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TECHNISCHE MECHANlK10l1989lHeft4
Manuskripteingang: 4. 5. 1989
Berechnung des örtlichen konvektiven Wärmeaustausdtes
im Muldenbrenmaum des Kolbens bei Fahrzeugdieselmotoren
R. Kawtaradse, W. Strelkow
0. Problemstellung
Die Bestimmung des örtlichen Wärmeaustausches im
Muldenbrennraum eines Kolbens erfolgt bisher in der
Regel auf experimenteller Basis, was mit hohem Zeit-
aufwand und Kosten verbunden ist. Der Schaffung einer
Möglichkeit zur rechnerischen Vorausbestimmung des
Wärmeaustausches kommt daher eine besondere Bedeu-
tung zu.
Betrachtet wird der Muldenbrennraum im Kolben eines
Fahrzeugdieselmotors. Der Muldenbrennraum stellt
heute die meist angewendete Brennraumform für schnell-
laufende Fahrzeugdieselmotoreri dar.
Grundlage der Berechnung ist das Strömungsbild nach
[1], [2], welches experimentell in [3] bestätigt wurde.
Es ermöglicht die Anwendung der Gesetzmäßigkeit der
Ausbreitung eines turbulenten halbierten Strahles auf
der Oberfläche des Zylinderkopfes, vgl. Bild l.
Y
do
l c / 4/
i") L /7A//
c. K ‚ . n,°
m “0 E u_J. In. 6T
>°„ T 6m
Ox Xe \M V\\ 1w VB x
0/2
Bi|d1
Berechnungsschema des Wärmeaustausches für Dieselmotoren
mit Muldenbrennraum im Kolben
1. Mathematisches Modell
Die Gasströmung auf der Oberfläche der Brennkammer
wird als quasistationär betrachtet.
Dieses ist zulässig, da die Struhal-Zahl Sh im Zylinder
des Dieselmotors wesentlich kleiner als 1 ist (Sh << 1).
An der Oberfläche der Brennkammer kann die Ausbrei-
tung des turbulenten halbbegrenzten Strahles durch
das nachstehende Gleichungssystem beschrieben wer<
den-
—+ ——= (1)
mit den Grenzbedingungen:
u=v=0; T=T;‘ =0
W y l2)
u=0; T=T°°; y=°°
Es ist ersichtlich, daß die ersten beiden Gleichungen in
(1), welche den hydrodynamischen Teil der allgemeinen
Beschreibung darstellen, die triviale Lösung u = v = 0
haben. Damit werden sowohl die Gleichungen als auch
die Randbedingungen erfüllt.
Ist die Geschwindigkeit beim Überströmen des Gases
aus dem Brennraum in de‘n Zylinderraum über den Kol-
ben im Querschnitt cM (Bild 1) bekannt, dann erhält
man die Bedingung einer nicht trivialen Lösung für den
vorliegenden Fall in der Form
um=u°‚ wenn x=xo (3)
wobei um die Maximalgeschwindigkeit im Querschnitt
der Grenzschicht ist.
Es wird so der konvektive Wärmeaustausch zwischen Gas
und Oberfläche des Brennraumes im Bereich des oberen
Totpunktes (OT) während des Verbrennungsprozesses
betrachtet.
2. Bestimmung der dynamischen Grenzschicht
Um das Gleichungssystem (1) zu erfüllen, werden die be-
kannten Lösungen für das Geschwindigkeitsproiil einer
zweischichtigen Grenzschicht angewendet, die auf den
Arbeiten von BIasius, Karman, Prandtl und Nikuradse
beruhen [1], [2].
Mit Anwendung der Integralmethode von Karman-Lei-
benson-Golubeu [2] wird das Gleichungssystem (1)
durch ein System gewöhnlicher Differentialgleichun-
gen ersetzt.
d dum 2 2
;;[(B—282e)eömu2m]—(1—Be)u ö ———e u =0mmdx m
d 2 2 2 2 2 2;[0‚758u m5+(1.—2B€+2B e )umöm]+e u om-
1) Deutsche Textbearbeitung: Dr.-lng. Hans Kreye, Dipl.-lng.
lnes Rodegast
mm
d
21—[o‚eoatr°;„ö+(1—3Be+eel’ez—6e‚3e3)u3 ö (4)
X
+2 (62€;n +0,4693 Kufnn = o
wobei B und K die Koeffizienten der Ausdrücke von
Blasius und Karman darstellen [2], [4].
