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aus der Evangelischen Kirche der Pfalz Nummer 153/154 · 3+4/2017 · www.evkirchepfalz.de P 3730 F Mutig voran. Das ist nicht nur einfach das Motto zur 200- Jahr-Feier der Pfälzer Kirchenunion. Mutig voran(schreiten) ist einer der Kernsätze der Unionsurkunde von 1818. Dass sich dieses Jubiläum direkt an das Reformationsjubiläum an- schließt, ist kein Zufall. Die Union stand im Zusammenhang mit der 300-Jahr-Feier der Reformation, die dem Streben nach Einheit einen kräftigen Schub gab. Zwei völlig getrennte Kirchen, die lutherische und die reformierte, schlossen sich 1818 zusammen. Es war ein ökumenischer Fortschritt, als die kleine Kirche mit dem großen Namen „Vereinigte Protestan- tisch-Evangelisch-Christliche Kirche der Pfalz“ entstand. Triebfeder waren nicht die Mächtigen der Zeit. Die pfälzi- sche Kirchenunion war eine Basisbewegung. Mutig vorange- schritten waren vor allem die Gemeinden. 1805 gab es in Lambrecht die erste Union. Es folgten rund zwei Dutzend Ge- meinden. Die Unionsgemeinden setzten ein so deutliches Zei- chen, dass es schließlich zur Generalsynode in Kaiserslautern kam. Und so diskutieren, referieren, musizieren, illustrieren und jubilieren wir schwerpunktmäßig in den Gemeinden und an einem Festwochenende vom 7. bis 9. September in Kai- serslautern. Wir wollen die Spuren der Union nachzeichnen und nach aktuellen Bezügen fragen. Wolfgang Schumacher Mutig voran Schwerpunkt: 200 Jahre Pfälzer Kirchenunion – Gemeinden waren Vorreiter

aus der Evangelischen Kirche der Pfalz...Dejan Vilov Als Reformierter in der Pfalz 7 Andreas Funke Abendmahl in der Union 8 Paul Metzger Die Stadt der Union 9 Dorothee Wüst Ausstattung

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Page 1: aus der Evangelischen Kirche der Pfalz...Dejan Vilov Als Reformierter in der Pfalz 7 Andreas Funke Abendmahl in der Union 8 Paul Metzger Die Stadt der Union 9 Dorothee Wüst Ausstattung

aus der Evangelischen Kirche der PfalzNummer 153/154 · 3+4/2017 · www.evkirchepfalz.de P 3730 F

Mutig voran. Das ist nicht nur einfach das Motto zur 200-Jahr-Feier der Pfälzer Kirchenunion. Mutig voran(schreiten)ist einer der Kernsätze der Unionsurkunde von 1818. Dasssich dieses Jubiläum direkt an das Reformationsjubiläum an-schließt, ist kein Zufall. Die Union stand im Zusammenhangmit der 300-Jahr-Feier der Reformation, die dem Strebennach Einheit einen kräftigen Schub gab. Zwei völlig getrennteKirchen, die lutherische und die reformierte, schlossen sich1818 zusammen. Es war ein ökumenischer Fortschritt, als diekleine Kirche mit dem großen Namen „Vereinigte Protestan-tisch-Evangelisch-Christliche Kirche der Pfalz“ entstand.

Triebfeder waren nicht die Mächtigen der Zeit. Die pfälzi-sche Kirchenunion war eine Basisbewegung. Mutig vorange-schritten waren vor allem die Gemeinden. 1805 gab es inLambrecht die erste Union. Es folgten rund zwei Dutzend Ge-meinden. Die Unionsgemeinden setzten ein so deutliches Zei-chen, dass es schließlich zur Generalsynode in Kaiserslauternkam. Und so diskutieren, referieren, musizieren, illustrierenund jubilieren wir schwerpunktmäßig in den Gemeinden undan einem Festwochenende vom 7. bis 9. September in Kai-serslautern. Wir wollen die Spuren der Union nachzeichnenund nach aktuellen Bezügen fragen. Wolfgang Schumacher

Mutig voranSchwerpunkt: 200 Jahre Pfälzer Kirchenunion – Gemeinden waren Vorreiter

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Liebe Leserinnen und Leser,liebe Schwestern und Brüder,

mit eindrucksvollen Gottesdiensten inden Kirchengemeinden und Kirchenbe-zirken sowie den zentralen Festgottes-diensten in Saarbrücken und in Speyerhaben wir am Reformationstag 2017nicht nur das Jubiläumsjahr 500 JahreReformation abgeschlossen. Zu Endegegangen ist damit auch eine ganzeDekade, in der wir uns inhaltlich aufdas Jubiläum vorbereitet haben. Es wareine kluge Entscheidung, das weiteSpektrum der Reformation und ihre Im-pulse für unsere heutige Zeit in neunThemenjahren aufzunehmen und zuentfalten. Bildung und Toleranz, Musikund bildende Kunst, politische Verant-wortung und soziale Gerechtigkeit: Wirwaren auf der Suche nach den Errun-genschaften der Reformation und frag-ten nach den Aufgaben, die wir als „Er-ben“ mit in die Zukunft nehmen. Dazugab es eine Vielzahl von Workshopsund Tagungen, Lesungen und Vorträ-gen, Ausstellungen und Aufsätzen.Und: Wir haben gefeiert, auf Straßenund Plätzen, in Kirchen und Konzertsä-len, Arenen und Theatern. „Die Kirchewar hoffnungslos überfüllt“ stand ineinem Post über einen der Reformati-onsgottesdienste am 31. Oktober. Ichfinde, der Satz müsste richtigerweiselauten: „Die Kirche war hoffnungsvollüberfüllt.“

Jetzt werden wir das Interesse undden Schwung aus dem Jahr 2017 mit-

nehmen in das kommende Jahr 2018,in dem wir das 200. Jubiläum unsererKirchenunion begehen. Nicht, weil wirPfälzer und Saarpfälzer so gerne feiern,sondern weil wir – wie vor 200 Jahren– das Reformationsjubiläum als einenstarken Impuls erlebt haben, der dieKirche voranbringen kann. Vor 200 Jah-ren war das die Vereinigung der langeund schmerzlich getrennten reformato-rischen Konfessionsparteien in einerevangelischen Kirche. Heute fragen wirdanach, wie wir diese innerprotestanti-sche Ökumene fruchtbar machen kön-nen für eine Einheit der Kirchen in ver-söhnter Vielfalt.

Zunächst wird es unsere Aufgabesein, die eigene Geschichte und Traditi-on in Erinnerung zu rufen, damit wirverstehen, was wir feiern – und wie wirdie vor 200 Jahren erfolgte Konsens-Union für Gegenwart und Zukunftfruchtbar machen können. Die vorlie-gende Ausgabe der „Informationen“beleuchtet diesbezüglich wesentlicheAspekte. Und sie lädt ein, mitzudenken,mitzuwirken und mitzufeiern.

Es grüßt Sie herzlich,Ihr

Christian SchadKirchenpräsident

InhaltUnion ist nicht gleich Union 3Werner SchwartzDie Unionen vor der Union 5Roland PaulUniert und bekenntnislos? 6Dejan VilovAls Reformierter in der Pfalz 7Andreas FunkeAbendmahl in der Union 8Paul MetzgerDie Stadt der Union 9Dorothee WüstAusstattung der Kirchen 10Christine Keßler-PapinBeispiel Lokalunion 12Evi HeckKirchenunion als Bildungsimpuls 13Michael GärtnerGebührende Achtung genügt 14Martin SchuckUnion begreifen 15Margarethe HopfDie Väter der Union 16Werner SeelingWir entdecken „unsere“ Union 17Gabriele Stüber und Christine LauerEin Signal der Freiheit 18Gabriele Stüber200 Jahre Kirchenunion 19Mitmachkampagne 23Tagebuch der Landeskirche 24

ImpressumInformationen für Presbyterien und Mitarbeiter-schaft der Evangelischen Kirche der Pfalz

Redaktion: Wolfgang Schumacher (verantwort-lich), Anke Herbert, Christine Keßler-Papin, Gerd Kiefer, Dr. Martin Schuck, Dorothee Wüst

Mitarbeiter dieser Ausgabe:Andreas Funke, Dr. Michael Gärtner, Evi Heck,Dr. Margarethe Hopf, Christine Lauer, Dr. PaulMetzger, Roland Paul, Dr. Werner Schwartz, Dr. Gabriele Stüber, Dejan Vilov

Titelfoto: Bildmarke 200 Jahre Union

Herausgeber:Evangelische Kirche der Pfalz;Landeskirchenrat – Öffentlichkeitsreferat –Domplatz 5, 67346 Speyer;Telefon: 06232 667-145; Fax: 667-199;[email protected]

Verlag und Herstellung:Verlagshaus Speyer GmbH,Beethovenstraße 4, 67346 Speyer

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Union ist nicht gleich UnionWorin unterscheidet sich die pfälzische Union von den anderen Unionen?

Zug der Generalsynode am 2. August 1818 zur Stiftskirche in Kaiserslautern. Zentralarchiv der Evangelischen Kirche der Pfalz. (Foto: Archiv)

Die Pfalz war immer schon ein Land,das den Durchzug von fremden Trup-pen und Völkern erlebt hat. Manchesind sesshaft geworden. Das hat zu ei-ner großen Vielfalt geführt und zurBereitschaft, sich anzupassen. In derReformationszeit hat die Pfalz dieKonfession zwischen lutherisch undreformiert gewechselt, innerhalb vondrei Jahrzehnten gleich zweimal. Theo-logen, die eine Verständigung zwi-schen Luther und den schweizerischen Motoren Zwingli und Calvin suchten,prägten die Pfalz. Jahrzehntelang wardie Pfalz Vormacht der Reformierten inEuropa, Flüchtlinge aus Westeuropasiedelten sich hier an.

Der Dreißigjährige Krieg und dieReunionskriege Ludwigs XVI. verwüste-ten und entvölkerten das Land, Wellender Rekatholisierung zogen darüberhinweg, Menschen aus der Schweizund den Niederlanden wurden neu an-gesiedelt. Eine beträchtliche konfessio-nelle Vielfalt entstand. Zugleich ent-standen im 17. Jahrhundert Schriften,die einen friedlichen Weg zu Gemein-schaft und Eintracht unter den Konfes-sionen entwarfen.

Aufklärung und Rationalismus präg-ten Ende des 18. Jahrhunderts einesehr nüchterne Frömmigkeit, die Glau-benssätze durch die Vernunft überprüf-te und sich auf ein tugendhaftes

christliches Leben konzentrierte. Diefranzösische Revolution griff diesesFreiheitsideal auf. Ihre Truppen wurdenin der Pfalz begrüßt, weil sie das Regi-ment absolutistischer Fürsten beende-ten. Die Revolution griff allerdingsauch in das Leben der Kirchen ein. DieKirchenverwaltungen wurden auf -gelöst, zahlreiche Kirchen wurden ge-schlossen und anderen Zwecken gewidmet, viele Pfarrer verließen dasLand. Die Entchristlichung des Landesschritt voran, Kirchen wurden zu Tempeln der Vernunft oder der Tugend.

1802 brachten die Organischen Ar-tikel Napoleons die Gleichberechtigungder Protestanten und die Garantie derReligionsfreiheit. An die Stelle zentralerKirchenverwaltungen traten neu zuge-schnittene selbstständige Konsistorial-gemeinden mit je 6000 Gemeindeglie-

Die Geschichte, die Erfahrungen, die Pfälzer Protestanten in Jahren, Jahr-zehnten und Jahrhunderten vor der Union gemacht haben, macht sie beson-ders. Eine Fülle von einzelnen Erfahrungen lässt sich aufzählen.

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dern. Das Selbstbewusstsein der Bürgererstarkte, sie erwarteten Partizipation.So kam es 1805 zur ersten lokalen Uni-on von reformierter und lutherischerGemeinde in Lambrecht.

Als die Pfalz 1816 bayerisch wurde,schuf die Regierung mit dem gemein-samen reformiert-lutherischen Konsis-torium in Speyer faktisch eine Verwal-

tungsunion. Rund um das Reformati-onsjubiläum 1817, befördert durch denUnionsaufruf des preußischen Königs,vollzogen von Oktober 1817 bis März1818 sechzig pfälzische GemeindenLokal unionen. Manche sandten Geneh-migungsbitten an das Konsistorium,andere unterzeichneten gleich Vereini-gungsurkunden.

König Maximilian ließ die Bevölke-rung über eine Kirchenunion abstim-men, fast 99 Prozent der Reformiertenund Lutheranern in der Pfalz stimmtenfür die Union. Die Unionssynode be-stimmte in aufgeklärt-rationalistischemGeist, Glaubensnorm sei allein das NeueTestament, die Bekenntnisschriften sei-en abgeschafft. Das Oberkonsistorium

in München erzwang noch einmal Än-derungen: Glaubensnorm sei die ganzeHeilige Schrift, nicht nur das Neue Tes-tament, die altkirchlichen und reforma-torischen Bekenntnisse seien nicht ab-geschafft. Eine spätere Synode 1821formulierte dazu weise, die pfälzischeUnionskirche halte die Bekenntnis-schriften in gebührender Achtung.

Aus ihrer Geschichte ergibt sich dasBesondere der pfälzischen Union, dassie von anderen Unionen unterscheidet.Die pfälzische Union hat die beidenKonfessionen, deren Unterschiede oh-nehin kaum mehr jemand ernstnehmenkonnte, zusammengeführt, tolerantund nüchtern hält sie in gebührenderAchtung, was anderen wichtig ist, undsucht mit ihnen nach gangbaren Wegen in die Zukunft.

