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Effizienz verlangt Koordination – Eine Rolle für ländliche Krankenhäuser? Prof. Dr. Steffen Fleßa Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Gesundheitsmanagement Universität Greifswald

"Effizienz verlangt Koordination - Eine Rolle für ländliche Krankenhäuser?" Impulsreferat auf dem Jahresempfang Versorgung im ländlichen Raum am 10. Juni 2015

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Effizienz verlangt Koordination –

Eine Rolle für ländliche Krankenhäuser?

Prof. Dr. Steffen FleßaLehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

und Gesundheitsmanagement

Universität Greifswald

Überblick

1. Effizienz und Entwicklung

2. Koordination

3. Rolle der ländlichen Krankenhäuser

4. Kapazität der ländlichen Krankenhäuser

5. Fazit

Effizienz verlangt Koordination

1. Effizienz und Entwicklung

• Zielfunktion des Gesundheitswesens:

• Nebenbedingungen:– Budget– Leistungsanbieter (z.B. Ärztedichte)– Distanzen (z.B. ländlicher Raum)– Technologie, medizinischer Fortschritt– …

Effizienz verlangt Koordination

••• • •••!

1. Effizienz und Entwicklung

• Zielfunktion des Gesundheitswesens:

• Nebenbedingungen:– Budget– Leistungsanbieter (z.B. Ärztedichte)– Distanzen (z.B. ländlicher Raum)– Technologie, medizinischer Fortschritt– …

Effizienz verlangt Koordination

••• • •••!

Wie bekommt man aus gegebenen Ressourcen

eine bestmögliche Versorgung der Bevölkerung im

ländlichen Raum?

1. Effizienz und Entwicklung

• Zielfunktion des Gesundheitswesens:

• Nebenbedingungen:– Budget– Leistungsanbieter (z.B. Ärztedichte)– Distanzen (z.B. ländlicher Raum)– Technologie, medizinischer Fortschritt– …

Effizienz verlangt Koordination

••• • •••!

Wie bekommt man aus gegebenen Ressourcen

eine bestmögliche Versorgung der Bevölkerung im

ländlichen Raum?

EFFIZIENZ!

Effizienz verlangt Koordination

Bauer Mittelalter

Hoch spezialisierte Landwirtschaft: ein

Landwirt ernährt Hunderte oder

Tausende!

Subsistenzlandwirt: die eigene Familie

ernähren!

Effizienz verlangt Koordination

Bauer Mittelalter

Wie erhöht man

Effizienz?

Effizienzsteigerung

• Grundlage jeder Effizienzsteigerung: Arbeitsteilung und Spezialisierung

• Folgen:– Mehr Leistungsanbieter

• nicht aus einer Hand

• Transaktionsdichte steigt (z.B. Handel)

– Hohe Spezialisierung einzelner Leistungsanbieter

– Kommunikationsbedarf

– Koordinationsbedarf

– Umgang mit Dynamik, Komplexität und Ungewissheit

Effizienz verlangt Koordination

Effizienzsteigerung im Gesundheitswesen

• Arbeitsteilung und Spezialisierung– Berufe (Ärzte, Physioth., Ergoth., Gesundheitspfleger,

Altenpfleger, OP-Assistenten, … Sr. Agnes …)– Leistungsträger (Krankenhäuser, Arztpraxis,

Ärztehäuser, MVZ, …)– Institutionen (KV, LKG, Versicherungen, …)

• Folge:– Komplexe und umfassende Versorgungsnetze– Entscheidungsüberforderung– Ständige Veränderung– Ungewissheit

Effizienz verlangt Koordination

Traditionelles Versorgungsnetz Einfache

Welt!

Modernes Versorgungsnetz Chaos

???

