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Von Jürgen Rixen DGH: Wie fühlst Du Dich als Bundessieger? Thomas Lapp (T. L.): Ganz gut. Ich hatte vorher ja immer gesagt, dass ich nicht unbedingt Bundes- sieger werden muss, denn zum Sieg braucht man Glück, die richtigen Richter, die Tagesform, das Losglück usw. Wenn der Hund umsetzt, was ich ausbilderisch erwarte, dann bin ich zufrieden. In der Vergangen- heit hat es so ja immer für die vorderen Plätzen gereicht. Ich war ein paar Mal unter den ersten zwanzig und auch ein paar Mal unter den ersten zehn. Im letzten Jahr hat alles zu- sammengepasst. Im Nachhinein freue ich mich natürlich über den Sieg – obwohl ich nicht damit gerechnet habe. Denn der Hund hatte ja bis zur Bundessieger- prüfung schon ziemlich viel gemacht und ich war im Vorfeld der Meinung, dass er im Laufe der vielen Prüfungen zu schlau ge- worden ist, um noch einmal eine ganz große Leistung abzuliefern. DGH: Du bist einer der Hunde- führer, die am längsten dabei sind. Hattest Du in den letzten Jahren die Gedanken oder das Gefühl, dass doch irgendwann einmal ein Sieg bei der BSP drin sein muss? T. L.: Nein, das hatte ich nicht. DGH: Du führst also aus Freude am Führen selbst? T. L.: Ich muss einen gewissen Spaß an dem Hund und natür- lich auch die Hoffnung haben, dass ich in irgendeiner Form ein Highlight auf der BSP bringen kann. Das Endergebnis ist für mich nicht das Ziel allein. Es ist natürlich eine große Sache, wenn man Bundessieger wird, aber die Schutzdienste mit Falk von den Wölfen haben mir ge- nauso viel gegeben. Ich bin auch immer noch nicht ganz damit zufrieden, was ich aus Falko vom Wolfsblick herausge- holt habe. Ich glaube, da geht noch viel mehr. Ich bin froh, dass ich in diesem Jahr weniger Prüfungen machen muss – ich brauche ja nur eine Quali zu machen. So kann ich ausbilderisch noch einiges verbessern. In einem Jahr, in dem du ständig Prüfungen machen musst, geht das ja nicht. Da musst du ja froh sein, wenn der Hund die Leistung, die er am Anfang des Jahres gezeigt hat, noch ein- mal abrufen kann. DGH: Was gefällt Dir noch nicht? T. L.: In der Unterordnung wün- sche ich mir, dass der Hund die Konzentration, die er in der Übungsstunde zeigt, am Prüfungs- tag besser hält. Hunde, die so viele Prüfungen gemacht haben, wissen natürlich schon, wann Prüfung ist. Dann natürlich das Voraus. Ich denke, da bin ich jetzt auf dem richtigen Weg und hoffe, dass ich das auch mal anders zeigen kann. Diesen Fehler habe ich selbst eingebaut, und das so zu zeigen hat der Hund eigentlich nicht nötig. DGH: Was geschieht nach so einem Sieg? Wurdest Du auch mit Missgunst und Neid konfrontiert? T. L.: In meinem engeren Umfeld haben sich die Leute sehr über den Sieg gefreut. Insgesamt wirst du mit Glückwünschen überrollt. Aber du bekommst natürlich schon mit, dass Leute sagen, dass es gar nicht so toll war und ein anderer Bundessieger hätte werden müssen. Okay, wenn du so wie ich viele Jahre mit oben stehst, lernst du das natürlich kennen und du lernst auch, damit umzugehen. Es gibt immer Neider. Und es gibt immer Leute, die draußen stehen, die kritisieren und die bemängeln, dass auch ein Bundessieger nicht perfekt ist. Damit musst du umgehen können. Und du musst dir selbst – um den „Ich denke, man muss einfach ehrlich mit dem Hund sein.“ Der Gebrauchshund im Gespräch mit Thomas Lapp – dem SV-Bundessieger 2007 Fotos: Jürgen Rixen 12 Interview Der Gebrauchshund 1/2008

„Ich denke, man muss einfach ehrlich mit dem Hund sein.“ 1-2008 LP.pdf · Shit, Merde“ und andere Worte in vielen Sprachen hörte ich die Teilnehmer am Ziel flu-chen. Sie hatten

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Von Jürgen Rixen

DGH: Wie fühlst Du Dich alsBundessieger?

Thomas Lapp (T. L.): Ganz gut.Ich hatte vorher ja immer gesagt,dass ich nicht unbedingt Bundes-sieger werden muss, denn zumSieg braucht man Glück, dierichtigen Richter, die Tagesform,das Losglück usw.Wenn der Hund umsetzt, was ichausbilderisch erwarte, dann binich zufrieden. In der Vergangen-heit hat es so ja immer für dievorderen Plätzen gereicht. Ich warein paar Mal unter den erstenzwanzig und auch ein paar Malunter den ersten zehn.Im letzten Jahr hat alles zu-sammengepasst. Im Nachhineinfreue ich mich natürlich über denSieg – obwohl ich nicht damitgerechnet habe. Denn der Hundhatte ja bis zur Bundessieger-prüfung schon ziemlich vielgemacht und ich war im Vorfeldder Meinung, dass er im Laufe dervielen Prüfungen zu schlau ge-worden ist, um noch einmal eineganz große Leistung abzuliefern.

