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Akzente Das Magazin der Pädagogischen Hochschule Zürich 3/18 blog.phzh.ch/akzente Laufbahn – den persönlichen Interessen und Stärken folgen Seite 10 Lehrplan 21: Das Online-Angebot der PH Zürich stösst bei Schulen auf positive Resonanz Seite 27 Kolumne: Fernseh- und Gameverbot? Zwei Bildungsexperten im Gespräch Seite 37

Akzente 3/18 - phzh.ch · Praktikum: «Ich habe mich so wohl gefüh, tl s lahäe itth chocsn r emmi unterricht» We.t ie sie ... 32 Serie «Das Modul ... utner dem Ttl «ei Was funkoitnier»t

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AkzenteDas Magazin der Pädagogischen Hochschule Zürich

3/ 18

blog.phzh.ch/akzente

Laufbahn – den persönlichen Interessen und Stärken folgen

Seite 10

Lehrplan 21: Das Online-Angebot der PH Zürich stösst bei Schulen auf positive Resonanz

Seite 27

Kolumne: Fernseh- und Gameverbot? Zwei Bildungsexperten im Gespräch

Seite 37

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Inhaltsverzeichnis/Editorial

AusstellungHello, Robot.Design zwischen Mensch und Maschine27. Mai bis 4. November 2018

Ob Lieferdrohnen, intelligente Sensoren oder Industrie 4.0 – die Robotik hält Einzug in unser Leben und verändert unseren Alltag grundlegend. Die grosse Schau untersucht den aktuellen Boom der Robotik erstmals eingehend. Sie umfasst Exponate aus Design und Kunst, darunter Roboter aus dem Wohn- und Pflegebereich und der Industrie, aber auch Computerspiele und Medieninstallationen. «Hello, Robot.» zeigt, wie vielgestaltig Robotik heute ist. Zugleich weitet sie den Blick für die ethischen, sozialen und politischen Fragen, die damit verbunden sind.

Angebote für SchulenVertrauen Sie Robotern?Workshop für die Mittel- und Sekundarstufe

Material-ArchivInteraktives Labor für MaterialrecherchenZahlreiche thematische Workshops für alle Stufen

Material-Archiv Aus Altglas wird TrinkglasWorkshop für die Mittel- bis Sekundarstufe IIVergünstigtes Angebot von schule&kultur für Klassen des Kantons Zürich

Material-Archiv Schwerpunkt FarbeBegleitheft & Lehrer/innendokumentation für alle Stufen für den selbstständigen Besuch mit der Klasse, kostenlos erhältlich an der Museumskasse, Download ab www.gewerbemuseum.ch / Angebote für Schulen & Lehrpersonen

ÖffnungszeitenDi bis So 10 – 17 Uhr, Do 10 – 20 Uhr, Mo geschlossenÖffnungszeiten Feiertage www.gewerbemuseum.ch

Anmeldung und InformationenGewerbemuseum WinterthurKirchplatz 14, 8400 WinterthurTelefon 052 267 51 36E-Mail [email protected]

Gewerbemuseum Winterthur

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Das Berufsbild der Lehrperson ist in den vergangenen Jahren komplexer geworden und wird sich in Zukunft weiter verändern. Ver- antwortlich dafür sind unter anderem die Stär- kung der Teamarbeit in den Schulen sowie neue inhaltliche Aufgaben-felder, welche zusätzli-ches und spezifisches Wissen erfordern. Durch diese Entwicklungen eröffnen sich Lehrerin-nen und Lehrern neue Wege zur Gestaltung ihrer persönlichen Laufbahn. Welche Möglichkeiten dies konkret umfasst, zeigt der Leitartikel zum Thema Laufbahn (ab Seite 10). Wann der richtige Zeitpunkt für einen nächsten Entwicklungs-schritt ist und welche Überlegungen ausschlag- gebend sein sollten, erläutert Sergio Casucci vom Laufbahnzentrum Zü-rich im Interview ab Seite 18. Er empfiehlt bei der Laufbahngestal-tung eine ständige Reflexion der persönli-chen Situation: Passt mir meine berufliche Si-tuation noch? Wie steht es um mein Fachwissen? Was kommt auf mich zu? Einen grossen Wechsel mit vielen Unbekannten hat kürzlich Barbara Gabriel in Angriff ge- nommen. Sie studiert an der PH Zürich im Quer-einstieg und sagt im Rückblick auf ihr erstes Praktikum: «Ich habe mich so wohl gefühlt, als hätte ich schon immer unterrichtet.» Wie sie Familie, Beruf und Studium unter einen Hut bringt, zeigt die Reportage ab Seite 21.– Christoph Hotz

Inhalt 3/2018

4 Vermischtes Leistungsdruck –

Wann ist «gut» gut genug?

7 Eine Frage, drei Antworten

Wann macht Schule Spass?

9 Seitenblick Wie Schule und Fussball

voneinander lernen können

10 Schwerpunkt Laufbahn

Leitartikel: Die persönliche Laufbahn aktiv gestalten

Porträts: Wie sich drei Lehrper-sonen weitergebildet haben

Service: Angebote an der PHZH

Interview: Sergio Casucci, Laufbahnberater

Reportage: Unterwegs mit Quereinsteigerin Barbara Gabriel

24 Studierendenseite Porträt, Masterarbeit, Kolumne

27 PH Zürich Weiterbildung: Online-Angebot

kommt bei Schulen gut an

Weiterbildung: Die Kompeten-zen als Schulleitung erweitern

Forschung: «Partizipation bedeutet, andere zu berücksich-tigen»

Ausbildung: «Die Bedarfssitua-tion in der Schule ist bei der Facherweiterung wichtig»

32 Serie «Das Modul» Tasten, riechen, formen, sägen

34 Medientipps

37 Unter vier Augen Behüten?

38 Instagram #takeover

38 Impressum

Neue Wege im Lehrberuf

Inserate

Titelbild: Barbara Gabriel, Quereinsteigerin, Foto: Dieter Seeger

Jedes Kind ist anders.Wir sind es auch.

Praxismaterial von

der Frühen Bildung

bis hin zur

Primarschule

32 Serie: Viel Praxis in der Aus- bildung in Kunst und Design.

21 Reportage: Unterwegs mit Quer- einsteigerin Barbara Gabriel.

24 Porträt: Ladina Blumenthal, Studentin KiGa- und Unterstufe.

Vermischtes

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Vermischtes

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Podium – Wann ist «gut» gut genug?

«Schulen unter (Leistungs-)Druck?» Un-ter diesem Titel fand Mitte Juni an der PH Zü-rich eine Podiumsdiskussion mit Fachperso-nen, Eltern sowie Schülerinnen und Schülern statt. Bereits nach der anfänglichen Fragerunde stellten die Teilnehmenden gemeinsam fest: Leistungsdruck betrifft nicht nur Schulen, El-tern und Schülerinnen und Schüler, sondern die gesamte Gesellschaft. Auch der immer stär-ker werdende Hang zur Selbstoptimierung war Gesprächsthema. Der Druck werde dabei weni-ger von Aussenstehenden, sondern durch den eigenen Perfektionismus ausgeübt, so Ingo Al-brecht, Leiter der Pro Juventute-Kampagne «Weniger Druck. Mehr Kind». Es bestehe bei vielen das dauerhafte Gefühl, dass man das ei-gene Potenzial nicht ausschöpfe. Dies bestätigte die 18-jährige Lea. Die kurz vor der Matura stehende Schülerin ist Mitglied des kantonalen Schülerparlaments. Sie sprach über die Wich-tigkeit eines stabilen Umfeldes im Umgang mit Stress und die Notwendigkeit, «mal Dampf ab-zulassen», beispielsweise durch das Ausüben einer Freizeitaktivität, in der man nicht beur-teilt wird.

Der Abbau ist auch für Jürg Frick, Bera-ter und Coach mit Schwerpunkt Gesundheit, eine Lösung im Umgang mit Leistungsdruck. Er betonte, dass der Druck an sich kein Prob-lem darstelle, sondern ein notwendiger Faktor für Entwicklung sei. Problematisch sei vielmehr

die Tatsache, dass ein Ungleichgewicht zwi-schen Anforderungen und Ressourcen ent-standen sei. Diese fehlende Balance wurde auch vom Publikum im Verlauf des Abends immer wieder thematisiert, unter anderem die kompetitiven Drucksituationen, die ent-stehen, wenn Schulen vor gleiche Ziele ge-stellt werden, jedoch nicht vergleichbare Grundvoraussetzungen mitbringen. Auch der Einfluss digitaler Medien, der Trend zur dauernden Erreichbarkeit boten reichlich Diskussionsstoff.

Den verinnerlichten Druck spüren auch Lehrpersonen vermehrt. Für Sabine Jucker, Schulleiterin der Schule Gossau, liegt die Themenbehandlung in ihrer Verant-wortung als Führungsperson. Ein starkes Team, in dem sich die Lehrpersonen in der Gruppe gut aufgehoben fühlen, wirke sich positiv auf die Gesundheit aus. Dies bestärk-te auch Christian Hugi, Präsident des Zür-cher Lehrerinnen- und Lehrerverbands (ZLV) und Primarlehrer. Druck entstehe ausser-dem durch die vielen Entscheidungen, die in Anbetracht des angehäuften Wissens ge-troffen werden müssten. Prioritäten setzen bedeute jedoch auch, Grenzen akzeptieren zu müssen. Er plädierte dafür, sich zu über-legen, was und in welcher Qualität die Er-wartungen an das System Schule seien. – Angela Roos

Kommende Ver-anstaltungen

8. SeptemberZeitnutzung im SportunterrichtDurch welche didak- tischen Massnahmen kann der Unterricht effizient gestaltet werden? Diese Frage steht im Zentrum der Tagung.

18. SeptemberDurchlässigkeit im Berufsbildungs-systemDer dritte Teil der Reihe widmet sich dem Thema Berufsma-turität.

25. OktoberUnterrichten mit neuen Medien (UNM)Die diesjährige Austragung findet unter dem Titel «Was funktioniert» statt und richtet den Fokus auf Erfahrun-gen aus der Praxis.

Weitere Infos: phzh.ch/veranstal-tungen

Foto: Reto Klink

PHZH in Zahlen

Fotos: Elena Lorenzo Albor, Christian Wagner, Christoph Hotz

Das breit aufge-stellte Podium diskutierte die Frage, wie Schulen einen Umgang mit dem hohen Druck finden können.

Aktuelles

Diplomfeier MAS-StudiengängeDrei Schulleiterinnen und sieben Schulleiter haben im Juni ihre MAS-Studiengänge abgeschlossen. Neun der Absolvierenden erhielten einen Master of Advanced Studies in «Bildungsmanagement», eine Schulleiterin beendete ihr MAS- Studium in «Bildungsinnovation». Die PH Zürich gratuliert herzlich zum erfolgreichen Abschluss.

12 Nationen in Summer SchoolIm Sommer hat die PH Zürich erst- mals eine zweiwöchige Summer School für Studierende aus anderen Ländern durchgeführt. Die Teil- nehmenden setzten sich dabei unter anderem mit den Themen Gewalt-prävention sowie Inklusion ausein- ander.

Symposium Schulische FührungBereits zum 12. Mal fand in diesem Jahr das Symposium Personalma-nagement statt. Der Fokus richtete sich auf die Chancen und Potenzia-le der berufsbiografischen Entwick- lung und Förderung von Mitarbei-tenden.

Musik- & Performance-NachtKurz vor Semesterende gaben die Studierenden der PH Zürich an der traditionellen Musik- & Performan-ce-Nacht ihr musikalisches Können

Teil des Workshops waren Aufgaben mit Greenscreen, Tablets, Robo-tern und einem 3-D-Drucker.

Insgesamt nahmen 28 Studierende aus 12 verschiedenen Ländern an der Summer School teil.

zum Besten. Die Aufführungen wurden von insgesamt weit über 1000 Gästen besucht.

Drei neue LehrmittelIm Frühjahr sind drei neue Lehr- mittel unter Beteiligung der PH Zürich erschienen: Natur und Technik für die Kindergartenstufe, Französisch für die Primarstufe sowie Geografie für die Sekundar-stufe I. Alle Publikationen richten sich nach den LP21-Vorgaben.

Informatiktage an der PH ZürichIm Rahmen der Informatiktage 2018 hat die PH Zürich verschiede-ne Programme für Schulen angebo-ten. Eines davon war ein halbtägiger Besuch einer Schulklasse.

Nutzung der PHZH-Filmclips zum Lehrplan 21

Das diesjährige Programm mit Tanz, Theater und Musik fand unter dem Motto «1968» statt.

Kompetenz- orientiert unterrichten im Fachbereich Mathematik

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Kompetenz- orientierte Beurteilung

Was ist neu im Fach

Deutsch? – LP21

Kompetenz- orientiert unterrich-ten im Fach Deutsch / DaZ

Übersicht der Website Lehrplan 21

Kompetenz- orientiert Geschichte unterrichten

Schwerpunkte Zyklus 1 –

Spiel und ent-wicklungsorien-tierte Zugänge

Filmtitel AufrufeZeitraum in Monaten

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«Wir sehen die Dinge nicht so, wie sie sind, sondern so, wie wir sind.»

WAS IST DENN NUR MIT PAULA UND PHILIPP LOS?Pädagogischer Alltag mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen.Seminar mit Irmela Wiemann, Psychologische Psychotherapeutin, FamilientherapeutinMo./Di., 5./6. November 2018

LERNCOACHING IN THERAPIEN, PSYCHOLOGIE, SCHULE UND ELTERNBERATUNGSystemisch, hypnotherapeutisch und ressourcen- orientiert Motivation und Lernkonzentration für den Schulerfolg.Seminar mit Regula Hunter, Dr. phil. klinische PsychologinMi./Do., 16./17. Januar 2019

GEWALTLOSER WIDERSTANDWie gewaltloser Widerstand in der Familie, der Schule und der Gemeinde wirkt. Autorität ohne Gewalt, neue systemische Zugänge zu Aggression und Problemverhalten. Seminar mit Peter Jakob, Psychologe, Systemischer FamilientherapeutMo./Di., 12./13. November 2018

SYSTEMISCHES ELTERNCOACHINGDie elftägige Weiterbildung beschäftigt sich mit unter-schiedlichen Problematiken in der Familie. Sie werden nicht nur lernen, sondern erleben, wie Sie sich verschiedenen Situationen flexibel anpassen können.Leitung: Marianne Egloff, Familienmediatorin und ErziehungsberaterinNächster Beginn: 25. Februar 2019

IEF Institut für systemische Entwicklung und Fortbildung Schulhausstrasse 64, 8002 Zürich, Tel. 044 362 84 84, [email protected], www.ief-zh.ch

Meinungen

Inserate

Eine Frage, drei Antworten: Wann macht Schule Spass?

