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ARBEITSKREIS PALÄONTOLOGIE HANNOVER 7. Jahrg. 1979

ARBEITSKREIS PALÄONTOLOGIE - ap-h.de · obere Schale einer Exogyra mit dem Positivbild eines Am-moniten, bezeichnet als Xenomorphis growth STENZEL 1969 "~~ Die Auster war auf einem

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ARBEITSKREIS

PALÄONTOLOGIEHANNOVER

7. Jahrg. 1979

Titelzeichnurcgj

Rekorrstruktionsversuch eines Endemoceras amblygonium(Zeichnung POCKRANDT)

Inhaltsverzeichnis HBft 4 / 1979:

WERNER POCKRANDT, Die Tongrube Engelbostel S. l -18

Da lächelt der Paläontologe... S. 19

"Arbeitskreis Paläontologie Hannover"Zeitschrift für Amateur — Paläontologen,erscheint jährlich mit 6 Heften,Bezugspreis (z.Zt.15,- DM) wird mit Lieferung des ersten Heftes fäl-lig. Für Mitglieder gelten Sonderregelungen.Abbestellungen müssen bis 1.12.d.Jhrs.erfolgen.Zahlungen auf Postscheckkonto (Hannover 24 47 18 -300Werner Pockrandt»Hannover) erbeten«Herausgeber; Arbeitskreis Paläontologie Hannover,

angeschlossen der Naturkundeabteilungdes Landesmuseums Hannover«

Schriftleitung; Werner Pockrandt, Am Tannenkamp 5,3000 Hannover 21 (Tel.75 59 70)

Druck; bürocentrum weser Kirchner & Saul , Stüvestr.41,3250 Hameln.

WERNER POCKRANDT

D i e T o n g r u b e E m g e l b o s t e l

(mit zahlreichen Abbildungen)

Die Ziegelei-Tongrube Engelbostel liegt ca 1,8 km nörd-lich des Ortes Engelbostel, (Bl.TKL 3524 LANGENHAGEN R =35.44900 H = 58.14600) Siehe Abb.1, Lageplan.

Die Zufahrt zur Grube,zum<Ruhrgaslager und zum OrtKananohe ist für Privat-fahrzeuge gesperrt. DerFlugplatz Langenhagenreicht nach seiner Erwei-terung mit seiner SW-Gren-ze unmittelbar an die Ton-grube und an das Ruhrnas-lager heram,Die Ziegelei selbst liegtnördlich der Autobahn Han-nover-Dortmund dort,wo dieStraße von Hannover nachEngelbostel sie kreuzt.Diealte Bezeichnung füe dieZiegelei ist "HainhölzerZiegelei". Sie ist abernicht mit der auf der Ge-neralstabskarte von 1905verzeichneten Ziegeleizwischen^ Hainholz und Vinn-horst identisch*Zur Hain-hölzer Ziegelei gehörteursprünglich die TongrubeGananohe (TKL LangenhagenR « 35.454oo H = 58.144oo),die von HAMM bereits 1952als "aufgelassen" bezeich-net wird.Um diese Zeit fam-den Verkaufsverhandlungenstatt, und die Ziegeleiwurde 1953 von Herrn Bod-

Abb.1: Lageplan der Tongrube nariuk,Ziegeleistraße l,Engelbostel (l : SOooo) 3012 Langenhagen 7 (gOds-

horn) erworben.

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Die Tongrube Kananohe lief voll Wasser. Daneben befandsich die Baststätte "Aquarium1lin Schulenburg/Nörd. Beider Erweiterung des Flugplatzes Langenhagen errfolgteeine Einebenung und Einbeziehung des Geländes in denFlughafenbereich.Bereits vor 1953 waren Tief bahrungen erfolgt, von denerrouns die Bohrung 220 besonders interessiert,da sie unmit-telbar neben der geplantem neuen Tongrube lag und 1953vom BARTENSTEINI' bearbeitet wurde (+ 52,55 m über NN:,R = 35.45337 H:= 58.14539). Das Ergebnis sei kurz ange-führt; Leitfossilien aus der Bohrung 220 warern