Konsequenzen

• Effiziente Gesundheitsversorgung bedeutet:

– Stärkere Spezialisierung (Berufsgruppen, Ambulant-Stationär, Leistungsebenen, …)

– Und gleichzeitig• Koordination (Pfadmanagement, Gatekeeper, Lotsen,

Disease Manager, … )

• Kommunikation (Leister – Patient; Leister – Leister, …)

• Transaktion (physischer Patiententransport, Zugangs-und Entlassungssteuerung)

Effizienz verlangt Koordination

Konsequenzen

• Effiziente Gesundheitsversorgung bedeutet:

– Stärkere Spezialisierung (Berufsgruppen, Ambulant-Stationär, Leistungsebenen, …)

– Und gleichzeitig• Koordination (Pfadmanagement, Gatekeeper, Lotsen,

Disease Manager, … )

• Kommunikation (Leister – Patient; Leister – Leister, …)

• Transaktion (physischer Patiententransport, Zugangs-und Entlassungssteuerung)

Effizienz verlangt Koordination

MANAGEMENT

2. Koordination

• Inhalt: arbeitsteilige Prozesse müssen aufeinander abgestimmt werden– Welche Aktivitäten (i.d.R. Prävention, Diagnostik,

Therapie) gehören zu dem kompletten Behandlungsprozess?

– In welcher Reihenfolge sollen die Aktivitäten stattfinden?

– Wer soll die Aktivitäten durchführen?

– Wer benötigt welche Daten?

– Wie kann der Patient die einzelnen Leistungsträger aufsuchen?

Effizienz verlangt Koordination

Patient

Hausarzt

Facharzt

Kranken-haus

Prävent.

Zentral-KH

A1. Arzt kommt zum Pati-enten

A2. Pati-ent geht zum Arzt

A4. Funk-tion-sausgliede-rung, z.B. AGnES

A3. Pati-ent wird zum Arzt gebracht

A5. Telemedizinische Überwachung

A6. De Führn Dokter

A7. Beratung, Labor, Telemedizin FA für HA

A8. Beratung, Labor, Telemedizin KH für HA;De Führn Dokter; Virtu-elles MVZ

B1. Arzt kommt zum Pati-enten

B2. Pati-ent geht zum Arzt

B3. Pati-ent wird zum Arzt gebracht

B4. Funk-tion-sausgliede-rung, z.B. AGnES

B5. Telemedizinische Überwachung

B8. Beratung, Labor, Telemedizin KH für FA;De Führn Dokter; Virtu-elles MVZ

C1. Pati-ent geht ins KH

C3. Te-lemedizi-nische Überwa-chung

C2. Pati-ent wird ins KH gebracht

D1. Por-talklinik

D2. Beratung, Labor, Telemedizin

Physio

Ergo

Rettung

Effizienz verlangt Koordination

Patient

Hausarzt

Facharzt

Kranken-haus

Prävent.

Zentral-KH

A1. Arzt kommt zum Pati-enten

A2. Pati-ent geht zum Arzt

A4. Funk-tion-sausgliede-rung, z.B. AGnES

A3. Pati-ent wird zum Arzt gebracht

A5. Telemedizinische Überwachung

A6. De Führn Dokter

A7. Beratung, Labor, Telemedizin FA für HA

A8. Beratung, Labor, Telemedizin KH für HA;De Führn Dokter; Virtu-elles MVZ

B1. Arzt kommt zum Pati-enten

B2. Pati-ent geht zum Arzt

B3. Pati-ent wird zum Arzt gebracht

B4. Funk-tion-sausgliede-rung, z.B. AGnES

B5. Telemedizinische Überwachung

B8. Beratung, Labor, Telemedizin KH für FA;De Führn Dokter; Virtu-elles MVZ

C1. Pati-ent geht ins KH

C3. Te-lemedizi-nische Überwa-chung

C2. Pati-ent wird ins KH gebracht

D1. Por-talklinik

D2. Beratung, Labor, Telemedizin

Physio

Ergo

Rettung

Effizienz verlangt Koordination

Ohne Koordination:

- Unwirksam- Ressourcenverschwendung

- Ungerecht- Nicht nachhaltig

Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum

• Hohe Distanzen – Koordination nicht auf Zuruf möglich– Koordination nicht über Markt: natürliche Monopole– Fehlkoordination besonders ineffektiv, ineffizient,

ungerecht

• Dünne Bevölkerungsdichte– kleine Betriebsgröße (z.B. Krankenhäuser): kleine müssen

doppelt so gut sein wie mittlere, um zu überleben– Effiziente Planung und Abstimmung besonders wichtig

ðKoordination im ländlichen Raum besonders wichtig!