Der Schlüssel zum Spass heisst schlicht und einfach Be- geisterung und ist unter anderem dann zu beobachten, wenn es der Lehrperson gelingt, Freude am Lernen zu vermitteln, sodass das Kind auch gerne zur Schule kommt; der Unterrichtsstoff spielerisch verpackt wurde und die Klasse spie- lerisch lernt; die Rahmenbedingun-gen eine untergeordnete Rolle spielen, beziehungsweise einfach das Beste daraus gemacht wurde; Lehrper- sonen wie auch die Schülerinnen und Schüler Spass an der Arbeit haben; Fortschritte beobachtet werden, wenn man sie vielleicht gerade nicht erwartet hat; Schul-hauskultur lebt und Nehmen und Geben irgendwie eine Selbstver-ständlichkeit sind; die Lehrerschaft sich ausreichend Zeit nimmt für jeglichen Austausch; und last but not least eine Vertrauensbasis gepaart mit gegenseitigem Respekt zwischen Lehrpersonen und El- ternschaft entsteht. Ich arbeite in einer Tagesschule, wo Schule und Alltag ineinanderfliessen. In einem derartigen Setting bedeutet das Zusammenleben einiges mehr als die Vermittlung von Kulturtechni-ken. Auch bereitet nicht immer alles nur reinen Spass. Dennoch ist der

Spass immer mit dabei, und zwar in der Begeisterung fürs Unterrichten, der Materie und den Schülerinnen und Schülern und dem, was von diesen zurückkommt.

Ich erlaube mir das Wort Spass mit Freude zu ersetzen und zu fragen: Wann macht Schule Freude? Freude ist gemäss Carroll Izard, einem US-amerikanischen Psychologen, eine sogenannte Ba- sisemotion und wird im aktuellen entwicklungspsychologischen Dis- kurs immer noch als universelle Emotion angesehen. Freude emp- finden wir unabhängig von der uns umgebenden Kultur. Freude ist die Emotion, die vieles erleichtert oder überhaupt möglich macht. Damit Freude empfunden oder gezeigt werden kann, braucht es eine Um- welt, die dieses Gefühl auslöst. Zum Beispiel ein Lächeln, ein Lob, ein Witz oder der Ausblick auf ein erfreuliches Ereignis. Die Liste mit Situationen, welche Freude auslösen können, lässt sich beliebig erweitern und ist je nach Mensch unterschied-lich. Dass wir in der Schule Freude oder eben Spass empfinden können, hängt in hohem Mass von den für uns auslösenden Faktoren ab.

Christine Neresheimer, Dozentin PH Zürich

Berni Kamber, Primarlehrer Schule Wallisellen

Schule macht also dann Spass, wenn sie solche Situationen ermöglicht.

Am meisten Spass habe ich in der Schule im Sport, wenn wir viel herumrennen dürfen. Von den anderen Fächern mag ich Ma- thematik, weil ich gerne rechne und es im Zimmer immer ganz still ist. So kann ich mich gut konzentrieren. Im Zeichnen ist es meistens lauter, das stört mich und dann macht es keinen Spass. Am liebsten lerne ich in der Schule mit meinem Lernpart-ner zusammen, weil wir einander helfen können. Zum Glück ist unsere Lehrerin nett und wird nicht schnell wütend. Streit mag ich nämlich überhaupt nicht. Auf die Pause freue ich mich immer besonders, vor allem, wenn jemand Geburtstag hat und einen Kuchen mitbringt oder wenn die Spielkiste offen ist. Darin gibt es Gummitwist, Badminton, Pingpong und noch vieles mehr. Wir wissen vor der Pause aber nicht, ob die Kiste offen ist, das ist immer eine Überraschung. Am allermeis-ten Spass würde es mir in der Schule machen, wenn wir ein Hallenbad hätten, das wir jede Pause benutzen dürfen.

Amelia, 2.-Klässlerin Feldmeilen

Erdwissenschaftliches Forschungs- undInformationszentrum der ETH Zürich

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Erdwissenschaftliches Forschungs- undInformationszentrum der ETH Zürich

EXPEDITION SONNENSYSTEM• Führungen und Workshops für Schulklassen• Unterrichtsmaterial und Aufgabenblätter• Weiterbildungen für Lehrpersonen

Informationen und Buchung unter www.focusterra.ethz.ch

Öffnungszeiten focusTerra:• Montag bis Freitag 9 - 17 Uhr• Sonntag 10 - 16 Uhr

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Seitenblick

Inserate

Illustration: Elisabeth Moch

Silke Fischer – Seitenblick

Wie Schule und Fussball voneinander lernen können

Alle vier Jahre ereignet sich das gleiche Spektakel: Egal in welchem Land und bei welchem Wetter versammeln sich die Massen vor den Public-Viewing-Leinwän-den. Tausende Fanartikel, Bratwürs-te und Liter Bier werden verkauft. Etliche Fähnchen tauchen an Bal- konen, Häuserwänden und Autos auf. Stundenlange Hupkonzerte sind hörbar und Autokolonnen verstop-fen die Strassen. Spätestens dann ist klar: Es ist Fussball-WM. So war das auch bei der diesjährigen Austragung.

Fussball ist ein Phänomen, das seit Mitte des 19. Jahrhunderts von England aus seinen Siegeszug antrat und die Massen über alle Schichten hinweg begeistert: Vom Astrophysiker bis zum Büezer. Doch der Fussball hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Der Fussball von gestern vertraute auf Erfahrungswerte und Bauchgefühl. Der Fussball von heute ist ein Spiel der Statistiken. Ein Spiel mit Durch- schnittswerten über Passquoten, Ballkontakte und Laufleistungen. Das Sammeln solcher Daten hat sicherlich geholfen, den Fussball zu strukturieren. Aber eine Erfolgsfor-mel, die den Ausgang eines Fuss-

ballturniers vorhersagt, konnten die Daten nicht generieren – zum Glück!

Im Gegenteil: Bisher hat im- mer die Mannschaft gewonnen, die am besten harmoniert hat und nicht unbedingt jene mit den besten Spiel- statistiken. Der Teamgeist wirkt leis- tungsfördernd und in einem gut harmonierenden Team ist es leichter, schwierige Situationen gemeinsam zu meistern.

Die Parallele zum Unterricht liegt dabei auf der Hand. Obgleich eine minutiöse Unterrichtsplanung wichtig ist und einen entscheiden-den Beitrag für eine effiziente Klas- senführung und Zeitnutzung dar- stellt, sind auch hier die sozialen Faktoren, die ein lernförderliches Unterrichtsklima erzeugen, beson- ders wichtig.

Für die Lehrperson wie auch für den Fussballtrainer geht es eben auch oft darum, wechselseitigen Respekt zu erzeugen, eine ent- spannte Atmosphäre zu schaffen, Toleranz vorzuleben, Humor zu zeigen und einen konstruktiven Umgang mit Fehlern zu haben. Um sehr gute Leistungen zu erbringen, müssen die Lernenden bzw. Spieler auf vielfältige Weise intrinsisch und extrinsisch motiviert werden. Das

Neugier- und Leistungsmotiv muss angeregt werden. Dies geschieht vor allem, wenn der Unterricht bzw. das Training an den Interessen der Lernenden und Spielern orientiert ist, der Schwierigkeitsgrad und das Tempo an die Situation und Vor- aussetzungen der Gruppe angepasst sind sowie der Lerngruppe gewisse Freiräume zur eigenständigen Wei- terentwicklung eingeräumt werden. Des Weiteren bedarf es einer guten Mischung von Unterrichts- und Trainingsmethoden, die den zu er- reichenden Zielen angepasst sind. Das Wissen und Können sollte zudem eine nachweisliche und nachhaltige Wirkung haben und nicht gleich nach dem Unterricht bzw. Training verpuffen.

Müssen Lehrpersonen bzw. Fussballtrainer aus einer Klasse bzw. Mannschaft deshalb gleich 20 bzw. 11 Freunde machen? Nein, sondern einfach nur in gewissen Situationen ein gut funktionieren-des Team sein.

Silke Fischer ist Berufsfach-schullehrerin und Dozentin auf der Sekundarstufe II an der PH Zürich.

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« Wir haben viel gelernt im Kurs. Mit Vergnügen. »

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Schwerpunkt L

aufbahn

«Ich wollte mich fachlich vertiefen» Remo Jäggi, Student Masterstudiengang Sekundarstufe I für Primarlehrpersonen

Zurzeit unterrichte ich in Biberist im Kanton Solothurn auf der Sekundarstufe I. Zuvor war ich sieben Jahre auf der Primarstufe tätig. In unserer Gemeinde gilt die Regelung, wonach ohne entsprechendes Diplom vier Jahre auf einer anderen Stufe unterrichtet werden darf. Nun erwerbe ich an der PH Zürich den Master in den Fächern Mathematik, Natur und Technik sowie Design und Technik. In den Lehrberuf kam ich auf dem zweiten Bildungsweg. Ursprünglich lernte ich Automechaniker und begann anschliessend ein Studium zum Automobilingenieur, welches ich jedoch nicht abschloss. Mir fehlte der Kontakt zu den Menschen. Ausschlag-gebend für den Umstieg auf die Sekundarstufe waren zwei Gründe: Einerseits wollte ich mich fachlich vertie-fen und andererseits reizte mich die Arbeit mit älteren Schülerinnen und Schülern. Die Aussicht darauf, sie bei der Berufswahl zu begleiten, war dabei ein wichtiger Motivationsfaktor. Im Rückblick habe ich die rich-tigen Entscheidungen getroffen, sowohl beim Wechsel in den Lehrberuf als auch jetzt mit dem Stufenumstieg.

Der Lehrberuf bietet heute mehr Entwicklungsmöglich-keiten als früher. Grund dafür ist neben der grösseren Komplexität des Schulsystems auch der Wandel des Be-rufsbilds. So gewinnt die Teamarbeit in den Schulen zunehmend an Bedeutung. Die Aufgabenteilung und Spe-zialisierungen ermöglichen es Lehrpersonen, in ihrer Laufbahn stärker eigenen Interessen und Stärken zu folgen.

Text: Melanie Keim, Fotos: Sophie Stieger

Die persönliche Laufbahn aktiv gestalten

Dem Lehrberuf haftete lange Zeit das Image eines Sackgassenberufs an. Dies entspricht jedoch keineswegs der heutigen Berufsrealität. So fordert der Beruf einer-seits eine konstante persönliche Entwicklung, anderer-seits bietet er Lehrpersonen viel Gestaltungspotenzial. «Lehrerinnen und Lehrer müssen sich regelmässig wei-terbilden, um den zahlreichen Neuerungen des Schul-systems gerecht zu werden», sagt Barbara Dangel, Leite-rin des Zentrums für Person und Profession an der PH Zürich. Themen wie Kompetenzorientierung, Integrati-on oder die Einführung des Lehrplans 21 haben von den Lehrerinnen und Lehrern in den letzten Jahren eine ste-tige Weiterentwicklung verlangt. Zudem sind Lehrperso-nen wie andere Berufsgruppen grundsätzlich agiler ge-worden. «Berufsbiografien von Lehrpersonen bein- halten heute oft mehrere Übergänge», sagt Dangel. Diese

reichen von häufigeren Wechseln des Schulteams über Unterbrüche bis hin zu neuen Rollen im Schulsystem.

Die Schule bietet den Lehrpersonen dabei deut-lich mehr Entwicklungs- und Gestaltungsmöglichkeiten als früher. So können Lehrpersonen an den Schulen zahlreiche Spezialfunktionen und -rollen einnehmen. Beispiele dafür reichen von der IF- oder DaZ-Lehrper-son über die Funktion als Fachbegleitung für Lehrperso-nen beim Berufseinstieg bis hin zu Rollen als ICT-Ver-antwortliche oder Kontaktperson für Gesundheitsfragen und Prävention. Eine solche Spezialisierung wird durch die grössere Komplexität des Schulsystems immer wich-tiger – Stichworte sind etwa die zunehmende Heteroge-nität, Herausforderungen des integrativen Unterrichts oder der unterrichtsergänzenden Betreuung. Weiter er-möglicht der Wandel von der alleine unterrichtenden

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aufbahn

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Vom Kurs bis zum CAS

Angebote der PHZH für die berufliche Weiterentwicklung

Lehrpersonen haben heute zahlreiche Möglichkeiten der beruflichen Weiterentwicklung – sei es im Kernberuf oder in einer erweiterten Tätigkeit im Bildungswesen. Die PH Zürich bietet für diverse Laufbahnschritte Weiterbildungen und Zusatzausbil-dungen an. In der nachfolgenden Liste werden einzelne Angebote kurz vorgestellt.

Weiterbildung und Profilierung im Kernbereich

Für Lehrpersonen, die weiterhin als Klassenlehrperson arbeiten und die Qualität ihres Unterrichts steigern oder ihre Zufriedenheit im Beruf sichern möchten, bietet die PH Zürich eine breite Palette an unterrichts- und personenbezogenen Weiterbildungen:

Kurse und Module Diverse Weiterbildungskurse und -module zu den Themen Lernen und Lehren, Fördern und Beurteilen, Heterogenität und Diversität, Klassenführung, Selbst- und Sozialkompetenz, Kooperation und Zusammenarbeit sowie zu fachspezifischen Themen.

Intensivweiterbildung Dreimonatige personenorientierte Weiterbildung für Lehrper-sonen mit mindestens zehn vollendeten Unterrichtsjahren. Angebot in den Profilen «Perspektiven erweitern», «Individuel-les Projekt realisieren», «Arbeitswelten erfahren».

Fach- und Stufenerweiterung

Weiterbildungen für eine Facherweiterung werden für alle im Lehrplan vorgesehenen Fächer angeboten, Weiterbildungen für eine Stufenerweiterung für sämtliche Unterrichtsstufen.

Spezialfunktionen im Schulfeld

Die folgenden Angebote richten sich an Lehrpersonen, die weiterhin im Kernbereich unterrichten möchten und zusätz-

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lich an ihrer Schule oder ausserhalb eine Spezialfunktion oder Teilverantwortung übernehmen möchten:

CAS Pädagogischer ICT-Support (PICTS) Lehrpersonen mit PICTS sind Anlaufstelle für Informatik- und Medienbildungsfragen an ihrer Schule. Sie unterstützen das Kollegium in der Unterrichtsplanung mit digitalen Medien und beraten die Schulleitung zum Medieneinsatz.

Weiterbildung zur Kontaktlehrperson für Gesundheitsförderung und Prävention Sie unterstützen die Schulleitung und das Kollegium bei der Planung und Umsetzung von Gesundheits- und Präventions-massnahmen an der eigenen Schule.

CAS Praxisdozentin/Praxisdozent

In Zusammenarbeit mit der PH Zürich arbeiten Praxisdozen-tinnen und Praxisdozenten an der Weiterentwicklung und Qualitätssteigerung der berufspraktischen Ausbildung von Studierenden mit und sind für diese an der eigenen Schule verantwortlich.

Praxislehrperson

Praxislehrpersonen sind als Mitarbeitende der PH Zürich in der berufspraktischen Ausbildung von Studierenden tätig. Für diese Position wird nach einem Bewerbungsverfahren ein Einführungsmodul besucht.

Fachbegleitung am Arbeitsort

Erfahrene Lehrpersonen unterstützen und begleiten Lehrpersonen beim Berufseinstieg am Arbeitsort.

CAS Deutsch als Zweitsprache

DaZ-Lehrpersonen unterrichten Deutsch als Zweitsprache und übernehmen an ihrer Schule eine beratende Rolle zu Fragen rund um DaZ im Regelunterricht.

CAS Schulerfolg kein Zufall – Weiterbildung für QUIMS-Beauftragte

QUIMS-Beauftragte übernehmen an einer QUIMS-Schule den Kontakt mit Behörden und begleiten Schulentwicklungs-prozesse rund um Fragen der sozialen, sprachlichen und kulturellen Vielfalt.

