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© Schneider 1
„Die Möglichkeiten, den Umfang der
Geldwäscherei zuverlässig zu
schätzen, sollten nicht zu hoch bewertet
werden. (…) Unsere Kenntnisse auf diesem
Gebiet sind vergleichbar mit jenen
des Archäologen, der mit Hilfe einiger
Tonscherben, einer Speerspitze und eines Kieferreststückes die
Wirtschaft einer Steinzeitsiedlung
beschreiben muss.“Petrus van Duyne, 1994
Friedrich Schneider *)
GELD-WÄSCHE
Formen, Akteure, Größenordnung - und warum die Politik machtlos ist
*) o. Univ. Prof. Dr. Dr.h.c.mult. Friedrich Schneider, Institut für Volkswirtschaftslehre, Vorstand des Forschungsinstituts für Bankwesen, Johannes Kepler Universität Linz, Altenbergerstrasse 69, 4040 Linz, Tel.: +43/732/2468-8210, Fax: +43/732/2468-8209, [email protected], http://www.econ.jku.at
Geldwäsche1107.ppt
4.11.2007
© Schneider 2
Inhalt
(1)Geldwäsche und ihr Umfeld
(2)Wie läuft Geldwäsche ab? Handlungsmodelle
(3)Unter der Lupe: Techniken der Geldwäsche
(4)Methoden zur Schätzung des Volumens der Geldwäsche und Schätzungen
(5)Schlussfolgerungen und Ressumee
(6)Appendix: Die Finanzierung der Terror-Organisationen
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1. Geldwäsche und ihr Umfeld1.1 Definition
(1)Begriff stammt ursprünglich aus den USA und bezeichnete den Versuch der Mafia in den 30er Jahren, illegales Geld mit Hilfe von Waschsalons „reinzuwaschen“.
(2)Ende der 80er Jahre war der Begriff „Geldwäsche“ im deutschsprachigen Raum kaum bekannt.
(3)Seitdem hat er eine erstaunliche „Karriere“ hinter sich, was auf die zunehmenden illegalen Gewinne der organisierten Kriminalität zurückzuführen ist.
(4)Die Globalisierung führte auch zu einer Internationalisierung der Kriminalität und folglich zu einer Vergrößerung sowie Internationalisierung der illegalen Märkte.
© Schneider 4
1. Geldwäsche und ihr Umfeld1.1 Definition
Definition der Geldwäsche:„Geldwäsche ist der Prozess, durch den Erlöse, die aus kriminellen Tätigkeiten stammen, transportiert, überwiesen, konvertiert oder mit legalen Geschäften vermischt werden, in der Absicht, die wahre Herkunft, die Beschaffenheit, die Verfügung über oder das Eigentum an solchen Erlösen zu verschleiern oder zu verheimlichen.“US Treasury 1989 in Carl/Klos, 1994
Figur 1.1: Verwendung der Erlöse aus illegalen Geschäften
Illegale Erlöse
Konsum
Investition in weitere Geschäfte
Auszahlungen an Beteiligte
Deckung der laufenden Kosten
Anlage illegaler Gewinne
Zwischenschaltung der Geldwäsche
Legale Geschäfte Illegale Geschäfte
Zwischenschaltung der Geldwäsche
Objekte Konten
(Quelle: Altenkirch, 2002, S. 8)
Illegale Erlöse
Konsum
Investition in weitere Geschäfte
Auszahlungen an Beteiligte
Deckung der laufenden Kosten
Anlage illegaler Gewinne
Zwischenschaltung der Geldwäsche
Legale Geschäfte Illegale Geschäfte
Zwischenschaltung der Geldwäsche
Objekte Konten
(Quelle: Altenkirch, 2002, S. 8)
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Figur 1.2: Hauptbereiche der organisierten Kriminalität; Ø über 1997-2001
1. Geldwäsche und ihr Umfeld1.2 Vortaten der Geldwäsche
Suchtgift Eigentum
LagerdiebstähleBeschaffungs-
kriminalität
Waffen
Kapitalanlage-betrug
Wirtschaft Gewalt Nachtleben
ZuhältereiProstitution
Embargobruch
Nuklear-proliferation
Einbrüche, Großhehlerei
Kfz-Verschiebung
Suchtgift
ErpresserischeEntführung
Schutzgeld-forderungen
Raubüberfälle
Menschenhandel
IllegalesGlücksspiel
Subventions-betrtug
Betrug im Zahlungsverkehr
führt zu Geldwäsche
Prozentanteil in Mitteleuropa
40 10 15 5 10 20
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2. Geldwäsche und organisierte KriminalitätFigur 2.1: Die organisierte Kriminalität und ihre Hauptbereiche in
Mitteleuropa
Waffen20%
Suchtgift40%
Nachtleben10%
Gewalt5%
Wirtschaft15% Eigentum
10%
Quelle: Siska J., 1999 und eigene Berechnungen.
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1. Geldwäsche und ihr Umfeld
Schattenwirtschaft Untergrundwirtschaft Kapitalflucht
Die Schattenwirtschaft umfasst die legale Produktion von Gütern und Dienstleistungen, die absichtlich vor den staatlichen Behörden verheimlicht werden. Vier Gründe:(1) um amtliche Steuern (indirekte und direkte) und(2) um sämtliche Sozialabgaben zu vermeiden,(3) um bestimmte Mindeststandards im Arbeitsmarkt zu umgehen undum sich(4) der administrativen und statistischen Erfassung dieser Aktivitäten zu entziehen.
Untergrundökonomische Aktivitäten sind illegale Handlungen, die die klassischen Kriminalitätsmerkmale aufweisen; z.B. die Produktion von Gütern und Dienstleistungen, deren Verkauf, Verleihung oder Besitz durch Gesetz verboten ist.
Kapitalflucht liegt vor, wenn der Transfer legaler Einkünfte im Herkunfts- und/oder Zielland illegal ist.
Schattenwirtschaft und Untergrundwirtschaft sind verschiedene Aktivitäten, die sich weitgehend ausschließen, da die Untergrundwirtschaft keine positive Wertschöpfung für die Volkswirtschaft darstellt und daher im Unterschied zur Schattenwirtschaft nicht als Komplement zum offiziellen BIP betrachtet werden kann.
1.3 Abgrenzung: Schattenwirtschaft – Untergrundwirtschaft – Kapitalflucht
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1. Geldwäsche und ihr Umfeld 1.4 Rechtliches Umfeld in D, Ö und CH
(1) In Deutschland existiert ein eigenes Geldwäschegesetz (Gesetz über das Aufspüren von Gewinnen aus schweren Straftaten (GwG) vom 25.10.1993, zuletzt geändert am 8.8.2002.
