten hatte vom Standpunkte der Theorie aus ein be- sonderes Interesse. Da die R ieh tung der Osmose vom Blute zum T r a n s s u d a t e e r fo lg t , so war vo rauszusehen , dass die Ober- f l~ ;ehenspannung des T r a n s s u d a t e s n ieh t oder n ieh t w e s e n t l i e h g e r i n g e r sein konn te als d ie jen ige des Blutes. Diese E r w a r - tung ha t sieh du rehaus bestg.tig~. Folgende Messungen wurden ausgefiihrt:

Urin 70,0, Schworer Herzfohler, Embolio . . . . . Blut 57,8

Oedom 53,2 Ovarialkrebs . . . . . . . . . . / Urin 68,0,

und Motastaso in der Pleura . . . . ~ Blur 56,4 Ploarit. Exsudat . . . . . . . . [ 57,0, Ascitos . . . . . . . . . . ~ 57,6

| Urin . . . . . . . . . . 62,5 Tuberouloso i Flour. Exsudat . . . . . . . 58.9 Urin . . . . . . . . . . . . . ~ 64,8 Ascites . . . . . . . . . . . . ] 56,6

Z 71,5, 69,3

70,4, 67,0, 60,4, 68,5

57,6

1) Auch in zwei anderen F~llen stieg nach dem Koohon die Tropfenzahl yon 70,9 auf 71~6 und yon 69~5 auf 70~6.

Page 13: Der Oberflächendruck und seine Bedeutung in der klinischen Medicin

Der Oberfl~chendruek und seine Bedoutung in der klinischen Mediein. 129

z Urin . . . . . . . . . . 67,0

Lebercirrhose Ascitos . . . . . . . . . 57,6 Py~mie, Pleur. Exsuda~ . . . . . . . . . 56,8 Lebercirrhos% Ascites . . . . . . . . . 54,4 Exsudate . . . . . . . . . . . . . I 53,5

in der Pleura . . . . . . . . . . . t 57,3 Urin . . . . . . . . . . . . . . 68,2

Wenn auch nur in einem Falle Blur und Oedemfliissigkeit yon derselben Person untersucht wurden~ so zeigen doch die Tropfenzahlen f/Jr Blur auf S. 121, dass die Theorie best~tigt wird. Zu bedicksichtigen ist, dass der mechanische Druck der Herzth~dgkeit sich dem inneren Drucke des Transsudates hinzuaddirt. Besonders bemerkenswerth sind auch die grossen Tropfenzahlen der zugehSrigen Urine. Dieselben machen es verst/~ndlich~ dass die Nieren nicht functioniren, und die Absonderungen aus dcm Blute auf anderem Wege erfolgen.

Wenn man dutch Einspritzen unsch~dlicher capillar-activer Stoffc die Oberfl/~chenspannung des Transsudates hinreiehend verkleinert, so muss es tier Theorie gemtiss mSglich sein, eine vor~ibergehende Ver- ringerung der Transsudatmenge durch Umkehr der Richtnng tier Osmose herbeizufiihren.

Herr Dr. meal. M. Ka tzens t e in , Chirurg in Berlin, hatte die G(ite nach Besprechung mit uns bet einem Falle von Hydrocele Kaffeeextract einzuspritzen, eine Fl~issigkeit, welche die Oberfl~ichenspannung des Wassers stark erniedrigt. Es wurden in dem straff gespannten Sack auf ca. 250--300 ccm Fliissigkeitsinhalt 10 cem Extract eingespritzt.

Wie Herr Dr. K a t z e n s t e i n uns g~itigst mittheilt, war der vorher ausserordentlich prall gespannte Fl~issigkeitssack nach 12 Stunden ganz welch geworden, die Fl~issigkeitsmenge dfirfte sich wohl nach ungef/~hrer Sch~tzung um etwa 1/3 verringert haben. Nach 24 Stunden war der Befund ebenso, nach 30 Stunden war die alte Spannung wieder vor- handen und blieb so 2 Tage. Dann musste operirt werden.