Die pfälzische Union hat anders alsalle anderen Unionen eine Abstimmungin den Gemeinden zu ihrer Grundlage.Sie hat durch und durch demokratischeund freiheitliche Züge. Die Meinungder Menschen in den Gemeinden istwichtig, nicht die der Regierenden oderder Honoratioren in Politik, Gesell-schaft und Kirche.

Die pfälzische Union führt andersals alle anderen Unionen das Wort pro-testantisch an erster Stelle in derSelbstbezeichnung, die bis 1978 Be-

stand hatte: Vereinigte protestantisch-evangelisch-christliche Kirche der Pfalz.Es geht ihr darum, das Profil der pro-testantischen Reformationsbewegunggegen allen kirchlichen und politischenZwang wachzuhalten. Gewissensfrei-heit steht gegen Bevormundung.

Die pfälzische Union ist eine Kon-sensunion, keine bloße Verwaltungs-union. Die Gemeinden und die General-synode verständigen sich darauf, dassman keine Lehrunterschiede mehr ken-nen wolle, sondern eine gemeinsameÜberzeugung suche, die zukunftsoffenist. Allein die Bibel ist Grundlage, einBekenntnis zu ökumenischer Offenheit,die den Pluralismus anerkennt.

Die pfälzische Union ist stärker alsandere Unionen auf einer aufklärerisch-rationalistischen Theologie gegründet,die den Glauben mithilfe der Vernunftaufklären und ihn so dem modernenMenschen zugänglich machen will. Siehat in der Präambel der Unionsurkundeprogrammatisch festgehalten, dass eszum innersten und heiligsten Wesen desProtestantismus gehört, immerfort aufder Bahn wohlgeprüfter Wahrheit undächtreligiöser Aufklärung, mit ungestör-ter Glaubensfreiheit, muthig voranzu-schreiten. Ein bleibender Auftrag, denWeg zu suchen, auf dem die Welt Got-tes Heil findet. Werner Schwartz

Hermann Lorenz,

Kaiserslautern

Ich möchte an dieser Kirche, der „hei-ligen christlichen Kirche“ wie ich sieim Glaubensbekenntnis bekenne, mit-arbeiten, damit sie, wie es die Grün-dungsväter der Kirchenunion aus-drückten, immerfort auf der Bahnwohlgeprüfter Wahrheit und echt re-ligiöser Aufklärung, mit ungestörterGlaubensfreiheit mutig voranschreitenkann. Das Ziel des Weges ist Christus.

Edgar Gerhards,

Otterbach

Ich möchte, dass meine Kirche in Zu-kunft mehr unangenehme Fragenstellt oder in mir auslöst, denen ichmich mutig stellen muss. Ein unbe-quemer Weggefährte, so hätte ichmeine Kirche gerne.

Dorothea Wölfling,

Pirmasens

Raus aus den Kirchen und Gemeinde-räumen, hin zu den Menschen. Siedort aufsuchen, wo sie leben und ar-beiten. Nicht abwarten bis die Men-schen zu uns kommen. Raus aus demDenken rund um den eigenen Kirch-turm, den Blick weiten auf der Suchenach gemeinsamem Handeln. Konse-quent das Missionarische verfolgenund die gute Botschaft verkündigen.

‰ Umfrage: „Mutig voran“: Wohin ich mit meiner Kirche schreiten möchte …

König Maximilian ließ dieBevölkerung abstimmen

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Bereits mehrere Wochen vor dem Re-formationsfest stimmten einige Inspek-toren, so war die Dienstbezeichnung derDekane damals, die Pfarrer ihrer Kir-chenbezirke darauf ein. Auch das Ober-konsistorium in München stand einemZusammenschluss wohlwollend gegen-über. Es ließ für die Reformationsfeierein spezielles Kirchengebet drucken. Indiesem Gebet ist von einer Vereinigungder Reformierten und Lutheraner kon-kret nicht die Rede, lediglich von einemfriedvollen Miteinander wird gespro-chen: „schenke allen … deinen Geist,den Geist der Wahrheit und der Liebe,dass sie, durchdrungen von jenem EinenGlauben, in dem sie alle einig sind, überalle Entzweiung trennender Meinungensich erheben, und in allem, was nichtjenen Glauben bricht, jeden friedlichseiner Überzeugung leben lassen, ein-gedenk, dass unser Wissen nur Stück-werk ist, bis einst kommen wird dasVollkommene. Mit dieser Gesinnung er-fülle unser aller Herzen an dem heuti-

gen Feste, damit es ein Fest des Frie-dens, der Versöhnung und der Liebewerde, und wir dahin trachten, dass wirmehr und mehr alle Eines Sinnes, EinesGlaubens, Eines Geistes werden, unduns erkennen und lieben als Glieder Ei-nes Leibes, dessen Haupt ist Christus.“

Danach berichteten die Pfarrer überden Verlauf der Reformationsfeiern inden Gemeinden, die sich mancherortsdrei Tage lang hinzogen, vom 31. Okto-ber bis zum 2. November. In den meis-ten Orten wurde das Reformationsfestam Vorabend mit den Glocken der re-formierten und lutherischen Gemein-den, „in einem und demselben Momen-te angeläutet“. Dies wurde am folgen-den Morgen wiederholt. Vielfach pre-digten der lutherische Pfarrer in der re-formierten und der reformierte Pfarrerin der lutherischen Kirche. „Der Ein-druck“ – so schrieb der OtterbergerPfarrer Dörr – „war tief und rührend.Die Gemüther der hier lebenden Pro-testanten immer mehr einander anzu-

nähern und zu ihrer völligen und baldi-gen Vereinigung die nöthigen Voraus-setzungen zu treffen, war einer derHauptzwecke, welche ich bey dieserFestfeyer zu erreichen suchte.“

In manchen Orten ließen sogar dieKatholiken ihre Glocken läuten, wie z.B.in Katzweiler. Der dortige Pfarrer Krafftberichtete, dass sogar einige Katholikenvon einer Vereinigung der drei Konfes-sionen gesprochen und ihren Wunschdafür zu erkennen gegeben hätten.„Dem frommen löblichen Werke einerVereinigung der beyden protestanti-schen Kirchen zu Einer evangelischchristlichen wird daher in den hießigenGemeinden, nach meinen … Beobach-tungen und Erfahrungen kein bedeu-tendes Hinderniß im Wege stehen“,schrieb ein anderer reformierter Pfarreran das Konsistorium nach Speyer.

Unter dem Eindruck der Reformati-onsfeiern schlossen sich schon im No-vember und Dezember 1817 einige re-formierte und lutherische Gemeindenin der Pfalz zu sogenannten Lokalunio-nen zusammen. Den offiziellen Anga-ben zufolge reichten von November1817 bis Februar 1818 insgesamt 25Gemeinden die Akten ihrer Vereinigun-gen beim Generalkonsistorium ein.

Die Initiative zu den lokalen Zusam-menschlüssen ging nicht immer vonden Pfarrern aus, sondern oft auch vonder Gemeinde und dem Presbyterium.Den meisten Menschen war diese An-näherung recht, trug sie doch auchzum Familienfrieden in so manchen re-formiert-lutherischen Mischehen bei.

Statt reformiert oder lutherischnannten sich die Lokalunionsgemeinden„evangelisch-christlich“. Die HeiligeSchrift oder das Evangelium wurde alsgemeinsame Grundlage angesehen. DieStreitigkeiten in der Abendmahlsfragesollten durch eine enge Anlehnung anden Wortlaut der Bibel beigelegt wer-den, die Einsetzungsworte Jesu solltengesprochen und statt des Kuchens derReformierten und der Hostie der Luthe-raner wurde Brot ausgeteilt.Roland Paul

Lambrecht: Die ehemalige Klosterkirche ist heute protestantische Kirche. (Foto: Archiv)

Die Unionen vor der UnionIn 25 pfälzischen Gemeinden vereinigten sich die Konfessionen vor Ort

Als die Pfalz 1816 zum Königreich Bayern kam, schien vielen die Zeit reif, diebeiden protestantischen Konfessionen zu vereinigen. Mehrere Pfarrer in derPfalz, vor allem die Vertreter der sogenannten „rationalistischen Glaubens-richtung“, waren schon im Sommer 1817 davon überzeugt, dass die dritteSäkularfeier der Reformation der Auftakt sein sollte zur Vereinigung der re-formierten und lutherischen Gemeinden in der Pfalz.

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„Naja, Hauptsache es ist mit Liebe gemacht!“

Es ist schon einige Jahre her, dassein pfälzischer Dekan diesen Satz zumir gesagt hat. Wir saßen damals inseinem Büro. Er, der Dekan und ich, derGastvikar aus der hannoverschen Lan-deskirche, der sich bei ihm vorgestellthat.

„Hauptsache es war mit Liebe gemacht!“

Diesem Satz vorausgegangen wareine Schilderung eines Gottesdienstes,den der Hannoversche Alt-Landesbi-schof Horst Hirschler (der VorgängerMargot Käßmanns) gefeiert und dender Dekan besucht hatte. Die Liturgieschien den Dekan ein wenig befremdetzu haben. Alle diese liturgischen Wech-

selgesänge, die gesungene Abend-mahlsliturgie, der Liturg prinzipiell mitdem Rücken zur Gemeinde stehend -all das habe sehr katholisch angemutetund sei gar nicht aufs Wesentliche re-duziert gewesen, was der Dekan an derpfälzischen Liturgie so schätze. Aufmeine Anmerkung, dass die von ihmbeschriebene Liturgie so ziemlich die-selbe sei, die ich aus meiner Heimatge-meinde kenne, sagte der Dekan - sicht-bar verlegen - dann den bereits er-wähnten Satz: „Hauptsache es ist mitLiebe gemacht.“

Kein Zweifel: Als Hannoveranermusste ich mich in der Pfalz mit ihrerin den meisten Gemeinden eher refor-miert geprägten Liturgie anfangs sehrumstellen. Die „aufs Wesentliche redu-

zierte Liturgie“, wie der Dekan es lo-bend ausgedrückt hatte, ist mir eherkarg, fremd, verkürzt vorgekommen.Aber ich habe mich daran gewöhnt.Mehr noch: Ich habe sie schätzen ge-lernt. Mittlerweile vermittelt sie mir einStück Heimat. Und das obwohl - nein,gerade weil ich ein gebürtiger Lutheraner bin. Ich habe mir meineHeimatgemeinde mit ihrer hochlutheri-schen Liturgie nicht ausgesucht, sondern wurde quasi hineingeboren.Ich kannte lange Zeit schlicht nichtsanderes. Das hat sich erst im Studiumgeändert. In den Anfangs- undSchlussgottesdiensten in Bethel, die oftvon reformierten Professoren gefeiertwurden, habe ich erstmalig andere Liturgien kennengelernt. Und ich habemich geschämt, wenn viele meiner lutherischen Kommilitonen diese Got-tesdienste im Anschluss als defizitärgebrandmarkt haben.

Fakt ist: Ich habe schon wunder-schöne, liturgisch sehr stimmige refor-mierte Gottesdienste erlebt, furchtbarelutherische und umgekehrt.

Heute bezeichne ich mich - litur-gisch und theologisch - eher als Refor-mierten mit lutherischem Migrations-hintergrund. Letztlich ist das gar nichtfalsch, was der Dekan damals zu mirgesagt hat:

„Hauptsache es ist mit Liebe gemacht.“ Dejan Vilov

Pfarrer Dejan Vilov feiert das unierte Abendmahl. (Foto: Hoffmann)

Uniert und bekenntnislos?Als Pfarrer lutherischer Herkunft in der Pfalz gut angekommen

In der unierten pfälzischen Landeskirche werden die Bekenntnisse „in ge-bührender Achtung“ gehalten. So heißt es in der Vereinigungsurkunde von1818. Sind die Pfälzer Protestanten also bekenntnislos oder tolerant und of-fen für alle Bekenntnisse? Wie geht es Theologen aus lutherischen und re-formierten Landeskirchen, die zwischen Rhein und Saar als Pfarrer arbeiten,wenn sie hier ausschließlich auf die Heilige Schrift hin ordiniert werden?Aus der Evangelisch Lutherischen Kirche Hannovers kam Pfarrer Dejan Vilovin die Pfalz.

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Ich selber bin 1962 in der GrafschaftBentheim geboren. Die Identität diesesLandkreises war jahrhundertelang re-formiert geprägt. Die Kirchenbindungder „Grafschafter“ war stark, und mei-ne Familie war von Vaters Seite strengkirchlich.

Dass wir Reformierten im evangeli-schen Deutschland eine kleine Minder-heit waren, dass es nicht selbstver-ständlich ist, dass der Pastor währenddes gesamten Gottesdienstes auf derKanzel ist, dass nicht alle Pastoren An-hänger der Theologie Karl Barths seinmüssen, das alles wusste ich dann ir-gendwann. Aber gerade darum habeich in den ersten Semestern meinesStudiums im lutherischen Göttingensehr eifrig das reformierte Fähnlein ge-schwenkt. Gegen die Massenvernich-tungswaffen streitend, waren wir sehrstolz darauf, dass der ReformierteBund, unser Dachverband, die Nachrüs-tung zur Bekenntnisfrage erhoben hat-te. Wie lahm und konservativ wirktedagegen die Erklärung der lutherischenKirchen!

Aber wie es mit Über-Identifikatio-nen so geht – ich fühlte mich baldauch in der lutherischen Gottesdienst-form heimisch, fand die lutherischenKommilitonen oft herzlicher, theolo-gisch begann ich in zentralen Fragenwie der Christologie mich mehr an Lu-ther zu orientieren. Kurz gesagt, ichwar am Ende meines Studiums nichtundankbar, in der unierten Kirche derPfalz Vikar und dann Pfarrer werden zudürfen – dank meiner Frau aus Lau-mersheim. Für mich ist der Weg in eineunierte Landeskirche kein biographi-scher Zufall. Später habe ich gelernt,dass es in der deutschen Kirchenge-schichte immer wieder Reformiertewaren, die Lutheraner zu einem Zu-sammengehen bewegen wollten, ange-fangen mit der reformierten Fakultätan der Uni Heidelberg um 1600. Undnoch später habe ich gelernt, dass mei-ne Heimat-Grafschaft ursprünglicheben nicht durch den holländischenCalvinismus geprägt wurde, sonderndass Bentheim im Kielwasser der Pfalzreformiert geworden war (und ich per-sönlich diesen Weg sozusagen nur zu-rückgegangen bin).

