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28 image hifi 6/2009 image-hifi - blumenhofer- · PDF fileScheibe mit dem noch jungen Brian Setzer und seinen Stray Cats. Dereinst noch Chef des Rockabilly-Trios, knallt und rockt

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Test Lautsprecher

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Blumenhofer Acoustics Fun 17Paarpreis: ab 5000 Eurovon Cai Brockmann, Fotos: Rolf Winter

Querverbindungen? Ich versuch’s mal mit a.) Udo Jürgens, b.) den Stray Cats, c.) Elektro-Britpop aus den Achtzigern und d.) einem friesischen Bier der Neuzeit …

Fun 17, Fun 17, Fun 17 …Tut mir leid, zu diesem Namen will

mir zunächst partout nichts Seriöses in den Sinn kommen. Als sich dann je-doch dieser Lautsprecher aus dem Kar-ton schält, ist sofort klar, dass hier ganzgrundsätzlich Ernsthaftigkeit Vater desGedankens sein muss. Allein die Ver-arbeitungsqualität des Gehäuses istderart hochwertig, dass dafür keinelockeren Spaßmacher, sondern nurVollprofis in Frage kommen können.Zudem taugt die Treiber-Bestückung –ein moderat dimensionierter Konus-Tieftöner plus Hochton-Horn – wohleher nicht zum Erbtanten-Erschre-cken, sondern wirkt eigentlich ganznormal. Kurzum: Fun 17 hat im kon-kreten Fall nichts mit Geisterbahn-alarm oder jugendlicher Stilverirrungzu tun, sondern ist ein ganz ernsthaftesProjekt eines kleinen, renommiertenHerstellers.

Thomas Blumenhofer, seines Zei-chens Mastermind und Firmeninhabervon Blumenhofer Acoustics, ist keinunbeschriebenes Blatt in der Schall-wandlerszene, vielmehr schon seit rund30 Jahren (!) dabei. Er entwickelt selbst,gilt zudem als Holzhüllen-Künstler undkann vorteilhafterweise auf eine eigeneSchreinerei zurückgreifen. Seine Manu-faktur liegt inmitten eines Naturparkszwischen Ausgburg und Alpen. Tho-mas Blumenhofer gilt als durchaushartnäckig, gleichwohl gelassen, ob-

wohl – oder gerade weil – er intensiv in professioneller Beschallungstechnikdrinsteckt. Dieser Hintergrund kann ja

in gewissen HiFi-Disziplinen zum Vor-teil gereichen. Zum Beispiel, wenn esmal etwas lauter wird (werden soll), dasOrchester auch im Tutti noch dyna-misch zulegen will, die Jazzbühneswingt und bebt oder eine Rock-’n’-Roll-Party langsam Fahrt aufnimmt.Kann ja alles vorkommen. Und zumBeispiel ist Belastbarkeit, liebe Angstha-sen, keine schlechte Sache. Wirkungs-grad übrigens auch nicht. Das könntesogar Spaß machen. Fun halt.

Die Fun 17 ist das kleinere Modell ei-ner gleichnamigen Serie. Diese bestehtderzeit aus lediglich zwei Modellen.Die größere Spaßschwester verkneiftsich dabei die Ziffer, nennt sich gleicheinmal „Big Fun“ und ist unter ande-rem mit einem größeren Tieftöner, ei-nem größeren Gehäuse und, kaumüberraschend, einem größeren Preis-schild bestückt. Darüber hinaus gibt es im Blumenhofer-Portfolio noch er-heblich massivere Schallwandler, zumBeispiel die Genuin FS1 zum Gegen-wert einer ordentlichen Mittelklasse-Limousine.

Zurück zu unserer Probandin. Num-mer Siebzehn kostet in der einfachstenGehäusevariante – geöltes Birken-Mul-tiplexholz – knapp 5000 Euro pro Paar.Für erstklassiges Kirsch- oder Nuss-baumfurnier verlangt Blumenhoferzehn Prozent Aufpreis, diverse Sonder-furniere und Lackierungen sind spür-bar teurer. Oberflächentechnisch sollte

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Test Lautsprecher

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Füße der Fun 17 dienen daher nichtnur einem stabilen, wackelfreien Stand,sondern auch einem definiertenSchallaustritt des Basshorns rundher-um. Unser Testmuster trägt übrigensedles, hilfreiches und besonders gutesActyna-Aris-Schuhwerk, das gleichzei-tig entkoppelnd und noch einmal kauf-preiserhöhend wirkt.