Weiterführende Tätigkeiten innerhalb des Bildungssystems

Für Lehrpersonen, die nicht mehr in ihrem Kernberuf, aber weiterhin im Bildungswesen tätig sein möchten, bietet die PH Zürich folgende Weiterbildungsmöglichkeiten an:

CAS Führen einer Bildungsorganisation – Schul- leitungsausbildung

Der CAS qualifiziert für die Tätigkeit als Schulleitung. Auf- bauend auf dieser Grundausbildung bietet die PH Zürich zahlreiche CAS und MAS für Schulleitungen zu Themen wie Schulmanagement, Personalentwicklung, Bildungsinnovation oder Bildungsmanagement an.

Studiengang Unterricht an höheren Fachschulen (HF)

Der Lehrgang qualifiziert für eine nebenberufliche Unter-richtstätigkeit an einer höheren Fachschule.

CAS Hochschuldidaktik

Im Lehrgang werden didaktische, methodische und reflexive Kompetenzen für den Unterricht an einer Hochschule vermittelt. Der CAS wird parallel zu einer Unterrichtstätigkeit an einer Hochschule besucht.

Master Fachdidaktik Das Studium eröffnet vielseitige Berufsperspektiven in der Forschung und Lehre an Hochschulen und Pädagogischen Hochschulen. Der Master wird in vier Bildungsgängen angeboten: Naturwissenschaften, Schulsprache Deutsch, Mathematik und Künste.

Rat für den nächsten Laufbahnschritt

In einer Beratung an der PH Zürich finden Lehrpersonen Unterstützung für eine bewusste und gezielte Laufbahngestal-tung. Ausgehend von der Analyse persönlicher und beruflicher Kompetenzen werden Entwicklungsmöglichkeiten im Berufs- feld aufgezeigt und diskutiert. Das Angebot reicht von der Weiterbildungsberatung über die Standortbestimmung bis hin zu einer Laufbahnberatung. Das Beratungsangebot richtet sich auch an Personen mit Fragen zu einem Wiedereinstieg oder (Teil-)Ausstieg aus dem Beruf.

Weitere Informationen:tiny.phzh.ch/weiterbildung _volksschule

Schwerpunkt L

aufbahn

Lehrperson hin zum Teamplayer eine stärkere Aufgaben-teilung. Weil guter Unterricht immer mehr als Aufgabe eines Teams gesehen wird, werden an vielen Schulen fachliche Vertiefungen oder didaktische Expertisen durch Weiterbildungen gefördert. Dies mit dem Ziel, das Know- how einzelner Lehrpersonen anschliessend im Team zu verbreiten. Auch entwickelt sich das Bildungssystem im-mer stärker in Richtung geteilter Führung, dadurch übernehmen Lehrpersonen heute an Schulen vermehrt Führungsaufgaben oder Teilverantwortungen wie eine Stufen- oder Projektleitung oder an QUIMS-Schulen den Kontakt mit den Behörden.

Individuelle Wege«Ein Jobenlargement, also eine Ausweitung des Tätig-keitsbereiches oder eine Spezialisierung können sehr motivierend wirken», sagt Dangel zu den zahlreichen

Entwicklungsmöglichkeiten im Kernberuf. Mit dem neuen kantonalen Berufsauftrag wurde nun eine gute Grundlage dafür geschaffen, dass Lehrpersonen einen Aufwand für Spezialfunktionen oder -aufgaben nicht mehr auf freiwilliger Basis leisten müssen. Seit der Be-rufsauftrag in Jahresstunden definiert ist, können die Aufgaben einer ICT-Verantwortlichen, eines Stufenlei-ters oder der Aufwand für Projekte wie ein Schülergarten als fester Teil des Jahrespensums eingerechnet werden.

Neben den Entwicklungsmöglichkeiten im Kern-beruf stehen Lehrpersonen zahlreiche Berufsperspekti-ven innerhalb des Bildungswesens offen: von der Lehr-mittelentwicklung über die Schulleitungsposition bis hin zur Erwachsenenbildung. So haben Lehrpersonen nach einer umfassenden Aus- bzw. Weiterbildung beispielswei-se die Möglichkeit, an einer Pädagogischen Hochschule oder einer anderen Hochschule tätig zu sein. Während in gewissen Ländern, insbesondere im angelsächsischen Raum, feste Laufbahnmodelle existieren, werden in der Schweiz Weiterbildungen eher nach einem Baukasten-prinzip zusammengestellt. Folglich verlaufen die Berufs-wege der Lehrpersonen höchst individuell. Allerdings ist auch in der Schweiz eine Diskussion um klarere Lauf-bahnperspektiven im Gange. So sprach sich im letzten Jahr die Kammer Pädagogische Hochschule von swiss-

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Lehrpersonen stehen zahl-reiche Berufsperspektiven innerhalb des Bildungssys-tems offen.

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«Ich schätze den Handlungs- und Gestaltungsspielraum»Eveline Mathis, Absolventin CAS Führen einer Bildungsorganisation

Nach zehn Jahren im Ausland als Delegierte für das Internationale Komitee vom Roten Kreuz habe ich 2013 als Quereinsteigerin das Lehrdiplom für die Primarstufe erworben. Danach folgten verschiedene Vikariate im Kanton Zürich und eine Festanstellung als Klassenlehrperson an der Schule Uitikon. Meine heutige Funktion als Schulleiterin für die Kindergarten- und Unterstufe sowie den Schülerclub an derselben Schule ist sehr vielseitig, bereichernd und herausfordernd. Ich schätze den Handlungs- und Gestaltungsspielraum und ins-besondere die Zusammenarbeit mit dem Team - ein Highlight meiner Tätigkeit! Durch meine Weiterbildung zur Schulleiterin an der PH Zürich habe ich einen vertieften Einblick in das Bildungswesen und die Volksschule erhalten. Auch die aktuellen Diskussionen aus der Forschung und Entwicklung zu Fragen der Schulentwicklung, die schulspezifischen Führungswerkzeuge sowie die Hintergründe zum Schul- und Personalrecht, welche Teil der Schulleitungsausbildung waren, unterstützen mich heute bei meinen Aufgaben als Schulleiterin.

universities in einem Positionspapier für stärker struktu-rierte Entwicklungsmöglichkeiten für Lehrpersonen aus.

Laufbahn in die Hand nehmen«Lehrpersonen haben heute sehr viele Optionen im Be-ruf und sollten sich bewusst sein, wie viel sie gestalten können», sagt Dangel. Sie empfiehlt, die Laufbahnpla-nung nicht dem Zufall zu überlassen, sondern Möglich-keiten der Weiterentwicklung bewusst zu prüfen. (Aus-wahl siehe Seiten 12/13.) Das bedeutet jedoch nicht, dass sich eine Lehrperson ständig weiterbilden oder spe-zialisieren muss für eine zufriedenstellende Laufbahn. «Es gibt Lehrerinnen und Lehrer, die ein Leben lang zufrieden sind mit dem Kerngeschäft des Unterrichts», so Barbara Dangel. Auch spricht sie die mögliche Gefahr an, dass sich das Credo des lebenslangen Lernens in ei-nen Druck verwandelt, sich ständig weiterbilden zu müs-sen. In Beratungsgesprächen erkennt sie bei manchen Lehrerinnen und Lehrern diesbezüglich eine gewisse Besorgnis. «Es darf nicht das Gefühl entstehen, dass man stets den nächsten Schritt anpacken muss», sagt Barbara Dangel. Hat eine Lehrperson jedoch das Ge-fühl, in einen Trott zu kommen oder gar stehenzublei-ben, ist Handeln angesagt.

Hier kommt der Schulleitung eine wichtige Funk-tion zu. «Lehrpersonen sind grundsätzlich selbst verant-wortlich für ihre Laufbahn. Doch die Schulleitung hat die Aufgabe, sie in ihrer Weiterentwicklung zu unterstüt-zen und mit ihr im Dialog zu Fragen rund um ihre Lauf-

bahn zu bleiben», sagt Niels Anderegg, Leiter des Zent-rums für Management und Leadership an der PH Zürich. Nimmt die Schulleitung wahr, dass eine Person im Team die Freude an der Arbeit verliert, gilt es, dies anzusprechen. Dafür brauche es ein Vertrauensverhältnis zwischen Schulleitung und Lehrperson, gerade weil die Laufbahnplanung sehr stark mit persönlichen und priva-ten Themen verknüpft ist, so Anderegg.

Dabei können die Wege aus einer beruflichen Un-zufriedenheit heraus sehr unterschiedlich sein. Hilft einer Lehrperson eine fachliche Vertiefung, um die Motivation wiederzufinden, so ist bei einer anderen vielleicht ein Wechsel des Schulteams angebracht, und eine dritte Per-

son findet nach einem Sabbatical wieder Freude am Be-ruf. «Manchmal kennen Lehrpersonen interessante Mög-lichkeiten auch zu wenig», sagt Anderegg. Er nennt als Beispiel die Intensivweiterbildung (IWB), eine dreimo-natige berufliche Auszeit, die Lehrpersonen nach zehn Unterrichtsjahren absolvieren können. An der PH Zürich wird das personenorientierte Weiterbildungsangebot in drei Profilen angeboten: Nach einer Standortbestim-

mung absolvieren Lehrpersonen entweder ein Praktikum in einem anderen Beruf, setzen sich vertieft mit ihren Berufsperspektiven auseinander oder realisieren ein indi-viduelles Projekt. «Der Abstand vom Berufsalltag hilft oft, das Gefühl des Repetitiven zu durchbrechen und eine neue Perspektive auf die Schule zu erlangen», sagt Niels Anderegg.

Schulleitungen sollen das Thema Laufbahn aller-dings nicht nur aufgrund negativer Eindrücke anspre-chen. «Eine gute Schulleitung entdeckt Stärken und Spe-zialkompetenzen im Team und fördert diese gezielt, auch um die ganze Organisation weiterzubringen», so Ande-regg. Interessiert sich beispielsweise eine Lehrperson pri-vat für Informatik, kann eine Weiterbildung zur ICT-Ver-antwortlichen nicht nur zu ihrer eigenen Zufriedenheit und Motivation beitragen, sondern ebenso zur Qualität des Unterrichts an der Schule. Dabei können solche För-dermassnahmen sehr unterschiedlich ausfallen. Ande-regg erzählt von einer Primarschullehrerin mit einem Flair für naturwissenschaftliche Themen, die für ihre Klasse interessante Experimente entwickelte, etwa um Wind zu messen. Die Schulleitung veranlasste, dass die Schule an einem interkantonalen Projekt mit verschiede-nen Pädagogischen Hochschulen zur Förderung des technisch-wissenschaftlichen Unterrichts teilnahm, wo-bei die Lehrerin die Projektleitung an der Schule über-nahm. Im Rahmen des dreijährigen Projekts konnte sie nicht nur ihr eigenes Wissen erweitern, sondern auch ihre Ideen an anderen Schulen vorstellen und gleichzeitig den Unterricht an der eigenen Schule weiterentwickeln.

Planung in jeder Berufsphase«Wie weiter?» ist allerdings nicht die einzige Frage in der Laufbahnplanung von Lehrpersonen. Geauso berechtigt

Hat eine Lehrperson dasGefühl, in einen Trott zu kommen, ist Handeln angesagt.

Eine Weiterbildung kann sowohl zur eigenen Zufrie-denheit als auch zur Unter-richtsqualität beitragen.

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ist die Frage: «Will ich überhaupt noch?» Und diese kann zu jedem Zeitpunkt auftauchen. So beanspruchen auch junge Lehrpersonen, die nach ihrem ersten oder zweiten Klassenzug nicht sicher sind, in welcher Form sie im Be-ruf bleiben wollen, eine Laufbahnberatung an der PH Zürich. «Diese Beratungsfälle gleichen sich stark. Einige junge Lehrpersonen haben das Gefühl, dass sie sich zu wenig auf das Unterrichten konzentrieren können, also auf das, was sie hauptsächlich zur Wahl dieses Berufes bewogen hat», sagt Helen Buss, die Lehrpersonen an der PH Zürich zu Laufbahnfragen berät. Gemäss Buss blei-ben die meisten dieser Lehrpersonen nach einer Bera-tung im Berufsfeld, wie dies auch bei Lehrpersonen mit mehr Erfahrung, die an ihrem Beruf zweifeln, oft der Fall ist. Häufig nehmen sie eine Weiterbildung in Angriff, um sich in einer Thematik zu vertiefen, sich zu spezialisieren oder eine zusätzliche Funktion zu übernehmen, bei-spielsweise als Praxislehrperson.

Auch wenn sich in den genannten Fällen ein Mus-ter zeigt, betont Buss, dass es für Laufbahnfragen gerade keine Standardlösungen gibt. Ebenso sind die Motive für eine Laufbahnberatung sehr divers. Gewisse Lehrperso-nen suchen schlicht eine Veränderung, andere planen einen Wiedereinstieg, möchten etwa nach einer Kinder-pause abklären, ob ihnen der Beruf überhaupt noch ent-spricht, und auch Lehrpersonen, die kurz vor der Pensi-onierung stehen, suchen eine Laufbahnberatung auf. «Es ist wichtig, dass dieser Schritt gut geplant ist», sagt Buss. So ist nicht nur abzuwägen, ob eher ein abrupter Ab-schied vom Beruf oder ein fliessender Übergang mit re-

duziertem Pensum, Vikariaten oder eine Rolle als Klas-senassistenz in Frage kommt. Laut Buss ist es sinnvoll, mögliche Szenarien für die Zeit nach der Pensionierung zu entwerfen und zwar am besten mehrere, weil sich die-se grosse Veränderung eben nicht vollumfänglich im Vor-aus abschätzen lasse.

Horizontale LaufbahnvorstellungEine Laufbahnplanung vor einem tatsächlichen Bedürf-nis nach Veränderung in Angriff zu nehmen, ist gemäss Buss allerdings wenig sinnvoll. Zwar sei es wichtig, die eigene Situation stets zu reflektieren und mögliche Opti-

onen zu kennen. Doch: «Präventiv nimmt niemand eine Beratung in Anspruch. Es braucht einen konkreten Aus-löser für Laufbahnschritte, beispielsweise Neugierde,

Interesse oder eine Veränderung im beruflichen oder pri-vaten Umfeld», so Buss.

Dass sich das Thema Laufbahn ohne Anknüpfung an persönliche Fragen aus dem Berufsalltag nur schwer angehen lässt, spiegelt sich in der schwachen Nachfrage nach Weiterbildungsangeboten, die das Thema Laufbahn auf einer übergeordneten Ebene thematisieren. Dazu passt, dass die Laufbahn bei Studierenden nicht zu den brennenden Themen gehört, wie Buss sagt. Fragen rund um die Laufbahn tauchen im Studium primär im Men-torat auf, wenn Studierende erste Berufserfahrungen sammeln. In der Ausbildung für die Sekundarstufe wer-den Studierende zudem in einem Modul zur Berufswahl-vorbereitung mit dem Thema konfrontiert und lernen bei Besuchen in Berufsvorbereitungsjahren und Berufsfach-schulen eigene Berufsperspektiven kennen.

