8

Click here to load reader

Berg, D. & Imhof; M. (2005). Pädagogische Psychologie

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Berg, D. & Imhof; M. (2005). Pädagogische Psychologie

Gegenstand der Pädagogischen Psychologie

1 Gegenstand der Pädagogischen Psychologie

19 Pädagogische PsychologieDetlef Berg und Margarete lmhof

EinEltl:Xnp~kauert stolz val;' dem Gitterbettchen, in dem sein erstes Kind, ein lebhafterSo~ ~teht. Pie ~lt~~ sind urisicheI; Was sie alles tun niiissen, damit ihr Stammhalter richtigged.~iht;und .ob sJ.euber~upt ~stun miissen, außer ihm das richtige Essen zu geben und

.. dafür zu sor~n,~ser mehr schielt denn sie.haben von TanteMartha gehört, dass »sich ei­n~gute ~ubstatlZ Immerdurchset:zt« unlf dass man die Kinder daran gewöhnen soll sich al­lem .zu ~ftigen. Onker Friti: ist ganz aUderer Meinung - überhaupt, alle aus 'der Ver-waIl~chah:urid.Be die selbst KInder haben' und hatten, sind nur allzu gernber~lt der erzieht; und alle wissen ganzgenau, was das Beste istS~1 . '.,. .. ..:'. '. . . g~cht. Für unsere' stpken Eltern ist allerdings ver:WJtrend,.;~ssvollig um~~relti . . ende Ratschläge $t;geben werden, die offenbar zuden gewUnschten El:gebIilssen geführt haben.

1 Gegenstand der Pädagogischen Psychologie1.1 Verbmdu~gen der Pädagogischen Psychologie zu anderen psychologischen Disziplinen1.2 Die Entwicklung der Pädagogischen Psychologie2 Das Theorie-Praxis-Problem der Pädagogischen Psychologie2.1 Padagoglsche Psy~hologie im Spannungsfeld zwischen Wissenschaftlichkeit und Alltagswissen2.2 Manches 1st pnmar Grundlage für anderes2.3 Manches brauchen nur manche Praktiker2.4 Manches wäre verwendbar, wird aber nicht genutzt3 Methoden und Themen der Pädagogischen Psychologie3.1 Lernen und Lehren in der Schule3.2 Psychologie der Familienerziehung3.3 Beratung in der Erziehung3.4 Psychologie der Erwachsenenbildung3.5 Gegenwartlge Entwicklungen und Perspektiven4 BerufsfelderZusammenfassungDenkanstößeEmpfehlungen zum WeiterlesenWeitere InformationenLiteratur

könnten, wie sie sich in einer konkreten Situ­ation verhalten sollten. »Was soll man ma­chen, wenn er anfängt, abends immer zuschreien wie die Anna von nebenan? Ob eswohl richtig war, sie unter die kalte Duschezu halten?!« (Dieses Beispiel ist nicht erfun­den!)Aus der Allgemeinen Psychologie könntendie Eltern zur Beantwortung dieser Fragendie Begriffe »Lernen«, »Strafe«, »PositiveVerstärkung«, »Extinktion« und die all­gemeinen Gesetzmäßigkeiten über die Wir­kung von Verstärkern heranziehen. Einschreiendes Kind unter die kalte Dusche zuhalten, ist mit den Gesetzen der AllgemeinenPsychologie noch zu vereinbaren, denn dieAnwendung von Strafreizen kann dazu füh­ren, dass ein Organismus lernt, unerwünsch­te Handlungen zu unterlassen. Die Aufgabeder Pädagogischen Psychologie wäre es indiesem Zusammenhang, empirisch zu über­prüfen, ob bestimmte Handlungen von Erzie­hern, die auf der Grundlage der AllgemeinenPsychologie erfolgversprechend erscheinen,in pädagogischen Handlungszusammenhän­gen wirksam sind und welche unerwünsch­ten Nebenwirkungen dabei zu erwartenwären. Nun würde der pädagogisch-psycho­logische Forscher nicht reihenweise schreien­de Kinder unter die kalte Dusche stellen, umdann wissenschafrlich exakt schädliche Ne­benwirkungen zu untersuchen. Unverzicht­barer Bestandteil seiner Versuchsplanungsind ethische Überlegungen, die ihn vor soeinem Versuch zurückschrecken lassen wür­den.Die Allgemeine Psychologie könnte die El­tern zu folgender Überlegung anregen: Wenndas Kind sart ist, keine vollen Windeln hat,nicht zu warm und nicht zu kalt zugedecktist, nichts an seiner Kleidung drückt undauch nichts anderes Schmerzen verursachenkann, wird das Motiv der Handlung »Schrei­en« wohl etwas mit dem Bedürfnis nach Ge­selligkeit zu tun haben. Nach Vorstellung derEltern soll das Kind aber lernen, dass diesesBedürfnis nach 20.00 Uhr nicht mehr befrie-

Bei jeder Frage, die sich die Eltern in Bezugauf das Verhalten und Erleben ihres Kindesstellen werden, ist in irgendeiner Weise dieAllgemeine Psychologie beteiligt. Sie liefertdas System definierter psychologischerGrundbegriffe zu den Themen Wahrneh­mung, Lernen, Gedächtnis, Denken, Sprache,Motivation, Emotion, Handeln etc. Ebensoerarbeitet die Allgemeine Psychologie diegrundlegenden Gesetzmäßigkeiten in diesenBereichen. Die Pädagogische Psychologie ver­wendet diese Begriffe und Gesetzmäßigkeitenim Rahmen ihrer Forschung. Für die Elternund Erzieher wäre es hilfreich, damit vertrautzu sein, einmal, weil sie im Gespräch überihre Kinder genauer wüssten, worüber sie ge­rade sprechen, wenn ihre Begriffe besser defi­niert sind, zum anderen, weil die Gesetz­mäßigkeiten für Überlegungen leitend sein

1.1 Verbindungen der Pädago­gischen Psychologie zuanderen psychologischenDisziplinen

sen beschrieben und bewertet werden.Manchmal kann Psychologie auch bei derWahl zwischen möglich erscheinenden Hand­lungsalternativen behilflich sein. Beispiels­weise wenn sich ein Elternpaar fragt, ob bei­de Partner berufstätig sein sollen oder ob diedann notwendige Betreuung ihres knapp ein­jährigen Kindes durch eine andere Person fürdie Entwicklung des Kindes Nachteile habenkönnte. Hier wären fundierte Erkenntnisseüber die Auswirkungen von Fremdbetreuungim Kindesalter hilfreich (vgl. Rollert, 1991).Wenden wir uns noch einmal unseren stolzenEltern zu. Die kauern in einer Einführung indie Psychologie natürlich nicht von ungefährvor dem Bertchen ihres Sohnes. Mit dem Bei­spiel soll versucht werden, die Verbindungder Pädagogischen Psychologie zu anderenTeildisziplinen der Psychologie zu illustrie­ren.

schung gewarnt. Die Psychologie kann man­che der Widersprüche zwischen verschiede­nen Erfahrungen nur unter der Bedingungerklären, dass die Erfahrungen vollständigberichtet und die Beobachtungen angemes-

Wer nun meint, "die Psychologie« oder "diePädagogische Psychologie« könnte den El­tern genau sagen, was sie wann tun mÜsstendamit sie ein "Prachtkind« haben, sei jetz~schon vor einer unvermeidlichen Enttäu-

