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OMT + QE 3 = ABWERTUNGSWETTLAUF. Hinter diesen kryptischen Abkürzungen verbergen sich weitreichende Maßnahmen der EZB und der US- Notenbank Fed. Die EZB wird künftig „Outright Monetary Transactions“ durchführen. Was sich harmlos anhört, ist im Grunde genommen eine Staatsfinanzierung auf Umwegen. Die Ankündigung der EZB, Staatsan- leihen der Problemländer in fast unbe- grenzter Höhe zu erwerben, hat die Kapitalmärkte vor allem in den südeuro- päischen Ländern beruhigt. Viele Öko- nomen – darunter der jetzige Präsident der Deutschen Bundesbank und seine Vorgänger – sowie Bürger wurden da- durch in Alarmstimmung versetzt. Die EZB wird jedoch nur in Abstimmung mit dem neu einzurichtenden ESM (Euro- päischer Stabilitätsmechanismus), für den der Weg nach dem Urteil des deut- schen Verfassungsgerichtes frei gewor- den ist, tätig werden. Auch hat der Präsident der EZB Draghi – wohl um deutschen Vorbehalten zu entgegnen – versprochen, diese Liquidität wieder abzuschöpfen. Wie diese Sterilisierung geschehen soll, bleibt allerdings offen. Mit QE 3 ist das dritte direkte Geld- schöpfungsprogramm der US-Noten- bank gemeint. Sie will Hypothekenpa- piere und bei Bedarf auch Staatsanleihen in einer Größenordnung von vorläufig 40 Milliarden US-Dollar pro Monat auf unbegrenzte Zeit erwerben. Bei Bedarf kann der Betrag auch erhöht werden. In den beiden Schwergewichten der Weltwirtschaft – EU und USA – wird die öffentliche Neuverschuldung vermehrt von den Notenbanken und nicht mehr durch privates Kapital finanziert. Beide Währungen stellen zusammen etwa 90 Prozent der weltweiten Währungs- reserven dar. Dieser zunehmend unse- riös werdenden Geldpolitik können Anleger kaum noch entkommen und es ist nicht überraschend, dass die großen Gewinner dieser sich schon seit Wochen andeutenden Politik wieder einmal die Edelmetalle und ganz generell Sach- werte sind. Auch von zwei weiteren Kraftzentren der Weltwirtschaft – China und Japan – werden aufgrund der dor- tigen Abschwächung der Wirtschaft und steigender Arbeitslosigkeit weitere Stimulierungsmaßnahmen erwartet. Während in China aus den Erfahrungen der Konjunkturankurbelungsmaßnah- men von 2008 und 2009, welche einen Immobilienpreisboom entfachten, noch Zurückhaltung herrscht, hat die Bank of Japan weitere geldpolitische Maß- nahmen in Form zusätzlicher Staatsan- leihen in Höhe von 80 Billionen Yen (zirka 93 Milliarden Euro) angestoßen. AKTUELLE INFORMATIONEN AUS DEM KAPITALMARKT. AUSGABE OKTOBER 2012 Aktuell loten die vier großen Zentral- banken der westlichen Welt Fed, EZB, Bank of Japan und Bank of England die Grenzen ihrer geldpolitischen Möglich- keiten aus. Während die Zinsen für den Yen bereits seit längerem und neuer- dings auch für den US-Dollar bei prak- tisch Null angekommen sind, gibt es für den Euro und das Britische Pfund noch etwas Platz bis zur Nulllinie. An- gesichts der schlechten wirtschaftli- chen Aussichten in ganz Europa wird dieser Spielraum eher früher als später genutzt werden. Ob dies der Konjunk- tur nennenswert helfen kann, ist jedoch fraglich. An den reinen Finanzierungs- kosten kann es kaum noch liegen, dass die Konjunktur in der westlichen Welt nicht richtig in Gang kommt. Viele Haushalte und Unternehmen haben ein Interesse daran, Schulden abzubauen, da sie der wirtschaftlichen Entwicklung, die seit der Finanzkrise vor allem durch die Aufnahme von immensen Staats- schulden gestützt wird, nicht trauen. Unternehmen und Haushalte, die einen dringenden Kreditbedarf, aber nur we- nig Sicherheiten haben, erhalten vom geschwächten Bankensektor gar keine Einhundert Jahre Ellwanger & Geiger Privatbankiers 1912 – 2012

Aktuelle Informationen aus dem Kapitalmarkt - Oktober 2012

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Aktuelle Informationen aus dem Kapitalmarkt - Oktober 2012 Wir möchten Ihnen Einblicke in die aktuelle Marktlage ermöglichen und Sie über zukunftsträchtige Anlageformen informieren. Unser Experte Andreas. Rapp, Leiter des Bereiches "Private Banking" bei ELLWANGER & GEIGER PRIVATBANKIERS, und sein Team analysiert und kommentiert die Entwicklungen auf den Aktienmärkten.

