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November 2014 Nr. 9/2014, XXVIII. Jahrgang Österreichische Post AG/ Postengelt bar bezahlt RM 13A039871 K Verlagsort 6800 Feldkirch Die Vorarlberger Monatszeitung für Arbeit und Konsumentenschutz www.ak-vorarlberg.at „Auch seriösen Unternehmen im Direktvertrieb wäre ge- holfen, wenn es Regeln und Kontrolle gäbe.“ (Seite 9) Streitfall Gehalt im Kindergarten Altach Altachs Kindergärtnerinnen wollen nach Sozialkollektivvertrag bezahlt werden. Die Gemeinde weigert sich. Seite 3 Mensch als kleinste Wirtschaftseinheit Jeder Einzelne ist ein Rädchen im öko- nomischen Getriebe: In einer neuen Reihe stellen wir Menschen und ihre Berufe vor. Seite 4 AK-Tipps zum Stromsparen Der Energiespar-Tipp in dieser Ausgabe: Die Energiebilanz von Wärmepumpen hängt auch vom Stromverbrauch ab. Seite 5 15 Bodylotions haben den Test bestanden Die AK Vorarlberg ließ 15 Bodylo- tions überprüfen. Gesucht wurden Spuren von Aluminium, Parabenen und Diethylphthalat. Alle Lotions haben bestanden. Seite 8 Wirtschaftsplanspiel: AK macht Schule Die AK Vorarlberg bringt Bregenzer Gymnasiasten praxisnah Volkswirt- schaft und Staatswesen näher. Seite 10 Aktivitäts- und Schlaf- Tracker gewinnen Ihre Meinung wird belohnt: Unter allen Leserreaktionen verlost die AKtion einen Ak- tivitäts- und Schlaf-Tracker „e One“ von fitbit. Seite 12 Seiten 6/7 Aus dem Inhalt facebook.com/akvorarlberg Tipps fürs Energiesparen Wärmepumpe oder Solaranla- ge? Was ist beim Waschen und Trocknen zu beachten, beim Kochen und Spülen, beim Kühlen und Gefrieren? Die Arbeitsgruppe „Strom -17%“ hat in einer Bro- schüre nahezu 1001 nützliche Tipps zusam- mengetragen, die das Energie- sparen leichter machen. Energie: Unterwegs mit unseren Stromsparhelden Expertentipps sparen bares Geld Telefon 050/258-8000, [email protected] Ihr Kontakt zur AK Vorarlberg AK-Rechtsservice Tel. 050/258 oder 05522/306 Betriebsreferat – 1500 Info Arbeitsrecht – 2000 Insolvenzrecht – 2100 Sozialrecht – 2200 Lehrlinge/Jugend – 2300 Arbeitsrecht Feldkirch – 2500 Familie/Frauen – 2600 Konsumentenschutz – 3000 Steuerrecht – 3100 AK Bregenz – 5000 AK Dornbirn – 6000 AK Bludenz – 7000 Die weltweiten Privatvermögen sind so hoch wie nie zuvor. Das zeigt der „Global Wealth Report 2014“. Und so sieht die Verteilung aus: Weniger als ein Prozent der Weltbevölkerung besitzt 44 Prozent des Reichtums. Dem stehen 70 Prozent gegenüber, die sich lediglich knapp drei Prozent des Gesamtwerts rund um den Erdball tei- len. Dabei ist das weltweite Vermögen privater Haushalte nach der umfas- senden Untersuchung der Schweizer Großbank Credit Suisse auf den höch- sten Stand aller Zeiten gestiegen. Ins- gesamt wuchs es zwischen Mitte 2013 und Mitte 2014 um 8,3 Prozent auf 263 Billionen US-Dollar (207,43 Bil- lionen Euro). Das Privatvermögen der Österrei- cher wuchs laut „Global Wealth Re- port 2014“ von 1,4 auf 1,5 Billionen US-Dollar (1,18 Billionen Euro). Zu den privaten Vermögen wurden in der Studie neben dem Sparstrumpf auch Sachwerte, beispielsweise Immobilien, gezählt. Dieser Analyse zufolge verfügt jeder erwachsene Österreicher über ein durchschnittliches Privatvermögen abzüglich der Schulden von 225.565 US-Dollar (178.030 Euro). So sähe es aus, wenn alle gleich viel hätten. Im Ranking der Millionärshaus- halte liegt Österreich mit 36.000 auf Platz 32. Eine bessere Platzierung hat Österreich bei den Haushalten, die ein Privatvermögen von mehr als 100 Mil- lionen US-Dollar haben, wo sich mit 344 heimischen Haushalten Platz 11 ausgeht. Ein Prozent besitzt 44 Prozent des Reichtums Claudia Groß, Universität Nijmegen „Rehageld“ ist selber ein Fall für die Behandlung 350 wagemutige Piloten haben sich beim AK-Charity-Race auf der Kartbahn gemessen. Das hat nicht nur Spaß gemacht, sondern 11.000 Euro für „Ma hilft“ gebracht. Seite 12

AKtion November 2014

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Die Vorarlberger Monatszeitung für Arbeit und Konsumentenschutz

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Page 1: AKtion November 2014

November 2014Nr. 9/2014, XXVIII. JahrgangÖsterreichische Post AG/Postengelt bar bezahltRM 13A039871 KVerlagsort 6800 Feldkirch

Die Vorarlberger Monatszeitung für Arbeit und Konsumentenschutz www.ak-vorarlberg.at

„Auch seriösen Unternehmen im Direktvertrieb wäre ge-holfen, wenn es Regeln und Kontrolle gäbe.“ (Seite 9)

Streitfall Gehalt im Kindergarten AltachAltachs Kindergärtnerinnen wollen nach Sozialkollektivvertrag bezahlt werden. Die Gemeinde weigert sich.

Seite 3

Mensch als kleinste WirtschaftseinheitJeder Einzelne ist ein Rädchen im öko-nomischen Getriebe: In einer neuen Reihe stellen wir Menschen und ihre Berufe vor.

Seite 4

AK-Tipps zum StromsparenDer Energiespar-Tipp in dieser Ausgabe: Die Energiebilanz von Wärmepumpen hängt auch vom Stromverbrauch ab.

Seite 5

15 Bodylotions haben den Test bestandenDie AK Vorarlberg ließ 15 Bodylo-tions überprüfen. Gesucht wurden Spuren von Aluminium, Parabenen und Diethylphthalat. Alle Lotions haben bestanden.

Seite 8

Wirtschaftsplanspiel: AK macht SchuleDie AK Vorarlberg bringt Bregenzer Gymnasiasten praxisnah Volkswirt-schaft und Staatswesen näher.

Seite 10

Aktivitäts- und Schlaf- Tracker gewinnenIhre Meinung wird belohnt: Unter

allen Leserreaktionen verlost die AKtion

einen Ak- tivitäts- und Schlaf-Tracker „The One“ von fitbit.

Seite 12

Seiten 6/7

Aus dem Inhalt

facebook.com/akvorarlberg

Tipps fürs Energiesparen

Wärmepumpe oder Solaranla-ge? Was ist beim Waschen und Trocknen zu beachten, beim Kochen und Spülen, beim Kühlen und Gefrieren? Die Arbeitsgruppe „Strom -17%“ hat in einer Bro-schüre nahezu 1001 nützliche Tipps zusam-mengetragen, die das Energie-sparen leichter machen.

Energie: Unterwegs mit unseren Stromsparhelden

Expertentipps sparen bares Geld

Telefon 050/258-8000, [email protected]

Ihr Kontakt zur AK Vorarlberg

AK-RechtsserviceTel. 050/258 oder 05522/306Betriebsreferat – 1500Info Arbeitsrecht – 2000Insolvenzrecht – 2100Sozialrecht – 2200Lehrlinge/Jugend – 2300Arbeitsrecht Feldkirch – 2500Familie/Frauen – 2600Konsumentenschutz – 3000Steuerrecht – 3100AK Bregenz – 5000AK Dornbirn – 6000AK Bludenz – 7000

Die weltweiten Privatvermögen sind so hoch wie nie zuvor. Das zeigt der „Global Wealth Report 2014“. Und so sieht die Verteilung aus: Weniger als ein Prozent der Weltbevölkerung besitzt 44 Prozent des Reichtums.

Dem stehen 70 Prozent gegenüber, die sich lediglich knapp drei Prozent des Gesamtwerts rund um den Erdball tei-len. Dabei ist das weltweite Vermögen

privater Haushalte nach der umfas-senden Untersuchung der Schweizer Großbank Credit Suisse auf den höch-sten Stand aller Zeiten gestiegen. Ins-gesamt wuchs es zwischen Mitte 2013 und Mitte 2014 um 8,3 Prozent auf 263 Billionen US-Dollar (207,43 Bil-lionen Euro).

Das Privatvermögen der Österrei-cher wuchs laut „Global Wealth Re-port 2014“ von 1,4 auf 1,5 Billionen

US-Dollar (1,18 Billionen Euro). Zu den privaten Vermögen wurden in der Studie neben dem Sparstrumpf auch Sachwerte, beispielsweise Immobilien, gezählt. Dieser Analyse zufolge verfügt jeder erwachsene Österreicher über ein durchschnittliches Privatvermögen abzüglich der Schulden von 225.565 US-Dollar (178.030 Euro). So sähe es aus, wenn alle gleich viel hätten.

Im Ranking der Millionärshaus-halte liegt Österreich mit 36.000 auf Platz 32. Eine bessere Platzierung hat Österreich bei den Haushalten, die ein Privatvermögen von mehr als 100 Mil-lionen US-Dollar haben, wo sich mit 344 heimischen Haushalten Platz 11 ausgeht.

Ein Prozent besitzt 44 Prozent des Reichtums

Claudia Groß, Universität Nijmegen

„Rehageld“ ist selber ein Fall für die Behandlung

350 wagemutige Piloten haben sich beim AK-Charity-Race auf der Kartbahn gemessen. Das hat nicht nur Spaß gemacht, sondern 11.000 Euro für „Ma hilft“ gebracht. Seite 12

Page 2: AKtion November 2014

2 Politik NOVEMBER 2014

Impressum

Die Vorarlberger Zeitung für Arbeit und KonsumentenschutzHerausgeber, Medieninhaber und Sitz der Redaktion: AK Vorarl-berg, Widnau 2–4, 6800 Feldkirch, [email protected] gemäß § 25 Medien-gesetz: siehe www.ak-vorarlberg.at/impressum.htm

Redaktion: Dietmar Brunner, Jürgen Gorbach, Thomas Matt, Arno Miller

Grafik: Baschnegger Ammann und Partner

Fotografie und Infografik: Georg Alfare, Dietmar Brunner, Dietmar Mathis, Jürgen Gorbach, Bettina Krepper, Gerhard Riezler, Thomas Matt, Fotolia

Druck: Russmedia Verlag GmbH, Schwarzach

Aus Gründen der Lesbarkeit wird in der AKtion nur die männliche Form verwendet. Selbstverständlich sind Frauen und Männer gleichermaßen angesprochen.

Wichtig ist nur, dass es teuer ist …AKtion September: Auch „gesunde Joghurts“ sind Zuckerbomben Ist alles Essen und Trinken unge-sund?! Sozusagen ja. Zu viel Zucker in so gesundem Joghurt, auch in den fertigen Kindersäften. Zu viel Fett in der Ernährung, Verdickungsmittel, Farbstoffe . . . Es steht drauf, was nicht drin ist. Wichtig ist nur, dass es schweineteuer ist. Gertraud Six, Bludesch-Gais

Seit 30 Jahren „Vollzeit-Hausfrau“AKtion Oktober: Interview mit Birgit KelleIch möchte mich für das in der AK-Monatszeitung vom Oktober 2014 abgedruckten Interview mit Frau Birgit Kelle bedanken! Es spricht mir aus der Seele. Ich bin selbst Mut-ter von sieben Kindern zwischen 13 und 29 Jahren und seit nunmehr 30 Jahren „Vollzeit-Hausfrau“ mit allem, was dazugehört. Sehr beansprucht? Ja, vor allem, als die Kinder noch kleiner waren. Vielfach ans Haus gebunden? Natürlich, doch auch als Ruhepol für die ein- und ausfliegende Schar. Finanziell abhängig? Selbstverständ-lich – aber das bedeutete, dass mein Mann die Last des Alleinverdieners und die Verantwortung zu überneh-men bereit war und sein Gehalt durch

unsere neun Köpfe teilte. Emotional abhängig? Ja, aber auf der Grundlage einer tragfähigen und liebevollen Ehebeziehung! Wie es aussieht, wären weit mehr Mütter bereit, sich auf ein Leben mit Kindern einzu-lassen, wie eine Studie des Instituts MMM (Mouvement Mondial des Mères-Europe / Weltbewegung der Mütter Europas) dokumentiert, bei der der Frage nachgegangen wurde, was Mütter wirklich wollen. Über 11.000 Befragte formulierten recht klar, was ihnen wichtig wäre. 9 von 10 Frauen – vor allem jüngere Mütter – wollen ihre Zeit wirklich dafür nutzen, ihre kleinen Kinder selbst zu versorgen und zu erziehen. Sie wünschen sich finanzielle Wahlfreiheit zwischen Selbst- und Fremdbetreuung ihrer Kinder, Steuervorteile und eine stärkere Einbeziehung der Erzie-hungszeiten in die Rentenberech-nung. Mütter wollen in einem hohen Ausmaß familienorientiert leben!

Frauenbeauftragte dagegen drängen zu einer möglichst frühen Rückkehr in die Vollerwerbstätigkeit der Mütter…. Alle Achtung vor Frau Kelle, die den Mut hat, sich für einen Feminismus, der explizit den Unterschied zwischen Mann und Frau anerkennt, und den hohen Wert der Familienarbeit aus-zusprechen, die eigentlich mindestens dieselbe Honorierung erfahren müsste wie die Arbeit einer bezahlten Erziehe-rin in Kinderbetreuungseinrichtungen – mit einem „Rund-um-die-Uhr“-Bonus!Christine Walch, Ludesch

Für den Lebensweg der Kinder unverzichtbarAKtion Oktober: Interview mit Birgit Kelle Geschätzte Damen und Herren, gratuliere zur letzten Ausgabe! Insbesondere zum Artikel von Frau Birgit Kelle. Sie zeigt ganz genau auf, was die Hauptaufgabe einer Frau war und immer noch ist. Mutterstube ist eine wesentliche Aufgabe und für die Entwicklung und den Lebensweg der Kinder unverzichtbar und ein wesent-liches Fundament. Die Jugendlichen sind am wenigsten schuld an dieser Misere. In dieser wichtigen Angele-genheit versagt unsere Politik leider komplett.Norbert Lukasik, Bludenz

Höchste Zeit, die Mütter zu entlohnenAKtion Oktober: Interview mit Birgit Kelle Frauen bekommen Kinder, Männer nicht. Es ist höchste Zeit, dass man die Mütter, die ihre Kinder zu Hause groß ziehen, honoriert, in bar oder

durch einen Rentenanspruch. Man würde mehr Geld einsparen, als dieses in Kinderhorte oder Psychiater zu stecken.Erike Paerfler, Koblach

Sparwille der Regierung nirgends in SichtAKtion Oktober: Die Menschen brauchen mehr Netto vom Brutto Viele haben die Petition der AK für eine spürbare Steuerreform unter-zeichnet. Ob eine solche wirklich kommen wird, muss aber leider ange-zweifelt werden. Unsere Volksvertreter haben in den letzten Jahren immer höhere Steuereinnahmen verzeichnet. Die Staatsverschuldung ist aber dabei immer noch größer geworden. Der Steuerzahler wurde vorerst auf das Jahr 2016 vertröstet. Da jedoch ein ersichtlicher Sparwille der Regierung nach wie vor nicht in Sicht ist und die Wirtschaftsprognosen nicht gerade ermunternd sind, glaube ich nicht an eine wirkliche Steuererleichterung für die untere Mittelschicht. Laut neuesten Meldungen soll sogar der Zugang zu den untersten Pflegestufen erschwert werden. Fazit ist daher,

wenn sich die Abgeordneten nicht auf wirkliche Reformen einigen wollen und können, dann haben wir uns zu früh gefreut. Ein weiteres Problem bleibt dazu die kalte Progression, welche uns von jeder Lohnerhöhung mindestens die Hälfte wegnimmt. Also, meine geschätzten Damen und Herren von der AK, bleiben sie am Ball, denn es ist gewiss noch ein harter Weg, welcher ihnen und auch dem armen Steuerzahler bevorsteht.Thomas Koschat, Dalaas

Für eine Vereinfachung der VerwaltungAKtion Oktober: Die Menschen brauchen mehr Netto vom Brutto Durch die kalte Progression sind die Lohnsteuern gestiegen. Zusätzlichsind aber auch die Gebühren gestie-gen. Wieso nicht einmal denumgekehrten Weg? Die Lohnsteuer-grenzen dem Index anpassen und dieGebühren durch Vereinfachung der Verwaltung senken.Andreas Embacher, Lauterach

Leserforum

Haben auch Sie etwas zu sagen: Wir freuen uns auf Ihre Zuschrift: [email protected]

Einladung zur Telefon-Sprechstunde

Stark für Sie. www.ak-vorarlberg.at

Mit AK-Präsident Hubert Hämmerle

11. November 2014 von 14 bis 15 Uhr unter

050/258-6800

„Mit reda kond d’Lüt zemma“ ist das Motto von AK-Präsident Hubert Hämmerle. Nutzen Sie die Gelegenheit und machen Sie Ihre Fragen, Anliegen und Vorschläge zum Thema.