DGH: Du bist einer der Hunde-führer, die am längsten dabei sind.Hattest Du in den letzten Jahrendie Gedanken oder das Gefühl,dass doch irgendwann einmal einSieg bei der BSP drin sein muss?

T. L.: Nein, das hatte ich nicht.

DGH: Du führst also aus Freudeam Führen selbst?

T. L.: Ich muss einen gewissenSpaß an dem Hund und natür-lich auch die Hoffnung haben,dass ich in irgendeiner Form einHighlight auf der BSP bringenkann. Das Endergebnis ist fürmich nicht das Ziel allein. Es istnatürlich eine große Sache,wenn man Bundessieger wird,aber die Schutzdienste mit Falkvon den Wölfen haben mir ge-nauso viel gegeben.Ich bin auch immer noch nichtganz damit zufrieden, was ich aus

Falko vom Wolfsblick herausge-holt habe. Ich glaube, da geht nochviel mehr. Ich bin froh, dass ich indiesem Jahr weniger Prüfungenmachen muss – ich brauche ja nureine Quali zu machen. So kannich ausbilderisch noch einigesverbessern. In einem Jahr, in demdu ständig Prüfungen machenmusst, geht das ja nicht. Da musstdu ja froh sein, wenn der Hunddie Leistung, die er am Anfangdes Jahres gezeigt hat, noch ein-mal abrufen kann.

DGH: Was gefällt Dir noch nicht?

T. L.: In der Unterordnung wün-sche ich mir, dass der Hund

die Konzentration, die er in derÜbungsstunde zeigt, am Prüfungs-tag besser hält. Hunde, die soviele Prüfungen gemacht haben,wissen natürlich schon, wannPrüfung ist.Dann natürlich das Voraus. Ichdenke, da bin ich jetzt auf demrichtigen Weg und hoffe, dass ichdas auch mal anders zeigenkann. Diesen Fehler habe ichselbst eingebaut, und das so zuzeigen hat der Hund eigentlichnicht nötig.

DGH: Was geschieht nach soeinem Sieg? Wurdest Du auch mitMissgunst und Neid konfrontiert?

T. L.: In meinem engeren Umfeldhaben sich die Leute sehr überden Sieg gefreut. Insgesamt wirstdu mit Glückwünschen überrollt.Aber du bekommst natürlichschon mit, dass Leute sagen, dasses gar nicht so toll war und einanderer Bundessieger hättewerden müssen.Okay, wenn du so wie ich vieleJahre mit oben stehst, lernst dudas natürlich kennen und dulernst auch, damit umzugehen.Es gibt immer Neider. Und es gibtimmer Leute, die draußen stehen,die kritisieren und die bemängeln,dass auch ein Bundessieger nichtperfekt ist.Damit musst du umgehen können.Und du musst dir selbst – um den

„Ich denke, man muss einfach ehrlichmit dem Hund sein.“Der Gebrauchshund im Gespräch mit Thomas Lapp – dem SV-Bundessieger 2007

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12 Interview Der Gebrauchshund • 1/2008

Sieg auch zu genießen – sagenkönnen: Ich bin jetzt Bundes-sieger, fertig, aus!Du kannst dir keine Gedankendarum machen, was Meier, Mülleroder Schulz darüber denken.

DGH: Nun, auch ein Bundes-sieger oder Weltmeister ist nichtperfekt. Es werden drei Abtei-lungen zusammengezählt, undim Endresultat warst Du bei derBundessiegerprüfung 2007 derBeste!

T. L.: Genau. Ich denke, dass ichschon sehr kritisch bin und meineLeistung einschätzen kann. Wennich die ganzen Jahre Revue pas-sieren lasse, war ich eigentlichmit meiner Leistung nie richtigzufrieden. Du bekommst doch alsHundeführer noch viel besser mit,was alles gut, aber auch, was vomHund alles nicht ganz einhundert-prozentig umgesetzt worden ist.Das Ziel ist, dass alles perfekt istund dass der Hund alles umsetzt,was du dir vornimmst. Das wirdaber nie realistisch werden.

DGH: War dieser Sieg für Dichdie Frucht Deiner Arbeit, oderwarst Du selbst positiv überrascht?

T. L.: Es hat mich überrascht. Ichhatte nicht an einen Sieg geglaubt.In den Jahren, in denen ich Falkgeführt habe, hatte ich schoneinmal daran gedacht, dass esklappen könnte. Aber es ist jaimmer an der Wand gescheitert.Es war mir klar, dass der Hunddie Wand nicht perfekt springt,aber dass er einmal gar nichtspringt, habe ich überhaupt nichterwartet. Wenn man davon aus-geht, dass er gesprungen wäre, hät-te es auch für ganz oben gereicht.

DGH: Wie bist Du eigentlich anFalko gekommen?

T. L.: Falko hatte ich als Welpenmit sechs Wochen für einen gutenBekannten ausgesucht. ZumZeitpunkt der Abgabe hatte derWurf aber eine Erkrankung, undmein Bekannter konnte denHund nicht nehmen. So bin ichan ihn gekommen.

DGH: Wie suchst Du einenWelpen aus?

