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Nancy Denecke hat ihr Handwerk gelernt. Während der dreijährigen Lehre bei Schäfermeister Gerd Jahnke hat die junge Frau Si- tuationen wie diese mehrfach in ihrem Hütealltag gemeistert. Und dieses ist nicht das erste Bundesleistungshüten, in dem sie Bewährung sucht. Während sie ins enge Gehüt einzieht, hat sie die 350 graugehörnten Heid- schnucken im Blick, gibt Haupt- hund Aiko Sichtzeichen mit der Schäferschippe. Wieder steht der Rüde, die Tiere umlaufen ihn rechtwinkelig. „Kein Hund anderer Rassen zeigt in dieser Position die Ausstrahlung wie der Deutsche Schäferhund“, weiß Züchter Gerd Jahnke. Er züchtet unter dem Zwingernamen „aus der Glockenbergschäferei“ Herdengebrauchshunde (HGH), deren Exterieurmerkmale an- nähernd denen der sogenannten Hochzucht entsprechen. „Zu zwei Dritteln kommen Aikos Vorfahren jedoch aus Leistungslinien“, klärt Jahnke interessierte Zuschauer auf. Wie auch der Schutzhund muss der Herdengebrauchshund über einen ausgeprägten Beute- trieb verfügen, gepaart mit innerer Ruhe. Beides sind Komponenten, die den selbstständig arbeitenden HGH ausmachen. „Aber all das funktioniert nicht ohne eine ge- hörige Portion Belastbarkeit wie auch die genetisch verankerte Be- reitschaft zum Grundgehorsam“, so Jahnke weiter. Es ist der zweite Tag des SV- Bundesleistungshüten 2008, das von der Landesgruppe Nieder- sachsen im Herzen der Lüne- burger Heide durchgeführt wird. Ausrichter vor Ort ist die Orts- gruppe Lintzel. Auf den Stoppelfeldern der Ellerndorfer Wacholderheide, die dem SV zur Verfügung gestellt wurde, hat man Zweige aus- gebracht, die den 350 Schafen zur Futteraufnahme dienen. So auch im engen Gehüt mit einer Breite von 30 Metern, in dem sich die Herde mittlerweile be- wegt. Die Schäferin befindet sich im letzten Drittel, die Schafe be- Form follows function Peter Brückner gewann mit Fanny vom Hexengrund das SV-Bundesleistungs- hüten 2008, welches vom 5. bis 7. September in Niedersachsen stattfand. G Von Achim Hügel espannt steht Aiko aus der Glockenbergschäferei an der rechten Seite des Pferches. Noch ist die Herde ruhig, die Bewegungstendenz weist in Richtung Gatteröffnung. Schäferin Nancy Denecke hat Kontakt mit den Schnucken aufgenommen, ist im Begriff, den Pferch zu öffnen. Aiko kennt das Ritual, wartet aber noch auf Hör- und Sichtzeichen. „Hopp!“ Ihre Stimme ist alles andere als laut, das Signal für den vierjährigen Rüden aber ein- deutig: Er darf arbeiten! Fast explosionsartig zeigt er den vorbildlichen Hürdensprung, kontaktiert die Herde und – sticht hinein. Die von Natur aus sensiblen Heidschnucken werden unruhig, drängen zum Ausgang. Die 22-jährige Schäferin bewahrt Souveränität, Aiko und Beihund Yessi stehen, und sofort kehrt Ruhe in die nun ziehende Herde ein. Die Mensch-Hund-Harmonie, die sich im Verhalten des Gehüts widerspiegelt, kann das Publikum nachempfinden. Nancy Denecke und ihre Hunde Aiko und Yessi aus der Glocken- bergschäferei. Furche wehren … Fotos: Achim Hügel 6 SV-Bundesleistungshüten Der Gebrauchshund 4/2008

Fotos: Form follows function - der-gebrauchshund.de 4-2008 LP.pdf · Aiko und folgt auf Abruf zum Einpferchen. „Eine vorzügliche Leistung!“, kommentiert Leis-tungsrichter Klaus

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Nancy Denecke hat ihr Handwerkgelernt. Während der dreijährigenLehre bei Schäfermeister GerdJahnke hat die junge Frau Si-tuationen wie diese mehrfach inihrem Hütealltag gemeistert.Und dieses ist nicht das ersteBundesleistungshüten, in demsie Bewährung sucht. Währendsie ins enge Gehüt einzieht, hat

sie die 350 graugehörnten Heid-schnucken im Blick, gibt Haupt-hund Aiko Sichtzeichen mit derSchäferschippe. Wieder stehtder Rüde, die Tiere umlaufenihn rechtwinkelig. „Kein Hundanderer Rassen zeigt in dieserPosition die Ausstrahlung wie derDeutsche Schäferhund“, weißZüchter Gerd Jahnke. Er züchtetunter dem Zwingernamen „ausder Glockenbergschäferei“Herdengebrauchshunde (HGH),deren Exterieurmerkmale an-nähernd denen der sogenanntenHochzucht entsprechen. „Zu zweiDritteln kommen Aikos Vorfahrenjedoch aus Leistungslinien“, klärtJahnke interessierte Zuschauerauf. Wie auch der Schutzhundmuss der Herdengebrauchshundüber einen ausgeprägten Beute-trieb verfügen, gepaart mit innererRuhe. Beides sind Komponenten,die den selbstständig arbeitendenHGH ausmachen. „Aber all dasfunktioniert nicht ohne eine ge-hörige Portion Belastbarkeit wieauch die genetisch verankerte Be-reitschaft zum Grundgehorsam“,so Jahnke weiter.

