4
Immunsystem 1 10/08 Alfons Meyer Grundlagen der Immunologie Eine kurzweilige Einführung Was oft übersehen wird: Das Immunsystem gehört mit einer Masse von zwei bis drei Kilogramm zu den großen Organen des menschlichen Organismus, denn Immunzel- len und lymphatisches Gewebe sind im gesamten Körper verteilt. Neben seiner Kom- plexität besitzt das Immunsystem eine beeindruckende Dynamik hinsichtlich Zelltei- lung und Zelltod, Umbau der Organe durch Ein- und Auswanderung von Zellen. Ver- änderungen durch Differenzierung ist hier die Regel, nicht die Ausnahme. Meiner Meinung nach ist das Immunsystem das wichtigste Organ zur Integrität, Individuali- tät und Gesunderhaltung des Organismus. Das Immunorgan gliedert sich in zwei Haupt- funktionsgruppen: Das angeborene und das adaptive Immunsystem. Die Zellen des angeborenen (unspezifischen) Immunsystems Die Zellen des angeborenen Immunsystems sind u. a. die Makrophagen resp. Monozyten. In den Geweben haben sie geringfügig unter- schiedliche Eigenschaften. Da sich die Ma- krophagen in allen Geweben befinden, ge- hören sie meistens zu den ersten, die einge- drungene Infektionserreger erkennen und pha- gozytieren. Gleichzeitig werden von ihnen die Zellen des Organismus gewarnt und durch die Sekretion von Zytokinen, den Botenstoffen des Immunsystems, die Kaskade der spezifi- schen Abwehr in Gang gesetzt. Weiterhin gehören zu den Zellen des ange- borenen Immunsystems die polymorphkerni- gen Granulozyten. Die neutrophilen, basophi- len und eosinophilen Granulozyten sind selten im Gewebe anzutreffen, sie befinden sich im peripheren Blut. Bei Infektionen werden sie ver- mehrt im Knochenmark gebildet und dann in größerer Anzahl zum Entzündungsherd ge- bracht, um ihre spezifischen Aufgaben zu er- füllen. Weiterhin findet man nur im Gewebe (beson- ders in der Haut und in den Schleimhäuten) die Mastzellen. Sofern sie Infektionserreger erkennen oder spezielle Aktivierungsreize (z. B. IgE) erhalten, setzen sie in Sekunden- schnelle toxische Inhaltsstoffe frei. Durch Zy- tokin-Sekretionen sind die Mastzellen auch in der Lage, weitere Zellen anzulocken und Ent- züngungsreaktionen zu erwirken. Die interdigitierenden dendritischen Zellen, kurz dendritische Zellen (dendritic cells, DCs) genannt, wandern als unreife Zellen aus dem Blut in die Gewebe ein und bilden dort zahl- reiche zarte Verästelungen aus. Als Langer- hans-Zellen flechten sie in der Haut mit ihren Fortsätzen ein dichtes Netz. Erfolgt eine Ak- tivierung durch Infektionserreger, hören die- se Zellen auf zu pinozytieren und wandern mit dem Lymphstrom in die Lymphknoten und präsentieren den Lymphozyten diejenigen An- tigene, die sie soeben im Gewebe aufge- nommen haben. Eine andere Form sind die fol- likulären dendritischen Zellen (follicular den- dritic cells, FDCs). Sie bilden ein Netzwerk in den B-Zell-Follikeln der sekundären lymphati- schen Organe. Sie sind darauf spezialisiert, antigene Substanzen, die sie mit dem Lymph- strom erreichen, aufzunehmen und den B- Lymphozyten zu präsentieren. Die Natürlichen Killer-(NK-) Zellen sind Lym- phozyten, welche darauf spezialisiert sind, in- fizierte Zellen, Tumorzellen und durch Anti- körper „markierte“ Zellen zu vernichten. Die Zellen des adaptiven (erworbenen, spezifischen) Immunsystems Die Zellen des adaptiven Immunsystems sind Lymphozyten mit einem großen, fast runden Kern und einem schmalen Zytoplasmasaum. Es werden B-Lymphozyten und T-Lymphozy- ten unterschieden. Diese Zellen zeichnen sich durch klonal verteilte Rezeptoren für Antige- ne aus. Ein Klon ist die aus einer Zelle her- vorgegangene Nachkommenschaft. Das be- deutet, dass sich die Antigenrezeptoren indi- vidueller B- und T-Lymphozyten voneinander unterscheiden. Die klonal verteilten Antigen- rezeptoren bilden die molekulare Grundlage der außerordentlichen Unterscheidungsfähig- keit des adaptiven Immunsystems. Die Zellen des adaptiven Immunsystems sind die B-Lym- phozyten und T-Lymphozyten. Die B-Lympho- zyten reifen beim Menschen im Knochenmark (bone marrow) heran. Die Antigenrezeptoren heißen B-Zell-Rezeptoren. Es sind membran- verankerte Immunglobuline oder Antikörper. Wenn B-Lymphozyten aktiviert werden, diffe- renzieren sie sich zu Plasmazellen, die darauf spezialisiert sind, große Mengen Immunglo- buline zu synthetisieren und in löslicher Form zu sezernieren. Eine Plasmazelle kann bis zu 2000 Antikörpermolekülen pro Sekunde pro- duzieren. Die T-Lymphozyten werden aus dem Knochenmark ausgeschleust und im Thymus zu T-Helfer-Zellen und zytotoxische T-Lym- phozyten (CTLs) geprägt. Ihre Antigene er- kennen die T-Lymphozyten durch klonal ver- teilte T-Zell-Rezeptoren (TCRs). T-Helfer-Zellen entscheiden die Immunantwort. Abb. 1: Die Zellen des angeborenen (unspezifischen) Immunsystems Der nachfolgende Artikel ist mit freundlicher Genehmigung entnommen aus Ausgabe 10/08. Fordern Sie Ihr Probeheft an! Tel.: 0 61 46 - 90 74 - 0 • Fax: 0 61 46 - 90 74-44 • www.comedverlag.de

