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Aktuelle Informationen aus dem Kapitalmarkt - Oktober 2012 Wir möchten Ihnen Einblicke in die aktuelle Marktlage ermöglichen und Sie über zukunftsträchtige Anlageformen informieren. Unser Experte Andreas. Rapp, Leiter des Bereiches "Private Banking" bei ELLWANGER & GEIGER PRIVATBANKIERS, und sein Team analysiert und kommentiert die Entwicklungen auf den Aktienmärkten.
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OMT + QE 3 = ABWERTUNGSWETTLAUF.
Hinter diesen kryptischen Abkürzungen verbergen sich weitreichende Maßnahmen der EZB und der US-Notenbank Fed. Die EZB wird künftig „Outright Monetary Transactions“ durchführen. Was sich harmlos anhört, ist im Grunde genommen eine Staatsfinanzierung auf Umwegen.
Die Ankündigung der EZB, Staatsan-
leihen der Problemländer in fast unbe-
grenzter Höhe zu erwerben, hat die
Kapitalmärkte vor allem in den südeuro-
päischen Ländern beruhigt. Viele Öko-
nomen – darunter der jetzige Präsident
der Deutschen Bundesbank und seine
Vorgänger – sowie Bürger wurden da-
durch in Alarmstimmung versetzt. Die
EZB wird jedoch nur in Abstimmung mit
dem neu einzurichtenden ESM (Euro-
päischer Stabilitätsmechanismus), für
den der Weg nach dem Urteil des deut-
schen Verfassungsgerichtes frei gewor-
den ist, tätig werden. Auch hat der
Präsident der EZB Draghi – wohl um
deutschen Vorbehalten zu entgegnen –
versprochen, diese Liquidität wieder
abzuschöpfen. Wie diese Sterilisierung
geschehen soll, bleibt allerdings offen.
Mit QE 3 ist das dritte direkte Geld-
schöpfungsprogramm der US-Noten-
bank gemeint. Sie will Hypothekenpa-
piere und bei Bedarf auch Staatsanleihen
in einer Größenordnung von vorläufig
40 Milliarden US-Dollar pro Monat auf
unbegrenzte Zeit erwerben. Bei Bedarf
kann der Betrag auch erhöht werden.
In den beiden Schwergewichten der
Weltwirtschaft – EU und USA – wird die
öffentliche Neuverschuldung vermehrt
von den Notenbanken und nicht mehr
durch privates Kapital finanziert. Beide
Währungen stellen zusammen etwa
90 Prozent der weltweiten Währungs-
reserven dar. Dieser zunehmend unse-
riös werdenden Geldpolitik können
Anleger kaum noch entkommen und es
ist nicht überraschend, dass die großen
Gewinner dieser sich schon seit Wochen
andeutenden Politik wieder einmal die
Edelmetalle und ganz generell Sach-
werte sind. Auch von zwei weiteren
Kraftzentren der Weltwirtschaft – China
und Japan – werden aufgrund der dor-
tigen Abschwächung der Wirtschaft
und steigender Arbeitslosigkeit weitere
Stimulierungsmaßnahmen erwartet.
Während in China aus den Erfahrungen
der Konjunkturankurbelungsmaßnah-
men von 2008 und 2009, welche einen
Immobilienpreisboom entfachten, noch
Zurückhaltung herrscht, hat die Bank
of Japan weitere geldpolitische Maß-
nahmen in Form zusätzlicher Staatsan-
leihen in Höhe von 80 Billionen Yen
(zirka 93 Milliarden Euro) angestoßen.
AKTUELLE INFORMATIONEN AUS DEM KAPITALMARKT.
AUSGABE OkTOBER 2012
Aktuell loten die vier großen Zentral-
banken der westlichen Welt Fed, EZB,
Bank of Japan und Bank of England die
Grenzen ihrer geldpolitischen Möglich-
keiten aus. Während die Zinsen für den
Yen bereits seit längerem und neuer-
dings auch für den US-Dollar bei prak-
tisch Null angekommen sind, gibt es
für den Euro und das Britische Pfund
noch etwas Platz bis zur Nulllinie. An-
gesichts der schlechten wirtschaftli-
chen Aussichten in ganz Europa wird
dieser Spielraum eher früher als später
genutzt werden. Ob dies der Konjunk-
tur nennenswert helfen kann, ist jedoch
fraglich. An den reinen Finanzierungs-
kosten kann es kaum noch liegen, dass
die Konjunktur in der westlichen Welt
nicht richtig in Gang kommt. Viele
Haushalte und Unternehmen haben ein
Interesse daran, Schulden abzubauen,
da sie der wirtschaftlichen Entwicklung,
die seit der Finanzkrise vor allem durch
die Aufnahme von immensen Staats-
schulden gestützt wird, nicht trauen.
