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Vom Erzeuger zum Verbraucher ndash

Food Miles und Fairtrade

Warum eine einseitige Diskussion uumlber lange Transport - wege zu Nachteilen fuumlr die Produzenten fuumlhren kann

Food Miles und Fairtrade2

Food Miles und FairtradeWarum eine einseitige Diskussion uumlber lange Transportwege

zu Nachteilen fuumlr die Produzenten fuumlhren kann

Der Begriff bdquoFood Milesrdquo beschreibt die Distanz die Nahrungsmittel vom Produzenten bis zum Konsumenten zuruumlcklegen (engl bdquofarm to forkldquo) Der 1994 von der SAFE Alliance (jetzt Sustain)1 gepraumlgte Begriff umfasste urspruumlnglich sowohl soziale als auch oumlkologische Aspekte2 SAFE betonte dabei die Bedeutung einer Verbindung zwischen Konsument Lebensmittel und Produshyzent Nach dem urspruumlnglichen Ansatz bestand kein Widerspruch darin regionale Produkte zu kaufen und gleichzeitig bei Bedarf auf nichtshysaishysonale oder exotische FairtradeshyProdukte zushyruumlckzugreifen Verbraucher wurden sogar dashyrin bestaumlrkt fair gehandelte Waren zu kaufen wenn die gewuumlnschten Produkte nicht aus regishyonalem Anbau zu beziehen waren

Inzwischen wurde das Konzept bdquoFood Milesldquo als Messgroumlszlige fuumlr den oumlkologischen Fuszligabdruck von Lebensmitteln auf einen einzigen Faktor reduziert den Transportweg Mit einfachen Bot shy schaften werden den Verbrauchern regionale Produkte als klimafreundlicher dargestellt und der Import von Nahrungsmitteln und Fernhan del abgelehnt Das ist eine unzulaumlngliche Verein shy fachung die die Existenzgrundlage von Produshyzenten in Entwicklungslaumlndern gefaumlhrden koumlnnte

Im Folgenden wird erklaumlrt warum fuumlr Verbraushycher die mit ihren Kaufentscheidungen einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung leisten wollen ein derart vereinfachtes bdquoFood MilesldquoshyKonzept nur ein unzuverlaumlssiger Ratgeber ist Der Transportweg den ein Lebensmittel bis zum Verkaufsort zuruumlckgelegt hat ist nur eishyner von vielen Bausteinen der Nachhaltigkeit Entscheiden sich Verbraucher nur aufgrund dieses einen Aspekts fuumlr ein Produkt bleiben wichtige Grundsaumltze nachhaltiger Entwicklung

unberuumlcksichtigt Diese Grundsaumltze zaumlhlen zu den Zielen von Fairtrade Produzenten zu staumlrshyken Existenzgrundlagen zu sichern und gerechshytere Handelsbeziehungen aufzubauen Mit dieshysen Zielen als Grundlage moumlchte Fairtrade einen ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatz aufrecht shy erhalten

Fairtrade sieht die Gefahr dass durch Kauf - entscheidungen die ausschlieszliglich den Trans - portweg beruumlcksichtigen die entwicklungs- foumlrdernde Verbindung zwischen Verbrau-chern und den benachteiligten Produzenten im globalen Suumlden getrennt werden koumlnnte Solche einseitigen Entscheidungen die alle anderen Aspekte des oumlkologischen Fuszligab-drucks auszliger Acht lassen koumlnnen nachteilige Auswirkungen auf die Existenzgrundlagen die ser Produzenten haben

bdquoFood Milesldquo und den wirklichen Klima-Fuszligabdruck von Lebensmitteln verstehen

Der Begriff bdquoFood Milesldquo bezieht sich auf die Entfernung die ein Nahrungsmittel von dem landwirtschaftlichen Betrieb in dem es angeshybaut wurde bis zu dem Geschaumlft in dem es vom Verbraucher gekauft wird zuruumlckgelegt hat Als Indikator fuumlr den CO2shyFuszligabdruck geht der bdquoFood MilesldquoshyAnsatz davon aus dass Lebensmittel die lange Entfernungen zuruumlckgeshylegt haben aufgrund der dafuumlr benoumltigten fosshysilen Energie einen groumlszligeren KlimashyFuszligabdruck als regionale Produkte aufweisen Das fuumlhrt dazu dass viele Verbraucher regionale oder ortsnah erzeugte Lebensmittel als die klimashyfreundlichere Alternative gegenuumlber importiershyten Lebensmitteln betrachten

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Allerdings wird Konsumenten die nachhal tige Kaufentscheidungen auf Basis aller Nachhaltigshykeitsaspekte treffen moumlchten durch die bloszlige Angabe der bdquoFood Milesldquo eine sehr unvollstaumlnshydige Orientierung geboten

Erstens wird durch die Angabe von bdquoFood Milesldquo ndash also des Transportweges von der Produktionsshy zur Verkaufsstaumltte ndash nur ein Teil des Lebenszyshy klus eines Produktes erfasst Zweitens bezieht sich der Begriff bdquoregionalldquo auf das Endprodukt und laumlsst die haumlufige Tatsache auszliger Acht dass bei bdquoregionalenldquo Produkten Zufuhrstoffe wie zB Duumlngemittel Pestizide Dieselkraftstoffe oder Tierfutter eingesetzt wershyden die zT energieaufwaumlndig hergestellt undoder lange Transportwege zuruumlckgelegt haben und damit energieintensive Bestandteile der Endprodukte sind Drittens kann der alleinige Fokus auf Transshyportwege und die einseitige Foumlrderung regioshynaler Produkte anstelle importierter Produkte die haumlufig aus Entwicklungslaumlndern stammen

dazu fuumlhren dass sich die Lebensbedingungen der aumlrmsten Menschen dieser Welt weiter vershy schlechtern

Der Weg den ein Lebensmittel zu-ruumlckgelegt hat ist nur ein Baustein in den Saumlulen der Nachhaltigkeit

In den vollstaumlndigen KlimashyFuszligabdruck eines Produktes flieszligen in dessen Lebenszyklus verschiedene Faktoren ein von denen einige bei dem alleinigen Fokus auf Transportwege auszliger Acht gelassen werden In LebenszyklusshyAnalysen wird beispielseise die Emission von Treibhausgasen im bdquoLebenldquo eines Produktes gemessen ndash von Produktion uumlber Verbrauch bis hin zu seiner Entsorgung Einige Studien die die Lebenszyklen von Produkten mit kurshyzen und langen Transportwegen verglichen haben sind zu interessanten Ergebnissen gekommen

Konsumenten die nachhaltige Kauf - entscheidungen treffen moumlchten wird durch bdquoFood-Milesldquo ein sehr unvollstaumlndiges Bild geboten

Fairtrade-Produkte in einem Supermarkt in Deutschland copy Miriam Ersch 2011

Der alleinige Fokus auf Transport-wege laumlsst hinsichtlich des Gesamt-lebenszyklus eines Produktes viele Faktoren auszliger Acht die sich nega-tiv auf dessen Klima-Fuszligabdruck auswirken koumlnnen

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Eine Studie aus dem Jahr 2008 hat ergeshyben dass der Transport von Lebensmitteln in den USA trotz langer Wege von durchshyschnittlich 1640 km pro Produkt fuumlr nur 4 des vom Nahrungsmittelsektor verursachten CO2shyFuszligabdruckes verantwortlich ist3 Beim Anbau von Lebensmitteln entstehen in den USA im Vergleich dazu durchschnittlich 83 des CO2shyFuszligabdruckes Und bei manchen Nahrungsmitteln insbesondere bei Fleisch (vor allem bei rotem Fleisch) und Milchprodukten werden durch Herstellungsverfahren und Materialeinsatz (wie zB Tierfutter) die den Ausstoszlig hoher Mengen Kohlenstoffdioxid und der hochwirksamen Treibhausgase Methan und Stickstoffoxid mit sich bringen sehr hohe CO2shyFuszligabdruumlcke verursacht Bei Lufttransporten allerdings liegt der Anteil des Transportweges am gesamten Fuszligabdruck eishy nes Produktes weit uumlber 4 In Groszligbritannien ergab die Studie einen fuumlr die Transportemissionen anteiligen Wert von ca 10 an den Gesamtemissionen der Nahshyrungsmittelwirtschaft wobei die restlichen 90 waumlhrend der Lebensdauer der Lebensmittel durch Primaumlrproduktion Verarbeitung und Konshysum entstehen4

Cafeacutedirect ein Fairtradeshyzertifiziertes HeiszligshygetraumlnkeshyUnternehmen hat LebenszyklusshyAnalysen fuumlr ihre meistgekauften Teeshy und KaffeeshyProdukte durchgefuumlhrt und herausgeshyfunden dass im Schnitt 72 der Emissionen in der Phase des Konsums ihrer Produkte entshystehen Die Weiterverarbeitung ihrer Kaffees und Tees ist fuumlr einen weiteren erheblichen Teil des CO2shyFuszligabdruckes verantwortlich wo hingegen der Transport einen weitaus geshyringeren Wert als angenommen ergab5 Ein europaumlisches GetraumlnkeshyUnternehmen kam zu weiteren uumlberraschenden Ergebnissen beim Ershy mitteln des CO2shyFuszligabdruckes ihrer Smoothies6 Das Unternehmen war davon ausgegangen dass der Transport von tropischen Fruumlchten aus verschiedenen Teilen der Welt die CO2shy

Bilanz ihrer Produkte stark belasten wuumlrde Aber auch diese Studie ergab dass der Transport nur fuumlr einen kleinen Anteil des Fuszligshy abdruckes verantwortlich ist waumlhrend 60 bis 80 (je nach Portionsgroumlszlige und Verpackungsshyart) des gesamten Fuszligabdruckes durch Anshybau Verpackung und Fertigung entstehen

Wie wichtig es ist in der Konsumphase eishynes Produktes nachhaltig zu handeln wurde durch eine vor kurzem durchgefuumlhrte Studie bestaumltigt in der die Treibhausgasemissionen waumlhrend dieser Phase gemessen wurden Die Studie ergab dass das Erhitzen einer Pastete in der Mikrowelle anstatt im Backofen zu einer Senkung des anteiligen CO2shyFuszligabdruckes in dieser Phase des Lebenszyklus von 9 auf 2 fuumlhrt7 Eine weitere Studie hat ergeben dass beim Braten von Kartoffeln fuumlnf mal soshy viel Energie verbraucht wird wie beim Kochen der Kartoffeln8 Ein entscheidender Faktor ist auch die Entsorgung unserer Lebensmittel Nach Schaumltzungen einer Studie der Univer shy sitaumlt Stuttgart im Auftrag des Verbrauchershyministeriums landen jaumlhrlich rund 67 Millionen Tonnen Lebensmittel aus deutschen Privatshyhaus halten im Muumlll Verschwendung zu vermei shy den fuumlhrt zu einer Reduktion von Umweltemis shysionen Eine Tonne vermiedener Lebensmittelshyabfaumllle ist gleichzusetzen mit einer Ersparnis von 38 Tonnen CO2shyAumlquivalent (CO2e)910

Der Einkauf von Lebensmitteln verursacht 5 der in Groszligbritannien insgesamt mit dem PKW zuruumlckgelegten Strecken das entspricht 072 der gesamten Treibhausgasemissionen in Groszlig shybritannien11 All diese Ergebnisse legen den Schluss nahe dass es fuumlr den Verbraucher effektivere Klimaschutzmethoden gibt als sich prinzipishyell gegen importierte Lebensmittel mit langen Transportwegen zu entscheiden zB den Fleischkonsum zu reduzieren und weg von Quantitaumlt hin zu mehr Qualitaumlt zu uumlberdenken oder sich komplett vegetarisch zu ernaumlhren auf effizientere Zubereitungsmethoden fuumlr

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Lebensmittel zuruumlckzugreifen Lebensmittel vershy schwendung zu vermeiden und Einkaumlufe auch mal ohne Auto zu erledigen

Die durchgefuumlhrten Studien fuumlhren zusammenshyfassend zu der Erkenntnis dass das bdquoFood MilesldquoshyKonzept das allein die Transportwege von Lebensmitteln beruumlcksichtigt als alleinishyger Indikator fuumlr die Klimaauswirkungen eines Produktes zu wenig aussagekraumlftig ist da es den Fokus nur auf eine einzige kurze Phase im Lebenszyklus eines Produktes legt und andeshyre mindestens genauso entscheidende oder sogar wichtigere Faktoren komplett unberuumlckshysichtigt laumlsst Eine umfassende Aufklaumlrung der Verbraucher uumlber die Auswirkungen ihres Konsumverhaltens auf den CO2shyFuszligabdruck eines Produktes koumlnnte zu einer Veraumlnderung dieses Verhaltens fuumlhren In diesem Punkt ist das bdquoFoodshyMilesldquoshyKonzept jedoch defizitaumlr Die Aufklaumlrungsarbeit muss uumlber die Diskussion der Transportwege hinausgehen

CO2-Fuszligabdruumlcke bdquoregionalldquo bedeutet nicht automatisch kleiner

Obwohl der Transport nur einen kleinen Teil des gesamten CO2shyFuszligabdruckes von Lebensshymitteln ausmacht wird oft davon ausgeganshygen dass regionale Produkte aufgrund gerinshygerer Distanzen im Vergleich zu importierten Produkten die bessere Wahl in Bezug auf Klimashy schutz darstellen wuumlrden Tatsaumlchlich ist es so dass zum Beispiel Milchprodukte aus der jeweishy ligen Region wegen der energieintensiven Erzeugung und der nachgelagerten Kuumlhlkette hohe CO2shyFuszligabdruumlcke aufweisen insbesonshy dere solche aus konventioneller Landwirtschaft (hoher Energieaufwand fuumlr mineralische Duumln shy gung Futtermittelproduktion in und Transport aus Uumlbersee)

Es ist ohne Zweifel wichtig weiterhin Maszligshynahmen zu ergreifen um die negativen Ausshywirkungen von Lebensmitteltransporten auf das Klima zu reduzieren Es sollte dabei aber nicht auszliger Acht gelassen werden dass die Leshy bensmittelproduktion in entwickelten Laumlndern meist kohlenstoffintensiver ist als die Produkshy tion in Entwicklungslaumlndern Dies kommt dashyher dass in vielen Faumlllen die houmlhere Kohlenshystoffemission beim Transport durch eine kohlenshy stoffaumlrmere Produktion aufgewogen werden kann da dort zB wesentlich geringere Mengen mishyneralischer Duumlngemittel verwendet werden der extrem energieaufwaumlndig in der Herstellung ist12

Ein haumlufig genanntes Beispiel dafuumlr ist der Vergleich zwischen dem Rosenanbau in Kenia und in den Niederlanden wo in beiden Faumlllen fuumlr den Verkauf in Groszligbritannien produziert wird13 Obwohl die Rosen aus Kenia mit dem Flugzeug nach Groszligbritannien transportiert werden wei shy sen sie einen kleineren CO2shyFuszligabdruck als die Rosen aus den Niederlanden auf Im Geshygensatz zu den in den Niederlanden benoumltig shy ten energieintensiven Gewaumlchshaumlusern (Erdshy gasbeheizung) herrschen in Kenia von Natur aus

Blumenarbeiterin bei Finlay Flowers Blumenfarm Kericho Kenia copy Hartmut Fiebig 2012

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guumlnstige Klimabedingungen fuumlr die Blu menshy produktion ndash eine Beheizung der Gewaumlchshaumlushyser ist nicht erforderlich An diesem Beispiel sieht man dass nicht nur eine kurze Distanz zum Verkaufsort relevant fuumlr den CO2shyFuszligshyabdruck ist Dieses Einzelbeispiel ist nicht zwangslaumlufig fuumlr den gesamten Blumensektor repraumlsentativ14

Der Vergleich der Energiebilanz von importiershyten frisch geernteten Aumlpfeln aus Neuseeland und heimischen Aumlpfeln aus Deutschland vom Anbau bis zum Verkauf im April zeigt ebenshyfalls dass der Transport fuumlr die Gesamtbilanz geringer zu Buche schlaumlgt als die Distanz vermuten laumlsst Michael Blanke vom Bonner Institut fuumlr Obstshy und Gemuumlsebau verglich die Energiebilanz von neuseelaumlndischen BioshyPlantagenshyAumlpfeln mit denen eines konventioshynellen Betriebs aus Meckenheim bei Bonn Im April gibt es sowohl heimische Aumlpfel die seit ihrer Ernte in Kuumlhlhaumlusern so genannten CAshyLagern15 aufbewahrt werden als auch frisch geerntete neuseelaumlndische Ware Trotz der Schiffsreise von 23000 Kilometer benoumltigen importierte Aumlpfel laut Studie nur knapp ein Drittel mehr Energie (75 MJoulekg gegenuumlber 59 MJoulekg bei heimischen Aumlpfeln) weil sie nicht lange energieaufwaumlndig gekuumlhlt wershyden muumlssen und die Erntemenge pro Hektar houmlher ist Dieses Drittel entspricht ungefaumlhr den drei Kilometern Autofahrt die deutsche Verbraucher durchschnittlich fuumlr die Fahrt zum Supermarkt zuruumlcklegen16

Eine aktuelle Studie zeigt dass Zucker aus Zuckerrohr der in Sambia und Mauritius angeshybaut und in Europa konsumiert wird einen kleishyneren CO2shyFuszligabdruck hinterlaumlsst als regional angebauter Zucker17 Die Studie ergab fuumlr den RaffinadeshyZucker aus Sambia und Mauritius der nach Europa transportiert wird einen durchschnittlichen CO2shyWert von 04 kg CO2ekg im Vergleich zu 06 kg CO2ekg fuumlr Zucker aus Groszligbritannien und 146 kg CO2ekg fuumlr

Zucker aus Deutschland Negativ auf den CO2shyWert im Zuckerruumlbenanbau wirkt sich bspw hoher Mineralduumlngereinsatz aus

Wie viel bdquoregionalldquo steckt wirklich in regionalen Produkten

Wie bereits erwaumlhnt wird der bdquoFood MilesldquoshyAnsatz haumlufig als Argument fuumlr den Kauf regishyonaler Produkte angefuumlhrt Der Begriff bdquoregishyonalldquo ist dabei aber oft nicht eindeutig da er sich nur auf die Herkunft des Endproduktes bezieht und dabei die Tatsache auszliger Acht laumlsst dass bei vielen bdquoregionalenldquo Produkten auf Ressourceneinsatz aus geographisch weit entfernten Regionen zuruumlckgegriffen wird

In einer Studie aus dem Jahr 2008 wurden die Entstehungsorte von Treibhausgasemissionen in den Lieferketten von zwei Milchbetrieben in Groszligbritannien untersucht18 Die Studie kam zu dem Ergebnis dass der Groszligteil (95 Proshyzent) des Ressourceneinsatzes fuumlr die Milchshyproduktion und die dadurch generierten Treibshyhausgase auszligerhalb eines Umkreises von 50km der Farm produziert werden Das bedeushytet dass der groumlszligte Teil der Emissionen in Verbindung mit einem bdquoregionalenldquo Produkt in anderen Regionen oder Laumlndern entstehen Die Studie ergab dass ein wesentlicher Anteil des CO2shyFuszligabdruckes dieser Betriebe durch Futtermittel entsteht das uumlberwiegend aus Soja gewonnen wird Soja wird in den Tropen angebaut und steht oft in Verbindung mit der Abholzung von Waumlldern Waumllder werden gefaumlllt um Ackerflaumlche fuumlr den gewinnbringenderen Sojaanbau zu schaffen die gefaumlllten Baumlume werden verbrannt und setzen Kohlenstoffdioxid frei und belasten damit das Klima erheblich Man sieht deshalb nur einen Teil des komplexen Gebildes wenn man ein solches Produkt als bdquoregionalldquo betrachtet Viele regionale Produkte sind stark auf importierten Ressourceneinsatz angewiesen ndash damit wird eine grundsaumltzliche Definition des Begriffes bdquoregionalldquo schwierig

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Der Fokus auf Transportwege gefaumlhr det den Marktzugang fuumlr benachteiligte Produzenten des globalen Suumldens

Bei der Definition dessen was nachhaltiger Konsum bedeutet geht es nicht nur um die Reduzierung von Klimabelastungen sondern auch im umfassenderen Sinne um positive Veraumlnderungen in der Gesellschaft und um eine ganzheitliche Entwicklung

Gerechtigkeit und Fairness sind die Grundshyprinzipien nachhaltiger Entwicklung und sollshyten an oberster Stelle stehen wenn es darum geht Verbrauchern hinsichtlich nachhaltiger Kaufentscheidungen Orientierung zu geben Sich nur auf den Anteil des Transportes am jeweiligen CO2shyFuszligabdruck zu beschraumlnken laumlsst die sozialen und wirtschaftlichen Dimen shy sionen nachhaltiger Entwicklung auszliger Acht Das kann in der Konsequenz den Marktzugang fuumlr benachteiligte Produzenten aus Entwickshylungslaumlndern gefaumlhrden

Fuumlr viele Entwicklungslaumlnder ist der Export von Guumltern eine wichtige Einkommensquelle und Existenzgrundlage So brachte zB 2011 der Export von Gartenbauprodukten Kenia rund 960 Millionen US$ ein20 Der Export von frischen Fruumlchten und Gemuumlse aus Subshy saharashyAfrika nach Groszligbritannien sichert die Lebensgrundlage von schaumltzungsweise 1 bis 15 Millionen Menschen21 Diese Handels beshyziehungen ermoumlglichen Entwicklungslaumlndern einen Weg aus der Abhaumlngigkeit von Ent shy

wicklungshilfe und foumlrdern ihre wirtschaftliche Entwicklung

In vielen Entwicklungslaumlndern sind die Menshy schen fuumlr die Sicherung ihrer Existenzshy grundlagen auf den Export landwirtschaftlicher Erzeugnisse als wichtigen Wirtschaftsfaktor angewiesen Uumlber 70 Prozent der aumlrmsten Menschen dieser Welt leben in laumlndlichen Regionen und sind (direkt oder indirekt) von der Landwirtschaft abhaumlngig22 Der Verlust eintraumlglicher Exportmaumlrkte kann das Wirtshyschaftssystem in diesen Laumlndern und die Ernaumlhrungssicherheit vieler armer Produzenshyten gefaumlhrden

Kakao-Kooperative Kuapa Kokoa Ghana copy Kenneth Havgaard 2006

Es gibt keine verbindliche oder allgemein anerkannte Definition von bdquoRegionalitaumltldquo19 Die Definition des Begriffes bdquoregionalldquo ist schwi-erig ua weil viele regionale Pro-dukte stark auf den Einsatz importi-erter Ressourcen angewiesen sind

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Was Fairtrade als ethisches System auszeichnet Foumlrderung von Mensch und Umwelt

Fairtrade ist eine Alternative zu konventionelshylem Handel und beruht auf die partnerschaftshyliche Beziehung zwischen Produzent und Kon shy sument Die FairtradeshyBewegung foumlrdert sowohl nachhaltige Produktionsweisen als auch nachshy haltiges Konsumverhalten und stellt dabei den Menschen in den Mittelpunkt seines Wirkens Der urspruumlnglichen Verwendung des Begriffs von bdquoFood Milesldquo von 1994 entsprechend setzt sich Fairtrade dafuumlr ein Produzenten und Konsumenten zu verbinden und die Geschichshyten und Gesichter hinter den Lebensmitteln greifbar zu machen Zu den Zielen von Fairtrade gehoumlren der Aufbau gerechterer Handelsbezieshyhungen und die Verbesserung der Lebensshy und Arbeitsbedingungen von Produzenten durch stabile Mindestpreise und die FairtradeshyPrauml shy mie welche die Produzenten selbstbestimmt in Projekte zur sozialen undoder wirtschaft lishychen Entwick lung investieren koumlnnen Fairtrade unterstuumltzt Kleinbauern sich in Kooperativen zu organi sieren um damit ihre Verhand lungsshy positionen zu staumlr ken

Es ist das erklaumlrte Ziel von Fairtrade die Lebensgrundlage von benachteiligten Baumluerin shy nen und Bauern sowie Arbeiterinnen und Arbeishytern aus Entwicklungslaumlndern zu verbessern Durch den Einkauf von FairtradeshyProdukten bietet sich Konsumenten eine Moumlglichkeit mit ihrem taumlglichen Einkauf einen Beitrag zur Armuts shy bekaumlmpfung zu leisten

Fairness ein Leitprinzip beim Klimaschutz

Alle Diskussionen uumlber Klimawandel sollten unshyter der Uumlberschrift bdquoFairness und Gerechtigkeitldquo stehen Das als Teil des Kyoto Protokolls ndash das erste und einzige mehrheitlich von der Staatenshy gemeinschaft ratifizierte verbindliche Klimashyschutzabkommen fuumlr Industrielaumlnder ndash von fast allen Laumlndern dieser Welt anerkannte Prinzip der bdquogemeinsamen aber differenzierten Vershyantwortungldquo erkennt die Tatsache an dass Ent shy wicklungslaumlnder die am wenigsten fuumlr den Klimawandel verantwortlich sind am haumlrtesten davon getroffen werden Produzenten in Ent shy wick lungslaumlndern bekommen die Auswir kun shy gen des Klimawandels bereits deutlich zu spuumlren ndash unter anderem in Form von Wettershyumschwuumlngen und dadurch bedingten Ernteshyausfaumlllen oder geringeren Ernteertraumlgen Dabei verursachen sie aber selbst nur geringe CO2shyEmissionen Angesichts dieser Tatsache sollshyte es selbstverstaumlndlich sein die Last der Emissionsreduktion auf diejenigen zu verteilen die historisch dafuumlr verantwortlich sind ndash die entwickelten und industrialisierten Laumlnder

Ausgehend von der derzeitigen Bevoumllke rungsshy zahl waumlre ein jaumlhrlicher Kohlenstoffemissionsshywert von bis zu ca zwei Tonnen CO2shyAumlquishy valent (CO2e) pro Person noch als nachhal shytig einzustufen Der aktuelle weltweite Durch shy schnitt liegt allerdings bei 36 Tonnen Obwohl es keinen Zweifel mehr daran gibt dass die Treibhausgasemissionen auf globaler Ebene re duziert werden muumlssen ist dabei eine sehr unterschiedliche proshyKopfshyVerteilung der Emisshysionen zu beachten In Afrika liegt der durchshyschnittliche proshyKopfshyEmissionswert bei einer Tonne (in SubsaharashyStaaten meist weit darshyunter) waumlhrend er sich in Deutschland auf 96 Tonnen belaumluft Indien hat niedrige proshyKopfshyWerte von 15 Tonnen und in Lateinamerika sind die Werte auch relativ niedrig 15 Tonnen CO2 pro Kopf in Kolumbien und 08 Tonnen in

Fairtrade verbindet Produzenten und Konsumenten und macht so-mit die Gesichter und Geschichten greifbar die hinter Lebensmitteln stehen

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Nicaragua23 Mit Blick auf den noch nachhalshytigen proshyKopfshyEmissionswert von 2 Tonnen kann man feststellen dass Afrika und viele andere Entwicklungslaumlnder noch uumlber oumlkologishyschen Spielraum verfuumlgen

Der groumlszligte Teil der in Afrika verursachten Emissionen ist bdquoProduktionsshyKohlenstoffldquo das heiszligt dass die meisten Emissionen bei der Durchfuumlhrung von Maszlignahmen entstehen die zur Deckung von Grundbeduumlrfnissen notwenshydig sind24 Das steht im starken Gegensatz zu den meisten Emissionen in entwickelten Laumlnshydern die haumlufig im Zuge von Luxuskonsum und durch Freizeitverhalten entstehen Es ist nicht fair dass in Laumlndern die durch hohe CO2shyBilanzen den Klimawandel hauptsaumlchlich verursacht haben Menschen aufgefordert wershyden von Importen aus Laumlndern mit wesentlich geringeren Emissionen Abstand zu nehmen Vor allem deswegen nicht weil die Menschen in Entwicklungslaumlndern auf den internationalen Handel angewiesen sind

Die Fairtrade-Bewegung steht bei Klimawandel und Umweltthemen nicht still

Fairtrade stellt den Menschen in den Mittelpunkt und beruumlcksichtigt gleichzeitig die fuumlr eine nachshyhaltige Existenzsicherung wichtigen Faktoren Umwelt und Klima Der ganzheitliche Ansatz von Fairtrade beruumlcksichtigt alle Dimensionen nachhaltiger Entwicklung und setzt diese regelshymaumlszligig bei jeder Standardaktualisierung um

Fairtrade fordert von Produzenten nicht nur mindestens die Einfuumlhrung guter fachlicher

Praxis in der landwirtschaftlichen Produktion (Good Agricultural Practice GAP) durch die die Gesundheit von Arbeitern und Umwelt geshyschuumltzt wird Fairtrade geht heute sogar weiter und hat bdquoIntegrated Pest Managementldquo (IPM)Integrierten Anbau in der konventionellen landshywirtschaftlichen Produktion als Ziel formuliert Die Standards umfassen deshalb unter anshyderem das Verbot von besonders giftigen Pestiziden und die Durchfuumlhrung verschiedeshyner Schulungen zu Themen wie Wassershy und Bodenschutz Entsorgung gefaumlhrlicher Abfaumllle oder Minimierung von Pestizideinsaumltzen zB durch Anwendung von biologischen Schaumldshylingsbekaumlmpfungsmethoden Produzenten sind durch die Einhaltung der Standard verpflichshytet bestehende natuumlrliche Ressourcen zu schuumltzen Sie werden auszligerdem aktiv bei der Umstellung auf biologischen Anbau unterstuumltzt dessen Standards nochmals deutlich uumlber GAP hinausgehen

Die Hauptlast der Emissionsreduk-tion sollte selbstverstaumlndlich auf die historisch Verantwortlichen ver-teilt werden ndash die entwickelten und industrialisierten Laumlndern

Fatoumata Moussa Dougourakoroni Baumwoll Kooperative Mali copy Simon Rawles 2011

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Fairtrade erkennt die globale Bedeutung des Klimawandels und hilft den Produzenten dashybei sich den Auswirkungen des Klimawandels besser anzupassen und die von ihren eigenen Betrieben verursachte Klimabelastung redushyzieren zu koumlnnen Die gute fachliche Praxis die Produzenten im Zuge von Fairtrade umshysetzen hilft bereits bei der Reduzierung von Treibhausgasemissionen Der Einsatz angeshy messener Duumlngemittelmengen die Reduzieshyrung des Einsatzes von Pestiziden oder soshygar die Generierung von bdquoVerified Emission ReductionldquoshyZertifikaten (VERlsquos)25 zur Kompenshysation von Treibhausgasemissionen uumlber das so genannte bdquoInsettingldquo sind nur einige Moumlgshylich keiten fuumlr Produzenten die negativen Klimaauswirkungen ihrer Betriebe zu reduzieshyren und ggf auch das kohlenstoffbindende Potential ihrer Boumlden durch Aumlnderung der Pro shy duktionsweise zu erhoumlhen So werden Produ shy zenten zum Teil der Loumlsung des Klimaproblems anstatt Teil des Problems zu sein Durch die gute fachliche Praxis oder Umstellung auf BioshyProduktion koumlnnen sich Produzenten leich shy ter den Klimaveraumlnderungen wie zB Veraumlndeshyrungen der Niederschlaumlge anpassen Das ist aber nur moumlglich wenn alle vom Klimawandel gefaumlhrdeten Produzenten einschlieszliglich der Produzenten im FairtradeshySystem zukuumlnftig staumlrkere Unterstuumltzung erhalten

Durch die FairtradeshyStandards werden die Pro shy duzenten darin bestaumlrkt ihren Energievershybrauch im Laufe der Zeit zu reduzieren Sie werden aufgefordert den Energieaufwand ihrer Verarbeitungsanlagen zu dokumentieren und Bericht daruumlber zu erstatten welche Maszlignah shy men sie zur Reduktion von Treibhausgas emisshysionen und zur Bindung von CO2 ergreifen FLOshy Cert das Zertifizierungsorgan von Fairtrade hat damit begonnen Produzenten bei der Ermittlung ihres CO2shyFuszligabdruckes und soshygenannter bdquoHot Spotsldquo ndash Bereiche in denen Energieverbrauch und Klimabelastung redushyziert werden koumlnnen ndash zu unterstuumltzen

Insetting ndash Emissionen kompensieren und fair handeln

Um Kleinbauern noch staumlrker im Kampf geshygen den Klimawandel und seine Folgen zu unterstuumltzen bietet das FairtradeshyZertishyfizierungsunternehmen FLOshyCert seit 2012 ein neues Geschaumlftsmodell an den Handel mit VERs innerhalb des FairtradeshySystems Fairtradeshylizenzierte Unternehmen im Norden koumlnnen von ihnen verursachte klimarelevanshyte Emissionen innerhalb der FairtradeshyHan shy delskette durch Kauf von VERs von Fairtradeshy Produzentenorganisationen kompensieren Statt im bisher uumlblichen bdquoOffsettingldquoshyVershyfahren irgendwo auf der Welt anerkannte Emissionszertifikate einzukaufen26 um die fir shy meneigene Klimabilanz zu verbessern werden VERrsquos von Fairtradeshyzertifizierten Produzentenshyorganisationen gekauft Diese generieren VERrsquos zB durch Aumlnderungen der Anbauweise durch Aufforstung oder durch Kompostierung in gro shy szligem Umfang und lassen dies durch FLOshyCert nach einem anerkannten Fremdstandard27 fuumlr Emissionsminderung zertifizieren Der Ver shy kauf dieser Zertifikate an Fairtradeshylizenzierte Unternehmen im Norden schafft neue Einkom shy mens quellen und somit verbesserte Zu kunftsshychancen fuumlr diese Produzentenorganisationen Dadurch wird gleichzeitig auch in die Nachshyhaltigkeit der Produktion investiert die Lieshyferkette stabiler und die investierten Mittel vershybleiben innerhalb des FairtradeshySystems

Beispielsweise ergreift Rewe Oumlsterreich Maszlig shy nahmen zur Neutralisierung der CO2shyBilanz von FairtradeshyBlumen durch den Kauf von Emissionszertifikaten eines Wiederaufforsshytungs projekts bei der FairtradeshyKooperative ACOPAGRO in Peru Innerhalb der Kakaofelder der Kleinbauern werden einheimische Pflanzen angebaut ndash Obstbaumlume und Heilpflanzen sowie tropischer Harthoumllzer ndash und ein biologisches nachhaltiges Forstshy und Landwirtschaftsmodell entwickelt Das Projekt erschlieszligt kurzfristig

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neue Einkommensquellen fuumlr die Bauern und foumlrdert zugleich die Artenvielfalt und die Regeneration des Bodens Insgesamt werden bis 2015 zwei Millionen Baumlume gepflanzt die einerseits CO2 speichern und so das Potenzial von CO2shyEmissionszertifikaten bieten positive Auswirkungen auf das lokale Oumlkosystem haben und langfristig als zusaumltzliche bdquoAltersvorsorgeldquo durch die Ertraumlge der Harthoumllzer in rund 35 Jahren dienen28

Fazit Food Miles und Fairness

Fairtrade foumlrdert Fairness und soziale Gerechtigkeit und leistet einen Beitrag zur Nachhaltigkeit Regionale Lebensmittel hashyben sicher ihren berechtigten Platz in einem nachhaltigen Einkaufskorb ndash durch FairtradeshyProdukte wird der ethische Aspekt hinzugefuumlgt

Es ist weitaus wichtiger und wirkungsvoller Konsumentscheidungen von emissionsintensishyven Produkten (wie zB Fleisch aus Massenshytierhaltung) und Verhaltensweisen (wie zB Lebensmittelverschwendung im Haushalt) weg shy zulenken als vom Kauf bestimmter Lebensshymittel abzusehen nur weil diese einen weiten Transportweg haben

Der Begriff bdquoFood Milesldquo legt in seiner dershyzeitigen Anwendung den einseitigen Schwershypunkt auf einen Teilaspekt oumlkologischer Nach shy haltigkeit die Klimaauswirkungen (vor allem Treibhausgasemissionen) die auf den Transshyport von Lebensmitteln vom Produktionsshy zum Verkaufsort zuruumlckzufuumlhren sind

Allein das Wissen daruumlber welche Entfernung ein Produkt zuruumlckgelegt hat bietet dem Verbraucher aber nicht alle Informationen die er fuumlr eine ethische Kaufentscheidung benoumltigt

Bauern und Arbeiter aus Entwicklungslaumlndern haben am wenigsten zum Klimawandel beigeshytragen und weisen CO2shyFuszligabdruumlcke auf die nur einen Bruchteil der CO2shyFuszligabdruumlcke von Konsu shy menten in Europa und Nordamerika darstellen Entwicklungslaumlnder haben einen berechtigten An spruch darauf ihren bdquooumlkologischen Spiel shy raumldquo aus zuschoumlpfen um ihre Existenz grundshy la gen zu sichern und ihre Wirtschaft auf zubauen ndash auch durch den Export von Nah rungs mitteln

Fairtrade ist der Uumlberzeugung dass es fuumlr bewusste Verbraucher weiterhin richtig ist sich uumlber den Kauf von FairtradeshyProdukten mit den Menschen in Entwicklungslaumlndern zu solidarisieren Damit unterstuumltzen sie einen nachhaltigen Ansatz der die Aspekte sozishyale Gerechtigkeit Umwelt Klimaschutz und Klimaanpassung beruumlcksichtigt und leisten eishynen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung

Regionale und Fairtrade-Produkte fuumlllen gemeinsam einen ethischen Einkaufskorb

Teepfluumlckerin auf dem Burnside Tea Estate Indien copy Santiago Engelhardt 2012

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Glossar

CO2 Aumlquivalent (CO2e) Das CO2shyAumlquivalent oder Treibhauspotenzial gibt an wie stark eine festgelegte Menge eines Treibhausgases zum Treibhauseffekt beitraumlgt Neben CO2 wirken auch andere Gase vor allem Methan (CH4) und Lachgas (N2O) als Treibhausgase Sie hashyben ein deutlich groumlszligeres Treibhauspotenzial als CO2 Ihre Treibhauswirksamkeit wird auf die von Kohlendioxid (CO2) umgerechnet Die Summe der klimarelevanten Prozesse gibt man als CO2shyAumlquivalente (aumlquivalent = gleichwertig) an

Gute landwirtschaftliche Praxis Good Agricultural Practice (GAP) GAP sind landwirtschaftshyliche Anbaupraktiken die mindestens den gesetzlichen Vorgaben fuumlr die konventionelle Landwirtschaft entsprechen aber auch daruumlber hinaus gehen koumlnnen Sie dient vor allem in der konventionellen agrarindustriellen Produktion als Maszliggabe Ziel von GAP ist die Erzeugung von sicheren und qualitativ hochwertigen (Lebensmittelshy) Produkten Die bdquoGute landwirtschaftshyliche Praxisldquo beinhaltet den Integrierten Pflanzenbau (IPB) und den Integrierten Pflanzenschutz (IPS) ist jedoch deutlich niedrigschwelliger als Bioanbau

Insetting Fairtradeshylizenzierten Unternehmern im Norden koumlnnen von ihnen verursachte klimareshylevante Emissionen innerhalb der FairtradeshyHandelskette kompensieren Um die firmeneigene Klimabilanz zu verbessern werden so genannte Verified Emission Reduction Certificates (VER) von Fairtradeshyzertifizierten Produzentenorganisationen gekauft Die Produzentenorganisationen generieren VERrsquos zB durch Aumlnderungen der Anbauweise durch Aufforstung oder durch Kom shy pos tierung in groszligem Umfang und lassen dies durch FLOshyCert zertifizieren Weil die Kompen_sierung innerhalb der FairtradeshyHandelskette ablaumluft wird dieser Ansatz bdquoInsettingldquo genannt

Integrierter Anbau Integrierter Anbau ist ein Ansatz mittels Biotechnologie und definierten Schadschwellen unterhalb derer kein Pestizideinsatz erfolgen darf die industrialisierte konshyventionelle Landwirtschaft moumlglichst nachhaltig zu gestalten Es werden Methoden verwendet die moumlglichst geringe Auswirkungen auf die Umwelt haben ohne jedoch BioshyAnbau zu sein

Integrated Pest Managementldquo (IPM) Sammelbegriff fuumlr alle Methoden des biologischen Pflanzenschutzes (zB Einsatz von Raubmilben) IPM wird sowohl in der konventionellen als auch in der biologischen Landwirtschaft eingesetzt

MJoule 1 Megajoule (MJ) = 106 J = 1000 Kilojoule In der Physik dient das Joule als Einheit fuumlr Energie und Arbeit Ein Joule ist gleich der Energie die benoumltigt wird um eine Sekunde lang die Leistung von einem Watt zu erbringen

Oumlkologischer Fuszligabdruck Der oumlkologische Fuszligabdruck einer Bevoumllkerung ist die Menge an produktiven Landshy und Wasserflaumlchen die notwendig ist die Ressourcen die diese Menschen konsumieren bereitzustellen und ihren Abfall aufzunehmen shy dies alles bei gegebener Technologie Der jeweils berechnete Flaumlchenverbrauch wird auf die Weltbevoumllkerung hochshygerechnet und mit den auf der Erde real verfuumlgbaren Flaumlchen verglichen Laut Living Planet Report 2010 des WWF betraumlgt der Oumlkologische Fuszligabdruck fuumlr Deutschland 509 Hektar Das heiszligt wenn alle Menschen dieselbe Menge Ressourcen verbrauchen wuumlrden wuumlrde die Flaumlche von 28 Erden benoumltigt um den Ressourcenverbrauch zu decken

Verified Emission Reduction (VER) Gepruumlfte Emissionsreduzierungen sind Zertifikate uumlber die gepruumlfte Vermeidung einer bestimmten Menge CO2shyAusstoszlig Sie stammen meist aus kleineshyren Klimaschutzprojekten fuumlr die eine UNshyRegistrierung oumlkonomisch nicht sinnvoll waumlre wershyden von einem unabhaumlngigen Gutachter gepruumlft und im freiwilligen Klimaschutz und freiwilligen CO2shyAusgleich eingesetzt

13Food Miles und Fairtrade

Endnoten

1 Sustain The alliance for better food and farming ist eine britische Organisation die sich fuumlr nachhaltige

Ernaumlhrungsshy und Anbaupraktiken einsetzt wwwsustainweborgabout

2 SAFE Alliance (1994 republished in 2011) The Food Miles report the dangers of long distance food

transport Verfuumlgbar unter httpwwwsustainweborgpublicationsid=191 (Stand 29November 2012)

3 Weber Christopher L amp Mathews Scott H (2008) FoodshyMiles and the Relative Climate Impacts of Food

Choices in the United States Verfuumlgbar unter httppubsacsorgdoiabs101021es702969f (Stand

29November 2012)

4 Garnett Tara (2008) Cooking Up a Storm Food greenhouse gas emissions and our changing climate

Verfuumlgbar unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfilesCuaS_webpdf (Stand 29 November 2012)

5 Cafeacutedirect (2009) A glimpse into our 2009 carbon footprint Verfuumlgbar unter httpwwwcafedirectcouk

ashyglimpseshyintoshyourshy2009shycarbonshyfootprint (Stand 29 November 2012)

6 Carbon Trust (2008) Working with innocent Product carbon footprinting in practice Verfuumlgbar unter

httpwwwcarbontrustcoukpublicationspagespublicationdetailaspxid=CTS054

(Stand 29November 2012)

7 DEFRA (2008) PAS2050 case study Applying PAS2050 to a complex product Cottage Pie Ready Meal

Verfuumlgbar unter httprandddefragovukDocumentaspxDocument=FO0409_8193_OTHPDF (Stand

29November 2012)

8 Kasterine Alexander amp Vanzetti David (2010) Growth Pole Sustainable Agriculture (Chapter 3) in UNCTAD

(2010) Trade and Environment Review 200910 Verfuumlgbar unter httpunctadorgenDocsditcted20092_

enpdf (Stand 29November 2012)

9 CO2e (CO2shyAumlquivalent) ist ein Indikator der die sechs existierenden Treibhausgase in ein quantitatishy

ve messbares CO2shyAumlquivalent umwandelt CO2e gilt als internationaler Standard fuumlr die Darstellung von

Treibhausgasemissionen (vgl auch Glossar in diesem Dokument)

10 Ermittlung der weggeworfenen Lebensmittelmengen und Vorschlaumlge zur Verminderung der Wegwerfrate

bei Lebensmitteln in Deutschland (2012) httpwwwbmelvdeSharedDocsDownloadsErnaehrungWvL

Studie_Lebensmittelabfaelle_Kurzfassungpdf__blob=publicationFile (Stand 29November 2012)

11 Garnett Tara (2003) Wise Moves Exploring the relationship between food transport and CO2 Verfuumlgbar

unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfileswise_moves_0pdf (Stand 29 November 2012)

12 Kasterine Alexander amp Vanzetti David (2010) Trade and Environment Review 200910 Promoting poles

of clean growth to foster the transition to a more sustainable economy Verfuumlgbar unter httpunctadorg

enDocsditcted20092_enpdf (Stand 29November 2012)

13 Williams Adrian (2007) Comparative Study of Cut Roses for the British Market Produced in Kenya and the

Netherlands Verfuumlgbar unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfilesCut_roses_for_the_British_market

pdf (Stand 29 November 2012)

14 Brenton Paul EdwardsshyJones Gareth amp Friis Jensen Michael (2009) Carbon Labelling and Lowshyincome

Country Exports A Review of the Development Issues Verfuumlgbar unter wwwintracenorgWorkArea

DownloadAssetaspxid=52571 (Stand 29November 2012)

15 CA steht fuumlr bdquocontrolled atmosphereldquo diese Technologie erlaubt extrem lange Lagerzeiten

16 Blanke Michael M Burdrick Bernhard (2005) Food (miles) for Thought ndash Energy Balance for

Locallyshygrown versus Imported Apple Fruit ESPR ndash Environ Sci amp Pollut Res 12 S 125shy127 Verfuumlgbar

unter ftpftpfaoorgpaiaorganicagofsFoodMilesshyThoughtpdf (Stand 2April 2013)

17 Brenton Paul EdwardsshyJones Gareth amp Friis Jensen Michael (2010) Carbon Footprints and Food

Systems Do current accounting methodologies disadvantage developing countries

Food Miles und Fairtrade14

Verfuumlgbar unter httpsiteresourcesworldbankorgINTRANETTRADEResourcesPubsCar bon_Footshy

prints_and_Food_System_Reportpdf (Stand 29November 2012)

18 Plassman Katharina amp EdwardsshyJones Gareth (2008) Where does the carbon footprint fall

Developing a carbon map of food production Verfuumlgbar unter httppubsiiedorg16023IIED

html (Stand 29November 2012)17 Chi Kelly Rai MacGregor James amp King Richard (2009) Fair Miles

recharting the food miles map Available at httppubsiiedorg15516IIEDhtml

19 Bundesverband der Regionalbewegung e V (2011) Regionale Wirtschaftskreislaumlufe als Basis eines Regionalshy

siegels httpwwwregionalbewegungdefileadminuser_uploadpdfPositionspapierePositionspapier_

Glaubwuerdige_Regionalvermarktung_BRB_final_111125pdf (Stand 14Januar 2013)

20 KNBS Kenyan Bureau of Statistics (2012) Economic Survey 2012 presented by Hon Wycliffe Ambetsa

Oparanya EGH MP Minister of State for Planning National Development and Vision 2030 Verfuumlgbar unter

httpwwwknbsorkeEconomic20SurveysMinisters20Presentation20ES20FINALpdf (Stand

14Januar 2013) Umrechnung in USshyDollar auf Basis des Wechselkurses von Januar 201320 World Bank

(2007) Data CO2 emissions (metric tons per capita) Available at httpdataworldbankorgindicatorEN

ATMCO2EPC

21 Chi Kelly Rai MacGregor James amp King Richard (2009) Fair Miles recharting the food miles map

Verfuumlgbar unter httppubsiiedorg15516IIEDhtml (Stand 29November 2012)

22 Common Fund for Commodities (2011) CFC Basic Facts 2011shy2012 Verfuumlgbar unter httpwww

commonshyfundorgPublicationsCFC_Basic_Facts_2010shy2011 (Stand 29 November 2012)

23 World Bank (2008) Data CO2 emissions (metric tons per capita) Verfuumlgbar unter httpdataworldbankorg

indicatorENATMCO2EPC (Stand 29November 2012)

24 MacGregor James amp Chambwera Muyeye (2008) Room to move lsquoecological spacersquo and emissions

equity Verfuumlgbar unter httpwwwagrifoodstandardsnetenresourcesglobalroom_to_move_ecologishy

cal_space_and_emissions_equity (Stand 29November 2012)

25 VERs sind Zertifikate fuumlr freiwillig erbrachte Emissionsminderungen die durch einen unabhaumlngigen Auditor

uumlberpruumlft und validiert werden Sie stammen meist aus kleineren Klimaschutzprojekten fuumlr die eine UNshy

Registrierung oumlkonomisch nicht sinnvoll waumlre VERs fallen nicht unter den gesetzlich vorgeschriebeshy

nen Emissionshandel unter dem KyotoshyProtokoll und sind fuumlr Unternehmen und Branchen interessant

die ihre klimarelevanten Emissionen reduzieren wollen aber nicht unter den gesetzlich vorgeschrieben

Emissionshandel mit CERs (Certified Emission Reduction Certificates) fallen VERs werden deshalb vor

allem im freiwilligen Klimaschutz und CO2shyAusgleich eingesetzt

26 Diese werden oft durch Emissionsvermeidungen infolge technischer Verbesserungen an indus triellen

Produktionsanlagen generiert zB durch Einbau von Filteranlagen oder Verbes serung der Wirkungsgrade

von Herstellungsprozessen Dies erfolgt in der Regel uumlblicherweise auszligerhalb der eigenen Lieferkette

27 Aktuell gibt es noch keinen eigenen FairtradeshyKlimastandard daran wird gearbeitet

26 FLOshyCert GmbH (Juli 2012) REWE nutzt FLOshyCERTs Dienste zum Klimawandel zur CO2shyNeutralisierung

von FairtradeshyBlumen Verfuumlgbar unter httpwwwfloshycertnetfloshycertfileadminuser_uploadinformation

newsletter2012shy07shy19rewe_depdf (Stand 3April 2013)

ImpressumText basierend auf Fairtrade International (2011) Food Miles and Fairtrade How Does the Current lsquoFood Milesrsquo Concept Disconnect Consumers from Disadvantaged Producers Abrufbar unter httpwwwfairtradenetfileadminuser_uploadcontent2009resources pp_fairtrade_food-miles_2011pdf Uumlbersetzung Carina SeckRedaktion Claudia Bruumlck (verantwortlich) Edith Gmeiner Maren Richter Martin Schuumlller Fotonachweis Titelfoto Rosa Maribel Galecio Medina Arbeiterin auf der Bananen-Kooperative APPBOSA Peru copy Linus Hallgren 2009Ruumlckseite Kundin mit Fairtrade-Produkten in einem Supermarkt in Deutschland copy Miriam Ersch 2011

TransFair Verein zur Foumlrderung des Fairen Handels mit der bdquoDritten Weltldquo eV Remigiusstraszlige 2150937 KoumllnTelefon +49 221 94 20 40 shy 0Fax +49 221 94 20 40 shy 40Email infofairtradeshydeutschlanddeInternet wwwfairtradeshydeutschlandde

Page 2: Vom Erzeuger zum Verbraucher – Food Miles und Fairtrade€¦ · 2 Food Miles und Fairtrade Food Miles und Fairtrade: Warum eine einseitige Diskussion über lange Transportwege zu

Food Miles und Fairtrade2

Food Miles und FairtradeWarum eine einseitige Diskussion uumlber lange Transportwege

zu Nachteilen fuumlr die Produzenten fuumlhren kann

Der Begriff bdquoFood Milesrdquo beschreibt die Distanz die Nahrungsmittel vom Produzenten bis zum Konsumenten zuruumlcklegen (engl bdquofarm to forkldquo) Der 1994 von der SAFE Alliance (jetzt Sustain)1 gepraumlgte Begriff umfasste urspruumlnglich sowohl soziale als auch oumlkologische Aspekte2 SAFE betonte dabei die Bedeutung einer Verbindung zwischen Konsument Lebensmittel und Produshyzent Nach dem urspruumlnglichen Ansatz bestand kein Widerspruch darin regionale Produkte zu kaufen und gleichzeitig bei Bedarf auf nichtshysaishysonale oder exotische FairtradeshyProdukte zushyruumlckzugreifen Verbraucher wurden sogar dashyrin bestaumlrkt fair gehandelte Waren zu kaufen wenn die gewuumlnschten Produkte nicht aus regishyonalem Anbau zu beziehen waren

