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10 Interview Der Gebrauchshund • 2/2016

Von Jürgen Rixen und Sandra King

DGH: Wann hast du mit dem Hundesport begonnen?

Debbie Zappia (D. Z.): Ich habe in den frühen 1980er-Jahren in Vermont angefangen. Damals hatte ich einen Dobermann und zum Spaß Unterordnung mit ihm trainiert. Diese Hündin war sehr gut und mein Trainer fragte mich, ob ich vielleicht am Schutzhunde-sport interessiert sei. So fing ich damit an. Wir hatten jedoch alle kaum Ahnung, es war, als würde ein Blinder andere Blinde führen.

Bei der ersten Prüfung waren mein Dobermann und ich sehr gut in der Unterordnung – die höchste Bewertung –, der Schutz-dienst funktionierte nicht so gut. Aber der Sport hat mich nicht mehr losgelassen. Ich habe also weitertrainiert und am Ende doch noch eine Prüfung bestanden.

Da die Schwäche meiner Hün-din im Schutzdienst lag, ent-schloss ich mich, einen Rottweiler zu kaufen. Das war ein Fehler, den ich aus Unerfahrenheit gemacht habe. Mit ihm habe ich Prüfungen gemacht, er war jedoch recht aggressiv. Als ich meinen Mann kennenlernte, zog ich nach Ro-chester in New York und kaufte mir einen Schäferhund. Der war nicht so toll. Zur gleichen Zeit wurde ich schwanger, bekam meine Tochter und pausierte ei-nige Zeit. Einige Jahre später be suchten wir die Nationals (Amerikanische Meisterschaft für DSH, Anm. der Red.), und ich merkte, dass ich wieder in den Sport wollte. Von da an lief ich eine Prüfung nach der anderen und gewann schließlich die WUSV Weltmeisterschaft.

DGH: Was fasziniert dich so an diesem Sport?

D. Z.: Das Faszinierende ist die Beziehung zum Hund. Das Wich-tigste ist, Spaß mit deinem Hund zu haben und eine Beziehung zu ihm aufzubauen. Jeder mag den Schutzdienst, mich begeistert jedoch die Unterordnung. Denn dort kannst du eben eine richtige Beziehung zum Hund aufbauen. Deswegen bin ich im IPO-Sport. Ohne Abteilung B wäre ich nicht dabei.

DGH: Kannst du etwas über die Hunde erzählen, die du trainiert hast?

D. Z.: Ich hatte eine Hündin namens Quinney. Mit ihr habe ich die SchH 1 gemacht und mich so für das FCI-Team qualifiziert. Damals konnte man das noch mit der SchH 1, 2 oder 3. Ich bin jedoch nicht zur Weltmeister-schaft gegangen. Ich habe Quinney be halten und als Zuchthündin ein gesetzt. Danach ging sie zu

Fidelco, einem Blindenführhund-programm, und dort wurde mit ihr weitergezüchtet.

Dann hatte ich einen Rüden, mit dem es nicht so geklappt hat. Es folgte Natan von Schontratal, mit dem ich zum ersten Mal an der WUSV-WM teilnahm. Er war ein Vopo vom Kirschental-

Sohn und ein V-Hund aus der Hochzucht. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wie wir uns bei der WM in den Niederlanden platzierten, aber ich weiß noch genau, wie wir ins Stadion kamen und ich dachte: „Oh Gott!“

Die Größe des Stadions über-wältigte mich, und ich dachte: „Was machen wir hier? Ich will wieder nach Hause.“ Aber es hat dann doch Spaß gemacht. Nach Natan kam … es gab so viele. Ich hatte Dante Traho, einen Tschechen, davor Boss, der sehr gut war, aber ich mochte ihn nicht und verkaufte ihn an einen Freund.

Mit Dante Traho machte ich die SchH 3 und qualifizierte mich

wieder für das WUSV-Team. Dieser Hund hat richtig Spaß gemacht, er war wirklich ein toller Hund – sehr kraftvoll, verrückt und triebig. Nach Dante kam Eskobar vom Adelrik, mit dem ich 2004 Vize-Weltmeisterin wurde, und dann Jai von der Olgameister. Er war ein Eskobar-Sohn, wurde von mir gezüchtet und aufgezogen. Mit ihm ging ich nach Cincinnati zur WUSV-Welt-meisterschaft. Es folgte Iron von den Wölfen, den ich Eros nenne.

