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Armut und Reichtum in Deutschland/Europa. Ronald Blaschke Mitglied im Vorstand des ALV, LV Sachsen Sprecher der Sächsischen Armutskonferenz Runder Tisch der Erwerbslosen-/Sozialhilfeinitiativen Sprecher des Netzwerkes Grundeinkommen. - PowerPoint PPT Presentation
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Armut und Reichtum in Deutschland/Europa
Ronald Blaschke
Mitglied im Vorstand des ALV, LV SachsenSprecher der Sächsischen Armutskonferenz
Runder Tisch der Erwerbslosen-/Sozialhilfeinitiativen Sprecher des Netzwerkes Grundeinkommen
2
Die Armutsdefinition des Rates der Europäischen Gemeinschaft von 1984
• "Als verarmt sind jene Einzelpersonen, Familien oder Personengruppen anzusehen, die über so geringe (materielle, kulturelle und soziale) Mittel verfügen, dass sie von der Lebensweise ausgeschlossen sind, die in dem Mitgliedsstaat, in dem sie leben, als Minimum annehmbar ist."
Diese Definition der Armut bezieht sich also
• auf einen Mangel an materiellen und an immateriellen Mitteln,
• auf ein Minimum hinsichtlich der Lebensweise in einem bestimmten Land,
• auf einen Ausschluss aus einer Lebensweise in einem bestimmten Land.
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Armutsbeschreibungen in der Sozialwissenschaft
• Absolute Armut
Orientierung am physischen ExistenzminimumEs geht um das Überleben!
• Relative Armut
Orientierung an relativen, weil gesellschaftsbezogenen Mindeststandards
Ressourcen-Ansatz Lebenslage-Ansatz
"nur" Einkommen bzw. Versorgung/Ausstattung mit Vermögen bzw. Zugang zu allgemeinen
"Gütern" wie Einkommen, Ernährung, Kleidung, Unterkunft, Bildung, Gesundheit, Arbeit, Mobilität, soziale Kontakte, politische und kulturelle Teilhabe/-nahme, Wohlbefinden ...
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Armuts-/Reichtumsbeschreibungen
Ressourcen-Ansatz Lebenslage-Ansatz
arm sind die, deren arm sind die, deren Einkommen und Vermögen mangelnde Ausstattung/ unter einem bestimmten Versorgung mit "Gütern"
Minimum liegen durch einen Mangel an materiellen und immateriellen Mitteln verursacht ist reich sind die, derenEinkommen und Vermögenüber einem bestimmten Wert liegen
Wer über geringe monetäre Mittel verfügt
(Einkommens-/ Vermögensarmut, prekärer
Wohlstand), ist mangelhaft mit anderen "Gütern" ausgestattet
bzw. versorgt.
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Relative Einkommensarmut – Bestimmungsmöglichkeiten einer Armutsgrenze
aktuelle Armutsgrenzen in Deutschlandbezogen auf eine/n Alleinstehende/n
• Einkommens-Armut(srisiko) als 938 € (EVS für 2003) Einkommensungleichverteilung 838 € (SOEP für 2004) (60 % vom mediangemittelten Nettoäquivalenz-einkommen, neue OECD-Skala, EU – Standard)
• Warenkorb ca. 850 € (2004)(BAG SHI, Unabhängige Erwerbsloseninitiativen )
• politische Armut (monetäre Sozial- 550 - 650 € (2004/2005)leistungen, Statistikmodell, Regierungen)
• "subjektive" Einkommens- ?armut
6
Entwicklung Armut in der BRD in % (in Mio.)Quelle: 2. Nationaler Armuts- und Reichtumsbericht / EVS
1998 2003
Einkommensarmut (EA) 12,1 (9,9) 13,5 (11,1)(1972 – 8,7 %, 1978 – 9,0 %, 1983 – 11,0 %, 1988 – 11,8 %, 1993 – 12,0 %)
EA Arbeitnehmer 5,7 (1,9) 7,1 (2,4)
EA Selbständige 11,2 (0,4) 9,3 (0,4)
EA Arbeitslose 33,1 (1,4) 40,9 (1,8)
dauerhafte Einkommensarmut 6,8 (5,6) 9,3 (7,7)(aktuell und mindestens 2 Jahre in den letzten 3 Jahren arm)
(Einkommensarmut hier unter 60 % vom mediangemittelten Nettoäquivalenzeinkommen, neue OECD-Skala = EU – Standard)
7
Entwicklung Armut in der BRDQuelle: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung / SOEP
Armutsquoten Deutschland in % (relative Einkommensarmut, SOEP, neue OECD-Skala, Median, 60 %)
0,0
2,0
4,0
6,0
8,0
10,0
12,0
14,0
16,0
18,0
Armutsquote in % 12,7 13,0 13,1 14,1 13,6 12,9 12,6 12,3 12,4 13,9 15,2 15,7 16,0
1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004
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Exkurs: Einkommensarmut in Europa (EU 25) im Jahre 2003 Quelle: Eurostat
• In Europa (25) sind 72 Millionen Menschen von Armut bedroht / leben in Armut (unter 60 % des medianen Nettoäquivalenzeinkom-mens).