Der Straftatbestand „Geldwäsche; Verschleierung unrechtmäßig erlangter Vermögenswerte“ wurde mit dem Gesetz zur Bekämpfung des illegalen Rauschgifthandels und anderer Erscheinungsformen der organisierten Kriminalität“ in das Strafgesetzbuch eingefügt. Der Vortatenkatalog erweitert.
(3) In der Schweiz wurde der Tatbestand der kriminellen Organisation (Art. 260ter schw. StGB) sowie das Melderecht geldwäscheverdächtiger Transaktionen für Banken und andere Finanzintermediäre (Art. 305ter Abs. 2 schw. StGB) eingeführt.
Das Geldwäschegesetz ist seit 1998 in Kraft.
(2) In Österreich gibt es kein eigenes Geldwäschegesetz. Die Meldepflichten werden in Materiengesetzen geregelt, nämlich
dem Bankwesengesetz, der Gewerbeordnung, dem Glücksspielgesetz, dem Versicherungsaufsichtsgesetz, dem Börsegesetz, dem Wertpapieraufsichtsgesetz, der Rechtsanwaltsordnung, der Notariatsordnung, der Wirtschaftstreuhandsberufs-Ausübungsrichtlinie und dem Zollrechts-Durchführungsgesetz.
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1. 1. Geldwäsche und ihr Umfeld 1.5 Die organisierte Kriminalität
Fazit:Regional verwurzelte Organisationen sind mittlerweile weltweit tätig und haben sich teilweise zu Allianzen zusammengeschlossen, um effizienter in gewissen Märkten zu operieren (z.B. Italiener und Südamerikaner bei der Steuerung des europ. Drogenmarktes).
Tabelle 1.1: Kerngebiete der internationalen organisierten Kriminalität (Beispiele)
Land Org. Kriminalität (Beispiele)
USA Cosa Nostra, über 5.000 Mitglieder
Kolumbien Cali-Kartel, Cartel del Norte del Valle usw.; Drogenhandel, Geldwäsche
Nigeria Nigeria-Connection; Betrug, Kreditkartenfälschung, Drogenschmuggel
GUS, Baltikum
Russischsprachige OK-Gruppen, ca. 200-300 international operierend; Schutzgelderpressung, Drogenhandel, illegaler Waffenhandel, Schmuggel, Wirtschaftskriminalität, Nuklearkriminalität, Geldwäsche, Menschenhandel, Falschgeldkriminalität
Japan Yakuza, ca. 2.500 Gruppen mit etwa 91.000 Mitgliedern; Drogen, Mädchenhandel, Glücksspiel, Waffengeschäfte, Schutzgelderpressung, Wirtschaftskriminalität
China, Taiwan Chin. Triaden, mehrere hundert aktive Banden mit bis zu 40.000 Mitgliedern pro Gruppe, Drogenhandel, Geldwäsche, Glücksspiel, Menschenhandel, Schutzgelderpressung, Waffenhandel, Wirtschaftskriminalität
Mittel- und Südosteuropa
Drogenhandel, Kfz-Diebstahl, Waffenhandel, Schlepperwesen, Schutzgelderpressung, Schmuggel, Embargoumgehungen, Falschgeldkriminalität, Geldwäsche
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1. Geldwäsche und ihr Umfeld 1.6 Anzahl der Drogenkonsumenten/abhängigen
Rund 200 Millionen Menschen, oder 5% der Weltbevölkerung zwischen 15 und 64 Jahren, konsumierten zumindest einmal in den letzten 12 Monaten illegale Drogen (Stand 2003/04).
Figur 1.3; Zahl der weltweiten Drogenabhängigen nach Drogensorten 2003/04
(Quelle: Eigene Darstellung, Daten aus UNO, 2005, S. 23):
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1. Geldwäsche und ihr Umfeld 1.7 Größe des Drogenmarktes
Für 2003 wurde der Gesamtwert der Drogen bei der Produktion auf 12,8 Mrd. USD geschätzt. Beim Großhandel steigt der Umsatz bereits auf 94 Mrd. USD undim Einzelhandel ergibt sich ein Gesamtwert von 321,6 Mrd. USD.
-> 70% von 321,6 Mrd. USD fallen laut FATF zur Geldwäsche anFigur 1.4: Die Größe des Drogenmarktes 2003
(Quelle: UNO, 2005, Presentations).
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2. Wie läuft Geldwäsche ab?Das Phasenmodell
Phasenmodelle beschreiben die Geldwäsche als lineare zeitliche Folge.
Da die bekannten Modelle sehr ähnlich sind, wird hier nur die Abbildung aus dem Stufenmodell von Bayer gezeigt (weitere Ansätze: Phasenmodell von Bernasconi, und Drei-Phasen-Modell des U.S. Customs Service)
Erläuterungen:
(1) Placement: Erstmaliges Platzieren der inkriminierten Gelder in den legalen Finanzkreislauf (hoher Bezug zur Straftat,hohes Entdeckungsrisiko)
(2) Layering: Verschleierungsphase durch unzählige Transaktionen um die Papierspur zu verwischen.
(3) Integration:Die illegalen Gewinne werden nun als legale Einkünfte ausgegeben werden.
Figur 2.1: Stufenmodell von Bayer
(Quelle: in Anlehnung an Bayer, 1993, S. 33)
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3. Unter der Lupe: Techniken der Geldwäsche
3.1 Techniken des Transfers – Vorstufe d. GW Wenn das Land, in dem die Straftat begangen wurde, Maßnahmen gegen Geldwäsche gesetzt hat, ist die Platzierung der illegalen Erlöse mit einem erheblichen Risiko verbunden, sodass ein Transfer der Gelder ins Ausland bevorzugt wird. – VORSTUFE DER GELDWÄSCHE
(1) Transfer von Geld und Gütern
Bargeldkuriere („cash in bulk“ bringt logistische Probleme (Gewicht), jedoch keine Spuren in Dokumenten, etc.)
Kauf und Verkauf von Luxusgütern, Gold, Diamanten (kompakt, leicht transportierbar
(2) Transfer mittels Überweisung
Transferierung von Konto zu Konto ist die einfachste Art die Landesgrenzen zu überwinden. Dazu muss das Geld aber in das Banksystem eingeschleust werden. Vorarbeiten im Sinn von Smurfing und Structuring sind notwendig.
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(3) Transfer mittels Untergrundbanken (z.B. „Hawala“ im arabischen Raum)
Alternatives Überweisungssystem das auch von Geschäftleuten und Verbrechern aus dem mittelöstlichen, indischen oder chinesischen Raum verwendet wird.