Lyticoceras noricus (F.A.RÖMER) = Endemoceras" loninodus (NEUM.u.Uhlig) "11 spiniger (KOENEN) = "

Crioceras wermbteri (KOENEN)11 roemeri (NEUMAYR u.UHLIG)11 cf. hüldesierrse (KOENEN)

Acroteuthis subquadratus (F.A.ROEMER)Die jetzige Tongrube Engelbostel wurde sofort nach derÜbernahme durch den neuen Besitzer erschlossene Mit denrAbbau wurde 1956 begönnern. Der Abbau erfolgte zunächstmit Eimer-Baggern^ der Ton wurde mit einer Feldbahn- zurZiegelei gefahren.Heute erfolgt der Abbau mit Bülldozeir-Schaufelbagger. Die Abfahrt erfolgt mit LastkraftwagensWährend fast alle im Räume nördlich von Hannover gelege-nen Ziegeleien (Mellendorf, Osterwald, Kastendamm,Beren-bostel und z.T.auch Stöcken) ihren Betrieb einstellten,arbeitet Engelbostel nach wie vor erfolgreich weiter.Der Abbau erfolgt in den Tonen der Unterkreide, und zwarin den Endemoceras-Schichteni des Unter-Hauterive. Diedarüberliegenden Schichten des mittleren und des Ober—Hauterive sind hier nicht anstehend. Es ist eine Abtra-gung erfolgt, da die Grube auf der Höhe des Engelboste-ler Sattels liegt (siehe Abb.2 und FORCHE,Der Neustadt-Engelbosteler Sattel).Die oberen Tonschichten sind verwittert und haben einegelblich-hellbraune Färbung.Die darunterliegenden tie-feren Schichten sind blaugrau und an einigen Stellen et-was Schluffig.Die Farbe der bergfrischen Abbauschichtenist ein kräftiges graublau bis blau.Der Fossilreichtumi dieser Grube in den oberen Schichten!war recht beachtlich, auch die Größe der gefundenen Fos-

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Schichtenfolge im Engelbosteler Sattel. Schnitt etwa in Nord-Südriefitumgzwischen^Kananohe und Ahlem. Die Schichten^ sind stark überhöht. Die Zif-fern sind Bezeichnungen der Bohrungem. (Nach 0.HEERMANN 1937. Aus "DerNeustadt- Engelbosteler Sattel" von Fritz FORCHE, Westercelle. 1949,Erd-öl und Tektonik in Nordwestdeutschland", veröffentlicht vom Niedersäch—sischen Landesamt für Bodenforschung Hannover-Gelle).Anmerkung; Zwischem dem V/alangim (Valendis) und dem Wealden liegt eineca 2 m dicke Ölsandschicht, die auf 5 bis 10 qkm tmkfc hellgelben, ziemlichleichte:m Öl imprägnierir ist. Im darunterliegendem Wealden befindet sichiunmittelbar neberr der Tongrube Engelbostel das Ruhrgas-Lager.

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silien überraschte.So wurden Crioceraten mit einem Durch-messer von mehreren Dezimetern freigelegt. Ihre Bergungwar jedoch stets ein^Problem, da sie zumeist nicht ver-festigt warerrtsondern nur eine Tonfüllung hatten,die beider Bergung stets zerbrach, besonders dann,wenn-, eineTrocknung am der Luft erfolgte. Austern kamen mit einerSchalendicke vom ca l cm vor, Länge etwa 15 cm. Die Mu-schel Camptonectes (Boroneetes) mit ca 20 cm Durchmesserkonnte zumeist nur in Bruchstücken gefunden werden.VieleAustern waren auf Ammoniten aufgewachsen gewesen, wovomdie Abdrücke oder anhaftenden Schalenreste zeugtem,Außer-ordentlich reichlich fand man im den oberen SchichtenKrebsreste (Körper und Scheren),die zumeist aus Geodemausgewittert waren. Einige Funde waren Erstfunde im derFundschicht und an der Fundstelle, manche blieben auchEinzelfunde. Heute sind die Funde in den tieferen Tonr-schichten recht selten geworden» Man findet nur "Kleim-kram1" und kanm Schorn zufrieden sein, wenn man pfennig—große pyritisierte Ammoniten findet.Die wichtigsten Fossilfunde aus der Tongrube Engelbostelsollen nachstehend genannt und kurz beschrieben werdenu