Inzwischen wurde das Konzept bdquoFood Milesldquo als Messgroumlszlige fuumlr den oumlkologischen Fuszligabdruck von Lebensmitteln auf einen einzigen Faktor reduziert den Transportweg Mit einfachen Bot shy schaften werden den Verbrauchern regionale Produkte als klimafreundlicher dargestellt und der Import von Nahrungsmitteln und Fernhan del abgelehnt Das ist eine unzulaumlngliche Verein shy fachung die die Existenzgrundlage von Produshyzenten in Entwicklungslaumlndern gefaumlhrden koumlnnte

Im Folgenden wird erklaumlrt warum fuumlr Verbraushycher die mit ihren Kaufentscheidungen einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung leisten wollen ein derart vereinfachtes bdquoFood MilesldquoshyKonzept nur ein unzuverlaumlssiger Ratgeber ist Der Transportweg den ein Lebensmittel bis zum Verkaufsort zuruumlckgelegt hat ist nur eishyner von vielen Bausteinen der Nachhaltigkeit Entscheiden sich Verbraucher nur aufgrund dieses einen Aspekts fuumlr ein Produkt bleiben wichtige Grundsaumltze nachhaltiger Entwicklung

unberuumlcksichtigt Diese Grundsaumltze zaumlhlen zu den Zielen von Fairtrade Produzenten zu staumlrshyken Existenzgrundlagen zu sichern und gerechshytere Handelsbeziehungen aufzubauen Mit dieshysen Zielen als Grundlage moumlchte Fairtrade einen ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatz aufrecht shy erhalten

Fairtrade sieht die Gefahr dass durch Kauf - entscheidungen die ausschlieszliglich den Trans - portweg beruumlcksichtigen die entwicklungs- foumlrdernde Verbindung zwischen Verbrau-chern und den benachteiligten Produzenten im globalen Suumlden getrennt werden koumlnnte Solche einseitigen Entscheidungen die alle anderen Aspekte des oumlkologischen Fuszligab-drucks auszliger Acht lassen koumlnnen nachteilige Auswirkungen auf die Existenzgrundlagen die ser Produzenten haben

bdquoFood Milesldquo und den wirklichen Klima-Fuszligabdruck von Lebensmitteln verstehen

Der Begriff bdquoFood Milesldquo bezieht sich auf die Entfernung die ein Nahrungsmittel von dem landwirtschaftlichen Betrieb in dem es angeshybaut wurde bis zu dem Geschaumlft in dem es vom Verbraucher gekauft wird zuruumlckgelegt hat Als Indikator fuumlr den CO2shyFuszligabdruck geht der bdquoFood MilesldquoshyAnsatz davon aus dass Lebensmittel die lange Entfernungen zuruumlckgeshylegt haben aufgrund der dafuumlr benoumltigten fosshysilen Energie einen groumlszligeren KlimashyFuszligabdruck als regionale Produkte aufweisen Das fuumlhrt dazu dass viele Verbraucher regionale oder ortsnah erzeugte Lebensmittel als die klimashyfreundlichere Alternative gegenuumlber importiershyten Lebensmitteln betrachten

Vom Erzeuger zum Verbraucher ndash

3Food Miles und Fairtrade

Allerdings wird Konsumenten die nachhal tige Kaufentscheidungen auf Basis aller Nachhaltigshykeitsaspekte treffen moumlchten durch die bloszlige Angabe der bdquoFood Milesldquo eine sehr unvollstaumlnshydige Orientierung geboten

Erstens wird durch die Angabe von bdquoFood Milesldquo ndash also des Transportweges von der Produktionsshy zur Verkaufsstaumltte ndash nur ein Teil des Lebenszyshy klus eines Produktes erfasst Zweitens bezieht sich der Begriff bdquoregionalldquo auf das Endprodukt und laumlsst die haumlufige Tatsache auszliger Acht dass bei bdquoregionalenldquo Produkten Zufuhrstoffe wie zB Duumlngemittel Pestizide Dieselkraftstoffe oder Tierfutter eingesetzt wershyden die zT energieaufwaumlndig hergestellt undoder lange Transportwege zuruumlckgelegt haben und damit energieintensive Bestandteile der Endprodukte sind Drittens kann der alleinige Fokus auf Transshyportwege und die einseitige Foumlrderung regioshynaler Produkte anstelle importierter Produkte die haumlufig aus Entwicklungslaumlndern stammen

dazu fuumlhren dass sich die Lebensbedingungen der aumlrmsten Menschen dieser Welt weiter vershy schlechtern

Der Weg den ein Lebensmittel zu-ruumlckgelegt hat ist nur ein Baustein in den Saumlulen der Nachhaltigkeit

In den vollstaumlndigen KlimashyFuszligabdruck eines Produktes flieszligen in dessen Lebenszyklus verschiedene Faktoren ein von denen einige bei dem alleinigen Fokus auf Transportwege auszliger Acht gelassen werden In LebenszyklusshyAnalysen wird beispielseise die Emission von Treibhausgasen im bdquoLebenldquo eines Produktes gemessen ndash von Produktion uumlber Verbrauch bis hin zu seiner Entsorgung Einige Studien die die Lebenszyklen von Produkten mit kurshyzen und langen Transportwegen verglichen haben sind zu interessanten Ergebnissen gekommen

Konsumenten die nachhaltige Kauf - entscheidungen treffen moumlchten wird durch bdquoFood-Milesldquo ein sehr unvollstaumlndiges Bild geboten

Fairtrade-Produkte in einem Supermarkt in Deutschland copy Miriam Ersch 2011

Der alleinige Fokus auf Transport-wege laumlsst hinsichtlich des Gesamt-lebenszyklus eines Produktes viele Faktoren auszliger Acht die sich nega-tiv auf dessen Klima-Fuszligabdruck auswirken koumlnnen

Food Miles und Fairtrade4

Eine Studie aus dem Jahr 2008 hat ergeshyben dass der Transport von Lebensmitteln in den USA trotz langer Wege von durchshyschnittlich 1640 km pro Produkt fuumlr nur 4 des vom Nahrungsmittelsektor verursachten CO2shyFuszligabdruckes verantwortlich ist3 Beim Anbau von Lebensmitteln entstehen in den USA im Vergleich dazu durchschnittlich 83 des CO2shyFuszligabdruckes Und bei manchen Nahrungsmitteln insbesondere bei Fleisch (vor allem bei rotem Fleisch) und Milchprodukten werden durch Herstellungsverfahren und Materialeinsatz (wie zB Tierfutter) die den Ausstoszlig hoher Mengen Kohlenstoffdioxid und der hochwirksamen Treibhausgase Methan und Stickstoffoxid mit sich bringen sehr hohe CO2shyFuszligabdruumlcke verursacht Bei Lufttransporten allerdings liegt der Anteil des Transportweges am gesamten Fuszligabdruck eishy nes Produktes weit uumlber 4 In Groszligbritannien ergab die Studie einen fuumlr die Transportemissionen anteiligen Wert von ca 10 an den Gesamtemissionen der Nahshyrungsmittelwirtschaft wobei die restlichen 90 waumlhrend der Lebensdauer der Lebensmittel durch Primaumlrproduktion Verarbeitung und Konshysum entstehen4

Cafeacutedirect ein Fairtradeshyzertifiziertes HeiszligshygetraumlnkeshyUnternehmen hat LebenszyklusshyAnalysen fuumlr ihre meistgekauften Teeshy und KaffeeshyProdukte durchgefuumlhrt und herausgeshyfunden dass im Schnitt 72 der Emissionen in der Phase des Konsums ihrer Produkte entshystehen Die Weiterverarbeitung ihrer Kaffees und Tees ist fuumlr einen weiteren erheblichen Teil des CO2shyFuszligabdruckes verantwortlich wo hingegen der Transport einen weitaus geshyringeren Wert als angenommen ergab5 Ein europaumlisches GetraumlnkeshyUnternehmen kam zu weiteren uumlberraschenden Ergebnissen beim Ershy mitteln des CO2shyFuszligabdruckes ihrer Smoothies6 Das Unternehmen war davon ausgegangen dass der Transport von tropischen Fruumlchten aus verschiedenen Teilen der Welt die CO2shy

Bilanz ihrer Produkte stark belasten wuumlrde Aber auch diese Studie ergab dass der Transport nur fuumlr einen kleinen Anteil des Fuszligshy abdruckes verantwortlich ist waumlhrend 60 bis 80 (je nach Portionsgroumlszlige und Verpackungsshyart) des gesamten Fuszligabdruckes durch Anshybau Verpackung und Fertigung entstehen

Wie wichtig es ist in der Konsumphase eishynes Produktes nachhaltig zu handeln wurde durch eine vor kurzem durchgefuumlhrte Studie bestaumltigt in der die Treibhausgasemissionen waumlhrend dieser Phase gemessen wurden Die Studie ergab dass das Erhitzen einer Pastete in der Mikrowelle anstatt im Backofen zu einer Senkung des anteiligen CO2shyFuszligabdruckes in dieser Phase des Lebenszyklus von 9 auf 2 fuumlhrt7 Eine weitere Studie hat ergeben dass beim Braten von Kartoffeln fuumlnf mal soshy viel Energie verbraucht wird wie beim Kochen der Kartoffeln8 Ein entscheidender Faktor ist auch die Entsorgung unserer Lebensmittel Nach Schaumltzungen einer Studie der Univer shy sitaumlt Stuttgart im Auftrag des Verbrauchershyministeriums landen jaumlhrlich rund 67 Millionen Tonnen Lebensmittel aus deutschen Privatshyhaus halten im Muumlll Verschwendung zu vermei shy den fuumlhrt zu einer Reduktion von Umweltemis shysionen Eine Tonne vermiedener Lebensmittelshyabfaumllle ist gleichzusetzen mit einer Ersparnis von 38 Tonnen CO2shyAumlquivalent (CO2e)910

Der Einkauf von Lebensmitteln verursacht 5 der in Groszligbritannien insgesamt mit dem PKW zuruumlckgelegten Strecken das entspricht 072 der gesamten Treibhausgasemissionen in Groszlig shybritannien11 All diese Ergebnisse legen den Schluss nahe dass es fuumlr den Verbraucher effektivere Klimaschutzmethoden gibt als sich prinzipishyell gegen importierte Lebensmittel mit langen Transportwegen zu entscheiden zB den Fleischkonsum zu reduzieren und weg von Quantitaumlt hin zu mehr Qualitaumlt zu uumlberdenken oder sich komplett vegetarisch zu ernaumlhren auf effizientere Zubereitungsmethoden fuumlr

Food Miles und Fairtrade 5

Lebensmittel zuruumlckzugreifen Lebensmittel vershy schwendung zu vermeiden und Einkaumlufe auch mal ohne Auto zu erledigen

Die durchgefuumlhrten Studien fuumlhren zusammenshyfassend zu der Erkenntnis dass das bdquoFood MilesldquoshyKonzept das allein die Transportwege von Lebensmitteln beruumlcksichtigt als alleinishyger Indikator fuumlr die Klimaauswirkungen eines Produktes zu wenig aussagekraumlftig ist da es den Fokus nur auf eine einzige kurze Phase im Lebenszyklus eines Produktes legt und andeshyre mindestens genauso entscheidende oder sogar wichtigere Faktoren komplett unberuumlckshysichtigt laumlsst Eine umfassende Aufklaumlrung der Verbraucher uumlber die Auswirkungen ihres Konsumverhaltens auf den CO2shyFuszligabdruck eines Produktes koumlnnte zu einer Veraumlnderung dieses Verhaltens fuumlhren In diesem Punkt ist das bdquoFoodshyMilesldquoshyKonzept jedoch defizitaumlr Die Aufklaumlrungsarbeit muss uumlber die Diskussion der Transportwege hinausgehen

CO2-Fuszligabdruumlcke bdquoregionalldquo bedeutet nicht automatisch kleiner

Obwohl der Transport nur einen kleinen Teil des gesamten CO2shyFuszligabdruckes von Lebensshymitteln ausmacht wird oft davon ausgeganshygen dass regionale Produkte aufgrund gerinshygerer Distanzen im Vergleich zu importierten Produkten die bessere Wahl in Bezug auf Klimashy schutz darstellen wuumlrden Tatsaumlchlich ist es so dass zum Beispiel Milchprodukte aus der jeweishy ligen Region wegen der energieintensiven Erzeugung und der nachgelagerten Kuumlhlkette hohe CO2shyFuszligabdruumlcke aufweisen insbesonshy dere solche aus konventioneller Landwirtschaft (hoher Energieaufwand fuumlr mineralische Duumln shy gung Futtermittelproduktion in und Transport aus Uumlbersee)

Es ist ohne Zweifel wichtig weiterhin Maszligshynahmen zu ergreifen um die negativen Ausshywirkungen von Lebensmitteltransporten auf das Klima zu reduzieren Es sollte dabei aber nicht auszliger Acht gelassen werden dass die Leshy bensmittelproduktion in entwickelten Laumlndern meist kohlenstoffintensiver ist als die Produkshy tion in Entwicklungslaumlndern Dies kommt dashyher dass in vielen Faumlllen die houmlhere Kohlenshystoffemission beim Transport durch eine kohlenshy stoffaumlrmere Produktion aufgewogen werden kann da dort zB wesentlich geringere Mengen mishyneralischer Duumlngemittel verwendet werden der extrem energieaufwaumlndig in der Herstellung ist12

Ein haumlufig genanntes Beispiel dafuumlr ist der Vergleich zwischen dem Rosenanbau in Kenia und in den Niederlanden wo in beiden Faumlllen fuumlr den Verkauf in Groszligbritannien produziert wird13 Obwohl die Rosen aus Kenia mit dem Flugzeug nach Groszligbritannien transportiert werden wei shy sen sie einen kleineren CO2shyFuszligabdruck als die Rosen aus den Niederlanden auf Im Geshygensatz zu den in den Niederlanden benoumltig shy ten energieintensiven Gewaumlchshaumlusern (Erdshy gasbeheizung) herrschen in Kenia von Natur aus

Blumenarbeiterin bei Finlay Flowers Blumenfarm Kericho Kenia copy Hartmut Fiebig 2012

Food Miles und Fairtrade6

guumlnstige Klimabedingungen fuumlr die Blu menshy produktion ndash eine Beheizung der Gewaumlchshaumlushyser ist nicht erforderlich An diesem Beispiel sieht man dass nicht nur eine kurze Distanz zum Verkaufsort relevant fuumlr den CO2shyFuszligshyabdruck ist Dieses Einzelbeispiel ist nicht zwangslaumlufig fuumlr den gesamten Blumensektor repraumlsentativ14

Der Vergleich der Energiebilanz von importiershyten frisch geernteten Aumlpfeln aus Neuseeland und heimischen Aumlpfeln aus Deutschland vom Anbau bis zum Verkauf im April zeigt ebenshyfalls dass der Transport fuumlr die Gesamtbilanz geringer zu Buche schlaumlgt als die Distanz vermuten laumlsst Michael Blanke vom Bonner Institut fuumlr Obstshy und Gemuumlsebau verglich die Energiebilanz von neuseelaumlndischen BioshyPlantagenshyAumlpfeln mit denen eines konventioshynellen Betriebs aus Meckenheim bei Bonn Im April gibt es sowohl heimische Aumlpfel die seit ihrer Ernte in Kuumlhlhaumlusern so genannten CAshyLagern15 aufbewahrt werden als auch frisch geerntete neuseelaumlndische Ware Trotz der Schiffsreise von 23000 Kilometer benoumltigen importierte Aumlpfel laut Studie nur knapp ein Drittel mehr Energie (75 MJoulekg gegenuumlber 59 MJoulekg bei heimischen Aumlpfeln) weil sie nicht lange energieaufwaumlndig gekuumlhlt wershyden muumlssen und die Erntemenge pro Hektar houmlher ist Dieses Drittel entspricht ungefaumlhr den drei Kilometern Autofahrt die deutsche Verbraucher durchschnittlich fuumlr die Fahrt zum Supermarkt zuruumlcklegen16

Eine aktuelle Studie zeigt dass Zucker aus Zuckerrohr der in Sambia und Mauritius angeshybaut und in Europa konsumiert wird einen kleishyneren CO2shyFuszligabdruck hinterlaumlsst als regional angebauter Zucker17 Die Studie ergab fuumlr den RaffinadeshyZucker aus Sambia und Mauritius der nach Europa transportiert wird einen durchschnittlichen CO2shyWert von 04 kg CO2ekg im Vergleich zu 06 kg CO2ekg fuumlr Zucker aus Groszligbritannien und 146 kg CO2ekg fuumlr

Zucker aus Deutschland Negativ auf den CO2shyWert im Zuckerruumlbenanbau wirkt sich bspw hoher Mineralduumlngereinsatz aus

Wie viel bdquoregionalldquo steckt wirklich in regionalen Produkten

Wie bereits erwaumlhnt wird der bdquoFood MilesldquoshyAnsatz haumlufig als Argument fuumlr den Kauf regishyonaler Produkte angefuumlhrt Der Begriff bdquoregishyonalldquo ist dabei aber oft nicht eindeutig da er sich nur auf die Herkunft des Endproduktes bezieht und dabei die Tatsache auszliger Acht laumlsst dass bei vielen bdquoregionalenldquo Produkten auf Ressourceneinsatz aus geographisch weit entfernten Regionen zuruumlckgegriffen wird

In einer Studie aus dem Jahr 2008 wurden die Entstehungsorte von Treibhausgasemissionen in den Lieferketten von zwei Milchbetrieben in Groszligbritannien untersucht18 Die Studie kam zu dem Ergebnis dass der Groszligteil (95 Proshyzent) des Ressourceneinsatzes fuumlr die Milchshyproduktion und die dadurch generierten Treibshyhausgase auszligerhalb eines Umkreises von 50km der Farm produziert werden Das bedeushytet dass der groumlszligte Teil der Emissionen in Verbindung mit einem bdquoregionalenldquo Produkt in anderen Regionen oder Laumlndern entstehen Die Studie ergab dass ein wesentlicher Anteil des CO2shyFuszligabdruckes dieser Betriebe durch Futtermittel entsteht das uumlberwiegend aus Soja gewonnen wird Soja wird in den Tropen angebaut und steht oft in Verbindung mit der Abholzung von Waumlldern Waumllder werden gefaumlllt um Ackerflaumlche fuumlr den gewinnbringenderen Sojaanbau zu schaffen die gefaumlllten Baumlume werden verbrannt und setzen Kohlenstoffdioxid frei und belasten damit das Klima erheblich Man sieht deshalb nur einen Teil des komplexen Gebildes wenn man ein solches Produkt als bdquoregionalldquo betrachtet Viele regionale Produkte sind stark auf importierten Ressourceneinsatz angewiesen ndash damit wird eine grundsaumltzliche Definition des Begriffes bdquoregionalldquo schwierig

7Food Miles und Fairtrade

Der Fokus auf Transportwege gefaumlhr det den Marktzugang fuumlr benachteiligte Produzenten des globalen Suumldens

Bei der Definition dessen was nachhaltiger Konsum bedeutet geht es nicht nur um die Reduzierung von Klimabelastungen sondern auch im umfassenderen Sinne um positive Veraumlnderungen in der Gesellschaft und um eine ganzheitliche Entwicklung

Gerechtigkeit und Fairness sind die Grundshyprinzipien nachhaltiger Entwicklung und sollshyten an oberster Stelle stehen wenn es darum geht Verbrauchern hinsichtlich nachhaltiger Kaufentscheidungen Orientierung zu geben Sich nur auf den Anteil des Transportes am jeweiligen CO2shyFuszligabdruck zu beschraumlnken laumlsst die sozialen und wirtschaftlichen Dimen shy sionen nachhaltiger Entwicklung auszliger Acht Das kann in der Konsequenz den Marktzugang fuumlr benachteiligte Produzenten aus Entwickshylungslaumlndern gefaumlhrden

Fuumlr viele Entwicklungslaumlnder ist der Export von Guumltern eine wichtige Einkommensquelle und Existenzgrundlage So brachte zB 2011 der Export von Gartenbauprodukten Kenia rund 960 Millionen US$ ein20 Der Export von frischen Fruumlchten und Gemuumlse aus Subshy saharashyAfrika nach Groszligbritannien sichert die Lebensgrundlage von schaumltzungsweise 1 bis 15 Millionen Menschen21 Diese Handels beshyziehungen ermoumlglichen Entwicklungslaumlndern einen Weg aus der Abhaumlngigkeit von Ent shy

wicklungshilfe und foumlrdern ihre wirtschaftliche Entwicklung

In vielen Entwicklungslaumlndern sind die Menshy schen fuumlr die Sicherung ihrer Existenzshy grundlagen auf den Export landwirtschaftlicher Erzeugnisse als wichtigen Wirtschaftsfaktor angewiesen Uumlber 70 Prozent der aumlrmsten Menschen dieser Welt leben in laumlndlichen Regionen und sind (direkt oder indirekt) von der Landwirtschaft abhaumlngig22 Der Verlust eintraumlglicher Exportmaumlrkte kann das Wirtshyschaftssystem in diesen Laumlndern und die Ernaumlhrungssicherheit vieler armer Produzenshyten gefaumlhrden

Kakao-Kooperative Kuapa Kokoa Ghana copy Kenneth Havgaard 2006

Es gibt keine verbindliche oder allgemein anerkannte Definition von bdquoRegionalitaumltldquo19 Die Definition des Begriffes bdquoregionalldquo ist schwi-erig ua weil viele regionale Pro-dukte stark auf den Einsatz importi-erter Ressourcen angewiesen sind

Food Miles und Fairtrade8

Was Fairtrade als ethisches System auszeichnet Foumlrderung von Mensch und Umwelt

Fairtrade ist eine Alternative zu konventionelshylem Handel und beruht auf die partnerschaftshyliche Beziehung zwischen Produzent und Kon shy sument Die FairtradeshyBewegung foumlrdert sowohl nachhaltige Produktionsweisen als auch nachshy haltiges Konsumverhalten und stellt dabei den Menschen in den Mittelpunkt seines Wirkens Der urspruumlnglichen Verwendung des Begriffs von bdquoFood Milesldquo von 1994 entsprechend setzt sich Fairtrade dafuumlr ein Produzenten und Konsumenten zu verbinden und die Geschichshyten und Gesichter hinter den Lebensmitteln greifbar zu machen Zu den Zielen von Fairtrade gehoumlren der Aufbau gerechterer Handelsbezieshyhungen und die Verbesserung der Lebensshy und Arbeitsbedingungen von Produzenten durch stabile Mindestpreise und die FairtradeshyPrauml shy mie welche die Produzenten selbstbestimmt in Projekte zur sozialen undoder wirtschaft lishychen Entwick lung investieren koumlnnen Fairtrade unterstuumltzt Kleinbauern sich in Kooperativen zu organi sieren um damit ihre Verhand lungsshy positionen zu staumlr ken

Es ist das erklaumlrte Ziel von Fairtrade die Lebensgrundlage von benachteiligten Baumluerin shy nen und Bauern sowie Arbeiterinnen und Arbeishytern aus Entwicklungslaumlndern zu verbessern Durch den Einkauf von FairtradeshyProdukten bietet sich Konsumenten eine Moumlglichkeit mit ihrem taumlglichen Einkauf einen Beitrag zur Armuts shy bekaumlmpfung zu leisten

Fairness ein Leitprinzip beim Klimaschutz

Alle Diskussionen uumlber Klimawandel sollten unshyter der Uumlberschrift bdquoFairness und Gerechtigkeitldquo stehen Das als Teil des Kyoto Protokolls ndash das erste und einzige mehrheitlich von der Staatenshy gemeinschaft ratifizierte verbindliche Klimashyschutzabkommen fuumlr Industrielaumlnder ndash von fast allen Laumlndern dieser Welt anerkannte Prinzip der bdquogemeinsamen aber differenzierten Vershyantwortungldquo erkennt die Tatsache an dass Ent shy wicklungslaumlnder die am wenigsten fuumlr den Klimawandel verantwortlich sind am haumlrtesten davon getroffen werden Produzenten in Ent shy wick lungslaumlndern bekommen die Auswir kun shy gen des Klimawandels bereits deutlich zu spuumlren ndash unter anderem in Form von Wettershyumschwuumlngen und dadurch bedingten Ernteshyausfaumlllen oder geringeren Ernteertraumlgen Dabei verursachen sie aber selbst nur geringe CO2shyEmissionen Angesichts dieser Tatsache sollshyte es selbstverstaumlndlich sein die Last der Emissionsreduktion auf diejenigen zu verteilen die historisch dafuumlr verantwortlich sind ndash die entwickelten und industrialisierten Laumlnder

Ausgehend von der derzeitigen Bevoumllke rungsshy zahl waumlre ein jaumlhrlicher Kohlenstoffemissionsshywert von bis zu ca zwei Tonnen CO2shyAumlquishy valent (CO2e) pro Person noch als nachhal shytig einzustufen Der aktuelle weltweite Durch shy schnitt liegt allerdings bei 36 Tonnen Obwohl es keinen Zweifel mehr daran gibt dass die Treibhausgasemissionen auf globaler Ebene re duziert werden muumlssen ist dabei eine sehr unterschiedliche proshyKopfshyVerteilung der Emisshysionen zu beachten In Afrika liegt der durchshyschnittliche proshyKopfshyEmissionswert bei einer Tonne (in SubsaharashyStaaten meist weit darshyunter) waumlhrend er sich in Deutschland auf 96 Tonnen belaumluft Indien hat niedrige proshyKopfshyWerte von 15 Tonnen und in Lateinamerika sind die Werte auch relativ niedrig 15 Tonnen CO2 pro Kopf in Kolumbien und 08 Tonnen in

Fairtrade verbindet Produzenten und Konsumenten und macht so-mit die Gesichter und Geschichten greifbar die hinter Lebensmitteln stehen

9Food Miles und Fairtrade

Nicaragua23 Mit Blick auf den noch nachhalshytigen proshyKopfshyEmissionswert von 2 Tonnen kann man feststellen dass Afrika und viele andere Entwicklungslaumlnder noch uumlber oumlkologishyschen Spielraum verfuumlgen

Der groumlszligte Teil der in Afrika verursachten Emissionen ist bdquoProduktionsshyKohlenstoffldquo das heiszligt dass die meisten Emissionen bei der Durchfuumlhrung von Maszlignahmen entstehen die zur Deckung von Grundbeduumlrfnissen notwenshydig sind24 Das steht im starken Gegensatz zu den meisten Emissionen in entwickelten Laumlnshydern die haumlufig im Zuge von Luxuskonsum und durch Freizeitverhalten entstehen Es ist nicht fair dass in Laumlndern die durch hohe CO2shyBilanzen den Klimawandel hauptsaumlchlich verursacht haben Menschen aufgefordert wershyden von Importen aus Laumlndern mit wesentlich geringeren Emissionen Abstand zu nehmen Vor allem deswegen nicht weil die Menschen in Entwicklungslaumlndern auf den internationalen Handel angewiesen sind

Die Fairtrade-Bewegung steht bei Klimawandel und Umweltthemen nicht still

Fairtrade stellt den Menschen in den Mittelpunkt und beruumlcksichtigt gleichzeitig die fuumlr eine nachshyhaltige Existenzsicherung wichtigen Faktoren Umwelt und Klima Der ganzheitliche Ansatz von Fairtrade beruumlcksichtigt alle Dimensionen nachhaltiger Entwicklung und setzt diese regelshymaumlszligig bei jeder Standardaktualisierung um

Fairtrade fordert von Produzenten nicht nur mindestens die Einfuumlhrung guter fachlicher

Praxis in der landwirtschaftlichen Produktion (Good Agricultural Practice GAP) durch die die Gesundheit von Arbeitern und Umwelt geshyschuumltzt wird Fairtrade geht heute sogar weiter und hat bdquoIntegrated Pest Managementldquo (IPM)Integrierten Anbau in der konventionellen landshywirtschaftlichen Produktion als Ziel formuliert Die Standards umfassen deshalb unter anshyderem das Verbot von besonders giftigen Pestiziden und die Durchfuumlhrung verschiedeshyner Schulungen zu Themen wie Wassershy und Bodenschutz Entsorgung gefaumlhrlicher Abfaumllle oder Minimierung von Pestizideinsaumltzen zB durch Anwendung von biologischen Schaumldshylingsbekaumlmpfungsmethoden Produzenten sind durch die Einhaltung der Standard verpflichshytet bestehende natuumlrliche Ressourcen zu schuumltzen Sie werden auszligerdem aktiv bei der Umstellung auf biologischen Anbau unterstuumltzt dessen Standards nochmals deutlich uumlber GAP hinausgehen

Die Hauptlast der Emissionsreduk-tion sollte selbstverstaumlndlich auf die historisch Verantwortlichen ver-teilt werden ndash die entwickelten und industrialisierten Laumlndern

Fatoumata Moussa Dougourakoroni Baumwoll Kooperative Mali copy Simon Rawles 2011

Food Miles und Fairtrade10

Fairtrade erkennt die globale Bedeutung des Klimawandels und hilft den Produzenten dashybei sich den Auswirkungen des Klimawandels besser anzupassen und die von ihren eigenen Betrieben verursachte Klimabelastung redushyzieren zu koumlnnen Die gute fachliche Praxis die Produzenten im Zuge von Fairtrade umshysetzen hilft bereits bei der Reduzierung von Treibhausgasemissionen Der Einsatz angeshy messener Duumlngemittelmengen die Reduzieshyrung des Einsatzes von Pestiziden oder soshygar die Generierung von bdquoVerified Emission ReductionldquoshyZertifikaten (VERlsquos)25 zur Kompenshysation von Treibhausgasemissionen uumlber das so genannte bdquoInsettingldquo sind nur einige Moumlgshylich keiten fuumlr Produzenten die negativen Klimaauswirkungen ihrer Betriebe zu reduzieshyren und ggf auch das kohlenstoffbindende Potential ihrer Boumlden durch Aumlnderung der Pro shy duktionsweise zu erhoumlhen So werden Produ shy zenten zum Teil der Loumlsung des Klimaproblems anstatt Teil des Problems zu sein Durch die gute fachliche Praxis oder Umstellung auf BioshyProduktion koumlnnen sich Produzenten leich shy ter den Klimaveraumlnderungen wie zB Veraumlndeshyrungen der Niederschlaumlge anpassen Das ist aber nur moumlglich wenn alle vom Klimawandel gefaumlhrdeten Produzenten einschlieszliglich der Produzenten im FairtradeshySystem zukuumlnftig staumlrkere Unterstuumltzung erhalten

Durch die FairtradeshyStandards werden die Pro shy duzenten darin bestaumlrkt ihren Energievershybrauch im Laufe der Zeit zu reduzieren Sie werden aufgefordert den Energieaufwand ihrer Verarbeitungsanlagen zu dokumentieren und Bericht daruumlber zu erstatten welche Maszlignah shy men sie zur Reduktion von Treibhausgas emisshysionen und zur Bindung von CO2 ergreifen FLOshy Cert das Zertifizierungsorgan von Fairtrade hat damit begonnen Produzenten bei der Ermittlung ihres CO2shyFuszligabdruckes und soshygenannter bdquoHot Spotsldquo ndash Bereiche in denen Energieverbrauch und Klimabelastung redushyziert werden koumlnnen ndash zu unterstuumltzen

Insetting ndash Emissionen kompensieren und fair handeln

Um Kleinbauern noch staumlrker im Kampf geshygen den Klimawandel und seine Folgen zu unterstuumltzen bietet das FairtradeshyZertishyfizierungsunternehmen FLOshyCert seit 2012 ein neues Geschaumlftsmodell an den Handel mit VERs innerhalb des FairtradeshySystems Fairtradeshylizenzierte Unternehmen im Norden koumlnnen von ihnen verursachte klimarelevanshyte Emissionen innerhalb der FairtradeshyHan shy delskette durch Kauf von VERs von Fairtradeshy Produzentenorganisationen kompensieren Statt im bisher uumlblichen bdquoOffsettingldquoshyVershyfahren irgendwo auf der Welt anerkannte Emissionszertifikate einzukaufen26 um die fir shy meneigene Klimabilanz zu verbessern werden VERrsquos von Fairtradeshyzertifizierten Produzentenshyorganisationen gekauft Diese generieren VERrsquos zB durch Aumlnderungen der Anbauweise durch Aufforstung oder durch Kompostierung in gro shy szligem Umfang und lassen dies durch FLOshyCert nach einem anerkannten Fremdstandard27 fuumlr Emissionsminderung zertifizieren Der Ver shy kauf dieser Zertifikate an Fairtradeshylizenzierte Unternehmen im Norden schafft neue Einkom shy mens quellen und somit verbesserte Zu kunftsshychancen fuumlr diese Produzentenorganisationen Dadurch wird gleichzeitig auch in die Nachshyhaltigkeit der Produktion investiert die Lieshyferkette stabiler und die investierten Mittel vershybleiben innerhalb des FairtradeshySystems

Beispielsweise ergreift Rewe Oumlsterreich Maszlig shy nahmen zur Neutralisierung der CO2shyBilanz von FairtradeshyBlumen durch den Kauf von Emissionszertifikaten eines Wiederaufforsshytungs projekts bei der FairtradeshyKooperative ACOPAGRO in Peru Innerhalb der Kakaofelder der Kleinbauern werden einheimische Pflanzen angebaut ndash Obstbaumlume und Heilpflanzen sowie tropischer Harthoumllzer ndash und ein biologisches nachhaltiges Forstshy und Landwirtschaftsmodell entwickelt Das Projekt erschlieszligt kurzfristig

11Food Miles und Fairtrade

neue Einkommensquellen fuumlr die Bauern und foumlrdert zugleich die Artenvielfalt und die Regeneration des Bodens Insgesamt werden bis 2015 zwei Millionen Baumlume gepflanzt die einerseits CO2 speichern und so das Potenzial von CO2shyEmissionszertifikaten bieten positive Auswirkungen auf das lokale Oumlkosystem haben und langfristig als zusaumltzliche bdquoAltersvorsorgeldquo durch die Ertraumlge der Harthoumllzer in rund 35 Jahren dienen28

Fazit Food Miles und Fairness

Fairtrade foumlrdert Fairness und soziale Gerechtigkeit und leistet einen Beitrag zur Nachhaltigkeit Regionale Lebensmittel hashyben sicher ihren berechtigten Platz in einem nachhaltigen Einkaufskorb ndash durch FairtradeshyProdukte wird der ethische Aspekt hinzugefuumlgt

Es ist weitaus wichtiger und wirkungsvoller Konsumentscheidungen von emissionsintensishyven Produkten (wie zB Fleisch aus Massenshytierhaltung) und Verhaltensweisen (wie zB Lebensmittelverschwendung im Haushalt) weg shy zulenken als vom Kauf bestimmter Lebensshymittel abzusehen nur weil diese einen weiten Transportweg haben

Der Begriff bdquoFood Milesldquo legt in seiner dershyzeitigen Anwendung den einseitigen Schwershypunkt auf einen Teilaspekt oumlkologischer Nach shy haltigkeit die Klimaauswirkungen (vor allem Treibhausgasemissionen) die auf den Transshyport von Lebensmitteln vom Produktionsshy zum Verkaufsort zuruumlckzufuumlhren sind

Allein das Wissen daruumlber welche Entfernung ein Produkt zuruumlckgelegt hat bietet dem Verbraucher aber nicht alle Informationen die er fuumlr eine ethische Kaufentscheidung benoumltigt

Bauern und Arbeiter aus Entwicklungslaumlndern haben am wenigsten zum Klimawandel beigeshytragen und weisen CO2shyFuszligabdruumlcke auf die nur einen Bruchteil der CO2shyFuszligabdruumlcke von Konsu shy menten in Europa und Nordamerika darstellen Entwicklungslaumlnder haben einen berechtigten An spruch darauf ihren bdquooumlkologischen Spiel shy raumldquo aus zuschoumlpfen um ihre Existenz grundshy la gen zu sichern und ihre Wirtschaft auf zubauen ndash auch durch den Export von Nah rungs mitteln

Fairtrade ist der Uumlberzeugung dass es fuumlr bewusste Verbraucher weiterhin richtig ist sich uumlber den Kauf von FairtradeshyProdukten mit den Menschen in Entwicklungslaumlndern zu solidarisieren Damit unterstuumltzen sie einen nachhaltigen Ansatz der die Aspekte sozishyale Gerechtigkeit Umwelt Klimaschutz und Klimaanpassung beruumlcksichtigt und leisten eishynen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung

Regionale und Fairtrade-Produkte fuumlllen gemeinsam einen ethischen Einkaufskorb

Teepfluumlckerin auf dem Burnside Tea Estate Indien copy Santiago Engelhardt 2012

Food Miles und Fairtrade12

Glossar

CO2 Aumlquivalent (CO2e) Das CO2shyAumlquivalent oder Treibhauspotenzial gibt an wie stark eine festgelegte Menge eines Treibhausgases zum Treibhauseffekt beitraumlgt Neben CO2 wirken auch andere Gase vor allem Methan (CH4) und Lachgas (N2O) als Treibhausgase Sie hashyben ein deutlich groumlszligeres Treibhauspotenzial als CO2 Ihre Treibhauswirksamkeit wird auf die von Kohlendioxid (CO2) umgerechnet Die Summe der klimarelevanten Prozesse gibt man als CO2shyAumlquivalente (aumlquivalent = gleichwertig) an

Gute landwirtschaftliche Praxis Good Agricultural Practice (GAP) GAP sind landwirtschaftshyliche Anbaupraktiken die mindestens den gesetzlichen Vorgaben fuumlr die konventionelle Landwirtschaft entsprechen aber auch daruumlber hinaus gehen koumlnnen Sie dient vor allem in der konventionellen agrarindustriellen Produktion als Maszliggabe Ziel von GAP ist die Erzeugung von sicheren und qualitativ hochwertigen (Lebensmittelshy) Produkten Die bdquoGute landwirtschaftshyliche Praxisldquo beinhaltet den Integrierten Pflanzenbau (IPB) und den Integrierten Pflanzenschutz (IPS) ist jedoch deutlich niedrigschwelliger als Bioanbau

Insetting Fairtradeshylizenzierten Unternehmern im Norden koumlnnen von ihnen verursachte klimareshylevante Emissionen innerhalb der FairtradeshyHandelskette kompensieren Um die firmeneigene Klimabilanz zu verbessern werden so genannte Verified Emission Reduction Certificates (VER) von Fairtradeshyzertifizierten Produzentenorganisationen gekauft Die Produzentenorganisationen generieren VERrsquos zB durch Aumlnderungen der Anbauweise durch Aufforstung oder durch Kom shy pos tierung in groszligem Umfang und lassen dies durch FLOshyCert zertifizieren Weil die Kompen_sierung innerhalb der FairtradeshyHandelskette ablaumluft wird dieser Ansatz bdquoInsettingldquo genannt

Integrierter Anbau Integrierter Anbau ist ein Ansatz mittels Biotechnologie und definierten Schadschwellen unterhalb derer kein Pestizideinsatz erfolgen darf die industrialisierte konshyventionelle Landwirtschaft moumlglichst nachhaltig zu gestalten Es werden Methoden verwendet die moumlglichst geringe Auswirkungen auf die Umwelt haben ohne jedoch BioshyAnbau zu sein

Integrated Pest Managementldquo (IPM) Sammelbegriff fuumlr alle Methoden des biologischen Pflanzenschutzes (zB Einsatz von Raubmilben) IPM wird sowohl in der konventionellen als auch in der biologischen Landwirtschaft eingesetzt

MJoule 1 Megajoule (MJ) = 106 J = 1000 Kilojoule In der Physik dient das Joule als Einheit fuumlr Energie und Arbeit Ein Joule ist gleich der Energie die benoumltigt wird um eine Sekunde lang die Leistung von einem Watt zu erbringen

Oumlkologischer Fuszligabdruck Der oumlkologische Fuszligabdruck einer Bevoumllkerung ist die Menge an produktiven Landshy und Wasserflaumlchen die notwendig ist die Ressourcen die diese Menschen konsumieren bereitzustellen und ihren Abfall aufzunehmen shy dies alles bei gegebener Technologie Der jeweils berechnete Flaumlchenverbrauch wird auf die Weltbevoumllkerung hochshygerechnet und mit den auf der Erde real verfuumlgbaren Flaumlchen verglichen Laut Living Planet Report 2010 des WWF betraumlgt der Oumlkologische Fuszligabdruck fuumlr Deutschland 509 Hektar Das heiszligt wenn alle Menschen dieselbe Menge Ressourcen verbrauchen wuumlrden wuumlrde die Flaumlche von 28 Erden benoumltigt um den Ressourcenverbrauch zu decken

Verified Emission Reduction (VER) Gepruumlfte Emissionsreduzierungen sind Zertifikate uumlber die gepruumlfte Vermeidung einer bestimmten Menge CO2shyAusstoszlig Sie stammen meist aus kleineshyren Klimaschutzprojekten fuumlr die eine UNshyRegistrierung oumlkonomisch nicht sinnvoll waumlre wershyden von einem unabhaumlngigen Gutachter gepruumlft und im freiwilligen Klimaschutz und freiwilligen CO2shyAusgleich eingesetzt

13Food Miles und Fairtrade

Endnoten

1 Sustain The alliance for better food and farming ist eine britische Organisation die sich fuumlr nachhaltige

Ernaumlhrungsshy und Anbaupraktiken einsetzt wwwsustainweborgabout

2 SAFE Alliance (1994 republished in 2011) The Food Miles report the dangers of long distance food

transport Verfuumlgbar unter httpwwwsustainweborgpublicationsid=191 (Stand 29November 2012)

3 Weber Christopher L amp Mathews Scott H (2008) FoodshyMiles and the Relative Climate Impacts of Food

Choices in the United States Verfuumlgbar unter httppubsacsorgdoiabs101021es702969f (Stand

29November 2012)

4 Garnett Tara (2008) Cooking Up a Storm Food greenhouse gas emissions and our changing climate

Verfuumlgbar unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfilesCuaS_webpdf (Stand 29 November 2012)

5 Cafeacutedirect (2009) A glimpse into our 2009 carbon footprint Verfuumlgbar unter httpwwwcafedirectcouk

ashyglimpseshyintoshyourshy2009shycarbonshyfootprint (Stand 29 November 2012)

6 Carbon Trust (2008) Working with innocent Product carbon footprinting in practice Verfuumlgbar unter

httpwwwcarbontrustcoukpublicationspagespublicationdetailaspxid=CTS054

(Stand 29November 2012)

7 DEFRA (2008) PAS2050 case study Applying PAS2050 to a complex product Cottage Pie Ready Meal

Verfuumlgbar unter httprandddefragovukDocumentaspxDocument=FO0409_8193_OTHPDF (Stand

29November 2012)

8 Kasterine Alexander amp Vanzetti David (2010) Growth Pole Sustainable Agriculture (Chapter 3) in UNCTAD

(2010) Trade and Environment Review 200910 Verfuumlgbar unter httpunctadorgenDocsditcted20092_

enpdf (Stand 29November 2012)

9 CO2e (CO2shyAumlquivalent) ist ein Indikator der die sechs existierenden Treibhausgase in ein quantitatishy

ve messbares CO2shyAumlquivalent umwandelt CO2e gilt als internationaler Standard fuumlr die Darstellung von

Treibhausgasemissionen (vgl auch Glossar in diesem Dokument)

10 Ermittlung der weggeworfenen Lebensmittelmengen und Vorschlaumlge zur Verminderung der Wegwerfrate

bei Lebensmitteln in Deutschland (2012) httpwwwbmelvdeSharedDocsDownloadsErnaehrungWvL

Studie_Lebensmittelabfaelle_Kurzfassungpdf__blob=publicationFile (Stand 29November 2012)

11 Garnett Tara (2003) Wise Moves Exploring the relationship between food transport and CO2 Verfuumlgbar

unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfileswise_moves_0pdf (Stand 29 November 2012)

12 Kasterine Alexander amp Vanzetti David (2010) Trade and Environment Review 200910 Promoting poles

of clean growth to foster the transition to a more sustainable economy Verfuumlgbar unter httpunctadorg

enDocsditcted20092_enpdf (Stand 29November 2012)

13 Williams Adrian (2007) Comparative Study of Cut Roses for the British Market Produced in Kenya and the

Netherlands Verfuumlgbar unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfilesCut_roses_for_the_British_market

pdf (Stand 29 November 2012)

14 Brenton Paul EdwardsshyJones Gareth amp Friis Jensen Michael (2009) Carbon Labelling and Lowshyincome

Country Exports A Review of the Development Issues Verfuumlgbar unter wwwintracenorgWorkArea

DownloadAssetaspxid=52571 (Stand 29November 2012)

15 CA steht fuumlr bdquocontrolled atmosphereldquo diese Technologie erlaubt extrem lange Lagerzeiten

16 Blanke Michael M Burdrick Bernhard (2005) Food (miles) for Thought ndash Energy Balance for

Locallyshygrown versus Imported Apple Fruit ESPR ndash Environ Sci amp Pollut Res 12 S 125shy127 Verfuumlgbar

unter ftpftpfaoorgpaiaorganicagofsFoodMilesshyThoughtpdf (Stand 2April 2013)

17 Brenton Paul EdwardsshyJones Gareth amp Friis Jensen Michael (2010) Carbon Footprints and Food

Systems Do current accounting methodologies disadvantage developing countries

Food Miles und Fairtrade14

Verfuumlgbar unter httpsiteresourcesworldbankorgINTRANETTRADEResourcesPubsCar bon_Footshy

prints_and_Food_System_Reportpdf (Stand 29November 2012)

18 Plassman Katharina amp EdwardsshyJones Gareth (2008) Where does the carbon footprint fall

Developing a carbon map of food production Verfuumlgbar unter httppubsiiedorg16023IIED

html (Stand 29November 2012)17 Chi Kelly Rai MacGregor James amp King Richard (2009) Fair Miles

recharting the food miles map Available at httppubsiiedorg15516IIEDhtml

19 Bundesverband der Regionalbewegung e V (2011) Regionale Wirtschaftskreislaumlufe als Basis eines Regionalshy

siegels httpwwwregionalbewegungdefileadminuser_uploadpdfPositionspapierePositionspapier_

Glaubwuerdige_Regionalvermarktung_BRB_final_111125pdf (Stand 14Januar 2013)

20 KNBS Kenyan Bureau of Statistics (2012) Economic Survey 2012 presented by Hon Wycliffe Ambetsa

Oparanya EGH MP Minister of State for Planning National Development and Vision 2030 Verfuumlgbar unter

httpwwwknbsorkeEconomic20SurveysMinisters20Presentation20ES20FINALpdf (Stand

14Januar 2013) Umrechnung in USshyDollar auf Basis des Wechselkurses von Januar 201320 World Bank

(2007) Data CO2 emissions (metric tons per capita) Available at httpdataworldbankorgindicatorEN

ATMCO2EPC

21 Chi Kelly Rai MacGregor James amp King Richard (2009) Fair Miles recharting the food miles map

Verfuumlgbar unter httppubsiiedorg15516IIEDhtml (Stand 29November 2012)

22 Common Fund for Commodities (2011) CFC Basic Facts 2011shy2012 Verfuumlgbar unter httpwww

commonshyfundorgPublicationsCFC_Basic_Facts_2010shy2011 (Stand 29 November 2012)

23 World Bank (2008) Data CO2 emissions (metric tons per capita) Verfuumlgbar unter httpdataworldbankorg

indicatorENATMCO2EPC (Stand 29November 2012)

24 MacGregor James amp Chambwera Muyeye (2008) Room to move lsquoecological spacersquo and emissions

equity Verfuumlgbar unter httpwwwagrifoodstandardsnetenresourcesglobalroom_to_move_ecologishy

cal_space_and_emissions_equity (Stand 29November 2012)

25 VERs sind Zertifikate fuumlr freiwillig erbrachte Emissionsminderungen die durch einen unabhaumlngigen Auditor

uumlberpruumlft und validiert werden Sie stammen meist aus kleineren Klimaschutzprojekten fuumlr die eine UNshy

Registrierung oumlkonomisch nicht sinnvoll waumlre VERs fallen nicht unter den gesetzlich vorgeschriebeshy

nen Emissionshandel unter dem KyotoshyProtokoll und sind fuumlr Unternehmen und Branchen interessant

die ihre klimarelevanten Emissionen reduzieren wollen aber nicht unter den gesetzlich vorgeschrieben

Emissionshandel mit CERs (Certified Emission Reduction Certificates) fallen VERs werden deshalb vor

allem im freiwilligen Klimaschutz und CO2shyAusgleich eingesetzt

26 Diese werden oft durch Emissionsvermeidungen infolge technischer Verbesserungen an indus triellen

Produktionsanlagen generiert zB durch Einbau von Filteranlagen oder Verbes serung der Wirkungsgrade

von Herstellungsprozessen Dies erfolgt in der Regel uumlblicherweise auszligerhalb der eigenen Lieferkette

27 Aktuell gibt es noch keinen eigenen FairtradeshyKlimastandard daran wird gearbeitet

26 FLOshyCert GmbH (Juli 2012) REWE nutzt FLOshyCERTs Dienste zum Klimawandel zur CO2shyNeutralisierung

von FairtradeshyBlumen Verfuumlgbar unter httpwwwfloshycertnetfloshycertfileadminuser_uploadinformation

newsletter2012shy07shy19rewe_depdf (Stand 3April 2013)

ImpressumText basierend auf Fairtrade International (2011) Food Miles and Fairtrade How Does the Current lsquoFood Milesrsquo Concept Disconnect Consumers from Disadvantaged Producers Abrufbar unter httpwwwfairtradenetfileadminuser_uploadcontent2009resources pp_fairtrade_food-miles_2011pdf Uumlbersetzung Carina SeckRedaktion Claudia Bruumlck (verantwortlich) Edith Gmeiner Maren Richter Martin Schuumlller Fotonachweis Titelfoto Rosa Maribel Galecio Medina Arbeiterin auf der Bananen-Kooperative APPBOSA Peru copy Linus Hallgren 2009Ruumlckseite Kundin mit Fairtrade-Produkten in einem Supermarkt in Deutschland copy Miriam Ersch 2011

TransFair Verein zur Foumlrderung des Fairen Handels mit der bdquoDritten Weltldquo eV Remigiusstraszlige 2150937 KoumllnTelefon +49 221 94 20 40 shy 0Fax +49 221 94 20 40 shy 40Email infofairtradeshydeutschlanddeInternet wwwfairtradeshydeutschlandde

Page 3: Vom Erzeuger zum Verbraucher – Food Miles und Fairtrade€¦ · 2 Food Miles und Fairtrade Food Miles und Fairtrade: Warum eine einseitige Diskussion über lange Transportwege zu

3Food Miles und Fairtrade

Allerdings wird Konsumenten die nachhal tige Kaufentscheidungen auf Basis aller Nachhaltigshykeitsaspekte treffen moumlchten durch die bloszlige Angabe der bdquoFood Milesldquo eine sehr unvollstaumlnshydige Orientierung geboten

Erstens wird durch die Angabe von bdquoFood Milesldquo ndash also des Transportweges von der Produktionsshy zur Verkaufsstaumltte ndash nur ein Teil des Lebenszyshy klus eines Produktes erfasst Zweitens bezieht sich der Begriff bdquoregionalldquo auf das Endprodukt und laumlsst die haumlufige Tatsache auszliger Acht dass bei bdquoregionalenldquo Produkten Zufuhrstoffe wie zB Duumlngemittel Pestizide Dieselkraftstoffe oder Tierfutter eingesetzt wershyden die zT energieaufwaumlndig hergestellt undoder lange Transportwege zuruumlckgelegt haben und damit energieintensive Bestandteile der Endprodukte sind Drittens kann der alleinige Fokus auf Transshyportwege und die einseitige Foumlrderung regioshynaler Produkte anstelle importierter Produkte die haumlufig aus Entwicklungslaumlndern stammen

dazu fuumlhren dass sich die Lebensbedingungen der aumlrmsten Menschen dieser Welt weiter vershy schlechtern

Der Weg den ein Lebensmittel zu-ruumlckgelegt hat ist nur ein Baustein in den Saumlulen der Nachhaltigkeit

In den vollstaumlndigen KlimashyFuszligabdruck eines Produktes flieszligen in dessen Lebenszyklus verschiedene Faktoren ein von denen einige bei dem alleinigen Fokus auf Transportwege auszliger Acht gelassen werden In LebenszyklusshyAnalysen wird beispielseise die Emission von Treibhausgasen im bdquoLebenldquo eines Produktes gemessen ndash von Produktion uumlber Verbrauch bis hin zu seiner Entsorgung Einige Studien die die Lebenszyklen von Produkten mit kurshyzen und langen Transportwegen verglichen haben sind zu interessanten Ergebnissen gekommen

Konsumenten die nachhaltige Kauf - entscheidungen treffen moumlchten wird durch bdquoFood-Milesldquo ein sehr unvollstaumlndiges Bild geboten

Fairtrade-Produkte in einem Supermarkt in Deutschland copy Miriam Ersch 2011

Der alleinige Fokus auf Transport-wege laumlsst hinsichtlich des Gesamt-lebenszyklus eines Produktes viele Faktoren auszliger Acht die sich nega-tiv auf dessen Klima-Fuszligabdruck auswirken koumlnnen