DGH: Du hast immer nur Schäfer-hunde geführt?

D. Z.: Immer nur Schäferhunde, wenn es darum ging, zur Welt-meis ter schaft zu gehen. Trainiert habe ich viele Rassen. Ich habe für Tony Guzman einen Malinois ausgebildet und ihm den Hund dann kurz vor der Prüfung ge-schickt. Er gewann dann die Southeast Regionals mit ihm. Der Malinois war auf jeden Fall interessant.

DGH: War der Malinois nicht auch für die FCI-WM interessant?

D. Z.: Ich habe nie an der FCI-WM teilgenommen. Ich war da-für qualifiziert, bin aber nicht gestartet. Irgendwann wird es zu viel, und du kommst an einen Punkt, wo du eine Entscheidung treffen musst. Ich habe mich also rein auf die WUSV konzentriert. Ich habe eine Dobermann-Hündin für Freunde ausgebildet, mit ihr die Ausdauerprüfung und die IPO 3 gemacht. Die war toll und hat sich auch für die Weltmeister-schaft qualifiziert, dann aber an der Schulter verletzt. Das war es dann. Sie war ein fantastischer Hund. Ich weiß, dass die Leute

Debbie Zappia ist 60 Jahre, Lehrerin für 5. und 6. Klassen, verhei-ratet und hat eine Tochter. Sie lebt und arbeitet in Marion (USA).

Debbie mit Escobar van Adelrik bei der WUSV-WM 2003.

2004 führte Debbie Escobar bei der WM in den Niederlanden … F

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2/2016 • Der Gebrauchshund Mondioring 19

Von Frank Jeniche

Es bewegt sich etwas in Sachen Mondioring. Im Juni 2015

hatte das Generalkomitee der FCI der Hundesportart Mondio-ring ein eigenes Ausbildungs-kennzeichen (MR) zugesprochen und somit den Mondioringsport mit allen Konsequenzen den anderen Gebrauchshundesport-arten der FCI gleichgestellt. Ein Hund mit Ausbildungskenn-zeichen MR ist nun auch in der Gebrauchshundklasse auf Aus-stellungen startberechtigt. Darauf folgend wandte sich der VDH mit einem Rundschreiben von Geschäftsführer und Justiziar Jörg Bartscherer an seine Mit-gliedsvereine und -verbände und stellte den Ortsgruppen der VDH-Mitgliedsvereine frei, örtlich Mon dioring anzubieten. Somit wurde nun auch von offizieller Seite aus der „stillschweigenden Duldung“ einiger privater Trai-ningsgemeinschaften mit unsi-cherer „Erlaubnislage“ ein Stück hundesportlicher Sicherheit – ein

großer Schritt für die junge Hun-desportart Mondioring in Deutsch-land.

Nun wird Mondioring schon seit einigen Jahren, zumeist in privat organisierten Trainingsgemein-schaften, in Deutschland betrie-ben, und die Zahl der engagierten Mondioringsportler steigt stetig. Auch Mondioringprüfungen fan-den in der Vergangenheit bereits vereinzelt in Deutschland statt, zuletzt vor zwei Jahren im hessi-schen Wetzlar und in Straubing. Mit der Öffnung von offizieller Seite wurde der Weg für neue Veranstaltungen auf gesicherter rechtlicher Basis frei. Bereits recht früh hatte sich die junge und in den letzten Jahren engagierte Mondioringgruppe Niederrhein zur Austragung einer solchen Prüfung entschlossen. So fand am Wochenende des 16. und 17. April in Voerde der „1. NRW-Cup Mondioring“ statt – damit die erste offizielle Mondioring-prüfung in Deutschland seit der FCI-Anerkennung.

Mondioringprüfungen f inden gerne als Motto-Veranstaltungen statt. In Voerde hatte man das Thema „Ferien auf dem Bauern-hof“ gewählt und das Prüfungs-gelände in tagelanger Vorarbeit bestens präpariert. Mit Roger Loonis wurde ein erfahrener Richter aus Belgien eingeladen. Ihm zur Seite standen die beiden Schutzdiensthelfer Tommy Ver-

Im April fand in Voerde der 1. NRW-Cup Mondioring statt.

schueren und Mario Verleene, ebenfalls aus Belgien, und mit internationaler Hetzerfahrung bis hin zu FMBB- und WM-Ein-sätzen. Um gerade weit anreisen-den Teilnehmern mehrere Start-möglichkeiten zu bieten, wurde das Wochenende in zwei unabhängige Prüfungstage aufgeteilt.

