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Paten für Kinder in Esmeraldas/San Lorenzo e.V. Mönchstr. 43, 33790 Halle IBAN: DE97 4805 1580 0000 0396 85 Tel.: 05201-9892 Swift-BIC: WELADED1HAW e-mail: [email protected] GläubigerIdent.-Nr.: DE33ZZZ00000073580 www.slideshare.net/kmgneanne Jahresbericht 2014 Nachrichten aus Ecuador und San Lorenzo Anfang 2016 soll nun endgültig die Erdölförderung im von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärten Naturpark Yasuní beginnen. Ecuador hat seinem Staatskonzern Petroamazonas die Fördererlaubnis gegeben, nachdem das Parlament zugestimmt hatte. Freigegeben ist eine Fläche von 0,1 Prozent der knapp 10.000 Quadratkilometer Schutzgebiet. Die Lizenz gilt für die 17 Hektar der Ölfelder Tiputini und Tambococha, auf denen Ölreserven von 460,6 Millionen Barrel vermutet werden. Der Großteil der Infrastruktur zur Erdölförderung soll in Tiputini angelegt werden, das außerhalb, an den Naturpark angrenzend liegt. Ein drittes Ölfeld, Ishpingo, mit nachgewiesenen Reserven von 456,1 Millionen Barrel, wurde vorerst nicht an Petroamazonas übergeben, da es in dem für unantastbar erklärten Gebiet des Yasuní-Parks liegt. Der Yasuní-Nationalpark ist Heimat für 173 Säugetierarten, was einem Drittel aller im Amazonasgebiet vorkommenden Arten dieser Tierkategorie entspricht. Allein 28 bedrohte Wirbeltierarten von der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN leben dort, außerdem 567 Vogelarten und 188 Arten Amphibien und Reptilien. Bereits jetzt ist der Straßenbau in vollem Gange. Ein Freund berichtet, dass durch die unterirdischen Explosionen - Vorbereitungen der Bohrbecken – Tiere aufgeschreckt über die Straßen flüchten. Leider sind auch derzeit noch unberührte indigene Völker betroffen. Ihre Aufenthaltsorte wurden mit Infrarot-Messungen festgestellt, aber ihre Lebensräume dann deutlich verkleinert, damit sie kein Hindernis für die Ölförderung darstellen. Menschen, die noch nie Kontakt zu unserer Zivilisation hatten, werden somit weiter zurückgedrängt und in ihrer Existenz, ihrem Leben im Einklang mit dem Wald, gefährdet. Die Zusammenarbeit mit der deutschen Regierung im Bereich des Umweltschutzes hat Ecuador im Dezember abgebrochen. Vorausgegangen war ein Streit um ein Einreiseverbot für Mitglieder des Umweltausschusses des Deutschen Bundestages. Die deutschen Parlamentarier wollten in Ecuador im Nationalpark mit Umweltaktivisten zusammentreffen, die sich gegen die dort geplante Erdölförderung wehren. Bei der vom 6. bis 9. Dezember geplanten Reise der Abgeordneten fehlte es aus Sicht Ecuadors an Koordination sowie an einer im Einvernehmen der entsprechenden staatlichen Stellen vereinbarten Planung. Die Regierung in Quito hatte die Einreise untersagt mit der Anmerkung, nur weil Deutschland Geld für Zusammenarbeit gebe, habe es kein Recht, eine Kontrolle durchzuführen und das Wort der ecuadorianischen Behörden über den Yasuní-Nationalpark in Zweifel zu ziehen. Es ist schwer, Stellung zur Entscheidung der ecuadorianischen Regierung zu beziehen. Sicherlich ist das Einreiseverbot ein großer Affront. Jedoch gilt es auch zu bedenken, dass es im Jahr 2011 eben auch die deutsche Regierung (Entwicklungsministerium) war, die die Initiative zum Schutz des Yasuní (wir berichteten darüber) abgelehnt und somit dazu beigetragen hat, dass nicht genügend Kompensationszahlungen zum Schutz des Waldes eingenommen werden konnten. Als Ecuadorianer stellt man sich die Frage, warum nun ausgerechnet deutsche Parlamentarier mit den Aktivisten sprechen wollen, die gegen die Ölbohrungen sind. In Ecuador wird seit Jahrzehnten Erdöl in anderen Regenwaldregionen gefördert. Dabei kam es wiederholt zum Bruch von Pipelines und schweren Öl-Unfällen, die ganze Gegenden verseucht haben. Trotz dieser Probleme und der fortschreitenden Abholzung ist das Amazonas-Becken der größte verbliebene Regenwaldblock der Welt und erstreckt sich über neun Staaten Südamerikas. Er bedeckt eine Entfernung so weit wie von Berlin bis Bagdad. Viele bezeichnen den Regenwald mit seiner überwältigenden Artenvielfalt von über 40.000 Pflanzen- sowie rund 4.700 Tierarten als die Kronjuwelen der Weltnatur. Wichtig ist intakte Natur aber inzwischen nicht nur für Umweltschützer. Der Tourismus boomt, denn Ecuador ist nach dem Gewinn verschiedener Preise und Auszeichnungen zu einem Trendziel der Reisebranche geworden. Die weltweit höchsten aktiven Vulkane, atemberaubende Sandstrände mit unglaublichen Wellen an der Pazifikküste, der größte Artenreichtum nach Fläche in der Amazonasregion und die einzigartigen Galápagos-Inseln lockten im Jahr 2013 bereits 1.360.000 Touristen nach Ecuador. Die Tendenz ist stark ansteigend – um 12% in 2013 und damit erstaunliche 8% höher als der weltweite Durchschnitt. Der Fremdenverkehrssektor ist gegenwärtig der viertgrößte Wirtschaftsmotor und birgt großes Zukunftspotenzial. Mit einem generierten Einkommen in Höhe von 1.500 Millionen Dollar soll er demnächst auf den dritten Platz vorrücken und weiterhin Arbeitsplätze schaffen.