Effizienz verlangt Koordination

3. Rolle der ländlichen Krankenhäuser

• Grundsatz: Koordination ist Aufgabe aller Beteiligter!

• Koordinationspartner– „der mündige Patient“ – Vertragsärzte

• Über- und Einweisungsmanagement• Gatekeeper/Lotse/hausarztzentrierte Versorgung (§ 73b

SGB V)• Voraussetzung:

– Technologie, z.B. Zugriff auf KIS– Zeit!– Ausbildung

– …Effizienz verlangt Koordination

Koordinationspartner (Fortsetzung)

– …

– Staatliche Koordination

• Land, z.B. Landeskrankenhausplanung

• Kreis, z.B. Abstimmung mit Verkehrsinfrastruktur

– Krankenkassen (Zukunft?)

• Z.B. selektives Kontrahieren von Subspezialisierungen auf unangemessener Versorgungsebene

– Krankenhäuser

Effizienz verlangt Koordination

WHO: Rolle der Krankenhäuser

• Diagnostik und Therapie– im stationären Sektor– Notfallversorgung– Ambulante spezialisierte Versorgung

• Referenzinstitution für vorgelagerte Einrichtungen• Ausbildungsplattform• Steuerungszentrale des Regional Health Care

– Telemedizinzentren– Koordination der Notfallversorgung– Personaleinsatz, De Führn Dokter

–Abstimmungs- und Regelungsinstanz

Effizienz verlangt Koordination

Sachverständigenrat

• SVR* Gutachten 2014: Weiterentwicklung der Krankenhäuser zu lokalen Gesundheitszentren (LGZ)– zentraler Ort– ambulante und stationäre Versorgung aus einer

Hand und unter einem Dach (Campus)– Ausrichtung auf Versorgung der älter werdenden

Landbevölkerung– inkl. stationäre und ambulante Kurzzeit- und

Langzeitpflege sowie geriatrische Tagesklinik– Abstimmung mit Verkehrsinfrastruktur

Effizienz verlangt Koordination

* Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen

Krankenhaus als lokales Gesundheitszentrum (SVR)

GESUNDHEITSZENTRUM

• Vorstationär• Teilstationär• Stationär• Nachstationär• Ambulante OP

Hausarzt

Facharzt

Heilpraktiker

Physio

Ergo

Logo

Rettung

Transport

Intensiv-pflege-heimAmbu-

lante Pflege

Altenheim

Betreutes Wohnen

Präven-tion

Bestatter

Koordination

Transport

Überlei tung

Überweisung

Reha

Verkehr

Poliklinik

4. Kapazität der ländlichen Krankenhäuser

Erreichbarkeit 2012

Krankenhausdichte und Populationsdichte

Effizienz verlangt Koordination

0

50

100

150

200

250

0 100 200 300 400 500

Kra

nken

haus

dich

te

[K

H/1

0 M

io. E

W]

Bevölkerungsdichte [EW/qkm]

r=7,5 r=10 r=15 r=20 r=25

MV BWBY NRW

SA

Effizienz verlangt Koordination

Einzugsgebiete der Akutkrankenhäuser >400 Betten

Effizienz verlangt Koordination

Einzugsgebiete der Akutkrankenhäuser >400 Betten

Wenn die Krankenhausdichte reduziert

wird, können sie keineKoordinationsfunktion

wahrnehmen!

