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1. Juli 2019 Semperoper 4.AUFFÜHRUNGSABEND

1. Juli 2019 Semperoper 4.AUFFÜHRUNGSABEND · Mozart sein Werk: Als er nach Paris aufbricht, trägt er nur dieses Konzert im Ge - päck. Dennoch scheint er Änderungen vorgenommen

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1. Juli 2019Semperoper

4 . A U F F Ü H R U N G S A B E N D

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Jukka Linkola (*1955)

»Winds« für Streichorchester

Wolfgang Amadeus Mozart (1756 -1791)

Konzert für Violine und Orchester D-Dur KV 2181. Allegro2. Andante cantabile3. Rondeau. Andante grazioso –

Allegro ma non troppo

PA U S E

Georges Bizet (1838 -1875)

Symphonie Nr. 1 C-Dur1. Allegro vivo2. Adagio3. Allegro vivace – Trio4. Finale. Allegro vivace

Giedrė ŠlekytėDirigentin

Tibor GyengeVioline

MONTAG 1.7.19 20 UHR | SEMPEROPER DRESDEN

4. AUFFÜHRUNGSABEND

Die Aufführungsabende der Sächsischen Staatskapelle Dresden werden im Rahmen der orchestereigenen Kammermusik veranstaltet, die auf den 1854 von Kapellmitgliedern gegründeten Dresdner Tonkünstler-Verein zurückgeht. Neben ihrem Dienst treten die Musikerinnern und Musiker der Staatskapelle in diesen Veranstaltungen freiwillig und lediglich durch ein symbolisches »Frackgeld« entlohnt auf.

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ZUM PROGRAMM

Das 1775 entstandene Violinkonzert D-Dur KV 218 von Wolfgang Amadeus Mozart versprüht französisches Flair. Komponiert in galantem Stil, präsentiert es einen Schlusssatz, der mit »Rondeau« überschrieben ist. Mozart selbst spricht vom »strasbourger=Concert«, das ihm wie »öhl« von der Hand gegangen sei. Oft wird der Name mit einem musetteartigen Thema im Rondo in Verbindung gebracht, das an den »Ballo Strasburghese« aus der »Karnevalssymphonie« von Carl Ditters von Dittersdorf erinnert und möglicherweise auf eine Volksweise zurückgeht. Ob Mo-zart seine Violinkonzerte für sich geschrieben hat, bleibt offen. Er, ein offensicht-lich exzellenter Violinspieler, komponiert seine Violinkonzerte zumeist im Dienst des Salzburger Erzbischofs. Unter den Mitgliedern der Hofkapelle befindet sich der Hofmusikdirektor, Hofkonzertmeister und Hofkonzertgeiger Antonio Brunet-ti, der nachweislich Mozarts Konzerte in Salzburg gespielt hat. Im Oktober 1777

Der finnische Komponist, Dirigent und Pianist Jukka Linkola beginnt seine Lauf-bahn zunächst im Jazz, bevor er seit den 1980er Jahren zunehmend auch als Kom-ponist sogenannter ernster Musik bekannt wird. Sein kompositorisches Repertoire ist außergewöhnlich vielseitig. Es enthält nicht nur Orchesterwerke, Konzerte und Kammermusik, sondern auch Opern, Lieder, Musicals und Jazz. Selbst Musik für Film und Fernsehen verfasst Linkola. Vor allem aber komponiert er symphonische Werke sowie Stücke für Kammerorchester, bevorzugt für Saiten- und Blasinstru-mente. Neben solistischen Arbeiten mit verschiedenen Besetzungen bringt er in den letzten Jahren mehrere Stücke für Chor hervor. Von 1975 bis 1990 arbeitet Linkola als Dirigent am Städtischen Theater Helsinki und ist danach als freier Komponist tätig. Wiederholt hat er seine eigenen Arbeiten dirigiert und sie mit dem Finnischen Radio-Symphonieorchester, den Philharmonikern Helsinki, dem Orches ter der Finnischen Nationaloper sowie den Radio-Orchestern von Ljubljana und Prag zur Aufführung gebracht. Seine Televisionsoper »Angelika« feiert 1992 ihre Uraufführung und erhält ein Jahr später den Ersten Preis des Paris Opera Screen Competition. 1992 entsteht auch Linkolas »Winds« für Streichorchester. Der Titel verweist auf die Besetzung. Zudem spürt das durchkomponierte Werk den Wellen des Atems nach. Das Stück, das 2007 vom Kammerorchester Lappland unter der Leitung von John Storgårds eingespielt wurde, beginnt mit einem langge-zogenen Viertonmotiv, dessen einzelne Töne in den ersten Violinen und Bratschen mit Trillern versehen sind. Wenig später entwirft Linkola eine Tremolo-Stimmung, in der das Zittern und Flirren einer Luftbewegung kenntlich wird. Im Pianissimo und sul Ponticello (nah am Steg) vollführen die Violinen eine aufsteigende Linie, während Bratschen und Celli das Eingangsmotiv auf einer neuen Tonstufe wieder-holen. Rhythmisch spaltet Linkola das Geschehen weiter auf. Neue Ebenen treten hinzu, die figurativ für einen stärkeren Kontrast sorgen.