T. L.: Ich schaue zunächst mal,ob mir der Hund gefällt, sympa-thisch, frei oder nervlich starkangekratzt ist. Letzteres mag ichnicht so sehr. Dann beobachteich, wie der Hund frisst. Und ichschaue natürlich, ob mir dieBlutlinie gefällt und ob der Hunddiese ein wenig widerspiegelt.Falko z. B. steht schon so einbisschen im Falk-Typ.Großartige Tests mache ich alsonicht. In meiner eigenen Zuchthatte ich schon Hunde, die alsWelpen gar keinen großen Triebentwickelt haben und spätersuper Hunde wurden. Und um-gekehrt!Ich denke nicht, dass ein Welpebeispielsweise unbedingt in einLeder beißen muss, sodass manihn damit hochziehen kann. Soetwas mache ich nicht.

DGH: Du hast mit Falk von denWölfen und Ahron von GranitRose Vater und Großvater DeinesBundessiegers selbst geführt. Wiewichtig ist Dir so eine durch-gehende Linie?

T. L.: Du kennst natürlich dieHunde und kannst an ähnlicheVerhaltensweisen anknüpfen.Wenn du Hunde aus einer Liniehast, ist die Wahrscheinlichkeitsehr groß, dass auch eine gewisseÄhnlichkeit vorhanden ist.Ich versuche aber immer, dieAusbildung auf die Individualitätdes Hundes auszurichten. Ichhabe kein festes Schema, in dasalle Hunde reingepresst werden.Ich sehe einen Hund und ent-wickle einen Plan, wie ich ihnausbilden kann.Dann habe ich natürlich auchden Vorteil, zu sehen, welcheHündinnen von den Hunden ge-deckt wurden. Bei den Hündinnen,die mir gefallen und wo die Blut-linien zusammenpassen, schaueich immer mal wieder nachWelpen.

DGH: Wie ist es in diesem Fall?Welche Gemeinsamkeiten zwi-schen Ahron, Falk und Falko gibtes?

T. L.: Ich denke, dass Falk einMischprodukt aus Vater undMutter ist. Ahron hatte sehr vielDominanz, aber auch einen

Thomas Lapp ist 46 Jahre, verheiratet und hat einen Sohn.

Thomas Lapp mit Falko vom Wolfsblick.

1/2008 • Der Gebrauchshund Interview 13

wahnsinnig hohen Beutetrieb,der in der Ausbildung und spe-ziell im Schutzdienst alles über-lagert hat.Falks Schutzdienst gründet inerster Linie auch auf einem hohenBeutetrieb, aber er hat auch einerelativ hohe Grundaggression –eine Beuteaggression, die meinerAnsicht nach die Mutter einge-bracht hat.Bei Falko ist dieser Aggressions-bereich noch ein wenig gesteigert.Ich vermute, durch die Chicco vonder Fasanerie-Linie. Falko ist einHund, bei dem der Schutzdienstvon Anfang an relativ ernst war.Er hat einen sehr hohen Beute-trieb, welcher auch den Schutz-dienst weitgehend bestimmt.Aber es ist immer auch eine ge-wisse Ernsthaftigkeit dabei.

DGH: Wie siehst Du in der Zuchtdie Mütter?

T. L.: Meiner Ansicht nach sinddie Mütter in der Zucht sehr ent-scheidend. In der Schäferhund-zucht spielt sich ja sehr viel überden Rüden ab. Man fragt immer,wer ist der Vater von dem Hund?Für mich sind die Hündinnen

sehr ausschlaggebend. Wenn dieHündin das Potenzial nicht hat,ist es meiner Ansicht nach sehrschwierig.Mein Ziel ist, aber da bin ichzüchterisch auch noch nicht an-gekommen, eine Mutterlinie zubekommen. Wo man also dieMutter, die Großmutter und dieUrgroßmutter kennt. Dann hastdu natürlich eine größere Über-sicht über die positiven und auchnegativen Dinge. Es ist doch ganznormal, dass es nichts Positives

ohne etwas Negatives gibt. Wich-tig ist, dass man alles kennt.

DGH: Wenn man diese Linien-zucht einmal aus psychologischerSicht betrachtet: Ist es nicht so,dass man bezüglich der Vererbungvon Verhaltensweisen sehr vielsehen will?

T. L.: Das ist natürlich so. Diepositiven Eigenschaften werdenauf den Vater projiziert und dienegativen sieht man gar nicht.

Falk hat ja sehr viel gedeckt. Inseiner Nachzucht gibt es sicherauch Negatives. Mir wäre esnatürlich am liebsten, wenn dasnicht so wäre, aber das ist nunmal nicht so. Im Großen undGanzen hat er doch recht vieletypähnliche Hunde vererbt.Bei Ahron war das leider nichtganz so. Da gibt es einzelneHunde, die Ahron-typisch sind,aber es ist nicht so durchgehendwie bei Falk.Obwohl der Ahron-Typ überGenerationen über Neumann’sJanko und über Brutus vomgrauen Stern, der auch in diesemTyp stand, hätte gefestigt seinmüssen. War es aber nicht.

Mein Conner von der Staatsmachtist ein Falk-Sohn, steht auch imAhron-Typ – er ist einer der ganzwenigen Falk-Söhne, die imAhron-Typ stehen – und vererbtganz dominant seinen Typ. Esgibt wahnsinnig viele Conner-Söhne, die du auf den erstenBlick erkennst.Ähnlich war es auch bei Falk. Erhat seinen Typ, seine Farbe undseine Eigenarten schon sehrstark vererbt.