«Die Studierenden sind sehr interessiert, wenn sie sehen, dass es neben der Sekundarstufe weitere Möglich-keiten zum Unterrichten gibt», sagt Buss. Die Studieren-den seien sich allerdings bewusst, dass sie einen Beruf wählen, der einem horizontalen Laufbahnmodell folgt und wenig Aufstiegsmöglichkeiten bietet. So zeigt auch eine Studie der PH Zürich, dass bei Maturanden und Maturandinnen mit dem Berufsziel Lehrperson der be-rufliche Aufstieg kaum von Bedeutung ist, sondern Werte wie Vereinbarkeit von Beruf und Familie eine wichtigere Rolle spielen. Zu ihrer Vorstellung von Karriere befragt, zeichneten die angehenden Lehrpersonen weniger das Bild der Karriereleiter, sondern erwähnten Begriffe wie Weiterentwicklung, Weiterbildung, Zufriedenheit und Erfüllung. Und mit einer solchen horizontalen Vorstel-lung von Karriere kann im Lehrberuf spätestens heute keine Rede von einem Sackgassenberuf mehr sein.

«Ich möchte mir in einem zukunftsorientierten Bereich Wissen aneignen» Deborah Troxler, Teilnehmerin am CAS Pädagogischer ICT-Support (PICTS)

In meiner bisherigen Laufbahn als Lehrerin habe ich in drei verschiedenen Kantonen unterrichtet. Zuerst in Luzern, anschliessend in Bern und aktuell in Zürich. Seit fünf Jahren bin ich nun auf der Mittelstufe im Schulhaus Am Wasser tätig. Neben der Funktion als Klassenlehrerin verantworte ich zusätzlich den techni-schen Support sowie den pädagogischen ICT-Support der Lehrpersonen. Den CAS PICTS werde ich im November abschliessen. Für diese Weiterbildung habe ich mich entschieden, um mir in einem zukunftsorientierten Be-reich Wissen und Fertigkeiten anzueignen, welche ich im Unterrichtsalltag anwenden kann. Neben der Unter-stützung im eigenen Schulhaus bin ich zusammen mit zwei Kollegen für den Support des gesamten Schulkreises verantwortlich. Den Hauptbestandteil der Aufgabe bildet die Beratung der Lehrpersonen beim Einsatz von di-gitalen Medien im Unterricht. Ganz besonders schätze ich dabei den Austausch mit den Lehrpersonen aus den verschiedenen Schulhäusern.

Wichtig ist, die eigene Situ-ation stets zu reflektieren und mögliche Optionen zu kennen.

Fragen rund um das Thema Laufbahn tauchen im Studium primär im Mentorat auf.

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«Jugendliche trauen sich heute mehr, das zu tun, worauf sie Lust haben»Im Beruf soll die Leidenschaft an erster Stelle stehen, gefolgt von Pragmatismus. Sergio Casucci, Leiter des Bereichs Laufbahn am Laufbahnzentrum Zürich, spricht aus eigener Erfahrung.

Text: Melanie Keim, Foto: Nelly Rodriguez

Akzente: Sie waren Inhaber eines be- kannten Zürcher Plattenladens, be- gannen mit 35 ein Psychologiestudium und sind heute Laufbahnberater. Wie sind Sie an diesen Punkt gekommen?Casucci: Was nicht in meinem Lebenslauf steht: Ich begann nach der Matura Jus zu studieren. Nach eineinhalb Jahren brach ich ab, folgte meiner Leidenschaft für Musik und Platten und begann in einem Plattenla-den zu arbeiten. Der Entscheid zu studieren war dagegen ein pragmatischer, die Wahl der Psychologie jedoch erneut interessengesteu-ert. Um die Jahrtausendwende führten In- ternet und Downloads zu schlechten wirt- schaftlichen Perspektiven für das Platten- geschäft und ich musste überlegen, wie es weitergehen sollte. Nach dem Studium nahm ich eine Laufbahnberatung in An- spruch und merkte dabei, dass ich genau das machen wollte, was meine Beraterin tat.

Können Sie benennen, welche Werte Ihre Laufbahn geprägt haben?Es ist eine Mischung aus Leidenschaft, Glück und Pragmatismus. Seine Interessen zu verfolgen halte ich bei der Laufbahnpla-nung für absolut zentral, gleichzeitig sollte gerade bei Erwachsenen Pragmatismus eine wichtige Rolle spielen. Was ich auch betonen möchte, ist die Rolle des Arbeits- ethos: also was es für jemanden bedeutet, zu arbeiten, Dinge zu erledigen. Das Arbeits- ethos, das ich von meinen Eltern kennen-gelernt habe, half mir, immer 100 Prozent zu geben, wenn ich etwas anging. Das erwähne ich, weil ich als Berufsberater in der Stadt auch mit Jugendlichen zu tun habe, die zuhause kein positiv besetztes

Bild von Arbeit oder Ausbildung vermittelt bekommen. Die Auswirkung davon können ein tieferer Selbstwert oder eine verminder-te Selbstwirksamkeit sein, wobei diese auch später im Leben aufgebaut werden können.

Sie nennen Interessen und Pragmatis-mus als zentrale Punkte für die Lauf-bahnplanung. Können Sie ausführen, in welchem Verhältnis dies im Optimalfall stehen sollten? Im Beruf sollte das Interesse an erster Stelle stehen. Trägt einen die Leidenschaft irgendwo hin, sollte man nebenbei einen Reality-Check durchführen, also überprü-fen, worum es in einem Beruf oder bei einer Aus- oder Weiterbildung wirklich geht, was es dafür braucht und ob ein Entscheid wirklich dorthin führt, wo man hinwill. Diese intensive Auseinandersetzung mit Bildungs- und Berufswahlentscheidun-gen findet tendenziell zu wenig statt.

Wann ist der richtige Zeitpunkt, um sich mit Fragen rund um die Laufbahn zu beschäftigen?Ich zeichne hier gerne eine Analogie zur Fitness: Wenn man sich lange keine Gedan-ken über die berufliche Weiterentwicklung macht, hat das in der Regel Auswirkungen. Grundsätzlich sollte man ständig reflektie-ren, wo man steht und systematisch über-prüfen: Passt es für mich noch? Weiss ich genug? Was kommt auf mich zu? Die Gefahr der Verdrängung ist im Arbeitsalltag relativ gross. Künftige Entwicklungen, etwa Ver- änderungen aufgrund der Digitalisierung, sollte man wahrnehmen und entsprechende nötige Schritte prüfen.

Über Sergio Casucci

Sergio Casucci ist 1966 in Zürich ge- boren. Nach einigen Semestern in Rechts- wissenschaften an der Uni Zürich brach er mit 24 das Stu- dium ab und wurde Verkäufer im CD- und Plattenladen «crazy beat» im Zürcher Kreis 4. Nach einer verkürzten Verkäu- ferlehre führte er den Laden zehn Jahre als Inhaber.

Mit 35 Jahren begann Casucci ein Psycho-logiestudium, ver- kaufte nach vier Semestern sein Ge- schäft und schloss 2006 seinen Master ab. Schon vor dem MAS zum Laufbahnbe-rater stieg er am Laufbahnzentrum als Berater ein, heute leitet er den Bereich Laufbahn (Erwachse-nenberatung). Der Musik ist Casucci treu geblieben. Seine zigtausend Exempla-re umfassende Vinyl- und CD-Sammlung erweitert er stetig.

Casucci ist verhei-ratet, Vater von einem Sohn und einer Tochter und lebt mit seiner Familie im Zürcher Oberland.

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«Ich habe seit Jahrzehnten keine Prüfung mehr geschrieben»Barbara Gabriel ist Mutter, Ehefrau und in der Gemeinde engagiert. Sie verfügt über ein abgeschlossenes Studium und war 19 Jahre berufstätig in verschiedenen Funktionen. Nun hat sie den Quereinstieg-Studiengang zur Primarlehrerin an der PH Zürich begonnen. Das bedeutet eine grosse Umstellung in allen Lebensberei-chen. «Akzente» hat sie an zwei Tagen begleitet.

Text: Walter Aeschimann, Fotos: Dieter Seeger

Madlaina und Ladina sind heute Morgen aufge-drehter als gewöhnlich, weil die Journalisten zu Besuch kommen. Madlaina (7) zeigt im Wohnzimmer auch so-fort, wie gut sie mit dem Ball dribbeln kann. Eigentlich hat sie keine Zeit zum Trödeln, denn sie muss noch ihren Rucksack packen für die Schulreise. Während ihr die Mutter Schokoriegel, Früchte und einen Cervelat ein-packt, füllt Madlaina Wasser in die Trinkflasche. Dann sprüht die Mutter auf dem Balkon Zeckenspray auf die Wanderhose. Der Vater reinigt derweil den Frühstücks-tisch. Ladina (10) putzt die Zähne.

«Im Moment habe ich alles relativ gut im Griff», sagt Barbara Gabriel. Und sie wirkt auch so: entspannt

und souverän. «Aber fragen Sie mich in einem Jahr. Viel-leicht sieht es dann anders aus», fügt sie lachend an. Die Umweltnaturwissenschafterin ETH hat im Januar den Quereinstieg-Studiengang zur Primarlehrerin an der PH Zürich begonnen. Die ersten drei Semester werden im Teilzeitstudium mit je drei Wochen Praktika absolviert. Dann folgen drei Semester mit einem Unterrichtspen- sum von 40 bis 60 Prozent sowie ergänzende Module. Das Studium ist eine neue Herausforderung in Barbara Gabriels Berufslaufbahn. Und sie muss auch Familie und Freizeit anders planen.

«Ich habe grosses Glück», beurteilt die 45-Jährige ihre allgemeine Situation. Die beiden Kinder seien eigen-

Was soll bei Weiterbildungen im Vordergrund stehen: die Karrieremöglichkeiten oder zusätzli-ches Know-how?Der Entscheid für eine Weiterbildung sollte immer inhaltlich gesteuert sein und einen Zuwachs an Know-how mit sich bringen. In den technischen Berufen ist dies zwingend nötig, weil man sonst abgehängt wird. Dass eine Weiterbildung einen Karriereschritt ermög-licht, bezeichne ich als Kollateralnutzen. Fatal ist, wenn Leute eine Weiterbildung absolvieren mit dem Gefühl, dadurch garantiert einen Job oder eine bestimmte Position zu erhalten. Das ist ein Trugschluss. Generell

ist es heute anspruchsvoller, die richtige Weiter- bildung auszusuchen, gerade weil sich richtiggehend eine Bildungsindustrie entwickelt hat.

Lebenslanges Lernen gilt heute als eine Selbstver-ständlichkeit. Nehmen Sie manchmal auch einen gewissen Druck wahr, sich ständig weiterbilden zu müssen?Bei der Frage, was sich jemand vom Beruf wünscht, gehören «abwechslungsreich» und «nicht langweilig» stets zu den Top-3-Antworten. Aber wenn es im Beruf tatsächlich abwechslungsreich ist und man sich mit etwas auseinandersetzen soll, was man noch nicht kann oder kennt, ist die Belastung eher die Regel als die Ausnah-me. Die Kadenz der Erneuerung hat klar zugenommen. Das kann man beklagen oder als Chance sehen. Auch hier ist es eine Frage der Haltung.

Was braucht es, um gesteckte Ziele auch zu erreichen?Hartnäckigkeit und Ausdauer sind dabei wichtig. Wann immer ich während meiner Schulzeit im Ausland war, suchte ich in Plattenläden rare Scheiben. Zur Hartnä-ckigkeit gehört auch eine hohe Frustrationstoleranz: dass man umfällt und wieder aufsteht, Niederlagen wegstecken kann und sich nicht verunsichern lässt. Das klingt einfach, muss aber erlernt werden. Eine wichtige Rolle spielt hier neben dem Elternhaus auch die Schule. In der Schweiz könnten wir noch stark darin zulegen, Misserfolge als Lernchancen zu sehen.

Wie treffen Jugendliche heute ihre Berufsent-scheidungen?Jugendliche müssen bei uns manchmal in einem kleinen Text beschreiben, wo sie sich in fünf bis zehn Jahren sehen. Da kommt sehr oft Materielles und selten Inhaltliches vor. Aber ich denke, das war früher nicht anders. Ich nehme Jugendliche als aufgeweckter, wacher und mutiger wahr als früher. Sie trauen sich mehr, das zu tun, worauf sie Lust haben. Ob dies dann gescheit oder richtig ist, ist eine andere Frage. Aber ich erlebe sie in ihrer Wahl als freier.

Die vielen Optionen verbunden mit dem An-spruch nach Selbstverwirklichung machen Ent-scheidungen aber auch nicht leichter.Klar, Jugendliche können heute aus zig Möglichkeiten wählen und das ist schwierig. Doch unterstützt die grosse Wahlfreiheit tendenziell die Selbstwirksamkeit. Diese zu stärken ist auch ein Hauptfokus in unseren Beratungen. Wir möchten, dass Menschen sich selbst als Autoren ihres Lebens wahrnehmen und erkennen, wie viel sie selbst beeinflussen können. Gleichzeitig versuchen wir gerade jungen Personen immer wieder klarzumachen, dass Erfolg auch aufgrund der hohen

Durchlässigkeit des Bildungssystems mehr auf Leis-tungsbereitschaft und Glück basiert als auf einzelnen Entscheiden, die man als 15-jähriger Teenager fällt.

Wie kann die Schule dazu beitragen, dass Jugend-liche ihren eigenen Weg finden?Diesbezüglich sehe ich im Lehrplan 21 mit der Stär-kung der Berufsorientierung einen klaren Fortschritt. Zudem sollte die Zusammenarbeit zwischen Berufsbe-ratungen und Schulen noch koordinierter erfolgen. Hier arbeiten wir mit dem Schulamt und Schulkreispräsiden-ten zurzeit an einem Projekt, um diese Zusammenarbeit strukturell zu fördern.

«Die Kadenz der Erneue-rung hat klar zugenommen. Das kann man beklagen oder als Chance sehen.»

«In der Schweiz könnten wir noch stark darin zule-gen, Misserfolge als Lern-chance zu sehen.»

Bevor Barbara Gabriel aus dem Haus geht, bereitet sie für Madlaina den Proviant für die Schulreise vor.

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Neben dem Studium macht Barbara Gabriel Zooführun-gen – heute mit einer Klasse aus Oberrieden.

Das Thema Beurteilung sorgt bei den Studierenden für angeregte Diskussionen.

ständig und hätten keine Probleme in der Schule. Und ihr Mann, der zeitlich eher flexibel sei, unterstütze sie. «Wenn er nicht einverstanden gewesen wäre, hätte ich das Studium vergessen können.» Damit der Tagesablauf rei-bungslos funktioniert, nutzen beide auch die Technik. Auf dem Online-Planer sind die Termine farblich zuge-teilt, jeder und jede sieht auf den ersten Blick, welche Pflichten zu erfüllen sind. Und schliesslich kann die Fa-milie, die seit 20 Jahren in Thalwil lebt, auf ein gut funk-tionierendes privates Netzwerk zählen.