376377

Page 2: Berg, D. & Imhof; M. (2005). Pädagogische Psychologie

19 Pädagogische Psychologie

digt wird. Um dieses Bedürfnis nicht völligzu frustrieren und damit ein aggressives Ver­halten zu provozieren, wird die Tür zum Kin­derzimmer abends offengelassen. Hochneh­men des Kindes, wenn es schreit, wäre einepositive Verstärkung des Schreiens und wür­de die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass eswieder schreit, wenn man es allein lässt.Ignorieren des Schreiens würde zu »Extinkti­on« des unerwünschten Verhaltens führen.Zur Frage, wie man den Vorsatz in die Tatumsetzt, das Schreien des geliebten Stamm­halters, den man gerne trösten möchte, zuignorieren, helfen die Allgemeine Psychologieoder die Pädagogische Psychologie nicht vielweiter, möglicherweise aber Alltagserfahrun­gen. Verwandte unseres nachdenklichen Ehe­paares haben z. B. ausprobiert, wie man die­ses Ignorieren durchstehen kann. Ihnen hates geholfen, einen Zeitraum von zehn Minu­ten festzulegen, den sie ihr Kind schreien las­sen wollten, bevor sie hingingen. Tatsächlichwar bereits nach vier Minuten immer Ruhe,bis auf einmal, als das liebe Kind wieder nassgeworden war. Ob dieses Vorgehen auch un­seren stolzen Eltern helfen würde, sei dahin­gestellt. Empfindet die Murter solches Ver­halten als unerträglich technokratisch, wirdsie es kaum erfolgreich übernehmen können.Die Nachbarn, die mit kalten Duschen dasabendliche Schreien ihres Kindes zu beendenversuchen, werden möglicherweise bald dieErkenntnisse und Verfahrensweisen der Kli­nischen Psychologie benötigen. Wenn sie indiesen und anderen Erziehungssituationenkrasse Fehler machen, werden sie eines Tagesmit ihrem trotzigen, bettnässenden, stottern­den, aggressiven Kind beim Kinderarzt, einerErziehungsberatungsstelle oder einem nieder­gelassenen Kinderpsychologen erscheinenund fragen, wie man »dieses missratene Kindzur Vernunft bringen könnte«. Die Pädagogi­sche Psychologie könnte einen (noch relativdürftigen) Wissenshintergrund bieten, der esdem Berater ermöglicht, gezielt nach Erzie­hungsrnaßnahmen der Eltern zu fragen.Denn eine der spezifischen Fragestellungen

378

der Pädagogischen Psychologie sind die Aus­wirkungen elterlicher (Fehl) Erziehung aufkindliches Verhalten. Die Beratung könnteeine Veränderung dieser Erziehungsstrategienanstreben und versuchen, die Eltern, nichtdas Kind, »zur Vernunft zu bringen«. Für dieBeeinflussung der inzwischen gut ausgebilde­ten Fehlverhaltensweisen des Kindes würdenErkenntnisse und Methoden der KlinischenPsychologie benötigt werden. Der Übergangzur Pädagogischen Psychologie wäre dabeifließend. Dazu gehören insbesondere Verfah­ren der pädagogischen Verhaltensmodifikati­on. Dies sind psychotherapeutische Verfahrenauf der Basis einer verhaltenstheoretisch ori­entierten Klinischen Psychologie, die aufProbleme angewendet werden, die in Erzie­hungssituationen auftreten und/oder die be­sonders effektiv zusammen mit Erzieherneingesetzt werden können.»Die gleichaltrige Anja nebenan sprichtschon. Wann wird unser Kind wohl zu spre­chen anfangen?« fragen sich unsere stolzenEltern. So eine Überlegung betrifft zunächstdie Entwicklungspsychologie. Wenn die EI­tern sich mit diesem Teilbereich der Psycholo­gie näher beschäftigen, werden sie erkennen,dass ihre Frage viel zu ungenau gestellt ist,denn was heißt »sprechen«? Ist »da-da-da«schon sprechen? Sie werden feststellen, dassWörter, die ein Objekt, eine Situation oder ei­ne Emotion bezeichnen sollen, normalerweisezwischen einem dreiviertel Jahr und zweiJahren auftreten und dass Mädchen generelleinen Entwicklungsvorsprung vor Jungenhaben, es also völlig »normal« ist, dass diegleichaltrige Anja schon besser sprechen kannals ihr Sohn. Der Übergang von der Entwick­lungspsychologie zur Pädagogischen Psycho­logie ist in unserem Beispiel durch die Fragegekennzeichnet, wie der Sprachlernprozessgefördert werden könnte. Die Entwicklungs­psychologie ist an der Entstehung psychischerFunktionen an sich interessiert, die Pädagogi­sche Psychologie mehr an der Beeinflussbar­keit dieser Prozesse und einer Entwicklungwirksamer Fördermöglichkeiten.

Eng verbunden mit dieser Frage ist auch derGegenstand der Differentiellen Psychologie(Persänlichkeitspsychologie). Sie unterschei­det Ausmaß und Ursachen interindividuellerDifferenzen in der Ausprägung psychologischbedeutsamer Variablen. Für die Untersu­chung ihrer Fragestellungen benötigt sieTests, mit denen das Ausmaß der Unterschie­de zwischen Personen in definietten Varia­blen messbar wird. Im Rahmen einer päda­gogisch-psychologisch fundierten Beratungkönnten solche Messverfahren verwendetwerden, um die Notwendigkeit von gezieltenFördermaßnahmen im Einzelfall festzustellenund um den Erfolg der Förderung zu über­prüfen. Gäbe es für Einjährige einen Sprach­entwicklungstest, könnten die Eltern einenPsychologen bitten, damit ihr Kind zu unter­suchen, um abzuklären, ob ihre Sorge, dassdie Sprachentwicklung ihres Kindes ver­zögert sei, begründet ist.Schließlich können die Eltern unseres Bei­spiels auch Theorien und Ergebnisse der So­zialpsychologie zur Klärung ihrer Frage he­ranziehen. Dabei wird untersucht, welchenEinfluss das Verhalten und die Anwesenheitanderer Menschen bzw. Gruppen von Men­schen auf ein Individuum haben können. Siewürden z; B. verstehen, dass nicht nur ihrKind von ihnen lernt, sondern dass sie selbstauch durch die Reaktionen ihres Kindes aufihre Verhaltensweisen in ihrem Verhalten be­einflusst werden. Sie würden u. a. erfahren,dass »typisch männliche Verhaltensweisen«bei Jungen durch die Vorstellung davon, wasin unserer Gesellschaft »männlich« ist, mitbeeinflusst werden, weil die Kontaktperso­nen des Jungen entsprechende Vorbilder lie­fern bzw. entsprechende Verhaltensweisenfördern.

1.2 Die Entwicklung der Päda­gogischen Psychologie

Verlassen wir nun die Sichtweise der Elternbei der Betrachtung der Pädagogischen Psy-

Gegenstand der Pädagogischen Psychologie

chologie und ihre Verbindungen zu anderenpsychologischen Teildisziplinen und nehmenwir eine historische Perspektive ein.Die Pädagogische Psychologie gehött zu denältesten Zweigen der Psychologie. Nebendem Interesse am psychisch Kranken und anden Möglichkeiten, ihm zu helfen, waren es- vermutlich mit größerer Breitenwirkung ­Fragestellungen zur Erziehung, vor allem derErziehung in der Schule, die zur Entwicklungder Psychologie als wissenschaftliche Diszi­plin beigetragen haben.Das bedeutet allerdings nicht, dass Psycholo­gie zunächst vorwiegend als PädagogischePsychologie betrieben wurde, aus der sichdann spezielle psychologische Fragestellun­gen entwickelten. Im Gegenteil, die Problemeder Erziehungspraxis verhalfen der Grundla­genforschung in der Psychologie, vor allemalso der Allgemeinen Psychologie, zwar mitzu den erforderlichen Forschungsressourcen(Schubeius, 1990, S.l1), die PädagogischePsychologie, die daraus entstand, war abereher eine »verkürzte Psychologie für Pädago­gen« (Ewert, 1979, S. 16), d. h. die Ergebnis­se der Allgemeinen Psychologie wurdenlediglich intuitiv auf Probleme der Erzie­hungspraxis übertragen. Inzwischen wissenwir, dass dies zuwenig ist, um psychologischeErkenntnisse für die Praxis des Erziehens zuerhalten. Die Hoffnung, Lehrer oder Elternwürden schon irgendwie psychologische Er­kenntnisse angemessen auf ihre Erziehungs­praxis übertragen, erwies sich als trügerisch.Die Pädagogische Psychologie musste des­halb zu einem eigenständigen Teilbereich derPsychologie werden. Es ist eine Aufgabe derPädagogischen Psychologie, zu überprüfen,ob psychologische Erkenntnisse bei der Lö­sung von Erziehungsprobleme helfen kön­nen. Manche psychologischen Fragestellun­gen entstehen erst aus der Sichtweise derPädagogischen Psychologie.Weinert (1967, S.22) bezeichnete die Päda­gogische Psychologie als »das Insges3mterfahrungswissenschaftlicher Befunde undFragestellungen, die zur psychologischen Er-