Alfons Meyer Grundlagen der Immunologie · Grundlagen der Immunologie Eine kurzweilige Einführung Was oft übersehen wird: Das Immunsystem gehört mit einer Masse von zwei bis drei

Embed Size (px)

Citation preview

Immunsystem

110/08

Alfons Meyer

Grundlagen der ImmunologieEine kurzweilige Einführung

Was oft übersehen wird: Das Immunsystem gehört mit einer Masse von zwei bis dreiKilogramm zu den großen Organen des menschlichen Organismus, denn Immunzel-len und lymphatisches Gewebe sind im gesamten Körper verteilt. Neben seiner Kom-plexität besitzt das Immunsystem eine beeindruckende Dynamik hinsichtlich Zelltei-lung und Zelltod, Umbau der Organe durch Ein- und Auswanderung von Zellen. Ver-änderungen durch Differenzierung ist hier die Regel, nicht die Ausnahme. MeinerMeinung nach ist das Immunsystem das wichtigste Organ zur Integrität, Individuali-tät und Gesunderhaltung des Organismus. Das Immunorgan gliedert sich in zwei Haupt-funktionsgruppen: Das angeborene und das adaptive Immunsystem.

Die Zellen des angeborenen(unspezifischen)Immunsystems

Die Zellen des angeborenen Immunsystemssind u. a. die Makrophagen resp. Monozyten.In den Geweben haben sie geringfügig unter-schiedliche Eigenschaften. Da sich die Ma-krophagen in allen Geweben befinden, ge-hören sie meistens zu den ersten, die einge-drungene Infektionserreger erkennen und pha-gozytieren. Gleichzeitig werden von ihnen dieZellen des Organismus gewarnt und durch dieSekretion von Zytokinen, den Botenstoffendes Immunsystems, die Kaskade der spezifi-schen Abwehr in Gang gesetzt.

Weiterhin gehören zu den Zellen des ange-borenen Immunsystems die polymorphkerni-gen Granulozyten. Die neutrophilen, basophi-len und eosinophilen Granulozyten sind seltenim Gewebe anzutreffen, sie befinden sich imperipheren Blut. Bei Infektionen werden sie ver-mehrt im Knochenmark gebildet und dann in

größerer Anzahl zum Entzündungsherd ge-bracht, um ihre spezifischen Aufgaben zu er-füllen.

Weiterhin findet man nur im Gewebe (beson-ders in der Haut und in den Schleimhäuten)die Mastzellen. Sofern sie Infektionserregererkennen oder spezielle Aktivierungsreize (z. B. IgE) erhalten, setzen sie in Sekunden-schnelle toxische Inhaltsstoffe frei. Durch Zy-tokin-Sekretionen sind die Mastzellen auch inder Lage, weitere Zellen anzulocken und Ent-züngungsreaktionen zu erwirken.