Einzelkoralle Brachycyathussp,, 2 Exemplare mit 9 und10 mm Durchmesser,bishereinziger Fund, bestimmt vonDr.BIRENHEIDE.a) Kelch b) Unterseite

Bryozoen verschiedener Gat->tung und Art,zumeist aufge-wachsen, hierBerenicea (Diaperoecia) po-listoma ROEMER aufa) Pecten curvatus GEINITZ

und aufb) Oxy toma aequivalvis,

beide leicht vergrößert,c) desgl.in starker Vergr.,bestimmt von Prof.Dr.VOIGT.

«0

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Schnecke Nerita (? n.sp.)

(nach Prof.Dr.SCHMID)

Kleine Schnecke:Trochus quadricoronatusHARBORT (det.SCHMID)

Große Schnecke:Trochus sp. (es könnte eineandere Art sein)Auch andere kleine Sehnek-ken (darunter Turmschne :ken)in Pyriterhaltung kommen vor.

Muschelni sind zumeist nur in Bruchstücken zu finden.Eine genauere Bestimmung ist dann kaum möglich. Dasgilt auch für die vielen kleinem Muscheln in Pyriter-haltung. Es kommen vor:Camptonectes (Boronectes) cinctus (SOWERBY)Oxytoma inaequivalvis SOWERBYPecten curvatus GEINITZSpondylus spinosusIsognomon (Mulettia) mulettiAstarte minimusNucula sp.Leda sp. aJPinna sp.und andere.Häufiger findet man besser erhalteneArca carinata(2 x vergr.)a) Seitenansicht b) von

oben. b)

Austern sind in den oberen Schichten wohl häufiger ge-wesern und haben wohl sogar Nester oder Austernbänke ge-bildet. Auch ihre Größe war beachtlich, wie schon vorhergesagt wurde. Durch den Abbau wurden sie in den meistenFällen zerbrochen und heute sind oft nur Bruchstücke zufinden. Vertreten? sind die Gattungen Ostrea und Exogyra.

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Die oberen Austernschalen sind zuweilen unbeschädigt zufinden. Oft gehören sie zu Exogyra-Arten, die an dem eirrt-gerollten Wirbel leicht zu erkennen sind. Von den unterenSchalen'kommen Bruchstücke mit den Resten van Schalen derAmmoniten oder großen Muscheln vor, auf denen sie einmalaufgewachsen warem Oft lassen diese Austernschalen auch-1

nur die Negativ-Eindrücke erkennen. Außer von Austern wur-den solche Gehäuse auch recht oft von Serpein besiedelt.Auch die Austern selbst dienten den Würmern oft zur An—heftung ihrer Röhren.Hier soll noch eine Erscheinung angeführt werden, aufdie kürzlich eim Fund des Verfassers aufmerksam machteund die weitgehend unbekannt ist. Es handelt sich um dieobere Schale einer Exogyra mit dem Positivbild eines Am-moniten, bezeichnet als

Xenomorphis growth STENZEL1969 "~~Die Auster war auf einem Am-moniten aufgewachsen. Dieaufgewachsene untere Schalehat sicti natürlich der vor-handenen Skulptur des Ammo-niten angepaßt und auch anihrer Innenseite diese inabgeschwächter Form gezeigt.Auf der oberen Austernschale(Deckelschale) wurde dieAmmoniterrskupltur übernom*-men, aber nur auf die Außen-seite der Oberschale. Innernblieb die Oberschale glatt.Das Austerntier wurde vomder "Durchprägung" nicht be-troffen, wie der Muskelein*-druck in der Oberschale be-weist. Die Oberschale zeigtauf ihrer Außenseite alsonicht einen "eingewachsenen"Ammoniten,sondern eine "Durch-prägung".a) Außenseite der Oberschale

mit durchgeprägtem Ammoni-ten b) Glatte Innenseite

b)