Food Miles und Fairtrade4

Eine Studie aus dem Jahr 2008 hat ergeshyben dass der Transport von Lebensmitteln in den USA trotz langer Wege von durchshyschnittlich 1640 km pro Produkt fuumlr nur 4 des vom Nahrungsmittelsektor verursachten CO2shyFuszligabdruckes verantwortlich ist3 Beim Anbau von Lebensmitteln entstehen in den USA im Vergleich dazu durchschnittlich 83 des CO2shyFuszligabdruckes Und bei manchen Nahrungsmitteln insbesondere bei Fleisch (vor allem bei rotem Fleisch) und Milchprodukten werden durch Herstellungsverfahren und Materialeinsatz (wie zB Tierfutter) die den Ausstoszlig hoher Mengen Kohlenstoffdioxid und der hochwirksamen Treibhausgase Methan und Stickstoffoxid mit sich bringen sehr hohe CO2shyFuszligabdruumlcke verursacht Bei Lufttransporten allerdings liegt der Anteil des Transportweges am gesamten Fuszligabdruck eishy nes Produktes weit uumlber 4 In Groszligbritannien ergab die Studie einen fuumlr die Transportemissionen anteiligen Wert von ca 10 an den Gesamtemissionen der Nahshyrungsmittelwirtschaft wobei die restlichen 90 waumlhrend der Lebensdauer der Lebensmittel durch Primaumlrproduktion Verarbeitung und Konshysum entstehen4

Cafeacutedirect ein Fairtradeshyzertifiziertes HeiszligshygetraumlnkeshyUnternehmen hat LebenszyklusshyAnalysen fuumlr ihre meistgekauften Teeshy und KaffeeshyProdukte durchgefuumlhrt und herausgeshyfunden dass im Schnitt 72 der Emissionen in der Phase des Konsums ihrer Produkte entshystehen Die Weiterverarbeitung ihrer Kaffees und Tees ist fuumlr einen weiteren erheblichen Teil des CO2shyFuszligabdruckes verantwortlich wo hingegen der Transport einen weitaus geshyringeren Wert als angenommen ergab5 Ein europaumlisches GetraumlnkeshyUnternehmen kam zu weiteren uumlberraschenden Ergebnissen beim Ershy mitteln des CO2shyFuszligabdruckes ihrer Smoothies6 Das Unternehmen war davon ausgegangen dass der Transport von tropischen Fruumlchten aus verschiedenen Teilen der Welt die CO2shy

Bilanz ihrer Produkte stark belasten wuumlrde Aber auch diese Studie ergab dass der Transport nur fuumlr einen kleinen Anteil des Fuszligshy abdruckes verantwortlich ist waumlhrend 60 bis 80 (je nach Portionsgroumlszlige und Verpackungsshyart) des gesamten Fuszligabdruckes durch Anshybau Verpackung und Fertigung entstehen

Wie wichtig es ist in der Konsumphase eishynes Produktes nachhaltig zu handeln wurde durch eine vor kurzem durchgefuumlhrte Studie bestaumltigt in der die Treibhausgasemissionen waumlhrend dieser Phase gemessen wurden Die Studie ergab dass das Erhitzen einer Pastete in der Mikrowelle anstatt im Backofen zu einer Senkung des anteiligen CO2shyFuszligabdruckes in dieser Phase des Lebenszyklus von 9 auf 2 fuumlhrt7 Eine weitere Studie hat ergeben dass beim Braten von Kartoffeln fuumlnf mal soshy viel Energie verbraucht wird wie beim Kochen der Kartoffeln8 Ein entscheidender Faktor ist auch die Entsorgung unserer Lebensmittel Nach Schaumltzungen einer Studie der Univer shy sitaumlt Stuttgart im Auftrag des Verbrauchershyministeriums landen jaumlhrlich rund 67 Millionen Tonnen Lebensmittel aus deutschen Privatshyhaus halten im Muumlll Verschwendung zu vermei shy den fuumlhrt zu einer Reduktion von Umweltemis shysionen Eine Tonne vermiedener Lebensmittelshyabfaumllle ist gleichzusetzen mit einer Ersparnis von 38 Tonnen CO2shyAumlquivalent (CO2e)910

Der Einkauf von Lebensmitteln verursacht 5 der in Groszligbritannien insgesamt mit dem PKW zuruumlckgelegten Strecken das entspricht 072 der gesamten Treibhausgasemissionen in Groszlig shybritannien11 All diese Ergebnisse legen den Schluss nahe dass es fuumlr den Verbraucher effektivere Klimaschutzmethoden gibt als sich prinzipishyell gegen importierte Lebensmittel mit langen Transportwegen zu entscheiden zB den Fleischkonsum zu reduzieren und weg von Quantitaumlt hin zu mehr Qualitaumlt zu uumlberdenken oder sich komplett vegetarisch zu ernaumlhren auf effizientere Zubereitungsmethoden fuumlr

Food Miles und Fairtrade 5

Lebensmittel zuruumlckzugreifen Lebensmittel vershy schwendung zu vermeiden und Einkaumlufe auch mal ohne Auto zu erledigen

Die durchgefuumlhrten Studien fuumlhren zusammenshyfassend zu der Erkenntnis dass das bdquoFood MilesldquoshyKonzept das allein die Transportwege von Lebensmitteln beruumlcksichtigt als alleinishyger Indikator fuumlr die Klimaauswirkungen eines Produktes zu wenig aussagekraumlftig ist da es den Fokus nur auf eine einzige kurze Phase im Lebenszyklus eines Produktes legt und andeshyre mindestens genauso entscheidende oder sogar wichtigere Faktoren komplett unberuumlckshysichtigt laumlsst Eine umfassende Aufklaumlrung der Verbraucher uumlber die Auswirkungen ihres Konsumverhaltens auf den CO2shyFuszligabdruck eines Produktes koumlnnte zu einer Veraumlnderung dieses Verhaltens fuumlhren In diesem Punkt ist das bdquoFoodshyMilesldquoshyKonzept jedoch defizitaumlr Die Aufklaumlrungsarbeit muss uumlber die Diskussion der Transportwege hinausgehen

CO2-Fuszligabdruumlcke bdquoregionalldquo bedeutet nicht automatisch kleiner

Obwohl der Transport nur einen kleinen Teil des gesamten CO2shyFuszligabdruckes von Lebensshymitteln ausmacht wird oft davon ausgeganshygen dass regionale Produkte aufgrund gerinshygerer Distanzen im Vergleich zu importierten Produkten die bessere Wahl in Bezug auf Klimashy schutz darstellen wuumlrden Tatsaumlchlich ist es so dass zum Beispiel Milchprodukte aus der jeweishy ligen Region wegen der energieintensiven Erzeugung und der nachgelagerten Kuumlhlkette hohe CO2shyFuszligabdruumlcke aufweisen insbesonshy dere solche aus konventioneller Landwirtschaft (hoher Energieaufwand fuumlr mineralische Duumln shy gung Futtermittelproduktion in und Transport aus Uumlbersee)

Es ist ohne Zweifel wichtig weiterhin Maszligshynahmen zu ergreifen um die negativen Ausshywirkungen von Lebensmitteltransporten auf das Klima zu reduzieren Es sollte dabei aber nicht auszliger Acht gelassen werden dass die Leshy bensmittelproduktion in entwickelten Laumlndern meist kohlenstoffintensiver ist als die Produkshy tion in Entwicklungslaumlndern Dies kommt dashyher dass in vielen Faumlllen die houmlhere Kohlenshystoffemission beim Transport durch eine kohlenshy stoffaumlrmere Produktion aufgewogen werden kann da dort zB wesentlich geringere Mengen mishyneralischer Duumlngemittel verwendet werden der extrem energieaufwaumlndig in der Herstellung ist12

Ein haumlufig genanntes Beispiel dafuumlr ist der Vergleich zwischen dem Rosenanbau in Kenia und in den Niederlanden wo in beiden Faumlllen fuumlr den Verkauf in Groszligbritannien produziert wird13 Obwohl die Rosen aus Kenia mit dem Flugzeug nach Groszligbritannien transportiert werden wei shy sen sie einen kleineren CO2shyFuszligabdruck als die Rosen aus den Niederlanden auf Im Geshygensatz zu den in den Niederlanden benoumltig shy ten energieintensiven Gewaumlchshaumlusern (Erdshy gasbeheizung) herrschen in Kenia von Natur aus

Blumenarbeiterin bei Finlay Flowers Blumenfarm Kericho Kenia copy Hartmut Fiebig 2012

Food Miles und Fairtrade6

guumlnstige Klimabedingungen fuumlr die Blu menshy produktion ndash eine Beheizung der Gewaumlchshaumlushyser ist nicht erforderlich An diesem Beispiel sieht man dass nicht nur eine kurze Distanz zum Verkaufsort relevant fuumlr den CO2shyFuszligshyabdruck ist Dieses Einzelbeispiel ist nicht zwangslaumlufig fuumlr den gesamten Blumensektor repraumlsentativ14

Der Vergleich der Energiebilanz von importiershyten frisch geernteten Aumlpfeln aus Neuseeland und heimischen Aumlpfeln aus Deutschland vom Anbau bis zum Verkauf im April zeigt ebenshyfalls dass der Transport fuumlr die Gesamtbilanz geringer zu Buche schlaumlgt als die Distanz vermuten laumlsst Michael Blanke vom Bonner Institut fuumlr Obstshy und Gemuumlsebau verglich die Energiebilanz von neuseelaumlndischen BioshyPlantagenshyAumlpfeln mit denen eines konventioshynellen Betriebs aus Meckenheim bei Bonn Im April gibt es sowohl heimische Aumlpfel die seit ihrer Ernte in Kuumlhlhaumlusern so genannten CAshyLagern15 aufbewahrt werden als auch frisch geerntete neuseelaumlndische Ware Trotz der Schiffsreise von 23000 Kilometer benoumltigen importierte Aumlpfel laut Studie nur knapp ein Drittel mehr Energie (75 MJoulekg gegenuumlber 59 MJoulekg bei heimischen Aumlpfeln) weil sie nicht lange energieaufwaumlndig gekuumlhlt wershyden muumlssen und die Erntemenge pro Hektar houmlher ist Dieses Drittel entspricht ungefaumlhr den drei Kilometern Autofahrt die deutsche Verbraucher durchschnittlich fuumlr die Fahrt zum Supermarkt zuruumlcklegen16

Eine aktuelle Studie zeigt dass Zucker aus Zuckerrohr der in Sambia und Mauritius angeshybaut und in Europa konsumiert wird einen kleishyneren CO2shyFuszligabdruck hinterlaumlsst als regional angebauter Zucker17 Die Studie ergab fuumlr den RaffinadeshyZucker aus Sambia und Mauritius der nach Europa transportiert wird einen durchschnittlichen CO2shyWert von 04 kg CO2ekg im Vergleich zu 06 kg CO2ekg fuumlr Zucker aus Groszligbritannien und 146 kg CO2ekg fuumlr

Zucker aus Deutschland Negativ auf den CO2shyWert im Zuckerruumlbenanbau wirkt sich bspw hoher Mineralduumlngereinsatz aus

Wie viel bdquoregionalldquo steckt wirklich in regionalen Produkten

Wie bereits erwaumlhnt wird der bdquoFood MilesldquoshyAnsatz haumlufig als Argument fuumlr den Kauf regishyonaler Produkte angefuumlhrt Der Begriff bdquoregishyonalldquo ist dabei aber oft nicht eindeutig da er sich nur auf die Herkunft des Endproduktes bezieht und dabei die Tatsache auszliger Acht laumlsst dass bei vielen bdquoregionalenldquo Produkten auf Ressourceneinsatz aus geographisch weit entfernten Regionen zuruumlckgegriffen wird

In einer Studie aus dem Jahr 2008 wurden die Entstehungsorte von Treibhausgasemissionen in den Lieferketten von zwei Milchbetrieben in Groszligbritannien untersucht18 Die Studie kam zu dem Ergebnis dass der Groszligteil (95 Proshyzent) des Ressourceneinsatzes fuumlr die Milchshyproduktion und die dadurch generierten Treibshyhausgase auszligerhalb eines Umkreises von 50km der Farm produziert werden Das bedeushytet dass der groumlszligte Teil der Emissionen in Verbindung mit einem bdquoregionalenldquo Produkt in anderen Regionen oder Laumlndern entstehen Die Studie ergab dass ein wesentlicher Anteil des CO2shyFuszligabdruckes dieser Betriebe durch Futtermittel entsteht das uumlberwiegend aus Soja gewonnen wird Soja wird in den Tropen angebaut und steht oft in Verbindung mit der Abholzung von Waumlldern Waumllder werden gefaumlllt um Ackerflaumlche fuumlr den gewinnbringenderen Sojaanbau zu schaffen die gefaumlllten Baumlume werden verbrannt und setzen Kohlenstoffdioxid frei und belasten damit das Klima erheblich Man sieht deshalb nur einen Teil des komplexen Gebildes wenn man ein solches Produkt als bdquoregionalldquo betrachtet Viele regionale Produkte sind stark auf importierten Ressourceneinsatz angewiesen ndash damit wird eine grundsaumltzliche Definition des Begriffes bdquoregionalldquo schwierig

7Food Miles und Fairtrade

Der Fokus auf Transportwege gefaumlhr det den Marktzugang fuumlr benachteiligte Produzenten des globalen Suumldens

Bei der Definition dessen was nachhaltiger Konsum bedeutet geht es nicht nur um die Reduzierung von Klimabelastungen sondern auch im umfassenderen Sinne um positive Veraumlnderungen in der Gesellschaft und um eine ganzheitliche Entwicklung

Gerechtigkeit und Fairness sind die Grundshyprinzipien nachhaltiger Entwicklung und sollshyten an oberster Stelle stehen wenn es darum geht Verbrauchern hinsichtlich nachhaltiger Kaufentscheidungen Orientierung zu geben Sich nur auf den Anteil des Transportes am jeweiligen CO2shyFuszligabdruck zu beschraumlnken laumlsst die sozialen und wirtschaftlichen Dimen shy sionen nachhaltiger Entwicklung auszliger Acht Das kann in der Konsequenz den Marktzugang fuumlr benachteiligte Produzenten aus Entwickshylungslaumlndern gefaumlhrden

Fuumlr viele Entwicklungslaumlnder ist der Export von Guumltern eine wichtige Einkommensquelle und Existenzgrundlage So brachte zB 2011 der Export von Gartenbauprodukten Kenia rund 960 Millionen US$ ein20 Der Export von frischen Fruumlchten und Gemuumlse aus Subshy saharashyAfrika nach Groszligbritannien sichert die Lebensgrundlage von schaumltzungsweise 1 bis 15 Millionen Menschen21 Diese Handels beshyziehungen ermoumlglichen Entwicklungslaumlndern einen Weg aus der Abhaumlngigkeit von Ent shy

wicklungshilfe und foumlrdern ihre wirtschaftliche Entwicklung

In vielen Entwicklungslaumlndern sind die Menshy schen fuumlr die Sicherung ihrer Existenzshy grundlagen auf den Export landwirtschaftlicher Erzeugnisse als wichtigen Wirtschaftsfaktor angewiesen Uumlber 70 Prozent der aumlrmsten Menschen dieser Welt leben in laumlndlichen Regionen und sind (direkt oder indirekt) von der Landwirtschaft abhaumlngig22 Der Verlust eintraumlglicher Exportmaumlrkte kann das Wirtshyschaftssystem in diesen Laumlndern und die Ernaumlhrungssicherheit vieler armer Produzenshyten gefaumlhrden

Kakao-Kooperative Kuapa Kokoa Ghana copy Kenneth Havgaard 2006

Es gibt keine verbindliche oder allgemein anerkannte Definition von bdquoRegionalitaumltldquo19 Die Definition des Begriffes bdquoregionalldquo ist schwi-erig ua weil viele regionale Pro-dukte stark auf den Einsatz importi-erter Ressourcen angewiesen sind

Food Miles und Fairtrade8

Was Fairtrade als ethisches System auszeichnet Foumlrderung von Mensch und Umwelt

Fairtrade ist eine Alternative zu konventionelshylem Handel und beruht auf die partnerschaftshyliche Beziehung zwischen Produzent und Kon shy sument Die FairtradeshyBewegung foumlrdert sowohl nachhaltige Produktionsweisen als auch nachshy haltiges Konsumverhalten und stellt dabei den Menschen in den Mittelpunkt seines Wirkens Der urspruumlnglichen Verwendung des Begriffs von bdquoFood Milesldquo von 1994 entsprechend setzt sich Fairtrade dafuumlr ein Produzenten und Konsumenten zu verbinden und die Geschichshyten und Gesichter hinter den Lebensmitteln greifbar zu machen Zu den Zielen von Fairtrade gehoumlren der Aufbau gerechterer Handelsbezieshyhungen und die Verbesserung der Lebensshy und Arbeitsbedingungen von Produzenten durch stabile Mindestpreise und die FairtradeshyPrauml shy mie welche die Produzenten selbstbestimmt in Projekte zur sozialen undoder wirtschaft lishychen Entwick lung investieren koumlnnen Fairtrade unterstuumltzt Kleinbauern sich in Kooperativen zu organi sieren um damit ihre Verhand lungsshy positionen zu staumlr ken

Es ist das erklaumlrte Ziel von Fairtrade die Lebensgrundlage von benachteiligten Baumluerin shy nen und Bauern sowie Arbeiterinnen und Arbeishytern aus Entwicklungslaumlndern zu verbessern Durch den Einkauf von FairtradeshyProdukten bietet sich Konsumenten eine Moumlglichkeit mit ihrem taumlglichen Einkauf einen Beitrag zur Armuts shy bekaumlmpfung zu leisten

Fairness ein Leitprinzip beim Klimaschutz

Alle Diskussionen uumlber Klimawandel sollten unshyter der Uumlberschrift bdquoFairness und Gerechtigkeitldquo stehen Das als Teil des Kyoto Protokolls ndash das erste und einzige mehrheitlich von der Staatenshy gemeinschaft ratifizierte verbindliche Klimashyschutzabkommen fuumlr Industrielaumlnder ndash von fast allen Laumlndern dieser Welt anerkannte Prinzip der bdquogemeinsamen aber differenzierten Vershyantwortungldquo erkennt die Tatsache an dass Ent shy wicklungslaumlnder die am wenigsten fuumlr den Klimawandel verantwortlich sind am haumlrtesten davon getroffen werden Produzenten in Ent shy wick lungslaumlndern bekommen die Auswir kun shy gen des Klimawandels bereits deutlich zu spuumlren ndash unter anderem in Form von Wettershyumschwuumlngen und dadurch bedingten Ernteshyausfaumlllen oder geringeren Ernteertraumlgen Dabei verursachen sie aber selbst nur geringe CO2shyEmissionen Angesichts dieser Tatsache sollshyte es selbstverstaumlndlich sein die Last der Emissionsreduktion auf diejenigen zu verteilen die historisch dafuumlr verantwortlich sind ndash die entwickelten und industrialisierten Laumlnder

Ausgehend von der derzeitigen Bevoumllke rungsshy zahl waumlre ein jaumlhrlicher Kohlenstoffemissionsshywert von bis zu ca zwei Tonnen CO2shyAumlquishy valent (CO2e) pro Person noch als nachhal shytig einzustufen Der aktuelle weltweite Durch shy schnitt liegt allerdings bei 36 Tonnen Obwohl es keinen Zweifel mehr daran gibt dass die Treibhausgasemissionen auf globaler Ebene re duziert werden muumlssen ist dabei eine sehr unterschiedliche proshyKopfshyVerteilung der Emisshysionen zu beachten In Afrika liegt der durchshyschnittliche proshyKopfshyEmissionswert bei einer Tonne (in SubsaharashyStaaten meist weit darshyunter) waumlhrend er sich in Deutschland auf 96 Tonnen belaumluft Indien hat niedrige proshyKopfshyWerte von 15 Tonnen und in Lateinamerika sind die Werte auch relativ niedrig 15 Tonnen CO2 pro Kopf in Kolumbien und 08 Tonnen in

Fairtrade verbindet Produzenten und Konsumenten und macht so-mit die Gesichter und Geschichten greifbar die hinter Lebensmitteln stehen

9Food Miles und Fairtrade

Nicaragua23 Mit Blick auf den noch nachhalshytigen proshyKopfshyEmissionswert von 2 Tonnen kann man feststellen dass Afrika und viele andere Entwicklungslaumlnder noch uumlber oumlkologishyschen Spielraum verfuumlgen

Der groumlszligte Teil der in Afrika verursachten Emissionen ist bdquoProduktionsshyKohlenstoffldquo das heiszligt dass die meisten Emissionen bei der Durchfuumlhrung von Maszlignahmen entstehen die zur Deckung von Grundbeduumlrfnissen notwenshydig sind24 Das steht im starken Gegensatz zu den meisten Emissionen in entwickelten Laumlnshydern die haumlufig im Zuge von Luxuskonsum und durch Freizeitverhalten entstehen Es ist nicht fair dass in Laumlndern die durch hohe CO2shyBilanzen den Klimawandel hauptsaumlchlich verursacht haben Menschen aufgefordert wershyden von Importen aus Laumlndern mit wesentlich geringeren Emissionen Abstand zu nehmen Vor allem deswegen nicht weil die Menschen in Entwicklungslaumlndern auf den internationalen Handel angewiesen sind

Die Fairtrade-Bewegung steht bei Klimawandel und Umweltthemen nicht still

Fairtrade stellt den Menschen in den Mittelpunkt und beruumlcksichtigt gleichzeitig die fuumlr eine nachshyhaltige Existenzsicherung wichtigen Faktoren Umwelt und Klima Der ganzheitliche Ansatz von Fairtrade beruumlcksichtigt alle Dimensionen nachhaltiger Entwicklung und setzt diese regelshymaumlszligig bei jeder Standardaktualisierung um

Fairtrade fordert von Produzenten nicht nur mindestens die Einfuumlhrung guter fachlicher

Praxis in der landwirtschaftlichen Produktion (Good Agricultural Practice GAP) durch die die Gesundheit von Arbeitern und Umwelt geshyschuumltzt wird Fairtrade geht heute sogar weiter und hat bdquoIntegrated Pest Managementldquo (IPM)Integrierten Anbau in der konventionellen landshywirtschaftlichen Produktion als Ziel formuliert Die Standards umfassen deshalb unter anshyderem das Verbot von besonders giftigen Pestiziden und die Durchfuumlhrung verschiedeshyner Schulungen zu Themen wie Wassershy und Bodenschutz Entsorgung gefaumlhrlicher Abfaumllle oder Minimierung von Pestizideinsaumltzen zB durch Anwendung von biologischen Schaumldshylingsbekaumlmpfungsmethoden Produzenten sind durch die Einhaltung der Standard verpflichshytet bestehende natuumlrliche Ressourcen zu schuumltzen Sie werden auszligerdem aktiv bei der Umstellung auf biologischen Anbau unterstuumltzt dessen Standards nochmals deutlich uumlber GAP hinausgehen

Die Hauptlast der Emissionsreduk-tion sollte selbstverstaumlndlich auf die historisch Verantwortlichen ver-teilt werden ndash die entwickelten und industrialisierten Laumlndern

Fatoumata Moussa Dougourakoroni Baumwoll Kooperative Mali copy Simon Rawles 2011

Food Miles und Fairtrade10

Fairtrade erkennt die globale Bedeutung des Klimawandels und hilft den Produzenten dashybei sich den Auswirkungen des Klimawandels besser anzupassen und die von ihren eigenen Betrieben verursachte Klimabelastung redushyzieren zu koumlnnen Die gute fachliche Praxis die Produzenten im Zuge von Fairtrade umshysetzen hilft bereits bei der Reduzierung von Treibhausgasemissionen Der Einsatz angeshy messener Duumlngemittelmengen die Reduzieshyrung des Einsatzes von Pestiziden oder soshygar die Generierung von bdquoVerified Emission ReductionldquoshyZertifikaten (VERlsquos)25 zur Kompenshysation von Treibhausgasemissionen uumlber das so genannte bdquoInsettingldquo sind nur einige Moumlgshylich keiten fuumlr Produzenten die negativen Klimaauswirkungen ihrer Betriebe zu reduzieshyren und ggf auch das kohlenstoffbindende Potential ihrer Boumlden durch Aumlnderung der Pro shy duktionsweise zu erhoumlhen So werden Produ shy zenten zum Teil der Loumlsung des Klimaproblems anstatt Teil des Problems zu sein Durch die gute fachliche Praxis oder Umstellung auf BioshyProduktion koumlnnen sich Produzenten leich shy ter den Klimaveraumlnderungen wie zB Veraumlndeshyrungen der Niederschlaumlge anpassen Das ist aber nur moumlglich wenn alle vom Klimawandel gefaumlhrdeten Produzenten einschlieszliglich der Produzenten im FairtradeshySystem zukuumlnftig staumlrkere Unterstuumltzung erhalten

Durch die FairtradeshyStandards werden die Pro shy duzenten darin bestaumlrkt ihren Energievershybrauch im Laufe der Zeit zu reduzieren Sie werden aufgefordert den Energieaufwand ihrer Verarbeitungsanlagen zu dokumentieren und Bericht daruumlber zu erstatten welche Maszlignah shy men sie zur Reduktion von Treibhausgas emisshysionen und zur Bindung von CO2 ergreifen FLOshy Cert das Zertifizierungsorgan von Fairtrade hat damit begonnen Produzenten bei der Ermittlung ihres CO2shyFuszligabdruckes und soshygenannter bdquoHot Spotsldquo ndash Bereiche in denen Energieverbrauch und Klimabelastung redushyziert werden koumlnnen ndash zu unterstuumltzen

Insetting ndash Emissionen kompensieren und fair handeln

Um Kleinbauern noch staumlrker im Kampf geshygen den Klimawandel und seine Folgen zu unterstuumltzen bietet das FairtradeshyZertishyfizierungsunternehmen FLOshyCert seit 2012 ein neues Geschaumlftsmodell an den Handel mit VERs innerhalb des FairtradeshySystems Fairtradeshylizenzierte Unternehmen im Norden koumlnnen von ihnen verursachte klimarelevanshyte Emissionen innerhalb der FairtradeshyHan shy delskette durch Kauf von VERs von Fairtradeshy Produzentenorganisationen kompensieren Statt im bisher uumlblichen bdquoOffsettingldquoshyVershyfahren irgendwo auf der Welt anerkannte Emissionszertifikate einzukaufen26 um die fir shy meneigene Klimabilanz zu verbessern werden VERrsquos von Fairtradeshyzertifizierten Produzentenshyorganisationen gekauft Diese generieren VERrsquos zB durch Aumlnderungen der Anbauweise durch Aufforstung oder durch Kompostierung in gro shy szligem Umfang und lassen dies durch FLOshyCert nach einem anerkannten Fremdstandard27 fuumlr Emissionsminderung zertifizieren Der Ver shy kauf dieser Zertifikate an Fairtradeshylizenzierte Unternehmen im Norden schafft neue Einkom shy mens quellen und somit verbesserte Zu kunftsshychancen fuumlr diese Produzentenorganisationen Dadurch wird gleichzeitig auch in die Nachshyhaltigkeit der Produktion investiert die Lieshyferkette stabiler und die investierten Mittel vershybleiben innerhalb des FairtradeshySystems

Beispielsweise ergreift Rewe Oumlsterreich Maszlig shy nahmen zur Neutralisierung der CO2shyBilanz von FairtradeshyBlumen durch den Kauf von Emissionszertifikaten eines Wiederaufforsshytungs projekts bei der FairtradeshyKooperative ACOPAGRO in Peru Innerhalb der Kakaofelder der Kleinbauern werden einheimische Pflanzen angebaut ndash Obstbaumlume und Heilpflanzen sowie tropischer Harthoumllzer ndash und ein biologisches nachhaltiges Forstshy und Landwirtschaftsmodell entwickelt Das Projekt erschlieszligt kurzfristig

11Food Miles und Fairtrade

neue Einkommensquellen fuumlr die Bauern und foumlrdert zugleich die Artenvielfalt und die Regeneration des Bodens Insgesamt werden bis 2015 zwei Millionen Baumlume gepflanzt die einerseits CO2 speichern und so das Potenzial von CO2shyEmissionszertifikaten bieten positive Auswirkungen auf das lokale Oumlkosystem haben und langfristig als zusaumltzliche bdquoAltersvorsorgeldquo durch die Ertraumlge der Harthoumllzer in rund 35 Jahren dienen28

Fazit Food Miles und Fairness

Fairtrade foumlrdert Fairness und soziale Gerechtigkeit und leistet einen Beitrag zur Nachhaltigkeit Regionale Lebensmittel hashyben sicher ihren berechtigten Platz in einem nachhaltigen Einkaufskorb ndash durch FairtradeshyProdukte wird der ethische Aspekt hinzugefuumlgt

Es ist weitaus wichtiger und wirkungsvoller Konsumentscheidungen von emissionsintensishyven Produkten (wie zB Fleisch aus Massenshytierhaltung) und Verhaltensweisen (wie zB Lebensmittelverschwendung im Haushalt) weg shy zulenken als vom Kauf bestimmter Lebensshymittel abzusehen nur weil diese einen weiten Transportweg haben

Der Begriff bdquoFood Milesldquo legt in seiner dershyzeitigen Anwendung den einseitigen Schwershypunkt auf einen Teilaspekt oumlkologischer Nach shy haltigkeit die Klimaauswirkungen (vor allem Treibhausgasemissionen) die auf den Transshyport von Lebensmitteln vom Produktionsshy zum Verkaufsort zuruumlckzufuumlhren sind

Allein das Wissen daruumlber welche Entfernung ein Produkt zuruumlckgelegt hat bietet dem Verbraucher aber nicht alle Informationen die er fuumlr eine ethische Kaufentscheidung benoumltigt

Bauern und Arbeiter aus Entwicklungslaumlndern haben am wenigsten zum Klimawandel beigeshytragen und weisen CO2shyFuszligabdruumlcke auf die nur einen Bruchteil der CO2shyFuszligabdruumlcke von Konsu shy menten in Europa und Nordamerika darstellen Entwicklungslaumlnder haben einen berechtigten An spruch darauf ihren bdquooumlkologischen Spiel shy raumldquo aus zuschoumlpfen um ihre Existenz grundshy la gen zu sichern und ihre Wirtschaft auf zubauen ndash auch durch den Export von Nah rungs mitteln

Fairtrade ist der Uumlberzeugung dass es fuumlr bewusste Verbraucher weiterhin richtig ist sich uumlber den Kauf von FairtradeshyProdukten mit den Menschen in Entwicklungslaumlndern zu solidarisieren Damit unterstuumltzen sie einen nachhaltigen Ansatz der die Aspekte sozishyale Gerechtigkeit Umwelt Klimaschutz und Klimaanpassung beruumlcksichtigt und leisten eishynen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung

Regionale und Fairtrade-Produkte fuumlllen gemeinsam einen ethischen Einkaufskorb

Teepfluumlckerin auf dem Burnside Tea Estate Indien copy Santiago Engelhardt 2012

Food Miles und Fairtrade12

Glossar

CO2 Aumlquivalent (CO2e) Das CO2shyAumlquivalent oder Treibhauspotenzial gibt an wie stark eine festgelegte Menge eines Treibhausgases zum Treibhauseffekt beitraumlgt Neben CO2 wirken auch andere Gase vor allem Methan (CH4) und Lachgas (N2O) als Treibhausgase Sie hashyben ein deutlich groumlszligeres Treibhauspotenzial als CO2 Ihre Treibhauswirksamkeit wird auf die von Kohlendioxid (CO2) umgerechnet Die Summe der klimarelevanten Prozesse gibt man als CO2shyAumlquivalente (aumlquivalent = gleichwertig) an

Gute landwirtschaftliche Praxis Good Agricultural Practice (GAP) GAP sind landwirtschaftshyliche Anbaupraktiken die mindestens den gesetzlichen Vorgaben fuumlr die konventionelle Landwirtschaft entsprechen aber auch daruumlber hinaus gehen koumlnnen Sie dient vor allem in der konventionellen agrarindustriellen Produktion als Maszliggabe Ziel von GAP ist die Erzeugung von sicheren und qualitativ hochwertigen (Lebensmittelshy) Produkten Die bdquoGute landwirtschaftshyliche Praxisldquo beinhaltet den Integrierten Pflanzenbau (IPB) und den Integrierten Pflanzenschutz (IPS) ist jedoch deutlich niedrigschwelliger als Bioanbau

Insetting Fairtradeshylizenzierten Unternehmern im Norden koumlnnen von ihnen verursachte klimareshylevante Emissionen innerhalb der FairtradeshyHandelskette kompensieren Um die firmeneigene Klimabilanz zu verbessern werden so genannte Verified Emission Reduction Certificates (VER) von Fairtradeshyzertifizierten Produzentenorganisationen gekauft Die Produzentenorganisationen generieren VERrsquos zB durch Aumlnderungen der Anbauweise durch Aufforstung oder durch Kom shy pos tierung in groszligem Umfang und lassen dies durch FLOshyCert zertifizieren Weil die Kompen_sierung innerhalb der FairtradeshyHandelskette ablaumluft wird dieser Ansatz bdquoInsettingldquo genannt

Integrierter Anbau Integrierter Anbau ist ein Ansatz mittels Biotechnologie und definierten Schadschwellen unterhalb derer kein Pestizideinsatz erfolgen darf die industrialisierte konshyventionelle Landwirtschaft moumlglichst nachhaltig zu gestalten Es werden Methoden verwendet die moumlglichst geringe Auswirkungen auf die Umwelt haben ohne jedoch BioshyAnbau zu sein

Integrated Pest Managementldquo (IPM) Sammelbegriff fuumlr alle Methoden des biologischen Pflanzenschutzes (zB Einsatz von Raubmilben) IPM wird sowohl in der konventionellen als auch in der biologischen Landwirtschaft eingesetzt

MJoule 1 Megajoule (MJ) = 106 J = 1000 Kilojoule In der Physik dient das Joule als Einheit fuumlr Energie und Arbeit Ein Joule ist gleich der Energie die benoumltigt wird um eine Sekunde lang die Leistung von einem Watt zu erbringen

Oumlkologischer Fuszligabdruck Der oumlkologische Fuszligabdruck einer Bevoumllkerung ist die Menge an produktiven Landshy und Wasserflaumlchen die notwendig ist die Ressourcen die diese Menschen konsumieren bereitzustellen und ihren Abfall aufzunehmen shy dies alles bei gegebener Technologie Der jeweils berechnete Flaumlchenverbrauch wird auf die Weltbevoumllkerung hochshygerechnet und mit den auf der Erde real verfuumlgbaren Flaumlchen verglichen Laut Living Planet Report 2010 des WWF betraumlgt der Oumlkologische Fuszligabdruck fuumlr Deutschland 509 Hektar Das heiszligt wenn alle Menschen dieselbe Menge Ressourcen verbrauchen wuumlrden wuumlrde die Flaumlche von 28 Erden benoumltigt um den Ressourcenverbrauch zu decken

Verified Emission Reduction (VER) Gepruumlfte Emissionsreduzierungen sind Zertifikate uumlber die gepruumlfte Vermeidung einer bestimmten Menge CO2shyAusstoszlig Sie stammen meist aus kleineshyren Klimaschutzprojekten fuumlr die eine UNshyRegistrierung oumlkonomisch nicht sinnvoll waumlre wershyden von einem unabhaumlngigen Gutachter gepruumlft und im freiwilligen Klimaschutz und freiwilligen CO2shyAusgleich eingesetzt

13Food Miles und Fairtrade

Endnoten

1 Sustain The alliance for better food and farming ist eine britische Organisation die sich fuumlr nachhaltige

Ernaumlhrungsshy und Anbaupraktiken einsetzt wwwsustainweborgabout

2 SAFE Alliance (1994 republished in 2011) The Food Miles report the dangers of long distance food

transport Verfuumlgbar unter httpwwwsustainweborgpublicationsid=191 (Stand 29November 2012)

3 Weber Christopher L amp Mathews Scott H (2008) FoodshyMiles and the Relative Climate Impacts of Food

Choices in the United States Verfuumlgbar unter httppubsacsorgdoiabs101021es702969f (Stand

29November 2012)

4 Garnett Tara (2008) Cooking Up a Storm Food greenhouse gas emissions and our changing climate

Verfuumlgbar unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfilesCuaS_webpdf (Stand 29 November 2012)

5 Cafeacutedirect (2009) A glimpse into our 2009 carbon footprint Verfuumlgbar unter httpwwwcafedirectcouk

ashyglimpseshyintoshyourshy2009shycarbonshyfootprint (Stand 29 November 2012)

6 Carbon Trust (2008) Working with innocent Product carbon footprinting in practice Verfuumlgbar unter

httpwwwcarbontrustcoukpublicationspagespublicationdetailaspxid=CTS054

(Stand 29November 2012)

7 DEFRA (2008) PAS2050 case study Applying PAS2050 to a complex product Cottage Pie Ready Meal

Verfuumlgbar unter httprandddefragovukDocumentaspxDocument=FO0409_8193_OTHPDF (Stand

29November 2012)

8 Kasterine Alexander amp Vanzetti David (2010) Growth Pole Sustainable Agriculture (Chapter 3) in UNCTAD

(2010) Trade and Environment Review 200910 Verfuumlgbar unter httpunctadorgenDocsditcted20092_

enpdf (Stand 29November 2012)

9 CO2e (CO2shyAumlquivalent) ist ein Indikator der die sechs existierenden Treibhausgase in ein quantitatishy

ve messbares CO2shyAumlquivalent umwandelt CO2e gilt als internationaler Standard fuumlr die Darstellung von

Treibhausgasemissionen (vgl auch Glossar in diesem Dokument)

10 Ermittlung der weggeworfenen Lebensmittelmengen und Vorschlaumlge zur Verminderung der Wegwerfrate

bei Lebensmitteln in Deutschland (2012) httpwwwbmelvdeSharedDocsDownloadsErnaehrungWvL

Studie_Lebensmittelabfaelle_Kurzfassungpdf__blob=publicationFile (Stand 29November 2012)

11 Garnett Tara (2003) Wise Moves Exploring the relationship between food transport and CO2 Verfuumlgbar

unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfileswise_moves_0pdf (Stand 29 November 2012)

12 Kasterine Alexander amp Vanzetti David (2010) Trade and Environment Review 200910 Promoting poles

of clean growth to foster the transition to a more sustainable economy Verfuumlgbar unter httpunctadorg

enDocsditcted20092_enpdf (Stand 29November 2012)

13 Williams Adrian (2007) Comparative Study of Cut Roses for the British Market Produced in Kenya and the

Netherlands Verfuumlgbar unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfilesCut_roses_for_the_British_market

pdf (Stand 29 November 2012)

14 Brenton Paul EdwardsshyJones Gareth amp Friis Jensen Michael (2009) Carbon Labelling and Lowshyincome

Country Exports A Review of the Development Issues Verfuumlgbar unter wwwintracenorgWorkArea

DownloadAssetaspxid=52571 (Stand 29November 2012)

15 CA steht fuumlr bdquocontrolled atmosphereldquo diese Technologie erlaubt extrem lange Lagerzeiten

16 Blanke Michael M Burdrick Bernhard (2005) Food (miles) for Thought ndash Energy Balance for

Locallyshygrown versus Imported Apple Fruit ESPR ndash Environ Sci amp Pollut Res 12 S 125shy127 Verfuumlgbar

unter ftpftpfaoorgpaiaorganicagofsFoodMilesshyThoughtpdf (Stand 2April 2013)

17 Brenton Paul EdwardsshyJones Gareth amp Friis Jensen Michael (2010) Carbon Footprints and Food

Systems Do current accounting methodologies disadvantage developing countries

Food Miles und Fairtrade14

Verfuumlgbar unter httpsiteresourcesworldbankorgINTRANETTRADEResourcesPubsCar bon_Footshy

prints_and_Food_System_Reportpdf (Stand 29November 2012)

18 Plassman Katharina amp EdwardsshyJones Gareth (2008) Where does the carbon footprint fall

Developing a carbon map of food production Verfuumlgbar unter httppubsiiedorg16023IIED

html (Stand 29November 2012)17 Chi Kelly Rai MacGregor James amp King Richard (2009) Fair Miles

recharting the food miles map Available at httppubsiiedorg15516IIEDhtml

19 Bundesverband der Regionalbewegung e V (2011) Regionale Wirtschaftskreislaumlufe als Basis eines Regionalshy

siegels httpwwwregionalbewegungdefileadminuser_uploadpdfPositionspapierePositionspapier_

Glaubwuerdige_Regionalvermarktung_BRB_final_111125pdf (Stand 14Januar 2013)

20 KNBS Kenyan Bureau of Statistics (2012) Economic Survey 2012 presented by Hon Wycliffe Ambetsa

Oparanya EGH MP Minister of State for Planning National Development and Vision 2030 Verfuumlgbar unter

httpwwwknbsorkeEconomic20SurveysMinisters20Presentation20ES20FINALpdf (Stand

14Januar 2013) Umrechnung in USshyDollar auf Basis des Wechselkurses von Januar 201320 World Bank

(2007) Data CO2 emissions (metric tons per capita) Available at httpdataworldbankorgindicatorEN

ATMCO2EPC

21 Chi Kelly Rai MacGregor James amp King Richard (2009) Fair Miles recharting the food miles map

Verfuumlgbar unter httppubsiiedorg15516IIEDhtml (Stand 29November 2012)

22 Common Fund for Commodities (2011) CFC Basic Facts 2011shy2012 Verfuumlgbar unter httpwww

commonshyfundorgPublicationsCFC_Basic_Facts_2010shy2011 (Stand 29 November 2012)

23 World Bank (2008) Data CO2 emissions (metric tons per capita) Verfuumlgbar unter httpdataworldbankorg

indicatorENATMCO2EPC (Stand 29November 2012)

24 MacGregor James amp Chambwera Muyeye (2008) Room to move lsquoecological spacersquo and emissions

equity Verfuumlgbar unter httpwwwagrifoodstandardsnetenresourcesglobalroom_to_move_ecologishy

cal_space_and_emissions_equity (Stand 29November 2012)

25 VERs sind Zertifikate fuumlr freiwillig erbrachte Emissionsminderungen die durch einen unabhaumlngigen Auditor

uumlberpruumlft und validiert werden Sie stammen meist aus kleineren Klimaschutzprojekten fuumlr die eine UNshy

Registrierung oumlkonomisch nicht sinnvoll waumlre VERs fallen nicht unter den gesetzlich vorgeschriebeshy

nen Emissionshandel unter dem KyotoshyProtokoll und sind fuumlr Unternehmen und Branchen interessant

die ihre klimarelevanten Emissionen reduzieren wollen aber nicht unter den gesetzlich vorgeschrieben

Emissionshandel mit CERs (Certified Emission Reduction Certificates) fallen VERs werden deshalb vor

allem im freiwilligen Klimaschutz und CO2shyAusgleich eingesetzt

26 Diese werden oft durch Emissionsvermeidungen infolge technischer Verbesserungen an indus triellen

Produktionsanlagen generiert zB durch Einbau von Filteranlagen oder Verbes serung der Wirkungsgrade

von Herstellungsprozessen Dies erfolgt in der Regel uumlblicherweise auszligerhalb der eigenen Lieferkette

27 Aktuell gibt es noch keinen eigenen FairtradeshyKlimastandard daran wird gearbeitet

26 FLOshyCert GmbH (Juli 2012) REWE nutzt FLOshyCERTs Dienste zum Klimawandel zur CO2shyNeutralisierung

von FairtradeshyBlumen Verfuumlgbar unter httpwwwfloshycertnetfloshycertfileadminuser_uploadinformation

newsletter2012shy07shy19rewe_depdf (Stand 3April 2013)

ImpressumText basierend auf Fairtrade International (2011) Food Miles and Fairtrade How Does the Current lsquoFood Milesrsquo Concept Disconnect Consumers from Disadvantaged Producers Abrufbar unter httpwwwfairtradenetfileadminuser_uploadcontent2009resources pp_fairtrade_food-miles_2011pdf Uumlbersetzung Carina SeckRedaktion Claudia Bruumlck (verantwortlich) Edith Gmeiner Maren Richter Martin Schuumlller Fotonachweis Titelfoto Rosa Maribel Galecio Medina Arbeiterin auf der Bananen-Kooperative APPBOSA Peru copy Linus Hallgren 2009Ruumlckseite Kundin mit Fairtrade-Produkten in einem Supermarkt in Deutschland copy Miriam Ersch 2011

TransFair Verein zur Foumlrderung des Fairen Handels mit der bdquoDritten Weltldquo eV Remigiusstraszlige 2150937 KoumllnTelefon +49 221 94 20 40 shy 0Fax +49 221 94 20 40 shy 40Email infofairtradeshydeutschlanddeInternet wwwfairtradeshydeutschlandde

Page 4: Vom Erzeuger zum Verbraucher – Food Miles und Fairtrade€¦ · 2 Food Miles und Fairtrade Food Miles und Fairtrade: Warum eine einseitige Diskussion über lange Transportwege zu

Food Miles und Fairtrade4

Eine Studie aus dem Jahr 2008 hat ergeshyben dass der Transport von Lebensmitteln in den USA trotz langer Wege von durchshyschnittlich 1640 km pro Produkt fuumlr nur 4 des vom Nahrungsmittelsektor verursachten CO2shyFuszligabdruckes verantwortlich ist3 Beim Anbau von Lebensmitteln entstehen in den USA im Vergleich dazu durchschnittlich 83 des CO2shyFuszligabdruckes Und bei manchen Nahrungsmitteln insbesondere bei Fleisch (vor allem bei rotem Fleisch) und Milchprodukten werden durch Herstellungsverfahren und Materialeinsatz (wie zB Tierfutter) die den Ausstoszlig hoher Mengen Kohlenstoffdioxid und der hochwirksamen Treibhausgase Methan und Stickstoffoxid mit sich bringen sehr hohe CO2shyFuszligabdruumlcke verursacht Bei Lufttransporten allerdings liegt der Anteil des Transportweges am gesamten Fuszligabdruck eishy nes Produktes weit uumlber 4 In Groszligbritannien ergab die Studie einen fuumlr die Transportemissionen anteiligen Wert von ca 10 an den Gesamtemissionen der Nahshyrungsmittelwirtschaft wobei die restlichen 90 waumlhrend der Lebensdauer der Lebensmittel durch Primaumlrproduktion Verarbeitung und Konshysum entstehen4

Cafeacutedirect ein Fairtradeshyzertifiziertes HeiszligshygetraumlnkeshyUnternehmen hat LebenszyklusshyAnalysen fuumlr ihre meistgekauften Teeshy und KaffeeshyProdukte durchgefuumlhrt und herausgeshyfunden dass im Schnitt 72 der Emissionen in der Phase des Konsums ihrer Produkte entshystehen Die Weiterverarbeitung ihrer Kaffees und Tees ist fuumlr einen weiteren erheblichen Teil des CO2shyFuszligabdruckes verantwortlich wo hingegen der Transport einen weitaus geshyringeren Wert als angenommen ergab5 Ein europaumlisches GetraumlnkeshyUnternehmen kam zu weiteren uumlberraschenden Ergebnissen beim Ershy mitteln des CO2shyFuszligabdruckes ihrer Smoothies6 Das Unternehmen war davon ausgegangen dass der Transport von tropischen Fruumlchten aus verschiedenen Teilen der Welt die CO2shy

Bilanz ihrer Produkte stark belasten wuumlrde Aber auch diese Studie ergab dass der Transport nur fuumlr einen kleinen Anteil des Fuszligshy abdruckes verantwortlich ist waumlhrend 60 bis 80 (je nach Portionsgroumlszlige und Verpackungsshyart) des gesamten Fuszligabdruckes durch Anshybau Verpackung und Fertigung entstehen

Wie wichtig es ist in der Konsumphase eishynes Produktes nachhaltig zu handeln wurde durch eine vor kurzem durchgefuumlhrte Studie bestaumltigt in der die Treibhausgasemissionen waumlhrend dieser Phase gemessen wurden Die Studie ergab dass das Erhitzen einer Pastete in der Mikrowelle anstatt im Backofen zu einer Senkung des anteiligen CO2shyFuszligabdruckes in dieser Phase des Lebenszyklus von 9 auf 2 fuumlhrt7 Eine weitere Studie hat ergeben dass beim Braten von Kartoffeln fuumlnf mal soshy viel Energie verbraucht wird wie beim Kochen der Kartoffeln8 Ein entscheidender Faktor ist auch die Entsorgung unserer Lebensmittel Nach Schaumltzungen einer Studie der Univer shy sitaumlt Stuttgart im Auftrag des Verbrauchershyministeriums landen jaumlhrlich rund 67 Millionen Tonnen Lebensmittel aus deutschen Privatshyhaus halten im Muumlll Verschwendung zu vermei shy den fuumlhrt zu einer Reduktion von Umweltemis shysionen Eine Tonne vermiedener Lebensmittelshyabfaumllle ist gleichzusetzen mit einer Ersparnis von 38 Tonnen CO2shyAumlquivalent (CO2e)910

Der Einkauf von Lebensmitteln verursacht 5 der in Groszligbritannien insgesamt mit dem PKW zuruumlckgelegten Strecken das entspricht 072 der gesamten Treibhausgasemissionen in Groszlig shybritannien11 All diese Ergebnisse legen den Schluss nahe dass es fuumlr den Verbraucher effektivere Klimaschutzmethoden gibt als sich prinzipishyell gegen importierte Lebensmittel mit langen Transportwegen zu entscheiden zB den Fleischkonsum zu reduzieren und weg von Quantitaumlt hin zu mehr Qualitaumlt zu uumlberdenken oder sich komplett vegetarisch zu ernaumlhren auf effizientere Zubereitungsmethoden fuumlr

Food Miles und Fairtrade 5

Lebensmittel zuruumlckzugreifen Lebensmittel vershy schwendung zu vermeiden und Einkaumlufe auch mal ohne Auto zu erledigen

Die durchgefuumlhrten Studien fuumlhren zusammenshyfassend zu der Erkenntnis dass das bdquoFood MilesldquoshyKonzept das allein die Transportwege von Lebensmitteln beruumlcksichtigt als alleinishyger Indikator fuumlr die Klimaauswirkungen eines Produktes zu wenig aussagekraumlftig ist da es den Fokus nur auf eine einzige kurze Phase im Lebenszyklus eines Produktes legt und andeshyre mindestens genauso entscheidende oder sogar wichtigere Faktoren komplett unberuumlckshysichtigt laumlsst Eine umfassende Aufklaumlrung der Verbraucher uumlber die Auswirkungen ihres Konsumverhaltens auf den CO2shyFuszligabdruck eines Produktes koumlnnte zu einer Veraumlnderung dieses Verhaltens fuumlhren In diesem Punkt ist das bdquoFoodshyMilesldquoshyKonzept jedoch defizitaumlr Die Aufklaumlrungsarbeit muss uumlber die Diskussion der Transportwege hinausgehen

CO2-Fuszligabdruumlcke bdquoregionalldquo bedeutet nicht automatisch kleiner

Obwohl der Transport nur einen kleinen Teil des gesamten CO2shyFuszligabdruckes von Lebensshymitteln ausmacht wird oft davon ausgeganshygen dass regionale Produkte aufgrund gerinshygerer Distanzen im Vergleich zu importierten Produkten die bessere Wahl in Bezug auf Klimashy schutz darstellen wuumlrden Tatsaumlchlich ist es so dass zum Beispiel Milchprodukte aus der jeweishy ligen Region wegen der energieintensiven Erzeugung und der nachgelagerten Kuumlhlkette hohe CO2shyFuszligabdruumlcke aufweisen insbesonshy dere solche aus konventioneller Landwirtschaft (hoher Energieaufwand fuumlr mineralische Duumln shy gung Futtermittelproduktion in und Transport aus Uumlbersee)

Es ist ohne Zweifel wichtig weiterhin Maszligshynahmen zu ergreifen um die negativen Ausshywirkungen von Lebensmitteltransporten auf das Klima zu reduzieren Es sollte dabei aber nicht auszliger Acht gelassen werden dass die Leshy bensmittelproduktion in entwickelten Laumlndern meist kohlenstoffintensiver ist als die Produkshy tion in Entwicklungslaumlndern Dies kommt dashyher dass in vielen Faumlllen die houmlhere Kohlenshystoffemission beim Transport durch eine kohlenshy stoffaumlrmere Produktion aufgewogen werden kann da dort zB wesentlich geringere Mengen mishyneralischer Duumlngemittel verwendet werden der extrem energieaufwaumlndig in der Herstellung ist12

Ein haumlufig genanntes Beispiel dafuumlr ist der Vergleich zwischen dem Rosenanbau in Kenia und in den Niederlanden wo in beiden Faumlllen fuumlr den Verkauf in Groszligbritannien produziert wird13 Obwohl die Rosen aus Kenia mit dem Flugzeug nach Groszligbritannien transportiert werden wei shy sen sie einen kleineren CO2shyFuszligabdruck als die Rosen aus den Niederlanden auf Im Geshygensatz zu den in den Niederlanden benoumltig shy ten energieintensiven Gewaumlchshaumlusern (Erdshy gasbeheizung) herrschen in Kenia von Natur aus