Herr X Vermögen in Land B,
benötigt Geld in Land A
Herr Y Vermögen in Land A,
benötigt Geld in Land BKompensation, ohne dass Geld die Landesgrenzen überquert.
3. Unter der Lupe: Techniken der Geldwäsche
3.1 Techniken des Transfers – Vorstufe der GW
(4) Transfer mittels Unter- / Überfakturierung Im Importgeschäft wird vom ausländischen Anbieter überfakturiert, somit kann
die Differenz zum tat. Rechnungsbetrag im jeweiligen Ausland einbezahlt werden.
Im Exportgeschäft wird unterfakturiert und der Debitor schreibt den Differenzbetrag einem ausländischen Konto gut.
Verrechnung von fiktiven Arbeits- und Dienstleistungskosten (schwer überprüfbar)
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3. Unter der Lupe: Techniken der Geldwäsche
3.1 Techniken des Transfers – Vorstufe der GeldwäscheTransfer von Geld und GüternTransfer mittels ÜberweisungTransfer mittels Untergrundbanken (z.B. „Hawala“)Transfer mittels Unter- / Überfakturierung
3.2 Techniken des Placements / 1. StufeFrontgesellschaftenTäuschung / BestechungStructuring / SmurfingGlücksspielLebensversicherungen
3.3 Techniken des Layerings / 2. StufeInternationale TransaktionenOffshore-Zentren
3.4 Techniken der Integration / 3. StufeDirektinvestitionenDarlehenÜbernahme eigener UnternehmenVorgetäuschte Spekulationen
3.5 Mögliche neuere TechnikenCybermoneyMoneytransmitter
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3. Unter der Lupe: Techniken der Geldwäsche3.2 Techniken des Placements 1. Stufe
Das Placement ist die 1. Phase der Geldwäsche, in der die illegale Erlöse im Finanzsystem platziert werden.
Je stärker die Kontrollen der Banken sind, desto eher neigen Geldwäscher dazu Mobilien wie Diamanten, Schmuck, Gold (-barren), andere Edelmetalle, hochwertige Fahrzeuge zu kaufen, die später weiterveräußert werden.
(1) Placement durch Frontgesellschaften Von den Geldwäschern selbst betriebene (bargeldintensive) Unternehmen (z.B.
Taxiunternehmen, Gastronomiebetriebe, Boutiquen, Casinos, etc.). Ebenso werden Gründungsdokumente und Handelsregisterauszüge fiktiver, im
Ausland gegründeter Gesellschaften gefälscht, um im Inland ganz legal Bankkonten zu eröffnen.
(2) Placement durch Täuschung / Bestechung Ein Strohmann wird wissentlich eingesetzt oder unwissentlich
missbraucht, um Gelder auf ein Konto einzuzahlen.
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3. Unter der Lupe: Techniken der Geldwäsche3.2 Techniken des Placements 1. Stufe
(3) Placement durch Structuring / Smurfing Unter der Platzierung der Gelder durch Structuring versteht man die
Aufspaltung des einzuzahlenden Betrags in mehrere kleine Geldbeträge, die unter dem Schwellenwert der Identifikationspflicht liegen und bei unterschiedlichen Banken eingezahlt werden.
Unter Smurfing wird die Aufteilung der aufgespaltenen Beträge auf verschiedene Strohleute (smurfs = Schlümpfe) verstanden.
(4) Placement durch Glücksspiel
Sehr effektive Methode, indem schmutzige Gelder in Jetons umgewandelt werden, um dann den vermeintlichen Gewinn in Schecks zurückzutauschen.
(5) Placement durch Lebensversicherungen
Hier wird eine Lebensversicherung mit hoher Einmalzahlung abgeschlossen und die Prämie in bar bezahlt.
I.d.R. wird der Vertrag (mit großem Abschlag) bald gekündigt, der verbleibende Betrag wird in Form eines Schecks oder einer Überweisung ausbezahlt über den jeder Verdacht erhaben ist.
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3. Unter der Lupe: Techniken der Geldwäsche3.3 Techniken des Layerings 2. Stufe
Layering (Verschleierung, wörtl. Schichtung) ist die 2. Phase der Geldwäsche:
Nach erfolgreicher Einschleusung der inkriminierten Gelder gilt es durch geeignete Techniken, die ursprüngliche Herkunft zu verschleiern.
(1) Layering mithilfe internationaler Transaktionen
Geldbeträge werden kreuz und quer um die Welt transferiert, wobei die einzelnen Transaktionen wirtschaftlich sinnlos sind (Kettentransaktionen).
Elektronische Zahlungssysteme haben den Handlungsspielraum der Geldwäscher erweitert (electronic banking und elektronische Börsenhandels- und Abwicklungssysteme).
-> Keine physische Präsenz der Geldwäscher notwendig. Dies erschwert Verdachtsmomente zu erkennen und Nachforschungen einzuleiten.
-> Elektronische Börsenhandels- und Abwicklungssysteme samt deren internationale Netzwerke werden ausgenutzt, um illegale Gelder an den Bankschaltern „vorbeizuwaschen“.
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3. Unter der Lupe: Techniken der Geldwäsche3.3 Techniken des Layerings 2. Stufe
(2) Layering mithilfe der Offshore-Zentren
Eine besondere Art, die Papierspur des Geldes zu verwischen, stellen die Gründungen von Scheingesellschaften in Offshore-Zentren dar.
Scheingesellschaften besitzen im Gegensatz zu Frontunternehmen keinen realen Geschäftszweck, sondern täuschen diesen nur vor, um Kapitaltransaktionen zu rechtfertigen und decken durch fiktive Rechnungslegung und/oder kreative Buchhaltung den fehlenden ökonomischen Hintergrund.
Zu den Offshore-Zentren zählen beispielsweise London, Hong Kong, die Schweiz, Liechtenstein, Luxenburg, die Karibik, die Marshall Inseln, die Phillipinen, die Cook Inseln und Ägypten.
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3. Unter der Lupe: Techniken der Geldwäsche3.3 Techniken des Layerings 2. Stufe
Beispiel für die Spezialisierung diverser Karibik-Inseln
(2) Stehen in diesen Zentren nicht gesellschaftsrechtliche sondern bankrechtliche Bestimmungen im Vordergrund und existieren demzufolge eine Vielzahl hochprofessioneller Offshore—Banken, spricht man von bank havens.
(1) Offshore-Zentren gewähren weitgehende Steuerfreiheiten sowie politische Stabilität und Sicherheit und ermöglichen unkomplizierte und unbürokratische Unternehmens-gründungen. Diese Zentren nennt man company havens.