Am Samstag fand die erste Prüfung in den Kategorien 1 und

Mondioring in Deutschland

– es bewegt sich etwas!

Führerverteidigung in Kat. 1

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22 Reportage Der Gebrauchshund • 2/2016

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2/2016 • Der Gebrauchshund Reportage 23

Von Jürgen Rixen

Seit 1989 züchtete das Ehepaar Foltyn Hovawarte. Mit dem

Rüden Attis z Valdeckého Lesa, der vor neun Jahren ins Haus einzog, wollte Petr Hundesport machen und kam so in einen Verein, der diesen auf hohem Niveau betreibt und zum da-maligen Zeitpunkt bereits zwei tschechische Meister in seinen Reihen hatte. Petr trainierte sei-nen Hovi bis zur IPO 3 und FH, wurde sich aber schnell bewusst, dass er mit ihm nicht an höchsten Meisterschaften teilnehmen kann.

Er erfuhr, dass Lucie Kalocová einen Malinoiswurf plante, und bestellte sich einen Rüden – Auzzy Ostraryka. Heute gibt es im Haus Foltyn Arbeitsteilung; mit dem Mali fährt man zu Meisterschaf-ten, und der Hovawart bewacht währenddessen bestimmungs-gemäß das Haus und wird vom Nachbarn versorgt.

Das Interessante am IPO-Sport ist für Petr die Ausbildung. Er findet es faszinierend, einen Hund nach seinen Vorstellungen zu formen und in der Ausbildung Präzision bei hohem Trieb zu erzielen. Den Umstieg vom Hovi auf den Mali empfand Petr als einfach: „Bei meinem Hovawart Attis habe ich sehr viel Geduld aufbringen müssen, Auzzy hat sehr schnell gelernt. Ich habe ihm etwas zweimal gezeigt, dann konnte er das.“

Bei beiden musste er aber Feh-ler in der Ausbildung vermeiden, da Hovawarte und Malinois dies-bezüglich sehr empfindlich sind.

Petr bezeichnet sich als ruhi-gen Menschen und glaubt, dass ihm diese Gelassenheit bei der Ausbildung dieser beiden, vom Temperament sehr unterschied-lichen Hunde geholfen hat.

Den Hovawart hat er im Ver-ein und mit positiver Bestärkung aufgebaut, als Malinois-Hunde-führer wollte er sich weiterbilden

Mit Hovawart IPO 3 und mit Malinois World-Cup-Sieger!Der Gebrauchshund besuchte Petr Foltyn, 2015 mit Auzzy Ostraryka FMBB-World-Cup-Sieger.

und besuchte Seminare von Peter Scherk und Bart Bellon. Natür-lich konnte er sich auch viel von den beiden Topausbildern Lucie Kalocová und Zbysek Gorecki in seinem Verein abschauen.

Lachend meint Petr: „Wenn man einen Hovawart zur IPO 3 bringen kann, ist es mit einem Malinois bis zur WM ganz ein-fach.“

Die Ausbildung in der Fährte begann der Tscheche klassisch mit dem Austreten eines Recht-eckes. Heute gibt es modernere Methoden, meint er und berichtet dann, dass es doch ein wenig Mühe bereitet hat, Auzzy zum langsamen und konzentrierten Suchen zu erziehen. Mehrfach hat Petr daher das Training geändert.

Erziehung und Training der Unterordnung sind ein ineinander-gehender Prozess. So begann Petr schon mit dem Welpen nach seinen eigenen Ideen und Emp-fehlungen aus dem Verein.

Im Schutzdienst vertraut er seinem Helfer Zbysek Gorecki, der den Hund aufgebaut hat und bis heute hetzt. Vor der Zahnung haben sie mit Helfertreiben (mit dem Welpen auf einem erhöhten Standpunkt) Auzzys Selbstbe-wusst sein gestärkt, nach dem

Zahnwechsel begann die normale Aufbauarbeit. Lappen und Beiß-wurst waren dabei nach einmali-gem Einsatz passé, Auzzy zeigte Qualität und biss alsbald in einen weichen Junghundarm.

Die Frage, ob es Probleme während der Ausbildung gab, beantworte Petr mit einem Lachen und berichtet, dass er Peter Scherk beim Seminar gefragt hätte, was

er dagegen tun könne, dass sein Auzzy schneller mit Bringholz zu ihm käme, als er hinlaufen würde. Peter hätte nur gelacht und zu ihm gemeint, dass er darüber doch froh sein sollte.

