syntax2/2011
DAS ÖSTERREICHWEITE MAGAZIN FÜR KRITISCHE SCHÜLER_INNEN
“ICH HÄTTE NICHT ERWARTET,DASS ES SO PERFEKT FUNKTIONIERT”
Ende März hat sich die Regierung auf die weitgehende Abschaffung des “Sitzenbleibens“ und für die schrittweise
Einführung der Modularen Oberstufe ab der 10. Schulstufe geeinigt. Wie das Modulsystem aufgebaut sein soll, ist
vorerst jedoch noch nicht klar. Das Syntax hat mit zwei Schüler_innen gesprochen, die schon jetzt mit dem Schulver-
such “Modulare Oberstufe“ konfrontiert sind. Seite 6
AKTION KRITISCHER SCHÜLER_INNEN | AKS.AT | APRIL 2011A
Die Modulare Oberstufe in den Kinderschuhen
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aks.at
Gegen schlechte Infrastruktur an Schulen kannst du was machen! Mehr auf baustelle-schule.at, youtube und facebook.
SCHONGEWUSST?
Für diese Ausgabe haben wir ein In-terview mit der Indie-Rock-Band The Beth Edges geführt.
HIGHLIGHT DIESER AUSGABE:
S. 8
SV
Special!
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syn
tax INHALT & EDITORIAL
Lieber Leserin! Lieber Leser!
Wir hoffen, du bist mittlerweile gut erholt aus den Oster-
ferien in den Schulalltag zurückgekehrt. Damit ebendies-
er nicht immer ganz so langweilig sein muss, haben wir
für dich diese Ausgabe des SV-Special Syntax gestaltet.
Auch wenn wir uns mittlerweile mitten im zweiten
Semester befinden, ist das SV-Jahr noch lange nicht zu
Ende. Genau jetzt besteht noch die Möglichkeit, größere
Projekte oder Ideen umzusetzen.
Mit der AKS-Frühjahrskampagne „Baustelle Schule – Jetzt
nehmen wir’s in die Hand!“ wollen wir dich genau dabei
unterstützen. Denn vieles, was uns an der Schule stört,
können wir selbst verändern. Auf Seite 4 findest du eine
Übersicht über erste Erfolge engagierter Schüler_innen.
Auf den Seiten 6 und 7 findest du Infos über die aktuelle
Diskussion rund um die Modulare Oberstufe und das
Sitzenbleiben.
Auf Seite 8 und 9 haben wir für dich die österreichische
Indierock-Band „The Beth Edges“ interviewt und sie zu
ihrer Sicht auf unser Schulsystem befragt.
Für Kritik, Anmerkungen oder Lob gilt wie immer: Ein-
fach schreiben an [email protected]!
Viel Spaß beim Lesen wünscht dir
Deine Redaktion
EDITORIAL
IMPRESSUMMHV: AKS-Bundesorganisation | Chefinnenredaktion: Vanessa Gaigg | Layout: Franz Wilding | Redaktion: AKS Bundesorgani-sation Alle: Amtshausgasse 4, 1050 Wien, Österreich
Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: Syntax ist eine Zeit-schrift der AKS-Bundesorganisation und steht zu 100% in deren Ei-gentum | Grundsätzliche Richtung: Das Syntax ist die Organisationzeitung der Aktion kritischer Schüler_innen. Inhaltich den Werten der aks verpflichtet, ihr journalistischer Auftrag die Aufarbeitung gesellschaftlicher Themen aus einer Perspektive, die nicht von ökonomischen und gesellschaftlichen Ver-pflichtungen und Normen eingeengt ist.
ZVR: 27 0 200 209 | Kontakt 01/523 12 43, [email protected] | Druck: Wilhelm Bzoch Gesellschaft m.b.H. | Industriegebiet Kupferschmiedg 7 | 2201 Hagenbrunn
BILDUNGBaustelle Schule - Jetzt nehmen wir’s in die Hand! Die Kampagne der AKS für bessere Infrastruktur...........................
Speakers’ Corner Sag uns deine Meinung.....................................................................................
„Ich hätte nicht erwartet, dass es so perfekt funktioniert“Die Modulare Oberstufe in den Kinderschuhen................................
FEUILLETON“Illegale Downloads sind ein Zeichen der Zeit”Interview mit The Beth Edges........................................................................
Der Schüler_innennotruf der AKSWenn du einmal nicht mehr weiter weißt.............................................