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Page 1: Aktuelle Informationen aus dem Kapitalmarkt - Oktober 2012

OMT + QE 3 = ABWERTUNGSWETTLAUF.

Hinter diesen kryptischen Abkürzungen verbergen sich weitreichende Maßnahmen der EZB und der US-Notenbank Fed. Die EZB wird künftig „Outright Monetary Transactions“ durchführen. Was sich harmlos anhört, ist im Grunde genommen eine Staatsfinanzierung auf Umwegen.

Die Ankündigung der EZB, Staatsan-

leihen der Problemländer in fast unbe-

grenzter Höhe zu erwerben, hat die

Kapitalmärkte vor allem in den südeuro-

päischen Ländern beruhigt. Viele Öko-

nomen – darunter der jetzige Präsident

der Deutschen Bundesbank und seine

Vorgänger – sowie Bürger wurden da-

durch in Alarmstimmung versetzt. Die

EZB wird jedoch nur in Abstimmung mit

dem neu einzurichtenden ESM (Euro-

päischer Stabilitätsmechanismus), für

den der Weg nach dem Urteil des deut-

schen Verfassungsgerichtes frei gewor-

den ist, tätig werden. Auch hat der

Präsident der EZB Draghi – wohl um

deutschen Vorbehalten zu entgegnen –

versprochen, diese Liquidität wieder

abzuschöpfen. Wie diese Sterilisierung

geschehen soll, bleibt allerdings offen.

Mit QE 3 ist das dritte direkte Geld-

schöpfungsprogramm der US-Noten-

bank gemeint. Sie will Hypothekenpa-

piere und bei Bedarf auch Staatsanleihen

in einer Größenordnung von vorläufig

40 Milliarden US-Dollar pro Monat auf

unbegrenzte Zeit erwerben. Bei Bedarf

kann der Betrag auch erhöht werden.

In den beiden Schwergewichten der

Weltwirtschaft – EU und USA – wird die

öffentliche Neuverschuldung vermehrt

von den Notenbanken und nicht mehr

durch privates Kapital finanziert. Beide

Währungen stellen zusammen etwa

90 Prozent der weltweiten Währungs-

reserven dar. Dieser zunehmend unse-

riös werdenden Geldpolitik können

Anleger kaum noch entkommen und es

ist nicht überraschend, dass die großen

Gewinner dieser sich schon seit Wochen

andeutenden Politik wieder einmal die

Edelmetalle und ganz generell Sach-

werte sind. Auch von zwei weiteren

Kraftzentren der Weltwirtschaft – China

und Japan – werden aufgrund der dor-

tigen Abschwächung der Wirtschaft

und steigender Arbeitslosigkeit weitere

Stimulierungsmaßnahmen erwartet.

Während in China aus den Erfahrungen

der Konjunkturankurbelungsmaßnah-

men von 2008 und 2009, welche einen

Immobilienpreisboom entfachten, noch

Zurückhaltung herrscht, hat die Bank

of Japan weitere geldpolitische Maß-

nahmen in Form zusätzlicher Staatsan-

leihen in Höhe von 80 Billionen Yen

(zirka 93 Milliarden Euro) angestoßen.

AKTUELLE INFORMATIONEN AUS DEM KAPITALMARKT.

AUSGABE OkTOBER 2012

Aktuell loten die vier großen Zentral-

banken der westlichen Welt Fed, EZB,

Bank of Japan und Bank of England die

Grenzen ihrer geldpolitischen Möglich-

keiten aus. Während die Zinsen für den

Yen bereits seit längerem und neuer-

dings auch für den US-Dollar bei prak-

tisch Null angekommen sind, gibt es

für den Euro und das Britische Pfund

noch etwas Platz bis zur Nulllinie. An-

gesichts der schlechten wirtschaftli-

chen Aussichten in ganz Europa wird

dieser Spielraum eher früher als später

genutzt werden. Ob dies der Konjunk-

tur nennenswert helfen kann, ist jedoch

fraglich. An den reinen Finanzierungs-

kosten kann es kaum noch liegen, dass

die Konjunktur in der westlichen Welt

nicht richtig in Gang kommt. Viele

Haushalte und Unternehmen haben ein

Interesse daran, Schulden abzubauen,

da sie der wirtschaftlichen Entwicklung,

die seit der Finanzkrise vor allem durch

die Aufnahme von immensen Staats-

schulden gestützt wird, nicht trauen.