Ursache für Petrs „Problem“ war, dass er mit zwei Bällen ge-spielt hat und Auzzy zwar den geworfenen Ball jagte, aber dabei nicht den Ball, den sein Hunde-führer noch in der Hand hielt, vergessen hat.

Petr genießt das Führen auf gro-ßen Veranstaltungen. Es ist für ihn die Belohnung des enormen Einsatzes, den ein erfolgreicher Hundesportler heutzutage bringen muss. Ihn freut es, sich dann mit den besten Hundesportlern der Welt messen zu können.

Mit dem Junghund hat Petr zweimal täglich – meist Fährte und Unterordnung – trainiert, mit dem erwachsenen Hund ist es jetzt eine Abteilung am Tag. Schutz-diensttraining gibt es dreimal in der Woche. Gezieltes Konditions-training führte Petr ab dem zwei-ten Lebensjahr seines Auzzy ein.

Petr Foltyn ist 56 Jahre, verheiratet, hat zwei erwachsene Töchter sowie ein Enkelkind und arbeitet in einem Bergwerk.

Petr und sein Auzzy Ostraryka.

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32 Interview Der Gebrauchshund • 2/2016

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2/2016 • Der Gebrauchshund Interview 33

Von Jürgen Rixen

DGH: Seit wann betreibst du Hundesport, und wie viele Hunde hast du in dieser Zeit ausgebildet?

Ronald Brenner (R. B.): Ich bin im Hundesport seit 1968 und seit 1970 im SV. Meine Ortsgruppe ist die OG Esslingen. Ich habe 15 Hunde ausgebildet und habe einmal eine WM, je elfmal die LGA -FCI sowie den Sieben län-der kampf, viermal die Bundes-FCI, zehnmal die LGA, achtmal die BSP sowie einmal die VDH-DM geführt.

DGH: Welchen Hund würdest du von den geführten herausstellen? Hast du einen Liebling?

R. B.: Das ist sicherlich Gerry, den ich schon als Welpen bekom-men habe. Er hat sich in all den Jahren, die ich ihn geführt habe, trieblich und charakterlich von niemandem zerstören lassen. Er ist auf den Prüfungen trieblich immer optimal gelaufen und hat nie abgebaut.

Deshalb möchte ich ihn her-ausstellen. Ich würde nicht sagen, dass er der Beste meiner Hunde war.

DGH: Warum betreibst du IPO-Sport?

R. B.: Für mich ist Hundesport eine Plattform, um Kommuni-kation mit Tieren zu betreiben. Ver haltensforschung und Tier-psychologie faszinieren mich, Hundesport, die Prüfungen und Meisterschaften sind für mich nur eine Plattform, um mich damit zu beschäftigen.

DGH: Ist das der Grund, dass du erst relativ spät an einer WM teilgenommen hast?

R. B.: Nein, das hat viele andere Gründe – auch berufliche. Ich hatte zwischenzeitlich den Hunde-sport ruhen lassen, weil es aus beruflichen Gründen nicht anders ging. Als Berufskraftfahrer hatte ich auch nicht unbedingt die Zeit.

Da war ich teilweise drei oder vier Tage unterwegs, und meine Part-nerin hat die Hunde versorgt. Unter solchen Umständen kannst du nicht auf Topniveau führen. Dazu musst du täglich trainieren. Jetzt arbeite ich bei der Bahn und habe aufgrund meiner Dienst-zeiten eigentlich optimale Mög-lichkeiten.

DGH: Du hast Gerry als Wel-pen bekommen. Deine anderen Hunden auch?

R. B.: Meinen aktuellen Hund Hutch habe ich nicht als Welpen bekommen, die meisten anderen Hunde schon. Das würde ich auch nicht mehr anders machen, weil Ersterfahrungen tief und un-auslöschbar sitzen. Man kommt in der Ausbildung immer wieder an Punkte, an denen sich der Hund an irgendein Erlebnis, an eine Problematik erinnert. Wenn ich einen Welpen selbst aufgezo-gen und ausgebildet habe, kann ich mich als Hundeführer erinnern, was da mal gewesen ist, und ein Problem besser lösen.

DGH: Das ist interessant, weil ich ja im letzten Jahr David Buss be sucht habe, der nur erwachsen gekaufte Hunde führen möchte.