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INHALTSVERZEICHNIS
KOMMENTARDER VOR-SITZENDEN
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taxKOMMENTAR DER VORSITZENDEN
Türkisch für alle! Herkese türkçe!
Der Vorschlag Bildungsministerin Schmieds
Anfang April, Türkisch als Maturafach ein-
zuführen, erntete vor allem eines: den Auf-
schrei der FPÖ und eine rassistische Aussage
nach der anderen. Hätten Schüler_innen mit
türkischem Migrationshintergrund die Mögli-
chkeit, ihre Muttersprache in der Schule zu er-
lernen, dann würden “Parallelgesellschaften“
entstehen und niemand würde mehr Deutsch
in der Schule lernen, so die rechte Hetzpartei.
“GUTE“ VS. “SCHLECHTE“ FREMD-SPRACHENWieso jedoch besteht solch eine große Angst
vor dieser Sprache? Die Einführung des
Faches Englisch oder jeder anderen Fremd-
sprache hat ja schließlich auch nicht dazu
geführt, dass Schüler_innen in der Schule
kein Deutsch mehr erlernt haben. Doch in Ös-
terreich wird zwischen “guten“ und “schlech-
ten“ Fremdsprachen unterschieden. Englisch,
Spanisch, Französisch – kein Problem. Rus-
sisch, Serbokroatisch, Polnisch – wenn’s sein
muss. Türkisch – keine Chance. Allein in An-
betracht dessen, dass Türkisch immer mehr
an Bedeutung in Österreich gewinnt, ist diese
Abwehrhaltung schlichtweg lächerlich und
alles andere als fortschrittlich.
INTEGRATION DURCH SPRACHE!Mehrsprachigkeit ist kein Nachteil für unsere
Gesellschaft, sondern wertet sie auf. Heute
ist es sprachwissenschaftlich bewiesen, dass
Menschen mit nicht-deutscher Muttersprache
Deutsch erst wirklich erlernen können, wenn
sie ihrer eigenen Muttersprache mächtig sind.
Türkisch zu erlernen, hindert also Migrant_
innenkinder nicht daran, Deutsch zu lernen,
sondern fördert dies sogar erheblich! Auch für
Schüler_innen ohne Migrationshintergrund
stellt es eine Chance dar, das Fach Türkisch in
der Schule belegen zu können. Und was könnte
Integration besser fördern, als Schüler_innen
mit und ohne Migrationshintergrund, die ge-
meinsam ihre beiden Muttersprachen – also
Deutsch und Türkisch – erlernen und sich da-
bei gegenseitig unterstützen?
JETZT ERST RECHT!Nach der Präsentation der fortschrittlichen
Idee, Türkisch als lebende Fremdsprache
zu etablieren, dauerte es nicht lange, bis
Schmied die Pläne selbst relativierte. Aufgr-
und der rassistischen Aufschreie von rechts
Außen und der zurückhaltenden, in alter
Tradition blockierenden Reaktionen aus der
ÖVP, hieß es auf einmal aus dem Ministeri-
um, die Reform sei “eine Frage von Jahren“.
Jetzt gilt es jedoch, nicht feig zurückzurudern,
denn die Einführung des Faches Türkisch ist
schon längst überfällig. Mut in der Bildung-
spolitik bedeutet in dieser Frage, jetzt – und
zwar unmittelbar jetzt – das Lehramtsstudi-
um Türkisch einzuführen, Lehrpläne zu erar-
beiten und die Umsetzung unverzüglich vor-
zubereiten. Ziel jeder Schule muss es sein, die
Mehrsprachigkeit von Kindern und Jugendli-
chen zu fördern. Je mehr Sprachen in einer
Schule angeboten werden, umso höher ist die
Qualität und diese Qualität darf nicht aufgr-
und von sinnloser, politischer Taktiererei aufs
Spiel gesetzt werden!
KOMMENTARDER VOR-SITZENDEN
Iris Schwarzenbacher, Vorsitzende der AKS
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tax BILDUNG
Baustelle Schule
Die Frühjahrskampagne der Aktion kritischer Schüler_innen “Baustelle Schule“ trägt bereits erste Früchte. Engagierte Schüler_innen in ganz Österreich wollen die Zustände an ihren Schule nicht mehr akzeptieren und werden selbst aktiv. Hier ein Lokalaugenschein in verschiedenen Bundesländern, der zeigt, dass Engagement durchaus Veränderungen bewirken kann.
