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1 | 05 Das Logistikmagazin von SBB Cargo. Einen Takt schneller. Der Nord-Süd-Transportmarkt hat an Dynamik zugelegt. 6 Domino-Effekt. Die Galliker Transport AG, traditionell strassenorientiert, setzt vermehrt auf die Schiene. 10 Bei Anruf Transport. Die Mineralölgesellschaft Migrol hat einen Zug für sich allein. 12 Trockenpilze auf See. Armando Iacopelli begleitet Frachtgüter bis auf seinen eigenen Teller. 16

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1 | 05Das Logistikmagazin von SBB Cargo.

Einen Takt schneller. Der Nord-Süd-Transportmarkt hat an Dynamik zugelegt. 6

Domino-Effekt. Die Galliker Transport AG, traditionell strassenorientiert, setzt vermehrt auf die Schiene. 10

Bei Anruf Transport. Die Mineralölgesellschaft Migrol hat einen Zug für sich allein. 12

Trockenpilze auf See. Armando Iacopelli begleitet Frachtgüter bis auf seinen eigenen Teller. 16

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2 Inhalt cargo 1 | 05

Titelbild: Dynamik auf dem Nord-Süd-Transportmarkt: Mehrere grosse Operateuredes kombinierten Verkehrshaben ihre Aufträge neuvergeben. Im Bild eine Re 482 in Muttenz bei Basel.

Foto: Nick Bürgin

P Schotter. 4Neuer SBB Cargo-Hauptsitz. Umfrage Kundenzufriedenheit. Vereinfachte Zollformalitäten.

Einen Takt schneller. 6Der Wettbewerb um bessere Bahnlogistikkonzepte nimmt zu.

Verlagerungspolitik. 9Carte Blanche für Jörg Ackermann, Logistik-Leiter Coop.

Domino-Effekt bei Galliker. 10Der strassenorientierte Logistiker setzt nachts auf die Schiene.

Ein Anruf genügt. 12Ein Zug von SBB Cargo ist für Migrol reserviert.

Dosenfisch auf Achse. 14Ein Porträt der Lagerhaus- und Transport GmbH LTW in Weil am Rhein.

Verkehrsleistung gesteigert. 152004 war für SBB Cargo ein gutes Jahr. Die Zahlen.

Pilze auf hoher See. 16Armando Iacopelli hat die Pilze in seinem Risotto von weit her begleitet.

Wie auf Samtpfoten. 17Neue Bremssohlen machen weniger Lärm.

Teamplayer. 18Richard Seebacher orchestriert 240 Mitarbeiter im Kunden Service Center.

Sie wünschen ein Gratisabonnement?Nichts leichter als das: Senden Sie eine E-Mail an [email protected] oder einenFax an +41 (0)512 29 00 69, und Sie erhalten cargo viermal pro Jahr kostenlos ins Büro oder nach Hause gesandt.

Impressum.

cargo 1 | 05. April 2005. Das Logistikmagazin von SBB Cargo erscheint viermal pro Jahr inDeutsch, Französisch, Italienisch. Auflage 30 000 Exemplare. Redaktion Martin Radtke (Leitung), Stephan Appenzeller, Marcel Hänggi, Urs (Longo) Hofer, Erwin Rosenast, Christoph Rytz,Tom Schaich. Grafik/Satz Favo Werbeagentur, Basel. Litho ExactaPro, Arlesheim. DruckStämpfli AG, Bern. Redaktionsadresse SBB Cargo, «Redaktion Logistikmagazin cargo», 4065 Basel, Schweiz, Telefon +41 (0)512 29 06 55, Fax +41 (0)512 29 06 66, [email protected],www.sbbcargo.com

Das Copyright für dieses Magazin liegt bei SBB Cargo. Der Abdruck von Artikeln ist unter Quellenangaben erlaubt. Bitte schicken Sie uns jeweils ein Belegexemplar.

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matik/Produktion und stellvertretender Vorsit-zender der Geschäftsleitung, in der Gastkolumne(Seite 9): «Bei Coop wie auch bei andern Markt-teilnehmern scheinen die Verlagerungspoten-ziale längst nicht ausgeschöpft. Motivation undInnovation sollten daher für eine starke und nach-haltige Entwicklung des Schienenbinnenverkehrsan erster Stelle stehen.»

Unser Kunden Service Center (KSC) in Frei-burg (Schweiz) ist ein wichtiges, unverzichtbaresBindeglied zwischen Ihnen und uns. Das KSCist das erste seiner Art in Europa und bietetTransportadministration aus einer Hand grenz-überschreitend an. Laufend baut es seine Dienst-leistungen aus und passt diese an die neuenBedürfnisse an. Nach seiner Gründung vor fünfJahren werden heute jeden Tag 5000 Sendungenerfasst (Seite 18).

Haben Sie die Tage vom 31. Mai bis 3. Juni2005 schon in der Agenda markiert? Dann findetdie transport logistic in München statt. SBBCargo organisiert zahlreiche öffentliche Diskus-sionen und Gespräche mit Spitzenkräften aus derBranche. Ich würde mich freuen, wenn ich Sie anunserem Stand persönlich begrüssen dürfte.

Herzlich Ihr

Paul WittenbrinkLeiter Marketing & Sales

SBB Cargo blickt auf ein erfolgreiches Ge-schäftsjahr 2004 zurück: Wir konnten unsere Ver-kehrsleistung auf über 10 Milliarden Tonnenkilo-meter steigern. Dazu beigetragen haben derBinnenverkehr und Fortschritte in Deutschlandund Italien. Gerade in diesem Bereich sind wir seitdem Fahrplanwechsel am 12. Dezember 2004markant gewachsen: In Deutschland fahren wirviermal, in Italien fünfmal mehr Züge.

Die Fahrplanumstellung und das damit ver-bundene Wachstum führte in den ersten Wochendes Jahres vereinzelt zu Schwierigkeiten in Dis-position und Abwicklung von Transporten. Ge-meinsam mit unseren Kunden, hauptsächlich deskombinierten Verkehrs, haben wir die Situationanalysiert und Sofortmassnahmen eingeleitet,damit wieder die gewohnt hohe Schweizer Qua-lität angeboten werden kann. Für die konstruktiveUnterstützung und das Verständnis unserer Kun-den bedanke ich mich.

Was über Landesgrenzen hinweg Erfolg hat,kann auch in einem engeren Raum gut sein – undsich für unsere Kunden rechnen. Ein solchesBeispiel ist das Schweizer TransportunternehmenGalliker. Das Traditionshaus mit Sitz in Altishofen,Kanton Luzern, gehört zu den grössten der Bran-che und beliefert verschiedene Detailhandels-unternehmen. Neu setzt Galliker auf unser Pro-dukt Cargo Domino (Seite 10).

Auch der Schweizer Detaillist Coop setztzunehmend auf die Bahn. So schreibt JörgAckermann, Leiter der Direktion Logistik/Infor-

Liebe Leserin, lieber Leser

cargo 1 | 05 Willkommen 3

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4 Schotter cargo 1 | 05

Hinter Glas: SBB Cargo-Zentrale am Basler Bahnhof.

Seit März arbeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der zentralen Dienste vonSBB Cargo unter einem Dach. Das neue Gebäude «Elsässertor» liegt direkt nebendem Bahnhof Basel.

Die rund 500 Mitarbeitenden der zentralen Dienste waren bislang an fünf Standorten in derStadt Basel verteilt. Mit dem Zusammenführen in ein einziges Gebäude soll die Zusammenarbeitverbessert und die Effizienz deutlich gesteigert werden. Das markante Bürohaus «Elsässertor» habendie renommierten Architekten Herzog & de Meuron entworfen. Seinen Charakter erhält das 140 Meterlange Gebäude durch die transparente, funktionale Fassade. Eigentümerinnen sind die Suva unddie Pensionskasse des Bundes; SBB Cargo hat die oberen drei der fünf Geschosse gemietet undnutzt auch einen Drittel des ersten Stockwerks.