Und wo wir schon mal dabei sind –Blumenhofer hat noch eine weitereAufpreisoption mitgeschickt: kleineschwarze Kästchen, die eine dreistufigwählbare Impedanzkorrektur für dieBasslagen enthalten und insbesondereso manchem Röhrenverstärker das Zu-sammenleben mit der Fun 17 versüßensollen. Dabei gilt die schlanke Schönekeineswegs als zickig. Zudem wird dasTeamwork ihrer beiden Treiber inpuncto Impedanz ohnehin mit einerkleinen serienmäßigen Steckbrücke er-leichtert. Diese Brücke steckt (odereben nicht) im vorderen Teil des Horn-austritts, auf der vorderen Innenseiteder Fun 17. Das ist in unmittelbarerNähe der Frequenzweiche, deren ab-geschlossene Kammer sich dort prima

Links: Die Impedanzkorrektur für Bass- und Grundtonlagen kommt im Extra-Kästchen und kostet Extra-Geld.Rechts: Markenbauteile tummeln sich auf der Frequenzweiche, die eine eigene Kammer hinter der Schallwand bewohnt

in der Manufaktur so ziemlich allesDenkbare auch umsetzbar sein, undThomas Blumenhofer zeigt sich selbstausgefallensten Wünschen gegenübergrundsätzlich aufgeschlossen.

Doch ob Schlangenholzfurnier oderknallgelbe Hochglanzlackierung: DasÄußere ändert rein gar nichts am Inne-ren, am technischen Grundkonzept desLautsprechers. Eine durchaus interes-sante Mischung ist das übrigens, diesich normalerweise nicht ohne einenKniefall mit Blick auf den – hoppla,nicht vorhandenen – Unterboden er-schließt. Die Blumenhofer Fun 17 istnämlich eine Zwei-Wege-Hornkon-struktion. Neben dem selbstentwickel-ten MDF-Hornvorsatz für den Ein-Zoll-Hochtöner mit Mylar-Membranspricht auch der Tieftöner mit paten-tierter Sandwichmembran über Hornmit uns.

Das Basshorn entfaltet sich zweifachmit zunehmendem Querschnitt in dasbeachtlich tiefe Gehäuse, seine Mün-dung zeigt dabei nach unten in Rich-tung Stellfläche, ist im Spielbetrieb alsounsichtbar. Die drei auskragenden

Tonabnehmer: Audio Note IO Ltd.Tonarm: Audio Note AN-1sPlattenspieler: Audio Note TT 3Übertrager: Audio Note S 8Phonoentzerrer: Brocksieper PhonoMax

Silver, EAR 834PCD-Player: Marantz SA-11 S1,

Philips CD104 modifiedby Roman Gross, Dyna-Station 2.5, Creek Evolu-tion 2 (nur als Laufwerk)

D/A-Wandler: Audio Note DAC 4 Bal.Vorverstärker: Ayre KX-R, Shindo Labs

MonbrisonEndverstärker: Ayre MX-R (Monos),

Audio Note P2SEVollverstärker: Creek 4040, Evolution 1 +

2, Densen B-110 + B-130Kabel: A23, Audio Note, BiG,

Crimson, DynaLink, Furu-kawa, HMS, Sun Wire,Voodoo Cable

Zubehör: Finite Elemente Pagode,Sound Mechanics

Raumakustik: Fast Audio

Komponenten der Testanlage

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in ein nicht genutztes Abteil des gefalte-ten Hornverlaufs hineinschmiegt. DieZwölf-Dezibel-Weiche trägt Qualitäts-Markenware, etwa von Mundorf undIntertechnik.