Thomas Lapp mit Falk von den Wölfen bei der SV-BSP 2002.

14 Interview Der Gebrauchshund • 1/2008

„LVon Michael Schreiner

asst mich sterben, warumtue ich mir das eigentlich

an? Shit, Merde“ und andereWorte in vielen Sprachen hörteich die Teilnehmer am Ziel flu-chen. Sie hatten den 9. CanineBiathlon in Geilenkirchen hintersich gebracht.

Was ist ein Canine Biathlon?Eigentlich eine Mischung ausVPG, Agility und Crosslauf. ImGegensatz zu den hier erwähntenSportarten, bei denen immer nureiner, der Hund, arbeiten muss,ist beim Biathlon die Belastungfür das gesamte Team Hund/Mensch gegeben. Hier kannschon das zu frühe oder zu späteAbleinen des Hundes zu Punkt-abzug führen.

Diese Sportart f indet auch inDeutschland immer mehr An-hänger, denen der VPG Sport zueintönig und der Weg zu denRingsportplätzen zu weit ist. Inder Schweiz gibt es richtigeMeisterschaften, Frauen undJugendliche können dort in einereigenen Klasse starten.

Der Canine Biathlon in Geilen-kirchen ist als Ersatzveranstaltungfür die Diensthundemeister-schaften von Polizei, Zoll undanderen Bundeseinrichtungengedacht, da deren Vergleichs-wettkämpfe und (Deutsche)Meisterschaften leider alle demRotstift zum Opfer fielen. So be-stand die Gefahr, dass die alteTradition der Leistungsvergleicheim Diensthundebereich sang-und klanglos von der Bildflächeverschwinden würde.Wenn, ja wenn es nicht ein paarHunde-Verrückte in der SecuritySquadron der Nato-Airbase ge-geben hätte. Unter der Feder-führung der NATO leben nundiese Wettkämpfe in eineranderen Art weiter und sindein beliebter Treff für Dienst-hundeführer aus ganz Europa

geworden. Beim Canine Biathlonist ein 8,5 Kilometer langerParcours mit kurzen steilen Auf-stiegen, Tümpeln und Hindernis-sen zu bewältigen. 16 Stationenmit Aufgaben aus dem Bereichder Security fordern Höchst-leistungen von Hund und Hunde-führer.Am Tag vor dem Wettkampfgingen Richter und Helfer mitden Teilnehmern den gesamtenParcours ab und erklärten die Auf-gabenstellung und Bewertungenan den einzelnen Stationen. DasScheitern an einer Aufgabe führtzu Strafrunden, Strafzeiten oderPunktabzug.Drei Richter an jeder Stationnahmen die Zeiten und ermög-

lichten es, dass mehrere Hunde-führer eine Aufgabe gleichzeitiglösen konnten.

108 Teilnehmer aus Tschechien,Lettland, Slowenien, Niederlande,Schweiz, Frankreich, Litauen, Un-garn und natürlich Deutschlandgingen 2007 in den Wettkampf.Die schnellste Zeit auf der Streckebei den Frauen erreichte mit48:26 Minuten Karin Leutholdvom Biathlon Team Swiss, bei denMännern erreichte mit 37:05 Min.Valdis Biskovskis von der Grenz-polizei Lettland die Bestzeit.

Für jeden Sportler sind dasauf den ersten Blick keine Top-zeiten, denn umgerechnet wären

das fast sechs Minuten pro Kilo-meter bei den Frauen und fünfMinuten bei den Männern. Dochdie Strecke hatte es in sich, somancher Hundeführer ging anseine oder an die Leistungs-grenze seines Hundes. Taktik warauf der ganzen Strecke gefragt.Jeder, der seine Kräfte über-schätzte oder sie falsch einteilte,musste auf der Strecke kleinbeigeben.

Am Samstagmorgen ab 8:00 Uhrgingen die Teilnehmer im Abstandvon drei Minuten an den Start.Das erste Hindernis war eineganz normale Treppe mit dreiStufen – für kein Team ein Pro-blem, doch das war erst derAnfang. Dann kam gleich daserste anspruchsvolle Gerät, eineTreppe, die aus 10 cm breitenStufen mit 70 cm Abstand und30 cm Aufstieg bestand. Für dieLäufer war das kein ernstes Hin-dernis, da der Abstand ungefähreiner Schrittlänge entsprach. Fürdie Hunde war es schon schwie-riger, denn hier musste die Ko-ordination von Vorder- undHinterläufen zum Tempo desHundeführers passen. EtlicheHunde rutschten ab oder sprangeneinfach darüber, was natürlich zuPunktabzug führte.

Prellungen,Zerrungen und Muskelkrämpfe!Der 9. Canine Biathlon auf der Nato-Airbase in Geilenkirchen forderte von denTeilnehmern höchste Leistungsbereitschaft.

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1/2008 • Der Gebrauchshund Reportage 31

Es folgte ein Auto, welches vonlinks nach rechts durchquertwerden musste. 50 Meter bis zurnächsten Aufgabe: ein kurzer,aber steiler Aufstieg. Hier mussteder Hund getragen werden undzum Abschluss auf einen Tischgestellt werden. So mancher ver-wünschte das Gewicht seinesHundes nach dieser Station.

An der Fahrradstation musstenzwei Runden mit einem Spezial-rad gefahren werden und derHund nebenher laufen. Nicht-Absitzen des Hundes beim Auf-und Abstieg am Fahrrad sowieZiehen an der Leine während desFahrens wurden mit Punktabzuggeahndet.