Verlosung unter allen Einsendern

Liebe Leser, wegen der vielen Zusendungen war es uns leider nicht möglich, alle erhaltenen Beiträge zu ver-öffentli-chen.

Den Aktivitäts- und Schlaf-Tracker „The One“ von fitbit aus der letzten Ausgabe der AKtion hat Christine Walch aus Ludesch gewonnen.Wir gratulieren!

Kurz gemeldet …qDownloads Seit 1. September 2014 wurden rund 7300 Doku-mente und 660 Audiofiles („Wissen fürs Leben“) von unserer Seite heruntergeladen.qMeistgefragt Am häufigsten verlangt werden Musterbriefe zur Kündigung eines Mietvertrags – sie wurden in knapp zwei Monaten mehr als 4000 mal von unserem Server geholt. qFachliteratur Das sehr aus-führliche „Mietrecht für Mieter“ verzeichnete 116 Downloads.

Die aktuelle Info der AK Vorarl-berg finden Sie auch im Facebook unter facebook.com/akvorarlberg

Birgit Kelle sprach Tabus an.

Liebe Leserinnen,liebe Leser,

Die jährlichen Ri-tuale bei den Lohnverhandlungen zählen, ähnlich denen bei politischen Wahlen, sicher nicht zu den Phasen des Austausches sachlicher Argu-mente. Schließlich wollen die Un-ternehmen ihre Gewinne allein für sich und die Arbeitnehmer wollen wenigstens einen kleinen Teil davon. Völlig neu waren heuer allerdings die Argumente der Metallindustrie, nach denen die künftige Lohnentwicklung nicht mehr von der Preisentwicklung im Inland, sondern von der europä-ischen Inflation abhängen soll. Sie würden ja auch einen großen Teil ihrer Produkte in Europa verkaufen. Das war eine doch bemerkenswerte Ab-

kehr vom bisherigen Grundsatz, dass sich die Einkommen der Arbeiter und Angestellten an der Inflation und der Produktivitätsentwicklung am Pro-duktionsstandort orientieren sollten. Rein volkswirtschaftlich gesehen war deshalb diese Forderung der Metall-industrie schwachsinnig und zudem gegenüber den betroffenen Ar-b e i t n e h m e r n höchst unan-ständig. Es hät-te schlicht dazu geführt, dass die Arbeitnehmer nach 15 Jahren stagnierender Realeinkom-men nun auch noch eine ordentliche Kürzung ihrer Realeinkommen hin-nehmen hätten müssen. Dies nach ei-ner beispiellosen Boomphase, die mit hohen Gewinnen und einem deut-lichen Rückgang der Verschuldung der heimischen Betriebe einherging.

Offenbar hat die Gier einiger Ver-handlungsführer der Metallindustrie deren Blick auf gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge verstellt. Selbst die sich ansonsten nicht für arbeit-nehmerfreundliche Positionen aus-zeichnende Industriellenvereinigung betont seit längerem, dass die Ein-

kommen der un-selbstständig Er-werbstätigen real steigen sollten. Also auch auf In-dustrieseite stand

die Metallbranche mit ihrer abstru-sen Argumentation allein auf weiter Flur. Und das war gut so: Denn leben müssen unsere Arbeiter und Ange-stellten nicht in einem europäischen Durchschnittspreisumfeld, sondern in Österreich, das sich insbesondere durch enorme Wohn-, Energie- und Lebensmittelkosten auszeichnet. Dass

dies für einige Wirtschaftsbosse mit Millioneneinkommen schwer ver-ständlich ist, zeigt nur zu deutlich, wie weit weg sie sich bereits von der Lebenswirklichkeit ihrer Arbeitneh-mer entfernt haben. Zum Schluss hat letztlich dann aber doch die Vernunft gesiegt und es konnte ein halbwegs er-träglicher Lohnabschluss erreicht wer-den. Leider ließ die Argumentation der Arbeitgeberseite aber tiefer blicken als vielleicht beabsichtigt. Ihre Sonn-tagsreden von fairer Beteiligung ihrer Mitarbeiter am betrieblichen Erfolg erscheinen auf einmal in einem ganz anderen Licht.

AK-Direktor Rainer Keckeis

Kommentar von AK-Direktor Rainer Keckeis: „Ihnen war dieses Mal auch wirklich nichts zu dumm“

„Trotz schlechter Vorzeichen ein guter Lohnabschluss der

Metallindustrie.“

Page 3: AKtion November 2014

NOVEMBER 2014 Politik 3

EU-Kommission stemmt sich gegen europäische Bürgerinitiative. 600.000 TTIP-Gegner kämpfen weiter.

Seit Juli 2013 wird über das geplante transatlantische Freihandelsabkom-men zwischen der EU und den Ver-einigten Staaten (TTIP) verhandelt. Immer wieder gelangen Passagen des geheimen Vertragsentwurfs an die Öf-fentlichkeit, die sich vor allem über medienwirksame Details wie „Chlor-hühnchen“ aufregt. Während die Be-

fürworter im TTIP eine Chance für zusätzliches Wirtschaftswachstum und die Schaffung von Arbeitsplät-zen sehen, birgt das Abkommen aus Sicht seiner Gegner große Gefahren für Konsumentenschutz, Arbeitneh-merrechte, Umweltschutz, Sicher-heitsstandards, Datenschutz und die Demokratie. Durch die Klausel über den Investorenschutz würden den Konzernen sehr weitreichende Rechte eingeräumt. Sie könnten vor interna-tionalen und geheimen Schiedsge-

richten, also an nationalen Gerichten vorbei, Staaten verklagen, wenn sie meinen, dass deren Beschlüsse ihre Profite schmälern.

So hat beispielsweise ein amerika-nischer Zigarettenhersteller die Regie-rung Australiens auf mehrere Milliar-den Euro Schadenersatz verklagt, weil diese Maßnahmen beschlossen hat, um den Tabakkonsum zurückzudrän-gen. Die EU-Kommission hat nun einen Antrag auf Registrierung einer Europäischen Bürgerinitiative gegen

TTIP als unzulässig abgelehnt, doch die TTIP-Gegner lassen nicht locker – zumal alle nationalen Parlamente und das Europaparlament dem Abkom-men zustimmen müssen. Neben einer Klage vor dem Europäischen Gerichts-hof haben schon über 600.000 Men-schen eine selbstorganisierte Europä-ische Bürgerinitiative unterzeichnet, die noch immer läuft.

Regierung geht härter gegen Lohn- und Sozialdumping von Betrieben vor

TTIP-Gegner lassen sich Wort nicht verbieten

31 Kindergartenpädagoginnen und zehn Helferinnen arbeiten in Altach. Sich um die Kleinen zu kümmern, macht viel Freude. Um ihren Lohn nach Kollektivvertrag kämpfen die Kindergärtnerinnen aber vor Gericht.

Dass die Arbeit der zehn Helferinnen und 31 Pädagoginnen wichtig ist, be-stätigt jeder. Umso befremdlicher mu-tet der Rechtsstreit an, der am 31. Ok-tober 2014 in die zweite Runde ging.

Übernahme vor zehn JahrenVor über zehn Jahren wurden die vier Kindergärten in Altach privatisiert und in das Sozialzentrum ausgelagert. „Für die Angestellten galt ab diesem Tag nicht länger das Gemeindebediens-tetengesetz, sondern der Vorarlberger Sozialkollektivvertrag“, sagt Bernhard Heinzle, Vorarlberger Regionalge-schäftsführer der Gewerkschaft der Privatangestellten. „Dies wurde den Kolleginnen im Dienstvertrag auch schriftlich zugesichert.“ Laut Heinzle fanden über die Jahre immer wieder Gespräche zwischen den Betriebsräten und der Geschäftsführung zum Thema Bezahlung und Arbeitszeit der Kinder-gärtnerinnen statt. „Bei der Arbeitszeit konnten Lösungen gefunden werden, bei der Bezahlung nicht.“ Gemeinde

und Sozialzentrum hätten die Mitarbei-terinnen auf die Gehaltsreform des Vor- arlberger Sozialkollektivvertrages im Jahr 2014 vertröstet. Mit diesem Kol-lektivvertrag hat Altachs Bürgermeis-ter Brändle aber seine liebe Not. „Der hätte nie so unterschrieben werden dürfen.“ Christoph Hackspiel (Vor- arlberger Kinderdorf ) und Stefan All-gäuer (Institut für Sozialdienste) hätten als Arbeitgebervertreter schlichtweg ei-nen Fehler gemacht, den er nun ausba-den müsse. Für die 41 Altacher Frauen änderte sich weiter nichts. Auch ab

Februar 2014 gab es keine Bezahlung nach Kollektivvertrag.

Runder Tisch blieb leerEs folgten unzählige Interventionen und Gespräche zwischen den Mitar-beiterinnen, den Betriebsräten, der GPA, dem AGV (Arbeitgeberverband) und der Geschäftsführung. Inzwischen hat der Betriebsrat mit Unterstüt-zung der AK Vorarlberg eine Klage beim Arbeits- und Sozialgericht ein-gebracht. Der erste Gerichtstermin verstrich ergebnislos. Betriebsrätin

Sandra Pertl zufolge habe ein von der Richterin angeregter runder Tisch nie stattgefunden, „weil wir nicht wirklich eingeladen wurden“.Der Gemeinde-chef beteuert hingegen, der Leiter des Sozialzentrums, Alfred Bargetz, habe sehr wohl eingeladen, aber der Be-triebsrat habe abgelehnt.

Fazit: Der völlig verfahrene Kar-ren landete am 31. 10. 2014 erneut vor Gericht. Die Kindergärtnerinnen rücken nicht davon ab, dass sie nach Sozialkollektivvertrag bezahlt werden müssen. Die Gemeinde aber sagt, dass diese Entlohnung „Mehrkosten von zehn bis zwölf Prozent“ zu Folge hätte. „Die müssten wir eins zu eins ins Bud-get übernehmen und können sie nicht auf die Eltern der Kinder abwälzen“, so Brändle. Er überlegt sich nun, aus dem Arbeitgeberverband auszusteigen und die Kindergärtnerinnen ins Gemein-deangestelltengesetz zu übernehmen.

Seitens der GPA merkt Bernhard Heinzle an, „dass sich Bürgermeister Gottfried Brändle im Dezember 2011 eine Lohnerhöhung von 28 Prozent gönnte und Vizebürgermeister Franz Kopf gar eine Erhöhung um 80 Pro-zent“. Die Kindergärtnerinnen dage-gen würden seit Jahren nicht nach dem richtigen Kollektivvertrag bezahlt. „Das ist schlichtweg unfassbar!“

GPA zu Kindergarten Altach: Kollektivlöhne sind ein Muss

Kaputte Therme bezahlt der MieterDie kalte Jahreszeit kündigt sich an. Aber wenn die Therme im Eimer ist und Mieter sie reparieren lassen, bleiben sie auf den Kosten sitzen – und die Mietzinsminderung ist auch weg. Das kann nicht sein. „Justizminister Brandstetter muss endlich die Mietrechts-Vorschlä-ge auf den Tisch legen“, verlangt Günther Goach, Vizepräsident der Bundesarbeitskammer (BAK). „Mehr als eine Million Mieterinnen und Mieter sind massiv benach- teiligt, wenn es etwa um die Reparatur einer kaputten Therme geht“, sagt Goach. In der Frage der Erhaltung einer Gastherme, wenn sie ohne Verschulden des Mieters oder der Mieterin zum Beispiel wegen Altersschwäche ihren Dienst versagt, herrscht im Mietrecht schon seit Jahren Verwirrung. 2009 hat es OGH-Urteile zu Gunsten der Vermieter gegeben: Sie seien nicht verpflichtet, eine kaputt gewordene Heiztherme oder einen defekten Warmwasserboiler zu reparieren oder zu ersetzen, obwohl sie dafür Miete kassieren. „Das ist mehr als unfair“, kritisiert Goach. „Die Mieterinnen und Mieter zahlen oft hohe Mieten, weil die Vermieter verlangen, was der Markt hergibt. Gleichzeitig werden die Vermieter von erheblichen Erhal-tungspflichten befreit. Wo bleibt da die Gerechtigkeit?“

Freiheitliche wollen AK-Umlage behalten Der Bundesvorstand der Frei-heitlichen Arbeitnehmer hat sich einstimmig für eine rasche Steuer- entlastung aller Arbeitnehmer ausgesprochen. Konkret soll vor allem der Sozialversicherungsbeitrag beim 13. und 14. Gehalt wegfallen. Die Freiheitlichen Arbeitnehmer lehnten darüber hinaus eine Sen-kung der AK-Umlage als Schwä-chung der Arbeitnehmervertretung strikt ab.

„Friedrich Müller“ zu vier Jahren verurteilt Er hielt auch die Konsumenten-schützer der Arbeiterkammer Vorarlberg auf Trab: Jetzt stand Gerhard Bruckberger, der unter dem Markennamen „Friedrich Müller“ mit unverschämten Gewinnspielen vor allem älteres Gewinnpublikum abgezockt haben soll, vor dem Wiener Straflandes-gericht. Richterin Stephanie Öner verurteilte den 47-Jährigen wegen schweren gewerbsmäßigen Betruges zu einer unbedingten Freiheitsstrafe von vier Jahren. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Jahrelang beschäftigten Gewinn-spiele wie von „LVC“ (Wolfurt), „der schlanke Schick“ oder eben der Marke „Friedrich Müller“ die Kon-sumentenschützer vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) und der Arbeiterkammer. Laut Staatsanwalt Marcus Böhm soll Bruckberger („Friedrich Müller“) in nur vier Monaten rund 8000 Kunden um mehr als 760.000 Euro erleichtert haben. Bruckberger sitzt seit Februar 2013 in U-Haft. In einem zweiten Prozess muss er sich nun dem Vorwurf großangelegten Betrugs in zweistelliger Millionen-höhe stellen.