Die Kinder verabschieden sich von den Eltern. Das Schulhaus Oelwiese befindet sich gleich auf der an-deren Strassenseite. Alexander Gabriel zieht sich ins Ar-beitszimmer zurück. Er hat wie seine Frau Umweltnatur-wissenschaften studiert, arbeitet aber als freiberuflicher Softwareentwickler. Barbara Gabriel fährt mit dem öf-fentlichen Verkehr zum Zoo Zürich auf die Allmend Flun- tern. Dort ist sie zurzeit als Zoo-Führerin angestellt. An diesem Morgen wird sie Schülerinnen und Schüler aus Oberrieden, die Deutsch als Zweitsprache lernen, durch den Elefantenpark führen. Die Fahrt im Zug und Tram

nutzt sie oft, um Texte für das Studium zu lesen. Heute wirft sie einen letzten Blick in die Unterlagen für die be-vorstehende Führung im Zoo.

«Was, du willst noch Lehrerin werden?»Der berufliche Werdegang von Barbara Gabriel verlief kurvenreich, die Konstante bildete dabei immer die Fas-zination für Natur und Umwelt. Im Anschluss an das Erststudium hat sie den didaktischen Ausweis für das höhere Lehramt in Biologie und Umweltlehre erworben. Im Teilzeitpensum unterrichtete sie danach an der Evan-gelischen Mittelschule Schiers Biologie und Chemie. «Es waren strenge, aber sehr lehrreiche Jahre», blickt sie zu-rück. Sie hätte sich auch vorstellen können, im Lehrberuf zu bleiben, entschied sich aber für eine andere Richtung. Beim Amt für Umweltschutz im Kanton Schwyz arbeite-te sie zehn Jahre im Gewässerschutz und anschliessend sechs Jahre in einem Büro für Umweltplanung und Landschaftsarchitektur in Zürich-Oerlikon. Dort betreu-te sie unter anderem Naturschutzgebiete und befasste sich mit invasiven Neophyten, nichtheimischen Pflanzen, die sich aggressiv vermehren. Während der Zeit im Amt

für Umweltschutz kam Ladina auf die Welt. Mit der Ge-burt waren auch Gedanken und Fragen verbunden, wie sie die nächsten Berufsjahre gestalten will: «Eine andere Arbeit? Ein zweites Kind? Eine neue Ausbildung?» Zu-nächst trat sie die neue Stelle im Zoo Zürich an und fast zur selben Zeit gebar sie auch Madlaina. Zwei von drei Zukunftsideen hatten sich zu diesem Zeitpunkt damit schon erfüllt.

Ob sie den Quereinstieg an der PH Zürich begin-nen soll, hat sich Barbara Gabriel zwei Jahre lang über-legt: Sie sprach mit ehemaligen Studierenden, die sie zu dem Schritt ermuntert hatten. Und sie war bei einer Laufbahnberaterin, die ihr abgeraten und stattdessen empfohlen hat, selbständig Naturerlebnisse für verschie-dene Anspruchsgruppen anzubieten. Auch die ältere Tochter war keine Ermutigung: «Was Mami», habe sie ausgerufen, «du willst noch Lehrerin werden? Du bist doch viel zu alt!» Schliesslich musste auch der finanzielle Aspekt einbezogen werden. Sie hätte vom Ersparten zeh-ren müssen. Gabriel wusste, dass sie nicht selbständig arbeiten möchte. Aber sie wollte wieder aktiver unter Menschen sein, weniger Umweltberichte im Büro schrei-ben. Sie entschied sich für das Studium. Ein Aspekt war dabei zentral: der Wunsch, Kinder und Jugendliche für die Natur und den vielfältigen Lebensraum zu begeistern und zu sensibilisieren. Eine Stelle als Mittelschullehrerin in ihrem Fach zu finden schien ihr nach dem langen Un-terbruch eher schwierig.

Am Nachmittag bleibt Zeit zum LernenIm Zoo Zürich ist an diesem Morgen schon viel Betrieb. An der Kasse und im Innenhof sammeln sich Schulklas-sen, Familien und Touristen. Die Schülerinnen und Schü-ler aus Oberrieden hören den Erzählungen von Barbara Gabriel zu und lassen sich von ihrem Engagement be-geistern. Von allen Seiten kommen Fragen. «Was machen Elefanten, wenn sie schwitzen?», fragt eine Schülerin. An-schaulich erklärt Gabriel, dass Elefanten keine Schweiss-drüsen besitzen und eigentlich nicht schwitzen können. Sie wedeln mit den grossen Ohren, in denen viele Blut-gefässe sind, und kühlen so das Blut in ihrem Kreislauf ab. «Es ist wunderbar, wie sich die Kinder engagiert ha-ben», freut sich Gabriel am Ende des Rundgangs. Zoo-führungen möchte sie auch während des Studiums mög-lichst lange weitermachen. Ob das zeitlich möglich ist, wird sich zeigen. «In dieser Arbeit steckt viel Herzblut», sagt sie und verabschiedet sich von der Klasse. Am Nach-mittag hat sie keine festen Termine. Zeit, um Texte für das Studium zu lesen und «vor allem Pendenzen abzutragen.»

Drei Tage später an der PH Zürich. Das erste Se-mester ist bereits zu Ende. Jetzt besucht Barbara Gabriel im Zwischensemester verschiedene Module. Hier im Studium kommt sie in eine Welt, in der sie zwanzig Jahre lang nicht mehr war. Die Umstellung vom Berufsalltag in

die Schulbank, sagt Gabriel, sei auch ein Lernprozess. Ruhig sitzen, sich konzentrieren, nicht produzieren, son-dern zuhören, sich Dinge merken, bewusst auswendig lernen, einen Test schreiben und mit der Prüfungsnervo-sität umgehen, all dies war wieder neu. «Ich habe seit Jahrzehnten keine Prüfung mehr geschrieben.» Jetzt stellt sie fest, dass ihr die Umstellung und der Start in die Aus-bildung gut gelungen sind. Nach fünf Tagen Einführung absolvierte sie ein dreiwöchiges Praktikum in der 1. Pri-marklasse Zürich-Witikon. Die Kinder seien lieb gewe-sen. «Ich habe mich so wohl gefühlt, als hätte ich schon immer unterrichtet und keine Pause von 16 Jahren ge-macht.»

Mehr als eine Skitour pro SaisonHeute Morgen beginnt das dreitägige Modul «Beobach-ten – Beurteilen - Fördern». Es geht darum, die Perspek-tive für pädagogisch kluges Beurteilungshandeln in der Schule zu erweitern. Was sind gute Zeugnisse? Was müs-sen Zeugnisse leisten? Diese Fragen sollen erörtert wer-den. Zu Beginn fragt Dozent Christoph Schmid von den Teilnehmenden die Erwartungen zum Inhalt des Moduls ab. Barbara Gabriel wünscht vor allem praxisnahe Bei-spiele. Andere möchten auch theoretische Hintergründe. In der anschliessenden Gruppenarbeit diskutiert die Klasse angeregt die verschiedenen Aspekte einer «gerech-ten Note». Etliche haben Schulerfahrung und bringen praktische Beispiele in die Diskussion. Gabriel schätzt

neben den inhaltlichen Anregungen und Auseinanderset-zungen auch den sozialen Aspekt des Studiums. «Es ist schön, neue Leute kennenzulernen und neue Inputs zu bekommen.» Einige seien in einer ähnlichen Situation wie sie. Mit ihnen würde sie auch über familiäre Dinge reden. Spannend sei aber auch, über die unterschiedli-chen Wertvorstellungen zu diskutieren. Für die Freizeit muss sie die Balance noch finden. Sie ist Präsidentin im

Naturschutzverein Thalwil, geht biken, klettern und be-wegt sich auch sonst gerne in der Natur. Im letzten Winter hat es nur für eine Skitour auf den Fahnenstock bei Elm gereicht. «Ich habe gemerkt, dass ich aus Zeitgründen nicht mehr alles machen kann.» Gerne würde sie auch öfters ins Kino gehen. Aber Freun-de treffen, darauf möchte sie nicht verzichten. Und ein paar Skitouren mehr sollten im nächsten Winter auch möglich sein.

Barbara Gabriels Werde-gang verlief kurvenreich, die Konstante bildete die Faszination für die Natur.

In der Gruppenarbeit diskutiert die Klasse ange-regt die Aspekte einer «gerechten Note».

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Studierendenseite

Studierendenporträt

Schon im Kindesalter hatte Ladina Blumenthal eine besondere Beziehung zum Lehrberuf. «Meine Kindergarten-lehrpersonen waren meine Vorbil-der», sagt sie. Deshalb steht ihr Entschluss, Lehrerin zu werden, schon seit Längerem fest. Seit letztem Jahr studiert sie nun im Studiengang Kindergarten- und Unterstufe an der PH Zürich. Sie ist fasziniert davon, wie man kleinen Kindern etwas beibringen kann und dabei ihre Fortschritte beobachten und miterleben darf. Der Lehrberuf ermöglicht es der Zürcherin, ihr Interesse für die Musik wieder verstärkt zu verfolgen. Vor dem Beginn ihrer Ausbildung hatte die 2.-Semestrige vier Jahre lang Gi- tarre gespielt. Dank ihrem Studium konnte sie das etwas in Vergessen-

heit geratene Hobby wieder aktiv aufnehmen. Neben der Musik hegt die Studentin eine grosse Leiden-schaft für den Sport. Dafür geht sie am liebsten in die Natur oder ist in Gesellschaft von Freunden. Die Studentin erinnert sich gerne daran zurück, als sie während eines Prak- tikums in einem Kindergarten Sport unterrichten durfte. «Das war eine grossartige Erfahrung und die Kinder haben super mitgemacht.»

Am Studium mag Ladina Blumenthal die Praxiseinsätze besonders. «Schon während des Studiums den Traumberuf ausleben zu können, gibt Motivation zum Weitermachen.» Die Studentin kann sich vorstellen, später einmal in einem Spital oder einer Rehaklinik zu unterrichten. «Ich möchte

Kindern eine Chance geben, die gerade eine schwierige Zeit durch- machen.» Falls es sich anbietet, würde sie diese Erfahrung gerne im Ausland machen. Doch für den Moment ist die 22-Jährige noch voll auf ihr Studium konzentriert. «Ich bin sehr froh, habe ich mich für den Studiengang Kindergarten- und Unterstufe entschieden, da mir dieser Einblicke in die Welt des Kindergartens wie auch der Schule ermöglicht und ich ein Diplom für beide Stufen erhalte.» Zum jetzigen Zeitpunkt hat sie sich noch nicht für eine bestimmte Richtung entschie-den. Doch ganz egal, wohin es Ladina Blumenthal schlussendlich verschlägt, eines ist ihr besonders wichtig: «Lernen soll mit Spass verbunden sein, da gehört auch Lachen dazu.» – Samanta Gribi

Ladina Blumen- thal studiert an der PH Zürich im Studiengang Kindergarten- und Unterstufe.

Foto: Nelly Rodriguez

Studierendenseite

Die Masterarbeit

Janine Mühlebach wollte in ihrer Masterarbeit herausfinden, wie man die Schreibkompetenzen von Schüle-rinnen und Schülern, die erst seit kurzem in der Schweiz leben, fördern kann. Laut der Autorin verfügen viele von ihnen über schlechte Deutschkenntnisse. Der DaZ-Unterricht hilft ihnen dabei, ihre Kompetenzen zu erweitern, wobei der Schwerpunkt oft bei der Grammatik liegt. Im Rahmen eines Besuchs in einer DaZ-Klasse stellte die Autorin fest, dass es den Lernen-den trotz der erlernten Regeln schwerfällt, sich in einem ganzen Satz auszudrücken oder einen Text zu verfassen. Auf der Grundlage dieser Beobachtung liess die Stu- dentin im Rahmen eines Versuchs DaZ-Schülerinnen und -Schüler einen kurzen Text schreiben. Dabei bestätigte sich ihr Eindruck: Die Schülerinnen und Schüler bekundeten zwar wenig Mühe, einzelne Sätze grammatikalisch richtig zu schreiben. Sie stiessen jedoch an Grenzen, als es um das Verfassen eines zusammenhängen-den Textes ging.

In einem nächsten Schritt überprüfte Janine Mühlebach, ob sich die Schreibkompetenzen der Lernenden mit einem spezifischen Arbeitsinstrument fördern lassen. Dazu erstellte sie ein eigenes Schreibhilferaster, welches bei der Überarbeitung der Texte helfen sollte. Jedes Raster wird individuell erstellt und orientiert sich stark an bereits verfassten Texten. Dabei erhalten die Schülerinnen und Schüler zu jedem Textelement (Titel, Einführung, Situation, Personen charakterisieren etc.) eine Auswahl an alternativen Formulierungen.Um das Schreibhilferaster testen zu können, arbeitete die Studentin mit

einem DaZ-Schüler und einer DaZ- Schülerin zusammen. Nachdem diese mit Hilfe des Schreibhilferas-ters je eine Erzählung und eine Beschreibung verfasst hatten, überprüfte Janine Mühlebach die Texte anhand eines Textanalyseras-ters. Die Auswertung zeigte, dass die Schülerin und der Schüler zwar motiviert und ausdauernd arbeite-ten. Bei näherer Betrachtung wurde jedoch deutlich, dass das Schreibhil-feraster alleine nicht genügt, um eine nachhaltige Verbesserung der Schreibkompetenzen zu erreichen. Gar keine Fortschritte machten die Lernenden dabei beim Setzen von Abschnitten sowie bei der Verwen-dung von Deklinationsformen. Im Bereich der inhaltlichen Strukturie-rung, der Wortschatzerweiterung, des Satzbaus, der Verbformen sowie im Bereich der Verwendung von Textverknüpfungsmitteln machten sich hingegen grosse Fortschritte bemerkbar.

Die Autorin empfiehlt hinsichtlich einer Verwendung eines Schreibhilferasters im Unterricht folgendes Vorgehen: Da in einer Klasse mit beispielsweise 20 Schü- lerinnen und Schülern die Entwick-lung von jeweils individuellen Lösungen zu viel Zeit in Anspruch nehmen würde, arbeiten alle mit dem gleichen Raster. Das Instru-ment erhält so die Funktion einer Vorlage. Voraussetzung dabei sei, dass die Lehrperson die Lernenden in die Arbeit mit dem Schreibhil-feraster einführt. Zudem sei die gemeinsame Erarbeitung eines Beispiels zwingend notwendig.– Samanta Gribi

Die Masterarbeit von Janine Mühlebach ist online publi-ziert: blog.phzh.ch/akzente

«Wer zum GEIER hat das Klopapier schon wieder nicht ersetzt?» «Wieso läuft die alte Schachtel so langsam vor mir her?! Weiss sie denn nicht, dass man am Bahnhof immer im Eiltempo verkehrt!?» Ständig haben wir etwas aus- zusetzen, als ob wir ohne einen Funken Optimismus auf die Welt gekommen wären. «Aber wir können doch nichts dafür, es ist doch einfach so.» Mäh mäh määh ...! Mit dieser Schwarzmalerei ist nun endgültig Schluss! Nehmt euch ein Beispiel an Hänsel und Gretel. Die haben verstanden: wem es an Orientierungssinn fehlt, muss sich anders zu helfen wissen. Anstatt sich von der netten alten Grossmutter, (räusper) ich meine Hexe wie in einem Fünf-Sterne- Hotel verwöhnen zu lassen und am Ende über die verfehlte Sommerfi-gur zu jammern, haben sie sich bewusst entschieden, den Löffel nicht ganz so schnell abzugeben. Summa summarum: Es reicht, wenn mir jemand am Bahnhof im Weg steht, ich muss es nicht auch noch selbst tun. Wieso nicht einfach einmal ohne Halt am Meckerland vorbeidüsen und sich vom netten Wachmann an der Grenze durchwin-ken lassen? Wäre doch eine ange- nehme Abwechslung. Und schliess-lich sagt man nicht umsonst: «Abwechslung ist die Würze des Lebens.» Also: Määähcker-Modus ruhig mal ausschalten und entspannt durch die Bahnhofshalle laufen.