Ammoniten waren früher in den oberen Schichten der Grubehäufiger und von beachtlichem Ausmaße zu finden. Heutekann'man froh sein, wenn man einige kleine pyritisierteAmmonitchen findet, deren Bestimmung jedoch nicht immermöglich ist. Am häufigsten war die Gattung EndemocerasTHIERMANN! , vorwiegend mitEndemoceras amblygoniMm (NEUMAYR & UHLIG) vertreten» denunser Titelblatt in einem Rekonstruktionsversuch zeigt.Endemoceras noricum (F»A.ROEMER) kommt seltener vor.Die von THIERMANN 1963 neu aufgestellte Gattung Endemo-ceras wurde früher unter Hoplites (NEUMAYR 5 UHLIG), Ly-ticoceras (HYATT) und Neocomites (STOLLEY) zu finden.Der Unterschied zwischen E.amblygonium und E.noricum be-steht darin, daß die Rippen bei amblygonium nicht überden Kiel laufen, bei noricum jedoch - wenn auch in* ab-geschwächter Form - über den Kiel hinüberlaufen.An weiteren Ammoniten sind zu nennen:

Crioceratites LEVEILLE, undzwar C.duvtali und C.nolani(Zeichnung = nolani)Die Dornen der großen Cera-titen warem hohl.. Sie ver-f üllterr sich nach dem Ab-sterben des Tieres mit Sedi-ment ebenso wie das ganzeGehäuse. Nach Verlust oderAuflösung der Schale fie-len die Dornen ab urnd wer-den heute isoliert gefunden.Ihre rundlich-breite Auifsitz-flache deutet auf ihre Her-kunft hin.

Distoloceras. HYATTDie Abb.zeigt Distolocerashystrix (PHILLIPS)- AndereArten können davon etwasabweichen.Sie haben stattder Knuten nur Vßrdickunge

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Acanthodiscus UHLIGDie Zeichnung zeigt Acantho-discus radiatus BRAUG. Esgibt verwandte Arten mit et-was gerundeter Form.Am Stein-kern treten die Merkmale nieso deutlich hervor.

Acroteuthis subquadratus(ROEMER), Seitenansicht undQuerschnitt.Dieser Belemnit hat einescharfe Spitze, der Quer-schnitt ist fast quadra-tisch, die Ventralseiteist abgeplattet,er hat amspitzen Ende eine seichteFurche oder Vertiefung, eskommen Stücke vor,die denHiboliten ähneln. KleineBelemniten können als Ju-gendformen gelten.

Vom RankenfüßerkrefclB

Scalpellum LEAGH 1317

werden nur vereinzelte undrecht kleine Plättchen ge-funden. Die Zeichnung (2 x)zeigta) das Plattenschema, S <=

Scutum, T = Tergura, G =Carina, L = Laterale

b») den Carina-Querschnittc) die Gar ina-J-Außen seite

- g _

Langschwanzkrebse sind in Engelbostel in großen Mengengefunden worden, darunter mehrere Arten und Gattungen.Die Bestimmung erfolgte von Dr.FÖRSTER,München, auf des-sen Mitteilungen ich mich stütze. Ihm möchte ich hiermeinen besonderen Dank aussprechen.

Hoploparia dentata ROEMER

gehört irr die Vterwandtschaftder rezenten Hummer« Die Sche-ren sind kräftig und haben anden Rändern kleine Zähnchen,die für diese Art namengebendwaren («dentata).Zumeist sindKörper,Schwanz und Scherenisoliert zu finden. Die Schaleist fast glatt,nur bei stärke-rer Vergrößerung erkennt mankleine Erhebungen und Vertie-fungen. Die EngelbostelerFunde sind von hellblauerbis dunkeler Färbung. Hoplo-paria dentata kommt vom Va-langin bis Apt vor,bei unsbesonders häufig inr Haute-rive. (Zeichn.nat.Gr.)