Übrigens konnten die Zuschauerdie gesamte Strecke mitgehen,die Teams anfeuern und unter-stützen. Auch so manche Kraft-nahrung wechselte den Besitzer.

Dann erwartete die Teams einÜberfall eines Scheintäters imVollschutzanzug, der aus demWald heraus den Hundeführerangriff. Der Hund hatte den Über-fall wirkungsvoll zu vereiteln.Griffe in Arm, Schenkel undSchienbein waren hier ebensoerlaubt wie der Griff in denOberarmmuskel. So entstandinternationales Flair, denn inanderen Ländern haben dieDiensthunde den Täter so außerGefecht zu setzen.An dieser Station waren mehrereHelfer eingesetzt, um ein Auf-laufen der Teams zu verhindern.Richter und Zuschauer konntendie Kampfhandlungen im Abstandvon zwei Metern beobachten.

Nach fünfhundert Meter Lauf-strecke bildete eine zwei Meterhohe Wand das nächste Hinder-nis. Diese musste zum Glück nurder Hund überwinden. Für dieHunde war die senkrechte

Kletterwand kein Problem. Manhörte richtig, wie sich die Krallenin das Holz gruben und die Hundedas Hindernis mit Leichtigkeitbewältigten.

Erneut eine Trageübung. Mit demHund auf der Schulter oder aufdem Arm musste schnellstmög-lich über Autoreifen gegangenwerden, wobei das Auftreten aufden Mantel wieder mit Punktab-zug geahndet wurde. Es sollte nurin die Reifen getreten werden!Zum Abschluss wurde der Hundauf einem Tisch abgesetzt. Dortsollte er drei Sekunden verharren.

Schießen. Der Hund kam in eineBox, und der Hundeführer musstenoch völlig außer Atem mit derPistole fünf Schuss auf eine50-cm-Scheibe in 25 Meter Ent-

Achtung!!!Top Verbindung für Leistungssportler

Schäferhundwelpen5 Rüden und 2 Hündinnen

Abgabe ab dem 05.03.2008

V: Jimbeam von Talka Marda a1, Kkl. 1, SchH 3, IP 3, ZW: 76Dago vom schwarzen Pegasus, Quaste von Ankerütt,

Troll v. d. bösen Nachbarschaft, usw.

(Bruder von Javier (Universalsieger 2007))

Ein triebstarker, selbstbewusster Rüde mit hervorragendem

Griffverhalten

M: Ixi vom Oberhausener Kreuza1, Kkl. 1, SchH 3, IP 3, FH 1, LM 04, ZW: 79(Wotan Bärenfang, Vroni/Mücke Oberhausener Kreuz,

Alf vom Issumer Deich, Geronimo vom Petze,

Arek Stoffelblick, Gildo Körbelbach, usw.)

eine sehr schnelle und triebstarke Hündin, mit

hervorragendem Wesen und Griffen

Ralf Ulrichskötter, Rolandstr. 38, 46045 OberhausenTel.: 0172 - 2 90 23 86

mail: [email protected]

32 Reportage Der Gebrauchshund • 1/2008

fernung abgeben. Jeder Fehlschussbedeutete eine Strafrunde von200 Meter Länge, die mit Hundzu laufen war.

Gleich nach den Strafrundentrafen die Teilnehmer auf vieraneinandergestellte Traktor-reifen, die bis an die Oberkantemit Wasser gefüllt waren undderen Ein- und Ausgänge miteinem Tarnnetz zugehängt waren.Auch hier stellte sich wieder –wie beim ersten Hindernis, demAuto – die Frage, wer das Hin-dernis zuerst bewältigen sollte:Hund oder Hundeführer? Trak-torenreifen können durch ihreharte Gummimischung an derHandinnenfläche höllisch weh-tun, und auch die Knie reagierenentsprechend auf Schmerzreize.

Aus dem einen Hindernis ge-klettert, trafen die Teilnehmerdirekt auf das nächste: drei hinter-einander aufgestellte rechteckigeTunnel, die eine Steigung von30 Grad aufwiesen.Es ging weiter durch einen Grabenmit knöcheltiefem Schlamm,unter einer Abdeckung hindurchund über eine Freifläche zu einer

weiteren Kampfhandlung, einerlangen Flucht. Bei dieser mussteder Hund auf Hörzeichen wiederablassen und zu seinem Hunde-führer laufen. Der Weg durfte erst

DSH Zwinger„vom Staufener Schlossberg“

4,3 dunkelgrau-braune WelpenMitte März abzugeben

Inzucht: Yoschy von der Döllenwiese 3-5

Vater: Ellute von der Mohnwiese,SchH 3, 2x BSP, ZW 83, SG, a-normal(Tom van´t Leefdaalhof, Aline von der Mohn-

wiese, Yoschy von der Döllenwiese)

Mutter: Josy vom Staufener SchlossbergSchH 1, ZW 82, G, Ed + a-normal(Kai vom Prälatenwald,SchH 3, ZH 2, SpH, LGA,

Olex de Valsory, Eros von der Kine, Fado von

Karthago)

Gerd J. FischerBürgelnstr. 37

79379 MüllheimTel.: 0 76 31 - 17 01 92

www.staufener-schlossberg.de

1/2008 • Der Gebrauchshund Reportage 33

A

Von Hans-Dieter Beckmann,Leiter derZollhundeschule Bleckede

ls die Zollhundeschule am06.01.1958 ihren Lehrbe-

trieb im reizvollen StädtchenBleckede aufnahm, ahnte damalsnoch keiner, dass 50 Jahre späterdie Bildungsstätte weit über dieGrenzen Deutschlands hinausbekannt und beliebt sein wirdund einen ausgezeichneten Rufim In- und Ausland genießt.