Blumenarbeiterin bei Finlay Flowers Blumenfarm Kericho Kenia copy Hartmut Fiebig 2012

Food Miles und Fairtrade6

guumlnstige Klimabedingungen fuumlr die Blu menshy produktion ndash eine Beheizung der Gewaumlchshaumlushyser ist nicht erforderlich An diesem Beispiel sieht man dass nicht nur eine kurze Distanz zum Verkaufsort relevant fuumlr den CO2shyFuszligshyabdruck ist Dieses Einzelbeispiel ist nicht zwangslaumlufig fuumlr den gesamten Blumensektor repraumlsentativ14

Der Vergleich der Energiebilanz von importiershyten frisch geernteten Aumlpfeln aus Neuseeland und heimischen Aumlpfeln aus Deutschland vom Anbau bis zum Verkauf im April zeigt ebenshyfalls dass der Transport fuumlr die Gesamtbilanz geringer zu Buche schlaumlgt als die Distanz vermuten laumlsst Michael Blanke vom Bonner Institut fuumlr Obstshy und Gemuumlsebau verglich die Energiebilanz von neuseelaumlndischen BioshyPlantagenshyAumlpfeln mit denen eines konventioshynellen Betriebs aus Meckenheim bei Bonn Im April gibt es sowohl heimische Aumlpfel die seit ihrer Ernte in Kuumlhlhaumlusern so genannten CAshyLagern15 aufbewahrt werden als auch frisch geerntete neuseelaumlndische Ware Trotz der Schiffsreise von 23000 Kilometer benoumltigen importierte Aumlpfel laut Studie nur knapp ein Drittel mehr Energie (75 MJoulekg gegenuumlber 59 MJoulekg bei heimischen Aumlpfeln) weil sie nicht lange energieaufwaumlndig gekuumlhlt wershyden muumlssen und die Erntemenge pro Hektar houmlher ist Dieses Drittel entspricht ungefaumlhr den drei Kilometern Autofahrt die deutsche Verbraucher durchschnittlich fuumlr die Fahrt zum Supermarkt zuruumlcklegen16

Eine aktuelle Studie zeigt dass Zucker aus Zuckerrohr der in Sambia und Mauritius angeshybaut und in Europa konsumiert wird einen kleishyneren CO2shyFuszligabdruck hinterlaumlsst als regional angebauter Zucker17 Die Studie ergab fuumlr den RaffinadeshyZucker aus Sambia und Mauritius der nach Europa transportiert wird einen durchschnittlichen CO2shyWert von 04 kg CO2ekg im Vergleich zu 06 kg CO2ekg fuumlr Zucker aus Groszligbritannien und 146 kg CO2ekg fuumlr

Zucker aus Deutschland Negativ auf den CO2shyWert im Zuckerruumlbenanbau wirkt sich bspw hoher Mineralduumlngereinsatz aus

Wie viel bdquoregionalldquo steckt wirklich in regionalen Produkten

Wie bereits erwaumlhnt wird der bdquoFood MilesldquoshyAnsatz haumlufig als Argument fuumlr den Kauf regishyonaler Produkte angefuumlhrt Der Begriff bdquoregishyonalldquo ist dabei aber oft nicht eindeutig da er sich nur auf die Herkunft des Endproduktes bezieht und dabei die Tatsache auszliger Acht laumlsst dass bei vielen bdquoregionalenldquo Produkten auf Ressourceneinsatz aus geographisch weit entfernten Regionen zuruumlckgegriffen wird

In einer Studie aus dem Jahr 2008 wurden die Entstehungsorte von Treibhausgasemissionen in den Lieferketten von zwei Milchbetrieben in Groszligbritannien untersucht18 Die Studie kam zu dem Ergebnis dass der Groszligteil (95 Proshyzent) des Ressourceneinsatzes fuumlr die Milchshyproduktion und die dadurch generierten Treibshyhausgase auszligerhalb eines Umkreises von 50km der Farm produziert werden Das bedeushytet dass der groumlszligte Teil der Emissionen in Verbindung mit einem bdquoregionalenldquo Produkt in anderen Regionen oder Laumlndern entstehen Die Studie ergab dass ein wesentlicher Anteil des CO2shyFuszligabdruckes dieser Betriebe durch Futtermittel entsteht das uumlberwiegend aus Soja gewonnen wird Soja wird in den Tropen angebaut und steht oft in Verbindung mit der Abholzung von Waumlldern Waumllder werden gefaumlllt um Ackerflaumlche fuumlr den gewinnbringenderen Sojaanbau zu schaffen die gefaumlllten Baumlume werden verbrannt und setzen Kohlenstoffdioxid frei und belasten damit das Klima erheblich Man sieht deshalb nur einen Teil des komplexen Gebildes wenn man ein solches Produkt als bdquoregionalldquo betrachtet Viele regionale Produkte sind stark auf importierten Ressourceneinsatz angewiesen ndash damit wird eine grundsaumltzliche Definition des Begriffes bdquoregionalldquo schwierig

7Food Miles und Fairtrade

Der Fokus auf Transportwege gefaumlhr det den Marktzugang fuumlr benachteiligte Produzenten des globalen Suumldens

Bei der Definition dessen was nachhaltiger Konsum bedeutet geht es nicht nur um die Reduzierung von Klimabelastungen sondern auch im umfassenderen Sinne um positive Veraumlnderungen in der Gesellschaft und um eine ganzheitliche Entwicklung

Gerechtigkeit und Fairness sind die Grundshyprinzipien nachhaltiger Entwicklung und sollshyten an oberster Stelle stehen wenn es darum geht Verbrauchern hinsichtlich nachhaltiger Kaufentscheidungen Orientierung zu geben Sich nur auf den Anteil des Transportes am jeweiligen CO2shyFuszligabdruck zu beschraumlnken laumlsst die sozialen und wirtschaftlichen Dimen shy sionen nachhaltiger Entwicklung auszliger Acht Das kann in der Konsequenz den Marktzugang fuumlr benachteiligte Produzenten aus Entwickshylungslaumlndern gefaumlhrden

Fuumlr viele Entwicklungslaumlnder ist der Export von Guumltern eine wichtige Einkommensquelle und Existenzgrundlage So brachte zB 2011 der Export von Gartenbauprodukten Kenia rund 960 Millionen US$ ein20 Der Export von frischen Fruumlchten und Gemuumlse aus Subshy saharashyAfrika nach Groszligbritannien sichert die Lebensgrundlage von schaumltzungsweise 1 bis 15 Millionen Menschen21 Diese Handels beshyziehungen ermoumlglichen Entwicklungslaumlndern einen Weg aus der Abhaumlngigkeit von Ent shy

wicklungshilfe und foumlrdern ihre wirtschaftliche Entwicklung

In vielen Entwicklungslaumlndern sind die Menshy schen fuumlr die Sicherung ihrer Existenzshy grundlagen auf den Export landwirtschaftlicher Erzeugnisse als wichtigen Wirtschaftsfaktor angewiesen Uumlber 70 Prozent der aumlrmsten Menschen dieser Welt leben in laumlndlichen Regionen und sind (direkt oder indirekt) von der Landwirtschaft abhaumlngig22 Der Verlust eintraumlglicher Exportmaumlrkte kann das Wirtshyschaftssystem in diesen Laumlndern und die Ernaumlhrungssicherheit vieler armer Produzenshyten gefaumlhrden

Kakao-Kooperative Kuapa Kokoa Ghana copy Kenneth Havgaard 2006

Es gibt keine verbindliche oder allgemein anerkannte Definition von bdquoRegionalitaumltldquo19 Die Definition des Begriffes bdquoregionalldquo ist schwi-erig ua weil viele regionale Pro-dukte stark auf den Einsatz importi-erter Ressourcen angewiesen sind

Food Miles und Fairtrade8

Was Fairtrade als ethisches System auszeichnet Foumlrderung von Mensch und Umwelt

Fairtrade ist eine Alternative zu konventionelshylem Handel und beruht auf die partnerschaftshyliche Beziehung zwischen Produzent und Kon shy sument Die FairtradeshyBewegung foumlrdert sowohl nachhaltige Produktionsweisen als auch nachshy haltiges Konsumverhalten und stellt dabei den Menschen in den Mittelpunkt seines Wirkens Der urspruumlnglichen Verwendung des Begriffs von bdquoFood Milesldquo von 1994 entsprechend setzt sich Fairtrade dafuumlr ein Produzenten und Konsumenten zu verbinden und die Geschichshyten und Gesichter hinter den Lebensmitteln greifbar zu machen Zu den Zielen von Fairtrade gehoumlren der Aufbau gerechterer Handelsbezieshyhungen und die Verbesserung der Lebensshy und Arbeitsbedingungen von Produzenten durch stabile Mindestpreise und die FairtradeshyPrauml shy mie welche die Produzenten selbstbestimmt in Projekte zur sozialen undoder wirtschaft lishychen Entwick lung investieren koumlnnen Fairtrade unterstuumltzt Kleinbauern sich in Kooperativen zu organi sieren um damit ihre Verhand lungsshy positionen zu staumlr ken

Es ist das erklaumlrte Ziel von Fairtrade die Lebensgrundlage von benachteiligten Baumluerin shy nen und Bauern sowie Arbeiterinnen und Arbeishytern aus Entwicklungslaumlndern zu verbessern Durch den Einkauf von FairtradeshyProdukten bietet sich Konsumenten eine Moumlglichkeit mit ihrem taumlglichen Einkauf einen Beitrag zur Armuts shy bekaumlmpfung zu leisten

Fairness ein Leitprinzip beim Klimaschutz

Alle Diskussionen uumlber Klimawandel sollten unshyter der Uumlberschrift bdquoFairness und Gerechtigkeitldquo stehen Das als Teil des Kyoto Protokolls ndash das erste und einzige mehrheitlich von der Staatenshy gemeinschaft ratifizierte verbindliche Klimashyschutzabkommen fuumlr Industrielaumlnder ndash von fast allen Laumlndern dieser Welt anerkannte Prinzip der bdquogemeinsamen aber differenzierten Vershyantwortungldquo erkennt die Tatsache an dass Ent shy wicklungslaumlnder die am wenigsten fuumlr den Klimawandel verantwortlich sind am haumlrtesten davon getroffen werden Produzenten in Ent shy wick lungslaumlndern bekommen die Auswir kun shy gen des Klimawandels bereits deutlich zu spuumlren ndash unter anderem in Form von Wettershyumschwuumlngen und dadurch bedingten Ernteshyausfaumlllen oder geringeren Ernteertraumlgen Dabei verursachen sie aber selbst nur geringe CO2shyEmissionen Angesichts dieser Tatsache sollshyte es selbstverstaumlndlich sein die Last der Emissionsreduktion auf diejenigen zu verteilen die historisch dafuumlr verantwortlich sind ndash die entwickelten und industrialisierten Laumlnder

Ausgehend von der derzeitigen Bevoumllke rungsshy zahl waumlre ein jaumlhrlicher Kohlenstoffemissionsshywert von bis zu ca zwei Tonnen CO2shyAumlquishy valent (CO2e) pro Person noch als nachhal shytig einzustufen Der aktuelle weltweite Durch shy schnitt liegt allerdings bei 36 Tonnen Obwohl es keinen Zweifel mehr daran gibt dass die Treibhausgasemissionen auf globaler Ebene re duziert werden muumlssen ist dabei eine sehr unterschiedliche proshyKopfshyVerteilung der Emisshysionen zu beachten In Afrika liegt der durchshyschnittliche proshyKopfshyEmissionswert bei einer Tonne (in SubsaharashyStaaten meist weit darshyunter) waumlhrend er sich in Deutschland auf 96 Tonnen belaumluft Indien hat niedrige proshyKopfshyWerte von 15 Tonnen und in Lateinamerika sind die Werte auch relativ niedrig 15 Tonnen CO2 pro Kopf in Kolumbien und 08 Tonnen in

Fairtrade verbindet Produzenten und Konsumenten und macht so-mit die Gesichter und Geschichten greifbar die hinter Lebensmitteln stehen

9Food Miles und Fairtrade

Nicaragua23 Mit Blick auf den noch nachhalshytigen proshyKopfshyEmissionswert von 2 Tonnen kann man feststellen dass Afrika und viele andere Entwicklungslaumlnder noch uumlber oumlkologishyschen Spielraum verfuumlgen

Der groumlszligte Teil der in Afrika verursachten Emissionen ist bdquoProduktionsshyKohlenstoffldquo das heiszligt dass die meisten Emissionen bei der Durchfuumlhrung von Maszlignahmen entstehen die zur Deckung von Grundbeduumlrfnissen notwenshydig sind24 Das steht im starken Gegensatz zu den meisten Emissionen in entwickelten Laumlnshydern die haumlufig im Zuge von Luxuskonsum und durch Freizeitverhalten entstehen Es ist nicht fair dass in Laumlndern die durch hohe CO2shyBilanzen den Klimawandel hauptsaumlchlich verursacht haben Menschen aufgefordert wershyden von Importen aus Laumlndern mit wesentlich geringeren Emissionen Abstand zu nehmen Vor allem deswegen nicht weil die Menschen in Entwicklungslaumlndern auf den internationalen Handel angewiesen sind

Die Fairtrade-Bewegung steht bei Klimawandel und Umweltthemen nicht still

Fairtrade stellt den Menschen in den Mittelpunkt und beruumlcksichtigt gleichzeitig die fuumlr eine nachshyhaltige Existenzsicherung wichtigen Faktoren Umwelt und Klima Der ganzheitliche Ansatz von Fairtrade beruumlcksichtigt alle Dimensionen nachhaltiger Entwicklung und setzt diese regelshymaumlszligig bei jeder Standardaktualisierung um

Fairtrade fordert von Produzenten nicht nur mindestens die Einfuumlhrung guter fachlicher

Praxis in der landwirtschaftlichen Produktion (Good Agricultural Practice GAP) durch die die Gesundheit von Arbeitern und Umwelt geshyschuumltzt wird Fairtrade geht heute sogar weiter und hat bdquoIntegrated Pest Managementldquo (IPM)Integrierten Anbau in der konventionellen landshywirtschaftlichen Produktion als Ziel formuliert Die Standards umfassen deshalb unter anshyderem das Verbot von besonders giftigen Pestiziden und die Durchfuumlhrung verschiedeshyner Schulungen zu Themen wie Wassershy und Bodenschutz Entsorgung gefaumlhrlicher Abfaumllle oder Minimierung von Pestizideinsaumltzen zB durch Anwendung von biologischen Schaumldshylingsbekaumlmpfungsmethoden Produzenten sind durch die Einhaltung der Standard verpflichshytet bestehende natuumlrliche Ressourcen zu schuumltzen Sie werden auszligerdem aktiv bei der Umstellung auf biologischen Anbau unterstuumltzt dessen Standards nochmals deutlich uumlber GAP hinausgehen

Die Hauptlast der Emissionsreduk-tion sollte selbstverstaumlndlich auf die historisch Verantwortlichen ver-teilt werden ndash die entwickelten und industrialisierten Laumlndern

Fatoumata Moussa Dougourakoroni Baumwoll Kooperative Mali copy Simon Rawles 2011

Food Miles und Fairtrade10

Fairtrade erkennt die globale Bedeutung des Klimawandels und hilft den Produzenten dashybei sich den Auswirkungen des Klimawandels besser anzupassen und die von ihren eigenen Betrieben verursachte Klimabelastung redushyzieren zu koumlnnen Die gute fachliche Praxis die Produzenten im Zuge von Fairtrade umshysetzen hilft bereits bei der Reduzierung von Treibhausgasemissionen Der Einsatz angeshy messener Duumlngemittelmengen die Reduzieshyrung des Einsatzes von Pestiziden oder soshygar die Generierung von bdquoVerified Emission ReductionldquoshyZertifikaten (VERlsquos)25 zur Kompenshysation von Treibhausgasemissionen uumlber das so genannte bdquoInsettingldquo sind nur einige Moumlgshylich keiten fuumlr Produzenten die negativen Klimaauswirkungen ihrer Betriebe zu reduzieshyren und ggf auch das kohlenstoffbindende Potential ihrer Boumlden durch Aumlnderung der Pro shy duktionsweise zu erhoumlhen So werden Produ shy zenten zum Teil der Loumlsung des Klimaproblems anstatt Teil des Problems zu sein Durch die gute fachliche Praxis oder Umstellung auf BioshyProduktion koumlnnen sich Produzenten leich shy ter den Klimaveraumlnderungen wie zB Veraumlndeshyrungen der Niederschlaumlge anpassen Das ist aber nur moumlglich wenn alle vom Klimawandel gefaumlhrdeten Produzenten einschlieszliglich der Produzenten im FairtradeshySystem zukuumlnftig staumlrkere Unterstuumltzung erhalten

Durch die FairtradeshyStandards werden die Pro shy duzenten darin bestaumlrkt ihren Energievershybrauch im Laufe der Zeit zu reduzieren Sie werden aufgefordert den Energieaufwand ihrer Verarbeitungsanlagen zu dokumentieren und Bericht daruumlber zu erstatten welche Maszlignah shy men sie zur Reduktion von Treibhausgas emisshysionen und zur Bindung von CO2 ergreifen FLOshy Cert das Zertifizierungsorgan von Fairtrade hat damit begonnen Produzenten bei der Ermittlung ihres CO2shyFuszligabdruckes und soshygenannter bdquoHot Spotsldquo ndash Bereiche in denen Energieverbrauch und Klimabelastung redushyziert werden koumlnnen ndash zu unterstuumltzen

Insetting ndash Emissionen kompensieren und fair handeln

Um Kleinbauern noch staumlrker im Kampf geshygen den Klimawandel und seine Folgen zu unterstuumltzen bietet das FairtradeshyZertishyfizierungsunternehmen FLOshyCert seit 2012 ein neues Geschaumlftsmodell an den Handel mit VERs innerhalb des FairtradeshySystems Fairtradeshylizenzierte Unternehmen im Norden koumlnnen von ihnen verursachte klimarelevanshyte Emissionen innerhalb der FairtradeshyHan shy delskette durch Kauf von VERs von Fairtradeshy Produzentenorganisationen kompensieren Statt im bisher uumlblichen bdquoOffsettingldquoshyVershyfahren irgendwo auf der Welt anerkannte Emissionszertifikate einzukaufen26 um die fir shy meneigene Klimabilanz zu verbessern werden VERrsquos von Fairtradeshyzertifizierten Produzentenshyorganisationen gekauft Diese generieren VERrsquos zB durch Aumlnderungen der Anbauweise durch Aufforstung oder durch Kompostierung in gro shy szligem Umfang und lassen dies durch FLOshyCert nach einem anerkannten Fremdstandard27 fuumlr Emissionsminderung zertifizieren Der Ver shy kauf dieser Zertifikate an Fairtradeshylizenzierte Unternehmen im Norden schafft neue Einkom shy mens quellen und somit verbesserte Zu kunftsshychancen fuumlr diese Produzentenorganisationen Dadurch wird gleichzeitig auch in die Nachshyhaltigkeit der Produktion investiert die Lieshyferkette stabiler und die investierten Mittel vershybleiben innerhalb des FairtradeshySystems

Beispielsweise ergreift Rewe Oumlsterreich Maszlig shy nahmen zur Neutralisierung der CO2shyBilanz von FairtradeshyBlumen durch den Kauf von Emissionszertifikaten eines Wiederaufforsshytungs projekts bei der FairtradeshyKooperative ACOPAGRO in Peru Innerhalb der Kakaofelder der Kleinbauern werden einheimische Pflanzen angebaut ndash Obstbaumlume und Heilpflanzen sowie tropischer Harthoumllzer ndash und ein biologisches nachhaltiges Forstshy und Landwirtschaftsmodell entwickelt Das Projekt erschlieszligt kurzfristig

11Food Miles und Fairtrade

neue Einkommensquellen fuumlr die Bauern und foumlrdert zugleich die Artenvielfalt und die Regeneration des Bodens Insgesamt werden bis 2015 zwei Millionen Baumlume gepflanzt die einerseits CO2 speichern und so das Potenzial von CO2shyEmissionszertifikaten bieten positive Auswirkungen auf das lokale Oumlkosystem haben und langfristig als zusaumltzliche bdquoAltersvorsorgeldquo durch die Ertraumlge der Harthoumllzer in rund 35 Jahren dienen28

Fazit Food Miles und Fairness

Fairtrade foumlrdert Fairness und soziale Gerechtigkeit und leistet einen Beitrag zur Nachhaltigkeit Regionale Lebensmittel hashyben sicher ihren berechtigten Platz in einem nachhaltigen Einkaufskorb ndash durch FairtradeshyProdukte wird der ethische Aspekt hinzugefuumlgt

Es ist weitaus wichtiger und wirkungsvoller Konsumentscheidungen von emissionsintensishyven Produkten (wie zB Fleisch aus Massenshytierhaltung) und Verhaltensweisen (wie zB Lebensmittelverschwendung im Haushalt) weg shy zulenken als vom Kauf bestimmter Lebensshymittel abzusehen nur weil diese einen weiten Transportweg haben

Der Begriff bdquoFood Milesldquo legt in seiner dershyzeitigen Anwendung den einseitigen Schwershypunkt auf einen Teilaspekt oumlkologischer Nach shy haltigkeit die Klimaauswirkungen (vor allem Treibhausgasemissionen) die auf den Transshyport von Lebensmitteln vom Produktionsshy zum Verkaufsort zuruumlckzufuumlhren sind

Allein das Wissen daruumlber welche Entfernung ein Produkt zuruumlckgelegt hat bietet dem Verbraucher aber nicht alle Informationen die er fuumlr eine ethische Kaufentscheidung benoumltigt

Bauern und Arbeiter aus Entwicklungslaumlndern haben am wenigsten zum Klimawandel beigeshytragen und weisen CO2shyFuszligabdruumlcke auf die nur einen Bruchteil der CO2shyFuszligabdruumlcke von Konsu shy menten in Europa und Nordamerika darstellen Entwicklungslaumlnder haben einen berechtigten An spruch darauf ihren bdquooumlkologischen Spiel shy raumldquo aus zuschoumlpfen um ihre Existenz grundshy la gen zu sichern und ihre Wirtschaft auf zubauen ndash auch durch den Export von Nah rungs mitteln

Fairtrade ist der Uumlberzeugung dass es fuumlr bewusste Verbraucher weiterhin richtig ist sich uumlber den Kauf von FairtradeshyProdukten mit den Menschen in Entwicklungslaumlndern zu solidarisieren Damit unterstuumltzen sie einen nachhaltigen Ansatz der die Aspekte sozishyale Gerechtigkeit Umwelt Klimaschutz und Klimaanpassung beruumlcksichtigt und leisten eishynen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung

Regionale und Fairtrade-Produkte fuumlllen gemeinsam einen ethischen Einkaufskorb

Teepfluumlckerin auf dem Burnside Tea Estate Indien copy Santiago Engelhardt 2012

Food Miles und Fairtrade12

Glossar

CO2 Aumlquivalent (CO2e) Das CO2shyAumlquivalent oder Treibhauspotenzial gibt an wie stark eine festgelegte Menge eines Treibhausgases zum Treibhauseffekt beitraumlgt Neben CO2 wirken auch andere Gase vor allem Methan (CH4) und Lachgas (N2O) als Treibhausgase Sie hashyben ein deutlich groumlszligeres Treibhauspotenzial als CO2 Ihre Treibhauswirksamkeit wird auf die von Kohlendioxid (CO2) umgerechnet Die Summe der klimarelevanten Prozesse gibt man als CO2shyAumlquivalente (aumlquivalent = gleichwertig) an

Gute landwirtschaftliche Praxis Good Agricultural Practice (GAP) GAP sind landwirtschaftshyliche Anbaupraktiken die mindestens den gesetzlichen Vorgaben fuumlr die konventionelle Landwirtschaft entsprechen aber auch daruumlber hinaus gehen koumlnnen Sie dient vor allem in der konventionellen agrarindustriellen Produktion als Maszliggabe Ziel von GAP ist die Erzeugung von sicheren und qualitativ hochwertigen (Lebensmittelshy) Produkten Die bdquoGute landwirtschaftshyliche Praxisldquo beinhaltet den Integrierten Pflanzenbau (IPB) und den Integrierten Pflanzenschutz (IPS) ist jedoch deutlich niedrigschwelliger als Bioanbau

Insetting Fairtradeshylizenzierten Unternehmern im Norden koumlnnen von ihnen verursachte klimareshylevante Emissionen innerhalb der FairtradeshyHandelskette kompensieren Um die firmeneigene Klimabilanz zu verbessern werden so genannte Verified Emission Reduction Certificates (VER) von Fairtradeshyzertifizierten Produzentenorganisationen gekauft Die Produzentenorganisationen generieren VERrsquos zB durch Aumlnderungen der Anbauweise durch Aufforstung oder durch Kom shy pos tierung in groszligem Umfang und lassen dies durch FLOshyCert zertifizieren Weil die Kompen_sierung innerhalb der FairtradeshyHandelskette ablaumluft wird dieser Ansatz bdquoInsettingldquo genannt

Integrierter Anbau Integrierter Anbau ist ein Ansatz mittels Biotechnologie und definierten Schadschwellen unterhalb derer kein Pestizideinsatz erfolgen darf die industrialisierte konshyventionelle Landwirtschaft moumlglichst nachhaltig zu gestalten Es werden Methoden verwendet die moumlglichst geringe Auswirkungen auf die Umwelt haben ohne jedoch BioshyAnbau zu sein

Integrated Pest Managementldquo (IPM) Sammelbegriff fuumlr alle Methoden des biologischen Pflanzenschutzes (zB Einsatz von Raubmilben) IPM wird sowohl in der konventionellen als auch in der biologischen Landwirtschaft eingesetzt

MJoule 1 Megajoule (MJ) = 106 J = 1000 Kilojoule In der Physik dient das Joule als Einheit fuumlr Energie und Arbeit Ein Joule ist gleich der Energie die benoumltigt wird um eine Sekunde lang die Leistung von einem Watt zu erbringen

Oumlkologischer Fuszligabdruck Der oumlkologische Fuszligabdruck einer Bevoumllkerung ist die Menge an produktiven Landshy und Wasserflaumlchen die notwendig ist die Ressourcen die diese Menschen konsumieren bereitzustellen und ihren Abfall aufzunehmen shy dies alles bei gegebener Technologie Der jeweils berechnete Flaumlchenverbrauch wird auf die Weltbevoumllkerung hochshygerechnet und mit den auf der Erde real verfuumlgbaren Flaumlchen verglichen Laut Living Planet Report 2010 des WWF betraumlgt der Oumlkologische Fuszligabdruck fuumlr Deutschland 509 Hektar Das heiszligt wenn alle Menschen dieselbe Menge Ressourcen verbrauchen wuumlrden wuumlrde die Flaumlche von 28 Erden benoumltigt um den Ressourcenverbrauch zu decken

Verified Emission Reduction (VER) Gepruumlfte Emissionsreduzierungen sind Zertifikate uumlber die gepruumlfte Vermeidung einer bestimmten Menge CO2shyAusstoszlig Sie stammen meist aus kleineshyren Klimaschutzprojekten fuumlr die eine UNshyRegistrierung oumlkonomisch nicht sinnvoll waumlre wershyden von einem unabhaumlngigen Gutachter gepruumlft und im freiwilligen Klimaschutz und freiwilligen CO2shyAusgleich eingesetzt

13Food Miles und Fairtrade

Endnoten

1 Sustain The alliance for better food and farming ist eine britische Organisation die sich fuumlr nachhaltige

Ernaumlhrungsshy und Anbaupraktiken einsetzt wwwsustainweborgabout

2 SAFE Alliance (1994 republished in 2011) The Food Miles report the dangers of long distance food

transport Verfuumlgbar unter httpwwwsustainweborgpublicationsid=191 (Stand 29November 2012)

3 Weber Christopher L amp Mathews Scott H (2008) FoodshyMiles and the Relative Climate Impacts of Food

Choices in the United States Verfuumlgbar unter httppubsacsorgdoiabs101021es702969f (Stand

29November 2012)

4 Garnett Tara (2008) Cooking Up a Storm Food greenhouse gas emissions and our changing climate

Verfuumlgbar unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfilesCuaS_webpdf (Stand 29 November 2012)

5 Cafeacutedirect (2009) A glimpse into our 2009 carbon footprint Verfuumlgbar unter httpwwwcafedirectcouk

ashyglimpseshyintoshyourshy2009shycarbonshyfootprint (Stand 29 November 2012)

6 Carbon Trust (2008) Working with innocent Product carbon footprinting in practice Verfuumlgbar unter

httpwwwcarbontrustcoukpublicationspagespublicationdetailaspxid=CTS054

(Stand 29November 2012)

7 DEFRA (2008) PAS2050 case study Applying PAS2050 to a complex product Cottage Pie Ready Meal

Verfuumlgbar unter httprandddefragovukDocumentaspxDocument=FO0409_8193_OTHPDF (Stand

29November 2012)

8 Kasterine Alexander amp Vanzetti David (2010) Growth Pole Sustainable Agriculture (Chapter 3) in UNCTAD

(2010) Trade and Environment Review 200910 Verfuumlgbar unter httpunctadorgenDocsditcted20092_

enpdf (Stand 29November 2012)

9 CO2e (CO2shyAumlquivalent) ist ein Indikator der die sechs existierenden Treibhausgase in ein quantitatishy

ve messbares CO2shyAumlquivalent umwandelt CO2e gilt als internationaler Standard fuumlr die Darstellung von

Treibhausgasemissionen (vgl auch Glossar in diesem Dokument)

10 Ermittlung der weggeworfenen Lebensmittelmengen und Vorschlaumlge zur Verminderung der Wegwerfrate

bei Lebensmitteln in Deutschland (2012) httpwwwbmelvdeSharedDocsDownloadsErnaehrungWvL

Studie_Lebensmittelabfaelle_Kurzfassungpdf__blob=publicationFile (Stand 29November 2012)

11 Garnett Tara (2003) Wise Moves Exploring the relationship between food transport and CO2 Verfuumlgbar

unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfileswise_moves_0pdf (Stand 29 November 2012)

12 Kasterine Alexander amp Vanzetti David (2010) Trade and Environment Review 200910 Promoting poles

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13 Williams Adrian (2007) Comparative Study of Cut Roses for the British Market Produced in Kenya and the

Netherlands Verfuumlgbar unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfilesCut_roses_for_the_British_market

pdf (Stand 29 November 2012)

14 Brenton Paul EdwardsshyJones Gareth amp Friis Jensen Michael (2009) Carbon Labelling and Lowshyincome

Country Exports A Review of the Development Issues Verfuumlgbar unter wwwintracenorgWorkArea

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15 CA steht fuumlr bdquocontrolled atmosphereldquo diese Technologie erlaubt extrem lange Lagerzeiten

16 Blanke Michael M Burdrick Bernhard (2005) Food (miles) for Thought ndash Energy Balance for

Locallyshygrown versus Imported Apple Fruit ESPR ndash Environ Sci amp Pollut Res 12 S 125shy127 Verfuumlgbar

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17 Brenton Paul EdwardsshyJones Gareth amp Friis Jensen Michael (2010) Carbon Footprints and Food

Systems Do current accounting methodologies disadvantage developing countries

Food Miles und Fairtrade14

Verfuumlgbar unter httpsiteresourcesworldbankorgINTRANETTRADEResourcesPubsCar bon_Footshy

prints_and_Food_System_Reportpdf (Stand 29November 2012)

18 Plassman Katharina amp EdwardsshyJones Gareth (2008) Where does the carbon footprint fall

Developing a carbon map of food production Verfuumlgbar unter httppubsiiedorg16023IIED

html (Stand 29November 2012)17 Chi Kelly Rai MacGregor James amp King Richard (2009) Fair Miles

recharting the food miles map Available at httppubsiiedorg15516IIEDhtml

19 Bundesverband der Regionalbewegung e V (2011) Regionale Wirtschaftskreislaumlufe als Basis eines Regionalshy

siegels httpwwwregionalbewegungdefileadminuser_uploadpdfPositionspapierePositionspapier_

Glaubwuerdige_Regionalvermarktung_BRB_final_111125pdf (Stand 14Januar 2013)

20 KNBS Kenyan Bureau of Statistics (2012) Economic Survey 2012 presented by Hon Wycliffe Ambetsa

Oparanya EGH MP Minister of State for Planning National Development and Vision 2030 Verfuumlgbar unter

httpwwwknbsorkeEconomic20SurveysMinisters20Presentation20ES20FINALpdf (Stand

14Januar 2013) Umrechnung in USshyDollar auf Basis des Wechselkurses von Januar 201320 World Bank

(2007) Data CO2 emissions (metric tons per capita) Available at httpdataworldbankorgindicatorEN

ATMCO2EPC

21 Chi Kelly Rai MacGregor James amp King Richard (2009) Fair Miles recharting the food miles map

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22 Common Fund for Commodities (2011) CFC Basic Facts 2011shy2012 Verfuumlgbar unter httpwww

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23 World Bank (2008) Data CO2 emissions (metric tons per capita) Verfuumlgbar unter httpdataworldbankorg

indicatorENATMCO2EPC (Stand 29November 2012)

24 MacGregor James amp Chambwera Muyeye (2008) Room to move lsquoecological spacersquo and emissions

equity Verfuumlgbar unter httpwwwagrifoodstandardsnetenresourcesglobalroom_to_move_ecologishy

cal_space_and_emissions_equity (Stand 29November 2012)

25 VERs sind Zertifikate fuumlr freiwillig erbrachte Emissionsminderungen die durch einen unabhaumlngigen Auditor

uumlberpruumlft und validiert werden Sie stammen meist aus kleineren Klimaschutzprojekten fuumlr die eine UNshy

Registrierung oumlkonomisch nicht sinnvoll waumlre VERs fallen nicht unter den gesetzlich vorgeschriebeshy

nen Emissionshandel unter dem KyotoshyProtokoll und sind fuumlr Unternehmen und Branchen interessant

die ihre klimarelevanten Emissionen reduzieren wollen aber nicht unter den gesetzlich vorgeschrieben

Emissionshandel mit CERs (Certified Emission Reduction Certificates) fallen VERs werden deshalb vor

allem im freiwilligen Klimaschutz und CO2shyAusgleich eingesetzt

26 Diese werden oft durch Emissionsvermeidungen infolge technischer Verbesserungen an indus triellen

Produktionsanlagen generiert zB durch Einbau von Filteranlagen oder Verbes serung der Wirkungsgrade

von Herstellungsprozessen Dies erfolgt in der Regel uumlblicherweise auszligerhalb der eigenen Lieferkette

27 Aktuell gibt es noch keinen eigenen FairtradeshyKlimastandard daran wird gearbeitet

26 FLOshyCert GmbH (Juli 2012) REWE nutzt FLOshyCERTs Dienste zum Klimawandel zur CO2shyNeutralisierung

von FairtradeshyBlumen Verfuumlgbar unter httpwwwfloshycertnetfloshycertfileadminuser_uploadinformation

newsletter2012shy07shy19rewe_depdf (Stand 3April 2013)

ImpressumText basierend auf Fairtrade International (2011) Food Miles and Fairtrade How Does the Current lsquoFood Milesrsquo Concept Disconnect Consumers from Disadvantaged Producers Abrufbar unter httpwwwfairtradenetfileadminuser_uploadcontent2009resources pp_fairtrade_food-miles_2011pdf Uumlbersetzung Carina SeckRedaktion Claudia Bruumlck (verantwortlich) Edith Gmeiner Maren Richter Martin Schuumlller Fotonachweis Titelfoto Rosa Maribel Galecio Medina Arbeiterin auf der Bananen-Kooperative APPBOSA Peru copy Linus Hallgren 2009Ruumlckseite Kundin mit Fairtrade-Produkten in einem Supermarkt in Deutschland copy Miriam Ersch 2011

TransFair Verein zur Foumlrderung des Fairen Handels mit der bdquoDritten Weltldquo eV Remigiusstraszlige 2150937 KoumllnTelefon +49 221 94 20 40 shy 0Fax +49 221 94 20 40 shy 40Email infofairtradeshydeutschlanddeInternet wwwfairtradeshydeutschlandde

Page 5: Vom Erzeuger zum Verbraucher – Food Miles und Fairtrade€¦ · 2 Food Miles und Fairtrade Food Miles und Fairtrade: Warum eine einseitige Diskussion über lange Transportwege zu

Food Miles und Fairtrade 5

Lebensmittel zuruumlckzugreifen Lebensmittel vershy schwendung zu vermeiden und Einkaumlufe auch mal ohne Auto zu erledigen

Die durchgefuumlhrten Studien fuumlhren zusammenshyfassend zu der Erkenntnis dass das bdquoFood MilesldquoshyKonzept das allein die Transportwege von Lebensmitteln beruumlcksichtigt als alleinishyger Indikator fuumlr die Klimaauswirkungen eines Produktes zu wenig aussagekraumlftig ist da es den Fokus nur auf eine einzige kurze Phase im Lebenszyklus eines Produktes legt und andeshyre mindestens genauso entscheidende oder sogar wichtigere Faktoren komplett unberuumlckshysichtigt laumlsst Eine umfassende Aufklaumlrung der Verbraucher uumlber die Auswirkungen ihres Konsumverhaltens auf den CO2shyFuszligabdruck eines Produktes koumlnnte zu einer Veraumlnderung dieses Verhaltens fuumlhren In diesem Punkt ist das bdquoFoodshyMilesldquoshyKonzept jedoch defizitaumlr Die Aufklaumlrungsarbeit muss uumlber die Diskussion der Transportwege hinausgehen

CO2-Fuszligabdruumlcke bdquoregionalldquo bedeutet nicht automatisch kleiner

Obwohl der Transport nur einen kleinen Teil des gesamten CO2shyFuszligabdruckes von Lebensshymitteln ausmacht wird oft davon ausgeganshygen dass regionale Produkte aufgrund gerinshygerer Distanzen im Vergleich zu importierten Produkten die bessere Wahl in Bezug auf Klimashy schutz darstellen wuumlrden Tatsaumlchlich ist es so dass zum Beispiel Milchprodukte aus der jeweishy ligen Region wegen der energieintensiven Erzeugung und der nachgelagerten Kuumlhlkette hohe CO2shyFuszligabdruumlcke aufweisen insbesonshy dere solche aus konventioneller Landwirtschaft (hoher Energieaufwand fuumlr mineralische Duumln shy gung Futtermittelproduktion in und Transport aus Uumlbersee)

Es ist ohne Zweifel wichtig weiterhin Maszligshynahmen zu ergreifen um die negativen Ausshywirkungen von Lebensmitteltransporten auf das Klima zu reduzieren Es sollte dabei aber nicht auszliger Acht gelassen werden dass die Leshy bensmittelproduktion in entwickelten Laumlndern meist kohlenstoffintensiver ist als die Produkshy tion in Entwicklungslaumlndern Dies kommt dashyher dass in vielen Faumlllen die houmlhere Kohlenshystoffemission beim Transport durch eine kohlenshy stoffaumlrmere Produktion aufgewogen werden kann da dort zB wesentlich geringere Mengen mishyneralischer Duumlngemittel verwendet werden der extrem energieaufwaumlndig in der Herstellung ist12

Ein haumlufig genanntes Beispiel dafuumlr ist der Vergleich zwischen dem Rosenanbau in Kenia und in den Niederlanden wo in beiden Faumlllen fuumlr den Verkauf in Groszligbritannien produziert wird13 Obwohl die Rosen aus Kenia mit dem Flugzeug nach Groszligbritannien transportiert werden wei shy sen sie einen kleineren CO2shyFuszligabdruck als die Rosen aus den Niederlanden auf Im Geshygensatz zu den in den Niederlanden benoumltig shy ten energieintensiven Gewaumlchshaumlusern (Erdshy gasbeheizung) herrschen in Kenia von Natur aus

Blumenarbeiterin bei Finlay Flowers Blumenfarm Kericho Kenia copy Hartmut Fiebig 2012

Food Miles und Fairtrade6

guumlnstige Klimabedingungen fuumlr die Blu menshy produktion ndash eine Beheizung der Gewaumlchshaumlushyser ist nicht erforderlich An diesem Beispiel sieht man dass nicht nur eine kurze Distanz zum Verkaufsort relevant fuumlr den CO2shyFuszligshyabdruck ist Dieses Einzelbeispiel ist nicht zwangslaumlufig fuumlr den gesamten Blumensektor repraumlsentativ14

Der Vergleich der Energiebilanz von importiershyten frisch geernteten Aumlpfeln aus Neuseeland und heimischen Aumlpfeln aus Deutschland vom Anbau bis zum Verkauf im April zeigt ebenshyfalls dass der Transport fuumlr die Gesamtbilanz geringer zu Buche schlaumlgt als die Distanz vermuten laumlsst Michael Blanke vom Bonner Institut fuumlr Obstshy und Gemuumlsebau verglich die Energiebilanz von neuseelaumlndischen BioshyPlantagenshyAumlpfeln mit denen eines konventioshynellen Betriebs aus Meckenheim bei Bonn Im April gibt es sowohl heimische Aumlpfel die seit ihrer Ernte in Kuumlhlhaumlusern so genannten CAshyLagern15 aufbewahrt werden als auch frisch geerntete neuseelaumlndische Ware Trotz der Schiffsreise von 23000 Kilometer benoumltigen importierte Aumlpfel laut Studie nur knapp ein Drittel mehr Energie (75 MJoulekg gegenuumlber 59 MJoulekg bei heimischen Aumlpfeln) weil sie nicht lange energieaufwaumlndig gekuumlhlt wershyden muumlssen und die Erntemenge pro Hektar houmlher ist Dieses Drittel entspricht ungefaumlhr den drei Kilometern Autofahrt die deutsche Verbraucher durchschnittlich fuumlr die Fahrt zum Supermarkt zuruumlcklegen16

Eine aktuelle Studie zeigt dass Zucker aus Zuckerrohr der in Sambia und Mauritius angeshybaut und in Europa konsumiert wird einen kleishyneren CO2shyFuszligabdruck hinterlaumlsst als regional angebauter Zucker17 Die Studie ergab fuumlr den RaffinadeshyZucker aus Sambia und Mauritius der nach Europa transportiert wird einen durchschnittlichen CO2shyWert von 04 kg CO2ekg im Vergleich zu 06 kg CO2ekg fuumlr Zucker aus Groszligbritannien und 146 kg CO2ekg fuumlr

Zucker aus Deutschland Negativ auf den CO2shyWert im Zuckerruumlbenanbau wirkt sich bspw hoher Mineralduumlngereinsatz aus

Wie viel bdquoregionalldquo steckt wirklich in regionalen Produkten

Wie bereits erwaumlhnt wird der bdquoFood MilesldquoshyAnsatz haumlufig als Argument fuumlr den Kauf regishyonaler Produkte angefuumlhrt Der Begriff bdquoregishyonalldquo ist dabei aber oft nicht eindeutig da er sich nur auf die Herkunft des Endproduktes bezieht und dabei die Tatsache auszliger Acht laumlsst dass bei vielen bdquoregionalenldquo Produkten auf Ressourceneinsatz aus geographisch weit entfernten Regionen zuruumlckgegriffen wird

In einer Studie aus dem Jahr 2008 wurden die Entstehungsorte von Treibhausgasemissionen in den Lieferketten von zwei Milchbetrieben in Groszligbritannien untersucht18 Die Studie kam zu dem Ergebnis dass der Groszligteil (95 Proshyzent) des Ressourceneinsatzes fuumlr die Milchshyproduktion und die dadurch generierten Treibshyhausgase auszligerhalb eines Umkreises von 50km der Farm produziert werden Das bedeushytet dass der groumlszligte Teil der Emissionen in Verbindung mit einem bdquoregionalenldquo Produkt in anderen Regionen oder Laumlndern entstehen Die Studie ergab dass ein wesentlicher Anteil des CO2shyFuszligabdruckes dieser Betriebe durch Futtermittel entsteht das uumlberwiegend aus Soja gewonnen wird Soja wird in den Tropen angebaut und steht oft in Verbindung mit der Abholzung von Waumlldern Waumllder werden gefaumlllt um Ackerflaumlche fuumlr den gewinnbringenderen Sojaanbau zu schaffen die gefaumlllten Baumlume werden verbrannt und setzen Kohlenstoffdioxid frei und belasten damit das Klima erheblich Man sieht deshalb nur einen Teil des komplexen Gebildes wenn man ein solches Produkt als bdquoregionalldquo betrachtet Viele regionale Produkte sind stark auf importierten Ressourceneinsatz angewiesen ndash damit wird eine grundsaumltzliche Definition des Begriffes bdquoregionalldquo schwierig

7Food Miles und Fairtrade

Der Fokus auf Transportwege gefaumlhr det den Marktzugang fuumlr benachteiligte Produzenten des globalen Suumldens

Bei der Definition dessen was nachhaltiger Konsum bedeutet geht es nicht nur um die Reduzierung von Klimabelastungen sondern auch im umfassenderen Sinne um positive Veraumlnderungen in der Gesellschaft und um eine ganzheitliche Entwicklung

Gerechtigkeit und Fairness sind die Grundshyprinzipien nachhaltiger Entwicklung und sollshyten an oberster Stelle stehen wenn es darum geht Verbrauchern hinsichtlich nachhaltiger Kaufentscheidungen Orientierung zu geben Sich nur auf den Anteil des Transportes am jeweiligen CO2shyFuszligabdruck zu beschraumlnken laumlsst die sozialen und wirtschaftlichen Dimen shy sionen nachhaltiger Entwicklung auszliger Acht Das kann in der Konsequenz den Marktzugang fuumlr benachteiligte Produzenten aus Entwickshylungslaumlndern gefaumlhrden

Fuumlr viele Entwicklungslaumlnder ist der Export von Guumltern eine wichtige Einkommensquelle und Existenzgrundlage So brachte zB 2011 der Export von Gartenbauprodukten Kenia rund 960 Millionen US$ ein20 Der Export von frischen Fruumlchten und Gemuumlse aus Subshy saharashyAfrika nach Groszligbritannien sichert die Lebensgrundlage von schaumltzungsweise 1 bis 15 Millionen Menschen21 Diese Handels beshyziehungen ermoumlglichen Entwicklungslaumlndern einen Weg aus der Abhaumlngigkeit von Ent shy

wicklungshilfe und foumlrdern ihre wirtschaftliche Entwicklung

In vielen Entwicklungslaumlndern sind die Menshy schen fuumlr die Sicherung ihrer Existenzshy grundlagen auf den Export landwirtschaftlicher Erzeugnisse als wichtigen Wirtschaftsfaktor angewiesen Uumlber 70 Prozent der aumlrmsten Menschen dieser Welt leben in laumlndlichen Regionen und sind (direkt oder indirekt) von der Landwirtschaft abhaumlngig22 Der Verlust eintraumlglicher Exportmaumlrkte kann das Wirtshyschaftssystem in diesen Laumlndern und die Ernaumlhrungssicherheit vieler armer Produzenshyten gefaumlhrden

Kakao-Kooperative Kuapa Kokoa Ghana copy Kenneth Havgaard 2006

Es gibt keine verbindliche oder allgemein anerkannte Definition von bdquoRegionalitaumltldquo19 Die Definition des Begriffes bdquoregionalldquo ist schwi-erig ua weil viele regionale Pro-dukte stark auf den Einsatz importi-erter Ressourcen angewiesen sind

Food Miles und Fairtrade8

Was Fairtrade als ethisches System auszeichnet Foumlrderung von Mensch und Umwelt

Fairtrade ist eine Alternative zu konventionelshylem Handel und beruht auf die partnerschaftshyliche Beziehung zwischen Produzent und Kon shy sument Die FairtradeshyBewegung foumlrdert sowohl nachhaltige Produktionsweisen als auch nachshy haltiges Konsumverhalten und stellt dabei den Menschen in den Mittelpunkt seines Wirkens Der urspruumlnglichen Verwendung des Begriffs von bdquoFood Milesldquo von 1994 entsprechend setzt sich Fairtrade dafuumlr ein Produzenten und Konsumenten zu verbinden und die Geschichshyten und Gesichter hinter den Lebensmitteln greifbar zu machen Zu den Zielen von Fairtrade gehoumlren der Aufbau gerechterer Handelsbezieshyhungen und die Verbesserung der Lebensshy und Arbeitsbedingungen von Produzenten durch stabile Mindestpreise und die FairtradeshyPrauml shy mie welche die Produzenten selbstbestimmt in Projekte zur sozialen undoder wirtschaft lishychen Entwick lung investieren koumlnnen Fairtrade unterstuumltzt Kleinbauern sich in Kooperativen zu organi sieren um damit ihre Verhand lungsshy positionen zu staumlr ken

Es ist das erklaumlrte Ziel von Fairtrade die Lebensgrundlage von benachteiligten Baumluerin shy nen und Bauern sowie Arbeiterinnen und Arbeishytern aus Entwicklungslaumlndern zu verbessern Durch den Einkauf von FairtradeshyProdukten bietet sich Konsumenten eine Moumlglichkeit mit ihrem taumlglichen Einkauf einen Beitrag zur Armuts shy bekaumlmpfung zu leisten

Fairness ein Leitprinzip beim Klimaschutz

Alle Diskussionen uumlber Klimawandel sollten unshyter der Uumlberschrift bdquoFairness und Gerechtigkeitldquo stehen Das als Teil des Kyoto Protokolls ndash das erste und einzige mehrheitlich von der Staatenshy gemeinschaft ratifizierte verbindliche Klimashyschutzabkommen fuumlr Industrielaumlnder ndash von fast allen Laumlndern dieser Welt anerkannte Prinzip der bdquogemeinsamen aber differenzierten Vershyantwortungldquo erkennt die Tatsache an dass Ent shy wicklungslaumlnder die am wenigsten fuumlr den Klimawandel verantwortlich sind am haumlrtesten davon getroffen werden Produzenten in Ent shy wick lungslaumlndern bekommen die Auswir kun shy gen des Klimawandels bereits deutlich zu spuumlren ndash unter anderem in Form von Wettershyumschwuumlngen und dadurch bedingten Ernteshyausfaumlllen oder geringeren Ernteertraumlgen Dabei verursachen sie aber selbst nur geringe CO2shyEmissionen Angesichts dieser Tatsache sollshyte es selbstverstaumlndlich sein die Last der Emissionsreduktion auf diejenigen zu verteilen die historisch dafuumlr verantwortlich sind ndash die entwickelten und industrialisierten Laumlnder

Ausgehend von der derzeitigen Bevoumllke rungsshy zahl waumlre ein jaumlhrlicher Kohlenstoffemissionsshywert von bis zu ca zwei Tonnen CO2shyAumlquishy valent (CO2e) pro Person noch als nachhal shytig einzustufen Der aktuelle weltweite Durch shy schnitt liegt allerdings bei 36 Tonnen Obwohl es keinen Zweifel mehr daran gibt dass die Treibhausgasemissionen auf globaler Ebene re duziert werden muumlssen ist dabei eine sehr unterschiedliche proshyKopfshyVerteilung der Emisshysionen zu beachten In Afrika liegt der durchshyschnittliche proshyKopfshyEmissionswert bei einer Tonne (in SubsaharashyStaaten meist weit darshyunter) waumlhrend er sich in Deutschland auf 96 Tonnen belaumluft Indien hat niedrige proshyKopfshyWerte von 15 Tonnen und in Lateinamerika sind die Werte auch relativ niedrig 15 Tonnen CO2 pro Kopf in Kolumbien und 08 Tonnen in

Fairtrade verbindet Produzenten und Konsumenten und macht so-mit die Gesichter und Geschichten greifbar die hinter Lebensmitteln stehen

9Food Miles und Fairtrade

Nicaragua23 Mit Blick auf den noch nachhalshytigen proshyKopfshyEmissionswert von 2 Tonnen kann man feststellen dass Afrika und viele andere Entwicklungslaumlnder noch uumlber oumlkologishyschen Spielraum verfuumlgen

Der groumlszligte Teil der in Afrika verursachten Emissionen ist bdquoProduktionsshyKohlenstoffldquo das heiszligt dass die meisten Emissionen bei der Durchfuumlhrung von Maszlignahmen entstehen die zur Deckung von Grundbeduumlrfnissen notwenshydig sind24 Das steht im starken Gegensatz zu den meisten Emissionen in entwickelten Laumlnshydern die haumlufig im Zuge von Luxuskonsum und durch Freizeitverhalten entstehen Es ist nicht fair dass in Laumlndern die durch hohe CO2shyBilanzen den Klimawandel hauptsaumlchlich verursacht haben Menschen aufgefordert wershyden von Importen aus Laumlndern mit wesentlich geringeren Emissionen Abstand zu nehmen Vor allem deswegen nicht weil die Menschen in Entwicklungslaumlndern auf den internationalen Handel angewiesen sind