Die neue Briefanschrift des Hauptsitzes lautet

SBB CargoElsässertorCentralbahnstrasse 44065 BaselSchweiz

Neuer Hauptsitz für SBB Cargo.

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Branchen-schwerpunkte.

SBB Cargo und ChemOil Logistics infor-mieren an der bedeutendsten Branchen-messe, transport logistic, über aktuelleTrends im Nord-Süd-Verkehr.

Die transport logistic in München findet die-ses Jahr vom 31. Mai bis 3. Juni statt. SBB Cargorückt an jedem Messetag ein anderes Schwer-punktthema in den Vordergrund. Präsentiert wer-den Lösungen aus den Bereichen Chemie undMineralöl, kombinierter Verkehr, Handel undStahl. Daneben organisiert SBB Cargo öffentlicheDiskussionen und Gespräche mit führendenLogistikern. SBB Cargo ist in der Halle B6 amStand 205/306.

Mehr Informationen unter P www.sbbcargo.com/messe

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Ab sofort erhältlich sind der Geschäfts-bericht 2004 von SBB Cargo und Infor-mationen über Getreidetransporte.

Der Geschäftsbericht 2004 zeigt im Detaildie Entwicklungen von SBB Cargo und ihrenTochterunternehmen. Ferner beschreibt der be-bilderte Bericht Markttrends, informiert über dieMeilensteine des vergangenen Geschäftsjahresund erläutert die zu erwartenden Entwicklungenin diesem Jahr. – SBB Cargo hat in der Informa-tionsreihe «Branchenlösungen» neu ein Faltblattfür den Transport von Getreide aufgelegt. Jährlichwerden in der Schweiz rund 1,1 Millionen TonnenGetreide produziert. Drei Viertel davon transpor-tiert die Bahn.

Die Publikationen können kostenlos bestelltoder heruntergeladen werden unter P www.sbbcargo.com/publi

cargo 1 | 05 Schotter 5

Neue Publikationen: Geschäftsbericht undWeizen.

Moderne, neue Güterwagen.

SBB Cargo trägt der wachsenden Nach-frage der Kunden Rechnung und be-schafft für 25 Millionen Franken (16,6Millionen Euro) 200 vierachsige Schiebe-wandwagen mit lärmarmen Kunststoff-bremssohlen.

150 Wagen werden ohne Trennwände imInnern geliefert (Typ Habbins), 50 Wagen ver-fügen über Trennwände (Typ Habbillns). Die FirmaBombardier Transportation stellt die Wagen her.Sie werden ab Frühjahr 2006 ausgeliefert.

Die internationalen Zollbehörden vertrauen SBB Cargo uneingeschränkt: SBB Cargoin Deutschland und in Italien qualifizierten sich zur Teilnahme am vereinfachtengemeinschaftlichen Versandverfahren, kurz vgVV.

Damit verringert sich der bürokratische Aufwand beim Grenzübertritt auf ein Minimum. Inter-nationale Verkehre können noch zügiger abgewickelt werden. Der deutsche wie der italienische Zollhonorieren mit diesen Entscheidungen das «One-stop-shop»-Konzept von SBB Cargo samt Töch-tern. Die Teilnahme am vgVV bedeutet für die Kunden von SBB Cargo eine wesentliche Vereinfachungder Zollformalitäten: Es müssen keine T-Versandanmeldungen mehr erstellt werden. Der interna-tionale Frachtbrief CIM beziehungsweise der Übergabeschein TR für den kombinierten Verkehrdienen im vgVV zugleich als Zolldokumente. Weder beim Versand noch beim Grenzübertritt undbeim Empfang kommt es wegen Zollformalitäten zu Verzögerungen.

Ohne Zollformalitäten zwischen Deutschland und Italien.

Die Kunden von SBB Cargo sind mit den erbrachten Leistungen bedingt zufrieden –allerdings etwas weniger als im Vorjahr.

Ein unabhängiges Institut befragte im November 2004 eine repräsentative Stichprobe desKundenstamms von SBB Cargo und ChemOil Logistics. Mit einem Wert von 7,2 Punkten (Vorjahr: 7,3)auf einer Skala von 1 bis 10 stellten die Geschäftspartner den beiden Unternehmen nur bedingt eingutes Zeugnis aus.

Die Erhöhung der Transportpreise, die Rechnungsstellung getrennt nach Zusatzleistungenund Fracht sowie das Beschwerdemanagement sind die drei Bereiche mit den tiefsten Bewertungen.Positiv aufgefallen ist die neue Website, und die Kunden schätzen die Leistungen und die Kompetenzder Fachleute im Kunden Service Center immer mehr. SBB Cargo hat nun Massnahmen verab-schiedet, um im laufenden Jahr die Kundenzufriedenheit in ausgewählten Bereichen zu verbessern.Die nächste Kundenbefragung wird Ende 2005 durchgeführt.

Kundenzufriedenheit: Resultate sind befriedigend.

Mit dem vereinfachten Zollverfahren ist der CIM-Frachtbrief gleichzeitig Zolldokument.

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6 Nord-Süd cargo 1 | 05

Der Transportmarkt auf der Nord-Süd-Achse hat weiter an Dynamik zugelegt. Grosse

Operateure des kombinierten Verkehrs haben letztes Jahr mit internationalen Ausschrei-

bungen Transportaufträge neu vergeben. Der Wettbewerb um kostengünstigere, zu-

verlässigere und damit effizientere Bahnlogistikkonzepte ist in eine neue Phase getreten.

Einen Takt schneller.

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cargo 1 | 05 Nord-Süd 7

Cargo nun die ganze Verantwortung für dieZüge auf den Strecken Ludwigshafen–Gallarate,Duisburg–Gallarate, Duisburg–Novara, Ham-burg–Desio, Köln–Brescia, Köln–Aarau sowieAnvers–Oleggio. Hupac hat für Transporte aufder Nord-Süd-Achse vier weitere Bahnunter-nehmen berücksichtigt. «Die Öffnung des Bahn-markts ist für Hupac von strategischer Bedeu-tung», sagt Bernhard Kunz, Managing Directorder Hupac AG.

Auch der Operateur Intercontainer-InterfrigoSA (ICF) hat im Jahr 2004 ein Transportpaketinternational ausgeschrieben. In Westeuropabaut ICF ihr Angebot grundsätzlich um: DirekteZüge auf der wichtigen Achse Belgien–Italienlösen das 1992 eingeführte Hub-System ab. EinTeil der neuen Bahnverbindungen ergänzt dieTransportkette von und nach England. Für ICF

war wichtig, künftig nur noch einen einzigenAnsprechpartner für die Bahntransporte zu ha-ben. Dieser soll gegenüber ICF die ganze Ver-antwortung für die Qualität der Bahntransportetragen. ICF hat sich für SBB Cargo entschieden.Seit Mitte Dezember 2004 trägt das Unterneh-men als Hauptfrachtführerin die Verantwortungfür diese Züge. In Belgien, Luxemburg, Frankreichund Italien fahren Partnerbahnen für SBB Cargo.«Noch werden unsere Qualitätsziele nicht über-

« Der Weg von der Nationalbahn zur grenzüber-

schreitend pünktlich operierenden Güterbahn

lässt sich nicht in einer Woche realisieren. »

Daniel Nordmann

Die Firma Hupac hat letztes Jahr als ersterOperateur in Europa die Transporte für ihr Leis-tungsangebot ausgeschrieben. Mehr als dieHälfte des ausgeschriebenen Transitverkehrsdurch die Schweiz hat SBB Cargo gewonnen.Als so genannte Hauptfrachtführerin trägt SBB 106 Züge wöchentlich zwischen Freiburg im Breisgau und Basel.

all erfüllt. Wir sind aber sicher, dass SBB Cargodie Ziele dank ihrer Bemühungen bald erreichenwird», sagt Patrice Pinoli, Managing Directorvon ICF.

