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Jahresbericht Inselhof Zürich 2015Jahresbericht 2015
3 Vorwort der Präsidentin 4 Bericht der Co-Zentrumsleitung 6
Mitarbeitende im Jahr 2015 8 Spenden 9 100 Jahre Inselhof Triemli
12 Wir haben das Zentrum gebaut 14 Was wäre, wenn … ? 20 Das
Zentrum Inselhof auf einen Blick 23 Kommentar zur Jahresrechnung 26
Betriebsrechnung 2015 28 Bilanz 2015 30 Bericht der
Kontrollstelle
Verein Inselhof Triemli Birmensdorferstrasse 505 8055 Zürich
Sekretariat Verein Inselhof Triemli T 044 416 22 90 F 044 416 23 01
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16.30
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Inhaltsverzeichnis
Fotografien Cover, Seiten 10 /11 und 18 /19 Thomas Alder
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Unsere Umschlagsseite signalisiert bereits: Wir feiern ein kleines
Jubiläum, das 10-jährige Bestehen des Zen- trums Inselhof.
Vielleicht erinnern Sie sich noch: Am 1. Januar 2005 übergab der
Verein Inselhof Triemli sein renommiertes Angebot, die Frauenklinik
Maternité, ans Stadtspital Triemli. Seit diesem Zeitpunkt konzen-
triert sich der Verein Inselhof Triemli voll und ganz auf seine
sozialen Angebote. Diese Entscheidung war eine Rückbesinnung auf
das erste Standbein des Vereins, der 1908 als «Stadtzürcherischer
Verein für Mutter- und Säuglingsschutz» gegründet worden war.
Eine Organisation erfindet sich neu Nach der anfangs etwas
wehmütigen Stimmung nach der Übergabe der Klinik an die Stadt
krempelte der Ver- ein die Ärmel hoch. Er stand vor der Aufgabe,
eine neue Organisation aufzubauen. Wir brauchten eigene Stellen für
Administration und Ökonomie und eine Gesamtlei- tung. In den ersten
Jahren führte ein Team von fünf Be- reichsleitenden das Zentrum.
Erst 2009 wurde die Stelle einer Geschäftsleitung geschaffen, die
sich operativ um die Koordination aller Aufgaben kümmerte.
Umbau der Gebäude und Entstehen eines Kompe- tenzzentrums Mit dem
Umbau des Zentrumsgebäudes und des Kin- derhauses konnte man die
veraltete Infrastruktur er- setzen und die Grundrisse zeitgemäss
anpassen. So entstanden freundliche und helle Räume, die eine Wei-
terentwicklung und ein Wachsen erst möglich mach- ten. Die Bereiche
entwickelten sich fachlich weiter und machten sich fit, Klientinnen
und Kinder noch besser
zu betreuen. Ein multifunktionales Kompetenzzentrum im Bereich der
frühkindlichen Entwicklung konnte ent- stehen.
Dank Wir danken allen, die mitgeholfen haben, dass wir auf unser
10-jähriges Bestehen zurückblicken dürfen: Ver- einsmitgliedern,
Gönnerinnen und Gönnern wie auch Behördenvertreterinnen und
-vertretern von Stadt oder Kanton Zürich. Und natürlich auch
unseren engagier- ten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Wir hoffen, dass Sie weiterhin dabei sind. Wir freuen uns auf eine
Zusammenarbeit im nächsten Jahrzehnt.
Romana Leuzinger Präsidentin Verein Inselhof Triemli März
2016
Vorwort der Präsidentin 10 Jahre Zentrum Inselhof
Jahresbericht 2015
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10 Jahre Inselhof, so schnell geht die Zeit vorbei. Unse- re
Angebote haben sich verfeinert, vertieft und weiter- entwickelt.
Unser Markenzeichen: «alles unter einem Dach» wirkt sowohl gegen
innen als auch gegen aus- sen.
Nach der Übergabe der Frauenklinik an das Stadt- spital Triemli
ging es uns um die Bündelung unserer Kräfte und Energien auf die
Etablierung neuer Ange- bote, um auf die Vielfalt sozialer Fra-
gestellungen angemessen reagieren zu können. Im Mittelpunkt unserer
bereichsübergreifenden Arbeit stand die Nutzung von Synergien
zwischen unseren bereits bestehenden und neuen Angeboten,
ausgerichtet auf Kinder, Mütter und Familien. So ist es auch heute
noch. Die breite Pa- lette unserer Möglichkeiten wird von unseren
Kooperationspartnern wahr- genommen und sehr geschätzt; die
innovative Haltung, die Flexibilität und Durchlässigkeit der
Angebote für massgeschneiderte Lösungen in komplexen Situa- tionen
überzeugen.
Gegen Ende des Jahres haben wir festgestellt, dass die Kinder- und
Erwachsenenschutzbehörde (KESB) zu- rückhaltender
Platzierungsentscheide gefällt hat. Das hat zu einer abnehmenden
Nachfrage nach Plätzen geführt. Dies, obwohl wir nicht davon
ausgehen kön- nen, dass die stark Risiko belasteten Familien
weniger werden.
Weiter stellten wir fest, dass die Anzahl der stationär
aufgenommenen Mütter, welche ein psychiatrisches Krankheitsbild
aufweisen, in den letzten zehn Jahren stetig zugenommen hat.
Insbesondere beschäftigen
uns die Auswirkungen von bedrohlichen, schwer ein- zuordnenden
Erlebnissen auf die seelische Gesundheit der Kinder. Eine hohe
Aufmerksamkeit und ein sorg- fältig überlegtes Vorgehen, aber auch
mutiges Han- deln von allen Entscheidungsträgern wird weiterhin
notwendig sein.
In den beiden stationären Mutter&Kind-Angeboten, der
Mutter&Kind-Wohngruppe und den Mutter&Kind-
Units, wie auch in der aufsuchenden Familienarbeit (EKB) haben wir
im vergangenen Jahr das Augenmerk auf die Kompetenzerweiterung im
Einschätzen von Risikofaktoren für die kindliche Entwicklung
gerichtet. Entsprechende Beobachtungen sind so präzise wie möglich
zu erfassen und zu beschreiben, um eine differen- zierte und
aussagekräftige Berichter- stattung zu Handen von zuweisenden
Stellen und Behörden zu gewährleis- ten. Eine gemeinsame Analyse
von Interaktionen zwischen Kindern und
Müttern/Eltern anhand von Videosequenzen schärft die Wahrnehmung
der Beteiligten und begünstigt damit die Früherkennung von
Entwicklungsrisiken. Schutzfaktoren, Lern- und Entwicklungsprozesse
wer- den sicht- und nachvollziehbar. Im Zusammenhang mit der
Qualitätssicherung sind solche Massnahmen nie abgeschlossen und
werden uns auch weiterhin fordern.
In der Eltern&Kind-Begleitung waren Erziehungs- schwierigkeiten
aller Art Hauptgrund für die Einsätze in den Familien. Meist waren
jedoch zusätzliche Fakto- ren der Auslöser; auch in diesem Bereich
haben Eltern häufig mit psychischen Problemen zu kämpfen, welche
die Beziehung zu den Kindern und der Umwelt ein- schränken
können.
Jahresbericht 2015
mass- geschneiderte
Durch den Miteinbezug einer Fachärztin haben wir das Wissen über
psychiatrische Krankheitsbilder erweitern und Kenntnisse über
mögliche Auswirkungen auf das Kind vertiefen können. Auch in
bereichsübergreifen- den Weiterbildungen haben wir uns mehrfach mit
der Thematik befasst.
In der Kindertagesstätte gelang es besonders gut, die Vorgaben
(z.B. in Bezug auf die Gruppengrösse) un- seres Vertragspartners,
des Sozialdepartements (SOD) umzusetzen. Das zeigt sich positiv in
den Finanzen (Jahresrechnung ab Seite 26).
Wichtiges Thema im Zentrum ist das In-Beziehung- Treten, eine
Beziehung aufbauen zu den Kindern, den Müttern und Familien, die
wir im Rah- men unserer Arbeit begleiten. Das ist fundamental für
ein auf Vertrauen basierendes und besonderes Unter-
stützungsbündnis auf Zeit. Wenn «die Herznote», die Grundakzeptanz,
ge- geben ist, werden Lern- und Entwick- lungsprozesse möglich, es
passiert etwas, wie Klaus Wolf, Professor für
Erziehungswissenschaft und Sozial- pädagogik an der Universität in
Sie- gen, beschrieben hat, auch wenn die- ses Etwas die Beteiligten
nicht selber initiiert haben.