Die interdigitierenden dendritischen Zellen,kurz dendritische Zellen (dendritic cells, DCs)genannt, wandern als unreife Zellen aus demBlut in die Gewebe ein und bilden dort zahl-reiche zarte Verästelungen aus. Als Langer-hans-Zellen flechten sie in der Haut mit ihrenFortsätzen ein dichtes Netz. Erfolgt eine Ak-tivierung durch Infektionserreger, hören die-se Zellen auf zu pinozytieren und wandern mitdem Lymphstrom in die Lymphknoten undpräsentieren den Lymphozyten diejenigen An-

tigene, die sie soeben im Gewebe aufge-nommen haben. Eine andere Form sind die fol-likulären dendritischen Zellen (follicular den-dritic cells, FDCs). Sie bilden ein Netzwerk inden B-Zell-Follikeln der sekundären lymphati-schen Organe. Sie sind darauf spezialisiert,antigene Substanzen, die sie mit dem Lymph-strom erreichen, aufzunehmen und den B-Lymphozyten zu präsentieren.

Die Natürlichen Killer-(NK-) Zellen sind Lym-phozyten, welche darauf spezialisiert sind, in-fizierte Zellen, Tumorzellen und durch Anti-körper „markierte“ Zellen zu vernichten.

Die Zellen des adaptiven (erworbenen, spezifischen)Immunsystems

Die Zellen des adaptiven Immunsystems sindLymphozyten mit einem großen, fast rundenKern und einem schmalen Zytoplasmasaum.Es werden B-Lymphozyten und T-Lymphozy-ten unterschieden. Diese Zellen zeichnen sichdurch klonal verteilte Rezeptoren für Antige-ne aus. Ein Klon ist die aus einer Zelle her-vorgegangene Nachkommenschaft. Das be-deutet, dass sich die Antigenrezeptoren indi-vidueller B- und T-Lymphozyten voneinanderunterscheiden. Die klonal verteilten Antigen-rezeptoren bilden die molekulare Grundlageder außerordentlichen Unterscheidungsfähig-keit des adaptiven Immunsystems. Die Zellendes adaptiven Immunsystems sind die B-Lym-phozyten und T-Lymphozyten. Die B-Lympho-zyten reifen beim Menschen im Knochenmark(bone marrow) heran. Die Antigenrezeptorenheißen B-Zell-Rezeptoren. Es sind membran-verankerte Immunglobuline oder Antikörper.Wenn B-Lymphozyten aktiviert werden, diffe-renzieren sie sich zu Plasmazellen, die daraufspezialisiert sind, große Mengen Immunglo-buline zu synthetisieren und in löslicher Formzu sezernieren. Eine Plasmazelle kann bis zu2000 Antikörpermolekülen pro Sekunde pro-duzieren. Die T-Lymphozyten werden aus demKnochenmark ausgeschleust und im Thymuszu T-Helfer-Zellen und zytotoxische T-Lym-phozyten (CTLs) geprägt. Ihre Antigene er-kennen die T-Lymphozyten durch klonal ver-teilte T-Zell-Rezeptoren (TCRs).

T-Helfer-Zellen entscheiden die Immunantwort.

Abb. 1: Die Zellen des angeborenen (unspezifischen) Immunsystems

Der

nac

hfol

gend

e A

rtik

el is

t m

it fr

eund

liche

r G

eneh

mig

ung

entn

omm

en a

us

Aus

gabe

10/

08. F

orde

rn S

ie Ih

r Pr

obeh

eft

an!

Tel

.: 0

61 4

6 - 9

0 74

- 0

• Fa

x: 0

61

46 -

90 7

4-44

• w

ww

.com

edve

rlag

.de

Immunsystem

2 10/08

gene an Peptidfragmenten, die an Proteine desHaupthistokompatibilitäts-Komplexes (MHC)gebunden sind. Durch das angeborene Kom-plementsystem werden Krankheitserregerauch humoral mittels Proteasen opsonisiert,um sie für die Zerstörung durch Phagozytenzu markieren und auf diese Art und Weise dasImmunsystem zu unterstützen, zu „komple-mentieren“. Monozyten sind stets im Gewebevorhanden und werden in der Entzündungsre-aktion zu phagozytierenden Makrophagen um-gewandelt. Die Reaktion vom Makrophagen aufbakterielle Lipopolysaccharide (LPS) ist ab-hängig von der Bindung des CD14 (LPS-Rezeptorkomplex) an den Toll-like-Rezeptor 4(TLR-4), welcher anschließend die Produktionvon entzündungsfördernden Cytokinen undChemokinen, sowie die Expression co-stimu-lierender Moleküle bewirkt.