Kurz gemeldet …qLangzeitkrankenstände 564.554 Tage rechnete die VGKK 2013 zu den Langzeitkrankenständen. Das entspricht knapp einem Drittel aller Krankenstandstage. Über 120.000 Tage gingen dabei auf das Konto von lediglich 285 Krankheitsfällen. Diese Personen waren ein Jahr und mehr arbeitsunfähig.

Die Belastungen werden immer höher -warum sollen immer wir Arbeitnehmer alles finanzieren? Wir fordern:

Rechnen Sie sich aus,was Ihnen unser

Steuermodell bringt: mehrnetto.arbeiterkammer.at

GERECHTIGKEIT MUSS SEIN

VOM LOHN BLEIBT IMMER WENIGER.

Bürgerinitiative im Web: www.attac.at

Sandra Pertl ist Betriebsrätin der Altacher Kindergärtnerinnen: „Wir wollen nur, dass die Frauen, die in den Kollektivvertrag gehören, auch so bezahlt werden.

Kindergärtnerinnen müssen vor Gericht um Gehalt nach Sozialkollektivvertrag streiten

Page 4: AKtion November 2014

4 Lehrling & Jugend NOVEMBER 2014

Präsenz- und Zivildienst

Martin befindet sich in einem Lehrverhältnis als Kfz-Techniker mit Spezialmodul Systemelektronik und ist bereits im 4. Lehrjahr. Er hat nunmehr die Einberufung zum Bundesheer erhalten und erkundigt sich in der Lehrlings- und Jugendabteilung, ob er dieser Einberufung nachkommen muss. Seine Lehrzeit dauert noch fünf Monate. Martin erhält die Auskunft, dass die Ableistung des Präsenzdiens-tes aufgeschoben werden kann, wenn die Lehrzeit nicht vor dem Einberufungstermin endet oder die Lehrabschlussprüfung noch nicht positiv abgelegt wurde. Martin muss dem Bundesheer aber auf jeden Fall Bescheid geben, dass er sich noch in der Ausbildung befindet.Bei einer Einberufung während der Behaltezeit (das ist die gesetzli-che Weiterverwendungszeit im Lehrbetrieb nach Beendigung der Lehrzeit) ist der Dienstgeber un-verzüglich in Kenntnis zu setzen. Es besteht sodann ein Kündi-gungs- und Entlassungsschutz bis einen Monat nach Ableistung des Präsenz- oder Zivildienstes. Die Behaltezeit wird infolge des Präsenz- oder Zivildienstes unterbrochen. Nach Beendigung des Präsenz- oder Zivildienstes muss der ausgelernte Lehrling für die restliche Behaltezeit weiter im Betrieb beschäftigt werden.

Lehrlingstipp

Christine Raggl

Informationen und Beratung: www.akbasics.at

Fabienne Karg steht im elterlichen Ge-schäft im Messepark in einem Blumen-meer. Bei der Berufs-EM in Frankreich holte die Dornbirnerin für Österreichs Floristen erstmals Gold.

Weder das eine noch das andere war so geplant. Fabienne Karg hatte als Kind und Jugendliche nicht die Vorstellung, in die Fußstapfen der Eltern zu treten. „Weil ich gesehen habe, wie viel Mama und Papa arbeiten müssen. Es ist ein schöner Beruf, aber auch ein anstren-gender.“ Nicht nur zu den Stoßzeiten wie zu Valentin und Muttertag.

Juniorchefin, das ergab sich erst später, nach einer Phase der Selbstfin-dung. Matura und zuerst einmal nicht

wissen, was man tun soll, schildert die 24-Jährige, wie es zu einem Sozialjahr in Costa Rica kam. Viel Zeit in einer überwältigenden Natur, das habe ihr den Horizont geöffnet. „Die Natur gab den Ausschlag, warum ich umge-stiegen bin.“ Umsteigen hieß: doch in die Welt der Pflanzen und Blumen ein-zutauchen. Mit jetzt krönendem Er-folg – und als Zweier-Team mit ihrer steirischen Kollegin Birgit Habersch-rick, betont Fabienne Karg.

Herzlichen Glückwunsch zur Gold-medaille! Was war die Aufgabe?Fabienne Karg: Wir mussten ein Ge-schäft eröffnen, dafür eine Geschäfts-philosophie erstellen und einen Namen

finden – das hat sich alles in drei Tagen entwickelt –, dazu sechs Werkstücke erarbeiten, die Schnittblumen pflegen … es war einiges zu tun!

Was bedeutet Ihnen Arbeit?Ich sehe bei der Arbeit nicht das Muss, sondern das Schöne, weil ich das Hob-by zum Beruf machen konnte. Ich fin-de es schön, wenn du einer Kundschaft ein Lächeln ins Gesicht zaubern kannst, weil ihr gefällt, was du mit deinen ei-genen Händen gemacht hast. Hand-werksberufe finde ich generell toll.

Wem würden Sie Ihren Beruf empfehlen?Jedem, der sich gerne in der Natur aufhält und mit Blumen arbeitet, der gerne Kontakt mit Kunden hat und teamfähig ist.

Was erwarten Sie von der Zukunft?Ich möchte in der nahen Zukunft den Meisterlehrgang absolvieren. Eigent-lich wollte ich immer Lehrerin werden. Ich hoffe, dass ich das einmal als Be-rufsschullehrerin für Floristen verbin-den kann. Im Moment schaue ich, was auf mich zukommt.

Wofür geben Sie am liebsten Geld aus?Ich habe ein kleines Faible für Taschen (lacht). Sonst für meinen Hund, ein Rhodesian Ridgeback, der ist meine Nummer 1.

Was tun Sie, wenn Sie sich etwas Besonderes gönnen wollen?Dann gehe ich mit meinem Hund in die Berge.

Was würden Sie tun, wenn Sie sich ein Jahr lang nicht um den Lebens-unterhalt kümmern müssten?Reisen. Entweder noch einmal Süd-amerika oder Tanzania und Sansibar, das würde mich reizen.

Worauf kommt es in Ihrem Beruf an?Ich finde, neben dem Beachten der saisonalen Besonderheiten sollte eine gute Floristin Traditionen wahren. Sie soll den Kunden auch das nahebrin-gen, was wir gelernt haben. Wir bin-den ja nicht nur Blumen zusammen, jeder Strauß hat eine Voraussetzung.

Gibt es bestimmte No-gos?Ich würde zum Beispiel nie Rot und Weiß zusammenbringen, die sind soo weit auseinander in der Farbtabelle! Und ich würde auch nicht unbedingt Rosen und Gerbera mischen: Rosen brauchen viel Wasser, Gerbera ganz wenig.

Danke, das war jetzt der Tipp an die Männer zuhause! Letzte Frage: Schon einmal Blumen aus dem Automaten gekauft, weil’s pressiert hat?Nie im Leben! Man soll Qualität wah-ren. Wir haben auch schon schnell was zusammenbinden müssen, weil’s je-mand eilig hatte, aber das merkt man dann auch.

„Schön, Kunden ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern“

Fabienne Karg aus Dornbirn gewann bei den Berufs-Europameisterschaften als Floristin die Goldmedaille

Siegerlächeln: Fabienne Karg vertrat Österreich bei der „EuroSkills“. Liebe zur Natur und Freude am Kontakt mit Kunden seien wichtige Voraussetzungen für ihren Beruf.

AK-Tipp an alle jungen Berufstätigen: Kenne deine Rechte!

Knapp bei Kasse: Junge passen sich an Ändern Junge ihr Konsumverhal-ten, wenn sie plötzlich weniger Geld haben? Die AK Wien hat in qualitativen Interviews Jugendli-che und Experten befragt. Laut Experten tappen eher Junge ohne Matura in die Schuldenfalle als jene mit höherer Bildung. Die meisten Jugendlichen sagen, sie gehen mit ihren Ausgaben besonnener um, wenn sie mit weniger Geld über die Runden kommen müssen. Schul-den stehen sie skeptisch gegenüber. Wichtig ist ihnen, in ihrem Freun-deskreis integriert zu bleiben, auch wenn sie weniger Geld haben. Die AK verlangt immer wieder frühzei-tige Bildung zu diesem Thema in der Schule.

Unternehmen klagen über LehrlingssucheDie Tourismus- und Freizeitwirt-schaft tut sich am schwersten, Lehrlinge zu finden. 15 Prozent der Betriebe gaben bei einer Umfrage der Wirtschaftskammer Öster-reich an, dass es für sie praktisch „unmöglich“ sei. Im Durchschnitt gaben dies neun Prozent an – der Wert, der auf die Industrie zutrifft. Besser geht es Gewerbe und Hand-werk (sechs Prozent) und dem Handel (3). Über sämtliche Bran-chen gerechnet, klagen zwei Drittel der Firmen, sie hätten Probleme beim Finden neuer Lehrlinge.

Handys nerven – nicht nur ÄltereStändige Handy-Nutzung nervt über die Generationen hinweg, allerdings unterschiedlich, wie eine deutsche Untersuchung ergab. Während beispielsweise fast jeder Zweite über 65 es unhöflich findet, beim Fernsehen das Handy zu nut-zen, finden das zwei Drittel der bis zu 34-Jährigen in Ordnung.

Zum Lehrstart alles schon gecheckt? Alle 2602 Jugendlichen, die im September eine Lehre in Vorarlberg begon-nen haben, erhalten in den kommenden Tagen Post von der AK Vorarlberg. Die Arbeiterkammer ist die gesetzliche Interessenvertretung auch der jüngs-ten Arbeitnehmer und als Lehrling ist man automatisch Mitglied der Arbei-terkammer. Im Kuvert steckt das „starter kit“ – das Handbuch zur Lehre, in dem Lehrlinge alle wichtigen Informationen zur Ausbildung, ihren Pflichten und ihren Rechten finden. Zum „starter kit“ gehört außerdem eine Kar-te, mit der die Jugendlichen kostenlos einen Boom-ball bestellen können. Der Mini-Lautsprecher ist das Willkommensgeschenk der AK für alle Lehrlinge.

Alle relevanten Infos für Lehrlinge auch auf der neu gestalteten Homepage www.akbasics.at

Weil der Weg zur Lehrlings- und Ju-gendabteilung der AK Vorarlberg in Feldkirch weit sein kann, kommen die Referenten regelmäßig in die Bezirke.

Als Lehrling hast du nichts zu melden? Irrtum! Selbstverständlich haben auch Lehrlinge nicht nur Pflichten, sondern auch Rechte. Die Experten der AK Vorarlberg beraten die Jugendlichen in allen für sie relevanten Fragen rund um ihre Arbeit. Das Angebot gilt natürlich auch für die Eltern der Lehrlinge, denn in bestimmten Fällen braucht es das Einverständnis eines Erziehungsbe-rechtigten.

Anonym und kostenlosRegelmäßige Beratungsstunden fin-den in den „aha – Tipps und Infos für junge Leute“-Stellen in Bludenz, Bregenz und Dornbirn statt (siehe Ka-sten). Das Service der Lehrlings- und

Jugendabteilung der AK Vorarlberg ist selbstverständlich anonym und völlig kostenlos. Ob es um „Stress“ mit Vor-gesetzten geht, die Überprüfung der Lehrlingsentschädigung, Arbeitszeit, Überstunden oder andere Probleme – die AK-Experten wissen Rat.

Lehrlinge: Berater kommen entgegen

Sprechstunden im „aha“

Die Sprechstunden finden jeweils einmal im Monat immer montags von 15 bis 17 Uhr statt. Hier die nächsten Termine: • aha Bludenz, Mühlgasse 115. Dezember 2014 und 19. Jänner 2015• aha Bregenz, Belruptstraße 11. Dezember 2014 und 12. Jänner 2015.• aha Dornbirn, Poststraße 122. Dezember 2014 und 26. Jänner 2015

Der Beruf: Floristen und Floristinnen

Wirtschaft sind wir alle. Der einzelne Mensch ist die kleinste wirtschaftliche Einheit. In dieser neuen Reihe stellt die AKtion Menschen und die Berufe vor, mit denen sie ihren Lebensunterhalt bestreiten. Beruf: Florist(in)Ausbildung: 3-jährige LehreMindesteinkommen (brutto): 1. Lehrjahr ................................ 394,41 Euro2. Lehrjahr ................................................................................ 501,18 Euro3. Lehrjahr ................................................................................ 634,11 Euro Florist(in) im 1. Jahr: .............................................................. 1160,42 EuroErste Kräfte und Floristen mit Diplom oder Meisterprüfung ... 1495,18 EuroWochenarbeitszeit: 40 StundenIn Vorarlberg werden aktuell 40 Lehrlinge (39 Mädchen, 1 Bursche) aus-gebildet, es gibt insgesamt 73 Betriebe, davon sind 28 Lehrbetriebe. Die gesamte Landesinnung der Gärtner und Floristen beschäftigt rund 390 Arbeitnehmer.

Page 5: AKtion November 2014

NOVEMBER 2014 Arbeit 5

Will man mit einer Wärmepumpe sei-ne vier Wände heizen, braucht es dazu Strom. FH-Professor Jörg Petrasch liefert als Autor der neuen Energie-spartipps die Entscheidungshilfe, ob und welches System sich rechnet.

Wärmepumpen gelten als zukunfts trächtige Heizungstechnologie. Gerade in Vorarlberg sind sie besonders be-liebt. Wärmepumpen nutzen Umgebungs-wärme aus dem Erd-boden, Grundwasser oder der Luft,um Gebäude zu heizen. Eine Wärmepumpe transferiert die Energie vom niedrigen Temperaturniveau der Umgebung auf die höhere Temperatur des Gebäudes.

Das ist allerdings nicht umsonst. Es muss Arbeit in Form von elektrischem Strom investiert werden. Dabei wird meist weniger Strom verbraucht als Wärme gewonnen wird. Das Verhält-nis zwischen gewonnener Heizenergie (in Kilowattstunden) und eingesetzter elektrischer Energie (in Kilowattstun-den) wird als Arbeitszahl oder COP (coefficient of performance) bezeich-net. Je größer die Arbeitszahl, desto besser arbeitet die Wärmepumpe. Je geringer der Temperaturunterschied zwischen der Umgebung und dem Ge-bäude bzw. dem Heizungswasser, desto größer die Arbeitszahl.

Drei grundsätzliche TypenDieses einfache Prinzip hilft zu ent-scheiden, ob in eine Wärmepumpe investiert werden soll und, wenn ja, welcher Typ der richtige ist.• Die (Vorlauf-)Temperatur des Hei-zungswassers soll möglichst niedrig sein. Daher sind Gebäude mit großflä-

chigen Wand- oder Bodenheizungen, die mit niedrigen Vorlauftemperatu-ren auskommen, besonders für Wärmepumpen geeignet. • Die Umgebungstemperatur, d.h., die Temperatur des Mediums, dem die Wärme entzogen wird, soll möglichst hoch sein. Da das Grund-wasser und Erdreich ganzjährig eine Temperatur von ca. 7° C haben, haben Grundwasser- und Erdwärme-pumpen eine bessere Arbeitszahl als Luftwärmepumpen, die die oft beträchtlich kältere Umgebungs-luft als Wärmequelle nutzen. Gute Grundwasser- und Erdwärme-pumpen erreichen eine mitt-lere Arbeitszahl von bis zu 5, während Luftwärmepumpen auf Werte zwischen 2,5 und 3,5 kommen. Allerdings sind Luftwärmepumpen in der Anschaffung deutlich günstiger, da sie keine Grundwasserwärme-tauscher oder Erdwär-mesonden benötigen, sondern mit flexibleren Luftwärmetauschern arbeiten. Beim Einsatz von Erdwärmesonden (Energiepiloten) ist dar-auf zu achten, dass die

Sonden weit genug voneinander ent-fernt sind und das Erdreich eine gute

Wärmeleitfähigkeit hat. Sonst kühlt der Boden im Laufe der Zeit ab und die Arbeitszahl der Anlage sinkt.• Besonders bei Luftwärmepumpen ist ein ausreichend großer Wärmepuffer sinnvoll. So kann die Wärmepumpe die höheren Lufttemperaturen wäh-rend des Tages nutzen, um Wärme zu erzeugen, die nachts an das Gebäude abgegeben wird.