Unternehmen und Haushalte, die einen
dringenden Kreditbedarf, aber nur we-
nig Sicherheiten haben, erhalten vom
geschwächten Bankensektor gar keine
Einhundert Jahre Ellwanger & Geiger Privatbankiers1912 – 2012
oder nur teure Kredite. Mit anderen
Worten, die Wirkung der klassischen
Geldpolitik verpufft. Wenn man die Ent-
scheidung der US-Notenbank, ohne
zeitliche Begrenzung Geld zu schöpfen,
betrachtet, wird man den Eindruck
nicht los, dass es sich hier um eine Ver-
zweiflungstat handelte. Die aktuelle
konjunkturelle Lage der USA hätte es
nicht notwendig gemacht, so viel Pulver
auf einmal zu verschießen. Aber viel-
leicht war es ja auch nur eine Wahl-
kampfhilfe für Obama, nachdem der
republikanische Präsidentschaftskan-
didat Romney ohnehin angekündigt
hatte, die Amtszeit des amerikanischen
Notenbankchefs Bernanke nicht zu ver-
längern. Sicher wollte die US-Zentral-
bank dem sogenannten „fiscal cliff“ ab
2013 vorbeugen. Darunter versteht
man das automatische Auslaufen der
noch bis Ende 2012 verlängerten teil-
weisen Befreiung von Sozialabgaben
und Steuersenkungen, was die Wirt-
schaft der USA hart abbremsen wird.
Die politischen Bemühungen, die drän-
gende Haushaltskonsolidierung auch in
den USA zu beginnen, ohne die Wirt-
schaft über die „fiskalische Klippe“ zu
stürzen, werden nach der Wahl im No-
vember beginnen und für Schlagzeilen
sorgen.
Wenn man die Auswirkungen der bei-
den letzten Maßnahmen der Fed, die
Zentralbankbilanz direkt aufzublähen
(QE 1 und QE 2, vgl. Grafik), genauer
betrachtet, kann man einen abnehmen-
den Nutzen dieser Maßnahmen sowohl
für die Konjunktur wie auch für die
Aktienkurse erkennen. Zwei Folgen der
riskanten Geldpolitik der Industrielän-
der sind allerdings ziemlich sicher. Weil
viele Anleger dieser Politik nicht ver-
trauen, kaufen sie in vermehrtem Um-
fang Sachwerte, wozu auch Rohstoffe
gehören. Die meisten Rohstoffe werden
aber nicht zu Hortungszwecken, son-
dern vor allem in der Industrie wie auch
für Privathaushalte benötigt. Damit
sind aus der Geldpolitik resultierende
Preissteigerungen, beziehungsweise
das Verhindern von Preissenkungen,
wie sie eigentlich in Zeiten schwacher
Konjunktur zu erwarten wären, ein Ent-
zug von Kaufkraft. Hierdurch wird der
Konjunktur ganz sicher ein Schaden in
erheblichem Umfang zugefügt und
zwar umso mehr, je aggressiver die
Geldpolitik vorgeht.
Die Notenbanken blenden diese indi-
rekte Folge ihres Handelns weitgehend
aus und hoffen auf einen anderen Ef-
fekt: Die Liquiditätszufuhr der Noten-
banken hat zu einem generellen Anla-
genotstand geführt. Es werden nicht
nur Rohstoffe, sondern auch andere
Sachwerte, zu denen unter anderem
Aktien gehören, gekauft. Dadurch ver-
bessern sich die Finanzierungsmöglich-
keiten, zumindest der börsennotierten
Unternehmen, und stützen damit indi-
rekt die Konjunktur.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass
dieser historisch betrachtet einmalige
Großversuch konzertierter Geldschöp-
fung widersprüchliche Folgen für die
Konjunktur hat. Alleine damit kann
Wachstum nicht herbeigezwungen wer-
den. Die Risiken für ein Scheitern dieses
Experimentes liegen nun einerseits in
einem globalen Vertrauensverlust und
andererseits in langfristigen tatsächli-
chen Inflationsrisiken.