Die Weite einer Unionskirche mitihrer doppelten Tradition spiegelt fürmich den Gang meines Studienwegeswider. Ich bin als getaufter Reformier-ter sehr gerne unierter Pfarrer. Ich liebemeine Heimat, habe aber nie darübernachgedacht, in meine ursprünglicheLandeskirche zurückzukehren. Von mei-ner Herkunft her habe ich mitgebrachtdie Abneigung gegen kirchliche Hierar-chien. Aber auch hier zeigt sich diePfalz als diejenige Unionskirche, dievermutlich am stärksten reformiertgrundiert ist.

Natürlich gibt es immer auch Un-terschiede. Da, wo ich aufgewachsenbin, werden Pastoren in Urwahl von derGemeinde gewählt. Der Aufgabenbe-reich des „Kirchenrats“ (Presbyteriums)ist größer als in der Pfalz, und die obe-re Behörde, der Landeskirchenrat, istvor allem eines: weit weg. Deswegenhat mich, als ich Wahl-Pfälzer wurde,

der Kampf der Pfarrerschaft gegen„Speyer“ befremdet. Das kannte ich sonicht. „Das höchste, was du in der Pfalzwerden kannst, ist Pfarrer!“ Diesekampfbetonte Lektion älterer Kollegenwar mir ja quasi mit der Muttermilchmitgegeben. Das ist doch sowieso klar,warum muss man es so betonen? Derreformierten Kirche ist das Bekenntnisvon Emden von 1571 in Fleisch undBlut übergegangen: „Es soll keine Ge-meinde über andere Gemeinden, keinPastor über andere Pastoren, kein Pres-byter über andere Presbyter, kein Dia-kon über andere Diakone den Vorrangoder die Herrschaft beanspruchen, son-dern sie sollen lieber dem geringstenVerdacht und jeder Gelegenheit ausdem Wege gehen.“

Von diesem Eigensinn zehre auchich noch und habe mehr als einmal mitEmden 1571 begründet, warum ichnicht Dekan werden will. Je wenigerMacht eine kirchliche Zentrale hat,desto stärker kommt es auf die Intensi-tät des gemeindlichen Lebens vor Ortan. Die reformierten Gemeinden inmeiner Heimat lebten von starken inte-gren Pastorengestalten. Die geachtets-ten waren diejenigen, die sich dauer-haft an „ihre“ Gemeinde banden – daes „Karriere“ ja ohnehin nicht gebenkonnte für Pastoren, wurde Stellen-wechsel eher als Bindungsunfähigkeitgedeutet. Auch das lebt noch in mirweiter. Andreas Funke

Pfarrer Andreas Funke. (Foto: lk)

Einen Weg zurückAls Reformierter in der Pfalz ganz zuhause

Reformierte sind in Deutschland selten geworden. Seit dem 19. Jahrhundertgibt es nur drei Landkreise, in denen eine reformierte Landeskirche Volkskir-che ist. Das ist der Landkreis Lippe, der mit der Landeskirche Lippe-Detmoldidentisch ist; das sind die Landkreise Leer/Ostfriesland und Grafschaft Bent-heim sowie die Stadt Emden – sie gehören zur Evangelisch-ReformiertenLandeskirche mit Sitz in Leer.

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1529 kommt es in Marburg zur wei-chenstellenden Diskussion zwischenden führenden theologischen Köpfender reformatorischen Bewegung: Mar-tin Luther und Huldrych Zwingli strei-ten im Beisein verschiedener Fachleutedarüber, was Jesus mit den Abend-mahlsworten genau gemeint hat. Wennes heißt: „Dies ist mein Leib“, was be-deutet dann eigentlich genau das „ist“?Wie soll man sich das vorstellen? Beidelehnen die „altgläubige“ Lehre ab, wo-nach sich Brot und Wein ihrem Ele-ment nach in Leib und Blut wandelnund dann dauerhaft bleiben. Lutherhält aber daran fest, dass „in, mit undunter“ Brot und Wein im Akt der Feierdes Abendmahls Leib und Blut Christiwirklich zu genießen sind. Zwingli da-gegen sieht in der Feier ein Erinne-

rungsmahl, bei dem es vor allem aufdas Handeln der Gemeinde ankommt.Er versteht das „ist“ der Abendmahls-worte im Sinne von „bedeutet“, alsoeher symbolisch. Dieser Gegensatz ver-hindert – neben anderen Faktoren – ei-ne gemeinsame „reformatorische“ Kon-fession und trennt die neue Bewegung– nach vielen Vermittlungsversuchen –dauerhaft und bis heute in „lutheri-sche“ und „reformierte“ Kirchen.

Neben anderen theologischen Strei-tigkeiten musste für die angestrebteUnion zwischen Lutheranern und Refor-mierten in den ersten Jahren des 19.Jahrhunderts gerade dieser Gegensatzüberwunden werden. Die Zeit dafür wargünstig, da die theologischen Streitig-keiten durch neue Geistesströmungenentschärft wurden. Pietismus und Ra-

tionalismus lenkten den Blick auf ande-re Felder und ermöglichten eine Annä-herung. Vor allem die lutherischeAbendmahlslehre wurde durch den Ra-tionalismus der Zeit in den Hintergrundgedrängt. Die Generalsynode von 1818formuliert den neu gefundenen Konsensdeutlich in Richtung einer reformiertenAuffassung, wenn sie festlegt, dass dasAbendmahl „ein Fest des Gedächtnissesan Jesum und der seligsten Vereinigungmit dem […] Erlöser“ ist: „Die Protes-tanten des Rheinkreises erklären sichdabey, öffentlich, für seine Bekenner.“Das Abendmahlsverständnis der Unionist also in erster Linie ein Gedächtnis-oder Erinnerungsmahl und zugleich eine Bekenntnisfeier.

Deutlich wird dies in den liturgischenTexten der Feier des Abendmahls zumAbschluss der Generalsynode formuliert.Die feiernde Gemeinde reiht sich hier inden Bund Gottes mit den Menschen ein.In der Feier wird sie durch die Erinne-rung gleichzeitig mit den ersten Jüngern(„wie einst die Jünger in der Abendstun-de“) und überbrückt so den Abstand derZeit. Die feiernde Gemeinde „sieht“ Je-sus „das Brot brechen“ und nimmt soselbst am Abendmahl Jesu teil. Die Feiererhebt den Teilnehmer zum „Bürger desHimmels“.

Diese Einigung in der Abendmahls-frage bildet den Kern der Union. Ausder lutherischen Hostie und dem refor-mierten Kranzkuchen wird das Unions-brot. Wäre hier keine Lösung gefundenworden, dürfte auch der Erfolg der Uni-onsbemühungen zum Scheitern verur-teilt gewesen sein. Die Union findetdemnach ihren eigentlichen Ausdruckin der Feier des gemeinsamen Abend-mahls. Paul Metzger

Konfessioneller Streit überwundenDas Abendmahl in der pfälzischen Union: Aus Hostie und Kuchen wird Unionsbrot

Als die lateinische Kirche des Mittelalters zerbricht, fragt sich der einfache Gläubige: „Wo finde ich mein Heil?“ DieKirche, die unangefochten garantierte, dass das Heil vor allem in Gestalt des Leibes Christi sinnfällig gereicht wird,gibt es nicht mehr. Aber das Ritual, das dem Gläubigen die Gegenwart Christi vermitteln soll, das Heilige Abendmahl,das gibt es noch. Nur wird es in den sich aus der mittelalterlichen Kirche entwickelnden Glaubensströmungen neuverstanden. Es ist also zwar auch, aber nicht nur die Wut der Theologen zur eindeutigen Bestimmung dessen, wasman feiert, sondern auch die seelsorglich relevante Frage nach dem Heil, die die Abendmahlslehre zu einem wesent -lichen Kristallisationspunkt der konfessionellen Streitigkeiten des 16. Jahrhunderts werden lässt.

Reliefzinnteller der Kirchengemeinde Rhodt unter Rietburg. (Foto: Archiv)

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Friedlich plätschert der Brunnen amMartinsplatz. Aus den offenen Fens-

tern der städtischen Emmerich-Smola-Musikschule dringen Fanfarentöne ei-ner Trompete, harmonisches Zusam-menspiel eines Blockflötenensemblesund leise Misstöne eines Anfängers aufder Geige. Die Gedanken wandern in dieGeschichte. Im großen Saal des ehema-ligen Stadthauses, das heute die Musik-schule beherbergt, tagte vor zweihun-dert Jahren die pfälzische Generalsyno-de. Die Klänge von heute mischen sichmit den Gedanken an damals.

Insgesamt 52 reformierte und lu-therische Synodale fanden sich am 2.August 1818 in Kaiserslautern ein, umdie „innige Verschmelzung in eine ein-zige protestantische Confession“ aufden Weg zu bringen, wie es der König-liche Kommissar und KonsistorialratWilhelm Fliesen in seiner Eröffnungsre-de auf den Punkt brachte. In atembe-raubender Geschwindigkeit einigteman sich innerhalb von zwei Wochenauf die Grundlagen der nunmehr „Ver-einigten protestantisch-evangelisch-christlichen Kirche der Pfalz“.

Weg von der Musikschule führt derWeg zur Kleinen Kirche am Rittersberg.Über lange Jahre hatten die Lutheranerkeinen leichten Stand in der reformiertgeprägten Stadt Kaiserslautern. Den-noch wuchs die Gemeinde und damitauch die Sehnsucht nach einer eigenenKirche statt der Freiluftgottesdiensteim Hof von Oberförster Weller. 1711wurde endlich mit dem Bau begonnen,der 1717 vollendet war. In den Folge-jahren ist an eine echte Gemeinschaftzwischen Lutheranern und Reformier-ten noch nicht zu denken. Die Chroni-ken berichten von der Trauung eineslutherischen Bräutigams mit seiner re-formierten Braut im Jahr 1764, die nurmühsam vollzogen werden kann, weilauf Geheiß eines Kirchenrates der Sohndes Glöckners empört gegen die ver-schlossene Kirchentür poltert.

Die französischen RevolutionskriegeEnde des 18. Jahrhunderts hinterlassenin Kaiserslautern ein Bild der Verwüs-tung. Der lutherische Pfarrer WilhelmGerlach stellt fest: „Nirgends sieht esfür unsere evangelische Gemeinde sotraurig aus als zu Lautern.“ Doch die

Gemeinde gibt nicht auf, setzt ihr Got-teshaus wieder instand, zum 300-Jahr-Jubiläum der Reformation erstrahlt esin neuem Glanz. Mittlerweile sind auchdie alten Feindseligkeiten zwischen Lu-theranern und Reformierten fast schonGeschichte. Der Reformationstag 1817wird mit einem Kanzeltausch gefeiert,bereits im Januar 1818 wird in Kaisers-lautern eine lokale Union vollzogen.

Am 16. August desselben Jahres be-ginnt schließlich in der Kleinen Kircheunter Glockengeläut, „begleitet von derBürgergarde, geschmückt durch Reihenfestlich gekleideter Kinder und Jung-frauen, Blumenkraenze und Gierlandentragend“ der Festzug der Generalsyno-de durch die Marktstraße zur Stiftskir-che, wo die Union feierlich mit einem

gemeinsamen Abendmahl zelebriertwird. Zu diesem Zeitpunkt hat die goti-sche Stiftskirche schon fast 600 Jahreauf dem Buckel. Sie war Klosterkircheder Prämonstratenser, weltliches Kolle-giatstift, reformierte Stadtkirche, Heu-magazin der Franzosen und wird nunzur „Mutterkirche der Union.“

Durch das Portal von Richard Men-ges aus dem 20. Jahrhundert führt derWeg in die „Unionskapelle“, die dasDenkmal von Konrad Knoll aus demJahr 1883 beherbergt. Calvin und Lu-ther in Lebensgröße. Und der Friedens-engel, der mit Palmzweig und KelchChristen daran erinnert, das Gemeinsa-me und Geschwisterliche zu suchen:„Einer ist euer Meister, Christus. Ihraber alle seid Brüder.“ Dorothee Wüst

Altes Stadthaus: Erinnerungsorte der Union begegnen einem auf Schritt und Tritt. (Foto: lk)

Die Stadt der UnionIn Kaiserslautern trifft Gegenwart auf Geschichte

Ganz Kaiserslautern ist auf den Beinen, als im August 1818 die Mitgliederder Generalsynode vom Stadthaus in der Steinstraße in die lutherische KleineKirche und von dort aus zur reformierten Stiftskirche ziehen, um die Grün-dung der „Vereinigten protestantisch-evangelisch-christlichen Kirche derPfalz“ zu feiern. Zweihundert Jahre später: ein Streifzug durch Geschichteund Gegenwart in der Altstadt von Kaiserslautern.

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Barocke Pracht und „edle SimLutherisch, reformiert, uniert – die Ausstattung der Kirchen spiegelt a

em Betrachter präsentieren siesich in barocker Pracht oder inschnörkelloser Einfachheit:

Viele Kirchen in der Pfalz spiegelnihre Geschichte vor der Union 1818wider. Und es gibt „unierte“ Kirchen,die nach 1818 entstanden und in ihrer Ausgestaltung „von edler Sim-plicität“ sein sollten.

