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TITELTHEMA Das I-Pad gilt vielen nur als digitales Spielzeug. Eine wachsende Zahl von Applikationen ermöglicht inzwischen aber auch den Einsatz im Außendienst. Es kann nicht nur die dicken Produktkataloge ersetzen, sondern auch für CRM genutzt werden. Seit einem dreiviertel Jahr ist alles an- ders. Wenn Tim Wolf einen Kunden besucht, hat er nicht einmal mehr Stift oder Block dabei, von schweren Broschüren ganz zu schweigen. Im Zentrum seiner Gespräche steht jetzt neben den Inhalten nur noch eins: sein I-Pad. »Zuerst schielen alle immer auf das Gerät, trauen sich aber nicht etwas zu sagen«, erzählt der 35-Jährige. »Ich sage ihnen dann, dass sie es ruhig in die Hand nehmen und ausprobieren können. Vor allem die Jüngeren sind begeistert.« Wolf ist Hauptgeschäftsstel- lenleiter der Deutschen Vermögensbe- Text _ Andreas Klähn Anstossen Übersicht Das I-Pad im Außendienst 19 Cloud Computing 21 Mobiles CRM 22 Interview 24 www.acquisa.de 03/2011

iPad im Außendienst - Hagen Sexauer

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TITELTHEMA

Das I-Pad gilt vielen nur als digitales Spielzeug. Eine wachsende Zahl von Applikationen ermöglicht inzwischen aber auch den Einsatz im Außendienst. Es kann nicht nur die dicken Produktkataloge ersetzen, sondern auch für CRM genutzt werden.

Seit einem dreiviertel Jahr ist alles an-ders. Wenn Tim Wolf einen Kunden besucht, hat er nicht einmal mehr Stift oder Block dabei, von schweren Broschüren ganz zu schweigen. Im Zentrum seiner Gespräche steht jetzt

neben den Inhalten nur noch eins: sein I-Pad. »Zuerst schielen alle immer auf das Gerät, trauen sich aber nicht etwas zu sagen«, erzählt der 35-Jährige. »Ich sage ihnen dann, dass sie es ruhig in die Hand nehmen und ausprobieren können. Vor allem die Jüngeren sind begeistert.« Wolf ist Hauptgeschäftsstel-lenleiter der Deutschen Vermögensbe-

Text _ Andreas Klähn

Anstossen

Übersicht

Das I-Pad im Außendienst 19

Cloud Computing 21

Mobiles CRM 22

Interview 24

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p Mobile Devices im Vertrieb

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ratung (DVAG) in Hanau und gehört zu den 37.000 Vermögensberatern, die für den Finanzdienstleister aus Frankfurt am Main zwischen Nordseestrand und Alpenrand unterwegs sind.»Mit dem I-Pad habe ich gleich eine ganze Beratermappe dabei«, sagt Wolf. »Bei den Kunden kommt diese Beratung gut an, das I-Pad verbessert noch einmal unser Image.« Dieser Imagefaktor ge-hört auch zu den Gründen, warum die DVAG als eines der ersten Unternehmen in Deutschland im Außendienst I-Pads einsetzt (siehe Interview Seite 24). »Was ich früher von Hand gezeichnet habe, kann ich heute elegant mit unseren

Apps darstellen«, so Wolf. »Eine Renten-berechnung wirkt so noch einmal glaub-hafter.« Das I-Pad ist in der Businesswelt angekommen. Die Zahl der Unterneh-men, die I-Pads oder andere Tablet-PCs im Vertrieb nutzen, ist bisher zwar noch gering, doch inzwischen vergeht kaum eine Woche, in der nicht ein Software-haus oder Web-Dienstleister eine neue App (Kurzform für Applikation = Anwen-dung) für den hippen Apple-Tablet-PC ankündigt, die den Außendienstlern die Arbeit erleichtern soll. Während die erste Welle der Anwender das Gerät vor allem losgelöst von der bereits vorhan-denen IT-Infrastruktur für Präsentati-

onen oder Ähnliches nutzt, zeichnet sich bereits ab, dass bald auch per I-Pad direkt auf CRM- und ERP-Systeme zuge-griffen wird.