Jb 2014

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Paten für Kinder in Esmeraldas/San Lorenzo e.V. Mönchstr. 43, 33790 Halle IBAN: DE97 4805 1580 0000 0396 85 Tel.: 05201-9892 Swift-BIC: WELADED1HAW e-mail: [email protected] GläubigerIdent.-Nr.: DE33ZZZ00000073580 www.slideshare.net/kmgneanne

Jahresbericht 2014

Nachrichten aus Ecuador und San Lorenzo

Anfang 2016 soll nun endgültig die Erdölförderung im von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärten Naturpark Yasuní beginnen. Ecuador hat seinem Staatskonzern Petroamazonas die Fördererlaubnis gegeben, nachdem das Parlament zugestimmt hatte. Freigegeben ist eine Fläche von 0,1 Prozent der knapp 10.000 Quadratkilometer Schutzgebiet. Die Lizenz gilt für die 17 Hektar der Ölfelder Tiputini und Tambococha, auf denen Ölreserven von 460,6 Millionen Barrel vermutet werden. Der Großteil der Infrastruktur zur Erdölförderung soll in Tiputini angelegt werden, das außerhalb, an den Naturpark angrenzend liegt. Ein drittes Ölfeld, Ishpingo, mit nachgewiesenen Reserven von 456,1 Millionen Barrel, wurde vorerst nicht an Petroamazonas übergeben, da es in dem für unantastbar erklärten Gebiet des Yasuní-Parks liegt. Der Yasuní-Nationalpark ist Heimat für 173 Säugetierarten, was einem Drittel aller im Amazonasgebiet vorkommenden Arten dieser Tierkategorie entspricht. Allein 28 bedrohte Wirbeltierarten von der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN leben dort, außerdem 567 Vogelarten und 188 Arten Amphibien und Reptilien. Bereits jetzt ist der Straßenbau in vollem Gange. Ein Freund berichtet, dass durch die unterirdischen Explosionen - Vorbereitungen der Bohrbecken – Tiere aufgeschreckt über die Straßen flüchten. Leider sind auch derzeit noch unberührte indigene Völker betroffen. Ihre Aufenthaltsorte wurden mit Infrarot-Messungen festgestellt, aber ihre Lebensräume dann deutlich verkleinert, damit sie kein Hindernis für die Ölförderung darstellen. Menschen, die noch nie Kontakt zu unserer Zivilisation hatten, werden somit weiter zurückgedrängt und in ihrer Existenz, ihrem Leben im Einklang mit dem Wald, gefährdet. Die Zusammenarbeit mit der deutschen Regierung im Bereich des Umweltschutzes hat Ecuador im Dezember abgebrochen. Vorausgegangen war ein Streit um ein Einreiseverbot für Mitglieder des Umweltausschusses des Deutschen Bundestages. Die deutschen Parlamentarier wollten in Ecuador im Nationalpark mit Umweltaktivisten zusammentreffen, die sich gegen die dort geplante Erdölförderung wehren. Bei der vom 6. bis 9. Dezember geplanten Reise der Abgeordneten fehlte es aus Sicht Ecuadors an Koordination sowie an einer im Einvernehmen der entsprechenden staatlichen Stellen vereinbarten Planung. Die Regierung in Quito hatte die Einreise untersagt mit der Anmerkung, nur weil Deutschland Geld für Zusammenarbeit gebe, habe es kein Recht, eine Kontrolle