„Die Kirchenunion beendete die inmanchem ähnlichen, aber auch unter-schiedlichen Kirchenbauentwicklungenin der Pfalz“, erklärt der Baudirektorder Landeskirche, Ralf Gaul. „Auch tratim 19. Jahrhundert der Klassizismusanstelle der Barockarchitektur, wie et-wa bei der Zwölfapostelkirche in Fran-kenthal, der Stadtkirche in Kusel sowieden Dorfkirchen in Katzweiler undRinnthal.“ Die protestantische Kirche inNeunkirchen am Potzberg weist sogarim Namen auf ihre Entstehungsge-schichte hin: 1825 fand die Kirchen-union zwischen Lutheranern und Re-formierten sichtbaren Ausdruck imNeubau der heutigen „Unionskirche“.

Dort, wo es in den pfälzischen Städ-ten und Dörfern sowohl lutherische als

auch reformierte Pfarreien gab, standenin der Regel auch beide Kirchengebäude,erklärt Gaul. „Der schmucke Altar warmehr das lutherische Merkmal – im Ge-gensatz dazu stand die einfache refor-mierte Tischform.“ Bedeutende lutheri-sche Barockkirchen stünden u.a. inFreisbach, Imsbach, Rhodt unter Riet-burg, Edenkoben und Heuchelheim. Her-vorzuheben seien auch die prächtigenSchloss- und Residenzkirchen, wie etwadie Bergkirche in Bad Bergzabern unddie Paulskirche in Kirchheimbolanden.

Barocke Kirchen bauten indes auchdie Reformierten – in Gimsbach im Kir-chenbezirk Kusel steht ein Kleinod un-ter den Barockkirchen in Deutschland.1747 aus Kollekten reformierter Glau-bensbrüder und -schwestern erbaut,spiegelt das Gotteshaus in seinem In-neren die Geschichte seiner Zeit wider- eine typische reformierte Landkirche.Sie gehört zur Protestantischen PfarreiAm Potzberg und gilt als das ältesteunveränderte Gebäude des Dorfes.

Schlicht und zurückhaltend – in derTradition der Schweizer ReformatorenZwingli und Calvin wurde die Nüch-ternheit des Kirchenraumes in Süd-

westdeutschland zum Kennzeichen re-formierter Kirchen und allgemein Aus-druck reformatorischen Geistes, heißtes im Buch „Räume lesen. Streifzügedurch evangelische Kirchen der Pfalz“.Kreuze, Altarbilder und andere kunst-volle Ausschmückungen des Kirchen-raumes wurden weitgehend verbannt,nichts sollte den Gläubigen von derKonzentration auf Gottes Wort ablen-ken. So auch in Gimbsbach. Typischdort wie auch in anderen reformiertenKirchen: Die den Altar umgebende Al-tarbalustrade, die den Abendmahls-empfang ordnen sollte. Allzu strengwaren die Gimsbacher Reformiertenwohl nicht: Davon zeugt kunstvollesund detailreiches Schnitzwerk an demachteckigen Altargitter, an der Kanzelund am Pfarrstuhl. Eine absolute Be-sonderheit sei der in eine Buchablageeingeschnitzte Teufel, der hinauf zurKanzel blickt, stellt Sigmund Niebergallvom Gimsbacher Freundeskreis fest.

Eine Rarität nicht nur in der Pfalz,sondern in ganz Deutschland ist die Kir-

Gimsbach: Beispiel für eine reformierte Barockkirche. (Foto: view)

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In Stein gemeißelte Union: Die Unionskirche in Neunkirchen am Potzberg. (Foto: Archiv)

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che in Zweibrücken-Niederauerbach,gegründet 1750 und 1956 in „Zwingli-Kirche“ umbenannt. Der Überlieferungnach soll der Schweizer Reformator Ul-rich Zwingli auf dem Weg zu den Mar-burger Religionsgesprächen 1529 inNiederauerbach übernachtet haben.Mit Berlin-Friedrichshain gibt es inDeutschland nur zwei Kirchen, die nachZwingli benannt sind. Die Kirche seieher reformiert geprägt, sagt PfarrerMatthias Strickler. „Das Innere bestichtdurch eine ausgewogene Schlichtheit,die auch nach der großen Innenrenovie-rung im Jahr 2016/ 2017 erhalten blieb.“

Zu den herausragenden barockenKirchenbauten der Lutheraner zählt dieSpeyerer Dreifaltigkeitskirche. „BarockePracht hinter eher unscheinbarer Fas-sade“, beschreibt Oberkirchenrat i.R.Klaus Bümlein die Speyerer Stadtkirche,die im Oktober nach aufwändiger Sa-nierung ihre Wiedereröffnung gefeierthat: „Wer eintritt, der mag fast über-wältigt werden durch die Fülle der Bil-der und Figuren.“ Von schlichter,

schmuckloser Ausstattung hingegendie unweit gelegene Heiliggeistkirche,erbaut 1700 bis 1702 für die reformier-te Gemeinde in Speyer. Deren Mitglie-der waren erst kurz zuvor wieder nachSpeyer gekommen, das sie nach derZerstörung der Stadt im PfälzischenErbfolgekrieg 1689 verlassen mussten.Ab 1818 wurde die Heiliggeistkirchezur Kirche der vereinten Protestanti-schen Gemeinde. 1978 wurde die Hei-liggeistkirche renoviert und der Evan-gelischen Kirche der Pfalz übertragen.Seither ist sie vor allem ein Raum fürAusstellungen, Vorträge und Konzerte.Der Vorsitzende des Bauvereins Dreifal-tigkeitskirche, Henri Franck, bezeichnetsie als Schatz. Sie beherberge die ältes-te Orgel in Speyer (Baujahr 1752), einkürzlich freigelegter Gedenkstein erin-nere an den Reichstag von 1529 in derStadt der Protestation.

Die lichtdurchflutete GrünstadterMartinskirche mit ihren heiteren Roko-kofarben vermittle beim ersten Betre-ten den Eindruck einer repräsentativenprotestantischen Predigtkirche des 18.Jahrhunderts, meint Pfarrer AndreasFunke. Das lutherische Bekenntnis derLeininger habe seinen Ausdruck in ei-nem hölzernen Kanzelaltar gefunden,der die reformatorische Verbindung vonWort und Sakrament sichtbar verdeut-lichte. 1942 von britischen Bomben ge-troffen, brannte die Kirche völlig aus.Gerettet wurde nur ein in den Kanzel -altar eingefügtes Lutherbild des Grün-stadter Malers Schlesinger, schildert

Funke. Bei der Renovierung 1984 bis1986 seien das Siegel der pfälzischenKirchenunion und die Lutherrose überden Ausgängen angebracht worden.

Die Grünstadter Friedenskirche wur-de 1740 als Gotteshaus der reformier-ten Minderheit in der damals lutheri-schen Residenz vollendet. Das Innereder Kirche bewahre bis heute unverän-dert den Typus einer Kirche aus demGeist des Genfer Reformators JohannesCalvin, so Funke. „Die Kanzel dominiertden querrechteckigen Raum. DerAbendmahlstisch mit der offenen Bibelund dem hölzernen Paradiesgitter so-wie das Taufgeschirr ersetzen Altar undTaufstein.“ Nach der pfälzischen Kir-chenunion wurden in die Fenster Me-daillons mit Porträts der ReformatorenLuther und Melanchthon sowie Calvinund Zwingli eingelassen.

Mancherorts, wo nach der Unionnur noch eine Kirche gebraucht wurde,sei man nicht immer ehrfürchtig mitdem Kirchenbauüberhang umgegangen,sagt Baudirektor Gaul. „Etwa 30 Kir-chengebäude wurden profaniert. Man-che dienten danach als Lagerräume,andere wurden verkauft und zu Wohn-häusern oder Wirtschaftsgebäudenumgebaut oder einfach abgerissen. Mitder Kirchenunion veränderte sich auchdas Kirchenbauwesen. Wenige Relikte,wie die verbliebenen Kirchgärtlein, le-gen noch baugeschichtliches Zeugnisab und sollten für die Zukunft erhaltenund denkmalpflegerisch geschützt werden.“ Christine Keßler-Papin

mplicität“ uch ihre Geschichte wider

)

Rarität in Niederauerbach: Eine von zwei Zwingli-Kirchen in Deutschland. (Foto: Archiv)

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„Die beiden Kirchen waren mit Blumengeschmückt, alle trugen Festtagsklei-der, freuten sich, und mit innigsterHerzlichkeit und regstem Eifer wurdeder Festtag der Vereinigung herbei ge-sehnt.“ Im Festzug zogen Pfarrer, Pres-byter, Lehrer und Schüler und die ganzeGemeinde zur Kirche. Pfarrer JohannDavid Bletsch berichtet, dass die ganzeprotestantische Gemeinde gefeiert hat,und auch katholische und israelitischeEinwohner am Fest teilnahmen.

„Großkarlbacher Kirchenunion –Sinn für Himmel und Erde.“ Unter die-

sem Motto erinnern wir uns. Die Pla-nung in unserer Kirche nimmt den Zeit-raum von zwölf Jahren in den Blick.Wie wird es sein, wenn die Gemeinde200 Jahre, die seit dem Unionsschlussvergangen sind, in die kommende Zeitweiter gegangen sein wird? Wo werdenwir und die nach uns Lebenden zögern?Wo werden wir mutig voranschreiten?Wo weitergehen im Vertrauen darauf,dass Gott seiner Gemeinde treu bleibt?

200 Jahren sind seit der Vereinigungder bis dahin getrennten Konfessionenvergangen. An das gelungene Mitei-

nander knüpfen wir an, wissend, dassAbgrenzung und Konkurrenzdenken seitden Anfängen auch in den christlichenGemeinden seine Wirkung getan hat.Dass aus einem Gegeneinander einnachbarliches Nebeneinander wurdeund schließlich ein gutes Miteinander,begreifen wir als Auftrag an uns.

Die Lokalunion von 1817 ist für unsein Gedächtnisort. In unserer Kirchehaben Taufstein und Lutherportrait ausder ehemaligen Großkarlbacher lutheri-schen Kirche einen guten Platz gefun-den. Die ehemalige lutherische Kirchedient nun den katholischen Christen alsGotteshaus. 1817 wurde Wein gestiftetzur Anschaffung einer Unionsglocke,daran knüpfen wir an. Die Großkarlba-cher Winzerbetriebe haben Unionsweinzur Verfügung gestellt. Unionsweinwird zu unseren besonderen Veranstal-tungen angeboten und zum Verkauf.Alle Weine werden im Rahmen einerbesprochenen Unionsweinprobe am 28.Januar 2018 mit musikalischer Umrah-mung vorgestellt. So wird „Union“ inGroßkarlbach schmeckbar. Literarischhaben wir uns dem Beginn des19. Jahrhunderts mit einer Lesung ausdem Roman „Die Nonnensusel“ von Au-gust Becker genähert. Den engen Zu-sammenhang von 300. Reformationser-innern und Union bringt ein Wochen-ende im November zum Ausdruck, wowir Martin Luthers Geburtstag mit ei-nem Festmahl und Unionswein feiern.Der Festgottesdienst am Sonntag da-nach steht im Zeichen der Großkarlba-cher Lokalunion. Im Frühjahr laden wirzu einer Reihe mit Gastpredigern einund zu einem Konzert mit Musik des19. Jahrhunderts. Unsere Abendgottes-dienste beginnen um 18.17 Uhr. DieseUhrzeit ist eine Gelegenheit, mit Men-schen ins Gespräch zu kommen. DieVereinigungsurkunde von 1818 be-schreibt, dass es zum „Wesen des Pro-testantismus“ gehört, dass er „auf derBahn wohlgeprüfter Wahrheit und echtreligiöser Aufklärung, mit ungestörterGlaubensfreiheit, mutig voranschreitet“.Voranschreiten können wir, weil Chris-tus nicht ohne seine Zeuginnen undZeugen ist. Und ist die Suche nach„wohlgeprüfter Wahrheit“ nicht einAnliegen vieler Zeitgenossen? Evi Heck

In Großkarlbach wurde 1817 beschlossen, dass der Vereinigung von lutheri-schen und reformierten Protestanten nichts entgegensteht. Diesen zukunfts-fähigen Beschluss möchten wir 2017 und 2018 würdigen. 300 Jahre nachdem Reformationsgeschehen und der Entstehung der Konfession war die Zeitreif, aufeinander zuzugehen und miteinander voranzuschreiten.

Stolz auf die Geschichte: In Großkarlbach wird Unionsjubiläum gefeiert. (Fotos: view)

Beispiel LokalunionGroßkarlbach feiert die Vereinigung

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Es gelang damals, sich auf eine Be-kenntnisgrundlage zu einigen. Es wurdealso die Frage geklärt, auf welcheschriftlichen Überlieferungen aus derGeschichte der Christenheit man zu-rückgreifen würde, wenn es Meinungs-verschiedenheiten unter den Christengäbe. Man einigte sich, zum Teil erst imNachgang zur Kirchenunion, darauf,dass dies alleine die Heilige Schrift sei.Andere spätere Bekenntnisse solltennicht ausschlaggebend sein.

Die Kirchenunion hatte ein speziel-les theologisches Gepräge, das starkvon Rationalismus und Aufklärung be-stimmt war. Die Wahrheit hat immer ei-ne „wohlgeprüfte Wahrheit“ zu sein.Der einzelne Christ und die einzelneChristin werden als Menschen angese-hen, die die Freiheit haben, sich ihr ei-genes Glaubensurteil zu bilden. Dogmenund Bekenntnisse können von dieserAufgabe nicht entbinden. Das war einanspruchvolles Programm. Zu dieserAufgabe müssen die Menschen aberauch befähigt werden. Deshalb hattedie Bildung im Denken und Handeln derUnionsväter einen hohen Stellenwert.

