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(_&us der Universit~tshautklinik Jena. -- Direktor: Professor Dr. B. Spietho]/.) Beitrag zum Yerhalten der Magenfunktion bei Dermatosen. Von Dr. Herbert Gaudig, Assistent der Klinik. (Eingegangen am 18. Juli 1931.) Es ist ein altes Problem, das zu Zeiten mehr, zu anderen Zeiten weniger bearbeitef wurde, die Beziehungen yon Dermatosen zu inneren Stoffwechsel- und OrganstSrungen aufzudeeken. Oft schon glaubte man die ,,Ursache" der Dermatose in den yon der Norm abweiehenden inneren Vorg~ngen gefunden zu haben; man erhoffte dureh deren Aus- gleich eine Heilung der Hauterkrankung zu erzielen, zumindest die ]okale Behandlung weitgehendst zu unterstfitzen und den Patienten vet Rezidiven bewahren zu kSnnen. Oft abet mul3te man bei Reihen- nntersuehungen feststellen, dab es einmal keine feststehenden abwegigen inneren Vorggnge fiir bestimmte Dermatosen gab, diese vietmehr aueh innerhalb der gleiehen Hauterkrankung stark variieren, und dab an- dererseits die darauf aufgebaute interne Therapie meist nieht veto erwarteten Erfolg begleitet war. _&us unseren heutigen Erfahrungen wird man aber sagen mfissen, dab eine in engem Rahmen durehgefiihrte Untersuchung au~ innere Anoma]ien nur ein unvollstgndiges Bild geben kann, indem sie andere Anomalien unentdeekt ]i~13t. Dies kann auch der Grund sein, dai3 eine auf diese Anomalien unbegrfindef, will- kfir]ieh aufgebaute Therapie erfolglos ist, eben weft die anderen, mSg- licherweise noch vorhandenen Anomalien nicht festgestellt sind. Deshalb ste]lte Spietho]] sehon 1908 die Forderung, solche Untersuehungen au] einer m6glichst breiten Grundlage vorzunehmen. Er schrieb: ,,Je breiter die Basis is~, desto mehr wachsen die Chancen, einen urs~chlichen Anhaltspunkt fiir die Dermatosen zu gewinnen." Spietho]/bewegte sich zun~chst noch in der Vor- stellung eines Urs~chlichen oder abh~ngigen Verh~ltnisses zwischen innerer Ano- malie und Derma~ose. Sparer ~nderte Spietho]] seine Auffassung; er stellte I-Iaut- symptom und innere Anomalie nicht mehr in ein abh~ngiges, sondern in ein ko- ordiniertes Verh~ltnis und sah zun~chst in der Hautanomalie und inneren Ano- malie Partiale der Konstitution im Sinne yon Martius und stellte als Zukunfts- aufgabe bin, auf mSglichst breiter Grundlage das Bild der Konstitution dutch Eruierung der Partiale der Xonstitution zu vervollst~ndigen. Diesem Ziele werden wir immer ngher kommen, je gr61~ereFortschribte auf dem Gebiete der Funktions-

Beitrag zum Verhalten der Magenfunktion bei Dermatosen

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Page 1: Beitrag zum Verhalten der Magenfunktion bei Dermatosen

(_&us der Universit~tshautklinik Jena. - - Direktor: Professor Dr. B. Spietho]/.)

Beitrag zum Yerhalten der Magenfunktion bei Dermatosen.

Von Dr. Herbert Gaudig,

Assistent der Klinik.

(Eingegangen am 18. Juli 1931.)