379

Page 3: Berg, D. & Imhof; M. (2005). Pädagogische Psychologie

19 Pädagogische Psychologie Das Theorie-Praxis-Problem der Pädagogischen Psychologie

Ein Beispiel: Eine Ausgangsfiage derPädagogischen.psychalQgie über aggressives VerhaltenvQ:n Kindern mag ~intnal gelautet h<;tben:Was ha~nEltemin der Erziehung falsch gemacht,dass gerade ihre Kmder so aggressiv geworden sind~ DieUntl,\fsuchungen.zurFrage, ob es ei­ne individuelle DIsposition (zur Aggressivität im Sinne einer genetisCh festgelegten Anlagegibt, hatten die unterschiedlichen Ausprägungen aggressiven Verhaltens nicht .hinreichend er­klären können. GeIDäß versChiedenettheoretischer Ansätze über das ~en aus der All-gemeinem Psychologie wurcle z. B. fi:&tgestellt: . . . eKinder von ihren Elternzu aggressivem Verhalten erniutigt (»Lass dir <~) und belohnt (operantes Kon-ditionieren). :Unter~inbeiiehung sozialpsychologischerGesichtspunkte wurde deutlich, dassaggressive Verhaltensweisen durch Beobachtung·aggressiver Vorbilder gelernt werden (Mo­delllernen) und das umso nachhaltiger, je.stärker die: Merl<male»Attraktivität«, »Prestige«,»Macht« beiwModell ausgeprägt sind."'- Merkmale, frberdie atem in.den Augen ihrer Kin­der gewöhnlich verfügen. Aus der PerspektivederPersörtlichkeirspsychologie wurden Eltern­typen bzw. Lehrerj:ypen 'Unterschieden, von denen der,. »autoritäre Typ«,.-. möglicherweise,weil er.selhst ein aggressives Modell ist~wohl amehes!eit aggressives Verhalten bei Kindernfördert: 'Ebenso wUrden verschiedene sozioökonoiWsi;he und ökoli:>gische Bedingungen füraggressionsfärdemdes Erziehungsverhalten festgestellt. Die Pädagogische Psychologie inte­ressiert.inzwischen aber auch, oh eVentuellaggressionsföraemdes ~rzieheryerhalten seine Ur­sachen in'c;len Erwartungen der Umwelt beZÜglich der·Reaktionen von Erziehern auf aggres­sives Verhalten der Erzogenen hat. Es werden auch noch AntWorten auf die Frage gesucht,wie der Teufelskreis aus aggressivem Kinqverhalteti, qaJ;~iis'fölgenden Elternreaktionen unddaraus wiederum folgeridemaggressivem Kindvethaltenzuunte~brechen ist.

2 Das Theorie-Praxis-Problem der PädagogischenPsychologie

zwischen ihrem Selhstverständnis als wissen­schaftlicher Disziplin einerseits und dem All­tagswissen der Praktiker andererseits. DieVeröffentlichungen der Pädagogischen Psy­chologie mögen leicht den Eindruck erwe­cken, dass die Theorien und Methoden vomAlltag der Erzieher zu weit entfernt sind, umrelevant zu sein - oder aber, dass die For­schungsarbeiten im Grunde mit viel Auf­wand nur das zu Tage fördern, was man alsAlltagswissen von erfahrenen Praktikernauch hätte erfahren können.

zessen, den Erziehungsprozessen selbst undden Rückwirkungen der Resultate von Erzie­hungsprozessen auf Erziehende beschäftigt.

Zwischenfrage an den Leser/die Leserin:Eine Lehrerin möchte den Schülern ihrer Klasse Gelegenheit 'geben,- em. Rechenverfahrenselbständig an mehreren Beispielen zu liben. Dies soll ihr auch die Gelegenheit geben, sichinsbesondere den Kindern zu widrrien, die noch Unterstützung brauchen. Wann sollte IhrerEinschätzung nach.die Lehrerin einem Schiller, der sich mit einer gegebenen Aufgabe schwertut, Hilfestellung geben?

Ihre 'überlegungen: -'-- ..,-- _

Gegenüber diesen Ahnehmern steht die Pä­dagogische Psychologie im Spannungsfeld

2.1 Pädagogische Psychologieim Spannungsfeld zwischenWissenschaftlichkeit undAlltagswissen

Die Pädagogische Psychologie hat Abnehmer,die von ihr etwas erwarten: vor allem Leh­rende, diejenigen, die Lehrende ausbilden,und diejenigen, die Lehrende mit dem Lehrenbeauftragen.

dasjenige Teilgebiet der Psychologie ist, dassich mit den individuellen, sozialen und mate­riellen Voraussetzungen von Erziehungspro-

geht jeweils um die Beschreibung und Erklä­rung dieses Prozesses, dessen Diagnose, Be­einflussung und Optimierung sowie um dieEvaluation der Beeinflussungsversuche.Aus dem bisher Gesagten sollte deutlich ge­worden sein, dass Pädagogische Psychologie

geworden. Das Verhalten der Erzogenen wirdnicht allein als »abhängige Variable« unter­sucht, das sich in Abhängigkeit diverser Um­welteinflüsse formt und verändert, es wirdselbst auch als »unabhängige Variable« ge­sehen, von der das Erziehungsverhalten als»abhängige Variable« beeinflusst wird. Dieswiederum ist eine neue Voraussetzung fürweitere Erziehungsprozesse. Auch die Aus­wirkungen, die Ergebnisse von Erziehungs­prozessen auf das Verhalten und Erleben derfür den Erzogenen undJoder seine Erzieherbedeutsamen Interaktionspartner haben,sind Gegenstand pädagogisch-psychologi­scher Forschung und Theorienbildung.

Generell kann festgestellt werden, dass derGegenstand der Pädagogischen Psychologieder Prozess der Vermittlung von Verhalten,speziell von Wissen, Fertigkeiten, Einstellun­gen und Werten in der Gesellschaft ist. DieserProzess wird als Erziehung hezeichnet. Es

heilung des unter Erziehungseinwirkungenstehenden Menschen vorliegen und möglicherscheinen... dabei ist die Erziehung in derFamilie ebenso zu berücksichtigen wie dieUnterrichtung in der Schule, die Einflüsse derSpielgefährten und Mitschüler in gleicherWeise wie die Wirkungen der Massenme­dien.«Dieser Rahmen ist für die Pädagogische Psy­chologie zu eng geworden. Zwar ist der Erzo­gene weiterhin von zentralem Interesse, aberauch seine Erzieher und die verschiedenenmateriellen und sozialen Voraussetzungenvon Erziehungsprozessen sind Gegenständeder pädagogisch-psychologischen Forschung

380 381

Page 4: Berg, D. & Imhof; M. (2005). Pädagogische Psychologie

19 Pädagogische Psychologie Das Theorie-Praxis-Problem der Pädagogischen Psychologie

. 'stellung auf die Fähigkeitserk.läJ:Uuß »!:ehre üger?«). Wie würde das Ergel:>ms

ontan eine freie Antwort geben sollten? '.' .'., •. "• Frag nach 'der externen' ·tät:Auf.:velche Popt,d'atio,n kann der BefUIid yer~llgemeinertwer~n? An d,erUntersu naIUnen erwachs~ne VersUchspp-son(:ln teil. Möglicherweise

rea r Kin ~d JugeIidliche anders,' .' " ' '.' '. er Ö 0 Iidität; Wie würde daS Ergebnis ausfallen, wenn »echte« Situa-

, tipnen untersucht würd~n? In der Untersuchurig Wurden lediglicliSzen~rien, also kurzeBese\n"eibungen von 'Bewertungssituationen, verwendet. MöglicherWeise reagieren Mel1­sehen, anders, wenn sie real betroffen sind.

men diesem Lehrerhandeln, dass die Lehrkraft von diesem Schüler nicht erwartet, dass er esallein schafft. Die Schwierigkeiten des Schülers werden dann eher mit mangelnden Fähigkei­ten als mit ungenügender Anstrengung erklärt. Das'Selostkonzept der eigenen Leistungs­fähigkeit kann auf diese Weise negativ beeinflusst werden. Lehrer könnten also mit einer gutgemeinten Hilfestellung unbeabsichtigt Botschaften mitteilen, welche die Einstellung zumLernen und zu den eigenen Fähigkeiten uligiinstigbeeinflussen. Wiinschenswert wäre es, einUnterrichtsklima zu entwickeln, in dem Schiller lernen, von sich aus nachzufragen, und dieLehrkräfte individuelle Unterstützung auf Birten von Schillern geben.