Chemokine locken weitere Abwehrzellen zumInfektionsherd. Neutrophile Granulozyten wer-den u. a. durch Interleukin-8 (IL-8) und Tumor-Nekrosefaktor- α (TNF-α) aktiviert. Sie durch-queren als erste die Blutgefäßwände und drin-gen ins Entzündungsgebiet ein. Hier erzeugensie über den „respiratory burst“ Sauerstoffra-dikale und Stickstoffmonoxid (NO) als Waffegegen Eindringlinge. Um Wasserstoffperoxidund Superoxid-Anionen bereit zu stellen, besitzen sie NADPH (Nicotinamid-Adenin-

Sie können z. B. B-Lymphozyten zur Antikör-perproduktion anregen und den Makrophagenhelfen, aufgenommene Mikroorganismen ab-zutöten. Regulatorische T-Helfer-Zellen (Treg)wirken entgegengesetzt und supprimieren dieImmunantwort. Sie haben die lebenswichtigeFunktion, den Organismus selbst vor Angriffendes Immunsystems zu schützen, sowie die Im-munreaktionen und damit den Schaden durchaggressive Effektormechanismen des Im-munsystems zu begrenzen. Die CTLs sind da-rauf spezialisiert, infizierte Zellen abzutöten.

Das angeborene underworbene immun -regulatorische Netzwerk der AntigenpräsentationDie Zellen der unspezifischen Abwehr sind es-sentiell für die Funktion der T-Helfer-Zellen. DieAktivierung antigenpräsentierender Zellen(APC), wie Makrophagen, dendritische Zellenund antigenpräsentierende B-Zellen sind ein ers-ter notwendiger Schritt zur Auslösung eineradaptiven Immunantwort. T-Lymphozyten sinderforderlich für die Kontrolle intrazellulärerKrankheitserreger und die Aktivierung von B-Lymphozyten gegen die meisten Antigene.Dabei erkennen T-Lymphozyten Fremd-Anti-

Abb. 2: Entzündungsreaktionen im Gewebe

Abb. 3: Die Zellen des erworbenen (adaptiven, spezifischen) Immunsystems

Dinucleotid-Phosphat)-Oxidasen in ihren Lyso-somen. Abgestorbene neutrophile Granulozy-ten mit phagozytierten Erregerresten bildendementsprechend den Hauptbestandteil desEiters. Damit sich die Entzündung nicht ausbreitet, wird von aktivierten MakrophagenTNF-α lokal freigesetzt, was zur Blutgerinnungin umgebenen Blutgefäßen führt. Kommt es jedoch zur systemischen Freisetzung vonTNF-α in Folge einer Sepsis, so entwickelt sicheine Verbrauchskoagulopathie mit Multior-ganversagen. Die von den Phagozyten freige-setzten Cytokine (IL-1, IL-6) aktivieren die Aku-te-Phasen-Proteine, wie C-reaktives Protein(CRP). In Folge steigt die Körpertemperatur an.Gleichzeitig wird neben der angeborenen un-spezifischen Immunreaktion auch die spezifi-sche eingeleitet, indem einige Makrophagenund vorwiegend dendritische Zellen im Ent-zündungsbereich Erreger und deren Antigeneaufnehmen und zu den regionalen Lymphkno-ten transportieren, um sie dort den T-Lym-phozyten zu präsentieren. Diese veranlassendaraufhin die Ausschüttung von Interleukinenzur adaptiven Immunantwort. Natürliche Kil-lerzellen (NK-Zellen) werden u. a. durch frei-gesetztes Interferon-γ (IFN-γ) und Cytokine (In-terleukin-12) aktiviert. Gleichzeitig verstärkenIFN-γ und IL-12 die Expression von MHC-I Mo-lekülen auf körpereigenen T-Zellen zum Schutzvor einem Angriff aktivierter NK-Zellen, sowiedie Expression von viralen Peptidfragmentenim Komplex mit MHC-I auf infizierten Zellen, umzytotoxische T-Lymphozyten (CD8-CTL) anzu-regen.