Treff am digitalen Lagerfeuer

»Das I-Pad ist eine Art Fireplace Device, ein digitales Lagerfeuer, um das herum sich die Menschen sammeln«, schwärmt Uwe-Michael Sinn, Geschäftsführer [ …

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von Rabbit E-Marketing in Frankfurt am Main. Es seien vor allem der Touch-screen und die einfache, intuitive Bedie-nung, die den Reiz des I-Pad ausmachen. »Deshalb eignet es sich vor allem als Präsentationsinstrument, auf dem man Filme, Werbespots oder Animationen vorführen kann.« Bei Rabbit wurde eine Anwendung entwickelt, die von der nor-malen IT-Infrastruktur der Unterneh-men getrennt läuft und nur per E-Mail

angebunden ist. Die Rabbit-App können Mitarbeiter über einen eigenen, extra eingerichteten Unternehmens-App-Store herunterladen. Anders als private Nutzer müssen sie also nicht Apples I-Tunes-Store nutzen. Externe haben auf die Unternehmensanwendungen kei-nen Zugriff.Auch bei Kommdirekt in Augsburg hat man – für den Bettwäschehersteller Fleuresse – eine App entwickelt, die vor allem Präsentationszwecken dient. »Da-mit lassen sich über 500 Produkte mit Fotos in allen Details darstellen«, sagt Kommdirekt-Geschäftsführer Bernd Arnhold. »Das erspart den Außendienst-lern endlich das Hantieren mit den schweren Katalogen und Musterkoffern. Die haben ja teilweise über 50 Kilo mit sich herumgeschleppt.«, so Arnhold.

Eine direkte Verbindung zur Unterneh-mens-IT gibt es auch hier nicht, doch können Bestellungen aufgenommen und sofort per Mail an den Innendienst geschickt werden. Die Auftragsbestäti-gung kann, ebenso wie die Produktin-formationen, per I-Pad direkt an den nächsten Drucker geschickt werden. Den Vertriebsmitarbeitern bietet die App zudem einen schnellen Zugriff auf alle relevanten Kundendaten – inklu-sive Bonitätsauskunft. Alle Daten sind als Replikat auf dem I-Pad gespeichert, können aber jederzeit schnell per App online aktualisiert werden.Nicht alle Experten sind vom Siegeszug der Tablet-PCs völlig überzeugt. »I-Pads haben natürlich eine große Stärke, weil sie interaktiv in das Kundengespräch integriert werden können«, sagt Axel Oppermann, Senior Advisor der IT-Bera-tung Experton Group in München. »Man kann damit Autos und Versicherungs-verträge verkaufen, kann es sogar als Küchenplaner nutzen. Beim ersten Ver-sicherungsvertreter, der damit kommt, ist das für den Kunden eine tolle Sache, aber wenn der zehnte Vertreter mit I-Pad auftaucht, ist der Überraschungs-effekt weg.«

Kosten nicht unterschätzen

Die Einführung von I-Pads kann vor allem in größeren Organisationen teu-er werden. Neben den 500 bis 700 Euro pro Gerät sind die Entwicklungskosten für Apps und die für den Einsatz not-wendige IT-Infrastruktur zu berück-sichtigen. »Solange die Geräte hip sind, bringen sie dem Vertrieb sicherlich Vorteile. Aber die Frage ist, ob sie sich noch rechnen, wenn dieser Neuigkeits-effekt weg ist«, so Oppermann. Vor der Anschaffung der Geräte im großen Stil

sollten deshalb Tests in kleineren Gebie-ten stehen, die zeigen, was der Einsatz für den Verkauf bringt. »Es stellt sich na-türlich die Frage, ob der Tablet-PC sich als Standard im Vertrieb durchsetzt, sodass niemand mehr darauf verzich-ten kann«, meint Oppermann. »Daran glaube ich aber nicht. Der Nutzen wird langfristig den Kosten-Aufwand nicht wettmachen.« Da vermutlich kein Ver-triebsmitarbeiter mit Smartphone, Lap-top und Tablet-PC gleichzeitig herum-laufen wolle, müsse jedes Unternehmen entscheiden, welche Geräte mit wel-chen Funktionen tatsächlich gebraucht werden. Der Einsatz ergebe überall dort Sinn, wo es im direkten Kundenkon-takt um erklärungs bedürftige Produkte geht. »Das I-Pad ist ein Unterstützungs-Instrument im Verkauf – nicht mehr, aber auch nicht weniger.«Auch beim acquisa-Roundtable im Rah-men des Marketing & Innovation Fo-rum Europe 2011, welches im Januar in München stattfand, diskutierten Ver-triebsleiter und Unternehmensberater lebhaft über den Einsatz von Tablet-PCs im Außen dienst (mehr dazu ab Seite 50). I-Pad versus Laptop – bei diesem Vergleich hat der weitverbreitete Laptop im Vertrieb ein Problem. Grundsätzlich sind die meisten Mitarbeiter im Außen-dienst mit dieser tragbaren PC-Variante ausgerüstet – doch das heißt noch lan-ge nicht, dass sie diese Geräte beim Ge-spräch mit dem Kunden auch einsetzen. »Das Hochfahren allein dauert ja an die fünf Minuten – viele unserer Mitarbei-ter nutzen ihre Laptops deshalb gar nicht«, sagt Marco Schulz, Leiter Marke-ting & Communication Deutschland bei Siemens Audiologische Technik (SAT) in Erlangen. »Wir haben deshalb nach einer Lösung gesucht, die sofort verfüg-bar ist, unsere Produkte hochwertig prä-sentiert und eine Bestellung möglich 20_21