Die Fairtrade-Bewegung steht bei Klimawandel und Umweltthemen nicht still

Fairtrade stellt den Menschen in den Mittelpunkt und beruumlcksichtigt gleichzeitig die fuumlr eine nachshyhaltige Existenzsicherung wichtigen Faktoren Umwelt und Klima Der ganzheitliche Ansatz von Fairtrade beruumlcksichtigt alle Dimensionen nachhaltiger Entwicklung und setzt diese regelshymaumlszligig bei jeder Standardaktualisierung um

Fairtrade fordert von Produzenten nicht nur mindestens die Einfuumlhrung guter fachlicher

Praxis in der landwirtschaftlichen Produktion (Good Agricultural Practice GAP) durch die die Gesundheit von Arbeitern und Umwelt geshyschuumltzt wird Fairtrade geht heute sogar weiter und hat bdquoIntegrated Pest Managementldquo (IPM)Integrierten Anbau in der konventionellen landshywirtschaftlichen Produktion als Ziel formuliert Die Standards umfassen deshalb unter anshyderem das Verbot von besonders giftigen Pestiziden und die Durchfuumlhrung verschiedeshyner Schulungen zu Themen wie Wassershy und Bodenschutz Entsorgung gefaumlhrlicher Abfaumllle oder Minimierung von Pestizideinsaumltzen zB durch Anwendung von biologischen Schaumldshylingsbekaumlmpfungsmethoden Produzenten sind durch die Einhaltung der Standard verpflichshytet bestehende natuumlrliche Ressourcen zu schuumltzen Sie werden auszligerdem aktiv bei der Umstellung auf biologischen Anbau unterstuumltzt dessen Standards nochmals deutlich uumlber GAP hinausgehen

Die Hauptlast der Emissionsreduk-tion sollte selbstverstaumlndlich auf die historisch Verantwortlichen ver-teilt werden ndash die entwickelten und industrialisierten Laumlndern

Fatoumata Moussa Dougourakoroni Baumwoll Kooperative Mali copy Simon Rawles 2011

Food Miles und Fairtrade10

Fairtrade erkennt die globale Bedeutung des Klimawandels und hilft den Produzenten dashybei sich den Auswirkungen des Klimawandels besser anzupassen und die von ihren eigenen Betrieben verursachte Klimabelastung redushyzieren zu koumlnnen Die gute fachliche Praxis die Produzenten im Zuge von Fairtrade umshysetzen hilft bereits bei der Reduzierung von Treibhausgasemissionen Der Einsatz angeshy messener Duumlngemittelmengen die Reduzieshyrung des Einsatzes von Pestiziden oder soshygar die Generierung von bdquoVerified Emission ReductionldquoshyZertifikaten (VERlsquos)25 zur Kompenshysation von Treibhausgasemissionen uumlber das so genannte bdquoInsettingldquo sind nur einige Moumlgshylich keiten fuumlr Produzenten die negativen Klimaauswirkungen ihrer Betriebe zu reduzieshyren und ggf auch das kohlenstoffbindende Potential ihrer Boumlden durch Aumlnderung der Pro shy duktionsweise zu erhoumlhen So werden Produ shy zenten zum Teil der Loumlsung des Klimaproblems anstatt Teil des Problems zu sein Durch die gute fachliche Praxis oder Umstellung auf BioshyProduktion koumlnnen sich Produzenten leich shy ter den Klimaveraumlnderungen wie zB Veraumlndeshyrungen der Niederschlaumlge anpassen Das ist aber nur moumlglich wenn alle vom Klimawandel gefaumlhrdeten Produzenten einschlieszliglich der Produzenten im FairtradeshySystem zukuumlnftig staumlrkere Unterstuumltzung erhalten

Durch die FairtradeshyStandards werden die Pro shy duzenten darin bestaumlrkt ihren Energievershybrauch im Laufe der Zeit zu reduzieren Sie werden aufgefordert den Energieaufwand ihrer Verarbeitungsanlagen zu dokumentieren und Bericht daruumlber zu erstatten welche Maszlignah shy men sie zur Reduktion von Treibhausgas emisshysionen und zur Bindung von CO2 ergreifen FLOshy Cert das Zertifizierungsorgan von Fairtrade hat damit begonnen Produzenten bei der Ermittlung ihres CO2shyFuszligabdruckes und soshygenannter bdquoHot Spotsldquo ndash Bereiche in denen Energieverbrauch und Klimabelastung redushyziert werden koumlnnen ndash zu unterstuumltzen

Insetting ndash Emissionen kompensieren und fair handeln

Um Kleinbauern noch staumlrker im Kampf geshygen den Klimawandel und seine Folgen zu unterstuumltzen bietet das FairtradeshyZertishyfizierungsunternehmen FLOshyCert seit 2012 ein neues Geschaumlftsmodell an den Handel mit VERs innerhalb des FairtradeshySystems Fairtradeshylizenzierte Unternehmen im Norden koumlnnen von ihnen verursachte klimarelevanshyte Emissionen innerhalb der FairtradeshyHan shy delskette durch Kauf von VERs von Fairtradeshy Produzentenorganisationen kompensieren Statt im bisher uumlblichen bdquoOffsettingldquoshyVershyfahren irgendwo auf der Welt anerkannte Emissionszertifikate einzukaufen26 um die fir shy meneigene Klimabilanz zu verbessern werden VERrsquos von Fairtradeshyzertifizierten Produzentenshyorganisationen gekauft Diese generieren VERrsquos zB durch Aumlnderungen der Anbauweise durch Aufforstung oder durch Kompostierung in gro shy szligem Umfang und lassen dies durch FLOshyCert nach einem anerkannten Fremdstandard27 fuumlr Emissionsminderung zertifizieren Der Ver shy kauf dieser Zertifikate an Fairtradeshylizenzierte Unternehmen im Norden schafft neue Einkom shy mens quellen und somit verbesserte Zu kunftsshychancen fuumlr diese Produzentenorganisationen Dadurch wird gleichzeitig auch in die Nachshyhaltigkeit der Produktion investiert die Lieshyferkette stabiler und die investierten Mittel vershybleiben innerhalb des FairtradeshySystems

Beispielsweise ergreift Rewe Oumlsterreich Maszlig shy nahmen zur Neutralisierung der CO2shyBilanz von FairtradeshyBlumen durch den Kauf von Emissionszertifikaten eines Wiederaufforsshytungs projekts bei der FairtradeshyKooperative ACOPAGRO in Peru Innerhalb der Kakaofelder der Kleinbauern werden einheimische Pflanzen angebaut ndash Obstbaumlume und Heilpflanzen sowie tropischer Harthoumllzer ndash und ein biologisches nachhaltiges Forstshy und Landwirtschaftsmodell entwickelt Das Projekt erschlieszligt kurzfristig

11Food Miles und Fairtrade

neue Einkommensquellen fuumlr die Bauern und foumlrdert zugleich die Artenvielfalt und die Regeneration des Bodens Insgesamt werden bis 2015 zwei Millionen Baumlume gepflanzt die einerseits CO2 speichern und so das Potenzial von CO2shyEmissionszertifikaten bieten positive Auswirkungen auf das lokale Oumlkosystem haben und langfristig als zusaumltzliche bdquoAltersvorsorgeldquo durch die Ertraumlge der Harthoumllzer in rund 35 Jahren dienen28

Fazit Food Miles und Fairness

Fairtrade foumlrdert Fairness und soziale Gerechtigkeit und leistet einen Beitrag zur Nachhaltigkeit Regionale Lebensmittel hashyben sicher ihren berechtigten Platz in einem nachhaltigen Einkaufskorb ndash durch FairtradeshyProdukte wird der ethische Aspekt hinzugefuumlgt

Es ist weitaus wichtiger und wirkungsvoller Konsumentscheidungen von emissionsintensishyven Produkten (wie zB Fleisch aus Massenshytierhaltung) und Verhaltensweisen (wie zB Lebensmittelverschwendung im Haushalt) weg shy zulenken als vom Kauf bestimmter Lebensshymittel abzusehen nur weil diese einen weiten Transportweg haben

Der Begriff bdquoFood Milesldquo legt in seiner dershyzeitigen Anwendung den einseitigen Schwershypunkt auf einen Teilaspekt oumlkologischer Nach shy haltigkeit die Klimaauswirkungen (vor allem Treibhausgasemissionen) die auf den Transshyport von Lebensmitteln vom Produktionsshy zum Verkaufsort zuruumlckzufuumlhren sind

Allein das Wissen daruumlber welche Entfernung ein Produkt zuruumlckgelegt hat bietet dem Verbraucher aber nicht alle Informationen die er fuumlr eine ethische Kaufentscheidung benoumltigt

Bauern und Arbeiter aus Entwicklungslaumlndern haben am wenigsten zum Klimawandel beigeshytragen und weisen CO2shyFuszligabdruumlcke auf die nur einen Bruchteil der CO2shyFuszligabdruumlcke von Konsu shy menten in Europa und Nordamerika darstellen Entwicklungslaumlnder haben einen berechtigten An spruch darauf ihren bdquooumlkologischen Spiel shy raumldquo aus zuschoumlpfen um ihre Existenz grundshy la gen zu sichern und ihre Wirtschaft auf zubauen ndash auch durch den Export von Nah rungs mitteln

Fairtrade ist der Uumlberzeugung dass es fuumlr bewusste Verbraucher weiterhin richtig ist sich uumlber den Kauf von FairtradeshyProdukten mit den Menschen in Entwicklungslaumlndern zu solidarisieren Damit unterstuumltzen sie einen nachhaltigen Ansatz der die Aspekte sozishyale Gerechtigkeit Umwelt Klimaschutz und Klimaanpassung beruumlcksichtigt und leisten eishynen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung

Regionale und Fairtrade-Produkte fuumlllen gemeinsam einen ethischen Einkaufskorb

Teepfluumlckerin auf dem Burnside Tea Estate Indien copy Santiago Engelhardt 2012

Food Miles und Fairtrade12

Glossar

CO2 Aumlquivalent (CO2e) Das CO2shyAumlquivalent oder Treibhauspotenzial gibt an wie stark eine festgelegte Menge eines Treibhausgases zum Treibhauseffekt beitraumlgt Neben CO2 wirken auch andere Gase vor allem Methan (CH4) und Lachgas (N2O) als Treibhausgase Sie hashyben ein deutlich groumlszligeres Treibhauspotenzial als CO2 Ihre Treibhauswirksamkeit wird auf die von Kohlendioxid (CO2) umgerechnet Die Summe der klimarelevanten Prozesse gibt man als CO2shyAumlquivalente (aumlquivalent = gleichwertig) an

Gute landwirtschaftliche Praxis Good Agricultural Practice (GAP) GAP sind landwirtschaftshyliche Anbaupraktiken die mindestens den gesetzlichen Vorgaben fuumlr die konventionelle Landwirtschaft entsprechen aber auch daruumlber hinaus gehen koumlnnen Sie dient vor allem in der konventionellen agrarindustriellen Produktion als Maszliggabe Ziel von GAP ist die Erzeugung von sicheren und qualitativ hochwertigen (Lebensmittelshy) Produkten Die bdquoGute landwirtschaftshyliche Praxisldquo beinhaltet den Integrierten Pflanzenbau (IPB) und den Integrierten Pflanzenschutz (IPS) ist jedoch deutlich niedrigschwelliger als Bioanbau

Insetting Fairtradeshylizenzierten Unternehmern im Norden koumlnnen von ihnen verursachte klimareshylevante Emissionen innerhalb der FairtradeshyHandelskette kompensieren Um die firmeneigene Klimabilanz zu verbessern werden so genannte Verified Emission Reduction Certificates (VER) von Fairtradeshyzertifizierten Produzentenorganisationen gekauft Die Produzentenorganisationen generieren VERrsquos zB durch Aumlnderungen der Anbauweise durch Aufforstung oder durch Kom shy pos tierung in groszligem Umfang und lassen dies durch FLOshyCert zertifizieren Weil die Kompen_sierung innerhalb der FairtradeshyHandelskette ablaumluft wird dieser Ansatz bdquoInsettingldquo genannt

Integrierter Anbau Integrierter Anbau ist ein Ansatz mittels Biotechnologie und definierten Schadschwellen unterhalb derer kein Pestizideinsatz erfolgen darf die industrialisierte konshyventionelle Landwirtschaft moumlglichst nachhaltig zu gestalten Es werden Methoden verwendet die moumlglichst geringe Auswirkungen auf die Umwelt haben ohne jedoch BioshyAnbau zu sein

Integrated Pest Managementldquo (IPM) Sammelbegriff fuumlr alle Methoden des biologischen Pflanzenschutzes (zB Einsatz von Raubmilben) IPM wird sowohl in der konventionellen als auch in der biologischen Landwirtschaft eingesetzt

MJoule 1 Megajoule (MJ) = 106 J = 1000 Kilojoule In der Physik dient das Joule als Einheit fuumlr Energie und Arbeit Ein Joule ist gleich der Energie die benoumltigt wird um eine Sekunde lang die Leistung von einem Watt zu erbringen

Oumlkologischer Fuszligabdruck Der oumlkologische Fuszligabdruck einer Bevoumllkerung ist die Menge an produktiven Landshy und Wasserflaumlchen die notwendig ist die Ressourcen die diese Menschen konsumieren bereitzustellen und ihren Abfall aufzunehmen shy dies alles bei gegebener Technologie Der jeweils berechnete Flaumlchenverbrauch wird auf die Weltbevoumllkerung hochshygerechnet und mit den auf der Erde real verfuumlgbaren Flaumlchen verglichen Laut Living Planet Report 2010 des WWF betraumlgt der Oumlkologische Fuszligabdruck fuumlr Deutschland 509 Hektar Das heiszligt wenn alle Menschen dieselbe Menge Ressourcen verbrauchen wuumlrden wuumlrde die Flaumlche von 28 Erden benoumltigt um den Ressourcenverbrauch zu decken

Verified Emission Reduction (VER) Gepruumlfte Emissionsreduzierungen sind Zertifikate uumlber die gepruumlfte Vermeidung einer bestimmten Menge CO2shyAusstoszlig Sie stammen meist aus kleineshyren Klimaschutzprojekten fuumlr die eine UNshyRegistrierung oumlkonomisch nicht sinnvoll waumlre wershyden von einem unabhaumlngigen Gutachter gepruumlft und im freiwilligen Klimaschutz und freiwilligen CO2shyAusgleich eingesetzt

13Food Miles und Fairtrade

Endnoten

1 Sustain The alliance for better food and farming ist eine britische Organisation die sich fuumlr nachhaltige

Ernaumlhrungsshy und Anbaupraktiken einsetzt wwwsustainweborgabout

2 SAFE Alliance (1994 republished in 2011) The Food Miles report the dangers of long distance food

transport Verfuumlgbar unter httpwwwsustainweborgpublicationsid=191 (Stand 29November 2012)

3 Weber Christopher L amp Mathews Scott H (2008) FoodshyMiles and the Relative Climate Impacts of Food

Choices in the United States Verfuumlgbar unter httppubsacsorgdoiabs101021es702969f (Stand

29November 2012)

4 Garnett Tara (2008) Cooking Up a Storm Food greenhouse gas emissions and our changing climate

Verfuumlgbar unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfilesCuaS_webpdf (Stand 29 November 2012)

5 Cafeacutedirect (2009) A glimpse into our 2009 carbon footprint Verfuumlgbar unter httpwwwcafedirectcouk

ashyglimpseshyintoshyourshy2009shycarbonshyfootprint (Stand 29 November 2012)

6 Carbon Trust (2008) Working with innocent Product carbon footprinting in practice Verfuumlgbar unter

httpwwwcarbontrustcoukpublicationspagespublicationdetailaspxid=CTS054

(Stand 29November 2012)

7 DEFRA (2008) PAS2050 case study Applying PAS2050 to a complex product Cottage Pie Ready Meal

Verfuumlgbar unter httprandddefragovukDocumentaspxDocument=FO0409_8193_OTHPDF (Stand

29November 2012)

8 Kasterine Alexander amp Vanzetti David (2010) Growth Pole Sustainable Agriculture (Chapter 3) in UNCTAD

(2010) Trade and Environment Review 200910 Verfuumlgbar unter httpunctadorgenDocsditcted20092_

enpdf (Stand 29November 2012)

9 CO2e (CO2shyAumlquivalent) ist ein Indikator der die sechs existierenden Treibhausgase in ein quantitatishy

ve messbares CO2shyAumlquivalent umwandelt CO2e gilt als internationaler Standard fuumlr die Darstellung von

Treibhausgasemissionen (vgl auch Glossar in diesem Dokument)

10 Ermittlung der weggeworfenen Lebensmittelmengen und Vorschlaumlge zur Verminderung der Wegwerfrate

bei Lebensmitteln in Deutschland (2012) httpwwwbmelvdeSharedDocsDownloadsErnaehrungWvL

Studie_Lebensmittelabfaelle_Kurzfassungpdf__blob=publicationFile (Stand 29November 2012)

11 Garnett Tara (2003) Wise Moves Exploring the relationship between food transport and CO2 Verfuumlgbar

unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfileswise_moves_0pdf (Stand 29 November 2012)

12 Kasterine Alexander amp Vanzetti David (2010) Trade and Environment Review 200910 Promoting poles

of clean growth to foster the transition to a more sustainable economy Verfuumlgbar unter httpunctadorg

enDocsditcted20092_enpdf (Stand 29November 2012)

13 Williams Adrian (2007) Comparative Study of Cut Roses for the British Market Produced in Kenya and the

Netherlands Verfuumlgbar unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfilesCut_roses_for_the_British_market

pdf (Stand 29 November 2012)

14 Brenton Paul EdwardsshyJones Gareth amp Friis Jensen Michael (2009) Carbon Labelling and Lowshyincome

Country Exports A Review of the Development Issues Verfuumlgbar unter wwwintracenorgWorkArea

DownloadAssetaspxid=52571 (Stand 29November 2012)

15 CA steht fuumlr bdquocontrolled atmosphereldquo diese Technologie erlaubt extrem lange Lagerzeiten

16 Blanke Michael M Burdrick Bernhard (2005) Food (miles) for Thought ndash Energy Balance for

Locallyshygrown versus Imported Apple Fruit ESPR ndash Environ Sci amp Pollut Res 12 S 125shy127 Verfuumlgbar

unter ftpftpfaoorgpaiaorganicagofsFoodMilesshyThoughtpdf (Stand 2April 2013)

17 Brenton Paul EdwardsshyJones Gareth amp Friis Jensen Michael (2010) Carbon Footprints and Food

Systems Do current accounting methodologies disadvantage developing countries

Food Miles und Fairtrade14

Verfuumlgbar unter httpsiteresourcesworldbankorgINTRANETTRADEResourcesPubsCar bon_Footshy

prints_and_Food_System_Reportpdf (Stand 29November 2012)

18 Plassman Katharina amp EdwardsshyJones Gareth (2008) Where does the carbon footprint fall

Developing a carbon map of food production Verfuumlgbar unter httppubsiiedorg16023IIED

html (Stand 29November 2012)17 Chi Kelly Rai MacGregor James amp King Richard (2009) Fair Miles

recharting the food miles map Available at httppubsiiedorg15516IIEDhtml

19 Bundesverband der Regionalbewegung e V (2011) Regionale Wirtschaftskreislaumlufe als Basis eines Regionalshy

siegels httpwwwregionalbewegungdefileadminuser_uploadpdfPositionspapierePositionspapier_

Glaubwuerdige_Regionalvermarktung_BRB_final_111125pdf (Stand 14Januar 2013)

20 KNBS Kenyan Bureau of Statistics (2012) Economic Survey 2012 presented by Hon Wycliffe Ambetsa

Oparanya EGH MP Minister of State for Planning National Development and Vision 2030 Verfuumlgbar unter

httpwwwknbsorkeEconomic20SurveysMinisters20Presentation20ES20FINALpdf (Stand

14Januar 2013) Umrechnung in USshyDollar auf Basis des Wechselkurses von Januar 201320 World Bank

(2007) Data CO2 emissions (metric tons per capita) Available at httpdataworldbankorgindicatorEN

ATMCO2EPC

21 Chi Kelly Rai MacGregor James amp King Richard (2009) Fair Miles recharting the food miles map

Verfuumlgbar unter httppubsiiedorg15516IIEDhtml (Stand 29November 2012)

22 Common Fund for Commodities (2011) CFC Basic Facts 2011shy2012 Verfuumlgbar unter httpwww

commonshyfundorgPublicationsCFC_Basic_Facts_2010shy2011 (Stand 29 November 2012)

23 World Bank (2008) Data CO2 emissions (metric tons per capita) Verfuumlgbar unter httpdataworldbankorg

indicatorENATMCO2EPC (Stand 29November 2012)

24 MacGregor James amp Chambwera Muyeye (2008) Room to move lsquoecological spacersquo and emissions

equity Verfuumlgbar unter httpwwwagrifoodstandardsnetenresourcesglobalroom_to_move_ecologishy

cal_space_and_emissions_equity (Stand 29November 2012)

25 VERs sind Zertifikate fuumlr freiwillig erbrachte Emissionsminderungen die durch einen unabhaumlngigen Auditor

uumlberpruumlft und validiert werden Sie stammen meist aus kleineren Klimaschutzprojekten fuumlr die eine UNshy

Registrierung oumlkonomisch nicht sinnvoll waumlre VERs fallen nicht unter den gesetzlich vorgeschriebeshy

nen Emissionshandel unter dem KyotoshyProtokoll und sind fuumlr Unternehmen und Branchen interessant

die ihre klimarelevanten Emissionen reduzieren wollen aber nicht unter den gesetzlich vorgeschrieben

Emissionshandel mit CERs (Certified Emission Reduction Certificates) fallen VERs werden deshalb vor

allem im freiwilligen Klimaschutz und CO2shyAusgleich eingesetzt

26 Diese werden oft durch Emissionsvermeidungen infolge technischer Verbesserungen an indus triellen

Produktionsanlagen generiert zB durch Einbau von Filteranlagen oder Verbes serung der Wirkungsgrade

von Herstellungsprozessen Dies erfolgt in der Regel uumlblicherweise auszligerhalb der eigenen Lieferkette

27 Aktuell gibt es noch keinen eigenen FairtradeshyKlimastandard daran wird gearbeitet

26 FLOshyCert GmbH (Juli 2012) REWE nutzt FLOshyCERTs Dienste zum Klimawandel zur CO2shyNeutralisierung

von FairtradeshyBlumen Verfuumlgbar unter httpwwwfloshycertnetfloshycertfileadminuser_uploadinformation

newsletter2012shy07shy19rewe_depdf (Stand 3April 2013)

ImpressumText basierend auf Fairtrade International (2011) Food Miles and Fairtrade How Does the Current lsquoFood Milesrsquo Concept Disconnect Consumers from Disadvantaged Producers Abrufbar unter httpwwwfairtradenetfileadminuser_uploadcontent2009resources pp_fairtrade_food-miles_2011pdf Uumlbersetzung Carina SeckRedaktion Claudia Bruumlck (verantwortlich) Edith Gmeiner Maren Richter Martin Schuumlller Fotonachweis Titelfoto Rosa Maribel Galecio Medina Arbeiterin auf der Bananen-Kooperative APPBOSA Peru copy Linus Hallgren 2009Ruumlckseite Kundin mit Fairtrade-Produkten in einem Supermarkt in Deutschland copy Miriam Ersch 2011

TransFair Verein zur Foumlrderung des Fairen Handels mit der bdquoDritten Weltldquo eV Remigiusstraszlige 2150937 KoumllnTelefon +49 221 94 20 40 shy 0Fax +49 221 94 20 40 shy 40Email infofairtradeshydeutschlanddeInternet wwwfairtradeshydeutschlandde

Page 6: Vom Erzeuger zum Verbraucher – Food Miles und Fairtrade€¦ · 2 Food Miles und Fairtrade Food Miles und Fairtrade: Warum eine einseitige Diskussion über lange Transportwege zu

Food Miles und Fairtrade6

guumlnstige Klimabedingungen fuumlr die Blu menshy produktion ndash eine Beheizung der Gewaumlchshaumlushyser ist nicht erforderlich An diesem Beispiel sieht man dass nicht nur eine kurze Distanz zum Verkaufsort relevant fuumlr den CO2shyFuszligshyabdruck ist Dieses Einzelbeispiel ist nicht zwangslaumlufig fuumlr den gesamten Blumensektor repraumlsentativ14

Der Vergleich der Energiebilanz von importiershyten frisch geernteten Aumlpfeln aus Neuseeland und heimischen Aumlpfeln aus Deutschland vom Anbau bis zum Verkauf im April zeigt ebenshyfalls dass der Transport fuumlr die Gesamtbilanz geringer zu Buche schlaumlgt als die Distanz vermuten laumlsst Michael Blanke vom Bonner Institut fuumlr Obstshy und Gemuumlsebau verglich die Energiebilanz von neuseelaumlndischen BioshyPlantagenshyAumlpfeln mit denen eines konventioshynellen Betriebs aus Meckenheim bei Bonn Im April gibt es sowohl heimische Aumlpfel die seit ihrer Ernte in Kuumlhlhaumlusern so genannten CAshyLagern15 aufbewahrt werden als auch frisch geerntete neuseelaumlndische Ware Trotz der Schiffsreise von 23000 Kilometer benoumltigen importierte Aumlpfel laut Studie nur knapp ein Drittel mehr Energie (75 MJoulekg gegenuumlber 59 MJoulekg bei heimischen Aumlpfeln) weil sie nicht lange energieaufwaumlndig gekuumlhlt wershyden muumlssen und die Erntemenge pro Hektar houmlher ist Dieses Drittel entspricht ungefaumlhr den drei Kilometern Autofahrt die deutsche Verbraucher durchschnittlich fuumlr die Fahrt zum Supermarkt zuruumlcklegen16

Eine aktuelle Studie zeigt dass Zucker aus Zuckerrohr der in Sambia und Mauritius angeshybaut und in Europa konsumiert wird einen kleishyneren CO2shyFuszligabdruck hinterlaumlsst als regional angebauter Zucker17 Die Studie ergab fuumlr den RaffinadeshyZucker aus Sambia und Mauritius der nach Europa transportiert wird einen durchschnittlichen CO2shyWert von 04 kg CO2ekg im Vergleich zu 06 kg CO2ekg fuumlr Zucker aus Groszligbritannien und 146 kg CO2ekg fuumlr

Zucker aus Deutschland Negativ auf den CO2shyWert im Zuckerruumlbenanbau wirkt sich bspw hoher Mineralduumlngereinsatz aus

Wie viel bdquoregionalldquo steckt wirklich in regionalen Produkten

Wie bereits erwaumlhnt wird der bdquoFood MilesldquoshyAnsatz haumlufig als Argument fuumlr den Kauf regishyonaler Produkte angefuumlhrt Der Begriff bdquoregishyonalldquo ist dabei aber oft nicht eindeutig da er sich nur auf die Herkunft des Endproduktes bezieht und dabei die Tatsache auszliger Acht laumlsst dass bei vielen bdquoregionalenldquo Produkten auf Ressourceneinsatz aus geographisch weit entfernten Regionen zuruumlckgegriffen wird

In einer Studie aus dem Jahr 2008 wurden die Entstehungsorte von Treibhausgasemissionen in den Lieferketten von zwei Milchbetrieben in Groszligbritannien untersucht18 Die Studie kam zu dem Ergebnis dass der Groszligteil (95 Proshyzent) des Ressourceneinsatzes fuumlr die Milchshyproduktion und die dadurch generierten Treibshyhausgase auszligerhalb eines Umkreises von 50km der Farm produziert werden Das bedeushytet dass der groumlszligte Teil der Emissionen in Verbindung mit einem bdquoregionalenldquo Produkt in anderen Regionen oder Laumlndern entstehen Die Studie ergab dass ein wesentlicher Anteil des CO2shyFuszligabdruckes dieser Betriebe durch Futtermittel entsteht das uumlberwiegend aus Soja gewonnen wird Soja wird in den Tropen angebaut und steht oft in Verbindung mit der Abholzung von Waumlldern Waumllder werden gefaumlllt um Ackerflaumlche fuumlr den gewinnbringenderen Sojaanbau zu schaffen die gefaumlllten Baumlume werden verbrannt und setzen Kohlenstoffdioxid frei und belasten damit das Klima erheblich Man sieht deshalb nur einen Teil des komplexen Gebildes wenn man ein solches Produkt als bdquoregionalldquo betrachtet Viele regionale Produkte sind stark auf importierten Ressourceneinsatz angewiesen ndash damit wird eine grundsaumltzliche Definition des Begriffes bdquoregionalldquo schwierig

7Food Miles und Fairtrade

Der Fokus auf Transportwege gefaumlhr det den Marktzugang fuumlr benachteiligte Produzenten des globalen Suumldens

Bei der Definition dessen was nachhaltiger Konsum bedeutet geht es nicht nur um die Reduzierung von Klimabelastungen sondern auch im umfassenderen Sinne um positive Veraumlnderungen in der Gesellschaft und um eine ganzheitliche Entwicklung

Gerechtigkeit und Fairness sind die Grundshyprinzipien nachhaltiger Entwicklung und sollshyten an oberster Stelle stehen wenn es darum geht Verbrauchern hinsichtlich nachhaltiger Kaufentscheidungen Orientierung zu geben Sich nur auf den Anteil des Transportes am jeweiligen CO2shyFuszligabdruck zu beschraumlnken laumlsst die sozialen und wirtschaftlichen Dimen shy sionen nachhaltiger Entwicklung auszliger Acht Das kann in der Konsequenz den Marktzugang fuumlr benachteiligte Produzenten aus Entwickshylungslaumlndern gefaumlhrden

Fuumlr viele Entwicklungslaumlnder ist der Export von Guumltern eine wichtige Einkommensquelle und Existenzgrundlage So brachte zB 2011 der Export von Gartenbauprodukten Kenia rund 960 Millionen US$ ein20 Der Export von frischen Fruumlchten und Gemuumlse aus Subshy saharashyAfrika nach Groszligbritannien sichert die Lebensgrundlage von schaumltzungsweise 1 bis 15 Millionen Menschen21 Diese Handels beshyziehungen ermoumlglichen Entwicklungslaumlndern einen Weg aus der Abhaumlngigkeit von Ent shy

wicklungshilfe und foumlrdern ihre wirtschaftliche Entwicklung

In vielen Entwicklungslaumlndern sind die Menshy schen fuumlr die Sicherung ihrer Existenzshy grundlagen auf den Export landwirtschaftlicher Erzeugnisse als wichtigen Wirtschaftsfaktor angewiesen Uumlber 70 Prozent der aumlrmsten Menschen dieser Welt leben in laumlndlichen Regionen und sind (direkt oder indirekt) von der Landwirtschaft abhaumlngig22 Der Verlust eintraumlglicher Exportmaumlrkte kann das Wirtshyschaftssystem in diesen Laumlndern und die Ernaumlhrungssicherheit vieler armer Produzenshyten gefaumlhrden

Kakao-Kooperative Kuapa Kokoa Ghana copy Kenneth Havgaard 2006

Es gibt keine verbindliche oder allgemein anerkannte Definition von bdquoRegionalitaumltldquo19 Die Definition des Begriffes bdquoregionalldquo ist schwi-erig ua weil viele regionale Pro-dukte stark auf den Einsatz importi-erter Ressourcen angewiesen sind

Food Miles und Fairtrade8

Was Fairtrade als ethisches System auszeichnet Foumlrderung von Mensch und Umwelt

Fairtrade ist eine Alternative zu konventionelshylem Handel und beruht auf die partnerschaftshyliche Beziehung zwischen Produzent und Kon shy sument Die FairtradeshyBewegung foumlrdert sowohl nachhaltige Produktionsweisen als auch nachshy haltiges Konsumverhalten und stellt dabei den Menschen in den Mittelpunkt seines Wirkens Der urspruumlnglichen Verwendung des Begriffs von bdquoFood Milesldquo von 1994 entsprechend setzt sich Fairtrade dafuumlr ein Produzenten und Konsumenten zu verbinden und die Geschichshyten und Gesichter hinter den Lebensmitteln greifbar zu machen Zu den Zielen von Fairtrade gehoumlren der Aufbau gerechterer Handelsbezieshyhungen und die Verbesserung der Lebensshy und Arbeitsbedingungen von Produzenten durch stabile Mindestpreise und die FairtradeshyPrauml shy mie welche die Produzenten selbstbestimmt in Projekte zur sozialen undoder wirtschaft lishychen Entwick lung investieren koumlnnen Fairtrade unterstuumltzt Kleinbauern sich in Kooperativen zu organi sieren um damit ihre Verhand lungsshy positionen zu staumlr ken

Es ist das erklaumlrte Ziel von Fairtrade die Lebensgrundlage von benachteiligten Baumluerin shy nen und Bauern sowie Arbeiterinnen und Arbeishytern aus Entwicklungslaumlndern zu verbessern Durch den Einkauf von FairtradeshyProdukten bietet sich Konsumenten eine Moumlglichkeit mit ihrem taumlglichen Einkauf einen Beitrag zur Armuts shy bekaumlmpfung zu leisten

Fairness ein Leitprinzip beim Klimaschutz

Alle Diskussionen uumlber Klimawandel sollten unshyter der Uumlberschrift bdquoFairness und Gerechtigkeitldquo stehen Das als Teil des Kyoto Protokolls ndash das erste und einzige mehrheitlich von der Staatenshy gemeinschaft ratifizierte verbindliche Klimashyschutzabkommen fuumlr Industrielaumlnder ndash von fast allen Laumlndern dieser Welt anerkannte Prinzip der bdquogemeinsamen aber differenzierten Vershyantwortungldquo erkennt die Tatsache an dass Ent shy wicklungslaumlnder die am wenigsten fuumlr den Klimawandel verantwortlich sind am haumlrtesten davon getroffen werden Produzenten in Ent shy wick lungslaumlndern bekommen die Auswir kun shy gen des Klimawandels bereits deutlich zu spuumlren ndash unter anderem in Form von Wettershyumschwuumlngen und dadurch bedingten Ernteshyausfaumlllen oder geringeren Ernteertraumlgen Dabei verursachen sie aber selbst nur geringe CO2shyEmissionen Angesichts dieser Tatsache sollshyte es selbstverstaumlndlich sein die Last der Emissionsreduktion auf diejenigen zu verteilen die historisch dafuumlr verantwortlich sind ndash die entwickelten und industrialisierten Laumlnder

Ausgehend von der derzeitigen Bevoumllke rungsshy zahl waumlre ein jaumlhrlicher Kohlenstoffemissionsshywert von bis zu ca zwei Tonnen CO2shyAumlquishy valent (CO2e) pro Person noch als nachhal shytig einzustufen Der aktuelle weltweite Durch shy schnitt liegt allerdings bei 36 Tonnen Obwohl es keinen Zweifel mehr daran gibt dass die Treibhausgasemissionen auf globaler Ebene re duziert werden muumlssen ist dabei eine sehr unterschiedliche proshyKopfshyVerteilung der Emisshysionen zu beachten In Afrika liegt der durchshyschnittliche proshyKopfshyEmissionswert bei einer Tonne (in SubsaharashyStaaten meist weit darshyunter) waumlhrend er sich in Deutschland auf 96 Tonnen belaumluft Indien hat niedrige proshyKopfshyWerte von 15 Tonnen und in Lateinamerika sind die Werte auch relativ niedrig 15 Tonnen CO2 pro Kopf in Kolumbien und 08 Tonnen in

Fairtrade verbindet Produzenten und Konsumenten und macht so-mit die Gesichter und Geschichten greifbar die hinter Lebensmitteln stehen

9Food Miles und Fairtrade

Nicaragua23 Mit Blick auf den noch nachhalshytigen proshyKopfshyEmissionswert von 2 Tonnen kann man feststellen dass Afrika und viele andere Entwicklungslaumlnder noch uumlber oumlkologishyschen Spielraum verfuumlgen

Der groumlszligte Teil der in Afrika verursachten Emissionen ist bdquoProduktionsshyKohlenstoffldquo das heiszligt dass die meisten Emissionen bei der Durchfuumlhrung von Maszlignahmen entstehen die zur Deckung von Grundbeduumlrfnissen notwenshydig sind24 Das steht im starken Gegensatz zu den meisten Emissionen in entwickelten Laumlnshydern die haumlufig im Zuge von Luxuskonsum und durch Freizeitverhalten entstehen Es ist nicht fair dass in Laumlndern die durch hohe CO2shyBilanzen den Klimawandel hauptsaumlchlich verursacht haben Menschen aufgefordert wershyden von Importen aus Laumlndern mit wesentlich geringeren Emissionen Abstand zu nehmen Vor allem deswegen nicht weil die Menschen in Entwicklungslaumlndern auf den internationalen Handel angewiesen sind

Die Fairtrade-Bewegung steht bei Klimawandel und Umweltthemen nicht still

Fairtrade stellt den Menschen in den Mittelpunkt und beruumlcksichtigt gleichzeitig die fuumlr eine nachshyhaltige Existenzsicherung wichtigen Faktoren Umwelt und Klima Der ganzheitliche Ansatz von Fairtrade beruumlcksichtigt alle Dimensionen nachhaltiger Entwicklung und setzt diese regelshymaumlszligig bei jeder Standardaktualisierung um

Fairtrade fordert von Produzenten nicht nur mindestens die Einfuumlhrung guter fachlicher

Praxis in der landwirtschaftlichen Produktion (Good Agricultural Practice GAP) durch die die Gesundheit von Arbeitern und Umwelt geshyschuumltzt wird Fairtrade geht heute sogar weiter und hat bdquoIntegrated Pest Managementldquo (IPM)Integrierten Anbau in der konventionellen landshywirtschaftlichen Produktion als Ziel formuliert Die Standards umfassen deshalb unter anshyderem das Verbot von besonders giftigen Pestiziden und die Durchfuumlhrung verschiedeshyner Schulungen zu Themen wie Wassershy und Bodenschutz Entsorgung gefaumlhrlicher Abfaumllle oder Minimierung von Pestizideinsaumltzen zB durch Anwendung von biologischen Schaumldshylingsbekaumlmpfungsmethoden Produzenten sind durch die Einhaltung der Standard verpflichshytet bestehende natuumlrliche Ressourcen zu schuumltzen Sie werden auszligerdem aktiv bei der Umstellung auf biologischen Anbau unterstuumltzt dessen Standards nochmals deutlich uumlber GAP hinausgehen

Die Hauptlast der Emissionsreduk-tion sollte selbstverstaumlndlich auf die historisch Verantwortlichen ver-teilt werden ndash die entwickelten und industrialisierten Laumlndern

Fatoumata Moussa Dougourakoroni Baumwoll Kooperative Mali copy Simon Rawles 2011

Food Miles und Fairtrade10

Fairtrade erkennt die globale Bedeutung des Klimawandels und hilft den Produzenten dashybei sich den Auswirkungen des Klimawandels besser anzupassen und die von ihren eigenen Betrieben verursachte Klimabelastung redushyzieren zu koumlnnen Die gute fachliche Praxis die Produzenten im Zuge von Fairtrade umshysetzen hilft bereits bei der Reduzierung von Treibhausgasemissionen Der Einsatz angeshy messener Duumlngemittelmengen die Reduzieshyrung des Einsatzes von Pestiziden oder soshygar die Generierung von bdquoVerified Emission ReductionldquoshyZertifikaten (VERlsquos)25 zur Kompenshysation von Treibhausgasemissionen uumlber das so genannte bdquoInsettingldquo sind nur einige Moumlgshylich keiten fuumlr Produzenten die negativen Klimaauswirkungen ihrer Betriebe zu reduzieshyren und ggf auch das kohlenstoffbindende Potential ihrer Boumlden durch Aumlnderung der Pro shy duktionsweise zu erhoumlhen So werden Produ shy zenten zum Teil der Loumlsung des Klimaproblems anstatt Teil des Problems zu sein Durch die gute fachliche Praxis oder Umstellung auf BioshyProduktion koumlnnen sich Produzenten leich shy ter den Klimaveraumlnderungen wie zB Veraumlndeshyrungen der Niederschlaumlge anpassen Das ist aber nur moumlglich wenn alle vom Klimawandel gefaumlhrdeten Produzenten einschlieszliglich der Produzenten im FairtradeshySystem zukuumlnftig staumlrkere Unterstuumltzung erhalten

Durch die FairtradeshyStandards werden die Pro shy duzenten darin bestaumlrkt ihren Energievershybrauch im Laufe der Zeit zu reduzieren Sie werden aufgefordert den Energieaufwand ihrer Verarbeitungsanlagen zu dokumentieren und Bericht daruumlber zu erstatten welche Maszlignah shy men sie zur Reduktion von Treibhausgas emisshysionen und zur Bindung von CO2 ergreifen FLOshy Cert das Zertifizierungsorgan von Fairtrade hat damit begonnen Produzenten bei der Ermittlung ihres CO2shyFuszligabdruckes und soshygenannter bdquoHot Spotsldquo ndash Bereiche in denen Energieverbrauch und Klimabelastung redushyziert werden koumlnnen ndash zu unterstuumltzen

Insetting ndash Emissionen kompensieren und fair handeln

Um Kleinbauern noch staumlrker im Kampf geshygen den Klimawandel und seine Folgen zu unterstuumltzen bietet das FairtradeshyZertishyfizierungsunternehmen FLOshyCert seit 2012 ein neues Geschaumlftsmodell an den Handel mit VERs innerhalb des FairtradeshySystems Fairtradeshylizenzierte Unternehmen im Norden koumlnnen von ihnen verursachte klimarelevanshyte Emissionen innerhalb der FairtradeshyHan shy delskette durch Kauf von VERs von Fairtradeshy Produzentenorganisationen kompensieren Statt im bisher uumlblichen bdquoOffsettingldquoshyVershyfahren irgendwo auf der Welt anerkannte Emissionszertifikate einzukaufen26 um die fir shy meneigene Klimabilanz zu verbessern werden VERrsquos von Fairtradeshyzertifizierten Produzentenshyorganisationen gekauft Diese generieren VERrsquos zB durch Aumlnderungen der Anbauweise durch Aufforstung oder durch Kompostierung in gro shy szligem Umfang und lassen dies durch FLOshyCert nach einem anerkannten Fremdstandard27 fuumlr Emissionsminderung zertifizieren Der Ver shy kauf dieser Zertifikate an Fairtradeshylizenzierte Unternehmen im Norden schafft neue Einkom shy mens quellen und somit verbesserte Zu kunftsshychancen fuumlr diese Produzentenorganisationen Dadurch wird gleichzeitig auch in die Nachshyhaltigkeit der Produktion investiert die Lieshyferkette stabiler und die investierten Mittel vershybleiben innerhalb des FairtradeshySystems

Beispielsweise ergreift Rewe Oumlsterreich Maszlig shy nahmen zur Neutralisierung der CO2shyBilanz von FairtradeshyBlumen durch den Kauf von Emissionszertifikaten eines Wiederaufforsshytungs projekts bei der FairtradeshyKooperative ACOPAGRO in Peru Innerhalb der Kakaofelder der Kleinbauern werden einheimische Pflanzen angebaut ndash Obstbaumlume und Heilpflanzen sowie tropischer Harthoumllzer ndash und ein biologisches nachhaltiges Forstshy und Landwirtschaftsmodell entwickelt Das Projekt erschlieszligt kurzfristig

11Food Miles und Fairtrade

neue Einkommensquellen fuumlr die Bauern und foumlrdert zugleich die Artenvielfalt und die Regeneration des Bodens Insgesamt werden bis 2015 zwei Millionen Baumlume gepflanzt die einerseits CO2 speichern und so das Potenzial von CO2shyEmissionszertifikaten bieten positive Auswirkungen auf das lokale Oumlkosystem haben und langfristig als zusaumltzliche bdquoAltersvorsorgeldquo durch die Ertraumlge der Harthoumllzer in rund 35 Jahren dienen28

Fazit Food Miles und Fairness

Fairtrade foumlrdert Fairness und soziale Gerechtigkeit und leistet einen Beitrag zur Nachhaltigkeit Regionale Lebensmittel hashyben sicher ihren berechtigten Platz in einem nachhaltigen Einkaufskorb ndash durch FairtradeshyProdukte wird der ethische Aspekt hinzugefuumlgt

Es ist weitaus wichtiger und wirkungsvoller Konsumentscheidungen von emissionsintensishyven Produkten (wie zB Fleisch aus Massenshytierhaltung) und Verhaltensweisen (wie zB Lebensmittelverschwendung im Haushalt) weg shy zulenken als vom Kauf bestimmter Lebensshymittel abzusehen nur weil diese einen weiten Transportweg haben

Der Begriff bdquoFood Milesldquo legt in seiner dershyzeitigen Anwendung den einseitigen Schwershypunkt auf einen Teilaspekt oumlkologischer Nach shy haltigkeit die Klimaauswirkungen (vor allem Treibhausgasemissionen) die auf den Transshyport von Lebensmitteln vom Produktionsshy zum Verkaufsort zuruumlckzufuumlhren sind

Allein das Wissen daruumlber welche Entfernung ein Produkt zuruumlckgelegt hat bietet dem Verbraucher aber nicht alle Informationen die er fuumlr eine ethische Kaufentscheidung benoumltigt

Bauern und Arbeiter aus Entwicklungslaumlndern haben am wenigsten zum Klimawandel beigeshytragen und weisen CO2shyFuszligabdruumlcke auf die nur einen Bruchteil der CO2shyFuszligabdruumlcke von Konsu shy menten in Europa und Nordamerika darstellen Entwicklungslaumlnder haben einen berechtigten An spruch darauf ihren bdquooumlkologischen Spiel shy raumldquo aus zuschoumlpfen um ihre Existenz grundshy la gen zu sichern und ihre Wirtschaft auf zubauen ndash auch durch den Export von Nah rungs mitteln

Fairtrade ist der Uumlberzeugung dass es fuumlr bewusste Verbraucher weiterhin richtig ist sich uumlber den Kauf von FairtradeshyProdukten mit den Menschen in Entwicklungslaumlndern zu solidarisieren Damit unterstuumltzen sie einen nachhaltigen Ansatz der die Aspekte sozishyale Gerechtigkeit Umwelt Klimaschutz und Klimaanpassung beruumlcksichtigt und leisten eishynen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung

Regionale und Fairtrade-Produkte fuumlllen gemeinsam einen ethischen Einkaufskorb

Teepfluumlckerin auf dem Burnside Tea Estate Indien copy Santiago Engelhardt 2012

Food Miles und Fairtrade12

Glossar

CO2 Aumlquivalent (CO2e) Das CO2shyAumlquivalent oder Treibhauspotenzial gibt an wie stark eine festgelegte Menge eines Treibhausgases zum Treibhauseffekt beitraumlgt Neben CO2 wirken auch andere Gase vor allem Methan (CH4) und Lachgas (N2O) als Treibhausgase Sie hashyben ein deutlich groumlszligeres Treibhauspotenzial als CO2 Ihre Treibhauswirksamkeit wird auf die von Kohlendioxid (CO2) umgerechnet Die Summe der klimarelevanten Prozesse gibt man als CO2shyAumlquivalente (aumlquivalent = gleichwertig) an

Gute landwirtschaftliche Praxis Good Agricultural Practice (GAP) GAP sind landwirtschaftshyliche Anbaupraktiken die mindestens den gesetzlichen Vorgaben fuumlr die konventionelle Landwirtschaft entsprechen aber auch daruumlber hinaus gehen koumlnnen Sie dient vor allem in der konventionellen agrarindustriellen Produktion als Maszliggabe Ziel von GAP ist die Erzeugung von sicheren und qualitativ hochwertigen (Lebensmittelshy) Produkten Die bdquoGute landwirtschaftshyliche Praxisldquo beinhaltet den Integrierten Pflanzenbau (IPB) und den Integrierten Pflanzenschutz (IPS) ist jedoch deutlich niedrigschwelliger als Bioanbau

Insetting Fairtradeshylizenzierten Unternehmern im Norden koumlnnen von ihnen verursachte klimareshylevante Emissionen innerhalb der FairtradeshyHandelskette kompensieren Um die firmeneigene Klimabilanz zu verbessern werden so genannte Verified Emission Reduction Certificates (VER) von Fairtradeshyzertifizierten Produzentenorganisationen gekauft Die Produzentenorganisationen generieren VERrsquos zB durch Aumlnderungen der Anbauweise durch Aufforstung oder durch Kom shy pos tierung in groszligem Umfang und lassen dies durch FLOshyCert zertifizieren Weil die Kompen_sierung innerhalb der FairtradeshyHandelskette ablaumluft wird dieser Ansatz bdquoInsettingldquo genannt

Integrierter Anbau Integrierter Anbau ist ein Ansatz mittels Biotechnologie und definierten Schadschwellen unterhalb derer kein Pestizideinsatz erfolgen darf die industrialisierte konshyventionelle Landwirtschaft moumlglichst nachhaltig zu gestalten Es werden Methoden verwendet die moumlglichst geringe Auswirkungen auf die Umwelt haben ohne jedoch BioshyAnbau zu sein

Integrated Pest Managementldquo (IPM) Sammelbegriff fuumlr alle Methoden des biologischen Pflanzenschutzes (zB Einsatz von Raubmilben) IPM wird sowohl in der konventionellen als auch in der biologischen Landwirtschaft eingesetzt

MJoule 1 Megajoule (MJ) = 106 J = 1000 Kilojoule In der Physik dient das Joule als Einheit fuumlr Energie und Arbeit Ein Joule ist gleich der Energie die benoumltigt wird um eine Sekunde lang die Leistung von einem Watt zu erbringen

Oumlkologischer Fuszligabdruck Der oumlkologische Fuszligabdruck einer Bevoumllkerung ist die Menge an produktiven Landshy und Wasserflaumlchen die notwendig ist die Ressourcen die diese Menschen konsumieren bereitzustellen und ihren Abfall aufzunehmen shy dies alles bei gegebener Technologie Der jeweils berechnete Flaumlchenverbrauch wird auf die Weltbevoumllkerung hochshygerechnet und mit den auf der Erde real verfuumlgbaren Flaumlchen verglichen Laut Living Planet Report 2010 des WWF betraumlgt der Oumlkologische Fuszligabdruck fuumlr Deutschland 509 Hektar Das heiszligt wenn alle Menschen dieselbe Menge Ressourcen verbrauchen wuumlrden wuumlrde die Flaumlche von 28 Erden benoumltigt um den Ressourcenverbrauch zu decken

Verified Emission Reduction (VER) Gepruumlfte Emissionsreduzierungen sind Zertifikate uumlber die gepruumlfte Vermeidung einer bestimmten Menge CO2shyAusstoszlig Sie stammen meist aus kleineshyren Klimaschutzprojekten fuumlr die eine UNshyRegistrierung oumlkonomisch nicht sinnvoll waumlre wershyden von einem unabhaumlngigen Gutachter gepruumlft und im freiwilligen Klimaschutz und freiwilligen CO2shyAusgleich eingesetzt

13Food Miles und Fairtrade

Endnoten

1 Sustain The alliance for better food and farming ist eine britische Organisation die sich fuumlr nachhaltige

Ernaumlhrungsshy und Anbaupraktiken einsetzt wwwsustainweborgabout

2 SAFE Alliance (1994 republished in 2011) The Food Miles report the dangers of long distance food

transport Verfuumlgbar unter httpwwwsustainweborgpublicationsid=191 (Stand 29November 2012)

3 Weber Christopher L amp Mathews Scott H (2008) FoodshyMiles and the Relative Climate Impacts of Food

Choices in the United States Verfuumlgbar unter httppubsacsorgdoiabs101021es702969f (Stand

29November 2012)

4 Garnett Tara (2008) Cooking Up a Storm Food greenhouse gas emissions and our changing climate

Verfuumlgbar unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfilesCuaS_webpdf (Stand 29 November 2012)

5 Cafeacutedirect (2009) A glimpse into our 2009 carbon footprint Verfuumlgbar unter httpwwwcafedirectcouk

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6 Carbon Trust (2008) Working with innocent Product carbon footprinting in practice Verfuumlgbar unter

httpwwwcarbontrustcoukpublicationspagespublicationdetailaspxid=CTS054

(Stand 29November 2012)

7 DEFRA (2008) PAS2050 case study Applying PAS2050 to a complex product Cottage Pie Ready Meal

Verfuumlgbar unter httprandddefragovukDocumentaspxDocument=FO0409_8193_OTHPDF (Stand

29November 2012)

8 Kasterine Alexander amp Vanzetti David (2010) Growth Pole Sustainable Agriculture (Chapter 3) in UNCTAD

(2010) Trade and Environment Review 200910 Verfuumlgbar unter httpunctadorgenDocsditcted20092_

enpdf (Stand 29November 2012)

9 CO2e (CO2shyAumlquivalent) ist ein Indikator der die sechs existierenden Treibhausgase in ein quantitatishy

ve messbares CO2shyAumlquivalent umwandelt CO2e gilt als internationaler Standard fuumlr die Darstellung von