Deutlich wird diese Akzentuierungin besonderer Weise im Vortrag desAusschusses über die kirchliche Lehrevom 4. April 1818 im Plenum der Uni-onssynode, gehalten von Inspektor Jo-hann Abraham Müller aus Mimbach.Folgende Zitate aus diesem Vortragmögen das illustrieren:

Was den Protestantismus auszeich-net, so Johann Abraham Müller, ist „dieAchtung, welche er seinen Anhängernals denkende und vernünftige Wesenbeweist; die Freiheit, welche er ihnen

in Rücksicht auf ihren religiösen Glau-ben und ihre darauf gebaute Hand-lungsweise zugesteht, und die Grund-sätze der Vervollkommnung und einerfortschreitenden Annäherung an dieLehre Jesu. … Machtansprüche könnendarum in der protestantischen Kirchenicht gelten, und der Geist ihrer Beken-ner lässt sich durch keine Glaubensfor-meln auf zukünftige Zeiten hin imStreben nach höherer und reinerer Ein-sicht in das eigentliche Wesen der Reli-gion Jesu und der Aufklärung und Be-richtigung seiner religiösen Begriffebeschränken.“ Die protestantische Kir-che ist nach Auffassung des Ausschus-ses eine „Anstalt zur geistigen und sitt-lichen Veredelung des Menschen“. DieVereinigung soll also alleine auf die„unerschütterliche Grundfeste des

Evangeliums, der Vernunft und Wahr-heit gegründet“ sein.

Man kann dieses Programm mit gu-tem Recht als einen angemessenenRückgriff auf die Reformation verstehen,als den Versuch, die Fehlentwicklungender dazwischen liegenden dreihundertJahre zu korrigieren. In den theologi-schen Auseinandersetzungen der Refor-mationszeit und der folgenden Jahrhun-derte sah man sich immer wieder ge-zwungen, sich auf Formulierungen zueinigen, mit denen man den eigenenStandpunkt in Abgrenzung zu dem an-derer beschreiben konnte. Es entstandenArtikel, Bekenntnisse und Dogmatiken.So wichtig es in manchen Situationenist, einen gemeinsamen Standpunkt zuformulieren, so problematisch ist es,wenn solchen Formulierungen grund-sätzliche Geltung über den Tag hinauszugesprochen wird. Es ist dieses Dilem-ma, dass Glaube und Schriftverständnisin Worte gefasst werden müssen unddamit zugleich in unzulässiger Weisefestgelegt und eingeengt werden.

Es ist ebenso ein Problem, dass je-der Christ sich intensiv mit der Bibelund dem Glauben auseinandersetzenmüsste, dafür aber nicht allen die Zeitund die Voraussetzungen zur Verfü-gung stehen. Da tun Bekenntnisse undDogmatiken gute Dienste im Sinne derVereinfachung, aber Vereinfachungkann auch Verfälschung bedeuten.

So bleibt nichts anderes, als zu tun,was zu tun möglich ist. So viel Kennt-nisse und Fähigkeiten zu vermitteln wiemöglich, um die Christen im höchstmöglichen Maß zu ermächtigen, sichein Glaubensurteil zu bilden. Dies istein wesentlicher Punkt protestanti-schen Selbstverständnisses.

Bildung ist von daher wesentlicheAufgabe von Kirche, zentrales Elementder Traditionsweitergabe und der Kom-munikation des Evangeliums. UnsereKirche tut dies in vielfältiger Weise. Biszum Herbst des Unionsjubiläumsjahreswollen wir das für alle zugänglich dar-stellen. Michael Gärtner

Der Unionskatechismus. (Foto: Archiv)

Kirchenunion als BildungsimpulsHerkunft und Wahrheitsprüfung sind zentrale Gedanken der Protestation

Die Väter der Kirchenunion waren geistige Kinder ihrer Zeit. Wie sollte esauch anders sein? Sie hatten das Menschenbild ihrer Zeit und die Ideale ihrerZeit. Sie haben uns damit in den Dokumenten der Kirchenunion, der Unions-urkunde und den Protokollen der Unionssynode ein Erbe hinterlassen, mitdem die Auseinandersetzung sich lohnt. Denn die Vereinigung der lutheri-schen und der reformierten Gemeinden in der Pfalz zu einer Konsensunionwar eine große geschichtliche Leistung. Ein solcher Konsens besteht bis heutenoch nicht zwischen den Kirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland,erst recht nicht zwischen den evangelischen und den katholischen Kirchen.

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Einen aufgeklärten Umgang mit der Be-kenntnistradition bietet die pfälzischeUnion von 1818. Ihr Programm ist kon-sequent reformatorisch: Nur die heiligeSchrift ist Grundlage des Glaubens;sämtliche Bekenntnisschriften der vor-mals getrennten Kirchen sind „in ge-bührender Achtung“ zu halten. DieseEntscheidung, die alten Bekenntnissenicht in die neue Ordnung der Unions-kirche zu übernehmen und auch nichtdurch neuformulierte Bekenntnisse zuersetzen, sondern einfach auf dieSchrift zu verweisen, sicherte damalseinen Rationalitäts- und Modernitäts-vorsprung. Bekenntnisschriften sindschließlich nichts anderes als Zeugnisseder Rationalitätsgestalt des christlichenGlaubens in einer bestimmten Zeit undanlässlich einer bestimmten Entschei-dungssituation. Sie dokumentieren einegeistige Entwicklungsstufe des Glau-bens vor dem Hintergrund politischer,

kultureller, philosophischer oder theolo-gischer Auseinandersetzungen.

Verzichtet eine Kirche in ihrer Ord-nung auf Bekenntnisfixierungen ausvergangenen Zeiten, setzt sie sich auchnicht dem Verdacht aus, dass sie diegegenwärtige Gestaltung des Glaubensdurch Formulierungen der Vergangen-heit hinreichend bestimmt sieht. Viel-mehr muss um die lebensgemäße Ge-staltung und Sprachfähigkeit des Glau-bens immer wieder gerungen werden.

Im Nationalsozialismus etwa gab eskein reformatorisches Bekenntnis, dasgegen die Irrlehre der „DeutschenChristen“ und die Gleichschaltungs-wünsche des Staates den evangelischenStandpunkt deutlich und in die Zeit hi-nein nachvollziehbar aussagen konnte.Den Theologen unterschiedlicher Kon-fession gelang es jedoch, mit einem ge-meinsamen Wort eine sachgemäßeevangelische Sicht zu präsentieren.

Dabei zeigte sich, dass die lutheri-schen und reformierten Bekenntnis-schriften nicht selbst die Antwort ga-ben, sondern allenfalls auf eine mögli-che Antwort hinweisenden Charakterhatten. Die Antwort selbst musste auseiner dreifachen Motivation erfolgen:aus dem theologischen Gespür für dieUnhaltbarkeit der Position der „Deut-schen Christen“, aus dem politischenGespür für die Unrechtmäßigkeit derAnmaßungen des nationalsozialisti-schen Staates und aus dem ethischenGespür (also dem je persönlichenEthos) des persönlichen Gewissens fürdie jeder aufgeklärten Tradition zuwi-derlaufende Barbarei des Nationalso-zialismus. Protestantisch wurde dieAntwort, die mit der Barmer Theologi-schen Erklärung 1934 gegeben wurde,dadurch, dass die aus dem theologi-schen, politischen und ethischen Im-puls heraus entstandenen Affektedurch die Konfrontation mit dem bibli-schen Zeugnis zu Gewissheiten wurden,die man mit der Verbindlichkeit einesBekenntnisses in die Öffentlichkeit tra-gen konnte.

Diese Haltung ist ein Beispiel dafür,was die Autoren der pfälzischen Uni-onsurkunde gemeint haben könnten,als sie schrieben, „dass es zum inners-ten und heiligsten Wesen des Protes-tantismus gehört, immerfort auf derBahn wohlgeprüfter Wahrheit und echtreligiöser Aufklärung mit ungestörterGlaubensfreiheit mutig voranzuschrei-ten“. Aber gleichzeitig steckt in dieserHaltung auch die Mahnung, sich nichtim Schatten einmal gefundener Formu-lierungen sicher zu fühlen, sondern im-mer weiter zu suchen nach dem, wasaktuell aus der Sicht des Evangeliumsgesagt werden muss. Die Barmer Theo-logische Erklärung ist kein Ruhekissen,und deshalb sollte ihr – wie den ande-ren Bekenntnissen auch – mit gebüh-render Achtung begegnet werden.Mehr ist nicht nötig und wäre auchnicht gut. Martin Schuck

Emporenbild in der Speyerer Dreifaltigkeitskirche: Das erste Abendmahl nach der Union wird in der

Stiftskirche Kaiserslautern gefeiert. (Foto: Archiv)

Gebührende Achtung genügtDer Verweis auf die heilige Schrift relativiert die kirchlichen Bekenntnisse

Die Geschichte der Reformation zeigt, dass es notwendig war, die neue Theo-logie in Bekenntnisschriften zu fixieren – allein schon aus Gründen der not-wendigen Abgrenzung. Allerdings hat sich in den Transformationsprozessender Aufklärung gezeigt, dass sich das Selbstverständnis des Protestantismusnicht darauf beschränkt, die Theologie Luthers, Melanchthons oder Calvinsvollständig und authentisch durch die Zeit zu retten. Der Protestantismus hatals eigenständige Verwirklichung des Christlichen auch eine eigene Identitätherausgebildet, die zwar in der Reformation entstanden ist, aber in den Jahr-hunderten seither ihre Reife erfahren hat.

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Denkmale waren im 19. JahrhundertMittel, um Geschichte anschaulich zumachen. Geschichtsdeutungen wurdenmit den Denkmalen gleich mitgeliefert.Sie zu verbreiten und zur Durchsetzungzu verhelfen, war wichtiges Anliegen.

Das von Konrad Knoll aus feinstemCarrara-Marmor gearbeitete Denkmalin der Kaiserslauterer Stiftskirche zeigtzentrale Persönlichkeiten der Reforma-

tionsgeschichte. Da sind die überle-bensgroßen Figuren von Johannes Cal-vin und Martin Luther links und rechtsdes Mittelsockels. Der Mittelsockelselbst zeigt auf der Stirnseite UlrichZwingli, Martin Bucer und Philipp Me-lanchthon. Auf den Seiten finden sichder Reichsritter Franz von Sickingenund Ulrich von Hutten. Zum Unions-denkmal wird das Monument durch die

Aufschrift „Zur Erinnerung der Unionder Lutheraner und Reformirten derPfalz 1818. Errichtet 1883“, aber auchdurch die das Denkmal krönende Figurdes Religionsfriedens.

Im Hintergrund stehen verschiedeneInteressensgruppen: der das Denkmalinitiierende Protestantenverein, die Ge-neralsynode und das Königshaus derWittelsbacher. Knoll ließ 1875 eineBroschüre drucken, in der er über seineim Denkmal umgesetzte Geschichts-deutung Rechenschaft gibt. Für ihn be-stand ein enger Zusammenhang zwi-schen Reformation und nationalisti-scher Vaterlandsliebe, den er mit Si-ckingen und Hutten darstellte. Das Ver-mittlungspotential der Aufklärung hielter in der Figur des Religionsfriedensfest. Sie steht auf einem Wappen, dasden Speyerer Dom in der Umgestaltungdes 19. Jahrhunderts durch die Wittels-bacher zeigt. Knoll stilisiert das Königs-haus so zum Stifter des in der Unionerreichten „Religionsfriedens“.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurdedie Stiftskirche 1965 bis 1968 wiederaufgebaut. Das Denkmal wurde vomChorraum in eine Kapelle versetzt, dazuvom basalen Sockel genommen und soumgruppiert, dass die für die nationaleIdee stehenden Portraits der Ritter inden Hintergrund traten. Es blieben diereligiösen reformations- und unions-historischen Aussagen.

Was kann uns das Denkmal heutenoch sagen? „Schau mich an, dann be-kommst du Lust, dich mit der Ge-schichte deiner Region und deiner Lan-deskirche zu beschäftigen. Ich gebe dirviele Hinweise auf faszinierende Perso-nen und zentrale Ereignisse. Schaumich genauer an, dann siehst du Ge-schichtsdeutungen deiner Vorfahren,die dir fremd sind. Vielleicht wirst dunachdenken, was dir die Union bedeu-tet. Was steht heute an?“ Ich meine:sich um christliche Einheit mit Partnernaußerhalb des Protestantismus zu be-mühen, auch interreligiös Verständi-gung zu suchen, Gräben in der Gesell-schaft zu überbrücken, die religiös mo-tiviert sind, oder die gerade dadurchklaffen, weil Menschen heute wenigoder keine religiöse Bindung haben.Und was meinen Sie? Margarethe Hopf

Das Unionsdenkmal in Kaiserslautern macht Geschichte greifbar: die Reforma-tionsgeschichte in der Pfalz, die Unionsgeschichte unserer Landeskirche unddie Geschichte der Interpretation dieser historischen Geschehen in der zweitenHälfte des 19. Jahrhunderts und Ende der 1960er Jahre.

Das Unionsdenkmal im Chor der Stiftskirche Kaiserslautern aus dem Jahr 1883. (Foto: StA KL)

Union begreifenWas uns das Unionsdenkmal in Kaiserslautern sagt

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Der Direktor des Konsistoriums undKommissar der Unionssynode JohannWilhelm Fliesen wurde 1766 in Kaisers-lautern geboren. Der studierte Juristwirkte als leitender Kirchenrat des Ge-neralkonsistoriums in Worms, bevor er1816 als Regierungsrat in bayerischeDienste trat. Trotz seiner leitendenFunktion kann Fliesen nicht als der füh-rende Kopf des Konsistoriums angese-hen werden. Er hat sich im wesentli-chen auf die Rolle eines Vollzugsbeam-ten beschränkt und wenig Einfluss aufdie Gestalt der Unionskirche genom-men. Im Zuge der personellen Umge-staltung des liberalen Speyerer Konsis-toriums durch die bayerische Staatsre-gierung 1832 bis 1833 wurde Fliesennach Ansbach versetzt. Die führendenPersönlichkeiten im Konsistorium warender weltliche Rat Johann Friedrich Bu-tenschön und der lutherische Konsisto-rialrat Georg Friedrich Wilhelm Schultz.