Helmut Kurz
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Jan. 05 Jul. 05 Jan. 06 Jul. 06 Jan. 07 Jul. 07 Jan. 08 Jul. 08 Jan. 09 Jul. 09 Jan. 10 Jul. 10 Jan. 11 Jul. 11 Jan. 12 Jul. 12
in % normiert auf den 1.1.05
Dow Jones-UBS Commodity Index (links)
S&P 500 INDEX (links)
10Y US Treasuries, Rendite in 10 % (rechts)
QE 1 startet
QE 1 endet
Bernanke kündigt QE 2 an
QE 2 endet
Ankündigung von QE 3
Ankündigung von Operation Twist
USA: MARKTREAKTIONEN AUF ANKAUFPROGRAMME
Quelle: bloomberg, eigene Darstellung
Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein zuverlässiger Indikator für zukünftige Entwicklungen. Der Dow-Jones-UBS Commodity Index, der S&P 500 Index und der 10Y US Tresuries werden in US-Dollar notiert. Deren Renditen können daher auch aufgrund von Währungsschwankungen steigen oder fallen.
Schon im Juli setzten die Aktienmärkte
weltweit nach seinen Ankündigungen
zu einer neuerlichen Hausse-Bewegung
an. Seit der Lehman-Krise 2008 wur-
den somit sämtliche Aktienrallyes
durch Stimulus-Aktionen der Zentral-
banken ausgelöst. Zusätzlich werden
sich abschwächende Wirtschaftsdaten
ins Positive umgedeutet, da die Wahr-
scheinlichkeit von weiteren Zentral-
bankmaßnahmen dadurch steigt. Auch
die zuletzt enttäuschenden Arbeits-
marktdaten in den USA ließen aus die-
sem Grund offensichtlich sofort Gelder
in die Aktienmärkte fließen. Erstaun-
lich, denn nachhaltig kann diese posi-
tive Aktienentwicklung bei einem sich
verschlechternden wirtschaftlichen
Umfeld nicht sein. In Europa scheint
aus den südlichen Peripherie-Ländern
heraus eine Rezession aufzuziehen und
wirkliche Fortschritte in der Bewälti-
gung der EU-Schuldenkrise sind dort
noch nicht erkennbar. Der Reformwille
wird vom Widerstand der Bevölkerun-
gen gebremst, die bereits genug vom
„Gürtel-enger-Schnallen“ haben.
Die Gelddruckmaschinen der Zentral-
banken können nicht endlos bean-
sprucht werden. Vielmehr muss in Kürze
die Entscheidung darüber fallen, inwie-
weit die europäische Gemeinschaft be-
reit ist, Griechenland und vielleicht auch
andere EU-Staaten massiv mit Krediten
beziehungsweise Staatsanleihenkäufen
zu unterstützen. Die Aktienmärkte wer-
den sich in den nächsten Wochen wohl
zwischen überbordender Hoffnung und
tiefer Enttäuschung bewegen. Die Be-
stätigung des Bundesverfassungsge-
richtes zur Rechtmäßigkeit des ESM
(European Stability Mechanism) für die
Bewältigung der Euro-Schuldenkrise
stützt die Aktienkurse weiter. Das Bun-
desverfassungsgericht geht in dieser
Frage jedoch in die Verlängerung, denn
erst im Hauptverfahren wird die Frage
geklärt, ob die von der EZB angekündig-
ten unbegrenzten Staatsanleihenkäufe
mit den deutschen Gesetzen und Be-
schlüssen in Einklang zu bringen sind.
Die Umsätze an den Börsen waren über
den Sommer erschreckend niedrig. Dies
mag an der Ferienzeit hierzulande ge-
legen haben, ist aber auch ein schon
länger zu beobachtendes Phänomen.
Nach der US-Präsidentschaftswahl im
November wird man sich auf jeden Fall
in den USA auf die Suche nach Kompro-
missen machen müssen. Denn ob die
verkrusteten politischen Lager in der
Lage sein werden, schnell und effizient
über die Erhöhung der Schuldenlinie in
den USA, geschweige denn über Maß-
nahmen zur Reduzierung der Staats-
schuldenlast – 16 Billionen USD – zu
entscheiden, darf bezweifelt werden.