Es ist der zweite Tag des SV-Bundesleistungshüten 2008, dasvon der Landesgruppe Nieder-sachsen im Herzen der Lüne-burger Heide durchgeführt wird.Ausrichter vor Ort ist die Orts-gruppe Lintzel.Auf den Stoppelfeldern derEllerndorfer Wacholderheide, diedem SV zur Verfügung gestelltwurde, hat man Zweige aus-gebracht, die den 350 Schafenzur Futteraufnahme dienen. Soauch im engen Gehüt mit einerBreite von 30 Metern, in demsich die Herde mittlerweile be-wegt. Die Schäferin befindet sichim letzten Drittel, die Schafe be-

Form follows functionPeter Brückner gewann mit Fanny vom Hexengrund das SV-Bundesleistungs-hüten 2008, welches vom 5. bis 7. September in Niedersachsen stattfand.

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espannt steht Aiko aus derGlockenbergschäferei an

der rechten Seite des Pferches.Noch ist die Herde ruhig, dieBewegungstendenz weist inRichtung Gatteröffnung. SchäferinNancy Denecke hat Kontakt mitden Schnucken aufgenommen, istim Begriff, den Pferch zu öffnen.Aiko kennt das Ritual, wartet abernoch auf Hör- und Sichtzeichen.„Hopp!“ Ihre Stimme ist allesandere als laut, das Signal fürden vierjährigen Rüden aber ein-deutig: Er darf arbeiten! Fastexplosionsartig zeigt er denvorbildlichen Hürdensprung,kontaktiert die Herde und –sticht hinein. Die von Natur aussensiblen Heidschnucken werdenunruhig, drängen zum Ausgang.Die 22-jährige Schäferin bewahrtSouveränität, Aiko und BeihundYessi stehen, und sofort kehrtRuhe in die nun ziehende Herdeein. Die Mensch-Hund-Harmonie,die sich im Verhalten des Gehütswiderspiegelt, kann das Publikumnachempfinden.

Nancy Denecke und ihre HundeAiko und Yessi aus der Glocken-bergschäferei. Furche wehren …

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ginnen zu fressen, HaupthundAiko und Beihund Yessi aus derGlockenbergschäferei habenFurche angenommen. Sie trabenauf der markierten Parzellen-grenze beidseitig der Herde aufund ab. Das Hörzeichen erfolgtohne Hektik, beide Hundewechseln vorschriftsmäßig ander Herdenspitze die Seiten.

Und dann passiert es im Engweg.Etwa zehn Schafe am Ende derHerde überschreiten die Grenz-markierung, die man in derVorbereitung mit einem Pfluggezogen hat. Haupthund Aikonähert sich in zügigem Tempoden Naschern. Er kehrt aber aufhalber Strecke wieder um, undeinige bleiben ungestraft. Er musserneut angesetzt werden, wehrtdiesmal ganz durch und zeigtvorbildlichen Keulengriff. „Des-sen Intensität ist nicht nur eineTierschutzfrage“, erläutert Mo-derator Volker Benz den Vorgang.„Die Keule ist die Ernte derSchäfer, sie muss dabei geschontwerden.“

Wolle? „Heute nur noch ein Ab-fallprodukt“, so Gerd Jahnke. Erhütet etwa 1000 Schnucken zurLandschaftspflege und brauchtdie öffentliche Unterstützung,um das grandiose KulturgutWanderschäferei erhalten zukönnen. Die Herde, die nun imweiten Gehüt steht, befindet sichin bestem Pflegezustand. GerdJahnke hat sie dem VeranstalterWeise zur Verfügung gestellt.Vorbildlich geht Aiko in dieFurche, während sich die Herdein Ruhe entfalten kann. Eifrigzieht er darin entlang, umschlägtim rechten Winkel das Gehüt undschützt die angrenzenden Felder.Und hier wird deutlich, was einHGH will. Es ist die Freude amLaufen, mit der auch schon derUrahn Wolf seine Beute umkreisthat. Ein uraltes Erbe wird offen-bar.Die Schafe nehmen Nahrung auf,gestützt auf die Schäferschippebeobachtet Nancy DeneckeHerde und Hund. Noch liegt siein Führung. Von den bisherigenSchäfern hat noch niemand das

begehrte „Vorzüglich“ mit einerMindestzahl von 90 Punkten er-reicht. Eine hohe Punktzahl imweiten Gehüt scheint ihr sicher.Stellen heißt die nächste Auf-gabe, die ihr acht Punkte bringenkann. Der Hund wird vor dieHerde geschickt. „Steh“ signa-lisiert die Schäferschippe. Drei-mal zeigt Aiko diese Übung.Dreimal fixiert er die Schafe, wieder Wolf seine Beute f ixiert.Aus Jagdverhalten wurde Hüten,aus Zupacken und Töten wurdeGehorsam; eine großartigeZuchtleistung, die Menschen bisin die Gegenwart vollbrachthaben und hoffentlich weiterhinvollbringen werden.

„Komm! Komm!“ Nancy Denecke zieht die 350 Schnucken ausdem weiten Gehüt.

Schließlich bringt Aiko die Herden-spitze zum Zurückweichen. DieSchafe zeigen keine Unruhe, fres-sen in Ruhe weiter. „Der Schäferbraucht Gewichtszunahme,keinesfalls eine Abmagerungs-kur“, erklärt Volker Benz denmittlerweile mehreren hundertZuschauern, während Aiko denprüfungsmäßig vorgeschriebenenWeg zu seinem ArbeitsplatzFurche wieder aufnimmt.

„Die meisten Herdenführer habenSchwierigkeiten beim Verhaltender Hunde im Straßenverkehr“,klagt Oberrichter Wilfried Scheld,der zu dieser Veranstaltung ausOberhessen angereist ist. Zu

Vorbildlicher Hürdensprung: Dux vom Göhliser Hof

Selbstständiges Arbeiten: Dux straft die Nascher im engen Gehüt.