© Schneider 21
3. Techniken der Geldwäsche3.4 Techniken der Integration 3. Stufe
In der Integrationsphase ist die Herkunft des Geldes kaum mehr nachvollziehbar. Das gewaschene Geld wird wieder in den Wirtschaftskreislauf eingeschleust.
(1) Integration durch Direktinvestition Hier wird direkt in Immobilien, Finanz- und Sachanlagen sowie in
Unternehmen investiert. Bei Finanzanlagen steht vor allem die Anonymität im Vordergrund. Beteiligungen als stille Gesellschafter haben den Vorteil, dass
keinerlei Außenwirkung damit verbunden ist und der Gesellschafter nicht im Grundbuch oder im Handelsregister erfasst wird.
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3. Techniken der Geldwäsche3.4 Techniken der Integration 3. Stufe
(2) Integration durch Darlehen
Beliebte Methode zur Legalisierung illegaler Erlöse ist das „back to back loan“:
Gewaschenes Geld wird in einem Finanzinstitut / Scheinunternehmen deponiert.
Dieses Finanzinstitut / Scheinunternehmen stellt dem Geldwäscher / Strohmann im Land der Integration denselben Betrag als Kredit zu Verfügung.
Der so erhaltene Betrag wird in legale Anlagen investiert. Greift der Geldwäscher zur Darlehensgewährung auf seine im Ausland
verstreuten Scheingesellschaften zurück, so können sich diese auch nacheinander („chain loan“) oder gegenseitig („parallel loan“) Kredite ausstellen.
Vorteile: Geld muss nicht versteuert werden, die Zinsen sind sogar steuerlich
abzugsfähig. Durch die Höhe der Zinsen kann mehr schmutziges Geld gewaschen
werden. Durch den Kredit lässt sich ein hoher Lebensstandard gut begründen.
© Schneider 23
3. Techniken der Geldwäsche3.4 Techniken der Integration 3. Stufe
(3) Integration durch vorgetäuschte Spekulationen• Gegen eine Prämie erwirbt Gesellschaft A von Gesellschaft B das Recht eine
bestimmte Ware (Devisen, Aktien, etc.) zu einem festen Preis am Verfallstag zu kaufen (europäische Option).
• Wird die Option ausgeübt, erwirtschaftet Gesellschafter A einen Gewinn, der einen legalen Charakter hat und als gewaschen bezeichnet werden kann.
• Tritt kein Gewinn ein, verbleibt die Prämie bei Gesellschafter B.• Gehören beide einer kriminellen Vereinigung an, so wird das Geschäft in jedem Fall
ohne Verlust enden.• Für einen normalen Anleger wäre ein solches Nullsummenspiel unsinnig, für einen
Geldwäscher ist es attraktiv weil er die Verluste dem Konto mit dem schmutzigen Geld verrechnet und den sauberen Gewinn auf einem neuen Konto verbucht.
Spekulationsgeschäfte mit Devisen und Derivaten machen ca. 90% der Finanzaktivitäten aus.
© Schneider 24
3. Techniken der Geldwäsche3.5 Mögliche neuere Techniken
(4) Mögliche neuere Techniken
Neben dem electronic banking wird auch das Cybermoney zur Geldwäsche herangezogen.
(i.) Cybermoney dient zum bargeldlosen Bezahlen im Internet.Hohe Anonymität, da Geld von Computer zu Computer transferiert wird, ohne dass eine Clearingstelle zwischengeschaltet ist.
(ii.) Bei Moneytransmittern (Western Union, Money Gram) handelt es sich um ein Geldtransfernetz, das Blitzüberweisungen von Bargeld, abseits von Kontotransaktionen ermöglicht.
(iii.) Prepaid Cards bzw. Smart Cards sind Chipkarten, auf denen Geldbeträge gespeichert sind. Besonders geeignet sind kontoungebundene white cards, deren Lade- und Entladevorgänge völlig anonym verlaufen.
© Schneider 25
4. Methoden zur Schätzung des Volumens der Geldwäsche
4.1 Direkte Methoden 4.2 Indirekte Methoden
Probleme:• Keine Unterscheidbarkeit zw. legalen und
illegalen Geldern• Nur Hochrechnung über eingezogene
Vermögenswerte möglich, jedoch schwierig, da es nur auf Einzelfällen beruht
Probleme:• Vielfalt der Vortaten• Nur Dunkelziffern bekannt (Schätzung)• Studien basieren meist auf Drogenerlösen, andere Vortaten bleiben unberücksichtigt
• schwierige ökonometrische Spezifizierung und Datenproblematik
Ansätze:• Diskrepanzanalyse internationaler
Zahlungsbilanzen• Analyse der Veränderung v. Bargeldbeständen
nationaler Banken• Schätzungen anhand von Zuflüssen in
Offshore-Finanzzentren• Hochrechnung anhand eingezogener
Vermögenswerte od. einzelner Geldwäschefälle
Schätzungen anhand von Zahlungsströmen
Beziehen sich meist auf Umsätze oder Gewinne aus Vortaten oder Schätzung als latente
unbeobachtbare Größe (MIMIC)
Ansätze:• Ökonometrische Quantifizierung anhand
des Drogenkonsum, bzw. Produktion oder beschlagnahmter illegaler Drogen
• Ökonometrische Schätzungen (DY)MIMIC-Schätzungen (Dynamic Multiple Indicator Multiple Causes Verfahren) = Latente Schätzverfahren
© Schneider 26
4. Methoden zur Schätzung des GW-Volumens4.1 Bewertung der Schätzmethoden
Direkte Methoden leiden in ihrer Aussagekraft an der mangelnden Unterscheidbarkeit zwischen legaler und illegaler Herkunft der Gelder, wodurch der mögliche kriminelle Anteil nur grob geschätzt werden kann.
• Die Schätzungen anhand von Zuflüssen in Offshore-Zentren hängt von interregionalen Geldwäschebekämpfungsmaßnahmen ab. Es ist keine Unterscheidung zwischen Geldern aus der Untergrundwirtschaft, der Schattenwirtschaft und der legalen Wirtschaft möglich.
• Die Errechnung des GW-Volumens anhand von eingezogenen Vermögenswerten hängt von der Aufklärungsquote ab und dann die extrem schwierige Schätzung der Dunkelziffer.
Bei den indirekten Schätzmethoden ist anzumerken, dass z.B. eine Schätzung der Drogenerlöse allein aus dem Konsum oder der Produktion zu unpräzise erscheint.
Es ist sinnvoll die Methoden zu bündeln, um die Ergebnisse auf ihre Plausibilität hin testen zu können.Bei den indirekten Methoden bleiben jedoch alle anderen Vortaten und ihre zu waschenden Erlöse unberücksichtigt!