Die Aktienmärkte haben dünnere Höhen-
luft erreicht. Einzelne Gewinnmitnahmen
und Absicherungsmaßnahmen machen
vor dem Hintergrund ungelöster Pro-
bleme und einer sich abschwächenden
Konjunktur durchaus Sinn.
Michael Beck
AKTIENHAUSSE VON DRAGHIS GNADEN.
EZB-Präsident Mario Draghi ließ seinem Versprechen kurz vor Ende des zweiten Quartals, unbegrenzte EZB-Mittel zum Ankauf von Staatsanleihen einzusetzen, tatsächlich Taten folgen. Seine Ankündigung, im Notfall nahezu unbegrenzt Staatsanleihen von in Bedrängnis geratenen Ländern aufzukaufen, ließ die internationalen Aktienmärkte jubeln und neue Jahreshochs erreichen.
RENDITE VERScHIEDENER ASSETKLASSEN IN %
Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein zuverlässiger Indikator für zukünftige Entwicklungen. Die Indizes notieren in den jeweils angegebenen Währungen. Deren Renditen können daher auch aufgrund von Währungsschwankungen steigen oder fallen.
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36,41
29,79
-34,08
-3,64
-10,96
-23,29
48,45
-47,35 -8,21
0,65
3,25
7,45
8,00
8,43
11,03
7,96
6,62
4,86
23,93
-50,00 -40,00 -30,00 -20,00 -10,00 0,00 10,00 20,00 30,00 40,00 50,00
US-Dollar
REXP (Anleihen D) (€)
iBoxx (Anleihen Europa) (€)
STOXX 50 (€)
Dow Jones ($)
MSCI World (€)
Hang Seng ($)
Rohöl ($)
Nikkei 225 (Yen)
DAX (€)
Quelle: Reuters
%-Veränderung Januar bis September 2012
%-Veränderung 2007– 2012
Die Inflationsraten bewegen sich auf
moderatem Niveau und dürften auch
in den nächsten Monaten kaum stei-
gen. Dennoch macht sich angesichts
massiver Geldschöpfungsmaßnahmen
der westlichen Zentralbanken ein un-
gutes Gefühl breit. Denn nach alther-
gebrachter volkswirtschaftlicher Dok-
trin geht die Ausweitung einer
Geldmenge automatisch mit steigen-
den Inflationsraten einher. Doch in den
letzten Jahren hat sich dies nicht be-
stätigt. Das Beispiel Japan zeigt, dass
im 20-jährigen Kampf gegen Wirt-
schaftskrisen und die Deflation auch
mittels einer Nullzinspolitik und stän-
dig steigender Geldversorgung durch
die Zentralbank keine Inflation herbei-
zuzaubern ist. Denn manchmal ist eine
Inflation durchaus erwünscht, zumin-
dest, wenn sie sich in Grenzen hält.
Der „negative Bruder“ der Inflation,
die „Deflation“ wird von Wirtschafts-
experten sehr viel mehr gefürchtet, als
moderate Inflationsraten. Sinkende
Preise und Löhne setzen dann eine Ab-
wärtsspirale in Gang, die letztendlich
auch Unternehmensgewinne in Mitlei-
denschaft geraten lässt und die Ar-
beitslosigkeit erhöht. Auch manche
Staaten würden sich moderate Inflati-
onsraten wünschen, da damit im Zeit-
ablauf die Staatsverschuldung abgetra-
gen werden könnte. Zurzeit gelangen
die jüngst produzierten Geldberge al-
lerdings nicht in den Realwirtschafts-
kreislauf, da die immensen Geldsum-
men nur auf virtuellen Konten der
Banken beziehungsweise Zentralban-
ken schlummern. Der Konsum und die
Investitionen der Unternehmen bewe-
gen sich auf niedrigem Niveau, so dass
kaum Preissteigerungspotential vor-
herrscht. Erst wenn die Verschuldungs-
probleme der westlichen Industriena-
tionen in den Griff zu bekommen sind
und die Weltkonjunktur wieder richtig
anzieht, kann die Kreditnachfrage des
privaten und Unternehmenssektors
wieder massiv steigen. Dann besteht
jedoch die Gefahr, dass die stark gestie-
gene Geldmenge oder zumindest Teile
davon in den Realwirtschaftskreislauf
gelangen und inflationssteigernd wir-
ken. Wann das allerdings sein wird,
kann niemand genau vorhersehen. Als
eine Art Versicherung gegen diese Ent-
wicklung können sogenannte „inflati-
onsindexierte Anleihen“ für die Zukunft
eingesetzt werden. Leider bewegen
sich die aktuellen Renditen hierfür teil-
weise im negativen Bereich. Künftiges
Anlageziel ist es allerdings, mit dem
Erwerb von inflationsgeschützten An-
leihen deren Kaufkraft durch eine di-
rekte Bindung („Linker“) der Returns
und des Nominalbetrages an die Infla-
tion während der gesamten Laufzeit zu
sichern. Der reale Ertrag ist somit nach
Fälligkeit der Anleihe gesichert. Was die
Anleihe nominal verdient, wird eben-
falls endgültig erst nach der Endfällig-
keit feststehen.