Unternehmen und Haushalte, die einen

dringenden Kreditbedarf, aber nur we-

nig Sicherheiten haben, erhalten vom

geschwächten Bankensektor gar keine

Einhundert Jahre Ellwanger & Geiger Privatbankiers1912 – 2012

Page 2: Aktuelle Informationen aus dem Kapitalmarkt - Oktober 2012

oder nur teure Kredite. Mit anderen

Worten, die Wirkung der klassischen

Geldpolitik verpufft. Wenn man die Ent-

scheidung der US-Notenbank, ohne

zeitliche Begrenzung Geld zu schöpfen,

betrachtet, wird man den Eindruck

nicht los, dass es sich hier um eine Ver-

zweiflungstat handelte. Die aktuelle

konjunkturelle Lage der USA hätte es

nicht notwendig gemacht, so viel Pulver

auf einmal zu verschießen. Aber viel-

leicht war es ja auch nur eine Wahl-

kampfhilfe für Obama, nachdem der

republikanische Präsidentschaftskan-

didat Romney ohnehin angekündigt

hatte, die Amtszeit des amerikanischen

Notenbankchefs Bernanke nicht zu ver-

längern. Sicher wollte die US-Zentral-

bank dem sogenannten „fiscal cliff“ ab

2013 vorbeugen. Darunter versteht

man das automatische Auslaufen der

noch bis Ende 2012 verlängerten teil-

weisen Befreiung von Sozialabgaben

und Steuersenkungen, was die Wirt-

schaft der USA hart abbremsen wird.

Die politischen Bemühungen, die drän-

gende Haushaltskonsolidierung auch in

den USA zu beginnen, ohne die Wirt-

schaft über die „fiskalische Klippe“ zu

stürzen, werden nach der Wahl im No-

vember beginnen und für Schlagzeilen

sorgen.

Wenn man die Auswirkungen der bei-

den letzten Maßnahmen der Fed, die

Zentralbankbilanz direkt aufzublähen

(QE 1 und QE 2, vgl. Grafik), genauer

betrachtet, kann man einen abnehmen-

den Nutzen dieser Maßnahmen sowohl

für die Konjunktur wie auch für die

Aktienkurse erkennen. Zwei Folgen der

riskanten Geldpolitik der Industrielän-

der sind allerdings ziemlich sicher. Weil

viele Anleger dieser Politik nicht ver-

trauen, kaufen sie in vermehrtem Um-

fang Sachwerte, wozu auch Rohstoffe

gehören. Die meisten Rohstoffe werden

aber nicht zu Hortungszwecken, son-

dern vor allem in der Industrie wie auch

für Privathaushalte benötigt. Damit

sind aus der Geldpolitik resultierende

Preissteigerungen, beziehungsweise

das Verhindern von Preissenkungen,

wie sie eigentlich in Zeiten schwacher

Konjunktur zu erwarten wären, ein Ent-

zug von Kaufkraft. Hierdurch wird der

Konjunktur ganz sicher ein Schaden in

erheblichem Umfang zugefügt und

zwar umso mehr, je aggressiver die

Geldpolitik vorgeht.

Die Notenbanken blenden diese indi-

rekte Folge ihres Handelns weitgehend

aus und hoffen auf einen anderen Ef-

fekt: Die Liquiditätszufuhr der Noten-

banken hat zu einem generellen Anla-

genotstand geführt. Es werden nicht

nur Rohstoffe, sondern auch andere

Sachwerte, zu denen unter anderem

Aktien gehören, gekauft. Dadurch ver-

bessern sich die Finanzierungsmöglich-

keiten, zumindest der börsennotierten

Unternehmen, und stützen damit indi-

rekt die Konjunktur.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass

dieser historisch betrachtet einmalige

Großversuch konzertierter Geldschöp-

fung widersprüchliche Folgen für die

Konjunktur hat. Alleine damit kann

Wachstum nicht herbeigezwungen wer-

den. Die Risiken für ein Scheitern dieses

Experimentes liegen nun einerseits in

einem globalen Vertrauensverlust und

andererseits in langfristigen tatsächli-

chen Inflationsrisiken.