Es ist ein altes Problem, das zu Zeiten mehr, zu anderen Zeiten weniger bearbeitef wurde, die Beziehungen yon Dermatosen zu inneren Stoffwechsel- und OrganstSrungen aufzudeeken. Oft schon glaubte man die ,,Ursache" der Dermatose in den yon der Norm abweiehenden inneren Vorg~ngen gefunden zu haben; man erhoffte dureh deren A u s - gleich eine Heilung der Hauterkrankung zu erzielen, zumindest die ]okale Behandlung weitgehendst zu unterstfitzen und den Patienten vet Rezidiven bewahren zu kSnnen. Oft abet mul3te man bei Reihen- nntersuehungen feststellen, dab es einmal keine feststehenden abwegigen inneren Vorggnge fiir bestimmte Dermatosen gab, diese vietmehr aueh innerhalb der gleiehen Hauterkrankung stark variieren, und dab an- dererseits die darauf aufgebaute interne Therapie meist nieht veto erwarteten Erfolg begleitet war. _&us unseren heutigen Erfahrungen wird man aber sagen mfissen, dab eine in engem Rahmen durehgefiihrte Untersuchung au~ innere Anoma]ien nur ein unvollstgndiges Bild geben kann, indem sie andere Anomalien unentdeekt ]i~13t. Dies kann auch der Grund sein, dai3 eine auf diese Anomalien unbegrfindef, will- kfir]ieh aufgebaute Therapie erfolglos ist, eben weft die anderen, mSg- licherweise noch vorhandenen Anomalien nicht festgestellt sind.

Deshalb ste]lte Spietho]] sehon 1908 die Forderung, solche Untersuehungen au] einer m6glichst breiten Grundlage vorzunehmen. Er schrieb: ,,Je breiter die Basis is~, desto mehr wachsen die Chancen, einen urs~chlichen Anhaltspunkt fiir die Dermatosen zu gewinnen." Spietho]/bewegte sich zun~chst noch in der Vor- stellung eines Urs~chlichen oder abh~ngigen Verh~ltnisses zwischen innerer Ano- malie und Derma~ose. Sparer ~nderte Spietho]] seine Auffassung; er stellte I-Iaut- symptom und innere Anomalie nicht mehr in ein abh~ngiges, sondern in ein ko- ordiniertes Verh~ltnis und sah zun~chst in der Hautanomalie und inneren Ano- malie Partiale der Konstitution im Sinne yon Martius und stellte als Zukunfts- aufgabe bin, auf mSglichst breiter Grundlage das Bild der Konstitution dutch Eruierung der Partiale der Xonstitution zu vervollst~ndigen. Diesem Ziele werden wir immer ngher kommen, je gr61~ere Fortschribte auf dem Gebiete der Funktions-

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3 ~ H. Gaudig :

priifungen und der Stoffwechse]untersuchungen geschehen. Je grSl3er die ZaM derartiger Untersuchnngen ist, desto h~ufiger wird man dann feststellen k6nnen, dab neben der Hautanomalie nicht eine, sondern mehrere Anomalien yon inneren Organen vorliegen. Beziehungen oder besser Einwirkungen der einen Anomalie auf die andere sind natiirlich m6glich. Ob eine solche im gegebenen Falle vorliegt, ist a priori nicht zu entscheiden, sondern kann nut die Klinik beantworten. Spiet- hell sagt: Wir werden in den hmeren Anom~lien nichts anderes sehen, als dal3 bei 1VIenschen, deren t taut eine gewisse lViinderwertigkeit, d.h. grSl~ere Krankheits- bereitsebaft zeigt, aueh andere Organe, wie z.B. der ~Viagen, oft ehle gewisse funktionelle Unterwertigkeit aufweisen, die vielleicht die Grundlage abgeben fiir eine hShere Krankheitsbereitsehaft oder dafiir, dal3 das Organ, ohne zu erl~'anken, seinen Aufg~ben fiir den Gesamtorganismus nieht yell gerecht wird. Weitere kli- nisehe Forsehung toni3 die Frage kl~ren, ob diese Anomalien ffir exogene Momente, die provokatorisch auf die Dermatosen einwirken kSnnen, oder ffir ~ndere ~ber- empfindlichkeitserscheinungen einen besonders gfinstigen Boden abgeben.

Aufgabe dieser Arbei t sell es n u n sein, die yon Spie tho] /und seinen

Schiilern mi t dem einfachen Probefri ihst i ick bei H a u t k r a n k e n gefun- denen M~gensekret ionsverh~ltnisse du tch neuere Un~ersuchungsmetho-

den zu iiberpriifen.