Butenschön, 1764 in Holstein gebo-ren, studierte in Jena, Kiel und Heidel-

berg Philologie, Philosophie und Ge-schichte. In Straßburg nahm er als Mit-glied der jakobinischen Volksgesell-schaft und Redakteur der Revolutions-zeitungen „Argos“ und „Weltbote“ ander Französischen Revolution teil undlandete als Opfer der radikalen Jakobi-ner im Gefängnis. Nach seiner Freilas-sung war er in Colmar und Mainz alsLehrer tätig und durchlief eine steileKarriere im Unterrichtswesen, die in derOberaufsicht über sämtliche Erzie-hungseinrichtungen der Mainzer Aka-demie gipfelte. 1814 wurde er von derösterreichisch-bayerischen Verwaltungals Schulinspektor und 1815 als Konsis-torialrat übernommen. Als Kreisschul-rat, Herausgeber der „Neuen SpeyererZeitung“ und Konsistorialrat hatte Bu-tenschön maßgeblichen Anteil an derEntstehung und Verbreitung des Uni-onsgedankens und der Gründung derUnion. Als Verfasser der Verhandlungs-grundlagen der Synode und Hauptver-fasser des Katechismus prägte er den

aufgeklärten Geist der Unionskirchewesentlich mit. Auch nach seiner Pen-sionierung 1833 setzte er sich bis zuseinem Tode 1842 für die Grundsätzeder Unionsurkunde ein.

Georg Friedrich Wilhelm Schultz,1774 in Speyer geboren, war nach sei-nem Theologiestudium in Tübingen von1802 bis 1811 Pfarrer in Triest. Bevor er1815 die Pfarrstelle an der SpeyererDreifaltigkeitskirche übernahm, hatteer in Bergzabern und in Landau als lu-therischer Pfarrer das Gemeindelebenneu aufgebaut. 1816 wurde er zusam-men mit seinem reformierten KollegenJakob Lukas Weyer zum Konsistorialratdes Generalkonsistoriums in Speyer er-nannt. In der Unionssynode hieltSchultz die Eröffnungspredigt undsprach die Einsetzungsworte beimAbendmahl. Als Mitglied des Ausschus-ses für die kirchliche Lehre und Verfas-ser des Unionsgesangbuches prägte ernachhaltig den theologischen Geist derUnionskirche. Neben dem Dienst in derKirche wirkte Schultz in der Schulauf-sicht sowie als Mitglied des Landesra-tes und des Münchener Landtages.1838 wurde er als Konsistorialrat inden Ruhestand versetzt. Sein Pfarramtversah er bis zu seinem Tod 1842.

Jakob Lukas Weyer wurde 1771 inEssenheim bei Mainz geboren. Bevor er1815 die reformierte Gemeinde inSpeyer übernahm, war er Pfarrer inFreilaubersheim und in Kreuznach. We-gen einer schweren Krankheit konnteWeyer sich nur bedingt für die Unioneinsetzen, von deren Notwendigkeit erüberzeugt war. In der Unionssynodetrat er durch die Eröffnungsrede amzweiten Sitzungstag und die Abschlus-spredigt hervor. Noch vor der Einfüh-rung der Union in den Gemeinden starbWeyer am 30. November 1818.

Neben den Konsistorialräten setz-ten sich viele Persönlichkeiten für dieUnion ein. Maßgebliche Impulse für dieGeneralsynode gaben Geistliche wiePhilipp David Müller aus Mimbach(1773 bis 1848), Philipp Casimir Heintzaus Zweibrücken (1771 bis 1835) undPhilipp Friedrich Culmann aus Bergza-bern (1752 bis 1818). Werner Seeling

Aus dem Buch „Zeitbilder“, Evangelischer Presseverlag 1999.

Die Unionsbewegung im Kirchenvolk verdankt ihre Entstehung und Ausbrei-tung einer ganzen Reihe führender Persönlichkeiten. An erster Stelle sind hierdie Konsistorialräte in Speyer zu nennen, die durch ihre unionsfreundliche Politik den Unionswillen der Gemeinden vorantrieben und mittrugen.

Historienbild von Theodor Veil: Die Unionssynode im Stadthaus von Kaiserslautern. (Foto: Archiv)

Die Väter der UnionFührende Persönlichkeiten prägten die Anfangsjahre

1616

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Wir entdecken „unsere“ UnionDie Quellen der Union „lesbar machen“ – Angebote des Zentralarchivs

Doch das Unionsgeschehen ist mehr alsdie Generalsynode in Kaiserslautern,die dort vom 2. bis 16. August 1818tagte. Schon zuvor waren in einigenGemeinden unter dem Eindruck des300-jährigen ReformationsgedenkensUnionen geschlossen worden, wie etwain Speyer, Zweibrücken oder Offenbach.Diese Lokalunionen erfolgten von An-fang November 1817 bis März 1818und enthielten bereits Bestimmungen,die sich in der späteren Unionsurkundewiederfinden. Und nach der Generalsy-node ging es darum, die Union in denGemeinden im kirchlichen Alltagslebenumzusetzen.

Berichte aus den Pfarrämtern undZeugnisse des Geschehens in Kaisers-

lautern werden im Zentralarchiv derLandeskirche aufbewahrt und stehenInteressierten für die Einsicht zur Ver-fügung. Im Jahr des 200-jährigen Uni-onsgedenkens bietet das Archiv Grup-pen aus den Pfarrämtern Führungen an,die unter anderem folgende Fragen be-antworten: Wie spielte sich die Unionin unserer Gemeinde ab? Wenn unsereGemeinde nicht zu den ersten gehörte,wie vollzog sich dann die Union? Wurde auch gefeiert?

Die Union ist kein Ereignis, bei demeinfach ein Schalter umgelegt wurde.In einem längeren Prozess galt es zuklären, wie es etwa vor Ort mit der Be-nutzung der Kirchen gehalten werdensollte, wenn es eine lutherische und

eine reformierte Kirche gab. Bisweilenspendeten Gemeindeglieder Abend-mahlsgeschirr aus Anlass der Union,das sich bis heute erhalten hat. Aberzunächst einmal wurde die Union na-türlich auch gefeiert. Dafür hatte dasSpeyerer Konsistorium Richtlinien ver-öffentlicht, die vor allem eine beschei-dene Feier in immerhin geschmücktenKirchen vorsahen. Von diesen Feiernliegen zahlreiche Berichte vor, die ei-nen überaus anschaulichen Eindruckdavon vermitteln, wie unterschiedlichsie begangen wurden.

Bei der Archivführung werden aberauch andere Fragen zum Thema „Pro-testantisch durch die Jahrhunderte“ be-antwortet, denn schließlich beginnt dieGeschichte unserer Kirchengemeindenja nicht 1818. Außerdem stellt das Ar-chiv einige Dokumente zur Union aufseiner Homepage zur Verfügung, die diedamaligen Ereignisse beleuchten, unteranderem Beispiele für Lokalunionen undeinen Auszug aus dem Beschluss derGeneralsynode im August 1818 in Kai-serslautern: ab 15. Januar 2018 unterwww.zentralarchiv-speyer.de/service/archivpaedagogik.

Viele Quellen und einschlägige Lite-ratur gibt es auch gedruckt: im Zen-tralarchiv, in der Archivbibliothek undin der Bibliothek und Medienzentrale(www.kirchenbibliothek.de).

Gabriele Stüber/Christine Lauer

Die Union zwischen Lutheranern und Reformierten im Jahre 1818 verbindenviele Protestantinnen und Protestanten mit dem Bild vom Unionszug in Kai-serslautern. Marcus Theodosius Veiel (1787 bis 1856) gestaltete es in denJahren 1824 und 1825 für die Empore der Dreifaltigkeitskirche, wo es bisheute zu sehen ist. Das Erinnerungsbild fand als Druck und Jahresgabe desProtestantenvereins 1864 Eingang in viele protestantische Haushalte. WasVeiel zeigt, ist das Geschehen, wie es die Menschen am 2. August 1818 aufder Straße sahen: Die Synodalen begaben sich in einem langen Zug von derLutherkirche (heute Kleine Kirche) zur vormals reformierten Stiftskirche.

Ausschnitt aus der Präambel des Protokolls der Generalsynode vom August 1818. (Foto: ZASP)

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‰ Hinweis:Wir laden zum Entdecken der örtli-chen Kirchengeschichte ein, besuchenSie das Archiv in Speyer! Terminver-einbarungen unter: [email protected] oder Tel. 06232 667182/194.

Ausschnitt aus einem Konfirmationsschein. (Foto: ZASP)

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Im Zusammenhang mit den Befrei-ungskriegen gegen die napoleonischeHerrschaft hatte sich nationales Ge-dankengut ebenso entwickelt wie derWunsch nach Verfassungen, die in dendeutschen Staaten bisher nicht bestan-den. Doch die Fürsten lösten ihre aufden Schlachtfeldern der Befreiungs-kriege 1814/1815 gegebenen Verspre-chungen kaum ein. Liberale Bestrebun-gen wurden unterdrückt, Presse undPublizistik zensiert. Studentische Ver-bindungen (Burschenschaften) und Tur-nerbünde, in denen freiheitliches Ge-dankengut entwickelt und gepflegtwurde, waren verboten.

Die Pariser Juli-Revolution von 1830wirkte in dieser Situation wie Zündstoffund löste in Europa revolutionäre Unru-hen aus. Es kam zu Aufständen in denNiederlanden, in Polen und in Mittelita-lien. In Deutschland erstarkte die Ver-fassungsbewegung und damit die libe-rale Opposition. Die Forderungen nach

Pressefreiheit, nach Demokratie undVolkssouveränität wurden immer lauter.Die Journalisten Johann Georg AugustWirth und Philipp Jacob Siebenpfeiffergründeten im Februar 1832 den „Preß-und Vaterlandsverein“. Auf der Grundla-ge der Pressefreiheit sollte die Machtdes Geistes und der öffentlichen Mei-nung gegen die Fürstenmacht siegenund zu einem vereinten Deutschland indemokratischer Organisation führen.

Die Bewegung fand einen vorläufi-gen Höhepunkt im Hambacher Fest am27. Mai 1832. Zu diesem Fest hatteSiebenpfeiffer, Landkommissar in Hom-burg und mithin bayerischer Beamter,eingeladen. Der Ort war mit Bedachtgewählt, denn in der Pfalz boten dasimmer noch geltende französischeRecht (Code Civil), eine verhältnismä-ßig liberale Justiz und vor allem einebis zu diesem Zeitpunkt zurückhaltendeZensur besseren Schutz vor den Zugrif-fen des Polizeistaates. Pfarrer Ludwig

Karl Klöckner von Luthersbrunn hattedurch eine Predigt über „die freie Pres-se als Wort und Ruf Gottes an dieMenschen“ das Fest mit vorbereitet.Wie Klöckner sympathisierten zahlrei-che protestantische Pfarrer mit denIdeen des politischen Liberalismus.

Das Hambacher Fest war als Natio-nalfest der Deutschen gedacht undführte ca. 30000 Besucher aus allenTeilen Deutschlands zusammen. Franzo-sen und Polen wurden als Brüder in ei-nem freiheit lichen Europa begrüßt. DasHambacher Fest war damit die größteMassenveranstaltung in Deutschlandvor der Revolution von 1848. In etwa20 Reden zeigten sich republikanischeGesinnung und der Wunsch nach Über-windung der staatlichen ZersplitterungDeutschlands. Die schwarz-rot-golde-nen Fahnen der Burschenschaft solltenzum Symbol eines freien und geeintenDeutschlands werden.

Unter den Festrednern war auchPfarrer Heinrich Hochdörfer aus Sem-bach. Seine als zu radikal empfundeneRede wurde allerdings nicht in den of-fiziellen Festbericht aufgenommen.Hochdörfer gehörte neben Wirth undSiebenpfeiffer zu den Hauptangeklag-ten der Teilnehmer des Hambacher Fes-tes und wurde wegen Beleidigung derStaatsregierung zu zwei Jahren Haftverurteilt. Des Pfarrerberufs für unwür-dig erklärt, verlor er sein Pfarramt undwanderte in die Schweiz aus. AuchPfarrer Adolph Ernst Theodor Berkmannaus Einselthum, einer der wenigen spä-ter an der Revolution von 1848/1849beteiligten Geistlichen, nahm an demFest teil, ebenso zahlreiche PfälzerTheologiestudenten und Vikare, die nunauf der Fahndungsliste der Polizei standen.

Die bayerische Staatsregierungmachte das Konsistorium in Speyermitverantwortlich für die politischeEntwicklung in der Pfalz. Mit der Beru-fung des konservativen Erlanger Theo-logieprofessors Isaak Rust 1833 zumErsten Geistlichen Rat des KöniglichenKonsistoriums sollte die Ordnung imMünchener Sinne wiederhergestelltwerden. Gabriele Stüber

Aus dem Buch „Zeitbilder“, Evangelischer Presseverlag 1999.

Das Hambacher Schloß: Im Jahre 1832 hat dieser Ort Geschichte geschrieben. (Foto: Archiv)

Ein Signal der FreiheitBeim Hambacher Fest zeigen auch Theologen Flagge

Das Hambacher Schloss gehört zu den wichtigsten Orten der deutschen De-mokratie- und Freiheitsgeschichte. Am 27. Mai 1832 zogen Tausende vonMenschen unter dem Geläut aller Glocken vom Neustadter Marktplatz zurSchlossruine nach Hambach, um unter dem Deckmantel eines Festes für eingeeintes Deutschland und für die bürgerlichen Freiheiten zu demonstrieren.Zu den Protagonisten des Festes gehörte neben mehreren Pfarrern auch dasMitglied der Generalsynode Philipp Jakob Siebenpfeiffer.