• Wie arm sind die Armen? Die Hälfte der Armen lebt in strenger Armut / hat ein Einkommen weniger als 47 % des medianen Nettoäquivalenzeinkommens.
• Die durchschnittliche Armuts(gefährdungs)quote liegt bei 16 %(Tschechien 7 % bis Slowakei 25 %).
• Ohne Sozialtransfers (Rente ausgenommen) läge die Armutsquote bei 40 %.
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Entwicklung Reichtum in der BRDQuelle: 2. Nationaler Armuts- und Reichtumsbericht
1998 2003
Gesamtvermögen (GV) in Bill. € 4,18 4,96(verzinsliche Geldvermögen und Verkehrswerte der Immobilien abzüglich Bau- und Konsumschulden)
• Anteil der untersten 50 % am GV in % 3,9 3,8• Anteil der obersten 10 % am GV in % 44,4 46,8
1992 1998
Anzahl Einkommensreiche in Mio. 3,2 3,6deren Anteil am Gesamteinkommen in % 19,0 22,7
(Einkommensreichtum hier über 200 % des durchschnittlichen Nettoäquivalenzeinkommens)
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Entwicklung Sozialhilfe in der BRD alt/neuQuellen: Statistisches Bundesamt; Paritätischer Wohlfahrtsverband "Zu wenig für zu
viele", Begleitwort zur Expertise "Kinder und Hartz IV: Eine erste Bilanz der Auswirkungen des SGB II unter www.paritaet.org
Sozialhilfebeziehende/Transferbeziehende auf Sozialhilfeniveau in Mio. (außerhalb von Einrichtungen, laufende. Hilfe zum Lebensunterhalt)
1970 1975 1980 1985 1990 0,53 0,85 0,85 1,40 1,77
1991 1995 2000 2004 2005 2,04 2,52 2,68 2,91
6,16
Bemerkung: Der Eckregelsatz im SGB II und SGB XII (345 bzw. 331 €) müsste, um armutsfest zu sein, auf ca. 550 € bis 600 € angehoben werden.
(siehe Ronald Blaschke: Hartz IV ist Armut per Gesetz, www.arbeitslosenverband.org)
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Leistungen auf dem Sozialhilfeniveau (Sozialhilfe, Grundsicherung für Arbeitsuchende, Ältere und
Erwerbsgeminderte)
331 € Regelleistung, das heißt z. B. monatlich € täglich €
Nahrungsmittel, Getränke, Tabakwaren 127,14 4,24
Bekleidung, Schuhe 32,70 1,09
Gesundheitspflege 12,66 0,42
Verkehr 18,40 0,61
Nachrichtenübermittelung 21,44 0,71
Freizeit, Unterhaltung und Kultur 37,09 1,24
Beherbergungs- und Gaststättenleistungen 19,90 0,66
Wohnen (Reparatur/Instandhaltung), Strom, Gas 25,74 0,86
Einrichtung/Ausrüstung Haushalt 26,60 0,89
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Politisches Fazit für Bundesrepublik Deutschland
1. Die Anzahl der von Einkommensarmut betroffenen Menschen steigt – ob diese nun mit oder ohne Arbeit sind.
Das heißt, die von den politisch Herrschenden festgelegten Sozialtransfers sowie niedrigeErwerbseinkommen sichern nicht vor Einkom-mensarmut, gewähren keine Teilhabe/-nahme am gesellschaftlichen Leben.
2. Der Reichtum konzentriert sich in den Händen weniger.
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"Armut ist selten selbst verschuldet.
Armut wird erzeugt, entweder durch die Mechanismen des ökonomischen Systems oder durch konkrete politische Handlungen beziehungsweise Unterlassungen."
Jürgen Roth
1997