Auf der Suche nach einem neu-en geeigneten Standort für dieDiensthundeausbildung in derBundeszollverwaltung wurdeman 1957 im ElbestädtchenBleckede fündig, fand man dochhier ein ideales bundeseigenesGelände in der ehemaligen An-lage der Kriegsmarine im Ölhofvor. War man in den bisherigenZollhundeschulen nur sparta-nische Verhältnisse gewohnt, sozog die Belegschaft nun in einenfür die damalige Zeit modernenNeubau ein.Die Stadt Bleckede tat ein Üb-riges, den Wünschen und Vor-stellungen der Zollverwaltungin jeder Beziehung entgegenzu-kommen und mit Rat und Tat zuhelfen.Das sehr gute Verhältnis zwischenStadt und Zollhundeschule, dasvom ersten Tag an herrschte, istbis heute unverändert erhaltengeblieben.

Voll Tatendrang gingen 1958 diedamaligen Kollegen sogleichans Werk, galt es doch, mehr als2000 Zollhunde in den beidenAusbildungsstätten Bleckede undNeuendettelsau aus- und fort-zubilden.Seither besuchten fast 27.000 Zoll-beamte mit ihren Diensthundendie Ausbildungsstätte. Aber auchdie Hamburger Justizverwaltunglässt ihre Rauschgiftspürhundevon der Zollhundeschule Ble-ckede aus- und fortbilden.

Zusätzlich wurden bis 1995 auch

Diensthundelehrwarte und Dienst-hunde des damaligen Bundes-grenzschutzes von den achtStammlehrern der Zollhunde-schule geschult.Bis eine neue Ausbildungsstättein Ahrbergen bei Hildesheimgefunden wurde, bildete auchdie Niedersächsische Schutz-polizei ihre Schutzhunde vor-übergehend in Bleckede aus.

Im Wege einer Verwaltungsver-einbarung teilen sich seit Septem-ber 1999 Bundeszollverwaltungund Bundespolizei gemeinsamdie Ausbildungsstätte. Dies trägtmit zur effektiven Auslastung derSchule bei.

Seit 1958 haben sich die Auf-gabenschwerpunkte in derZollhundeausbildung laufendverändert. Durch Technisierungsowie Personalverminderungging auch der Bestand an Dienst-hunden in der Bundeszollver-waltung stetig zurück. Die ge-stellten Anforderungen wurdenjedoch anspruchsvoller.

Die bisherigen 5 LeiterZollrat Hans-Joachim Hitschold(06.01.1958 bis 31.03.1968),Zollamtmann Kurt Sperrle(01.04.1968 bis 31.08.1972),Zollamtsrat Gerhard Reichelt(01.09.1972 bis 31.01.1988),Zolloberamtsrat Horst Linke

(01.02.1988 bis 30.06.2002) undZolloberamtsrat Hans-DieterBeckmann (seit 01.07.2002 imAmt)fanden immer wieder passendeAntworten, auf die stetig ver-änderten Einsatzbedingungenfachlich zu reagieren.Unvergessen sei hier nur der Wie-deraufbau des Diensthundwesensin den neuen Bundesländern nachder Wiedervereinigung Deutsch-lands ab dem Jahre 1990 genannt.

Dies Wissen wird auch gerne anandere weitergegeben.Seit 1994 wurden an der Zoll-hundeschule Bleckede Rausch-giftspürhunde für Litauen,Bulgarien, Rumänien, Mazedo-

50-jähriges Bestehen der Zollhunde-schule BleckedeErfolgsgeschichte einer etwas anderen Bildungsstätte

nien, Ukraine, Kasachstan undRussland im Rahmen von EU-Programmen aus- und fortgebildet.Daneben wurden von Stamm-lehrern und der Leitung der Zoll-hundeschule Aufbauhilfen vorOrt bei dem Neubau des Zoll-hundewesens in Bulgarien undKasachstan geleistet.Fachkundige Besucher aus derganzen Welt schauen immerwieder bei der Diensthunde-schule vorbei, um sich über dasdeutsche Zollhundewesen zuinformieren.

Wer mehr über die Ausbildungs-stätte wissen möchte, sollte sichden 04. Mai 2008 vormerken.An diesem Sonntag öffnet sichdie Zollhundeschule zu einemTag der offenen Tür für Besucher.Neben preiswertem Essen undGetränken wird auch ein unter-haltsames Programm angeboten,Zollhundevorführungen inklusive.Info: 0 58 52 - 97 98 19

36 Reportage Der Gebrauchshund • 1/2008

1/2008 • Der Gebrauchshund Interview 37

Von Jürgen Rixen

DGH: Wie lautet die genaue Be-zeichnung Ihrer Hundeschule?

Hans-Dieter Beckmann (H.-D. B.):Nach einer Umorganisation inunserer Verwaltung heißen wirseit dem 1. Januar 2008 jetztBildungs- und Wissenschafts-zentrum der Bundesf inanz-verwaltung, Dienstort Bleckede– Zollhundewesen.