Eine Lösung des Gleichungssystems (4) ist entweder
durch numerische Methoden oder mittels Darstel-
lung durch unendliche Reihen möglich. Es wird hier die
von N. l. Akatnow in [4] vorgeschlagene Methoden zur
Lösung genutzt.
Im Ergebnis erhält man, mit einer für die lngenieurpraxis
ausreichenden Genauigkeit, die Lösung in der Form
-b 1
ü =M>'<'°'5; ä =A*R:+1>’<b+1; ä=o,063>‘< (5)
Dabei ist M der Koeffizient, welcher von do und b0,
vgl. Bild 1, abhängt. Weiter ist b0 die charakteristische
Länge zur Bestimmung von gm; 5; i und auch der
Exponent b der Reynoldszahl Re entsprechend dem
Ausdruck von Blasius nach [2].
uO b0 ..
Re = ; A.. ~0,1 wenn x E [3,60]
12
Die Lösung nach (5) stimmt mit den in [5], [6] darge-
stellten Lösungen überein.
Betrachtet man den Raum über dem Kolben als „offenen
Raum", so läßt sich die Anfangsgeschwindigkeit u nach
dem 1. Hauptsatz der Thermodynamik bestimmen.
2 2
o.) D—do dbo1 1
u°:— 4d [d —+~]‘eu O xp b0 Kp
i6)
K——1 1 1 de d0w)}
K rrdobo v dtp dtp
Hierist:
c_ p
K- /cV
en — ist der Koeffizient der Strahlverengung im Quer-
schnitt cM (Bild 1) undwird als Funktion en =f(do,bo‚v,a)
bestimmt.
3. Berechnung der Wärmegrenzschicht
Zur Bestimmung der örtlichen Wärmeübergangszahl auf
der Grundlage der Energiegleichung nach (1) wird das
Integral der Wärmegrenzschicht benutzt.
6’" 6T qW
—-l f U(T—Tm)dy+ f u(T—T°°)dy]= __ (7)
X ° am pcp
Zur Lösung der Integrale in (7) ist nicht nur die Kennt-
nis der Geschwindigkeitsprofile, sondern auch der Tem-
peratur notwendig.
Nach Bestimmung von um und 6m aus (5) kann man
W
62 = 2
Pum
als Funktion von e = e(x‚ so) errechnen.
Mit den bekannten Größen ‚und dem Koeffizienten 8,
basierend auf dem logarithmischen Geschwindigkeits-
profil, welches bei der Herleitung von GI. 4 verwendet
wurde, kann man das logarithmische Geschwindigkeits-
profil, vgl. Bild 2, darstellen. Zur vereinfachenden Be-
rechnung der integrale in (7) wird das Logarithmische
durch ein Exponentialprofil ersetzt. Dabei wird der
Exponent a in Abhängigkeit von den Größen e und B
gewählt.
Aus der Gesamtmenge der Größen e = (x: (p) können
die Werte emin und e x bestimmt und unter Berück-
sichtigung der Abhängigkeit können die Profile, wie in
Bild 2 gezeigt, dargestellt werden. Die punktierte Linie
entspricht dem Fall, daß eine Ablösung des Strahles am
Kolbenrand nicht berücksichtigt wird, d. h. in GI. 6
ist en = 1.