4/2008 • Der Gebrauchshund SV-Bundesleistungshüten 7

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selten trete die Situation nochin der Praxis auf. Verständlich,dass sie von den Schäfern beidem gegenwärtigen Verkehrs-aufkommen gemieden werde. FürNancy Denecke gehört Wander-schäferei zum Hütealltag. Sie lässtden Hund im entgegenkommendenVerkehr problemlos durchwehren.Es folgt die Brücke, die die Mit-glieder der organisierenden OGdurch Aufstellen einiger Gattersimuliert haben. Auch hier stehtAiko und folgt auf Abruf zumEinpferchen. „Eine vorzüglicheLeistung!“, kommentiert Leis-tungsrichter Klaus Wuttge ausder Landesgruppe Waterkantden Durchgang. Mit 90 von denerreichbaren 100 Punkten liegenNancy Denecke, Aiko und Yessiin Führung.

Gerd Jahnke und Norbert Lund-schien, der Vorsitzende der aus-richtenden OG Lintzel, habensich mit Vorbereitung und Orga-nisation viel Mühe gegeben. „Er-folgreich!“, wie Hüteleiter undLandesgruppenvorsitzenderGeorg zum Felde dem Team be-stätigt. Bewirtung zu zivilen Prei-sen, Toilettenwagen, Einladungund Betreuung von Ehrengästen,übersichtliche Anlage des Hüte-geländes, Parkplatzeinweisung,Schäferball …Und auch das Wetter spielt mit.Wer schon einmal selbst eineVeranstaltung dieser Art mit-organisiert hat, der weiß, welchenEinfluss diese Faktoren auf dieStimmung der Teilnehmer undBesucher haben. Oft ist es nichtleicht, gerade in sportlichen Zu-

sammenhängen, bei denen wederStoppuhr noch Bandmaß zumEinsatz kommen, die Atmosphärepositiv zu gestalten. Hier ist esgelungen.

„Hier sind wir an den Wurzelndes alten Stephanitz!“, weißHeiko Grube. Der Bundespresse-sprecher und SV-Vizepräsidentist beeindruckt. Er freut sich überdie hohe Besucherzahl, die ergegen Ende der Veranstaltung amSonntagnachmittag auf nahezu5000 schätzt. „Viele Urlauberhaben spontan angehalten undsich die Arbeiten und das Rah-menprogramm angeschaut“, hatGrube beobachtet und wertetdie Veranstaltung als positiveWerbung für das Gebrauchs-hundewesen.

Dass auch für den Laien die Ver-anstaltung zum Erlebnis wird,das ist die Aufgabe und vor allemder Verdienst von Volker Benz.Das langjährige SV-Mitglied weiß,wie man Zuschauer begeistert,ihre Aufmerksamkeit an dasGeschehen bindet. Von den 14Durchgängen über jeweils eineStunde moderiert der Berufssoldat13 äußerst publikumsorientiert. Er

beweist dabei enormes Fachwissenund formuliert es für die Zu-schauer in absolut verständlicherSprache. Geschickt lenkt er denBlick des Publikums. „SchauenSie auf die Ecke! Momentansehen Sie nur die Ohren desHundes.“ Gemeint ist Canto ausder Glockenbergschäferei, ge-züchtet und geführt von GerdJahnke, dem Lokalmatador dieserVeranstaltung. Er erreicht einenPunkt weniger als Nancy Denecke,die er ausgebildet hat. Missver-ständnisse zwischen Hund undSchäfer im engen Gehüt sowieein falscher Rückweg nach demStellen im weiten Gehüt führenzum gnadenlosen Punktabzug.

Die Leistungsrichter Klaus Wuttgeund Manfred Voigt aus Baden-Württemberg sowie OberrichterWilfried Scheld schauen genauhin, ohne die Arbeiten zu störenoder Vieh und Hunde zu irritieren.„Wenn auch solch eine Veran-staltung der Zuchtorientierungdient, so liegt das Augenmerk derSchäfer kaum auf der Punkt-zahl“, schmunzelt Scheld, Herden-gebrauchshundeobmann im SV.Die Schäfer wüssten, wo siehinschauen, und diese Freiheit

Bei diesen Belastungen ist es schwierig Mensch-Hund-Herde-Harmonie zu zeigen.

Schäfermeister Gerd Jahnke. Dahinter Volker Benz.

8 SV-Bundesleistungshüten Der Gebrauchshund • 4/2008

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solle man ihnen auch keinesfallsnehmen, betont der erfahreneZuchtrichter. Er weist auf die Not-wendigkeit hin, bei der Zucht-selektion mehr Augenmerk aufdie Mutterlinien zu richten. Nichtnur genetische Merkmale machenden Gebrauchshund aus. Auchdie Sozialisation durch die Hün-din spielt eine nicht zu unter-schätzende Rolle. Deren Selbst-bewusstsein und Belastbarkeitprägen die Welpen, schaffenUrvertrauen als unabdingbareVoraussetzung zum Arbeitshund.

Nancy Denecke kann ihre knappeFührung nicht halten. Zu starkist die Konkurrenz, zu erfahrensind die älteren Kollegen. „Ichgönne jedem seinen Erfolg!“ Diesympathische junge Frau erweistsich als sportlich und fair.Da sind Klauspeter Otto mit Beavon der Hirschlinde und HelmutMoos mit Gero vom Hexengrund,beide ebenfalls mit vorzüglichenArbeiten.Aber vor allem ist da noch PeterBrückner aus Thüringen. Der

43-jährige Schäfermeister hatviel Erfahrung und gute Hunde.Er führt zwei Durchgänge. MitJule vom Hexengrund belegt ermit 92 Punkten Platz vier. Abermit Fanny vom Hexengrund trägter den Sieg des Bundesleistungs-hütens 2008 nach Hause.Kleinigkeiten sind es, die dasRichterteam vier Punkte hataddieren lassen. 96 bleiben.

