48
ISSN 1864-1725 1/2013 Biblio Theke Zeitschrift für katholische Bücherei- und Medienarbeit Ich bin ein LeseHeld Speziell für Jungen Ting, Tiptoi und Toystick Wissen zum Hören Literatur com-t ins Netz Kamishibai erzählt Jakob & das Rote Buch Literatur-Praxis

BiblioTheke_1_2013

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: BiblioTheke_1_2013

11/2013

ISSN 1864-1725 1/2013

BiblioTheke Zeitschrift für katholische Bücherei- und Medienarbeit

Ich bin ein LeseHeld Speziell für Jungen

Ting, Tiptoi und ToystickWissen zum Hören

Literatur com-t ins NetzKamishibai erzählt

Jakob & das Rote BuchLiteratur-Praxis

Page 2: BiblioTheke_1_2013

1/20132

d 44

2

4

8

13

18

22

25

27

29

31

34

39

44

Inhalt 1/2013

Ich bin ein LeseHeld – Speziell für Jungen Margit Düing-Bommes

Wissen zum Hören – Kindersachhörbuchreihen Gabriele Fischer

Ting, Tiptoi und Toystick in der Bibliothek Christian Dandl

Literatur com-t ins Netz – Übersicht Susanne Emschermann

Erzählen mit Kamishibai Susanne Brandt

Kleiner aber feiner Bestand: Religiöse Medien Marita Raude-Gockel

Autorenporträt Kirsten Boie Cornelia Klöter

Lektüre von Büchern verbindet Im Gespräch mit Lektoratsleiterin Bettina Kraemer

Pilgerspuren – Ein Regionalkrimi tourt Gabriele Dreßing

Luther-Literatur – Information zur Reformation Reiner Andreas Neuschäfer

Praxisberichte

- Preisverleihung Lesesommer KÖB St. Georg, Arzheim

- Kleine Künstler gestalten „ihre“ Kinderecke KÖB St. Bonifatius, Warendorf

- Kindergärten und Bücherei, 5 Jahre Bibfit KÖB St. Sophia, Erbach

- Sommerleseclub 2012 KÖB St. Antonius, Vorst bei Kaarst

- Hotzenplotz-Fest Öff. Bücherei St. Alban, Bodenheim

Literatur-Praxis: Jakob & das Rote Buch Ulrike Fink

Page 3: BiblioTheke_1_2013

31/2013

d 44

Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich wünsche Ihnen ein gutes und gesegnetes neues Jahr. Was wird das Jahr 2013 uns bringen? Per-sönlich haben wir sicherlich die unterschiedlichsten Wünsche und Hoffnungen.Für die katholische Büchereiarbeit zeichnen sich einige zentrale The-men ab: Bei vielen Büchereien wird der Wunsch lauter an der Onleihe, dem Verleih von E-Books teilzunehmen. Gerade die größe-ren Büchereien unter Ihnen möch-ten diese Entwicklung zu recht nicht nur den großen kommu-nalen Bibliotheken überlassen. Ei-nige Büchereien machen bereits erste Gehversuche und schließen sich für den Verleih von E-Books zu Bibliotheksverbünden wie z. B. im Bistum Münster (s. dazu Biblio-Theke 3.12, S. 37 „bibload.de“/Anm. d. Red.) zusammen.

Auf den unterschiedlichsten Ebe-nen (Borromäusverein, Fachstel-len und der Dienstleister borro medien gmbh), loten wir derzeit aus, wie wir die KÖBs vor Ort zeit-nah sinnvoll beim Thema E-Books unterstützen können.

Ebenso liegt mir unser Projekt „Ich bin ein LeseHeld“ am Herzen. Wir haben im Rahmen der „Bünd-nisse für Bildung. Kultur macht stark“ des Bundesministeriums für

Bildung und Forschung erfolg-reich einen Förderantrag gestellt. In den nächsten drei Jahren wird die Lesefördermaßnahme für vier- bis zehnjährige Jungen in erheb-lichem Umfang gefördert. Ich freue mich sehr über die damit verbundene Wertschätzung der Leseförderung in Katholischen öf-fentlichen Büchereien.

Jede teilnehmende KÖB erhält Ar-beitshilfen, Materialien und Medi-en für die Durchführung der Bil-dungsmaßnahme, die sich in Auf-bau und Struktur an den beliebten Bibfit-Konzepten orientiert. Wir hoffen auf Ihre Unterstützung: Wenn Sie an dem Projekt teilneh-men wollen, können Sie sich im Artikel „ Ich bin ein LeseHeld“ ab Seite 4 ausführlicher informieren und unter [email protected] anmelden. Sie erhalten von uns die notwendigen Materi-alien, und in Rücksprache mit den Fachstellen schulen wir interes-sierte Büchereimitarbeiter/innen in regionalen Fortbildungen für die Durchführung des Projektes. Seien auch Sie dabei!

Herzliche Grüße,

Gunda Ostermann, Jahrgang 1974, lebt mit ihrem Mann und dem gemeinsamen Sohn in Venlo.

GundaOstermann

Page 4: BiblioTheke_1_2013

1/20134

„Ich bin ein LeseHeld“Leseförderung speziell für Jungen

Margit Düing-Bommes

Projekt des Borromäusverein e.V. zur Leseförderung im Rahmen von „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ des Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).

„Mit Bildungsbündnissen gegen Bildungsarmut“ im Rahmen außerschulischer Förderung bildungsbenach-teiligter Kinder und Jugendlicher lautete die Vorgabe der Ausschreibung des BMBF. Mitte Juli war die Grund-idee des Förderantrages des bv. geboren: Leseförderung speziell für Jungen mit männlichen Lesevorbildern.

Gunda Ostermann, Geschäftsführerin des bv. und Mar-git Düing-Bommes, Bildungsreferentin entwickelten mit Unterstützung der Fachstellen und Kolleg/innen des bv. den Förderantrag. Der „LeseHeld“ nahm Gestalt

an und wurde als Projekt „Ich bin ein LeseHeld“ Ende Juli eingereicht. Am 20. September wurde der erste Pro-jektantrag des bv. zur Erlangung öffentlicher Gelder ne-ben weiteren 34 Anträgen unter 163 Einsendungen als förderungswürdig bekannt gegeben.

Die Anatomie des Skandals

Margit Düing-Bommes, Projektentwicklung und – Koordination für LeseHeld. Sie leitet die Bildungs-abteilung des bv. seit Anfang 2012. Bilder bv. und © Felix Nüsgen: Joel. Fotolia.com: contrastwerkstatt, yuryimaging

© fo

tolia

.com

: yur

yim

agin

g #4

0297

669

Page 5: BiblioTheke_1_2013

51/2013

Doch was beinhaltet nun das „LeseHeld-Projekt“ und wie ist es konzipiert? Wen wollen wir erreichen?

Mit „Ich bin ein LeseHeld“ sollen Jungen in den Al-tersgruppen von fünf bis zehn Jahren gefördert wer-den. Gerade die ersten Jahre der Lesesozialisation sind entscheidend: Lesekompetenz ist Kernkompetenz zum Erwerb von Bildung und die Grundlagen müssen besonders im vor- und außerschulischen Bereich ge-legt werden. Besonders Kinder aus Familien mit ein-fachem Bildungs-, teilweise auch Migrationshinter-grund benötigen hier Unterstützung von außen. Un-terschiedlichste Studien (s. Pkt. 1 im Infokasten) bele-gen Jahr für Jahr, dass Jungen gegenüber Mädchen Defizite in der Lesekompetenz aufweisen. Dies bedeu-tet jedoch nicht, dass sie von Natur aus „Lesemuffel“ sind. Diverse Projekte (s. Pkt. 2), die gezielt die Inte-ressen der Jungen aufgegriffen haben und dazu ein ansprechendes Lektüreangebot bereithielten, zeigten: Jungen lesen doch! Sie lesen halt nur anders …

Wie können wir die Zielgruppen zum Lesen motivieren?

Das Projekt des bv. baut auf den Erkenntnissen der Le-seforschung auf. Es knüpft an Vorlieben und Interes-sen der Jungen an. Jungen erleben gerne Abenteuer-liches, suchen Herausforderungen, in denen sie sich mit anderen messen können und dadurch eine posi-tive Bestätigung erfahren. Sie haben – genau wie Mäd-chen – Vorbilder in der Erwachsenenwelt, denen sie nacheifern möchten. Welcher Junge will nicht einmal

Polizist, Feuerwehrmann, Baggerführer oder Fußball-spieler werden?

Um Leselust zu wecken, sind im Projekt pro Alters-gruppe je vier Treffen vorgesehen, in denen abenteu-erliche, fantastische, aber auch Geschichten aus der Berufswelt vorgelesen und mit spielerischen Aktivi-täten verknüpft werden. „Helden des Alltags“, d. h. männliche Vorleser aus Vereinen oder Berufsfeldern, die für die Jungen Vorbildfunktion haben, laden die Kinder zunächst zum Zuhören einer Geschichte ein. Diese steht im Zusammenhang mit der Tätigkeit des Vorlesers und ist Ausgangspunkt für Bewegungs-, Kre-ativitäts- oder später auch Lesespiele der Kinder.

Warum aber männliche Vorleser? Auch das haben Studien immer wieder gezeigt: Lesen wird von älteren Jungen oft als uncool bezeichnet und typisch weib-lich. Männlichen Lesevorbildern begegnet man in Fa-milien, Kindergärten und Grundschulen eher selten.

„Ich bin ein LeseHeld“

1. IGLU-Internationale Grundschul-Leseunter-suchung (2006); Vorlesestudien der Stiftung Lesen 2008–2010. // Naumann, Johannes/Artelt, Cordula/Schneider, Wolfgang/Stanat, Petra: Lesekompetenz von Pisa 2000 // bis Pisa 2009. Münster, Waxmann, 2010. // Exekutivagentur Bildung, Audio visuelles und Kultur (Hrsg.): Leseerziehung in Europa: Kon-texte, politische Maßnahmen und Praktiken. Brüssel, 2011.2. Iris Henrich: „Ausgewählte bibliothekarische Lese-förderungsangebote für Jungs“ in BuB 64 (2012), S. 428.3. Garbe, Christine Prof. Dr.: „Die wilden Kerle lesen doch!“ – Leseförderung für Jungen. Vortrag im Lite-rarischen Zentrum Göttingen vom 4.10.2011. // Interview mit dem Kinderbuchautor Jürgen Ban-scherus „Jungen brauchen Väter als Lesevorbilder“ in „Lesen in Deutschland – Projekte und Initiativen zur Leseförderung“ , 28.02.2011.4. Scheffler, Ursel: „Pixel – Kinder, lest euch auf die Türme! – Leselust statt Lesefrust“ in BiblioTheke 4/2012, S. 36–39.

Page 6: BiblioTheke_1_2013

1/20136 „Ich bin ein LeseHeld“

Für die Selbstfindung, aber auch für die Lesesozialisa-tion sind männliche Vorbilder für Jungen äußerst wichtig (s. Pkt. 3). Die Identifikation mit dem Vorleser und der vorgetragenen Geschichte lassen Lesen in diesem Zusammenhang als etwas Positives erleben. So können diese Treffen Lust auf mehr machen: Neugier-de darauf, wie Geschichten weitergehen oder Wissbe-gierde nach mehr Informationen. Es wird mit Sicher-heit weitergelesen … in einem entliehenen Buch zu Hause.

KÖBs als bundesweit wichtige Partner der Leseför derung

Spätestens jetzt, wo von einem entliehenen Buch die Rede ist, wird es ganz klar, dass ein solches Projekt nur mit Unterstützung zahlreicher KÖBs gelingen kann. Ihre Verbreitung in ländlichen und städtischen Ge-bieten und ihre sozialen und kulturellen Vernet-zungen sind ein Garant für das Gelingen dieses Pro-jekts. Bestehende Vernetzungen, z. B. mit Kinder-tagesstätten und Schulen können ausgebaut und neue, den lokalen Gegebenheiten angepasste Koopera-tionen eingegangen werden. KÖBs haben durch diverse Leseförderaktionen, beson-

ders durch „Ich bin Bib(liotheks)fit – der Bibliotheks-führerschein für Kindergartenkinder“ und „Ich bin Bib(liotheks)fit – Der Lese-Kompass für die 1. und 2. Grundschulklasse“, bereits einen hohen bildungspoli-tischen Stellenwert. Durch die erstmalige länderüber-schreitende Förderung der Arbeit in den KÖBs mit öf-fentlichen Geldern wird die Position der KÖBs weiter gestärkt und noch mehr ins kulturelle und politische Bewusstsein gerückt.

Jede Medaille hat ihre zwei Seiten – so auch dieses Projekt: einerseits die Anerkennung, andererseits die Arbeit.

Wer soll das denn alles leisten und was hat die Büche-rei außer Anerkennung davon?

Bei Erstellung des Antrags war klar: Die meisten KÖBs existieren nur, weil die Arbeit in den Büchereien eh-renamtlich geleistet wird und das äußerst engagiert und mit großer Kompetenz. Daher war ein entschei-dender Gesichtspunkt bei der Antragstellung die wei-testgehende Entlastung der Büchereimitarbeiter/in-

© T

hom

as P

ieru

sche

k

© o

tolia

.com

: con

tras

twer

ksta

tt #

1990

2769

Page 7: BiblioTheke_1_2013

71/2013 „Ich bin ein LeseHeld“

nen. Denn auch sie sollen ihre Leselust erhalten und keinen Lesefrust entwickeln. Es ist für drei Altersgrup-pen konzipiert worden: Für Kindergartenkinder ab 4, für die 1. Und 2. Klasse und für die 3. Und 4. Klasse. In allen Fällen sind feste Termine – ähnlich wie bei Bibfit – eingeplant, die nach Durchführung der Projekttref-fen zu weiterem Besuch der KÖB zu normalen Öff-nungszeiten und auf lange Sicht zur Gründung eines Leseclubs führen sollen. Die Kontinuität der geweckten Lesemotivation kann im Anschluss durch Aktionen wie „Büchertürme“ (s. Pkt. 4) gewährleistet werden. Der Modellcharakter des Projekts erhält dadurch und durch andere, wenig arbeitsintensive Maßnahmen eine nachhaltige, weiterführende Perspektive.

Der Borromäusverein

• entwickelt Kontaktformulare, Anschreiben usw. für die Bündnispartner Kindergärten, Schulen sowie die möglichen Ansprechpartner zum Vorlesen• erarbeitet Literaturvorschläge mit Besprechungen • erstellt Arbeitshilfen für die einzelnen Vor le se- Erlebnistreffs• entwickelt Schulungen für KÖB-Mitarbeiter/innen zur Durchführung der Erlebnistreffs und bietet diese an zentralen Orten an• stellt den Büchereimitarbeiter/innen eine Aus­tausch plattform zur Verfügung und bleibt fester Ansprech partner während der Durchführung• wickelt alle organisatorischen Dinge (ausgenommen persönlicher Kontakt und Durch führung vor Ort) für die Büchereien ab

Die KÖBs erhalten

• alle notwendigen Vorlagen und Arbeitshilfen, Werbe material und Bücherpakete zur Durchführung des Projekts• altersgemäßes Material, auch Give­away (ähnlich wie bei Bibfit) für die teilnehmenden Jungen• ein bleibendes Andenken an das Projekt für den Büchereiraum

Darüber hinaus ist dieses Projekt äußerst werbewirk-sam für jede KÖB, da die Förderung durch das BMBF den Büchereien nochmals einen anderen Stellenwert bei der eigenen Pressearbeit verleiht.

Wie geht es nun weiter?

Zum Zeitpunkt der Drucklegung wird der Projektan-trag gemeinsam mit Bücherei- und Erziehungsexper-ten noch detaillierter und differenzierter für das BMBF aufbereitet, das Logo für die Aktion und eine eigene Website „Ich bin ein LeseHeld“ entwickelt.

Wir vom Borromäusverein freuen uns auf viele teil-nehmende Büchereien. Mit diesem Projekt tragen wir, in gleicher Weise anerkannt wie die bundesweiten Verbände, z. B. Stiftung Lesen oder dem Deutschen Bibliotheksverband e.V. (dbv), zu einem wichtigen kulturellen und bildungspolitischen Aspekt bei.

Wer regelmäßig über den Fortgang des Projekts unter-richtet werden will, kann sich auf der Website des Bor-romäusvereins informieren oder den bv.-bildung s-ticker unter www.borromäusverein.de Newsletter abonnieren.

Am besten heute noch zur Teilnahme anmelden unter [email protected]! &

© F

elix

Nüs

gen

Page 8: BiblioTheke_1_2013

1/20138 x

Wissen zum HörenKindersachhörbuchreihen

Gabriele Fischer

Seit ein paar Jahren gewinnen auf dem Kinderhörbuch­markt Titel, die Sachthemen behandeln, an Bedeutung. Diese bieten Kindern abgesehen von guter Unterhaltung auch allerhand Wissenswertes. Das Angebot an Sachhör­büchern ist bunt und vielfältig und ganz sicher nicht lang­weilig, auch thematisch bleiben keine Wünsche offen.

Dabei beschränken sich die Produktionen in der Regel nicht auf trockene Wissensvermittlung, sondern ver-packen ihre Informationen auf interessante und kurz-weilige Art und Weise. Neben einigen Einzeltiteln er-scheinen auch zahlreiche Hörbuchreihen. Eine Aus-wahl dieser Kindersachhörbuchreihen stelle ich im Folgenden vor. 2004 brachte der kleine und bis dahin kaum bekannte Headroom-Verlag die erste Folge der

Reihe „Abenteuer & Wissen“ für Hörer ab acht Jahren heraus. Das hochwertig produzierte Wissens-Feature überzeugte ebenso wie alle folgenden und schon bald war die Reihe kein Geheimtipp mehr. Sie wurde von Beginn an von der Kritik begeistert aufgenommen, auch die Rezensenten des Borromäusvereins waren und sind stets von Neuem voll des Lobes.