Mecochirus ornatus PHILLIPS(syrr.Meyeria ornata McCLOY)Mecochirus GERMAR 1827 war dieursprüngliche Gattungsbezeich-nung für diese Jura-Form undMeyeria McCLOY 1849 wurde fürdie Kreideform angewandt. Dajedoch zwischen beiden Formenkeine Unterschiede bestehen,ist die ältere BezeichnungMecochirus auch für die Krei-deform anzuwenden.Mecochirus ornatus kommt inEngelbostel wohl am häufig»-sten vor, allerdings auchwieder in Geoden mit isolier-

ten Körper- und Schwanzresten.Scheren hat Mecochirus nicht,nur lange Vördergliedmaßenmit einem' Haken.Die hellblaueSchale ist am Körper gekörnelt.Der Schwanz zeigt auf jedemiSegment etwa 4 gekörnelteQuerleisten. Diese Ornamenta-tion gab der Art den Namen (or-natus). Mecochirus kommt vomJura bis zum Hauterive vor .

Propodus mit Dactylusvon Mecochirus longima-natus (SCHLOTH.) 0-Jura

Eryma sulcata HARBORTläßt sich vom den beiden vor-genannten Arten schon durchdie Färbung unterscheiden,diein Engelbostel tiefbraun bisschwarz- ist. ZusammenhängendeStücke mit Schwanz und Scherensind selten zu finden. Körpermit beidseitig guter Erhaltung,aber etwas zusammengedrückt,sind häufiger.Schöne Exemplaremit Körpererhaltung befindensich in den Sammlungen FRERICHS,Schulenburg,und POCKRANDT.Durch,die Färbung und die typischenKörperfurchen sowie durch daskleine kahnförmige Plättchenam Kopf ist eine richtige Be-stimmung nicht schweir.Alle Tei-le des Körpers sind fein gekör-nelt. Vorkommen vom Valangin bisUnterkreide.

Glyphea v.MEYERwar aus dem Hauterive von Nord-deutschland kaum bekannt. EimKopfrest aus Engelbostel könntenach FÖRSTER zu Glyphea vecten<-sis WOODS gehören. Diese schwacHnskulptierte Form kommt im Unter-

Kopffragment vonGlyphea cf.vecten-sis WOODS

- 11 -Apt von England bekannt.Die Zugehörigkeit eini-ger Abdomen- und Körper-bruchstücke zu eineir Artwar nicht näher zu be-stimmen. Ein Körperrestmit gröberer Körnchen-Ornamentierung sowieein Abdomenrest könntezu Blyphea cf.cretaceaMcGoY zu stellen sein,bisher nuraus S-England und dem Bildehäu-ser Sandsteim bekannt und fürdas Hauterive von ̂ Deutschlandder erste Nachweis.- Alle Gly-phea-Reste aus Engelbostel sindtiefbraun bis schwarz.

Rekonstruktion! einer Glypheanach WOODS (2/3 x)

Astacodes falcifer BELLWar aus dem Hauterive Eng-lands bekannt. 1975 fand NOR-BERT HAUER,Vinnhorst, einengut erhaltenen Krebskörper,die Bauchseite auch mit denBeinansätzen, in Engelbostel,den FÖRSTER als Astacodesfalcifer BELL einstufte.Einndiesem Fund sehr ähnlicherKörper von A.falcifer wurdevon NORBERT NORDMEYER,Hanno-ver, gemacht. Dazu kommen zweisehr gut erhaltene Funde vonJÖRG MANDL,Rethen, und MAN*FRED JÄGER,Eimbeckhausen,ausSarstedt (Grube Moorberg}.Ichfand auch einen Astacodes-Schwanzrest in Engelbostel.Auch einige Bruchstücke vrandort sind mit Sicherheit zuAstacodes zu stellen»sodaßdiese Art bei uns doch häufi-ger vorkommt als bisher be-

Oberseite

Unterseite

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kannt war. Die besonderen Merk-male dieser Art sind die nadel-stichartigen Vertiefungen aufden Schwanzsegmenten und diekräftige Ornamentierung desKörpers (Körnelung und Bedor-nung).Die Färbung der Engelbo-steler Stücke ist wie bei Hoplo-paria hell- bis dunkelblau.