„Schaut Euch diesen Hund an!“,fordert Wilfried Scheld auf. Fannyvom Hexengrund steht bei derFrontalbelastung durch den Helferin der Leine, sie macht auf, hoch-gezogene Lefzen und klares Bel-len signalisieren Wehrverhalten.Die PO schreibt Verteidigungs-bereitschaft vor, ein Anbiss wirdjedoch nicht verlangt.Trocken ist sie im Gebäude,mittelgroß, steht nahezu qua-dratisch im Rahmen, und dieHinterhand ist äußerst mäßiggewinkelt. „Zu große Hunde mitzu viel Winkelung sind als Ge-brauchshund einfach zu unbe-weglich“, weiß der erfahreneLeistungs-, aber auch Zucht-richter. „Du siehst doch in denBelastungsphasen, dass einigedieser Hunde Angst vor ihremeigenen Schatten haben“, unter-streicht er seine Haltung.

Jule vom Hexengrund zeigt kom-promissloses Wehrverhalten.

Genauso wenig könne man aberauch Hunde im Hütebetriebbrauchen, deren Motor ständigauf 3000 Umdrehungen läuft, er-gänzt Scheld als Mann des Aus-gleichs mit einem Seitenblickauf Tendenzen in der Leistungs-zucht.

Wilfried Scheld trifft damit einuraltes Gesetz der Evolution.„Form follows function“ gilt seit3,8 Mrd. Jahren, seit der Entste-hung des Lebens – die Anatomieergibt sich aus der Funktion,nicht umgekehrt. Kein Geringererals Charles Darwin hat diesesNaturgesetz entdeckt, die Schäfervollziehen es züchterisch nachund werfen höchstens einenkleinen Seitenblick auf denStandard.

Die Siegerehrung wird zum be-eindruckenden, ja stellenweiseanrührenden Erlebnis. ZehnSchäfer ziehen in ihren tradi-tionellen Trachten in das Festzeltein, 14 Deutsche Schäferhunde be-gleiten sie. SV-Präsident WolfgangHenke ist seit zwei Tagen anwesendund hat das Geschehen verfolgt.„Niedersachsen, echt sympa-thisch!“, sind seine einleitendenWorte zur Siegerehrung, die erselbst vornimmt.

Die Bundessiegerin 2008:Trocken im Gebäude, geraderRücken, mäßig gewinkelt.

Die Akteure erhalten stehendeOvationen, Lokalmatador GerdJahnke erfährt lang anhaltendenJubel für die geleistete Vorbe-reitungsarbeit. Höhepunkt ist dieÜberreichung der GoldenenSchippe an Sieger Peter Brückner.

Es ist das vierte Mal, dass demSchäfermeister aus Thüringendiese Ehre zuteil wird. Nunmehrzum dritten Mal hat er dieseVeranstaltung mit der jetzt 8 1/2-jährigen Hündin Fanny vomHexengrund gewonnen. Für denLandesgruppenvorsitzendenGeorg zum Felde ist das ein An-lass zu besonderer Auszeichnung.„Die LG Rheinland-Pfalz hat einenzusätzlichen Pokal gestiftet“, sozum Felde. „Und wenn diesenjemand verdient hat, dann ist esdiese Hündin!“

Der Sieger: Peter Brückner mit Fanny und Jule vom Hexengrund.

Fanny vom Hexengrund an der „scharfen“ Seite der „Brücke“.

4/2008 • Der Gebrauchshund SV-Bundesleistungshüten 9

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FCI-Weltmeister 2008:Edgar Scherkl mitCayman vom Adlerauge

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10 FCI-Weltmeisterschaft Der Gebrauchshund • 4/2008

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DVon Jürgen Rixen

ie 18. FCI-Weltmeisterschaftfand vom 11. bis 14. Septem-

ber 2008 in Wavre (Belgien) statt.Ausgerichtet wurde die Veran-staltung – wie bereits fünf Jahrezuvor – vom Verein Veille &Protège unter der Leitung vonBruno Barras. Leider haben dieOrganisatoren seit 2003 nichtviel dazugelernt. Die diesjährigeWeltmeisterschaft war ähnlichschlecht organisiert.So kritisierten alle Teilnehmer undZuschauer, mit denen ich währendder vier Tage gesprochen habe,das schlechte Essen im Stadionund den trostlosen Festabend.Auch der Informationsfluss warmangelhaft. Die Stadionspre-cherin kündigte Hundeführerwenig respektvoll nur mit Start-nummer und Nation an, gabwichtige Informationen aus-schließlich in Französisch durchund scheute sich auch nicht da-vor, die Vorführungen mit relativunwichtigen Durchsagen zustören.

Unverständlich auch Entschei-dungen bzw. Nicht-Entschei-dungen der Prüfungsleitung.Bedingt durch den Ausfall bzw.dem Nichterscheinen einigerHundeführer, gab es Lücken imZeitplan. Man änderte jedochnichts, sondern ließ eine GruppeHundeführer am Samstag um6:00 Uhr zur Unterordnung an-treten, um danach eine StundePause zu machen.Warum man die Startzeiten dieserHundeführer nicht rechtzeitigum eine Stunde nach hinten ge-schoben hat, bleibt Geheimnisder Prüfungsleitung.Diese Tatsachen und ein Blick aufdie Zuschauertribüne, die leideralles andere als gut gefüllt war,sollten der FCI zeigen, wo dieReise hingehen muss: Werdetendlich professioneller!

Nicht gerade zur Stimmungs-steigerung trug das Security-Per-sonal bei. Es reagierte in vielenEinzelfällen über. Irgendjemandhätte diesen Leuten vielleichtvorher einmal sagen müssen, dass

sie bei der FCI-WM keine Fuß-ball-Hooligans zu „bewachen“haben.