Helmut Kurz

0

1

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6

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180,00

Jan. 05 Jul. 05 Jan. 06 Jul. 06 Jan. 07 Jul. 07 Jan. 08 Jul. 08 Jan. 09 Jul. 09 Jan. 10 Jul. 10 Jan. 11 Jul. 11 Jan. 12 Jul. 12

in % normiert auf den 1.1.05

Dow Jones-UBS Commodity Index (links)

S&P 500 INDEX (links)

10Y US Treasuries, Rendite in 10 % (rechts)

     

QE 1 startet

QE 1 endet

Bernanke kündigt QE 2 an

QE 2 endet

Ankündigung von QE 3

Ankündigung von Operation Twist

USA: MARKTREAKTIONEN AUF ANKAUFPROGRAMME

Quelle: bloomberg, eigene Darstellung

Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein zuverlässiger Indikator für zukünftige Entwicklungen. Der Dow-Jones-UBS Commodity Index, der S&P 500 Index und der 10Y US Tresuries werden in US-Dollar notiert. Deren Renditen können daher auch aufgrund von Währungsschwankungen steigen oder fallen.

Page 3: Aktuelle Informationen aus dem Kapitalmarkt - Oktober 2012

Schon im Juli setzten die Aktienmärkte

weltweit nach seinen Ankündigungen

zu einer neuerlichen Hausse-Bewegung

an. Seit der Lehman-Krise 2008 wur-

den somit sämtliche Aktienrallyes

durch Stimulus-Aktionen der Zentral-

banken ausgelöst. Zusätzlich werden

sich abschwächende Wirtschaftsdaten

ins Positive umgedeutet, da die Wahr-

scheinlichkeit von weiteren Zentral-

bankmaßnahmen dadurch steigt. Auch

die zuletzt enttäuschenden Arbeits-

marktdaten in den USA ließen aus die-

sem Grund offensichtlich sofort Gelder

in die Aktienmärkte fließen. Erstaun-

lich, denn nachhaltig kann diese posi-

tive Aktienentwicklung bei einem sich

verschlechternden wirtschaftlichen

Umfeld nicht sein. In Europa scheint

aus den südlichen Peripherie-Ländern

heraus eine Rezession aufzuziehen und

wirkliche Fortschritte in der Bewälti-

gung der EU-Schuldenkrise sind dort

noch nicht erkennbar. Der Reformwille

wird vom Widerstand der Bevölkerun-

gen gebremst, die bereits genug vom

„Gürtel-enger-Schnallen“ haben.

Die Gelddruckmaschinen der Zentral-

banken können nicht endlos bean-

sprucht werden. Vielmehr muss in Kürze

die Entscheidung darüber fallen, inwie-

weit die europäische Gemeinschaft be-

reit ist, Griechenland und vielleicht auch

andere EU-Staaten massiv mit Krediten

beziehungsweise Staatsanleihenkäufen

zu unterstützen. Die Aktienmärkte wer-

den sich in den nächsten Wochen wohl

zwischen überbordender Hoffnung und

tiefer Enttäuschung bewegen. Die Be-

stätigung des Bundesverfassungsge-

richtes zur Rechtmäßigkeit des ESM

(European Stability Mechanism) für die

Bewältigung der Euro-Schuldenkrise

stützt die Aktienkurse weiter. Das Bun-

desverfassungsgericht geht in dieser

Frage jedoch in die Verlängerung, denn

erst im Hauptverfahren wird die Frage

geklärt, ob die von der EZB angekündig-

ten unbegrenzten Staatsanleihenkäufe

mit den deutschen Gesetzen und Be-

schlüssen in Einklang zu bringen sind.

Die Umsätze an den Börsen waren über

den Sommer erschreckend niedrig. Dies

mag an der Ferienzeit hierzulande ge-

legen haben, ist aber auch ein schon

länger zu beobachtendes Phänomen.

Nach der US-Präsidentschaftswahl im

November wird man sich auf jeden Fall

in den USA auf die Suche nach Kompro-

missen machen müssen. Denn ob die

verkrusteten politischen Lager in der

Lage sein werden, schnell und effizient

über die Erhöhung der Schuldenlinie in

den USA, geschweige denn über Maß-

nahmen zur Reduzierung der Staats-

schuldenlast – 16 Billionen USD – zu

entscheiden, darf bezweifelt werden.