durchzuführen und das Wort der ecuadorianischen Behörden über den Yasuní-Nationalpark in Zweifel zu ziehen. Es ist schwer, Stellung zur Entscheidung der ecuadorianischen Regierung zu beziehen. Sicherlich ist das Einreiseverbot ein großer Affront. Jedoch gilt es auch zu bedenken, dass es im Jahr 2011 eben auch die deutsche Regierung (Entwicklungsministerium) war, die die Initiative zum Schutz des Yasuní (wir berichteten darüber) abgelehnt und somit dazu beigetragen hat, dass nicht genügend Kompensationszahlungen zum Schutz des Waldes eingenommen werden konnten. Als Ecuadorianer stellt man sich die Frage, warum nun ausgerechnet deutsche Parlamentarier mit den Aktivisten sprechen wollen, die gegen die Ölbohrungen sind. In Ecuador wird seit Jahrzehnten Erdöl in anderen Regenwaldregionen gefördert. Dabei kam es wiederholt zum Bruch von Pipelines und schweren Öl-Unfällen, die ganze Gegenden verseucht haben. Trotz dieser Probleme und der fortschreitenden Abholzung ist das Amazonas-Becken der größte verbliebene Regenwaldblock der Welt und erstreckt sich über neun Staaten Südamerikas. Er bedeckt eine Entfernung so weit wie von Berlin bis Bagdad. Viele bezeichnen den Regenwald mit seiner überwältigenden Artenvielfalt von über 40.000 Pflanzen- sowie rund 4.700 Tierarten als die Kronjuwelen der Weltnatur.

Wichtig ist intakte Natur aber inzwischen nicht nur für Umweltschützer. Der Tourismus boomt, denn Ecuador ist nach dem Gewinn verschiedener Preise und Auszeichnungen zu einem Trendziel der Reisebranche geworden. Die weltweit höchsten aktiven Vulkane, atemberaubende Sandstrände mit unglaublichen Wellen an der Pazifikküste, der größte Artenreichtum nach Fläche in der Amazonasregion und die einzigartigen Galápagos-Inseln lockten im Jahr 2013 bereits 1.360.000 Touristen nach Ecuador. Die Tendenz ist stark ansteigend – um 12% in 2013 und damit erstaunliche 8% höher als der weltweite Durchschnitt.

Der Fremdenverkehrssektor ist gegenwärtig der viertgrößte Wirtschaftsmotor und birgt großes Zukunftspotenzial. Mit einem generierten Einkommen in Höhe von 1.500 Millionen Dollar soll er demnächst auf den dritten Platz vorrücken und weiterhin Arbeitsplätze schaffen.

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Die Reize Ecuadors sind unbestritten: unvergleichliche Landschaft, vielfältiges Klima, faszinierende Geschichte, herrliche Kolonialarchitektur, lebhafte Indiomärkte. Die besonders aufmerksame Pflege der Naturschutzgebiete, die Verbesserungen der Infrastruktur mit inzwischen erstklassigen Straßen auf den zentralen Verkehrslinien, direkte Flugrouten aus verschiedenen Regionen der Welt, eine solide Wirtschaft, deren Wachstum für 2015 auf mehr als 5% prognostiziert wird, und die Inbetriebnahme des Tren Crucero, eines touristischen Zuges analog zu Kreuzfahrtschiffen, der bereits internationales Renommee erlangt hat, tragen weiter dazu bei.