Feature = mehrere Komponenten

Was macht so ein Wissensfeature aus? Für den Begriff Fea-ture gibt es keine allgemein anerkannte Definition. Etwas vereinfacht ausgedrückt wird ein Hörbuch dann als Fea-ture bezeichnet, wenn es Elemente aus mehreren Genres, in der Regel sind das Hörspiel, Reportage und erzählende /erläuternde Sequenzen, enthält. Dabei folgen Features ei-ner mehr oder weniger strengen Dramaturgie.

Baff! WissenVolker Präkelt

Zicke Zacke Dinokacke! München: audio media 2012

CD (ca. 75 Min.) MedienNr.: 573 063

© fo

tolia

.com

: Jac

ek C

habr

asze

wsk

i #28

3126

46

Page 9: BiblioTheke_1_2013

91/2013 Wissen zum Hören

Bei „Abenteuer & Wissen“ bestehen die Features aus diesen drei Komponenten: einem erzählenden, erklä-renden Teil, der Zusammenhänge erläutert und Hin-tergrundwissen vermittelt; Hörspielszenen, die jun-gen Hörern den Inhalt eingängiger machen und das Hörbuch unterhaltsam gestalten; dem Reportage-An-teil in Form von Interviews mit Fachleuten, die durch ihre persönliche Sichtweise bzw. das Berichten über eigene Erfahrungen dazu beitragen, das Beschriebene nachvollziehbar zu machen und klarere Bilder vor den Augen der Zuhörer entstehen zu lassen. In der Re-gel basieren Hörbücher auf gedruckten Büchern, auch viele Sachhörbücher sind mehr oder weniger aufwän-dig produzierte Adaptionen erfolgreicher Kindersach-bücher. „Abenteuer & Wissen“ beschritt den entge-gengesetzten Weg. Hier werden die Original-Features für die Buchform adaptiert. Seit Herbst 2006 erscheint die gleichnamige Reihe bei Gerstenberg.

Für jüngere Kinder ab etwa sechs Jahren bietet Jumbo die Reihe „Wieso? Weshalb? Warum?“ an. Für die Hörspiele werden die gleichnamigen Ravensburger-Bücher adaptiert. Das Inhaltsspektrum ist sehr groß und reicht von Tieren über die verschiedensten Fahr-zeuge bis zu Themen des täglichen Lebens. Als Prota-gonisten der Titel treten stets zwei oder drei Kinder sowie ein in der Regel erwachsener Begleiter auf, der die Fragen der Kinder beantwortet. Wo nötig, werden entsprechende Fachleute in die Geschichte integriert, die tiefer gehende Informationen liefern. Es zieht sich keine fortlaufende Geschichte durch die Hörspielrei-he, das Personal wechselt von Folge zu Folge, wenn es auch stets dem gleichen Muster folgt. Durch die bei-den wissbegierigen kindlichen Figuren fällt es den kleinen Zuhörern leicht, sich in die Geschichte hi-neinzuversetzen. Die Themen werden der Zielgruppe entsprechend einfach und gut verständlich behan-delt, dennoch sind die gelieferten Informationen durchaus umfangreich und so interessant, dass man selbst als mithörender Erwachsener das ein oder ande-re lernen kann.

„Baff! Wissen“ von Volker Präkelt ist eine neue Reihe, von der 2012 die ersten beiden Hörbuchfolgen er-schienen sind. Die unterschiedlichsten Themen wer-den humorvoll und immer aus dem Blickwinkel der kindlichen Hörer behandelt. Der Ton ist flapsig und dem jugendlichen Jargon angepasst. Die Zuhörer wer-den regelmäßig aufs Glatteis geführt, bevor die Situa-tion aufgelöst und die zuvor aufgestellte Behauptung wieder revidiert wird. Das wirkt doch sehr irritierend, hat aber unbestritten zur Folge, dass Kinder zum Mit-denken angeregt werden und so einen größeren Teil der Informationen behalten können.

Dipl. Bibl. Gabriele Fischer arbeitet im Lektorat des Borromäusverein e.V. Bonn.

Baff! WissenVolker PräkeltMensch, Mammut!München: audio media, 20121 CD (ca. 60 Min.)MedienNr.: 573 062

Abenteuer & WissenRobert SteudtnerLawrence von Arabien: Held oder Verräter? Köln: Headroom, 2012 1 CD (ca. 80 Min.)MedienNr.: 571 209

Abenteuer & WissenBerit Hempel

Richard Francis Burton Erforscher fremder Welten

Köln: Headroom, 20121 CD (ca. 72 Min.)

MedienNr.: 571 210

Page 10: BiblioTheke_1_2013

1/201310

Namenlose Reihe bei AudiolinoLuca NovelliArchimedes, und der Hebel der Welt Hamburg : Audiolino, 20121 CD (60 Min.)MedienNr.: 573 957

Wissen zum Hören

Ein Beispiel hierfür ist eine Szene, in der der Prot-agonist der Folge „Mensch, Mammut“ (MedienNr.: 573062) die ihm gerade von einer Expertin darge-legten Abläufe der menschlichen Evolution wie folgt zusammenfasst: „Rudi war der erste Mensch, die Ga-stis verließen Afrika, Heidi konnte Feuer machen, und dann kam Andy. Und dann wir, Homo Sapiens – alles klar.“ So albern diese Stelle auch klingen mag, wird es Kindern sicher leichtfallen, sich die erwähnten Errun-genschaften und die korrekte Abfolge von Homo ru-dolfensis, Homo ergaster, Homo heidelbergensis und Neandertaler einzuprägen. Es drängt sich das Gefühl auf, dass die Reihe bei Kindern ab acht Jahren deut-lich besser ankommen wird als bei deren Eltern oder anderen Erwachsenen.

Ebenfalls für Kinder ab acht erscheint eine Reihe beim Hamburger Audiolino-Verlag, in der Persönlich-keiten der Weltgeschichte und deren Errungenschaf-ten im Hörbuchformat vorgestellt werden. Wechseln-

de hochrangige Sprecher tragen die Werke des Autors Luca Novelli vor, deren Buchvorlage unter dem Rei-hentitel „Arena Bibliothek des Wissens: Lebendige Biographien“ beim Arena-Verlag erscheint. In den Hörbüchern blickt der Biografierte selbst in einer Rah-menhandlung auf sein Leben zurück und zieht hin und wieder Vergleiche zur Lebenswelt der jungen Hö-rer, beispielsweise beim Thema Reisen und dem dazu nötigen Zeitaufwand in früheren Zeiten im Vergleich zur Gegenwart. Ein Erzähler liefert weiterführende In-formationen zur jeweiligen Epoche, Kultur und Le-bensart. So entsteht bei den jungen Hörern ein klares Bild der vergangenen Zeit. Spannung wird durch Hör-spielsequenzen aufgebaut, die einige Episoden aus dem Leben des Porträtierten darstellen.

Klassische Musik und Kunst

Die Reihe „Starke Stücke“, die beim Label Igel-Geni-us erscheint, zielt darauf, Kindern ab acht Jahren Komponisten der Klassischen Musik sowie deren Werke nahezubringen. Dazu bietet jede Folge eine fik-tive Hörspielgeschichte zur Entstehung eines be-rühmten Werkes. In die Geschichte sind bereits Aus-schnitte aus dem jeweiligen Musikstück integriert, so-dass die Hörer bereits ein Gefühl für den Stil des Kom-ponisten bekommen. Auf einer zweiten CD schließ-lich befindet sich das Musikstück. Die Hemmschwelle zur Klassischen Musik ist nicht nur für viele Kinder groß, ihre Komponisten sind lange tot und der heu-tigen Lebenswelt sehr fern. Diese Distanz vermögen die spannenden Geschichten zu überwinden. Im Lau-fe der Geschichte wird der jeweilige Komponist vor den Augen der kleinen Hörer lebendig und als Mensch erfahrbar.

Starke StückeMarkus VanhoeferPeter Tschaikowski

Schwanensee 2 CD (ca. 99 Min.)

MedienNr.: 571 531

Wieso? Weshalb? Warum?Bei den Römern

Hamburg: Jumbo 20121 CD (ca. 63 Min.)

MedienNr.: 364 831

© fotolia.com: Dmitry Naumov #15707706

Page 11: BiblioTheke_1_2013

111/2013

Die ZeitdetektiveFabian LenkDer Betrüger von Lübeck Hamburg: Jumbo, 20121 CD (ca. 75 Min.) MedienNr.: 571 420

Wissen zum Hören

Ebenfalls bei Igel-Genius erscheint die Reihe „Kunst-stücke für Kinder“, die berühmte Maler in den Mit-telpunkt stellt. In jedem Hörspiel wird die Lebensge-schichte eines Malers, mit besonderem Augenmerk auf einem berühmten Werk, dargestellt. Das entspre-chende Werk liegt als Booklet-Poster bei. Nun kann man sich fragen, ob ein einzelnes Bild genügen kann, etwas über den Künstler zu erfahren und einen Wis-sensgewinn aus dem Hören der CD zu ziehen. Wäre hier ein Sachbuch nicht geeigneter, das Kindern be-reits eine Fülle verschiedener Werke eines Malers zei-gen kann? Vielleicht, doch die kindliche Neugier weckt wohl in größerem Maße das Hörbuch, das eben nur ein einziges Bild mitbringt und ansonsten die kindliche Fantasie anregt, sich die übrigen, in der Ge-schichte nur beschriebenen Kunstwerke vorzustellen. Und womöglich führt das dazu, dass das eine oder an-dere Kind sich hinterher eingehender mit dem ent-sprechenden Maler beschäftigen möchte. Auch diese Reihe ist für Kinder ab acht Jahren gedacht.

Klassische Musik und Kunst

Die Reihe „Faust jr. ermittelt“ des Autorenduos Sven Preger und Ralph Erdenberger geht einen etwas ande-ren Weg. Hier stehen die spannenden und oft gruse-ligen Geschichten um Detektiv Frank Faust im Mittel-punkt. Seit 2009 ermittelt der schusselige Langzeitstu-dent in den unterschiedlichsten Fällen. Das Themen-spektrum reicht vom Aussterben der Dinosaurier über Vampire, altägyptische Geschichte und Raumfahrt bis hin zu der Sage des Rattenfängers von Hameln. Unter-

stützt wird Faust bei seinen Fällen meist von seiner cleveren Nichte Luna und dem Erzähler, dessen lau-nige Kommentare, Seitenhiebe und die ständigen Kabbeleien mit Faust für witzige Momente und Unter-haltung sorgen, der den Detektiv aber auch regelmä-ßig aus brenzligen Situationen heraushilft und ihm des Öfteren einfach mal die richtigen Antworten vor-sagt. Ebenfalls nicht fehlen darf Fausts etwas spezi-elles, nach einem missglückten Software-Update höchst eigenwilliges Handy namens P.P. (sprich: Pipi) = Personal Pott. Um die kniffligen Rätselfälle lösen zu können, holt Frank Faust sich regelmäßig Hilfe bei Ex-perten der entsprechenden Wissensgebiete, die ihm ausführliche Sachinformationen und wichtige Hin-weise für die Lösung seines Falls liefern. Diese Kombi-nation aus spannendem Krimi-Hörspiel und O-Ton-Reportage sorgt für großen Unterhaltungswert und vermittelt den jungen Hörern ab zehn Jahren ganz nebenbei allerhand Sachwissen.

Ingo Naujoks spricht Frank Faust mit seiner etwas schnodderigen Art perfekt. Es ist just die Interaktion des allwissenden Erzählers, Bodo Primus, und des zu-weilen etwas trotteligen Detektivs, die den Charme der Reihe ausmacht. Die von Faust hinzugezogenen Experten „spielen sich selbst“ und sind daher, wenn auch nicht mit ausgebildeten Sprechern zu verglei-chen, absolut authentisch. So unterstützt es den Ge-samteindruck durchaus, wenn die Direktorin des Ha-melner Museums auch genau so klingt. Die Folge „Das Amulett des Tutanchamun“ wurde mit dem Ohr kanus 2012 als bestes Sachhörspiel ausgezeichnet.

Zeitreisegeschichten

„Die Zeitdetektive“ aus dem Jumbo-Verlag ist eine be-kannte und beliebte Abenteuerreihe für Kinder ab neun Jahren nach Fabian Lenks gleichnamigen Bü-chern. In den von Stephan Schad gelesenen Hörbü-chern reisen die Kinder Kim, Leon und Julian gemein-sam mit der magischen Katze Kija im Zeitraum Tem-pus in vergangene Zeiten. In der Vergangenheit erle-ben sie spannende Abenteuer, decken Verschwö-rungen auf und lösen kriminalistische Rätsel.

So weit so bekannt; viele Zeitreisegeschichten bedie-nen sich dieses Prinzips, und auch bei den Zeitdetek-

Kunststücke für KinderBrigitte Jünger

Paul Klee – "Burggarten" Dortmund: Igel-Genius, 2011

1 CD (ca. 55 Min.) MedienNr.: 352 146

Page 12: BiblioTheke_1_2013

1/201312 Wissen zum Hören

tiven funktionieren die Reisen zwischen den Epochen stets auffallend problemlos, die Kinder sind immer mit den korrekten Kleidern ausgestattet und müssen auch keine Kommunikationsprobleme oder kulturelle Schranken überwinden. Doch diese Vereinfachung ist nötig, damit mögliche Schwierigkeiten bei der Zeitreise nicht vom Thema der Folge ablenken. Die Geschichten sind gespickt mit wissenswerten Infor-mationen über die bereiste Zeit, sodass die jungen Hörer wie nebenbei viel Wissenswertes rund um Kleidung, Architektur, Gesellschaftssysteme und viele weitere Aspekte des Lebens in der jeweiligen Epoche mitnehmen können. Der Hörer bekommt so einen lebendigen Eindruck der damaligen Zeit, die

Die ZeitdetektiveFabian Lenk

Geheime Zeichen in Pompeji

Hamburg: Jumbo, 20121 CD (ca. 77 Min)

MedienNr.: 572 883

Faust ermitteltRalph Erdenberger

Faust jr. – Die Rückkehr des Rattenfängers

Dortmund: Igel-Genius, 20121 CD (ca. 78 Min.)

MedienNr.: 573 101

Faust ermitteltSven Preger

Faust jr. – Der einsame Astronaut Dortmund: Igel-Genius, 2012

1 CD (ca. 72 Min.) MedienNr.: 571 529

kindlichen Protagonisten geben gute Identifikations-figuren ab.

Sachhörbücher für Büchereien

Für den Bestandsaufbau, gerade bei sehr begrenztem Budget, bietet es sich an, die Reihen nicht vollständig zu kaufen, sondern die Hörbücher gezielt nach The-men und der entsprechenden Altersgruppe auszuwäh-len. Auch auf unterschiedliche Bedürfnisse und Wün-sche der jungen Benutzer kann so eingegangen wer-den. Aktuelle Besprechungen zu Kindersachtiteln fin-den Sie stets in medienprofile oder online unter www.medienprofile.de. &

Die INITIATIVE HÖREN und die Landesanstalt für Medi-en Nordrhein-Westfalen (LfM) hat am 11. Oktober 2012 auf der Frankfurter Buchmesse zum vierten Mal das AUDITORIX Hörbuchsiegel als Auszeichnung für qualitativ hochwertige Kinderhörbücher 14 x verge-ben. Es gingen insgesamt 119 Bewerbungen von 27 Verlagen ein, daraus wählte die international besetzte zehnköpfige Jury die Titel aus. Einreichungsstart AUDI-TORIX Hörbuchsiegel 2013/2014 ist ab 1. Januar 2013. Informationen unter www.hoerbuchsiegel.de.

Der AUDITORIX Publikumspreis 2012/13 wird auf der Leipziger Buchmesse 2013 aus den 14 Preistiteln aus-gewählt. Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Abstimmung unter www.auditorix.de.

Ziel des 2006 gestarteten Gemeinschaftsprojekts „Hö-ren mit Qualität“ ist es, die Kompetenz im Umgang mit Hörmedien zu steigern und das Qualitätsbewusst-sein bei Verbrauchern, aber auch bei Herstellern zu fördern.

Page 13: BiblioTheke_1_2013

131/2013 x

Sprechende BücherTing, Tiptoi und Toystick in der Bibliothek

Christian Dandl

Haben Sie schon einmal mit einem Buch gesprochen? Nein? Ist ja nicht verwunderlich, Bücher können nicht sprechen, obwohl sie oft Antworten geben oder Fragen stellen und viele Leser/innen in einen Dialog mit dem Text treten. Aber Bücher können auch hörbar zum Sprechen gebracht werden.

Hinweis: Die österreichischen Kollegen haben schon einen Blick auf diese Neuheiten geworfen und das ist zur Orien-tierung auch für die KÖBs in Deutschland hilfreich. Die Redaktion.

Vorlesen ist wohl die älteste Form, dem Buch Sprache zu verleihen und das Ganze mit modernen Mittel durchgeführt, nennt sich Hörbuch und ist in vielen

Bibliotheken ein Fixpunkt im Medienangebot. Die neueste Technik, um ein Buch zum Sprechen zu brin-gen, nennt sich im deutschsprachigen Raum Ting, Tiptoi oder Toystick.

Das Prinzip der sprechenden Bücher ist einfach er-klärt. Auf den Buchseiten wird ein nahezu unsicht-barer Code aufgedruckt. Ein elektronischer Lesestift entziffert den Code und gibt dann Geräusche, Musik oder Anleitungen wieder oder liest den Text ganz ein-fach vor. Damit der Stift weiß, um welches Buch oder auch Spiel es sich handelt, muss zuvor über eine USB-Verbindung das Buch identifiziert und die passende Tondatei von der Internetseite des Verlags auf den Stift geladen werden. Einige sprechende Bücher kann man auch ohne Stift anschauen, vorlesen oder selber lesen.