Die Aktienmärkte haben dünnere Höhen-

luft erreicht. Einzelne Gewinnmitnahmen

und Absicherungsmaßnahmen machen

vor dem Hintergrund ungelöster Pro-

bleme und einer sich abschwächenden

Konjunktur durchaus Sinn.

Michael Beck

AKTIENHAUSSE VON DRAGHIS GNADEN.

EZB-Präsident Mario Draghi ließ seinem Versprechen kurz vor Ende des zweiten Quartals, unbegrenzte EZB-Mittel zum Ankauf von Staatsanleihen einzusetzen, tatsächlich Taten folgen. Seine Ankündigung, im Notfall nahezu unbegrenzt Staatsanleihen von in Bedrängnis geratenen Ländern aufzukaufen, ließ die internationalen Aktienmärkte jubeln und neue Jahreshochs erreichen.

RENDITE VERScHIEDENER ASSETKLASSEN IN %

Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein zuverlässiger Indikator für zukünftige Entwicklungen. Die Indizes notieren in den jeweils angegebenen Währungen. Deren Renditen können daher auch aufgrund von Währungsschwankungen steigen oder fallen.

10,61

36,41

29,79

-34,08

-3,64

-10,96

-23,29

48,45

-47,35 -8,21

0,65

3,25

7,45

8,00

8,43

11,03

7,96

6,62

4,86

23,93

-50,00 -40,00 -30,00 -20,00 -10,00 0,00 10,00 20,00 30,00 40,00 50,00

US-Dollar

REXP (Anleihen D) (€)

iBoxx (Anleihen Europa) (€)

STOXX 50 (€)

Dow Jones ($)

MSCI World (€)

Hang Seng ($)

Rohöl ($)

Nikkei 225 (Yen)

DAX (€)

Quelle: Reuters

%-Veränderung Januar bis September 2012

%-Veränderung 2007– 2012

Page 4: Aktuelle Informationen aus dem Kapitalmarkt - Oktober 2012

Die Inflationsraten bewegen sich auf

moderatem Niveau und dürften auch

in den nächsten Monaten kaum stei-

gen. Dennoch macht sich angesichts

massiver Geldschöpfungsmaßnahmen

der westlichen Zentralbanken ein un-

gutes Gefühl breit. Denn nach alther-

gebrachter volkswirtschaftlicher Dok-

trin geht die Ausweitung einer

Geldmenge automatisch mit steigen-

den Inflationsraten einher. Doch in den

letzten Jahren hat sich dies nicht be-

stätigt. Das Beispiel Japan zeigt, dass

im 20-jährigen Kampf gegen Wirt-

schaftskrisen und die Deflation auch

mittels einer Nullzinspolitik und stän-

dig steigender Geldversorgung durch

die Zentralbank keine Inflation herbei-

zuzaubern ist. Denn manchmal ist eine

Inflation durchaus erwünscht, zumin-

dest, wenn sie sich in Grenzen hält.