Wie Familie Rüter aus Halle, die im Sommer 2014 Ecuador bereist hat, beschrieben und mit Fotos dokumentiert hat, sieht man auch in San Lorenzo deutliche Veränderungen. Allerdings konnten die Familien in unserem Projekt hiervon noch nicht wesentlich profitieren und ihre Teilhabe an den positiven Entwicklungen ist bis jetzt leider sehr begrenzt. Das trifft auch auf andere Landesteile zu. Hauptsächlichen Nutzen vom Streben nach Entwicklung haben die Mittelklasse und die zentralen Regionen Ecuadors.

Unser Projekt Stärkung und Erweiterung des EcoClub – Projekt „Ecovecinos“ Bisher war das Nachmittagsprogramm des EcoClub auf die 50 am Projekt teilnehmenden Kinder begrenzt. Mit finanzieller Unterstützung durch das Kindermissionswerk wollten wir dieses Jahr die Reichweite ausdehnen, damit mehr Kinder und Jugendliche an den Angeboten partizipieren können. Gleichzeitig sollte unsere Cabaña für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen geöffnet werden, zusätzlich zu den Kindern und Jugendlichen wollten wir insbesondere Frauen und SeniorInnen einbeziehen. Für die Umsetzung wurde Jorge Corral eingestellt und bezog im Mai zusammen mit seiner Lebensgefährtin Belén eins der zwei Zimmer oben in unserer Cabaña. Er begann seine Arbeit mit so viel Energie und Elan, dass uns manchmal schon das Lesen seiner Mails und Berichte an unsere zeitlichen Grenzen brachte. Wie hat sich der EcoClub entwickelt? Was hat sich verändert? Wie ist der Stand heute? Was findet jetzt im EcoClub statt? Den Kindern bietet die Cabaña einen sicheren Ort mit einer warmherzigen und fürsorglichen Betreuung, die ihre Entwicklung ganzheitlich fördert. Über 100 Kinder aus zum Teil prekären Lebensverhältnissen haben hier die Möglichkeit, ihre Interessen auszuprobieren und ihre Talente zu fördern. Das Angebot ist äußerst vielfältig und umfasst Musik, Tanz, Theater, Lesen und Vorlesen, Sport, Spiele etc.. Im Bereich Umweltschutz besteht das Angebot in einem neu gegründeten Club de Ecología, der sich in regelmäßigen Abständen trifft und sich den Schutz der Natur und der Tiere zur Aufgabe gemacht hat. Neben Aktionen wie Müllsammeln und Reinigung des Flusses Nadadero finden Kampagnen gegen Umweltverschmutzung und zum Tierschutz statt. Mit dem Ziel, den EcoClub auch als kulturelles Zentrum in San Lorenzo zu etablieren, hat es im letzten halben Jahr fünf Kinoabende für Kinder und Jugendliche gegeben – und sogar für Popcorn war gesorgt! Belén ist ausgebildete Lehrerin und hat den pädagogischen Teil im Ecoclub gestärkt. Sensibilität und Wertschätzung im Umgang mit den Kindern, Solidarität und Zusammenarbeit mit den Betreuerinnen, Annäherung an die kulturellen, natürlichen und historischen Besonderheiten San Lorenzos sind wichtige persönliche Eigenschaften für ihre Arbeit, die sie für den EcoClub ehrenamtlich einbringt.. Unsere Betreuerinnen Sofia, Alexandra und Veronica sind keine ausgebildeten Lehrerinnen und profitieren sehr von Beléns Fachkenntnissen und Erfahrungen. Zudem wurde Belén unweit von San Lorenzo geboren und verfügt somit nicht nur durch ihre Hautfarbe über eine kulturelle Nähe zu den Einwohnern San Lorenzo’s. Neben dem schulischen Lernen, der Hausaufgabenbetreuung und den oben genannten unterschiedlichen Aktivitäten im EcoClub gab es bei den Nachmittags- und Wochenend-Aktivitäten zwei Themen, die besonders im Fokus standen:

1) Körpersprache und Bewegung In zehn Lerneinheiten, bei denen auch die Familien und Betreuer mit einbezogen wurden, haben die SeminarleiterInnen unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt und die über 120 TeilnehmerInnen dabei so begeistert, dass Übungseinheiten daraus in die regelmäßigen Nachmittagsaktivitäten übernommen wurden. Auf Wunsch der Eltern sind auch Elemente aus der Tanztherapie in das Programm integriert.