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Bibliothek und Medienzentrale der Evangelischen Kirche derPfalz, Roßmarktstraße 4, 67346 Speyer, Tel.: 06232 667-415,E-Mail: [email protected], Öffnungszeiten: Mo-Do9-12 Uhr; Mo, Di, Do 14-16 Uhr, www.kirchenbibliothek.de

Die Kirchenunion in der pfälzischen (Kirchen-)Geschichte– Benrath, Gustav Adolf: Die Entstehung und der Cha-

rakter der pfälzischen Kirchenunion 1818. In: Ders.,Reformation – Union – Erweckung. Beispiele aus derKirchengeschichte Südwestdeutschlands. Hrsg. v. KlausBümlein [u.a.] (VIEG 228). Göttingen 2012, S. 165-181.[Aa 2417/228]

– Bonkhoff, Bernhard H.: Geschichte der VereinigtenProtestantisch-Evangelisch-Christlichen Kirche derPfalz. Bd. 1: 1818-1918. St. Ingbert 2016. [50 X 26]Zur Union: S. 1-57.

– Himmighöfer, Traudel: Die evangelische Kirche derPfalz in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In: „aufewige Zeiten zugehören“. Die Entstehung der bayeri-schen Pfalz 1816. Hrsg. von Lenelotte Möller [u.a.].Ubstadt-Weiher [u.a.] 2016, S. 173-181. [Gp 4]

– Himmighöfer, Traudel: Zweihundert Jahre pfälzischeKirchenunion. Die Geburtsstunde der EvangelischenKirche der Pfalz schlug im Jahr 1818 in Kaiserslautern.In: Pilger-Kalender. Kalender für das Bistum Speyer 97(2018), S. 81-87. [L 281/97]

– Protestantisch – Evangelisch – Christlich. Werdenund Profil unserer pfälzischen Kirche. Eine Ausstellungzum 175-jährigen Jubiläum der pfälzischen Kirchen-union 1818-1993. Ausstellungskatalog. Hrsg. v. WernerSchwartz [u.a.]. Kaiserslautern 1993. [Aa 2944]

– Scherer, Karl: Zum Verhältnis Pfalz-Bayern in den Jah-ren 1816-1848. In: Die Pfalz und Bayern 1816-1956.Hrsg. v. Hans Fenske. Speyer 1998, S. 9-40. [M 1614/94]

– Schunk, Erich: Der Anschluss der Pfalz an Bayern1814/16 und die Entstehung der pfälzischen Unions-kirche. In: BPfKG 83 (2016), S. 69-79. [L 502/83]

– Vielfalt in der der Einheit. Theologisches Studienbuchzum 175-jährigen Jubiläum der pfälzischen Kirchen-union. Hrsg. v. Richard Ziegert. Speyer 1993. [Aa 2731]33 Aufsätze, darunter mehrere zur Geschichte und Aus-gestaltung der Union.

– Zeitbilder aus der Geschichte der protestantischenKirche in der Pfalz von der Reformation bis in dieGegenwart. Redaktionskreis: Traudel Himmighöfer/Werner Schwartz/Gabriele Stüber/Karlheinz Nestle.Speyer 21999. [50 X 23]Bebilderte Kurzbeiträge zur Union: S. 56-71.

– 175 Jahre pfälzische Kirchenunion. In: Der Turmhahn37 (1993), H. 3-6 [L 434/37,3-6a]Beiträge u.a.: Der Kirchenbau nach der Union; Zur Ge-schichte der Unionsbilder in der Dreifaltigkeitskirche zuSpeyer; Die Väter der Union.

Quellen zur Kirchenunion– Müller, Johannes: Die Vorgeschichte der pfälzischen

Union. Eine Untersuchung ihrer Motive, ihrer Entwick-lung und ihrer Hintergründe im Zusammenhange derallgemeinen Kirchengeschichte. Witten 1967. [Aa 1707]Grundlegend zu Vorgeschichte und Anfangsjahre derUnion (461 S.). Enthält einen „Dokumentenanhang“(166 S.), u.a. mit den Texten der Partikularunionen.

– Quellenbuch zur Pfälzischen Kirchenunion und ihrerWirkungsgeschichte bis zur Mitte des 19. Jahrhun-derts. Hrsg. v. Landeskirchenrat der Evangelische Kircheder Pfalz (Protestantische Landeskirche). Speyer 1993(VVPfKG 18) (Texte, Dokumente 4). [50 X 73]Enthält 124 Quellen zur Kirchenunion, darunter die Uni-onsurkunde in ihren verschiedenen Fassungen (Nr. 42).

Akteure und Themen der pfälzischen Kirchenunion– Bümlein, Klaus: Johann Friedrich Bu-

tenschoen (1764–1842). In: PfälzerLebensbilder. Hrsg. v. Hartmut Hart-hausen. Bd. 8. Speyer 2014, S. 45–79.[ M 1614/115]

– Cherdron, Eberhard: „… erkennt kei-nen anderen Glaubensgrund nochLehrnorm als allein die heiligeSchrift“. Die pfälzische Unionskirche

und ihr Bekenntnis. Speyer 2017. [Ca 200/34]– Lößl, Hans Georg: Der erste Katechismus der pfälzi-

schen Unionskirche 1821-1853. Freiburg i.B. 1970.[Aa 1830]

– Müller, Johannes: Die Bekenntnisfrage in der pfälzi-schen Unionskirche. In: BPfKG 28 (1961), S. 123-174.[L 502/28]

– Müller, Johannes: Zum Abendmahlsverständnis derpfälzischen Unionskirche. In: BPfKG 27 (1960), S. 36-52. 89-116. [L 502/27]

– Stoll-Rummel, Ute E.: Das pfälzische Unionsgesang-buch von 1823. Entstehung und theologisches Profil.In: BPfKG 61 (1994), S. 45 -81. [L 502/61]

– Schnauber, Sonja: Georg Friedrich Wilhelm Schultz(1774-1842). Mitbegründer der pfälzischen Union von1818. Speyer 1987 (VVPfKG 13). [Aa 2480]

Bibliographie zur pfälzischen KirchenunionDie Bibliothek und Medienzentrale der Evangelischen Kirche der Pfalz (BMZ) in Speyer verfügtüber vielfältiges Material zur Kirchenunion; hier eine kleine Auswahl. Alle Bücher und Mediensind kostenlos entleihbar. Anfang 2018 stellt die BMZ eine umfangreiche Literaturliste „Zwei-hundert Jahre pfälzische Kirchenunion“ ins Netz: www.kirchenbibliothek.de ‰ Themenhefte.

200 Jahre Kirchenunion

J. F. Butenschoen

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200 Jahre Kirchenunion

Die Zeit war reif zur Kirchenunion

Der Homburger Kirchenhistoriker Bern-hard H. Bonkhoff hat pünktlich zumUnionsjubiläum ein Buch über die Vor-geschichte, die Durchführung und denFortgang der Kirchenunion in der Pfalzvorgelegt.

Nach dem Sieg über Napoleon wur-de auf dem Wiener Kongress Europaneu geordnet. Das Rheinland und die

Saargegend kamen an Preußen, die linksrheinische Pfalz kaman Bayern. Zwischen beiden fügte man drei kleine Distanz-halter ein: das zu Sachsen-Coburg-Gotha geschlagene Fürs-tentum Lichtenberg um St. Wendel, das zu Oldenburg gehö-rende Fürstentum Birkenfeld und das von Hessen-Homburgregierte Meisenheimer Ländchen. In den neu geschaffenenProvinzen musste auch eine Neuordnung der kirchlichen Ver-hältnisse durchgeführt werden. Die Befreiungskriege und das

Zueinanderfinden der deutschenEinzelstaaten bewirkten zusam-men mit den großen Feiern des300. Jubiläums von Luthers The-senanschlag 1817 in vielenPfarreien den Entschluss, ausden bisher getrennten Refor-mierten und Lutheranern einegemeinsame evangelische Kir-che zu schaffen. Inzwischenwaren in bisher rein katholi-schen Städten wie Koblenz,Trier, Mainz, Bamberg und

München protestantische Gemeinden entstanden, die sichnicht mehr in lutherisch und reformiert auseinanderdividie-ren ließen. Die Zeit war reif zur Kirchenunion.

In der Pfalz geschah dies im Sommer 1818 nach einerAbstimmung aller evangelischen Haushaltungen. 40167stimmten für die Union, nur 539 dagegen. Eine Generalsyno-de aus den Mitgliedern des Konsistoriums, den Dekanen unddelegierten Pfarrern und Presbytern schuf in Kaiserslauterndie Vereinigte Protestantisch-Evangelisch-Christliche Kirchedes Rheinkreises. Bisher trennende Lehrpunkte wurden neugestaltet, Gottesdienstablauf und Kirchenorganisation wur-den neu festgesetzt.

Die heilige Schrift als Lehrnorm

Als ein „kleines Geschenk“ an seine„geliebte pfälzische Landeskirche“ hatKirchenpräsident i. R. Eberhard Cher-dron ein Buch über die pfälzische Uni-onskirche und ihr Bekenntnis veröf-fentlicht. Unter dem Titel „…erkenntkeinen anderen Glaubensgrund nochLehrnorm als allein die heilige Schrift“soll die 80-seitige Publikation im Uni-onsjubiläumsjahr 2018 zu einer „Kirchengeschichte im Dia-log“ anregen, erklärt der Verfasser.

Cherdron, der von 1998 bis2008 Kirchenpräsident derEvangelischen Kirche der Pfalzwar, geht in seiner Studie u.a.der Frage nach der Bedeutungder Kirchenunion und nach den„Grundlagen unseres Glaubensund Bekennens“ nach. Zugleichverstehe er die Publikation auchals ein Dankeschön an die Lan-deskirche: „Für vieles, auch diemannigfaltigen guten persönli-

chen Beziehungen, die im Älterwerden sich als tragfähig erweisen“.

Hinweis: Das Buch „…erkennt keinen anderen Glaubens-grund noch Lehrnorm als allein die heilige Schrift. Die pfälzische Unionskirche und ihr Bekenntnis“ von Eberhard Cherdron ist erschienen im Verlagshaus Speyer GmbH, 2017,ISBN 978-3-939512-89-9. lk

200 Jahre danach lässt der Aufsatzband die Vorgeschich-te, die Durchführung und den Fortgang der Kirchenvereini-gung anhand neuer Forschungsergebnisse Revue passierenund zieht die Linien aus bis in die kirchliche Gegenwart.

Das von der Kreisgruppe Kusel des Historischen Vereinsder Pfalz herausgegebene Buch „Muthig voranschreiten –Beiträge zum 200. Jubiläum der Kirchenunion in der Pfalz“hat 464 Seiten und ist für 24,90 Euro im Conte-Verlag,St. Ingbert, erschienen. lk

Unionsjubiläum in Wort und Bild

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200 Jahre Kirchenunion

Luther und die PfalzNeupräsentation zur Geschichte der Evangelischen Kirche der Pfalz

Seit dem 22. November 2017 präsentiert sich die Ausstel-lung zur Geschichte der Evangelischen Kirche der Pfalz imHistorischen Museum der Pfalz neu. Das moderne Ausstel-lungskonzept mit großformatigen Leuchtbildern, einer Hör-und Medienstation, einem Film zur Reformationsgeschichtesowie ausgewählten Exponaten gibt einen Überblick über500 Jahre Protestantismus von der frühen Reformationszeitbis in die Gegenwart. Seit 1961 befindet sich die Sammlungzur Geschichte der Evangelischen Kirche der Pfalz im Histo-rischen Museum der Pfalz.

Herausragende Exponate wie eine Lutherbibel, ein Exem-plar des „Heidelberger Katechismus“ sowie zwei Wappen -halter vom ehemaligen Speyerer Ratshof ergänzen die Prä-sentation. Daneben veranschaulichen das Gemälde des Kurfürsten Ludwig V. und das Historienbild des 1529 inSpeyer abgehaltenen Protestations-Reichstags die regiona-len Bezüge. Aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammenAbendmahlsgeräte und Kirchenstuhlschilder. Eine Kirchen-bank aus der Speyerer Gedächtniskirche sowie Diakonissen-hauben und Fotografien verweisen in das 20. Jahrhundert.

500 Jahre ProtestantismusIm Zentrum der Betrachtung stehendie reformatorischen Schlüsselgestal-ten Martin Luther, Philipp Melan-chthon, Martin Butzer, HuldrychZwingli, Johannes Calvin und der re-formierte Heidelberger Theologe Za-charias Ursinus, wobei der „Heidel-berger Katechismus“ von Ursinuseine bis heute wichtige Bekennt-nisschrift der Reformierten dar-stellt. Darüber hinaus nimmt dieAusstellung Bezug auf den Bau-ernkrieg, die Kirchenunion von1818 sowie die Gedächtniskirche in Speyer.

Die Ausstellung „Luther, die Protestanten und die Pfalz“wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierungfür Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deut-schen Bundestages und der Evangelischen Kirche der Pfalz(Protestantische Landeskirche).

Das Historische Museum der Pfalz ist geöffnet: Di-So,10-18 Uhr. Weitere Infos: www.museum.speyer.de lk

Von der Reformation zur UnionMuseum in Kaiserslautern erweitert Ausstellung

Um die Geschichte der Pfälzer Kirchenunion von 1818 er-weitert im Januar 2018 das Stadtmuseum Kaiserslautern dieAusstellung „Neuer Himmel, Neue Erde - die Reformation inder Pfalz“, die seit September 2017 im Wadgasserhof desMuseum gezeigt wird. „Die Kirchenunion im Jahr 1818 stehtin unmittelbarer Folge zum 300jährigen Reformationsjubilä-um und ist damit eine kirchen- und regionalgeschichtlicheBesonderheit, die ,Luther 2017‘ noch in das Folgejahr weiterträgt“, erklärt Museumsleiter Bernd Klesmann.