Auch für RAlpin, der Betreiberin der rollen-den Autobahn Freiburg im Breisgau–Novara,wurden Teile der Strecke ausgeschrieben. Neufährt SBB Cargo wöchentlich 106 Züge zwischenFreiburg im Breisgau und Basel. Eigens für dieAbwicklung dieses Auftrags hat SBB Cargo inFreiburg im Breisgau ein Team mit 14 Mitarbei-tenden aufgebaut.

Bei den internationalen Ausschreibungenzeigt sich, dass die Operateure sich immermehr dafür entscheiden, die Transportverant-wortung von der Quelle bis zum Ziel in die Handeines einzigen Bahnunternehmens zu legen.

Neue Eisenbahnwelt.Zusammen mit den bisherigen Zügen des

kombinierten Verkehrs und Zügen für den Trans-port von Stahl, Autos und weiteren Containernfür ERS Railways fährt SBB Cargo insgesamt seitdem Fahrplanwechsel vom 12. Dezember 2004in Deutschland viermal, in Italien fünfmal mehrZüge. Dieser Quantensprung hat dazu geführt,dass die Ziele der Pünktlichkeit und Verlässlich-keit in den ersten beiden Monaten der neuenEisenbahnwelt erst zum Teil erreicht werdenkonnten. «Der Weg aus einer hundertjährigen Tra-dition der Nationalbahn zu einer der grösstengrenzüberschreitend pünktlich operierenden Gü-terbahnen lässt sich nicht von einer Woche zurnächsten zurücklegen», hält Daniel Nordmann,Leiter SBB Cargo, fest. Mit verschiedenen Mass-nahmen werde das System sukzessive und inallen Teilen zum gewohnt pünktlichen Funktio-nieren gebracht. Im internationalen Verkehr wirdeine Pünktlichkeit von 80 Prozent (innert einerStunde) angestrebt. P

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Deutschland

Frankreich

Belgien

Niederlande

Basel

Freiburg i. Br.

Singen

Domodossola

Italien

Schweiz

Hamburg

Hannover

Duisburg

Köln

Antwerpen

Aarau

Brescia

Padua

Mannheim/Ludwigshafen

NovaraOleggio

Gallarate

Mailand

Desio

Melzo

8 Nord-Süd cargo 1 | 05

European Rail Shuttle B.V. Hupac AG Intercontainer-Interfrigo SA RAlpin AG

Open-Access bringt Dynamik in denMarkt.

Folgende Unternehmen tragen wesentlichdazu bei, dass sich der Bahngütermarkt auf derNord-Süd-Achse mit den neuen Geschäftsmo-dellen stark und dynamisch entwickelt.

Die Hupac Gruppe ist für zahlreiche Logistik-und Transportunternehmen in ganz Europa tätig.Unter anderem betreibt Hupac zehn Terminals inder Schweiz, in Italien, Deutschland und Holland.Damit gehört die Gruppe zu den bedeutendstenUnternehmen, die intermodalen Verkehr anbie-ten. Hupac verfügt über betriebseigene Res-sourcen und kauft qualitativ hoch stehendeTransportleistungen ein.

Zur Kernkompetenz der Intercontainer-Interfrigo SA (ICF) gehört der Transport vonContainern, Wechselbehältern und Sattelanhän-gern über grosse Distanzen. ICF ist in ganzEuropa und in der ehemaligen Sowjetunion so-wohl im Überseeverkehr von und nach denSeehäfen wie auch im kontinentalen Verkehrzwischen den Wirtschaftszentren tätig.

European Rail Shuttle B.V. (ERS) organisiertTransporte von (Seefracht-)Containern durchganz Europa. Als Jointventure der weltweit täti-gen Seefrachtunternehmen Maersk Sealand undP&O Nedlloyd ist der Ausgangs- und Endpunktvieler Transporte der Frachthafen Rotterdam.Auf der Basis eines Shuttle-Systems verbindetERS grössere europäische Häfen mit zahlrei-chen Wirtschaftsräumen in rund einem DutzendLändern.

Die RAlpin AG betreibt die rollende Autobahnauf der Strecke Freiburg im Breisgau–Novara.Mit diesem Angebot ist es möglich, Lastwagenmit einer Eckhöhe von 4 Metern, einer Breite von2,50 Metern und einem Gesamtgewicht von 44 Tonnen auf der Schiene durch die Schweiz zutransportieren. RAlpin ist ein reines Dienstleis-tungsunternehmen und verfügt über keine eige-nen Ressourcen wie Lokomotiven, Wagen oderLokführer. Text: Martin Radtke. Fotos: Bo Brännhage

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cargo 1 | 05 Ansichten 9

Um den aktuellen Anforderungen des Mark-tes Rechnung zu tragen, ist die Logistik starkgefordert. Im Rahmen eines verschärften Wett-bewerbs nicht nur ökonomischen, sondern auchökologischen Ansprüchen zu genügen und dabeiechte Verlagerungspolitik zu betreiben, scheintauf den ersten Blick wenig realistisch.

Um die gesamte Logistik effizienter, schnellerund umweltgerechter zu gestalten, hat Coop be-reits vor fünf Jahren eine Strategie verabschiedet.Sie verfolgt das Ziel einer maximalen Bündelungund Auslastung sämtlicher Ressourcen. Verteil-zentralen und Produktionsbetriebe wurden ent-lang der peripheren Verkehrsachsen konzentriert,ungünstig gelegene Infrastrukturen wurden ge-schlossen oder einer anderen Verwendung zu-geführt. So werden zum Beispiel heute in dergeografisch ideal gelegenen nationalen Verteil-zentrale in Wangen bei Olten, Kanton Solothurn,nebst den gesamten Non-Food-Sortimentenauch sämtliche langsam und schnell drehenden,haltbaren Food-Sortimente für Lagerung, Kom-missionierung und Distribution zusammenge-führt. Dadurch konnte auch die Frist von derBestellung durch die Verkaufsstellen bis zumAuffüllen der Ladenregale für nahezu sämtliche

An dieser Stelle bittet das Logistikmagazin cargo Gastautorinnen und -autoren um ihre Meinung. Diese ist unabhängig von SBB Cargo.

Produkte auf maximal 24 Stunden gesenktwerden, was den Konsumentinnen und Konsu-menten Frische und eine sehr hohe Verfügbarkeitgewährleistet.

Innovatives Denken für die Schiene.Nicht nur die Bemühungen und Massnah-

men seitens Coop, sondern auch eine engeZusammenarbeit mit SBB Cargo haben dazubeigetragen, dass Güter, die bisher aus Zeit-gründen auf der Strasse transportiert wurden,zunehmend mit der Bahn zum Versand kommen.Deutlich verbesserte Rahmenbedingungen sei-tens SBB Cargo wie verkürzte Laufzeiten, denBedürfnissen von Coop entsprechende Fahr-pläne, moderneres und temperaturgeführtesRollmaterial sowie Motivation und innovatives

Gedankengut auf beiden Seiten haben dazugeführt, dass im vergangenen Jahr der Bahn-gegenüber dem Strassenverkehr überpropor-tional entwickelt werden konnte. Eine Wachs-tumsrate des Bahnvolumens ab nationalenVerteilzentralen von gegen 30 Prozent bedeutetfür Coop die angestrebte Trendwende in dernachhaltigen Entwicklung des Güterverkehrs.

Während durch weitere Konsolidierungs-massnahmen der Bahnanteil nationaler Waren-ströme in den kommenden Jahren noch gestei-gert werden kann, sind dem Bahnverkehr in denRegionen und in der Belieferung von Verkaufs-stellen jedoch enge Grenzen gesetzt. Die verän-derten vorgelagerten Logistikstufen haben auchden Güterverkehr auf der Strasse positiv beein-flusst, indem bereits viel mehr Güter zusammenverladen und grössere Fahrzeuge eingesetzt

werden können. Dies erhöht die Transporteffi-zienz deutlich und hilft, Leerfahrten zu reduzieren.