DGH: Die Schulen in Bleckedeund in Neuendettelsau sind dieeinzigen Diensthundeschulendes Zolls bzw. der Bundes-finanzverwaltung?

H.-D. B.: 1958 hat man eineZentralisierung herbeigeführt.Die Ausbildungsstätte Bleckedeist für den nördlichen BereichDeutschlands zuständig, d. h.,Diensthundführer kommen ausden Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Bremen, Hamburg,Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein,Brandenburg, Sachsen-Anhaltund Berlin zu uns.Die Kollegen aus den übrigenBundesländern werden inNeuendettelsau ausgebildet.

DGH: Wie verläuft die Aus-bildung?

H.-D. B.: Die Bundeszollver-waltung hat zwei Ausbildungs-sparten. Die Hunde der Ge-brauchshunderassen bekommeneine Schutzhund- und eine Spür-hundausbildung. Diese Hundekommen zusammen mit ihrenHundeführern zuerst für dieSchutzhundausbildung zu ei-nem dreiwöchigen Grund-lehrgang und dann fünf Wochenzu einem Abschlusslehrgang mitPrüfung zu uns. Die Hunde sinddanach als Hilfsmittel der körper-lichen Gewalt einzusetzen.Die Spürhundausbildung bei unsist sehr vielschichtig. Wir habendie aktiv und passiv anzeigenden

Rauschgiftspürhunde, die Spreng-stoff- und Waffenspürhunde, dieBargeldspürhunde, die Tabak-spürhunde und als neueste Er-rungenschaft Lebensmittel- undArtenschutzspürhunde. Die Aus-bildung dieser Hunde besteht inder Regel aus einem Grundlehr-gang von vier Wochen und einemWeiterbildungslehrgang vonebenfalls vier Wochen. Wobei dieAusbildungsabläufe der Spür-hunde teilweise unterschiedlichsind. Die Rauschgiftspürhundez. B. werden in den ersten vierWochen auf leichte Drogen wieHaschisch und Marihuana kon-ditioniert. In der zweiten Phasewerden sie auf die harten Drogenwie Heroin, Kokain, Amphet-amine usw. eingestellt.

DGH: Welche Rassen bilden Sieaus?

H.-D. B.: Die Diensthunderassensind einmal vom Arbeitskreis derdiensthundehaltenden Behördenin Deutschland definiert worden.Von diesen bilden wir Deutscheund Belgische Schäferhunde,Airedale Terrier, Riesenschnauzerund Rottweiler aus. Die anderenRassen sind bei uns derzeit nichtvertreten.Im Bereich der Spürhunde habenwir viele verschiedene Rassen.Das geht los bei Retrievern und

Weimaranern, Cockerspaniel,Jack Russel Terrier, Foxterrierusw. Also sämtliche Rassen – undauch Mischlinge –, die einen über-durchschnittlichen Spieltriebmit entsprechender Ausdauersowie ein sehr selbstsicheres Um-weltverhalten mit entsprechenderBegehungssicherheit haben.

DGH: Sie erwähnten eine neueSparte in der Spürhundaus-bildung, den Lebensmittel- undArtenschutzspürhund.

H.-D. B.: Ja, diese Hunde warenleider noch nicht so in der Presse.Ich hoffe, das kommt noch. Mitder Ausbildung der Lebensmittel-spürhunde haben wir 2006 be-

gonnen. Es gibt ja bestimmteEinfuhrverbote, und um in diesemBereich – speziell auf Flughäfen– noch besser kontrollieren zukönnen, haben wir die gute Nasen-veranlagung des Hundes ausge-nutzt und Lebensmittelspürhundeausgebildet, die auf den Flug-häfen in erster Linie zur Koffer-absuche eingesetzt werden.Diese Hunde haben wir im Jahr2007 in großer Form weiterkonditioniert. Wir haben probiert,wie viele verschiedene Duftstoffeder Hund überhaupt aufnehmenkann, und sind ganz stolz, dassdiese Hunde nun ca.15 verschie-dene Duftstoffe suchen. DieseArtenschutzspürhunde zeigenKaviar, Elfenbein, Reptilien,Felle, Federn usw. an.Dazu haben die Kollegen inNeuendettelsau eng mit demNürnberger Zoo zusammenge-arbeitet. Wir haben uns eigenes,„totes“ Material besorgt. ImPraxiseinsatz hatten wir mitdiesen Hunden schon großeErfolge und konnten bereitseiniges beschlagnahmen.

DGH: Haben Sie auch dasFährten – für die Verfolgungeiner Person – im Ausbildungs-programm?

H.-D. B.: Es ist zwar noch inunserem Ausbildungsprogrammenthalten, aber wir machen es

„Unsere neueste Errungenschaft:Lebensmittel- und Artenschutzspürhunde“Der Gebrauchshund im Gespräch mit Zolloberamtsrat Hans-Dieter Beckmann –dem Leiter der Zollhundeschule Bleckede

Zolloberamtsrat Hans-Dieter Beckmann

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nicht mehr. Hier ist in erster Liniedie Zuständigkeit der Polizei ge-geben. Die Bundeszollverwaltunghat eine andere Zielsetzung.Unsere Hunde werden in derRegel so gar nicht eingesetzt,und wir haben beschlossen, dasnicht mehr auszubilden, wenndie Einsatzdienststellen es nichtausdrücklich fordern.