Hatte ich eigentlich schon erwähnt,dass das 18 Millimeter starke Multi-plexgehäuse recht massiv ausfällt undsuper verarbeitet ist? Die nur knapp ei-nen Meter hohe Blumenhofer bringt soimmerhin rund 25 Kilo auf die Waage.Nur sehr geringen Anteil daran habendie guten, dank hohem Kunststoffan-teil sehr unprotzig wirkenden An-schlussterminals auf der Rückseite. Ei-ne Querbohrung im Gewinde plusBuchsenschacht ermöglicht es, zu-gleich Lautsprecherkabel mit Bana-nenstecker und das externe Impedanz-korrektur-Böxchen anzuschließen. DerTiefmitteltöner ist deutlich gewichti-ger. Neben einem sehr ordentlich di-mensionierten Antrieb besitzt er einepatentierte „P2C“-Sandwichmembranund wird in Deutschland gefertigt. Blu-menhofer selbst kümmert sich um denUmbau des zugelieferten Druckkam-mertreibers sowie um die Anfertigungdes selbst entwickelten Hochtonhornsim eigenen Haus.

Insgesamt erweist sich die Fun 17 alswohnzimmerfreundlich und familien-kompatibel. Die weibliche Resonanzauf ihre Ankunft im Hause des Autorsfällt jedenfalls sehr positiv aus. Der Ju-nior, in den letzten Wochen überra-schend zum „Billie Jean“-Dauerhörermutiert, ist hingegen nur duchschnitt-lich beeindruckt. Bis vor einer Minutenoch spendeten Daddys Dynavox-Kommoden mehr Schatten. Und mehrBass …

Sei’s drum, Daddy muss jetzt arbeitenund die Fun 17 mit ein paar thematischpassenden Platten bespielen. Und, ja,meinetwegen darf auch Michael Jack-son mit „Billie Jean“ dabei sein, abererst später, mein Junge. Denn jetzt

kommen mir doch ein paar musikali-sche Szenarien zum Thema „17“ in den Sinn. Ich krame also einen jungenUdo Jürgens aus dem Sixties-Fundusheraus, der mir umgehend „SiebzehnJahr, blondes Haar“ ins Wohnzimmerschmettert und dessen schmachtendeAttitüde dann doch merkwürdig zuHerzen geht …

Bevor ich allerdings im sensationellturnhallenmäßig wirkenden Hallplat-ten-„Raum“ eines Sechzigerjahre-Ton-studios ertrinke, zücke ich rasch eineScheibe mit dem noch jungen BrianSetzer und seinen Stray Cats. Dereinstnoch Chef des Rockabilly-Trios, knalltund rockt und rollt er mit seinen bei-den Mitstreitern ein verschärftes, unge-hobeltes „(She’s) Sexy And Seventeen“ins Haus, dass es eine Freude ist. Okay,aus klanglicher Sicht ist Rant ’n’ Ravevon 1983 sicherlich kein ganz großerWurf; die Scheibe muss sich heute ganzeindeutig hinter Udo Jürgens einrei-hen. Aber dafür kann die Blumenhoferja nichts. Die Fun 17 ist ja „nur“ derMittler zum Ohr. Und diese Rolle über-nimmt sie ohne Wenn und Aber, ohneMurren und mit großer Gelassenheit.Unbekümmert von aufnahmetechni-schen Nachlässigkeiten oder audiophi-len Überlegungen stellt die Fun 17 denStray-Cats-Bassisten Lee Rocker mitseinem geslappten Kontrabass stabildar, lässt Drummer Slim Jim Phantom– was für Namen das doch sind! – seinMinimal-Standschlagzeug durchwal-ken und hat ein sehr großes, flammen-des Herz für die Halbakustischen desHerrn Setzer. Yep, 17 is definitely fun.

Aus etwa gleicher Zeit, den frühenAchtzigern, stammt auch Penthouse &Pavement der linken ElektropopperHeaven 17. Allerdings gehen mir dasSynthesizer-Gezirpe und die wichtig-tuerischen Gesangsversuche auch nachreichlich 25 Jahren schon bald auf dieNerven. Heaven 17 ist einfach nicht

mein Ding, war’s noch nie. Da ist mirFun 17 doch schon viel lieber.

Ich beschließe meine musikalischeHommage für diesen Tag mit einemTrack, der wirklich unbeschwertenSpaß verspricht: „Fun Fun Fun“ vonden Beach Boys. Aaah … California!Am Strand. Ein warmes Lüftchen. Undmorgen früh werde ich gleich die Au-dio-Note-Röhre anheizen und bei die-ser Gelegenheit auch Blumenhofers Ex-tra-Kästchen ausprobieren. In der Stilleder Geisterstunde gönne ich mir nurnoch ein kühles Jever Fun, jawohl: Fun.Die praktisch alkoholfreie Gerstenkalt-schale einer meiner Lieblingsbrauerei-en habe ich zuvor noch schnell besorgt.Okay, das Gebräu schmeckt nicht wiebefürchtet, ist aber auch kein Spaßbrin-ger und damit auch kein künftiger per-sönlicher Favorit. Gute Nacht.