Auch Frischprodukte auf die Schiene.Auch auf kürzeren und sehr viel komplexeren

Wegstrecken kann mit SBB Cargo und ihrenPartnern gerechnet werden. So werden zum Bei-spiel alle Coop-Verkaufstellen im Oberwallis,auch mit sämtlichen Frisch- und Tiefkühlpro-dukten, im Cargo Domino-Verkehr ab Bern be-dient und die Filialen im Engadin – seit Eröffnungdes Vereinatunnels – im Wagenladungsverkehrder Rhätischen Bahn ab Chur.

Bei Coop wie auch bei anderen Marktteil-nehmern aus Handel, Industrie und Dienstleis-tung scheinen die Verlagerungspotenziale längstnicht ausgeschöpft. Motivation und Innovationsollten daher für eine starke und nachhaltige Ent-wicklung des Schienenbinnenverkehrs an ersterStelle stehen.

Deutlich mehr Güterauf der Schiene.

Jörg Ackermann.

Leitet die Direktion Logistik/Informatik/Produktion beiCoop und ist stellvertretender Vorsitzender der Ge-schäftsleitung. Coop ist die zweitgrösste Detailhan-delsgruppe der Schweiz. Kundennah in 5 Verkaufs-regionen organisiert, unterhält das Unternehmen über1500 Verkaufsstellen und beschäftigt über 50 000Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Bereich der Öko-und Fairtrade-Produkte ist Coop klarer Marktleader.

« Auch auf kürzerenund komplexeren Weg-

strecken kann mit SBB Cargo gerechnet

werden. »Jörg Ackermann

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10 Einblicke cargo 1 | 05

Das Schweizer Transport- und Logistikunternehmen Galliker forciert den Einsatz von Cargo Domino. Das Kombiverkehrssystem ist wichtiges Glied in der Logistikkette grosserKaufhäuser mit Filialen in der Waadt, im Tessin und in Graubünden.

Peter Galliker junior ist bei der Galliker Trans-port AG für den Sortimentsnachschub von Kauf-häusern in der ganzen Schweiz verantwortlich.Letztes Jahr hat er die Logistikkette in diesemBereich neu geordnet. Seit Herbst 2004 versorgter diese Grosskunden mit Non-Food-Artikelnüber das Produkt Cargo Domino von SBB Cargo.«Zu aller Zufriedenheit», wie der 42-Jährige sagt.Der traditionell strassenorientierte Betrieb miteiner Flotte von 760 Trucks, Lieferwagen, An-

hänger- und Sattelzügen bekennt sich also zurstärkeren Güterverlagerung auf die Schiene. ImFokus der operativen Kurskorrektur stehen diePlattformen Genf, Sion, Brig, Lugano, Chur undBoussens; sie sind vom Hauptsitz Altishofen,Kanton Luzern, am weitesten entfernt und bietenkaum Möglichkeiten für Rückladungen.

Zahlreiche Vorteile dank Cargo Domino.Der Nachtsprung mit Cargo Domino bringt

dem Transporteur und Logistiker viele Vorteile:späte Abgangszeiten, Minimierung von Ladungs-schäden, Umgehung des Lastwagen-Nacht-fahrverbots, Realisierung wirtschaftlicher undökologischer Ziele, kürzere Laufzeiten sowieVermeidung der Leistungsabhängigen Schwer-verkehrsabgabe, die auf Anfang 2005 um durch-schnittlich 50 Prozent erhöht wurde.

Wie das in der Praxis aussieht, erklärt PeterGalliker am Beispiel der jüngst integrierten Platt-

Domino-Effekt.

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cargo 1 | 05 Einblicke 11

form Boussens bei Lausanne, die keinen Bahn-anschluss hat. Gerade dort wird die Ladungbesonders früh benötigt. «SBB Cargo trug un-seren Wünschen in puncto spätestmöglicheAbholung in Altishofen dennoch Rechnung», lobtGalliker. «Behälter, die hier um 22 Uhr abgehen,treffen inklusive Lastwagennachlauf vom BahnhofRenens bereits um 5.45 Uhr an unserer PlattformBoussens ein.» Demnach hat die Galliker Trans-port AG unter dem Strich 13/4 Stunden gegen-über direkt verkehrenden Lastwagen herein-geholt. Denn diese könnten wegen desNachtfahrverbots frühestens um 5 Uhr startenund – normale Strassenverhältnisse vorausge-

setzt – erst 21/2 Stunden später am TerminalBoussens andocken.

Der im Cargo Domino-Verfahren erzielteZeitgewinn ist umso wichtiger, als dadurch dieregionale Feinverteilung vorverlegt werden kann.«Das gibt unseren DistributionsfahrzeugenGelegenheit, verkehrstechnisch problematische

Stadtkerne noch vor Einsetzen der morgendli-chen Rushhour zu bedienen. Termintreue undServicequalität sind Garanten der Kundenzu-friedenheit», sagt Galliker.

Eingespielte Abläufe.Die logistischen Abläufe haben sich gut

eingespielt: SBB Cargo versorgt den Galliker-

Stützpunkt Altishofen mit leeren Wechselbehäl-tern auf Bahnwagen. Ein 50-Tonnen-Laufkranhievt die Boxen im betriebseigenen Bahnterminalauf einen Lastwagen. Der bringt sie zur Beladungzum nahen Umschlagterminal. Die vollen Boxengelangen später auf gleiche Weise zur Schienezurück. Um 22 Uhr fährt der Zug nach Olten,Kanton Solothurn. Dort werden die Zugskompo-sitionen neu zusammengestellt, eine Strecken-lokomotive wird vorgespannt. Im Falle der Platt-form Boussens endet die Reise in Renens. Fürdie Übernahme und den Transfer der Behälterzur 5 Kilometer entfernten Galliker-Basis sor-gen mit Horizontalumschlaggerät ausgerüsteteLastwagen.

Auch die Cargo Domino-Sendungen, die fürGenf, Sion, Brig, Lugano und Chur bestimmtsind, verlassen Altishofen um 22 Uhr. An denZielplattformen wird die Ware kundenspezifischzusammengestellt, dann gehen die Sendungenin die Endverteilung. Von 9 bis 12 Uhr müssendie Empfänger beliefert sein. Der Lieferradiuseiner Plattform beträgt 20 bis 30 Kilometer.

Viele Produkte aus dem Ausland.Gallikers Beschaffungskette startet mit dem

Vorlauf eines weit gefächerten Non-Food-Spek-trums Richtung Altishofen. Die Quellen der Pro-dukte liegen zu 60 Prozent im Ausland. Alle Güterwerden am Hauptsitz entladen, zwischengela-gert, bedarfsgerecht konsolidiert und auf Abrufper Strasse (70 Prozent) oder Schiene (30 Pro-zent) an ihr Schweizer Endziel befördert.Text und Fotos: Wilf Seifert

Starkes Führungsteam.Galliker Transport & Logistics zählt zu den natio-nalen Spitzenreitern der Branche und hat 13 Nie-derlassungen in der Schweiz und 4 im Ausland(Belgien, Schweden, Italien). Die Führung desFamilienunternehmens liegt paritätisch in denHänden von Peter Galliker senior (65) und seinenSöhnen Peter (42) und Rolf (40).

CEO Peter Galliker senior zeichnet für die Strate-gie und Infrastruktur verantwortlich. Rolf Gallikermanagt die facettenreiche Sparte Car Logistics,Peter Galliker die Bereiche Cargo, Food, Frigo,Parts Logistics, Flower Logistics, Warehousingund Customizing.