© F

oto:

Rav

ensb

urge

r un

d fo

lgen

de /

© H

inte

rgrü

nde

(inkl

. Fol

gese

iten)

Fot

olia

.com

puc

killu

stra

tions

# 4

3941

484

Page 14: BiblioTheke_1_2013

1/201314 Sprechende Bücher

Am deutschsprachigen Markt sind zurzeit drei leider nicht kompatible Systeme im Buch- und Spielwaren-handel oder im Internet erhältlich. Ravensburger stellte im Herbst 2010 Tiptoi, das audiodigitale Lern-system für Kinder ab vier Jahren, vor. Etwa zeitgleich hat die Chefeu Vertriebsgesellschaft aus Hannover den Toystick ins Rennen geschickt und im Februar 2011 folgte die Druckerei Himmer AG mit dem Hör-stift Ting, für den es in mehreren Verlagen passende Bücher und mehr gibt.

Ravensburger bietet für den Tiptoi-Stift 34 Produkte an. Drei Startersets mit Stift und Buch oder Spiel, zehn Spiele, einen Puzzleball, fünf 2D-Puzzle, zehn Bücher aus der Reihe „Wieso? Weshalb? Warum?“, vier Leser-alben Bücher und ein Bilderlexikon Tiere. Im Laufe des Jahres werden sieben weitere folgen. Die Zielgrup-pe sind Kinder von vier bis ungefähr zehn Jahren. Tip-toi wird im Buch- und Spielwarenhandel und über das Internet angeboten. Seit Markteinführung wurden schon über zwei Millionen Tiptoi-Produkte verkauft.

Für Ting gibt es von 15 Verlagen 96 Produkte, die mit ein und demselben Stift verwendet werden können. Die Palette umfasst 50 Kinderbücher und Spiele, 29 Sprachkurse und Wörterbücher, vier Wissensbücher, fünf Bildbände, sieben Globen und eine Weltkarte. Die Zielgruppe sind sowohl Kinder als auch erwachse-ne Leser/innen bzw. Hörer/innen. Im Buch- sowie im Spielwarenhandel werden Ting-Produkte verkauft und ebenso kann man sie im Internet bestellen. Bis-her wurden rund 100.000 Ting-Stifte verkauft und mehr als eine Million Titel gedruckt. In Deutschland, Österreich und der Schweiz erfolgten bisher ungefähr 400.000 Downloads auf Ting-Stifte.

Von Toystick gibt es sechs Startersets mit Stift und einem Buch, drei Spiele und 38 Kinderbücher. Zurzeit sind alle Produkte im Verlag noris erschienen, doch eine Zusammenarbeit mit weiteren deutschen Verla-gen wird angestrebt. Die Zielgruppe sind derzeit aus-schließlich Kinder, aber auch hier könnte das Ange-bot auf Erwachsene ausgedehnt werden. Erhältlich sind die Produkte von Toystick in einigen Spielwaren-ketten und übers Internet.

Abdruck mit freundlicher Ge-nehmigung vom Autoren Mag. Christian Dandl, Chef redakteur OPAC und Bibliotheksreferent in der Bibliotheksfachstelle der Diözese Linz.

Kontakt: Kapuzinerstr. 55, 4021 Linz, Öster reich. E-Mail: [email protected], www.dioezese-linz.at/bibliotheke

© F

oto:

ww

w.t

ing.

eu/d

e/

© Foto: www.toystick.de

Page 15: BiblioTheke_1_2013

151/2013 Sprechende Bücher

Auf die gedruckten Seiten oder Spiele wird eine nahe-zu unsichtbare Spezialschicht aufgebracht, in der, bei den entsprechenden Bildern und Texten, 2D-Codes hinterlegt sind. Das optische „Auge“ an der Spitze des Stifts liest den Code ein, die Elektronik im Inneren des Stifts entziffert diesen und gibt die zugehörigen Ge-räusche, Anleitungen, Musik oder Texte wieder.

Technik und Handhabung

Natürlich muss der Stift zuvor mit den notwendigen Dateien aus dem Internet „gefüttert“ werden. Auch dazu gibt es einen Code im Buch. Mit dem USB-An-schluss, den jeder Stift hat, wird er mit dem Internet verbunden. Der Code des Buches wird eingelesen und verbindet direkt mit den Supportseiten des jeweiligen Verlags. Es wird automatisch erkannt, um welches Buch es sich handelt und die richtige Datei zum Download angeboten. Ist die Datei im Stift geladen, kann er vom Computer getrennt werden und dem Hörvergnügen steht nichts mehr im Wege.

Die Stifte haben ein Speichervolumen von bis zu zwei Gigabyte und können daher mehrere Dateien aufnehmen. Laut Herstellerangaben sind über hun-dert Stunden Tonwiedergabe möglich. Alle Stifte werden mit Akkus oder Batterien betrieben und brauchen bei ihrer Benutzung keine Internetverbin-dung. So können die Bücher an jedem beliebigen Ort gelesen und gehört werden, auch auf Reisen oder im Wartezimmer.

Sprechende Bücher in Bibliotheken

Im letzten Jahr haben diese Bücher und Spiele Einzug in so manche österreichische Bibliothek gehalten, wo-bei Ting und Tiptoi an vorderster Front liegen. Auch in Oberösterreich findet man diese Medien in den Re-galen und es sind nicht nur die großen Stadtbüche-reien, die sie im Angebot haben, sondern auch kleine-re Bibliotheken in unterschiedlichen Regionen.

Ganz am Anfang bei der Einführung sprechender Bü-cher in der Bibliothek steht die Frage, ob man sich auf ein System konzentriert oder mehrere im Sortiment haben will. Das ist je nach Angebot, das die Bibliothek macht, auch ein Kostenfaktor und führt direkt zur

zweiten Frage: Sollen nur die Bücher und Spiele ange-kauft werden oder auch ein bis mehrere Stifte? Einer-seits verleiht eine Bibliothek zwar Hörbücher, Kasset-ten oder DVDs aber meist nicht die notwendigen Ab-spielgeräte. Warum sollte das bei diesen Medien an-ders sein? CD- und DVD-Player finden sich heute fast flächendeckend in allen Haushalten, das ist bei den Lesestiften sicher nicht der Fall. Will jemand also das neue Medium nur testen, ist er sicher dankbar, wenn die Bibliothek auch einen Stift anbietet. Außerdem sind die Stifte etwas handlicher und unempfindlicher als zum Beispiel ein DVD-Player. In der Praxis findet man beide Angebote.

Die Stifte werden häufig als Spiele katalogisiert und unabhängig von den Büchern verliehen. Bei den Bü-chern ändert sich defacto nichts, sie haben eine ISBN, werden ebenso wie die anderen katalogisiert, foliert und mit Signatur- und Barcode-Etiketten versehen. Achtung, die Etiketten dürfen nicht über eine codierte Stelle geklebt werden, denn so könnte ein Buch un-brauchbar werden. Ebenso sollte sich im Katalogisat und am Medium ein deutlicher Hinweis befinden, dass man dazu einen Lesestift benötigt.

Letztlich wird jede Bibliothek selbst entscheiden müs-sen, was sie ihren Benutzer/innen anbieten will. Eine Kompromisslösung könnte der Ankauf eines Starter-sets sein, das rund 40 Euro kostet. Das enthält einen Stift, der für Testzwecke in oder außerhalb der Biblio-thek genutzt werden kann. Wer sich dann wirklich auf diese Form der Bücher einlässt, wird sich sehr bald selbst einen Stift anschaffen.

Sprechende Bücher – Quo Vadis?

Ravensburger hat mit Tiptoi einen fulminanten Start hingelegt und berichtet über weiterhin gute Umsatz-zahlen, die sich auf den gesamten Konzern positiv auswirken. Auch Ting spricht von guten Verkaufs-zahlen und will in der nächsten Zeit weitere Verlage an Land ziehen und heuer noch den Hörstift in der Türkei und Spanien auf den Markt bringen. Von Toy-stick gibt es keine konkreten Umsatzzahlen, aber die Firma plant ihr Vertriebsnetz stark auszubauen und auch die Zielgruppe zu erweitern. Ob sich am Ende alle Anbieter behaupten können oder gar noch wei-

Page 16: BiblioTheke_1_2013

1/201316 Sprechende Bücher

tere Hersteller auf diesen Zug aufspringen, lässt sich noch nicht abschätzen. Alles in allem gesehen herrscht offensichtlich bei den Firmen Optimismus, dass sich diese Technik und ihre Produkte am Markt etablieren werden.

Etwas anders schaut es in den österreichischen Biblio-theken aus. So weit bekannt, gibt es noch keine Bü-cherei, die Toystick-Produkte in ihrem Bestand hat. Bei den beiden anderen Anbietern, die ihre Produkte auch über den Buchhandel verkaufen, dürfte wohl Tiptoi die Nase vorn haben, aber eben nur im Kinder-bereich, was Ravensburger auch nicht zu ändern plant. Hat man das ganze Spektrum der Leser/innen vor sich, so könnte das für das offenere System von Ting sprechen. Rückmeldungen aus den Bibliotheken (siehe Erfahrungsberichte) jedenfalls zeigen, dass die-se Form von Buch und Spiel Anklang findet und ihre Angebote gut genutzt werden.

Die sprechenden Bücher als einen großen Schritt in der digitalen Revolution zu sehen, scheint mir nicht zutreffend. E-Books, Tablets oder Smartphones bieten hier ein wesentlich größeres Potenzial. Dort können Töne qualitativ besser abgespielt und zusätzlich Ani-mationen, Filme oder Weblinks integriert werden. In Zeiten wo PC und Internet boomten, waren Kinder-computer der Renner im Spielwarenhandel, heute kräht kein Hahn mehr danach. Die Kids wollen die volle Technik des Originals, nicht die Spielzeugkopie. Das könnte, außer eventuell bei den Sprachkursen, auch die Zukunft der Hörstifte sein – ein Kinderspiel-zeug, das Eltern suggeriert, dass ihre Sprösslinge ihre

Zu Beginn dieses Jahres war eine Aktualisierung unseres Spielebe-stands unumgänglich. Wir wur-den von unserer Buchhändlerin auf Tiptoi aufmerksam gemacht. Mit gemischten Gefühlen bestell-

Zeit pädagogisch wertvoll mit Büchern verbringen. Sind die Einsatzmöglichkeiten des Hörstiftes abwechs-lungsreich und kreativ, bewirkt das aber, dass sich Kinder das Buch nur noch vom Stift dirigiert erschlie-ßen. Sind die Möglichkeiten stumpf und öd, wird aus dem Lesen eine wilde Herumtipperei mit einer ner-venzerreißenden Geräuschkulisse.

Dieses Medium braucht entgegen den Beteuerungen der Hersteller ebenso Vermittlung und Begleitung durch Eltern, Großeltern oder Kindergartenpädagog/innen. Ting, Tiptoi und Toystick können das Vorlesen und Erzählen ebenso wenig ersetzen wie Hörbücher. Vielleicht sind sie eine Ergänzung des Medienspek-trums um sich spielerisch dem Buch zu nähern. Ganz bestimmt sind sie kein geeignetes Mittel, um das Zu-hören oder die Sprachentwicklung zu fördern, wie Sprachheilpädagog/innen betonen. &

Erfahrungsbericht aus der Bibliothek Zirl

ten wir zwei Startersets, Spiele und Bücher und einen Stift. Wird diese Art von Spielen bei unseren Kund/innen ankommen? Sind sie biblio-thekstauglich oder gibt es Pro-bleme mit der Software? Kann die

Zielgruppe Erstleser ohne große Erklärungen die Spiele und Bücher nutzen? Beim Katalogisieren und Einarbeiten beobachteten wir Le-ser/innen, die lange Hälse und große Augen bekamen. „Ihr habt

Page 17: BiblioTheke_1_2013

171/2013 Sprechende Bücher

Ein Teil der Wissensbücher für Kinder musste erneuert werden. Das war für uns Anlass, in diese neue Technologie einzusteigen. Jetzt hatten wir die Qual der Wahl. Tiptoi hat einen hohen Be kannt-heits grad und war am Markt schon gut eingeführt. Ting hingegen bie-tet eine große Vielfalt, weil viele Verlage daran beteiligt sind. Es spricht so auch Jugendliche und Erwachsene an. Letztlich haben wir uns entschieden, beide Sys-teme anzuschaffen.

Zum Kennenlernen haben wir drei Ting-Stifte, die auch verliehen wer-den, und fünf Bücher angeschafft. Verleihdauer ist jeweils drei Wo-chen und sowohl Bücher als auch Stifte sind ständig entliehen. Wir denken aber, auch aus finan ziellen Gründen, nicht daran, die Zahl der Stifte weiter zu erhöhen, wollen

Erfahrungsbericht aus der Bibliothek Buchkirchen

Tiptoi? Wann kann man die Spiele ausborgen?“ Offensicht-lich haben wir mir unseren Neu-zugängen einen Trend erkannt. Das wollten viele Eltern gerne ko-

stengünstig ausprobieren. Aber zuerst ging es darum, die forma-len Bedingungen zu klären: Wie alle anderen Spiele können die Spiele und der Stift drei Wochen lang entliehen werden. Auf allen Stiften wurden die Spiele und Bü-cher gespeichert. Der Download funktioniert problemlos über die Website von Ravensburger. Um eine gute Beratung seitens der Mitarbeiter/innen anbieten zu können, haben wir bei einer Teamsitzung über die Möglich-keiten von Tiptoi informiert. Es

Kontakt: Öffentliche Bibliothek Zirl, Am Anger 14, 6170 Zirl, E-Mail: [email protected], www.bibliothek-zirl.blogspot. co.at, Text: Bibliotheksleiterin: Maria-Luise Post

Kontakt: Öffentliche Bücherei der Pfarre Buchkirchen, Pfarr-hofgasse 2, 4611 Buchkirchen, E-Mail: [email protected], www.buchkirchen.bvoe.at Text: Bibliotheksleiter: Hans Schachinger

hat unheimlich Spaß gemacht die Kolleg/innen beim Auspro-bieren zu beobachten. Mit viel Freude und Begeisterung „tipp-ten“ sie in den Büchern. Seit Anfang März haben wir 14 Bü-cher und acht Spiele im Ange-bot. Durchschnittlich wurden bisher alle Tiptoi-Medien drei-mal entliehen und die Reservie-rungsliste wächst. Wir – Leser/innen und Mitarbeiter/innen sind alle begeistert und würden Tiptoi jederzeit wieder in un-seren Bestand aufnehmen. &

aber weiterhin gezielt nach neuen Medien für diese Technologie Aus-schau halten.

Warum nicht auch Tiptoi-Stifte? Unter den Kindern waren diese schon bestens bekannt, da es ein beliebtes Weihnachtsgeschenk im letzten Jahr war. Zurzeit haben wir neun Tiptoi-Bücher im Bestand und die Nachfrage ist sehr groß (Umschlagszahl ca. 0,8 pro Monat bei drei Wochen Entleihdauer). Zielgruppe bei der Einführung in der Bibliothek waren zuerst die Kinder im Pflichtschulalter, doch wir wollen das Angebot auch auf Jugendliche und Erwachsene aus-dehnen.

Tipps: Damit diese Medien nicht im Gesamtbestand untergehen, prä sentieren wir sie in dieser Ken-nenlernphase gesondert. Wir über-

legen auch, die Hörstifte schon mit den Dateien jener Medien zu laden, die wir im Bestand haben.

Der unbestreitbare Vorteil dieser Bücher scheint in der Unmittelbar-keit der Sinneswahrnehmung von Sehen und Hören zu liegen, in der korrekten Aussprache von Vo ka-beln und Texten in Fremd spra-chen. Der Hörstift ersetzt aber nicht das persönliche Gespräch der Eltern mit ihren Kindern. &

Page 18: BiblioTheke_1_2013

1/201318 x

Literatur com-t ins Netz©Internet©Übersicht©

Susanne Emschermann

Wer sich im Netz über Neuerscheinungen auf dem Buch­markt informieren möchte, findet eine unüberschaubare Anzahl von Internetseiten. Es gibt Rezensionen, Foren zum Austauschen sowie Gratisangebote zum Lesen und Hören.

Alle großen Tageszeitungen, wie FAZ, Frankfurter Rundschau, SZ, Welt und NZZ, bieten auf ihrer Home-page unter der Sparte Feuilleton/Literatur Bespre-chungen von aktuellen Titeln, vorwiegend gehobener Literatur. Das gilt natürlich auch für Wochenma-gazine wie z. B. Spiegel oder Zeit.

Wem das zu mühselig ist, der liest auf der Seite des Online-Kulturmagazins Perlentaucher eine tägliche Bücherschau, die die Rezensionen der Tageszeitungen

zusammenfasst. Die Sonderbeilagen der Zeitungen zur Leipziger und Frankfurter Buchmesse werden ebenfalls in Auszügen ‚abgedruckt‘. Das Magazin wird durch Werbung finanziert. Es ist nicht unumstritten, da es Zeitungsrezensionen zusammenfasst und Zitate mitunter aus dem Zusammenhang herausreißt. FAZ und SZ prozessierten gegen Perlentaucher wegen Ver-stoßes gegen das Urheberrecht. Dennoch gibt die Presseschau einen schnellen Überblick und wird täg-lich von spiegel.online übernommen.

Eine gute Auswahl an Neuerscheinungen in der Belle-tristik finden Sie auf der Literaturcouch. Auf dieser Homepage gibt es zuerst eine Übersicht über die un-terschiedlichen Schwerpunktseiten: belletristische Li-teratur, historische Romane, Jugendbücher, Kinder-bücher, Kochbücher und phantastische Literatur. Für

© fo

tolia

.com

: Vic

toria

#26

4653

71

Page 19: BiblioTheke_1_2013

191/2013

jedes dieser Themen existiert eine eigene „Couch“. Auf der Seite belletristik-couch gibt es einen Roman des Monats (im Oktober 2012 „Kanada“ von Richard Ford), Interviews mit Autoren, ein Video-Editorial, in dem der Chefredakteur, Wolfgang Franßen, kurz eini-ge Neuerscheinungen des Monats vorstellt und ein „literarisches Bargespräch“. Die Rezensionen werden u. a. von Germanisten, Anglisten, Politikwissenschaft-lern und Theaterregisseuren geschrieben.