Auf Grund positiver Erfahrungen bei der Anwendung
der Methode der modifizierten „Reynoldsanalogie"
wird diese Methode zur Bestimmung der örtlichen
Wärmeübergangszahl genutzt.
lm Ergebnis erhält man für die Wärmeübergangszahl
Ab+1
1—b —b * a a
oz =c pvbu 8 A[( ——- )
m p m '“ AW“ 2a2+3a+1
.Pr—2/3(3a+1) ‚ Prt~(a+1)I
Unter Berücksichtigung der Einführung der NusseIt-Zahl
det öQO
Ä
Num
Iäßt sich GI. 7 dimensionslos in kriterieller Form schrei—
ben
1—b 1/3 —(a+1) 1/28“Num=cRem [Pr Prt ] (8)
wobei b+1
A.s
1/2a+1_ _ a a
c=AB* ‚B„—[ _ -———-] (9)
Nb”) 2a2+3a+1
Hierin ist: A der Koeffizient von BIasius/Sigalla [4]‚[5]
u öm m
und Re=
die lokale Reynoldszahl.
v
Die Gleichungen 8 und 9 bestimmen in allgemeiner
Form die Größe der Örtlichen Wärmeübergangszahl
beim konvektiven Wärmeaustausch auf der Oberfläche
des Brennraumes im Kolben.
Zur Berechnung der physikalischen Größen des Gases
cp V, Ä ist die mittlere Temperatur der Grenzschicht
zu benutzen.
27l
a":—_.
m K
i] /// iI ///
Eum / I\
/
0.8 /.‚ ‘ a
/ —— —:—m= „exponenfiales"Proii|
/ ] EMDX
/ “ -1-B I 5'"/ IIIIIIIIIIIII 3;;- E n T
o s l _ _ Die Veränderung des .. logeiriihmischon"_1
lProfil im Intervall I 5mm .Emox I
[II / ——— Dos.,logorithmische" Profil ohne
I / Berücksichtigung der Dehnung des
i / Siruhles um Rand der Kolbenkommer
0,1. ‘l I
I
I
0.2
00 0.2 0.4 0.6 0.8
Y
all!
Bild 2
Verteilung der Geschwindigkeiten im Wandberech der Grenz-
schicht
1000
w
2
m K \ ¢=370°
11.00 \
I
1200 \ I
I
\0=3ao
°
1000
au
r=360°\
800 \\fl
\
500 ~\
\
ip=400°
To
400 \
0 003 0,01. 0,05 005
X,M—-——-
Bild3
Örtliche Wärmeübergangszahl für den Dieselmotor der Type
6CN12/12
In Abhängigkeit des Drehwinkels goder Kurbelwelle
sind in Bild 3 Ergebnisse der Berechnung der örtlichen
Wärmeübergangszahl am für die Sechszylinder-Diesel—
motoren der Fahrzeugtypen KAZ und KAMAZ dar-
gestellt.
Für diesen speziellen Fall erhält die GI. 9 die Form
0,25
Nu = 0,0265 Re0'75 Pr Pr 70'875m m t (10)
In den Arbeiten [1], [2] sind einige praktische Hinweise
zur Nutzung der dargestellten Methode beschrieben.
272
4. Zusammenfassung
Es wurde eine Methode zur Berechnung der örtlichen
Wärmeübergangszahi für Muldenbrennräume schnell-
laufender Fahrzeugdieselmotoren unter Berücksichti-
gung der Turbulenz in der Grenzschicht entwickelt.
Trotz erheblicher mathematischer Schwierigkeiten wur-
de eine Lösung für die unmittelbare praktische Anwen-
dung gefunden. Durch experimentelle Untersuchungen
konnten die durch Rechnung gefundenen Ergebnisse
bestätigt werden.
Damit wurde die Möglichkeit geschaffen, schon in der
konstruktiven Phase eine Übersicht über den Wärme-
austausch in der Brennkammer zu erhalten.
Man gewinnt somit schon in einer frühen Phase der Ent-
wicklung eine Basis für weiterführende Arbeiten, wie
z. B. Durchführung der Arbeitsprozeßrechnung und
Berechnung des Temperaturfeldes mit sich daran an»
schließender Bestimmung des thermsichen Beanspru-
chungszustandes.
LITERATUR
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scheskogo modelirowania. Tbilissi Mezniereba-Verlag;
1986.
Anschrift der Verfasser:
Kand. der Techn. Wiss.
R. Kawtaradse
W. Strelkow
Moskauer Techn. Hochschule „N. E. Baumann”
lnstitut für Verbrennungsmotoren
Moskau
UdSSR