119 Hundeführer aus 31 Nationennahmen an der Weltmeisterschaftteil. Sie führten überwiegendDeutsche Schäferhunde (68) undMalinois (45). Im Vergleich zumVorjahr waren im Starterfeldwieder einige Exoten mehr ver-treten. Je ein Airedale Terrier,Riesenschnauzer und Dobermannwurden geführt. Das slowenischeTeam ging mit zwei Rottweilernan den Start. Dazu gesellte sichder schwedische Rottweiler-Weltmeister von 2007, Fredrik

Das Podium für die S-Klasse!FCI-Weltmeister 2008 wurdeEdgar Scherkl mit Cayman vom Adlerauge.

Bjurklint mit Masati’s Nora, derallerdings diesmal mit 44-86-83Punkten nicht sehr erfolgreichwar.Das deutsche Team ging aus-schließlich mit Malinois an denStart.

Die Fährte wurde von PenttiRapila gerichtet. Der Finne hattemit seinem Deutschen Schäfer-hund Sientje’s Desperado an derFCI-WM 2003 und an derWUSV-WM 2004 teilgenommenund in der Fährte jeweils 99Punkte erzielt.Als Leistungsrichter vergab er indiesem Jahr 39 „vorzüglich“. DieHöchstpunktzahl 100 konnte eran Mark Saccoccio mit Joker duLoups du Soleil, Andrea Zunarellimit Ängsbacken’s Rosso und anThomas Wöginger mit Fellow vonder schwarzen Natter vergeben.

Miran Mars aus Slowenien rich-tete die Unterordnung. Sechs„vorzüglich“ wurden in seiner Ab-teilung von den Hund-Hunde-führer-Teams erzielt.

Den Schutzdienst richtete prä-zise und fachkundig RobertMarkschläger. Der Österreicherkonnte 16 „vorzüglich“ verge-ben. Als Helfer standen ihm BertAerts und Peter Verachtert zurSeite.Bert Aerts ist 35 Jahre, 1,89 mgroß und wiegt 95 kg. Er machtseit 20 Jahren Hundesport.Der 32-jährige Peter Verachtertarbeitete den zweiten Teil. Er ist1,75 m groß und wiegt 75 kg. ImIPO-Programm arbeitet er seitzehn Jahren.Beide Helfer nannten eine ganzeReihe von Hunden, die sie aufdiesem Wettkampf beeindruckthatten. Cayman und Bendix vom

Statistisches

Geführt wurden 22 Hündinnen und 97 Rüden.

Ältester Hund: Remus du Scialet Vincent (Spanien), Wt.: 01.06.2000

Jüngster Hund: Furby ̀ t Palmaleinehof (Kroatien), Wt.: 12.06.2006Hoky Va-Pe

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SV-Bundessieger 2008:Michaela Knoche mitJavir vom Talka Marda

SV-Bundessieger 2008:Michaela Knoche mitJavir vom Talka Marda

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34 SV-Bundessiegerprüfung Der Gebrauchshund • 4/2008

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DVon Jürgen Rixen

ie SV-Bundessiegerprüfungfand vom 19. bis 21. Sep-

tember 2008 – nunmehr zumfünften Mal – in Baunatal statt.Die Organisation hatte Gesamt-leiter Karl Krug in den Jahrenstetig verbessert – perfekt odergar zeitgemäß-modern war sieallerdings noch lange nicht. Da-für ist der Dampfer SV einfachzu schwerfällig und zu weniginnovativ.Zwar hatte man diesmal be-sonders am Unterordnungsplatzaufgerüstet, zur Mittagszeitwurde es aber mit der Versor-gung trotzdem eng. An denVerkaufsständen bildeten sichlange Schlangen hungrigerHundesportler, die dann nachlanger Wartezeit auch nochhorrende Preise zahlen mussten.Für ein – zugegeben wohlschmeckendes – Steak warenbspw. 4,50 Euro zu berappen.Peinlich für den Caterer: AltePreisschilder an den Ständenwiesen für ein Steak noch einenPreis von 3,50 Euro aus. Für die

Siegerprüfung hatte man alsonoch einmal kräftig aufge-schlagen.Dafür ist der SV im Internet-Zeitalter angekommen. SV-Pressereferent Heiko C. Grubehatte eine Firma damit beauftragt,vor und während der Sieger-prüfung allerlei Informationenins Netz zu stellen. So warenwährend der Wettkämpfe dieInternet-Nutzer zu Hause schnel-ler und besser über die Ergebnis-se informiert als die Besucher imStadion – zumindest in B und C,denn für die Übermittlung derFährtenergebnisse war die Firmaauf die Mitarbeiter der SV-Haupt-geschäftstelle angewiesen, die jabekanntlich an ihrem Beamten-status arbeiten …

Die Fährte richtete Eugen Grimmaus der Landesgruppe Bayern-Süd. 50 „vorzüglich“ konnteGrimm vergeben, die Höchst-punktzahl 100 ging an UlrichValentin mit Boss aus KingstonVillage, Dieter Schmale mitWobo von den Wannaer Höhen,Frank Rottleb mit Dago von

Terrano, Harald Mürdel mitBoysen von den Theisseiler Höhenund an die Bundessiegerin.

Udo Wolters (LG Westfalen) be-wertete die Unterordnung. Errichtete über die drei Tage sehrgleichmäßig, legte aber in derBeurteilung ein nicht so feinesRaster wie Günther Diegel imJahr zuvor an. Wolters vergabfünf „vorzüglich“.

Den Schutzdienst bewerteteäußerst souverän, kompetentund mit Herz für die Hunde-führer Horst-Dieter Träger (LGWaterkant). Seine kleinen zusätz-lichen Kommentare, wie „wirsahen den Vorjahressieger“,waren stets gut platziert und niefehl am Platz oder despektierlich.Letztlich hat Träger geschafft, waser sich im Interview mit dieserZeitschrift (3/2008) gewünschthat: Es gab keine Pfiffe und keineDiskussionen um seine Urteile.Damit hat er sich den Respektverschafft, den er auch den Hunde-führern entgegengebracht hat.Zehn „vorzüglich“ konnte Horst-Dieter Träger in seiner Abteilungvergeben.