Dieser Versuch ist gewiss in Hinsicht auf die Theorie yon Interesse, wenn aueh practisch wohl kaum ein Nutzen zu erwarten ist.

M i l c h u n t e r s u c h u n g e n . :Nach den hier dargelegten Ansichten wird die Resorptionsf/ihigkeit

eines Nahrungsmittels in erster Linie yon der Oberfl~chenspannung ab- h~ngen, welche seine flfissigen oder 15sliehen Bestandtheile den w/~ssrigen Flfissigkeiten in Magen und Darm ertheilen. Wenn die Milch so gut resorbierbar ist, so h~ngt dies in erster Linic mit der geringen Ober- fl£chenspannung zusammen uad es war daher yon Interessc, vcrgleichende Milchuntersuchungen insbesondere fi~r Frauen- und Kuhmilch anzustellen. Dank tier Liebensw(irdigkeit der Frauen- und Kinderklinik der KSnigl. Charit6 warcn wit in der Lage eine Anzahl Milchproben yon Frauen und Ammen zu untersuchen. Es mSge zun/~chst in der folgenden Ta- belle die Gesammtheit unserer Ergebnisse mitgetheilt werden.

Zeitschrift f. exp. Pathologic u. Ther~pie. 2. Bd. 9

Page 14: Der Oberflächendruck und seine Bedeutung in der klinischen Medicin

1 3 0 J . T r a u b e u n d F , B l u m e n t h a l ,

F r a u e n m i l e h .

A m i n e , K i n d 31/2 M o n a t e a l t . . . . . . 3~/

. . 31/2 . . . . . . . . . ~o ,, 2 1 / 2 ,~ , , . . . . . .

F r a u , n o r m . K i n d i m 10. m o n . , 8 . T a g d . W o c h e n b . , , ,, ,, 10 . ,, 12. , . . . . . , , , ,, 1 0 . ,, 8 . , . . . . , , ,, ,, 10. ,, 7. ,, ,, ,, , n o r m a l . . . . . . . . . . .

,, , 4 . T a g d e s W o c t ~ e n b e t t s

,, 10. M o n e t , 5. , ,, ,, ,, 10. ,, 5. , ,, , . 9 . . 6 . ,, . .

. 9 . . 5 . ,, ,, .

,, 9. , 5. ,, ,, , K i n d n a c h 3 T a g e n t o d t

,, K i n d t o d t g e b . , 5. T a g de s W o c h e n b l ,, K i n d 8 M o n a t e a l t . . . . . . . , 7. M o n a t . 4. T a g d e s W o c h e n b c t t s , K i n d t o d t . . . . . . . . . . , K i n d t o d t , F r i i h g e b u r t . . . . . .

K a h m i l c h .

V o l l m i l c h . . . . . . . . . 2 . V o l l m i t c h . . . . . . . .

3 .

D i c s c Mi l ch i/2 S t u n d c l a n g c e n t r i f u g i r t . V o l l m i l e h y o n d e r M i l c h e e n t r a l e

Bo l l e . . . . . D i e s e Mi lch U2 S t u n d e l a n g c c n t r i f u g i r t

S a h n c y o n B o l l e . . . . . . . 2. S a h n e . . . . . . . . .

l%tt : ~ehal t in )Ct.

V o l l m i l c h yon M i l c h - C e n t r a l c 3 , 0 M a g e r m i l c h ,, . . . . 0 , 2 S a h n e . . . . 2 7 V o l l m i l c h B o l l c . . . . . 3,1 M a g e r m i l c h ,, . . . . . 0 , 2 5 K i n d e r m i l c h ,, . . . . . 3 ,6 B u t t e r m i l c h ,, . . . . . 0 , 5 5 S a h n e ,, . . . . . 28 ,5 K i n d e r m i l c h . . . . . . 3 , 4

, . . . . . . 3 ,85 ]~Iilch y o n e i n z e l n e r K u h . 2 ,3

. . . . . . . 2,4~

. ,, ,, ,, 2 , 6

T r o p f e n z a h l e n

n

w

8 16 32 6 4 1 2 8 2 5 6 5 1 2

i e l F e t t k u g .