Wgtn'end damals das klassische Verfahren nach Ewatd-Boas und t~iegel- JSeube in einer einmaligen Ausheberung des Mageninhaltes naeh Probefrfihstiiek bestand und man auf diese Weise nur eine Stichprobe ~uf die Magenfunktion maehen konnte - - also nur ein Momentbild der ~Iagenfunktion erhielt - - , befghigt uns die jetzt iibliche Verweilsondenmethode, nach ~ehlu fl ,,fraktionierte Aus- heberung", naeh Katsch und Kal~ ,,kinetisehe Methode" genannt, die motorische und sekretorisehe Funktion des lVi~gens genanestens zu veffolgen.

Bei den yon mir un t e r such ten F~]len wand~e ich die an der Medi- zinischen Kl in ik Veil zu Jena gebr~uch]iche Methode der f rak t ion ie r ten Magenausheberung nach t Ie i lmeyer an u n d legte bei der Beurtei]ung der ge fundenen Wer te die yon Riemenschneider mufgestellte I~ormalkurve

zugrunde. Danach soU der Niiehternsaft fiir gewShnlich keine freien Sguren enthalten

und normaliter nieh~ die Menge yon 20--30 cem fibersteigen. Die Entleerungszeit des Magens wird normal mi~ 60--80 ~[inuten angesehen. Als Norm fiir die ~enge der Nachsekretion sind 15 cem in 15 Minuten anzusprechen, l~ormale Werte ffir die freie S~lzs~ure sehwanken zwisehen 40 und 60, flit die Gesamtaeiditgt zwisehen 50--70. Wird letzter Wert fibersehritten, dann liegt eine Peraciditgt vor, jedoch soil dabei die Pufferung, d. h. die Differenz zwisehen freier Salzs~ure und Ges~mt- acidit~t, nieht fiber 15--20 betragen, da eine ErhOhnng der Pufferungswerte nich~ mehr allein die veto M~gen abgesehiedene Salzsiiure anzeigt, sondern auf patho- logisehe Abbauprodukte (Carcinom, lViilehsgure) hinweist. Von Normin~eiditg~ spreche ieh, wenn die Gesamtaeiditgt unter 30--40 bei entsprechenden freien Salz- s~urewerten bleibt; yon Inacidit&t bei vollkommenem Fehlen yon fre~er Salzsgure oder nur g~nz geringen Werten bis zu + I0 und dementspreehender Gesamtaeiditat yon +10--20---~30. Ein organisehes Magen]eiden w~r anamnestiseh bei allen yon mir untersuehten Patienten auszuschliel3en, fiber Magenbeschwerden irgendwelcher Art wurde nieht Klage ge~fibrt.

Die Methodik der Untersuehung war folgende: Bei. dem nfichternen Patienten wurde eine dfinne Schlauchsonde mit einem

Durchmesser yon etwa 5 mm eingeffihrt, an deren Ende eine durehlSeherte l~e~all-

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Beitrag zum Verhalten der Magenfunktion bei Dermatosen. 345