Nicht zu groß dimensionierenAußerdem ist darauf zu achten, dass die Wärmepumpe nicht zu groß di-mensioniert wird. Denn Wärmepum-pen sind im Teillastbereich, d.h. wenn sie nur gelegentlich anspringen, weni-ger effizient.

Natürlich ist letztendlich nicht die Arbeitszahl, sondern der Stromver-brauch einer Wärmepumpe ausschlag-gebend: Je besser ein Gebäude isoliert ist, umso kleiner kann die Wärme-pumpe ausfallen. Das reduziert nicht nur den Stromverbrauch, sondern wirkt sich auch auf die Anfangsinves-titionen aus.

Egg Freezing

Nein, das ist kein neues Rezept zur Zubereitung des Frühstückseis, es ist der massivs-te Versuch eines Übergriffs auf die Rechte und die Würde von Arbeitnehmerinnen seit Jahrzehnten. Ausgerechnet die sich im Allgemeinen so modern gerierenden großen IT-Firmen in Amerika versuchen, junges weib-liches Personal mit dem Angebot zu ködern oder zu halten, rund 20.000 Dollar für das Einfrieren von Eizellen zur Verfügung zu stellen, damit der Kinderwunsch möglichst auf nicht mehr ganz so produktive Jahre verschoben wird.Dahinter stecken aber zwei Denkfehler. Der eine würde die Frauen betreffen, die meinen, dass eine Invitrofertilisation auf jeden Fall und in jedem Alter klaglos funktioniert (abgesehen davon, dass die Samenqualität der auch älter werdenden potenziellen Väter leidet). Und auch wenn alles gut geht: Das Nervenkostüm älterer Eltern ist sicher schon ein wenig dünner und die Entscheidung für das „Zweitkind“ dann noch fragwürdiger.Der zweite Denkfehler geht zu Lasten des Betriebes. Ist denn die Produktivität von Frauen im soge-nannten gebärfähigen Alter, also etwa zwischen 20 und 35 (oder heute auch 40), tatsächlich viel hö-her als die der Enddreißigerinnen bzw. der Frauen zwischen 40 und 60? Oder „verliert“ nicht der Be-trieb die etwas ältere Mitarbeiterin genau zu dem Zeitpunkt an Kind und Familie, wo sie viel Erfahrung und allenfalls auch Führungskom-petenz erworben hat? Aber vielleicht ist das ja gerade eine der Absichten: die Frauen dann in die „Familienphase“ zu verabschieden, wo sie Karri-ere machen und teuer werden könnten. Und beim beruflichen Wiedereinstieg wären sie dann eben endgültig zu alt für Füh-rungspositionen.

Weiberkram

Univ.-Prof. Dr. Irene Dyk-Ploss

E-Mail: [email protected]

Einreichschluss: 31. Januar 2015

www.salvus.at

„salvus“ – das Gesundheits-Gütesiegel für Klein- und Großbetriebe

Anmeldung zurZertifizierungwww.salvus.at

Die AK Vorarlberg ermöglicht Erholungsphase von der anstrengenden Betreuung Angehöriger

Urlaub vom Leben im „Stand-by-Modus“

Kurz gemeldet ...qDas Arbeitsverfassungsgesetz (ArbVG) ist nun seit 40 Jahren in Kraft. Immer komplexere Unter-nehmensstrukturen und flexiblere Beschäftigungsformen fordern zur Weiterentwicklung des Gesetzes heraus. qJeder Burnout kostet die Volkswirtschaft rund 20.000 Euro, errechnete die Uni Linz.

Wie warm es in der guten Stube ist und wie hoch die Kosten sind, die dafür anfallen, hängt vom Heizsystem und seiner praxisnahen Planung ab.

AK Vorarlberg und Land verschaffen auch 2015 pflegenden Angehörigen eine Verschnaufpause. Dieser Urlaub ist Gold wert.

Dass das Wetter zu Wochenmitte schlapp machte, hat sie nicht eine Spur verdrossen. Rosa Maria Kalienke (56) genießt die kostenlose Urlaubswoche für pflegende Angehörige im Krum-bacher Kurhotel Rossbad schon zum dritten Mal. Anna Taferner (50) hat die Möglichkeit vier Mal in Anspruch genommen. „Und ich bin ganz neu“, sagt Karin Kammerer-Fleisch (52) und lacht von Herzen. „Jeden Morgen wache ich hier auf, dann denk ich für einen Augenblick: Muss ich jetzt auf, rüber zur Mama?“ Aber dann lässt sie sich entspannt in die Kissen zurück sinken. Diese Woche in Krumbach ge-hört ganz ihr.

Die drei Frauen haben den Urlaub nötig. Alle drei pflegen ihre Mütter. Kalienkes Mama ist 96 Jahre alt, Pfle-gestufe 6. Ihre Tochter zog 2010 aus Deutschland nach Dornbirn zurück. „Denn in ein Heim wollte Mutter nie. Sie hat elf Kinder bekommen und be-treut.“ Grund genug für Maria Kalien-ke, jetzt den Spieß umzudrehen. Leicht fiel ihr das nicht. „Ich hab mir vier Monate Probezeit gegeben.“ Anfangs

wog die psychische Belastung schwer. Denn Marias Mutter ist dement. Aber jetzt, während dieser Urlaubswoche im Rossbad, übernimmt eine 24-Stun-den-Pflegerin. „Ich hab noch nicht ein einziges Mal zuhause angerufen“, sagt Maria. Sie hat über die Jahre auch das Loslassen lernen müssen.

Die 94-jährige Mutter von Anna Taferner war vor 14 Jahren noch in Pflegestufe 2. Heute haben die Tafer-ners ihr Elternhaus in drei Wohnun-

gen unterteilt und das Babyphone, mit dem die Oma früher den Schlaf ihrer Enkelkinder überwachte, leistet jetzt umgekehrt gute Dienste. Maria Taferner hat Glück. Ihr Mann schaut zur betagten Schwiegermutter, wenn Maria halbtags in einen Dornbirner Privathaushalt arbeiten geht. „Das ist mein Ausgleich“, betont sie. Bei Karin Kammerer-Fleisch aus Hohenems ist es nicht anders. Sie arbeitet in Teil-zeit als Fahrlehrerin, seit sieben Jahren pflegt sie ihre 81-jährige Mutter. Nach deren zweitem Oberschenkelhalsbruch kommt die Mama gerade mal mit dem Gehbock noch ein wenig vorwärts.

Mit großer Selbstverständlichkeit Drei Mütter, drei Töchter, die sie im Alter betreuen. Das schreibt sich alles

so leicht. Was dahinter steckt, kann man nur ahnen. Keine Nacht unge-stört schlafen. Ein Leben im „Stand by-Modus“. Betagte pflegen, das heißt auch Körperhygiene, beim Essen hel-fen oder überhaupt Füttern. Eigenhei-ten ertragen, zurückstecken müssen. Aber die drei Töchter erzählen mit großer Selbstverständlichkeit davon. Sie reden schließlich über ihre Mütter.

Freitag ist letzter Tag der Erho-lungswoche in Krumbach. „Do gibt’s a Fescht“, zwinkert Karin Kamme-rer-Fleisch den beiden anderen zu. Dass sie „derart unbürokratisch und schnell“ in den Genuss dieser Erho-lungswoche kam, findet sie immer noch „fabelhaft“. „Schreiben Sie das“, bittet sie eindringlich, „und schreiben Sie dazu, wie dankbar wir sind.“

Pflegeurlaub für Angehörige

Die AK organisiert zusammen mit dem Land, der VGKK, der Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft und der Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter die Erholungsaktion für pflegende Angehörige 2015 an zehn Terminen: 18. bis 24. Jänner, 22. bis 28. Februar, 1. bis 7. März, 19. bis 25. April, 26. April bis 2. Mai, 31. Mai bis 6. Juni, 5. bis 11. Juli, 23. bis 29. August, 30. August bis 5. September, 4. bis 10. Oktober. Nähere Auskünfte (Montag bis Mittwoch): Helga Barta, Tel. 050/258-4216, [email protected], Anmel-deformular und Folder finden Sie unter www.ak-vorarlberg.at

Genießen den kostenlosen Pflegeurlaub im Kurhotel Rossbad Krumbach: Anna Taferner, Karin Kammerer-Fleisch und Rosa Maria Kalienke (v.l.).

Wärmepumpen: Saubere Technologie mit Fallstricken

Die AK informiert und hilft: AKtion-Serie übers Energiesparen zu Hause

Prof. (FH) Jörg Petrasch

Ziel der Initiative

Die Experten der Arbeitsgruppe „Strom -17%“ geben den Le-sern der AKtion in dieser Serie konkrete Tipps, wie sie in ihrem Haushalt ohne Kom-fortverlust bares Geld bei den Energiekosten sparen können. Die AK Vorarl berg unterstützt die Initiative „Strom -17%“. Sie hat sich das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 den Stromverbrauch der Haushalte um 17 Prozent zu reduzieren.

Page 6: AKtion November 2014

AK Vorarlberg kritisiert fehlende arbeitsrechtliche Begleitmaßnahmen beim Rehageld

6 Recht NOVEMBER 2014

Die Regelung zum neuen Rehageld steckt voller böser Überraschungen„Länger arbeiten bei guter Gesund-heit“ – so preist das Sozialministeri-um das Rehageld an. Die Arbeiter-kammer Vorarlberg ortet dagegen akuten Nachbesserungsbedarf.

Bis 2014 erhielten vorübergehend Arbeitsunfähige zeitlich befristet eine Invaliditätspension. Jetzt wird Perso-nen, die ab dem 1. Jänner 1964 gebo-ren sind, Invaliditätspension nur noch dann ausbezahlt, wenn sie gar nicht mehr arbeiten können. Alle anderen werden „rehabilitiert“ oder umge-schult. Klingt gut. Sozialminister Ru-dolf Hundstorfer (SPÖ) geht von der-art vielen Menschen aus, die so von der frühzeitigen Pensionierung abgehalten werden, dass er der Pensionsversiche-rung (PV) bis 2018 rund 700 Millio-nen Euro Einsparungen verheißen hat.

Jetzt ist nach knapp einem Jahr Gelegenheit zum Kassasturz. Und der sieht trübe aus. Das Betriebsreferat der AK Vorarlberg lud Herbert Seethaler von der Vorarlberger Gebietskranken-kassa (VGKK) ein, Betriebsräten aus dem ganzen Land beim „AK-Znüne“ in der Bibliothek der Kammer das neue System des Rehageldes zu erläu-tern. Er erzählte eindrucksvoll aus der Praxis.

Zu Anfang ein PensionsantragSchon der Zugang zum Rehageld mu-tet seltsam an. Es soll ja möglichst viele Menschen daran hindern, dauerhaft in Pension zu gehen. Nur, um Rehageld zu bekommen, müssen sie genau das tun: Sie müssen Pension beantragen. Ein sogenanntes Kompetenzzentrum der PV begutachtet ihren Fall. „Ge-meint ist einfach ein Arzt“, sagt Seet-haler. Dann folgt per Bescheid die Ablehnung einer dauernden Invali-ditätspension. Ein zweiter Bescheid begründet die Zuerkennung des Reha-geldes. In der Amtssprache liest sich das so:

„Ihr Antrag vom TT.MM.JJJJ auf Gewährung einer Berufsunfä-higkeitspension wird abgelehnt, weil

Berufsunfähigkeit nicht dauerhaft vorliegt. Vorübergehende Berufsunfä-higkeit im Ausmaß von voraussichtlich mindestens sechs Monaten liegt ab TT.MM.JJJJ vor, daher ist als Maß-nahme der medizinischen Rehabilita-tion zur Wiederherstellung Ihrer Ar-beitsfähigkeit - der weitere Krankheitsverlauf abzu-warten,- das Ergebnis weiterer Therapiemaß-nahmen abzuwarten,

- eine Besserung durch Gewöhnung an den Leidenszustand abzuwarten- oder eine stationäre XYZ Rehabili-tationsmaßnahme in der Einrichtung XYZ vom TT.MM.JJJJ bis TT.MM.JJJJ zu absolvieren.“

Also: Das Rehageld knüpft sich an die Bedingung, dass der Betreffende an seiner Genesung arbeitet. Dabei wird er begleitet. Bei der VGKK ist Ulrike Spiegel für dieses „Case-Management“ zuständig. Sie betreut im Augenblick

ca. 170 der 340 Menschen, die in Vorarlberg Rehageld erhalten. „Wir lassen die Leute die ersten drei Mo-nate in Ruhe. Dann vereinbaren wir einen Gesprächstermin.“ Ulrike Spie-gels Büro steht vollverglast im Parterre, zahlreiche Kollegen sitzen in Sicht- und Hörweite. Dafür ist sie dankbar, denn ihre Klienten sind mitunter un-gehalten.

„Die meisten verstehen die Be-scheide gar nicht.“ Das ist vielleicht auch gut so. Den Punkt „Gewöhnung an den Leidenszustand“ übersetzt Her-bert Seethaler so: „Wenn einer ein Bein verliert, gewöhnt er sich mit der Zeit daran.“ Und dann kann er ja wieder arbeiten, sagt der Gesetzgeber.

Die meisten Menschen, die Reha-geld erhalten, sind psychisch krank. Sie kommen aufbrausend oder weinerlich, „irgendwo am Ende“ sind sie alle. „Ihre Tagesabläufe sind nicht mehr struktu-riert.“ Keine Ziele, keine Erwartungen. Laut Robert Seethaler bezogen mit Stichtag 31. August 2014 in Vorarlberg 173 Frauen und 156 Männer Reha-geld. Sie alle haben bis August zusam-men 1,4 Millionen Euro Rehageld er-halten. „Wenn wir zehn Prozent zurück in den Arbeitsprozess bringen, wäre das das höchste der Gefühle.“ Lohnt sich dann der Aufwand? Laut Pensionsversi-cherung „fehlen noch Erfahrungswerte und aussagekräftige Daten“.

Weil er all seine Ausgaben haarklein dokumentiert hat, muss ein Pensio-nist erhöhte Familienbeihilfe nicht zurückzahlen.

Ein 84-jähriger Bludenzer wandte sich an die Rechtsberatung der AK. Er hat einen behinderten erwachsenen Sohn und bezieht für ihn erhöhte Familien-beihilfe. Der Sohn nimmt seit Jahren an einem therapeutischen Beschäfti-gungsprogramm teil. Damit der Sohn nicht durch tägliches weites Pendeln

belastet ist und auch eine gewisse Selbstständigkeit erlernt und leben kann, wohnt er seit einigen Jahren in einer kleinen Wohnung am Beschäfti-gungsort, getrennt von seinem Vater.

Post, die es in sich hatte Im Sommer dieses Jahres erhielt nun der Vater brisante Post. Das Finanz-amt forderte die Familienbeihilfe und den Kinderabsetzbetrag mit einem Gesamtbetrag von 21.196,60 Euro zu-rück. Warum? Der Sohn wohne nicht

mehr im gemeinsamen Haushalt und der Vater trage nicht mehr die über-wiegenden Unterhaltskosten. Der Vater trug den Bescheid zur Arbeiter-kammer und bat um Unterstützung. Die Experten der Arbeiterkammer klärten den Sachverhalt und waren dem hochbetagten Pensionisten bei der Erstellung seiner Beschwerde be-hilflich. Geholfen hat ihm, dass er die an den Sohn geleisteten Zahlungen dokumentiert hat. So war es möglich nachzuweisen, dass der Vater monat-

lich höhere Zahlungen an den Sohn als Unterhalt geleistet hat, als er an Fa-milienbeihilfe und Kinderabsetzbetrag erhalten hat. Bis heute trägt der Vater mehr als die Hälfte der angelaufenen Fixkosten monatlich. Mit diesem Ar-gument wehrte er sich gegen die Rück-forderung. Das Finanzamt zog schluss- endlich seine Forderung zurück. Der 84-Jährige braucht den Betrag nicht zurückzuzahlen.

