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1 Einführung
reine Metalle i.a. sehr weich für praktischen Einsatz nur bedingt geeignet
verschiedene Möglichkeiten der Festigkeitssteigerung
eine Möglichkeit = Festigkeitssteigerung durch Teilchen
technische Eigenschaften, die damit beeinflusst werden:
•mechanische Festigkeit
•Kriechbeständigkeit
•elektrische / magnetische Eigenschaften
Dispersion
Bildung der Teilchen
Ausscheidung
Institut für Metallkunde 1
Definition Ausscheidung:
Ausscheidungen sind sekundäre Phasen im Werkstoff, die sich als Folge einer
abnehmenden Löslichkeit einer Komponente mit fallender Temperatur bilden.
Gefüge
Al2Cu-Teilchen im Korninneren
eutektische ReaktionSekundärzementit an Korngrenzen (Fe-1,27%C)
Ausscheidung Ausscheidung
Institut für Metallkunde 2
Institut für Metallkunde 3
Voraussetzungen für die Entstehung von Ausscheidungen:
•Es muss eine Legierung vorhanden sein.
•beschränkte Löslichkeit mindestens einer Komponente im festen Zustand
•Löslichkeit muss mit fallender Temperatur abnehmen.
Bildung von Ausscheidungen
erwünscht: Festigkeitssteigerung von Werkstoffen bei RT und bei höheren T
Stahl: Karbid- oder Nitridbildung u.ä. im Volumen oder Oberfläche
Ni-Basis-Superlegierungen: Teilchenhärtung
NE-Werkstoffe: Auscheidungshärtung / Auslagerung
unerwünscht: Alterung, d.h. Eigenschaftsänderung mit der Zeit
z.B. N, H in weichen Stählen Versprödung
Institut für Metallkunde 4
Erhöhen der mechanischen Festigkeit = Prozess des Ausscheidungshärtens
Definition Ausscheidungshärtung:
Ausscheidung einer zweiten Phase nach
vorangegangenem Lösungsglühen bzw. aus einer
homogenen Phase, wobei sich Härte bzw. Fließgrenze
mit wachsender Zeit t und bei konstanter Temperatur T
ändern.
HV
ttoptimal
Institut für Metallkunde 5
technologischer Ablauf bei vorangehenden Lösungsglühen:
Auslagern – T und t hängt ab vom Legierungssystemgewünschter Ausscheidungszustand
Ausscheidungen unterscheiden sich von der Matrix
•nur in der Zusammensetzung
•in der Zusammensetzung und der Struktur
•in der Dichte
•in den mechanischen Eigenschaften
Grenzfläche zur Matrix
kohärent GP-Zonen in Al-Ag oder Al-Cu oder Cu-Co
teilkohärent Θ‘-Phase in Al-Cu, γ‘ in Al-Ag, α‘‘-Nitrid in Fe-N,
ε-Karbid in Fe-C
inkohärent Θ-Phase in Al-Cu, γ‘-Nitrid und CrN in Fe-Leg.
Institut für Metallkunde 6
Grenzflächen Matrix - Ausscheidung
a) kohärent
•gleicher Gittertyp in Matrix und Ausscheidung
•Orientierungsbeziehungen bestehen
•Ausgleich geringer Abweichung in den
Gitterparametern über elastische Verzerrungen
--> Kohärenzspannungen
meist bei Anfangsstadien der Ausscheidung
Institut für Metallkunde 7
b) teilkohärent
•Einbau von Versetzungen an der
Phasengrenzfläche
Ursache:
•wachsende Kohärenzspannungen können nicht
über elastische Verzerrung ausgeglichen werden
--> Einbau von Versetzungen (ähnlich
Kleinwinkelkorngrenze)
oder
eine Grenzfläche ist kohärent und andere teil-
oder inkohärent
•Orientierungsbeziehungen bestehen noch
Institut für Metallkunde 8
c) inkohärent
•Grenzfläche hat Struktur einer
Großwinkelkorngrenze
•keine Orientierungsbeziehungen
Festigkeitssteigerung hängt ab:
•Art der entstandenen Phasen,
d.h. von ihren Eigenschaften z.B. Festigkeit, thermische Beständigkeit
•Größe und Form
•Verteilung (Korngrenze, Korninneres, Abstand)
Institut für Metallkunde 9
Ausgangszustand = Mk, nach Überschreiten der Löslichkeitsgrenze - übersättigter Mk α‘
Entmischung/ Zerfall
kontinuierlich diskontinuierlichα‘ → α + β
Konzentration ändert sich an der Phasengrenzfläche kontinuierlich
Erfassung des gesamten Volumensz:B. Nitridbildung, Al-Cu
cβB
c0B
cαB
cB
α‘
β
α
Konzentration ändert sich sprunghaftvollständig in α und β,umgewandelte Bereiche liegen neben übersättigtem Mk vor
Beginn meist an KGr oder Vers. (inkohärente Grenzflächen)z.B. Perlitbildung, Cu-Ag
cβB
c0B
cαB
cB
α‘
β
α
Institut für Metallkunde 10
Ablauf der kontinuierlichen Entmischung
Keimbildung und Wachstum spinodale Entmischung
cβB
c0B
cαB
cB
t
βcβB
c0B
cαB
cB
β
t
Cluster ändert seine Zus.setzungKeim hat ständig Zus.setzung cβB
Endzustand gleich !