olive sitzt. Der Niichternsaft wird mittels Ansaugen mit einer 20 cem-l~ekord- spritze restlos entleert, dann wird mit lauwarmem Wasser der Magen so lange aus- gespiilt, bis die Spfilflfissigkeit vollkommen klar bleibt. Alsdann wird dureh die Sonde das Alkoholprobefrfihstiiek, bestehend aus 17 ccm 96proz. Alkohol und 5 ecru 0,5proz. IndigoearrninlSsung auf 300 ccm Aqua dest. aufgefiillt, langsam mittels einer Janetspritze eingespritzt. Die zugesetzte IndigocarminlSsung er- mSglich~, die langsame Ent]eerung des Magens an der abnehmenden Farbintensit~t festzustellen. Nach Einffihrung der L6sung wird sofort ein Nnllwert entnommen, um an ihm die genfigend durchgeifihrte Magenspiilung feststellen zu k6nnen. Jetzt wird in Intervallen yon 15 Minuten ungef~hr 15 ecru ~ageninhalt ausgehebert nnd in ein Reagensr6hrehen, welches mit Lackmuspapier zur sofor~igen Prfifung der Reaktion versehen ist, gespritzt. Nach vSlliger Entleerung des Magens, er- kenntlieh an dem klaren ausgeheberten Mageninhalt, bleibt die Sonde noeh min- destens 45--60 Minuten liegen, am ein Bild fiber das Verhalten der 1Naehsekretion zu gewinnen. Titriert wurde mit 2 Indicatoren, und zwar mit 1 proz. alkoholiseher Phenolphthaleinl6sung und 0,5proz. DimethylaminouzobenzollSsung. Von jedem ReagensrShrehen wurden 5 ecru Inhalt titriert, bei sehr wenig erhaltenem Magen- inhalt nur 2,5 ccm Inhalt und dementsprechend die erhaltenen Titrationswerte multipliziert. Die gefundenen Werte wurden dann naeh dem Schema der Medizi- nischen Klinik, Jena, kurvenmal~ig festgelegt.

I m ganzen wurden auf diese Weise ungef~hr 380 Hautkranke im Laufe yon 2 Jahren yon mir untersucht. Die Beurgeilung der Magen- funkgionskurve erfolgte unger verschiedenen Gesichtspunkten, wobei der Haupgwerg anf die mogorische und sekretorische Funktion gelegt und Alter und Geselflecht des Patienten berfieksichgigg wurde. Nach- fo]gend sind die Ergebnisse der im Vordergrund des Ingeresses stehen- den Dermagosen, da sie uns am h~tufigsten in der Praxis begegnen, statistisch erfal~t und in a]le in Frage kommenden Gesiehtspunkte auf- gegliedert.

Zahlenm~l~ig marschiert das Elczem mit 160 ungersuchten F~llen an der Spigze. Bei Betrachtung der motorischen Funlction fi~llt auf, dal~ 55% aller Fs eine motorische Insuffizienz, also eine verzSgerte Ent- leerung, aufweisen, wobei innerhalb der Gesehlechter kein Unterschie4 besteht. Nur 37,5% hat normale Entleerung, w~hrend 7,5% schon vorzeitig entleert. Was die Menge des Ni~chternsa]tes angehg, erreicht den Normalwert mig 36,9% gerade fund 1/3 der F~lle, w~hrend 2/8 sieh mit 34,4% auf vermehrten und mit 28,7 % auf vermindergen ~ficht~rn- salt vergeilen, dabei wird bei fiber der H~lite, in 54,4% der F~lle freie Salzs~ure ira ~fichgernsaft gefunden. Aueh bei der Menge der Nach- selsretion weicht fiber 50% yon der Norm ab, und es dominierg mit

3 1 , 8 % die verminderte Nachsekretion. Zusammen/assend bildet die motorische Insu]]izienz das Haul)tlcontingent.

Ein ganz erheblieh yon der Norm abweichende8 Bild zeigt ebenfalls die sekretorische Funlstion, denn nt t r 1/3 aller F~tlle zeigt eine Normal- kurve, w~hrend 1/3 reine Peracidit~t ausmacht, entfgllg das restliche I)rittel auf Inaeidit~tt (26,6%) und Norminacidiggt (16,9%). Trenne

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3~6 It. Gaudig.

ieh die Befunde zwischen Manner und Frauen, so kann ieh beim mann- lichen Gesehleeht ein {)berwiegen der Peraeiditat, beim weibliehen ein l~berwiegen der Inaciditat feststellen, die sieh bei der Zusammen- fassung ausgleiehen. Ob damit etwas Typisehes oder nur Zufalliges gefunden ist, last sich nieht sagen, da dazu die Mindestzahl flit kon- stante Annahmen, etwa 250, d.h. in diesem Falle 250 Manner nnd 250 Frauen, nieht vorliegt.

