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Aufmerksamkeit und engagierte Gelassenheit als Medien einer Kunst
praktischer Weisheit
Wendelin Kü[email protected]
Über• Einleitung & Kontext• Aufmerksamkeit als Zwischenereignis• Bedeutung von leibvermittelter Aufmerksamkeit für
praktische Weisheit– Praktische & Integrale Weisheit in
Organisation & Führung
• Aufmerksamkeitsvermittelte Weisheit als poietische Praxis
• Engagierte Gelassenheit• Implikationen und Schlussfolgerungen
Einleitung• Hintergrund & Gründe
– Interdisziplinäre Forschungen zu Aufmerksamkeit & Weisheit
• Integrale Führung- & Organisationsforschung– Verantwortung, CSR & Nachhaltigkeit
• Praktische Weisheit– Symposium und Handbuchreihe
• Weisheit als zeit- und kulturübergreifende Orientierung in mythologischen, spirituellen oder religiösen und philosophischen Zusammenhängen erfordert Aktualisierung & Neuinterpretation
• Rehabilitation und Neuübersetzung von praktischer Weisheit für unsere Zeit!– unethische und nicht-nachhaltiger Wirtschafts- und Lebenskontext
Formen des Wissens und
SeinsWeisheitsform Fokus
Teleos / Zeitlichkeit
TheoríaEpistêmê
Sophía
Theoretische Weisheit
Theoretische Orientierung / Kontemplation
Wahrheit (zeitlos)
PrâxisTun
PhrónêsisPraktische Weisheit
Praktische Klugheits-
orientierungIntrinsischer
Handlungsprozess
Wohlergehen, Gemeinwohl(situiertes gutes
Handeln im Hier und Jetzt)
PoíêsisMachen
KhresisGebrauchen
TékhnêInstrumentelles
kalkulatives DenkenExtrinsische Produkt(ion)
Kompetente Produktion,
Optimaler Gebrauch (zukunftsorientiert,
basierend auf Vergangenheits-
erfahrung)
Aristotelische Einordnung von Weisheit als Metatugend
WeisheitforschungWeisheit als Expertenwissen (Baltes et al)
• meta-kognitives Vermögen des Handelns und Problemlösens Urteilskompetenz
5 Weisheitskriterien (Baltes & Smith, 1990: 105)
• Reiches Faktenwissen über veränderliche Entwicklungsziele im Lebensverlauf und Lebenslagen
• Reiches prozedurales (Strategie-)Wissen als Repertoire von Heuristiken (Lösungsstrategien für Lebensprobleme)
• Lebensspannen-Kontextualismus
• Relativismus: Wissen und Toleranz um die Unterschiede in Werten und Prioritäten
• Ungewissheit: Wissen um die relative Unbestimmtheit und Unvorhersagbarkeit des Lebens und Umgang
•Protointegrale und transformatives Verständnis praktischer Weisheit
WeisheitsforschungGleichgewichtstheorie der Weisheit (Sternberg)
– Weisheit mit Intelligenz & Kreativität verbunden– Berücksichtigung auch extrapersonaler Interessen
Herkömmliche Ansätze integrieren oft nicht hinreichend leiblich-sinnliche & emotionale Erfahrungsdimensionen,
interrelationale Dynamiken, kollektive mehrdeutige Ungleichgewichtskräfte (Nichtwissen, Zweifel, Vergessen, Entlernen) sowie affektive, volitionale und responsive
Prozesse.
Aufmerksamkeit als Zwischengeschehen & Medium
• leiblich-sinnlich vermitteltes Vermögen Sinnes- & Sinnzusammenhänge medialisiert wahrzunehmen.