6 5 , 0 6 3 , 3 - - 6 3 , 8

62 ,£ 5 5 , 5

6 1 , 5 - -

Allc unsere Untersuchungen beziehen sich auf das Stalagmometer~ dessen Tropfenzahl fiir Wasser = 53,0 war. Die Zahlen in den oberen Colonnen 1, 2, 4, 8 . . bezcichnen den Grad der Verdiinnung der Milch.

Page 15: Der Oberflächendruck und seine Bedeutung in der klinischen Medicin

Der Oberfliichendruck und seine Bedeutung in der klinischen Medicin. 131

Also beispielsweise 4: bedeutet, dass die Milch auf das 4fache Volumen mit Wasser verd(innt wurde.

Wenn wir uns zung~chst fragen, welche Stoffe in der Milch die so erhebliche Erh(ihung der Tropfenzahl herbeifiihren, so kommen hier nut einerseits die F e t t e und andererseits pep ton~hn l i che Producte in Be- tracht. Dass das Casein keine in Betracht kommende Wirkung ausiibt, war uns bereits bekannt, wurde abet dutch eine Ausf~llung mit Lab noch besonders best/~tigt. Eine Vollmilch, welche die Tropfenzahl 75,4 ergab, zeigte nach der Ausf/tllung des Caseins noch 74,0 Tropfen. Die geringe Differenz diirfte auf das veto Niedersehlage mitgerissene Fett zuriickzufiihren seth.

Dass nun die Tropfenzahl nicht etwa dem Fettgehalt parallel geht, ergiebt sich dutch einen Vergleich des nach Gerber ' s Methode festge- stellten Fettgehaltes der analysirten Milchsorten mit den Tropfenzahlen mit Sicherheit. Man braucht insbesondere nur die Werthe fiir Sahne und Milch mit einander zu vergleiehen, oder auch die centrifugirte mit tier nichtcentrifugirten Milch. Wenn man den F e t t g e h a l t durch Ana lyse f e s t s t e l l t , so kann man mit Hiilfe tier T r o p f m e t h o d e d i e r e l a t i v e n Mengen der P e p t o n e in den v e r s c h i e d e n e n M i l c h a r t e n bes t immen , und v i e l l e i e h t i s t es w i in sehenswer th , d i e s e n l e i e h t r e s o r b i r b a r e n P r o d u e t e n ki inf t ig eine g r5sse re Beaeh tung zu sehenken.

Wenn wir in der Tabelle die Tropfenzahlen fiir Frauenmileharten uns ansehen, so ftillt uns vet Allem auf die ann'ahernde Gleiehm//ssig- keit der Zahlenwerthe fiir die 4 Ammenmileharten und im Gegensatz hierzu die grosse Ungleiehm~tssigkeit der Werthe bet den Colostrum- mileharten. So zeigt in einem Falle die auf das doppelte Volumen ver- diinnte Milch die Tropfenzahl 93,5: in einem anderen Falle dagegen nur 69,0. Wir miissenes den Herren Gyn/ikologen und Kinder/irzten iiber- lassen, ob die hier gegebenen tlesultate zu weiteren Messungen er- muntern.

Einen Vergleieh der Zahlen fiir Ammenmileh und Kuhmileh fiihrt zu dem Ergel~niss, dass bet hOheren Coneentrationen die Tropfenzahlen nicht sehr verschieden sind~ w'ahrend bet gr5sseren Verdiinnungen clio- jenigen fiir Kuhmileh wesentlieh griSsser sind. Aus diesem Grunde wird wohl die Verdiinnung, welehe man der Kuhmileh zu Theil werden l~sst, in Bezug auf die Resorptionsf~;higkeit keine seh/tdigende Wirkung aus- iiben. Aueh dureh das Koehen der Milch wird die Oberfi//ehenspannung kaum ge~tndert, gine Vollmileh, welehe ungekoeht die Tropfenzahl 73,0 ergab, zeigte naeh 1/2stiindigem Koehen im Soxhlet die Tropfen- zahl 73,5.