» DAS I-PAD WIRD LANGFRISTIG DAS NOTEBOOK IM AUSSEN-DIENST ERSETZEN.«JÜRGEN LITZ, Geschäftsführ Cobra, Konstanz

HaufeIndex: 1220841

Bei der Leistungsbeurteilung von Außen-dienstmitarbeitern gibt es verschiedene Bewertungskriterien.

EXCEL-TOOL: »Außendienst-Steuerung«

acquisa.de/professional

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macht.« Während Bestellungen früher per Fax oder Telefon an den Innendienst weitergegeben wurden, geschieht dies nun per I-Pad über ein spezielles, vom IT-Dienstleister Edicos aus Hannover entwickeltes Tool. Eine Anbindung an Warenwirtschaft und CRM gibt es aller-dings nicht. »Wir wollten eine schnelle und einfache Lösung, die Anbindung an die Unternehmens-IT hätte das Pro-jekt sehr komplex gemacht«, so Schulz. Grundsätzlich müsse jeder Auftrag vom Innendienst sowieso weiter bearbeitet werden, da man keine Standard-Pro-dukte vertreibe. »Die Besuchsberichte für das CRM geben unsere Mitarbeiter in jedem Fall erst später über ihr Lap-top ein, tippen ist außerdem beim I-Pad etwas schwierig.«

Optimierte Website statt App

Edicos ist bei Siemens Audiologische Technik einen anderen Weg gegangen als die meisten Anbieter. »Wir haben keine App entwickelt, sondern eine Ex-tra-Website gebaut, die nicht nur vom I-Pad, sondern auch vom Laptop oder anderen Tablet-PCs aus nutzbar ist«, sagt Projektmanager Gernod Scholtz. »Diese Anwendung haben wir für alle gängigen Browser optimiert, sodass sie eigentlich über alle internetfähigen Ge-räte genutzt werden kann.« Die größte Herausforderung sei die Usability gewe-sen, man habe deshalb vergrößerte Na-vigationselemente entwickelt.Doch auch bei der Vertriebsstrategie von Siemens Audiologische Technik spielen Applikationen eine wichtige Rolle. Denn Anlass für die Einführung des I-Pad war die Vorstellung von zwei Apps auf dem Internationalen Hörgeräteakustiker-Kongresses EUHA im Oktober 2010. Die Außendienstmitarbeiter sollten in der

Lage sein, den neuen Hörtest für das I-Phone wie auch das neue Hörmagazin praktisch zeigen zu können. Marketing-Chef Schulz betont, dass er mit der Ein-führung der Geräte keine schnelle Um-satzsteigerung anpeilt. »Vorrangiges Ziel ist die Verbesserung des Gesprächs mit den Kunden, und wir wollen durch die Straffung des Bestellvorgangs dem Mit-arbeiter mehr Zeit geben«, sagt Schulz. »Wichtig war uns außerdem, dass die Mitarbeiter etwas in die Hand bekom-men, das ihnen Spaß macht. Sie dürfen also das I-Pad auch zuhause nutzen und sich Apps für den privaten Gebrauch herunterladen. Es dient so auch der Mo-tivation. Gegenüber unseren Kunden ist das I-Pad natürlich auch ein Zeichen von Professionalität und Wertigkeit.«

Großes Thema Datensicherheit

Die Trennung des I-Pad von der rest-lichen Unternehmens-IT ist vor allem ein Kennzeichen der ersten, schnell ent-

wickelten Anwendungen. Inzwischen gibt es Lösungen, die Schnittstellen zu CRM- und ERP-Systemen bieten. Der IT-Dienstleister Siller aus Heilbronn hat diese M-Cube genannte Verknüpfung

bereits bei seiner Vertriebslösung für Smartphones angeboten, jetzt kommt eine erweiterte Version für das I-Pad dazu. »Der Vorteil des I-Pad liegt in der Größe des Displays«, sagt Vorstand Mark Siller. »Smartphones sind

CRM wird mobil. Auf der Cebit Anfaang

März werden neue Lösungen für CRM sowie

ERP (Enterprise Ressource Planning) vorge-

stellt, die Zugriffsmöglichkeiten von unter-

wegs bieten.

