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Aktuelles aus Franken 16 Rebe & Wein 4/2012 D ie Mitarbeiter der Baye- rischen Landesanstalt vermehrten und prüften in den vergangenen zehn Jah- ren interessante Silvanerre- ben. Die ersten aussichtsrei- chen neuen Klone sind nun beim Bundessortenamt ein- getragen. Sie sollen den Win- zern zwei wesentliche Vor- teile bringen: Es sind keine Ausdünnungsmaßnahmen nötig und die Trauben sind weniger anfällig für Fäulnis. Alte Rebsorten in alten Wein- bergen entdecken, prüfen und weitergeben – das ist die Auf- gabe von Josef Engelhart von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim. Er vermehrt seit 1999 wertvolle Silvanerreben aus alten fränki- schen Weinbergen und beob- achtet ihre Eigenschaften. Mit Erfolg: Nach mehrjähriger Prü- fung ließ die Abteilung Wein- bau der LWG jetzt die ersten aussichtsreichen lockerbeeri- gen Silvanerklone beim Bun- dessortenamt eintragen. Sie dürfen nun von den fränki- schen Winzern angebaut wer- den. Seit 1991 macht sich die Kli- maerwärmung im Weinbau be- merkbar und die Erträge bei Silvaner steigen. Nun müssen die Winzer im Spätsommer die Reben aufwendig ausdünnen. Nur so können sie die Qualität steigern und die Hektarhöchst- ertragsgrenze von 90 Hektoli- tern pro Hektar nicht über- schreiten. Die Forderung nach lockerbeerigen Silvanern mit weniger Ertrag und einer höhe- ren Festigkeit gegen Trauben- fäule wurde laut. Zum Glück hat Franken noch alte Weinberge, die älter als 50 Jahre sind und in denen eine große genetische Vielfalt vor- handen ist. „Dort gedeihen noch Grüner, Gelber, Roter und Blauer Silvaner direkt neben- einander“, weiß Josef Engel- hart. Die neuen Klone vorgestellt Die ersten aussichtsreichen neuen Klone „Grüner Silvaner 9929“, „Grüner Silvaner Wü 0115“ und „Grüner Silva- ner Wü 0318“ sind nun beim Bundessortenamt eingetragen. „Sie bringen den Winzern zwei wesentliche Vorteile“, erklärt Dr. Arnold Schwab, Leiter des LWG-Sachgebiets Weinbau und Qualitätsmanagement: „Es sind keine Ausdünnungsmaßnah- men nötig und die Trauben sind weniger anfällig für Fäul- nis.“ Der Silvaner Wü 9929 ist ein verbesserter ertragssicherer Klon mit etwas lockerer Trauben- struktur. „Der Ertrag liegt etwa zwanzig Prozent unter dem alt- bewährter Silvanerklonen, der Zucker- und Gesamtsäuregehalt ist geringfügig höher“, erklärt Schwab. Diese Sorte sei prädesti- niert für die Erzeugung von Ka- binett- und Spätleseweinen und für Traubenerzeuger geeignet. Der Silvaner Wü 0115 ist ein „Premiumklon“ mit grüngelben Beeren und einem deutlich re- duzierten Behang. „Der Durch- schnittsertrag liegt ohne spezi- elle Ausdünnungsarbeiten bei etwa zwei Drittel der ertragssi- cheren Klone“, sagt Schwab. Die Trauben seien kleiner und sehr lockerbeerig mit etwas kleineren Beeren. Der Klon sei etwas schwächer im Wuchs als alle anderen Silvaner. Silvaner Wü 0318 ist ebenfalls ein „Premiumklon“ mit den glei- chen Eigenschaften wie Silvaner Wü 0115, aber mit späterer Rei- fe und einer deutlich erhöhten Gesamtsäure bei einem norma- len kräftigen Wuchs. „Diese Premiumklone sind geeignet für die Erzeugung von feinen Spät- und Ausleseweinen, da die Bee- ren sehr lange am Stock reifen können“, betont Schwab. Auch in Fass und Glas haben die drei alten-neuen Silvaner den Test bestanden: „Ihre Weine schmecken im Vergleich zu den Standardklonen sehr fruchtig“, weiß LWG-Kellermeister Matt- hias Krönert. Die Premiumklone bringen deutlich mehr Aromen wie Honigmelone, Williams- Christ-Birne und reife Mirabelle in den Wein und verhelfen ihm zu einer angenehmen Lebendig- keit und Vollmundigkeit.“ Pflanzgut bestellen Vermehrungsanlagen für die neuen Silvanerklone befinden sich schon im Aufbau. Die LWG-Experten schätzen, dass ab dem Erntejahr 2012 genü- gend Edelreiser für den fränki- schen Bedarf zur Verfügung stehen. Pflanzgut kann somit für die Pflanzung 2014 bei den Mitgliedern der Erzeugerge- meinschaft fränkischer Reb- pflanzguterzeuger bestellt wer- den. lwg Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) Neue Würzburger Silvanerklone Links eine Traube vom ertragssicheren Silvaner und rechts eine Traube vom neuen Premiumklon Silvaner Wü 0115 Bild: Engelhart, LWG Landwein und Rebsorten- oder Jahrgangswein Kontrollverfahren vorgeschrieben Die Regierung von Unterfranken, Weinprüfstelle, teilt mit: Mit der Ver- ordnung (EG) Nr. 479/2008 wurden auch für Weine mit geschützter geografischer Angabe (in Deutschland „Landweine“) sowie für Rebsor- ten-/Jahrgangsweine („Deutscher Wein“) Kontrollverfahren vorgeschrie- ben. Die Zulässigkeit des Inverkehrbringens der Weine hängt auch da- von ab, ob die einschlägigen EU-Kontrollvorgaben erfüllt werden. Dazu gehört die Aufnahme aller Erzeuger und Abfüller in ein Kontrollsystem. Die zur Umsetzung erforderlichen bayerischen Vorschriften werden demnächst erlassen. Um möglichen Problemen bei der Vermarktung vorzubeugen, empfeh- len wir allen bayerischen Erzeugern und Abfüllern von Landwein und Reb- sorten- beziehungsweise Jahrgangswein, sofern sie noch keine Betriebs- nummer haben, diese umgehend bei der Regierung von Unterfranken formlos zu beantragen. Darüber hinaus sind künftig alle Erzeuger und Ab- füller (auch diejenigen, denen bereits seit Längerem eine Betriebsnummer zugeteilt wurde) verpflichtet, die Erzeugung und Abfüllung von Landwein und Rebsorten- beziehungsweise Jahrgangswein ihrem zuständigen Land- ratsamt oder ihrer zuständigen kreisfreien Stadt unter Angabe der Betriebs- nummer zu melden. Für die erforderliche/n Meldung/en steht ein entspre- chend erweiterter Meldevordruck zu den önologischen Behandlungen zur Verfügung, der auch auf der Internetseite der Regierung von Unterfranken www.regierung.unterfranken.bayern.de unter „Unsere Aufgaben --> Um- welt, Gesundheit, Verbraucherschutz --> Weinprüfstelle --> Meldungen nach dem Weinrecht“ abgerufen werden kann. Regierung Unterfranken