Immer wieder kommt es zu Rück-forderungen von Familienbeihilfe und

AK verhindert Rückforderung von Familienbeihilfe

Finanzamt wollte mehr als 20.000 Euro zurück

Manchmal rasten Klienten aus. Deshalb ist Ulrike Spiegels Büro vollverglast.

Etiketten-schwindel

Das Rehageld wurde erfunden, um möglichst viele vorübergehend Arbeitsunfähige von der Pension fernzuhalten. Bis Ende des Jahres rechnet die VGKK mit rund 500 Vorarlberger Rehageld-Beziehern. Das wird fünf Millionen Euro kosten, bundesweit 105 Millionen. Bis 2016 steigt der Finanzbedarf auf 12,5 in Vorarl-berg und 260 Millionen österreich-weit, schätzt der Hauptverband der Sozialversicherungsträger.

Jetzt kann man sagen: Das geht eh! Österreich hat schon bedeu-tend höhere Summen versenkt. Hauptsache die Bilanz stimmt. Das tut sie aber nicht. Herbert Seethaler von der Krankenkasse ist schon froh, wenn er jeden zehnten Betroffenen wieder arbeitsfähig hinkriegt.

Die Menschen, die früher vorüber-gehend Invaliditätspension bezo-gen und heute vom Rehageld leben müssen, tun das nämlich nicht aus Jux. Die sind, sagt die VGKK, „einfach fertig“. Wozu also, fragt man sich, diese Endlosschleife der aussichtslosen Betreuung? Nur, um die Pensionsstatistik aufzuhüb-schen? Was taugt ein Gesetz, das schon zwei mal nachgebessert wurde und schon wieder zur Korrektur ansteht? Da fragt man sich letztendlich, wer hier wirklich „Case-Management“ nötig hat.

Kommentar

Thomas Matt

Email: [email protected] Er ist über 50 und hat „Glück“: Vorübergehend Arbeitsunfähige, die Jahrgang 1964 oder jünger sind, erhalten statt Invaliditätspension Rehageld und Case-Management.

Sprechtag für Fragen der GleichbehandlungLara Weber ist Regionalanwältin für die Gleichbehandlung vonFrauen und Männern in der Arbeitswelt. Am 17. November 2014 hält sie in der Arbeiterkam-mer Vorarlberg einen Sprechtag ab. „Viele Menschen wissen gar nicht, dass es in Österreich gesetzlichen Schutz im Falle von Benach-teiligung und Diskriminierung gibt“, sagt Weber. Wenn jemand Probleme bekommt wegen seines Geschlechts, seines Familienstandes oder der Tatsache, dass sie oder er Kinder hat, dann ist die Gleich-behandlungsanwaltschaft die erste Adresse. Wann liegen Diskriminie-rungen vor? Wenn z. B. der Chef durch die Garderobe geht, während die Mitarbeiterin sich umzieht, oder Muslimas ihr Kopftuch am Arbeitsplatz nicht tragen dürfen.

„Wenn wir zehn Prozent der Betroffenen zurück in den Arbeitsprozess bringen, ist das

das höchste der Gefühle.“Herbert Seethaler, VGKK

Fälle nach Bundesländern Versicherung Anzahl Prozent

GKK Wien 1188 16,51%

GKK NÖ 690 9,59%

GKK Burgenland 112 1,56%

GKK OÖ 1225 17,03%

GKK Steiermark 1559 21,67%

GKK Kärnten 849 11,80%

GKK Salzburg 529 7,35%

GKK Tirol 688 9,56%

GKK Vorarlberg 329 4,57%

Betriebskrankenkassen 9 0,13%

VA öffentlich Bediensteter 16 0,22%

17. November 2014: Sprechtag der Gleichbehandlungsanwalt-schaft in der AK Vorarlberg, Widnau 2-4, 6800 Feldkirch, Zi. B 401/B402 zwischen 13.30 und 17 Uhr; keine Voranmeldung

Schwanger und doch gut informiertEine Schwangerschaft verändert vieles. Besonders die erste Schwan-gerschaft wirft Fragen auf. Was kann die Frau für ihr Wohlbefinden in der Schwangerschaft tun? Was heißt schwanger sein für ein Paar? Wie schaut es aus mit dem Recht der Schwangeren am Arbeitsplatz? Finanzielles rund um Schwanger-schaft und Geburt will beachtet werden. Der nächste „Infor-miert-schwanger-Abend“ in der AK bietet Gelegenheit, Expertinnen (Hebammen, Juristin, Psychologin) persönliche Fragen zu stellen. Die Teilnahme ist kostenlos. Anmel-dung ist nicht notwendig.

Nächster Infoabend am 17. November 2014 im Festsaal der AK ab 18.30 Uhr

Page 7: AKtion November 2014

AK Vorarlberg kritisiert fehlende arbeitsrechtliche Begleitmaßnahmen beim Rehageld

NOVEMBER 2014 Konsumentschutz 7

Die Regelung zum neuen Rehageld steckt voller böser Überraschungen

Bezieherinnen und Bezieher des Rehageldes nach Krankheitsgruppen

Überwiegend psychische ErkrankungenMit Stichtag 31. August 2014 gab es in Österreich 7194 Bezieher von Rehabilitationsgeld, 3945 Frauen und 3249 Männer.

Krankheitsgruppe Anteil in Vorarlberg Österreich gesamt

Bewegungsapparat 5,83 % 6,97 %

Psychiatrische Erkrankungen 71,84 % 71,10 %

Herz- Kreislauferkrankungen 1,62 % 3,45 %

Krebsleiden 5,50 % 4,75 %

Krankheiten des Nervensystems 3,88 % 3,57 %

Stoffwechselerkrankungen 4,53 % 3,35 %

Lungenerkrankungen 0,32 % 0,86 %

Unfallursachen – 0,03 %

Sonstige 6,47 % 5,92 %

AK verhindert Rückforderung von Familienbeihilfe

AK-Kontakt in Frau- und Familien-fragen: [email protected], Telefon 050/258-2600

Die 29-jährige Mutter mit Brust-krebs zählt zu den zehn Prozent. Ihr hat Ulrike Spiegel Psychotherapie ver-schafft. „Sie ist auf einem guten Weg.“ Und die anderen?

Rehageld wird zwar unbefristet ausbezahlt, aber nach zwölf Mona-ten werden die Fälle erneut bei der PV begutachtet. Spiegel arbeitet eben die Stellungnahmen aus. Bei den al-lermeisten muss sie passen. Da zeich-net sich kein Hoffnungsschimmer ab. Und dann? „Schließen wir eben eine neue Zielvereinbarung.“ So will es das System. Alles fängt von vorne an. Wie viel Rehageld kriegt der einzelne Bezie-

her überhaupt? Analog zum Kranken-geld erhält die oder der Betroffene bis zum 42. Tag 50 Prozent, am 43. Tag 60 Prozent der Bemessungsgrundlage. Für diese Bemessungsgrundlage wird „das letzte aus der unselbstständigen Erwerbstätigkeit erzielte Einkommen“ herangezogen. Wenn das also zwölf Jahre her ist, gilt das Lohnniveau von vor zwölf Jahren. Einer Klientin kam das zugute. „Sie hat vor acht Jahren drei Tage lang gearbeitet und pro Tag 132 Euro verdient. Jetzt bezieht sie 1600 Rehageld“, erzählt Seethaler. Ein Familienvater mit zwei Kindern dagegen stürzte auf 800 Euro ab. Er hat sich inzwischen mit Hilfe der AK Vorarlberg den Weg in die dauerhafte Pension frei geklagt.

Und wenn jemand das Casema-nagement verweigert? „Dann kann das Rehageld entzogen werden.“ Das ent-scheidet die PV. „Wir haben das noch nie beantragt“, betont Spiegel. Österrei-chweit kam es laut PV bislang zu fünf Entziehungen. Die Vorarlberger Klien-tin, die drei Termine versäumte, „hat Parkinson in fortgeschrittenem Stadi-um mit einer kognitiven Einschrän-kung.“ Da liegt kein böser Wille vor.

Gesetzgeber muss handelnDa wäre noch viel anzufügen. Die 173. Vollversammlung der AK Vorarl-berg wird sich am 12. November 2014 eingehend mit dem Thema befassen. Ein Antrag liegt vor. Denn es fehlen weitreichend arbeitsrechtliche Begleit-regelungen. Durch Zuerkennung von Rehageld werden aufrechte Arbeitsver-hältnisse nicht beendet. Also sollte der Betroffene eigentlich arbeiten gehen. Kann er aber nicht, sonst bräuchte er ja kein Rehageld. Auch hier muss der Gesetzgeber Klarheit schaffen.

Kinderabsetzbetrag, weil das Kind, für welches Familienbeihilfe bezogen wird, nicht mehr im gemeinsamen Haushalt mit dem beziehenden Elternteil wohnt. In derartigen Fällen ist es wichtig, dass die an das Kind geleisteten Zahlungen nachgewiesen werden können. Es ist daher sinnvoll, regelmäßige Zahlungen über einen Dauerauftrag abzuwickeln, damit diese belegbar sind.

Auch darüber hinausgehende Zah-lungen für besondere Ausgaben oder Kleidung und diverse Einkäufe sollten zumindest handschriftlich dokumen-tiert sein. Noch besser wäre es, die Rechnungen aufzubewahren. Das Fi-

nanzamt kann Prüfungen rückwirkend durchführen und Familienbeihilfe für fünf Jahre zurückfordern. Daher ist die Dokumentation der Zahlungen ganz wichtig.

Sollten Sie einen Rückforderungs-bescheid von Familienbeihilfe und Kinderabsetzbetrag erhalten, so ist das AK-Büro für Familien- und Frauenfra-gen gerne bereit, diesen zu prüfen und Ihnen gegebenenfalls bei Erstellung ei-ner Beschwerde behilflich zu sein.

Er ist über 50 und hat „Glück“: Vorübergehend Arbeitsunfähige, die Jahrgang 1964 oder jünger sind, erhalten statt Invaliditätspension Rehageld und Case-Management.

AK-Kontakt für Fragen zum Reha-geld: [email protected], Telefon 050/258-2200

Grafik: KEYSTONE, Quelle: AK Vorarlberg, Fotos: AK Vorarlberg

Richtig heizen und ein Drittel Holz sparenJeder dritte Vorarlberger Haushalt heizt mit Holz. „Viele könnten sich ein Drittel Holz sparen“, sagt Albert Lässer,„wenn sie es richtig machen würden.“ Der Innungsmeister der 28 Kaminkehrer im Land hat für die AKtion vorgeführt, wie man das Feuer von oben anfacht.

Richtiges Anheizen in neun Schritten

Empfohlene Raumtemperatur

Das gehört nicht in den Ofen

All diese Materialien erzeugen hohe Schad-stoffbelastungen und greifen den Ofen an.

Altöl (Motoröl,Pflanzenöle)feuchtes Holz

Spanplatten

beschichtetes,imprägniertes Holz

Papier, Kartonagen(nur zum Anheizen)

Verpackungs-material

Gartenabfälle

Kunststoffe

1. Den Ofenraum von Asche säubern

2. Das Holz in den Brennraum schlichten

3. Achtung: das große Holz unten dichtnebeneinander legen

4. Anzündhilfe auf den Brennstapel legen

5. Tannenzapfen, Holzspäne gekreuztdarüber schlichten

6. Luft- und Drosselklappen ganz öffnen

7. Von oben anzünden. (hellgelb-blaueFlammen = gute Verbrennung)

8. Luftzufuhr erst drosseln, wenn sich einschöner Grundstock gebildet hat

Schlafzimmer Badezimmer Kinderzimmer

Flur/Gang Küche Wohnzimmer

Kaminkehrer-InnungsmeisterAlbert Lässer

16 - 20 °C

16 - 18 °C 18 - 20 °C 18 - 20 °C

18 - 20 °C 20 - 22 °C

Page 8: AKtion November 2014

8 Konsumentenschutz NOVEMBER 2014

Dick durch Haarefärben, Alzheimer aus der Hautcremetube? Kosmetika sind in Verruf geraten. Schuld sind Zusatzstoffe, die man dort nicht ver-muten würde. Die AK Vorarlberg be-auftragte deshalb das Umweltbundes-amt, 15 Bodylotions zu überprüfen. Die Experten suchten nach Alumini-um, Parabenen und Diethylphthalat (DEP). Die gute Nachricht: Alle Pro-ben haben bestanden. Die Inhaltsstof-fe waren korrekt deklariert.

Neun von 15 Lotionen enthielten gar kein Aluminium, Paraben oder DEP. In vier Proben (Dove Bodylotion, Neutrogena Deep Moisture Bodylo-tion, bebe young care lovely body lo-tion und Cien bodycare Bodylotion) hat das Umweltbundesamt die Subs-tanzen in geringen Konzentrationen nachgewiesen. Sie waren korrekt als Inhaltsstoffe angegeben. Gerade noch nachweisbare Spuren von Aluminium bei einer Bodylotion (Ombia Bodycare Body Lotion) können auf eine einma-lige Verunreinigung zurückzuführen sein. Eine weitere Probe (Bettina Bar-

ty Vanilla) wies minimale Spuren von DEP auf. Vermutlich fand der Stoff als Vergällungsmittel von Alkohol Ver-wendung. Das kann man hinterfragen, ist aber erlaubt. Was suchen Alumini-um, Parabene und DEP überhaupt in Körpermilch?• Aluminium: Als besonders leicht ist es bei Architekten beliebt, und was wäre die ganze Verpackungsin-dustrie ohne Aluminium? Aber was bewirkt das silbrig-weiße Leichtmetall in der Körperpflege? Aluminium ist nicht nur das häufigste Metall in der Erdkruste; die meisten unverarbei-teten Lebensmittel enthalten weniger als fünf Milligramm Aluminium pro Kilo. Als Bestandteil von Deos und Körperlotionen jedoch verschließen Aluminiumsalze die Hautporen und verhindern so das Schwitzen. Aber der Alleskönner unter den Metallen ist ins Gerede gekommen. Ein Zusammen-hang mit Brustkrebs und Alzheimer wird vermutet. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat deshalb die maximal tolerierbare Aufnahmemenge von

Aluminium mit wöchentlich einem Milligramm pro Kilo Körpergewicht festgelegt. Das Gesundheitsministe-rium in Wien rät Verbrauchern dazu, den Kontakt zu Aluminium vorsorg-lich zu verringern. • Parabene: Diese Chemikalien wer-den seit mehr als 80 Jahren schon als Konservierungsmittel in Kosmetika, Medikamenten und Lebensmittel ein-gesetzt. Sie sollen das Wachstum von Bakterien verhindern. Manche wirken

ähnlich wie körpereigene Hormone. Sie können den Hormonhaushalt stö-ren. Besonders anfällig dafür sind Kin-der, Jugendliche und Ungeborene im Mutterleib. Bestimmte Parabene dür-fen daher laut Kosmetik-Verordnung nur in Mengen von bis zu 0,4 Prozent in kosmetischen Mitteln eingesetzt werden, die Summe darf maximal 0,8 Prozent betragen. Bei keiner der 15 untersuchten Bodylotions wurde dieser Grenzwert erreicht.• Diethylphthalat: „Phthalate“ sind Weichmacher. Sie finden sich unter anderem in Feuchtigkeitslotionen, Sonnencremes, Haarsprays, Parfums oder Nagellack. Übrigens ist auch der Geruch des neuen Autos, der viele Be-sitzer mit großem Stolz erfüllt, in der Regel Phthalaten zu verdanken, die später noch aus den Plastikarmaturen austreten, wenn das Gefährt lange genug in der Sonne steht. Das spezielle Diethylphthalat (DEP) – eine farblose Flüssigkeit – wird in Kosmetika zum Vergällen des enthal-tenen Alkohols verwendet, also um ihn als Lebensmittel ungenießbar zu

machen. Studien beweisen zwar, dass DEP über die Haut aufgenommen wird und sich im Körper anreichert. Phthalate stehen auch lange schon im Verdacht, Leber, Nieren und Fortpflanzungsorgane zu schädigen. Doch die EU stuft den Einsatz von DEP in kosmetischen Mitteln als unbedenklich ein. Wer dem allem aus dem Weg gehen will, muss beim Kauf die Inhaltsstoffe studieren. Die App „Toxfox“ tut da gute Dienste.