Die Palette reicht von Applikationen allein für Smartphones bis zu komplexen Lösungen für die Anbindung unterschiedlichster Endgeräte. Anbieter wie Haufe-Lexware setzen auf die Bereitstellung von CRM-Anwendungen über das Web. Im Trend liegt auch die Einbeziehung der sozialen Netzwerke wie Facebook, Linke-dIn, Twitter & Co. CAS Software sieht gar die Ablösung von herkömmlichem CRM durch Any

Relationship Management, bei dem auch die Beziehungen zu Zulieferern, Händlern und Wettbewerbern berücksichtigt werden.Mit neuen Ideen und Entwicklungen im CRM befasst sich das DDV-Special des Councils CRM am 24. März in Jena. Im Mittelpunkt steht die Vorstellung neuer Lösungen und Geschäftsmodelle im Web. Das Programm startet mit der Keynote »CRM und Innovati-on« des CRM-Experten Dr. Reinhold Rapp. Mehr unter www.ddv.de.Aktuelle Berichte, Interviews, Praxistipps und Case Studies zu CRM finden Sie auch auf der Plattform »CRM für alle« auf der Web-site www.acquisa.de/crm

INFO AUF DER WOLKE p

»DAS HOCHFAHREN EINES LAPTOPS DAUERT JA AN DIE FÜNF MINUTEN – VIELE UNSERER MITARBEITER NUTZEN LAPTOPS DESHALB GAR NICHT. WIR HABEN NACH EINER LÖSUNG GESUCHT,

DIE SCHNELL VERFÜGBAR IST, UNSERE PRODUKTE HOCHWERTIG PRÄSENTIERT UND EINE BESTELLUNG MÖGLICH MACHT.«

MARCO SCHULZ, Leiter Marketing & Communication, Deutschland Siemens Audiologische Technik (SAT), Erlangen

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Hier twittert die Redaktion acquisa Aktuelles und Wissenswertes aus der Marketingwelt.

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für Produktpräsentationen ja viel zu klein.« Die Außendienstler haben Zu-griff auf Produktinfos, Preise, Kunden-daten und können per I-Pad Aufträge digital erfassen. Damit wird der Innen-dienst von der Aufgabe der Bestellungs-eingabe entlastet.

Vor der Übermittlung von sensiblen Daten via I-Phone oder I-Pad schrecken viele Firmen zurück, Warnungen wie die des Marktforschungsinstituts Gart-ner oder des Bundesamtes für Sicher-heit in der Informationstechnik (BSI) vor dem I-Phone haben Zweifel an der Sicherheit der Apple-Geräte geschürt. Maik Bockelmann, Vice President EMEA beim IT-Sicherheitsspezialisten Lumension in Olching bei München, gibt jedoch Entwarnung: »Das I-Pad ist im Business-Bereich durchaus einsetz-bar. Natürlich ist ein verschlüsselbares Notebook sicherer, aber in der Realität nutzt doch gerade der Mittelstand des-sen Sicherheitsmöglichkeiten gar nicht aus.« Bockelmann empfiehlt, auf einem I-Pad keine sicherheitsrelevanten Da-ten wie etwa Kundeninformationen zu speichern, sondern diese immer online über ein »Virtual Private Network« (VPN) zu nutzen und nur verschlüsselt zu sen-den. Er rät zudem, regelmäßig die Pat-ches für Betriebssystem und Programme herunterzuladen, um stets auf dem neusten Sicherheitsstand zu sein. »Das größte Sicherheitsrisiko ist aber immer der Verlust des Gerätes«, meint Bockel-mann. »Ein komplexer Passwortschutz

ist daher wichtig. Dazu sollte man sich immer bewusst sein, welche Daten man mit sich herum trägt – ganz gleich, ob es sich um ein I-Pad, ein Notebook oder eine Aktentasche handelt.«Heute beschränkt sich der Business-einsatz des I-Pad vor allem auf die Un-