Als Schutzdiensthelfer standenTräger im ersten Teil GuidoPfennig (29 Jahre, 1,85 m, 85 kg)und der 23-jährige Björn Reck-

mann (1,92 m, 96 kg) im zweitenTeil zur Seite.Beide Helfer arbeiteten äußerstsportlich, gleichmäßig, fair undauf hohem Niveau.

Zwei außergewöhnliche Ereignis-se waren bei dieser Bundessieger-prüfung zu beobachten:Franz Schawes Nash vom Lis-dorferland (Sachsen-Anhalt) ver-passte bei der Tätowierkontrollenach der Unterordnung demRichter eine Risswunde überdem Auge, wurde aber nicht dis-qualifiziert, weil diese Tatsacheauf dem Weg zwischen Kontrol-leur, Unterordnungsrichter Woltersund Oberrichter Diegel irgend-wo im Sand des Parkstadions ver-sickerte. Glück gehabt!Rudolf Löschs Rüde Worker vomJürgenshof (Niedersachsen) ließim Schutzdienst nicht mehr ab,musste den Ärmel geschenktbekommen und konnte auch dannerst nach über zwei Minutengutem Zureden überzeugt werden,dass er die Beute hergeben muss.Ein Teil der Zuschauer fanddie Aktion lustig, was Leistungs-richter Träger veranlasste, daranzu erinnern, dass solche Vorfälleauf einer öffentlichen Prüfungeigentlich nicht mehr passierensollten.

Rudolf Lösch und Worker.

Klaus Stichnoth (Niedersachsen)kam mit Ero vom Hackenbachauf den 45. Platz. In der Fährteerzielten die beiden 98 Punkte,in der Unterordnung konnten sie

Verdienter Sieg!Michaela Knoche gewann mit Javir vom Talka Mardadie SV-Bundessiegerprüfung 2008!

Statistisches

Geführt wurden 26 Hündinnen und 97 Rüden.

Ältester Hund: Borris vom Burgdorfer Holz, Wt.: 15.04.2000

Jüngster Hund: Ronny von der Knappenmühle, Wt.: 30.03.2006Klaus Stichnoth und Ero.

4/2008 • Der Gebrauchshund SV-Bundessiegerprüfung 35

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am Freitag das erste „Vorzüglich“holen. Ero zeigte eine schöne,freudige und konzentrierte Arbeit,die nur von kleineren Fehlerngetrübt wurde. Den Schutzdienstbegannen die beiden mit einerüberzeugenden Streife und siche-rem, druckvollem Stellen undVerbellen. Allerdings kam der3 1/2-jährige Hund vor dem Hör-zeichen aus dem Versteck undsetzte sich dann auf die rechteSeite des Hundeführers. Erstmehrere Hörzeichen brachtenihn dazu, die richtige Positioneinzunehmen. In den Kampf-handlungen zeigte sich derForest-Gump von Halk-Sohndann zwar wuchtig, setzte dieGriffe aber nicht immer voll undhielt sie vor allem nicht ruhiggenug. 82 Punkte.

Ero vom Hackenbach

Nico Kertzinger (Waterkant)platzierte sich mit Agent vomWolfsheim auf den 27. Rang. DerWUSV-WM-Teilnehmer von2003 führte seinen Hund in derFreifolge extrem schnell vor. Daspasste aber eigentlich recht gutzu dem agilen Rüden, der Sitz,Platz und Steh noch eine Spurexakter hätte einnehmen können.Nur an wenigen Stellen wirktedie Vorführweise etwas hektisch.Besonders sehenswert, weil blitz-schnell ausgeführt, war derAbschluss des Hundes. Nur

Kleinigkeiten führten bis zumVoraus zur Entwertung. Dort bliebder Rüde nach dem Hörzeichenzum Ablegen stehen und be-nötigte ein weiteres Hörzeichenzur Beendung der Übung. 95Punkte.Im Schutzdienst lief es noch eineSpur besser. Zwar baute Agent indie ersten zwei Übungen ein paarPatzer ein, überzeugte dann je-doch im Rest des Schutzdienstesrestlos.Bei der Streife begann der Rüdezunächst planmäßig, drehte sichjedoch nach dem vierten Ver-

steck, kam dann ganz aus demKonzept und lief das fünfte Ver-steck nicht mehr an. Er stelltesofort, verbellte mit ganz kleinenUnterbrechungen und kam aufHörzeichen schnell aus demVersteck. Allerdings blieb er miteinem halben Meter Abstand linksneben seinem Hundeführer sitzen.Nico Kertzinger glich dieses miteinem raschen Sidestep aus.Es folgte ein Schutzdienst wieaus dem Lehrbuch. Der fast vier-jährige Hund ging wuchtig inden Helfer, setzte volle, festeGriffe, hielt diese bis zum klarenTrennen absolut ruhig und be-wachte aktiv. Zudem war er inallen Unterordnungsphasenäußerst führig. Eine tolle Arbeitdes Justin Pendel Bach-Sohnes!96 Punkte.Eine hohe Platzierung wärealso möglich gewesen, wennAgent nicht in der FährteSchwierigkeiten gehabt hätte.Nico Kertzinger: „Agent zeigteeine konzentrierte und ruhigeSuche mit perfektem Ansatz undfehlerfreien Wiederansätzen. ZumPunktabzug führte der ersteGegenstand, den er 20 Zenti-meter zu früh verwiesen hat. Denersten Winkel nahm er gut an,doch nach etwa einer Leinen-

länge hatte er Probleme mitTreckerspuren und kreiste stark.Er fand die Fährte aber wieder,kam zum zweiten Winkel, den ereinen Meter überlief. Auch hierkam er wieder selbstständig aufdie Fährte und suchte den Restfehlerfrei.“