DGH: Wie viele Diensthundegibt es beim Zoll?

H.-D. B.: Es gibt etwa 550Diensthunde bei der Bundeszoll-verwaltung. Durch Technisierungist die Anzahl in den letzten Jahrenzurückgegangen. Aber dieser Standist vom Ministerium so gewünscht.

DGH: Wie verteilt sich daszwischen den Schutz- und denreinen Spürhunden prozentual?

H.-D. B.: Es sind 43 % duale Hun-de der Gebrauchshunderassen mitSchutz- und Spürhundausbildungsowie 57 % reine Spürhunde, dienicht aus den Gebrauchshunde-rassen stammen.Wir weichen damit von anderendiensthundhaltenden Behördenab, weil die doch überwiegendSchäferhunde und andere Ge-brauchshunderassen im Einsatzhaben. Wir haben einen anderenAufgabenbereich und reagierenstark auf die Praxis, d. h., unsereHunde werden z. B. an Flughäfenauf den Transportbändern oderauch auf Schiffen eingesetzt.Deshalb wählt jede Dienststelleden passenden Hund für sich.Das können dann auch kleineHunde sein, die die Hundeführerbesser hochheben können.Andere Dienstbereiche benötigeneinen Schutzhund, der eine ab-schreckende und schützende Funk-

tion hat. Da sind Deutsche Schä-ferhunde und Malinois gefragt.Bei uns geht die Tendenz wiederzum Deutschen Schäferhund hin,weil die Kollegen erkannt haben,dass er für unseren Bereich sehrgut geeignet und vom Wesen herein ausgeglichener, nervenstarkerund selbstsicherer Hund ist.Hochtriebige Hunde sind zudemauch von den vielen jungen undnoch nicht so erfahrenen Hunde-führern und -führerinnen, die esbei uns gibt, nicht so leicht zuhandeln.

DGH: Wie kommen die Hunde-führer an ihre Hunde?

H.-D. B.: Da gibt es verschie-dene Möglichkeiten. Die Bundes-zollverwaltung hat in ganzDeutschland Diensthundelehr-warte eingesetzt, die für einengewissen Bezirk zuständig sind.Das sind erfahrene Zollhunde-führer, die bei uns ausgebildetworden sind und die über einenlängeren Zeitraum eine Spezial-ausbildung absolviert haben. Siesind vor Ort für die Betreuungvon maximal 20 Diensthundenzuständig, betreiben Aus- undFortbildung vor Ort und sind inder Regel auch für den Ankaufvon Diensthunden verantwortlich.Natürlich kann der Diensthund-führer auch einen Hund als Wel-pen kaufen, auf eigene Kostenund Risiko aufziehen und derVerwaltung dann anbieten. Aberin der Regel ist es so, dass dieDiensthundelehrwarte Hundeankaufen.

DGH: Wie viele Welpen bzw. er-wachsene Hunde kaufen Sie an?

H.-D. B.: Welpen kaufen wir nichtan. Normalerweise kaufen wir

Hunde im Alter von 12 bis 18Monaten. Dann haben sie einAlter, in dem wir die trieblicheVeranlagung und auch den Ge-sundheitszustand einschätzenkönnen.

DGH: Das ist interessant. DieLandespolizeischule NRW inStukenbrock ist ja vor einigenJahren dazu übergegangen, selbstzu züchten. Setzt also ganz aufWelpen. Nicht zuletzt auch, weilHunde in entsprechender Qua-lität teuer sind.

H.-D. B.: Die Schule betrachtetaber wohl die Personalkostennicht ganz so wie wir als Teil derBundesfinanzverwaltung. Nähereskann ich aber dazu nicht sagen,da ich hier keinen Einblick habe.Natürlich will ich die Vorteileeiner eigenen Zucht nicht vonder Hand weisen, wenn guteHündinnen vorhanden sind.Wir haben es hier vor Jahreneinmal mit einer Cocker Spaniel-Zucht versucht. Das hat sich abernicht bewährt. Wir mussten dieGesamtausbildungskosten be-rücksichtigen, also auch diePersonalkosten des für die Zucht

verantwortlichen Betreuers.Also, ich verkenne nicht, dass dieKollegen der PolizeihundeschuleNordrhein-Westfalen gute Hundezüchten. Unsere Kollegen kaufendort auch immer häufiger Welpenund ziehen sie zunächst privatgroß. Das klappt in der Regelauch alles sehr gut, und dieWelpen werden bei uns in Dienstgestellt. Aber den Personalauf-wand einer eigenen Zucht haltenwir für zu hoch.

DGH: Die angekauften Hundekommen aus Privathand unddem Sportbereich?

H.-D. B.: Aus dem Sportbereichweniger. Das gibt unser Budgetnicht her. In erster Linie bekom-men wir Hunde von Züchternund Händlern. Da haben wirgegenüber anderen Behördenden Vorteil, dass wir bundes-weit organisiert sind und über-all unsere Lehrwarte haben, dieschauen, wo wir Hunde bekommenkönnen. Diese Informationsdichteist ein großer Vorteil für uns.Zudem führen unsere Kollegenzum Teil auch Sporthunde undhaben da ihre Verbindungen.

Klassische Verbellsituation eines Schutzhundes.

38 Interview Der Gebrauchshund • 1/2008