Ein Special zum Gastland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse wie auf medienprofile.de suchen Sie dort jedoch vergeblich. Die Seite ist verlinkt, u .a. mit ama-zon, thalia, facebook und twitter. Sehr schön sind Links zu aktuellen literarischen Themen, z. B. zu Arti-keln der New York Times über den Man Booker Price oder über ein Interview mit T.C. Boyle über sein neues Buch. Außerdem können Sie sich im „Forum“ mit an-deren Lesern austauschen.

Spannungsbarometer

Die Krimicouch ist eine Fundgrube für Liebhaber von Spannungslektüre. Der Leser kann beim Spannungs-barometer abstimmen, wie ihm ein Buch gefallen hat, von „Altpapier“ über „lauwarme Kost“ bis „Meister-werk“. Der „Krimiberater“ findet für jeden das pas-sende Buch. Sie können Ort und Zeit der Handlung wählen, angeben, ob Sie es actionreich oder beschau-lich, nüchtern oder psychologisch lieben und sogar anklicken, wie dick das Buch sein soll. Zu viele Details sollten Sie nicht wählen, denn sonst muss der gute „Dr. Watson“ leider passen. Die Seite ist beliebt, schafft es regelmäßig ins Adressbuch der 6.000 wich-tigsten deutschen Internetadressen und gewann 2009 den Grimme-Online-Award in der Kategorie „Kultur und Unterhaltung“. Vielleicht empfehlen Sie diese Seite den Krimifans in Ihrer Bücherei.

Wenn Sie sich nicht nur mit Rezensionen beschäf-tigen möchten und keinen E-Reader besitzen, können

Sie an Ihrem Computer kostenlos Bücher lesen. Die Literatur-Datenbank „Projekt Gutenberg“ enthält mehr als 6.000 Werke deutschsprachiger Literatur: Ro-mane, Sachbücher, Kinder- und Jugendbücher. Es handelt sich um Bücher, für die das Urheberrecht er-loschen ist, nie eines bestanden hat, oder um solche, für die der Autor die Zustimmung erteilt hat. Auf der Gutenberg-Seite (über die Homepage des Spiegel zu erreichen) finden Sie unter ‚Lesetipps‘ eine Auswahl, z. B. „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ von Jules Ver-ne, „Winnetou“ von Karl May oder „Der Doppelmord in der Rue Morgue“ von Edgar Allan Poe.

Gehen wir doch ins Literaturcafe

Nach so viel Lektüre wäre jetzt mal ein Kaffee gut. Be-suchen Sie mit mir das „Literaturcafe“. Dort erfahren Sie alles rund um die Literatur: Buchbesprechungen, Lesungen, Literaturkreise (vorwiegend im Münchener Raum), Neuigkeiten über E-Books, Gedichte und Kurzgeschichten von Lesern. Das Literaturcafe wurde von „Publishing Perspectives“, einem amerikanischen Onlinemagazin der Frankfurter Buchmesse, als eine der besten Bücherwebsites Deutschlands ausgezeich-net. Es nimmt am Partnerprogramm von amazon teil, erfreulich aber der Hinweis: „Unterstützen Sie unsere Arbeit durch Ihren Buchkauf! Selbstverständlich freu-

Susanne Emschermann, freie Autorin, Büchereileiterin KÖB St. Dionysius Niederkassel.

Page 20: BiblioTheke_1_2013

1/201320 Literatur com-t ins Netz

en wir uns auch, wenn Sie Ihre Bücher in der kleinen kompetenten Buchhandlung vor Ort erwerben.“

Ans Herz legen möchte ich Ihnen an dieser Stelle auch das Literaturcafé (mit Accent!) der „medienprofile“. Sie finden es über die Website medienprofile.de unter „Literatur und Unterhaltung“. Dort erwarten Sie „Buchkritiken, Medienbesprechungen und Medien-listen zu interessanten literarischen Themen“. Sehr schön sind z. B. die Specials über Charles Dickens oder Karl May, mit Buch-, CD- und Filmempfehlungen.

Bei „Glanz und Elend“, dem Onlinemagazin für Lite-ratur- und Zeitkritik können Sie sich fast verirren. Un-ter „Blutige Ernte“ finden Sie Krimis und Thriller, un-ter „Literatur“ „50 Longseller mit Qualitätsgarantie“. Unter der Rubrik „Töne“ sind Hörbücher, „die glück-lich machen“, aufgelistet, z. B. Joseph Roths Romane von Diogenes Hörbuch. Bei so viel Glanz besteht das einzige Elend darin, dass unser Tag nur 24 Stunden hat, die wir nicht ausschließlich im Internet zubrin-gen können.

Hör mal!

Nun verrate ich Ihnen meinen Geheimtipp, bei dem Sie in Ruhe kochen oder Ihre Bücher abstauben kön-nen. Die Seite lesungen.net bietet „Literatur zum

Nachhören“. Das literarische Colloquium Berlin (lcb) bietet diese Lesungen kostenlos an. Das Archiv reicht bis in die 60-er Jahre zurück und enthält wahre Schät-ze. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des lcb 2013 sollen weitere Lesungen folgen. Kooperationspartner sind die Literaturhäuser Wien und Basel. Jakob Arjou-ni, Jurek Becker, Julia Franck, Herta Müller oder Mar-tin Walser sind nur einige der Autoren, denen Sie zu-hören können. Das Projekt wird von der Kulturstif-tung des Bundes gefördert. Unbedingt reinhören!!!

Wann haben Sie das letzte Mal jemandem vorgelesen? Trauen Sie sich – Kindergärten, Schulen und Senioren-heime suchen Vorleser. Jeder kann vorlesen. Das de-monstriert der Berliner Ingenieur Martin Scharfe ein-dringlich mit seinem Projekt Volkslesen.tv, „Biblio-thek und Panoptikum des lesenden Volkes“. Jede Wo-che lesen vier Personen ein Stück aus ihrem Lieblings-buch vor und werden dabei gefilmt. Der Initiator wählt dabei stets unterschiedliche Bevölkerungsgrup-pen, z. B. Feuerwehrleute, Mediziner, Schachspieler, Musiker, Häftlinge und Krippenerzieher. Das ist inte-ressant und amüsant. Vielleicht bekommen Sie sogar Lust, manches Buch vorzulesen oder selber zu lesen.

Auf diese Seite bin ich beim Surfen auf der Internetsei-te des Magazins „Bücher“ gestoßen. Das ist ein Maga-zin aus dem falkemedia Verlag. Sie finden dort kurze

Internetadressen:

www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecherwww.fr-online.de/literaturwww.nzz.ch/aktuell/feuilleton/literaturwww.spiegel.de/kultur/literatur (dort Gutenberg anklicken)www.sueddeutsche.de/thema/literaturwww.welt.de/kultur/literarischewelt www.zeit.de/kultur/literatur/index

www.belletristik-couch.dewww.histo-couch.dewww.jugendbuch-couch.dewww.kinderbuch-couch.de

www.kochbuch-couch.dewww.krimi-couch.dewww.literatur-couch.dewww.phantastik-couch.de

www.buchkultur.netwww.buecher-magazin.dewww.glanzundelend.dewww.lesungen.netwww.literaturcafe.dewww.medienprofile.de Literatur  Literatur-Caféwww.readinggroupguides.comwww.volkslesen.tvwww.vorleser.net

Page 21: BiblioTheke_1_2013

211/2013 Literatur com-t ins Netz

Rezensionen von aktuellen Büchern und Hörbüchern. Zu vielen CDs gibt es Hörproben. Die „Themen-welten“ bieten eine Auswahl an unterschiedlichen Medien zu einem bestimmten Thema an, etwa „Seni-oren, Greise, Silver Surfer“. Hier sind u. a. „Der alte König in seinem Exil“ von Arno Geiger, „Der Hun-dertjährige, der aus dem Fenster stieg und versch-wand“ von Jonas Jonasson und „Nein! Ich will keinen Seniorenteller“ von Virginia Ironside aufgelistet. Un-ter der Sparte „Netzliteratur“ steht ein kleiner Artikel über das Volkslesen. Natürlich gibt es auch auf dieser Seite eine Menge Werbung, z. B. für die Büchergilde oder Downloadportale und amazon.

Und noch viel mehr

Kennen Sie das internationale Buchmagazin „Buch-kultur“, das in Wien erscheint? Der Internetauftritt ist ausbaufähig, ich ziehe die Papierform vor. Das schma le Heft erscheint 6x im Jahr und informiert in-telligent und lesbar über interessante Titel. Es ist im Bahnhofsbuchhandel erhältlich.

Die Cartoons unserer Comicseiten des Jahres 2013 wurden von Reinhold Löffler gezeichnet. Reinhold Löffler, Jahrgang 1941, ist in Bayern aufgewachsen und lebt mit seiner Familie seit 1970 in Dinkelsbühl. Neben seiner Tätigkeit als Geschäfts-führer einer Handschuhfabrik zeichnet er seit 1980 Cartoons, die schon nach kurzer Zeit regelmäßig und immer häufiger in vielen Tageszeitungen, Fachzeitschriften und Schulbüchern veröffentlicht werden. Während dieser Zeit sind auch einige Bücher entstanden. Seit 1991 ist er freischaffender Cartoonist. Seine Web-Seite: www.lr-cartoons.de

Es gibt aber noch weitere interessante Angebote – und das ganz umsonst. Die Seite Vorleser.net verfügt über mehr als 500 Hörbücher, die Sie kostenlos downloaden können. Der Herausgeber, der Buch-funk Verlag, wurde für den Grimme Online-Award nominiert. Literaturkreise werden auf der englisch-sprachigen Seite „reading group guides“ fündig. Hier sind zu vielen Romanen interessante Diskussi-onsfragen aufgelistet. Die meisten Titel sind im Ori-ginal in Englisch erschienen.

Die von mir vorgestellten Literaturseiten sind nur eine winzige Auswahl. Wenn Sie weitere interessante Seiten kennen, schreiben Sie Ihren Tipp gerne an die Redaktion unter [email protected].

Die ausführliche Beschäftigung mit Literatur im Netz hat natürlich den Nachteil, dass Ihnen diese Zeit für das „richtige“ Lesen fehlt. „Also: Nehmt die Bücher her, lest und werdet sacht gescheit, daß ihr einst die Klü-gren seid.“ (aus dem Gedicht „Bücherlesen von Günter Kunert) &

Page 22: BiblioTheke_1_2013

1/201322 Erzählen mit Kamishibai

Erzählen mit KamishibaiEine alte Kunst neu entdeckt

Susanne Brandt

Kamishibai? Wer vom Kamishibai er­zählt, hört oft erst mal eine Frage: Was ist denn das? Wer mit dem Ka­mishibai erzählt, erlebt oft etwas Wunderbares: staunende Kinder, le­bendige Dialoge, Lust auf Geschich­ten und Bilder …

Aber der Reihe nach: Kamishibai als Name für einen schlichten Holzrahmen klingt nicht zufällig so „exotisch“. Die damit verbun-dene bildgestützte Erzählkunst kommt ursprünglich aus Japan. Vorläufer lassen sich dort minde-stens bis ins 12. Jahrhundert un-serer Zeitrechnung zurückverfol-gen. Damals zogen buddhistische Wandermönche predigend durchs Land und nutzten die Methode des Erzählens mit Bilderrollen, um buddhistische Lehren und Weis-heiten im Volk zu verbreiten. Auch in weltlichen Zusammenhängen der frühen japanischen Kultur sind Belege für die Bedeutung des Bildererzählens durch sogenann-ten Bilderklärer nachweisbar.

Wesentliche Eigenschaften

Von seiner zusammengesetzten Wortbedeutung her ist das Wort „Kamishibai“ am besten mit „Pa-piertheater“ (kami = Papier, shibai = Theater) zu übersetzen. Damit sind tatsächlich zwei wesentliche Eigenschaften benannt: Papier ist

immer mit im Spiel, und zwar in Form von stabilen Bildkarten oder -streifen, mit denen die einzelnen Szenen eines Geschehens illus-triert werden. Und der bühnenar-tige Kamishibai-Rahmen, in dem die szenischen Bilder in besonde-rer Weise zur Geltung kommen wie auch die engagierte Präsenz des Erzählers, lassen tatsächlich an eine Theatersituation denken. Das Wort „Papiertheater“ findet in un-serem Sprachgebrauch jedoch eher Verwendung für Spielformen mit beweglichen Papierfiguren. Diese aber bilden bei der Arbeit mit Ka-mishibais nur eine von vielen möglichen Varianten.

In Deutschland ist daher eher das Wort „Erzähltheater“ für Ka-mishibais geläufig. Denn charakte-ristisch für Kamishibais ist das Er-zählen oder Vorlesen zu stehenden Bildern, die im Verlauf einer Ge-schichte wechseln. Das Kamishibai bezeichnet also einen theaterar-tigen Rahmen oder Kasten (mei-stens aus Holz oder Pappe), der die-sen Bildern Halt verleiht und die Blicke der Zuschauenden auf das dargestellte Geschehen lenkt.

Im Ursprungsland Japan erlebte das Kamsihibai in der ersten Hälf-te des 20. Jahrhunderts als popu-läres „Straßenvergnügen“ eine be-

Page 23: BiblioTheke_1_2013

231/2013 Erzählen mit Kamishibai

sondere Nutzung und Blütezeit: Ka-mishibai-Rahmen aus Holz gehörten viele Jahre lang zur Ausstattung von „rollenden Süßigkeiten-Buden“. „Ka-mishibai-Männer“ fuh ren mit ihren Fahrrädern über Land, riefen mit klappernden Holzklötzen die Kin-der herbei, präsentierten dann mit Papierbildern im Kamishibai eine Geschichte und kurbelten so den Verkauf ihrer Süßigkeiten an. Das Kamishibai in dieser „Straßen-kino-Form“ verlor allerdings mit der wachsenden Beliebtheit von Fernsehgeräten in den 1950ern an Attraktivität – bis die Internationa-le Kinderbuchmesse in Bologna rund 25 Jahre später das Thema neu, vor allem im Kreise von Ver-mittlern von Kinderliteratur ins Gespräch brachte, das Kamishibai nun auch in Europa und den USA bekannt machte und hier wiede-rum ganz neue Formen und Ein-satzmöglichkeiten entstehen ließ. Jetzt auch in Bibliotheken!

Wie bei jedem Medium – heißt es nun Fernseher, Computer, Radio oder Buch – lassen sich für das Kamishibai mit seinen heutigen Einsatz möglichkeiten Eigenschaf-ten und Chancen nennen, die das Besondere dieses Mediums ausma-chen. Und nicht zuletzt sind Cha-rakter, Qualität und Botschaft der

vermittelten Inhalte von entschei-dender Bedeutung dabei:

1. Das Kamishibai führt Menschen und Talente zusammenDie szenische Erzählweise mit Ka mi shibai eröffnet besondere Chan cen für kreative und ästhe-tische Gruppenerlebnisse – beim Zu schau en ebenso wie beim Gestal-ten und Vorführen: malen, zeich-nen, sprechen, singen, spielen, dich ten, schreiben, fantasieren … Respekt und Anerkennung für ver-schiedene Ideen und Ausdrucksfor-men, gegenseitiges Vertrauen und Behutsamkeit im Umgang mit Ge-fühlen, aber ebenso die Freude am gemeinsamen Ergebnis und am ästhe tischen Erlebnis bringen viele so ziale Aspekte mit ins Spiel.

2. Bilder sind gute BegleiterDas Nebeneinander von Bildme-dien und persönlicher Vermittlung bewirkt einen doppelten Effekt: Im Mittelpunkt steht nicht ein „leb-loses Medium“, sondern die Ver-mittlung geschieht dialogisch und persönlich in großer Nähe zu den Zuschauenden und Zuhörenden. Gleichzeitig werden aber auch Er-zählhemmungen, Schüchternheit und mögliche Ängste beim freien

Sprechen dadurch gemildert, dass sich der oder die Erzählende nicht so „allein“ fühlt vor dem Pub-likum. Die Bilder erweisen sich hier als verlässliche Begleiter, hin-ter denen sich niemand verstecken muss, neben denen sich aber jeder gestützt fühlen darf.

3. Körper-, Bild- und Sprachaus-druck entwickeln sich in einem lebendigen WechselspielKörperausdruck, bildkünst leri scher Ausdruck und Sprachausdruck tre-ten bei Kamisbibai in ein interes-santes Wechselspiel, das verschie-dene Akzente zulässt, aber nur in guter Balance gelingt. Der oder die Erzählende als Person mit indivi-dueller Stimme, Mimik, Gestik und Ausstrahlung ist in diesem Ensem-ble nicht weniger wichtig als die Botschaft und Sprachqua lität des Textes oder die Ausdruckskraft des Bildes. Dabei ist alles das auf Dia-log ausgerichtet: Reaktionen der Zuhörenden fließen als Teil des lebendigen Wechselspiels immer mit ein.

4. Das Kamishibai ist mobil und überall einsetzbarDas Kamishibai ist handlich, braucht weder einen Stroman-

Susanne Brandt ist Lektorin bei der Büchereizentrale Schleswig-Holstein. Sie hat als Projektkoor-dinatorin das Kamishibai in den Büchereien Schleswig-Holsteins vorgestellt. Abbildungen vom Verlag Don Bosco.