Michael Beck
INFLATIONSINDEXIERTE ANLEIHEN ALS SICHERHEITSNETZ.
Wer hat Angst vor der bösen Inflation? Märchenhaft wäre es, wenn diese Bedenken rundheraus in das Reich der Fabeln verwiesen werden könnten. In der Tat scheint das Thema Inflation dieser Tage keine Relevanz zu haben.
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1,4 1,4
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1,7
2,1 2,0
3,2 3,2
2,6 2,4
1,9
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0,8
1,7
2,5
2,0 2,3
2,0
2,4 2,2
1,9
3,1
1,6
0,9
2,2
2,7
2,1
0,00
1,00
2,00
3,00
4,00
5,00
6,00
1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012e
JäHRLIcHE INFLATIONSRATE SEIT 1992 IN %
Quelle: bloomberg
Inflationsrate D Inflationsrate EU
In vielen Gesprächen aus den letzten
Monaten konnten wir erkennen, dass
auch bei eher vorsichtig agierenden
Kunden die Bereitschaft zugenommen
hat, Aktien zu kaufen oder Aktienbe-
stände aufzustocken. Die Gründe sind
vielfältig. Zwei Argumente sind immer
wieder zur Sprache gekommen: Wäh-
rend beispielsweise Anleihen von bo-
nitätsstarken DAX-Unternehmen mit
einer Laufzeit von zirka 4 Jahren eine
durchschnittliche Rendite von zirka
1,1 Prozent p. a. aufweisen, liegt die
Dividendenrendite von Aktien der
Emittenten dieser Anleihen in den
letzten Jahren zwischen 3,0 Prozent
und 3,5 Prozent p. a. Außerdem ha-
ben diverse dieser Unternehmen seit
ihrer Gründung mehrere Kriege, Wäh-
rungsreformen und die unterschied-
lichsten Krisen überstanden. Ein Bei-
spiel für ein solches Unternehmen ist
die Siemens AG. Es gibt aber noch
mehrere Aktien im Deutschen Aktien-
index, für die dieses Beispiel aktuell
auch gilt. Alternativlos sind Aktien
dennoch nicht, denn die Schwan-
kungsintensität und damit das Risiko
sind um ein Vielfaches höher als bei
Anleihen. Jeder Anleger sollte daher
genau überprüfen, ob er die aktien-
spezifischen Risiken tragen kann.
Wenn eine grundsätzliche Entschei-
dung für Aktien gefallen ist, steht der
Anleger vor der nächsten Fragestel-
lung: Wann ist der richtige Zeitpunkt,
die Aktien zu kaufen, und wann ist es
sinnvoll, sie wieder zu verkaufen? André
Kostolany sagte Anfang der 90er Jahre:
„Qualitätsaktien kaufen, Schlaftabletten
nehmen und sich in einigen Jahren
nach dem Weckruf über satte Kursge-
winne freuen.“ Diese Strategie ist über
Jahrzehnte erfolgreich gewesen und
hat auch heute noch einen berechtig-
ten Einfluss auf langfristig orientierte
Aktienanleger. Auf Basis der vergan-
genen 20 Jahre empfiehlt es sich aller-
dings, Kostolanys Gedanken ein wenig
zu modifizieren beziehungsweise zu
ergänzen.