WER FRIERT KANN NICHT DENKENUnter diesem Motto wurden 50 Schüler_innen des Gymnasium
Körnerstraße in Linz aktiv. Die Isolierung der Fenster in den
Kel¬lerräumen war Stein des Anstoßes, um die Schüler_innen
dazu zu bewegen, ihre Angelegenheit selbst in die Hand zu neh-
men. Via Email wurden alle Beteiligten aufgerufen, am nächs-
ten Tag mit Handschuhen, Hauben und Schals in der Klasse zu
erscheinen. Für die eingeladenen Vertreter_innen der Medien
war die Aktion eine super Gelegenheit. Erklären konnte sich die
mangelnde Beheizung der Klassen niemand.
WIE DIE BUSSE FAHRENAuch in Klagenfurt fanden sich engagierte Schüler_innen mit
einer Situation konfrontiert, die ihnen sauer aufstieß. Durch
die Neuregelung der Buslinien kam es am BORG und an der
BAKIP Klagenfurt zu erheblichen längeren Wartezeiten beim
Heimweg der Schüler_innen. Einige Schüler_innen bräuchten
dadurch bis zu zwei Stunden länger für den Heimweg als bisher.
Die angedrohten Protestmaßnahmen der Schüler_innen zeig-
ten Wirkung. Ein runder Tisch soll nun eine bessere Regelung
erwirken.
GESUNDE & PREISWERTE SCHULBUFFETS FÜR ALLEAm Christian Doppler Gymnasium in Salzburg steigen die
Buf¬fetpreise nicht nur seit Jahren, auch die Qualität nimmt
seit Jahren ab. Schüler_innen wollen in ihren Pausen mehr als
fade Extrawurstsemmerl und aus diesem Grund organisierten
mo¬tivierte Schüler_innen in wenigen Tagen einen Buffet-
boykott, der österreichweit für Aufsehen sorgte. An mehreren
Tagen hintereinander fand sich das Thema in den größten Zei-
tungen des Landes. Die Buffetpreise begannen wie durch ein
“Wun¬der“ bereits am kommenden Tag zu sinken.
Jetzt nehmen wir’s in die Hand!
In der eigenen Klasse frieren? Den Schüler_innen des Gymnasiums Körnerstraße (Linz) hat es gereicht, sie haben sich mit einer Aktion zu wehren gewusst.
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syn
taxBILDUNG
SPEA
KERS
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„Ich halte es für be-denklich, dass wieder eine Hürde im Schul-system eingebaut wird und die Großparteien einer Reform zustim-men, von der beide inhaltlich noch nichts wissen – ausgenom-men der Überschrift. Diese Neuerung wird die Probleme und De-fizite des österreichi-schen Schulsystems sicher nicht beheben!“
SAG UNS DEINE MEINUNG!Viel zu oft werden die Meinungen der Schüler_innen in (bildungspolitischen) Diskus-sionen überhöhrt oder ignoriert. Dabei sind es gerade wir Schüler_innen, die schulische Entscheidungen in erster Linie betreffen, somit sind wir die eigentlichen Expert_innen in diesem Bereich.
Im “Speakers’ Corner“ des Syntax bekommen Schüler_innen regelmäßig die Möglichkeit, ihre eigene Meinung zu aktuellen Themen zu äußern. Hast du auch ein Statement ab-zugeben oder ein Projekt an deiner Schule realisiert, das du gerne mit anderen Schüler_innen aus ganz Österreich teilen würdest? Dann melde dich einfach unter [email protected]!