© Schneider 27
Tabelle 4.1: DYMIMIC-Schätzung über die Größe der Geldwäsche in 20 OECD-Länder über die Periode 1995 bis 2005
Index für die Funktionsweise des Rechtsstaates 1=am schlechtesten 9=am besten
Anzahl krimin. Aktivitäten illeg. Waffengeschäfte
Anzahl krimin. Aktivitäten des illegalen Drogengeschäftes
Anzahl krimin. Aktivitäten Aktiv des illeg. Diamantenhandels
Anzahl krimin. Aktivitäten von gefährlichen Produkten
Anzahl krimin. Aktivitäten von Betrug, Computer-Kriminalität
Anzahl nationaler krimin. Aktivität
Einkommensverteilung (Gini-Koeffiz.)
Pro-Kopf-Einkommen(in USD)
Menge beschlag-nahmtes Geld(für Geldwäsche u. andere krimin. Akt.)
Bargeld pro Kopf
VerurteiltePersonen
Volumen an Geldwäsche von
Profiten/Umsätzen aus krimin. Aktivitäten
Endogen verzögerte Variable
+0.432*(2.20)
-0.043*(2.10
+0.234**(3.41)
+0.315**(3.26)
+0.217*(2.23)
+0.102(1.51)
+0.113(1.62)
+0.156*(2.43)
+-0.213(*)(1.89)
+ 0.164(1.51)
+0.308**(2.86)
+1.00 Residuum
-0.264(*)(-1.79)
Test-Statistics:RMSEA a) = 0.002 (p-value 0.884)Chi-squared b) = 16.41 (p-value 0.914)TMCV c) = 0.046AGFI d) = 0.710D.F. e) = 42a) Steigers Root Mean Square Error of Approximation (RMSEA) for the test of a close fit; RMSEA < 0.05; the RMSEA-value varies between 0.0 and 1.0.b) If the structural equation model is asymptotically correct, then the matrix S (sample covariance matrix) will be equal to Σ (θ) (model implied covariance matrix). This test has a statistical validity with a large sample (N ≥ 100) and multinomial distributions; both is given for this equation using a test of multi normal distributions.c) Test of Multivariate Normality for Continuous Variables (TMNCV); p-values of skewness and kurtosis.d) Test of Adjusted Goodness of Fit Index (AGFI), varying between 0 and 1; 1 = perfect fit.e) The degrees of freedom are determined by 0.5 (p + q) (p + q + 1) – t; with p = number of indicators; q = number of causes; t = the number for free parameters.
Ursachen Indikatoren
© Schneider 28
4.1 Probleme bei der DYMIMIC-Schätzung
(1) Die Ursachen-Variablen messen „nur“ die Anzahl der kriminellen Aktivitäten und nicht das finanzielle Ausmaß.
(2) Die Variable „Index des Rechtsstaates“ misst nur sehr grob die Fähigkeit der Justiz, die organisierte Kriminalität zu bekämpfen.
(3) Einige Variablen konnten sowohl als Ursache oder als Indikator (z.B. „beschlagnahmtes Geld“ oder „Index des Rechtsstaates“) verwendet werden.
(4) Die DYMIMIC-Schätzung „produziert“ nur relative und keine absoluten Werte.
© Schneider 29
Tabelle 4.2: Berechnung des aggregierten Volumens an Geldwäsche für 20 OECD-Länder (Mrd. US$) aufgrund der DYMIMIC-Schätzung
Jahr Volumen and Geldwäsche in 20 OECD-Länder Mrd. US$
20 OECD-Länder
1995 503 Australien, Belgien, Dänemark, Deutschland,
Finnland, Frankreich, Griechenland,
Großbritannien, Irland, Italien, Japan, Kanada,
Neuseeland, Niederlande, Norwegen, Österreich,
Portugal, Schweiz, Spanien, USA
1996 554
1997 602
1998 661
1999 702
2000 768
2001 804
2002 849
2003 905
2004 969
2005 1027
2006 1) 1106
1) Prognose, vorläufiger Wert
© Schneider 30
Tabelle 4.3: Internationale Schätzungen
->Schätzungen sind mit großen Unsicherheiten behaftet -> Problem der mehrdeutigen Zuordnungen und der schmalen Datenbasis bei direkten Methoden ->Fragwürdige potenzierte Schätzungen bei indirekten Methoden
Quelle Jahr Volumen
Gesamtumsatz der Organisierten Kriminalität, alle Aktivitäten
National Criminal Intelligence Service (NCIS; USA)
199820012003
1,3 Billionen USD1,9 Billionen USD2,1 Billionen USD
UN-Schätzung 1994/98 700 Mrd.-1 Billion USD
Internationalen Währungsfonds 1996 500 Mrd. USD
Interpol 2001 800 Mrd. USD
Schneider (Uni Linz) 2003
2004
2005
2006
1,2 Billionen USD
1,4 Billionen USD
1,5 Billionen USD
1,7 Billionen USD
Bundeskriminalamt (D) Anfang d. 90er Jahre 500 Mrd. USD p.a.
Gesamtumsatz der Org. Kriminalität - Drogen
The Economist 1997 400 Mrd. USD
Schneider (Uni Linz) 2001
2002
2003
2004
2005
2006
700 Mrd. USD
750 Mrd. USD
810 Mrd. USD
850 Mrd. USD
870 Mrd. USD
910 Mrd. USD
Kerry 1997 420 Mrd.-1 Billion USD
Walker 1998 2,05 Billionen USD
Schuster 1994 500-800 Mrd. USD
4.3 Internationale Schätzungen zum Finanzvolumen der organisierten Kriminalität
© Schneider 31
Tabelle 4.4: Schattenwirtschaft und Untergrundwirtschaft in Deutschland von 1996-2006
Jahr Deutschland
Schattenwirtschaft Untergrundwirtschaft (typ. kriminelle Akt.)
in % des offiziellen BIP
in Mrd. € in % des offiziellen BIP
in Mrd. €
1996 14.50 263 10.4 189
1997 15.00 280 11.6 217
1998 14.80 286 12.8 248
1999 15.51 308 14.1 280
2000 16.03 329 16.3 334
2001 16.00 336 16.9 355
2002 16.59 350 17.4 371
2003 17.40 370 18,0 399
2004 16,40 356 18,8 410
2005 15,40 346 19,5 425
2006 15,00 345 20,1 438
Quelle: Eigene Berechnungen.