Gleichzeitig verhindern andere T-Zellen durchunmittelbare Gegenregulationen eine Überre-aktion der Abwehrfunktionen. Solche T-regu-latorische Zellen (Treg) sezernieren beispiels-weise bei Überstimulation von IL-2, als CD4-CD25-Treg markiert, IL-I0, IL-4 und TGF-β undbei Überexpression von CD8-CTL, als CD8-CD28-Treg, IL-10 im Sinne einer Suppression.TR-I-Zellen verhindern bereits bei der Bildungvon Th1- bzw. Th2- Zellen jeweils eine unkon-trollierte Überexpression.

Die besondere Rolle der NK-ZellenNK-Zellen erkennen Fremdantigene auch ohneMHC-Markierung, was sie so bedeutend imKampf gegen Karzinom-Zellen macht, dennNK-Zellen greifen insbesondere Zellen an, dieeine verzögerte bis keine MHC-I-Expression ander Zelloberfläche präsentieren. Krebszellenbilden IL-lO, TGF-β und PGE-2, um die Th1-Zel-len auf zellulärer Ebene zu schwächen. Er-höhte PGE-2-Spiegel unterdrücken das Im-munsystem und insbesondere die NK-Aktivität1.Darüber hinaus fördert PGE-2 die Neoangio-genese. Ähnliche immunologische Verhältnis-se finden sich in der Schwangerschaft. Auchhier sind GM-CSF (Granulozyten / Monozyten-Kolonie stimulierender Faktor) sowie IL-4 undIL-1O zur Unterdrückung der Th1-Reaktionen

1 Biesalski, Ernährungsmedizin, 323

Immunsystem

310/08

Abb. 4: APC (Antigenpräsentierende Zellen) aktivieren über an MHC-II-Moleküle gebundene Pep-tidfragmente die T-Lymphotzyten und damit eine spezifische Immunantwort.

Abb. 5: Abb. 5: Th3-Zellen und Tr1-Zellen fördern eine Antigen-Toleranz gegenüber Darmbakte-rien, weiterhin wird eine Autoimmunreaktion verhindert.

erhöht, allerdings zum Schutz des Feten! Au-ßerdem exprimiert die Placenta, um einem An-griff mütterlicher CTLs und NK-Zellen zu ent-gehen, NK-Zell-hemmende Rezeptorproteine(KIR) p58 und p70 im Übermaß. Zum weiterenSchutz vor mütterlichen T-Zell-Angriffen findenwir in der Plazenta erhöhte Spiegel des EnzymsIndolamin-2,3-dioxygenase (IDO), das wieder-um die Aminosäure Tryptophan abbaut, wel-ches für die Proliferation der T-Zellen notwen-dig ist2. Tryptophan ist außerdem Ausgangs-

substanz für die Serotonin-Synthese im ZNSund im Darm (neuro-immunologische Reaktion).Vitamin C aktiviert in hoher Konzentration IFN-γ und blockiert TNF-α, sowie IL1 β3.

IFN-γ und IL-12 erhöhen die NK-Zell-Aktivität biszu 100-fach4. Aktivierte CTLs töten selektiv Ziel-zellen, die virale oder andere intrazellulär cy-toplasmatische Antigene (Chlamydien, Liste-rien, Borrelien) im Komplex mit MHC-I an ihrerOberfläche exprimieren.

Zum Abtöten krankmachender Bakterien wer-den von APC inf1ammatorische CD4-Th1Zel-len zur zellulären Immunantwort aktiviert, dieauf MHC-II reagieren. Die extrazelluläre humo-rale Immunantwort wird von CD4-Th2-Helferzellen ausgelöst, die B-Lymphozyten zurspezifischen Antikörperbildung anregen. Rei-fe B-Zellen tragen an ihrer Oberfläche Immun-globulinmoleküle (IgM, IgD, IgA, IgG, IgE) alsAntigenrezeptoren und sezernieren nach ihrerAktivierung Immunglobuline als lösliche Anti-körper, die eine Bekämpfung von Krankheits-erregern in den extrazellulären Bereichen desKörpers ermöglichen.

T-Lymphozyten sind somit sowohlfür die humorale, als auch für die

zelluläre Immunantwort von entscheidender Bedeutung5.