terstützung von Verkaufsgesprächen durch attraktive Präsentationsapplika-tionen. Für Hagen J. Sexauer, Principal bei der Bad Homburger Unternehmens-beratung Sempora, stoßen Smartphones und Tablet-PCs jedoch die Tür zu einer völlig neuen Nutzung des mobilen In-ternets auf. Es wird zum eigenständigen Vertriebskanal. »Das stationäre Inter-net ist für die mobile Nutzung bisher ungeeignet«, sagt Sexauer. »Texte sind schlecht zu lesen, es ist schwierig zu bedienen und der Seitenaufbau dauert sehr lange. Das I-Pad mit seinen Appli-

kationen macht die Websites schneller und damit nutzerfreundlicher. Erste Un-tersuchungen zeigen, dass I-Pads im pri-vaten E-Commerce eine höhere Conver-sion Rate aufweisen als andere Kanäle.« Das liege vor allem an der veränderten Nutzungs situation und daran, dass eine

intuitivere Bedienerführung durch die Applikationen möglich wird.

Mangelhafte Online-Strategie

Bisher setzt nur eine begrenzte Zahl von Unternehmen I-Pads ein, doch ei-ne Umfrage von Sempora zeigt, dass die meis ten Führungskräfte davon aus-gehen, dass Tablet-PCs und das mobile Internet in den kommenden Jahren im-mer wichtiger werden. Über 80 Prozent der Befragten erwarten demnach, dass das mobile Netz in Vertrieb und Marke-

Notebook, Netbook, Blackberry, I-Phone –

die Liste der mobilen Geräte mit Internet-

anschluss ist lang. Für jeden tragbaren PC

und jedes Smartphone gibt es inzwischen

auch mindestens ein Programm, das es

an das CRM-System des Unternehmens

anbindet.

Große Anbieter wie SAP, Microsoft oder Oracle haben mobile CRM-Lösungen genauso im Port-folio wie die kleineren CAS, Cobra oder Sage. Nach einer Studie von Forrester aus dem Jahr 2009 erwarten die Firmen vor allem, dass sie durch den Einsatz von »Mobile CRM« die Kun-denzufriedenheit steigern können, daneben zielen sie auch auf eine Effektivitätssteigerung des Außendienstes. Allerdings nutzten Ende 2010 nur rund 20 Prozent aller Unternehmen

tatsächlich bereits mobiles CRM. Der Einsatz von Notebooks stößt bei vielen Außendienst-mitarbeitern auf Widerstände, die lange Zeit zum Hochfahren der Geräte und die »Wand« zwi-schen Käufer und Verkäufer wird in der Praxis als kontraproduktiv empfunden. Beim »Schrau-benhändler« Würth verzichtet man aus genau diesen Gründen seit Jahren vollkommen auf den Einsatz von Laptops im Vertrieb. Für viele Außendienstler ist das Smartphone das Mittel ihrer Wahl. Um schnell aktuelle Infos über den nächsten Kunden – vom Ansprechpartner bis hin zur Rabattstaffel für die Kunden gruppe – zu bekommen, reicht es völlig aus. Erst wenn es um komplexe CRM-Anwendungen, die viele Speicherkapazitäten benötigen, oder die Ein-gabe von Texten geht, stoßen die kleinen Ge-räte an ihre Grenzen.

INFO MOBILES CRM p

» DER EINSATZ VON TABLET-PCS IM AUSSENDIENST IST FÜR UNTERNEHMEN HEUTE KEINE FRAGE DES OB, SONDERN NUR NOCH EINE FRAGE DES WANN.«HAGEN J. SEXAUER, Principal bei Sempora, Bad Homburg

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ting innerhalb von drei Jahren genauso wichtig ist wie das stationäre Internet. Vor allem bei der Stärkung der Kunden-bindung und der Verbesserung des Un-ternehmensimages könne es eingesetzt werden. »Trotz dieser Einschätzung berücksichtigt aber nur jedes zweite