Zum Weiterlesen, eine Auswahl:- Brandt, Susanne / Gruschka, Helga: Mein Kamishibai. Das Praxisbuch. Don Bosco, München 2012 - Mitschan, Josef: Das Papiertheater Kamishibai im Einsatz für lese-fördernde Kinderanimationen. Projektarbeit. Büchereien Wien 2008- Schüler, Holm: Sprachkompetenz durch Kamishibai. Kreashibai- Verlag, Dortmund 2011

Page 24: BiblioTheke_1_2013

1/201324

schluss noch motorisierte Trans-portmittel und ist überall dort ganz unkompliziert zu nutzen, wo Menschen sich in kleinerer oder größerer Runde versammeln.

Egal, ob das Kamishibai nun in er-ster Linie als pädagogisches Hilfs-mittel oder Kunstform verstanden und genutzt wird, ob mehr das Ler-nen, die Ästhetik oder das Vergnü-gen im Vordergrund stehen, ob dies in Asien, Lateinamerika, den USA, Europa oder anderswo ge-schieht – diese vier besonderen Ei-genschaften und Chancen des Ka-mishibais öffnen für alle Länder, Traditionen, Kulturen und Zielset-zungen vielfältige Möglichkeiten.

Nimmt man zunächst die klas-sische Form einer „Kamishibai-stunde“ in den Blick, bei der zu ei-ner Geschichte eine fertige Bilder-folge gezeigt wird, sind wiederum vier Eigenschaften dieser Erzähl-weise charakteristisch:

1. Durchschauen und Staunen in guter BalanceDer sinnlich leicht nachvollzieh-bare und handhabbare Vorgang des Bilderwechsels per Hand macht Zu-sammenhänge durchschaubar, be-

Erzählen mit Kamishibai

inhaltet aber gleichzeitig geheim-nisvolle Überraschungs- und Span-nungsmomente.

2. Nähe und Distanz in einem variablen WechselspielDer oder die Erzählende steht mit den Kindern im Blickkontakt und tritt als Persönlichkeit neben das Bild, in den Dialog mit dem Bild wie mit den Kindern. Auf der Be-ziehungsebene ergibt sich so ein variables Wechselspiel aus Nähe und Distanz, das auch die Kinder zu nutzen wissen, wenn sie zu Ka-mishibai-Bildern selbst vor einer Gruppe erzählen.

3. Eigene Gestaltungsmöglich-kei ten erfahrenVom frei zu variierenden Tempo im Fortgang der Geschichte über das Mitteilen eigener Gedanken im Ge-spräch bis hin zur Entwicklung ei-gener Geschichten und Bilder sam-meln Kinder die Erfahrung, dass sie sich mit eigenen Vorstellungen, Äußerungen und Handlungsspiel-räumen beteiligen zu können.

4. Ermutigung und Wertschät-zung für Gefühle und Gedanken(Bilder-)Geschichten in vertrau-ensvoller Atmosphäre bieten für

Gefühle und Gedanken einen „Rahmen“, der als Schutz, Wert-schätzung und Ermutigung emp-funden werden kann.

Während in den Niederlanden oder der Schweiz das Erzählen mit Kami-shibai in Bibliotheken oder pä da-gogischen Einrichtungen schon seit vielen Jahren weit verbrei tet ist, gibt es in Deutschland (noch) kei-ne ausgeprägte Kamishibai-Traditi-on. Aber das kann sich ändern: In Schleswig-Holstein setzen inzwi-schen etwa 80 Büchereien das Ka-mishibai in ihrer Arbeit ein, bei den Hamburger Öffentlichen Bü-cherhallen gewinnt es ebenso an Popularität und andere Bundes-länder wie Brandenburg, Mecklem-burg-Vorpommern, Bayern oder Baden-Württemberg fangen auf verschiedenen Ebenen an, in Bü-chereien erste Erfahrungen damit zu sammeln. Im Verlagsbereich engagiert sich besonders der Don Bosco-Verlag für das Thema und bietet dazu verschiedene Materia-lien an. Ein eigenes Internet-Portal vermittelt nicht nur Produktinfor-mationen, sondern liefert vor allem Anregungen und Hilfen für die Praxis: www.mein-kami shi-bai.de &

© fo

tolia

.com

: Vor

hang

, Mam

mut

Vis

ion

#310

2673

1

Page 25: BiblioTheke_1_2013

251/2013 Kleiner aber feiner Bestand

Kleiner aber feiner BestandReligiöse Medien in KÖBs

Marita Raude-Gockel

In den meisten KÖBs gehören reli giö­se Bücher „selbstverständlich“ zum Bestand dazu. Aber werden sie auch so „selbstverständlich“ genutzt? „Das kommt ganz drauf an!“, meinten die Teilnehmerinnen beim Studientag in der KÖB St. Agritius in Trier, zu dem die Büchereifachstelle Trier mit Mechthild Dederichs eingeladen hat­te. „Gerade junge Familien, also El­tern mit kleinen Kindern sind interes­siert und neugierig, was die Fragen nach Gott und biblischen Geschich­ten, Festen und Ritualen im Jahres­kreis angeht.“

In Bezug auf religiöse Medien hat-ten katholische wie auch evange-lische öffentliche Büchereien bis-lang ein „Alleinstellungsmerkmal“: Wo gibt es Bibelbilderbücher, Rat-geber zur religiösen Erziehung, spi-rituelle und Gebetbücher wie auch christliche Literatur, wenn nicht dort? Aber wie können die religi-ösen Medien attraktiv, aktuell und aktiv gestaltet werden? Welche Ak-zente können gesetzt und welche Zielgruppen erreicht werden? Und die Frage, wie wir unser K-(a tho-lisches) Profil stärken können?

Für die gezielte Ausrichtung der Büchereiarbeit ist zunächst eine klare Bestandsaufnahme vor Ort erforderlich: Welche Gruppen und Milieus können angesprochen

werden? Je klarer diese Strukturen sind, desto leichter können Ziel-gruppen konkret angesprochen werden. Die Strukturveränderun-gen in den Gemeinden (Bildung von Pfarreiengemeinschaften und Großpfarreien) frühzeitig wahr-nehmen und dem Träger Konzept und konkrete Ziele der KÖB ver-mitteln.

Themen, Fragen und Zielgruppen

Grundsätzlich gibt es in unserer Gesellschaft große Offenheit für religiöse Fragestellungen: Wäh-rend sich traditionelle Bindungen gegenüber Kirche, Konfession und Religion aufgelöst haben, gibt es eine neue Ungezwungenheit in Bezug auf religiöse Erfahrungen und Medien, die man unverbind-lich und unbelastet wahrnehmen und konsumieren kann. Gerade

Eltern wollen, dass ihre Kinder nicht ganz ohne religiöses Wissen und religiöse Erfahrungen auf-wachsen. Ihnen ist vor allem auch die Werteerziehung wichtig.

Das Kind stellt die großen Fragen nach Leben und Tod, Himmel und Gott. Es erzählt von seinen Erfah-rungen: Freude, Staunen, Zweifeln und stellt Fragen, immer wieder Fragen. Dazu brauchen Familien, Erzieher und Lehrer biblische Ge-schichten, Märchen und Kinderbü-cher, um Antworten zu geben, sich auseinanderzusetzen und um ihre Erzählkultur zu bereichern. Dies ist ein wichtiger Ansatzpunkt für die Büchereiarbeit, hier können unsere KÖBs eine wichtige Vermittlerrolle übernehmen: Kinder sollen unter-haltsame Bücher finden, die sie gern lesen und die ihnen etwas Wertvolles mitgeben.

Page 26: BiblioTheke_1_2013

1/201326 Kleiner aber feiner Bestand

Zielgruppe Best Age Recht ungewöhnlich mag diese Zielgruppe erscheinen. Das sind die jungen Alten, die bisher einen kleinen Leserkreis darstellen und vielleicht Interesse für Werte und Religion und Spiritualität entwi-ckeln und sich mit aktuellen Glau-bens- und Lebensfragen auseinan-dersetzen wollen. Auch für diese Zielgruppen benötigt man anspre-chende Buchlisten.

Zielgruppe Junge FamilienSie suchen Bücher zu den Themen Freundschaft, Toleranz, aber auch Streit und Konfliktlösung aus. Ratge-ber aber auch Bilderbücher zu religi-ösen Themen, sind neben den ande-ren Bilderbüchern sehr gefragt. Ge-nauso wichtig: Kindergebete (Dank und Bitte), Sterben und Trauer sowie Rituale und Bräuche im Jahreskreis. Dagegen ist die Nachfrage nach Kin-derbibeln gering. In der Zusammen-arbeit mit dem Kindergarten werden Veranstaltungen wie z. B. der „Afri-katag“ mit Medien zu den verschie-denen Kulturen bestückt. Saisonale Medien: Ostern, Weihnachten und weitere Jahresthemen. Zielgruppe Schulkinder Die Wertevermittlung und das He-ranführen an den Glauben, dazu braucht es Anregungen durch empfohlene Bücher, die inhaltlich aussagekräftig und in Bild und Wort ansprechend gestaltet sind. Je nach dem ist in der Kommuni-onvorbereitung auch die Zusam-menarbeit mit den Katecheten möglich und der Büchereibesuch der Kommunionkinder gewünscht. Medienwünsche der Schulkinder können abgefragt und zusammen-gestellt werden.

Zielgruppe Jugendliche Zu dieser Zielgruppe gibt es die meisten Fragen: Wie kann ich die Zielgruppe ansprechen? Wie ge-stalte ich meine Werbung? Wo treffe ich bzw. finde ich diese Ziel-gruppe? Wer kann als der Vermitt-ler zwischen KÖB und Zielgruppe fungieren? Wie immer am wich-tigsten: der direkte Kontakt. Die Auswahl an interessanter und an-sprechender Literatur für Jugendli-che ist groß, beim Aussuchen hel-fen z. B. die Medienlisten unter www.medienprofile.de. Gute Er-fahrungen machen viele KÖBs mit jugendlichen Mitarbeitern, sie bringen frischen Wind in die KÖB, sie sind meist gut vernetzt und können so andere Jugendliche für die Bücherei interessieren. Idee: Be-geisterte junge Leser schreiben eine Buchbesprechung und stellen sie auf Facebook ins Netz.

Zielgruppe SeniorenInteressante Beobachtung zu be-liebten Titeln: von Andreas Eng-lisch, Papst Johannes Paul II, boomte sechs Wochen in der Aus-leihe. Ähnlich die Titel der Autoren Margot Käßman und Hape Kerke-ling. Die Büchereimitarbeiter/in-nen sehen Senioren als Partner in der Bücherei- bzw. Veranstaltungs-

arbeit: Senioren erzählen aus ih-rem religiösen Leben, andere Ge-nerationen wie Kinder und Jugend-liche werden dazu eingeladen. In der Zusammenarbeit mit Senioren-residenzen ist wichtig, wie man auf die Mitarbeiter zugeht, und wie man den Rahmen für Büchereiver-anstaltungen vor Ort zeitlich, in-haltlich und methodisch steckt.

O-Töne• Silvia Strick, KÖB St. Agritius: Mit ihren Kolleginnen ist sie sich einig: „Uns kommt als KÖB eine pastorale Aufgabe zu, die wir nicht nur ernst nehmen, sondern auch als Chance betrachten sollten, und die in je-dem Fall einen erneuten „Versuch“ rechtfertigt, religiöse Literatur für Erwachsene anzubieten.“• Rita Lillig, KÖB Losheim am See: „Wir werden den religiösen Be-stand nun sichten und einen gro-ßen Teil in Kirche und Bücherei zum Verkauf anbieten. Eingekauft werden nun auch Kindermessbü-cher für die verschiedenen Alters-gruppen für den Gottesdienst.“ • Kerstin Litsch, KÖB St. Martin in Schweich: Sie freut sich über das Erzähltheater, mit dem man auch religiöse Geschichten erzählen kann (lesen Sie dazu den Artikel „Erzählen mit Kamishibai“ in die-ser Ausgabe). • Rita Junglas, KÖB St. Nikolaus in Kaifenheim: Findet besonders inte-ressant, „Leser um eine Buchrezen-sion zu bitten, denn so kann man doch recht nah an der Zielgruppe bleiben.“

Religiöse Medien als kleiner, aber feiner Medienbestand: gut gepflegt und kreativ präsentiert, zieht neue Leser dafür an. &

Marita Raude-Gockel, Religions-pädagogin und Autorin, beglei-tet Büchereiteams in den Bistümern Speyer und Trier. Kontakt: [email protected]. Bilder sind von der Autorin.

Page 27: BiblioTheke_1_2013

271/2013 Autorenporträt Kirsten Boie

Autorenporträt Kirsten BoieEin Glücksfall für die deutsche Kinder­ und Jugendliteratur

Cornelia Klöter

Kirsten Boie ist eine der bekanntesten deutschen Kinder­ und Jugendbuchau­torinnen. Ihre Bücher wurden in zahl­reiche Sprachen übersetzt, sie wurde für unzählige Preise nominiert und er­hielt viele, und nicht wenige ihrer Bü­cher sind zu Klassikern geworden.

Wo soll man beginnen, wenn man sich einer Autorin wie Kirsten Boie nähern möchte? Der Blick in ihre Bü-cher, in Presseartikel und auf ihre In ternetseite (www.kirsten-boie.de) zeigt das Bild einer vielseitig inte-ressierten und ganz offensichtlich erfolgreichen Schriftstellerin.

Biografie, Daten und Fakten

Das, was Kirsten Boie über ihre Bio-grafie preisgibt, ist schnell wieder-gegeben: geboren 1950 in Ham-burg, studierte deutsche und engli-sche Literaturwissenschaft in Ham- burg und Southampton. Nach ih-rer Promotion arbeitete sie zwi-schen 1978 und 1983 als Lehrerin. Diese Tätigkeit musste sie nach der Adoption ihres ersten Kindes auf Verlangen des betreuenden Jugend-amtes aufgeben – aus heutiger Sicht betrachtet hoffentlich nicht nur für ihre Leser/-innen, sondern auch für sie selbst ein Glücksfall. Neben ihrer literarischen Tätigkeit engagiert sie sich, teils als Schirm-herrin, für Vereine, Initiativen und Projekte, die ihr am Herzen liegen.

Kirsten Boie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Hamburg.

Aus der zeitgenössischen Kinder- und Jugendliteratur ist sie nicht mehr wegzudenken. Sie hat sie seit der Mitte der 1980er Jahre litera-turtheoretisch mit ihren Büchern geprägt. Zu ihrem 60. Geburtstag 2010 wurde Kirsten Boie mit einem Symposium gewürdigt, dessen Vor-tragstitel ihre Bedeutung für die deutschsprachige Kinder- und Ju-gendliteraturszene spiegeln: Als ein „Kompendium moderner Erzähl-

formen“ wird ihr Werk bezeichnet, sie selbst als eine „literarische Chro nistin (west)deutscher Zeitge-schichte“.

Die Vielfalt ihrer Bücher – über 100 seit ihrem Debüt 1985 – zeigt, dass sie in vielen literarischen Genres zu Hause ist. Vom Bilder- und Erst-lesebuch über Kinderromane bis hin zu Büchern für Jugendliche: ihre Geschichten und Protago-nisten können eine ganze Lesekar-riere von Anfang an begleiten. Di-verse Neuauflagen von schon in den 1980er oder 1990er Jahren ver-öffentlichten Titeln zeugen von Zeitlosigkeit und Qualität ihres li-terarischen Werks – denn bei allem Respekt für eine erfolgreiche, be-kannte und anerkannte Autorin wird kaum ein Verlag Bücher neu auflegen, die nicht gute Verkaufs-zahlen versprechen. Außerdem be-

Cornelia Klöter M.A. ist Germa-nistin, freie Autorin und Referen-tin. Sie arbeitet in der Bildungs-beratung der Stadt Leipzig.

Page 28: BiblioTheke_1_2013

1/201328 Autorenporträt Kirsten Boie

eindruckend ist die Liste der Aus-zeichnungen, die Boie für ihre Bü-cher und ihr Gesamtwerk erhalten hat. Es seien hier nur die wich-tigsten genannt: Für ihr Gesamt-werk erhielt sie 2007 den Deut-schen Jugendliteraturpreis, 2008 den Großen Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugend-literatur und war 1999, 2001 und 2003 für den Hans-Christian-An-dersen-Preis nominiert. Im Herbst 2011 wurde sie mit dem Bundes-verdienstkreuz 1. Klasse ausge-zeichnet. Hinzu kommen viele Platzierungen von Büchern und Hörbüchern auf Bestenlisten, No-minierung für und Auszeich-nungen mit Preisen für einzelne Bücher. Ihre Bücher sind in rund 15 Sprachen übersetzt, viele Titel auch als Hörbuch erschienen.

Literatur – theoretisch

Kirsten Boie schreibt nicht nur Kin-der- und Jugendbücher, sondern setzt sich mit Vorträgen und der Unterstützung von Buch- und Lese-projekten sehr für die Lese förderung ein – und das nicht, um Kinder un-bedingt zu unersättlichen Vielle-sern machen zu wollen, sondern um mit der Ausbildung einer sta-bilen Lesekompetenz eine Basis für einen kompetenten Umgang mit al-len weiteren Medien zu schaffen. Ein weiterer roter Faden in ihrem Schaffen ist die Beschäftigung mit der theoretischen Ebene von Kin-der- und Jugendliteratur. Dabei the-matisiert sie beispielsweise die Tat-sache, dass Kinder- und Jugend-bücher gegenüber der Belletristik für Erwachsene immer noch als die „einfachere“ Gattung gelten. Kin-derbuch kann doch jeder, oder?

Nein, Kinderbuch kann eben nicht jeder, so Boie, und recht hat sie. Richtig gutes Kinderbuch über Jah-re hinweg, das können nur wenige. Und vermutlich sind es die, die sich an einem ähnlichen Leitsatz orien-tieren, wie Kirsten Boie: „Kinder sind Kinder und als solche sollte ich sie ernst nehmen, auch beim Schrei-ben“. An der Rolle, die kindliche und jugendliche Protagonisten in ihren Büchern spielen wird deut-lich, dass sie ihren eigenen Leitsatz ernst nimmt und in den meisten Fällen auch erfolgreich in Literatur umsetzt.