Die Traditionsfirma beschäftigt 1500 Mitarbeiten-de und betreibt 280 000 Quadratmeter (davon110 000 gedeckte) Lagerfläche. Zurzeit entste-hen weitere 50 000 Quadratmeter unter Dach.260 ihrer 760 Fahrzeuge sind Kühllastzüge. ProTag-Nacht-Zyklus werden innerschweizerisch imDurchschnitt 4250 Stückgut- und 2000 Nah-rungsmittelsendungen umgeschlagen. Im glei-chen Zeittakt rollen von Däniken und Altishofen20 Bahnwagen Richtung Cadenazzo, Landquart,Genf und Sion.

Stärkere Verlagerung auf die Schiene: Galliker in Altishofen.

« Termintreue und Servicequalität sind

Garanten der Kundenzufriedenheit. »

Peter Galliker

Zufriedener Kunde: Peter Galliker junior.

Chur

Brig

Altishofen

Olten

Boussens

Renens

SionGenf

Plattformen Galliker

Lugano

Plattformen SBB Cargo

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12 Einblicke cargo 1 | 05

Für Mineralöltransporte genügt ein Anruf.

Seit über drei Jahren organisiert die SBB Cargo-Tochter ChemOil Logistics Mineralöl-transporte für Migrol. Obwohl die Transporte einem straffen Zeitplan unterworfen sind,bleibt genügend Zeit für sorgfältige Sicherheitskontrollen.

Mittwochmorgen, 5 Uhr, im HaupttanklagerKlybeck von Migrol bei Basel. Das Mineralöl,das tags zuvor per Schiff hier eingetroffen ist,soll in eines der sechs Migrol-Binnenlager ver-schoben werden. Es ist bitterkalt, und in derLuft liegt ein leichter Ölgeruch. Die ersten zehnleeren Kesselwagen rollen herein. Ein Migrol-Mitarbeiter überprüft die Auslaufventile sowiedie Verschlusskappen und schaut, ob die Ge-fahrgutbezeichnung korrekt ist. Dann steigt er

auf den Wagen, öffnet den Dom-Deckel und in-spiziert mit einer Taschenlampe das Innere desWagens.

Es ist alles in Ordnung. Nun verschiebencomputergesteuerte Traktoren den Wagen unterden Ladearm, um ihn zu befüllen. Die technischenDaten wie die exakte Füllmenge der einzelnenWagen sind bereits früher in den Computer ein-gespeist worden. Eine luftdichte Füllvorrichtungmit aufpumpbaren Gummimanschetten sorgt

dafür, dass keine Gase entweichen können. Dieauftretenden Benzin- oder Öldämpfe werdenso aufgefangen und später rezykliert. Es dauertrund 20 Minuten, bis die 78 000 Liter im Kessel-wagen sind.

Eingespieltes Gespann.Daniel Furrer, Kadermitglied der Migrol AG,

hat den Stein zu diesem Manöver ins Rollengebracht. Die Woche zuvor hatte er Gerhard

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cargo 1 | 05 Einblicke 13

Nach dem Anruf von Daniel Furrer übernahmChemOil-Mineralöldisponent Gerhard Ryser dieweitere Planung: «Ich erstelle eine grobe Zeit-planung über die nächsten ein bis zwei Wochenund spreche diese mit den Verladern und den

Empfangslagern ab. Eng ist auch die Zusammen-arbeit mit SBB Infrastruktur, die den Zügen dasDurchfahrtsrecht auf den nötigen Streckenab-schnitten in den entsprechenden Zeitfensternzuteilt.»

Zug immer im Auge behalten.Zurück nach Klybeck: Der erste Wagen ist

voll, der Deckel wird sorgfältig verschlossen, dernächste Wagen rückt nach. Wäre es ein Einzel-wagen, der noch rangiert und manvöriert würde,erhielte er zur Sicherheit noch Plastikplombenam Ablassventil und am Deckel. Da es sich hierum einen Blockzug von zwanzig Wagen handelt,

Ryser von ChemOil über den Depotnachschubnach Mellingen, Kanton Aargau, informiert. DanielFurrer: «Wir haben einen Zug fest gemietet. EinAnruf an ChemOil genügt, wenn wir Ware ver-schieben wollen. Die Zusammenarbeit ist so guteingespielt, dass wir eigentlich nichts weiter tunmüssen.»

Anfang 2005 haben Migrol und ChemOilihren Vertrag erneuert. Daniel Furrer ist über-zeugt, dass diese Arbeitsweise nur Vorteile bringt:«Wir können auf das Knowhow von ChemOilzurückgreifen, ohne für die Disposition zusätz-liche Fixkosten einkalkulieren zu müssen. Mitdem Schritt in Richtung Schiene bringen wirauch eine ökologische Komponente ins Spielund kommen dadurch unserem Unternehmens-leitbild entgegen.»

« Gefahrguttransporte sind Schnellläufe. Nicht

rationell geplante Wagenläufe wären teuer

und gefährlich. »Gerhard Ryser

Im eigenen Zug: Migrol-Mineralöltransporte.

Migrol AG.Die Migros-Tochter Migrol begann ihre Erfolgs-geschichte im Jahr 1954 mit dem Verkauf vonBenzin und Heizöl in der Schweiz. Inzwischenhat Migrol ein Netz von rund 350 Tankstellen inder ganzen Schweiz aufgebaut, davon rund 130mit dazugehörigem Shop. Im Heizölverkauf istMigrol ebenfalls flächendeckend in der ganzenSchweiz tätig. Das Migrol-Hauptlager befindetsich in Basel-Klybeck. Die Binnenlager Mellingen,Niederglatt, Tägerschen, Rothenburg, Oberbippwerden per Kesselwagen versorgt. Jährlich trans-portiert ChemOil 150 000 Tonnen Mineralöl fürMigrol, was 10 Zügen im Monat entspricht.

der nicht mehr aus den Augen gelassen wird undin ein paar Stunden losfährt, ist das nicht nötig.«Die Vorschriften lassen es gar nicht zu, dassvolle Kesselwagen tagelang irgendwo herum-stehen. Zumindest müssten sie alle paar Stundenkontrolliert werden», sagt Gerhard Ryser

Um 12.30 Uhr sind die gefüllten Wagen zueinem Zug formiert und stehen auf dem Aus-fahrtsgeleise. Die Arbeit des Visiteurs beginnt.Er ist für die wagentechnische Untersuchungverantwortlich und checkt Puffer, Kupplungenund Bremshebel. Mit einer Bremsprobe prüft er,ob alles funktioniert. Falls ihm ein fehlendesGefahrgutwarnschild oder ein undichtes Ventilauffiele, müsste er handeln. Gerhard Ryser:«Falls eines tröpfeln würde, müsste man denWagen sofort auswechseln. Das TransportgutMineralöl muss man im Auge behalten: Eskönnte auslaufen, die Umwelt kontaminierenoder Brände verursachen.»

Kurzer Umlauf, wenig Kosten.Der Visiteur übergibt dem Lokführer die

Transportdokumente, darunter die Angaben überZugsnummer und Gewicht der Wagen. So kanndieser die Fahrgeschwindigkeit dem Brems-gewicht der Zugskomposition anpassen. Um14.30 Uhr ist der Zug bereit und tritt seine zwei-stündige Fahrt nach Mellingen an. Dort werdendie Wagen von der Lok abgehängt, rollen insEmpfangslager, wo sie am nächsten Tag entleert

werden. Die Lokomotive fährt mit schon bereit-stehenden leeren Wagen die Strecke am gleichenTag wieder zurück. Gerhard Ryser weiss, warum:«Gefahrguttransporte sind Schnellläufe: AmTag 1 wird befüllt und gefahren, am Tag 2 abge-laden und zurückgefahren. Nicht rationell ge-plante Wagenläufe generieren unnötige Kostenund stellen ein Sicherheitsrisiko dar.»Text: Susanne Wagner. Fotos: Hansjörg Egger

In Steinwurfdistanz vom Rhein.

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14 Einblicke cargo 1 | 05

Von Thailand nach Suhr mit Zwischenhalt in Weil am Rhein: Hier macht die Lagerhaus-und Transport GmbH LTW die Güter aus dem Osten für den Verkauf im Westen und fürden Bahntransport durch die Schweiz fit.