Diese Siegerprüfung war arman Stars. Dr. Helmut Raiser,Friedrich Biehler, WilfriedLüneberg, Helmut Huber u. a.starteten aus den unterschied-lichsten Gründen nicht. So ver-lagerte sich das Interesse derZuschauer – selbstverständlichneben der Aufmerksamkeit aufden Vorjahressieger Lapp – aufdie „Nachwuchsstars“. Ganz obenauf der Liste stand Jürgen „Jogi“Zank (Nordrheinland). Er führteseinen Eric vom Sportpark aufden 22. Platz. 90 Punkte holtendie beiden in der Fährte. Besser,aber nicht optimal lief es in derUnterordnung. In der Auftakt-übung folgte Eric aufmerksam,frei und harmonisch. Gangart-wechsel, Kehrtwendungen undWinkel wurden präzise aus-gearbeitet sowie die Grund-stellungen schnell und frei ein-genommen. In der nächstenÜbung hätte sich der Rüde nach

Ero vom Hackenbach

Agent vom Wolfsheim

36 SV-Bundessiegerprüfung Der Gebrauchshund • 4/2008

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WUSV-Weltmeister 2008:Pedro Luis Gutierrez Rebolledomit Blitz vom Felsenwäldle

WUSV-Weltmeister 2008:Pedro Luis Gutierrez Rebolledomit Blitz vom Felsenwäldle

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56 WUSV-Weltmeisterschaft Der Gebrauchshund • 4/2008

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DVon Jürgen Rixen

ie WUSV-Weltmeisterschaft2008 fand vom 9. bis 12.

Oktober 2008 in Florence (USA),einem kleinen Städtchen naheCincinnati statt. Ausgerichtetwurde sie vom United Schutz-hund Clubs of America (USA)unter der Leitung von JohannesGrewe.Zur Finanzierung der Veranstal-tung ging man ungewöhnlicheWege. Sponsoren wurden gesuchtund die 5000 Mitglieder desUSA um Spenden gebeten. Mit50.000 $ trugen sie zum Gelingenbei und sicherten so die Veran-staltung ab.Dadurch war es möglich, dassden rund 180 Mitarbeitern desOrganisationsteams, die zum Teilper Flugzeug angereist waren,zumindest ein kleiner Teil derKosten erstattet werden konnte.

Ausgetragen wurde der Wettbe-werb in einem privaten Stadion,was für viele Besucher den un-schätzbaren Vorteil hatte, dass sierauchen und Alkohol trinkendurften – was sonst in öffent-

lichen Stadien in den USA nichterlaubt ist. Zur Rückversicherungdes Stadionbesitzers Clint Brownhatten die Veranstalter einenPolizisten engagiert. Dieser solltesicherstellen, dass nicht exzes-siver Alkoholmissbrauch BrownsKonzession gefährdete.

Mit rund 1.500 Zuschauern proTag war die Weltmeisterschaftüberraschend gut besucht. DieseHundesport-Fans werden sicher-lich von einer gut organisiertenVeranstaltung berichten. Eintolles Stadion in einem Gebietmit guter Infrastruktur und anallen vier Tagen schönstesWetter bildeten die Grundlagefür die gute Stimmung währenddes Wettbewerbes.Die Stimmung wurde übrigensauch nicht durch die Eintritts-preise getrübt, denn diese warenmit 25 $ für eine Viertages-Dauerkarte recht zivil.

Das deutsche Team war bereitsam 1. Oktober nach Cincinnatigeflogen und hatte so ausreichendZeit, sich zu akklimatisieren.Problematisch war weniger die

Zeitdifferenz, sondern eher dieTatsache, dass sich die Hundevon Temperaturen um den Gefrier-punkt auf fast 30° Celsius um-stellen mussten.Vor einigen Jahren gab es nochgroße Diskussionen, ob denndie Ersatzteilnehmerin mit zurWeltmeisterschaft nach Hollandreisen durfte. Diesmal ließ sichder SV nicht lumpen, und Reserve-starter Harald Mürdel und seinRüde Boysen von der TeisseilerHöhen durften mit in die Staatenreisen. Vielleicht sollte Mürdelauch Glück bringen, denn vorzehn Jahren wurde er bei derWeltmeisterschaft in Bostonmit Quasy von der bösen Nach-barschaft Weltmeister!Insgesamt dürfte den Verein dieTeilnahme an der WM rund30.000 Euro gekostet haben.

Die Mannschaft war ob der Be-treuung voll des Lobes. JensFischbach: „Ich möchte das tolleVerhältnis innerhalb der Mann-schaft hervorheben. Wir habensuper miteinander trainiert unduns gegenseitig unterstützt. Einganz großes Lob auch an denMannschaftsführer Heinz Gerdes!“

Ein wesentlicher Punkt bei einerVeranstaltung ist immer dieInformation der Zuschauer.Im FREEDOM ChampionWindow Field wurden sie gutinformiert. Alle Durchsagen derStadionsprecher erfolgten zwei-sprachig deutsch/englisch, undauch bereits erzielte Ergebnisseaus den anderen Abteilungenwurden genannt.Auch die große Anzeigentafelwurde optimal genutzt. Ergeb-nisse wurden sofort nach Bekannt-gabe durch den Leistungsrichterangezeigt, lange stehen gelassenund dann rechtzeitig durch dieNamen der nächsten Hunde-führer ersetzt. Perfekt!

Im FREEDOM-Stadion wirdnormalerweise Baseball gespielt.Die Laufwege für das Baseball-spiel hatte der Veranstalteraufwändig mit Rollrasen bedeckt.Auf diesem stand jedoch amersten Wettkampftag der Regendes Vortages. Oberrichter JürgenRitzi (Günther Diegel war er-krankt) hatte deswegen die Lauf-wege für die Unterordnung unddie beiden Hürden vor Wettkampf-beginn etwas verlegt (was beimanchen Teilnehmern zu Sorgen-falten führte, da sie – besondersdas Voraus – an anderen Stellentrainiert hatten).