Antonia Stopic ist Studentin auf der Sekundarstufe I und Tutorin im Schreibzentrum der PH Zürich

Määääähcker

Ausstudiert – die Studierenden-kolumne

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PH Zürich – Weiterbildung

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Digitale Bildungsangebote sind im Aufwind. Auch die PH Zürich setzt, sowohl in der Aus- als auch in der Weiterbildung, seit Längerem auf E-Learning. Seit letztem August gehören auch die Online-Lerneinheiten zum Lehrplan 21 zur breiten digitalen Angebotspalette. Das strukturierte und didaktisch aufbereitete Lernangebot ver-mittelt mittels Filmclips, Kurztexten, Unterrichtsbeispie-len und interaktiven Übungen das Basiswissen zum neuen Lehrplan. Insgesamt können vier Lerneinheiten selbstor-ganisiert in Schulteams oder individuell als Selbststudium bearbeitet werden: «Grundlagen», «Beurteilung», «Mathe-matik» und «Deutsch».

Örtliche und zeitliche Flexibilität werden geschätztBislang haben sich 410 von 550 Schulen im Kanton Zürich für die Nutzung der Online-Lerneinheiten angemeldet. «Es freut uns, dass so viele Schulen auf dieses Angebot setzen», sagt Jürg Fraefel, Leiter des Bereichs Digital Learning an der PH Zürich. Um zu erfahren, wie die Online-Lerneinheiten bei den Schulen ankommen, haben er und sein Team zwi-schen November 2017 und März 2018 eine Befragung durchgeführt. Rund 500 Lehrpersonen nahmen daran teil.

Die Ergebnisse fallen positiv aus: Gut 84 Prozent der Befragten gaben an, mit der von ihnen genutzten On-line-Lerneinheit zufrieden zu sein. Nahezu 90 Prozent konnten ihr Wissen zum Lehrplan 21 und zum kompetenz- orientierten Unterrichten nach eigener Einschätzung er-weitern. Geschätzt wurden insbesondere die zeitliche und

örtliche Flexibilität des Angebots. Aber auch die Möglich-keit, sich das Wissen dem eigenen Tempo und Vorwissen entsprechend anzueignen, wurde als Vorteil gewertet. Er-wartungsgemäss habe es auch kritische Rückmeldungen und Verbesserungsvorschläge gegeben, sagt Jürg Fraefel. «Wir haben deshalb bereits einige Weiterentwicklungen vorgenommen.» So wurde beispielsweise die Lerneinheit «Deutsch» um einige neue Kapitel ergänzt und in die Lern- einheit «Beurteilung» wurden zusätzliche filmische Bei-spiele integriert.

Schulinterne Weiterbildung als sinnvolle ErgänzungDie Online-Lerneinheiten werden ergänzt durch eine Teamweiterbildung, die als Präsenzveranstaltung statt-findet. «Zur Vertiefung des online erarbeiteten Basiswis-sens können die Schulen einen schulinternen Weiterbil-dungstag oder eine durch die Schulleitung gestaltete Teamweiterbildung durchführen», sagt Jürg Fraefel. Jede

Schule im Kanton Zürich hat Anrecht auf eine kostenlose schulinterne Weiterbildung (SCHILW+) der PH Zürich.

Die Befragung des Digital Learning zeigt, dass die Lehrpersonen auch den Präsenzteil der online-unterstütz-ten Weiterbildung zum Lehrplan 21 positiv bewerten. Gut 82 Prozent der Befragten gaben an, mit dem SCHILW+ zufrieden zu sein. Die überwiegende Mehrheit ist zudem der Ansicht, dass sich die beiden Bestandteile der Weiter-bildung ergänzen und etwa Fragen, die sich bei der Bear-beitung der Online-Lerneinheiten ergaben, im SCHILW+ geklärt werden konnten.

Rund 70 Prozent der befragten Lehrpersonen kön-nen sich vorstellen, auch in Zukunft Weiterbildungen der PH Zürich zu besuchen, die aus einer Kombination von Online-Lerneinheit und Präsenzterminen bestehen. «Die-ses Resultat ist sehr erfreulich», sagt Jürg Fraefel. «Und es zeigt einmal mehr, dass sich analog und digital nicht aus-schliessen, sondern dass sich die Potenziale beider Lern-formen gewinnbringend nutzen lassen.»

Online-Angebot kommt bei Schulen gut an

Den Schulen stehen viele Möglichkei-ten offen, sich in den Lehrplan 21 ein-zuarbeiten. Die PH Zürich bietet unter anderem Online-Lerneinheiten zur Aneig-nung des Basiswissens an. Eine Befra-gung zeigt nun: Das Angebot stösst auf positive Resonanz.

Text: Olivia RigoniFoto: Alessandro Della Bella

Die Online-Lerneinheiten können in Schulteams oder individuell bearbeitet werden.

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PH Zürich – Weiterbildung

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Für den Besuch einer Weiterbildung geben in der Regel mehrere Beweggründe den Ausschlag. Neben der Erweiterung der fachlichen Kompetenzen motiviert viele auch die Aussicht auf eine persönliche Entwicklung. «Unabhängig von der individuellen Motivation ist das Ziel immer das gleiche: sich zu professionalisieren», sagt Heike Beuschlein, Dozentin und Studiengangsleiterin im Zentrum Management und Leadership der PH Zürich. Der neuentwickelte DAS-Studiengang «Schulführung Advanced» bietet Schulleiterinnen und -leitern viel indi-viduellen Gestaltungsraum und zielt auf eine umfassende Professionalisierung auf mehreren Ebenen ab.

Lebenslanges Lernen auf verschiedenen EbenenVielfach werden diese Professionalisierungsschritte in den Kontext eines «lebenslangen Lernens» gestellt. Le-benslanges Lernen geht über das Sammeln von Diplo-men und Zertifikaten hinaus und umfasst das gesamte Lernen während eines Lebens, das zur Verbesserung von Wissen, Qualifikationen und Kompetenzen beiträgt.

Formell betrachtet setzt sich lebenslanges Lernen aus drei Lernformen zusammen: Das sogenannte forma-le Lernen findet im Rahmen des persönlichen Bildungs-wegs vom Kindergarten bis in die Tertiärstufe statt. Da-nach rückt vermehrt das nichtformale Lernen ins Zentrum, wofür beispielsweise Kurse, Konferenzen oder Workshops den Rahmen bieten. Die dritte Form, das in-formelle Lernen, umfasst alle weiteren Lernprozesse, die ausserhalb der formalen Bildung stattfinden.

Verknüpfen Weiterbildungsangebote nichtforma-les mit informellem Lernen, dann erfolgt die Professio-nalisierung neben der fachlichen Ebene auch im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung. Hier setzt der neue Stu-diengang der PH Zürich an: Er formalisiert das erfah-rungsbasierte Wissen von Schulleitenden, welches sie sich im Berufsalltag angeeignet haben. Einen wichtigen Bestandteil bildet dabei der Bezug zur Theorie: «Die Ver-zahnung von Praxis und Theorie schafft Möglichkeiten,

die eigenen Erfahrungen in einen übergeordneten, gesi-cherten Rahmen einzubetten. Damit können komplexe, anwendungsnahe Situationen genauer betrachtet und besser verstanden werden», sagt Heike Beuschlein. Für den Austausch und die gemeinsame theoretische Ein- bettung bietet der DAS ausreichend Gelegenheiten, in denen die Teilnehmenden ihre unterschiedlichen Vor- stellungen und Erfahrungen zur Schulführung und -ent-wicklung aus unterschiedlichen Perspektiven diskutieren können.

Für die Nachhaltigkeit einer Weiterbildung ist auch die Verbindung von Forschung und Praxis von Be-deutung: «Ich möchte Schulleiterinnen und Schulleiter mit aktuellen Forschungsprojekten in Kontakt bringen und sie einladen, einen Fall aus der eigenen beruflichen Situation näher zu untersuchen. Diese neuen Blickwinkel stärken die Handlungskompetenz und somit auch die ei-gene Profession als Führungsperson.»

Flexibles, individuelles StudierenBezüglich Inhalten und Studiendauer lässt der berufs- begleitende DAS (Diploma of Advanced Studies) viele Gestaltungsmöglichkeiten offen. So können die Teilneh-menden aus Themenbereichen wie pädagogische Schul-führung, Schulmanagement, Personal- oder Schulent-wicklung, Inklusion oder Digitalisierung eigene Schwerpunkte setzen. Offen ist auch die Wahl der For-mate. Neben dem Besuch von Modulen aus verschiede-nen CAS-Lehrgängen können sich die Teilnehmenden ein individuelles Programm aus Kursen, Workshops oder Studienreisen zusammenstellen, bis sie ausreichend ECTS-Punkte zusammengetragen haben, um den DAS mit einer schriftlichen Arbeit abzuschliessen.

Weitere Informationen zum DAS und zum Thema Schulführung: phzh.ch/das

phzh.ch/schulfuehrung

Die Führungskompetenzen als Schulleitung laufend erweitern

Der CAS «Führen einer Bildungsorganisation» steht am Anfang des beruflichen Werde-gangs von Schulleiterinnen oder -leitern. Für jene, die ihre beruflichen Handlungskom-petenzen anschliessend erweitern möchten, bietet die PH Zürich den DAS «Schulführung Advanced» an.

Text: Angela Roos

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Akzente: Können Sie kurz beschreiben, was Sie unter dem Schlagwort Partizipation verstehen?Zala-Mezö: Wir wollten mit einem offenen Verständnis an die Untersuchung herangehen und hatten beim Projektstart keine Begriffsdefinition vor Augen. Im Verlauf des Projekts haben wir uns dann immer stärker

mit Definitionen auseinandergesetzt. Heute würde ich Partizipation anhand von drei Merkmalen beschreiben: Partizipation bedeutet einerseits, andere zu berücksich-tigen. Andererseits gehört auch dazu, Hierarchieunter-schiede zwischen Lehrpersonen und Lernenden zu reduzieren. Drittens ist es wichtig, dass eine Offenheit für Veränderungsprozesse vorhanden ist. Abgesehen davon ist Partizipation immer ein Aushandlungsprozess zwischen verschiedenen Beteiligten. Insgesamt steht folglich die Beziehungsebene im Zentrum.

Wie haben Sie das Thema untersucht?Um herauszufinden, wie Partizipation umgesetzt wird, haben wir Befragungen in fünf Schulen durchgeführt. Diese fanden zu zwei Zeitpunkten im Abstand von je einem Jahr statt. Damit wollten wir sicherstellen, dass Entwicklungen in den Schulen in die Auswertung einfliessen können. Alle Mitarbeitenden und Schülerin-nen und Schüler ab der vierten Klasse wurden schrift-lich und ausgewählte Personen und Gruppen zusätzlich mündlich befragt. Daneben haben wir Alltagssituatio-nen wie den Schüler- oder Klassenrat besucht.

Zu welchen Erkenntnissen sind Sie dabei gelangt?Institutionalisierte Formen von Partizipation sind in allen Schulen vorhanden. Sie sind auf den ersten Blick ähnlich aufgebaut. So gibt es vielerorts Klassenräte sowie auf Schulebene Schülerräte mit Delegierten aus den einzelnen Klassen. Unterschiede zwischen den Schulen und auch innerhalb der Schulen bestehen etwa darin, wie flexibel oder formalisiert sie diese Formen gestalten. Der Unterricht scheint jedoch kein Ort für regelmässige Partizipation zu sein. Etabliert hat sich die Partizipation von Schülerinnen und Schülern also eher bei ausserunterrichtlichen Themen und Aktivitäten.

Welche Wünsche bezüglich Partizipation äusser-ten Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler?Es haben sich grosse Unterschiede zwischen Lehrperso-nen und Schülerschaft gezeigt. Einige Lehrpersonen sind von der Partizipation überzeugt und wollen die durch das Volksschulgesetz oder die Kinderrechte gesetzten Erwartungen erfüllen, andere glauben eher, diese er- füllen zu müssen. Bei den Schülerinnen und Schülern ist der Wunsch nach Partizipation in der Regel höher als bei den Lehrpersonen. Die Lehrerinnen und Lehrer wünschen sich Partizipation vor allem in institutionali-sierten Gefässen wie dem Klassenrat, während sie in den Kernbereichen ihrer Zuständigkeit, etwa bei der Stundenplangestaltung, keine Partizipation wünschen.

Wie verwenden Sie nun die Projektergebnisse?Das Projekt war von Beginn an darauf ausgelegt, dass die Erkenntnisse in die Schulen zurückfliessen. Dazu

«Partizipation bedeutet, andere zu berücksichtigen»

Akzente: Wer kann an der PH Zürich ein Facher-weiterungsstudium absolvieren?Jenny: Wir sprechen mit dem Angebot sämtliche Lehrpersonen auf der Primar- und Sekundarstu-fe an, die ein zusätzliches Fach unterrichten möchten. Die Ausbildung wird auf beiden Stufen berufsbegleitend absolviert. Auf der Primar-stufe beträgt der Umfang sechs ECTS-Punkte. Das Studium verteilt sich hier auf eine Inten-sivwoche und auf Lehrveranstaltungen zu Randzeiten während zwei Semestern. Auf der Sekundarstufe umfasst das Studium eine fach- wissenschaftliche und eine fachdidaktische Ausbildung. Dabei werden 30-40 ECTS-Punkte erworben. Sämtliche Lehrveranstaltungen finden zu fixen Zeiten statt. Dies ermöglicht den Lehrpersonen eine langfristige Planung.

Akzente: Wie stark werden die Angebote genutzt?Jenny: Die Nachfrage ist seit langem hoch. Auf den kommenden Herbst haben sich auf der Primarstufe 230 Personen angemeldet und auf der Sekundarstufe sind es rund 45 Personen. Dies ist aufgrund des hohen Zeitaufwands insbesondere auf der Sekundarstufe eine beträchtliche Anzahl.

Akzente: Welche Fächer werden am häufigsten belegt?Jenny: Auf der Primarstufe sind es neben Sport momentan unsere Angebote zu den erweiterten Fachprofilen Religion/Kultur/Ethik sowie Tex- tiles und technisches Gestalten. Auf der Se- kundarstufe werden Deutsch, Mathematik sowie Englisch und Französisch stark nachgefragt. Wichtig bei der Wahl ist neben der eigenen Affi- nität zum Fach die Bedarfssituation in der Schule. So werden insbesondere jene Fächer gewählt, die im Schulhaus von niemandem oder von zu wenig Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet werden können. Dies betrifft auf der Sekundarstufe neben den genannten Fächern auch Sport, Handarbeit oder Hauswirtschaft, wo zurzeit viele sogenannte Monofachlehrper-sonen vor der Pensionierung stehen und durch eine Regelklassenlehrperson ersetzt werden müssen.