Was aber, wenn diese Grundakzeptanz nicht vor- handen oder
zumindest nicht spürbar ist? Was, wenn Kinder nur als Störfaktoren
(z.B. in der Schule oder im Kindergarten) erlebt werden? Was, wenn
die Grundak- zeptanz in eine aus der Überforderung heraus sich ent-
wickelnde Ablehnung umschlägt? Dann hat das Kind kaum eine
Chance.
Hier versuchen wir im Zentrum Inselhof das Unter- stützungsbündnis
zwischen Schule und Kinderhaus zu stärken, was in der Fachtagung
vom Oktober 2015 un- ter dem Titel «Überforderte Kinder,
überforderte Schu- le? Schulische Integration aus der Optik der
Wohn- heime» vertieft besprochen wurde; ein Fokusthema, das wir im
Auge behalten wollen, um weitere frühe Ausgrenzungen zu
verhindern.
Wir danken allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, der Präsidentin
und dem Vorstand des Vereins Insel- hof Triemli sowie unseren
Kooperationspartnern für die gute Zusammenarbeit und allen uns
zugewandten Personen für ihre Unterstützung.
Ihnen wünschen wir interessante und anregende Lek- türe!
Manuela Morson, Dietmar Bechinger Co-Zentrumsleitung Zentrum
Inselhof
Bericht der Co-Zentrumsleitung
Unsere Beziehung zu den Kindern legt die Basis für Vertrauen
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Leitung Abteilung Familie Manuela Morson
Leitung Abteilung Kinderhaus Dietmar Bechinger
Abteilung Familie
Kindertagesstätte: Antigona Asani Simon Behr Laura Ceballos Prieto
Luana Giger Jeanne Greminger Andrea Grunow-Lang Julia Haab Sarah
Hasler
Melanie Keller Susanne Käser Saba Kidane Laura Louboutin Aleksandra
Petrovic Manuela Platanos Clivia Rusch Mesibe Tairi
Mutter&Kind-Wohngruppe: Cornelia Arnold Sara Bachmann Beatrice
Benz Nicole Bolliger Puella Bühlmann Verena Fischer Katharina
Girsberger Schwarz Regina Hauri-Groff Petra Denise Havranek Marlies
Heudorfer Claudia Rothenberger Stéphanie Schoch Laura
Schürpf-Alcantara Astrid Surber Simmen Christine Wäfler
Mutter&Kind-Units: Ute Allerdisse-Bode Sabine Brühlmann-Brändli
Maria Brunner
Verein Inselhof Triemli
Mitglieder: Regula Berchtold Peter Frick Vera Reinhardt Andrea
Ruckstuhl Vera Stucki Kurt Tschopp
Sekretariat Christina Isenring Keller
Jacqueline Collard Nina Freitag Esther Gabriel Regula Giedke Yvonne
Gorgi-Huwiler Sibylle Meier Lea Mercurio Katja Pinto da Silva-
Brandenberger Gladys Rogantini Romero Yvonne Ursprung-Huwiler
Andrea Wolter
Interne Kinderbetreuung: Susanne Aeschlimann Doris Lorenzi Eva
Maria Morath Salome Moser Stefanie Niggli Georgina Raquel Ribeiro
Janine Stierli
Abteilung Kinderhaus
Gruppe Momo: Laura Del Favero Meryem Deveci Ela Friedmann Nadine
Gerber Oswald Grünenfelder Céline Kost Prisca Kronenberg Natascha
Pfiffner Mirjam Reiffer Natascha Stierli Valentina Storelli Lorena
Thum
Gruppe Morla: Linus Biland Simone Braun Tanja Hafner
Corina Heer Esther Kohli Irina Ljaskowsky Nicole Messikommer
Melanie Müller Anja Planzer Christine Rylka Simone Schäfer Antonia
von Stauffenberg Tim Wiederkehr Andrea Zimmermann
Gruppe Spatzen: Tanja Bergmann Luca Bernasconi Manuela Büeler
Sergio Caputo Céline Citherlet Tanja Frey Daniela Frohofer Saskia
Füglister Sarah Obrist Christian Perselli Jana Rymann Silja
Stutz
Gruppe Tatatuck: Angelina Pia Barblan Marina Baumgartner Barbara
Benz Brigitte Huber-Henzi Livia Jenny Rebecca Juchli Andreia Koller
Sonja Neubert Manuela Rohr Svenja Rutz Thierry Triponez Kristina
Vasilijevic Sandra Zünd
Tagesstruktur Plus: Sandra Battistella
Svenja Fotsch Andrea Lutz Marion Pellaton Joelle Rickenbacher Rhea
Tran Maura Zimmermann
Kinderhaus allgemein: Fernanda Bergmann Brigitta Gehring-Schwander
Sonja Kaufmann Heidi Portmann Andrea Reinert Levy Nadine Schaller
Irene Schlatter Daniela Senn-Fuchs
Zentrale Dienste
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J eweils am Freitagvormittag um halb zehn Uhr war- ten die vier bis
sechs ein- bis dreijährigen Kinder
zusammen mit ihren Begleiterinnen und Begleitern darauf, dass eine
der Spielgruppenleiterinnen die Tür zum Bistro – das in dieser Zeit
als Raum für die Spiel- gruppe genutzt wird – öffnet.
Die Spiel- und Bewegungsangebote sind nach Al- ter und Bedürfnis
der Kinder eingerichtet. So wird ihnen die Möglichkeit geboten,
entsprechend ihrem Entwicklungsstand zu handeln. Bei der Gestaltung
des Raumes wird darauf geachtet, dass verschiedenste Ge- genstände
und Materialien zur Verfügung stehen. Die- se Materialien dürfen
gemischt, aus- und eingeräumt werden. Erkunden und Experimentieren
wird dadurch angeregt.
Das Kind wählt frei aus was, wie und womit es spielt. Dies fördert
die Ich-Entwicklung, Eigenaktivität und Fantasie. Auch für die
motorische Entwicklung stehen vielfältige Elemente bereit.
Interaktionen zwischen den etwa gleichaltrigen Kindern werden so
begleitet, dass das Kind im geschützten Rahmen verschiedene
Erfahrungen sammeln kann.
Neugierig, freudig, manchmal anfangs auch ein bisschen zögerlich,
wenden sich die Kinder, jedes in seinem Tempo, den
Spielmöglichkeiten zu. Nach ein- einhalb Stunden und einer
«Znünipause», werden die Kinder mittels eines Abschlussrituals und
mit einem Lied verabschiedet. Müde, aber zufrieden, verlassen sie
die Spielgruppe.
Das Angebot der Spielgruppe basiert auf der pä- dagogischen Haltung
von Emmi Pikler (1902 – 84), Kin- derärztin und langjährige
Leiterin des Pikler-Instituts in Budapest («Loczy»). In die
Spielgruppe im Kinderhaus fliessen auch weitere pädagogische
Ansätze ein: Res- sourcenorientierung, Selbstwirksamkeitsförderung,
Par- tizipation und dadurch Stärkung der Resilienzkäfte.
Geführt wird die Spielgruppe von zwei Fachmitar- beiterinnen,
teilweise unterstützt von Lernenden.
Heidi Stauffacher Bildungsverantwortliche Zentrum Inselhof
Wir danken allen, die uns im vergangenen Jahr unterstützt haben:
ARC Architekten A. Meisser, S. Bernasconi, C. Bert- schi, H.
Bodmer-Schlenk, C. Brändli-Bundi,, S. & H. Bruni Ochsner, btnet
A. Tangemann, R. & J. Conzett, B. de Roche, R. Fiacconi-Dürr,
A. & H. Gaensli-Vital, T. Gschwind, H. Hinder, S.
Holdener-Graber, C. Howald N. Hug, V. Imholz-Hänggi, F. Jaques
Ballot, S. Jenni, R. Krampera, M. Läderach-Eichenberger, U.
Lauffer, Metron Architektur AG, M. Müller, S. Müller-Tononi, R.
Prem-Eisenring, G. Riemer-Kafka, R. Rudin Acher- mann, L.
Schaumann, V. Schneider-Pokorny, K. & H. Si- gner, B. Stoisser,
M. Villa, D. Wey, S. Zehnder-Christen, S. Zumbühl
Holderegger.
Weiter danken wir der Dora Maurer-Stiftung, der Verena Conzett und
Wihelmine Manz-Stiftung, der Ernst &Theodor Bodmer Stiftung,
der reformierten Kirchgemeine Balgrist, der David Rosenfeld’schen
Stif- tung, ID Lufttechnik + Anlagebau, Soroptimist Interna- tional
Club Zürich Turicum und der Carl und Mathilde Thiel Stiftung.