Der „negative Bruder“ der Inflation,

die „Deflation“ wird von Wirtschafts-

experten sehr viel mehr gefürchtet, als

moderate Inflationsraten. Sinkende

Preise und Löhne setzen dann eine Ab-

wärtsspirale in Gang, die letztendlich

auch Unternehmensgewinne in Mitlei-

denschaft geraten lässt und die Ar-

beitslosigkeit erhöht. Auch manche

Staaten würden sich moderate Inflati-

onsraten wünschen, da damit im Zeit-

ablauf die Staatsverschuldung abgetra-

gen werden könnte. Zurzeit gelangen

die jüngst produzierten Geldberge al-

lerdings nicht in den Realwirtschafts-

kreislauf, da die immensen Geldsum-

men nur auf virtuellen Konten der

Banken beziehungsweise Zentralban-

ken schlummern. Der Konsum und die

Investitionen der Unternehmen bewe-

gen sich auf niedrigem Niveau, so dass

kaum Preissteigerungspotential vor-

herrscht. Erst wenn die Verschuldungs-

probleme der westlichen Industriena-

tionen in den Griff zu bekommen sind

und die Weltkonjunktur wieder richtig

anzieht, kann die Kreditnachfrage des

privaten und Unternehmenssektors

wieder massiv steigen. Dann besteht

jedoch die Gefahr, dass die stark gestie-

gene Geldmenge oder zumindest Teile

davon in den Realwirtschaftskreislauf

gelangen und inflationssteigernd wir-

ken. Wann das allerdings sein wird,

kann niemand genau vorhersehen. Als

eine Art Versicherung gegen diese Ent-

wicklung können sogenannte „inflati-

onsindexierte Anleihen“ für die Zukunft

eingesetzt werden. Leider bewegen

sich die aktuellen Renditen hierfür teil-

weise im negativen Bereich. Künftiges

Anlageziel ist es allerdings, mit dem

Erwerb von inflationsgeschützten An-

leihen deren Kaufkraft durch eine di-

rekte Bindung („Linker“) der Returns

und des Nominalbetrages an die Infla-

tion während der gesamten Laufzeit zu

sichern. Der reale Ertrag ist somit nach

Fälligkeit der Anleihe gesichert. Was die

Anleihe nominal verdient, wird eben-

falls endgültig erst nach der Endfällig-

keit feststehen.

Michael Beck

INFLATIONSINDEXIERTE ANLEIHEN ALS SICHERHEITSNETZ.

Wer hat Angst vor der bösen Inflation? Märchenhaft wäre es, wenn diese Bedenken rundheraus in das Reich der Fabeln verwiesen werden könnten. In der Tat scheint das Thema Inflation dieser Tage keine Relevanz zu haben.

5,1

4,4

2,5

1,5 1,5

2,0

0,4

1,1

2,1

1,6

1,2 1,0

2,3

1,4 1,4

3,1

1,1 0,9

1,7

2,1 2,0

3,2 3,2

2,6 2,4

1,9

1,5

0,8

1,7

2,5

2,0 2,3

2,0

2,4 2,2

1,9

3,1

1,6

0,9

2,2

2,7

2,1

0,00

1,00

2,00

3,00

4,00

5,00

6,00

1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012e

JäHRLIcHE INFLATIONSRATE SEIT 1992 IN %

Quelle: bloomberg

Inflationsrate D Inflationsrate EU

Page 5: Aktuelle Informationen aus dem Kapitalmarkt - Oktober 2012

In vielen Gesprächen aus den letzten

Monaten konnten wir erkennen, dass

auch bei eher vorsichtig agierenden

Kunden die Bereitschaft zugenommen

hat, Aktien zu kaufen oder Aktienbe-

stände aufzustocken. Die Gründe sind

vielfältig. Zwei Argumente sind immer

wieder zur Sprache gekommen: Wäh-

rend beispielsweise Anleihen von bo-

nitätsstarken DAX-Unternehmen mit

einer Laufzeit von zirka 4 Jahren eine

durchschnittliche Rendite von zirka

1,1 Prozent p. a. aufweisen, liegt die

Dividendenrendite von Aktien der

Emittenten dieser Anleihen in den

letzten Jahren zwischen 3,0 Prozent

und 3,5 Prozent p. a. Außerdem ha-

ben diverse dieser Unternehmen seit

ihrer Gründung mehrere Kriege, Wäh-

rungsreformen und die unterschied-

lichsten Krisen überstanden. Ein Bei-

spiel für ein solches Unternehmen ist

die Siemens AG. Es gibt aber noch

mehrere Aktien im Deutschen Aktien-

index, für die dieses Beispiel aktuell

auch gilt. Alternativlos sind Aktien

dennoch nicht, denn die Schwan-

kungsintensität und damit das Risiko

sind um ein Vielfaches höher als bei

Anleihen. Jeder Anleger sollte daher

genau überprüfen, ob er die aktien-

spezifischen Risiken tragen kann.

Wenn eine grundsätzliche Entschei-

dung für Aktien gefallen ist, steht der

Anleger vor der nächsten Fragestel-

lung: Wann ist der richtige Zeitpunkt,

die Aktien zu kaufen, und wann ist es

sinnvoll, sie wieder zu verkaufen? André

Kostolany sagte Anfang der 90er Jahre:

„Qualitätsaktien kaufen, Schlaftabletten

nehmen und sich in einigen Jahren

nach dem Weckruf über satte Kursge-

winne freuen.“ Diese Strategie ist über

Jahrzehnte erfolgreich gewesen und

hat auch heute noch einen berechtig-

ten Einfluss auf langfristig orientierte

Aktienanleger. Auf Basis der vergan-

genen 20 Jahre empfiehlt es sich aller-

dings, Kostolanys Gedanken ein wenig

zu modifizieren beziehungsweise zu

ergänzen.