4.3. Nationale Schätzungen zum Volumen der organ. Kriminalität bzw. der Geldwäsche
© Schneider 32
Tabelle 4.5: Schattenwirtschaft und Untergrundwirtschaft in Italien, Frankreich und Großbritannien von 1996-2006 (in % des
offiziellen BIP)
Jahr
Italien Großbritannien Frankreich
Schatten-wirtschaft
Untergrund-wirtschaft
Schatten-wirtschaft
Untergrund-wirtschaft
Schatten-wirtschaft
Untergrund-wirtschaft
1996 27.0% 18.2% 13.1% 9.4% 14.9% 8.9%
1997 27.3% 18.9% 13.0% 9.8% 14.7% 9.3%
1998 27.8% 19.3% 13.0% 10.2% 14.9% 9.8%
1999 27.1% 19.9% 12.7% 10.4% 15.2% 10.3%
2000 27.2% 20.6% 12.7% 10.6% 15.2% 10.9%
2001 27.0% 21.0% 12.6% 12.5% 15.1% 11.2%
2002 27.0% 22.5% 12.5% 10.9% 15.0% 11.21%
2003 26.1% 23.1% 12.2% 11.3% 14.7% 12.21%
2004 25.2% 23.5% 12.3% 12.1% 14.3% 13.1%
2005 24.4% 24.9% 12.0% 13.1% 13.8% 14.0%
2006 23.2% 25.4% 11.1% 13.7% 12.4% 14.8%
Quelle: Eigene Berechnungen.
4.3. Nationale Schätzungen zum Volumen der organ. Kriminalität bzw. der Geldwäsche
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4.3. Nationale Schätzungen zum Volumen der organ. Kriminalität bzw. der Geldwäsche
VARIABLE 1994 1995 1996 2001 1) 2002 2003 2004 2005 2006
Verdachtsmeldungen gem. § 41 Abs.1 BWG in Ö.
346 310 309 288 215 2) 302 313 - -
Summe Geldflüsse in Ö.(jeweils in Mio €)Summe Geldflüsse in D.
189
3.590 1)
80
3.740 1)
102
4.120 1)
516
4.430 1)
619 1)
4.957 1)
692 1)
5.520 1)
753 1)
6.177 1)
788 1)
6.8201)
831 1)
7.2341)
Summe der „eingefrorenen Gelder“ (jeweils in Mio €) in Ö.
22 27 6 32 8 2) 17 28 3) - -
Anzeigen wegen Geldwäscherei §165 StGB in Ö.
20 50 13 74 115 2) 100 100 3) - -
Anzeigen wegen Krimineller Organisationen, § 278a StGB in Ö.
34 27 19 33 31 25 - - -
Feststellung anderer Tatbestände
32 14 35 40 38 44 - - -
1) Eigene Schätzung: Indirekter Ansatz über Schätzung der Schattenwirtschaft und der klass. Kriminelle Aktivitäten.2) Bericht der Bundesregierung über die Innere Sicherheit in Österreich (Sicherheitsbericht versch. Jahre) 3) Jahresbericht 2004 der Geldwäschemeldestelle (BMin für Inneres)
Quelle: eigene Berechnungen und Siska, Josef (1999), Die Geldwäscherei und ihre Bekämpfung in Österreich, Deutschland und der Schweiz, Wien: Linde Verlag, 1999.
Tabelle 4.6: Volumen der Geldwäsche in Österreich und in DeutschlandTabelle 4.6: Volumen der Geldwäsche in Österreich und in Deutschland
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5. Schlussfolgerungen und Resumeé5.1 Schlussfolgerungen auf die Volkswirtschaft und Gesellschaft
3 Schlussfolgerungen:
(1) Unterwanderung der Volkswirtschaft durch kriminelle Organisationen
Ist die Wiedereinführung illegaler Vermögenswerte via Geldwäsche in den legalen Wirtschaftskreislauf relativ problemlos, führt dies zu einer Unterwanderung der Volkswirtschaft durch kriminelle Organisationen. Langfristig erlangen diese Gruppen einen nicht zu unterschätzenden und gefährlichen Zuwachs an wirtschaftlicher und letztlich auch politischer Macht.
(2) Geldwäsche erhöht Korruption und Kriminalität
Das gewaschene und damit frei verwendbare Geld ist eine Ressource, die eingesetzt werden kann, um eine Art kriminelle „Gegengesellschaft“ zu unterstützen.Es erleichtert weitere Straftaten und fördert die Korruption. - so werden Polizei, Justiz und Politiker bestochen, damit sie die Wäsche schmutziger Gelder nicht behindern.
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(3) Geldwäsche schädigt die Wirtschaft
Kriminalität ist häufig eine nationale Angelegenheit - Geldwäsche meistens eine internationale.
Wenn das von den organisierten Verbrechern in einem Land erwirtschaftete Vermögen eine gewisse Höhe erreicht, können die gewaltigen Kapitalflüsse vom Land der Straftat in das Land der Geldwäsche ökonomische Größen – wie Zinsen, Renditen, und Wechselkurse – in eine Richtung beeinflussen, die für die ökonomische Entwicklung der betroffenen Länder und deren Währungen nicht nur unerwünscht, sondern auch kontraproduktiv ist.
5. Schlussfolgerungen und Resumeé5.1 Auswirkungen auf Volkswirtschaften und Gesellschaften
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5. Schlussfolgerungen und Resumeé5.2. Resumeé
(1) Für die Staatengemeinschaft ist es eine gesellschafts- und wirtschaftspolitische Herausforderung ersten Ranges, mit der Bedrohung durch die organisierte Kriminalität (und den Terrorismus) fertig zu werden.
(2) Aber, „wer Ungeheuer bekämpft muss aufpassen, nicht selbst zum Ungeheuer zu werden“ (Nietzsche, 1886).
Es muss eine Ausgewogenheit zwischen Sicherheit und persönlicher Freiheit gewahrt bleiben. Dieser Balanceakt erfordert guten Willen, Toleranz und Zusammenarbeit auf internationaler Ebene.
(3) Da die internationale Zusammenarbeit in der Verbrechens- und Terrorismusbekämpfung sehr stark zu wünschen übrig lässt, und leider auch wenig Hoffnung auf Änderung/Besserung besteht, ist die Politik gegenüber der (internationalen) Geldwäsche weitgehend machtlos!
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6. Appendix: Die Finanzierung von Terror-Organisationen
6.1 Unterschiede und Ähnlichkeiten von OK und Terroristen
(1) Parallel zur Globalisierung in der Weltwirtschaft hat sich nicht nur das organisierte Verbrechen, sondern auch das ideologische und/oder religiös fundamentalistische Verbrechen (Terror) globalisiert.