Für die Unterstützung des Projekts «Hilfeschwan- ger» danken wir
folgenden Spenderinnen und Spen- dern: Veronika und Hugo Bohny
Stiftung, Dora Mau- rer-Stiftung, Sarah Dürmüller – Hans Neufeld
Stiftung, Ernst Göhner Stiftung, Dieter Kathmann Stiftung, MBF
Foundation, Perrine Roth, Anna Maria und Karl Kramer- Stiftung,
SwissLife Stiftung «Perspektiven» und Zang- ger Weber
Stiftung.
Die Spielgruppe Ein Angebot der Abteilung Kinderhaus für unsere
Kleinsten – dank Ihren Spenden!
Jahresbericht 2015
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A m 1. Januar 2005 erfolgte die Übergabe der Ma- ternité Inselhof
Triemli an das Stadtspital Triemli.
Vorausgegangene Jahre waren geprägt durch stadt- rätliche
Kündigungsgedanken. Dank einer Petition im Jahre 1989 mit 36’800
gesammelten Unterschriften (Vereinsmitglieder und Helfer zusammen
mit unserer Ehrenpräsidentin Liselotte Meyer-Fröhlich auf der
Strasse!) konnte die heutige Frauenklinik bestehen bleiben.
Bereits vor 2005 hatte allerdings die Maternité die eigene Küche an
das Stadtspital verloren. Leider fand meine Intervention zur
Beibehaltung der eigenen Ver- pflegung kein Gehör. In der Folge
«litten» sowohl Pa- tientinnen, Ärzte, Pflegefachleute und
Mitarbeitende unter der mangelnden Flexibilität durch angelieferte
Mahlzeiten …
2006, das Jahr der Vorbereitung auf die beiden Um- bauten von
«Kinderhaus» und «Zentrumsgebäude». Das Resultat sind die
erweiterten Angebote «alles un- ter einem Dach», die erfolgreich
geführt werden. Dies seit 2013 durch die Co-Leitung Manuela Morson
und Dietmar Bechinger.
2008, das Jahr der grossen Ereignisse: 100 Jahre Inselhof! Der
«Verein für Mutter- und Säuglingsschutz» wurde 1908 gegründet. Ein
Wohnheim, wo Schwangere und Mütter mit ihren Babys Aufnahme fanden,
war die erste Aufgabe des Vereins, ein «Haus für gefallene Mädchen
… » Der Verein hat in hundert Jahren vieles bewegt, weil er sich
Pioniergeist und Engagement für gesellschaftliche Anliegen erhalten
konnte.
Die Leitung des Projektes «100 Jahre Inselhof» war mir vom Vorstand
übertragen worden. Zusammen mit ei-
nem auswärtigen Berater und weiteren Vorstandsmit- gliedern
entwarfen wir Feierlichkeiten. Nebst einem Fest für Mitarbeitende,
gaben wir ein Jubiläumsessen im neuen, festlich geschmückten
Dora-Maurer-Saal für alle am Umbau Beteiligten sowie für zugewandte
Orte.
Am 20. September 2008 dem «Tag der offenen Tür» präsentierte sich
der Verein der Öffentlichkeit.
Abschliessender Höhepunkt war eine Fachtagung unter dem Titel «Wenn
Eltern Hilfe brauchen».
In den folgenden Jahren beschäftigen Verein und Lei- tende
• Die neue Organisationsstruktur • Die Entwicklung der Angebote •
Die Konsolidierung und Weiterentwicklung • Das Ausbildungskonzept
im Zentrum Inselhof Triemli.
Es erfüllt mich mit grosser Freude und Genugtuung im initiativen
und vorausschauenden Verein, der eine grosse Vergangenheit hat,
seit 1984 Vorstandsmitglied zu sein. Mit meinen unterstützenden
Gedanken und meiner Mitarbeit im Verein Inselhof Triemli möchte ich
weiterhin zum Gelingen der künftigen Vorhaben bei- tragen.
Vera Reinhardt Vorstandsmitglied
Jahresbericht 2015
100 Jahre Inselhof Triemli Wie war das damals zwischen 2005 –
2015?
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I m Frühling 2006 wurden wir, die arc Architekten AG, angefragt,
eine Nutzungsstudie über das Gebäu-
de der ehemaligen Schwesternschule des Stadtspital Triemlis zu
verfassen. Die Ausgangslage war folgende: Der Verein Inselhof
Triemli wollte seine Angebote er- weitern. Dazu sollten die beiden
Gebäude «Kinder- haus» und «Schwesternschule», beides Annexbauten
der Maternité auf dem Gelände des Triemlis genutzt werden.
Die Ausgangslage war eher kompliziert. Beide Ge- bäude gehören der
Stadt Zürich, wurden aber dem Verein in «Gebrauchsleihe»
überlassen. Die Häuser durften nur im Innern baulich verändert
werden, Ge- bäudehülle und Umgebung mussten unverändert blei- ben.
Die Studie sollte aufzeigen, ob sich die «Schwe- sternschule» für
die geplanten neuen Angebote im Rahmen der Neupositionierung des
Vereins eignen würde.
Der Verein Inselhof Triemli hat sich zu diesem Zweck früh
professionell organisiert. Neben einer schlanken, sehr effizient
arbeitenden Baukommission wurde ein externer Bauprojektleiter
hinzugezogen, welcher den Prozess als unabhängiger Fachmann
begleitete.
Bei uns war das Projekt zunächst im Bereich Con- sulting
angesiedelt. Zusammen mit Kitty Cassée, der fachlich
Verantwortlichen für den Bereich «Familie» und «Mutter und Kind
Betreuung» war ein schlagkräf- tiges Team am Werk. Bereits einen
Monat später stan- den erste Nutzungs- und Layoutpläne zur
Diskussion.
Es zeigte sich rasch, dass die alte Schwesternschule aus den 60er
Jahren grundsätzlich geeignet war, das geplante Nutzungs- und
Raumprogramm aufzuneh- men. Allerdings entsprach die nüchterne,
teilweise eher düstere Stimmung des Baus nicht den Vorstel- lungen,
welche man an eine moderne, soziale Instituti- on gemeinhin stellt.
Die Nutzungsstudie empfahl denn auch bauliche Massnahmen, welche
dem Bau vor allem durch zusätzliche Öffnungen und Durchbrüche mehr
Licht und Grosszügigkeit verschafften.
Nachdem die Machbarkeit des geplanten Vorha- bens mit Abschluss der
Studie grundsätzlich bewiesen war, wurden wir beauftragt, ein
Projekt auszuarbeiten. Die Verantwortlichen der Stadt Zürich
konnten über- zeugt werden, vom Verbot der äusseren Umgestaltung
abzuweichen. Dies ermöglichte es, an den beiden Stirnseiten
grosszügige, teilweise überdachte Balkone zu schaffen und
gleichzeitig mehr Licht in die Räume dahinter zu bringen.
Für den «Dora Maurer-Saal» im Untergeschoss konnte sogar eine
Abgrabung des Geländes realisiert werden, so dass dieser Saal mit
raumhohen Fenstern ausgestattet werden konnte.
Der ganze Planungsprozess war geprägt durch eine harmonische,
äusserst effiziente Zusammenarbeit mit Baukommission und
Bauprojektleitung. Alle Beteilig- ten setzten sich stark für die
Projektziele ein.
In der anschliessenden Bauphase konnte die gute Vorarbeit aus der
Planung sehr pragmatisch umgesetzt werden. Verzögerungen durch
umfangreiche Asbest- sanierungen wurden wieder eingeholt, so dass
der Bau pünktlich auf den Sommer 2008 eröffnet werden konn- te. Das
Ganze wurde rund ein Jahr später ergänzt um einen direkten, inneren
Zugang zum Dora Maurer-Saal durch den Einbau einer
Treppenanlage.
Wir gratulieren dem Verein Inselhof Triemli ganz herzlich zum
10-jährigen Jubiläum. Wir erinnern uns gerne an die engagierte,
zielorientierte Baukommissi- on, welche Ihre Anliegen mit Herzblut
vertrat und zu- sammen mit uns umsetzte. Dies alles zu Gunsten von
sozial benachteiligten Kindern, Müttern und Familien. Hier einen
Beitrag geleistet zu haben, erfüllt uns mit Stolz.
Andreas Meisser arc Architekten AG
Wir haben das Zentrum umgebaut
Jahresbericht 2015
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Zum Umbau des Kinderhauses (2007/2008) Vor seinem Umbau war das
Kinderhaus ein rudimen- tärer Bau, ausgestattet mit dem
Notwendigen, jedoch ohne besondere Ausstrahlung. Auch heute noch
sieht er von aussen eher kühl und minimalistisch aus. Innen jedoch
entstanden durch den Umbau moderne, kin- dergerecht ausgestaltete,
lichtdurchflutete Wohnräu- me mit viel Atmosphärischem, das durch
das bewusst gewählte Farbkonzept zusätzlich unterstützt wird. Es
wirkt auch gegen innen und unterstützt die pädago- gische Arbeit.