Hände haben die unbeschrifteten Büchsenschachtelweise in einen Container gestapelt, einContainerschiff hat sich nach Rotterdam ge-bracht. Dort wurde der Container auf die Bahnumgeschlagen und nach Weil am Rhein trans-portiert. Das Ziel der Dosen ist die Verteilzentraledes Detaillisten Migros in Suhr, Kanton Aargau.Zweck der Zwischenstation: LTW zeichnet dieDosen verkaufsfertig aus und verpackt sie fürden Weiterversand neu – diesmal in handlicherenEinheiten. Förderbänder schleusen die Dosendurch eine Banderolier- und eine Inkjet-Auszeich-nungsanlage, umgehend werden sie wieder in

die Kartons gestellt, auf Paletten gestapelt undmit Schrumpfplastik umhüllt.

Der Schweizer Detaillist Migros hat in denFünfzigerjahren LTW als Empfangsportal fürverschiedenste, aus den Nordhäfen kommendeGüter gegründet. Im Zuge der Reorganisationder Vertriebs- und Logistikstruktur und der Er-öffnung eines neuen Verteilzentrums in Suhr gingdas Unternehmen letztes Jahr an die deutscheRhenus-Kleyling Speditions GmbH & Co. KG.

Grosszügige Anlage.Heute positioniert sich LTW als eigenständi-

ges Dienstleistungsunternehmen. Dabei kann esauf eine moderne und grosszügige Infrastrukturzurückgreifen; die Migros hatte die Gebäudekontinuierlich erneuert und auf den Bahnbe-trieb ausgerichtet. So stehen LTW ein rund17 000 Quadratmeter grosser Lager- und Kühl-hallenbereich sowie eine Bahnverladehalle vonbeachtlichen Dimensionen zur Verfügung: gut3000 Quadratmeter gross, mit 3 Gleisen aus-gestattet, auf denen je 7 Wagen gleichzeitig ab-gefertigt werden können. Dank der günstigenLage von LTW unmittelbar am Rheinufer undnur einen halben Kilometer vom Containerter-minal Weil und der Autobahn Basel–Karlsruhe

Kleine Dose, grosse Reise.

Ein scharfes Messer schneidet durch denKarton, zwei Dutzend nackte, silberne Konser-vendosen kommen zum Vorschein, ihr Inhalt istein Geheimnis. Minuten später herrscht Klarheit:Die Büchsen tragen jetzt eine Banderole – «Thun-fisch» steht drauf – und auf dem Deckel ist alsfeiner Aufdruck der Preis zu lesen und bis wannman sie aufessen soll.

Wir befinden uns in der Abteilung Price,Pick & Pack der Lagerhaus- und Transport GmbHLTW im deutschen Weil am Rhein im Dreiländer-eck Deutschland, Schweiz, Frankreich. Die Thun-fischkonserven stammen aus Thailand. Emsige

Zwischenhalt: In Weil am Rhein werden die Dosen regalfertig gemacht.

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cargo 1 | 05 Zahlen & Fakten 15

entfernt, sind die Voraussetzungen für eine Um-schlagsplattform von jedem auf jeden andernVerkehrsträger optimal. Da sämtliche Hallen denStatus eines offenen Zolllagers haben, könnenWaren auch unverzollt zwischengelagert werden.

Chance Bahn.Als eine «Riesenchance» bezeichnet LTW-

Geschäftsführer Mike Siegwardt die Bahnanlage:«Ich bin zuversichtlich, dass sich dieser Unter-nehmenszweig dank der Maut in Deutschlandund der Neat, die hoffentlich neue Verkehre vonund nach Italien generieren wird, gut entwi-ckelt. LTW soll zu einer Bahndrehscheibe wer-

den.» Mit den Argumenten Planbarkeit, kontinu-ierlicher Einsatz von Personal, höhere Zuladungund geringere Umweltbelastung versucht Sieg-wardt, neue Kunden von den Vorzügen der Bahnzu überzeugen.

Bei der ehemaligen Besitzerin braucht erkeine Überzeugungsarbeit zu leisten: Sie ist dafürbekannt, dass sie ihre Logistik stark auf die Bahnausrichtet. Insgesamt hat LTW im vergangenenJahr 5000 Bahnwagen verschickt, die Hälfte

davon oder 46 000 Tonnen mit Destination Suhr.So versteht es sich von selbst, dass die Thun-fischdosen auch das letzte Wegstück auf derSchiene zurücklegen, dies jedoch nicht mehr imContainer, sondern in Einzelwagen.

Dienst am Kunden.Der Schienencarrier Railion holt die Wagen

in Weil ab und übergibt sie auf dem Basler Ran-gierbahnhof Muttenz an SBB Cargo. Von hier auswerden sie via Rangierbahnhof Limmattal (RBL)nach Suhr geleitet. Damit sich die 70 bis 80 bela-denen Wagen, die täglich in der Migros-Verteil-zentrale ankommen, nicht stauen, sorgt SBBCargo im Rahmen einer Spezialdienstleistungfür einen kontinuierlichen Zulauf ab RBL. Hierwird ein so genannter Puffer betrieben. Wennnötig, werden Wagen kurzfristig zurückbehalten,um dann in regelmässigen Abständen und ingleich bleibender Zahl an ihre Enddestinationüberführt zu werden.

Von Thailand nach Suhr: Wer denkt beimÖffnen einer Dose Thunfisch schon daran, wieviele Kilometer, logistische Schritte und Dienst-leistungen hinter diesem alltäglichen Produktstecken?Text: Ursula Homberger. Fotos: Hansjörg Egger

Verkehrsleistunggesteigert – Rekord im Binnenverkehr.

SBB Cargo hat im Jahr 2004 dieVerkehrsleistung um 1,8 Prozent auf10,1 Milliarden Tonnenkilometer ge-steigert. Mit einem Rekordergebnisim Binnenverkehr und Fortschritten inDeutschland und Italien konnten dieVerluste an Konkurrenten im Transit-verkehr wettgemacht werden.

Das finanzielle Ergebnis hat sich um30,3 Millionen Franken (20,2 MillionenEuro) auf minus 2,8 Millionen Franken(minus 1,8 Millionen Euro) verbessert.Im Vorjahr hatte das Unternehmen nocheinen Verlust von 33,1 Millionen Franken(22,1 Millionen Euro) erwirtschaftet. Fürdas Jahr 2005 ist ein ausgeglichenes Er-gebnis budgetiert.

Im Binnenverkehr steigerte SBBCargo die Leistung gegenüber dem Vor-jahr um 13,2 Prozent auf 2,72 MilliardenTonnenkilometer. Die Kunden haben dasneue Produktionskonzept im Wagenla-dungsverkehr gut aufgenommen; es re-sultierte ein leichtes Wachstum. Ergänztwurde diese Entwicklung von einer mas-siven Zunahme im Ganzzugsbereich,insbesondere für die Bauwirtschaft.

Wie erwartet, gingen die Verkehrs-leistungen am Gotthard im Jahr 2004erneut zurück. Die Verluste an Wettbe-werber betrugen 4,9 Prozent. Hingegenkonnte SBB Cargo die Verkehrsleistungin Deutschland und Italien um 18,1 Pro-zent auf 770 Millionen Tonnenkilometersteigern.

Güterzüge noch pünktlicher.Im Jahr 2004 konnte SBB Cargo

die Pünktlichkeit der Güterzüge nochmalsleicht steigern. Gesamthaft verkehrten92 Prozent der Güterzüge pünktlich(2003: 91 Prozent), das heisst mit einerVerspätung von maximal 30 Minuten.Im traditionell pünktlicheren Binnenver-kehr erreichten sogar 95 Prozent (2003:94 Prozent) aller Züge das Ziel innerhalbdieser Vorgabe.