Ein neuer Tag beginnt: musikalisch

Oben im Bild: Impedanzkorrekturbrücke.Rundherum: Dämmstoff im Hornverlauf

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ohne Motto, verstärkertechnisch eherheiß glimmend, getränkemäßig ohneselbstauferlegte Beschränkungen. Heu-te gibt’s mildes Wasser, starken Kaffeeund jede Menge schmackhafte Schei-ben, querbeet durch die Musik-Genres.Die Audio Note P2ES ist bereits voll daund wartet darauf, ihre 15 Röhrenwattgewinnbringend einzusetzen.

Blumenhofers offizielle Wirkungs-gradangabe für die Fun 17 lautet 92

Dezibel „im Raum“. Das ist glaubwür-dig – und an dieser Röhre durchausspürbar. Schon sehr brauchbare Pegel-maxima sind damit möglich, was wie-derum eine gesunde Portion Dynamikerlaubt. Klangfarben sind kräftig, Stim-men besitzen Statur und Körper, undMitten- und Höhenlagen sind rechtpräsent, so dass eine – von Blumenho-fer ohnehin nicht empfohlene – Ein-winkelung auf den Hörplatz lockerentfallen kann. Bühnen sind glaubhaftgroß dimensioniert und auch in derMitte ausgewogen besetzt. Nur dieBasslagen wirken ein wenig aufgedickt,was durch die externe Impedanzkor-rektur zwar deutlich „glatter“ und zivi-lisierter wird, allerdings auch die kleineRöhre an ihre Grenzen bringt.

Etwas kühler timbriert, aber auchdeutlich straffer und ziemlich unbe-eindruckt von irgendwelchen Zusatz-kästchen legen danach Vollverstärkervon Creek und Densen an der Fun 17los. Und an der zufällig anwesendenHighest-End-Kombi von Ayre zeigtdas schlanke Horn, dass sie eine ver-stärkermäßige Orientierung „nach

oben“ jederzeit belohnt. Prinzipbe-dingt ist echter, satter Tiefbass aus ei-nem relativ kleinen Horn illusorisch,doch was die Blumenhofer, die übri-gens eine Aufstellung nahe der Rück-wand gut verträgt, energetisch trans-portiert, ist typisch für ein wirklichgutes Horn: Souveränität, Direktheitund, Sie ahnen es bereits, Spaß an derFreud’ – und das ist einfach verdammtseriös! ●

Was gefällt:Spaß ohne Reue.

Was fehlt:Tiefbass, prinzipbedingt.

Was überrascht:Goutiert stabile Verstärkerleistung.

Was tun:Genug Power bereitstellen – insbesonderebei Röhren mit Bass-Impedanzkorrektur.

image x-trakt

Made in Germany: Tieftöner mit patentierter P2C-Sandwichmembran, Hochtonhorn für modifizierten Druckkammertreiber

Akzeptieren Bananen auch im Doppel-pack: gute Terminals mit Querbohrung

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image kontakt

Blumenhofer AcousticsHölden 286877 WalkertshofenTelefon 08239/7394www.blumenhofer-acoustics.com

Lautsprecher Blumenhofer Fun 17

Funktionsprinzip: 2 Wege, HornsystemWirkungsgrad: 92 dB/W/mNennimpedanz: 8 ΩBestückung: 17-cm-Tiefmitteltöner,

2,5-cm-Druckkammer-treiber

Besonderheiten: interne Impedanzkorrek-tur per Brücke

Optionen: externe Bass-Impedanz-korrektur (400 Euro), FüßeActyna Aris (500 Euro)

Ausführungen: Birke natur, optionalNussbaum- oder Kirsch-furnier (+ 500 Euro), Son-derfurniere (+ 1300 Euro)oder Lackierungen (aufAnfrage)

Maße (B/H/T): 21/96/47 cmGewicht: 25 kgGarantiezeit: 5 JahrePaarpreis: ab 5000 Euro

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