Aufgrund der sehr hohen Schwan-
kungsintensitäten, die vor allem der
Deutsche Aktienindex seit Mitte der
90er Jahre aufweist, gab es einige Situ-
ationen, die durch Konjunktur-, Unter-
nehmens- und Politiknachrichten sowie
exogene Schocks ausgelöst wurden, in
denen sich der Aktienmarkt über meh-
rere Tage teilweise mit einem rasanten
Tempo in eine Richtung bewegte. Diese
starken Kursbewegungen, bei denen
die Vermutung aufkommt, es könne
sich um eine Übertreibung handeln,
können aus kurzfristiger taktischer Sicht
zum Ein- oder Ausstieg genutzt wer-
den. Hier geht es für den Anleger da-
rum, das, was Kostolany als „Weckruf“
bezeichnet, zu erkennen und dement-
sprechend zu handeln. Ein taktisch
geprägter Verkauf von einer Aktien-
position steht demnach nicht im Wider-
spruch zu einer Langfriststrategie,
sondern ergänzt diese. Natürlich sollte
es nach dem kurzfristigen Verkauf das
oberste Ziel sein, zu niedrigeren Kursen
wieder investieren zu können. Hier
besteht dann durchaus ein Risiko, wenn
die Aktienmärkte weiter haussieren
und der Anleger seine Reinvestition
immer weiter verschieben muss. Eine
konsequente Vorgehensweise bei-
spielsweise über den Einsatz von Kauf-
und Verkaufslimiten sowie von Trai-
ling-Stop-Limiten zur Sicherung von
Aktienpositionen spielt dabei eine
wichtige Rolle.
Fazit: Um bei Kostolanys Wortwahl zu
bleiben, sollten die Schlaftabletten ge-
gen eine Tageszeitung, viel Disziplin
sowie eine gute Portion Bauchgefühl
getauscht werden, die dem Anleger als
Orientierung dienen sollten. Die grund-
sätzlich langfristig ausgelegte Strategie
kann durch die oben beschriebenen
taktischen Maßnahmen zur Renditever-
besserung optimiert werden.
Andreas Rapp
AKTIENENGAGEMENTS – STRATEGIE ODER TIMING – ZWEI
WEGE, EIN ZIEL!?
Selten war es so schwierig wie in diesen Monaten, eine Anlageentscheidung zu treffen und diese dann auch mit einem guten Gefühl umzusetzen. Halte ich trotz kriselndem Euro an meiner Liquidität fest? Lege ich in Tages-, Festgeld oder festverzinslichen Wertpapieren an, obwohl mir bewusst ist, dass ich den Wert meines Geldes damit nicht erhalten kann? Kaufe ich Fremdwährungen, um mich gegen das mögliche Ende des Euros zu schützen? Oder halte ich mich an die Substanzwertdiskussion und kaufe Aktien?
Gesagt, getan, im April 1996 wurde ein
offenes Kinderhaus für 6- bis 12-jährige
Kinder eröffnet und 14 Jahre lang in der
Urbanstraße 30 in Esslingen betrieben.
Mit Erfolg: 30 bis 60 Kinder besuchten
5 Tage die Woche nach der Schule das
Projekt, zirka 3.000 verschiedene Kin-
der haben das Kinderhaus im Laufe der
Jahre besucht, Gemeinschaft erlebt,
Zuspruch und Ermutigung gefunden,
die eigenen Grenzen getestet, eigene
Ideen ausprobiert und sich an kreativen
Aktivitäten wie Kinderzirkus, künstleri-
schem Gestalten und ganz verschiede-
nen Workshops beteiligt.
Der zugrunde liegende Gedanke des
Projekts heißt Prävention: zuvorkom-
men oder vorbeugen. Für die Kinder
rechtzeitig da sein, ihnen zuhören und
ihnen sagen, dass sie etwas Besonderes
sind, und zu erkennen, dass Fähigkeiten
in ihnen schlummern, die es herauszu-
locken gilt, bevor sie sich als Jugendli-
che ein falsches Selbstwertgefühl über
Gewalt, Drogenkonsum oder Kriminali-
tät aneignen. Kinder zwischen 6 und 12
Jahren sind wunderbar und offen und
man kann ihren Frustrationen rechtzei-
tig begegnen, wenn man will. Der Staat
kann in dieser Altersgruppe durch Prä-
vention noch nicht richtig helfen, denn
hierfür gibt es kein Gesetz. Eine Finan-
zierung von Jugendhilfe gibt es erst ab
14 Jahren, aber für eine Prävention ist
es dann in vielen Fällen zu spät. Deshalb
gilt es, sich selbst zu organisieren, Pro-
jekte und Schutzräume für Kinder auf
den Weg zu bringen oder vorhandene
Initiativen auszubauen. Aus privatem
Engagement, so wie Jürgen Klinsmann.