Abdomen-Segmentevon Astacodes faloifer

Callianassa uncifera HARBORTgehört im die Verwandtschaftder Maulwurfkrebse wie Proto-callianassa faujasi (DESM.)von Gehrden,deren Wonnröhrenüberaus häufig zu finden sind.Vom den dünnschaligen Körpernist selten etwas erhalten,dieScheren findet man häufiger.Aus Engelbostel sind nur dieWohnröhren bekannt und winzi-ge Scheren.

WohnrötireMaulwurfkrebses

Palinuridae (gen.et sp«indet], ein von mir 1979 gefunde-ner Krebsschwanzrest mit enggewölteben Segmenten mit dreiReihen Dornen, nicht genauer bestimmbar (det.FÖRSTER).

Apseudes giganteus M/»lLZAHtNdürfte erst durch die beabsichtigte Veröffentlichung inWien der Name der großen Scherenassel sein^die im Augustfc1972 vom Verfasser gefunden wurde. Eirr< zweiter Fund wirdebenfalls bereits bearbeitet. Da Scherenasseln etwa l cmGröße erreichen, ist hier eim recht gut erhaltenes Stückvon fast 4 cm Länge gefunden worden. Auch Scherenfingervon Scherenasselrri wurden in Engelbostel gefunden. Aufeine Beschreibung und Zeichnung wird hier verzichte-fr.

Seestern - Randplattensind in Engelbostel selten zufinden.Ihre Form ist unter-schiedlich. Eine genauere Be-stimmung ist bisher nicht er-folgt.

Cf»

- 13-AucHn zusammenhängende Seesternrandplatten (Reste von See-sterrrarmen) wurden irr Engelbostel gefunden' und befindensich in den Sammlungerr NORDMEYER und POCKRANDT. Wegen derschlechten Erhaltung ist keine nähere Bestimmung erfolgt.

SeeliIjenrestB kom<-men in Engelbostelin Schiiämmrüekstän-den häufiger vor.EitnKelch ohne Stiel undArme wurde vom MAN1-FRED JÄGER in seinerExamensarbeit alsIsocrinus acutus be-rrannt.Einige größere Stiel-glieder werden zu-nächst auch der Gat-tung Isocrinus zuge-rechnete. Eim rechtgroßes Stielgliedwurde vom WIENBERGRASMUSSEN! zuiISOCRINUS cf.lissa-jtiux (LORIOL 1904)gestellt und von M.JÄGER beschriebe™.(Siehe Abb), .starkvergr.)Auch 4 weite-re Stielglieder inder Sammlung des Verf.dürftem dazu gehören.

Auch andere Echinodermen sind im Engelbostel sehr selten*Seeigel mit einem Durchmesser von1 ca l tmr kommerr vor,dieErhaltung; ist jedoch so schlecht,daß eirre nähere Bestimr-mung nicht möglich ist.Seeigelstacheln sind ebenfalls außerordentlich selten«Einige guterhaltene ,könnrten zu einer Cidaris-Art gehören.

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Fische sind in Engelbosteldurch viele und z.T. sehrinteressante Funde belegt,Haifische (Selachier) auchdurch Haifischwirbel undHaifischzähne.Die Wirbel (oben aus derSammlung NORDMEYER, untenaus der Sammlung POCKRANDT)gehören zur Gattung 3FsurusRAFINESQUE (syn.OxyrhinaAGASSIZ', syn.Lamna CUVIERZeichn.POCKRANDT nat.Gr.)

a) Aufsicht b) Seitenansicht

Zahn von Acrodus AGASSIZ7.Die Zähne sind ziemlich ab-geplattet, leicht gebuckeltund etwas gefältelt.