Bodylotions haben den Test bestandenNeun von 15 Bodylotions enthielten gar kein Aluminium, Paraben oder DEP. In vier Proben waren geringe Inhaltsstoffe korrekt angegeben, bei zwei fanden sich minimale Spuren ohne Angabe.

Mit Toxfox etwas klüger

Der Bund für Umwelt und Na-turschutz Deutschland (BUND) springt dem Konsumentenvolk mit einer App zur Seite: „Toxfox“ bietet mit seinen 6,5 MB die Möglichkeit, im Geschäft den Bar-code der gewünschten Kosmetika zu prüfen. Der Toxfox blättert in seiner Datenbank, stellt mit einem grünen Herz die Unbedenklichkeit aus oder warnt: „enthält Metylpa-raben“ zum Beispiel. Hinterlegt sind knapp 100.000 Produkte.

Beim Reifenkauf geht‘s um viel Geld. Der Verein für Konsumenteninforma-tion (VKI) hat 14 Produkte für Klein-wagen und 14 für leichte Limousinen getestet, außerdem vier Ganzjahres-reifen. Auf nasser Fahrbahn trennte sich die Spreu vom Weizen. Das Er-gebnis ernüchtert.

175/65 R 14 T für Kleinwagen. Von 14 Fabrikaten schnitten nur vier gut ab, zwei fielen durch. Als Sieger ging der Continental WinterContact TS850 hervor. Er schaffte sogar den weiten Spagat mit der besten Bewer-tung auf nasser Fahrbahn bei gleichzei-tig sehr geringem Verschleiß. Den Mi-chelin Alpin A4, bekannt für höchste Laufleistungen, konnte er im Ver-schleiß allerdings nicht schlagen. Der Dunlop Winter Response 2 überzeugte mit dem geringsten Rollwiderstand, also geringstem Verbrauch. Auch Aus-gewogenheit in allen Disziplinen ist

eine gute Methode, um weit vorne zu landen – so erzielte der Firestone Winterhawk 3 nirgends die beste Note und schaffte trotzdem ein „gut“ in der Endnote.

195/65 R 15T für Kompaktwagen und leichte Limousinen. Auch in die-ser Dimension schafften nur vier von 14 ein „gut“ und zwei fielen mit der Note „nicht zufriedenstellend“ kom-plett durch. Abermals konnte sich der Continental an die Spitze setzen, und zwar mit gleich drei Bestnoten, näm-lich auf Schnee, im Kraftstoffverbrauch und im Verschleiß. Dafür schaffte der zweitplatzierte Bridgestone die beste Bewertung seiner Gruppe auf nasser Fahrbahn. Michelin, sehr oft weit vorne zu finden, schaffte es nur ins Mittelfeld. Die Zuspitzung auf gute Wintereigen-schaften hat Schwächen auf trockener Fahrbahn zur Folge. Goodyear war diesmal nicht im Test vertreten.

Ganzjahresreifen. Das Ergebnis blieb bescheiden, zumal die beiden Marktführer fehlten, nämlich Good-year und Hankook. Beide Hersteller bringen ihre neuen Reifen erst 2015 auf die Straße. Falken und Vredestein erreichten ein „weniger zufriedenstel-lend“, Kumho und Uniroyal stürzten komplett ab. Ganzjahresreifen sind in ihrer Konstruktionsart eigentlich Win-terreifen. Das heißt, in ihren Eigen-schaften als Winterreifen funktionie-ren sie einigermaßen; auf warmer und trockener Fahrbahn zeigen sie jedoch Schwächen, die bei einem Eingreifen des ESP mitunter zu kritischen Fahr-zuständen führen.

Der Verein für Konsumenteninformation hat 28 Winterreifen getestet

Winterbereifung schnitt eher mäßig ab

Details und weitere VKI-Tests unter www.konsument.at (kostenpflichtig)Ganzjahresreifen sind eigentlich

Winterreifen.

Bodylotions sollen pflegen. Da empfiehlt sich ein Blick auf die Inhaltsstoffe.

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Testergebnisse Winterreifen (bei gleicher Punktezahl Reihung alphabetisch)N

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Testurteil Erreichte von

100 Prozentpunkten

175/65 R 14 T

Continental ContiWinterContact TS850 54,– gut (71) + + + + o + + + + +

Dunlop SP Winter Response 2 60,– gut (68) + + + + o + + + +

Michelin Alpin A4 60,– gut (66) + + + + – + + + + +

Firestone Winterhawk 3 50,– gut (65) + + + + o + + + +

EsaTecar Super Grip 7+ 59,– durchschnittlich (59) o1) + + + o + + + +

Fulda Kristall Montero 3 50,– durchschnittlich (57) o1) + + + – + + + +

Vredestein Snowtrac 3 50,– durchschnittlich (57) o1) + + + – + + + +

Pirelli Snowcontrol Serie 3 Winter 190 52,– durchschnittlich (55) + o1) + + – + + + +

Sava Eskimo S3+ 65,– durchschnittlich (53) o1) o1) + o – + + + +

Hankook Winter i*cept RS W442 46,– durchschnittlich (50) o1) + o o – + + + +

Toyo Snowprox S943 XL 53,– durchschnittlich (50) o1) + + + o + + + +

GT Radial Champiro Winterpro 47,– durchschnittlich (45) o o o1) o1) – + + + +

Cooper WeatherMaster SA2 54,– nicht zufriedenstellend (14) – –1) + – o – + + + +

Star Performer SPTS AS 41,– nicht zufriedenstellend (14) – –1) o o o – + + + +

195/65 R 15 T

Continental ContiWinterContact TS850 62,– gut (69) + + + + o + + + + +

Bridgestone Blizzak LM 001 2) gut (66) + + + + o + + + +

Dunlop SP Winter Sport 4D 64,– gut (63) + + + + o + + + +

Semperit Speed-Grip 2 55,– gut (62) + + + + o + + + +

Uniroyal MS plus 77 55,– durchschnittlich (56) o o o o1, – + + + +

Yokohama W.drive V905 55,– durchschnittlich (56) o1) + + + – + + + +

Michelin Alpin 5 64,– durchschnittlich (52) + o1) + + – + + + +

Hankook Winter i*cept RS (W442) 51,– durchschnittlich (51) o1) + o + – + + + +

Pirelli Snowcontrol Serie 3 Winter 190 62,– durchschnittlich (50) o o1) + + – + + + +

Kumho WinterCraft WP51 91,– durchschnittlich (43) o1) + o + o + + + o

Kleber Krisalp HP2 53,– durchschnittlich (41) o1) + o + – + + + + +

Matador MP92 Sibir Snow 54,– weniger zufriedenst. (37) –1) + + o o + + + +

Achilles Winter 101 55,– nicht zufriedenstellend (0) – –1) o o o o + + + +

Infinity Winter Hero INF 049 48,– nicht zufriedenstellend (0) – –1) – + + – + + + o

GANZJAHRESREIFEN 195/65 R 15 H

Falken EuroAll Season AS200 57,– weniger zufriedenst. (37) o + –1) o o + + o o

Vredestein Quatrac Lite 75,– weniger zufriedenst. (31) o –1) – + o + + + +

Kumho Solus HA31 2) nicht zufriedenstellend (14) o – –1) o + o + + o +

Uniroyal AllSeasonExpert 71,– nicht zufriedenstellend (14) o – –1) + + o + + + o

Zeichenerklärung: 1) führt zur Abwertung 2) Preis konnte im Internet nicht erhoben werden Beurteilungsnoten: sehr gut (+ +), gut (+), durchschnittlich (o), weniger zufriedenstellend (–), nicht zufriedenstellend (– –) ...für SCHNELLLAUFPRÜFUNG: bestanden (+ +), nicht bestanden (– –) Prozentangaben = Anteil am Endurteil Erhebung: August 2014

Page 9: AKtion November 2014

Und wenn ich morgen als Direktvertriebler angeworben werde?

NOVEMBER 2014 Konsumentenschutz 9

Dr. Claudia Groß befasst sich an der niederländischen Radboud Universiteit Nijmegen mit Direktvertrieb

Der Traum vom großen Geld zer-platzt oft in Ernüchterung. Dennoch sehen in wirtschaftlich heiklen Zeiten viele ihr Heil im Direktvertrieb. Die AKtion bat Dr. Claudia Groß zum Interview. Sie hat die Branche durch-leuchtet.

Ewiges Streitthema Direktvertrieb: Der Konsumentenschutz der AK hat vor Wochen erst das Vertriebssystem des „Verve!“-Produzenten Vemma scharf damit kritisiert, man werbe in Vorarlberg Minderjährige für ein Pyramidensystem an. Inzwischen be-reitet die AK eine Sachverhaltsdarstel-lung an die Staatsanwaltschaft vor. Ist Vemma nur ein Einzelfall? Die nie-derländische Assistenzprofessorin Dr. Claudia Groß setzt sich seit Jahren kritisch mit Direkt-Vertrieb und Mul-ti-Level-Marketing auseinander.

AKtion: Die österreichische Plattform Direktvertrieb zählt 11.000 Mitarbei-ter ihrer Mitgliedsfirmen, die jährlich mehr als eine Million Beratungsge-spräche führen. Direktvertriebe, Net-work-Marketing und Multilevel-Mar-keting verheißen tausende freie Stellen. Stimmt denn das?Claudia Groß: Das Versprechen stimmt insofern, als die Unternehmen natürlich gerne tausende Menschen dazu hätten, das Versprechen stimmt insofern nicht, als dass es schlichtweg keine Arbeitsstellen sind! Der Ge-brauch von Wörtern wie „Stelle“ oder „Job“ oder sogar „Tätigkeit“ ist irrefüh-rend, weil die Mitgliedschaft in einem Direktvertrieb nicht unbedingt zu Einkommen führt, sondern zunächst nichts weiter ist als eine Mitgliedschaft in einem Direktvertrieb. Manche Mit-glieder kaufen nur für sich selbst und ihre nächsten Freunde ein paar Pro-dukte – das ist absolut nicht mit einer beruflichen Tätigkeit vergleichbar.

Geworben wird mit phantastischen Verdienstmöglichkeiten und einem schier raketenhaften Aufstieg auf der Karriereleiter. Ist in Wahrheit nicht eher der Nebenverdienst die Regel?Ja, der Nebenverdienst ist die Regel; für Deutschland beziffert der Bundes-verband Direktvertrieb die Zahl der Mitglieder im Nebenverdienst mit 63

Prozent, ca. 456.000, wobei ich davon ausgehe, dass die Zahl zu hoch greift. Noch eine viel relevantere Regel ist, dass viele Mitglieder schlicht die Pro-dukte für ihren Eigenbedarf kaufen. Das macht natürlich nur bei bestimm-ten Produktgruppen Sinn. Kosmetik und Vitamine etwa kann ich immer wieder für mich kaufen; Staubsauger und Versicherungen hingegen benöti-ge ich höchstens einmal alle paar Jahre.

Wie viele Menschen können wirklich vom Direktvertrieb leben? Gibt es

offizielle Zahlen? Wie hoch ist der durchschnittliche Bruttolohn einer Beraterin oder eines Beraters?Die Einkommensversprechen reichen bis zu Summen von mehreren tausend Euro monatlich im Nebenerwerb. Auf Motivationsveranstaltungen mancher Unternehmen schwärmen Mitglieder von der Chance auf finanzielle Unab-hängigkeit, großen Reichtum und Lu-xus. Andere Unternehmen werben mit einem überdurchschnittlichen Stun-denlohn, geringem wöchentlichem Aufwand und einer Tätigkeit, die sich durch ihre Flexibilität besonders gut für Mütter und Hausfrauen eignet. Be-sonders erfolgreiche Mitglieder dienen als Vorbilder. Aber mit welchem Stun-denlohn kann die breite Masse, also nicht nur der Topverkäufer, rechnen? Wir haben im Dezember 2012 zehn Unternehmen verglichen und erho-ben, dass die geschätzten durchschnitt-lichen Monatseinkünfte relativ gering sind. Die Bandbreite reicht von 2,10 Euro bei Forever Living Products bis zu 168 Euro beim US-amerikanischen Kosmetik-Konzern Avon. Herbalife mit Sitz in Los Angeles hat für 2013 eines der ganz wenigen offiziellen Do-

kumente herausgegeben, aus denen ersichtlich wird, wie gering der Anteil derer ist, die überhaupt Provisionen er-zielen, und wie wenig Leute ein hohes Einkommen erreichen: Von den mehr als 1,2 Mio Mitgliedern in den USA verdienen gerade einmal rund 700 ein Einkommen, von dem man leben kann. Die Lage in Europa dürfte nicht wesentlich anders sein.

Kritiker warnen davor, dass Bera-terinnen und Berater rasch in eine Spirale der Abhängigkeit geraten.

Sie haben Ware gekauft, die sie nun losschlagen sollten. Als erstes müssen Verwandte und Freunde herhalten. Bei Plastikschüsseln mag das noch an-gehen, aber bei Versicherungspolizzen mit langer Laufzeit …Ich stimme zu: Es gibt Geschäftsprak-tiken, die besonders problematisch sind, wenn es sich um Finanzprodukte handelt: Denn hier kauft der Kunde (Freund, Partner, Familienmitglied), weil er dem Menschen vertraut. Das ist ein gezieltes Benutzen von sozialen Netzwerken/Beziehungen und hat sehr wenig mit den Fachkenntnissen des Beraters zu tun.

Warum boomt der Direktvertrieb eigentlich ausgerechnet in Zeiten des Online-Verkaufs?Ich bin mir nicht sicher, ob der Di-rektvertrieb boomt oder sich von einer Schlappe erholt. Tatsächlich bieten im-mer mehr Firmen diesen Vertriebsweg an. Sozial gesehen bietet der Direkt-vertrieb natürlich einen Ausgleich zum anonymen Internetverkauf; und soziale Medien machen es auch extrem ein-fach, Menschen zu einer Produktparty oder Anwerbegesprächen einzuladen.

Wie kann man die genannten Probleme beheben und wie kann es überhaupt sein, dass seit Jahrzehnten die gleichen Probleme bestehen?Es gibt schlicht kein Gegengewicht zu den Direktvertriebsunternehmen, kei-ne regulierende Instanz. Die Verbände vertreten die Interessen der Unterneh-men. Für die Interessen der Direktver-triebler gibt es keine Lobby. Der Grund hierfür ist: Alle Verkäufer – egal ob im Direktvertrieb, Multi-Level-Marke-ting, Networkmarketing oder Struk-turvertrieb – sind selbstständig. Damit gibt es keinen Betriebsrat und keine Gewerkschaft. Das Ministerium für Verbraucherschutz schaut vor allem auf die Produktqualität und welche Auswirkungen Produkte auf Kunden haben. Für die Arbeitsbedingungen der Direktvertriebler interessiert sich niemand, obwohl diese ja trotz Selbst-ständigkeit von den Unternehmen ab-hängig sind.