R. B.: David führt seine Hunde ja auch auf einem sehr hohen

Trieblevel vor – fast schon hyper-aktiv. Das bekommt man natürlich mit Hunden, die in ihrer Jugend überwiegend dominant waren, besser hin. So ein Hund bleibt meistens – wenn er Charakter hat – dominant.

Ich mag diese Hyperaktivität aber nicht. Die steht dem Hund in den technischen Übungen im

Weg. Ich mag zwar den schnell arbeitenden Hund, er sollte aber nicht aus dem Konflikt, sondern aus einem Gehorsamsbereich heraus arbeiten.

DGH: Dirk Edler hat erzählt, dass er seine Welpen für das erste Jahr in eine Familie gibt.

R. B.: Das ist das Gleiche. Auch Bolle Ja Na Ka ist ein hyper-aktiver Hund. Ich muss Dirk ein Kompliment machen: Du siehst nur selten einen Hund, der so an der Grenze, dann aber doch tech-nisch fast perfekt arbeitet. Aller-dings konnte Dirk das auf der Welt meisterschaft nicht so zeigen. Da kam dann das Bellen in der Unterordnung usw.

Das Führen in der Hyper-aktivität funktioniert ein oder zwei Saisons, aber wenn die Hunde älter werden, zeigen dir Schäferhunde die Grenzen auf – der Malinois ist da etwas an-ders gelagert.

Der Hund weiß bald, dass es auf Prüfungen kein Futter oder kei-nen Ball gibt. Was machst du dann? Er wird nicht bis ans Ende seiner Tage ohne Bestätigung mit dir marschieren. Dann musst du ihm vermitteln, dass er aber muss. Mit einem dominanten Hund hast du dann Schwierigkeiten.

Wenn ich aber einen Welpen habe, der mich als Rudelchef akzeptiert und Respekt vor mir hat – keine Angst, sondern Res-pekt –, dann habe ich über die Jahre nicht diese Probleme.

Meine ersten Prüfungen mit einem Hund sind nie besonders gut, der Hund ist nicht ausdrucks-stark. Aber ich habe länger etwas davon. Die Beständigkeit ist hö-her. Das sieht man ja an Gerrys Punkten in Unterordnung und Schutzdienst.

DGH: Wie bildest du einen Wel-pen denn aus?

R. B.: Ich beginne mit positiven Verstärkern. Man sollte sich aber bewusst sein, dass ein Hund immer lernt. Auch wenn du ihm nichts lehren willst, er lernt etwas.Ich beginne mit Futterbestätigung bereits beim Welpen. Die Lern-geschwindigkeit zwischen der achten Lebenswoche und dem 12. Monat ist am höchsten. Spä-ter lernt ein Hund natürlich weiter, aber nicht mehr so schnell. Das nutze ich aus und versuche, dem Hund bis zum ersten Geburtstag alles beigebracht zu haben. Auch das Apportieren; er muss das Holz halten, wenn er das macht, click, Bestätigung. Dann geht es weiter mit Heben, Muskulatur anspan-nen, click, Bestätigung.

Das ist natürlich noch kein richtiges Apportieren, aber ich versuche, dem Hund bis zum 12. Monat alle Elemente gezeigt zu haben.

DGH: Das machen viele Hunde-führer. Was machst du anders?

R. B.: Ich korrigiere. Meinen jetzt sechsmonatigen Junghund bspw. trainiere ich in der Wohnung. Er

„Wir machen Raubtiere gesellschaftsfähig!“Der Gebrauchshund im Gespräch mit Ronald Brenner, WUSV-Mannschaftsweltmeister 2015.

Ronald Brenner ist 61 Jahre, ledig, liiert und hat eine Tochter. Er ist Berufskraftfahrer und jetzt im öffentlichen Dienst tätig.

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42 Reportage Der Gebrauchshund • 2/2016

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2/2016 • Der Gebrauchshund Reportage 43

Von Jürgen Rixen

Marek Cerny scheint auf den ersten Blick ein New-

comer auf der WUSV-Bühne zu sein. Bei der Weltmeisterschaft 2014 in Haguenau (Frankreich) überraschte er mit einer 98er-Un-terordnung, 2015 in Lahti (Finn-land) erreichte er mit seinem selbst gezüchteten Extreme Orex Aykmar einen tollen dritten Platz.Dabei ist der 38-jährige Tscheche durchaus erfahren. Bereits 2009 und 2010 nahm er an WUSV-Weltmeisterschaften teil. Mit dem ebenfalls aus eigener Zucht stammenden Ayk Aykmar war der Erfolg allerdings mäßig. Platz 65 und 40 erzielten die beiden damals.