„Im 8. Schuljahr die Mittlere Reife einzuführen, ist einerseits keine schlechte Idee, da damit Bildungsstandards überprüft wer¬den können, doch die entscheidende Frage ist, ob das nicht nur noch mehr Hürden für Jugendliche aus bildungsferneren Fami-lien darstellen würde! Vor allem, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass die Durchlässigkeit zwischen HS und AHS-Oberstufe dadurch erhöht wird. Überprüfung von Bildungsstandards ja – Differenziertes Schulsystem und “Knock-Out Prüfungen“ - nein!“
RALPH SLUGER, 19 JAHRE, STV. SCHULSPRECHER HTL BULME, STEIERMARK:
„Was hältst du von der Idee der Mittleren Reife?“
CHRISTOPH PÖSCHKO, 17 JAHRE, SCHUL-SPRECHER GYMNASIUM FREISTADT, OÖ:
SOPHIA CHRISTALL, 16 JAHRE, SCHULSPRECHERIN BORG NONNTAL SALZBURG:
„Die Mittlere Reife hat ein sehr schwam-miges Kon-zept. Außer-dem sehe ich keine Vorteile für Schüler_in-nen, weil so nur eine wei-tere Bildungs-hürde einge-führt wird.“
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tax BILDUNG
„ICH HÄTTE NICHT ERWARTET, DASS ES SO PERFEKT FUNKTIONIERT“
Ende März hat sich die Regierung auf die weitgehende Abschaffung des “Sitzenbleibens“ und für die schrittweise Einführung der Modularen Oberstufe ab der 10. Schulstufe geeinigt. Wie das Modulsys-tem aufgebaut sein soll, ist vorerst jedoch noch nicht klar. Das Syntax hat mit zwei Schüler_in- nen gesprochen, die schon jetzt mit dem Schulversuch “Modulare Oberstufe“ konfrontiert sind.
WIE FUNKTIONIERT DIE MODU-LARE OBERSTUFE?Die Modulare Oberstufe wird zur Zeit
an einigen Schulen als Schulversuch
geführt, die Umsetzung dabei ist sehr
unterschiedlich. Felizian Lackner be-
sucht das Reithmanngymnasium in
Innsbruck, an dem das Projekt seit zwei
Jahren läuft. „Ab der sechsten Klasse
sind die Unterrichtsfächer an meiner
Schule in Module gegliedert, die jeweils
über ein Semester laufen“, erzählt der
17-jährige Schüler dem Syntax. Dabei
muss zwischen verpflichtenden Basis-
modulen, die vormittags stattfinden,
und den Wahlmodulen am Nachmittag
unterschieden werden. Bis zur Matu-
ra müssen in dem Tiroler Gymnasium
alle Basismodule, also zum Beispiel
Deutsch oder Biologie, und insgesamt
17 Wahlmodule positiv abgeschlossen
werden.
WAHLMÖGLICHKEIT FÜR SCHÜLER_INNEN?Auch die Schule der 17-jährigen Chris-
tina Götschhofer aus Kirchdorf in
Oberösterreich steht kurz davor, die
Modulare Oberstufe einzuführen. Ab
dem Schuljahr 2012/2013 soll es im
BRG/BORG Kirchdorf nur mehr Mo-
dule geben. Die Hauptmotivation der
Schulgemeinschaft ist laut Christina,
dass Schüler_innen nur mehr Module
wiederholen müssen, die sie nicht be-
standen haben und nicht mehr das gan-
ze Schuljahr wie bisher. Im Falle des
BRG/BORG Kirchdorf soll der Lehr-
plan jedoch haargenau der selbe blei-
ben wie momentan, Wahlmöglichkeiten
für Schüler_innen sind nicht vorgese-
hen. „Ich halte es für einen großen Feh-
ler, keine Wahlmodule einzuführen.
Gerade in einem Modulsystem wäre es
möglich, dass wir Schüler_innen uns
die Schule endlich nach unseren eige-
nen Interessen gestalten können und
uns nicht immer alles vorkauen lassen
müssen!“, so Christina zu dem geplan-
ten Schulversuch.
WEG MIT DER LÄSTIGEN EH-RENRUNDE!Knapp 30.000 Schüler_innen müssen
jährlich eine ganze Schulstufe wieder-
holen. Sitzen zu bleiben bedeutet für
diese Schüler_innen, aus ihrer Klasse
und somit aus ihrem gewohnten so-
zialen Umfeld herausgerissen zu wer-
den, und den Stoff eines jeden Faches
noch einmal durchmachen zu müssen,
auch wenn sie nur in einzelnen Fächern
Schwierigkeiten haben. Die AKS fordert
seit Jahren die Abschaffung des “Sit-
zenbleibens“, da es einerseits ein veral-
tetes und pädagogisch nicht wertvolles
Konzept ist und den Staat andererseits
knapp eine Milliarde Euro pro Jahr
Die Modulare Oberstufe in den Kinderschuhen
„Ich halte es für einen großen Fehler, keine Wahlmodule ein-
zuführen.”
Knapp 30.000 Schüler_innen bleiben pro Jahr sitzen. Dies soll in Zukunft nicht mehr möglich sein.