Treibhausgasemissionen (vgl auch Glossar in diesem Dokument)

10 Ermittlung der weggeworfenen Lebensmittelmengen und Vorschlaumlge zur Verminderung der Wegwerfrate

bei Lebensmitteln in Deutschland (2012) httpwwwbmelvdeSharedDocsDownloadsErnaehrungWvL

Studie_Lebensmittelabfaelle_Kurzfassungpdf__blob=publicationFile (Stand 29November 2012)

11 Garnett Tara (2003) Wise Moves Exploring the relationship between food transport and CO2 Verfuumlgbar

unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfileswise_moves_0pdf (Stand 29 November 2012)

12 Kasterine Alexander amp Vanzetti David (2010) Trade and Environment Review 200910 Promoting poles

of clean growth to foster the transition to a more sustainable economy Verfuumlgbar unter httpunctadorg

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13 Williams Adrian (2007) Comparative Study of Cut Roses for the British Market Produced in Kenya and the

Netherlands Verfuumlgbar unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfilesCut_roses_for_the_British_market

pdf (Stand 29 November 2012)

14 Brenton Paul EdwardsshyJones Gareth amp Friis Jensen Michael (2009) Carbon Labelling and Lowshyincome

Country Exports A Review of the Development Issues Verfuumlgbar unter wwwintracenorgWorkArea

DownloadAssetaspxid=52571 (Stand 29November 2012)

15 CA steht fuumlr bdquocontrolled atmosphereldquo diese Technologie erlaubt extrem lange Lagerzeiten

16 Blanke Michael M Burdrick Bernhard (2005) Food (miles) for Thought ndash Energy Balance for

Locallyshygrown versus Imported Apple Fruit ESPR ndash Environ Sci amp Pollut Res 12 S 125shy127 Verfuumlgbar

unter ftpftpfaoorgpaiaorganicagofsFoodMilesshyThoughtpdf (Stand 2April 2013)

17 Brenton Paul EdwardsshyJones Gareth amp Friis Jensen Michael (2010) Carbon Footprints and Food

Systems Do current accounting methodologies disadvantage developing countries

Food Miles und Fairtrade14

Verfuumlgbar unter httpsiteresourcesworldbankorgINTRANETTRADEResourcesPubsCar bon_Footshy

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18 Plassman Katharina amp EdwardsshyJones Gareth (2008) Where does the carbon footprint fall

Developing a carbon map of food production Verfuumlgbar unter httppubsiiedorg16023IIED

html (Stand 29November 2012)17 Chi Kelly Rai MacGregor James amp King Richard (2009) Fair Miles

recharting the food miles map Available at httppubsiiedorg15516IIEDhtml

19 Bundesverband der Regionalbewegung e V (2011) Regionale Wirtschaftskreislaumlufe als Basis eines Regionalshy

siegels httpwwwregionalbewegungdefileadminuser_uploadpdfPositionspapierePositionspapier_

Glaubwuerdige_Regionalvermarktung_BRB_final_111125pdf (Stand 14Januar 2013)

20 KNBS Kenyan Bureau of Statistics (2012) Economic Survey 2012 presented by Hon Wycliffe Ambetsa

Oparanya EGH MP Minister of State for Planning National Development and Vision 2030 Verfuumlgbar unter

httpwwwknbsorkeEconomic20SurveysMinisters20Presentation20ES20FINALpdf (Stand

14Januar 2013) Umrechnung in USshyDollar auf Basis des Wechselkurses von Januar 201320 World Bank

(2007) Data CO2 emissions (metric tons per capita) Available at httpdataworldbankorgindicatorEN

ATMCO2EPC

21 Chi Kelly Rai MacGregor James amp King Richard (2009) Fair Miles recharting the food miles map

Verfuumlgbar unter httppubsiiedorg15516IIEDhtml (Stand 29November 2012)

22 Common Fund for Commodities (2011) CFC Basic Facts 2011shy2012 Verfuumlgbar unter httpwww

commonshyfundorgPublicationsCFC_Basic_Facts_2010shy2011 (Stand 29 November 2012)

23 World Bank (2008) Data CO2 emissions (metric tons per capita) Verfuumlgbar unter httpdataworldbankorg

indicatorENATMCO2EPC (Stand 29November 2012)

24 MacGregor James amp Chambwera Muyeye (2008) Room to move lsquoecological spacersquo and emissions

equity Verfuumlgbar unter httpwwwagrifoodstandardsnetenresourcesglobalroom_to_move_ecologishy

cal_space_and_emissions_equity (Stand 29November 2012)

25 VERs sind Zertifikate fuumlr freiwillig erbrachte Emissionsminderungen die durch einen unabhaumlngigen Auditor

uumlberpruumlft und validiert werden Sie stammen meist aus kleineren Klimaschutzprojekten fuumlr die eine UNshy

Registrierung oumlkonomisch nicht sinnvoll waumlre VERs fallen nicht unter den gesetzlich vorgeschriebeshy

nen Emissionshandel unter dem KyotoshyProtokoll und sind fuumlr Unternehmen und Branchen interessant

die ihre klimarelevanten Emissionen reduzieren wollen aber nicht unter den gesetzlich vorgeschrieben

Emissionshandel mit CERs (Certified Emission Reduction Certificates) fallen VERs werden deshalb vor

allem im freiwilligen Klimaschutz und CO2shyAusgleich eingesetzt

26 Diese werden oft durch Emissionsvermeidungen infolge technischer Verbesserungen an indus triellen

Produktionsanlagen generiert zB durch Einbau von Filteranlagen oder Verbes serung der Wirkungsgrade

von Herstellungsprozessen Dies erfolgt in der Regel uumlblicherweise auszligerhalb der eigenen Lieferkette

27 Aktuell gibt es noch keinen eigenen FairtradeshyKlimastandard daran wird gearbeitet

26 FLOshyCert GmbH (Juli 2012) REWE nutzt FLOshyCERTs Dienste zum Klimawandel zur CO2shyNeutralisierung

von FairtradeshyBlumen Verfuumlgbar unter httpwwwfloshycertnetfloshycertfileadminuser_uploadinformation

newsletter2012shy07shy19rewe_depdf (Stand 3April 2013)

ImpressumText basierend auf Fairtrade International (2011) Food Miles and Fairtrade How Does the Current lsquoFood Milesrsquo Concept Disconnect Consumers from Disadvantaged Producers Abrufbar unter httpwwwfairtradenetfileadminuser_uploadcontent2009resources pp_fairtrade_food-miles_2011pdf Uumlbersetzung Carina SeckRedaktion Claudia Bruumlck (verantwortlich) Edith Gmeiner Maren Richter Martin Schuumlller Fotonachweis Titelfoto Rosa Maribel Galecio Medina Arbeiterin auf der Bananen-Kooperative APPBOSA Peru copy Linus Hallgren 2009Ruumlckseite Kundin mit Fairtrade-Produkten in einem Supermarkt in Deutschland copy Miriam Ersch 2011

TransFair Verein zur Foumlrderung des Fairen Handels mit der bdquoDritten Weltldquo eV Remigiusstraszlige 2150937 KoumllnTelefon +49 221 94 20 40 shy 0Fax +49 221 94 20 40 shy 40Email infofairtradeshydeutschlanddeInternet wwwfairtradeshydeutschlandde

Page 7: Vom Erzeuger zum Verbraucher – Food Miles und Fairtrade€¦ · 2 Food Miles und Fairtrade Food Miles und Fairtrade: Warum eine einseitige Diskussion über lange Transportwege zu

7Food Miles und Fairtrade

Der Fokus auf Transportwege gefaumlhr det den Marktzugang fuumlr benachteiligte Produzenten des globalen Suumldens

Bei der Definition dessen was nachhaltiger Konsum bedeutet geht es nicht nur um die Reduzierung von Klimabelastungen sondern auch im umfassenderen Sinne um positive Veraumlnderungen in der Gesellschaft und um eine ganzheitliche Entwicklung

Gerechtigkeit und Fairness sind die Grundshyprinzipien nachhaltiger Entwicklung und sollshyten an oberster Stelle stehen wenn es darum geht Verbrauchern hinsichtlich nachhaltiger Kaufentscheidungen Orientierung zu geben Sich nur auf den Anteil des Transportes am jeweiligen CO2shyFuszligabdruck zu beschraumlnken laumlsst die sozialen und wirtschaftlichen Dimen shy sionen nachhaltiger Entwicklung auszliger Acht Das kann in der Konsequenz den Marktzugang fuumlr benachteiligte Produzenten aus Entwickshylungslaumlndern gefaumlhrden

Fuumlr viele Entwicklungslaumlnder ist der Export von Guumltern eine wichtige Einkommensquelle und Existenzgrundlage So brachte zB 2011 der Export von Gartenbauprodukten Kenia rund 960 Millionen US$ ein20 Der Export von frischen Fruumlchten und Gemuumlse aus Subshy saharashyAfrika nach Groszligbritannien sichert die Lebensgrundlage von schaumltzungsweise 1 bis 15 Millionen Menschen21 Diese Handels beshyziehungen ermoumlglichen Entwicklungslaumlndern einen Weg aus der Abhaumlngigkeit von Ent shy

wicklungshilfe und foumlrdern ihre wirtschaftliche Entwicklung

In vielen Entwicklungslaumlndern sind die Menshy schen fuumlr die Sicherung ihrer Existenzshy grundlagen auf den Export landwirtschaftlicher Erzeugnisse als wichtigen Wirtschaftsfaktor angewiesen Uumlber 70 Prozent der aumlrmsten Menschen dieser Welt leben in laumlndlichen Regionen und sind (direkt oder indirekt) von der Landwirtschaft abhaumlngig22 Der Verlust eintraumlglicher Exportmaumlrkte kann das Wirtshyschaftssystem in diesen Laumlndern und die Ernaumlhrungssicherheit vieler armer Produzenshyten gefaumlhrden

Kakao-Kooperative Kuapa Kokoa Ghana copy Kenneth Havgaard 2006

Es gibt keine verbindliche oder allgemein anerkannte Definition von bdquoRegionalitaumltldquo19 Die Definition des Begriffes bdquoregionalldquo ist schwi-erig ua weil viele regionale Pro-dukte stark auf den Einsatz importi-erter Ressourcen angewiesen sind

Food Miles und Fairtrade8

Was Fairtrade als ethisches System auszeichnet Foumlrderung von Mensch und Umwelt

Fairtrade ist eine Alternative zu konventionelshylem Handel und beruht auf die partnerschaftshyliche Beziehung zwischen Produzent und Kon shy sument Die FairtradeshyBewegung foumlrdert sowohl nachhaltige Produktionsweisen als auch nachshy haltiges Konsumverhalten und stellt dabei den Menschen in den Mittelpunkt seines Wirkens Der urspruumlnglichen Verwendung des Begriffs von bdquoFood Milesldquo von 1994 entsprechend setzt sich Fairtrade dafuumlr ein Produzenten und Konsumenten zu verbinden und die Geschichshyten und Gesichter hinter den Lebensmitteln greifbar zu machen Zu den Zielen von Fairtrade gehoumlren der Aufbau gerechterer Handelsbezieshyhungen und die Verbesserung der Lebensshy und Arbeitsbedingungen von Produzenten durch stabile Mindestpreise und die FairtradeshyPrauml shy mie welche die Produzenten selbstbestimmt in Projekte zur sozialen undoder wirtschaft lishychen Entwick lung investieren koumlnnen Fairtrade unterstuumltzt Kleinbauern sich in Kooperativen zu organi sieren um damit ihre Verhand lungsshy positionen zu staumlr ken

Es ist das erklaumlrte Ziel von Fairtrade die Lebensgrundlage von benachteiligten Baumluerin shy nen und Bauern sowie Arbeiterinnen und Arbeishytern aus Entwicklungslaumlndern zu verbessern Durch den Einkauf von FairtradeshyProdukten bietet sich Konsumenten eine Moumlglichkeit mit ihrem taumlglichen Einkauf einen Beitrag zur Armuts shy bekaumlmpfung zu leisten

Fairness ein Leitprinzip beim Klimaschutz

Alle Diskussionen uumlber Klimawandel sollten unshyter der Uumlberschrift bdquoFairness und Gerechtigkeitldquo stehen Das als Teil des Kyoto Protokolls ndash das erste und einzige mehrheitlich von der Staatenshy gemeinschaft ratifizierte verbindliche Klimashyschutzabkommen fuumlr Industrielaumlnder ndash von fast allen Laumlndern dieser Welt anerkannte Prinzip der bdquogemeinsamen aber differenzierten Vershyantwortungldquo erkennt die Tatsache an dass Ent shy wicklungslaumlnder die am wenigsten fuumlr den Klimawandel verantwortlich sind am haumlrtesten davon getroffen werden Produzenten in Ent shy wick lungslaumlndern bekommen die Auswir kun shy gen des Klimawandels bereits deutlich zu spuumlren ndash unter anderem in Form von Wettershyumschwuumlngen und dadurch bedingten Ernteshyausfaumlllen oder geringeren Ernteertraumlgen Dabei verursachen sie aber selbst nur geringe CO2shyEmissionen Angesichts dieser Tatsache sollshyte es selbstverstaumlndlich sein die Last der Emissionsreduktion auf diejenigen zu verteilen die historisch dafuumlr verantwortlich sind ndash die entwickelten und industrialisierten Laumlnder

Ausgehend von der derzeitigen Bevoumllke rungsshy zahl waumlre ein jaumlhrlicher Kohlenstoffemissionsshywert von bis zu ca zwei Tonnen CO2shyAumlquishy valent (CO2e) pro Person noch als nachhal shytig einzustufen Der aktuelle weltweite Durch shy schnitt liegt allerdings bei 36 Tonnen Obwohl es keinen Zweifel mehr daran gibt dass die Treibhausgasemissionen auf globaler Ebene re duziert werden muumlssen ist dabei eine sehr unterschiedliche proshyKopfshyVerteilung der Emisshysionen zu beachten In Afrika liegt der durchshyschnittliche proshyKopfshyEmissionswert bei einer Tonne (in SubsaharashyStaaten meist weit darshyunter) waumlhrend er sich in Deutschland auf 96 Tonnen belaumluft Indien hat niedrige proshyKopfshyWerte von 15 Tonnen und in Lateinamerika sind die Werte auch relativ niedrig 15 Tonnen CO2 pro Kopf in Kolumbien und 08 Tonnen in

Fairtrade verbindet Produzenten und Konsumenten und macht so-mit die Gesichter und Geschichten greifbar die hinter Lebensmitteln stehen

9Food Miles und Fairtrade

Nicaragua23 Mit Blick auf den noch nachhalshytigen proshyKopfshyEmissionswert von 2 Tonnen kann man feststellen dass Afrika und viele andere Entwicklungslaumlnder noch uumlber oumlkologishyschen Spielraum verfuumlgen

Der groumlszligte Teil der in Afrika verursachten Emissionen ist bdquoProduktionsshyKohlenstoffldquo das heiszligt dass die meisten Emissionen bei der Durchfuumlhrung von Maszlignahmen entstehen die zur Deckung von Grundbeduumlrfnissen notwenshydig sind24 Das steht im starken Gegensatz zu den meisten Emissionen in entwickelten Laumlnshydern die haumlufig im Zuge von Luxuskonsum und durch Freizeitverhalten entstehen Es ist nicht fair dass in Laumlndern die durch hohe CO2shyBilanzen den Klimawandel hauptsaumlchlich verursacht haben Menschen aufgefordert wershyden von Importen aus Laumlndern mit wesentlich geringeren Emissionen Abstand zu nehmen Vor allem deswegen nicht weil die Menschen in Entwicklungslaumlndern auf den internationalen Handel angewiesen sind

Die Fairtrade-Bewegung steht bei Klimawandel und Umweltthemen nicht still

Fairtrade stellt den Menschen in den Mittelpunkt und beruumlcksichtigt gleichzeitig die fuumlr eine nachshyhaltige Existenzsicherung wichtigen Faktoren Umwelt und Klima Der ganzheitliche Ansatz von Fairtrade beruumlcksichtigt alle Dimensionen nachhaltiger Entwicklung und setzt diese regelshymaumlszligig bei jeder Standardaktualisierung um

Fairtrade fordert von Produzenten nicht nur mindestens die Einfuumlhrung guter fachlicher

Praxis in der landwirtschaftlichen Produktion (Good Agricultural Practice GAP) durch die die Gesundheit von Arbeitern und Umwelt geshyschuumltzt wird Fairtrade geht heute sogar weiter und hat bdquoIntegrated Pest Managementldquo (IPM)Integrierten Anbau in der konventionellen landshywirtschaftlichen Produktion als Ziel formuliert Die Standards umfassen deshalb unter anshyderem das Verbot von besonders giftigen Pestiziden und die Durchfuumlhrung verschiedeshyner Schulungen zu Themen wie Wassershy und Bodenschutz Entsorgung gefaumlhrlicher Abfaumllle oder Minimierung von Pestizideinsaumltzen zB durch Anwendung von biologischen Schaumldshylingsbekaumlmpfungsmethoden Produzenten sind durch die Einhaltung der Standard verpflichshytet bestehende natuumlrliche Ressourcen zu schuumltzen Sie werden auszligerdem aktiv bei der Umstellung auf biologischen Anbau unterstuumltzt dessen Standards nochmals deutlich uumlber GAP hinausgehen

Die Hauptlast der Emissionsreduk-tion sollte selbstverstaumlndlich auf die historisch Verantwortlichen ver-teilt werden ndash die entwickelten und industrialisierten Laumlndern

Fatoumata Moussa Dougourakoroni Baumwoll Kooperative Mali copy Simon Rawles 2011

Food Miles und Fairtrade10

Fairtrade erkennt die globale Bedeutung des Klimawandels und hilft den Produzenten dashybei sich den Auswirkungen des Klimawandels besser anzupassen und die von ihren eigenen Betrieben verursachte Klimabelastung redushyzieren zu koumlnnen Die gute fachliche Praxis die Produzenten im Zuge von Fairtrade umshysetzen hilft bereits bei der Reduzierung von Treibhausgasemissionen Der Einsatz angeshy messener Duumlngemittelmengen die Reduzieshyrung des Einsatzes von Pestiziden oder soshygar die Generierung von bdquoVerified Emission ReductionldquoshyZertifikaten (VERlsquos)25 zur Kompenshysation von Treibhausgasemissionen uumlber das so genannte bdquoInsettingldquo sind nur einige Moumlgshylich keiten fuumlr Produzenten die negativen Klimaauswirkungen ihrer Betriebe zu reduzieshyren und ggf auch das kohlenstoffbindende Potential ihrer Boumlden durch Aumlnderung der Pro shy duktionsweise zu erhoumlhen So werden Produ shy zenten zum Teil der Loumlsung des Klimaproblems anstatt Teil des Problems zu sein Durch die gute fachliche Praxis oder Umstellung auf BioshyProduktion koumlnnen sich Produzenten leich shy ter den Klimaveraumlnderungen wie zB Veraumlndeshyrungen der Niederschlaumlge anpassen Das ist aber nur moumlglich wenn alle vom Klimawandel gefaumlhrdeten Produzenten einschlieszliglich der Produzenten im FairtradeshySystem zukuumlnftig staumlrkere Unterstuumltzung erhalten

Durch die FairtradeshyStandards werden die Pro shy duzenten darin bestaumlrkt ihren Energievershybrauch im Laufe der Zeit zu reduzieren Sie werden aufgefordert den Energieaufwand ihrer Verarbeitungsanlagen zu dokumentieren und Bericht daruumlber zu erstatten welche Maszlignah shy men sie zur Reduktion von Treibhausgas emisshysionen und zur Bindung von CO2 ergreifen FLOshy Cert das Zertifizierungsorgan von Fairtrade hat damit begonnen Produzenten bei der Ermittlung ihres CO2shyFuszligabdruckes und soshygenannter bdquoHot Spotsldquo ndash Bereiche in denen Energieverbrauch und Klimabelastung redushyziert werden koumlnnen ndash zu unterstuumltzen

Insetting ndash Emissionen kompensieren und fair handeln

Um Kleinbauern noch staumlrker im Kampf geshygen den Klimawandel und seine Folgen zu unterstuumltzen bietet das FairtradeshyZertishyfizierungsunternehmen FLOshyCert seit 2012 ein neues Geschaumlftsmodell an den Handel mit VERs innerhalb des FairtradeshySystems Fairtradeshylizenzierte Unternehmen im Norden koumlnnen von ihnen verursachte klimarelevanshyte Emissionen innerhalb der FairtradeshyHan shy delskette durch Kauf von VERs von Fairtradeshy Produzentenorganisationen kompensieren Statt im bisher uumlblichen bdquoOffsettingldquoshyVershyfahren irgendwo auf der Welt anerkannte Emissionszertifikate einzukaufen26 um die fir shy meneigene Klimabilanz zu verbessern werden VERrsquos von Fairtradeshyzertifizierten Produzentenshyorganisationen gekauft Diese generieren VERrsquos zB durch Aumlnderungen der Anbauweise durch Aufforstung oder durch Kompostierung in gro shy szligem Umfang und lassen dies durch FLOshyCert nach einem anerkannten Fremdstandard27 fuumlr Emissionsminderung zertifizieren Der Ver shy kauf dieser Zertifikate an Fairtradeshylizenzierte Unternehmen im Norden schafft neue Einkom shy mens quellen und somit verbesserte Zu kunftsshychancen fuumlr diese Produzentenorganisationen Dadurch wird gleichzeitig auch in die Nachshyhaltigkeit der Produktion investiert die Lieshyferkette stabiler und die investierten Mittel vershybleiben innerhalb des FairtradeshySystems

Beispielsweise ergreift Rewe Oumlsterreich Maszlig shy nahmen zur Neutralisierung der CO2shyBilanz von FairtradeshyBlumen durch den Kauf von Emissionszertifikaten eines Wiederaufforsshytungs projekts bei der FairtradeshyKooperative ACOPAGRO in Peru Innerhalb der Kakaofelder der Kleinbauern werden einheimische Pflanzen angebaut ndash Obstbaumlume und Heilpflanzen sowie tropischer Harthoumllzer ndash und ein biologisches nachhaltiges Forstshy und Landwirtschaftsmodell entwickelt Das Projekt erschlieszligt kurzfristig

11Food Miles und Fairtrade

neue Einkommensquellen fuumlr die Bauern und foumlrdert zugleich die Artenvielfalt und die Regeneration des Bodens Insgesamt werden bis 2015 zwei Millionen Baumlume gepflanzt die einerseits CO2 speichern und so das Potenzial von CO2shyEmissionszertifikaten bieten positive Auswirkungen auf das lokale Oumlkosystem haben und langfristig als zusaumltzliche bdquoAltersvorsorgeldquo durch die Ertraumlge der Harthoumllzer in rund 35 Jahren dienen28

Fazit Food Miles und Fairness

Fairtrade foumlrdert Fairness und soziale Gerechtigkeit und leistet einen Beitrag zur Nachhaltigkeit Regionale Lebensmittel hashyben sicher ihren berechtigten Platz in einem nachhaltigen Einkaufskorb ndash durch FairtradeshyProdukte wird der ethische Aspekt hinzugefuumlgt

Es ist weitaus wichtiger und wirkungsvoller Konsumentscheidungen von emissionsintensishyven Produkten (wie zB Fleisch aus Massenshytierhaltung) und Verhaltensweisen (wie zB Lebensmittelverschwendung im Haushalt) weg shy zulenken als vom Kauf bestimmter Lebensshymittel abzusehen nur weil diese einen weiten Transportweg haben

Der Begriff bdquoFood Milesldquo legt in seiner dershyzeitigen Anwendung den einseitigen Schwershypunkt auf einen Teilaspekt oumlkologischer Nach shy haltigkeit die Klimaauswirkungen (vor allem Treibhausgasemissionen) die auf den Transshyport von Lebensmitteln vom Produktionsshy zum Verkaufsort zuruumlckzufuumlhren sind

Allein das Wissen daruumlber welche Entfernung ein Produkt zuruumlckgelegt hat bietet dem Verbraucher aber nicht alle Informationen die er fuumlr eine ethische Kaufentscheidung benoumltigt

Bauern und Arbeiter aus Entwicklungslaumlndern haben am wenigsten zum Klimawandel beigeshytragen und weisen CO2shyFuszligabdruumlcke auf die nur einen Bruchteil der CO2shyFuszligabdruumlcke von Konsu shy menten in Europa und Nordamerika darstellen Entwicklungslaumlnder haben einen berechtigten An spruch darauf ihren bdquooumlkologischen Spiel shy raumldquo aus zuschoumlpfen um ihre Existenz grundshy la gen zu sichern und ihre Wirtschaft auf zubauen ndash auch durch den Export von Nah rungs mitteln

Fairtrade ist der Uumlberzeugung dass es fuumlr bewusste Verbraucher weiterhin richtig ist sich uumlber den Kauf von FairtradeshyProdukten mit den Menschen in Entwicklungslaumlndern zu solidarisieren Damit unterstuumltzen sie einen nachhaltigen Ansatz der die Aspekte sozishyale Gerechtigkeit Umwelt Klimaschutz und Klimaanpassung beruumlcksichtigt und leisten eishynen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung

Regionale und Fairtrade-Produkte fuumlllen gemeinsam einen ethischen Einkaufskorb

Teepfluumlckerin auf dem Burnside Tea Estate Indien copy Santiago Engelhardt 2012

Food Miles und Fairtrade12

Glossar

CO2 Aumlquivalent (CO2e) Das CO2shyAumlquivalent oder Treibhauspotenzial gibt an wie stark eine festgelegte Menge eines Treibhausgases zum Treibhauseffekt beitraumlgt Neben CO2 wirken auch andere Gase vor allem Methan (CH4) und Lachgas (N2O) als Treibhausgase Sie hashyben ein deutlich groumlszligeres Treibhauspotenzial als CO2 Ihre Treibhauswirksamkeit wird auf die von Kohlendioxid (CO2) umgerechnet Die Summe der klimarelevanten Prozesse gibt man als CO2shyAumlquivalente (aumlquivalent = gleichwertig) an

Gute landwirtschaftliche Praxis Good Agricultural Practice (GAP) GAP sind landwirtschaftshyliche Anbaupraktiken die mindestens den gesetzlichen Vorgaben fuumlr die konventionelle Landwirtschaft entsprechen aber auch daruumlber hinaus gehen koumlnnen Sie dient vor allem in der konventionellen agrarindustriellen Produktion als Maszliggabe Ziel von GAP ist die Erzeugung von sicheren und qualitativ hochwertigen (Lebensmittelshy) Produkten Die bdquoGute landwirtschaftshyliche Praxisldquo beinhaltet den Integrierten Pflanzenbau (IPB) und den Integrierten Pflanzenschutz (IPS) ist jedoch deutlich niedrigschwelliger als Bioanbau

Insetting Fairtradeshylizenzierten Unternehmern im Norden koumlnnen von ihnen verursachte klimareshylevante Emissionen innerhalb der FairtradeshyHandelskette kompensieren Um die firmeneigene Klimabilanz zu verbessern werden so genannte Verified Emission Reduction Certificates (VER) von Fairtradeshyzertifizierten Produzentenorganisationen gekauft Die Produzentenorganisationen generieren VERrsquos zB durch Aumlnderungen der Anbauweise durch Aufforstung oder durch Kom shy pos tierung in groszligem Umfang und lassen dies durch FLOshyCert zertifizieren Weil die Kompen_sierung innerhalb der FairtradeshyHandelskette ablaumluft wird dieser Ansatz bdquoInsettingldquo genannt

Integrierter Anbau Integrierter Anbau ist ein Ansatz mittels Biotechnologie und definierten Schadschwellen unterhalb derer kein Pestizideinsatz erfolgen darf die industrialisierte konshyventionelle Landwirtschaft moumlglichst nachhaltig zu gestalten Es werden Methoden verwendet die moumlglichst geringe Auswirkungen auf die Umwelt haben ohne jedoch BioshyAnbau zu sein

Integrated Pest Managementldquo (IPM) Sammelbegriff fuumlr alle Methoden des biologischen Pflanzenschutzes (zB Einsatz von Raubmilben) IPM wird sowohl in der konventionellen als auch in der biologischen Landwirtschaft eingesetzt

MJoule 1 Megajoule (MJ) = 106 J = 1000 Kilojoule In der Physik dient das Joule als Einheit fuumlr Energie und Arbeit Ein Joule ist gleich der Energie die benoumltigt wird um eine Sekunde lang die Leistung von einem Watt zu erbringen

Oumlkologischer Fuszligabdruck Der oumlkologische Fuszligabdruck einer Bevoumllkerung ist die Menge an produktiven Landshy und Wasserflaumlchen die notwendig ist die Ressourcen die diese Menschen konsumieren bereitzustellen und ihren Abfall aufzunehmen shy dies alles bei gegebener Technologie Der jeweils berechnete Flaumlchenverbrauch wird auf die Weltbevoumllkerung hochshygerechnet und mit den auf der Erde real verfuumlgbaren Flaumlchen verglichen Laut Living Planet Report 2010 des WWF betraumlgt der Oumlkologische Fuszligabdruck fuumlr Deutschland 509 Hektar Das heiszligt wenn alle Menschen dieselbe Menge Ressourcen verbrauchen wuumlrden wuumlrde die Flaumlche von 28 Erden benoumltigt um den Ressourcenverbrauch zu decken

Verified Emission Reduction (VER) Gepruumlfte Emissionsreduzierungen sind Zertifikate uumlber die gepruumlfte Vermeidung einer bestimmten Menge CO2shyAusstoszlig Sie stammen meist aus kleineshyren Klimaschutzprojekten fuumlr die eine UNshyRegistrierung oumlkonomisch nicht sinnvoll waumlre wershyden von einem unabhaumlngigen Gutachter gepruumlft und im freiwilligen Klimaschutz und freiwilligen CO2shyAusgleich eingesetzt

13Food Miles und Fairtrade

Endnoten

1 Sustain The alliance for better food and farming ist eine britische Organisation die sich fuumlr nachhaltige

Ernaumlhrungsshy und Anbaupraktiken einsetzt wwwsustainweborgabout

2 SAFE Alliance (1994 republished in 2011) The Food Miles report the dangers of long distance food

transport Verfuumlgbar unter httpwwwsustainweborgpublicationsid=191 (Stand 29November 2012)

3 Weber Christopher L amp Mathews Scott H (2008) FoodshyMiles and the Relative Climate Impacts of Food

Choices in the United States Verfuumlgbar unter httppubsacsorgdoiabs101021es702969f (Stand

29November 2012)

4 Garnett Tara (2008) Cooking Up a Storm Food greenhouse gas emissions and our changing climate

Verfuumlgbar unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfilesCuaS_webpdf (Stand 29 November 2012)

5 Cafeacutedirect (2009) A glimpse into our 2009 carbon footprint Verfuumlgbar unter httpwwwcafedirectcouk

ashyglimpseshyintoshyourshy2009shycarbonshyfootprint (Stand 29 November 2012)

6 Carbon Trust (2008) Working with innocent Product carbon footprinting in practice Verfuumlgbar unter

httpwwwcarbontrustcoukpublicationspagespublicationdetailaspxid=CTS054

(Stand 29November 2012)

7 DEFRA (2008) PAS2050 case study Applying PAS2050 to a complex product Cottage Pie Ready Meal

Verfuumlgbar unter httprandddefragovukDocumentaspxDocument=FO0409_8193_OTHPDF (Stand

29November 2012)

8 Kasterine Alexander amp Vanzetti David (2010) Growth Pole Sustainable Agriculture (Chapter 3) in UNCTAD

(2010) Trade and Environment Review 200910 Verfuumlgbar unter httpunctadorgenDocsditcted20092_

enpdf (Stand 29November 2012)

9 CO2e (CO2shyAumlquivalent) ist ein Indikator der die sechs existierenden Treibhausgase in ein quantitatishy

ve messbares CO2shyAumlquivalent umwandelt CO2e gilt als internationaler Standard fuumlr die Darstellung von

Treibhausgasemissionen (vgl auch Glossar in diesem Dokument)

10 Ermittlung der weggeworfenen Lebensmittelmengen und Vorschlaumlge zur Verminderung der Wegwerfrate

bei Lebensmitteln in Deutschland (2012) httpwwwbmelvdeSharedDocsDownloadsErnaehrungWvL

Studie_Lebensmittelabfaelle_Kurzfassungpdf__blob=publicationFile (Stand 29November 2012)

11 Garnett Tara (2003) Wise Moves Exploring the relationship between food transport and CO2 Verfuumlgbar

unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfileswise_moves_0pdf (Stand 29 November 2012)

12 Kasterine Alexander amp Vanzetti David (2010) Trade and Environment Review 200910 Promoting poles

of clean growth to foster the transition to a more sustainable economy Verfuumlgbar unter httpunctadorg

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13 Williams Adrian (2007) Comparative Study of Cut Roses for the British Market Produced in Kenya and the

Netherlands Verfuumlgbar unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfilesCut_roses_for_the_British_market

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14 Brenton Paul EdwardsshyJones Gareth amp Friis Jensen Michael (2009) Carbon Labelling and Lowshyincome

Country Exports A Review of the Development Issues Verfuumlgbar unter wwwintracenorgWorkArea

DownloadAssetaspxid=52571 (Stand 29November 2012)

15 CA steht fuumlr bdquocontrolled atmosphereldquo diese Technologie erlaubt extrem lange Lagerzeiten

16 Blanke Michael M Burdrick Bernhard (2005) Food (miles) for Thought ndash Energy Balance for

Locallyshygrown versus Imported Apple Fruit ESPR ndash Environ Sci amp Pollut Res 12 S 125shy127 Verfuumlgbar

unter ftpftpfaoorgpaiaorganicagofsFoodMilesshyThoughtpdf (Stand 2April 2013)

17 Brenton Paul EdwardsshyJones Gareth amp Friis Jensen Michael (2010) Carbon Footprints and Food

Systems Do current accounting methodologies disadvantage developing countries

Food Miles und Fairtrade14

Verfuumlgbar unter httpsiteresourcesworldbankorgINTRANETTRADEResourcesPubsCar bon_Footshy

prints_and_Food_System_Reportpdf (Stand 29November 2012)

18 Plassman Katharina amp EdwardsshyJones Gareth (2008) Where does the carbon footprint fall

Developing a carbon map of food production Verfuumlgbar unter httppubsiiedorg16023IIED

html (Stand 29November 2012)17 Chi Kelly Rai MacGregor James amp King Richard (2009) Fair Miles

recharting the food miles map Available at httppubsiiedorg15516IIEDhtml

19 Bundesverband der Regionalbewegung e V (2011) Regionale Wirtschaftskreislaumlufe als Basis eines Regionalshy

siegels httpwwwregionalbewegungdefileadminuser_uploadpdfPositionspapierePositionspapier_

Glaubwuerdige_Regionalvermarktung_BRB_final_111125pdf (Stand 14Januar 2013)

20 KNBS Kenyan Bureau of Statistics (2012) Economic Survey 2012 presented by Hon Wycliffe Ambetsa

Oparanya EGH MP Minister of State for Planning National Development and Vision 2030 Verfuumlgbar unter

httpwwwknbsorkeEconomic20SurveysMinisters20Presentation20ES20FINALpdf (Stand

14Januar 2013) Umrechnung in USshyDollar auf Basis des Wechselkurses von Januar 201320 World Bank

(2007) Data CO2 emissions (metric tons per capita) Available at httpdataworldbankorgindicatorEN

ATMCO2EPC

21 Chi Kelly Rai MacGregor James amp King Richard (2009) Fair Miles recharting the food miles map

Verfuumlgbar unter httppubsiiedorg15516IIEDhtml (Stand 29November 2012)

22 Common Fund for Commodities (2011) CFC Basic Facts 2011shy2012 Verfuumlgbar unter httpwww

commonshyfundorgPublicationsCFC_Basic_Facts_2010shy2011 (Stand 29 November 2012)

23 World Bank (2008) Data CO2 emissions (metric tons per capita) Verfuumlgbar unter httpdataworldbankorg

indicatorENATMCO2EPC (Stand 29November 2012)

24 MacGregor James amp Chambwera Muyeye (2008) Room to move lsquoecological spacersquo and emissions

equity Verfuumlgbar unter httpwwwagrifoodstandardsnetenresourcesglobalroom_to_move_ecologishy

cal_space_and_emissions_equity (Stand 29November 2012)

25 VERs sind Zertifikate fuumlr freiwillig erbrachte Emissionsminderungen die durch einen unabhaumlngigen Auditor

uumlberpruumlft und validiert werden Sie stammen meist aus kleineren Klimaschutzprojekten fuumlr die eine UNshy

Registrierung oumlkonomisch nicht sinnvoll waumlre VERs fallen nicht unter den gesetzlich vorgeschriebeshy

nen Emissionshandel unter dem KyotoshyProtokoll und sind fuumlr Unternehmen und Branchen interessant

die ihre klimarelevanten Emissionen reduzieren wollen aber nicht unter den gesetzlich vorgeschrieben

Emissionshandel mit CERs (Certified Emission Reduction Certificates) fallen VERs werden deshalb vor

allem im freiwilligen Klimaschutz und CO2shyAusgleich eingesetzt

26 Diese werden oft durch Emissionsvermeidungen infolge technischer Verbesserungen an indus triellen

Produktionsanlagen generiert zB durch Einbau von Filteranlagen oder Verbes serung der Wirkungsgrade

von Herstellungsprozessen Dies erfolgt in der Regel uumlblicherweise auszligerhalb der eigenen Lieferkette

27 Aktuell gibt es noch keinen eigenen FairtradeshyKlimastandard daran wird gearbeitet

26 FLOshyCert GmbH (Juli 2012) REWE nutzt FLOshyCERTs Dienste zum Klimawandel zur CO2shyNeutralisierung

von FairtradeshyBlumen Verfuumlgbar unter httpwwwfloshycertnetfloshycertfileadminuser_uploadinformation

newsletter2012shy07shy19rewe_depdf (Stand 3April 2013)

ImpressumText basierend auf Fairtrade International (2011) Food Miles and Fairtrade How Does the Current lsquoFood Milesrsquo Concept Disconnect Consumers from Disadvantaged Producers Abrufbar unter httpwwwfairtradenetfileadminuser_uploadcontent2009resources pp_fairtrade_food-miles_2011pdf Uumlbersetzung Carina SeckRedaktion Claudia Bruumlck (verantwortlich) Edith Gmeiner Maren Richter Martin Schuumlller Fotonachweis Titelfoto Rosa Maribel Galecio Medina Arbeiterin auf der Bananen-Kooperative APPBOSA Peru copy Linus Hallgren 2009Ruumlckseite Kundin mit Fairtrade-Produkten in einem Supermarkt in Deutschland copy Miriam Ersch 2011

TransFair Verein zur Foumlrderung des Fairen Handels mit der bdquoDritten Weltldquo eV Remigiusstraszlige 2150937 KoumllnTelefon +49 221 94 20 40 shy 0Fax +49 221 94 20 40 shy 40Email infofairtradeshydeutschlanddeInternet wwwfairtradeshydeutschlandde

Page 8: Vom Erzeuger zum Verbraucher – Food Miles und Fairtrade€¦ · 2 Food Miles und Fairtrade Food Miles und Fairtrade: Warum eine einseitige Diskussion über lange Transportwege zu

Food Miles und Fairtrade8

Was Fairtrade als ethisches System auszeichnet Foumlrderung von Mensch und Umwelt

Fairtrade ist eine Alternative zu konventionelshylem Handel und beruht auf die partnerschaftshyliche Beziehung zwischen Produzent und Kon shy sument Die FairtradeshyBewegung foumlrdert sowohl nachhaltige Produktionsweisen als auch nachshy haltiges Konsumverhalten und stellt dabei den Menschen in den Mittelpunkt seines Wirkens Der urspruumlnglichen Verwendung des Begriffs von bdquoFood Milesldquo von 1994 entsprechend setzt sich Fairtrade dafuumlr ein Produzenten und Konsumenten zu verbinden und die Geschichshyten und Gesichter hinter den Lebensmitteln greifbar zu machen Zu den Zielen von Fairtrade gehoumlren der Aufbau gerechterer Handelsbezieshyhungen und die Verbesserung der Lebensshy und Arbeitsbedingungen von Produzenten durch stabile Mindestpreise und die FairtradeshyPrauml shy mie welche die Produzenten selbstbestimmt in Projekte zur sozialen undoder wirtschaft lishychen Entwick lung investieren koumlnnen Fairtrade unterstuumltzt Kleinbauern sich in Kooperativen zu organi sieren um damit ihre Verhand lungsshy positionen zu staumlr ken

Es ist das erklaumlrte Ziel von Fairtrade die Lebensgrundlage von benachteiligten Baumluerin shy nen und Bauern sowie Arbeiterinnen und Arbeishytern aus Entwicklungslaumlndern zu verbessern Durch den Einkauf von FairtradeshyProdukten bietet sich Konsumenten eine Moumlglichkeit mit ihrem taumlglichen Einkauf einen Beitrag zur Armuts shy bekaumlmpfung zu leisten

Fairness ein Leitprinzip beim Klimaschutz

Alle Diskussionen uumlber Klimawandel sollten unshyter der Uumlberschrift bdquoFairness und Gerechtigkeitldquo stehen Das als Teil des Kyoto Protokolls ndash das erste und einzige mehrheitlich von der Staatenshy gemeinschaft ratifizierte verbindliche Klimashyschutzabkommen fuumlr Industrielaumlnder ndash von fast allen Laumlndern dieser Welt anerkannte Prinzip der bdquogemeinsamen aber differenzierten Vershyantwortungldquo erkennt die Tatsache an dass Ent shy wicklungslaumlnder die am wenigsten fuumlr den Klimawandel verantwortlich sind am haumlrtesten davon getroffen werden Produzenten in Ent shy wick lungslaumlndern bekommen die Auswir kun shy gen des Klimawandels bereits deutlich zu spuumlren ndash unter anderem in Form von Wettershyumschwuumlngen und dadurch bedingten Ernteshyausfaumlllen oder geringeren Ernteertraumlgen Dabei verursachen sie aber selbst nur geringe CO2shyEmissionen Angesichts dieser Tatsache sollshyte es selbstverstaumlndlich sein die Last der Emissionsreduktion auf diejenigen zu verteilen die historisch dafuumlr verantwortlich sind ndash die entwickelten und industrialisierten Laumlnder

Ausgehend von der derzeitigen Bevoumllke rungsshy zahl waumlre ein jaumlhrlicher Kohlenstoffemissionsshywert von bis zu ca zwei Tonnen CO2shyAumlquishy valent (CO2e) pro Person noch als nachhal shytig einzustufen Der aktuelle weltweite Durch shy schnitt liegt allerdings bei 36 Tonnen Obwohl es keinen Zweifel mehr daran gibt dass die Treibhausgasemissionen auf globaler Ebene re duziert werden muumlssen ist dabei eine sehr unterschiedliche proshyKopfshyVerteilung der Emisshysionen zu beachten In Afrika liegt der durchshyschnittliche proshyKopfshyEmissionswert bei einer Tonne (in SubsaharashyStaaten meist weit darshyunter) waumlhrend er sich in Deutschland auf 96 Tonnen belaumluft Indien hat niedrige proshyKopfshyWerte von 15 Tonnen und in Lateinamerika sind die Werte auch relativ niedrig 15 Tonnen CO2 pro Kopf in Kolumbien und 08 Tonnen in

Fairtrade verbindet Produzenten und Konsumenten und macht so-mit die Gesichter und Geschichten greifbar die hinter Lebensmitteln stehen

9Food Miles und Fairtrade

Nicaragua23 Mit Blick auf den noch nachhalshytigen proshyKopfshyEmissionswert von 2 Tonnen kann man feststellen dass Afrika und viele andere Entwicklungslaumlnder noch uumlber oumlkologishyschen Spielraum verfuumlgen

Der groumlszligte Teil der in Afrika verursachten Emissionen ist bdquoProduktionsshyKohlenstoffldquo das heiszligt dass die meisten Emissionen bei der Durchfuumlhrung von Maszlignahmen entstehen die zur Deckung von Grundbeduumlrfnissen notwenshydig sind24 Das steht im starken Gegensatz zu den meisten Emissionen in entwickelten Laumlnshydern die haumlufig im Zuge von Luxuskonsum und durch Freizeitverhalten entstehen Es ist nicht fair dass in Laumlndern die durch hohe CO2shyBilanzen den Klimawandel hauptsaumlchlich verursacht haben Menschen aufgefordert wershyden von Importen aus Laumlndern mit wesentlich geringeren Emissionen Abstand zu nehmen Vor allem deswegen nicht weil die Menschen in Entwicklungslaumlndern auf den internationalen Handel angewiesen sind

Die Fairtrade-Bewegung steht bei Klimawandel und Umweltthemen nicht still

Fairtrade stellt den Menschen in den Mittelpunkt und beruumlcksichtigt gleichzeitig die fuumlr eine nachshyhaltige Existenzsicherung wichtigen Faktoren Umwelt und Klima Der ganzheitliche Ansatz von Fairtrade beruumlcksichtigt alle Dimensionen nachhaltiger Entwicklung und setzt diese regelshymaumlszligig bei jeder Standardaktualisierung um

Fairtrade fordert von Produzenten nicht nur mindestens die Einfuumlhrung guter fachlicher

Praxis in der landwirtschaftlichen Produktion (Good Agricultural Practice GAP) durch die die Gesundheit von Arbeitern und Umwelt geshyschuumltzt wird Fairtrade geht heute sogar weiter und hat bdquoIntegrated Pest Managementldquo (IPM)Integrierten Anbau in der konventionellen landshywirtschaftlichen Produktion als Ziel formuliert Die Standards umfassen deshalb unter anshyderem das Verbot von besonders giftigen Pestiziden und die Durchfuumlhrung verschiedeshyner Schulungen zu Themen wie Wassershy und Bodenschutz Entsorgung gefaumlhrlicher Abfaumllle oder Minimierung von Pestizideinsaumltzen zB durch Anwendung von biologischen Schaumldshylingsbekaumlmpfungsmethoden Produzenten sind durch die Einhaltung der Standard verpflichshytet bestehende natuumlrliche Ressourcen zu schuumltzen Sie werden auszligerdem aktiv bei der Umstellung auf biologischen Anbau unterstuumltzt dessen Standards nochmals deutlich uumlber GAP hinausgehen

Die Hauptlast der Emissionsreduk-tion sollte selbstverstaumlndlich auf die historisch Verantwortlichen ver-teilt werden ndash die entwickelten und industrialisierten Laumlndern

Fatoumata Moussa Dougourakoroni Baumwoll Kooperative Mali copy Simon Rawles 2011

Food Miles und Fairtrade10

Fairtrade erkennt die globale Bedeutung des Klimawandels und hilft den Produzenten dashybei sich den Auswirkungen des Klimawandels besser anzupassen und die von ihren eigenen Betrieben verursachte Klimabelastung redushyzieren zu koumlnnen Die gute fachliche Praxis die Produzenten im Zuge von Fairtrade umshysetzen hilft bereits bei der Reduzierung von Treibhausgasemissionen Der Einsatz angeshy messener Duumlngemittelmengen die Reduzieshyrung des Einsatzes von Pestiziden oder soshygar die Generierung von bdquoVerified Emission ReductionldquoshyZertifikaten (VERlsquos)25 zur Kompenshysation von Treibhausgasemissionen uumlber das so genannte bdquoInsettingldquo sind nur einige Moumlgshylich keiten fuumlr Produzenten die negativen Klimaauswirkungen ihrer Betriebe zu reduzieshyren und ggf auch das kohlenstoffbindende Potential ihrer Boumlden durch Aumlnderung der Pro shy duktionsweise zu erhoumlhen So werden Produ shy zenten zum Teil der Loumlsung des Klimaproblems anstatt Teil des Problems zu sein Durch die gute fachliche Praxis oder Umstellung auf BioshyProduktion koumlnnen sich Produzenten leich shy ter den Klimaveraumlnderungen wie zB Veraumlndeshyrungen der Niederschlaumlge anpassen Das ist aber nur moumlglich wenn alle vom Klimawandel gefaumlhrdeten Produzenten einschlieszliglich der Produzenten im FairtradeshySystem zukuumlnftig staumlrkere Unterstuumltzung erhalten

Durch die FairtradeshyStandards werden die Pro shy duzenten darin bestaumlrkt ihren Energievershybrauch im Laufe der Zeit zu reduzieren Sie werden aufgefordert den Energieaufwand ihrer Verarbeitungsanlagen zu dokumentieren und Bericht daruumlber zu erstatten welche Maszlignah shy men sie zur Reduktion von Treibhausgas emisshysionen und zur Bindung von CO2 ergreifen FLOshy Cert das Zertifizierungsorgan von Fairtrade hat damit begonnen Produzenten bei der Ermittlung ihres CO2shyFuszligabdruckes und soshygenannter bdquoHot Spotsldquo ndash Bereiche in denen Energieverbrauch und Klimabelastung redushyziert werden koumlnnen ndash zu unterstuumltzen

Insetting ndash Emissionen kompensieren und fair handeln

Um Kleinbauern noch staumlrker im Kampf geshygen den Klimawandel und seine Folgen zu unterstuumltzen bietet das FairtradeshyZertishyfizierungsunternehmen FLOshyCert seit 2012 ein neues Geschaumlftsmodell an den Handel mit VERs innerhalb des FairtradeshySystems Fairtradeshylizenzierte Unternehmen im Norden koumlnnen von ihnen verursachte klimarelevanshyte Emissionen innerhalb der FairtradeshyHan shy delskette durch Kauf von VERs von Fairtradeshy Produzentenorganisationen kompensieren Statt im bisher uumlblichen bdquoOffsettingldquoshyVershyfahren irgendwo auf der Welt anerkannte Emissionszertifikate einzukaufen26 um die fir shy meneigene Klimabilanz zu verbessern werden VERrsquos von Fairtradeshyzertifizierten Produzentenshyorganisationen gekauft Diese generieren VERrsquos zB durch Aumlnderungen der Anbauweise durch Aufforstung oder durch Kompostierung in gro shy szligem Umfang und lassen dies durch FLOshyCert nach einem anerkannten Fremdstandard27 fuumlr Emissionsminderung zertifizieren Der Ver shy kauf dieser Zertifikate an Fairtradeshylizenzierte Unternehmen im Norden schafft neue Einkom shy mens quellen und somit verbesserte Zu kunftsshychancen fuumlr diese Produzentenorganisationen Dadurch wird gleichzeitig auch in die Nachshyhaltigkeit der Produktion investiert die Lieshyferkette stabiler und die investierten Mittel vershybleiben innerhalb des FairtradeshySystems

Beispielsweise ergreift Rewe Oumlsterreich Maszlig shy nahmen zur Neutralisierung der CO2shyBilanz von FairtradeshyBlumen durch den Kauf von Emissionszertifikaten eines Wiederaufforsshytungs projekts bei der FairtradeshyKooperative ACOPAGRO in Peru Innerhalb der Kakaofelder der Kleinbauern werden einheimische Pflanzen angebaut ndash Obstbaumlume und Heilpflanzen sowie tropischer Harthoumllzer ndash und ein biologisches nachhaltiges Forstshy und Landwirtschaftsmodell entwickelt Das Projekt erschlieszligt kurzfristig

11Food Miles und Fairtrade

neue Einkommensquellen fuumlr die Bauern und foumlrdert zugleich die Artenvielfalt und die Regeneration des Bodens Insgesamt werden bis 2015 zwei Millionen Baumlume gepflanzt die einerseits CO2 speichern und so das Potenzial von CO2shyEmissionszertifikaten bieten positive Auswirkungen auf das lokale Oumlkosystem haben und langfristig als zusaumltzliche bdquoAltersvorsorgeldquo durch die Ertraumlge der Harthoumllzer in rund 35 Jahren dienen28

Fazit Food Miles und Fairness

Fairtrade foumlrdert Fairness und soziale Gerechtigkeit und leistet einen Beitrag zur Nachhaltigkeit Regionale Lebensmittel hashyben sicher ihren berechtigten Platz in einem nachhaltigen Einkaufskorb ndash durch FairtradeshyProdukte wird der ethische Aspekt hinzugefuumlgt

Es ist weitaus wichtiger und wirkungsvoller Konsumentscheidungen von emissionsintensishyven Produkten (wie zB Fleisch aus Massenshytierhaltung) und Verhaltensweisen (wie zB Lebensmittelverschwendung im Haushalt) weg shy zulenken als vom Kauf bestimmter Lebensshymittel abzusehen nur weil diese einen weiten Transportweg haben

Der Begriff bdquoFood Milesldquo legt in seiner dershyzeitigen Anwendung den einseitigen Schwershypunkt auf einen Teilaspekt oumlkologischer Nach shy haltigkeit die Klimaauswirkungen (vor allem Treibhausgasemissionen) die auf den Transshyport von Lebensmitteln vom Produktionsshy zum Verkaufsort zuruumlckzufuumlhren sind

