4
(Aus dor Sorologisch-bakteriologisch-chomischen Abteilung (Leitender 0berarzt Prof. Dr. V. Ka/ka) dot Staatskrankenanstalt und Universit~,tsklinik Friedrichsberg- Hamburg [Direktor Prof. Dr. W. Weygandt).] Bemerkungen zu der Arbeit von Giirtner und Kostya]: Weitere Studien fiber die Eigenschaften des mit ultra- violetten Sonnen- und Riintgenstrahlen behandelten Liquors. Von Carl Riebeling. (Eingegange~ am 1. August 1931.) Gdrtner und Kostyal berichten fiber Untersuchungen an ul~raviolett bestrahltem Liquor, lind besch~ftigen sich ausffihrlich mit einer yon Meumann un4 dem Verfasser Anfang 1930 verSffentlichten Arbeit 1 fiber dasselbe Thema *. Es finden sich nun in ihren ErSrterungen einige Irrtfimer, die klarzustellen notwendig erscheint. Die Verfasser berlchten selber, dal~ die Resultate, die sie mit bestrahltem Liquor bei versehie- denen Untersuchungsmethoden erzielten, mit unseren Resultaten und 4enen zahlreicher anderer Untersucher weitgehend fibereinstimmen, nur dab sie ihren Befunden eine andere Deutung glauben beimessen ZU mfissen. ~ber die Methode der Verf~sser, Eiwei•bestimmungon mittels fraktionierter Alkoholf~llungen auszuffihren, hat der Verfasser kiirzlich beriehtet 2 und auch nicht verhehlt, dab die Resultate, abgesehen yon der schwierigen Objektivierbarkeit, sehlecht mit den bisher fiblichen Verfahren vergleiehbar sind. Es handelt sich ganz offenbar, wie sieh aus den yon den Verfassern gebrachtea Zahlon ergibt, nieht um EiweiB- fraktionierungen im gleichen Sinne wie sie bislang dureh Aussalzen fiblich waren. Die Autoren deuten s Resultate genau umgekehrt wie alle anderon Autoren, die fiber die EiweiBe und ihre Kolloidverh~lt- nisse gearbeitet haben. We Kestner, Mona Adol/ Spiegel, um nur die bedeutendsten zu nonnen, Labflit~tszunahmen linden, linden die Ver- fasser Stabilit~tszunahmen. DaB speziell grebe Widersprfiche zwisehen den bisherigeu Befurtden fiber die Einwirkung ultravioletter Strahlen * Also nach unserer ersten Arbeit, nicht gleic, hzeitig.

Bemerkungen zu der Arbeit von Gärtner und Kostyal: Weitere Studien über die Eigenschaften des mit ultravioletten Sonnen- und Röntgenstrahlen behandelten Liquors

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Bemerkungen zu der Arbeit von Gärtner und Kostyal: Weitere Studien über die Eigenschaften des mit ultravioletten Sonnen- und Röntgenstrahlen behandelten Liquors

(Aus dor Sorologisch-bakteriologisch-chomischen Abteilung (Leitender 0berarzt Prof. Dr. V. Ka/ka) dot Staatskrankenanstalt und Universit~,tsklinik Friedrichsberg-

Hamburg [Direktor Prof. Dr. W. Weygandt).]

Bemerkungen zu der Arbeit von Giirtner und Kostya]: Weitere Studien fiber die Eigenschaften des mit ultra- violetten Sonnen- und Riintgenstrahlen behandelten

Liquors.

Von

Carl Riebeling.

(Eingegange~ am 1. August 1931.)

Gdrtner und Kostyal berichten fiber Untersuchungen an ul~raviolett bestrahltem Liquor, lind besch~ftigen sich ausffihrlich mit einer yon Meumann un4 dem Verfasser Anfang 1930 verSffentlichten Arbeit 1 fiber dasselbe Thema *. Es finden sich nun in ihren ErSrterungen einige Irrtfimer, die klarzustellen notwendig erscheint. Die Verfasser berlchten selber, dal~ die Resultate, die sie mit bestrahltem Liquor bei versehie- denen Untersuchungsmethoden erzielten, mit unseren Resultaten und 4enen zahlreicher anderer Untersucher weitgehend fibereinstimmen, nur dab sie ihren Befunden eine andere Deutung glauben beimessen ZU m f i s s e n .