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tax
„ICH HÄTTE NICHT ERWARTET, DASS ES SO PERFEKT FUNKTIONIERT“
Ende März hat sich die Regierung auf die weitgehende Abschaffung des “Sitzenbleibens“ und für die schrittweise Einführung der Modularen Oberstufe ab der 10. Schulstufe geeinigt. Wie das Modulsys-tem aufgebaut sein soll, ist vorerst jedoch noch nicht klar. Das Syntax hat mit zwei Schüler_in- nen gesprochen, die schon jetzt mit dem Schulversuch “Modulare Oberstufe“ konfrontiert sind.
kostet. In einer Modularen Oberstufe
soll Sitzenbleiben laut den Regierungs-
vertreter_innen „nur mehr in Ausnah-
mefällen möglich sein“.
SITZENBLEIBEN IM MODULSYS-TEM?„Sitzenbleiben kann man bei uns ei-
gentlich nicht, da muss man sich schon
ganz ungeschickt anstellen“, meint Fe-
lizian aus dem Reithmanngymnasium
in Innsbruck. Man könne sich die Mo-
dulare Oberstufe vorstellen wie einen
Rucksack, in dem man nicht bestan-
dene Module mitnimmt und zu einem
späteren Zeitpunkt positiv abschließen
kann. Schüler_innen aus dem Tiroler
Gymnasium könne es jedoch passieren,
dass sie in der 8. Klasse zum Beispiel
ein Englisch-Modul noch nicht abge-
schlossen haben und im Jahr darauf
noch ein bis zwei Mal die Woche in die
Schule müssen, um das Modul fertig zu
machen und die Matura absolvieren zu
können.
DAS MODULSYSTEM – DIE SINNVOLLE ALTERNATIVE?Die Abschaffung des Sitzenbleibens
wird als einer der größten Vorteile des
Modulsystems gewertet. Oft wird je-
doch von Eltern und Lehrer_innen be-
fürchtet, Schüler_innen seien nicht reif
genug, mit der Selbstverantwortung
umzugehen, sich ihren Stundenplan
selbst gestalten zu können. Christina
und Felizian teilen diese Befürchtung
nicht. „Ich hätte mir nicht erwartet,
dass es so gut funktioniert, aber bei uns
schaffen es wirklich alle Schüler_in-
nen, mit dieser Selbstständigkeit um-
zugehen“, erzählt Felizian von seinen
bisherigen Erfahrungen. Außerdem sei
die Schulgemeinschaft seit der Einfüh-
rung der Modularen Oberstufe gestärkt
worden, da die Wahlmodule klassen-
übergreifend organisiert seien. Als wei-
teren Vorteil sieht Christina, dass Schü-
ler_innen mehr Spaß am Lernen haben,
könnten sie sich Teile ihres Lehrplans
selbst aussuchen. „Nun liegt es an der
Regierung, bei der Umsetzung der Mo-
dularen Oberstufe auch wirklich zu
gewährleisten, dass Schüler_innen die
Schule mitgestalten können und sich
zu einem Teil selbst aussuchen können,
was sie lernen wollen.“
MÖGLICHE WAHLMODULEWahlmodule können zu den verschie-
densten Themenbereichen angeboten
werden. Im Reithmanngymnasium in
Innsbruck gibt es Wahlmodule einer-
seits als Vertiefung von Fächern wie
Geschichte, andererseits auch bei-
spielsweise zu spezifischen Themen wie
analoge Fotografie und Dunkelkammer-
praxis, Alltags- und Verhaltensbiologie
oder Physik in Actionfilmen. Außerdem
gibt es die Möglichkeit, im Rahmen der
Module einen 1.-Hilfe-Kurs oder einen
professionelles Baby-Sitting-Kurs zu
machen. Für die Zukunft erhofft sich
Felizian durch die flächendeckende
Einführung der Modularen Oberstufe
auch schulübergreifende Angebote. „So
können auch sehr spezifische Themen
abgedeckt werden und wir Schüler_in-
nen können uns die Schule wirklich frei
nach unseren eigenen Interessen ge-
stalten!“
BILDUNG
„Sitzenbleiben kann man bei uns eigentlich nicht, da muss man sich schon ganz unge-
schickt anstellen“
“Bei uns schaffen es wirklich alle Schüler_innen, mit dieser Selbstständigkeit umzugehen“
Seite 8syntax
syn
tax FEUILLETON
“ILLEGALE DOWNLOADS SIND EIN ZEICHEN DER ZEIT”
The Beth Edges gelten als eine der Zukunftshoffnungen der österreichischen Indie-Rock Szene. Die Band, bestehend aus den vier in Oberösterreich verwurzelten jungen Wienern Tobi, Dave, Flo und Gabs, hat bereits mehrere Singles, ein Sammelalbum und 2 Amadeus Award Nominierungen zu verbuchen. Im Interview mit dem Syntax erklärt Sänger Tobi ganz ohne Arroganz, wie er ihre Musik selbst beschreiben würde, warum illegale Downloads garnicht so böse sind und was ihn rückblickend am derzeitigen Schulsystem stört.