Allein das Wissen daruumlber welche Entfernung ein Produkt zuruumlckgelegt hat bietet dem Verbraucher aber nicht alle Informationen die er fuumlr eine ethische Kaufentscheidung benoumltigt

Bauern und Arbeiter aus Entwicklungslaumlndern haben am wenigsten zum Klimawandel beigeshytragen und weisen CO2shyFuszligabdruumlcke auf die nur einen Bruchteil der CO2shyFuszligabdruumlcke von Konsu shy menten in Europa und Nordamerika darstellen Entwicklungslaumlnder haben einen berechtigten An spruch darauf ihren bdquooumlkologischen Spiel shy raumldquo aus zuschoumlpfen um ihre Existenz grundshy la gen zu sichern und ihre Wirtschaft auf zubauen ndash auch durch den Export von Nah rungs mitteln

Fairtrade ist der Uumlberzeugung dass es fuumlr bewusste Verbraucher weiterhin richtig ist sich uumlber den Kauf von FairtradeshyProdukten mit den Menschen in Entwicklungslaumlndern zu solidarisieren Damit unterstuumltzen sie einen nachhaltigen Ansatz der die Aspekte sozishyale Gerechtigkeit Umwelt Klimaschutz und Klimaanpassung beruumlcksichtigt und leisten eishynen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung

Regionale und Fairtrade-Produkte fuumlllen gemeinsam einen ethischen Einkaufskorb

Teepfluumlckerin auf dem Burnside Tea Estate Indien copy Santiago Engelhardt 2012

Food Miles und Fairtrade12

Glossar

CO2 Aumlquivalent (CO2e) Das CO2shyAumlquivalent oder Treibhauspotenzial gibt an wie stark eine festgelegte Menge eines Treibhausgases zum Treibhauseffekt beitraumlgt Neben CO2 wirken auch andere Gase vor allem Methan (CH4) und Lachgas (N2O) als Treibhausgase Sie hashyben ein deutlich groumlszligeres Treibhauspotenzial als CO2 Ihre Treibhauswirksamkeit wird auf die von Kohlendioxid (CO2) umgerechnet Die Summe der klimarelevanten Prozesse gibt man als CO2shyAumlquivalente (aumlquivalent = gleichwertig) an

Gute landwirtschaftliche Praxis Good Agricultural Practice (GAP) GAP sind landwirtschaftshyliche Anbaupraktiken die mindestens den gesetzlichen Vorgaben fuumlr die konventionelle Landwirtschaft entsprechen aber auch daruumlber hinaus gehen koumlnnen Sie dient vor allem in der konventionellen agrarindustriellen Produktion als Maszliggabe Ziel von GAP ist die Erzeugung von sicheren und qualitativ hochwertigen (Lebensmittelshy) Produkten Die bdquoGute landwirtschaftshyliche Praxisldquo beinhaltet den Integrierten Pflanzenbau (IPB) und den Integrierten Pflanzenschutz (IPS) ist jedoch deutlich niedrigschwelliger als Bioanbau

Insetting Fairtradeshylizenzierten Unternehmern im Norden koumlnnen von ihnen verursachte klimareshylevante Emissionen innerhalb der FairtradeshyHandelskette kompensieren Um die firmeneigene Klimabilanz zu verbessern werden so genannte Verified Emission Reduction Certificates (VER) von Fairtradeshyzertifizierten Produzentenorganisationen gekauft Die Produzentenorganisationen generieren VERrsquos zB durch Aumlnderungen der Anbauweise durch Aufforstung oder durch Kom shy pos tierung in groszligem Umfang und lassen dies durch FLOshyCert zertifizieren Weil die Kompen_sierung innerhalb der FairtradeshyHandelskette ablaumluft wird dieser Ansatz bdquoInsettingldquo genannt

Integrierter Anbau Integrierter Anbau ist ein Ansatz mittels Biotechnologie und definierten Schadschwellen unterhalb derer kein Pestizideinsatz erfolgen darf die industrialisierte konshyventionelle Landwirtschaft moumlglichst nachhaltig zu gestalten Es werden Methoden verwendet die moumlglichst geringe Auswirkungen auf die Umwelt haben ohne jedoch BioshyAnbau zu sein

Integrated Pest Managementldquo (IPM) Sammelbegriff fuumlr alle Methoden des biologischen Pflanzenschutzes (zB Einsatz von Raubmilben) IPM wird sowohl in der konventionellen als auch in der biologischen Landwirtschaft eingesetzt

MJoule 1 Megajoule (MJ) = 106 J = 1000 Kilojoule In der Physik dient das Joule als Einheit fuumlr Energie und Arbeit Ein Joule ist gleich der Energie die benoumltigt wird um eine Sekunde lang die Leistung von einem Watt zu erbringen

Oumlkologischer Fuszligabdruck Der oumlkologische Fuszligabdruck einer Bevoumllkerung ist die Menge an produktiven Landshy und Wasserflaumlchen die notwendig ist die Ressourcen die diese Menschen konsumieren bereitzustellen und ihren Abfall aufzunehmen shy dies alles bei gegebener Technologie Der jeweils berechnete Flaumlchenverbrauch wird auf die Weltbevoumllkerung hochshygerechnet und mit den auf der Erde real verfuumlgbaren Flaumlchen verglichen Laut Living Planet Report 2010 des WWF betraumlgt der Oumlkologische Fuszligabdruck fuumlr Deutschland 509 Hektar Das heiszligt wenn alle Menschen dieselbe Menge Ressourcen verbrauchen wuumlrden wuumlrde die Flaumlche von 28 Erden benoumltigt um den Ressourcenverbrauch zu decken

Verified Emission Reduction (VER) Gepruumlfte Emissionsreduzierungen sind Zertifikate uumlber die gepruumlfte Vermeidung einer bestimmten Menge CO2shyAusstoszlig Sie stammen meist aus kleineshyren Klimaschutzprojekten fuumlr die eine UNshyRegistrierung oumlkonomisch nicht sinnvoll waumlre wershyden von einem unabhaumlngigen Gutachter gepruumlft und im freiwilligen Klimaschutz und freiwilligen CO2shyAusgleich eingesetzt

13Food Miles und Fairtrade

Endnoten

1 Sustain The alliance for better food and farming ist eine britische Organisation die sich fuumlr nachhaltige

Ernaumlhrungsshy und Anbaupraktiken einsetzt wwwsustainweborgabout

2 SAFE Alliance (1994 republished in 2011) The Food Miles report the dangers of long distance food

transport Verfuumlgbar unter httpwwwsustainweborgpublicationsid=191 (Stand 29November 2012)

3 Weber Christopher L amp Mathews Scott H (2008) FoodshyMiles and the Relative Climate Impacts of Food

Choices in the United States Verfuumlgbar unter httppubsacsorgdoiabs101021es702969f (Stand

29November 2012)

4 Garnett Tara (2008) Cooking Up a Storm Food greenhouse gas emissions and our changing climate

Verfuumlgbar unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfilesCuaS_webpdf (Stand 29 November 2012)

5 Cafeacutedirect (2009) A glimpse into our 2009 carbon footprint Verfuumlgbar unter httpwwwcafedirectcouk

ashyglimpseshyintoshyourshy2009shycarbonshyfootprint (Stand 29 November 2012)

6 Carbon Trust (2008) Working with innocent Product carbon footprinting in practice Verfuumlgbar unter

httpwwwcarbontrustcoukpublicationspagespublicationdetailaspxid=CTS054

(Stand 29November 2012)

7 DEFRA (2008) PAS2050 case study Applying PAS2050 to a complex product Cottage Pie Ready Meal

Verfuumlgbar unter httprandddefragovukDocumentaspxDocument=FO0409_8193_OTHPDF (Stand

29November 2012)

8 Kasterine Alexander amp Vanzetti David (2010) Growth Pole Sustainable Agriculture (Chapter 3) in UNCTAD

(2010) Trade and Environment Review 200910 Verfuumlgbar unter httpunctadorgenDocsditcted20092_

enpdf (Stand 29November 2012)

9 CO2e (CO2shyAumlquivalent) ist ein Indikator der die sechs existierenden Treibhausgase in ein quantitatishy

ve messbares CO2shyAumlquivalent umwandelt CO2e gilt als internationaler Standard fuumlr die Darstellung von

Treibhausgasemissionen (vgl auch Glossar in diesem Dokument)

10 Ermittlung der weggeworfenen Lebensmittelmengen und Vorschlaumlge zur Verminderung der Wegwerfrate

bei Lebensmitteln in Deutschland (2012) httpwwwbmelvdeSharedDocsDownloadsErnaehrungWvL

Studie_Lebensmittelabfaelle_Kurzfassungpdf__blob=publicationFile (Stand 29November 2012)

11 Garnett Tara (2003) Wise Moves Exploring the relationship between food transport and CO2 Verfuumlgbar

unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfileswise_moves_0pdf (Stand 29 November 2012)

12 Kasterine Alexander amp Vanzetti David (2010) Trade and Environment Review 200910 Promoting poles

of clean growth to foster the transition to a more sustainable economy Verfuumlgbar unter httpunctadorg

enDocsditcted20092_enpdf (Stand 29November 2012)

13 Williams Adrian (2007) Comparative Study of Cut Roses for the British Market Produced in Kenya and the

Netherlands Verfuumlgbar unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfilesCut_roses_for_the_British_market

pdf (Stand 29 November 2012)

14 Brenton Paul EdwardsshyJones Gareth amp Friis Jensen Michael (2009) Carbon Labelling and Lowshyincome

Country Exports A Review of the Development Issues Verfuumlgbar unter wwwintracenorgWorkArea

DownloadAssetaspxid=52571 (Stand 29November 2012)

15 CA steht fuumlr bdquocontrolled atmosphereldquo diese Technologie erlaubt extrem lange Lagerzeiten

16 Blanke Michael M Burdrick Bernhard (2005) Food (miles) for Thought ndash Energy Balance for

Locallyshygrown versus Imported Apple Fruit ESPR ndash Environ Sci amp Pollut Res 12 S 125shy127 Verfuumlgbar

unter ftpftpfaoorgpaiaorganicagofsFoodMilesshyThoughtpdf (Stand 2April 2013)

17 Brenton Paul EdwardsshyJones Gareth amp Friis Jensen Michael (2010) Carbon Footprints and Food

Systems Do current accounting methodologies disadvantage developing countries

Food Miles und Fairtrade14

Verfuumlgbar unter httpsiteresourcesworldbankorgINTRANETTRADEResourcesPubsCar bon_Footshy

prints_and_Food_System_Reportpdf (Stand 29November 2012)

18 Plassman Katharina amp EdwardsshyJones Gareth (2008) Where does the carbon footprint fall

Developing a carbon map of food production Verfuumlgbar unter httppubsiiedorg16023IIED

html (Stand 29November 2012)17 Chi Kelly Rai MacGregor James amp King Richard (2009) Fair Miles

recharting the food miles map Available at httppubsiiedorg15516IIEDhtml

19 Bundesverband der Regionalbewegung e V (2011) Regionale Wirtschaftskreislaumlufe als Basis eines Regionalshy

siegels httpwwwregionalbewegungdefileadminuser_uploadpdfPositionspapierePositionspapier_

Glaubwuerdige_Regionalvermarktung_BRB_final_111125pdf (Stand 14Januar 2013)

20 KNBS Kenyan Bureau of Statistics (2012) Economic Survey 2012 presented by Hon Wycliffe Ambetsa

Oparanya EGH MP Minister of State for Planning National Development and Vision 2030 Verfuumlgbar unter

httpwwwknbsorkeEconomic20SurveysMinisters20Presentation20ES20FINALpdf (Stand

14Januar 2013) Umrechnung in USshyDollar auf Basis des Wechselkurses von Januar 201320 World Bank

(2007) Data CO2 emissions (metric tons per capita) Available at httpdataworldbankorgindicatorEN

ATMCO2EPC

21 Chi Kelly Rai MacGregor James amp King Richard (2009) Fair Miles recharting the food miles map

Verfuumlgbar unter httppubsiiedorg15516IIEDhtml (Stand 29November 2012)

22 Common Fund for Commodities (2011) CFC Basic Facts 2011shy2012 Verfuumlgbar unter httpwww

commonshyfundorgPublicationsCFC_Basic_Facts_2010shy2011 (Stand 29 November 2012)

23 World Bank (2008) Data CO2 emissions (metric tons per capita) Verfuumlgbar unter httpdataworldbankorg

indicatorENATMCO2EPC (Stand 29November 2012)

24 MacGregor James amp Chambwera Muyeye (2008) Room to move lsquoecological spacersquo and emissions

equity Verfuumlgbar unter httpwwwagrifoodstandardsnetenresourcesglobalroom_to_move_ecologishy

cal_space_and_emissions_equity (Stand 29November 2012)

25 VERs sind Zertifikate fuumlr freiwillig erbrachte Emissionsminderungen die durch einen unabhaumlngigen Auditor

uumlberpruumlft und validiert werden Sie stammen meist aus kleineren Klimaschutzprojekten fuumlr die eine UNshy

Registrierung oumlkonomisch nicht sinnvoll waumlre VERs fallen nicht unter den gesetzlich vorgeschriebeshy

nen Emissionshandel unter dem KyotoshyProtokoll und sind fuumlr Unternehmen und Branchen interessant

die ihre klimarelevanten Emissionen reduzieren wollen aber nicht unter den gesetzlich vorgeschrieben

Emissionshandel mit CERs (Certified Emission Reduction Certificates) fallen VERs werden deshalb vor

allem im freiwilligen Klimaschutz und CO2shyAusgleich eingesetzt

26 Diese werden oft durch Emissionsvermeidungen infolge technischer Verbesserungen an indus triellen

Produktionsanlagen generiert zB durch Einbau von Filteranlagen oder Verbes serung der Wirkungsgrade

von Herstellungsprozessen Dies erfolgt in der Regel uumlblicherweise auszligerhalb der eigenen Lieferkette

27 Aktuell gibt es noch keinen eigenen FairtradeshyKlimastandard daran wird gearbeitet

26 FLOshyCert GmbH (Juli 2012) REWE nutzt FLOshyCERTs Dienste zum Klimawandel zur CO2shyNeutralisierung

von FairtradeshyBlumen Verfuumlgbar unter httpwwwfloshycertnetfloshycertfileadminuser_uploadinformation

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ImpressumText basierend auf Fairtrade International (2011) Food Miles and Fairtrade How Does the Current lsquoFood Milesrsquo Concept Disconnect Consumers from Disadvantaged Producers Abrufbar unter httpwwwfairtradenetfileadminuser_uploadcontent2009resources pp_fairtrade_food-miles_2011pdf Uumlbersetzung Carina SeckRedaktion Claudia Bruumlck (verantwortlich) Edith Gmeiner Maren Richter Martin Schuumlller Fotonachweis Titelfoto Rosa Maribel Galecio Medina Arbeiterin auf der Bananen-Kooperative APPBOSA Peru copy Linus Hallgren 2009Ruumlckseite Kundin mit Fairtrade-Produkten in einem Supermarkt in Deutschland copy Miriam Ersch 2011

TransFair Verein zur Foumlrderung des Fairen Handels mit der bdquoDritten Weltldquo eV Remigiusstraszlige 2150937 KoumllnTelefon +49 221 94 20 40 shy 0Fax +49 221 94 20 40 shy 40Email infofairtradeshydeutschlanddeInternet wwwfairtradeshydeutschlandde

Page 9: Vom Erzeuger zum Verbraucher – Food Miles und Fairtrade€¦ · 2 Food Miles und Fairtrade Food Miles und Fairtrade: Warum eine einseitige Diskussion über lange Transportwege zu

9Food Miles und Fairtrade

Nicaragua23 Mit Blick auf den noch nachhalshytigen proshyKopfshyEmissionswert von 2 Tonnen kann man feststellen dass Afrika und viele andere Entwicklungslaumlnder noch uumlber oumlkologishyschen Spielraum verfuumlgen

Der groumlszligte Teil der in Afrika verursachten Emissionen ist bdquoProduktionsshyKohlenstoffldquo das heiszligt dass die meisten Emissionen bei der Durchfuumlhrung von Maszlignahmen entstehen die zur Deckung von Grundbeduumlrfnissen notwenshydig sind24 Das steht im starken Gegensatz zu den meisten Emissionen in entwickelten Laumlnshydern die haumlufig im Zuge von Luxuskonsum und durch Freizeitverhalten entstehen Es ist nicht fair dass in Laumlndern die durch hohe CO2shyBilanzen den Klimawandel hauptsaumlchlich verursacht haben Menschen aufgefordert wershyden von Importen aus Laumlndern mit wesentlich geringeren Emissionen Abstand zu nehmen Vor allem deswegen nicht weil die Menschen in Entwicklungslaumlndern auf den internationalen Handel angewiesen sind

Die Fairtrade-Bewegung steht bei Klimawandel und Umweltthemen nicht still

Fairtrade stellt den Menschen in den Mittelpunkt und beruumlcksichtigt gleichzeitig die fuumlr eine nachshyhaltige Existenzsicherung wichtigen Faktoren Umwelt und Klima Der ganzheitliche Ansatz von Fairtrade beruumlcksichtigt alle Dimensionen nachhaltiger Entwicklung und setzt diese regelshymaumlszligig bei jeder Standardaktualisierung um

Fairtrade fordert von Produzenten nicht nur mindestens die Einfuumlhrung guter fachlicher

Praxis in der landwirtschaftlichen Produktion (Good Agricultural Practice GAP) durch die die Gesundheit von Arbeitern und Umwelt geshyschuumltzt wird Fairtrade geht heute sogar weiter und hat bdquoIntegrated Pest Managementldquo (IPM)Integrierten Anbau in der konventionellen landshywirtschaftlichen Produktion als Ziel formuliert Die Standards umfassen deshalb unter anshyderem das Verbot von besonders giftigen Pestiziden und die Durchfuumlhrung verschiedeshyner Schulungen zu Themen wie Wassershy und Bodenschutz Entsorgung gefaumlhrlicher Abfaumllle oder Minimierung von Pestizideinsaumltzen zB durch Anwendung von biologischen Schaumldshylingsbekaumlmpfungsmethoden Produzenten sind durch die Einhaltung der Standard verpflichshytet bestehende natuumlrliche Ressourcen zu schuumltzen Sie werden auszligerdem aktiv bei der Umstellung auf biologischen Anbau unterstuumltzt dessen Standards nochmals deutlich uumlber GAP hinausgehen

Die Hauptlast der Emissionsreduk-tion sollte selbstverstaumlndlich auf die historisch Verantwortlichen ver-teilt werden ndash die entwickelten und industrialisierten Laumlndern

Fatoumata Moussa Dougourakoroni Baumwoll Kooperative Mali copy Simon Rawles 2011

Food Miles und Fairtrade10

Fairtrade erkennt die globale Bedeutung des Klimawandels und hilft den Produzenten dashybei sich den Auswirkungen des Klimawandels besser anzupassen und die von ihren eigenen Betrieben verursachte Klimabelastung redushyzieren zu koumlnnen Die gute fachliche Praxis die Produzenten im Zuge von Fairtrade umshysetzen hilft bereits bei der Reduzierung von Treibhausgasemissionen Der Einsatz angeshy messener Duumlngemittelmengen die Reduzieshyrung des Einsatzes von Pestiziden oder soshygar die Generierung von bdquoVerified Emission ReductionldquoshyZertifikaten (VERlsquos)25 zur Kompenshysation von Treibhausgasemissionen uumlber das so genannte bdquoInsettingldquo sind nur einige Moumlgshylich keiten fuumlr Produzenten die negativen Klimaauswirkungen ihrer Betriebe zu reduzieshyren und ggf auch das kohlenstoffbindende Potential ihrer Boumlden durch Aumlnderung der Pro shy duktionsweise zu erhoumlhen So werden Produ shy zenten zum Teil der Loumlsung des Klimaproblems anstatt Teil des Problems zu sein Durch die gute fachliche Praxis oder Umstellung auf BioshyProduktion koumlnnen sich Produzenten leich shy ter den Klimaveraumlnderungen wie zB Veraumlndeshyrungen der Niederschlaumlge anpassen Das ist aber nur moumlglich wenn alle vom Klimawandel gefaumlhrdeten Produzenten einschlieszliglich der Produzenten im FairtradeshySystem zukuumlnftig staumlrkere Unterstuumltzung erhalten

Durch die FairtradeshyStandards werden die Pro shy duzenten darin bestaumlrkt ihren Energievershybrauch im Laufe der Zeit zu reduzieren Sie werden aufgefordert den Energieaufwand ihrer Verarbeitungsanlagen zu dokumentieren und Bericht daruumlber zu erstatten welche Maszlignah shy men sie zur Reduktion von Treibhausgas emisshysionen und zur Bindung von CO2 ergreifen FLOshy Cert das Zertifizierungsorgan von Fairtrade hat damit begonnen Produzenten bei der Ermittlung ihres CO2shyFuszligabdruckes und soshygenannter bdquoHot Spotsldquo ndash Bereiche in denen Energieverbrauch und Klimabelastung redushyziert werden koumlnnen ndash zu unterstuumltzen

Insetting ndash Emissionen kompensieren und fair handeln

Um Kleinbauern noch staumlrker im Kampf geshygen den Klimawandel und seine Folgen zu unterstuumltzen bietet das FairtradeshyZertishyfizierungsunternehmen FLOshyCert seit 2012 ein neues Geschaumlftsmodell an den Handel mit VERs innerhalb des FairtradeshySystems Fairtradeshylizenzierte Unternehmen im Norden koumlnnen von ihnen verursachte klimarelevanshyte Emissionen innerhalb der FairtradeshyHan shy delskette durch Kauf von VERs von Fairtradeshy Produzentenorganisationen kompensieren Statt im bisher uumlblichen bdquoOffsettingldquoshyVershyfahren irgendwo auf der Welt anerkannte Emissionszertifikate einzukaufen26 um die fir shy meneigene Klimabilanz zu verbessern werden VERrsquos von Fairtradeshyzertifizierten Produzentenshyorganisationen gekauft Diese generieren VERrsquos zB durch Aumlnderungen der Anbauweise durch Aufforstung oder durch Kompostierung in gro shy szligem Umfang und lassen dies durch FLOshyCert nach einem anerkannten Fremdstandard27 fuumlr Emissionsminderung zertifizieren Der Ver shy kauf dieser Zertifikate an Fairtradeshylizenzierte Unternehmen im Norden schafft neue Einkom shy mens quellen und somit verbesserte Zu kunftsshychancen fuumlr diese Produzentenorganisationen Dadurch wird gleichzeitig auch in die Nachshyhaltigkeit der Produktion investiert die Lieshyferkette stabiler und die investierten Mittel vershybleiben innerhalb des FairtradeshySystems

Beispielsweise ergreift Rewe Oumlsterreich Maszlig shy nahmen zur Neutralisierung der CO2shyBilanz von FairtradeshyBlumen durch den Kauf von Emissionszertifikaten eines Wiederaufforsshytungs projekts bei der FairtradeshyKooperative ACOPAGRO in Peru Innerhalb der Kakaofelder der Kleinbauern werden einheimische Pflanzen angebaut ndash Obstbaumlume und Heilpflanzen sowie tropischer Harthoumllzer ndash und ein biologisches nachhaltiges Forstshy und Landwirtschaftsmodell entwickelt Das Projekt erschlieszligt kurzfristig

11Food Miles und Fairtrade

neue Einkommensquellen fuumlr die Bauern und foumlrdert zugleich die Artenvielfalt und die Regeneration des Bodens Insgesamt werden bis 2015 zwei Millionen Baumlume gepflanzt die einerseits CO2 speichern und so das Potenzial von CO2shyEmissionszertifikaten bieten positive Auswirkungen auf das lokale Oumlkosystem haben und langfristig als zusaumltzliche bdquoAltersvorsorgeldquo durch die Ertraumlge der Harthoumllzer in rund 35 Jahren dienen28

Fazit Food Miles und Fairness

Fairtrade foumlrdert Fairness und soziale Gerechtigkeit und leistet einen Beitrag zur Nachhaltigkeit Regionale Lebensmittel hashyben sicher ihren berechtigten Platz in einem nachhaltigen Einkaufskorb ndash durch FairtradeshyProdukte wird der ethische Aspekt hinzugefuumlgt

Es ist weitaus wichtiger und wirkungsvoller Konsumentscheidungen von emissionsintensishyven Produkten (wie zB Fleisch aus Massenshytierhaltung) und Verhaltensweisen (wie zB Lebensmittelverschwendung im Haushalt) weg shy zulenken als vom Kauf bestimmter Lebensshymittel abzusehen nur weil diese einen weiten Transportweg haben

Der Begriff bdquoFood Milesldquo legt in seiner dershyzeitigen Anwendung den einseitigen Schwershypunkt auf einen Teilaspekt oumlkologischer Nach shy haltigkeit die Klimaauswirkungen (vor allem Treibhausgasemissionen) die auf den Transshyport von Lebensmitteln vom Produktionsshy zum Verkaufsort zuruumlckzufuumlhren sind

Allein das Wissen daruumlber welche Entfernung ein Produkt zuruumlckgelegt hat bietet dem Verbraucher aber nicht alle Informationen die er fuumlr eine ethische Kaufentscheidung benoumltigt

Bauern und Arbeiter aus Entwicklungslaumlndern haben am wenigsten zum Klimawandel beigeshytragen und weisen CO2shyFuszligabdruumlcke auf die nur einen Bruchteil der CO2shyFuszligabdruumlcke von Konsu shy menten in Europa und Nordamerika darstellen Entwicklungslaumlnder haben einen berechtigten An spruch darauf ihren bdquooumlkologischen Spiel shy raumldquo aus zuschoumlpfen um ihre Existenz grundshy la gen zu sichern und ihre Wirtschaft auf zubauen ndash auch durch den Export von Nah rungs mitteln

Fairtrade ist der Uumlberzeugung dass es fuumlr bewusste Verbraucher weiterhin richtig ist sich uumlber den Kauf von FairtradeshyProdukten mit den Menschen in Entwicklungslaumlndern zu solidarisieren Damit unterstuumltzen sie einen nachhaltigen Ansatz der die Aspekte sozishyale Gerechtigkeit Umwelt Klimaschutz und Klimaanpassung beruumlcksichtigt und leisten eishynen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung

Regionale und Fairtrade-Produkte fuumlllen gemeinsam einen ethischen Einkaufskorb

Teepfluumlckerin auf dem Burnside Tea Estate Indien copy Santiago Engelhardt 2012

Food Miles und Fairtrade12

Glossar

CO2 Aumlquivalent (CO2e) Das CO2shyAumlquivalent oder Treibhauspotenzial gibt an wie stark eine festgelegte Menge eines Treibhausgases zum Treibhauseffekt beitraumlgt Neben CO2 wirken auch andere Gase vor allem Methan (CH4) und Lachgas (N2O) als Treibhausgase Sie hashyben ein deutlich groumlszligeres Treibhauspotenzial als CO2 Ihre Treibhauswirksamkeit wird auf die von Kohlendioxid (CO2) umgerechnet Die Summe der klimarelevanten Prozesse gibt man als CO2shyAumlquivalente (aumlquivalent = gleichwertig) an

Gute landwirtschaftliche Praxis Good Agricultural Practice (GAP) GAP sind landwirtschaftshyliche Anbaupraktiken die mindestens den gesetzlichen Vorgaben fuumlr die konventionelle Landwirtschaft entsprechen aber auch daruumlber hinaus gehen koumlnnen Sie dient vor allem in der konventionellen agrarindustriellen Produktion als Maszliggabe Ziel von GAP ist die Erzeugung von sicheren und qualitativ hochwertigen (Lebensmittelshy) Produkten Die bdquoGute landwirtschaftshyliche Praxisldquo beinhaltet den Integrierten Pflanzenbau (IPB) und den Integrierten Pflanzenschutz (IPS) ist jedoch deutlich niedrigschwelliger als Bioanbau

Insetting Fairtradeshylizenzierten Unternehmern im Norden koumlnnen von ihnen verursachte klimareshylevante Emissionen innerhalb der FairtradeshyHandelskette kompensieren Um die firmeneigene Klimabilanz zu verbessern werden so genannte Verified Emission Reduction Certificates (VER) von Fairtradeshyzertifizierten Produzentenorganisationen gekauft Die Produzentenorganisationen generieren VERrsquos zB durch Aumlnderungen der Anbauweise durch Aufforstung oder durch Kom shy pos tierung in groszligem Umfang und lassen dies durch FLOshyCert zertifizieren Weil die Kompen_sierung innerhalb der FairtradeshyHandelskette ablaumluft wird dieser Ansatz bdquoInsettingldquo genannt

Integrierter Anbau Integrierter Anbau ist ein Ansatz mittels Biotechnologie und definierten Schadschwellen unterhalb derer kein Pestizideinsatz erfolgen darf die industrialisierte konshyventionelle Landwirtschaft moumlglichst nachhaltig zu gestalten Es werden Methoden verwendet die moumlglichst geringe Auswirkungen auf die Umwelt haben ohne jedoch BioshyAnbau zu sein

Integrated Pest Managementldquo (IPM) Sammelbegriff fuumlr alle Methoden des biologischen Pflanzenschutzes (zB Einsatz von Raubmilben) IPM wird sowohl in der konventionellen als auch in der biologischen Landwirtschaft eingesetzt

MJoule 1 Megajoule (MJ) = 106 J = 1000 Kilojoule In der Physik dient das Joule als Einheit fuumlr Energie und Arbeit Ein Joule ist gleich der Energie die benoumltigt wird um eine Sekunde lang die Leistung von einem Watt zu erbringen

Oumlkologischer Fuszligabdruck Der oumlkologische Fuszligabdruck einer Bevoumllkerung ist die Menge an produktiven Landshy und Wasserflaumlchen die notwendig ist die Ressourcen die diese Menschen konsumieren bereitzustellen und ihren Abfall aufzunehmen shy dies alles bei gegebener Technologie Der jeweils berechnete Flaumlchenverbrauch wird auf die Weltbevoumllkerung hochshygerechnet und mit den auf der Erde real verfuumlgbaren Flaumlchen verglichen Laut Living Planet Report 2010 des WWF betraumlgt der Oumlkologische Fuszligabdruck fuumlr Deutschland 509 Hektar Das heiszligt wenn alle Menschen dieselbe Menge Ressourcen verbrauchen wuumlrden wuumlrde die Flaumlche von 28 Erden benoumltigt um den Ressourcenverbrauch zu decken

Verified Emission Reduction (VER) Gepruumlfte Emissionsreduzierungen sind Zertifikate uumlber die gepruumlfte Vermeidung einer bestimmten Menge CO2shyAusstoszlig Sie stammen meist aus kleineshyren Klimaschutzprojekten fuumlr die eine UNshyRegistrierung oumlkonomisch nicht sinnvoll waumlre wershyden von einem unabhaumlngigen Gutachter gepruumlft und im freiwilligen Klimaschutz und freiwilligen CO2shyAusgleich eingesetzt

13Food Miles und Fairtrade

Endnoten

1 Sustain The alliance for better food and farming ist eine britische Organisation die sich fuumlr nachhaltige

Ernaumlhrungsshy und Anbaupraktiken einsetzt wwwsustainweborgabout

2 SAFE Alliance (1994 republished in 2011) The Food Miles report the dangers of long distance food

transport Verfuumlgbar unter httpwwwsustainweborgpublicationsid=191 (Stand 29November 2012)

3 Weber Christopher L amp Mathews Scott H (2008) FoodshyMiles and the Relative Climate Impacts of Food

Choices in the United States Verfuumlgbar unter httppubsacsorgdoiabs101021es702969f (Stand

29November 2012)

4 Garnett Tara (2008) Cooking Up a Storm Food greenhouse gas emissions and our changing climate

Verfuumlgbar unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfilesCuaS_webpdf (Stand 29 November 2012)

5 Cafeacutedirect (2009) A glimpse into our 2009 carbon footprint Verfuumlgbar unter httpwwwcafedirectcouk

ashyglimpseshyintoshyourshy2009shycarbonshyfootprint (Stand 29 November 2012)

6 Carbon Trust (2008) Working with innocent Product carbon footprinting in practice Verfuumlgbar unter

httpwwwcarbontrustcoukpublicationspagespublicationdetailaspxid=CTS054

(Stand 29November 2012)

7 DEFRA (2008) PAS2050 case study Applying PAS2050 to a complex product Cottage Pie Ready Meal

Verfuumlgbar unter httprandddefragovukDocumentaspxDocument=FO0409_8193_OTHPDF (Stand

29November 2012)

8 Kasterine Alexander amp Vanzetti David (2010) Growth Pole Sustainable Agriculture (Chapter 3) in UNCTAD

(2010) Trade and Environment Review 200910 Verfuumlgbar unter httpunctadorgenDocsditcted20092_

enpdf (Stand 29November 2012)

9 CO2e (CO2shyAumlquivalent) ist ein Indikator der die sechs existierenden Treibhausgase in ein quantitatishy

ve messbares CO2shyAumlquivalent umwandelt CO2e gilt als internationaler Standard fuumlr die Darstellung von

Treibhausgasemissionen (vgl auch Glossar in diesem Dokument)

10 Ermittlung der weggeworfenen Lebensmittelmengen und Vorschlaumlge zur Verminderung der Wegwerfrate

bei Lebensmitteln in Deutschland (2012) httpwwwbmelvdeSharedDocsDownloadsErnaehrungWvL

Studie_Lebensmittelabfaelle_Kurzfassungpdf__blob=publicationFile (Stand 29November 2012)

11 Garnett Tara (2003) Wise Moves Exploring the relationship between food transport and CO2 Verfuumlgbar

unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfileswise_moves_0pdf (Stand 29 November 2012)

12 Kasterine Alexander amp Vanzetti David (2010) Trade and Environment Review 200910 Promoting poles

of clean growth to foster the transition to a more sustainable economy Verfuumlgbar unter httpunctadorg

enDocsditcted20092_enpdf (Stand 29November 2012)

13 Williams Adrian (2007) Comparative Study of Cut Roses for the British Market Produced in Kenya and the

Netherlands Verfuumlgbar unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfilesCut_roses_for_the_British_market

pdf (Stand 29 November 2012)

14 Brenton Paul EdwardsshyJones Gareth amp Friis Jensen Michael (2009) Carbon Labelling and Lowshyincome

Country Exports A Review of the Development Issues Verfuumlgbar unter wwwintracenorgWorkArea

DownloadAssetaspxid=52571 (Stand 29November 2012)

15 CA steht fuumlr bdquocontrolled atmosphereldquo diese Technologie erlaubt extrem lange Lagerzeiten

16 Blanke Michael M Burdrick Bernhard (2005) Food (miles) for Thought ndash Energy Balance for

Locallyshygrown versus Imported Apple Fruit ESPR ndash Environ Sci amp Pollut Res 12 S 125shy127 Verfuumlgbar

unter ftpftpfaoorgpaiaorganicagofsFoodMilesshyThoughtpdf (Stand 2April 2013)

17 Brenton Paul EdwardsshyJones Gareth amp Friis Jensen Michael (2010) Carbon Footprints and Food

Systems Do current accounting methodologies disadvantage developing countries

Food Miles und Fairtrade14

Verfuumlgbar unter httpsiteresourcesworldbankorgINTRANETTRADEResourcesPubsCar bon_Footshy

prints_and_Food_System_Reportpdf (Stand 29November 2012)

18 Plassman Katharina amp EdwardsshyJones Gareth (2008) Where does the carbon footprint fall

Developing a carbon map of food production Verfuumlgbar unter httppubsiiedorg16023IIED

html (Stand 29November 2012)17 Chi Kelly Rai MacGregor James amp King Richard (2009) Fair Miles

recharting the food miles map Available at httppubsiiedorg15516IIEDhtml

19 Bundesverband der Regionalbewegung e V (2011) Regionale Wirtschaftskreislaumlufe als Basis eines Regionalshy

siegels httpwwwregionalbewegungdefileadminuser_uploadpdfPositionspapierePositionspapier_

Glaubwuerdige_Regionalvermarktung_BRB_final_111125pdf (Stand 14Januar 2013)

20 KNBS Kenyan Bureau of Statistics (2012) Economic Survey 2012 presented by Hon Wycliffe Ambetsa

Oparanya EGH MP Minister of State for Planning National Development and Vision 2030 Verfuumlgbar unter

httpwwwknbsorkeEconomic20SurveysMinisters20Presentation20ES20FINALpdf (Stand

14Januar 2013) Umrechnung in USshyDollar auf Basis des Wechselkurses von Januar 201320 World Bank

(2007) Data CO2 emissions (metric tons per capita) Available at httpdataworldbankorgindicatorEN

ATMCO2EPC

21 Chi Kelly Rai MacGregor James amp King Richard (2009) Fair Miles recharting the food miles map

Verfuumlgbar unter httppubsiiedorg15516IIEDhtml (Stand 29November 2012)

22 Common Fund for Commodities (2011) CFC Basic Facts 2011shy2012 Verfuumlgbar unter httpwww

commonshyfundorgPublicationsCFC_Basic_Facts_2010shy2011 (Stand 29 November 2012)

23 World Bank (2008) Data CO2 emissions (metric tons per capita) Verfuumlgbar unter httpdataworldbankorg

indicatorENATMCO2EPC (Stand 29November 2012)

24 MacGregor James amp Chambwera Muyeye (2008) Room to move lsquoecological spacersquo and emissions

equity Verfuumlgbar unter httpwwwagrifoodstandardsnetenresourcesglobalroom_to_move_ecologishy

cal_space_and_emissions_equity (Stand 29November 2012)

25 VERs sind Zertifikate fuumlr freiwillig erbrachte Emissionsminderungen die durch einen unabhaumlngigen Auditor

uumlberpruumlft und validiert werden Sie stammen meist aus kleineren Klimaschutzprojekten fuumlr die eine UNshy

Registrierung oumlkonomisch nicht sinnvoll waumlre VERs fallen nicht unter den gesetzlich vorgeschriebeshy

nen Emissionshandel unter dem KyotoshyProtokoll und sind fuumlr Unternehmen und Branchen interessant

die ihre klimarelevanten Emissionen reduzieren wollen aber nicht unter den gesetzlich vorgeschrieben

Emissionshandel mit CERs (Certified Emission Reduction Certificates) fallen VERs werden deshalb vor

allem im freiwilligen Klimaschutz und CO2shyAusgleich eingesetzt

26 Diese werden oft durch Emissionsvermeidungen infolge technischer Verbesserungen an indus triellen

Produktionsanlagen generiert zB durch Einbau von Filteranlagen oder Verbes serung der Wirkungsgrade

von Herstellungsprozessen Dies erfolgt in der Regel uumlblicherweise auszligerhalb der eigenen Lieferkette

27 Aktuell gibt es noch keinen eigenen FairtradeshyKlimastandard daran wird gearbeitet

26 FLOshyCert GmbH (Juli 2012) REWE nutzt FLOshyCERTs Dienste zum Klimawandel zur CO2shyNeutralisierung

von FairtradeshyBlumen Verfuumlgbar unter httpwwwfloshycertnetfloshycertfileadminuser_uploadinformation

newsletter2012shy07shy19rewe_depdf (Stand 3April 2013)

ImpressumText basierend auf Fairtrade International (2011) Food Miles and Fairtrade How Does the Current lsquoFood Milesrsquo Concept Disconnect Consumers from Disadvantaged Producers Abrufbar unter httpwwwfairtradenetfileadminuser_uploadcontent2009resources pp_fairtrade_food-miles_2011pdf Uumlbersetzung Carina SeckRedaktion Claudia Bruumlck (verantwortlich) Edith Gmeiner Maren Richter Martin Schuumlller Fotonachweis Titelfoto Rosa Maribel Galecio Medina Arbeiterin auf der Bananen-Kooperative APPBOSA Peru copy Linus Hallgren 2009Ruumlckseite Kundin mit Fairtrade-Produkten in einem Supermarkt in Deutschland copy Miriam Ersch 2011

TransFair Verein zur Foumlrderung des Fairen Handels mit der bdquoDritten Weltldquo eV Remigiusstraszlige 2150937 KoumllnTelefon +49 221 94 20 40 shy 0Fax +49 221 94 20 40 shy 40Email infofairtradeshydeutschlanddeInternet wwwfairtradeshydeutschlandde

Page 10: Vom Erzeuger zum Verbraucher – Food Miles und Fairtrade€¦ · 2 Food Miles und Fairtrade Food Miles und Fairtrade: Warum eine einseitige Diskussion über lange Transportwege zu

Food Miles und Fairtrade10

Fairtrade erkennt die globale Bedeutung des Klimawandels und hilft den Produzenten dashybei sich den Auswirkungen des Klimawandels besser anzupassen und die von ihren eigenen Betrieben verursachte Klimabelastung redushyzieren zu koumlnnen Die gute fachliche Praxis die Produzenten im Zuge von Fairtrade umshysetzen hilft bereits bei der Reduzierung von Treibhausgasemissionen Der Einsatz angeshy messener Duumlngemittelmengen die Reduzieshyrung des Einsatzes von Pestiziden oder soshygar die Generierung von bdquoVerified Emission ReductionldquoshyZertifikaten (VERlsquos)25 zur Kompenshysation von Treibhausgasemissionen uumlber das so genannte bdquoInsettingldquo sind nur einige Moumlgshylich keiten fuumlr Produzenten die negativen Klimaauswirkungen ihrer Betriebe zu reduzieshyren und ggf auch das kohlenstoffbindende Potential ihrer Boumlden durch Aumlnderung der Pro shy duktionsweise zu erhoumlhen So werden Produ shy zenten zum Teil der Loumlsung des Klimaproblems anstatt Teil des Problems zu sein Durch die gute fachliche Praxis oder Umstellung auf BioshyProduktion koumlnnen sich Produzenten leich shy ter den Klimaveraumlnderungen wie zB Veraumlndeshyrungen der Niederschlaumlge anpassen Das ist aber nur moumlglich wenn alle vom Klimawandel gefaumlhrdeten Produzenten einschlieszliglich der Produzenten im FairtradeshySystem zukuumlnftig staumlrkere Unterstuumltzung erhalten

Durch die FairtradeshyStandards werden die Pro shy duzenten darin bestaumlrkt ihren Energievershybrauch im Laufe der Zeit zu reduzieren Sie werden aufgefordert den Energieaufwand ihrer Verarbeitungsanlagen zu dokumentieren und Bericht daruumlber zu erstatten welche Maszlignah shy men sie zur Reduktion von Treibhausgas emisshysionen und zur Bindung von CO2 ergreifen FLOshy Cert das Zertifizierungsorgan von Fairtrade hat damit begonnen Produzenten bei der Ermittlung ihres CO2shyFuszligabdruckes und soshygenannter bdquoHot Spotsldquo ndash Bereiche in denen Energieverbrauch und Klimabelastung redushyziert werden koumlnnen ndash zu unterstuumltzen

Insetting ndash Emissionen kompensieren und fair handeln

Um Kleinbauern noch staumlrker im Kampf geshygen den Klimawandel und seine Folgen zu unterstuumltzen bietet das FairtradeshyZertishyfizierungsunternehmen FLOshyCert seit 2012 ein neues Geschaumlftsmodell an den Handel mit VERs innerhalb des FairtradeshySystems Fairtradeshylizenzierte Unternehmen im Norden koumlnnen von ihnen verursachte klimarelevanshyte Emissionen innerhalb der FairtradeshyHan shy delskette durch Kauf von VERs von Fairtradeshy Produzentenorganisationen kompensieren Statt im bisher uumlblichen bdquoOffsettingldquoshyVershyfahren irgendwo auf der Welt anerkannte Emissionszertifikate einzukaufen26 um die fir shy meneigene Klimabilanz zu verbessern werden VERrsquos von Fairtradeshyzertifizierten Produzentenshyorganisationen gekauft Diese generieren VERrsquos zB durch Aumlnderungen der Anbauweise durch Aufforstung oder durch Kompostierung in gro shy szligem Umfang und lassen dies durch FLOshyCert nach einem anerkannten Fremdstandard27 fuumlr Emissionsminderung zertifizieren Der Ver shy kauf dieser Zertifikate an Fairtradeshylizenzierte Unternehmen im Norden schafft neue Einkom shy mens quellen und somit verbesserte Zu kunftsshychancen fuumlr diese Produzentenorganisationen Dadurch wird gleichzeitig auch in die Nachshyhaltigkeit der Produktion investiert die Lieshyferkette stabiler und die investierten Mittel vershybleiben innerhalb des FairtradeshySystems

Beispielsweise ergreift Rewe Oumlsterreich Maszlig shy nahmen zur Neutralisierung der CO2shyBilanz von FairtradeshyBlumen durch den Kauf von Emissionszertifikaten eines Wiederaufforsshytungs projekts bei der FairtradeshyKooperative ACOPAGRO in Peru Innerhalb der Kakaofelder der Kleinbauern werden einheimische Pflanzen angebaut ndash Obstbaumlume und Heilpflanzen sowie tropischer Harthoumllzer ndash und ein biologisches nachhaltiges Forstshy und Landwirtschaftsmodell entwickelt Das Projekt erschlieszligt kurzfristig

11Food Miles und Fairtrade

neue Einkommensquellen fuumlr die Bauern und foumlrdert zugleich die Artenvielfalt und die Regeneration des Bodens Insgesamt werden bis 2015 zwei Millionen Baumlume gepflanzt die einerseits CO2 speichern und so das Potenzial von CO2shyEmissionszertifikaten bieten positive Auswirkungen auf das lokale Oumlkosystem haben und langfristig als zusaumltzliche bdquoAltersvorsorgeldquo durch die Ertraumlge der Harthoumllzer in rund 35 Jahren dienen28

Fazit Food Miles und Fairness

Fairtrade foumlrdert Fairness und soziale Gerechtigkeit und leistet einen Beitrag zur Nachhaltigkeit Regionale Lebensmittel hashyben sicher ihren berechtigten Platz in einem nachhaltigen Einkaufskorb ndash durch FairtradeshyProdukte wird der ethische Aspekt hinzugefuumlgt

Es ist weitaus wichtiger und wirkungsvoller Konsumentscheidungen von emissionsintensishyven Produkten (wie zB Fleisch aus Massenshytierhaltung) und Verhaltensweisen (wie zB Lebensmittelverschwendung im Haushalt) weg shy zulenken als vom Kauf bestimmter Lebensshymittel abzusehen nur weil diese einen weiten Transportweg haben

Der Begriff bdquoFood Milesldquo legt in seiner dershyzeitigen Anwendung den einseitigen Schwershypunkt auf einen Teilaspekt oumlkologischer Nach shy haltigkeit die Klimaauswirkungen (vor allem Treibhausgasemissionen) die auf den Transshyport von Lebensmitteln vom Produktionsshy zum Verkaufsort zuruumlckzufuumlhren sind

Allein das Wissen daruumlber welche Entfernung ein Produkt zuruumlckgelegt hat bietet dem Verbraucher aber nicht alle Informationen die er fuumlr eine ethische Kaufentscheidung benoumltigt

Bauern und Arbeiter aus Entwicklungslaumlndern haben am wenigsten zum Klimawandel beigeshytragen und weisen CO2shyFuszligabdruumlcke auf die nur einen Bruchteil der CO2shyFuszligabdruumlcke von Konsu shy menten in Europa und Nordamerika darstellen Entwicklungslaumlnder haben einen berechtigten An spruch darauf ihren bdquooumlkologischen Spiel shy raumldquo aus zuschoumlpfen um ihre Existenz grundshy la gen zu sichern und ihre Wirtschaft auf zubauen ndash auch durch den Export von Nah rungs mitteln

Fairtrade ist der Uumlberzeugung dass es fuumlr bewusste Verbraucher weiterhin richtig ist sich uumlber den Kauf von FairtradeshyProdukten mit den Menschen in Entwicklungslaumlndern zu solidarisieren Damit unterstuumltzen sie einen nachhaltigen Ansatz der die Aspekte sozishyale Gerechtigkeit Umwelt Klimaschutz und Klimaanpassung beruumlcksichtigt und leisten eishynen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung

Regionale und Fairtrade-Produkte fuumlllen gemeinsam einen ethischen Einkaufskorb

Teepfluumlckerin auf dem Burnside Tea Estate Indien copy Santiago Engelhardt 2012

Food Miles und Fairtrade12

Glossar

CO2 Aumlquivalent (CO2e) Das CO2shyAumlquivalent oder Treibhauspotenzial gibt an wie stark eine festgelegte Menge eines Treibhausgases zum Treibhauseffekt beitraumlgt Neben CO2 wirken auch andere Gase vor allem Methan (CH4) und Lachgas (N2O) als Treibhausgase Sie hashyben ein deutlich groumlszligeres Treibhauspotenzial als CO2 Ihre Treibhauswirksamkeit wird auf die von Kohlendioxid (CO2) umgerechnet Die Summe der klimarelevanten Prozesse gibt man als CO2shyAumlquivalente (aumlquivalent = gleichwertig) an

Gute landwirtschaftliche Praxis Good Agricultural Practice (GAP) GAP sind landwirtschaftshyliche Anbaupraktiken die mindestens den gesetzlichen Vorgaben fuumlr die konventionelle Landwirtschaft entsprechen aber auch daruumlber hinaus gehen koumlnnen Sie dient vor allem in der konventionellen agrarindustriellen Produktion als Maszliggabe Ziel von GAP ist die Erzeugung von sicheren und qualitativ hochwertigen (Lebensmittelshy) Produkten Die bdquoGute landwirtschaftshyliche Praxisldquo beinhaltet den Integrierten Pflanzenbau (IPB) und den Integrierten Pflanzenschutz (IPS) ist jedoch deutlich niedrigschwelliger als Bioanbau

Insetting Fairtradeshylizenzierten Unternehmern im Norden koumlnnen von ihnen verursachte klimareshylevante Emissionen innerhalb der FairtradeshyHandelskette kompensieren Um die firmeneigene Klimabilanz zu verbessern werden so genannte Verified Emission Reduction Certificates (VER) von Fairtradeshyzertifizierten Produzentenorganisationen gekauft Die Produzentenorganisationen generieren VERrsquos zB durch Aumlnderungen der Anbauweise durch Aufforstung oder durch Kom shy pos tierung in groszligem Umfang und lassen dies durch FLOshyCert zertifizieren Weil die Kompen_sierung innerhalb der FairtradeshyHandelskette ablaumluft wird dieser Ansatz bdquoInsettingldquo genannt

Integrierter Anbau Integrierter Anbau ist ein Ansatz mittels Biotechnologie und definierten Schadschwellen unterhalb derer kein Pestizideinsatz erfolgen darf die industrialisierte konshyventionelle Landwirtschaft moumlglichst nachhaltig zu gestalten Es werden Methoden verwendet die moumlglichst geringe Auswirkungen auf die Umwelt haben ohne jedoch BioshyAnbau zu sein

Integrated Pest Managementldquo (IPM) Sammelbegriff fuumlr alle Methoden des biologischen Pflanzenschutzes (zB Einsatz von Raubmilben) IPM wird sowohl in der konventionellen als auch in der biologischen Landwirtschaft eingesetzt

MJoule 1 Megajoule (MJ) = 106 J = 1000 Kilojoule In der Physik dient das Joule als Einheit fuumlr Energie und Arbeit Ein Joule ist gleich der Energie die benoumltigt wird um eine Sekunde lang die Leistung von einem Watt zu erbringen

Oumlkologischer Fuszligabdruck Der oumlkologische Fuszligabdruck einer Bevoumllkerung ist die Menge an produktiven Landshy und Wasserflaumlchen die notwendig ist die Ressourcen die diese Menschen konsumieren bereitzustellen und ihren Abfall aufzunehmen shy dies alles bei gegebener Technologie Der jeweils berechnete Flaumlchenverbrauch wird auf die Weltbevoumllkerung hochshygerechnet und mit den auf der Erde real verfuumlgbaren Flaumlchen verglichen Laut Living Planet Report 2010 des WWF betraumlgt der Oumlkologische Fuszligabdruck fuumlr Deutschland 509 Hektar Das heiszligt wenn alle Menschen dieselbe Menge Ressourcen verbrauchen wuumlrden wuumlrde die Flaumlche von 28 Erden benoumltigt um den Ressourcenverbrauch zu decken

Verified Emission Reduction (VER) Gepruumlfte Emissionsreduzierungen sind Zertifikate uumlber die gepruumlfte Vermeidung einer bestimmten Menge CO2shyAusstoszlig Sie stammen meist aus kleineshyren Klimaschutzprojekten fuumlr die eine UNshyRegistrierung oumlkonomisch nicht sinnvoll waumlre wershyden von einem unabhaumlngigen Gutachter gepruumlft und im freiwilligen Klimaschutz und freiwilligen CO2shyAusgleich eingesetzt

13Food Miles und Fairtrade

Endnoten

1 Sustain The alliance for better food and farming ist eine britische Organisation die sich fuumlr nachhaltige

Ernaumlhrungsshy und Anbaupraktiken einsetzt wwwsustainweborgabout

2 SAFE Alliance (1994 republished in 2011) The Food Miles report the dangers of long distance food

transport Verfuumlgbar unter httpwwwsustainweborgpublicationsid=191 (Stand 29November 2012)