Literatur – praktisch: Streiflichter

„Paule ist ein Glücksgriff“ war Kir-sten Boies erster Kinderroman und nimmt das Thema Adoption auf, das sie in ihrer eigenen Biografie be-schäftigte. Wie in vielen ihrer fol-genden Bücher, darunter z. B. „Mit Jakob wurde alles anders“ (1986), „Nella Propella“ (1994) oder „Mit Kindern redet ja keiner“ (1997), ist Familie schon hier ein wichtiges Thema. Boies Kinder- und Jugend-bücher schildern Familienkonstel-lationen unterschiedlichster Art und spiegeln dabei den jeweiligen gesellschaftlichen Kontext ihrer Entstehungszeit. Im Zentrum steht dabei fast immer das Kind in seiner jeweiligen – selbst gewählten oder zugewiesenen – Rolle in der Familie. Neben Büchern, die von durchaus kritischen Tönen bestimmt sind, gibt Boie ihren Lesern auch die Möglichkeit, in harmonische Kon-stellationen abzutauchen, z. B. mit der modernen Bullerbü-Variante der „Kinder aus dem Möwenweg“ (ab 2000). Anderen gesellschaftlich

relevanten Themen widmet sie sich z. B. mit „Ein mittelschönes Leben“ (Obdachlosigkeit, 2008) oder „Er-wachs ene reden. Marco hat was ge-tan“ (Fremdenfeindlichkeit, 1994).

Boies Leseförderungsanstren gun gen bleiben nicht theoretisch: An den Vorlesegeschichten um Albert oder Juli (ab zwei bzw. ab vier) können sich schon die ganz Kleinen erfreu-en. Die ersten Leseversuche werden begleitet von ihren Büchern aus der „Sonne, Mond und Stern“-Erstlese-reihe von Oetinger: mit Lena, Lin-nea oder King-Kong, dem Krimi-schwein.

Dass sie auch im historischen Gen-re zuhause ist, zeigen „Der kleine Ritter Trenk“ (ab 2006), „Alham-bra“ (2007), „Monis Jahr“ (2003) oder „Ringel, Rangel, Rosen“ (2011). Ob das Mittelalter, Spanien im ausgehenden 15. Jahrhundert oder Deutschland in den Nach-kriegsjahren: Boie ist darum be-müht, historische Fakten zielgrup-pen- und altersgerecht aufzuberei-ten. Besonders in den realistischen Kinderromanen gelingt es Boie im-mer wieder, die Kindheit und den Blick von Kindern auf die Welt so zu schildern, dass (vor)lesenden Er-wachsenen immer wieder ins Ge-dächtnis gerufen wird, wie anders Kinder die Welt oft wahrnehmen – und welchem Erwachsenen täte es nicht gut, sich das ab und zu mal wieder bewusst zu machen.

Für diese und andere Leistungen als Autorin gebührt Kirsten Boie groß-er Respekt ebenso wie ein Dank für viele wirklich großartige Bücher, unterhaltende und nachdenklich machende Leseerlebnisse. &

Page 29: BiblioTheke_1_2013

291/2013 x

„Lektüre von Büchern verbindet“Im Gespräch mit Lektoratsleiterin Bettina Kraemer

Damit ein Netz hält, braucht es nicht nur eine innere Stabilität, sondern auch an den Rändern gewisse Halte­punkte, also Kontakte über das Netzwerk hinaus.

Für das Netz der katholischen Bü-chereiarbeit ist das Lektorat des Borromäusvereins ein solcher Hal-tepunkt. Es sichtet und beurteilt die Neuerscheinungen auf dem Medi-enmarkt und unterstützt die Bü-chereien bei der Pflege und Erweite-rung ihres Bestandes. Ich sprach mit Bettina Kraemer, die seit 2001 im Lektorat arbeitet und 2006 auch die Leitung übernommen hat.

Frau Kraemer, mit wem ist der Bor-romäusverein über das Lektorat ver-netzt?Direkt mit dem Sankt Michaelsbund in München, dem für Bayern zustän-digen katholischen Bibliotheksver-band. Die beiden Lektorate geben ge-meinsam die Besprechungszeitschrift medienprofile heraus. Für diese Ar-beit pflegen wir grundsätzlich den Kontakt zu Verlagen, Autoren usw.

Bücherarbeit im O-Ton Literatur im Gottesdienste Leuchttürme der Büchereiarbeit xproliko-LeserundenComicPraxisberichte How do you do?xxxxPraxisberichtesdfsdfsdfsdfasdasdasdasd

InterviewDie Redaktion hat die freie Journalistin Claudia Auffenberg gebeten, mit Akteuren der katholischen Bücherei- arbeit in den verschiedenen Bereichen ins Gespräch zu kommen. So fassen konkrete Personen die Stärken und Schwächen der eigenen Arbeit und im Miteinander von Büchereien, Fachstellen, Borromäusverein, Dienstleister und Träger unmittelbar ins Wort.

Claudia Auffenberg

Fordern Sie die Rezensionsexemplare an oder schicken die Verlage sie Ihnen einfach so?Es gibt einige Verlage, die davon ausgehen, dass ihre Neuerschei-nungen für die KÖBs ganz interes-sant sein könnten, das ist der lan-gen Zusammenarbeit und den be-kannten Leitlinien des Hauses ge-schuldet. Aber den größten Teil der Bücher fordern wir vom Lekto-rat aus an.

Welche Bücher werden Ihnen unauf-gefordert angeboten?Es sind häufig Autoren, die ihr er-stes Buch in einem Kleinstverlag herausgegeben haben. Sie erzählen Lebensgeschichten oder befassen sich mit religiösen Aspekten. Man-che Autoren sind selbst Ausleiher einer KÖB und haben über die Bü-chereileitung erfahren, dass es hin-ter ihrer Bücherei das große Netz-werk mit uns als Dachverband gibt. Dann rufen sie uns an, weil sie sich vorstellen könnten, dass ihr Buch auch etwas für die ande-ren katholischen Büchereien ist.

Welches Image hat das Netzwerk au-ßerhalb der katholischen Büchereisze-ne? Können Sie das beschreiben? Wel-chen Ruf haben die KÖBs bei Verlagen und Autoren? Für öffentliche Büchereien und an-dere Einrichtungen gibt unser Lek-torat einen kompetenten Über-blick über die Neuerscheinungen des Marktes. Bei den Verlagen ist das bekannt und durch unsere Sta-tistikzahlen, die wir jährlich publi-zieren, kann sich jeder die Menge der potenziellen Leser/Käufer aus-rechnen. Das ist für die Verlage das Interessanteste – der Verkauf, der Umsatz. Auf den Buchmessen pfle-gen wir die Kontakte durch persön-

Page 30: BiblioTheke_1_2013

1/201330 Interview

liche Gespräche, außerdem laden wir die Verlage ins Haus ein. Und es sind nicht nur die KÖBs, die in-teressant sind, sondern die ver-schiedenen Medien, mit denen wir das Lesen in den Vordergrund rü-cken, sie werden als zusätzliche Werbefläche gesehen: die Seite www.medienprofile.de, die Ver-bandszeitschrift BiblioTheke, unse-re Newsletter, die Medienlisten usw.

Nach welchen Kriterien stellen Sie Ihre Medienempfehlungen zusammen?Es gibt die immer wiederkeh-renden Themen, wie Erstkommu-nion, Ostern, Leselektüre für den Urlaub bis hin zu den Jahrestagen oder Aktionswochen von Koope-rationspartnern. Und dann die ak-tuellen Themen, die durch Presse, Fernsehen oder diverse Gremien bekannt werden. Wir planen im Team, was für unsere Hauptziel-gruppe relevant, wichtig oder auch ganz neu ist. Sondieren den Markt, teilen die Medien an unse-re rund 100 Rezensenten aus, ver-arbeiten nach bibliothekarischen Kriterien die Mediendaten, bear-beiten dann die an uns zurückflie-ßenden Rezensionen nach, damit die Daten online und im Druck

korrekt abgebildet sind. Das ist eine sehr stark geraffte Darstel-lung unserer Arbeit.

Das Thema dieser Interviewreihe ist ja Vernetzung. Das Medium für Ver-netzung schlechthin ist natürlich das Internet, während das Buch eher für gemütliche Stunden allein gilt. Wieso reden wir trotzdem über Bücher?Die Lektüre von Büchern verbin-det, es gibt Lese- oder Literatur-kreise, in denen Menschen über Bücher ins Gespräch kommen. Es gibt Internetplattformen, Blogs usw. zu allen möglichen Bereichen rund ums Buch. Lesen Sie in dieser Zeitschrift den Artikel von Susan-ne Emschermann „Literatur com-t ins Netz“, der beschreibt, was da alles so los ist, das ist auch Vernet-zung.

Wenn Menschen über Bücher reden, worüber reden sie dann genau?Sicher zunächst mal über die Ge-schichte: Worum geht es in dem Buch? Was ist uns aufgefallen? Aber dann gibt es ja noch eine tief-ere Ebene, die Lesebiographie: Je-der Mensch liest ein Buch vor dem Hintergrund seiner eigenen Ge-schichte und so kann man über

das Buch Erfahrungen austau-schen, die weitaus tiefer gehen als nur der Inhalt.

Zusammen mit den Fachstellen der Diözesen bieten wir „Proli-ko®“ an, dort werden Menschen u. a. dazu ausgebildet, solche Lite-raturkreise zu organisieren und zu leiten. Das ist ein wichtiger As-pekt der Leseförderung für Er-wachsene.

Bei Ihnen muss man das Lesen ver-mutlich nicht mehr fördern, weil Sie beruflich sehr viel lesen. Aber lesen Sie privat auch noch gern? Und welches Buch haben Sie zuletzt ganz privat gelesen?Privat und beruflich, das lässt sich gar nicht mehr trennen. Ich bin in der Jury des Kinder- und Jugend-buchpreis der Deutschen Bischofs-konferenz, das bringt viel Lesear-beit mit sich. Wenn es Titel gibt, die wir uns ganz speziell ansehen müssen, können wir die Zeit im Büro nicht mit Lesen verbringen, sondern das fällt dann auch ins Private. Ganz privat habe ich zu-letzt „Die Nacht des Zorns“ der französischen Autorin Fred Vargas gelesen. &

BiblioTheke lesen ist für Sie inte-ressant? Sie finden die Tipps und Hinweise hilfreich? Gut umsetz-bare Praxisideen? Damit das so bleibt, brauchen wir Ihre Hilfe. Schicken Sie Ihre kleinen und

Was Sie immer mal tun wollten ...großen Geschichten und wir setzten sie druckreif um. Dann lesen Sie das nächste Mal vielleicht Ihre Geschich-te. Sie können damit sogar Wer-bung machen und Sponsoren an-sprechen.

Lust bekommen? Dann tun Sie es – schicken Sie eine E-Mail an die Redaktion: [email protected].

Wir freuen uns drauf.

Page 31: BiblioTheke_1_2013

311/2013 x

Gabriele Dreßing

Im Juli 2012 wurde in Speyer der neue Palzki­Krimi „Pilgerspuren“ des Pfälzer Autors Harald Schneider offi­ziell vorgestellt. Doch bei der Buch­präsentation, zu der alle regionalen Medien eingeladen waren, ging es nicht nur um den neuen Regionalkri­mi, sondern auch eine einmalige Ak­tion zur Leseförderung im Bistum Speyer, von der sieben Katholische öffentliche Büchereien (KÖB) profi­tierten. Es wurde eine originelle Kam­pagne vorgestellt: Ein Kirchen­Krimi fördert durch regionale Autorenle­sungen die kirchliche Büchereiarbeit.

Die Idee für einen Kirchen-Krimi hatte der Autor Harald Schneider schon lange. Gern hätte er seinen „Kommissar Palzki“ in Speyer rund um den Kaiserdom ermitteln lassen. Doch wie kommt man als Krimiau-tor ins kirchliche Milieu? Über einen Kontakt mit der Kirchenzeitung „der pilger“ konnte die Idee in die Tat umgesetzt werden. Unterstützung

x xNeues aus Verlagen

Leuchttürme der Büchereiarbeit

PilgerspurenEin Regionalkrimi tourt durch’s Bistum Speyer

bei seinen Recherchen der vielfäl-tigen historischen und kirchlichen Zusammenhänge erhielt Schneider vom ehemaligen Chefredakteur der Bistumszeitung. Der Theologe und Dom-Kenner Klaus Haarlammert führte den Schriftsteller nicht nur durch die Kathedrale, sondern stell-te ihm auch bei einer Begegnung vor dem Dom einige Würdenträger des Bischöflichen Ordinariats vor, die sich von der Idee begeistern ließen.

Je tiefer – desto klarer

Gespräche fanden natürlich auch in den Räumen der „pilger“-Redaktion statt und aus der Begegnung mit dem Geschäftsführer des Verlags der Peregrinus GmbH Marco Fraleoni, der die Bistumszeitung herausgibt, entwickelte sich nicht nur eine Ge-meinschaftsaktion zur Leseförde-rung, sondern auch die Handlung des Krimis „Pilgerspuren“: Zur Os-

Page 32: BiblioTheke_1_2013

1/201332 Leuchttürme der Büchereiarbeit

terzeit entkommen der Chefredak-teur und der Geschäftsführer der Speyerer Bistumszeitung „der pil-ger“ nur um Haaresbreite einem At-tentat im Dom. Je tiefer Kommissar Palzki im Dom und dem Bischöf-lichen Ordinariat recherchiert, de-sto klarer wird ihm und den Le-sern, dass im Dom nicht nur Bi-schöfe und Kaiser ihre letzte Ruhe-stätte finden sollten … Mehr soll der Spannung wegen nicht verra-ten werden. „Pilgerspuren“ ist der siebte Krimi, in dem der schrullig-skurrile Kommissar Palzki ermittelt und noch einige andere schräge Charaktere aus den vorangegan-genen Palzki-Regionalkrimis auf-tauchen. Auch wenn der Dom und die Protagonisten „authentisch“ sind, ist dieser Roman kein offizi-eller Bistumskrimi, sonder eher als Parodie-Krimi zu verstehen. Die Er-mittlungen im Umfeld der Katho-lischen Kirche und in einem

UNESCO-Weltkulturerbe geben ihm jedoch die Zutaten, die ein guter Regionalkrimi braucht.

Und die liegen im Trend, so Armin Gmeiner, der Geschäftsführer des gleichnamigen Verlags, bei der Buchpräsentation in Speyer. Er hat sich mit seinem Verlag auf The-menkrimis mit Lokalkolorit spezia-lisiert, denn sowohl gedruckt als auch als Hörbücher erfreuen sie sich besonderer Beliebtheit – so-wohl bei den Autoren, denen durch typische Orte und Regionen eine bestimmte Aufmerksamkeit gewiss ist, als auch bei den Lesern, die ger-ne Bekanntes wiederentdecken.

Wie kam es zu der Aktionskam-pagne zur Leseförderung?

Die Aktion wurde vom Autor Harald Schneider, der Speyerer Bistumszei-tung und dem Gmeiner-Verlag ge-

meinsam ins Leben gerufen. Ent-standen ist die Idee aus den per-sönlichen Kontakten, die während der Recherchen entstanden sind.Die Büchereifachstelle, die regelmäs-sig mit der Redaktion der Bistums-zeitung zusammenarbeitet, hat die-ses Angebot natürlich sofort aufge-griffen:

Harald Schneider, der zu den be-kanntesten und meistgelesenen Regionalkrimiautoren in der Pfalz gehört, erklärte sich bereit, mit sei-nem siebten „Palzki“ sieben Bene-fizlesungen in KÖBs zu veranstal-ten. Gemeinsam mit dem Percussio-nisten Pit Vogel besuchte er KÖBs im ganzen Bistum, mit dem Ziel, Spaß am Lesen zu wecken und zum Besuch in der Bücherei vor Ort ein-zuladen. Autor und Musiker ver-zichteten auf ihr Honorar und stellten die Spendeneinnahmen der veranstaltenden Bücherei zur Ver -fügung.

Der Gmeiner-Verlag unterstützte die Aktion mit entsprechenden Plakaten zu „Pilgerspuren“, die al-len KÖBs im Bistum zur Verfü-gung gestellt wurden. Um für die einzelnen Lesungen gute Werbung machen zu können, wurden für die sieben KÖBs eigens Veranstal-tungsplakate und Handzettel er-stellt, die ebenfalls kostenlos wa-ren. Für eine professionelle Pres-searbeit sorgte die Geschäftsfüh-rung der Bistumszeitung. Presse-mitteilungen, die im Vorfeld über entsprechende Verteiler verbreitet wurden, sorgten für große Beach-tung und Aufmerksamkeit, was das Presseclipping im Nachgang der einzelnen Veranstaltungen be-legte.

Page 33: BiblioTheke_1_2013

331/2013 Leuchttürme der Büchereiarbeit

So tourte der Regionalkrimi durch die Region

Nach der Auftaktveranstaltung in der KÖB St. Josef in Speyer ging es von August bis November durch das ganze Bistum: nach Landau, Rödersheim-Gronau, Hettenleidel-heim, Rodalben, St. Ingbert und Dannstadt. Alle Regionen des Bis-tums hatten somit ihre eigene Ver-anstaltung. Gerade die kleineren KÖBs, deren Etats zur Finanzierung einer Autorenlesung oft nicht aus-reichen, waren von dem Angebot begeistert, einmal eine in Veran-staltung für ihre erwachsenen Le-ser anbieten zu können. So wurden Räume organisiert, die für die zu erwarteten Zuhörer ausreichend waren. Bei einigen Lesungen muss-ten sogar noch weitere Stühle ge-stellt werden, so groß war die Reso-nanz. Die Büchereiteams sorgten für die Bewirtung der Gäste, die in der Pfalz in der Regel aus Brezeln und Wein besteht. Mitarbeiter der Bistumszeitung konnten neue Le-

ser werben. Etwas Polizeiabsperr-band im Raum verteilt sorgte für ein Krimi-Feeling und spätestens als der Percussionist Pit Vogel mit seinen Instrumenten einen span-nungsreichen Klangteppich aus-breitete, war die Aufmerksamkeit der Zuhörer geweckt. Die szenisch-humoristische Lesung, bei der Au-tor und Musiker in verteilten Rol-len die Erlebnisse und Ermitt-lungen des Kommissars zum Be-sten gaben, lebte von der phanta-sievollen musikalischen Unterma-lung, die dem ganzen Hörspielcha-rakter verlieh und aus der Lesung ein unterhaltsames Zuhörerlebnis machte.