Welchem Genre würdet ihr euch am ehes-
ten zuordnen? Was unterscheidet euch
von anderen Bands in diesem Genre?
Anfänglich bestanden wir darauf, als
Indie-Rock Band angesehen zu werden.
Als die Zeit verstrich, verlor das für uns
an Bedeutung, als der Begriff Indie-
Rock ohnehin zu breitgefächert scheint.
Wir sind uns durchaus bewusst, dass
wir mit unserer Musik nichts Neu-
es erfunden haben. Nichtsdestotrotz
unter¬scheidet sich in diesem Sinne
jede Band von einer anderen; seien es
die Melodien oder die Arrangements.
Ihr habt alle die gleiche Klasse in ei-
nem musischen Gymnasium besucht.
Wart ihr mit eurer Ausbildung zufrie-
den und Hattet ihr an eurer Schule die
Mög¬lichkeit, Bandproben abzuhalten
oder musstet ihr euch privat darum
kümmern? Wie war es um die Infra-
struktur in eurer Schule bestellt?
Rückblickend sind wir eigentlich sehr
zufrieden mit unserer Ausbildung. Un-
ser Zweig bot eine gute Balance zwi-
schen allgemeinbildendem und musik-
spezifischem Unterricht. Bemängeln
muss man, ganz klar, die ständigen
Budgeteinschränkungen, welche sich
drastisch und direkt auf die Lehren-
Interview mit The Beth Edges
Seite 9syntax
syn
tax
“ILLEGALE DOWNLOADS SIND EIN ZEICHEN DER ZEIT”
The Beth Edges gelten als eine der Zukunftshoffnungen der österreichischen Indie-Rock Szene. Die Band, bestehend aus den vier in Oberösterreich verwurzelten jungen Wienern Tobi, Dave, Flo und Gabs, hat bereits mehrere Singles, ein Sammelalbum und 2 Amadeus Award Nominierungen zu verbuchen. Im Interview mit dem Syntax erklärt Sänger Tobi ganz ohne Arroganz, wie er ihre Musik selbst beschreiben würde, warum illegale Downloads garnicht so böse sind und was ihn rückblickend am derzeitigen Schulsystem stört.
FEUILLETON
den und Lernenden auswirken. Der
Bildungsministerin kann man nur ra-
ten, wie schwer sich dies auch gestalten
möge, einen anderen Weg zu finden um
jegliche finanzielle Probleme zu lösen.
Geld für Bildung zu kürzen ist doch
wohl schlichtweg kontraproduktiv und
falsch.
Hattet ihr an eurer Schule die Mög-
lichkeit, Bandproben abzuhalten oder
musstet ihr euch privat drum kümmern?
Wie wars um die Infrastruktur in eurer
Schule bestellt?
Um den Proberaum mussten wir uns
privat kümmern. Eine Band zu haben
steht ja nicht in direkter Verbindung
mit Schule.
Eine vielfältige Umgebung ist ohne
Frage ein sehr wichtiger Faktor um das
Leben in einer Schule angenehmer und
schöner zu gestalten. In vielen Schu-
len gibt es eine Vielzahl an räumlichen
Angeboten, aber in denen, wo dies
nicht der Fall ist, sollte man eine Auf-
besserung unbedingt andenken. Die
Gesamtstimmung hängt davon ab und
diese spiegelt sich zweifelsohne in den
Leistungen der Schüler wider.
Wie habt ihr damals den Schulstress mit
regelmäßigen Bandproben vereinbaren
können?
Wie auch bisher im Studium, hatten wir
damals keine gröberen Terminkollisio-
nen mit geplanten Proben oder Kon-
zerten. Mit genügend Optimismus und
einer vernünftigen Vorausplanung lässt
sich vieles bewältigen.