Besetzung: Streichorchester // Dauer: ca. 8 Minuten

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Als der siebzehnjährige Georges Bizet 1855 seine Symphonie in C-Dur ab-schließt, verschwindet das Werk in der Schublade. Nicht einmal seine Lehrer Jacques Fromental Halévy und Antoine François Marmontel vom Pariser Kon-servatorium setzt er in Kenntnis. Auch seine Freunde, zu denen Charles Gounod zählt, wissen nichts von ihrer Existenz. Dabei hat Gounods D-Dur-Symphonie den Ausschlag für Bizets Komposition gegeben, die nach vielen Jahren unentdeckt in den Räumen der Bibliothek des Pariser Konservatoriums am 26. Februar 1935 in Basel ihre Uraufführung erlebt, dirigiert von dem österreichischen Dirigenten und Komponisten Felix Weingartner. Der jugendliche Geniestreich lehnt sich an Mozart, Weber und Mendelssohn an. Vor allem aber ist Rossinis Einfluss zu spüren, er erinnert an Bizets grundsätzliche Neigung zur Oper: »Ich brauche die Bühne, ohne sie kann ich überhaupt nichts«, wie er vorbehaltlos bekennt. Bizets Temperament versetzt den ersten Satz in einen förmlichen Strudel. Energiegela-den orientiert er sich an klassischen Vorlagen, namentlich der Sonatensatzform, eröffnet aber durch Rhythmik und Artikulation eine Stringenz, die im zwan-zigsten Jahrhundert insbesondere Tänzern und Choreografen wie George Balan-chine reichlich Inspiration bieten wird. Bemerkenswert ist Bizets frühzeitige Be-herrschung der kompositorischen Technik sowie seine gekonnte Instrumentation. Der langsame Satz fungiert als Gravitationszentrum. Weit ausgesponnene Melo-dien werden von charakteristischen Rhythmen getragen. Orientalische Anklänge und arabeske Umspielungen reichern den expressiven Satz an. Kontrastiert wird die exotische Atmosphäre durch die Ordnung eines Fugatos, das zurechtzurücken scheint, was zuvor in weiten Bahnen elegisch sich ausschwang. Wirkungsvoll intoniert der Schlusssatz vorwärtsstürmende Sechzehntelfiguren in den Violinen. Die Finalwendung blendet zu einem Pathos im Stile Beethovens auf, um mit einem kurzen Einwurf der Holzbläser augenzwinkernd die Wirkung zu relativieren.

Besetzung: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, Pauken, Streicher // Dauer: ca. 28 Minuten

schreibt Leopold Mozart an seinen Sohn: »Am Samstage war ich in der Comœdie, da nun auch ein fran: Nachspiel war; so muste der Brunetti dazwischen, wegen der Umkleidung, ein Concert spielen, und das war das deinige mit dem Strassburger, er spielte es recht gut, nur in den beyden Allegro gieng es zu weilen falsch, und ein mahl hätte er sich bald in einer Cadenze verstiegen … Noch muß ich dir sagen, daß das Orchester dein Concert unverbesserlich produciert hat.« Offenbar schätzt Mozart sein Werk: Als er nach Paris aufbricht, trägt er nur dieses Konzert im Ge-päck. Dennoch scheint er Änderungen vorgenommen zu haben, was er dem Vater in einem Brief vom 11. September 1778 aus Paris andeutet: »wenn ich zeit habe, so arrangire ich etliche violin Concert noch – mache sie kürzer – dann bey uns in Teütschland ist der lange geschmack; in der that ist es aber besser kurz und gut –«. Überraschend ist der markante Einsatz der Solovioline in hoher Lage im ersten Satz. Im Mittelsatz entfaltet die Geige singende Bögen und veranlasst Alfred Ein-stein, von einem »Geständnis der Liebe« zu sprechen.