Trotz früherem Widerstand entstand im UG des Kinderhauses eine
Küche mit vielseitig nutzba- rem Mehrzweckraum. Es war Teil des
Konzepts, auch über das Essen hohe Qualität (regionale, biologische
und saisonale Küche) einzubringen. Nicht nur für die Kinder ein
grosser Gewinn, sondern auch für die Mit- arbeiterinnen und
Mitarbeiter, die so in den Genuss selbstgemachten Essens kommen.
Gleichzeitig bietet der Ort Raum für zwanglosen, belebenden und be-
reichsübergreifenden Austausch.
Balkone an der Stirnseite des Zentrums
Kinderwagen- und Velounterstand
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Was wäre, wenn … ? Oder eine bewusst subjektive Sicht auf morgen
und gestern Wer gestalten will, braucht Ideen. Kleine Ideen, grosse
Ideen, verrückte Ideen. Und Wün- sche, Träume, Visionen. Einige
Mitarbeitende des Zentrums haben lustvoll und ernsthaft zugleich
sozusagen über den Tellerrand fantasiert und ihre Ideen und Wünsche
zusammen- getragen. Bewusst frei von der Einschränkung, dass die
Ideen die bisherige Geschichte in- haltlich und zeitlich nahtlos
fortführen müssten. Und wohlwissend, dass manche kurzfristig kaum
umzusetzen sind.
W er in die Zukunft denken will, tut gut daran, seine Vergangenheit
zu kennen. Sie zu kennen,
aber ohne sich von ihr einengen zu lassen. Sondern um sich
Wertekonstanten bewusst zu werden, die es sich lohnt, weiter zu
pflegen. Es soll der – betont subjek- tive – Versuch gewagt sein,
solchen Wertekonstanten in der bisherigen Geschichte des Vereins
nachzugehen und zwar anhand exemplarischer Stationen. Es zeich- nen
sich folgende drei ab: Unabhängigkeit, Mut und Pragmatismus.
Wie wäre es, wenn das Zentrum Inselhof • unabhängig, experimentell,
unternehmerisch agie-
ren könnte, weil es nicht auf (staatliche oder private) Gelder
angewiesen wäre?
• lustvoll, ergebnisoffen, neugierig sich an den je neu- esten
Forschungsergebnissen und Erkenntnissen aus dem Fachalltag
orientieren könnte?
• sich in einem politischen Umfeld befände, das Fami- lienfragen so
ernst nähme, dass es in Bern ein eige- nes Familiendepartement
gäbe?
Ja, wenn das so wäre, dann könnte das Zentrum Insel- hof (auch
noch) • ein Kompetenzzentrum für kindliches Freispiel sein, • eine
Elternschule mit breitem Bildungsangebot führen, • eigene Häuser
kaufen, um dort Familien mit ihren
Kindern alltagsnah und massgeschneidert zu unter- stützen,
• Wohnungen zumieten, in denen Besuchsbegleitung in einem kinder-
und familiengerechten Umfeld statt- finden täte,
• die Frauenklinik kaufen und dort ein Zentrum für ge- sunde
Lebensführung, Alternativmedizin und Yoga führen,
• Wohnungen zumieten für die Stufenmodell artige Nachbetreuung nach
einem stationären Aufenthalt,
• eine offene Beratungsstelle für Kinder, Eltern, Gross- eltern
sein,
• eine zweites Zentrum auf der Insel Ufenau eröff- nen, weil dort
die Entschleunigung gelebt und ein Gegenpol zur kompetitiven
Frühförderung gesetzt werden könnte.
Wenn das so wäre, dann … • stünde der Präventionscharakter aller
Tätigkeiten im
Vordergrund, • könnten die breit gefächerten Angebote
bedarfs-
gerecht und aktuelle Verhältnisse berücksichtigend laufend
angepasst werden,
• liesse sich echt systemisch arbeiten, • verdiente sich das
Zentrum eine «triple A»-Bewer-
tung.
Aus dieser Ideensammlung seien die Aspekte «Präven- tion» und
«systemisch» herausgegriffen, um mögliche künftige Entwicklungen
anzudenken. Es ist bestimmt kein Zufall, dass quasi im Fazit der
Ideensammlung
Jahresbericht 2015
15
diese beiden Begriffe auftauchen. Daraus zu schlies- sen, dass die
Mitarbeitenden die heutigen Angebote als weder präventiv wirksam
noch systemisch angelegt wahrnehmen, greift zu kurz. Es scheint
vielmehr der Wunsch vorhanden zu sein, noch präventiver, noch
systemischer wirken zu können. Für «präventiver» und «systemischer»
könnte umgangssprachlich «früher» und «vernetzter» stehen.
Prävention Es ginge also um Angebote, die «früher» ansetzen wür-
den, die dazu beitrügen, dass Frauen, (deren) Kinder und das Umfeld
erst gar nicht in Lebenssituationen gerieten, in denen sie – so
viel – professionelle Unter- stützung bräuchten. Die fantasierte
Elternschule, das fantasierte Zentrum für gesunde Lebensführung
wären bestimmt solche Angebote.
Gewiss laufen präventiv ausgerichtete Angebote bisweilen Gefahr,
Menschen insofern zu entmündigen, als dass ihnen nicht einmal das
Recht eingeräumt wird, wider besseres Wissen Dummheiten zu begehen.
Auch jener Einwand ist berechtigt, dass ein eigentlicher Markt für
Präventionsprogramme entstanden ist. Ein Markt, in dem die
Eigeninteressen der beteiligten Un- ternehmen und Institutionen mit
jenen der Adressier- ten bisweilen im Widerstreit stehen. Und
dennoch: Es gibt Bereiche, in denen präventiv wirkende Massnah- men
nicht nur sinnvoll sind, sondern eine gesellschaft- liche, wenn
nicht gar eine moralische Verpflichtung darstellen. Nämlich da, wo
besonders Verletzbare be- troffen sind. (Werdende) Mütter in
schwierigen persön- lichen, gesundheitlichen, beruflichen und
finanziellen Umständen sind besonders verletzbar. Deren Kinder oder
Kinder aus sonstwie prekären oder weitgehend weggebrochenen
Familienverhältnissen sind es in noch gesteigertem Mass.
Wer also von einer Elternschule träumt oder von einem Zentrum für
gesunde Lebensführung, beabsich- tigt in erster Linie, Menschen zu
stärken. Menschen zu befähigen, ein selbstständiges und
eigenverantwor- tetes Leben führen zu können und Verantwortung für
andere Menschen, insbesondere für die eigenen Kin- der übernehmen
zu können.
Systemisch Es ginge also um Angebote, die «vernetzter» angelegt
wären, welche die Möglichkeit hätten, nebst der im Fokus stehenden
Frau und Mutter und deren Kind(er) auch noch deren Umfeld in die
Unterstützung einzu- beziehen. Die fantasierte offene
Beratungsstelle für Kinder, Eltern und Grosseltern, die fantasierte
Stufen- modell artige Nachbetreuung wären wohl solche An-
gebote.
Allen systemischen Ansätzen liegt die Überlegung zugrunde, dass
Lebensumstände geflechtartig mit- einander verbunden sind. Im Leben
ist es wie beim Mikado-Spiel: wer einen unten liegenden Mikado-
Stab hervorzuziehen versucht, wird damit alle anderen ebenfalls in
Bewegung bringen. Weil alle miteinander in Verbindung stehen,
unabhängig davon, ob sie sich direkt berühren oder nicht. Einen
Mikado-Stab frei- zulegen gelingt nur dem, der sich mit Umsicht und
Sorgfalt nicht nur um den einen, sondern auch um die anderen Stäbe
kümmert.
Belastete Mütter und Kinder systemisch unterstüt- zen, hiesse also
mit Umsicht und Sorgfalt Menschen aus allen Lebensbereichen ins
Betreuungskonzept ein- zubeziehen. Ein Netz aufzubauen für die
Betroffenen, das über die akute Betreuung hinaus tragfähig wäre.
Über das im engeren Sinn familiäre Umfeld hinaus könnten das mal
die beste Freundin der jungen Mut- ter, der Nachbar-Grossvater des
3-Jährigen, der ehe- malige Arbeitskollege, die Trainerin der
8-Jährigen im Mädchenfussballclub sein. Weil sie alle eine Rolle
spielen im Leben der Betroffenen, weil sie im Idealfall einen
spezifischen Beitrag leisten können, um die Situ- ation der
Betroffenen nicht nur kurzfristig, sondern auf Dauer zu
entlasten.