2) Handpuppenbau und Schauspiel

Die Kinder und Jugendlichen stellten nach eigenen Entwürfen selbständig unter Anleitung Handpuppen her und führten im Rahmen der Weihnachtsfeier ein Puppenstück auf. Die Jugendlichen lernten in einem Seminar Tipps und Tricks des Schauspiels und szenischen Darstellens.

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Zur Erweiterung des Teilnehmerkreises haben sich spezielle Angebote für Frauen und SeniorInnen entwickelt. Neun Frauen haben einen Kochclub gegründet. Dabei stehen typische Rezepte aus der Region sowie traditionelle Gerichte der älteren Generation im Vordergrund, die gemeinsam vorbereitet und gekocht werden, wie z.B. „Tapao de pescado“ (eine reiche Kombination von Meeresfrüchten und Fisch, Bananen, Maniok und Kokosmilch) oder „encocado de cangrejo de carapacho azul“ (blaue Krabben, Kokosmilch, Paprika, Kreuzkümmel, Kochbananen, Knoblauch und Zwiebel). Es gibt sogar Überlegungen in dieser Gruppe, im kommenden Jahr eine Kochschule für die Kinder und Jugendlichen anzubieten, damit die traditionelle Küche mit ihren nahrhaften Zutaten und regionalen Finessen nicht in Vergessenheit gerät und wertgeschätzt wird. Bei einem Mehrgenerationen Treffen haben um die zehn SeniorInnen den Kindern und Jugendlichen Legenden aus ihrer Zeit erzählt. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu verstehen, dass noch die Generation der Eltern der Kinder im EcoClub eine hohe Analphabetenquote hat und daher bis heute mündliche Überlieferungen und Erzählungen die einzige Form der Weitergabe von Werten und Traditionen darstellt.

Um den EcoClub weiter zu vernetzen und Synergien mit bestehenden Institutionen zu suchen, hat Jorge Kontakt zu staatlichen Stellen und nicht staatlichen Organisationen aufgenommen, die inzwischen auch in San Lorenzo tätig sind. Daraus ergaben sich bereits erste gemeinsame Seminare, die realisiert werden konnten (siehe auch Rundbrief II - 2014).

Das alles hat bewirkt, dass sich der EcoClub in San Lorenzo einen Namen gemacht hat. Zu Taxifahrern braucht man nicht mehr „Pozo 5“ – also Brunnen Nr. 5 als Straßenangabe zu nennen – es reicht: „Cabaña“ als Ortsangabe. In einem respektvollen Umfeld und in einer Gemeinschaft, die jeden Einzelnen wertschätzt, haben vor allem die Kinder und Jugendlichen einen Platz, an dem sie wachsen und sich entfalten können.

2011 wurde unsere Cabaña eingeweiht. Seitdem sind nun schon wieder ein paar Jahre vergangen und die erste Renovierungsmaßnahme stand an: Die Dachfolie musste erneuert werden. Die ursprünglich aus ökologischen Gründen – um Ressourcen zu sparen - aufgebrachte Recyclingfolie hat den Strapazen durch das Wetter, insbesondere der starken Sonneneinstrahlung nicht mehr standgehalten und war brüchig geworden. Nach ersten nur kurzfristig erfolgreichen Versuchen mit stellenweiser Ausbesserung, wurde schnell deutlich, dass grundsätzlich die ganze Fläche diese Materialermüdung zeigt und nur eine neue Folie das Holz dauerhaft und sicher trocken halten würde. Die Arbeiten wurden vor dem Jahresende abgeschlossen. Paulinas Vater ist Architekt und hat bei dieser Gelegenheit noch einmal das Holz und die Statik begutachtet, so dass wir hier in naher Zukunft keine Sorgen haben sollten.

Obwohl sich eine direkte Kooperation mit dem Welthaus Bielefeld im weltwärts Programm zunächst nicht konkretisiert hatte, ergab sich dennoch eine Zusammenarbeit mit den erstmals vom Welthaus nach San Lorenzo entsandten Freiwilligen. Die beiden jungen Frauen, die zur von Italien unterstützten Behinderteneinrichtung „Nuevos Pasos“ entsandt wurden, hatten