« LTW soll zu einer Bahndrehscheibe

werden. »Mike Siegwardt

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16 Abenteuer Logistik cargo 1 | 05

Wie getrocknete Biopilze ihren Weg von den südamerikanischen Anden in die Schweiz finden und wie Ocean Manager Armando Iacopelli sie dabei begleitet.

Es ist 17.30 Uhr, Armando Iacopelli hat Feier-abend und kauft für das Abendessen ein. Er freutsich schon auf den Pilzrisotto, den er kochenwird. Zielstrebig zupft er einen Beutel getrock-nete Butterpilze aus dem Regal. Niemand ahnt,dass der Mann die Pilze auf ihrem Weg um diehalbe Erdkugel begleitet hat. Zumindest virtuell.Doch beginnen wir am Anfang.

Vor drei Jahren erhielt Ralf Gutmann, Ge-schäftsführer der Frachtfirma HAK Sea + AirLogistik AG, einen Anruf. Der Biologe MartinHäfliger hatte aus technischem und sozialemInteresse eine Trocknungsanlage für Speisepilzekonstruiert und wollte sie nach Ecuador ver-schiffen, um dort Arbeitsplätze zu schaffen.Nach erfolgreich abgewickeltem Transport hörteGutmann erst einmal nichts mehr. Ein Jahr später

ein erneuter Anruf. Die Anlage sei jetzt in Be-trieb, 2000 Kilogramm getrocknete Butterpilzeseien für den Transport in die Schweiz bereit.Nun tritt Ocean Manager Armando Iacopelli aufden Plan: «Wir vermitteln zwischen Kunden undReedereien und kombinieren die verschiedenenTransportmittel. Wir sind die Architekten desTransports.»

Auch auf hoher See ständig gekühlt.Via E-Mail, Telefon und Fax klärt er ab, wie

die Pilze am besten von der Trocknungsanlageauf 4000 Metern über Meer, wo sie auch ange-baut werden, über Schotterpisten zum Hafentransportiert werden: im Kühlcontainer auf demLastwagen. Es ist auch Sache der Frachtge-sellschaft, dass die Agenten vor Ort die Mit-

arbeiter richtig anweisen. Denn für die idealeLüftung und Kühlung müssen die Holzroste mitden losen Pilzen gekonnt im Container gestautwerden. Im ständig gekühlten Container scha-det den Hongos surtidos, wie die Pilze auf Spa-nisch heissen, ein längerer Transport auf hoherSee nicht.

Die Fahrt zum Hafen Guayaquil dauert zweiTage. Bis die Exportformalitäten erledigt sind,vergehen drei weitere Tage. Besonders im Winterverzögert hoher Wellengang oft das Auslaufeneines Schiffes. Wo die Container auf dem Schiffplatziert werden, entscheidet die Reederei mitHilfe eines Computerprogramms. ArmandoIacopelli: «Heute werden die Schiffe sehr hochbeladen. Ganz selten kommt es vor, dass dieobersten Container ins Meer fallen.»

Einsame Pilze auf hoher See.

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cargo 1 | 05 Umwelt & Logistik 17

Mit neuem Bremssystemden Lärm bekämpfen.

wagen vorbeifährt. Der Einbau modernerlärmarmer Bremssohlen verringert denBahnlärm um rund 10 Dezibel, was einerHalbierung des Lärms entspricht.

Seit Februar werden in den Industrie-werken Biel und Bellinzona die ersten beidenWagenserien lärmtechnisch saniert. Bis imHerbst 2005 werden 200 Flachwagen fürden Transport von Langholz (Typ Snps) und163 Wagen für den Transport von Schütt-gütern wie Kies, Sand und Aushubmaterial(Typ Fans-u) umgerüstet sein. Weitere 8Wagenserien kommen ab Juni 2005 zurLärmsanierung in eines der beiden Industrie-werke oder in eine der Serviceanlagen vonSBB Cargo.

10 000 Güterwagen leiser machen.«SBB Cargo saniert bis Ende 2009 rund

10 000 eigene Güterwagen», sagt Projekt-koordinator Bernhard Wist. Auch will erfremde Güterwagen sanieren, beispiels-weise von Kunden. Bernhard Wist sorgtdafür, dass die verschiedenen Güterwa-gentypen zum richtigen Zeitpunkt in derWerkstatt sind: «Wenn Zuckerrübenernteist, brauchen wir jeden offenen Wagen fürunsere Kunden – dann können wir keineBremsen sanieren.»

Blinder Passagier in der Bananenstaude.Eine weitere Gefahr hat die Branche mittler-

weile unter Kontrolle. Früher wurden mit Lebens-mitteln immer mal wieder Tierchen eingeführt.Etwa die giftige Bananenspinne, die sich in derBananenstaude eingenistet hatte. Heute stelltdie durchgehende Kühlkette sicher, dass «blindePassagiere» keinen Schaden anrichten. Je nachAnforderung fährt im Container eine Art Blackboxmit, die laufend die vom Kunden festgelegteTemperaturtoleranz überwacht und aufzeichnet.

Die Pilze im Container treten ihre drei- bisvierwöchige Reise einsam an. Nicht einmal

Ocean Manager Iacopelli weiss jeweils, welcheBreitengrade das Schiff gerade überquert. DerSegelfan bedauert es manchmal, dass er aus-schliesslich vor dem Bildschirm und am Telefonsitzt und so wenig von der Reise mitbekommt.Selbst die Frachtpapiere werden elektronischübermittelt. In unserem Fall gehören unter ande-rem Zertifikate von ecuadorianischen Behördenmit exakten botanischen Namen dazu.

Sobald der Container in Rotterdam EU-Boden berührt, gehen die Kontrollen erst richtiglos. Zoll- und Polizeiinspektoren nehmen Pilzeund Dokumente unter die Lupe. Laborprobenstellen sicher, dass die hygienischen Anforderun-gen erfüllt sind und es sich tatsächlich um Spei-sepilze handelt. Sind diese Punkte geklärt, setztdie Fracht den Weg via Rheinschiff oder Eisen-bahn in die Schweiz fort. Wenn SBB Cargooder Lastwagen die Feinverteilung zu den Einzel-kunden oder Grossverteilern ausgeführt haben,endet Armando Iacopellis virtuelle Begleitung.Die erste reale Begegnung mit dem würzigenButterpilz wird heute Abend auf dem Risotto-teller stattfinden.

Text: Susanne Wagner. Illustration: Michael Meister

« Wir sind die Architektendes Transports. »

Armando Iacopelli

Armando Iacopelli, 41, träumteals Jugendlicher von einer See-mannslaufbahn auf den Welt-meeren, entschied sich dann füreine handfeste Postlehre. Er bil-dete sich via Handelsschulekaufmännisch weiter. Währendelf Jahren Disponent bei einem

Transportunternehmen und Weiterbildung zumSpeditionsfachmann. Im Jahr 2000 wechselte erzur HAK Sea + Air Logistik AG, wo er als See-frachtleiter für den Transport von Gütern aller Artrund um den Erdball verantwortlich ist. Die Firmamit 14 Angestellten in Zürich und Basel ist seit 29Jahren in den Bereichen See- und Luftfracht tätig.

Foto

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Fast wie auf Samtpfoten: die neuen Bremssohlen.

SBB Cargo baut bei zwei Güterwagen-serien neue Bremsklötze, so genannteSohlen, ein. Damit sind die Wagen nurnoch halb so laut und entsprechen denneuen Anforderungen an den Lärm-schutz.

Zu den Vorzügen der Bahn gehört,Güter pünktlich und zuverlässig von A nachB zu transportieren. Doch auch die Bahnhat ihre Schattenseite: Unter anderem istdies der Lärm. Die SBB stellt sich dieserHerausforderung und bekämpft den Lärm:Wer in einem Haus wohnt, das übermässi-gem Bahnlärm ausgesetzt ist, wird künftigmit Schutzwänden oder mit Schallschutz-fenstern geschützt. Gleichzeitig werdenMassnahmen an der Quelle umgesetzt. Sobeschafft SBB Cargo seit 1999 nur nochlärmarme Wagen und Lokomotiven. Wagenälterer Baujahre werden bis 2009 lärmsa-niert. Allein dafür werden schätzungsweise200 Millionen Franken (130 Millionen Euro)investiert. Die Finanzierung erfolgt durchden Bund.