Zahn von Hexanchus RAFINESQUE(Grauhai)(sy! .Notidanus CUVIER)Die seitlichen Zähne des Un-terkiefers sind kammartig ge-zackt. Die Größe der Zackerrnimmt von vorm nach hinten ab.4"""

Zahm von Isurus RAFINESQUE(Herings-oder Makrelenhai)(syn.Oxyrhina AGASSIZ, syn.Lamna CUVIER).Die Zähne sinidleicht abgeflacht und etwas ge—schwungem.Sie habem beiderseitsSeitenzähntxherr, die aber aucttnfehlem könnend.

Zahntmsis von Odontaspis RA-FINESQUE, nicht näher bestimmt.Die Zähne sind sonst Isurusähnlich,etwas flacher undschlanker,mit l bis 2 Nebern-spitzero. 3mm

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Haifischzahn (?)von Engelbostel miteigenartiger Stellungeirass Seitenzähnchensa s» von vorn, b = vonder Seite, c = von hin-ten .Zeichn.O.Frerichs

b)

Zahn vonEngelbostel, Zu-gehörigkeit un-bekannt,a = von vornb = v.d.Seitec = von hinternZeichn.O.Frerichs

Teleostierwirbel sind in Engelbostel häufiger zu finden.Auch einige Fischkiefer wurden gefunden. Ein sehr kleinerin einer Geode (ca 6 mm lang) ist mit vielen winzigen Zäh-rren besetzt. Auch viele Kopf- und Körperknochenreste sindvorhanden. Er konnte nicht bestimmt werden. Ferner

Unterkieferhälfte von GyrodusAGASSIZ'. Die Zähne sind abge-brochen (Zeichrr. HELFERS, Samm-lung POCKRANDT) Die Zähne wa-ren rund oder länglich undbesaßen Höckerchen.Dia Schnaidezähne hatten eine andere Form.

Schneidezahm von Gy-rodus sp, aus der U-Kreidevon Engelbostel a) von derSeite b) Vorderansichtc) Innenseite

Position^ des Zahnesim Unterkiefer (nach KUHN)(Zeichne O.Frerichs)

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Schneidezahn von Gyrodus,stark vergr, a) Rückseiteb) Seitenansicht

Von Pycnodus cretaceus SftS-SIZ stammen kleine rundeZäftnchen mit ca 4 mm Durchr*-messer,mit Vertiefungen oderWöckerchen in der Mitte.Größere runde Zähnchen könnendem Pf lasterzahrtgebiB vonLepidotus AGASSIZ' entstammen.

Einige Hblocephalen-Zahnplafr-ten wurden von SCHULTZE,Göt-~tingen^als zu einer Seekatze[Chimaerel gehörend bestimmt,vielleicht zu Ischyodus oderEdaphodus. (Erstfund des Ver-fassers).Die Innenweiten desKiefers haberr Zahrrplattenmit röllctienförmigen Reib-zähnchen.

Kiefer einer Seekatzevon Engelbostela) Außenseite (nat.Gr.)b) Innenseite (nat.Gr.)c) desgl.stark vergr.Länge ca.15 mm.

Einzelzahn von Gyrodus

Pflasterzahnplatte v.Lepido-tus

Zahnplatte von Ischyodus

Einige längere spitze,leicht gebogene,etwas dickere Zähnekönnten Fischzähne sein (Länge ca 17 mm),sind aber keinerbestimmten Gattung zuzuordnen.Man könnte auch Krokodilier-zähne vermuten.