~ber die Methode der Verf~sser, Eiwei•bestimmungon mittels fraktionierter Alkoholf~llungen auszuffihren, hat der Verfasser kiirzlich beriehtet 2 und auch nicht verhehlt, dab die Resultate, abgesehen yon der schwierigen Objektivierbarkeit, sehlecht mit den bisher fiblichen Verfahren vergleiehbar sind. Es handelt sich ganz offenbar, wie sieh aus den yon den Verfassern gebrachtea Zahlon ergibt, nieht um EiweiB- fraktionierungen im gleichen Sinne wie sie bislang dureh Aussalzen fiblich waren. Die Autoren deuten s Resultate genau umgekehrt wie alle anderon Autoren, die fiber die EiweiBe und ihre Kolloidverh~lt- nisse gearbeitet haben. We Kestner, Mona Adol/ Spiegel, um nur die bedeutendsten zu nonnen, Labflit~tszunahmen linden, linden die Ver- fasser Stabilit~tszunahmen. DaB speziell grebe Widersprfiche zwisehen den bisherigeu Befurtden fiber die Einwirkung ultravioletter Strahlen

* Also nach unserer ersten Arbeit, nicht gleic, hzeitig.

Page 2: Bemerkungen zu der Arbeit von Gärtner und Kostyal: Weitere Studien über die Eigenschaften des mit ultravioletten Sonnen- und Röntgenstrahlen behandelten Liquors

Mit Sonnen- und RSntgenstrahlen behandelter Liquor. 795

auf EiweiBkSrper und deu Erfahrungen der Verfasser bestehen, gestehen 4iese selbst ein, ,,vermSgen aber die Widerspriiche nicht restlos zu er- kl/~rerL".

Die Verfasser suchen die Ursache in tier verschiedenen Methodik unct fiLhren dafiir an, dab z. B. Bestrahlung unverdiinnten .Serums eine erheblich geri~gere ,,Stabflit~tserhShung" hervorrufe als die Be- strahlung diinner LSstmgeu.

Die Erkl/~rung ftir die wesentliehen Unterschiede zwisohen Liquor (als einer recht diinnen) und Serum (als emer sehr starken EiweiB15sung) haber~ Meumann und der Verfasser auf S. 303 ihrer Arbeit gegeben. Unverdiinntes Serum iiberzieht sich mehr weniger schnell - - nach der Intensit/it der Bestrahlung abgestuft - - mit einer strahlenundurch- 1/tssigeu Schicht, die die unter dieser Schicht bleibenden Reste weit- gehend schiitzt. Da[3 die strahlenundurchli~ssige Schicht koaguliert und fiir jede weitere Untersuchung wertlos ist, werden die Verfasser auch beobachtet haben, wenn sie nut genfigead intensiv bestrahlter~, es wird allerdings nicht erw/~hnt. Diese Beobachtungen erkl/~ren allerdings nut quantitative, keiae qualitativen Unterschiede zwisehen den Befunden yon G~irtner und Kostyal einerseits, Mona Adol] Spiegel und Meumann- Riebeling andererseits. V611ig im Irrtum befinden sich die Autoren mit ihrer Kritik der yon uns angewandten Eiweil~bestimmungsmethode, tier Eiweil~relation nach Kafka, Techaik nach Ka]ka unct Samson. Wie verschiectentlich yon Ka]ka ur~d Samson und auch yon mir deutlich und unmiBverst/indlich betoIlt wurde, beruht gerade das Prinzip der Methode auf dem Vergleich yon chemisch und physikaliseh weitgehend gleichen Eiweil~f~llungsprodukten. Die Eiweil~relation hat ihre grol~e Bedeutung darin, dal~ wir cturch Pikrinsdiure ausgefi~lltes Globulin aus- zentrifugieren uad die NiederschlagshShe mit durch Pikrins(iure gef~lltem und auszentrifugiertem Gesamteiweif~ vergleichen. Der Weg, wie wir zu diesem Resultat kommen (Aussalzen des Globulins dutch Halbs/~tti- gung mit Ammonsulf~t, WiederauflSsen in destilliertem Wasser, Neu- f/illung ditrch Pikrir~i~ure) ist eingehend verSffentlieht. Ir~ dieser Zeit- schrift erschienen 6 Mitteilungert iiber die Eiweil3relation 3-s. Es ist nicht ang/~ngig, eine Methode deshalb zu verwerfen oder ihre Brauch- barkeit zu bezweifeln, weil man sie nicht kennt und falsch beriehtet. DaB die Standdauer einer EiweiBf/~llung bedeutsam ist, habeu Ka]ka und Samson nachgewiesen unctes wird in allen Beschreibungen der Ei- weiBrelation auf genaue Einhaltung bestimmter Standdauern nach der F/~llung hingewiesen. Dal~ die Eiweil~triibung nach Zusatz von Alkohol sich auch innerhalb der yon Gdirtner und Koystal konzedierten 1,2--5 Min. zwischen F/illung und Messung /~ndert, babe ich bei Nachprilfung der Methodik der Verfasser immer wieder beobachten kSnnen und in meiner letzten Arboit zum Thema auch erwi~hnt 9. Dal~ den Reststickstoff- bestimmungen tiberhaupt kein Wert fiir die Best/~tigung einer aueh aus

Page 3: Bemerkungen zu der Arbeit von Gärtner und Kostyal: Weitere Studien über die Eigenschaften des mit ultravioletten Sonnen- und Röntgenstrahlen behandelten Liquors