Die Reformation ist weit mehr als ein ausschließlichtheologisches Thema: Sie stieß Prozesse an, die auf die Mo-derne vorausweisen. Die Ausstellung spürt neben den kir-chengeschichtlichen Aspekten vor allem den politischen, so-zialen und kulturellen Spuren der Reformation nach, die un-sere Gegenwart bis heute prägen.

Die Ausstellung richtet ihren Focus auf die Pfalz. Dasliegt nicht nur an der regionalen Verbundenheit der Ausstel-lungsmacher, sondern trägt auch der Tatsache Rechnung,dass die Pfalz eines der Kernländer der Reformation darstellt.Die beiden Reichstage von Worms (1521) und Speyer (1529)waren bedeutende Etappen der Reformationsgeschichte.1522 feierten Anhänger von Luthers Lehre den ersten pro-testantischen Gottesdienst in der Pfalz in Franz von Sickin-gens „Herberge der Gerechtigkeit“ auf der Ebernburg undseit Ostern 1533 wurde in Pfalz-Zweibrücken mit dem Auf-bau einer protestantischen Landeskirche begonnen. Ver-schiedene Exponate erläutern die Geschichte der Reformati-on in Kaiserslautern und die lokalen Bezüge.

Die Ausstellung ist ein Projekt der Stadtmuseen Zweibrü-cken, Kaiserslautern und Ludwigshafen in Kooperation mitder Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landes-kirche).

Die Ausstellung läuft bis zum 30. Juni 2018 im Stadt -museum Kaiserslautern, Wadgasserhof; Öffnungszeiten: Mi-Fr, 10-17 Uhr; Sa/So, 11-18 Uhr. Weitere Infos: www.stadtmuseum-kl.de lk

Museumleiter Bernd Klesmann (rechts) zeigt die Ausstellung. (Foto: lk)

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200 Jahre Kirchenunion

„Sichtbares Zeichen des Glaubensund der Geschichte“

Der Verein für Pfälzische Kirchengeschichte, der BauvereinDreifaltigkeitskirche und die Kirchengemeinde haben inSpeyer die Jubiläumsfestschrift „Dreihundert Jahre Dreifal-tigkeitskirche“ präsentiert. Das 552 Seiten starke Werk, andem über 30 Autoren mitgearbeitet haben, ist auch eineumfassende Skizze des städtischen und kirchlichen Lebens inSpeyer von der Reformation bis heute. Der Schwerpunkt derin drei Teile gegliederten Jubiläumsschrift liegt nach denWorten von Oberkirchenrat i.R. Klaus Bümlein auf der Zeitvon der Grundsteinlegung 1701 bis zur Einweihung am 31.

Oktober 1717. In zehn wissen-schaftlich fundierten Beiträgenwerden hier Baugeschichte undAusstattung der ehemals lu-therischen Stadtkirche unter-sucht.

Die ausdrucksstarken De-cken- und Wandbilder derDreifaltigkeitskirche, ein „Juwelbarocker Baukunst“, inspirier-ten bis heute, schreibt Kirchen-präsident Christian Schad inseinem Grußwort zu dem Jubi-läumsbuch. „Sie sprechen in

anderer Weise als das gepredigte Wort. Beides zusammenhilft uns zum Glauben: Das Bild, das aufs Wort merken lässt.Und das biblische Wort, das immer auch Bildwort ist.“

Ende Oktober 2017 feierte die Gemeinde den Abschlussaufwändiger Renovierungsarbeiten. Die Innenrenovierungnahm mehr als zwei Jahre in Anspruch. Die Sanierung der„Bilderkirche“ haben der Bund und die Deutsche StiftungDenkmalpflege, das Land Rheinland-Pfalz, die Stadt Speyerund die Evangelische Kirche der Pfalz finanziert. 25 Prozentder Bausumme haben nach Angaben des Bauvereinsvorsit-zenden Henri Franck die Bürger durch Spenden beigetragen.

Hinweis: Die Festschrift „Dreihundert Jahre Dreifaltig-keitskirche Speyer“ (552 Seiten) ist Band Nr. 33 der Veröf-fentlichungen des Vereins für Pfälzische Kirchengeschichte.Herausageber sind Klaus Bümlein, Christiane Brodersen undChristine Lauer. Das Buch ist erschienen im Llux Verlag Lud-wigshafen. Es kostet 24,80 Euro und kann über das Zentral-archiv der Landeskirche, Domplatz 6, 67346 Speyer, Telefon:06232 667-180, E-Mail: [email protected] bestellt werden. lk

Ausstellungen für die Gemeinden

„Einblicke“ in Aufgaben und Ange-bote, Ansichten und … der Evangeli-schen Kirche der Pfalz bietet dieWanderausstellung „Heimat – Kir-che – Pfalz“, die zum Unionsjubilä-um präsentiert wird. Grundlage derDIN A2 großen Fotos sind die Mo-tive der gleichnamigen Öffentlich-keitsinitiative, die im Jahr 2010startete. Die Bilder laden dazu ein,unsere Kirche mitten in der unsvertrauten Landschaft zu entde-cken, sowie die Tätigkeitsfelder zuerkunden. Die einzelnen Motive erge-ben ein repräsentatives Gesamtbild unserer Landeskirche.

Leitmotiv ist das Motiv der Kirchenbank. Diese Bank sollfür unsere Kirche stehen. Sie steht eben nicht nur in und fürunsere Kirchengebäude, Kirche ereignet sich auch in derSchule, in der Kindertagestätte, im Industriebetrieb und imKrankenhaus, in der Natur, an beschaulichen und histori-schen Plätzen. Die Kirchenbank soll dazu einladen, auf ihrPlatz zu nehmen. Die Accessoires zeigen auch, dass Men-schen bereits darauf Platz genommen haben, sie für sichentdeckt haben. Die Ausstellung kann kostenlos über das Projektbüro

Reformations- und Unionsjubiläum ausgeliehen werden.Kontakt: Simone Saenger-Herber, Telefon: 06232 667-319, E-Mail: [email protected]

Weiterhin können kostenfrei ausgeliehen werden:Evangelisch - Was heißt das?: Die Ausstellung erläutertzehn Grundbegriffe, die vor dem Hintergrund biblischerGrundlagen, der Reformation und ihrer aktuellen Bedeutungbeleuchtet werden.

Here I stand: „Martin Luther, die Reformation und dieFolgen“ zeigt die Umbrüche des 16. Jahrhunderts. Sie um-fasst bis zu 30 Poster im Format DIN A1 (84,1 x 59,4 Zenti-meter, 4/0-farbig).

Der G-Code – Reformation zum Hören: War Martin Lu-ther ein Feminist? Welche Rolle hat Katharina von Bora fürdie Reformation gespielt? Und wie können wir heute refor-matorisch von Gott sprechen? Antworten auf diese und an-dere Fragen gibt ein reformatorischer Hörweg, der in fünfStationen Themen der Reformation behandelt.

Kostenpflichtig ausgeliehen werden kann über das Zentralarchiv

Lutherbilder aus sechs Jahrhunderten: Die Präsentationzeigt 40 Lutherbilder aus dem öffentlichen, kirchlichen undhäuslichen Raum und bietet dazu Begleittexte. Ausleihe unter Telefon: 06232 667-182/282, E-Mail: archiv@evkirche pfalz.de

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Die Landeskirche hat sich das Ziel gesetzt, den CO2-Ausstoßin den Bereichen Gebäude, Mobilität und Beschaffung bis2020 um 40 Prozent zu senken (Basisjahr 2005). Das istmöglich, wenn flächendeckend Kirchengemeinden in ihrenGebäuden durch Effizienzmaßnahmen den Energieverbrauchreduzieren und zusätzlich erneuerbare Energieträger nutzen.Die Kampagne „Minus 40 Prozent CO2 – wir machen mit“,die von der Arbeitsstelle Frieden und Umwelt koordiniertwird, möchte Kirchengemeinden motivieren, sich das 40-Prozent-Ziel zu eigen zu machen und es in ihrem Wirkungs-bereich zu verfolgen.

Dank des Energiemanagements in den Kirchengemeindenhat die Landeskirche das Ziel erreicht, im Gebäudebereichbis 2015 den Ausstoß von CO2 um 25 Prozent zu senken.Doch das nächste Klimaschutzziel erfordert zusätzlichesEnga gement. „Weitere Anstrengungen sind nötig, um das40-Prozent-Ziel der Landessynode bis 2020 zu erreichen. Jemehr Kirchengemeinden bei dieser Kampagne mitmachen,desto schneller kann es gelingen, unseren Beitrag zumSchutz der Schöpfung Gottes zu leisten“, so Kirchenpräsi-dent Christian Schad.

Die Kirchengemeinde wird dabei in vielfältiger Weisedurch Beratungsleistungen und finanzielle Hilfen seitens derLandeskirche unterstützt. Als erstes spendiert die Landeskir-che einen umfassenden Energiecheck durch Fachleute fürEnergieeffizienz, die alle Gebäude der Kirchengemeinde be-gutachten. Auf der Grundlage dieser Expertise erstellt dieKirchengemeinde einen Maßnahmenplan. Für die Umsetzungder Projekte des Maßnahmenplans wird den Kirchengemein-den ein finanzieller Zuschuss in Höhe von 50 Prozent der

Kosten bis maximal 2500 Euro pro Kirchengemeinde zur Ver-fügung gestellt.

Es werden sowohl klassische Baumaßnahmen gefördertals auch Projekte, die gegebenenfalls von den Sonderbau-mitteln mit der Zweckbindung Klimaschutz wegen der 5000Euro-Grenze nicht profitieren können sowie Projekte aus denBereichen Beschaffung, Mobilität oder Umweltbildung.

Die Arbeitsstelle Frieden und Umwelt hat zu der Mit-machkampagne ein Begleitheft erarbeitet, in dem alleSchritte von der Anmeldung über eine Positivliste der geför-derten Maßnahmen bis hin zur Öffentlichkeitarbeit darge-stellt werden. Das Begleitheft wird den Gemeinden und denEnergiebeauftragten in den nächsten Wochen zugestellt.Weitere Exemplarekönnen bei der Ar-beitsstelle Friedenund Umwelt ange-fordert werden.

Nutzen für die Kirchengemeinde

• Unterstützung bei der Umsetzung des biblischen Auftrags• Entlastung der Haushalte durch langfristig geringere Energiekosten• Übernahme der Kosten und Organisation einer Energieberatung• Finanzielle Unterstützung

– 1000 Euro für die Aufstellung eines Maßnahmenplans– Zuschuss von 50 Prozent bis zu einem Förderbetrag von insgesamt 2500 Euro für umgesetzte Klima-schutzmaßnahmen pro Kirchengemeinde

• Stärkung des Energiemanagements und der Energiebeauftragten• Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit

Fragen zum Projekt beantwortet das Projektteam der Arbeitsstelle Frieden und Umwelt. E-Mail: [email protected]

Mitmachkampagne gestartetBeratung und finanzielle Unterstützung für das Ziel der Landeskirche „Minus 40 Prozent CO2 bis 2020“

Page 24: aus der Evangelischen Kirche der Pfalz...Dejan Vilov Als Reformierter in der Pfalz 7 Andreas Funke Abendmahl in der Union 8 Paul Metzger Die Stadt der Union 9 Dorothee Wüst Ausstattung

Evangelische Kirche der Pfalz, Landeskirchenrat, Öffentlichkeitsreferat, Domplatz 5, 67346 Speyer/Rhein P 3730 FPostvertriebsstückGebühr bezahlt

Mutig voran

Tagebuch der Landeskirche

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Das Öffentlichkeitsreferat schickt Ihnen gerne folgende Informationen zu:

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Die geplante Kurzfilmdokumentation der Landeskirche sollauf den Spuren der Union quer durch zwei Jahrhunderte ei-len. Dazu wird der freie Filmemacher Bernd Schmitt (SWRund „Pfalz bewegt“) sich mutig voran in Archivmaterial stür-zen und bewegte Szenen der frühen Filmjahre sichten.

Wir suchen darum filmisches Material aus dem kirchli-chen Leben. Aus der Zeit, als die Bilder laufen lernten. Esgeht um aufgezeichnete Taufen, Konfirmationen, Konzerte,Kirchweihfeste, Glockenweihen, Diakoniejubiläen, Gemein-defeste, Jugendfreizeiten oder was immer. Gesucht werdenbesondere oder auch besonders banale Szenen der 1940erbis 1990er Jahre. Ob schwarz weiß oder farbig, Schmalfilm,Super 8, Doppel 8, VHS oder andere Formate, jedwedes Zel-luloid kann eingereicht werden.

Jeder Einsender erhält das eigene Material zurück, alskleines Dankschön auch in digitalisierter Form. Die Auswahlund Ausstrahlung einzelner Szenen ist vorbehaltlich, dieRechtefragen werden selbstredend geklärt. Die Filmdoku sollEnde Januar 2018 erstellt sein. Sie wird multimedial bewor-ben und steht für schulische und gemeindliche Zwecke zurVerfügung. Wir bitten um Einsendung bis zum 7. Januar 2018an das Projektbüro Reformation-Union, Domplatz 5,67346 Speyer, E-Mail: Reformation-Union@ evkirchepfalz.de.Foto: Landry/lk

� Broschüre: Taufe

� Broschüre: Trauung

� Broschüre: Beerdigung

� Broschüre „Mutig voran.

Anstöße, Anregungen,

Aktionen“

� Bilderbuch

„Heimat | Kirche | Pfalz“

(4,95 Euro)