Ein sioezifizierter Vergleieh mit dem Npietho/Jsehen Ergebnis laBt sieh sehleeht ziehen, da die Zahl der untersuehten Ekzemfglle zu weir auseinander liegt (26:160), und die damalige Methodik eine AuL gliederung der Funktion wie oben nieht zulieB. Jedoeh deekt sieh das damalige Ergebnis in seiner Gesamtheit insofern mit dem meinigen, als such Spietho[/ in etwa 69% seiner Falle Abweiehungen vonder Norm fand, diese jedoeh infolge der damaligen Methode nieht so dif- ferenzieren konnte. Wenn beim mannliehen Gesehlecht die Peraeiditat iiberwiegt, so geht das mit dem Spietho/Jsehen Resultat konform, welches beim Vergleieh zwisehen den HC1-Werten yon Vorkriegs- und Naehkriegslaatienten ebenfMls eine Versehiebung naeh reehts in l~ieh- tung Peraeiditat feststellte.

Ein fast ahnliehes Bild der motorischen und /unlctionellen Unter- wertiglceit zeigt das Ergebnis bei 69 Psoriasis-Patienten. Aueh hier iiberragt mit 47,8% die ntotorisehe Insu//izienz mit verz6gerter Ent- leerung gegeniiber nut 37,8% normalen und 14,4% vorzeitigen Ent- leerungen. 42% aller Falle weisen vermehrten, 21,8% verminderten Ni~chternsa/t auf, und das letzte Drittel mit 36,2% hat normalen Nfieh- ternsaft, wobei in 76,8 % freie Salzsaure gefunden wird. Die Menge der Nachsekretion ist in 71,4% als normal anzuspreehen; der Rest zeigt mit 19,I% verminderte und in nur 9,5% vermehrte Naehsekretion.

Die sel~retorisehe Funktion ergibt wiederum in der Nehrzahl ioatho- logisehe Werte, denn nut 37,7 % zeigen eine Normalkurve. Peraciditiit finder sieh in 27,5% der Falle, die restliehen 34,8% verteilen sieh auf Inaciditiit (13%) und Norrrtinaciditgt (21,8%). Eine besondere Bevorzugung eines Gesehleehtes flit Per-oder Inaeiditat ist nieht fest- zustellen.

Bei der Betraehtung der 28 untersuehten l~alle mit Pruritus cure licheni/icatione pragt sieh such deutlieh das chronisehe, konstitutionell be- dingte Leiden aus. 60,7% der Falle zeigt eine motorische Schwaehe, wahrend nur 21,4% normal und 17,9% vorzeitig entleeren. Die Menge des Niichternsa/tes ist als Folge der motorisehen Insuffizienz in 42,9% vermehrt; 32,1% haben normalen und 25% verminderten Niiehtern- saft. Auffallend ist, dab nut in 35,7% freie Salzsaure gefunden wird. Die Menge der Naehsekretion ist in 57,7% normal, in 15,4% vermehrt und in 26,9% vermindert.

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Nut rund ein Drittel (35,7%) zeigt normale sekretorische Funktion mit Normalwerten, dagegen haben 25% der Falle reine peraeide Werte, die inaeiden (17 ,9%)und norminaciden (21,4%) Werte maehen aueh

b i e r den tIauptteil aus. Den eindeutigsten Beweis seiner verminderten ~unlctionsJghigkeit er-