An der Quelle bekämpfen.«Eine Hauptursache des Bahnlärms

sind die Klotzbremsen mit Graugusssohlen»,sagt Bernhard Wist, Projektkoordinator beiSBB Cargo. Ein Güterzug mit solchen Wa-gen verursacht einen Lärm von rund 90Dezibel. Gleich laut ist es, wenn ein Last-

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18 Persönlich cargo 1 | 05

Richard Seebacher leitet das Kunden Service Center (KSC) in Freiburg. Im Mittelpunktseiner Tätigkeit stehen die Mitarbeitenden, die wichtigsten Bindeglieder zwischen denKunden und SBB Cargo. Das KSC feiert dieses Jahr den fünften Geburtstag.

Seine Ideen führen nochviel weiter.

Richard Seebacher orchestriert 240 Mitar-beitende und ein achtköpfiges Leitungsteam.«Die Liberalisierung des Güterverkehrs hat unsspannende Aufgaben eröffnet», sagt er. Ruhiganalysiert er Situationen, denkt in Systemen undspricht in Lösungen. Manchmal irrirtiert seineBedachtheit. Denn er entscheidet schnell undpräzise. «Ich kenne SBB Cargo», sagt er beschei-den. 27 Jahre aktives Mitgestalten an diversenOrten und in verschiedensten Funktionen berei-chern seine Erfahrung. Dass er vor drei Jahrendie Leitung des KSC übernahm, hat eine eige-ne Bewandtnis. «Als Leiter ProduktionsregionBiel richtete sich meine Aufmerksamkeit nachinnen. Ich wollte näher zu den Kunden, an dieSchnittstelle nach aussen.»

Ideen und Internationales. Für das KSC folgt nach dem Aufbau und den

Verfeinerungen in der Qualität der Dienstleistun-gen nun eine noch stärkere internationale Ent-wicklung. Seebacher betont, dass eine solcheAufgabe nur im Team bewältigt werden kann.«Dass wir Aufträge aus einer Hand von Deutsch-land nach Italien abwickeln, ist in unserer Bran-che eine einmalige Dienstleistung», sagt RichardSeebacher. Er will das KSC zur umfassendenProblemlösungsstelle weiterentwickeln. SeinZiel: Für alle erdenklichen Fragen sollen die Kun-den lediglich die KSC-Nummern wählen müssen.

Zum Beispiel soll das KSC noch bewussterin die Produktion eingebaut werden. Zum Wohlder Kunden. «Heute bestellt der Kunde einen

konkreten Zug für seinen Auftrag. Ich könnte mirvorstellen, dass wir uns in Zukunft mehr nachfreien Kapazitäten richten könnten, die über dasKSC gebucht werden. Dann sind wir leistungs-fähiger», ist er überzeugt. Kreativität bedeutetfür ihn, selbst bei standardisierten Abläufen indi-viduelle Lösungen zu finden. Die Herausforde-rung sei es, dem Kunden aktiv Informationen zubieten – Reports über den Transport etwa oderÜberprüfungen bei Verspätungen.

Die Entdeckung des Einfachen.Was das für seine Mitarbeitenden hinter den

Kulissen heisst, ist sich Richard Seebacher be-wusst. Vermehrte Flexibilität, zunehmende Kom-plexität. Das ist ihm ein Dorn im Auge. «Die ver-

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cargo 1 | 05 Ihre Ansprechpartner 19

Köln

Ludwigshafen /Mannheim

Eurohub Basel

SBB Cargo Italia

SBB Cargo Deutschland

Desio

Antwerpen

Rotterdam

Hamburg

Hannover

Saarbrücken

Singen

Milano

Paris

Duisburg

Marketing & Sales Rollmaterialunterhalt

Kunden Service CenterRue de la Carrière 2A1700 FribourgSchweizTel. Schweiz 0800 707 100Fax Schweiz 0800 707 010Tel. Europa 00800 7227 2224Fax Europa 00800 7222 [email protected]

Kunden Service Center

Service RollmaterialElsässertorCentralbahnstrasse 44065 BaselSchweizTel. +41 (0)512 29 04 50Fax +41 (0)512 29 04 [email protected]

Verkauf Deutschland/BeneluxSBB Cargo GmbHBayenstrasse 250678 KölnDeutschlandTel. +49 (0)221 390 18 05Fax +49 (0)221 390 18 [email protected]

Kombinierter VerkehrPostfach4065 BaselSchweizTel. +41 (0)512 29 00 04Fax +41 (0)512 29 01 [email protected]

Chemie, MineralölChemOil Logistics AGGüterstrasse 97Postfach4002 BaselSchweizTel. +41 (0)61 226 60 60Fax +41 (0)61 226 60 [email protected]

Verkauf CH (ohne Tessin)Postfach4065 BaselSchweizTel. +41 (0)512 29 00 04Fax +41 (0)512 29 01 [email protected]

Verkauf CHRegion Tessin/ ItalienSBB Cargo SrlVia Vittor Pisani 720124 MilanoItaliaTessin: Tel. 0800 864 360Fax 0800 864 361Italien:Tel. +39 02 6749 0097Fax +39 02 6710 [email protected]

flochtenen Aufgaben müssen einfacher werdenund für jeden Einzelnen überschaubar sein.»Basis hierfür bietet das System CIS-online, einelektronisches Hilfsmittel für die Transport-administration. «Eine Erfolgsstory, weil die Kun-den damit in der Schweiz und im Ausland überdas Internet Aufträge erteilen und Transporte ver-folgen können», freut sich Seebacher über dasSystem.

Natürlich zur Sache.Egal, wovon er spricht, Seebachers Ruhe

berührt angenehm. Dass er das Leben als Gan-zes manage, Wichtiges von Dringendem unter-scheide und dabei keine Grenze zwischen Arbeitund Freizeit ziehe, sagt er dazu. Sein Haus mitNaturgarten in Hägendorf biete gute Entspan-nung, derweil ein Tennisspiel im Freundeskreis –

das Niveau ist fordernd – jeweils vergnüglich derSpannung diene. Wäre da noch seine Hausroute,eine 50 Minuten dauernde, schweisstreibendeBiketour auf den Belchen.

Text: Susanne Perren. Foto: Guy Perrenoud

Richard Seebacher, 44, blickt bereits auf 27Jahre Engagement bei der SBB zurück. In seinerBahnlaufbahn prägte und gestaltete er diverseBereiche des Unternehmens mit. Im Rahmender Divisionalisierung 1999 entschied sich dergebürtige Solothurner für eine Kaderstelle beiSBB Cargo. Als Leiter Produktionsregion Bielstartete er den Einstieg ins Transport- und Fracht-geschäft. 2001 wurde er als Leiter des KundenService Center nach Freiburg berufen. RichardSeebacher wohnt in Hägendorf (Kanton Solothurn)und ist Vater dreier Kinder.

« Wir wickeln Aufträge aus einer Hand von

Deutschland nach Italien ab; das ist einmalig. »

Richard Seebacher

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Wir bringen Sie überNacht gross raus.

Weil Ihre Güter am nächstenMorgen früher ankommen.

Die traditionell strassenorientierteGalliker Transport AG, beispiels-weise, schwört auf die Nachttrans-porte von SBB Cargo. Weil siedamit viel Zeit einsparen kann. Dankder kürzeren Lauf-, der späterenAbgangs- und der früherenAnkunftszeiten. Und die Transportekönnen wirtschaftlicher undökologischer abgewickelt werden.Die flexible Strassen-/Bahntrans-portlösung ist ein voller Erfolg.Wann wollen Sie daran teilhaben?

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