Aufgrund der sehr hohen Schwan-

kungsintensitäten, die vor allem der

Deutsche Aktienindex seit Mitte der

90er Jahre aufweist, gab es einige Situ-

ationen, die durch Konjunktur-, Unter-

nehmens- und Politiknachrichten sowie

exogene Schocks ausgelöst wurden, in

denen sich der Aktienmarkt über meh-

rere Tage teilweise mit einem rasanten

Tempo in eine Richtung bewegte. Diese

starken Kursbewegungen, bei denen

die Vermutung aufkommt, es könne

sich um eine Übertreibung handeln,

können aus kurzfristiger taktischer Sicht

zum Ein- oder Ausstieg genutzt wer-

den. Hier geht es für den Anleger da-

rum, das, was Kostolany als „Weckruf“

bezeichnet, zu erkennen und dement-

sprechend zu handeln. Ein taktisch

geprägter Verkauf von einer Aktien-

position steht demnach nicht im Wider-

spruch zu einer Langfriststrategie,

sondern ergänzt diese. Natürlich sollte

es nach dem kurzfristigen Verkauf das

oberste Ziel sein, zu niedrigeren Kursen

wieder investieren zu können. Hier

besteht dann durchaus ein Risiko, wenn

die Aktienmärkte weiter haussieren

und der Anleger seine Reinvestition

immer weiter verschieben muss. Eine

konsequente Vorgehensweise bei-

spielsweise über den Einsatz von Kauf-

und Verkaufslimiten sowie von Trai-

ling-Stop-Limiten zur Sicherung von

Aktienpositionen spielt dabei eine

wichtige Rolle.

Fazit: Um bei Kostolanys Wortwahl zu

bleiben, sollten die Schlaftabletten ge-

gen eine Tageszeitung, viel Disziplin

sowie eine gute Portion Bauchgefühl

getauscht werden, die dem Anleger als

Orientierung dienen sollten. Die grund-

sätzlich langfristig ausgelegte Strategie

kann durch die oben beschriebenen

taktischen Maßnahmen zur Renditever-

besserung optimiert werden.

Andreas Rapp

AKTIENENGAGEMENTS – STRATEGIE ODER TIMING – ZWEI

WEGE, EIN ZIEL!?

Selten war es so schwierig wie in diesen Monaten, eine Anlageentscheidung zu treffen und diese dann auch mit einem guten Gefühl umzusetzen. Halte ich trotz kriselndem Euro an meiner Liquidität fest? Lege ich in Tages-, Festgeld oder festverzinslichen Wertpapieren an, obwohl mir bewusst ist, dass ich den Wert meines Geldes damit nicht erhalten kann? Kaufe ich Fremdwährungen, um mich gegen das mögliche Ende des Euros zu schützen? Oder halte ich mich an die Substanzwertdiskussion und kaufe Aktien?

Page 6: Aktuelle Informationen aus dem Kapitalmarkt - Oktober 2012

Gesagt, getan, im April 1996 wurde ein

offenes Kinderhaus für 6- bis 12-jährige

Kinder eröffnet und 14 Jahre lang in der

Urbanstraße 30 in Esslingen betrieben.

Mit Erfolg: 30 bis 60 Kinder besuchten

5 Tage die Woche nach der Schule das

Projekt, zirka 3.000 verschiedene Kin-

der haben das Kinderhaus im Laufe der

Jahre besucht, Gemeinschaft erlebt,

Zuspruch und Ermutigung gefunden,

die eigenen Grenzen getestet, eigene

Ideen ausprobiert und sich an kreativen

Aktivitäten wie Kinderzirkus, künstleri-

schem Gestalten und ganz verschiede-

nen Workshops beteiligt.