Lawrence Lessing, Begründer der „Crea-
tive Commons“ (CC) Bewegung sagte
einmal: „There is no art, that doesn‘t re-
use“. Er spielt damit darauf an, das Sys-
tem des Copyrights im herkömmlichen
Sinne zu überdenken. Viele Künstler_in-
nen haben sich in den letzten Jahren
dazu entschlossen, ihre Musik unter so-
genannte freie Lizenzen zu setzen und sie
damit anderen zur Weiterverwendung
zur Verfügung zu stellen. Könntet ihr
euch vorstellen, Teile eurer Musik unter
CC-Lizenzen zu stellen oder erkennt ihr
durchaus Positives am herkömmlichen
Copyright?
Im Grunde genommen wird mittlerwei-
le jedes Stück Kunst sobald es die Welt
des Internets betritt, wenn auch ge-
zwungenermaßen, zur Weiterverwen-
dung freigegeben - das herkömmliche
Copyright ist schon längst obsolet. Da-
bei stellen sich jedoch viele Bands Fra-
gen wie: Wenn unsere Investitionen da-
rin münden, dass jeder unsere Werke,
ohne dafür einen Cent zu bezahlen, ver-
wenden und verbreiten darf, lohnt sich
das dann alles? Wie jeder, will auch ein
Künstler für seine Arbeit entschädigt
werden, um nicht zuletzt überhaupt
seine Kunst ausüben zu können. Es gibt
sehr gute Ansätze, welche versuchen,
die derzeitige Situation ins bestmögli-
che zu wandeln. Man muss umdenken
und dabei machen wir gerne mit.
Gleich eine anschließende Frage; Was
haltet ihr von illegalem Download und
seid ihr euren Fans, die eure Songs gra-
tis runterladen, böse?
Nein, böse sind wir nicht. Illegale Down-
loads sind ein Zeichen der Zeit, könn-
ten eingedämmt aber nicht ver¬hindert
werden. Wir sehen es gelassen – Wer
sich einen Song von uns herun¬terlädt,
hört sich diesen auch vermut¬lich an.
Gefällt er der- oder demjenigen, kommt
sie oder er vielleicht zum nächs¬ten
Konzert.
Das Interview führten Lisa Grabner
und Vanessa Gaigg.
Seite 10syntax
syn
tax FEUILLETON
DER SCHÜLER_INNENNOTRUF DER AKSNur eine Schüler_innenvertretung, die ihre Rechte und die Re-
chte der Schüler_innen kennt, kann sich auch für die Einhal-
tung dieser Rechte einsetzen. Deshalb findest du in jeder Aus-
gabe des SV-Syntax wichtige schulrechtliche Informationen.
Falls dich das Thema näher interessiert, schicken wir dir gerne
eine ausführliche und übersichtliche Schulrechtsbroschüre.
Einfach bestellen unter [email protected]!
0699 / 12 14 81 20
Häufig gestellte Schulrechtsfragen
„Welche Aufzeichnungen muss meine Lehrperson über meine Mitarbeit führen?“
Laut LB-VO § 4 Abs. 3 sind Festhaltungen über deine Leistung so oft vorzunehmen, wie sie für deine Leistungsfeststellung notwendig
sind. Wie und wie oft deine Lehrperson solche Aufzeichnungen führt, ist leider ihm_ihr selbst überlassen – jedenfalls muss es aber welche
geben. Aber falls du dir unsicher bist, wie deine Mitarbeit benotet wird – frag einfach mal nach den Aufzeichnungen, die sind oft nämlich
garnicht vorhanden.
TOM, 15, HTBLVA INNSBRUCK:
„Wann muss ich die Schule über den Grund meines Fehlens informieren?“
Du musst den Grund deines Fernbleibens unverzüglich deinem_deiner Klassenvorständ_in bekanntgeben. Wenn du länger als eine Woche
unentschuldigt fehlst, und in der drauffolgenden Woche nicht auf schriftliche Aufforderungen reagierst, wirst du von der Schule abgemel-
det. Achtung: Ist der Grund deines Fehlens Krankheit, kann es sein, dass du ein ärztliches Attest bringen musst!
SUSI, 16, HAK 1 KLAGENFURT:
WENN DU EINMAL NICHT WEITERWEISST...WIR HELFEN BEI SCHULRECHTS-FRAGEN WEITER.