Lese- und Literaturförderung

Diese erstmalige und bisher einma-lige Aktionskampagne unterstützte nicht nur die sieben KÖBs, die eine Lesung veranstalten konnten, son-dern die Büchereiarbeit aller 160 KÖBs im Bistum Speyer, die vor allem in kleinen Orten für kultu-

relles Leben sorgen. Durch die profes sionelle Öffentlichkeitsarbeit, die durch regelmäßige Berichte über die Aktion in der Bistumszei-tung „der pilger“ ergänzt wurde, war die Katholische Büchereiarbeit über Monate hinweg immer wieder in den Medien präsent. Außerdem ist jedes Exemplar des Regionalkri-mis „Pilgerspuren“ ein eigener Wer-beträger: denn mit einer eigenen Anzeige zu dieser Aktionskampa-gne auf der letzten Seite des Buchs wird auf das ehrenamtliche Enga-gement der rund 1.000 Mitarbeiter/innen verwiesen und den wich-tigen Beitrag, den die Katholischen öffentlichen Büchereien zur Lese- und Literaturförderung leisten. &

Nutzen Sie unseren kostenlo sen Service: Stellen Sie im Büche-reiverzeich nis Name, Ort, Öff-nungs zei ten und Hinweise Ihrer KÖB ein. So kann sich jeder Lese-interessierte informieren, wo er „seine“ nächste Bücherei findet

und was dort an Ak tionen läuft. Aktua-lisieren und pflegen Sie Ihre Daten re-gelmäßig, das ist eine gute Werbe- und Infor mationsquelle für Ihre Leser, die vielleicht nicht regelmäßig in der Bücherei vorbeikommen. Oder gera-de auf Grund Ihrer Anzeige auf un-

serer Seite neugierig auf Ihre Büche rei wird – und Sie gewinnen einen neuen Leser, eine neue Leserin. Wie es geht, lesen Sie un-ter www.borromaeusverein.de/ articles/article/buechereiver-zeichnis

Büchereiverzeichnis im Internet

Dr. Gabriele Dreßing ist Leiterin der Fachstelle Speyer und Vor-sitzende der Fachkonferenz des Borromäusvereins. Bilder vom Autor.

Page 34: BiblioTheke_1_2013

1/201334

Luther-Literatur Information zur Reformation

Reiner Andreas Neuschäfer

Eine Information zur Reformation für die junge Generati­on. Das Jahr 2017 wirft seine Schatten voraus: Die Jahre bis zum Jubiläum der Reformation von 1517 sind inzwi­schen nur noch an einer Hand abzuzählen. Dabei handelt es sich bei den Feierlichkeiten weniger um ein Fest als um einen folgenreichen Einschnitt der Kirchengeschichte, an den zu erinnern sich durchaus lohnen kann – nicht nur für evangelische Christen.

Denn vor 500 Jahren machte Martin Luther seine Über-zeugung in 95 Thesen öffentlich an der Wittenberger Kirche fest und entfesselte damit eine außerordentliche Auseinandersetzung. Diese führte tatsächlich zu einem „Auseinander“ und veränderte die politische und kirch-liche Landkarte Europas und der Welt außergewöhnlich.

Anfänge und Annäherungen

Neben dem Wagemut des Reformators, der dem Druck der Masse widerstand, war auch die Veränderung der Medienlandschaft durch den Buch-Druck ein wesent-licher Faktor für das Fortschreiten der Gedanken in alle Gegenden. Endlich konnten auch Menschen ohne ma-terielle Möglichkeiten ohne Bevormundung die Bibel lesen und sich mit ihrer Botschaft auseinandersetzen.

Welche Druckerzeugnisse zeugen nunmehr – fünfhun-dert Jahre später – von einer besonderen Qualität, um schon jungen Menschen Martin Luther angemessen vor Augen zu führen und Informationen über die Reformation(en) zu geben? Worauf ist dabei besonders zu achten? Welche Motive stecken hinter der jewei-ligen Erinnerung? Welche Aspekte zählen zu den We-

© w

ww

.luth

er20

17.d

e

Page 35: BiblioTheke_1_2013

351/2013 Luther-Literatur

sentlichen, wenn das Wesen der kirchlichen und sozi-alen Veränderungen im 16. Jahrhundert zur Sprache gebracht werden soll? Welche Literatur und welche Medien zahlen sich besonders aus – insbesondere im Blick auf junge Menschen?

Anklagen

Wer von 1517 spricht, muss auch die Jahre davor und danach ansprechen und beispielsweise die Biografie Martin Luthers, die Veränderung der geistlichen Groß-wetterlage seit Jan Hus (1414–1418 tagte das Konzil von Konstanz als einziges Konzil nördlich der Alpen; 1415 wurde Jan Hus als Ketzer verbrannt) und die po-litischen Problematiken berücksichtigen. Es gab zu-gleich einen großen Bedarf an Reformen und den Wunsch nach Veränderungen und ein Ringen um Macht und Einfluss.

Ebenso sollte im Blick bleiben, dass es keine „Ein-Mann-Show“ in Sachen Reformation gegeben hat. Vielmehr gab es etliche streitbare Mitstreiter/-innen, Gegenspieler und auch andere Reformatoren mit be-wegenden Biografien (Ulrich Zwingli, Johannes Cal-

vin, Johannes Bugenhagen, Martin Bucer, Heinrich Bullinger u. a.), die jeweils ganz eigene Akzente setzten. Letztendlich hat es gar keine einheitliche Bewegung der Reformation gegeben! Und die Einheit der Kirche bleibt eigentlich schon seit der Spaltung des Christen-tums in römisch-katholischer Kirche und orthodoxer Kirchen im Jahr 1054 unter der Bitte (nicht Aufforde-rung!) Jesu im Johannes-Evangelium, Kapitel 13: „Auf dass sie alle eins seien!“ …

Immer ging es aber letzten Endes um die Bibel als Grundlage für das Leben und die Lehre. Durch die Bi-bel sollte es Menschen möglich sein, Gottes Willen zu erkennen und Gottes Wirken zu erfahren. Das eigene Lesen, die Lektüre ohne Bevormundung mündete nicht zuletzt in Initiativen für die Bildung und das Ent-stehen von Schulen! Neben Martin Luther erinnerte vor allem Philipp Melanchthon die Oberen jeder deut-schen Stadt an dieses oberste Ziel von Bildung: Mün-digkeit sollte angebahnt werden. Von daher haben auch Büchereien und Bibliotheken als Quelle von Bil-dung in den Bemühungen der Reformation ihre Wur-zel. Die ganz unterschiedlich an der Reformation be-teiligten Personen mit ihren besonderen Positionen und beeindruckenden Biografien sind als Menschen, und eben nicht als Helden oder Heilige hervorzuhe-ben. Viel mehr bringt es, wenn die Fakten und Folgen des Damals aufgezeigt werden und damalige Fragen als auch heute noch relevant vor Augen geführt werden: Auch heute noch gibt es Konflikte, wenn es darum geht, sich an Gottes Wort zu halten und seinen Willen zu tun. Auch heute noch versuchen Würdenträger in Schule, Kirche und Politik Macht auf Andersdenkende und Andersglaubende auszuüben. Auch heute noch steht das Gewissen vor Entscheidungen, deren Konse-quenzen mit Leben und Tod zu tun haben. Christen-verfolgung ist nicht nur ein Thema vergangener Jahr-hunderte, sondern nach wie vor aktuell und erreicht

Pfarrer Reiner Andreas Neuschäfer, An Schmette Lenned 3, 41812 Erkelenz, E-Mail: pfarrer.neuschaefer @t-online.de. Pfr. Neuschäfer ist Schulbeauftragter für ev. Religionsunterricht und Rezensent des bv.

© fo

tolia

.com

Han

sder

zwei

te #

6500

895

Page 36: BiblioTheke_1_2013

1/201336 Luther-Literatur

Dimensionen, die früher für unvorstellbar gehalten wurden. Wer in die Vergangenheit blickt, sieht sich also nicht nur Vergangenem gegenüber.

Anfragen

Im Gegenteil: Es geht dabei immer wieder um aktuelle und grundsätzliche Fragen:• Wo geht man mit seiner Angst hin und wie geht man mit ihr um?• Wo geht es heutzutage vielleicht teuflisch zu oder wird das Böse und Dämonische verharmlost? • Wo redet man auch in der Kirche den Menschen nach dem Mund, anstatt sie in Glaubensdingen mün-dig zu machen durch Bibellese?• Wo kann kultureller, geistlicher und existentieller Ar-mut durch Engagement für die Bildung junger Men-schen begegnet werden? • Wo vergisst man „dem Volk auf’s Maul zu schauen“, wie es Martin Luther formulierte? • Wo mutet man den Menschen auch die weniger ein-gängigen Glaubensfragen zu? • Wo wird das Vertrauen in die Macht des Wortes Gottes und in das Wirken der Sakramente gestärkt?

All dies sind Fragen und Provokationen, die im 16. Jahr-hundert nicht weniger eine Rolle spielten als heute. Sie sollten nicht heruntergespielt werden. Von daher wäre es angebracht, von einem regelrechten Ringen um den rechten Weg zu reden. Literatur zur Reformation tut gut daran, wenn nicht nur äußere Fakten, sondern auch in-

nere Fragen, Gedanken und Gefühle zum Tragen kom-men. Tragfähig haben sich hier erzählende Darstel-lungen und bebilderte Dokumentationen erwiesen. Die Darbietung der Traditionen, Texte und Taten soll nicht den Abstand zu damals aufheben. Vielmehr soll das durchaus Fremde erhalten bleiben und zum eigenen Nachdenken und Nachempfinden anregen.

Angesagtes

Besonders bewährt haben sich folgende Bücher für junge Menschen, die erzählend, erklärend, erschüt-ternd oder kreativ manches rund um die Reformation rundum ansprechend zur Sprache bringen:• Andreas Venzke: Luther und die Macht des Wortes, Würzburg: Arena 2011. ISBN 978-3-401-06041-5, 112 Seiten. Dieses Buch besticht durch die hervorragende Erzählung, historischen Erklärungen, dem Nachschla-geteil und der Zeittafel. Ab zehn Jahre unübertroffen.• Renée Holler: Im Netz der Falschmünzer. Ein Ratekri-mi um Martin Luther. ISBN 978-3785549100, Loewe 2008, 129 S. Hier spielt Martin Luther scheinbar eine Nebenrolle und wird dann doch als geheimnisvoller Mensch mit Weisheit und Liebe vorgestellt. Für neun bis zwölf Jahre bes. geeignet.• Frank Neumann: Von Martin Luther den Kindern er-klärt, Kleve: Butzon & Bercker 2008, 26 S. ISBN 978-3766612182. Ab dem Grundschulalter wird in elf Kapi-teln sehr elementar von Martin Luther erzählt und mit ansprechenden Illus. von Uta Fischer erläutert.• Michael Landgraf: Kennst du …? Martin Luther. Ein Bilderbuch z. Selbstgestalten. Ill. V. Claudia Held-Bez, Stuttgart: Calwer 2012, 24 S. ISBN 978-3-766842206. Ab dem Grundschulalter werden auf einfache Weise Szenen aus dem Leben Martin Luthers und rund um das Refor-mationsfest, mit kreativen Gestaltungsmögl., vorge-stellt. Teilweise etwas klischeehaft und wenig erzählhaft.• Christoph Born: Die Luther-Verschwörung. Histo-rischer Roman, Gießen: Brunnen 2012, 319 S. ISBN 978-3-7655-1703-7. Dieser historische Roman romantisiert nichts, sondern führt schon Jugendliche in die Welt und Herausforderungen des frühen 16. Jahrhunderts hi-nein. Besonders die Darstellung von Gedanken, Gefüh-len und Gesprächen ist dem Autor gelungen.• Joachim Kummer: Martin Luther. Ein Lebensweg in Wort und Bild. Hamburg: Agentur des Rauhen Hauses 2007, 100 S. ISBN 978-3775145275. Es gibt kaum ein

© w

ww

.luth

er20

17.d

e

Page 37: BiblioTheke_1_2013

371/2013 Luther-Literatur

Buch, das so ansprechend aufbereitet vor Augen führt, womit Martin Luther sich beschäftigt hat, wovon er geprägt wurde und wie er den Herausforderungen be-gegnet ist. Der promovierte Kirchenhistoriker bietet eine sorgsame und sorgfältige Spurensuche.• Dietrich Steinwede: Martin Luther. Leben und Wir-ken d. Reformators. Düsseldorf: Patmos Verlag 2006, 144 S. ISBN 978-3491797536. Hier schildert ein „Alt-meister“ der rel. Erzählung das Programm und die Per-son Martin Luthers, ausgesprochen informativ und sachorientiert…• Werner Tiki Küstenmacher: Tikis Ev.-Kath. Buch. Zu-sammen sind wir unschlagbar, Stuttgart: Calwer Verlag 2009, 32 S. ISBN 978-3766841049. Humorvoll mit hi-storischen Zugängen hat der Autor ein comic-haftes Bilderbuch rund um die Ökumene geschaffen und

schildert dabei die Hintergründe für Trennungen, Chancen des Gemeinsamen und auch seine Träume.• Manfred Wolf: Luther mal ganz anders, Leipzig: Ev. Verlagsanstalt 2009, ISBN 978-3374027149, 324 S. In einem flüssig lesbaren, fiktiven Interview zeigt der Au-tor auf, wie Luther manches heutzutage sehen könnte.

Wer auf audiovisuellem, auditivem oder „interaktivem Weg“ Zugänge zur Reformationszeit möglich machen möchte, ist mit folgenden Titeln gut beraten:• Evang.-Luth. Kirche in Thüringen (Johannes Ziegner): Martin Luther in Eisenach. Eine interaktive Lernsoft-ware, Kölleda: Logatec 2002 sowie Dies.: Martin Luther – Luther und seine Zeit, Rosenheim: co.Tec 2004.• Audiobook: Mario Süßenguth: Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Luthers Leben in deftigen Anekdo-ten, von ihm selbst erzählt, Berlin 2008.• DVD der TV-Reihe des MDR „Geschichte Mittel-deutschlands“ von Lew Hohmann unter dem Titel „Gesichter, Geschichten, Geheimnisse. Martin Luther. Ein Leben zwischen Gott und Teufel“, Leipzig 2005.

Annahme

Es gibt also eine Menge Möglichkeiten, junge Menschen mit den Fragen und Fakten rund um die Reformation vertraut zu machen. Wie aktuell dieses Ringen um das Richtige vor fünfhundert Jahren ist, signalisieren soge-nannte „Casting-Shows“ wie „Deutschland sucht den Superstar“, „Starsearch“, „X-Faktor“, „Germanys Next Top Model“, „Das Supertalent“ usw. Aber auch in di-versen Kochshows und ähnlichen TV-Formaten, die für Teenager und Kinder adaptiert werden, kommt es letz-ten Endes darauf an, was ankommt und dass andere ei-nen positiv beurteilen. Dabei zählt weniger das eigene Sein, als vielmehr das Können und die Performance, also das, was man aus sich gemacht hat und wodurch man meint, anderen gerecht werden zu können.

Letzten Endes steckt hinter der Teilnahme eine Heils-sehnsucht, der Wunsch und das Verlangen danach, er-kannt, anerkannt und angenommen zu sein und heil bzw. frei von allen Schwächen zu werden. Eine Ableh-nung der Präsentation führt bei vielen Teilnehmenden zu einer Auflehnung: Die Entscheidung der richtenden Jury wird ganz persönlich genommen oder öffentlich dagegen rebelliert.

© w

ww

.luth

er20

17.d

e

Page 38: BiblioTheke_1_2013

1/201338

Letzten Endes gibt es auch im Blick auf Gott diesen Wunsch, ihm imponieren zu können und dabei ihn immer ambivalent als gerecht und ungerecht zugleich zu erleben: Wenn Gott seiner Gerechtigkeit freien Lauf ließe, dann hätte im Licht der Bibel kein Mensch eine Chance, Gott gerecht zu werden. Somit ist Luthers Fra-ge „Wie kriege ich einen gnädigen Gott?“ auch die Fra-ge danach: „Wie hole ich Gott in eine Beziehung zu mir? Wie spüre ich seine Liebe? Wie kann ich die Zu-neigung Gottes annehmen?“ Eine Antwort lautet: Ich kann nur darauf hoffen, dass Gott ungerecht ist, dass ein unbestechlicher Gott auf seine Gerechtigkeit ver-zichtet und Gnade vor Recht gelten lässt. Durch eine solche unverdiente Zuwendung Gottes wird der glau-bende Mensch von Gott selbst aus freiem Erbarmen (= gratis!) für gerecht erklärt, obwohl es der Mensch tatsächlich noch nicht ist. Zur Zeit Martin Luthers hatte „Rechtfertigung“ noch nicht die Bedeutung

von „Begnadigung“. Sie war vielmehr genau das Ge-genteil: die Verurteilung, die Hin-richtung! Der Tod war dann das „gute Recht“ und die Verschonung da-von das Wunder.