• Aufmerksamkeit als Medium (Zwischen-instanz)– Implizit fungierend & explizit eingesetzt (Waldenfels, 2004: 129)
Auffälligkeiten– Verkörperte Aufmerksamkeit– Aufmerksamkeit als schöpferische Transformation des
perzeptiven oder mentalen Feldes (Merleau-Ponty)– Innovativer Übergang von Unbestimmten zum Bestimmten
• Ermöglichende, kreative Aufmerksamkeit / Repetitive, programmierte Aufmerksamkeit
Übung
Aufmerken als kreativer Prozess • Aufmerken eröffnet kreative Form von leib-sinnlich
medialisierten Ermöglichung, – Erschliessung von An derem und Neuen im
Wahrnehmen, Fühlen, Denken und Handeln sowie sozialen Miteinander
• attentionale Epoché
• interuptiven Ent- und Verset zungen – Suspension von Vorannahmen & Inhibierung der
vermeintlich natürlichen Orientierung– Auffallen = Ereignis, welches von Fremdem durch- und
bewirkt
Integrales Weisheitsverständnis
& -praxis• Intra-personale, interpersonelle und
inter-objektive Weisheitsdimensionen in Führung und Organisation
• Proto-integrale und transformationale Potenziale praktischer Weisheit
ind
ivid
uel
linnerlich äußerlich
sozi
al /
kolle
ktiv
Subjektiver Bereich Objektiver Bereich
inter-subjektiver Bereich inter-objektiver Bereich
intentional / psychisch verhaltens-/handlungsbezogen
kulturell/ gemeinschaftlich systemisch/ funktional
Weisheits-bereiche
cIntegrale Weisheit
Individualität
Kollektivitaet
Innen Aussen
Bewusstsein Verhalten
SystemKultur
ind
ivid
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al/k
oll
ekti
v
cWelten
Integrale Weisheit
Individualität
Kollektivitaet
Inter-objektive Sachwelt
Inter-subjektive Mitwelt
Intrasubjektive Innenwelt
Individual-objektive Handlungswelt
Innen Außen
Bewusstsein Verhalten
SystemKultur
(Gefuehle, Kognitionen, Intentionen, Wille)
(Wissen, Kompetenzen, Handlungen)
(Historie, Kultur, Geschichte, Glauben, Werte der Gemeinschaft)
(Infra-Strukturen, Resourcen, Werkzeuge,
Technologien, Funktionen)
ind
ivid
ual
so
zia
l / k
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kti
v
cTräger
Integraler Weisheit
Individualität
Kollektivitaet
Inter-objektive Sachwelt
Inter-subjektive Mitwelt
Intrasubjektive Innenwelt
Individual-objektive Handlungswelt
Innen
Bewusstsein Verhalten
SystemKultur
(Gefuehle, Kognitionen, Intentionen, Wille)
(Wissen, Kompetenzen, Handlungen)
(Historie, Kultur, Geschichte, Glauben, Werte der Gemeinschaft)
(Infra-Strukturen, Resourcen, Werkzeuge,
Technologien, Funktionen)
ind
ivid
ual
Psyche Agent
AgenturGemeinschaft
Ich Mein, Es
Wir Unser, Es
so
zia
l / k
olle
kti
v
c
Zusammen-hang
Integraler Weisheit
Individualität
Kollektivitaet
Inter-objektive Sachwelt
Inter-subjektive Mitwelt
Intrasubjektive Innenwelt
Individual-objektive Handlungswelt
Innen Außen
Bewusstsein Verhalten
SystemKultur
(Gefühle, Kognitionen, Intentionen, Wille)
(Wissen, Kompetenzen, Handlungen)
(Historie, Kultur, Geschichte, Glauben, Werte der Gemeinschaft)
(Infra-Strukturen, Resourcen, Werkzeuge,
Technologien, Funktionen)
ind
ivid
ual
Psyche Agent
AgenturGemeinschaft
so
zia
l / k
olle
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Integral Practice
Protointegrale Qualität von Weisheit
• Aufmerksamkeit in ihrem Verhältnis zu Innenwelten äußeren Handlungsbezügen & sozialen, systemisch-strukturellen Bereichen im Weisheitsganzen
• Ausgleich von Überoptimismus oder Dominanz negativer Erfahrungen und Emotionen
• Umgang mit widersprüchlichen, paradoxalen oder dillematischen Situationen umzugehen.
• Erkennen von Illusionen und Selbsttäuschungen• Überschreiten selbstbezüglichet (narzistischer) Präokkupationen • Entwicklung empathische Verbindungen mit Anderen
Praktische Weisheit als professionelle Kunstfertigkeit• Integration leiblicher, emotionaler,
intuitiver, handlungs- und systemischer Dimensionen in ästhetische Weisheitspraxis als emergenter Prozess– Phrónêsis bedarf der sinnlichen
Wahrnehmung und sinngebenden Musterkennung durch Aufmerksamkeit in lebensweltlichen und moralischen Situationen
Praktische Weisheit als professionelle Kunstfertigkeit
• phrónêsis als Form transformativer und verantwortlicher poiêsis
• responsive Weisheits-Poietik:• als Mittel für Re-Kreation (narrativer) Bedeutung und
Verantwortung• als Zweck an sich i. S. sozial-systemischer Inklusivität• neue Erzähl- & Gestaltungsmöglichkeiten, auch für
kritischen Verhandlungs-Umgang mit Fragen der Macht, Konflikten, und Ambiguitäten & Differenzen zwischen partikularen Interessen & Gemeinwohl
– Weisheit als kreative wirksame „Inter-Praxis“
Formen des Wissens und Seins
Weisheitsform Fokus Teleos / Zeitlichkeit
TheoríaEpistêmê
Sophía
Theoretische Weisheit
Theoretische Orientierung / Kontemplation
Wahrheit (zeitlos)
PrâxisTun
PhrónêsisPraktische Weisheit
Praktische Klugheits-
orientierungIntrinsischer
Handlungsprozess
Wohlergehen, Gemeinwohl
(situiertes gutes Handeln im Hier und
Jetzt)
kreatives Inter-Praktizieren
KritischePoiêtische Phrónêsis
Kreatives ProzessierenIn- & extrinsischer
Prozess & Produkt(ion)
Vermittlung von Praxis & Poíêsis
Gutes Kreiierenl(situtiiert und transsituativ)
PoíêsisMachenKhresis
Gebrauchen
Tékhnê
Instrumentelles kalkulatives Denken
Extrinsische Produkt(ion)
Kompetente Produktion,
Optimaler Gebrauch
Weisheit als Lebenspraxis• Wenn Leitkulturen der Führung und des
Organisationalen ökonomische und gesellschaftliche Entwicklungen widerspiegeln und mitbeeinflussen, dann manifestiert eine wieder- bzw. neugewonnene integrale praktische Weisheitskunst eine auch zivilgesellschaftlich relevante Lebenspraxis, die über die Unternehmen hinausgeht.