Als Lösung schlage ich Folgendes vor: Erstens eine aktualisierte Gesetz-gebung zum Direktvertrieb. Und zwei-tens eine unternehmensunabhängige Kontrollinstanz beim Wirtschaftsmi-nisterium, bei der alle Direktvertriebe registriert werden. Diese Kontrollstel-le legt Regeln fest, schaut, dass diese eingehalten werden, geht Verstößen nach und klärt die Öffentlichkeit auf. Mit ein bis zwei Mitarbeitern bei einer unternehmensunabhängigen Registrie-rungs- und Kontrollstelle wäre allen Direktvertrieblern, Networkern und Franchisenehmern geholfen. Meines Erachtens wäre auch allen seriösen Un-ternehmen geholfen, denn wenn es Re-geln gäbe, die von einer unabhängigen Stelle überprüft würden, könnte die gesamte Branche ihren Makel, tenden-ziell unseriös zu sein, ablegen.

Direktvertrieb braucht Kontrolle

Groß: „Mit einer unternehmensunabhän-gigen Registrierungs- und Kontrollstelle wäre allen Direktvertrieblern geholfen.“

q Geht es um den Verkauf von Produkten oder vor allem darum, neue Leute anzuwerben? Eine starke Produktorientierung, bei der es um den Verkauf an Endkunden geht, ist tendenziell besser als eine Ori-entierung am Anwerben. Warum? Nur der Verkauf von Produkten an Endkunden generiert tatsächlich Umsatz. Wer Produkte nur für sich selbst kauft, erhält lediglich einen Rabatt auf den Einkaufspreis – „das kann man nicht als Einkommen bezeichnen“, so Groß. Das Anwerben anderer wird oft als sehr lukrativ an-gepriesen, „aber in meiner Erhebung

zu Amway Deutschland wurde z. B. deutlich, dass man für eine mo-natliche Provision zwischen 2000 bis 3000 Euro brutto rund 4500 Mitglieder in der eigenen Downline benötigt“.

q Welche Produkte soll ich verkaufen? Finanzprodukte findet Groß generell problematisch; „aus meiner Sicht sollte hier überhaupt kein Direktvertrieb mit ungeschulten Leuten zugelassen werden.“ Es gibt auch absurde bzw. nicht-bestehen-de Produkte wie Waschkarten, die man in die Waschmaschine wirft,

damit diese weniger Waschmittel verbraucht. Es ist illegal, kein „reales“ Produkt anzubieten.

q Wie hoch sind die Einkom-mensversprechen? Wie groß ist die Kluft zwischen dem, was verspro-chen wird, und dem, was tatsächlich verdient wird? Hier gilt: Je utopischer die Versprechen, desto unmoralischer.

q Wer und wie wird ange-worben? Manche Unternehmen wenden sich an eine bestimmte Personengruppe, z. B. Frauen (Kosmetik, Haushaltswaren,

Dessous, Wohnaccessoires, Schoko-party usw.). Tendenziell problema-tischer sind Unternehmen, bei denen beide Partner angeworben werden; hier geht es darum, die ganze Familie bzw. soziale Bezugsgruppen einzu-beziehen. Man will vermeiden, dass Mitglieder zu Hause noch ein „Ge-gengewicht“ zu den Zielen des Unter-nehmens haben. Manche werden als regelrechte „Kulte“ bezeichnet, da ihre Mitglieder sich von Freunden und Familie abwenden, um ihr gan-zes Leben der Tätigkeit zu widmen.

Finanzprodukte kauft der Kunde, weil er dem Menschen vertraut. Oft müssen Verwandte als Kundschaft „herhalten“.

Diese Fragen sollten sich Interessenten unbedingt stellen

Mogelpackung entdeckt?

Die AKtion veröffentlicht in jeder Ausgabe die „Mogelpa-ckung des Monats“. Helfen Sie mit, die Tricks der Hersteller aufzudecken: Schicken Sie ein Beweisfoto und eine kurze Beschreibung an AK Vorarlberg, Redaktion AKtion, Stichwort: Mogelpackung, Widnau 2-4, 6800 Feldkirch, oder gern auch per E-Mail an [email protected].

Nur fünf Prozent Kalbsleber in der Kalbsleberstreichwurst? Der Lebens-mittelkodex findet das ausreichend.

Wie viel Leber muss in der Streichwurst sein?Eine Dornbirner Leserin der AKtion kam beim Einkauf ins Grübeln: „Stastnik produziert eine Kalbs-Leber Streichwurst mit folgenden Inhalten: Schweinefleisch (59 Prozent), Schweineleber (25 Prozent), Kalbsleber (fünf Pro-zent), und dann folgen Gewürze, Stabilisatoren usw. Dass man ein Produkt bei fünf Prozent Kalbsleber Kalbs-Leber-Streichwurst nennen darf, verstehe ich nicht.“ Der Konsumentenschutz der AK hat nachgefragt. Im Lebensmittelkodex steht tatsächlich, dass Kalbsleber-streichwurst und Gansleberstreich- wurst mindestens fünf Prozent Leber der namengebenden Tier-art enthalten müssen, „wobei der Gesamtlebergehalt (Schweineleber einschließlich Leber der namensge-benden Tierart) mindestens 30 von 100 Teilen betragen muss“. Aber es geht auch anders. Fündig wurde Doris R. beim bäuerlichen Erzeu-ger Karl Heinz Karu aus Sulzberg. „Wälderhühnerstreichwurst“ ent-hält 40 Prozent Hühnerfleisch und 30 Prozent Hühnerleber.

Fündig wurde Doris R. bei einem Bauern aus Sulzberg.

Honig blieb im Test unbedenklich Seit kurzem gibt es zwar ein recht-liches Schlupfloch für gentechnisch veränderte Pollen. Erfreulicherweise konnte der Verein für Konsu-menteninformation (VKI) keine Gen-Pollen in Honig nachweisen. Das Ergebnis der aktuellen Un-tersuchung von 20 Blütenhonigen fiel generell positiv aus. Denn weder Antibiotika noch Pestizide, wie etwa die heftig diskutierten Neonicotinoide, wurden gefunden. Kein Honig war zudem durch unerlaubte Zusätze verfälscht. Auch die Bestimmung der Herkunft des Honigs (mittels Analyse der Pollen-körner) zeigt, dass die Angaben der Hersteller zutreffen. Zwei Drittel des im Handel verkauften Honigs kommen aus dem Ausland. Dieses Verhältnis spiegelt sich auch im Test wider: 13 der 20 Blütenhonige stammen aus Ost- und Südeuropa sowie aus Mittelamerika.

Der QR-Code führt Sie direkt zum Buch von Claudia Groß über Direktvertrieb und Network-Marketing.

„Der Gebrauch von Wörtern wie Job ist irreführend, weil die Mitgliedschaft in einem Direktvertrieb nicht

unbedingt zu Einkommen führt.“Dr.. Claudia Groß, Universität Nijmegen

Page 10: AKtion November 2014

10 Bildung NOVEMBER 2014

In einem Pilotprojekt hat die AK Vorarlberg im Rahmen eines Wirt-schaftsplanspiels Schülern des Bun-desgymnasiums Gallus in Bregenz praxisnah Wissen in Sachen Volks-wirtschaft und Staatswesen näherge-bracht.

Für das Pilotprojekt wurde ein Trai-ner-Team, bestehend aus Wirt-schaftsstudenten im zweiten Studien-abschnitt, aus Tirol nach Vorarlberg eingeladen. „Die Arbeiterkammer Tirol macht diese Wirtschaftsspiele schon seit einigen Jahren und hat damit gute Erfahrungen gesammelt. Man muss das Rad ja nicht immer neu erfinden, und wenn es funktio-nierende Werkzeuge gibt, um Jugend-lichen Wirtschafts- beziehungsweise Sozialkompetenz zu vermitteln, dann sollte man sie auch einsetzen“, sagt Gerhard Ouschan, Bereichsleiter der AK-Bildungspolitik.

Begeistert zeigt sich auch Tobias Bachner, Professor für Geografie und

Wirtschaftskunde am BG Gallus: „Der beste Beweis für den Erfolg des Projekts ist für mich, dass die Schüler von sich aus Zeit anhängen wollten. Besonders in allgemeinbildenden Schulen ist die Vermittlung von spe-ziellem Wirtschaftswissen aufgrund mangelnder Zeitressourcen schwierig. Mit dem Wirtschaftsplanspiel kommt man von der abstrakten Theorie weg und die Jugendlichen können spü-ren, welche Auswirkungen Entschei-dungen in der Realität haben“.

Ziel der AK Vorarlberg ist in die-ser ersten Phase herauszufinden, wie man mit solchen Projekten die Arbeit der Schulen unterstützen kann und welcher Bedarf besteht. Je nachdem, ob ein allgemeinbildender oder be-rufsbildender Schwerpunkt vorliegt, müssen andere Inhalte vermittelt werden. „Sinn macht das Ganze nur, wenn der Schwerpunkt der Schule von uns ergänzt wird. An einer Han-delsakademie müsste der Workshop auch thematisch ganz anders aufberei-

tet werden“, sagt Ouschan.Die teilnehmenden Schüler je-

denfalls waren sehr angetan von der spielerischen Abwechslung. „Es war toll, nicht nur Theorie zu hören. Erst wurden die Zusammenhänge erklärt und dann im Spiel in der Praxis ge-lebt. Man merkt sehr schnell, welche Auswirkungen es hat, wenn der Staat Maßnahmen ergreift, wie Subventi-onen finanziert werden und wo sie am Ende ankommen“, erzählt Hannah Reiter, deren Klasse am Planspiel teil-genommen hat.

„Das Spiel hat uns gezeigt, dass man einen Plan braucht, wenn man etwas machen will. Wir hatten eine Werkzeugfabrik und stellten fest, es kommt bei allem auf den richtigen Zeitpunkt an: wann man Waren ein-kauft und verkauft und auch wann man Geld in die Weiterbildung von Mitarbeitern investiert. Für mich war es jedenfalls eine wertvolle und lehr-reiche Erfahrung, an diesem Projekt teilzunehmen“, sagt Valentin Zech.

Wirtschaftsplanspiel: AK ergänzt Unterricht an SchulenSpanisch: Grundkurs

– Intensivwoche IIVerbessern Sie Ihre Spanischkennt-nisse in einem abwechslungsrei-chen Intensivkurs. In einer Woche üben Sie täglich spontanes und freies Sprechen und Schreiben. Fortsetzungskurs von „Das kommt mir spanisch vor – Grundkurs I“. Quereinsteiger sind jederzeit will-kommen. Kursunterlagen sind im Kurspreis inbegriffen. Kursbeginn ist am 24. November um 9 Uhr im AK-Bildungscenter in Feldkirch.

Dienstzeugnisse wie ein Profi formulierenSelten bietet ein Thema im Zu-sammenhang mit dem Arbeitsver-hältnis so viel Zündstoff wie das Dienstzeugnis. Es ist ein wichtiger Imagefaktor für beide Seiten – Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Hierbei geht es oft um das nötige Fingerspitzengefühl – schon kleins-te Unterschiede bei den Formulie-rungen geben nämlich zu erkennen, wie zufrieden- bzw. weniger zufrie-denstellend die erbrachte Leistung eines Mitarbeiters war. Kursbeginn ist am 11. Dezember um 13 Uhr im AK-Bildungscenter in Feldkirch.

Web Appearance: Mit Joomla im InternetVon Beginn an arbeiten Sie online mit einer für Sie vorgefertigten kos-tenlosen Joomla-Vorlage, welche Sie beliebig austauschen und verändern können. Sie lernen den Einsatz von Navigationsschemen, Multime-dia-Inhalten wie Fotogalerien und Video-Streams und den Einbau eigener News-Slider. Neben Joomla lernen Sie auch die Web-Basics kennen, die wichtig für das spätere Verständnis Ihres Internetauftritts sind (HTML, CSS, Javascript, Ent-wicklerwerkzeuge). Kursbeginn ist am 17. November, um 19 Uhr im AK-Bildungscenter in Feldkirch.

FreeMind

Mithilfe dieses Pro-gramms können Sie ganz einfach Mind-maps erstellen und diese als HTML, XHTML oder PDF abspeichern, um sie dann weitergeben zu können. Das Besondere an FreeMind ist, dass es komplett in Java programmiert wurde. Das setzt natürlich voraus, dass Sie das kostenlose „Java-Runtime-Env-ironment“ auf Ihrem PC installiert haben. Falls nicht, können Sie das auf http://java.com/de/ nachholen. Nach der Installation von Free-Mind können Sie das Programm starten und es öffnet sich ein neues Mindmap. Mit Hilfe der „Einfg“-Taste erzeugen Sie einen neuen Unterzweig unter dem ausgewählten Knoten und mit der „Enter“-Taste erzeugen Sie einen zusätzlichen gleichwertigen Knoten – einen sogenannten Geschwister- knoten. Wie immer handelt es sich auch bei diesem Programm um Open Source, es kann von der Hersteller-Website herunter-geladen werden.

Computer-Tipp

Mit einem hochkarätig besetzten Vor-trags- und Informationsabend bringt die bildungspolitische Abteilung der AK Vorarlberg Schwung in die Debat-te um eine sozial gerechte Schule.

In Österreich besteht ein starker Zu-sammenhang von familiärem Hin-tergrund und Bildungschancen von Schülern. Kurz gesagt: Wir sind weit entfernt von Bildungsgerechtigkeit für alle.

Lösungen präsentierenDas Institut für höhere Studien (IHS) hat im Auftrag der Arbeiterkammer Wien eine Studie erarbeitet, die sich diesen Fragestellungen widmet und mögliche Lösungen aufzeigt. Die AK Vorarlberg lädt die Autoren der Stu-die zu einem Informationsabend nach Feldkirch ein. Die Referenten: Dr. Karin Schönpflug, Projektleiterin am

IHS, Mag. Hermann Kuschej, Bil-dungsökonom und Bildungssoziologe am IHS und Univ.- Prof. Dr. Johann Bacher, Leiter der Abteilung für em-pirische Sozialforschung der Johannes Kepler Universität Linz und Dekan der Sozial- und Wirtschaftswissen-schaftlichen Fakultät. Schönpflug und Kuschej werden die Studie „Faktoren für eine sozial gerechte Finanzierung des Pflichtschulwesens“ vorstellen und erläutern. Bacher präsentiert „Ein Mo-dell für Österreich: sozial gerecht und finanzierbar“.

Der Eintritt ist frei, es wird aber um Anmeldung bis Freitag, den 28. November gebeten. Die Veranstaltung findet am 2. Dezember um 19 Uhr im Festsaal der AK Vorarlberg statt.

Sozial gerechte Schule kann funktionieren

Vortrags- und Informationsabend: „Wie sozial gerecht kann Schule sein?“

Download: http://freemind.sourceforge.net

Oliver Fink

Sprachen: Angelika Madlener, 050/258-4022, angelika. [email protected]

EDV: Regina Knecht, 050/258-4030, [email protected]

Wirtschaft: Angelika Madlener, 050/258-4022, angelika. [email protected]

Dass Volkswirtschaft und Staatswesen auch Spaß machen können, erlebten Schüler des Bundesgymnasiums Gallus in Bregenz beim Wirtschaftsplanspiel der AK Vorarlberg.