Ein Beispiel: Meyer (1978) hat die paradoxe Wli"kung von Lob und Tadel untersucht. Erstellte fest, dass eine Person ihre Fähigkeiten a . rig einschätzt, wenn sie für den Erfolgbei sehr leichten Aufgaben gelobt wird 0 eeines Misserfolges Mitleid erfährt. Wirdsie hingegen getadelt, wenn der Erfi a oder erfährt sie sog~, daSS ein anderer (einLehrer/eine Lehrerin) auf ihten Mi, ' , 19.mit Ärger reagiert, zieht sie d~n Schluss, dass manihr wohl mehr zugetraut hätte und hält in der Folge ihre eigenen Fähigkeiten für relativ hö­her. Sollte man deshalb Schüler lieber I,li,cht so oft loben? 'Dass solche Schlussfolgerungen nicht einfach auf die Praxis zu übertragen sind, wird deut-lich, wenn man die folgenden Fragen'stellt: .• Frage der internen Validität:. Ist das Ergebnis auf die verwendeteUntersuchungsmethode

zurückzuführen? Die Versuchsteilnehmer wurden vielleicht durch die in der Instruktion

Die Bedeutung der Ergebnisse aus der Päda­gogischen Psychologie für erzieherischesHandeln wird eher deutlich, wenn man siemit dem Zustand des Nichtwissens vergleichtals mit den Wünschen, die Erziehungsprakti­ker an die Pädagogische Psychologie haben.Denn der Vergleich des Ist-Zustands mit demWunsch-Zustand fällt für die PädagogischePsychologie noch wenig rühmlich aus.Das liegt zum Teil daran, dass in der Pädago­gischen Psychologie viele Ergebnisse noch un­verbunden geblieben sind, der Anwender sichalso u. U. zu einer Frage mit einer Fülle vonEinzelinformationen konfrontiert sieht, diealle gleichzeitig zu berücksichtigen schier un­möglich ist. Beispielsweise gibt es zur Frage:»Wie kann man Schüler für einen Unterrichts­gegenstand interessieren?« so viele Antwor­ten, dass sich der Lehrer, der diese alle berück­sichtigen will, wie ein Tausendfüßler vorkom­men muss, der zu überlegen begonnen hat,wann er welchen Fuß beim Laufen verwendet

und so unfähig wird, weiterzulaufen. ZumTeil fällt der Vergleich zwischen Ist-Zustandund Wunsch-Zustand deshalb enttäuschendaus, weil Ergebnisse empirischer Forschungzum gleichen Thema oft aus den verschie­densten Gründen widersprüchlich ausfallen(s. folgendes Beispiel zu paradoxen Effektenvon Lob und Tadel). Das kann z. B. daran lie­gen, dass mit unzureichenden Stichproben ge­arbeitet worden ist oder die interessierendenVariablen mit verschiedenen Messinstrumen­ten untersucht worden sind. Der Anwenderweiß dann nicht, welchem Ergebnis er für dieLösung seines Problems trauen soll. DiesesProblem verschärft sich dadurch, dass An­wender häufig nicht in der Lage sind, sichselbst kritisch Klarheit zu verschaffen, sei es,weil ihnen die Zeit und der Überblick fehlen,oder sei es, weil ihnen das spezifische Fach­wissen fehlt, empirische Originalarbeiten kri­tisch zu interpretieren und auf die eigene Situ­ation zu beziehen.

Schlussfolgerung: Ergebnisse empirischerForschung in der Pädagogischen Psychologie(und wohl nicht nur da) bedürfen einer aus­führlichen methodischen Prüfung, bevor siein den "Praxistest« gehen können.Schließlich muss der Ist-Zustand der Pädago­gischen Psychologie manche Anwender ent­täuschen, weil sie von der Wissenschaft etwaserwarten, was diese prinzipiell nicht leistenkann. Die Frage: »Was soll man tun, wennFritz dauernd durch Herumblödeln stört?"ist schlicht nicht so zu beantworten, dass derSchulpsychologe sagt: »Am besten tun Siedies oder jenes, dann hört das schon auf."Die Pädagogische Psychologie hält weder fürden konkreten Einzelfall (Fritz) noch für kon­krete Einzelprobleme (Herumblödeln) Pro­blemlösungen parat, sondern ist lediglich eineSammlung von Wissen, das systematisch zu­sammengetragene Erfahrungen, die auch ge­zielt durch Experimente herbeigeführt wur­den, umfasst. Aus diesem Fundus muss derpraktisch arbeitende Psychologe im Einzelfallstets neue Problemlösungen erarbeiten.Oft wird er zu dem Ergebnis kommen, dassLehrer und/oder Eltern ihr Verhalten gegen­über diesem Schüler verändern müssten. Da­mit zieht der Psychologe zuweilen auch denUnmut und das Misstrauen der Eltern oderLehrer auf sich, die das Kind als »schwierig«und »änderungsbedürftig« zum Psychologengebracht haben. Um mögliche Konflikte mitden Erwachsenen zu vermeiden, versuchtvielleicht doch mancher Psychologe »einge-

schliffenes« Fehlverhalten beim Kind zu mo­difizieren, auch wenn eigentlich andere ander Problematik Beteiligte sich primär ändernmüssten. Die Gefahr, dass auf diese Weisekeine nachhaltige Veränderung sichtbar wird,ist sehr groß, weil die zu verändernden Ver­haltensweisen von den BezugspeI'SUnen desSchülers verursacht oder auch durch falscheReaktionen darauf aufrecht erhalten werden- und wahrscheinlich sind danach einige Per­sonen davon überzeugt, dass PädagogischePsychologie zum Gelingen von Erziehungwenig beitragen kann.

2.2 Manches ist primärGrundlage für anderes

Betrachtet man die Pädagogische Psychologieallein unter dem Gesichtspunkt Verwendungin konkreten Erziehungssituationen, er­scheint manches überflüssig. So würde einLehrer mit mehrjähriger Schulpraxis - wenner höflich ist - schmunzeln, wenn man ihmvorschlagen würde, mit einem Soziogrammoder mithilfe multidimensionaler Skalierungund zeitaufwendigen Rechenverfahren fest­zustellen, ob sich in seiner Klasse ein»Außen­seiter« oder eine »Clique« befindet. Dieskönnen viele Lehrer auch ohne Messverfah­ren so präzise angeben, dass ihre Aussage alsMaßstab zur Bestimmung der Güte des Ver­fahrens zur Analyse von Sozialbeziehungen(Validitätskriterien) verwendet werden könn-

382 383

Page 5: Berg, D. & Imhof; M. (2005). Pädagogische Psychologie

19 Pädagogische Psychologie Methoden und Themen der Pädagogischen Psycholo gie

3 Methoden und Themen der Pädagogischen Psychologie

te. Für Forschungszwecke kann es aber vonBedeutung sein, ein erprobtes soziometri­sches Verfahren wie das Soziogramm zur Ver­fügung zu haben, das keine negativen Neben­wirkungen für die Schüler-Schüler-Beziehunghat, wenn es z. B. darum geht, festzustellen,ob und wie sich bestimmte pädagogisch-psy­chologische Maßnahmen auf die Sozialstruk­tur der Klasse auswirken.