(2) Damit dieser Terrorismus erfolgreich operieren kann, sind gut ausgebaute internationale Beziehungen und starke Finanzquellen notwendig. Für die Bekämpfung jeglichen Terrors und der organisierten Kriminalität ist daher die Unterbindung der Geldwäsche und deren Bestrafung eine wichtige Strategie.
(3) Bei der Geldwäsche muss ermittelt werden, woher die Gelder kommen und bei der Finanzierung des Terrors muss ermittelt werden, woher die Gelder kommen und wohin sie gehen.
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(1) Terror-Organisationen sind gewöhnlich ideologisch/politisch oder religiös motiviert, während kriminelle Gruppen profitorientiert agieren.
(2) Terror-Organisationen wollen häufig mit Regierungen um ihre Anerkennung wetteifern, kriminelle Gruppen wollen das nicht.
(3) Terror-Organisationen wollen mediale Aufmerksamkeit erregen, kriminelle Gruppen nicht.
(4) Terror-Opfer werden in der Regel nicht speziell ausgewählt, jene von kriminellen Organisationen dagegen eher.
Wo liegen die Unterschiede bzw. Ähnlichkeiten zwischen Terror-Organisationen und kriminellen Organisationen?
(1) Beide arbeiten im Geheimen bzw. im Untergrund.
(2) Beide setzen Gewalt ein und nehmen häufig (bewusst) hauptsächlich zivile Opfer in Kauf.
(3) Das Ziel der Einschüchterung ist ein Charakteristikum beider Gruppen.
(4) Beide benutzen ähnliche Taktiken: Kidnapping, Mord, Erpressung („Schutzgeld“ versus „Revolutionssteuer“).
(5) In beiden Fällen ist die Kontrolle der Gruppe über das Individuum stark.
(6) Beide benutzen Frontgesellschaften um ihre Geschäfte u. ä. zu legitimieren.
6. Die Finanzierung der Terror-Organisationen6.1 Unterschiede und Ähnlichkeiten von OK und Terroristen
Unterschiede Ähnlichkeiten
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6. Die Finanzierung der Terror-Organisationen6.2 Art der Finanzierung
(1) Um die Größenordnung der Finanzströme von Terror-Organisationen abschätzen zu können, wurden in einer kombinierten Längs-Querschnittsschätzung 20 islamistische Terrorgruppen zwischen 2000 und 2003 untersucht.
(2) Dazu wurden Ursache – Wirkung -Zusammenhänge analysiert, die in die Schätzung einflossen (MIMIC-Schätzung = Multiple Indicator Multiple Causes).
(3) Mit Hilfe von anderen Schätzwerten über die Größenordnung der Finanzströme von Terrororganisationen kann dann die relativen Koeffizienten der geschätzten Finanzströme in absolute umgerechnet/kalibriert werden.
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Aktive Förderer
Aktive Mitglieder
Unterstützungszahlungenaus islamischen Ländern
Dotationen wohlhabenderPersonen in islamischen Ländernn
Gelder religiöserOrganisationen
Diamanthandel
Drogenhandel
Umfang der Finanz-
ströme von islamistischen
Terror-Organisationen
2 = 401,2; d.f. = 32; n = 105
Residuum
1 =0.141** (2.91)
7 = 0,412**(3,41)
6 = 0,143** (1,63)
5 = 0,671** (3,41)
4 = 0,841** (7,80)
3 = 0,49** (4,21)
2 = 0 ,23** ( 2,99 )
Finanzvolumen
Anteil BNE (angepasst auf denMittelwert für alle islamischen Länder
Bargeldumlauf pro Kopf inislamischen Ländern
Figur 6.1: MIMIC-Schätzung der Finanzströme von islamistischen Terror-Organisationen, Periode 2000-2003, 21 Organisationen
(Anteil finanz. Transaktionen)
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6. Die Finanzierung der Terror-Organisationen
Tabelle 5.2: Die Finanzmittel und Finanzierungsquellen von Al-Kaida und anderer Terror-Organisationen
Vermögen (Bestand) der Al-Kaida (Durchschnitt 1999-2001)
ca. 5 Mrd. USD
Laufendes Jahresbudget der Al-Kaida (Durchschn. 1999-2001)
20-50 Mio. USD
Drogengeschäft (hauptsächlich „Kurierdienste“) 30-40%
Donations/Geschenke/Tribute payments von Regierungen oder Individuen oder Religionsgemeinschaften
20-30%
Klassische Kriminalität (Schutzgeld, etc.) 10-20%
Illegaler Diamant-Handel 10-15%
Weitere unbekannte Finanzquellen (legale + illegale) 20-5%
Art der Finanzierung (der Terror-Organisation am Beispiel der Al-Kaida)
Vermögen / Budget der Al-Kaida
Die Ergebnisse zeigen, dass Geldmittel aus kriminellen Aktivitäten nur einen Teil der Finanzquellen von terroristischen Organisationen ausmachen. Ein anderer Teil stammt aus legalen Spenden oder dem legalen Handel. Diese Gelder können somit nicht als Schwarzgeld bezeichnet werden. Für sie ist keine Geldwäsche erforderlich. Dies wird als „umgekehrte Geldwäsche“ oder „Illegalisierung von sauberem Geld“ bezeichnet.
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Name Mitglieder (weltweit)
2001-2003
Finanzmittel (lauf. Jahresbudget)
2001-2003
Al-Kaida 1500-3000 20-50 Mio. $
Front Islamique du Salut (Algerien) ca. 400 ca. 5 Mio. $
Hamas ca. 1000 ca. 10 Mio. $
Hizbullah ca. 10.000 ca. 50 Mio. $
Arabische Mujahedin (Terror) Organ.:
- Irak ca. 800 ca. 5 Mio. $
- Iran ca. 600 ca. 5 Mio. $
- Libyen ca. 600 ca. 10 Mio. $
- Ägypten (Egyptian Islamic Jihad; sehr wahrscheinlich vereint mit Al-Kaida; islam./arab.)
ca. 600 ca. 8 Mio. $
Weitere 12 Organisationen ca. 27.000 ca. 150 Mio. $
Tabelle 6.3: Die Finanzmittel und Finanzierungsquellen von Al-Kaida und anderer Terror-Organisationen
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7. Appendix Die Finanzierung der Terror-Organisationen
Ökonomische Auswirkungen des Terrors
Nachfrageschock und erhöhte Transaktionskosten:- > schwächen das Verbrauchervertrauen, Veränderung des Ausgabeverhaltens von Firmen,
privaten Verbrauchern und auch des Staates (z.B. Kaufzurückhaltungen, etc.)Die Kombination aus resultierendem Nachfrageschock und erhöhten Transaktionskosten, die auch im Zuge der nachfolgenden Sicherheits- und Verteidigungspolitik deutlich steigen, fügen der Weltwirtschaft weitere Schäden zu. Terroranschläge ziehen vielfältige Rückkoppelungseffekte über verschiedene Märkte und Länder nach sich (Anpassung von Portfolios an neue Risikostrukturen, Abfluss von Aktienmärkten in sichere Anlageformen (Gold), etc.).