Anmeldung: AK-Bildungspolitik, bildungspolitik@ak-vorarlberg .at, 0507258-4026

Hannah Reiter, 17, Klasse 8b, BG Gallus

Valentin Zech, 17, Klasse 8b, BG Gallus

Die AK Vorarlberg zeigt auf, wie soziale Gerechtigkeit in der Schule funktionieren kann.

Tobias Bachner, Professor im Gallus Bregenz

Page 11: AKtion November 2014

NOVEMBER 2014 Bildung 11

Psychologe und neuer Rektor der PH Gernot Brauchle in der AK-Reihe „Wissen fürs Leben“

Der Tod ist tabu. Niemand mag übers Sterben reden. „Wir haben das Thema heute den Profis überantwortet“, sagt Gernot Brauchle. Er ist zwar selber so ein Profi, aber die Entwicklung findet er nicht gut. In der AK-Reihe „Wissen fürs Leben“ erläuterte er, wie Erwach-sene mit Kindern über den Tod spre-chen können. Denn wer die Kleinsten ausschließt, um sie zu schützen, be-wirkt das Gegenteil.

Brauchle fuhr als Psychologe von 1999 bis 2008 gut 130 Einsätze im Ret-tungsdienst. Beim Lawinenunglück in Galtür im Jänner 1999, das 38 Tote und 48 Verletzte forderte, stand er im Ein-satz. Nach der Massenpanik im Inns-

brucker Skistadion, bei der im Dezem-ber desselben Jahres fünf Jugendliche buchstäblich zu Tode getrampelt wur-den, war Brauchle vor Ort.

Kinder brauchen HoffnungAlso: Wie verhält man sich einem Kind gegenüber, wenn der Papa, die Mama oder Geschwister sterben mussten? „Ehrlich“, sagt Brauchle zunächst, un-gekünstelt. Oft genug hat er erlebt, wie Erwachsene über trauernde Kinder in deren Anwesenheit redeten, als ob sie nicht im Zimmer stünden. „Meinst Du, die Theresa will nächste Woche wieder zur Schule gehen . . .?“ Dabei steht Theresa daneben. Quasi un-sichtbar. „Das ist grundfalsch“, betont

Brauchle. Kinder haben ein Recht, ge-hört zu werden. „Reden Sie mit ihnen, nicht über sie.“

Und wenn nun eine junge Mut-ter, vom Tod ihres Partners gezeich-net, mit der Betreuung ihres kleinen Sohnes völlig überfordert ist? Darf sie das Kind dann für ein paar Tage zu Verwandten geben? Da holt Brauchle ein wenig aus: „Kleine Kinder leben in der Illusion, dass ihre Eltern alles können und ewig leben.“ Der Tod zerbricht diese Gewissheit. Wenn Kin-der trauern, brauchen sie deshalb vor allem Hoffnung: Alles wird gut. Nichts Schlimmes wird jetzt mehr passieren. Das normale Leben geht weiter. Das vermittelt man ihnen am besten, wenn

man die Kinder weiterhin in ihrer ge-wohnten Umgebung belässt.

Soll man Kinder zum Begräbnis mitnehmen? „Ja, wenn sie das wün-schen.“ Auch dem Verstorbenen noch etwas ins Ohr flüstern, ein Kuscheltier oder eine Zeichnung in den Sarg legen – all das erleichtert den Abschied.

Kinder haben je nach Alter eige-ne Vorstellungen vom Tod. Vorschul-kinder sind sich seiner Endgültigkeit nicht bewusst. Der Tod erscheint ih-nen gruselig und spannend zugleich. Sie setzen diesem namenlosen Schre-cken die Vorstellung der eigenen Un-sterblichkeit entgegen.

Mit den Jahren nimmt das Wissen zu, in der beginnenden Pubertät wer-fen viele dann den alten Kinderglau-ben über Bord. Wichtig wird, woran die Peergroup glaubt. Und das ist? „Heute meistens die Wiedergeburt.“

„Man darf Kindern den Tod nicht vorenthalten.“

Gernot Brauchle im AKtion-Gespräch: „Reden Sie mit den Kindern, nicht über sie.“

Die komplette Bücherliste und eine kleine Fotogalerie der Veranstaltungen finden sie unter: www.ak-vorarlberg.at/buecher-herbst2014

Bücherherbst 2014 in den AK-Biblio-theken Feldkirch und Bludenz.

Literaturtipps für den Bücherherbst 2014Ein Schmankerl für Bücherfreunde fand in den Bibliotheken der AK Vorarlberg in Feldkirch und Blu-denz statt. Die zwei Literatur-Insi-der Stefan Gmünder (Wien) und Alexander Kluy (München) präsen-tierten ihre Favoriten der Neuer-scheinungen, die bei der Frank-furter Buchmesse neu erschienen oder neu aufgelegt wurden. Die AKtion präsentiert einen Auszug der empfohlenen Bücherliste. Alle Empfehlungen finden sich auf der Website der AK Vorarlberg.

Taipeh Tao LinPaul, 25, lebt als Schriftsteller im New Yorker Stadt-teil Williamsburg, und sein Leben dreht sich im Kreis.

Internet, exzessive Liebesabenteuer und Drogenexperimente wechseln sich ab. Eine beispielhafte Suche eines hochmodernen Menschen nach der Wahrheit.

Brennerova Wolf HaasBrenner wird von einer Zehnjährigen bewusstlos geschla-gen. Kurz darauf ver-sucht seine Freundin, ihn vor den Traualtar zu schleppen. Mit seiner anderen Freundin läuft es aber auch sehr gut. Plötzlich tritt eine dritte Frau in sein Leben und der berüchtigtste Zuhälter der Stadt will im seine Hände abhacken.

Der Circle Dave EggersDie 24-jährige Mae Holland ist überglücklich. Sie ergattert einen Job in der hippsten Firma der Welt, bei Circle.

Cirlce hat die Geschäftsfelder von Google, Apple, Facebook und Co geschluckt und stattet Menschen mit einer einzigen Internetidenti-tät aus. Keine Anonymität, keine Schmutzwäsche, keine Krimina-lität. Alles könnte so schön sein. Eine Begegnung mit einem mys-teriösen Kollegen ändert jedoch plötzlich alles.

Der letzte Ort Sherko FatahDie Welt um Albert, einen deutschen Aussteiger, ist geschrumpft, weil er im Irak entführt wurde. In seinem Übersetzer Osama, einem Einhei-mischen, findet er einen Freund. Sie reden über den Hass zwischen den Kulturen und ihr Leben.

Das Tiefland Jhumpa LahiriZwei Brüder, eine Frau, zwei Kontinen-te – und ein Drama, das eine Familie zu zerreißen droht. Subhash und Udayan

wachsen in Indien auf. Den älteren zieht es in die USA, der jüngere schließt sich einer militanten Orga-nisation an. Dazwischen ist Gauri, Udayans Frau.

Der QR-Code führt Sie zum „Wissen fürs Le-ben“-Vortrag von Gernot Brauchle: „Mit Kindern über den Tod sprechen“.

Das Erwachsenenbildungszentrum AMIEDU in Helsinki und das Wis-senschaftsmuseum HEUREKA in Vantaa waren Ziel einer AK-Bildungs-tour mit den Vorarlberger Berufs-schuldirektoren.

Die Pädagogen, angeführt von Landes-berufsschulinspektor Franz-Josef Win-sauer, zeigten sich tief beeindruckt vom Konzept und der Herangehensweise der beruflichen Weiterbildung im ho-hen Norden. „Learning on the Job“ heißt die Devise. AMIEDU-Gastgeber Jussi Jarrett und seine Kollegen prüfen die individuellen Bedürfnisse jedes Teilnehmers vor Ausbildungsbeginn, der Bildungsvertrag wird schließlich mit dem Studenten und seiner Firma abgeschlossen. Die Lehrer verstehen sich im Prozess mehr als Coaches denn als Unterrichtende.

Das etwas andere MuseumEin Museum, in dem mit allen Ex-ponaten experimentiert, gespielt und

gebastelt werden kann, ist das HEU-REKA in Vantaa. Nur Anschauen geht weder für Kinder noch für Erwachse-ne. Da ziehen Schüler dank ausgeklü-gelten Flaschenzügen mit Leichtigkeit ganze Autos in die Höhe und Erwach-sene finden sich zwischen riesengroßen Möbeln in die Perspektive der Kleinen versetzt. Die Stars sind jedoch Ratten: Die spielen leidenschaftlich Basketball.

Vorarlberger Berufsschuldirektoren auf AK-Bildungstour in Helsinki

Bildung „on the Job“

Mit der AK auf Exkursion in Finnland – die Vorarlberger Berufsschuldirektoren.Die absoluten Stars im HEUREKA in Vantaa sind basketballspielende Ratten.

Mischte sich im AMIEDU unter die Kurs-teilnehmer: LSI Franz-Josef Winsauer.

Page 12: AKtion November 2014

12 Magazin NOVEMBER 2014

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Hier einige Themen aus dieser Ausgabe der AKtion, zu denen uns Ihre Meinung besonders interessiert: der Disput über die Entlohnung der Altacher Kindergärtnerinnen (Seite 3), das AK-Serviceangebot für pflegende Angehörige (Seite 5), die Probleme rund ums Rehabilitationsgeld (Seiten 6/7), die Geschäftspraktiken der Di-rektvertriebe (Seite 9) und das Wirt-

schaftsplanspiel der AK (Seite 10).

Ihre Meinung, bitte!Ihre Zuschriften werden belohnt

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Persönlicher Schutz

Am 1. Mai 2014 trat eine neue Verordnung in Kraft, die im Ar-beitnehmerschutz die Persönliche Schutzausrüstung (PSA) konkreti-siert und den aktuellen Stand der Technik und Erkenntnisse der Ar-beitsgestaltung nun ausführlicher berücksichtigt. Die Verordnung regelt besonders:• die Auswahl persönlicher Schutz-ausrüstungen• Information und Unterweisung von Mitarbeitern• Pflichten sowohl der Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer• Zusatzregelungen wie z.B. besondere Unterweisungsinhalte, Übungen, besondere Prüfvor- schriften der PSA-Arten• die Auswahl von Hautschutz einschließlich Hautschutzplan.Bei der Bewertung zur Gefahren-evaluierung der persönlichen Schutzausrüstung sind folgende Punkte zu beachten: Augen- und Gesichtsschutz, Gehörschutz, Kopf- und Nackenschutz, Fuß- und Beinschutz, Hand- und Arm-schutz, Hautschutz, PSA gegen Absturz, Ertrinken und Versinken, Atemschutz und Schutzkleidung.Durch die neue PSA-Ver-ordnung treten vor allem die alten Regelun-gen in der Bauar-beiter-schutzver-ordnung im 3. Abschnitt zum Thema PSA sowie der 6. Abschnitt der in die Jahre gekommenen Allgemeinen Arbeitnehmerschutzverordnung (AAV) außer Kraft.Es gibt lediglich noch Einzelbe-stimmungen, die für konkrete Fälle bereits im Zusammenhang mit dem Arbeitnehmerinnenschutzge-setz geregelten Sachmaterie PSA regeln, wie etwa die Verordnung optischer Strahlungen (VOPST), Grenzwerteverordnung (GKV), Verordnung über explosionsfä-hige Atmosphären (VEXAT), Verordnung Lärm und Vibration (VOLV), Verordnung über biologi-sche Arbeitsstoffe (VbA) sowie die PSA-Einzelregelungen der Bauar-beiterschutzverordnung (BauV).

Sicherheitstipp

DI Marc Weingärtner, 05574/78601

Arbeitsinspektion Bregenz www.arbeitsinspektion.gv.at

Schema, was die PSA-Verordnung regelt.

Kampf um Sekundenbruchteile, und das für einen guten Zweck: Über 300 Arbeitnehmer aus rund 70 Vorarl-berger Firmen und Institutionen ga-ben auf der Piste des Kartbahntreffs in Feldkirch Gas. In hohem Tempo kamen so rund 11.000 Euro für die VN-Sozialaktion „Ma hilft“ zusammen.

Mit 330 Metern ist die Kartbahn in Feldkirch die längste Indoor-Anlage Österreichs. Die besonders Ehrgeizigen versuchten auch bei der 7. Auflage des AK Charity-Kartrace, nicht nur Best-zeit in ihrer Kategorie zu erzielen, son-dern auch den Bahnrekord zu brechen. Der wurde nur um zwölf Hundertstel

verfehlt. Alle gaben ihr Bestes und hat-ten „großen Spaß, etwas Gutes zu tun und bedürftigen Menschen im Land zu helfen“, fasste AK-Präsident Hubert Hämmerle bei der Siegerehrung am Abend die gute Stimmung bei Teilneh-mern und Organisatoren zusammen.

Startgelder, Konsumation und Spenden summierten sich am Ende der Wohltätigkeitsveranstaltung von AK Vorarlberg und „VN“ auf 11.000 Euro für „Ma hilft“. Damit wurde auch 2014 wieder stolz Bilanz gezogen.

Arbeitnehmer fuhren 11.000 Euro herein

AK-Lesehof: Dieses Mal wird’s kriminellDie vielbesungene Mimi befindet sich in bester Gesellschaft, wenn sie ohne Krimi nie zu Bett geht. Aber wie unter all den Kommissaren und Schurken der Weltliteratur die wirklich guten finden? Das ist Ermittlungsarbeit für Spezialisten. Deshalb bat die AK Vorarlberg zwei, die es wissen müssen, in den Festsaal der AK: „Tatort“-Kommissar Harald Krass-nitzer und Kriminalpsychologen Reinhard Haller. Der AK-Lesehof unter dem Motto „Kriminaltango“ findet am 8. November 2014 um 19.30 Uhr im Festsaal der AK Feldkirch statt. Unter der Moderation von Thomas Matt verraten die beiden Experten ihre Lesetipps. Ein Ensemble des Landeskonservatoriums sorgt für die musikalische Umrahmung. Der Eintritt ist frei.

Land stellt Meister im Firmenschach-TurnierDas diesjährige Blitzturnier der Schach-Firmenmeisterschaft des Vorarlberger Schachverbandes und der AK Vorarlberg entwickelte sich zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen DI Clemens Kanonier (Land Vorarlberg) und Omer Budic (HTL Rankweil). Omer setzte sich schließlich durch, Kanonier und Stefan Greußing (Blum) kamen aufs Treppchen. Den Damentitel holte sich Maria Nussbaumer (My Strategy). Die Mannschaftswertung gewann das Team des Amts der Landesregierung knapp vor Blum und Omciron. Ausgetragen wurde die 23. Firmenmeisterschaft im Hilti- Werksrestaurant in Thüringen.

Anmeldung bis spätestens Mittwoch, 5. November 2014 unter Telefon 050/258-4026 oder E-Mail [email protected]

AK-Vorstand Werner Gohm (l.) über-reichte die Preise an die Sieger.

Lesen in der AK: Krassnitzer und Haller.

Sie fuhren die Bestzeiten des 7. AK Charity-Kartrace in Feldkirch: Anes Husic (30,13 Sekunden), Tim Lampert (30,25)und Dominik Osrainig (30,43) und erklommen das Siegerpodest nach dem Herrenfinale.

Fotos und alle Ergebnisse des 7. AK Charity- Kartrace im Detail auf www.ak-vorarlberg.at

Die bestplatzierten Lehrlinge standen den Erwachsenen in der Rennzeit nur wenig nach: Lukas Hiller (30,45 Sekunden), Manuel Schuler (30,74), Patrick Mayr (31,04).

Die schnellsten Damen: Elisabeth Auer (31,76 Sekunden), Sandra Leichte (31,79) und Anna Thersea Breuß (31,92).

AK-Präsident Hämmerle beim Fachsim-peln mit den Teilnehmern des Promi-Race.

Das Team Vorarlberger Energienetze gewann als beste Mannschaft ein großes Grillfest vor Vorarlberg Milch und Elbow Racing Team.