Die Betreuung in Akutsituationen ist bereits sehr anspruchsvoll und
ressourcenintensiv, eine rundum sy- stemische Unterstützung wäre es
noch weit mehr. Und dennoch böte sie im besten Fall die Chance auf
eine nachhaltige Stärkung der Frauen und Kinder. Künftig noch
stärker präventiv und systemisch ausge- richtete Angebote würden
eine folgerichtige Weiter- entwicklung der Vereinsaktivitäten
darstellen.
Was wäre, wenn … ?
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Unabhängigkeit, Mut, Pragmatismus Verena Naegele arbeitete im
Auftrag des Vereins In- selhof dessen Geschichte auf im Buch
«Himmelblau und Rosarot». Es geht hier selbstredend nicht darum,
die gesamte Entwicklung der letzten 100 Jahre noch einmal
aufzurollen. Sondern Wertekonstanten aufzu- spüren, unter deren
Motto die weitere Entwicklung stehen könnte. Denn «es wird aber
auch klar, wieviel […] zu tun bleibt und wie wichtig im ewigen
Kreislauf Frau-Mutter-Kind die sozial-medizinische Hilfe immer
bleiben wird», schreibt Verena Naegele 2003. Viel zu tun bleibt
auch zwölf Jahre später, auch wenn oder vielleicht gerade weil
inzwischen die medizinische Be- treuung nicht mehr im Zentrum
Inselhof geleistet wird. Dabei dürften die Unabhängigkeit, der Mut
und Pragmatismus wieder von zentraler Bedeutung sein.
Unabhängigkeit 1908 waren es unabhängige und gebildete Frauen, die
den «Verein für Mutter- und Säuglingsschutz» in der Stadt Zürich
gründeten. In einer Zeit, in der Frauen noch weitgehend rechtlos
waren, ergriffen sie die Ini- tiative zum «Schutz der Mutter in al-
len Fällen, wo der zur Mutter gewordenen Frau der nötige Schutz
fehlt, sei es, dass sie unehelich, sei es, dass sie eheverlassen
ist» (so lautete der damalige Ver- einszweck).
1911 richtete der Verein das Mütterheim ein, neben der
Pflegerinnenschule der einzige Ort, an dem die er- sten damals
ausgebildeten Ärztinnen tätig sein konn- ten. Es war die
Unabhängigkeit von bestehenden me- dizinischen Einrichtungen und
die Unabhängigkeit vom damals beinahe ausschliesslich männlichen
Medizinper- sonal, die für die noch junge Institution prägend
war.
Ledige Mütter hatten aufgrund der vorherrschen- den
Moralvorstellungen und angesichts von kruden Rassentheorien einen
besonders schweren Stand. Sie fanden im Mütterheim eine dringend
benötigte An- laufstelle – für die meisten dürfte es gar eine, wenn
auch nur temporäre, Heimat gewesen sein. Die Sta-
tuten des neuen Vereins geben ein beredtes Zeugnis der damaligen
katastrophalen Situation lediger Müt- ter. Die Fortsetzung des oben
zitierten Vereinszwecks lautet: «Schutz der Kinder gegen
Misshandlung, Ver- nachlässigung, Ausbeutung und dadurch hervorge-
rufener Schädigung der körperlichen und geistigen Entwicklung.
Ferner Frauenschutz, Schutz der Frauen gegen Misshandlung und
Ausbeutung.»
Bald schon zeigte sich, dass es zum Erreichen des für damalige
Begriffe umfassend formulierten Schutzziels nötig war, die ledigen
Mütter nicht nur medizinisch und alltagspraktisch, sondern auch
sozial zu betreuen. Das bedeutete, dass die Frauen darin
unterstützt wurden, eine Arbeitsstelle zu finden und insbesondere
eine Un-
terkunftsmöglichkeit. Eine Herkules- aufgabe in einer Zeit, in der
ledige Mütter weitherum verfemt waren. Dass diese überhaupt
angegangen wurde, ist einer Reihe von Gründer- innen zu verdanken.
Eigenständi- gen, fortschrittlichen, gut vernetz- ten Frauen. Eines
war ihnen trotz unterschiedlicher gesellschaftlicher Herkunft und
Einbettung gemein: das aus heutiger Sicht wohl über-
durchschnittliche Mass an Unab-
hängigkeit. Sie war Voraussetzung und Motor für ihr
Engagement.
Mut 1989 wollte die Stadt Zürich den Vertrag mit dem Ver- ein
«Mütter- und Säuglingsheim Inselhof» kündigen und die Maternité
Inselhof Triemli schliessen. Diesem Schritt waren jahrelange
kontroverse Diskussionen zwi- schen Kanton und Stadt Zürich
beziehungsweise dem Verein Inselhof vorausgegangen über die
inhaltliche Ausrichtung und die organisatorische Einbettung der
Maternité. Ohne hier inhaltlich auf die verwickelte Si- tuation
einzugehen oder gar urteilen zu wollen, wer damals weshalb im Recht
war, bleibt festzuhalten, dass sich gegen die Kündigung heftiger
Widerstand regte. Der Verein lancierte mit dem Mut der Verzweiflung
eine Petition und brachte dank eines enormen Enga-
Jahresbericht 2015
Unmögliches
17
gements 36’800 Unterschriften zusammen. Unter dem Eindruck dieses
überaus starken Zeichens aus breiten Teilen der Bevölkerung lehnte
der Zürcher Gemein- derat die Vertragskündigung ab. Die Stadt und
der Verein erhielten die Auflage für eine grundlegende
Betriebsprüfung, was sich vor gut 20 Jahren in einer Strukturreform
des Vereins und dessen Institutionen niederschlug.
Das Weiterbestehen des Vereins in der damaligen Form ist also dem
Mut geschuldet, überzeugt für eine Sache einzustehen. Auch gegen
Widerstände. 1989 bewiesen die Verantwortlichen ebensolchen Mut wie
Jahrzehnte zuvor die Gründerinnen. Diese sahen Not und Missstände
und hatten den Mut, für damalige Zeiten Undenkbares zu denken. Und
schliesslich den unbedingten Willen, das Gedachte sehr wohl gegen
vielfältige Widerstände umzusetzen.
Pragmatismus 2004 fiel der von nüchternem Pragmatismus gepräg- te
Entscheid, die Geburtsklinik abzutreten. Ausgelöst wurde er durch
die rigorosen staatlichen Sparvorga- ben beziehungsweise die
deswegen zu erwartenden Defizite, die der Verein nicht mehr hätte
tragen kön- nen. Gleichzeitig besann sich der Vorstand mit seinem
Entscheid auf den ureigentlichen Vereinszweck zurück: nämlich
Frauen und Kinder zu unterstützen, deren Be- dürfnisse nicht oder
nicht ausreichend von anderen In- stitutionen abgedeckt
wurden.
Die Geburtsklinik war ursprünglich entstanden, weil es medizinische
Angebote für sozial Schwächere kaum gegeben hatte. Diese Versorgung
konnte inzwischen als gewährleistet bezeichnet werden. Die damalige
Vereinspräsidentin Franziska Frey-Wettstein schreibt dazu in ihrem
letzten Jahresbericht: «Der Betrieb einer technisch
hochentwickelten Klinik, wie dies die Mater- nité ist, muss nicht
mehr zwingend von einem Verein wahrgenommen werden, der sich
letztlich den Pionier- arbeiten im Sozialbereich verschrieben
hat.»
Frey-Wettstein hält weiter fest: «Der Vereinsvor- stand hat damit
die Zeichen der Zeit erkannt und be- wiesen, dass er in der Lage
ist, eigenständig auch un- angenehme Entscheide zu fällen und seine
Strategie
langfristig zu festigen.» Der Vorstand fällte den weitrei- chenden
Entscheid damals keineswegs aus freien Stü- cken, der ökonomische
Druck zwang ihn schliesslich dazu. Aber anders als 1989, als man
wegen inhaltlichen und organisatorischen Differenzen noch energisch
um den Weiterbestand der Geburtsklinik unter dem Dach des Vereins
gekämpft hatte, hatte man nun in zähen und intensiven Verhandlungen
mit den städtischen und kantonalen Behörden eine Lösung gefunden,
die für alle tragbar war. Eine Lösung, die dem Verein ermög-
lichte, die bereits bestehenden Projekte – Mütter- wohnheim,
Kinderhaus, Eltern-Kind-Begleitung und Krippe – zu erhalten und
weiterzuentwickeln und neue Angebote auf dieser Grundlage
aufzubauen. Eine pragmatische Lösung, bei der es um das Wohl der
be- troffenen Frauen und Kinder ging.