BayerischeLandesanstaltfürWeinbauundGartenbau(LWG) … · len kräftigen Wuchs. „Diese Premiumklonesindgeeignetfür die Erzeugung von feinen Spät-und Ausleseweinen, ... Williams-Christ-Birne

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Aktuelles aus Franken

16 Rebe & Wein 4/2012

D ie Mitarbeiter der Baye-rischen Landesanstalt

vermehrten und prüften inden vergangenen zehn Jah-ren interessante Silvanerre-ben. Die ersten aussichtsrei-chen neuen Klone sind nunbeim Bundessortenamt ein-getragen. Sie sollen den Win-zern zwei wesentliche Vor-teile bringen: Es sind keineAusdünnungsmaßnahmennötig und die Trauben sindweniger anfällig für Fäulnis.

Alte Rebsorten in alten Wein-bergen entdecken, prüfen undweitergeben – das ist die Auf-gabe von Josef Engelhart vonder Bayerischen Landesanstaltfür Weinbau und Gartenbau(LWG) in Veitshöchheim. Ervermehrt seit 1999 wertvolleSilvanerreben aus alten fränki-schen Weinbergen und beob-achtet ihre Eigenschaften. MitErfolg: Nach mehrjähriger Prü-fung ließ die Abteilung Wein-bau der LWG jetzt die erstenaussichtsreichen lockerbeeri-gen Silvanerklone beim Bun-dessortenamt eintragen. Siedürfen nun von den fränki-schen Winzern angebaut wer-den.Seit 1991 macht sich die Kli-maerwärmung im Weinbau be-merkbar und die Erträge beiSilvaner steigen. Nun müssen

die Winzer im Spätsommer dieReben aufwendig ausdünnen.Nur so können sie die Qualitätsteigern und die Hektarhöchst-ertragsgrenze von 90 Hektoli-tern pro Hektar nicht über-schreiten. Die Forderung nachlockerbeerigen Silvanern mitweniger Ertrag und einer höhe-ren Festigkeit gegen Trauben-fäule wurde laut.Zum Glück hat Franken nochalte Weinberge, die älter als 50Jahre sind und in denen einegroße genetische Vielfalt vor-handen ist. „Dort gedeihennoch Grüner, Gelber, Roter undBlauer Silvaner direkt neben-einander“, weiß Josef Engel-hart.