Der zugrunde liegende Gedanke des

Projekts heißt Prävention: zuvorkom-

men oder vorbeugen. Für die Kinder

rechtzeitig da sein, ihnen zuhören und

ihnen sagen, dass sie etwas Besonderes

sind, und zu erkennen, dass Fähigkeiten

in ihnen schlummern, die es herauszu-

locken gilt, bevor sie sich als Jugendli-

che ein falsches Selbstwertgefühl über

Gewalt, Drogenkonsum oder Kriminali-

tät aneignen. Kinder zwischen 6 und 12

Jahren sind wunderbar und offen und

man kann ihren Frustrationen rechtzei-

tig begegnen, wenn man will. Der Staat

kann in dieser Altersgruppe durch Prä-

vention noch nicht richtig helfen, denn

hierfür gibt es kein Gesetz. Eine Finan-

zierung von Jugendhilfe gibt es erst ab

14 Jahren, aber für eine Prävention ist

es dann in vielen Fällen zu spät. Deshalb

gilt es, sich selbst zu organisieren, Pro-

jekte und Schutzräume für Kinder auf

den Weg zu bringen oder vorhandene

Initiativen auszubauen. Aus privatem

Engagement, so wie Jürgen Klinsmann.

18 Jahre später ist er wieder einmal in

Esslingen zu Besuch. Seine Stiftung vi-

briert immer noch. Die Geschäftsführer

der Agapedia Tochterstiftungen sind

auch da, aus Rumänien, Bulgarien und

der Republik Moldau. Es wird gefeiert,

denn nach fast zwei Jahren Sanierung

und Einrichtung eines alten Hand-

werksbetriebs mit einem wunderschö-

nen großen Garten wurde in der Ulmer

Straße  29/2 in Esslingen das neue

Agapedia Kinder- und Familienzentrum

eröffnet. Viele Kinder, Eltern und alte

Freunde und Wegbegleiter waren ge-

kommen und haben mitgefeiert. Rund

1,3 Millionen Euro wurden in das neue

Projekt investiert, ganz ohne öffentliche

Zuschüsse. Echtes zivilgesellschaftliches

Engagement, viel Ehrenamt und eine tol-

le Unterstützung von anderen Stiftungen

und Firmen machten es möglich. Auch

ELLWANGER & GEIGER unterstützt das

Projekt gerne aus der seit 1999 beste-

henden Partnerschaft mit Agapedia.

Stefan Barth von Agapedia

NEUES AGAPEDIA KINDER- & FAMILIENZENTRUM IN ESSLINGEN.

Im Jahr 1994 wurde die Idee der Verwirklichung einer Stiftung geboren. In Bescheidenheit wollte Jürgen Klinsmann nicht, dass seine Stiftung einfach nur seinen Namen trägt, nein: ein sinngebender Name musste her. Das lies sich die Mitgründerin Marika Barth mit ihren griechischen Wurzeln nicht zweimal sagen. AGAPEDIA: Agape – Liebe und Pedia – Kinder. Liebe zu Kindern, das macht Sinn. Das heißt, in die Zukunft investieren.

WEITERE INFORMATIONEN

BANKHAUS ELLWANGER & GEIGER KG Börsenplatz 1, 70174 Stuttgart

Michael Beck Leiter Portfolio Management Telefon 0711/2148-242 Telefax 0711/2148-250 [email protected]

Dieser Bericht wurde erstellt vom BANKHAUS ELLWANGER & GEIGER KG

Verantwortlich: Dr. Volker Gerstenmaier, Mario Caroli Redaktion: Michael Beck, Helmut Kurz, Andreas Rapp, Stefan Barth von Agapedia

Stand: Oktober 2012

Die Darstellungen geben die aktuellen Mei-nungen und Einschätzungen zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Dokuments wieder. Sie können ohne Vorankündigung angepasst oder geändert werden. Die enthaltenen Infor-mationen wurden sorgfältig geprüft und zusammengestellt. Eine Gewähr für Richtigkeit und Vollständigkeit kann nicht übernommen werden. Die Informationen sind keine Anlage-beratung, Empfehlung oder Finanzanalyse. Für individuelle Anlageempfehlungen und umfassende Beratungen stehen Ihnen die Be-rater unseres Hauses gerne zur Verfügung. Angaben zur steuerlichen Situation sind nur allgemeiner Art. Für eine individuelle Beur-teilung der für Sie steuerlich relevanten Aspek-te und ggf. abweichende Bewertungen sollten Sie Ihren Steuerberater hinzuziehen. Wertent-wicklungen in der Vergangenheit sind kein zuverlässiger Indikator für zukünftige Entwick-lungen. Finanzinstrumente oder Indizes kön-nen in Fremdwährungen notiert sein. Deren Renditen können daher auch aufgrund von Währungsschwankungen steigen oder fallen. Die Urheberrechte für die gesamte inhaltliche und graphische Gestaltung liegen beim He-rausgeber und dürfen gerne, jedoch nur mit schriftlicher Genehmigung, verwendet werden.

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