2.3 Manches brauchennur manche Praktiker

Validitätskriterien sind oft unzureichend, umdie Güte von psychologischen Messverfahrenzu beurteilen. In unserem Fall wird das Vali­ditätskriterium »Lehrerurteil über die sozialeStruktur der Klasse« umso mangelhafter, jemehr Lehrer, die eben kein »Gespür« dafürhaben, Urteile abgeben. Gerade in den Klas­sen solcher Lehrer wäre dann ein Messver­fahren wie das Soziogramm durchaus einewertvolle Informationsquelle. Die Schwierig­keit ist nur: Wer wird schon von sich aus wis­sen, ob er zu denen mit oder zu denen ohneGespür gehört? Im konkreten Einzelfall wirdder Psychologe also gut daran tun, beim Ver­dacht auf gestörte Beziehungen in einer Klas­se, die als »schwierig« bezeichnet wird, 50­

ziometrische Verfahren anzuwenden, auchwenn ein erfahrener Lehrer meint, dies allesschon glasklar zu durchschauen. Es gibt wohltatsächlich Naturtalente unter Erziehern, dieauf Pädagogische Psychologie verzichtenkönnen. Von diesen Lehrern wird der päda­gogisch-psychologische Forscher eher etwaslernen können, als ihnen wichtige Hinweisefür das Gelingen ihrer Praxis geben zu kön­nen. Aber wer weiß, vielleicht wären jenesogar für ein Gespräch über pädagogisch­psychologische Fragen besonders aufge­schlossen.

384

2.4 Manches wäre verwendbar,wird aber nicht genutzt

Machen wir einen Zeitsprung und betrach­ten Fritz, der mirtlerweile sechs Jahre alt ge­worden ist. Nun steht die Frage an, ob Fritzin die erste Klasse der Grundschule einge­schult werden soll. Die Meinungen der Be­treuungspersonen widersprechen sich. DieMurter meint, man sollte dem Jungen, dererst zwei Monate vor Schuljahresbeginn Ge­burtstag hat, eine unbeschwerte Kindheitgönnen; der Ernst des Lebens käme nochfrüh genug. Der Großvater, selbst ehemaligerLehrer, betont hingegen, dass Kinder umsobesser lernen, je jünger sie sind, und dass ge­rade die frühe Lernerfahrung dem Jungen ei­nen nicht zu unterschätzenden Vorsprungverschaffen könnte. Die Erzieherin im Kin­dergarten berichtet, Fritz sei durchaus schul­reif, weil er immer sehr neugierig fragte unddas Angebot im Kindergarten nicht mehr in­teressant genug sei; er müsse in die Schule,da ihn die Gruppenaktivitäten oft langweilenund er dann Unsinn anstellt. Die Schulekönnte ihn besser beschäftigen. Wem sollman nun Recht geben? Es gilt hier, zwei Risi­ken gegeneinander abzuwägen, nämlich ers­tens das Risiko, dass ein Kind durchaus inder Lage wäre, die Schule zu bewältigen,aber nicht eingeschult wird und so Lernchan­cen vergeben werden; dagegen steht das Risi­ko, dass das Kinder scheitert, wenn es zufrüh eingeschult wird, und durch die Über­forderung nachhaltige Lernschwierigkeitenauftreten.Es genügt nicht, Wissen in Büchern zur Ver­fügung zu stellen, wenn man möchte, dass esgenutzt wird. Die Ergebnisse der Pädagogi­schen Psychologie müssen den relevantenPraxisfeldern, z. B. der Schule, auch mit an­deren Methoden verfügbar gemacht werden.Es werden professionelle Fortbildner und eininstitutioneller Hintergrund benötigt, der ef­fektive Fortbildung und den notwendigenWissenstransfer ermöglicht. Bisher hat sichdie Pädagogische Psychologie zu wenig syste-

matisch mit der Frage befasst, wie solche Ver­mirtlung optimal erfolgen kann. Wichtigscheint zu sein, dass die Vermittlung mög-

Die Pädagogische Psychologie bedient sichdes ganzen Spektrums der Methoden, die inder Psychologie entwickelt bzw. von der Psy­chologie aus anderen Wissenschaften über­nommen worden sind (z. B. Experiment, Be­obachtung, Hypothesenbildung, statistischeVerfahren). Für einzelne Fragestellungenwerden bei Bedarf besondere Methoden ent­wickelt, z. B. spezielle Beobachtungsverfah­ren. Im Zusammenhang mit der wissen­schaftlichen Begleitung von Schulversuchenwurde, gemeinsam mit empirisch arbeiten­den Pädagogen, der Ansatz der Handlungs­forschung entwickelt. Lehrer sollen anhanddieser Verfahren Unterricht aus ihrer subjek­tiven Perspektive systematisch beschreiben,reflektieren, verändern und bewerten (vgl.Altrichter & Posch, 1998). Der Wissen­schaftler beobachtet nicht unbeteiligt, obund wie ein Schulversuch gelingt, sondernversucht gleichzeitig, durch den Einsatz sei­ner Möglichkeiten den Schulversuch in Rich­tung auf dessen Ziele zu fördern (Näheresbei Klafki et al., 1982; vgl. auch Pressley, Ra­phael, Gallagher & Di Bella, 2004).

3.1 Lernen und Lehrenin der Schule

Im Kapitel »Gedächtnis und Lernen« dürfteschon deutlich geworden sein, dass »Lernen«zu den Begriffen gehört, die zwar im Alltagweit verbreitet sind, aber so vielfältig ver­wendet werden, dass für wissenschaftlicheZwecke eine spezifische Bedeutung festgelegtwerden muss. Für die Fragestellungen in derPädagogischen Psychologie ist es von beson-

liehst praxisnah erfolgt und Veränderungs­prozesse auf der Basis solchen neuen Wissensmit Beratung begleitet werden (Coaching).

derer Bedeutung, dass mit Lernen ein Prozessder Entwicklung von Verhaltensänderungenoder kognitiven Strukturen bezeichnet wird,der durch Erfahrung ermöglicht wird, undnicht etwa nur das Resultat.Der Prozesscharakter des Lernens wird in derSchule bedauerlicherweise oft vernachläss igt.Lernen benötigt Zeit, und Denken und Ver­halten sind direkt abhängig von der Art desbereits Gelernten. Daraus wird klar, dass ver­schiedene Schüler unterschiedlich viel Zeitzum Lernen ein und desselben Lerngegen­standes brauchen. Dies wird innerhalb derüblichen Schulorganisation kaum berücksich­tigt. Hieraus folgt auch, dass verschiedeneSchüler zu einem bestimmten Zeitpunkt, z. B.bei einer Prüfung, notwendig an verschiede­nen Stellen des Lernprozesses angelangt sind.Die Prüfungen in der Schule sind aber in derRegel so angelegt, dass nur festgestellt wer­den kann, ob ein Schüler an einem bestimm­ten Endpunkt des Lernprozesses angelangtist. Es aber gerade wichtig wäre festzustellen,an welcher Stelle des Lernprozesses sich einSchüler befindet, um dort gezielt anzuknüp­fen und auch ihm das Erreichen des ange­strebten Endpunkts zu ermöglichen.Die Pädagogische Psychologie untersuchtund beschreibt das Lernen in der Schule ausverschiedenen Perspektiven. Grob UIJ.ter­scheiden lassen sich: (a) der Schüler und seineEigenschaften, (b) die Schule und ihre Eigen­schaften, (c) besondere Lernbedingungen(Lernschwierigkeiten, Hochbegabung, Inte­gration von Behinderten in die allgemeineSchule), (d) Evaluation von Leistungen derSchüler und der Schule und (e) außerschu­lische Einflüsse.