(1) Die Terroranschläge der letzten Jahre verdeutlichen, dass vor allem die indirekten Schäden von terroristischen Anschlägen schwerwiegend sind. Sie verteilen sich auf alle Regionen und viele Sektoren:
Erhöhtes Risiko und Unsicherheit Versicherungen reagieren auf die neuen Formen des internationalen Terrorismus mit
Prämienerhöhungen auf Grund eines neu zu ermittelnden potenziellen Maximalschadens. Es kommt in weiterer Folge zu Vertragsanpassungen bestehender oder neuer Verträge, und es wird seitens der Rückversicherer zum Teil generell mit einer starken Beschränkung oder sogar mit dem Ausschluss der Versicherbarkeit von Terrorschäden reagiert.
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7. Appendix: Die Finanzierung der Terror-Organisationen
Ökonomische Auswirkungen des Terrors
(2) Steigende Budgetdefizite und Staatsverschuldung Regierungen reagieren mit kostenintensiven Hilfsprogrammen und vertrauensstabilisierenden Maßnahmen zur Stützung der Wirtschaft. Sicherheits- und Verteidigungsausgaben werden oftmals dramatisch erhöht. Öffentliche Budgetdefizite und zunehmende Staatsverschuldung sind negative Folgen dieser Maßnahmen. Zinszahlungen auf Grund der Verschuldung belasten das Land noch über Jahre hinweg und führen zu einem Vertrauensentzug der Finanzmärkte.
(3) Prognoserevisionen Ökonomische Institutionen – wie beispielsweise die OECD – senken ihre Wachstumsprognosen für die Wirtschaft. Dies führt in weiterer Folge zu einer gebremsten Erwartungshaltung von Unternehmen, Verbrauchern und ganzen Märkten, was den negativen Effekt auf die gesamte Wirtschaft noch deutlich verstärkt.
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7. Appendix: Die Finanzierung der Terror-Organisationen
Ökonomische Auswirkungen des Terrors
(4) Negativer Effekt auf den internationalen Handel Die erhöhte Terrorwahrscheinlichkeit in einem Land verringert die Attraktivität für international agierende Produzenten. Strengere Sicherheitsvorkehrungen als Reaktion auf terroristische Anschläge bedeuten höhere Kosten für den Handel, z. B. durch die Verlängerung von Lieferzeiten (höhere Transaktionskosten).
(5) Geld- und finanzmarktpolitische Implikationen Es kommt zu einer Anpassung der Portfolios von Investoren an die neuen Risikostrukturen und zu einer Veränderung der Renditen bestimmter Aktien. Vielfach resultiert aus terroristischen Anschlägen ein Abfluss des Kapitals aus den Aktienmärkten in sichere Anlageformen (z. B. Gold). Notenbanken müssen mit teilweise dramatischen Zinssenkungen reagieren, um das Investitionsniveau zu stützen.
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Appendix 2: Multiple Indicators, Multiple Causes (MIMIC) approach
The MIMIC approach explicitly considers several causes, as well as the multiple effects of the informal economy.
The methodology makes use of the associations between the observeable causes and the observable effects of an unobserved variable, in this case the informal economy, to estimate the unobserved factor itself.
Formally, the MIMIC model consists two parts:• The structural equation model describes the „relationship“
among the latent variable (informal economy = IE) and its causes.
• The measurement model represents the link between the latent variable IE and its indicators; i.e. the latent varialble (IE) is expressed in terms of observable variables.
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Appendix 2: Multiple Indicators, Multiple Causes (MIMIC) approach
The model for one latent variable (IE) can be described as follows:
IE = γ‘ x + ν (1) Structural equation model
γ =λ IE + ε (2) Measurement model
where IE is the unobservable scalar latent variable (the size of the informal economy), γ‘ = (γ1…, γp) is a vector of indicators for IE, x‘ = (x1,…xq) is a vector of causes of IE, λ and γ are the (px1) and (qx1) vectors of the parameters and ε and ν are the (px1) and scalar errors.
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Appendix 2: Figure 1: General structure of a MIMIC model
Causes Indicators
x1t
x2t
…
xqt
y1t – ε1t
y2t – ε2t
ypt – εpt
…
IEt
γ1
γ2
γq
λ1
λ2
λp
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Appendix 2: Multiple Indicators, Multiple Causes (MIMIC) approach
Equation (1) links the informal economy with ist indicators or symptoms,
while equation (2) associates the informal economy with ist causes.
Assuming that these errors are normally distributed and mutually uncorrelated with var(ν) = σ2
ν and cov(ε) = Θε, the model can be solved for the reduced form as a function of observable variables by combining equations (1) and (2):
γ = π x + μ (3)
where π = λ γ‘ , μ = λ ν + ε and cov(μ) = λ λ‘ σ2ν + Θε.
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Appendix 2: Multiple Indicators, Multiple Causes (MIMIC) approach
Because γ and x are observable data vectors, equation (3) can be estimated by maximum likelihood estimation using the restrictions implied in both the coefficient matrix π and the covariance matrix of the error μ. Since the reduced form parameters of equation (3) remain unaltered when λ is multiplied by a scalar and γ and σ2
ν are divided by the same scalar, the estimation of (1) and (2) requires a normalization of the parameters in (1), and a convenient way to achieve this is to constrain one element of λ to some pre-assigned value (quite often 1).Since the estimation of λ and γ is obtained by constraining one element of λ to some arbitrary value, it is useful to standardize the regression coefficients ^λ and ^γ as follows:
^λs = ^λ (^σIE / ^σγ) ^γs = ^γ (^σx / ^σIE )
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Appendix 2: Multiple Indicators, Multiple Causes (MIMIC) approach
The standardized coefficient measures the expected change in the standard-deviation units of the dependent variable due to a one standard-deviation change fo the given explanatory variable when the other variables are held constant.
Using the estimates of the γs vector and setting the error term ν to its mean value of zero, the predicted ordinal values for the informal economy (IE) can be estimated by using equation (2).
Then, by using information regarding the specific value of informal activity for some country (if it is a cross country study) or for some point in time (if it is a time series study), obtained from some other source, the within-sample predictions for IE can be converted into absolute series.