18 Jahre später ist er wieder einmal in
Esslingen zu Besuch. Seine Stiftung vi-
briert immer noch. Die Geschäftsführer
der Agapedia Tochterstiftungen sind
auch da, aus Rumänien, Bulgarien und
der Republik Moldau. Es wird gefeiert,
denn nach fast zwei Jahren Sanierung
und Einrichtung eines alten Hand-
werksbetriebs mit einem wunderschö-
nen großen Garten wurde in der Ulmer
Straße 29/2 in Esslingen das neue
Agapedia Kinder- und Familienzentrum
eröffnet. Viele Kinder, Eltern und alte
Freunde und Wegbegleiter waren ge-
kommen und haben mitgefeiert. Rund
1,3 Millionen Euro wurden in das neue
Projekt investiert, ganz ohne öffentliche
Zuschüsse. Echtes zivilgesellschaftliches
Engagement, viel Ehrenamt und eine tol-
le Unterstützung von anderen Stiftungen
und Firmen machten es möglich. Auch
ELLWANGER & GEIGER unterstützt das
Projekt gerne aus der seit 1999 beste-
henden Partnerschaft mit Agapedia.
Stefan Barth von Agapedia
NEUES AGAPEDIA KINDER- & FAMILIENZENTRUM IN ESSLINGEN.
Im Jahr 1994 wurde die Idee der Verwirklichung einer Stiftung geboren. In Bescheidenheit wollte Jürgen Klinsmann nicht, dass seine Stiftung einfach nur seinen Namen trägt, nein: ein sinngebender Name musste her. Das lies sich die Mitgründerin Marika Barth mit ihren griechischen Wurzeln nicht zweimal sagen. AGAPEDIA: Agape – Liebe und Pedia – Kinder. Liebe zu Kindern, das macht Sinn. Das heißt, in die Zukunft investieren.
WEITERE INFORMATIONEN
BANKHAUS ELLWANGER & GEIGER KG Börsenplatz 1, 70174 Stuttgart
Michael Beck Leiter Portfolio Management Telefon 0711/2148-242 Telefax 0711/2148-250 [email protected]
Dieser Bericht wurde erstellt vom BANKHAUS ELLWANGER & GEIGER KG
Verantwortlich: Dr. Volker Gerstenmaier, Mario Caroli Redaktion: Michael Beck, Helmut Kurz, Andreas Rapp, Stefan Barth von Agapedia
Stand: Oktober 2012
Die Darstellungen geben die aktuellen Mei-nungen und Einschätzungen zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Dokuments wieder. Sie können ohne Vorankündigung angepasst oder geändert werden. Die enthaltenen Infor-mationen wurden sorgfältig geprüft und zusammengestellt. Eine Gewähr für Richtigkeit und Vollständigkeit kann nicht übernommen werden. Die Informationen sind keine Anlage-beratung, Empfehlung oder Finanzanalyse. Für individuelle Anlageempfehlungen und umfassende Beratungen stehen Ihnen die Be-rater unseres Hauses gerne zur Verfügung. Angaben zur steuerlichen Situation sind nur allgemeiner Art. Für eine individuelle Beur-teilung der für Sie steuerlich relevanten Aspek-te und ggf. abweichende Bewertungen sollten Sie Ihren Steuerberater hinzuziehen. Wertent-wicklungen in der Vergangenheit sind kein zuverlässiger Indikator für zukünftige Entwick-lungen. Finanzinstrumente oder Indizes kön-nen in Fremdwährungen notiert sein. Deren Renditen können daher auch aufgrund von Währungsschwankungen steigen oder fallen. Die Urheberrechte für die gesamte inhaltliche und graphische Gestaltung liegen beim He-rausgeber und dürfen gerne, jedoch nur mit schriftlicher Genehmigung, verwendet werden.
Spenden:
BANKHAUS ELLWANGER & GEIGER KG
Bankleitzahl 600 302 00
Konto 24 333 000
www.agapedia.de