– Christoph Hotz

fassten wir die Resultate in einem Bericht zusammen und stellten sie den Schulen zu. Anschliessend haben wir sie in Workshops mit ihnen diskutiert. Die Rückmel-dungen sollten die Schulen zur Reflexion anregen und ihnen einen Input für Weiterentwicklungen geben. So haben beispielsweise die Unterschiede zwischen der Wahrnehmung der Schülerschaft und den Einschätzun-gen der Lehrpersonen teilweise zu Diskussionen geführt. Dies war auch eines unserer Ziele: dass die Beteiligten Erfahrungen sammeln, über die sie sich austauschen können.

Wurden in den Workshops auch konkrete Mass-nahmen entwickelt?Wir möchten den Schulen keine Massnahmen vor-schreiben, sondern sie dazu anregen, eine neue Pers-pektive einzunehmen. Deshalb haben wir ihnen primär die Ergebnisse der Befragungen zurückgemeldet, in einigen Workshops stellten wir ausserdem Modelle zur Partizipation vor und diskutierten mit ihnen darüber. Die Teilnehmenden haben anschliessend selbst Mass-

nahmen entwickelt, die ihren Bedürfnissen entsprechen. So wurde beispielsweise in einer Schule entschieden, dass die Schülervertretung von nun an direkt in die Lehrerkonferenz eingeladen wird.

Wie können andere Schulen von den Ergebnissen Ihrer Studie profitieren?Wir werden die Ergebnisse der Studie und die Fragebö-gen online zugänglich machen. Dies mit dem Ziel, ande-re Schulen dabei zu unterstützen, gemeinsam über das Thema zu diskutieren. Zusätzlich entwickeln wir auf der Grundlage der Ergebnisse zurzeit ein Weiterbil-dungsangebot zum Thema Partizipation.

Weitere Informationen zum Projekt:tiny.phzh.ch/projekt_partizipation

Das Projekt «PasSe» wird finanziell unterstützt von der Stiftung Mercator Schweiz.

«Die Bedarfssituation in der Schule ist bei der Wahl wichtig»

Thomas Jenny, Leitung Facherweiterung Sek I an der PH Zürich

«Wir möchten den Schulen keine Massnahmen vorschreiben, sondern sie dazu anregen, eine neue Perspektive einzunehmen.»

Die Partizipation von Schülerinnen und Schülern ist seit mehr als zehn Jahren im Volksschulgesetz verankert. Das Projekt «Partizipation stärken – Schule entwi-ckeln (PasSe)» des Zentrums für Schul-entwicklung der PH Zürich will Klarheit darüber gewinnen, wie Partizipation in Schulen verstanden und umgesetzt wird. Die Projektleiterin Enikö Zala-Mezö berichtet im Interview von den Zielen und Ergebnissen des Projekts.

Text: Nora Heinicke und Simona MartiFoto: Christoph Hotz

Enikö Zala-Mezö, Leiterin Zentrum für Schulentwick-lung an der PH Zürich.

PH Zürich – Ausbildung

PH Zürich – Forschung

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Serie – D

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Serie – D

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In der ersten Stunde wird an diesem Montagmor-gen das im laufenden Modul erlangte Wissen abgefragt. Auf jedem Tisch liegt ein Schöggeli, ein oranges Papier und ein Bogen mit den Prüfungsfragen. Das Schöggeli ist fürs Gemüt und aus dem orangen Blatt muss eine Figur gefaltet werden. Im Test sollen eine Reihe von Fragen beantwortet werden, zum Beispiel: «Was ist Schlicker?» «Was bedeutet ‹kaschieren›?» «Benennen Sie die folgen-den Werkzeuge». Neun Frauen und ein Mann beugen sich konzentriert über das weisse Blatt. 45 Minuten spä-ter sagt eine der Studentinnen zufrieden: «Ich denke, dass ich gut abgeschnitten habe.»

Geprüft wird Basiswissen über die Werkstoffe Holz, Papier und Ton. Diese Materialien haben die Stu-

dierenden an sechs Halbtagen in dem Modul nicht nur mit dem Lehrmittel kennengelernt, sondern auch sinn-lich erfahren – deren Eigenschaften durch Formen, Sä-gen, Hämmern erlebt und gleichzeitig auch Möglichkei-ten der Verarbeitung kennengelernt. Der Kunst- und Werklehrerin Esther Noser ist es wichtig, dass die Studie-renden ihre «Kompetenz durch Selbermachen» erlangen können. Das kommt sehr gut an. Die Quereinsteigenden im ersten Semester, die den dreijährigen Studiengang Kindergarten sowie Kindergarten- und Unterstufe ab-solvieren, sind sich in der Rückschau einig: «Wir lernten viel, indem wir selber ausprobieren konnten und das Re-sultat auch beschrieben und reflektierten.»

Vor drei Wochen haben die Studierenden in einer kurzen Sequenz einen kleinen «Glücks-bringer» und Daumenschalen aus Ton geformt. Unterdessen sind die unterschiedlich gestalteten kleinen Symbolträger trocken. Heute morgen werden sie gebrannt. Als Brennöfen dienen grosse Konservendosen. In die-sen Büchsen sind am Boden und im unteren Viertel der Seitenwand viele Löcher eingeschlagen, damit die Luft zirkulieren kann. Mit den Kindern wer-den solche Experimente besser im Wald durchgeführt. Als Untergrund eignen sich Kies- oder Schotterboden. «Wie kön-nen die Kinder Löcher in die Büchsen schlagen?», fragt Esther Noser. Sie versucht stets einen praktischen Bezug zum Unter-richtsalltag herzustellen, Basiskompetenz und Fachdidaktik fliessend zu kombinieren.

Durch Ausprobieren Kompetenzen erlangenIm aktuellen Experiment errichten die Studierenden die Feuerstelle auf einem der Balkone an der PH Zürich. Sie stellen die Büchsen auf die Stahlplatte des installierten Grills und zusätzlich auf drei kleine Schamottsteine. Die Blechdose wird schichtweise mit Holzkohle und den Ton- objekten gefüllt. Esther Noser lässt ihre reiche Erfahrung einfliessen. Die Holzkohlenstücke sollten nicht zu klein sein, die Figuren dürfen den Dosenrand nicht berühren, als Anzündhilfe hat sich in Wachs getränkte Holzwolle bewährt.

Während die Figuren zwei Stunden brennen und die Temperatur bis 900 Grad erreicht, versammelt sich die Klasse im Zimmer. Vor der nächsten Übung disku-tiert Noser, wie die Zeit des Brennvorgangs mit den Kin-dern gestaltet werden kann. Anschliessend sitzen die Stu-dierenden im Kreis, die Augen sind geschlossen. Die Dozentin lässt verschiedene Objekte von Hand zu Hand zirkulieren. Einzelne riechen an den unbekannten Ge-genständen, andere betasten sie oder lassen sie auf die

Tischplatte fallen, um durch den Klang die Ei-genschaften zu erfahren.

Die Studierenden beginnen angeregt zu diskutie-ren, sammeln und ordnen ihre Eindrücke. Die Objekte sind alle rund, einige weich, andere hart und kalt, aber immer verschieden gross. Mit dabei ist eine kleine Styro-porkugel. Styropor, ein weisser, geschäumter Kunststoff, ist das letzte Element, das die Klasse in diesem Modul kennenlernt. Es wird häufig als Verpackungsmaterial ein-gesetzt und kann gut zum Basteln verwendet werden. Es lässt sich leicht brechen oder mit einem heissen Draht zerschneiden. Es eignet sich als leicht zugängliches Recy-clingmaterial gut für den Unterricht auf der Kindergar-ten- und Unterstufe. Eine Studentin versucht mit dem heissen Draht eine Schmetterlingsfigur auszuschneiden. «Es ist gar nicht so einfach», wundert sie sich. Man müs-se sehr langsam und exakt arbeiten. Im Sinne der Dozen-tin ist ein Ziel erreicht: Kompetenz erlangen durch Aus-probieren und Erfahren.

Fokus auf gestalterische ProzesseEsther Noser will ihren Studierenden keinen schablonen-haften Unterricht vermitteln. Im Gegensatz zu früheren

didaktischen Konzepten des Textilen und technischen Gestaltens, die davon ausgingen, dass Kinder exakte Vor-gaben brauchen, um zu einem Produkt zu gelangen, be-tonen heutige Lehrpläne den Bildungswert gestalteri-scher Prozesse. «Das Kind soll nicht die Ästhetik der Erwachsenen übernehmen. Es darf selber entdecken und eigene Ideen zur Lösung technischer Probleme oder zu Darstellungsweisen finden.» Im zweiten Semester werden die Studierenden im nachfolgenden Modul Konzepte der Unterrichtsplanung genauer kennenlernen.

Die Holzkohle ist verglüht, die Tonobjekte liegen sichtbar auf dem Boden der Konservenbüchse. Die Stu-dierenden ergreifen mit der Grillzange die heissen «Glücksbringer» und legen sie behutsam zum Auskühlen auf eine Steinplatte. «Wunderbar! Keine einzige Figur ist gebrochen! Schauen Sie, wie sich die Farbe verändert hat!», freut sich Noser. Kompetenz vermitteln heisst auch die eigene Begeisterung am Thema zeigen. Serie «Das Modul» In der Serie «Das Modul» stellen wir in diesem Jahr verschiedene Ausbildungsmodule der PH Zürich vor. Die insgesamt vier Beiträge bilden exemplarisch die Vielfältigkeit des Studienangebots ab.

Tasten, riechen, formen, sägen

Ton, Holz und Papier über die Sinne ken-nen lernen. Dieser Schwerpunkt steht im ersten Modul der Ausbildung Kunst und Design auf Kindergarten- und Unterstufe an der PH Zürich im Vordergrund. Zentral ist für die Dozentin Esther Noser, dass die Studierenden das Material selber in die Hände nehmen, den Umgang damit erproben und selbst gestalten, um ihr Fachwissen zu erweitern.

Text: Walter Aeschimann, Fotos: Niklaus Spoerri

Als Brennöfen für die zuvor aus Ton geformten Figuren nutzen die Studierenden grosse Büchsen.

In der ersten Stunde wird das im laufenden Semester erlangte Wissen abgefragt.

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Medientipps

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LEHR- UND PRAXISBUCH

Einfach gut unterrichten? Der Titel macht neugie-rig, denn er zielt auf das Kerngeschäft von Schule ab und fordert daher alle Lehrpersonen auf, sich damit zu befassen. Das Buch greift die funda-mentalen klassischen und aktuellen Grundlagen des Unterrichtens auf. Jedes Kapitel ist in Anlehnung an das dialogische Lernen nach Ruf / Gallin aufge-baut (Anknüpfen an Er- fahrungen der Leser-schaft, Grundlagenwis-sen, Anwendungsvor-schläge sowie Übungen und Beispiele) und in- volviert somit die Lesen-den gekonnt. Das erfah-rene Autorenteam nimmt auch klar Stellung zu kontroversen Diskussio-nen und Trends in der allgemeinen Didaktik, wie etwa zum Verhältnis selbst- bestimmter und lehrerge-steuerter Lernformen. Die Publikation liefert theoretisch untermauerte, praktische Antworten auf die Frage nach gutem Unterricht und eignet sich sowohl zur individu-ellen Auseinandersetzung wie auch als Arbeitsbuch für Studierende und Lehrende in der Ausbil-dung. – Martin Retzl

H. Berner, R. Isler, W. Weidinger. Einfach gut unterrichten.

Bern: hep verlag, 2018. 344 Seiten.

FILM UND SPRACHE

Wie kann man spielend Deutsch lernen? Die Publikation bezieht sich auf ein internationales Jugendbegegnungspro-jekt, das bereits seit vielen Jahren in einem sehr authentischen Dorf im rumänischen Siebenbür-gen stattfindet. Jugendli-che aus Rumänien, Serbien, Kroatien, Un-garn und Deutschland kommen im Rahmen von Sommercamps für zwei Wochen zusammen, um Deutsch zu lernen und narrative Kurzfilme in deutscher Sprache zu produzieren. Eine Beson-derheit stellt der film- und theaterpädagogische Sprachförder-Ansatz dar: Die Teilnehmenden entwickeln nicht nur Sprach kompetenzen, sondern auch Medien-kompetenz (Filmgestal-tung) und Auftrittskom-petenz (Filmschauspiel-pädagogik). Das Buch besticht durch zahlreiche Materialien für die Praxis (Übungsreihen und Spiele) sowie eine reich-haltige farbige Bebilde-rung mit Originalfotos aus den Workshops in Rumänien. – Peter Holzwarth

K. Holdorf, B. Maurer, Hrsg. Spiel-Film-Sprache.

München: kopaed, 2017. 350 Seiten. Internetseite zum Buch: www.sprachfoer derung.eu.

VERBOTENE KINDER

Dass unter politischen Entscheidungen die Schwächsten leiden, ist eine Binsenwahrheit. Die 11-jährigen Jungen Ezad und Luca sind dicke Freunde. Vom Geheimnis seines Freundes weiss Luca aber ebenso wenig wie von der Kindheit seiner Grossmutter, der Nonna. Ezad und seine Familie halten sich nach einem negativen Asylent-scheid illegal in der Schweiz auf. Ezad geht in die Schule, anders als früher seine Nonna, Tochter von italienischen Saisonniers. Der histori-sche Hintergrund ihrer Geschichte ist das erst 2002 vollständig abge-schaffte Saisonnierstatut, das Arbeitskräften aus dem Ausland den Famili-ennachzug verwehrte und so Familien trennte oder Kinder in die Illegalität trieb. Sie wurden versteckt und hatten keinen Zugang zu Schulbildung. Und so ist es kein Zufall, dass in Ezad und Luca die Nonna die treibende Kraft einer Bürgerinitiative ist, die sich couragiert für Ezads Familie einsetzt. Das flott produzierte Hörspiel verhandelt ein brisantes Thema engagiert, sensibel und mit Humor.– Erik Altorfer

S. Zahnd. Ezad und Luca. Hörspiel für Kinder von 8–12 Jahren.

SRF 2017 / Basel: Zytglogge Verlag, 2018. 2 CDs. 90 Min.

DEEP WORKZerstückelte

Arbeitstage, Grossraum-büros und E-Mails, die ständig nach Aufmerk-samkeit verlangen, sind schlechte Voraussetzungen für konzentriertes Arbei-ten, wie der Computerwis-senschaftler Cal Newport überzeugend darlegt. Was wir indes bräuchten, sind längere ablenkungsfreie Phasen, in denen wir uns vertieft einer einzigen Sache widmen können.

Das Konzept nennt sich «Deep Work». Newport beschreibt nicht nur, wie Rückzugsorte, geschützte Zeitfenster und bestimmte Strategien zu besserer Qualität führen. Er klärt uns darüber auf, dass Aus-gleich, Pausen und Feier-abendrituale unser Wohl-befinden entschieden steigern und letztlich zu mehr sinnstiftender Produktivität führen. Wer nach Büroschluss noch Mails beantwortet oder in

Gedanken schon Gesprä-che des nächsten Tages vorbereitet, vergibt sich die Chance abzuschalten und aufzutanken. Denn genau das wäre wichtig, weil wir nur über einen begrenzten Vorrat an Willenskraft und gelenkter Aufmerksamkeit verfügen. – Daniel Ammann

C. Newport. Konzent-riert arbeiten: Regeln für eine Welt voller Ablenkungen.

München: Redline, 2017. 271 Seiten.