Thermodynamische Bedingung entscheidet ob Keimbildung oder spinodale Entmischungauftritt.
Institut für Metallkunde 11
2 Keimbildungs- und Wachstumsreaktionen
2.1 Triebkraft für die Entmischung
Festkörperreaktionen:
strukturelle Änderung erfolgt bei T = const., p = const.
durch Änderung der freien Enthalpie G
vom Ausgangs- zum Endzustand
EndAusgang GGG −=∆
mit
STHG ⋅−=
STHG ∆−∆=∆
H = EnthalpieT = abs. Temp.S = Entropie
Institut für Metallkunde 12
TGG
Institut für Metallkunde 13
Die treibende Kraft für den Zerfall ist eine Verringerung der freien Enthalpie bei einer bestimmten Temperatur:
0=∆GT = TGG: Gleichgewicht zwischen Matrix und Ausscheidung
0<∆GT < TGG: Zustand der ausgeschiedenen Phase stabiler
Ausscheidungsreaktion = Konzentrationsänderung über Diffusionsprozesse
interessant: Verlauf von G = f(c)
1. Ableitung ist grobe Näherung für das chemische Potential µ
Gradient des chem. Potentials, d.h. 2. Ableitung von dG/dc entscheidet über Ablauf der
Diffusion
µ≈dcdG
Ausscheidung über spinodaleEntmischung
02
2
>cdGd 02
2
<cdGdAusscheidung über
Keimbildung
Institut für Metallkunde 14
2.2 Keimbildung
Keimbildung im festen Zustand erfolgt analog zu Phasenübergängen flüssig - festgasförmig - fest
Übergang α‘ - β ist mit Volumenänderung verbunden - Volumenmisfit ∆V/V0
Beispiele für ∆V/V0 bei der Annahme starrer Teilchen:Fe4N 0,16CrN 0,52
Kristall setzt dem sich bildenden Keim beachtliche Spannung entgegen -
Volumenänderung muss vom Werkstoff insgesamt aufgenommen werden:
Matrix: Scherung
Keim: Kompressiontatsächliche ∆V/V0 für CrN = 20 -30 %
Folge des ∆V/V0: elastische Verzerrung des Matrixgitters um die Ausscheidung
Kohärenzspannungen treten auf
Institut für Metallkunde 15
Keimbildung
homogen
Ausscheidung kann mit gleicher
Wahrscheinlichkeit an allen Orten des
übersättigten Mischkristalls stattfinden
heterogen
Keimbildung findet an energetisch
günstigen Stellen statt
z.B. an Versetzungen, inneren
Grenzflächen
in realen Festkörpern bevorzugt
unterschiedliche Energiebilanzen
Institut für Metallkunde 16
homogene Keimbildung:
Änderung der freien Enthalpie bei homogener Keimbildung
VerzerrungOberflächeUmwandlung GGGG ∆+∆+∆−=∆
Annahme: Keim = starre Kugel
αβγππ 23 4)(34 rggrG elV +∆+∆−=∆
r: Radius eines kugelförmigen Keims∆gV: Änderung der spezifischen freien Enthalpie (d.h. pro Volumeneinheit) beim
Übergang vom übersättigten MK in den AusscheidungszustandDiese Energie wird frei Triebkraft!
∆gel: spezifische elastische Verzerrungsenergie; muss aufgebracht werdenγαβ: spezifische (d.h. pro Flächeneninheit) Grenzflächenenergie zwischen Matrix α
und Teilchen β
Institut für Metallkunde 17
grafische Darstellung von ∆G: r* = kritischer Keimradius
r < r*: instabile Keime
r > r*: stabile Keimeαβγπ 24 rG =∆
)(34 3
elV ggrG ∆−∆−=∆ π
Änd
erun
g de
r fre
ien
Enth
alpi
e∆
G
elV ggr
∆+∆=
γ2*
∆G* = Keimbildungsarbeit
2
3
)(316*
elV ggG
∆+∆=∆
γπ
Institut für Metallkunde 18
Abschätzen der einzelnen Glieder der Energiebilanz:
VerzerrungOberflächeUmwandlung GGGG ∆+∆+∆−=∆
Institut für Metallkunde 19
VUmwandlung gG ∆−=∆ π34 ∆gV = f(T)
GGV T
THg ∆⋅∆=∆
Die Triebkraft für den Phasenübergang wächst mit zunehmender ∆T = T-TGG.
2
3* .