Th1-Zellen regen über die Produktion von INF-gamma, IL-12 und IL-2 die zelluläre Immun-antwort an, die Th2-Zellen über IL-10, Il-5, Il-4und TGF-β die humorale, extrazelluläre.

Die von Th1 und Th2 sezernierten Cytokinehemmen sich gegenseitig6.

Daher wäre eine Impfung während einer In-fektion mit möglicherweise verheerenden Fol-gen assoziiert und ist daher streng kontrain-diziert! Um ein Überschießen der Immunreak-tion zu verhindern, blockieren inhibitorischeTransmembranproteine, wie CD22 bei B-Zel-len und CTLA-4 bei T-Zellen die Signalgebungbereits während der Antigenpräsentation imLymphknoten. CTLA-4 ähnelt dem costimulie-renden Molekül CD28 und bremst so die Sig-nalgebung der APC an die T-Zelle. Gleichzeitigaktiviert CTLA-4 in der APC die Expression vonIDO, was den Abbau von Tryptophan zur Fol-ge hat.

Killerhemmende Rezeptorproteine (KIR) schüt-zen körpereigene Zellen unter anderem vor

2 Janeway 570 ff

3 HarteI, 2004

4 Janeway, s.87

5 Janeway, s.35

6 Janeway,S.422

Abb. 6: Der programmierte Zelltod kann durch das Onkogen Bcl-2 blockiert werden.

Immunsystem

4 10/08

dem Angriff der NK-Zellen. Th3-Zellen des Dar-mes sezernieren ähnlich den Th2-Zellen IL-4,IL-10 und TGF-ß zur mäßigen Hemmung derTh1-Zellen, um eine Antigen-Toleranz gegen-über Darmbakterien zu erreichen. Infolge wirdsekretorisches IgA als Schleimhaut assoziier-ter Antikörper gebildet. Daher reagiert das Im-munsystem der Schleimhaut ohne Entzün-dungsreiz auf Fremdantigene tolerant. Zudemverhindern T-regulatorischen Zellen (Treg-Zel-len) vor Ort eine Überreaktion von Th1-Zellenund beugen Autoimmunerkrankungen vor. Den-dritische Zellen exprimieren in PeyerschenPlaques IL-10 und IL-4, während sie in peri-pheren Lymphknoten INF-gamma und IL-12synthetisieren.

Um die Homöostase der Lymphozytenpopula-tion zu erhalten, werden nach einer durchge-machten Infektion die nicht mehr benötigten ak-tivierten Effektor-T-Zellen durch Wechselwir-kung mit dem Fas-Liganten zur Apoptose ver-anlasst. Der programmierte Zelltod kann durchdas Onkogen Bcl-2 blockiert werden. Bcl-2 ver-hindert das bei der Apoptose induzierte An-schwellen und somit das Austreten des Cyto-chrom c aus den Mitochondrien. Erst das Frei-setzen von Cytochrom c aus den Mitochondriender Zelle löst die Apoptose aus, weswegen Kar-zinomzellen unsterblich werden, da sie kaumMitochondrien besitzen und zudem ihre Hä-moxigenase zum Abbau des Cytochrom c starkexprimiert ist.

L i t e r a t u r h i n w e i s e1. Janeway, Travers, Walport, Shlomchik, Im-munologie, Spektrum-Verlag, 20022. Georg A. Holländer, Immunologie, Urban &Fischer-Verlag 20063. Biesalski, Ernährungsmedizin, Thieme-Ver-lag, 19994. Claudius Christopher Rauscher, Immunolo-gische Behandlungsmethoden, Haug-Ver-lag,19965. Kremer, Heinrich, Die stille Revolution derKrebs- und AIDS-Medizin,Ehlers Verlag,20046. Berg, Tymoczko, Stryer, Biochemie, Spek-trum Verlag, 20037. Vorlesungsskript Immunologie und Infek-tiologie Uniklinik Düsseldorf 20078. Beyer, Peters, Mikrobiologische Therapie,Forum Medizin-Verlag 2003

Alfons Meyerist Facharzt für Allge-meinmedizin, Naturheil-verfahren und Akupunkturmit den Schwerpunktenbiologische Krebsmedizinund Orthomolekularmedi-zin (Vitamintherapie).

Kon takt:Kaiser-Friedrich-Ring 77

D-65185 WiesbadenTel.: 0611 / 2055280, Fax: 0611 / 2055281