> ANRUFEN UNTER: 0699/12148120> ONLINE UNTER WWW.AKS.AT> SCHULRECHTS-APP IM IPHONE-APP-STORE A
Seite 11syntax
syn
tax
#
WUSSTEST DU SCHON,
DASS?
...man aus Elefantenkot Papier herstellen kann?
...Wale in Dialekten kommunzieren?
...Wander_innen im Schnitt 2,50 € pro Kilometer ausgeben?
...George Bush Senior bei einem Staatsdinner sich einmal über den japa-nischen Außenminister übergab?
...Monaco kleiner als der Berliner Tiergarten ist?
...Goethe 64 Jahre an Faust schrieb?
...China Brad Pitt ein lebenslanges Einreiseverbot erteilte wegen seines Mitwirkens in dem Film „7 Jahre in Tibet“?
...57 % der britischen Schulkinder denken, dass Deutschland das lang-weiligste Land in Europa ist?
...Bienen im Chor zittern, wenn es kalt ist, um den Stock aufzuheizen?
...die medizinische Bezeichnung für Nasenbohren Rhinotillexomania ist?
...pro Guitar Hero Spiel 10 GH-Gitarren verkauft werden?
...Schimpansen keine Schambehaarung haben?
vorname, nachname
adresse, plz, ort
telefon
geb. dat., datum, schule, klasse
ICH BIN
AN DIE
Aktion kritischer Schüler_innenAmtshausgasse 4, 1050-Wien
FÜR DIE SCHÜLER_INNENVERTRETUNG:SV-Toolbook (allgemeine SV-Broschüre)123 Fragen an das SchUG (Schulrechtsbroschüre)Sozial-Broschüre (Beihilfen und Förderungen)zu einem SV-Vernetzungstreffen kommenUnterstützung bei einem SV-ProjektSchüler_innenzeitungsbroschüreBerufsschul-Broschüre
AKS-STUFFAKS-Wandkalender 10/11WeltfriedenAuf das Medien-Seminar fahren! (siehe Rückseite)Ein kostenloses Syntax-Abo
GET ACTIVE!Infos über eure laufenden Aktivitäteneinen Workshop an meiner Schuleauf ein Seminar mitfahrenaktiv werden
ICH WILL
MATERIALIENzur Antirassismus Arbeitzu feministischer Arbeitzu Globalisierungzum Thema Homophobiezu Schule & SchulpolitikFolder: „Baustelle-Schule“Plakate: „Baustelle-Schule“Pickerl: „Baustelle-Schule“
FEUILLETON
Kleb mir eine! (Falls Marke zur Hand, sonst zahlen wir)
syntax.aks.atDAS ÖSTERREICHWEITE MAGAZIN FÜR KRITISCHE SCHÜLER_INNEN
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DAS AKS FRÜHLINGSGEWINNSPIELMach mit beim AKS-Frühlingsgewinnspiel und hol dir deinen iPhone 4, ein signiertes „What’s in it for me?“ - Album der Beth Edges oder eine gratis Teilnahme an einem AKS-Seminar! Einfach diesen Rücksender ausschneiden, ausfüllen und du bist dabei! (Falls Marke zur Hand freuen wir uns, ansonsten übernehmen wir das Porto!)
FRAGE:
Wieviele Schüler_innen haben jährlich ein Nicht Genügend imJahreszeugnis?
1x iPhone 41x signiertes Album von “Beth Edges”10x Teilnahme an einem AKS-Seminar
20.50033.00042.000
DEINE ANTWORT: ZU GEWINNEN GIBT ES:
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen
kadfka jfalökfja f
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Macht.Medien.
Politik.
| AKS.AT
Das Medienseminar
der AKS für Schul-
sprecher_innen
13. - 15. Mai 2011,
DAS MEDIENSEMINAR
Medien beeinflussen unser
aller Leben, tagtäglich. Kein
Raum ist frei von Einflüssen
durch die Medien. Die Schule
bildet da natürlich keine Aus-
nahme. Deshalb ist es ge-
rade für Schulsprecher_innen
wichtig, die Macht der Me-
dien einschätzen und damit
umgehen zu können.
Von 13. bis 15. Mai 2011 ver-
anstalten die Aktion kritischer
Schüler_innen das Medien-
seminar für Schulsprecher_
innen, bei dem du dich im
Bereich der Medien weiter-
bilden, neue Leute kennen-
lernen und jede Menge Spaß
haben kannst!
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