• Prüfstein der Verwirklichung einer praktizierten weisen Führung und Organisation wird es sein, inwiefern diese sich lebendig verkörpern und bewähren kann.
Engagierte Gelassenheit • nicht passive, resignative, sondern engagierte Haltung
– nicht ‚in-different’ gleich-gültig, differenz-sensibel gleich-mütig.
• Loslassen i. S. eines Nichtfesthalten – von fixierten Vorstellungen oder starren Urteilen
• Zulassen i. S. eines Nichtabwehrens– von Unbekanntem, Fremdem, Neuem und Anderem,
Standpunkt & Offenheit = Lebendigkeit bewahren– friedfertige Be-Gegnung und In- und Auseinandersetzung mit
sich, Anderen und der Welt.
Aufmerksamkeit & Gelassenheit• aufmerksamen und achtsamen Einlassen.
– aktive sensibilisierte Wahrnehmung im Verhältnis zu vielfältigen Erscheinungen im Alltagsleben
– Nichtsentimentaler Zugang zu ‘Sinn’ des Besinnlichen
– Gelassen aufzumerken folgt nicht be- und verwertenden Verfügungsimperativen
– Was auf- oder ein-fällt in der Aufmerksamkeit markiert Bruchstellen der Erfahrung (Waldenfels, 2002; 2004).
– Abstand von übervereinfachten Vorstellungen oder fixierten Projektionen
– Entfaltung einer je vergegenwärtigen Praxis, des Erlebens, Fühlens, Denkens, Tuns bzw. Lassens
– .
Eule von Minerva• Bildlich gesprochen kann mit einer Kunst der
Weisheit die wache und weise Eule von Minerva ihren Flug aufnehmen.
• Nicht nur retrospektiv und postfaktisch in der Abenddämmerung einer untergehenden Zivilisation, sondern vielmehr einem morgendlichen Horizont entgegen, der sich als gesellschaftlicher Wandel hin zu einer nachhaltigeren und integraleren Zukunft öffnet.
• Küpers, W. & Statler, M. (2008) “Practically Wise Leadership: Towards an Integral Understanding, Culture and Organization, Volume 14(4), 379-400.
• Küpers, W. (2012) “Die Kunst der Weisheit als integrale Praxis in Organisation und Führung, In Wirtschaftspsychologie”, Sonderheft: Neo-Integrale Führung und Organisationsentwicklung, wertebasiert, entwicklungsorientierte und systemintegriert, 3, 14, 46-57.
• Küpers, W. (2013) „Klug Nichts tun. Die Kunst engagierter Gelassenheit in der Organisations- und Führungspraxis, Zeitschrift für OrganisationsEntwicklung 2, 4-17.
• Küpers, W. (2013) “The Art of Practical Wisdom ~ Phenomenology of an Embodied, Wise Inter-practice in Organisation and Leadership”, in Küpers, W. & Pauleen, D. (2013). A Handbook of Practical Wisdom. Leadership, Organization and Integral Business Practice. 19-45, Imprint: London: Gower.
• Scharmer, C. O. (2009). Theorie U - Von der Zukunft her führen. Presencing als soziale Technik. Heidelberg, Carl-Auer Verlag.
• Waldenfels, B. (1994). Antwortregister, Frankfurt/M.: Suhrkamp.• Waldenfels, B. (2002). Bruchlinien der Erfahrung, Frankfurt: Suhrkamp• Waldenfels, B. (2004). Phänomenologie der Aufmerksamkeit. Frankfurt: Suhrkamp• Wilber, K. (2000), Eine kurze Geschichte des Kosmos, Frankfurt.• Wilber, K. (2001). Eros, Kosmos, Logos. Eine Vision an der Schwelle zum nächsten Jahrtausend,
Frankfurt.• Wilber, K. (2001a). Ganzheitlich Handeln. Eine integrale Vision für Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und
Spiritualität, Freiamt.