385

-

Page 6: Berg, D. & Imhof; M. (2005). Pädagogische Psychologie

19 Pädagogische Psychologie

rMethoden und Themen der Pädagogischen Psychologie

Lange Zeit dominierte in der PädagogischenPsychologie die erste Perspektive, die Unter­suchung des Zusammenhangs von Lernenund individuellen Voraussetzungen des Ler­nenden. Vor allem den kognitiven Vorausset­zungen (Intelligenz, Kreativität, kognitive Sti­le, Verfügbarkeit von Lernstrategien) deseinzelnen Schülers als Bedingung für schu­lisches Lernen wurde viel Aufmerksamkeitgewidmet.Natürlich blieb weder Lehrern noch Pädago­gischen Psychologen verborgen, dass die ge­nannten Teilbereiche der Intelligenz nichtausreichen, um den Erfolg bei schulischemLernen aus der Perspektive der Lernvor­aussetzungen des Schülers zu begründen.Besonders intensiv wurde das Thema Leis­tungsmotivation bearbeitet, nennenswert be­handelt wurden zudem die Themen Aggressi­on, Schulangst, Konzentration. Gegenwärtigwird bei der Erklärung von Lernen aus derPerspektive der Schülervoraussetzungen we­niger versucht, weitere Zusammenhängezwischen Schülereigenschaften und Lern­erfolgen aufzudecken, vielmehr wird der in­dividuellen Lerngeschichte Aufmerksamkeitgewidmet.Welchen Einfluss die Schule als Institutionund auch als physikalische Umwelt auf schu­lisches Lernen haben kann, wurde von derPädagogischen Psychologie in Deutschlandlange Zeit wenig beachtet. Nehmen wir zu­nächst die Schule als Gebäude und die Schul­organisation ins Blickfeld. Diese Themenwerden unter der Perspektive der Ökopsy­chologie in ihren Auswirkungen auf das Ler­nen in der Schule erforscht. Ein Beispiel da­für sind die Arbeiten der Oldenburgerpsychoakustischen Arbeitsgruppe, die Schu­len unter dem Gesichtspunkt der akustischenGestaltung untersucht hat und dabei auf pä­dagogisch relevante Aspekte gestoßen ist. Siefand heraus, dass es Schalllöcher in Klassen­zimmern geben kann; das sind Bereiche, indenen die Schallübertragung reduziert ist.Schüler, die ihren Platz an so einem Ort ha­ben, verlieren schneller die Konzentration

386

(vgl. Schick, Klatte, Meis & Nocke, 2003).Auch die organisatorischen Rahmenbedin­gungen, die Zusammensetzung und Alters­struktur der Lehrerkollegien, die Fortbil­dungsangebote und die Strukturierung derLaufbahn werden als Kriterien erfasst undals Bezugspunkte zur Beschreibung vonSchülerleistungen herangezogen (vgl. z. B.Baumert et al., 2001; Bos et al., 2003), wobeidie konkrete Bedeutung für die Prozesse undProdukte von Lernen und Lehren noch erar­beitet werden muss. Diese und ähnliche Ar­beiten markieren Anfänge; die systematischeIntegration in die pädagogisch-psychologi­sche Perspektive steht noch aus.Die Pädagogische Psychologie beschäftigtsich auch mit der Frage nach der Optimie­rung von Lehrmethoden. Das »programmier­te Lernen« (Anwendung der behavioristi­schen Lerntheorie auf Lehrtexte), das schonfrüher von Interesse war und zwischenzeit­lich als zu mechanistisch beurteilt wurde undan Bedeutung verloren hatte, lebt nun in derVariante der PC-gestützten Lernprogrammeneu auf. Damit hofft man, dem Anspruchauf individuelle Förderung gerecht zuwerden. Die erforderliche theoretische Fun­dierung und systematische Evaluation derLernsoftware ist allerdings noch nicht zufrie­densteIlend gewährleistet.Die Debatte um den »guten« Lehrer ist vonder Frage nach Formen und Effekten vonverschiedenen Lernarrangements und Lehr­methoden abgelöst worden (vgl. Mayer,2003; Wellenreuther, 2004). In kontrolliertenStudien in Schulen werden beispielsweise ko­operative Lernformen auf verschiedene Ef­fektivitätskriterien hin untersucht. Manch­mal werden einzelne Aspekte der Instruktionherausgegriffen und in Form eines spezi­fischen Trainings ausgearbeitet und evaluiert,wie z. B. ein Training des selbständigen undverstehenden Lesens für Schüler der Sekun­darstufe I (vgl. Gold, Mokhlesgerami, Rühl& Souvignier, 2004). Weil man einsehenmusste, dass Kurse außerhalb des Unterrichts(z. B. Lernen lernen in Nachmittagskursen)

nicht den gewünschten Erfolg bringen, versu­chen die wissenschaftlichen Arbeitsgruppennun verstärkt, die Trainings in den Lernalltagzu integrieren.Eine weitere Perspektive der PädagogischenPsychologie zum Lernen in der Schule bildetdie Auseinandersetzung mit den »besonderenLernbedingungen«. Inhalt und Gestaltungdes Unterrichts sollen an die Lernvoraus­setzungen der einzelnen Schüler angepasstwerden. Kinder mit temporären oder über­dauernden Verhaltens- oder Lernschwierig­keiten, wie Aufmerksamkeitsschwierigkeitenund Hyperaktivität, aber auch hochbegabteKinder und Kinder mit sonderpädagogi­schem Förderbedarf müssen in die Klassenintegriert werden und haben Anspruch aufindividuelle Förderung. Damit dies gelingt,ist es erforderlich, dass Lehrer kompetenteEntscheidungen über erzieherische und un­terrichtliche Maßnahmen treffen können.Allein der Beschluss, dass Kinder mit sonder­pädagogischem Förderbedarf in der allgemei­nen Schule zu integrieren sind, bewirkt nochnicht, dass sie von den Lehrern auch optimalgefördert werden können. Hier sind die Be­funde pädagogisch-psychologischer For­schung gefragt, um Anhaltspunkte für dieGestaltung geeigneter Lernumgebungen zuerhalten. In Deutschland haben diese For­schungen ebenso wie die praktische Umset­zung erst begonnen.Die Debatte um die Bewertung von Leistun­gen der Schule und der Schüler fand und fin­det - mit gewissen »Konjunkturschwankun­gen« - ein relativ breites Interesse. Seit densechziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurdeimmer wieder die Zuverlässigkeit der Noten­gebung infrage gestellt (vgl. Ingenkamp,1971). In vielen Untersuchungen wurde be­legt, dass verschiedene Lehrer gleiche Prü­fungsergebnisse unterschiedlich bewerteten,je nach persönlichen Ansprüchen und ande­ren Leistungen, die ihnen zum Vergleich zurVerfügung standen, so dass eine Objektivie­rung der Beurteilung notwendig und sinnvollerschien. Bei Versuchen, das Unbehagen mit

der Notengebung in der Schule aufzulösen,wurden Verbalzeugnisse anstelle von Zensu­ren und in jüngster Zeit auch Portfolios aus­probiert, das sind von Schülern und Lehrerngemeinsam erstellte Arbeitsmappen, die denindividuellen Lernfortschritt über einen ge­wissen Zeitraum dokumentieren und die inEinzelgesprächen besprochen werden sollen.Aufgabe pädagogisch-psychologischer For­schungs- und Entwicklungsarbeit ist es, For­men für diese Art der Bewertung von Lern­erfolgen zu entwickeln und zu evaluieren.Aktuell sind die Qualitätssicherung im Bil­dungswesen und die Bewertung von Schüler­leistungen im nationalen und internationalenKontext in den Mittelpunkt des Interesses ge­rückt. In umfangreichen Längsschnittstudienwurden der Leistungsstand sowie einzelneAspekte (z. B. Selbstkonzept, Lernfreude, mo­ralische Entwicklung) der schulischen Ent­wicklung der Schüler in verschiedenen Schul­arten untersucht, z. B. die Entwicklung in derGrundschule. In querschnittlieh angelegtenErhebungen wurden landesweite Bestands­aufnahmen der Schülerleistungen ermittelt,z. B. über die Leistungen in Mathematik (vgl.im Überblick: Helmke, 2003).Mit der Beteiligung der deutschen Bundes­länder an den internationalen Vergleichsstu­dien wie dem Programme for InternationalStudent Assessment PISA (vgl. Baumert et al.,2001) und der Internationalen Grundschul­Lese-Untersuchung IGLU (vgl. Bos et al.,2003) wurde eine weitere Perspektive hin­zugefügt. Im Rahmen dieser Studien wurdenSchulleistungen umschriebener Schülerpopu­lationen in Deutschland erhoben und mit de­nen aus anderen Ländern der OECD vergli­chen. Die Publikation der Ergebnisse fandgroßes öffentliches Interesse, weil die deut­schen Schüler bei diesem Vergleich relativschwach abgeschnitten hatten. Damit wurdedie bildungspolitische Debatte stärker insBlickfeld gerückt, wobei jedoch die Gefahrfalscher oder unbegründeter Schlussfolgerun­gen nicht umgangen werden konnte. So wardas Resümee der niedersächsischen Kultus-