Effizienz verlangt Koordination

KRANKEN-HAUS-FINAN-

ZIERUNG

Verweil-dauer â

Auslastung â

Arbeits-intensität á

Reduktion auf

Kernleistung

Fortschritt

Fallkosten á

Fallzahl á

Alterung

Insolvenz-risiko á

KH-Dichte â

Verschie-bung Träger-

struktur

Sicher- stellung

gefährdet

Verwaltung áProblem

teurer Fälle

Druck auf Maximal-versorger

Rosinen-picken

Ø-Kosten-prinzip

Druck auf Kleinkran-kenhäuser

System-lücken

Forschung, Entwicklung,

Ausbildung â

Dis

tan

zrei

bu

ng

Mindest-mengen

PERSONAL

INVESTI-TIONSFÖR-

DERUNG

Au

sg

ew

äh

lte P

rob

lem

e

Effizienz verlangt Koordination

KRANKEN-HAUS-FINAN-

ZIERUNG

Verweil-dauer â

Auslastung â

Arbeits-intensität á

Reduktion auf

Kernleistung

Fortschritt

Fallkosten á

Fallzahl á

Alterung

Insolvenz-risiko á

KH-Dichte â

Verschie-bung Träger-

struktur

Sicher- stellung

gefährdet

Verwaltung áProblem

teurer Fälle

Druck auf Maximal-versorger

Rosinen-picken

Ø-Kosten-prinzip

Druck auf Kleinkran-kenhäuser

System-lücken

Forschung, Entwicklung,

Ausbildung â

Dis

tan

zrei

bu

ng

Mindest-mengen

PERSONAL

INVESTI-TIONSFÖR-

DERUNG

Au

sg

ew

äh

lte P

rob

lem

e

Ländliche Krankenhäuser sind selbst gefährdet. Wenn sie ihrer erweiterten Rolle

gerecht werden sollen, brauchen sie Unterstützung!

5. Fazit

• Wir brauchen:– gesellschaftlichen und politischen Diskurs über

Quantität und Qualität der Gesundheitsversorgung

– Denken in Netzen: Einzelelemente funktionieren nur zusammen

– Koordination: gemeinsame Abstimmung und Synchronisation der Aktivitäten und Pläne

• Paradigma: – Mentalität: „Es geht nur gemeinsam und

abgestimmt!“– Win-Win-Denken!

Effizienz verlangt Koordination

5. Fazit

• Wir brauchen:– gesellschaftlichen und politischen Diskurs über

Quantität und Qualität der Gesundheitsversorgung

– Denken in Netzen: Einzelelemente funktionieren nur zusammen

– Koordination: gemeinsame Abstimmung und Synchronisation der Aktivitäten und Pläne

• Paradigma: – Mentalität: „Es geht nur gemeinsam und

abgestimmt!“– Win-Win-Denken!

Effizienz verlangt Koordination

Nachhaltige Gesundheitsversorgung

verlangt Effizienz –Effizienz verlangt

Koordination –Koordination verlangt Win-Win-Mentalität!

5. Fazit

• Wir brauchen:– gesellschaftlichen und politischen Diskurs über

Quantität und Qualität der Gesundheitsversorgung

– Denken in Netzen: Einzelelemente funktionieren nur zusammen

– Koordination: gemeinsame Abstimmung und Synchronisation der Aktivitäten und Pläne

• Paradigma: – Mentalität: „Es geht nur gemeinsam und

abgestimmt!“– Win-Win-Denken!

Effizienz verlangt Koordination

Nachhaltige Gesundheitsversorgung

verlangt Effizienz –Effizienz verlangt

Koordination –Koordination verlangt Win-Win-Mentalität!

Krankenhäuser im ländlichen Raum können und sollen ihre

Koordinationsrolle als “dienende Leiterschaft” ernst nehmen! – Dazu brauchen sie unsere

Unterstützung!