Otolithen, das sind die "GeHrSrsteine" aus dem Gleichge-wicht sorgam im Kopfe von Fischen, wurden in Engelbostelsehr häufig gefundene Dank ihrer Größe (bis zu Ir5 cim)wurden sie richtig erkannt. Der verstorbene Professor Dr»WEIL ER,Worms, hat die vom Ver-fasser gemachten ErstfundE imeinem Artikel beschrieben undalsPalealbula neocomiensis PRIEMbestimmt (1969). Die Abbildungzeigt die Innenseite eirrasrechten Otolithen,8 x vergr.1971 konnte WElLERi eine weite-re Otolithenart,gefunden vomVerfasser, neur.benennen alsPalealbula ventralis WEILERiDer Name bezieht sich auf denbauchigen Unterrand des Oto-lithen* Zeichn.8 x vergr.Auch eine dritte Art dürftevom« Verf.und NORDMEYER in En»-gelbostel gefunden worden sein,und zwar Palealbula gracilesWeiler,der schlanker als P.neocomiensis ist.

Saurierzahne bezw. Zähne vonIchthyosaurus kommen in En-gelbostel vereinzelt vor.Siesind nicht immer gut erhalten.Die Abbildungen zeigena) einen Saurierzahn,bj einen Ichthyosaurierzahnc) einen größeren- Saurierzahn

Vereinzelt kommen in Engelbostel auch Bruchstücke vonKnochen vor, über deren Herkunft man nichts aussagenkannii Auch Holzreste sind zu finden,von denen das gleichegilt. Zu erwähnen bleibt nur noch das Vorkommen von Wurm*-röhrerr*

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Außerordentlich häufig sind inEngelbostel die Wurmröhren von

guingqueearinats (RÖ-MER; mit einem Durchmesser biszu l cm zu finden t

Sehr selten findet man dagegen

sä REGENHRDT mit einem fastquadratischen Röhrendurchschnittund rundlichen Verdickungen anden Kanten. /fernBruchstücke von sehr dicken,glatten Röhren dürften zuPar_sirric3nia antiquata[SOWERBY"]*,' unter derBezeichnung Serpulagrandis bekannter,gehören. AufgewachseneRöhren verschiederrerGröße konnten wegenunvollständiger Er-haltung nicht näherbestimmt werden.

Um eim möglichst vollständiges Bild der Fossilvorkommerrvon Engelbostel geben;zu könnenj wurden früher bereits ge-nannte und beschriebene Funde im diese Zusammenstellungmit übernommene

Literatur:FÜRSTER, Die Mecochiridae,eine spezialisierte Familie

der mesoz.Glyphicidea (N.Jb.Geol.Pal.Abh.137/3,Stuttgart 1971)

THIERMANN, Die Ammonitengattung Endemoceras n.g.aus demUnter-Hauterive vom NW-Europa, (Geol.Jhrb.81,Hannover 1963.

WEILER, Fischotolithen aus der Umgebung von Hannover....(Senckenbergiana 'ethaea 50,Frankfurt 1969)

WEILER, Palealbula ventralis n.sp.(Pisces,Clupeiformis)aus dem Neokom (Unter-Hauterive) von Engelbostelbei Hannover. (Senckenb.lethaea 52,Frankfurt 1971)

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Da lächelt der Paläontologe,..

Neue PaläontolügenAbttkl: (links)Belemnocrinus er-rata v.MÜNCHHAU-SEN, eine bisherunbekannte Wei-terentwicklungeines Belemniten,bei dem sich derKopf wie bei ei-ner Seelilie blu-mengleich entfal-ten konnte. DieFortbewegung istwohl hüpfend er- Terebracops combmatafolgt, wobei sichdas Rostrum beiOrtswechsel in?das Sediment ein-bohrte und dannder Verankerungdiente

STEINREICH(syn. Phacobratula)

Abb,2: (oben)Terebracops com—binate (syn.Pha-cobratula) STEIN-REICH erinnertnoch sehr an denTrilobiten Pha-cops, doch zeigtder Körper schondeutliche Anklän-ge an Terebratula.

Beide Formen .sollen auch heute noch rezent im Mittellend-kanal vorkommen. (Ausgedacht und gez.NORBERT NORDMEYER).

Paläo-LimerickLieber ein „Lebendes Fossil",als rezent und schon tot l

Belencrinus errat av. MÜNCHH.