Kurzer Ausblick Der Wille der Verantwortlichen, das Angebot im Zen-
trum Inselhof den ständig wechselnden Herausforde- rungen
anzupassen, prägt die über 100-jährige Ge- schichte. Als es vor
rund 10 Jahren zur Trennung von der Maternité kam, brauchte es
diesen Willen wieder, um das Zentrum inhaltlich neu auszurichten
(vgl. Text von Vera Reinhardt). Und dieser Wille ist heute und
künftig gefragt, wenn es darum geht, das Zentrum so zu
positionieren, dass es in einem dynamisch und schnell sich
entwickelnden Umfeld bestehen kann.
Der Verein Inselhof wird 2016 in die Zukunft denken und eine
Strategiediskussion lancieren. Es wird span- nend sein zu sehen, ob
und was aus der Ideensamm- lung in den nächsten Jahren und
Jahrzehnten umge- setzt wird. An dieser Stelle ein herzlicher Dank
für die Denkanstösse. Ebenso spannend, ob die herausgegrif- fenen
Wertekonstanten prägend bleiben werden. Ein unabhängiger und
mutiger Pragmatismus wäre dem Verein Inselhof in Zukunft auf jeden
Fall zu gönnen.
Andrea Ruckstuhl Vorstandsmitglied
Was wäre, wenn … ?
Eltern&Kind-Begleitung Die Sozialpädagogische
Familienbegleitung SPF fin- det im unmittelbaren Alltag der
Familien statt und wird von qualifizierten Fachpersonen geleistet.
Mit Fokus auf die vorhandenen Fähigkeiten und Kompetenzen werden
die Eltern gezielt zur aktiven Mitarbeit motiviert. Im Fall von
unzureichenden Ressourcen werden ge- meinsam
Unterstützungsmassnahmen erarbeitet, die dem Schutz der Kinder
Rechnung tragen.
Im Vergleich zum Vorjahr ist die Auftragslage stabil geblieben. Die
Statistik zeigt auf, dass deutlich mehr alleinerziehende Eltern SPF
in Anspruch genommen haben. Als das am meisten genutzte
Leistungsange- bot sticht die auf individuelle Bedürfnisse
zugeschnit- tene Familienintervention deutlich hervor. Zugenom- men
haben auch die Begleitungen von Eltern bei der Ausübung des
Besuchsrechtes. Aus der Statistik nicht ersichtlich sind
Unterbrüche und Abbrüche von Famili- eneinsätzen, z.B. aufgrund von
Wohnortwechsel, Woh- nungsverlust oder aus gesundheitlichen
Gründen, die einen stationären Aufenthalt und eine befristete Plat-
zierung von Mutter und Kind zur Folge hatten.
Statistik 2015
Begleitungen insgesamt 35 Familien mit alleinerziehenden Eltern 22
Familien mit beiden Elternteilen 13
Begleitungen mit unterschiedlichen Aufträgen Abklärungen von 4
Wochen (1 davon 6 Wochen) 5 Familieneinsätze von 6 Monaten 5
Familieneinsätze bedarfsabhängig 15 Begl. im Rahmen des
Besuchsrechts 8 Begl. von Rückplatzierungen aus stationären
Einrichtungen und aus Fremdplatzierung 2
Anzahl involvierte Kinder Familie mit 1 Kind 21 Familie mit 2
Kindern 6 Familie mit 3 Kindern 6 Familie mit 4 Kindern 2 Wohnort
der Eltern Stadt Zürich 25 Kanton Zürich 10
Das Zentrum Inselhof auf einen Blick Abteilung Familie Manuela
Morson, Leitung Abteilung Familie und Co-Leitung Zentrum
Inselhof
Kindertagesstätte Die Kindertagesstätte führt zwei Gruppen: die
Raben für grössere und die Igel für kleinere Kinder.
Wie jedes Jahr kam es im Sommer 2015 zu zahl- reichen
Austritten/Übertritten in den Kindergarten. Kinder, die vormals bei
den Kleinen waren, rutschten in die Raben-Gruppe nach. Dies schuf
dort, wo die Nachfrage grundsätzlich am grössten ist, freie Plätze
für Kinder unter zwei Jahren. Eine volle Auslastung zu erreichen,
war mit mehr Aufwand verbunden als in anderen Jahren. Die Eröffnung
weiterer Krippen im Quartier könnte der Grund dafür sein. 15 Plätze
wur- den auch in diesem Jahr vom Sozialdepartement der Stadt Zürich
subventioniert. Diese Plätze sind begehrt und die Nachfrage ist
höher als das Angebot. Gleich- wohl ist eine Veränderung der
Bevölkerungsstruktur im Friesenbergquartier wahrnehmbar. Zunehmend
zogen Eltern aus der Mittelschicht ins Quartier, die keinen An-
spruch auf subventionsberechtigte Plätze haben.
Das vor drei Jahren implementierte Konzept «spie- lend lernen»
wirkt sich äusserst positiv auf das Spiel- verhalten der Kinder
aus; sie sind mit viel Erfindergeist, Mut und Kreativität
unterwegs.
Statistik 2015
Total Plätze 25 Gruppe Igel (0 – 2 Jahre) 11 Gruppe Raben (2 – 7
Jahre) 14
Total betreute Kinder 52
Betreuungspensen/Anzahl Kinder 2 – 3 Tage 44 4 – 5 Tage 8
Neueintritte 15 Austritte 11
Mutter&Kind-Units Aufenthalte zur Abklärung und Sicherstellung
des Kin- deswohls sind hauptsächlicher Aufnahmegrund von Müttern
mit ihren Säuglingen und Kleinstkindern. Die Mutter&Kind-Units
verfügen über zwei Interventions- schwerpunkte, die sich bezüglich
der Aufenthaltsdau- er unterscheiden: sozialpädagogische Abklärung
des Kindeswohls mit einer Aufenthaltsdauer von vier bis sechs
Monaten sowie Begleitung und Unterstützung in der
Mutter-Kind-Interaktion mit einer Aufenthaltsdau- er von 6 – 24
Monaten. Diese Differenzierung kommt zuweisenden Stellen entgegen,
die in einem ersten Schritt eine differenzierte Einschätzung
bezüglich Si- cherstellung des Kindswohls erwarten und häufig erst
danach eine längere Aufenthaltsdauer finanzieren. In der
Zusammenarbeit und Auseinandersetzung mit psy- chisch stark
belasteten Müttern ist die konsiliarische Unterstützung durch eine
Psychiaterin hilfreich.
Nach dem Austritt gab es zum Teil – trotz sorgfältig vorbereiteter
und begleiteter Übergänge – keine ge- eigneten
Anschlusslösungen.
Statistik 2015
Mütter/Kinder 14/16
Alter der Mütter 16 – 18 Jahre 0 19 – 20 Jahre 1 21 – 25 Jahre 5 26
– 38 Jahre 8
Aufenthaltstage Mütter und Kinder 4758 Belegung 78% Neueintritte 8
Austritte 9
Wohnort Stadt Zürich 0 Kanton Zürich 7 Andere 7
Anschlusslösung der Mütter nach Austritt Eigene Wohnung 5
Stationäre Einrichtung (z.B. Betreutes Wohnen) 2 Eltern/Angehörige
0 Andere 2
Betreuung des Kindes nach Austritt Betreuung durch Mutter 5
zusätzlich Familienergänzende Tagesbetreuung KITA 4 Heimplatzierung
2 Pflegefamilie 2
Anfragen 66
Statistik 2015
Mütter/Kinder 10/9
Alter der Mütter 16 – 18 Jahre 6 19 – 20 Jahre 3 21 – 25 Jahre
1
Aufenthaltstage Frauen und Kinder 3360 Belegung 78% Neueintritte 4
Austritte 5
Wohnort Stadt Zürich 4 Kanton Zürich 1 Andere Kantone 4
Anschlusslösungen der Mütter nach Austritt Eigene Wohnung 0
Stationäre Einrichtung (z.B. Betreutes Wohnen) 3 Eltern/Angehörige
1 Pflegefamilie mit dem Kind 1
Betreuung des Kindes nach Austritt Betreuung durch Mutter plus
zusätzlich 4 Familienergänzende Tagesbetreuung Kita 4
Heimplatzierung/Spital 1/1
Anfragen 43
Mutter&Kind-Wohngruppe Die Mutter&Kind-Wohngruppe ist ein
stabilisierendes, auf eine längere Aufenthaltsdauer angelegtes
Ange- bot für minderjährige Mütter. In diesem Jahr erreichte die
Wohngruppe insgesamt eine Belegung von durch- schnittlich 78%, was
mit dem Vorjahr vergleichbar ist. Der Belegungsgrad war bei den
Müttern höher, da ei- nige bereits in der Schwangerschaft, drei bis
fünf Mo- nate vor der Geburt, aufgenommen worden waren. Drei Kinder
wurden in der Mutter&Kind-Wohngruppe geboren.