Mit sieben Jahren bekam Marek einen Jagdhund, mit elf entdeckte er seine Liebe zum Deutschen Schäferhund und kam auf einen Hundeplatz. Er fand den Sport interessant, so hatten die Bemü-hungen einiger Leute, ihn für den Schaubereich zu gewinnen, keine Chance. Zwar hatte er einige Male als Helfer auf Veranstaltungen agiert, aber letztlich keinen Spaß daran gefunden. Zudem standen seine eigenen Hunde zurück. Ma-rek entschied sich, sein Hunde-sportglück lieber als Hundeführer zu suchen. Geblieben ist ihm aus dieser Zeit der „Helferschein“, den er aber nicht mehr nutzt. Heute hat er Freude an der Aufbauarbeit, und so fließen die Erfahrungen

von damals in die Ausbildung seiner und der Hunde von Sport-freunden.

Marek hat Spaß am IPO-Sport, dieser ist für ihn der „Adrenalin-Sport“. So wie er sich in seinen Anfängen nicht für die Schau begeistern konnte, so interessieren ihn heute auch keine anderen Hundesportarten oder Hunde-rassen. Marek hat zwar Erfah-rungen mit belgischen Schäfer-hunden gesammelt, der Deutsche Schäfer hund ist aber für ihn wegen seiner Vielseitigkeit das Maß aller Dinge.

Im Gegensatz zu vielen ande-ren Hundeführern, die verständ-licherweise an der bestehenden Prüfungsordnung festhalten wol-len, könnte sich Marek auch eine Erweiterung der IPO mit zusätz-

lichen Anforderungen vorstellen.Für andere Hobbys f indet

Marek kaum Zeit: „Wenn man Hundesport intensiv und auf höherer Ebene betreibt, muss man andere Hobbys aufgeben.“

Thaiboxen hat er früher ein-mal betrieben, heute züchtet er nebenbei noch Wellensittiche.

Zum Zeitpunkt unseres Besuchs hatte Marek zehn Hunde im Zwin-ger stehen: drei achtmonatige und zwei halbjährige Junghunde sowie einige Zuchthündinnen. Seit einigen Jahren züchtet er unter dem Zwingernamen Aykmar zwei Würfe im Jahr, inzwischen ist er bei „M“ angekommen.

Verschiedene Verpaarungen hat er ausprobiert, nun hat er seine

Mit Extreme Orex Aykmar zum Erfolg!Der Gebrauchshund besuchte Marek Cerny, Dritter der WUSV-Weltmeisterschaft 2015

Marek Cerny ist 38 Jahre, ledig, liiert und arbeitet in einem Bauunternehmen.

2009 führte Marek Ayk Aykmar auf der WUSV-WM in Krefeld.

Linie gefunden und ist so von ihr überzeugt, dass er nur Hunde aus eigener Zucht führt.

Trieb, gute Bewegungsabläufe und ein beeindruckendes Wesen sind für ihn wichtig. Für die Wahl der Deckrüden nutzt er das Internet, schaut Videos, lässt sich aber auch Hunde von seinen vielen Bekannten im Ausland vorschlagen. Einen Hund, der ihm in dieser „Erstsichtung“ gut gefällt, schaut er sich dann per-sönlich an.

Marek behält aus einem Wurf oft mehrere Hunde und beobachtet deren Entwicklung bis zum Alter von etwa acht Monaten. Beute-trieb ist ihm wichtig, aber auch das natürliche Interesse der Hunde, mit ihm zusammenzuarbeiten.

Im Schutzdienst wartet er bis nach dem Zahnwechsel und tes-tet dann, ob der Hund eine Ver-anlagung zum harten Griff hat. Auch ein schönes, aggressives Verbellen sollte das Tier von Na-tur aus haben.

Einen gut veranlagten Hund lässt Marek vorröntgen und beginnt danach – so der Hund gesund ist – mit dem Training. Erfahrungs-gemäß verläuft die Aus bildung bei einem guten Hund dann recht schnell.

Schlechte Erfahrungen in puncto Gesundheit hat Marek eigentlich nicht gemacht. Er achtet sehr

98 Punkte mit Extreme Orex Aykmar auf der WUSV-WM 2014.

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