bringt abet der Pruritus in seinen 20 Untersuchungsfs yon denen nur 2 fiber 56 Jahre alt waren. Keiner der Patienten hatte eine normale 8ekretorische Funktion, nicht eine Norma]kurve wurde gefunden. Es hat ten 45 % Peraciditiit, 20 % zeigten Inaeidit~t und 35 % Norminaciditat ; zusammen neigten 55 % zur Seite der Subaciditdit. Fast ghnlieh sieht es mit der motorischen Funktion des Pruritusmagens aus; nut 25% ent- leeren normal, 75% haben verz6gerte Entleerung und in 64,7% ist die Menge der Nachsekretion vermindert. Einsehl~giger kann wohl kaum ein Bild ffir eine ausgesprochene motorische und sekretorische Unter/unk- tion sein. Interessant wird bei dieser Gruppe das Ergebnis der anderen Stoffwechsehntersuehungen sein, die Spietho/] demngchst ver5ffent- lichen wird, vermutlich wird es sich um eine Summation yon partiellen Minusvarianten handeln. Ein fast ~hnliehes Ergebnis land Spietho/] schon 1908 bei seinen Pruritusf~llen, bei denen er in 87 % seiner F~lle Magenfunktionsst6rungen nachweisen konnte.

Des Mlgemeinen Uberblicks wegen mSchte ich nut kurz einige Dermatosen erwghnen, yon denen mir eine etwas geringere Anzahl zur Untersuehung zur Verffigung standen, die aber t rot zdem ganz deut- lich sehon eine Anomalie ihrer Funktionst~tigkeit aufweisen.

Von 12 Urticariaffdlen haben 5 inacide, 1 norminacide, 2 peracide, dagegen nnr 4 norma]e Sekretionswerte.

Bei 11 Ache vulgaris-Fgllen resultierten 2 inaeide, 3 norminacide, 2 per- acide und 4 normale Sekretionskurven. In 7 Fgllen bestand verzSgerte, in 1 vorzeitige und in 3 normale Entleerung.

9 folliculitis barbae-F~lle zeitigten 3 norminacide, 2 inaeide und 4 Normalkurven.

•hnlich verhielten sich die Ache varioli/ormis, und Rosacea cure acne- F~lle, bei denen schon 1920 Di~michen an seinem Material aus der t Iaut- klinik Jena StSrungen des Magenchemismus land, nnd zwar in 69% bei der Rosaeea cure aene, davon 46% Subaeiditiit und 23% Per- aeiditgt, wobei die Frauen ausgesprochen zur Subaeidit~t neigten; in 58 % bei der Acne varioliformis, davon 33,3 % Subaeiditgt und 16,6 % Peraciditgt, wobei auch wieder die Frauen mit der Subaciditgt domi- nieren. Die ausgesproehene Neigung der Frauen zur Subacidit~t konnte ieh auch bei meinen Ekzemf~llen feststellen.

Zusammenfassend kann man sagen, dag neben der konstitutionellen Schwi~ehe des Hautorganes sehr oft eine deutliche Funktionsst6rung des Magens einhergeht ; diese wird zungchst nut Ms ein konstitutionclles

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348 H. Gaudig: Beitrag zum Verhalten der Magenfunktion bei Dermatosen.

Symptom, n icht abe t als das gtiologische Moment gedacht. Ob die t t au t e r sche inungen mi t den inne ren S t6rungen dari iber h inaus in Be- z iehung stehen, k a n n n u t auf dem Wege des ,,ex i u v a n t i b u s " entschie- den werden.

Literatur. Spietho//, Beitrag zu den bei dem Pruritus, den Erythemen, und der Urticaria

vorkommenden inneren St6rungen mit besonderer Berficksichtigung des Gastro- intestinalkanals. Arch. f. Dermat. 90. - - Ahlendor], Inaugural-Dissertation Jena 1910 fiber das gleiche Thema. - - Spietho/], Die Variationsbreite des Salzs~ure- gehaltes im Probefrfihsttick. Mfinch. reed. Wochenschr. 1933, Nr 8. - - Heilmeyer u. Graubner, Klin. Wschr. 19~, Nr 22. - - Katsch, Pathol. Physiologie des Magen- saftes und des Magenchemismus, Handbuch der normalen und pathol. Physio- logie 3. - - Riemenschneider, Klinische Effahrungen mit dem Alkoholprobefriih- stfick, Inaugural-Dissertation Jena 1930. - - Diimichen, Die Ver~nderung des Magenchemismus bei Rosacea cure acne und Acne varioliformis, Inaugural- Dissertation Jcna 1920.