Um Belegungseinbrüche aufzufangen, wurden als kurzfristig
umsetzbare Massnahmen erstmals auch kür- zere Aufenthalte von drei
bis vier Monaten angeboten. Innerhalb dieser Zeitspanne muss eine
Einschätzung vorliegen, ob die Mutter das Kindeswohl sicherstel-
len, also eine verlässliche Beziehung und Bindung zum Kind
entwickeln sowie das Kind in seinen Entwicklungs- schritten
ausreichend unterstützen kann. 2015 kam es zu einem ersten
Abklärungsaufenthalt dieser Art.
Während des Jahres erfolgten die Austritte aus der Wohngruppe
planmässig und konnten daher auch gut vorbereitet werden. Lediglich
in einem Fall kam es zu einem kurzfristigen und ungeplanten
Austritt.
22
Zentrale Dienste Die Zentralen Dienste sind das interne Dienstleis-
tungszentrum und zuständig für den Empfang, das Rechnungswesen, die
Ökonomie, das Sekretariat der Fachabteilungen sowie die EDV. In den
Zentralen Diensten sind auch die Personalverantwortliche und die
Bildungsverantwortliche integriert.
Abteilung Kinderhaus Dietmar Bechinger, Leitung Abteilung
Kinderhaus und Co-Leitung Zentrum Inselhof
Das Kinderhaus bietet Heim- und Tagesstrukturen für Kinder aus
familiären Verhältnissen, die Schutz und För- derung nicht
ausreichend gewährleisten können. Auf vier Heimgruppen finden 32
Kinder ein Zuhause. In der Tagesstruktur Plus, einer Tagesbetreuung
mit integrier- ter Übernachtungsmöglichkeit, werden zusätzlich 12
Kinder im Alter von 0 – 7 Jahre aufgenommen. Das Fa- miliensystem
wird, wo immer dies möglich ist, aktiv in den Alltag der
Kinderhausgruppen einbezogen. Rück- platzierungen ins
Herkunftsmilieu werden sorgfältig vorbereitet und mit flankierenden
Massnahmen über den Austritt hinaus begleitet.
Das Zentrum Inselhof auf einen Blick
Zentrale Dienste
Statistik 2015 2014
Ökonomie 6 510% 6 510% Finanzen&Administration 2 140% 3 240%
Personalwesen 2 190% 1 90% Bildungsverantwortliche 1 70% 1
80%
Total 11 910% 11 920%
Personalbestand Zentrum Inselhof
Statistik 2015 2014
Abteilung Kinderhaus* 54 4080% 54 3895% Abteilung Familie 48 3130%
50 3350% Zentrale Dienste 11 910% 11 920% inkl. Zentrumsleitung 2
200% 2 200%
Total Mitarbeiter/-innen** 115 8320% 117 8365%
16 – 17 Jahre 1 1 18 – 25 Jahre 24 25 26 – 45 Jahre 59 60 46 – 65
Jahre 31 30
Davon Frauen 105 109
Kinderhaus Kinderhaus Heimstruktur Tagesstruktur
Statistik 2015 2014 2015 2014
Anzahl Kinder/Klientinnen 31 30 11 12 Alter der Kinder 0 – 1 Jahr 1
0 1 0 1 – 3 Jahre 9 10 3 3 3 – 5 Jahre 8 11 3 2 5 – 7 Jahre 7 5 3 6
Über 7 Jahre 6 4 1 1
Neueintritte während des Jahres 8 17 3 3 Austritte während des
Jahres 9 18 3 4
Durchschnittl. Aufenthaltsdauer (Jahre) der ausgetretenen Kinder
3.85 2.53 5.27 3.56 aus dem Heimbereich 3.9 4.06 aus der
Kriseninterventionen (Tage) 70 41
Betreuungstage 10’745 10’930 3’075.1 3’509 Belegung in % 99 101.2
102.5 116.9
Anfragen während des Jahres 66 88 10 7 Betroffene Kinder 82
109
23
Konsolidierte Erfolgsrechnung und Bilanz 2015 Mit der Rechnung 2015
wird die Gewinnzone leider noch nicht wie erhofft erreicht; sie
weist einen Verlust von CHF 112’832 aus. Vergleicht man das
Ergebnis mit demjenigen des Vorjahres, so ist dieses 2015 besser
ausgefallen. Dies ohne Berücksichtigung des ausseror- dentlichen
Beitrags seitens der Dora Maurer-Stiftung 2014 von CHF 500’000 zur
Deckung der Defizite der Mutter&Kind-Units der vergangenen
Jahre. Die nicht subventionierten Bereiche Kindertagesstät- te,
Eltern&Kind-Begleitung sowie Teilbereiche der
Mutter&Kind-Units weisen weiterhin Verluste aus. Auch die
subventionierten Bereiche Kinderhaus und Mutter&Kind-Wohngruppe
schlossen mit einem klei- nen Verlust ab. Weiter zu berücksichtigen
ist, dass der Verein künftig noch Rückzahlungen von
Verbindlichkeiten gegenüber Stiftungen von rund CHF 1,6 Mio. sowie
Rückzahlun- gen von Betriebsbeiträgen an das AJB (Amt für Jugend
und Berufsberatung) von CHF 355’000 leisten muss. Demgegenüber
weist der Verein per Ende 2015 ein Kapital von CHF 1’528’556 aus.
Um diese Zahlungen ohne die Gefährdung der Zukunft des Vereins
sichern zu können, gilt es, auf der strategischen Ebene ein spe-
zielles Augenmerk auf die finanzielle Entwicklung der kommenden
Jahre zu richten.
Abteilung Kinderhaus
Heimstruktur Trotz Vollauslastung (99 %) und einiger krankheitsbe-
dingter Ausfälle 2015 bewegt sich der Personalauf- wand unter
Vorjahresniveau und liegt erheblich unter dem Budget. Der gegenüber
dem Vorjahr leicht erhöh- te Sachaufwand ist vor allem auf die
höheren Abschrei- bungen im IT-Bereich zurückzuführen. Auf der
Ertrags- seite führt die tiefere Belegung durch ausserkantonale
Kinder zu einer höheren Subvention durch den Kanton Zürich.
Dementsprechend wird die Rückzahlung an den Kanton Zürich, der mit
einer Auslastung von 80 % kalkuliert und seinen Staatsbeitrag
danach ausrichtet, tiefer ausfallen.
Tagesstruktur Plus Das nicht beitragsberechtigte Angebot der Tages-
struktur Plus, unserem wichtigen Bindeglied zwischen Heim- und
Tagesbetreuung, schliesst erneut mit einem Gewinn ab. Durch dieses
Nischenprodukt können El- tern massgeblich entlastet, kann aber
auch Vollplat- zierungen vorgebeugt werden. Dass trotz markanter
Abgänge von Kindern im Sommer 2015 eine Vollaus- lastung erreicht
werden konnte, zeigt die Bedeutung dieses Angebots. Trotz der seit
Jahren anhaltenden
Jahresrechnung 2015
Abteilung Familie
Eltern & Kind-Begleitung Der Kostendruck bei diesem Angebot
blieb auch 2015 hoch. Die ausgeführten Begleitaufträge reichten
nicht aus, um das Defizit gemäss unserer Zielsetzung auf CHF 25’000
zu reduzieren. Das Defizit entspricht – un- ter Berücksichtigung
des periodenfremden Aufwands von CHF 7’000 (unvorhergesehene
Personalauslagen) – in etwa demjenigen des Vorjahres. Im Vergleich
dazu fielen die Personalkosten infolge zahlreicher geleiste- ter
Mehrstunden deutlich höher aus. Demgegenüber steht im gleichen
Zeitraum ein ebenfalls markant hö- herer Ertrag, was zu einem
nahezu gleichbleibenden Ergebnis wie 2014 führte. Durch Abbrüche
und sistier- te Aufträge entstanden Ertragseinbussen. Der Verein
trägt in dieser Hinsicht das ganze unternehmerische Ri- siko. Die
Eltern&Kind-Begleitung ist vertraglich an den von den Sozialen
Diensten der Stadt Zürich vorgege- benen Stundenansatz von CHF
120.00 gebunden. Da- mit kann der Aufwand jedoch nicht gedeckt
werden.
Kindertagesstätte Im gültigen Vertrag mit dem Sozialdepartement der
Stadt Zürich für die Periode 2015 – 2019 sind 25 Plätze bewilligt
worden; davon sind 15 subventioniert. Diese können
beitragsberechtigten Eltern vergeben werden. Sämtliche Auflagen des
Sozialdepartements in Bezug auf Gruppengrösse und Personalschlüssel
wurden um- gesetzt, Strukturen und Abläufe wurden überprüft und
optimiert. Die Auslastung betrug 93 %. Dies obwohl die Kita, wie
fast jeden Sommer, zahlreiche Austritte von Kindern zu verzeichnen
hatte. Die eingeleiteten Massnahmen und die gute Auslastung waren
aus- schlaggebende Faktoren für den sehr guten Abschluss der
Kindertagesstätte.