Die neuen Klonevorgestellt

Die ersten aussichtsreichenneuen Klone „Grüner SilvanerWü 9929“, „Grüner SilvanerWü 0115“ und „Grüner Silva-ner Wü 0318“ sind nun beimBundessortenamt eingetragen.„Sie bringen den Winzern zweiwesentliche Vorteile“, erklärtDr. Arnold Schwab, Leiter desLWG-Sachgebiets Weinbau undQualitätsmanagement: „Es sindkeine Ausdünnungsmaßnah-men nötig und die Traubensind weniger anfällig für Fäul-nis.“

Der Silvaner Wü 9929 ist einverbesserter ertragssicherer Klonmit etwas lockerer Trauben-struktur. „Der Ertrag liegt etwazwanzig Prozent unter dem alt-bewährter Silvanerklonen, derZucker- und Gesamtsäuregehaltist geringfügig höher“, erklärtSchwab. Diese Sorte sei prädesti-niert für die Erzeugung von Ka-binett- und Spätleseweinen undfür Traubenerzeuger geeignet.Der Silvaner Wü 0115 ist ein„Premiumklon“ mit grüngelbenBeeren und einem deutlich re-duzierten Behang. „Der Durch-schnittsertrag liegt ohne spezi-elle Ausdünnungsarbeiten beietwa zwei Drittel der ertragssi-cheren Klone“, sagt Schwab.Die Trauben seien kleiner undsehr lockerbeerig mit etwaskleineren Beeren. Der Klon seietwas schwächer im Wuchs alsalle anderen Silvaner.SilvanerWü 0318 ist ebenfallsein „Premiumklon“ mit den glei-chen Eigenschaften wie SilvanerWü 0115, aber mit späterer Rei-fe und einer deutlich erhöhtenGesamtsäure bei einem norma-len kräftigen Wuchs. „DiesePremiumklone sind geeignet für

die Erzeugung von feinen Spät-und Ausleseweinen, da die Bee-ren sehr lange am Stock reifenkönnen“, betont Schwab.Auch in Fass und Glas habendie drei alten-neuen Silvanerden Test bestanden: „Ihre Weineschmecken im Vergleich zu denStandardklonen sehr fruchtig“,weiß LWG-Kellermeister Matt-hias Krönert. Die Premiumklonebringen deutlich mehr Aromenwie Honigmelone, Williams-Christ-Birne und reife Mirabellein den Wein und verhelfen ihmzu einer angenehmen Lebendig-keit und Vollmundigkeit.“

Pflanzgut bestellen

Vermehrungsanlagen für dieneuen Silvanerklone befindensich schon im Aufbau. DieLWG-Experten schätzen, dassab dem Erntejahr 2012 genü-gend Edelreiser für den fränki-schen Bedarf zur Verfügungstehen. Pflanzgut kann somitfür die Pflanzung 2014 bei denMitgliedern der Erzeugerge-meinschaft fränkischer Reb-pflanzguterzeuger bestellt wer-den. lwg

Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG)

Neue WürzburgerSilvanerklone

Links eine Traube vom ertragssicheren Silvaner und rechts eine Traubevom neuen Premiumklon Silvaner Wü 0115 Bild: Engelhart, LWG

Landwein und Rebsorten- oder Jahrgangswein

Kontrollverfahren vorgeschrieben

Die Regierung von Unterfranken, Weinprüfstelle, teilt mit: Mit der Ver-ordnung (EG) Nr. 479/2008 wurden auch für Weine mit geschütztergeografischer Angabe (in Deutschland „Landweine“) sowie für Rebsor-ten-/Jahrgangsweine („Deutscher Wein“) Kontrollverfahren vorgeschrie-ben. Die Zulässigkeit des Inverkehrbringens der Weine hängt auch da-von ab, ob die einschlägigen EU-Kontrollvorgaben erfüllt werden. Dazugehört die Aufnahme aller Erzeuger und Abfüller in ein Kontrollsystem.Die zur Umsetzung erforderlichen bayerischen Vorschriften werdendemnächst erlassen.

Um möglichen Problemen bei der Vermarktung vorzubeugen, empfeh-len wir allen bayerischen Erzeugern und Abfüllern von Landwein und Reb-sorten- beziehungsweise Jahrgangswein, sofern sie noch keine Betriebs-nummer haben, diese umgehend bei der Regierung von Unterfrankenformlos zu beantragen. Darüber hinaus sind künftig alle Erzeuger und Ab-füller (auch diejenigen, denen bereits seit Längerem eine Betriebsnummerzugeteilt wurde) verpflichtet, die Erzeugung und Abfüllung von Landweinund Rebsorten- beziehungsweise Jahrgangswein ihrem zuständigen Land-ratsamt oder ihrer zuständigen kreisfreien Stadt unter Angabe der Betriebs-nummer zu melden. Für die erforderliche/n Meldung/en steht ein entspre-chend erweiterter Meldevordruck zu den önologischen Behandlungen zurVerfügung, der auch auf der Internetseite der Regierung von Unterfrankenwww.regierung.unterfranken.bayern.de unter „Unsere Aufgaben --> Um-welt, Gesundheit, Verbraucherschutz --> Weinprüfstelle --> Meldungennach dem Weinrecht“ abgerufen werden kann. Regierung Unterfranken