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Foto: Christoph Hotz

3 4 5Kinder verschwinden spur- los und tauchen manchmal erst nach Jahren wieder auf. Der spanisch-schwei-zerische Spielfilm «Die nächste Haut» (Isaki Lacuesta u. Isabel Campo 2016; Netflix) erzählt eine solche Geschichte. Seit dem Unfalltod sei-nes Vaters wird der klei-ne Gabriel vermisst. Man geht davon aus, dass er nicht mehr lebt. Aber dann entdeckt man ihn acht Jahre später in einem Jugendheim. Der 17-Jährige kehrt nach Hause zurück, scheint sich aber kaum zu erin-nern. Das wiederum weckt Zweifel an seiner wahren Identität.

Um einen offensichtli-chen Identitätswechsel geht es hingegen im fesselnden Jugendroman «Das zweite Leben des Cassiel Roadnight» (dtv 2011) der britischen Autorin Jenny Valentine. Als der Obdachlose Chap ein paar Tage in einer Notunterkunft verbringt, entdeckt eine Mitarbei-terin seine Ähnlichkeit mit einem vermissten Jungen. Chap muss nicht lange überlegen. Er packt die Chance und lässt sich auf die wag-halsige Geschichte ein.

Der indische Junge Saroo im Film «Lion» (Garth Davis 2016) geht durch unglückliche Umstände verloren. Die halbe Nacht wartet er am Bahn-hof auf seinen Bruder und steigt schliesslich in einen abgestellten Zug. Die Waggons setzen sich plötzlich in Bewe-gung und bringen den kleinen Jungen in eine weit entfernte Region des Landes. Saroo kommt in ein Waisenhaus und wird später an ein Ehe-paar in Australien ver-mittelt. Der Spielfilm basiert auf Saroo Brier-leys Lebensgeschichte und zeigt in bewegenden Bildern, wie dieser sich als junger Erwachsener auf die Suche nach sei-ner Herkunft begibt. – Daniel Ammann

Verschwundene Teenager

Besprechungen weiterer Titel: blog.phzh.ch/akzente/rubrik/medientipps

UNENDLICHES BEI ENDE

Die Lektüre von Literari-schem heisst auch, sich auf Unabschliessbares einzu-lassen. Dies erfährt, wer sich von Hans-Heino Ewers zum Lesen bzw. Wiederlesen von Michael Endes Kinderbuchklassi-kern verführen lässt. So regt der Autor zum Bei-spiel an, über die Schul-pädagogik im Jim Knopf nachzudenken, indem er auf Jims und Lukas’ Besuch der Mathematik-stunde von Frau Mahl-zahn verweist. Danach fragt Jim, ob Schulen generell so aussähen. Lukas’ Antwort lässt verschiedene Interpretati-onen zu: «Gott bewahre! (…) Manche Schulen sind sogar ganz nett. Allerdings sind dort keine Drachen als Lehrer, sondern eini-germassen vernünftige Leute.» Bei Momo können sich auch Erwachsene auf eine Philosophiestunde bei Meister Hora freuen: Die grauen Herren würden entstehen, weil die Men-schen ihnen die Möglich-keit gäben zu entstehen, erklärt er. Und wer eine Deutung für die Grenze zwischen Bewusstem und Unbewusstem sucht, wird vielleicht in der Unendli-chen Geschichte fündig. – Martina Meienberg

H. Ewers. Michael Ende neu entdecken.

Stuttgart: Alfred Kröner Verlag, 2018. 278 Seiten.

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Unter v

ier Augen

Illustration: Elisabeth Moch

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ter-Game – und es gibt noch un- erfreulichere! Der Pädagoge Dietrich Benner würde für die Mutter des Buben fordern, die Transformation von gesellschaftlicher in pädagogi-sche Determination zu überdenken. Er meint damit, dass sie und mit ihr wir alle immer abschätzen müssen, wie viel an gesellschaftlicher Realität wir unseren Kindern zumuten, vor welchen Übeln wir sie schützen wollen und wie wir damit umgehen, dass wir sie nur bedingt behüten kön-nen.Bernet: Ist eindeutig, was Behüten hier bedeutet: Eingreifen, das seltsame Vergnügen aus dem Wohnzimmer verbannen?Isler: Warum nicht? Aufwachsen ohne Fernseher, Game-Zeit ein-schränken – all diese Versuche schei- nen mir nicht falsch. Zugegeben, unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Die bürgerliche Familie ist Ge-schichte! Aber was schlägst du vor, gewähren lassen?Bernet: Bei mir zu Hause hat dieses Spiel nichts zu suchen. Eine solche Form von Belustigung ist unange-bracht. Dass sie auch schädlich ist, würde ich nicht behaupten. «Kennt der Einzelne nicht das Böse, so ist das ein Mangel an Einsicht.» Dieser Satz ist von Schleiermacher, dem Paten des pädagogischen Konzeptes

des Behütens. Das klingt entlastend, nicht wahr?Isler: Gar nicht! Ich kann auf die Statements der Unterhaltungskon-zerne verzichten, wonach mediale Gewalt ohne Einfluss sei. Natürlich gibt es widersprüchliche Untersu-chungen, aber klar scheint, dass auch in dieser Frage die sozial Schwachen, die Ungebildeten, die Bindungslosen im Nachteil sind. Ihnen tun wir keinen Gefallen, wenn sie Luzifer kennenlernen. Von ihren Familien ist wenig zu erwarten, die Gesellschaft muss sie vor allzu martialischem Unfug bewahren. Paternalismus statt Liberalismus! Der Markt ist kein Selbstläufer.Bernet: Ich widerspreche dir nicht. Der mediale Unsinn ist aber wie in dem von mir geschilderten Beispiel auch in den wohlbehüteten Stuben angekommen. Und doch bleibe ich optimistisch und glaube, dass die Jugend diesen Unsinn früher oder später durchschaut – mit unserer Unterstützung.Isler: Deine Kinder schon, andere nicht!

Mario Bernet (links) war 15 Jahre Primarlehrer und ist jetzt wis- senschaftlicher Mitarbeiter an der PH Zürich. Ruedi Isler ist Pädagogikprofessor. Sie unter-halten sich an dieser Stelle über ein aktuelles Schulthema.

Mario Bernet: Vor der Fussball- WM gelangten ab und zu einige Panini-Bilder in meine Hände. Diese leitete ich an einen elfjährigen Nach- barsbuben weiter, der die Übergabe jeweils mit einem Freudentanz quittierte. Nicht so an einem Nach- mittag im Mai: Diesmal nahm er die Ration nicht persönlich entgegen, seine Mutter führte mich ins Wohn- zimmer. Er sass vor dem Fernseher, in der Hand die Spielkonsole. Auf dem Bildschirm sah ich, wie sich eine Figur den Weg durch eine Ruinenlandschaft freischoss. Die Mutter zuckte mit den Schultern. «Nichts zu machen», meinte sie, «wenigstens kämpft er als Frau.» Was fällt dir dazu ein?Rudolf Isler: Wir alle werden den gleichen Reflex haben: Dem Bub tut das nicht gut – und die Mutter hat schon aufgegeben, wenn sie sich auf den Gendererfolg zurückzieht. Aber du sprichst eine zentrale Frage an: Sollen und können wir unsere Kinder vor problematischen Einflüssen dieser Welt behüten? Jede Pädagogik hat darüber nachgedacht.Bernet: Betreten wir diese Untie-fen: Schau dir mal auf Youtube «Fortnite Battle Royale Trailer» an. Was sagst du dazu, wenn der Reflex verraucht ist?Isler: Ein wirklich primitives Shoo-

Mario Bernet und Ruedi Isler – Unter vier Augen

Behüten? So lernen wir.

Arbeiten an der FES? In einem Klima der Wärme leistungsorientiert arbeiten, lehren und lernen: Möchten Sie Ihre Ideen einbringen und Ihre Schülerinnen und Schüler beim selbstverantwortlichen Lernen unterstützen?Bewerben Sie sich spontan oder auf unsere Ausschreibungen: www.fesz.ch/offene-stellenWir freuen uns darauf, Sie kennen zu lernen. Freie Evangelische SchuleWaldmannstrasse 9, 8024 Zürichwww.fesz.ch, Telefon 043 268 84 84Kontakt: [email protected]

Prozessarbeitnach Dr. Arnold MindellFortbildungen und Seminare, Ausbildungen in Beratung / Coaching und Supervision und 5-jährige anerkannte Weiterbildung in Psychotherapie.

Für Infoabend- und Einführungsseminar- Daten besuchen Sie bitte unsere Webseite.

Alle Veranstaltungen finden am Institut für Prozessarbeit in Zürich, direkt beim Bahnhof Zürich Binz statt.

Institut für Prozessarbeit Zürich Telefon 044 451 20 70 [email protected]

www.institut-prozessarbeit.ch

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Sommer-

ausverkauf

Pädagogische Hochschule ZürichLehrmittelverlag Zürichéducation21

Lernmedien-ShopLagerstrasse 148004 Zürich

Mo–Fr 9.00–18.30 h | Sa 9.00–17.00 h

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Das Fachgeschäft für Bildungsmedien und Schulmaterialien

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«Akzente» erscheint viermal jährlich, 25. Jahrgang, Nr. 3, August 2018, ISSN 2296-7281 (Print), 2296-732X (Online). Herausgeberin: Pädagogische Hochschule Zürich. Redaktionskommission: Christoph Hotz (Redaktionsleitung), Daniel Ammann, Anne Bosche, Reto Klink, Martina Meienberg, Michael Prusse. Redaktionelle Mitarbeit: Walter Aeschimann, Samanta Gribi, Nora Heinicke, Melanie Keim, Simona Marti, Olivia Rigoni, Angela Roos, Adresse: Pädagogische Hochschule Zürich, Redaktion «Akzente», Christoph Hotz, Lagerstrasse 2, 8090 Zürich, [email protected], phzh.ch/akzente. Grafisches Konzept: Raffinerie AG für Gestaltung, Zürich. Layout: Gianna Mischol, Typografische Gestalterin PH Zürich. Druck: FO-Fotorotar, Egg ZH. Inserate: IEB AG, Gewerbestrasse 18, 8132 Egg, Tel. 043 833 80 60, Fax 043 833 80 44, [email protected], ieb.ch. Abonnemente: Jahresabonnement CHF 20.– inkl. Porto, phzh.ch/abo. Gedruckt auf FSC-zertifiziertem Papier.

Impressum

Fotos: Manuel Juon

Inserate

Instagram #takeover

Der Fotograf Manuel Juon ist Primar-lehrer und Präsident des Alumni-Vereins der PH Zürich.

Zur Rubrik Jeweils für zwei Wochen übernimmt eine Person aus dem Bildungsumfeld den Instagram-Account der PH Zürich (@phzuerich) und fotografiert während dieser Zeit in ihrem Be- rufsalltag – in diesem Fall von Mitte bis Ende Juni 2018. Die besten Bilder erscheinen an dieser Stelle in der Rubrik «Instagram #takeover».

1 — So lässt sich’s gemütlich in den freien Tag starten ... #markt-tag #winterthur

2 — Im Freien Lernen arbeiten die Kinder der 3.–6. Klasse an eigenen Projekten, welche sie selber planen, organi-sieren und durchfüh-ren.

3 — @alumniphzh plant an der Vorstandssit-zung die nächsten Anlässe ...

4 — Kurz vor Ende der Bauphase ist das Schul-

haus Neuhegi noch ge- spenstisch leer ... in wenigen Wochen ziehen wir gemeinsam mit elf anderen Klassen in die brandneuen Räumlich-keiten.

5 — Primarlehrer off work als Pfadileiter unterwegs.

6 — Erste Erfahrungen mit Raumplanung ... so sieht’s aus, wenn Kinder #winterthur nachstellen.

7 — Auf der Suche nach dem perfekten Design

für die Mitgliederaus-weise der @alumniphzh

8 — Nach einem Jahr Briefe schreiben haben heute die zwei Klassen aus #neftenbach und #winterthur erstmals ihre #brieffreunde getroffen ... what a #beautifulmoment!

9 — Mit diesen #impres-sionen der #zweitages- tour von Filzbach via Murgsee auf den Masch- genkamm verabschiede ich mich vom #phzh_ takeover

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Instagram #takeover

Intensivkurs für die schulische und kulturelle Integration

T +41 43 888 70 70 | www.allegra-schulen.ch | [email protected]

Von der Bildungsdirektion des Kantons Zürich bewilligte Privatschule

Rasche und nachhaltige Integration in die Regelklasse

Ganz- und Halbtagsvariante möglich

26/20 Lektionen pro Woche in Kleingruppen

Mittagstisch

Bern Dübendorf Horgen Winterthur Zürich

«Ihr Aus- und Weiterbildungs-

institut IKP: wissenschaftlich –

praxisbezogen – anerkannt.»

Neu: Finanzierung Ihrer Aus-

bildung durch BundesbeiträgeMit Option zum eidg. Diplom

Info-Abend: 20. Nov. in Zürich

Dipl. Körperzentrierte/r Psychologische/r Berater/in IKP Psychosoziale Beratungskompetenz kombiniert mit Körperarbeit (Erleben und Erfahren über den Körper), Entspannungsübungen, Sinnfindung und Resourcenstärkung.

Dipl. Paar und Familienberater/in IKP Ganzheitliche systemische Psychologie und Coaching-Tools rund um Beziehungen im privaten und beruflichen Umfeld (therapeutisch- beraterisches Gespräch; Erleben und Erfahren über den Körper).

Start: 29. Sept. in Zürich

Institut für Körperzentrierte Psychotherapie

Dauer: 3 Jahre, ASCA- und SGfB-anerkannt. Optional mit Abschluss „Berater(in) im psychosozialen Bereich mit eidg. Dipl“.

Dauer: 3 Jahre, SGfB-anerkannt. Optional mit Abschluss „Berater(in) im psychsozialen Bereich mit eidg. Diplom“.

Umgang mit sozial auffälligen KindernDas Beste in ihnen wecken

Alé Duarte lebt seine wunderbare Stärkungsarbeit mit Kindern in den Armenvierteln seiner Heimat- stadt Rio de Janeiro ebenso en- gagiert wie bei seinen humanitä-ren Einsätzen in den Krisenge- bieten dieser Welt. Seine immense Praxiserfahrung ermöglicht einen raschen Transfer diverser schnell

einsetzbarer, einfühlsamer Vorgehensweisen für herausfordernde Situationen.

Eine Weiterbildung in 4 Modulen mit Alé Duarte (BRA).Das erste Modul kann separat gebucht werden.

Beginn am 15. - 19. September 2018 in WeggisNähere Informationen: www.polarity.ch/1816Gern senden wir Ihnen unseren Prospekt: Tel: 044 218 80 80

Zentrum für Innere ÖkologIeZwinglistrasse 21 | 8004 Zürich | [email protected]

Was funktioniert!?19. Jahrestagung «Unterrichten mit digitalen Medien» 2018Samstag, 27. Oktober 2018

Zusätzliche Informationen und Anmeldung unter phzh.ch/unm

UNM-Tagung