Eltern&Kind-Wohngruppe 2015 entsprach die Belegung in etwa
jener des Vorjah- res. Der Personalaufwand fiel rund CHF 100’000
tiefer aus als im Vorjahr. Wie auch im anderen Mutter&Kind-
Angebot wurden Vakanzen nicht nahtlos ersetzt. Zu- sätzlich wurde
ab der zweiten Jahreshälfte eine 80 %- Stelle gestrichen. Vier von
neun Klientinnen hatten ih- ren Wohnsitz ausserhalb des Kantons
Zürich. In diesen Fällen werden den Gemeinden die Bruttotageskosten
in Rechnung gestellt. Weniger Platzierungen aus dem Kanton Zürich
hatten zur Folge, dass der Defizitaus- gleich, der vom Kanton zu
leisten ist, geringer ausfällt als budgetiert und ein Teil der im
Voraus geleisteten Kantonsbeiträge am Ende des Folgejahres
zurücker- stattet werden muss.
Mutter&Kind-Units Im Vergleich zum Vorjahr fielen die Einnahmen
für platzierte Mütter aufgrund einer tieferen Belegung niedriger
aus als im Vorjahr. Personalkosten wurden reduziert, indem Vakanzen
nicht nahtlos besetzt und während des Jahres zusätzlich ca. 60 %
Personalkosten eingespart wurden. Die Zürcher Gemeinden leisteten
CHF 120 / Kind, der Kanton CHF 44 / Kind pro Tag an die
Aufenthaltskosten. Die Kosten für die Mütter von CHF 438 / Tag
haben vollumfänglich die Gemeinden zu tragen, da sich das für das
Thema zuständige Amt nicht an den Platzierungskosten von
Erwachsenen be- teiligt. Es kommt öfters vor, dass die Gemeinden
von einer Platzierung von Mutter und Kind Abstand neh- men, weil
das Angebot zu teuer ist. Die Beschwerde des Vereins betreffend
Aufteilung des Stellenplans der Mutter&Kind-Units in
staatsbeitragsberechtigte und nicht staatsbeitragsberechtigte
Kosten wurde vom Verwaltungsgericht des Kantons Zürich gut
geheissen. Die Überprüfung des 2012 erlassenen Stellenplans wurde
in diesem Zusammenhang angeordnet. Dem- nach wäre ein höherer
Stellenanteil als beitragsberech- tigt zu betrachten. Entsprechende
Verhandlungen mit dem AJB sind noch pendent.
Jahresrechnung 2015
25
Verein Der Verein schliesst erfreulicherweise mit einem Gewinn ab.
Wie bereits im Vorjahr hat der Verein beschlossen, CHF 70’000 der
Vereinsrechnung als ausserordentli- chen Aufwand zu belasten und
damit Rückstellungen zu bilden (u.a. für Rückzahlungen an das AJB).
Die Hauptgründe zur Ergebnissteigerung gegenüber dem Vorjahr liegen
vor allem auf der Ausgabenseite im Bereich Personalaufwand, welcher
deutlich tiefer ausfiel als im Vorjahr. Beim Sachaufwand waren die
Ausgaben bei den Beratungskosten, der Organisati- onsentwicklung
und der Hauszeitung deutlich gerin- ger. Demgegenüber verzeichneten
wir bei den Spen- den deutlich höhere Einnahmen. Dies trug zum
nicht erwarteten, guten Ergebnis bei.
Neue Rechnungslegung Die Rechnung des Vereins Inselhof erfolgt per
Bilanz- stichtag 31. Dezember 2015 gemäss Schweizerischem
Obligationenrecht. Am 23. Dezember 2011 hat das Parlament einem
neuen Rechnungslegungsrecht zu- gestimmt, welches ab dem
Geschäftsjahr 2015 anzu- wenden ist. Damit der Verein weiterhin
einen geset- zeskonformen Jahresabschluss präsentieren kann, sind
die neuen Bestimmungen entsprechend umgesetzt worden. Die grössten
Änderungen auf die Vereinsjah- resrechnung resultieren aus der
vorgegebenen Min- destgliederung und der Reihenfolge der Bilanz-
und Betriebsrechnungspositionen. Zudem ist der Anhang – welcher zur
Ansicht an der GV vorliegt und hier nicht abgedruckt wird – neu
Bestandteil der Jahresrechnung.
Dank Für das erreichte Ergebnis und die damit verbundenen
Anstrengungen bedanke ich mich beim Leitungsteam und allen
Mitarbeitern. Der Leiterin Finanzen, Silvia Marti, gebührt ein
grosses Dankeschön für den Mehr- aufwand betreffend Darstellung und
der damit verbun- denen Arbeit für die neue Rechnungslegung.
Cristian Rentsch Quästor Verein Inselhof Triemli
Jahresrechnung 2015
Eltern&Kind- Begleitung
Projekt HelpPhone
0 154,500
128 154,628
21,683 0
21,683 -21,683
323,135 0
323,135 -323,135
Sachanlagen Immaterielle Werte Total Anlagevermögen
TOTAL AKTIVEN
Passiven CHF
Lanfristige verzinsliche Verbindlichkeiten Rückstellungen Total
langfristiges Fremdkapital
Fondskapital aus Drittmitteln Total Fremdkapital inkl.
Fondskapital
Vereinskapital Freies Kapital Freiwillige Gewinnreserven
Bilanzgewinn Gewinnvortrag Jahresgewinn / -Verlust Total
Eigenkapital
TOTAL PASSIVEN
Jahresrechnung 2015
Schwankungsfonds Kinderhaus Schwankungsfonds Mu & Ki
Wohngruppe
Total Fondskapital
Bestand 1.1.2015
387,590 323,135
250,771 83,531
566
282,689
1,640,028
Entrichtete Beiträge und Zuwendungen Personalaufwand Übriger
betrieblicher Aufwand Abschreibungen und Wertberichtigungen auf
Anlagevermögen Total Betriebsaufwand Betriebliches Ergebnis
Finanzertrag Finanzaufwand Betriebsfremder Aufwand Periodenfremder
Ertrag Periodenfremder Aufwand Ergebnis vor AJB-Ausgleich und
Fondsveränderung
AJB-Ausgleich Ergebnis nach AJB-Ausgleich
Veränderung Freies Kapital Jahresergebnis
Freies Kapital*
Total Eigenkapital
* Beim freien Kapital handelt es sich um diverse Spenden ohne
Zweckgebundenheit.
Betriebsrechnung 2015
30
Prüfungsurteil Nach unserer Beurteilung steht der verdichtete Ab-
schluss, der von dem geprüften Abschluss des Verein Inselhof
Triemli für das am 31. Dezember 2015 enden- de Geschäftsjahr
abgeleitet ist, in allen wesentlichen Belangen mit jenem Abschluss
in Einklang.
KPMG AG
Zürich, 18. März 2016
Verein Inselhof Triemli, Zürich
Der beigefügte verdichtete Abschluss (Seiten 26 bis 29) – bestehend
aus der Bilanz zum 31. Dezember 2015, der Betriebsrechnung und der
Rechnung über die Veränderung des Kapitals für das an diesem Stich-
tag endende Geschäftsjahr – ist abgeleitet von dem geprüften
Abschluss des Verein Inselhof Triemli für das am 31. Dezember 2015
endende Geschäftsjahr. Wir haben in unserem Bericht vom 18. März
2016 ein nicht modifiziertes Prüfungsurteil zu jenem Abschluss in
Be- zug auf die Abnahme der Jahresrechnung abgegeben. Der
verdichtete Abschluss enthält nicht alle Abschluss- angaben, die
nach dem schweizerischen Gesetz er- forderlich sind. Daher ist das
Lesen des verdichteten Abschlusses kein Ersatz für das Lesen des
geprüften Abschlusses des Verein Inselhof Triemli.
Verantwortung des Vorstandes Der Vorstand ist verantwortlich für
die Aufstellung ei- ner Verdichtung des geprüften
Abschlusses.
Verantwortung des Abschlussprüfers Unsere Aufgabe ist es, auf der
Grundlage unserer Prü- fungshandlungen, die in Übereinstimmung mit
dem Schweizer Prüfungsstandard (PS) 810 «Auftrag zur Erteilung
eines Vermerks zu einem verdichteten Ab- schluss» durchgeführt
wurden, ein Prüfungsurteil zu dem verdichteten Abschluss
abzugeben.
Jahresrechnung 2015
31
Mai 2016