TconstG
∆⋅=∆γ
wegen
sind kleinere Keime wachstumsfähig
Keimbildungshäufigkeit J steigt
Institut für Metallkunde 20
Φ⋅−
=∆ 2
1δ
νEGVerzerrung Die Verzerrung wird geringer
mit
•geringem Volumen-Misfit
•kleinem Formfaktor.
Die Verzerrungsenergie ist am geringsten,
wenn eine Scheibe so dünn wie möglich
vorliegt!
Plättchenförmige Ausscheidungen bilden
sich auf Ebenen, bei denen der E-Modul
senkrecht dazu den geringsten Wert hat.
δ: Parameter für den Volumen-MisfitΦ: Formfaktor
Institut für Metallkunde 21
∆GOberfläche = f (γ)
die Grenzflächenenergie γ steigt mit zunehmender Versetzungsdichte in der Grenzfläche :
γkohärent < γteilkohärent < γinkohärent
10 bis 30 mJm-2 100 bis 1000 mJm-2
Die geringste Oberflächenenergie wird bei kohärenten Ausscheidung mit
Orientierungsbeziehungen zur Matrix benötigt.
heterogene Keimbildung Nutzung bereits vorhandener Oberflächen,
z.B. an Korn-, Phasengrenzen, Versetzungen, Stapelfehler, Zwillinge γ geringer!
heterogenhomogen ** GG ∆>>∆
Institut für Metallkunde 22
Zusammenfassung - Keimbildung:
Die Keimbildungshäufigkeit steigt rasch mit wachsender Unterkühlung an und geht
über ein Maximum.
Die Keimbildung metastabiler Phasen ist begünstigt, wenn γ zwischen Matrix und
Ausscheidung niedrig ist.
Zwischen Keim und Matrix treten Orientierungsbeziehungen auf, die an kleine γ
gebunden sind.
Heterogene Keimbildung an Defekten ist die Regel.
Homogene Keimbildung wird nur beobachtet
bei sehr großen chemischen Triebkräften ∆gV,
wobei plättchenförmige Ausscheidungen bevorzugt sind
z.B. innere Oxidation, Nitrierung (γ‘-Fe4N in α-Fe, CrN in legierten Stählen)
bei sehr gut kohärenten Grenzflächen
z.B. GP-Zonen in Al-Cu, kub. AlN beim Nitrieren Al-legierter Stähle
Institut für Metallkunde 23
2.3 Wachstum von Ausscheidungen
Wachstum eines Keimes β in der an B-Atomen übersättigten Matrix 2 Prozesse:
•Diffusion von B-Atomen zur Phasengrenzfläche Keim – Matrix
•Einbau der B-Atome
Wachstum wird vom langsameren Prozess bestimmt i.a. Diffusion
In der Umgebung des Teilchens baut sich ein Konzentrationsgradient auf.
Mit t ↑ nimmt Konzentration in der Umgebung ab!
t0 < t1 < t2
0xxdxdc
=
⎟⎠⎞
⎜⎝⎛
1xxdxdc
=
⎟⎠⎞
⎜⎝⎛
2xxdxdc
=
⎟⎠⎞
⎜⎝⎛
> >
Institut für Metallkunde 24
x: Dicke des Teilchens (1 Dimension)Φ: FormfaktorDB: chem. Diffusionskoeffizient von B in αt: Zeit
Wachstumsgesetz:tDx B2
Φ=
√t-Gesetz nur gültig, wenn sich Diffusionfelder nicht überlagern!
mtV ~βVolumen der wachsenden Phase Vβ nimmt zu mit
Exponent m = f (Teilchenform)
Kugel: ∆x = ∆y = ∆z ~ √t
V~ r3 (√t)3
m = 3/2
Stäbchen: ∆x ~ t, ∆y = ∆z ~ √t
m = 2
Scheibe: ∆x ~ √t, ∆y = ∆z ~ t
m = 5/2
Institut für Metallkunde 25
2.4 Ostwald –Reifung / Koaleszenz
vollständige Ausscheidung von β GG-
Konzentration in der Matrix
aber: Bestreben nach Verringerung der
Phasengrenzflächenenergie pro
Volumeneinheit
außerdem: Konzentration von B-Atomen ist
in der Umgebung kleiner β-Teilchen größer
Konzentrationsausgleich wird angestrebt
kleines Teilchen löst sich auf
Auflösung erfolgt umso schneller
je kleiner r
je höher T
Institut für Metallkunde 26
Max. der Ausscheidungmit zunehmender Zeit
Teilchengröße ↑
Teilchenabstand ↑
Überalterung
Folge:
Festigkeit ↓
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Zusammenfassung - Teilchenwachstum:
Die Entstehung der 2. Phase ist eine dynamische Entwicklung, d.h. Keimbildung,
Wachstum und Koaleszenz finden gleichzeitig statt.
Optimierung der Wärmebehandlung, um einen möglichst hohen Effekt zu erreichen.
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