3 Weber Christopher L amp Mathews Scott H (2008) FoodshyMiles and the Relative Climate Impacts of Food

Choices in the United States Verfuumlgbar unter httppubsacsorgdoiabs101021es702969f (Stand

29November 2012)

4 Garnett Tara (2008) Cooking Up a Storm Food greenhouse gas emissions and our changing climate

Verfuumlgbar unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfilesCuaS_webpdf (Stand 29 November 2012)

5 Cafeacutedirect (2009) A glimpse into our 2009 carbon footprint Verfuumlgbar unter httpwwwcafedirectcouk

ashyglimpseshyintoshyourshy2009shycarbonshyfootprint (Stand 29 November 2012)

6 Carbon Trust (2008) Working with innocent Product carbon footprinting in practice Verfuumlgbar unter

httpwwwcarbontrustcoukpublicationspagespublicationdetailaspxid=CTS054

(Stand 29November 2012)

7 DEFRA (2008) PAS2050 case study Applying PAS2050 to a complex product Cottage Pie Ready Meal

Verfuumlgbar unter httprandddefragovukDocumentaspxDocument=FO0409_8193_OTHPDF (Stand

29November 2012)

8 Kasterine Alexander amp Vanzetti David (2010) Growth Pole Sustainable Agriculture (Chapter 3) in UNCTAD

(2010) Trade and Environment Review 200910 Verfuumlgbar unter httpunctadorgenDocsditcted20092_

enpdf (Stand 29November 2012)

9 CO2e (CO2shyAumlquivalent) ist ein Indikator der die sechs existierenden Treibhausgase in ein quantitatishy

ve messbares CO2shyAumlquivalent umwandelt CO2e gilt als internationaler Standard fuumlr die Darstellung von

Treibhausgasemissionen (vgl auch Glossar in diesem Dokument)

10 Ermittlung der weggeworfenen Lebensmittelmengen und Vorschlaumlge zur Verminderung der Wegwerfrate

bei Lebensmitteln in Deutschland (2012) httpwwwbmelvdeSharedDocsDownloadsErnaehrungWvL

Studie_Lebensmittelabfaelle_Kurzfassungpdf__blob=publicationFile (Stand 29November 2012)

11 Garnett Tara (2003) Wise Moves Exploring the relationship between food transport and CO2 Verfuumlgbar

unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfileswise_moves_0pdf (Stand 29 November 2012)

12 Kasterine Alexander amp Vanzetti David (2010) Trade and Environment Review 200910 Promoting poles

of clean growth to foster the transition to a more sustainable economy Verfuumlgbar unter httpunctadorg

enDocsditcted20092_enpdf (Stand 29November 2012)

13 Williams Adrian (2007) Comparative Study of Cut Roses for the British Market Produced in Kenya and the

Netherlands Verfuumlgbar unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfilesCut_roses_for_the_British_market

pdf (Stand 29 November 2012)

14 Brenton Paul EdwardsshyJones Gareth amp Friis Jensen Michael (2009) Carbon Labelling and Lowshyincome

Country Exports A Review of the Development Issues Verfuumlgbar unter wwwintracenorgWorkArea

DownloadAssetaspxid=52571 (Stand 29November 2012)

15 CA steht fuumlr bdquocontrolled atmosphereldquo diese Technologie erlaubt extrem lange Lagerzeiten

16 Blanke Michael M Burdrick Bernhard (2005) Food (miles) for Thought ndash Energy Balance for

Locallyshygrown versus Imported Apple Fruit ESPR ndash Environ Sci amp Pollut Res 12 S 125shy127 Verfuumlgbar

unter ftpftpfaoorgpaiaorganicagofsFoodMilesshyThoughtpdf (Stand 2April 2013)

17 Brenton Paul EdwardsshyJones Gareth amp Friis Jensen Michael (2010) Carbon Footprints and Food

Systems Do current accounting methodologies disadvantage developing countries

Food Miles und Fairtrade14

Verfuumlgbar unter httpsiteresourcesworldbankorgINTRANETTRADEResourcesPubsCar bon_Footshy

prints_and_Food_System_Reportpdf (Stand 29November 2012)

18 Plassman Katharina amp EdwardsshyJones Gareth (2008) Where does the carbon footprint fall

Developing a carbon map of food production Verfuumlgbar unter httppubsiiedorg16023IIED

html (Stand 29November 2012)17 Chi Kelly Rai MacGregor James amp King Richard (2009) Fair Miles

recharting the food miles map Available at httppubsiiedorg15516IIEDhtml

19 Bundesverband der Regionalbewegung e V (2011) Regionale Wirtschaftskreislaumlufe als Basis eines Regionalshy

siegels httpwwwregionalbewegungdefileadminuser_uploadpdfPositionspapierePositionspapier_

Glaubwuerdige_Regionalvermarktung_BRB_final_111125pdf (Stand 14Januar 2013)

20 KNBS Kenyan Bureau of Statistics (2012) Economic Survey 2012 presented by Hon Wycliffe Ambetsa

Oparanya EGH MP Minister of State for Planning National Development and Vision 2030 Verfuumlgbar unter

httpwwwknbsorkeEconomic20SurveysMinisters20Presentation20ES20FINALpdf (Stand

14Januar 2013) Umrechnung in USshyDollar auf Basis des Wechselkurses von Januar 201320 World Bank

(2007) Data CO2 emissions (metric tons per capita) Available at httpdataworldbankorgindicatorEN

ATMCO2EPC

21 Chi Kelly Rai MacGregor James amp King Richard (2009) Fair Miles recharting the food miles map

Verfuumlgbar unter httppubsiiedorg15516IIEDhtml (Stand 29November 2012)

22 Common Fund for Commodities (2011) CFC Basic Facts 2011shy2012 Verfuumlgbar unter httpwww

commonshyfundorgPublicationsCFC_Basic_Facts_2010shy2011 (Stand 29 November 2012)

23 World Bank (2008) Data CO2 emissions (metric tons per capita) Verfuumlgbar unter httpdataworldbankorg

indicatorENATMCO2EPC (Stand 29November 2012)

24 MacGregor James amp Chambwera Muyeye (2008) Room to move lsquoecological spacersquo and emissions

equity Verfuumlgbar unter httpwwwagrifoodstandardsnetenresourcesglobalroom_to_move_ecologishy

cal_space_and_emissions_equity (Stand 29November 2012)

25 VERs sind Zertifikate fuumlr freiwillig erbrachte Emissionsminderungen die durch einen unabhaumlngigen Auditor

uumlberpruumlft und validiert werden Sie stammen meist aus kleineren Klimaschutzprojekten fuumlr die eine UNshy

Registrierung oumlkonomisch nicht sinnvoll waumlre VERs fallen nicht unter den gesetzlich vorgeschriebeshy

nen Emissionshandel unter dem KyotoshyProtokoll und sind fuumlr Unternehmen und Branchen interessant

die ihre klimarelevanten Emissionen reduzieren wollen aber nicht unter den gesetzlich vorgeschrieben

Emissionshandel mit CERs (Certified Emission Reduction Certificates) fallen VERs werden deshalb vor

allem im freiwilligen Klimaschutz und CO2shyAusgleich eingesetzt

26 Diese werden oft durch Emissionsvermeidungen infolge technischer Verbesserungen an indus triellen

Produktionsanlagen generiert zB durch Einbau von Filteranlagen oder Verbes serung der Wirkungsgrade

von Herstellungsprozessen Dies erfolgt in der Regel uumlblicherweise auszligerhalb der eigenen Lieferkette

27 Aktuell gibt es noch keinen eigenen FairtradeshyKlimastandard daran wird gearbeitet

26 FLOshyCert GmbH (Juli 2012) REWE nutzt FLOshyCERTs Dienste zum Klimawandel zur CO2shyNeutralisierung

von FairtradeshyBlumen Verfuumlgbar unter httpwwwfloshycertnetfloshycertfileadminuser_uploadinformation

newsletter2012shy07shy19rewe_depdf (Stand 3April 2013)

ImpressumText basierend auf Fairtrade International (2011) Food Miles and Fairtrade How Does the Current lsquoFood Milesrsquo Concept Disconnect Consumers from Disadvantaged Producers Abrufbar unter httpwwwfairtradenetfileadminuser_uploadcontent2009resources pp_fairtrade_food-miles_2011pdf Uumlbersetzung Carina SeckRedaktion Claudia Bruumlck (verantwortlich) Edith Gmeiner Maren Richter Martin Schuumlller Fotonachweis Titelfoto Rosa Maribel Galecio Medina Arbeiterin auf der Bananen-Kooperative APPBOSA Peru copy Linus Hallgren 2009Ruumlckseite Kundin mit Fairtrade-Produkten in einem Supermarkt in Deutschland copy Miriam Ersch 2011

TransFair Verein zur Foumlrderung des Fairen Handels mit der bdquoDritten Weltldquo eV Remigiusstraszlige 2150937 KoumllnTelefon +49 221 94 20 40 shy 0Fax +49 221 94 20 40 shy 40Email infofairtradeshydeutschlanddeInternet wwwfairtradeshydeutschlandde

Page 11: Vom Erzeuger zum Verbraucher – Food Miles und Fairtrade€¦ · 2 Food Miles und Fairtrade Food Miles und Fairtrade: Warum eine einseitige Diskussion über lange Transportwege zu

11Food Miles und Fairtrade

neue Einkommensquellen fuumlr die Bauern und foumlrdert zugleich die Artenvielfalt und die Regeneration des Bodens Insgesamt werden bis 2015 zwei Millionen Baumlume gepflanzt die einerseits CO2 speichern und so das Potenzial von CO2shyEmissionszertifikaten bieten positive Auswirkungen auf das lokale Oumlkosystem haben und langfristig als zusaumltzliche bdquoAltersvorsorgeldquo durch die Ertraumlge der Harthoumllzer in rund 35 Jahren dienen28

Fazit Food Miles und Fairness

Fairtrade foumlrdert Fairness und soziale Gerechtigkeit und leistet einen Beitrag zur Nachhaltigkeit Regionale Lebensmittel hashyben sicher ihren berechtigten Platz in einem nachhaltigen Einkaufskorb ndash durch FairtradeshyProdukte wird der ethische Aspekt hinzugefuumlgt

Es ist weitaus wichtiger und wirkungsvoller Konsumentscheidungen von emissionsintensishyven Produkten (wie zB Fleisch aus Massenshytierhaltung) und Verhaltensweisen (wie zB Lebensmittelverschwendung im Haushalt) weg shy zulenken als vom Kauf bestimmter Lebensshymittel abzusehen nur weil diese einen weiten Transportweg haben

Der Begriff bdquoFood Milesldquo legt in seiner dershyzeitigen Anwendung den einseitigen Schwershypunkt auf einen Teilaspekt oumlkologischer Nach shy haltigkeit die Klimaauswirkungen (vor allem Treibhausgasemissionen) die auf den Transshyport von Lebensmitteln vom Produktionsshy zum Verkaufsort zuruumlckzufuumlhren sind

Allein das Wissen daruumlber welche Entfernung ein Produkt zuruumlckgelegt hat bietet dem Verbraucher aber nicht alle Informationen die er fuumlr eine ethische Kaufentscheidung benoumltigt

Bauern und Arbeiter aus Entwicklungslaumlndern haben am wenigsten zum Klimawandel beigeshytragen und weisen CO2shyFuszligabdruumlcke auf die nur einen Bruchteil der CO2shyFuszligabdruumlcke von Konsu shy menten in Europa und Nordamerika darstellen Entwicklungslaumlnder haben einen berechtigten An spruch darauf ihren bdquooumlkologischen Spiel shy raumldquo aus zuschoumlpfen um ihre Existenz grundshy la gen zu sichern und ihre Wirtschaft auf zubauen ndash auch durch den Export von Nah rungs mitteln

Fairtrade ist der Uumlberzeugung dass es fuumlr bewusste Verbraucher weiterhin richtig ist sich uumlber den Kauf von FairtradeshyProdukten mit den Menschen in Entwicklungslaumlndern zu solidarisieren Damit unterstuumltzen sie einen nachhaltigen Ansatz der die Aspekte sozishyale Gerechtigkeit Umwelt Klimaschutz und Klimaanpassung beruumlcksichtigt und leisten eishynen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung

Regionale und Fairtrade-Produkte fuumlllen gemeinsam einen ethischen Einkaufskorb

Teepfluumlckerin auf dem Burnside Tea Estate Indien copy Santiago Engelhardt 2012

Food Miles und Fairtrade12

Glossar

CO2 Aumlquivalent (CO2e) Das CO2shyAumlquivalent oder Treibhauspotenzial gibt an wie stark eine festgelegte Menge eines Treibhausgases zum Treibhauseffekt beitraumlgt Neben CO2 wirken auch andere Gase vor allem Methan (CH4) und Lachgas (N2O) als Treibhausgase Sie hashyben ein deutlich groumlszligeres Treibhauspotenzial als CO2 Ihre Treibhauswirksamkeit wird auf die von Kohlendioxid (CO2) umgerechnet Die Summe der klimarelevanten Prozesse gibt man als CO2shyAumlquivalente (aumlquivalent = gleichwertig) an

Gute landwirtschaftliche Praxis Good Agricultural Practice (GAP) GAP sind landwirtschaftshyliche Anbaupraktiken die mindestens den gesetzlichen Vorgaben fuumlr die konventionelle Landwirtschaft entsprechen aber auch daruumlber hinaus gehen koumlnnen Sie dient vor allem in der konventionellen agrarindustriellen Produktion als Maszliggabe Ziel von GAP ist die Erzeugung von sicheren und qualitativ hochwertigen (Lebensmittelshy) Produkten Die bdquoGute landwirtschaftshyliche Praxisldquo beinhaltet den Integrierten Pflanzenbau (IPB) und den Integrierten Pflanzenschutz (IPS) ist jedoch deutlich niedrigschwelliger als Bioanbau

Insetting Fairtradeshylizenzierten Unternehmern im Norden koumlnnen von ihnen verursachte klimareshylevante Emissionen innerhalb der FairtradeshyHandelskette kompensieren Um die firmeneigene Klimabilanz zu verbessern werden so genannte Verified Emission Reduction Certificates (VER) von Fairtradeshyzertifizierten Produzentenorganisationen gekauft Die Produzentenorganisationen generieren VERrsquos zB durch Aumlnderungen der Anbauweise durch Aufforstung oder durch Kom shy pos tierung in groszligem Umfang und lassen dies durch FLOshyCert zertifizieren Weil die Kompen_sierung innerhalb der FairtradeshyHandelskette ablaumluft wird dieser Ansatz bdquoInsettingldquo genannt

Integrierter Anbau Integrierter Anbau ist ein Ansatz mittels Biotechnologie und definierten Schadschwellen unterhalb derer kein Pestizideinsatz erfolgen darf die industrialisierte konshyventionelle Landwirtschaft moumlglichst nachhaltig zu gestalten Es werden Methoden verwendet die moumlglichst geringe Auswirkungen auf die Umwelt haben ohne jedoch BioshyAnbau zu sein

Integrated Pest Managementldquo (IPM) Sammelbegriff fuumlr alle Methoden des biologischen Pflanzenschutzes (zB Einsatz von Raubmilben) IPM wird sowohl in der konventionellen als auch in der biologischen Landwirtschaft eingesetzt

MJoule 1 Megajoule (MJ) = 106 J = 1000 Kilojoule In der Physik dient das Joule als Einheit fuumlr Energie und Arbeit Ein Joule ist gleich der Energie die benoumltigt wird um eine Sekunde lang die Leistung von einem Watt zu erbringen

Oumlkologischer Fuszligabdruck Der oumlkologische Fuszligabdruck einer Bevoumllkerung ist die Menge an produktiven Landshy und Wasserflaumlchen die notwendig ist die Ressourcen die diese Menschen konsumieren bereitzustellen und ihren Abfall aufzunehmen shy dies alles bei gegebener Technologie Der jeweils berechnete Flaumlchenverbrauch wird auf die Weltbevoumllkerung hochshygerechnet und mit den auf der Erde real verfuumlgbaren Flaumlchen verglichen Laut Living Planet Report 2010 des WWF betraumlgt der Oumlkologische Fuszligabdruck fuumlr Deutschland 509 Hektar Das heiszligt wenn alle Menschen dieselbe Menge Ressourcen verbrauchen wuumlrden wuumlrde die Flaumlche von 28 Erden benoumltigt um den Ressourcenverbrauch zu decken

Verified Emission Reduction (VER) Gepruumlfte Emissionsreduzierungen sind Zertifikate uumlber die gepruumlfte Vermeidung einer bestimmten Menge CO2shyAusstoszlig Sie stammen meist aus kleineshyren Klimaschutzprojekten fuumlr die eine UNshyRegistrierung oumlkonomisch nicht sinnvoll waumlre wershyden von einem unabhaumlngigen Gutachter gepruumlft und im freiwilligen Klimaschutz und freiwilligen CO2shyAusgleich eingesetzt

13Food Miles und Fairtrade

Endnoten

1 Sustain The alliance for better food and farming ist eine britische Organisation die sich fuumlr nachhaltige

Ernaumlhrungsshy und Anbaupraktiken einsetzt wwwsustainweborgabout

2 SAFE Alliance (1994 republished in 2011) The Food Miles report the dangers of long distance food

transport Verfuumlgbar unter httpwwwsustainweborgpublicationsid=191 (Stand 29November 2012)

3 Weber Christopher L amp Mathews Scott H (2008) FoodshyMiles and the Relative Climate Impacts of Food

Choices in the United States Verfuumlgbar unter httppubsacsorgdoiabs101021es702969f (Stand

29November 2012)

4 Garnett Tara (2008) Cooking Up a Storm Food greenhouse gas emissions and our changing climate

Verfuumlgbar unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfilesCuaS_webpdf (Stand 29 November 2012)

5 Cafeacutedirect (2009) A glimpse into our 2009 carbon footprint Verfuumlgbar unter httpwwwcafedirectcouk

ashyglimpseshyintoshyourshy2009shycarbonshyfootprint (Stand 29 November 2012)

6 Carbon Trust (2008) Working with innocent Product carbon footprinting in practice Verfuumlgbar unter

httpwwwcarbontrustcoukpublicationspagespublicationdetailaspxid=CTS054

(Stand 29November 2012)

7 DEFRA (2008) PAS2050 case study Applying PAS2050 to a complex product Cottage Pie Ready Meal

Verfuumlgbar unter httprandddefragovukDocumentaspxDocument=FO0409_8193_OTHPDF (Stand

29November 2012)

8 Kasterine Alexander amp Vanzetti David (2010) Growth Pole Sustainable Agriculture (Chapter 3) in UNCTAD

(2010) Trade and Environment Review 200910 Verfuumlgbar unter httpunctadorgenDocsditcted20092_

enpdf (Stand 29November 2012)

9 CO2e (CO2shyAumlquivalent) ist ein Indikator der die sechs existierenden Treibhausgase in ein quantitatishy

ve messbares CO2shyAumlquivalent umwandelt CO2e gilt als internationaler Standard fuumlr die Darstellung von

Treibhausgasemissionen (vgl auch Glossar in diesem Dokument)

10 Ermittlung der weggeworfenen Lebensmittelmengen und Vorschlaumlge zur Verminderung der Wegwerfrate

bei Lebensmitteln in Deutschland (2012) httpwwwbmelvdeSharedDocsDownloadsErnaehrungWvL

Studie_Lebensmittelabfaelle_Kurzfassungpdf__blob=publicationFile (Stand 29November 2012)

11 Garnett Tara (2003) Wise Moves Exploring the relationship between food transport and CO2 Verfuumlgbar

unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfileswise_moves_0pdf (Stand 29 November 2012)

12 Kasterine Alexander amp Vanzetti David (2010) Trade and Environment Review 200910 Promoting poles

of clean growth to foster the transition to a more sustainable economy Verfuumlgbar unter httpunctadorg

enDocsditcted20092_enpdf (Stand 29November 2012)

13 Williams Adrian (2007) Comparative Study of Cut Roses for the British Market Produced in Kenya and the

Netherlands Verfuumlgbar unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfilesCut_roses_for_the_British_market

pdf (Stand 29 November 2012)

14 Brenton Paul EdwardsshyJones Gareth amp Friis Jensen Michael (2009) Carbon Labelling and Lowshyincome

Country Exports A Review of the Development Issues Verfuumlgbar unter wwwintracenorgWorkArea

DownloadAssetaspxid=52571 (Stand 29November 2012)

15 CA steht fuumlr bdquocontrolled atmosphereldquo diese Technologie erlaubt extrem lange Lagerzeiten

16 Blanke Michael M Burdrick Bernhard (2005) Food (miles) for Thought ndash Energy Balance for

Locallyshygrown versus Imported Apple Fruit ESPR ndash Environ Sci amp Pollut Res 12 S 125shy127 Verfuumlgbar

unter ftpftpfaoorgpaiaorganicagofsFoodMilesshyThoughtpdf (Stand 2April 2013)

17 Brenton Paul EdwardsshyJones Gareth amp Friis Jensen Michael (2010) Carbon Footprints and Food

Systems Do current accounting methodologies disadvantage developing countries

Food Miles und Fairtrade14

Verfuumlgbar unter httpsiteresourcesworldbankorgINTRANETTRADEResourcesPubsCar bon_Footshy

prints_and_Food_System_Reportpdf (Stand 29November 2012)

18 Plassman Katharina amp EdwardsshyJones Gareth (2008) Where does the carbon footprint fall

Developing a carbon map of food production Verfuumlgbar unter httppubsiiedorg16023IIED

html (Stand 29November 2012)17 Chi Kelly Rai MacGregor James amp King Richard (2009) Fair Miles

recharting the food miles map Available at httppubsiiedorg15516IIEDhtml

19 Bundesverband der Regionalbewegung e V (2011) Regionale Wirtschaftskreislaumlufe als Basis eines Regionalshy

siegels httpwwwregionalbewegungdefileadminuser_uploadpdfPositionspapierePositionspapier_

Glaubwuerdige_Regionalvermarktung_BRB_final_111125pdf (Stand 14Januar 2013)

20 KNBS Kenyan Bureau of Statistics (2012) Economic Survey 2012 presented by Hon Wycliffe Ambetsa

Oparanya EGH MP Minister of State for Planning National Development and Vision 2030 Verfuumlgbar unter

httpwwwknbsorkeEconomic20SurveysMinisters20Presentation20ES20FINALpdf (Stand

14Januar 2013) Umrechnung in USshyDollar auf Basis des Wechselkurses von Januar 201320 World Bank

(2007) Data CO2 emissions (metric tons per capita) Available at httpdataworldbankorgindicatorEN

ATMCO2EPC

21 Chi Kelly Rai MacGregor James amp King Richard (2009) Fair Miles recharting the food miles map

Verfuumlgbar unter httppubsiiedorg15516IIEDhtml (Stand 29November 2012)

22 Common Fund for Commodities (2011) CFC Basic Facts 2011shy2012 Verfuumlgbar unter httpwww

commonshyfundorgPublicationsCFC_Basic_Facts_2010shy2011 (Stand 29 November 2012)

23 World Bank (2008) Data CO2 emissions (metric tons per capita) Verfuumlgbar unter httpdataworldbankorg

indicatorENATMCO2EPC (Stand 29November 2012)

24 MacGregor James amp Chambwera Muyeye (2008) Room to move lsquoecological spacersquo and emissions

equity Verfuumlgbar unter httpwwwagrifoodstandardsnetenresourcesglobalroom_to_move_ecologishy

cal_space_and_emissions_equity (Stand 29November 2012)

25 VERs sind Zertifikate fuumlr freiwillig erbrachte Emissionsminderungen die durch einen unabhaumlngigen Auditor

uumlberpruumlft und validiert werden Sie stammen meist aus kleineren Klimaschutzprojekten fuumlr die eine UNshy

Registrierung oumlkonomisch nicht sinnvoll waumlre VERs fallen nicht unter den gesetzlich vorgeschriebeshy

nen Emissionshandel unter dem KyotoshyProtokoll und sind fuumlr Unternehmen und Branchen interessant

die ihre klimarelevanten Emissionen reduzieren wollen aber nicht unter den gesetzlich vorgeschrieben

Emissionshandel mit CERs (Certified Emission Reduction Certificates) fallen VERs werden deshalb vor

allem im freiwilligen Klimaschutz und CO2shyAusgleich eingesetzt

26 Diese werden oft durch Emissionsvermeidungen infolge technischer Verbesserungen an indus triellen

Produktionsanlagen generiert zB durch Einbau von Filteranlagen oder Verbes serung der Wirkungsgrade

von Herstellungsprozessen Dies erfolgt in der Regel uumlblicherweise auszligerhalb der eigenen Lieferkette

27 Aktuell gibt es noch keinen eigenen FairtradeshyKlimastandard daran wird gearbeitet

26 FLOshyCert GmbH (Juli 2012) REWE nutzt FLOshyCERTs Dienste zum Klimawandel zur CO2shyNeutralisierung

von FairtradeshyBlumen Verfuumlgbar unter httpwwwfloshycertnetfloshycertfileadminuser_uploadinformation

newsletter2012shy07shy19rewe_depdf (Stand 3April 2013)

ImpressumText basierend auf Fairtrade International (2011) Food Miles and Fairtrade How Does the Current lsquoFood Milesrsquo Concept Disconnect Consumers from Disadvantaged Producers Abrufbar unter httpwwwfairtradenetfileadminuser_uploadcontent2009resources pp_fairtrade_food-miles_2011pdf Uumlbersetzung Carina SeckRedaktion Claudia Bruumlck (verantwortlich) Edith Gmeiner Maren Richter Martin Schuumlller Fotonachweis Titelfoto Rosa Maribel Galecio Medina Arbeiterin auf der Bananen-Kooperative APPBOSA Peru copy Linus Hallgren 2009Ruumlckseite Kundin mit Fairtrade-Produkten in einem Supermarkt in Deutschland copy Miriam Ersch 2011

TransFair Verein zur Foumlrderung des Fairen Handels mit der bdquoDritten Weltldquo eV Remigiusstraszlige 2150937 KoumllnTelefon +49 221 94 20 40 shy 0Fax +49 221 94 20 40 shy 40Email infofairtradeshydeutschlanddeInternet wwwfairtradeshydeutschlandde

Page 12: Vom Erzeuger zum Verbraucher – Food Miles und Fairtrade€¦ · 2 Food Miles und Fairtrade Food Miles und Fairtrade: Warum eine einseitige Diskussion über lange Transportwege zu

Food Miles und Fairtrade12

Glossar

CO2 Aumlquivalent (CO2e) Das CO2shyAumlquivalent oder Treibhauspotenzial gibt an wie stark eine festgelegte Menge eines Treibhausgases zum Treibhauseffekt beitraumlgt Neben CO2 wirken auch andere Gase vor allem Methan (CH4) und Lachgas (N2O) als Treibhausgase Sie hashyben ein deutlich groumlszligeres Treibhauspotenzial als CO2 Ihre Treibhauswirksamkeit wird auf die von Kohlendioxid (CO2) umgerechnet Die Summe der klimarelevanten Prozesse gibt man als CO2shyAumlquivalente (aumlquivalent = gleichwertig) an

Gute landwirtschaftliche Praxis Good Agricultural Practice (GAP) GAP sind landwirtschaftshyliche Anbaupraktiken die mindestens den gesetzlichen Vorgaben fuumlr die konventionelle Landwirtschaft entsprechen aber auch daruumlber hinaus gehen koumlnnen Sie dient vor allem in der konventionellen agrarindustriellen Produktion als Maszliggabe Ziel von GAP ist die Erzeugung von sicheren und qualitativ hochwertigen (Lebensmittelshy) Produkten Die bdquoGute landwirtschaftshyliche Praxisldquo beinhaltet den Integrierten Pflanzenbau (IPB) und den Integrierten Pflanzenschutz (IPS) ist jedoch deutlich niedrigschwelliger als Bioanbau

Insetting Fairtradeshylizenzierten Unternehmern im Norden koumlnnen von ihnen verursachte klimareshylevante Emissionen innerhalb der FairtradeshyHandelskette kompensieren Um die firmeneigene Klimabilanz zu verbessern werden so genannte Verified Emission Reduction Certificates (VER) von Fairtradeshyzertifizierten Produzentenorganisationen gekauft Die Produzentenorganisationen generieren VERrsquos zB durch Aumlnderungen der Anbauweise durch Aufforstung oder durch Kom shy pos tierung in groszligem Umfang und lassen dies durch FLOshyCert zertifizieren Weil die Kompen_sierung innerhalb der FairtradeshyHandelskette ablaumluft wird dieser Ansatz bdquoInsettingldquo genannt

Integrierter Anbau Integrierter Anbau ist ein Ansatz mittels Biotechnologie und definierten Schadschwellen unterhalb derer kein Pestizideinsatz erfolgen darf die industrialisierte konshyventionelle Landwirtschaft moumlglichst nachhaltig zu gestalten Es werden Methoden verwendet die moumlglichst geringe Auswirkungen auf die Umwelt haben ohne jedoch BioshyAnbau zu sein

Integrated Pest Managementldquo (IPM) Sammelbegriff fuumlr alle Methoden des biologischen Pflanzenschutzes (zB Einsatz von Raubmilben) IPM wird sowohl in der konventionellen als auch in der biologischen Landwirtschaft eingesetzt

MJoule 1 Megajoule (MJ) = 106 J = 1000 Kilojoule In der Physik dient das Joule als Einheit fuumlr Energie und Arbeit Ein Joule ist gleich der Energie die benoumltigt wird um eine Sekunde lang die Leistung von einem Watt zu erbringen

Oumlkologischer Fuszligabdruck Der oumlkologische Fuszligabdruck einer Bevoumllkerung ist die Menge an produktiven Landshy und Wasserflaumlchen die notwendig ist die Ressourcen die diese Menschen konsumieren bereitzustellen und ihren Abfall aufzunehmen shy dies alles bei gegebener Technologie Der jeweils berechnete Flaumlchenverbrauch wird auf die Weltbevoumllkerung hochshygerechnet und mit den auf der Erde real verfuumlgbaren Flaumlchen verglichen Laut Living Planet Report 2010 des WWF betraumlgt der Oumlkologische Fuszligabdruck fuumlr Deutschland 509 Hektar Das heiszligt wenn alle Menschen dieselbe Menge Ressourcen verbrauchen wuumlrden wuumlrde die Flaumlche von 28 Erden benoumltigt um den Ressourcenverbrauch zu decken

Verified Emission Reduction (VER) Gepruumlfte Emissionsreduzierungen sind Zertifikate uumlber die gepruumlfte Vermeidung einer bestimmten Menge CO2shyAusstoszlig Sie stammen meist aus kleineshyren Klimaschutzprojekten fuumlr die eine UNshyRegistrierung oumlkonomisch nicht sinnvoll waumlre wershyden von einem unabhaumlngigen Gutachter gepruumlft und im freiwilligen Klimaschutz und freiwilligen CO2shyAusgleich eingesetzt

13Food Miles und Fairtrade

Endnoten

1 Sustain The alliance for better food and farming ist eine britische Organisation die sich fuumlr nachhaltige

Ernaumlhrungsshy und Anbaupraktiken einsetzt wwwsustainweborgabout

2 SAFE Alliance (1994 republished in 2011) The Food Miles report the dangers of long distance food

transport Verfuumlgbar unter httpwwwsustainweborgpublicationsid=191 (Stand 29November 2012)

3 Weber Christopher L amp Mathews Scott H (2008) FoodshyMiles and the Relative Climate Impacts of Food

Choices in the United States Verfuumlgbar unter httppubsacsorgdoiabs101021es702969f (Stand

29November 2012)

4 Garnett Tara (2008) Cooking Up a Storm Food greenhouse gas emissions and our changing climate

Verfuumlgbar unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfilesCuaS_webpdf (Stand 29 November 2012)

5 Cafeacutedirect (2009) A glimpse into our 2009 carbon footprint Verfuumlgbar unter httpwwwcafedirectcouk

ashyglimpseshyintoshyourshy2009shycarbonshyfootprint (Stand 29 November 2012)

6 Carbon Trust (2008) Working with innocent Product carbon footprinting in practice Verfuumlgbar unter

httpwwwcarbontrustcoukpublicationspagespublicationdetailaspxid=CTS054

(Stand 29November 2012)

7 DEFRA (2008) PAS2050 case study Applying PAS2050 to a complex product Cottage Pie Ready Meal

Verfuumlgbar unter httprandddefragovukDocumentaspxDocument=FO0409_8193_OTHPDF (Stand

29November 2012)

8 Kasterine Alexander amp Vanzetti David (2010) Growth Pole Sustainable Agriculture (Chapter 3) in UNCTAD

(2010) Trade and Environment Review 200910 Verfuumlgbar unter httpunctadorgenDocsditcted20092_

enpdf (Stand 29November 2012)

9 CO2e (CO2shyAumlquivalent) ist ein Indikator der die sechs existierenden Treibhausgase in ein quantitatishy

ve messbares CO2shyAumlquivalent umwandelt CO2e gilt als internationaler Standard fuumlr die Darstellung von

Treibhausgasemissionen (vgl auch Glossar in diesem Dokument)

10 Ermittlung der weggeworfenen Lebensmittelmengen und Vorschlaumlge zur Verminderung der Wegwerfrate

bei Lebensmitteln in Deutschland (2012) httpwwwbmelvdeSharedDocsDownloadsErnaehrungWvL

Studie_Lebensmittelabfaelle_Kurzfassungpdf__blob=publicationFile (Stand 29November 2012)

11 Garnett Tara (2003) Wise Moves Exploring the relationship between food transport and CO2 Verfuumlgbar

unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfileswise_moves_0pdf (Stand 29 November 2012)

12 Kasterine Alexander amp Vanzetti David (2010) Trade and Environment Review 200910 Promoting poles

of clean growth to foster the transition to a more sustainable economy Verfuumlgbar unter httpunctadorg

enDocsditcted20092_enpdf (Stand 29November 2012)

13 Williams Adrian (2007) Comparative Study of Cut Roses for the British Market Produced in Kenya and the

Netherlands Verfuumlgbar unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfilesCut_roses_for_the_British_market

pdf (Stand 29 November 2012)

14 Brenton Paul EdwardsshyJones Gareth amp Friis Jensen Michael (2009) Carbon Labelling and Lowshyincome

Country Exports A Review of the Development Issues Verfuumlgbar unter wwwintracenorgWorkArea

DownloadAssetaspxid=52571 (Stand 29November 2012)

15 CA steht fuumlr bdquocontrolled atmosphereldquo diese Technologie erlaubt extrem lange Lagerzeiten

16 Blanke Michael M Burdrick Bernhard (2005) Food (miles) for Thought ndash Energy Balance for

Locallyshygrown versus Imported Apple Fruit ESPR ndash Environ Sci amp Pollut Res 12 S 125shy127 Verfuumlgbar

unter ftpftpfaoorgpaiaorganicagofsFoodMilesshyThoughtpdf (Stand 2April 2013)

17 Brenton Paul EdwardsshyJones Gareth amp Friis Jensen Michael (2010) Carbon Footprints and Food

Systems Do current accounting methodologies disadvantage developing countries

Food Miles und Fairtrade14

Verfuumlgbar unter httpsiteresourcesworldbankorgINTRANETTRADEResourcesPubsCar bon_Footshy

prints_and_Food_System_Reportpdf (Stand 29November 2012)

18 Plassman Katharina amp EdwardsshyJones Gareth (2008) Where does the carbon footprint fall

Developing a carbon map of food production Verfuumlgbar unter httppubsiiedorg16023IIED

html (Stand 29November 2012)17 Chi Kelly Rai MacGregor James amp King Richard (2009) Fair Miles

recharting the food miles map Available at httppubsiiedorg15516IIEDhtml

19 Bundesverband der Regionalbewegung e V (2011) Regionale Wirtschaftskreislaumlufe als Basis eines Regionalshy

siegels httpwwwregionalbewegungdefileadminuser_uploadpdfPositionspapierePositionspapier_

Glaubwuerdige_Regionalvermarktung_BRB_final_111125pdf (Stand 14Januar 2013)

20 KNBS Kenyan Bureau of Statistics (2012) Economic Survey 2012 presented by Hon Wycliffe Ambetsa

Oparanya EGH MP Minister of State for Planning National Development and Vision 2030 Verfuumlgbar unter

httpwwwknbsorkeEconomic20SurveysMinisters20Presentation20ES20FINALpdf (Stand

14Januar 2013) Umrechnung in USshyDollar auf Basis des Wechselkurses von Januar 201320 World Bank

(2007) Data CO2 emissions (metric tons per capita) Available at httpdataworldbankorgindicatorEN

ATMCO2EPC

21 Chi Kelly Rai MacGregor James amp King Richard (2009) Fair Miles recharting the food miles map

Verfuumlgbar unter httppubsiiedorg15516IIEDhtml (Stand 29November 2012)

22 Common Fund for Commodities (2011) CFC Basic Facts 2011shy2012 Verfuumlgbar unter httpwww

commonshyfundorgPublicationsCFC_Basic_Facts_2010shy2011 (Stand 29 November 2012)

23 World Bank (2008) Data CO2 emissions (metric tons per capita) Verfuumlgbar unter httpdataworldbankorg

indicatorENATMCO2EPC (Stand 29November 2012)

24 MacGregor James amp Chambwera Muyeye (2008) Room to move lsquoecological spacersquo and emissions

equity Verfuumlgbar unter httpwwwagrifoodstandardsnetenresourcesglobalroom_to_move_ecologishy

cal_space_and_emissions_equity (Stand 29November 2012)

25 VERs sind Zertifikate fuumlr freiwillig erbrachte Emissionsminderungen die durch einen unabhaumlngigen Auditor

uumlberpruumlft und validiert werden Sie stammen meist aus kleineren Klimaschutzprojekten fuumlr die eine UNshy

Registrierung oumlkonomisch nicht sinnvoll waumlre VERs fallen nicht unter den gesetzlich vorgeschriebeshy

nen Emissionshandel unter dem KyotoshyProtokoll und sind fuumlr Unternehmen und Branchen interessant

die ihre klimarelevanten Emissionen reduzieren wollen aber nicht unter den gesetzlich vorgeschrieben

Emissionshandel mit CERs (Certified Emission Reduction Certificates) fallen VERs werden deshalb vor

allem im freiwilligen Klimaschutz und CO2shyAusgleich eingesetzt

26 Diese werden oft durch Emissionsvermeidungen infolge technischer Verbesserungen an indus triellen

Produktionsanlagen generiert zB durch Einbau von Filteranlagen oder Verbes serung der Wirkungsgrade

von Herstellungsprozessen Dies erfolgt in der Regel uumlblicherweise auszligerhalb der eigenen Lieferkette

27 Aktuell gibt es noch keinen eigenen FairtradeshyKlimastandard daran wird gearbeitet

26 FLOshyCert GmbH (Juli 2012) REWE nutzt FLOshyCERTs Dienste zum Klimawandel zur CO2shyNeutralisierung

von FairtradeshyBlumen Verfuumlgbar unter httpwwwfloshycertnetfloshycertfileadminuser_uploadinformation

newsletter2012shy07shy19rewe_depdf (Stand 3April 2013)

ImpressumText basierend auf Fairtrade International (2011) Food Miles and Fairtrade How Does the Current lsquoFood Milesrsquo Concept Disconnect Consumers from Disadvantaged Producers Abrufbar unter httpwwwfairtradenetfileadminuser_uploadcontent2009resources pp_fairtrade_food-miles_2011pdf Uumlbersetzung Carina SeckRedaktion Claudia Bruumlck (verantwortlich) Edith Gmeiner Maren Richter Martin Schuumlller Fotonachweis Titelfoto Rosa Maribel Galecio Medina Arbeiterin auf der Bananen-Kooperative APPBOSA Peru copy Linus Hallgren 2009Ruumlckseite Kundin mit Fairtrade-Produkten in einem Supermarkt in Deutschland copy Miriam Ersch 2011

TransFair Verein zur Foumlrderung des Fairen Handels mit der bdquoDritten Weltldquo eV Remigiusstraszlige 2150937 KoumllnTelefon +49 221 94 20 40 shy 0Fax +49 221 94 20 40 shy 40Email infofairtradeshydeutschlanddeInternet wwwfairtradeshydeutschlandde

Page 13: Vom Erzeuger zum Verbraucher – Food Miles und Fairtrade€¦ · 2 Food Miles und Fairtrade Food Miles und Fairtrade: Warum eine einseitige Diskussion über lange Transportwege zu

13Food Miles und Fairtrade

Endnoten

1 Sustain The alliance for better food and farming ist eine britische Organisation die sich fuumlr nachhaltige

Ernaumlhrungsshy und Anbaupraktiken einsetzt wwwsustainweborgabout

2 SAFE Alliance (1994 republished in 2011) The Food Miles report the dangers of long distance food

transport Verfuumlgbar unter httpwwwsustainweborgpublicationsid=191 (Stand 29November 2012)

3 Weber Christopher L amp Mathews Scott H (2008) FoodshyMiles and the Relative Climate Impacts of Food

Choices in the United States Verfuumlgbar unter httppubsacsorgdoiabs101021es702969f (Stand

29November 2012)

4 Garnett Tara (2008) Cooking Up a Storm Food greenhouse gas emissions and our changing climate

Verfuumlgbar unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfilesCuaS_webpdf (Stand 29 November 2012)

5 Cafeacutedirect (2009) A glimpse into our 2009 carbon footprint Verfuumlgbar unter httpwwwcafedirectcouk

ashyglimpseshyintoshyourshy2009shycarbonshyfootprint (Stand 29 November 2012)

6 Carbon Trust (2008) Working with innocent Product carbon footprinting in practice Verfuumlgbar unter

httpwwwcarbontrustcoukpublicationspagespublicationdetailaspxid=CTS054

(Stand 29November 2012)

7 DEFRA (2008) PAS2050 case study Applying PAS2050 to a complex product Cottage Pie Ready Meal

Verfuumlgbar unter httprandddefragovukDocumentaspxDocument=FO0409_8193_OTHPDF (Stand

29November 2012)

8 Kasterine Alexander amp Vanzetti David (2010) Growth Pole Sustainable Agriculture (Chapter 3) in UNCTAD

(2010) Trade and Environment Review 200910 Verfuumlgbar unter httpunctadorgenDocsditcted20092_

enpdf (Stand 29November 2012)

9 CO2e (CO2shyAumlquivalent) ist ein Indikator der die sechs existierenden Treibhausgase in ein quantitatishy

ve messbares CO2shyAumlquivalent umwandelt CO2e gilt als internationaler Standard fuumlr die Darstellung von

Treibhausgasemissionen (vgl auch Glossar in diesem Dokument)

10 Ermittlung der weggeworfenen Lebensmittelmengen und Vorschlaumlge zur Verminderung der Wegwerfrate

bei Lebensmitteln in Deutschland (2012) httpwwwbmelvdeSharedDocsDownloadsErnaehrungWvL

Studie_Lebensmittelabfaelle_Kurzfassungpdf__blob=publicationFile (Stand 29November 2012)

11 Garnett Tara (2003) Wise Moves Exploring the relationship between food transport and CO2 Verfuumlgbar

unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfileswise_moves_0pdf (Stand 29 November 2012)

12 Kasterine Alexander amp Vanzetti David (2010) Trade and Environment Review 200910 Promoting poles

of clean growth to foster the transition to a more sustainable economy Verfuumlgbar unter httpunctadorg

enDocsditcted20092_enpdf (Stand 29November 2012)

13 Williams Adrian (2007) Comparative Study of Cut Roses for the British Market Produced in Kenya and the

Netherlands Verfuumlgbar unter httpwwwfcrnorguksitesdefaultfilesCut_roses_for_the_British_market

pdf (Stand 29 November 2012)

14 Brenton Paul EdwardsshyJones Gareth amp Friis Jensen Michael (2009) Carbon Labelling and Lowshyincome

Country Exports A Review of the Development Issues Verfuumlgbar unter wwwintracenorgWorkArea

DownloadAssetaspxid=52571 (Stand 29November 2012)

15 CA steht fuumlr bdquocontrolled atmosphereldquo diese Technologie erlaubt extrem lange Lagerzeiten

16 Blanke Michael M Burdrick Bernhard (2005) Food (miles) for Thought ndash Energy Balance for

Locallyshygrown versus Imported Apple Fruit ESPR ndash Environ Sci amp Pollut Res 12 S 125shy127 Verfuumlgbar

unter ftpftpfaoorgpaiaorganicagofsFoodMilesshyThoughtpdf (Stand 2April 2013)

17 Brenton Paul EdwardsshyJones Gareth amp Friis Jensen Michael (2010) Carbon Footprints and Food

Systems Do current accounting methodologies disadvantage developing countries

Food Miles und Fairtrade14

Verfuumlgbar unter httpsiteresourcesworldbankorgINTRANETTRADEResourcesPubsCar bon_Footshy

prints_and_Food_System_Reportpdf (Stand 29November 2012)

18 Plassman Katharina amp EdwardsshyJones Gareth (2008) Where does the carbon footprint fall

Developing a carbon map of food production Verfuumlgbar unter httppubsiiedorg16023IIED

html (Stand 29November 2012)17 Chi Kelly Rai MacGregor James amp King Richard (2009) Fair Miles

recharting the food miles map Available at httppubsiiedorg15516IIEDhtml

19 Bundesverband der Regionalbewegung e V (2011) Regionale Wirtschaftskreislaumlufe als Basis eines Regionalshy

siegels httpwwwregionalbewegungdefileadminuser_uploadpdfPositionspapierePositionspapier_

Glaubwuerdige_Regionalvermarktung_BRB_final_111125pdf (Stand 14Januar 2013)

20 KNBS Kenyan Bureau of Statistics (2012) Economic Survey 2012 presented by Hon Wycliffe Ambetsa

Oparanya EGH MP Minister of State for Planning National Development and Vision 2030 Verfuumlgbar unter

httpwwwknbsorkeEconomic20SurveysMinisters20Presentation20ES20FINALpdf (Stand

14Januar 2013) Umrechnung in USshyDollar auf Basis des Wechselkurses von Januar 201320 World Bank

(2007) Data CO2 emissions (metric tons per capita) Available at httpdataworldbankorgindicatorEN

ATMCO2EPC

21 Chi Kelly Rai MacGregor James amp King Richard (2009) Fair Miles recharting the food miles map

Verfuumlgbar unter httppubsiiedorg15516IIEDhtml (Stand 29November 2012)

22 Common Fund for Commodities (2011) CFC Basic Facts 2011shy2012 Verfuumlgbar unter httpwww

commonshyfundorgPublicationsCFC_Basic_Facts_2010shy2011 (Stand 29 November 2012)

23 World Bank (2008) Data CO2 emissions (metric tons per capita) Verfuumlgbar unter httpdataworldbankorg

indicatorENATMCO2EPC (Stand 29November 2012)

24 MacGregor James amp Chambwera Muyeye (2008) Room to move lsquoecological spacersquo and emissions

equity Verfuumlgbar unter httpwwwagrifoodstandardsnetenresourcesglobalroom_to_move_ecologishy

cal_space_and_emissions_equity (Stand 29November 2012)

25 VERs sind Zertifikate fuumlr freiwillig erbrachte Emissionsminderungen die durch einen unabhaumlngigen Auditor

uumlberpruumlft und validiert werden Sie stammen meist aus kleineren Klimaschutzprojekten fuumlr die eine UNshy

Registrierung oumlkonomisch nicht sinnvoll waumlre VERs fallen nicht unter den gesetzlich vorgeschriebeshy

nen Emissionshandel unter dem KyotoshyProtokoll und sind fuumlr Unternehmen und Branchen interessant

die ihre klimarelevanten Emissionen reduzieren wollen aber nicht unter den gesetzlich vorgeschrieben

Emissionshandel mit CERs (Certified Emission Reduction Certificates) fallen VERs werden deshalb vor

allem im freiwilligen Klimaschutz und CO2shyAusgleich eingesetzt

26 Diese werden oft durch Emissionsvermeidungen infolge technischer Verbesserungen an indus triellen

Produktionsanlagen generiert zB durch Einbau von Filteranlagen oder Verbes serung der Wirkungsgrade

von Herstellungsprozessen Dies erfolgt in der Regel uumlblicherweise auszligerhalb der eigenen Lieferkette

27 Aktuell gibt es noch keinen eigenen FairtradeshyKlimastandard daran wird gearbeitet

26 FLOshyCert GmbH (Juli 2012) REWE nutzt FLOshyCERTs Dienste zum Klimawandel zur CO2shyNeutralisierung

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newsletter2012shy07shy19rewe_depdf (Stand 3April 2013)

ImpressumText basierend auf Fairtrade International (2011) Food Miles and Fairtrade How Does the Current lsquoFood Milesrsquo Concept Disconnect Consumers from Disadvantaged Producers Abrufbar unter httpwwwfairtradenetfileadminuser_uploadcontent2009resources pp_fairtrade_food-miles_2011pdf Uumlbersetzung Carina SeckRedaktion Claudia Bruumlck (verantwortlich) Edith Gmeiner Maren Richter Martin Schuumlller Fotonachweis Titelfoto Rosa Maribel Galecio Medina Arbeiterin auf der Bananen-Kooperative APPBOSA Peru copy Linus Hallgren 2009Ruumlckseite Kundin mit Fairtrade-Produkten in einem Supermarkt in Deutschland copy Miriam Ersch 2011

TransFair Verein zur Foumlrderung des Fairen Handels mit der bdquoDritten Weltldquo eV Remigiusstraszlige 2150937 KoumllnTelefon +49 221 94 20 40 shy 0Fax +49 221 94 20 40 shy 40Email infofairtradeshydeutschlanddeInternet wwwfairtradeshydeutschlandde

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Food Miles und Fairtrade14

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18 Plassman Katharina amp EdwardsshyJones Gareth (2008) Where does the carbon footprint fall

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19 Bundesverband der Regionalbewegung e V (2011) Regionale Wirtschaftskreislaumlufe als Basis eines Regionalshy

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20 KNBS Kenyan Bureau of Statistics (2012) Economic Survey 2012 presented by Hon Wycliffe Ambetsa

Oparanya EGH MP Minister of State for Planning National Development and Vision 2030 Verfuumlgbar unter

httpwwwknbsorkeEconomic20SurveysMinisters20Presentation20ES20FINALpdf (Stand

14Januar 2013) Umrechnung in USshyDollar auf Basis des Wechselkurses von Januar 201320 World Bank

(2007) Data CO2 emissions (metric tons per capita) Available at httpdataworldbankorgindicatorEN

ATMCO2EPC

21 Chi Kelly Rai MacGregor James amp King Richard (2009) Fair Miles recharting the food miles map

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22 Common Fund for Commodities (2011) CFC Basic Facts 2011shy2012 Verfuumlgbar unter httpwww

commonshyfundorgPublicationsCFC_Basic_Facts_2010shy2011 (Stand 29 November 2012)

23 World Bank (2008) Data CO2 emissions (metric tons per capita) Verfuumlgbar unter httpdataworldbankorg

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24 MacGregor James amp Chambwera Muyeye (2008) Room to move lsquoecological spacersquo and emissions

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25 VERs sind Zertifikate fuumlr freiwillig erbrachte Emissionsminderungen die durch einen unabhaumlngigen Auditor

uumlberpruumlft und validiert werden Sie stammen meist aus kleineren Klimaschutzprojekten fuumlr die eine UNshy

Registrierung oumlkonomisch nicht sinnvoll waumlre VERs fallen nicht unter den gesetzlich vorgeschriebeshy

nen Emissionshandel unter dem KyotoshyProtokoll und sind fuumlr Unternehmen und Branchen interessant

die ihre klimarelevanten Emissionen reduzieren wollen aber nicht unter den gesetzlich vorgeschrieben

Emissionshandel mit CERs (Certified Emission Reduction Certificates) fallen VERs werden deshalb vor

allem im freiwilligen Klimaschutz und CO2shyAusgleich eingesetzt

26 Diese werden oft durch Emissionsvermeidungen infolge technischer Verbesserungen an indus triellen

Produktionsanlagen generiert zB durch Einbau von Filteranlagen oder Verbes serung der Wirkungsgrade

von Herstellungsprozessen Dies erfolgt in der Regel uumlblicherweise auszligerhalb der eigenen Lieferkette

27 Aktuell gibt es noch keinen eigenen FairtradeshyKlimastandard daran wird gearbeitet

26 FLOshyCert GmbH (Juli 2012) REWE nutzt FLOshyCERTs Dienste zum Klimawandel zur CO2shyNeutralisierung

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TransFair Verein zur Foumlrderung des Fairen Handels mit der bdquoDritten Weltldquo eV Remigiusstraszlige 2150937 KoumllnTelefon +49 221 94 20 40 shy 0Fax +49 221 94 20 40 shy 40Email infofairtradeshydeutschlanddeInternet wwwfairtradeshydeutschlandde

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