Die Fährte richtet in Vertretungdes erkrankten Italieners CarmeloSesto Friedrich Reichert (Deutsch-land). Gefährtet wurde auf der –man war halt in den USA – pri-

Well done, Team Germany!WUSV-Einzelweltmeister wurde der Spanier Pedro LuisGutierrez Rebolledo mit Blitz vom Felsenwäldle.

Statistisches

Geführt wurden 16 Hündinnen und 76 Rüden.

Ältester Hund: Jabina Nova (Dänemark), Wt.: 07.04.2000

Jüngster Hund: Furby `t Palmaleinehof (Kroatien), Wt.: 12.06.2006Das Fährtengelände auf einer Farm.

4/2008 • Der Gebrauchshund WUSV-Weltmeisterschaft 57

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vaten Pferdefarm des BankiersGeorge Budig. Es hatte mitAusnahme des Tages vor denWettkämpfen lange nicht mehrgeregnet, der Boden war hart,trocken und mit sehr hartem,kurzem Gras bewachsen.Leistungsrichter Reichert vergab22 „vorzüglich“. Mit 99 Punktendie höchste Bewertung bekamenKaroly Meszaros USA) mitAceofnike van het Bleekhof undYoung II Hong (Südkorea) mitMerlin von Conneforde.

Karl Krug (Deutschland) richtetedie Unterordnung. Seine Nomi-nierung war von einigen Hunde-sportlern kritisch gesehen worden.Krug strafte jedoch die KritikerLügen, denn er richtete kompe-tent, exakt und gleichmäßig –natürlich mit einer geringenFehlerquote, die einem Richterbei Beurteilung von fast 100Hunden in vier Tagen zuge-standen werden muss. Etwasproblematisch waren seine Be-sprechungen, denn aufgrund desengen Zeitplanes musste er sichmeistens auf eine Aufzählung derFehler beschränken. Krug vergabein „Vorzüglich“ – an AndreasBender mit Champ von SchloßBirkenstein.

Der Schutzdienst wurde vondem Schweizer Josef Vonarburgbewertet. Vonarburg richteteäußerst kritisch. Kaum eine Über-gangsphase erhielt seinen Segenund wurde nicht bemängelt.Eine genaue Betrachtung mag janötig sein, aber eine Teilübungnur wegen „Griffunruhe“ ins„Sehr gut“ zu drücken – zumaldiese Griffunruhe so gering war,dass sie von außerhalb des Platzesnicht zu sehen war –, erscheintdoch überkritisch.

Lediglich zwei Hunde konntenLeistungsrichter Vonarburg über-zeugen und bekamen ein „Vor-züglich“.Beim Schutzdienst des JapanersTakafumi Fujishiro irrte JosefVonarburg gewaltig. DessenRüde Zack von Blitzen Steinbekam bei der letzten Abwehrden Ärmel nicht sofort zu fassen,zeigte sich für eine Sekunde be-eindruckt, ging rückwärts, dannjedoch dem vorwärtslaufendenHelfer entgegen und setzte einenvollen Griff. Der Helfer wollteganz normal weiterarbeiten, dochVonarburg brach den Schutz-dienst ab und behauptete in derBesprechung, dass der Hund sichnach einem Stockschlag hattetreiben lassen. Eine krasse Fehl-entscheidung!Gefallen konnte, dass JosefVonarburg nicht jeden Angrifffür gut befand, sondern auch imAngriffsverhalten differenzierte.

Zwar wurden die Teams vomStadionsprecher vorgestellt, dochtrotzdem sollten sich Leistungs-richter Zeit nehmen, Hund undHundeführer bei der Besprechungrespektvoll mit Namen anzu-reden. Beide Leistungsrichter imStadion sprachen die Hunde-führer stets nur mit Los- und/oder Startnummern an.

Als Helfer agierte im ersten TeilLotus Perkins. Er ist 37 Jahre,1,78 m groß, wiegt 93 kg und be-treibt Hundesport seit 19 Jahren.Den zweiten Teil arbeitete der 35-jährige Shane Garrehy. Auch erist 1,78 m groß und 93 kgschwer. Er ist seit zehn Jahrenim Hundesport.Beide Helfer arbeiteten exaktnach Vorgaben der Prüfungs-ordnung und bewegten sich bei

der Abwehr ohne zusätzlicheÄrmelbewegung auf den Hundzu. Damit dieses möglich war,hielten beide den Ärmel zwischenden Kampfhandlungen sehr hoch– womit einige Hunde auchwieder Probleme hatten.Beide Helfer überzeugten Teil-nehmer und Zuschauer undwurden mit großem Applausverabschiedet.

Der Weltmeister des Jahres 1996,Haruo Masuda, führte auf dieserWeltmeisterschaft Tell von KyotoMasuda. Für die solide, aber nichtganz so moderne Unterordnungbekamen die beiden 93 Punkte.Es fehlte dem knapp über zweiJahre alten Rüden insgesamtetwas an Ausstrahlung undExplosivität.

In Abteilung C zeigten die beideneine sehr gute und triebstarkeArbeit. Zur Entwertung führtennur Kleinigkeiten, wie ein zugroßer Abstand beim Stellen,mangelnde Aufmerksamkeitbeim Revieren und bei denSeitentransporten und nicht ganzvolle Griffe bei der Flucht, nachdem Rückentransport sowie inder letzten Kampfhandlung. 94Punkte.Überhaupt nicht gut lief es beidiesem Team in der Fährte.Hier konnte Tell sich nicht ent-schließen, in den ersten Schenkelzu gehen. 2 Punkte und damitPlatz 83.

Ivan Balabanov führte zur Ab-wechslung mal einen DeutschenSchäferhund und startete diesmal

Zack von Blitzen Stein

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58 WUSV-Weltmeisterschaft Der Gebrauchshund • 4/2008