Anhangweise set noeh auf die folgenden Bestimmungen der Ober- fi/iehenspannung hingewiesen:

Von Getr/inken wurde ein ziemlieh starker Kaffee, ein ziemlieh starker Thee, sowie ein Cacao untersueht. Die Tropfenzahl des Kaffee ' s war ---- 71,0, diejenige der Thee ' s = 53,5 und diejenige der Caeao's - - 62,0 Tropfen. Der Vergleich der Zahlen fiir Kaffee und Thee ist sehr bemerkenswerth und erklgxt zum grossen Theil die versehieden- artige Wirkung beider Getr/~nke auf das Nervensystem und die Nieren.

9*

Page 16: Der Oberflächendruck und seine Bedeutung in der klinischen Medicin

132 J. Traube u. F. Blumenthal, Der Oberfl/ichendruck etc.

Aueh starker Thee unterscheidet sieh in der Tropfenzahl nur um hSeh- stens 2--3 Tropfen yore Wasser. Es sind offenbar die iitherisehen Oele des Kaffees, nieht abet das Coffein~ welehe eiacn wesentlichen Theil seiner Wirkungen bedingen. Der offieinelle - - diuretisehe Thee - - er- gab 71,5 Tropfen~ verh~tlt sieh demnaeh ganz anders wie tier gewShn- liehe Thee. In Bezug auf die Wirkung der alkoholisehen Getri~nke sei noehmals darauf hingewiesen~ dass tier Alkohol die Oberfl/iehenspannung des Wassers wesentlieh vermindert~ derselbe wirkt daher resorptions- besehleunigend und sollte daher doeb. vielleieht nieht so ganz aus der Therapie verbannt werden. Dis iitherisehen Oele, welehe die Blume des Weines bilden, und .andererseits die FuselSle beeinflussen die Ober- fl/tehenspannung des Wassers in noeh writ hSherem Maasse, und haben gleiehzeitig die Eigensehaft yon den Gef/issw/inden sehr stark adsorbirt zu werden. Ihre Wirkung auf die Osmose ist daher eine noeh vielfaeh intensivere. Bei vielen Medieamenten, wie beispielsweise Deeoet. Chinae~ Tinct. amar. etc. kommt neben der ehemisehen Wirkung jedenfalls die Wirkung der Oberfl~tehenspannung in Betraeht. Es ist nieht gleichgiiltig yore Stand- punkte der bier gegebenen Theorie~ in weleher Verdiinnung im Magen und Darm die betreffenden Fliissigkeiten sieh befinden.

Fiir die Darmresorption gelten ganz /ihnliehe Betraehtungen 1) wie fiir den Magen. Untersuehungen mit reinem Darmsafte w~ren erwiinseht. Wir haben nut einen einzigen Urin enthaltenden filtrirten Darminhalt auf die Tropfenzahl untersueht. Dieselbe war =- 66~5. W~re kein Urin zugegen gewesen, so w/ire die Zahl noeh grSsser. Die treibende osmo- tisehe Kraft beim Darm ist danaeh wohl noeh grSsser als beim Magen, Dank der Wirkung yon GMle, Trypsin~ Indol, Skatol etc. auf die Ober- fl~ehenspannung.

Endlieh seien noeh erw/ihnt die sehr hohen Tropfenzahlen eines yon uns untersuehten Eiters = 85,3 und die fast dem Wasser gleiehende Tropfenzahl einer Cerebrospinalfliissigkeit ---- 54~8).

1) Vergl. Pfliiger's Archly. Bd. 105. S. 563. 1904.


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