387

Page 7: Berg, D. & Imhof; M. (2005). Pädagogische Psychologie

19 Pädagogische Psychologie Methoden und Themen der Pädagogischen Psychologie

ministerin, dass deutsche Lehrer fortbil­dungsunwillig seien, aus den Untersuchungs­ergebnissen von PISA schlicht nicht abzulei­ten.Der Bereich außerschulischer Bedingungenschulischen Lernens ist noch relativ wenigbearbeitet. Bisher wurde vor allem nach demEinfluss der sozioökonomischen Bedingun­gen (Beruf, Ausbildung der Eltern, Familien­finanzen), unter denen ein Schüler aufwächst,auf schulisches Lernen gefragt. Es ist offen,welche Schlussfolgerungen aus den Ergebnis­sen für das Lernen in der Schule zu ziehensind. Interessante, bisher noch relativ wenigbearbeitete Forschungsfelder sind der Ein­fluss der gleichaltrigen Mitschüler oder Spiel­kameraden zu Hause auf den Schüler unddie Zusammenarbeit von Schule und Eltern­haus (vgl. Krappmann & Oswald, 1995).

3.2 Psychologie der Familien­erziehung

Im Vergleich zu schulischen Themen ist derTeilbereich Familienerziehung noch wenigentwickelt (vgl. Lukesch, 1976; Schneewind,1991). Er ist fest in der Hand von populär­und pseudowissenschaftlichen Ratgeber- undSelbsthilfebüchern und »Frauenzeitschrif­ten«. Es gibt schon eine Fülle von Detail­ergebnissen, von den Auswirkungen der Be­rufstätigkeit der Mutter auf die Entwicklungder Kinder über die Familienmerkmale vonjugendlichen Kriminellen bis zum Einflussder Kinder auf Elternverhaltensweisen. DieVermittlung an psychologische Laien mussaber noch verbessert werden. Auch in diesemBereich ist das Thema Verhaltenstraining ak­tuell. Zur Vorbeugung von FeWentwicklun­gen in der Kindheit durch psychologischungünstiges Elternverhalten und zur Ver­änderung solcher Verhaltensweisen wurdenElterntrainings entwickelt. Diese Trainings­programme unterscheiden sich in ihrenZielen und theoretischen Konzepten. So hatbeispielsweise das vom Deutschen Kinder-

388

schutzbund betreute Programm "Starke EI­tern - Starke Kinder« das Ziel, Eltern in ih­ren Erziehungskompetenzen zu unterstützen,ihr Selbstvertrauen und ihre Kommunikati­onsfähigkeit zu fördern, damit eine gewalt­freie Erziehung gelingt. Es ist nicht ganzleicht, nachzuweisen, inwieweit die Wirkungsolcher Programme in die erwünschte Rich­tung geht. Deren Nutzen liegt aber mögli­cherweise weniger im Gelingen des Trainingsspezifischer Verhaltensweisen als darin, dassEltern beginnen, ihr Verhalten den Kinderngegenüber kritischer zu sehen.

3.3 Beratung in der Erziehung

In den siebziger Jahren setzte in der Bundesre­publik Deutschland ein »Boom« von Publi­kationen zum Thema Beratung in der Erzie­hungen. Auslösend war wohl die Empfehlungder Bildungskommission des Deutschen Bil­dungsrates, das Beratungswesen in der Schuleauszubauen. Mittlerweile haben sich ver­schiedene Konzepte für die Durchführungvon Beratung von Schülern, Lehrern undSchulverwaltung etabliert. Beratungslehrerund Schulpsychologen sind zwar im Schul­system verankert, die Finanzknappheit derLänder verhindert aber einen angemessenenAusbau dieser Beratungsdienste. Zu ihrenAufgaben gehört die Einzelfallhilfe undSchullaufbahnberatung ebenso wie die Sys­temberatung (z. B. Planung und Durchfüh­rung von Maßnahmen zur Suchtprävention,Optimierung des Schulklimas), die Supervisi­on von Lehrern und die Lehrerfortbildung(vgl. Cole & Siegel, 2003; Käser, 1993).Die pädagogisch-psychologische Diagnostikbietet ein fundiertes und breites Repertoire anMethoden und hat sich im Rahmen der psy­chologischen Diagnostik als Grundlage päda­gogisch-psychologischer Beratung etabliert.Pädagogische Psychologen in der Beratungsind verantwortlich für die Durchführungund Evaluation von Trainings in verschiede­nen Bereichen. Das Angebot betrifft beispiels-

weise Trainings bei Aufmerksamkeits- undKonzentrationsstörungen, Trainings der so­zialen Kompetenz, Denktrainings, Wahrneh­mungs- und Gedächtnistrainings (vgl. Lang­feldt, 2003).

3.4 Psychologie derErwachsenenbildung

Zunehmend wird auch das Lernen von Er­wachsenen Thema der Pädagogischen Psy­chologie (vgl. Weinert & Mandl, 1997). Da­her haben sich in den letzten Jahren Pädagogi­sche Psychologen intensiv mit Fragen be­schäftigt, die psychologische Aspekte derAusbildung, Fortbildung oder Weiterbildungvon Erwachsenen betreffen. Dafür lassen sichmehrere Gründe finden, die sämtlich etwasdamit zu tun haben, dass mit Schul- und Be­rufsabschluss und dem "Erwachsensein« dieNotwendigkeit systematischen Lernens nichtmehr ihren Abschluss findet. Eine Berufsaus­bildung reicht nicht mehr für ein Leben, dieInhalte ändern sich sehr schnell. Vor 30 Jah­ren konnte z. B. ein Automechaniker nochnicht gelernt haben, wie elektronische Syste­me, die heute in Autos üblich sind, funktio­nieren, wie sie zu installieren oder zu prüfensind, heute gehört dies aber zu seinen Auf­gaben. Berufe verschwinden ganz oder wer­den inhaltlich neu bestimmt (z. B. Chemo­techniker), andere entstehen neu und sindvielleicht attraktiver als der einst gelernte.Der Lebenslauf wird zunehmend wenigervorhersehbar und tief greifende Veränderun­gen im persönlichen Leben erfordern von je­dem Menschen immer wieder neues Lernen:Kinder werden selbständig, so dass die Be­rufstätigkeit der betreuenden Person wiedermöglich wird - in einem Beruf, dessen Anfor­derungsstruktur sich geändert hat -, körper­liche Behinderung durch Krankheit oder Un­fall erfordert, dass vieles neu gelernt wird,Ereignisse wie Scheidung, der Tod wichtigerBezugspersonen, Arbeitslosigkeit oder Been­digung der Berufstätigkeit als Anfang einer

immer länger werdenden Lebensphase be­gründen neuen Lernbedarf. Lernen von Er­wachsenen gleicht nicht dem Lernen vonKindern. Die Pädagogische Psychologie musssich deshalb mit den Lernprozessen, denLernstilen und den entwicklungspsychologi­schen Lernvoraussetzungen der Erwachsenenauseinander setzen. Unterricht ist nicht mehrräumlich und zeitlich begrenzt, wenn manonline Angebote oder andere Formen vonFernstudiengängen wahrnimmt. Dafür wer­den neue Lehr- und Lernmethoden benötigt,und es müssen neue individuelle Kompeten­zen (Lernstrategien, Zeitmanagement) erwor­ben werden.