796 Carl Riebeling: Weitere Studien fiber die Eigenschaften des mit ul$ravioletten

anderen Befunden schon geschlossenen Eiweil~zerstSrung beigelegt werden sollte, mfissen wir doch ablehnen. Unsere Bestimmungen (Mikrokjeldahlbestimmungen an mit Trichloressigs/~ure und Natrium- wolframat enteiweil3tem Liquor) sind recht gleichsinnig, wenn sio auch, wie wir.selbor schreiben, nichb absolut verwertb~r sind. Weshalb gerade die 17- bzw. 45fache Steigerung der l~eststickstoffmenge im Serum nach Bestrahlung ausdrficklich erwiihnt wird, verstehen wir nicht. Die Proteinnitrogenmenge im Serum ist erheblich h6her als die Nonprotein- nitrogenmenge. Folgerichtig muB auch eine selbst geringgradige Zer- stSrung yon Eiwei] eine erheblich erscheinende Vermehrung des Nicht- eiweiBstickstoffes bedingen. Dal3 80~ Alkohol durch Bestrahlung den~turiertes EiweiB nicht mehr zu fiillen vermag, haben wit in den Vor- versuchen zu unserer Arbeit auch gefunden. Daes sich um einen be- kannten Befund h~ndolte, glaubten wit auf eino 1Mblikation verzichten zu k6nnon. Wit haben aber bei unseren Untersuchungen eino EiwoiB- f~lhmgsmethode angewandt, die, sowoit wir wenigstens unterrichtot sind, auch den~tttriertes Eiweil~ noch f~llt, haben aber auch angogoben, dal] bei den vor~nderten Verh~ltnissen die Globulinbestimmungen speziell nicht so genau sein k6nnen wie sie in nativem Liquor sind (Pikrin- s/~uref~llung, die fibrigens keine Fiillung d u t c h Wasserentziehung ist, wie dio Verfasser irrtiimlicherweise annehmen, sondern eine solcho dutch Bfldung einer schwerl6slichen Verbindung), wiihrend die Verfasser zu h6heren Alkoholkonzentrstionen greifen mul3ten, um die postulierto Mengo Eiweil3 ausfiillen zu k6nnon. Nun beruht die ganzo EiwoiB- frak~ionierungsmethode der Autoren auf dor Anwondung verschie- denor Alkoholkonzontrationon. Wenn nun normalerweiso mit 80~ Alkohol alles EiwoiB gefi~llt wird, dann mu~ doch mit 90~ Alkohol auch etwas anderes gof~llt werdon, was eben kein Eiwoi~ mehr zu sein braucht, vorausgesetzt, dal] n~mlich Eiwei~ dutch Bostrahlung nicht zerst6rt, sondern nut ,,stabflor" geworden ist.

Die Verfasser folgern aus ihren Befundon, 4a13 die LiquoroiweiB- k6rper dutch die Bestrahlung mib Ultraviolettlicht nut stabiler werdon (im Gegensatz zu unserer Anschauung, dab sio labflor werdon und gleich- zeitig zum Teil zerst6rt) bostiitigen aber im gleichon Absatz, dal3 alle au]er der Alkoholmothodo angewandten Eiwoi~bostimmungsmothodon eino Abnahme der Eiwoi~k6rper zoigen.

Die Erkl/~rung der Ver~ndorungen des koUoidchemischon Vorh~ltons des Liquors nach Bestrahlung ist aufbauen4 auf der ~ndersartigon Betrachtungsweise der Verfasser konsequenterweise auch abweiehend yon 4er Erkl/~rung, die wir gegeben haben, und die mit den ~berlegungen anderer Au~oren fibereinstimmt.

Da~ aueh die ~nderung der Interferometerwerte nach Bestrah- lung yon den Autoren anders angosehen wird, ergibt sich wie das

Page 4: Bemerkungen zu der Arbeit von Gärtner und Kostyal: Weitere Studien über die Eigenschaften des mit ultravioletten Sonnen- und Röntgenstrahlen behandelten Liquors

Mit Sonnen- und RSntgenstrahlen behandelte Liquors. 797

eben gesagte. Was die Best immung dos EiweiBgehalts des Liquors durch Interferomer angeht, yon der die Verfasser kurz sprechen und eine ausfiihrliche Beschreibung ihrer Methode ankiindigen, so sei hier erinnert an eine yon mir bereits Anfang 1930 angegebeno brauch- bare Methode 9.

Literaturverzeichnis. 1 Meumann u. Riebeling: Arch. f. Psychiatr. 90, 302 (1930). -- 2 l~iebeling:

Dtsch. Z. 1%rvenheilk. 121, 165 (1931).- 3-s Kafka, Sam.son: Z. Neur. 196, 54 (1926); 115, 85 (1920); 117, 128 (1928); 119, 154 (1929); 120, 745 (1929); 131, 610 (1931). -- ~ tCiebeling: Z. Neur. 123, 702 (1930).