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dienstags und donnerstags nachmittags frei. Kurz entschlossen fanden sie sich ab dem 25. September regelmäßig von 14 bis 17 Uhr in der Cabaña ein und unterstützten Jorge und Belén bei der Betreuung der wachsenden Anzahl von Kindern und Jugendlichen im EcoVecinos Programm. So konnten wir doch noch weitere Erfahrung mit ausländischen Freiwilligen sammeln, ohne hauptverantwortlich für ihre Unterbringung und Sicherheit zu sein. Lisa und Lara gaben eine sehr positive Rückmeldung über unser Projekt und auch unsere MitarbeiterInnen äußerten sich überaus zufrieden über die jungen Frauen. Die Kinder – das bestätigte auch Familie Rüter – sind Fremden gegenüber sowieso ganz offen und interessiert und können durch solche Begegnungen ganz ungewohnt weit über den Tellerrand von San Lorenzo hinausblicken. Die beiden jungen Frauen haben sich leider aus Gründen, die wir im Einzelnen nicht näher kennen, im Januar kurzfristig bei Jorge verabschiedet und San Lorenzo verlassen. Es hat sich bestätigt, dass unser Projekt sehr gut für die Mitarbeit von Freiwilligen geeignet ist, aber die Lebensbedingungen in San Lorenzo nach wie vor bedrückend sind. Freundschaften schließen ist schwer. Geld um abends auszugehen oder einmal ein gemeinsames Bier zu trinken, haben viele unserer Freunde und MitarbeiterInnen in San Lorenzo nicht. Immer noch gilt nach den vielen Jahren großer Unsicherheit und mit hohen Mord- und Vertreibungsraten die Regel, nach Einbruch der Dunkelheit sehr vorsichtig zu sein und nur im Auto oder Taxi das Haus zu verlassen.

Weihnachten Die Kinder, Jugendlichen, Familien und Betreuer trafen sich am 20. Dezember um 15 Uhr zur Weihnachtsfeier. Nach einer kurzen Eröffnungsrede von Sofia und Jorge gab es als ersten Programmpunkt ein gut viertelstündiges Theaterstück, das von Kindern und Jugendlichen zusammen mit den SeminarleiterInnen im Dezember erarbeitet worden war. Dabei kamen mehr als zwanzig selbstgebaute Handpuppen auf die Bühne. Mit viel Applaus wurden sowohl die Vorführung als auch die künstlerisch gefertigten Charaktere honoriert. Danach wurden die von den Kindern und Jugendlichen des EcoClub seit Wochen eingeübten Tänze gezeigt. Zur Überraschung der Tänzer führten auch die Betreuerinnen selbst einen Tanz auf, bevor zum Abschluss des offiziellen Teils noch einmal die Kinder an der Reihe waren, dieses Mal in selbstgefertigten Kostümen aus Recyclingmaterialien. Nach dem gemeinsamen Essen wurde natürlich noch ein bisschen weiter getanzt.

Die Warenkörbe wurden am Montag, dem 23. Dezember, an die Familien ausgegeben und es gab noch mal ein kleines Festessen mit Hühnchen „pollo al durazno“ und Torte zum Nachtisch. Generell fiel die Füllung der Warenkörbe und das Weihnachtsessen dieses mal nicht ganz so üppig aus wie sonst. Mehrausgaben in San Lorenzo und der zusehends schlechter werdende Dollarkurs ließen uns zum Ende des Jahres einen Sparkurs beginnen, der sich auch 2015 fortsetzen wird. Die Einnahmen sind recht konstant, aber höhere Ausgaben in San Lorenzo wie z.B. Erhöhungen der gesetzlichen Mindestlöhne und ungünstiger Währungskurs zwingen uns zum vorsichtigeren Planen. Vereinsstatistik für das Jahr 2014 Durch diverse Sonderaktionen konnte das Spendenvolumen im Vergleich zum letzten Jahr auf 21.381,81 Euro leicht gesteigert werden. Zu nennen wäre hier die Cafeteria auf dem Hörster Bummel, die wir jedes zweite Jahr zusammen mit der Hörster Gruppe von Plan International durchführen dürfen, wie auch eine große „Spenden statt Geschenke“-Aktion. Dadurch ist auch die Zahl der Spender auf 74 gewachsen. Allen ein ganz herzliches Dankeschön!!! Wie bereits in den vergangenen Jahren haben wir von der Sternsinger-Aktion der beiden Gemeinden Herz Jesu in Halle und St. Johannes Evangelist in Stockkämpen profitiert. Die Erlöse gingen direkt auf unser Vereinskonto in Ecuador und sind ein wichtiger Posten in unserem Etat. Viele Grüße Anne Mette und Marion Weeke