3.5 Gegenwärtige Entwicklun­gen und Perspektiven

Mit zunehmender Freizeit, sei es durch Ver­änderungen der Arbeit, sei es durch Arbeits­losigkeit, beginnt die Pädagogische Psycholo­gie auch, sich mit dem Thema der sinnvollenVerwendung dieser Freizeit zu beschäftigen.Dabei kann auf eine Forschungstraditionzum Spiel zurückgegriffen werden, die einigein der pädagogischen Praxis verwendbareErgebnisse erbracht hat (vgl. Daublebsky,1975). Das wachsende Angebot von Fernseh­sendungen für jede Altersgruppe (z. B. die Se­rie »Teletubbies«), sowie von Video- undComputerspielen führt zu neuen FragensteI­lungen an die Pädagogische Psychologie:Muss mit Vereinzelung und Vereinsamungder Menschen gerechnet werden? Haben dieInhalte dieser Spiele eine negative Modellwir­kung und führen sie zu Gewalttaten durchSchüler? Hier sind weitere empirische Be­funde erforderlich, um eine zu stark verein­fachende Diskussion zu unterbinden (vgl.Weiß, 2000). Ein fundiertes Verständnis derWirkung von Medien wird als Teil des Bera­tungswissens im pädagogisch-psychologi­schen Kontext wichtig bleiben, und zwar so­wohl im Hinblick auf den Einsatz vontechnischen Medien in der Instruktion als

389

Page 8: Berg, D. & Imhof; M. (2005). Pädagogische Psychologie

19 Pädagogische Psychologie

Weitere Informationen

Fachverbände im Internet:

• Fachgruppe Pädagogische Psychologie inder Deutschen Gesellschaft für Psycholo­gie: http://www.psychologie.uni-freiburg.de/einrichtungenlPaedagogischelFachgrup­pelindex.htm

• Landesverband Bayerischer Schulpsycho­logen: http://www.lbsp.de/

• Sektion Schulpsychologie im Bund Deut­scher Psychologen: http://www.bdp-schul­

psychologie.del

Literatur

Altrichter, H. & Posch, P. (1998). Lehrer erfor­schen ihren Unterricht. Bad Heilbrunn: Klink­hardt.

Baumert, ]., Klieme, E., Neubrand, M., Prenzel,M., SchiefeIe, V., Schneider, W., Stanat, P.,Tillmann, K.-]. & Weiß, M. (Hrsg.) (2001).PISA 2000. Basiskompetenzen von Schülerin­nen und Schülern im internationalen Ver­gleich. Opladen: Leske & Budrich.

Bos, W., Lankes, E.-M., Prenzel, M., Schwippert,K., Walther, G. & Valtin, R. (Hrsg.) (2003).Erste Ergebnisse aus IGLU: Schülerleistungenam Ende der vierten Jahrgangsstufe im inter­nationalen Vergleich. Münster: Waxmann.

Cole, E. & Siegel, ].A. (Eds.) (2003). Effectiveconsultation in school psychology. Cam­bridge, MA: Hogrefe & Huber Publishers.

Daublebsky, B. (1975). Spielen in der Schule.Vorschläge und Begründungen für ein Spiel­curriculum. Stuttgart: Klett.

Ewert, 0.]. (1979). Zum Selbstverständnis derPädagogischen Psychologie im Wandel ihrerGeschichte. In ]. Brandtstädter, G. Reinert &K. A. Schneewind (Hrsg.), Pädagogische Psy­chologie: Probleme und Perspektiven (S.15­28). Stuttgart: Klett-Cotta.

Graham, S. (1996). How causal beliefs influencethe academic and social motivation of Afri­can-American children. In G. G. Brannigan(Ed.), The enlightened educator: Research ad­ventures in schools (pp. 111-126). New York:McGraw-Hill.

392

• International Association of School Psy-chologists: http://www.ispaweb.org len!index.html

Fachzeitschriften fürPädagogische Psychologie:

• Journal of Educational Psychology• Psychologie in Erziehung und Unterricht• Zeitschrift für Pädagogische Psychologie

Gold, A., Mokhlesgerami,]., Rühl, K. & Souvig­nier, E. (2004). Wir werden Textdetektive.Lehrermanual. Göttingen: Vandenhoeck &Ruprecht.

Helmke, A. (2003). Unterrichtsqualität erfassen,bewerten, verbessern. Seelze: KallmeyerscheVerlagsbuchhandlung.

Ingenkamp, K.-H. (Hrsg.) (1971). Die Fragwür­digkeit der Zensurengebung. Weinheim:Beltz.

Käser, R. (1993). Neue Perspektiven in derSchulpsychologie. Bem: Haupt.

Klafki, W., Schefer, V., Koch-Priewe, B., Stöcker,H., Huschke, P. & Stangh, H. (1982). Schul­nahe Curriculumentwicklung und Hand­lungsforschung. Forschungsbericht des Mar­burger Grundschulpro;ekts. Weinheim: Beltz.

Krappmann, 1. & Oswald, H. (1995). Der Al/­tag der Schulkinder: Beobachtung und Analy­sen von Interaktionen und Sozialbeziehungen.Weinheim: Juventa.

Langfeldt, H.-P. (2003). Trainingsprogrammezur schulischen Förderung. Weinheim: Beltz­PVU.

Lukesch, H. (1976). Elterliche Erziehungsstile:Psychologische und soziologische Bedingun­gen. Stuttgart: Kohlhammer.

Mayer, R.E. (2003). Learning and Instruction.Vpper Saddle River, NJ: Pearson Education.

Meyer, W.-V. (1978). Der Einfluss von Sanktio­nen auf die Begabungsperzeption. In D. Gör­litz, W.-V. Meyer & B. Weiner (Hrsg.) Biele-

felder Symposion über Attribution (S. 71-87).Stuttgart: Klett.

Pressley, M. Raphael, 1., Gallagher, ]. D. & DiBella, ]. (2004). Providence-St. Mel School:How a school that works for African Ameri­can Students works. Journal of EducationalPsychology, 96, 216-235.

Rollett, B. (1991). Elterliches Erzieherverhaltenund Kindesentwicklung. In V. Schmidt-Den­ter & W. Manz (Hrsg.), Entwicklung und Er­ziehung im ökopsychologischen Kontext(5.81-93). München: Reinhardt.

Schick, A., Klatte, M., Meis, M. & Nocke, C.(Hrsg.) (2003). Hören in Schulen. Ergebnissedes neunten Oldenburger Symposiums zurpsychologischen Akustik. Oldenburg: BISBibliotheks- und Informationssystem der Vni­versität Oldenburg.

Literatur

Schneewind, K. A. (1991). Familienpsychologie.Stuttgart: Kohlhammer.

Schubeius, M. (1990). Und das psychologischeLaboratorium muß zum Ausgangspunkt pä­dagogischer Arbeiten werden! Zur Institutio­nalisierungsgeschichte der Psychologie von1890-1933. Frankfurt: Lang.

Weinert, F. E. (Hrsg.) (1967). Pädagogische Psy­chologie. Köln: Kiepenheuer & Witsch.

Weinert, F. E. & Mandl, H. (Hrsg.) (1997). Psy­chologie der Erwachsenenbildung. Enzyklo­pädie der Psychologie, Themenbereich D Pra­xisgebiete, Serie I Pädagogische Psychologie,Band 4. Göttingen: Hogrefe.

Weiß, R. H. (2000). Gewalt, Medien und Ag­gressivität bei Schülern. Göttingen: Hogrefe.

Wellenreuther, M. (2004). Lehren und Lernen ­aber wie? Baltmannsweiler: Schneider Verlag.

393