Besetzung: Solovioline, 2 Oboen, 2 Hörner, Streicher // Dauer: ca. 25 Minuten

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Giedrė Šlekytė, in Vilnius ge-boren, begann ihre Musikaus-bildung am Nationalen Mika-lojus Konstantinas Čiurlionis Kunstgymnasium. Sie studierte Dirigieren an der Kunstuniversi-tät Graz, an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig so-wie an der Zürcher Hochschule der Künste. Unter anderem besuchte sie Meisterkurse bei Bernard Haitink, Riccardo Muti, Colin Metters und Mario Ven-zago. 2016 bis 2018 war Giedrė Šlekytė Erste Kapellmeisterin am Stadttheater Klagenfurt. Als Gastdirigentin erhielt sie Einladungen u. a. vom Orchester der Komischen Oper Berlin, den Münchner und Bochumer Symphonikern, dem Tonkünstlerorchester Niederösterreich, dem Royal Stockholm Philharmonic, den Göteborgs Symfonikern sowie dem Theater Basel. In der Spielzeit 2018 / 2019 führten die junge Dirigentin Engagements und Wiedereinladungen u. a. an die Opernhäuser in Leipzig, Zürich und Rouen, dem hr-Sinfonieorchester Frankfurt, dem Orchestre de Chambre de Lausanne und dem Bruckner Orchester Linz. Giedrė Šlekytė wurde mehrfach ausgezeichnet: 2013 erhielt sie beim Internatio-nalen Dirigierwettbewerb Solon Michaelides in Zypern den Zweiten Preis (der Erste Preis wurde nicht vergeben). 2015 war sie für den Young Conductors Award der Salzburger Festspiele nominiert. Zudem ist sie Preisträgerin des Internationa-len Malko-Dirigentenwettbewerbs 2015.

Tibor Gyenge wurde in Sibiu (Hermannstadt), Rumänien, geboren. Er besuchte die Béla Bartók Musikschule und das Musikgymnasium in Szomba-thely, bevor er an die Kunstuni-versität Graz wechselte. 2014 bis 2016 absolvierte er an der Hoch-schule für Musik Nürnberg sein Masterstudium. Seit 2016 ist Tibor Gyenge Stellvertretender Erster Konzertmeister der Ersten Violinen der Sächsischen Staats-kapelle Dresden.

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VORSCHAU

Kammermusik der Sächsischen Staatskapelle Dresden Gegründet 1854 als Tonkünstler- Verein zu Dresden

Verantwortlich: Friedwart Christian Dittmann, Ulrike Scobel und Christoph Bechstein

IMPRESSUM

Sächsische Staatskapelle DresdenChefdirigent Christian Thielemann

Spielzeit 2018 | 2019

HER AUSGEBER

Die Sächsische Staatskapelle Dresden ist ein Ensemble imStaatsbetrieb Sächsische Staatstheater – Staatsoper DresdenTheaterplatz 2, 01067 Dresden

© Juli 2019

GESCHÄF TSFÜHRUNG

Peter Theiler Intendant der StaatsoperWolfgang Rothe Kaufmännischer Geschäftsführer

REDAK TION

André Podschun

TE X TNACHWEIS

Der Einführungstext von André Podschun ist ein Originalbeitrag für dieses Heft.

BILDNACHWEISE

Privat (Šlekytė) Ludwig Olah (Gyenge)

GESTALTUNG UND SATZ

schech.net Strategie. Kommunikation. Design.

DRUCK

Union Druckerei Dresden GmbH

Private Bild- und Tonaufnahmen sind aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet.

W W W.STA ATSK APELLE-DRESDEN.DE

Klassik PicknicktSA MSTAG 6.7.19 20 UHR

JUNGE GARDE

IM GROSSEN GARTEN

Franz Welser-Möst DirigentFrank Peter Zimmermann Violine

Wienerische Sommernacht mit Werken von Franz Schubert, Bohuslav Martinů, Otto Nicolai, Johann Strauß (Sohn) und Josef Strauß

12. SymphoniekonzertSONNTAG 7.7.19 11 UHR

MONTAG 8.7.19 20 UHR

DIENSTAG 9.7.19 20 UHR

SEMPEROPER DRESDEN

Franz Welser-Möst DirigentFrank Peter Zimmermann Violine

Franz SchubertSymphonie Nr. 3 D-Dur D 200Bohuslav MartinůViolinkonzert Nr. 2 H. 293Otto NicolaiOuvertüre zu »Die lustigen Weiber von Windsor«Johann Strauß (Sohn)»Aus den Bergen«, Walzer op. 292Josef Strauß»Frauenherz«, Polka mazur op. 166Johann Strauß (Sohn)Csárdás aus »Ritter Pásmán« op. 441