Unternehmen in Deutschland das mo-bile Internet in seiner Online-Strategie«, sagt Sexauer. »Noch problematischer ist, dass etwa jedes zweite Unternehmen nicht weiß, mit welchen Aktivitäten Wettbewerber im mobilen Internet das eigene Geschäftsmodell angreifen.« Vor allem im stationären Handel drohen nach Sexauers Meinung neue Gefahren. Nach einer Beratung durch einen Fach-verkäufer können Kunden zum Beispiel mittels spezieller Apps den Barcode, al-so die EAN-Nummer, eines Produkts mit der Smartphone-Kamera scannen und anschließend recherchieren, wo es das Produkt online am günstigsten zu kau-fen gibt und – noch im Geschäft – die Ware beim Wettbewerber bestellen.Im B2B-Geschäft sieht auch Sexauer vor allem die Chancen bei der Vertriebs-unterstützung: Warenpräsentationen, Bestellaufnahme und Help Desk. Im Maschinenbau würden Tablet-PCs gern zur Bereitstellung von Bedienungsan-leitungen genutzt, viele Unternehmen würden derzeit solche Anwendungen planen. »Der Einsatz von Tablet-PCs im Außendienst ist für Unternehmen heute keine Frage des Ob, sondern nur noch eine Frage des Wann«, sagt Sexau-er. »Da sollte niemand mehr abwarten, um zu sehen, ob sich das mobile Inter-net durchsetzt. Es geht darum, schnell eigene Erfahrungen mit den mobilen Alleskönnern zu sammeln.« Natürlich solle kein I-Pad um des I-Pad willen eingeführt werden, eine durch-dachte Strategie brauche ein Unterneh-men schon. Beim Weg ins mobile Inter-net müsse nicht zwangsläufig mit Apps

gearbeitet werden, der Weg über Web-sites, die für Tablet-PCs optimiert sind, sei genauso gut möglich.

CRM wird standardisiert

Da das I-Pad Windows-Anwendungen wie Word, Powerpoint sowie Adobes PDF-Dateien darstellen kann, ist der Kon-takt zur meist Windows-dominierten Business-IT-Kultur kaum noch ein Pro-blem. Auch Verbindungen zu CRM und Waren wirtschaftssystemen stellen in der Regel keine Hindernisse dar. Beim Customer Relationship Management er-wartet Sexauer allerdings gravierende Veränderungen. »Nach meinen Beobach-tungen erfasst der Außendienst seine Berichte in der Kundendatenbank fast ausschließlich textuell, was eine schnel-le Auswertung per Knopfdruck und über eine hohe Anzahl an Besuchsberichten fast unmöglich macht. Das I-Pad könnte da eine Veränderung anstoßen: Das Be-richtswesen wird so systematisiert, dass Vertriebsmitarbeiter im Normalfall nur noch Buttons und Kästchen anklicken. Damit können die Informationen dann sofort automatisiert ausgewertet wer-den.« Was für die Außendienstler das ersehnte Ende der Tages- und Wochen-berichte bedeuten könnte, stellt die Ent-wickler von CRM-Programmen vor neue Aufgaben. »Die klassischen Software-Lieferanten müssen hier umdenken«, so Sexauer. »Sonst werden neue Anbieter den Markt aufrollen.«CRM-Entwickler wie Cobra in Konstanz haben bereits reagiert und bieten Lö-sungen für mobile Geräte an. »So wie bisher schon per Smartphone oder Notebook auf die CRM-Hauptdatenbank zugegriffen werden konnte, ermöglicht eine neue Applikation dies jetzt auch bei I-Pads«, sagt Geschäftsführer Jür-gen Litz. »Dabei wird nicht mit einem Replikat auf dem mobilen Endgerät ge-arbeitet, sondern die Mitarbeiter haben online Zugriff auf die aktuellen Origi-nal-Daten. Sie sehen die Kundenhistorie inklusive Angaben über eventuell lau-fende Aufträge.« Umgekehrt geben die Mitarbeiter auch ihre neu gewonnenen Informationen direkt in das System ein. Der Vertrieb brauche diese Daten schnell

und standardisiert, deshalb hat die mo-bile Anwendung klare Strukturen, sagt Litz. Außendienstler können die Infor-mationen schnell mit ein paar Klicks eingeben, ohne Textfelder ausfüllen zu müssen. »Die Angaben sind sofort und bereits standardisiert im Unternehmen. Da ist sofort klar, dass beispielsweise ein neuer Wettbewerber unterwegs ist«, sagt Litz. »Eine solche standardisierte Rück-meldung ist effektiver als das umständ-liche Schreiben von Wochenberichten – denn da haben die Mitarbeiter doch schon fast vergessen, welcher Kunde ih-nen was erzählt hat.«Die einfache und bequeme Bedienung der I-Pads komme im Vertrieb, der nie eine richtige Affinität zum Laptop ent-wickelt habe, gut an, sagt Jürgen Litz. »Das I-Pad wird deshalb langfristig das Notebook im Außendienst ersetzen.«[email protected] • ]

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