Eine solche Un-Gerechtigkeit Gottes ist nicht einfach zu glauben oder abzunicken, sie ist vielmehr zu entde-cken. Glaube bedeutet dann im doppelten Sinne des Wortes: Gott Recht geben. Basis für einen solchen Blick auf Gott ist die Bibel, deren grundlegende Bedeu-tung Martin Luther eindrücklich zum Ausdruck ge-bracht hat.

Es ist gut, wenn junge Menschen sich damit auseinan-der setzen können und dabei Entdeckungen für sich selber machen aber auch Erfahrungen in der Vergan-genheit auf der Spur sind. Im Internet unter www.lu-ther2017.de gibt es weitere Infos. &

Luther-Literatur

Die Statistikunter lagen werden jedes Jahr durch die Fachstellen versendet, sie stellen Ihnen alle Fragebögen mit Erläuterungen. Bitte be achten Sie die spe ziellen Hinweise Ihrer zuständigen Fachstelle und machen Sie

mit. Die Auswertungen für die kirchliche Büchereiarbeit in Deutschland werden jeweils Mitte des Jahres im Maga-zin BiblioTheke publiziert. www.borromaeusverein.de  Büchereiarbeit  Praxismaterial  Statistik.

Die Deutsche Bibliotheksstatistik DBS wird im Auftrag des Kompetenznetzwerks für Bibliotheken (Berlin) vom Hoch schul bibliothekszentrum des Landes Nordrhein-West falen (Köln) erarbeitet. Bibliotheken und Fachstellen liefern ihre Statistikzahlen online nach Köln. Nach Prü-fung und Aufarbeitung der Daten stehen diese für alle Interessenten unter www.hbz-nrw.de zur Verfügung.

Keine Angst vor ZahlenStatistik über das Jahr 2012

© fo

tolia

.com

Dre

amin

g An

dy #

4244

1027

Page 39: BiblioTheke_1_2013

391/2013 xPraxisberichtePraxisberichte xproliko-LeserundenComicPraxisberichte How do you do?xxxxPraxisberichte Fachstel len im Profi lPraxisberichtesdfsdfsdfsdf dgsgsgsdgsdgasdasdasdasd

PraxisberichteDas Interessanteste in vielen Zeitschriften steckt meist eher in den alltäglichen, lebens- und berufspraktischen Beiträgen als in den bedeutsamen Grundsatz-artikeln. So ist es wohl auch in dieser Zeitschrift BiblioTheke. Leider mangelt es der Redaktion immer wieder an interessanten oder nachahmenswerten Berichten. Schreiben Sie uns: [email protected]

Kontakt: Waltraud Bosch, KÖB St. Georg, Arzheimer Hauptstraße 111, 76829 Landau-Arzheim, Tel.: 06341/932832

KÖB St. Georg, unter der Leitung von Waltraud Bosch, nahm am Lese-sommer 2012 teil. Das Foto wurde während der Preisverleihung mit den Teilnehmern und der Büchereileiterin Waltraud Bosch erstellt, von Fotograf Sebastian Bosch, Photodesign-Bosch, LD-Arzheim.

Page 40: BiblioTheke_1_2013

1/201340 Praxisberichte

Kleine Künstler gestalten „ihre“ Kinderecke

„Hier könnte noch ein grünes Blatt hin, da vielleicht ein Nest. Und ein Eichhörnchen muss unbedingt in unseren Baum! …“ Schier uner-schöpflich sprudelten die Ideen der sieben Kinder, die in der letzten Fe-rienwoche unter Anleitung von Manuela Thabet die Bilderbuche-cke der Bücherei St. Bonifatius Fre-ckenhorst neu gestalteten.

Zuerst mussten drei große Bäume geschliffen und grundiert werden. Das Holz für diese Skulpturen ist

Text, Bild und Kontakt: Beate Osthues, KÖB St. Bonifatius Frecken horst, Stiftsmarkt 12, 48231 Warendorf, Tel. 02581/ 980267, [email protected], www.bonifatius-lamber-tus.de/einrichtungen-gruppen/bücherei

eine Spende der Zimmerei Gers-mann-Osthues und Markus Maier sägte mit der Stichsäge daraus die Rohmodelle der Bäume. Nachdem die Vorarbeiten geleistet waren, stürzten sich Kathrin, Paula und Pia Rickmann, Sophie Pösentrup, Katharina Zanke, Sarah Kaldewey und Lisa Elkmann in die Feinar-beit. Drei hohe Bäume mit Blät-tern, Früchten, Tieren und einem echten Vogelnest zieren nun den Eingang zur Bilderbuchecke und erhielten schon manch anerken-nendes Lob. Der Eingang zum „Bü-cher-Blätterwald“ kann immer der Jahreszeit entsprechend neu deko-

riert werden. Die eif-rigen „Gestalter“ ha-ben dafür noch viele schöne Ideen, die sie in „ihrer Bücherei" um-setzen wollen.

Zu sehen sind die Werke der kleinen Künstler zu den üblichen Öffnungs-zeiten der Bücherei am Stiftsmarkt. Außer dem großen Leseangebot in der bunten Kinderabtei-lung gibt es regelmäßige Veranstaltungen für Kin-der. An jedem ersten Frei-tag im Monat startet um 15:30 Uhr das Bilderbuch-kino und an jedem 3. Frei-tag warten viele spannende Geschichten in der Vorlese-stunde um 15:00 Uhr auf

aufmerksame kleine Zuhörer. Be-sonders wichtig sind uns die Lese-förderung im Vor- und Grund-schulbereich und die Zusammenar-beit mit Kindergärten und Grund-schule. Im Bereich der Religionspä-dagogik verfügen wir über eine große und aktuelle Auswahl an Me-dien zur Gottesdienst- und Sakra-mentenvorbereitung und zu Fragen der religiösen Erziehung. Die ge-mütliche Lesestube, in der zwei In-ternetplätze zur Verfügung stehen, lädt zum Verweilen bei einer Tasse Kaffee ein und ist Treffpunkt für Vorlesestunden, Bilderbuchkino, eine Schreibwerkstatt und das Ge-dächtnistraining. Der aktuelle Be-stand der Bücherei am Stiftsmarkt umfasst ca.17.000 Medien.

Page 41: BiblioTheke_1_2013

© F

oto:

Gui

do S

chie

k, E

choo

nl

411/2013 Praxisberichte

Seit fünf Jahren nehmen jährlich über 120 Kinder aus allen Erbacher und Mossautaler Kindergärten an der Leseförderaktion „Bibfit“ teil. Die KÖB St. Sophia in Erbach initi-ierte die Aktion, die im Herbst 2006 mit dem Ev. Kindergarten „Regen-bogen“ begann. Für die erfolgreiche Zusammenarbeit zeichnete die Bü-cherei jetzt die Partnerkindergärten mit „Bibfit“-Plaketten aus.

Ursula Weiers vom Team der Bü-cherei überreichte sie den Leite-rinnen der Erbacher Kindergärten Mobile, Sonnenschein, Villa Kun-terbunt, der Krümelkiste Bullau, dem Ev. Kindergarten Regenbogen und den Mossautaler Kinder gärten „Unterm Eulennest“ Hiltersklingen und dem Kindergarten Ober-Mos-sau. Ursula Weiers entwickelte das Erbacher Bibfit-Konzept und führt es gemeinsam mit Hedwig Nowara durch.

Text, Kontakt und Bilder: Willi Weiers, KÖB St. Sophia Hauptstraße 42, 64711 Erbach, E-Mail: [email protected]

Kindergärten und BüchereiPlaketten für fünf Jahre Bibfit

Die Förderung der Lesefähigkeiten beginnt bereits im Kindergartenal-ter. In der Bibfit-Aktion lernen die Kinder die Bücherei als Ort kennen, wo es Bücher gibt und viele weitere Medien, die Spaß machen. Fortge-setzt wird die Aktion als „Bibfit Kompass“ für die Kinder in der zweiten Grundschulklasse. Aus den Kindergärten kommen die einzel-nen Gruppen, die jede vier Veran-staltungen mit der Bücherei durch-führen. Begleitend dazu bietet die Bücherei mit der Vorlesereihe „Fri-dolins Freunde“ ein regelmäßiges Vorleseangebot für Kinder garten-kin der.

Die Aktion findet sich inzwischen in den pädagogischen Konzepten wieder und ist ein ausgezeichnetes Beispiel für langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit über Trägergren-zen hinweg. Die bundesweite Bib-fit-Aktion selbst wurde 2007 von der Stiftung Lesen als „Herausra-gende Initiative“ zur Leseförderung ausgezeichnet. Die Aktion wurde in der Büchereiarbeit in Katholischer Trägerschaft entworfen.

Die Bücherei unterstützt die frühe Förderung der Lesefähigkeit auch mit Lesekoffern, die, prall gefüllt mit altersgerechten Büchern für Le-seanfänger, in den Kindergärten auf Tournee gehen. Sorgfältig aus-gewählte aktuelle und zeitgemäße Bücher ergänzen so auf Zeit die Ausstattung der Kindergärten mit

kindgerechtem Lesestoff. In einer mehrmonatigen Pilotphase konnte bereits im Kinderhaus Elisabethen-stift die Eignung der Erbacher Aus-wahl für die Kinder mit ausgezeich-netem Erfolg festgestellt werden.

Die KÖB St. Sophia Erbach verzeich-net jährlich über 20.000 Ausleihen und führt über 70 Veranstaltungen durch. Die rund 20 Mitarbeiter/in-nen führen die Bücherei ehren-amtlich. Das Engagement wurde 2003 und 2010 mit dem Hessischen Bibliothekspreis ausgezeichnet und 2009 mit der Ehrenurkunde der Hessischen Leseförderung gewür-digt. Mehr dazu in der Erbacher Hauptstraße 42 zu den Öffnungs-zeiten mittwochs 10:00–11:30 Uhr und 15:30-17:00 Uhr, samstags 17:00–18:00 Uhr sowie sonntags 9:30–11:30 Uhr oder im Internet unter www.KoebErbach.de.

Lesefreude strahlen gemeinsam mit der Katholischen öffentlichen Bücherei in Erbach die Erzieherinnen der mit ihr kooperierenden Kindergärten aus. Das gab’s von der Bibliotheks-Aktivistin Ursula Weiers (links) nun auch schrift-lich: Eine Plakette bestätigt den Be-treuungsstätten, dass sie sich an der Aktion „Bibfit“ zur Förderung der Lesebegeisterung und -kompetenz von Kindern beteiligen.

Page 42: BiblioTheke_1_2013

1/201342 Praxisberichte

Sommerleseclub 2012 In der KÖB St. Antonius Vorst

Text, Kontakt und Bilder: KÖB St. Antonius Vorst, Antoniusplatz 17, 41564 Kaarst, B.Schulz und I. Gartmann, [email protected]

In den letzten Sommerferien veran-staltete unsere Bücherei zum drit-ten Mal einen internen Sommerle-seclub für Kinder von sechs bis zwölf Jahren.

Zwei Wochen vor den Ferien konn-ten sich die Kinder in eine Anmel-deliste eintragen. Zu Beginn der Fe-rien hatten sich 18 Kinder ange-meldet, erfahrungsgemäß werden sich im Laufe der Ferien weitere

Kinder anmelden. Für unseren Feri-enclub gilt: Jeder kann jederzeit ein- bzw. aussteigen.

Zum dritten Mal bestückten wir ein extra frei geräumtes Bücherregal. Dort fanden vor allem neuere Bü-cher entsprechend der zu erwar-tenden Altersklasse Platz. Diese Bü-cher hatten wir seit Anfang des Jah-res zusammengetragen und nach Sommerleseclub-Listen des Bor-romäusvereins eingekauft. Auch im „alten” Bücherregal fanden wir ge-nügend ansprechende Bücher, die an neuer Stelle und lockerer gestellt, plötzlich von den Kindern gesehen wurde.

Für den weiteren Verlauf galt: Jeden Mittwoch und Samstag konnten die teilnehmenden Kinder, während der regulären Ausleihzeit, Bücher auslei-hen und auch zurückbringen. Dazu verwendeten die Teilnehmer einen

gesonderten Sommerleseclub-Aus-weis. Zwei Mit arbeiter standen be-reit, um Fragen zu den gelesenen Büchern zu stellen. Manche Kinder erzählten spontan; andere wollten Fragen gestellt bekommen. Hierbei halfen uns die Fragen aus dem An-tolin-Programm. Auf der „Lese-karte”, die die teilnehmenden Kin-der zu Beginn der Aktion ebenfalls von uns bekamen, wurden Autor und Titel der geliehenen Bücher notiert.

Für jedes gelesene Buch bekam das Kind einen Marabu-Stempel aus dem Bibfit-Programm. Zum Ab-schluss erhielt jeder Teilnehmer, eine Urkunde mit eigenem Foto, das wir auf der Wiese vor der Bü-cherei aufgenommen hatten. Die Urkunde bescheinigt die erfolg-reiche Teilnahme am Sommmerle-seclub der Bücherei sowie die An-zahl der gelesenen Bücher. In die-sem Sommer nahmen insgesamt 19 Kinder (vier Jungen + 15 Mäd-chen) teil. Abschließend erstellen wir ein Plakat mit den Fotos aller Kinder, die teilgenommen haben und hängen dieses in der Bücherei auf.

Page 43: BiblioTheke_1_2013

431/2013 Praxisberichte

Hotzenplotz-Fest Mit 30 Kindern in der Bücherei St. Alban

Text und Kontakt: Öff. Bücherei St. Alban, Kirch-bergstr. 12, 55204 Bodenheim, Gisela Bingenheimer, Bücherei-leiterin, [email protected], www.bücherei- bodenheim.de

Gut gekleidet – wie es sich gehört – erschienen die Gäste als Räuber, Feen und Wachtmeister. Die Sicher-heitsvorkehrungen wurden ziem-lich lasch gehandhabt, sodass etli-che der Gäste sogar bewaffnet wa-ren, was jedoch nicht zu ernsthaf-ten Auseinandersetzungen führte. Im Gegenteil, die Stimmung war gut und ausgesprochen friedlich.

Zur Einstimmung gab es die „Mori-tat vom Räuber Hotzenplotz“ mit Bildern und zum Mitsingen, mitrei-ßend vorgetragen von Thomas Guinchard, der immer wieder die Bücherei musikalisch unterstützt. Danach verfolgten die Kinder ge-spannt die Geschichte, wie Kasperl und Seppel eine Sandspur zum Un-terschlupf des Räubers legten, sehr lebendig vorgelesen von ZDF-Mo-deratorin Barbara Hahlweg. Zu fröhlichen Akkordeonklängen for-mierte sich nun eine bunte Polo-naise durch das Schulgebäude.

Wieder zurück wurden die Laufkar-ten verteilt: Nun galt es, Szenen aus dem Buch in Spielen umzusetzen. Genau wie der arme Kasperl berge-weise Kartoffeln für den Zauberer Petrosilius Zwackelmann schälte, taten es auch die Kinder – und sie wissen nun diese Arbeit zu schät-zen. Ebenfalls wurde in Großmut-ters Kaffeemühle fleißig Kaffee ge-mahlen, aus dem sich die Bücherei-mitarbeiterinnen nun einen Stär-kungstrunk brühen können. Die Sandkiste mit der Aufschrift „Vor-sicht Gold“ musste zugenagelt wer-den: und man glaubt es kaum, im Gegensatz zu Seppel drosch sich keiner auf den Daumen – sie nagel-ten wie „staatlich geprüfte Kartoffel-kistendeckelzunagler“… „Wasti hatte die Kristallkugel von Frau Schlotter-beck versteckt“... und sogar noch ein paar andere Glaskugeln mehr. Die-se wurden nach eifrigem Wühlen in einem großen Sandhaufen ge-funden!

Das Schießen mit der Pfefferpisto-le ist gar nicht so einfach, man muss gut zielen können. Deshalb ist es gut, das schon mal mit einem Tennisball und Dosen zu üben. Mit viel Ausdauer fertigten kleine Maler „Hotzenplotz-Bilder“ an, an dere stellten kleine Kunstwerke im Kartof feldruck her. Die an-strengende Arbeit machte natür-lich hungrig und so folgte man ei-ner Sandspur, die zwar nicht zur Räuber höhle führte, aber ins Pfarr-zentrum, wo man wie Kasper und Seppel Zwetschenkuchen, Muffins oder Bratwürstchen schmausen und die durstigen Kehlen mit Apfel saftschorle erfrischen konn-te. Zurück in der Bücherei ent-deckte man nun doch noch einen Goldschatz, der gerecht unter den Findern geteilt wurde. Kenner der „Hotzen plotz-Bücher“ konnten sich zuhause noch an einem Quiz be-teiligen. Die Auslosung der glück-lichen Gewinner im November fand in der Bücherei statt.

Page 44: BiblioTheke_1_2013

1/201344

Jakob & dasRote Buch

BiblioTheke

Ulrike Fink

Borro-RezensionSolange Jakob denken kann, lebt er bei Anna und Bernd, seinen Pflegeeltern. Seine leibliche Mutter konnte sich während einer Erkrankung nicht mehr um ihn kümmern. Regelmäßig besucht er seinen Sozial arbeiter Robin, der Treffen mit Jakobs Mutter arran giert. Er macht Jakob auch mit seiner Großmut-ter und seiner Schwester bekannt, Jakobs Hebamme und seine erste Wohnung werden ausfindig gemacht. Jakob erstellt ein „Lebensbuch“: Er notiert alles, was er über sich weiß und was er mit Hilfe der Erwachse-nen über sich in Erfahrung bringen kann. Der Be-trachter folgt den Lebensspuren eines Kindes und er-stellt mit ihm eine Karte seiner Stationen. … So wer-den auch die Kinder, selbst wenn sie in weniger kom-plizierten Fami liensituationen groß werden, angeregt, sich biografisch zu verorten und sich somit ihrer Ge-schichte, ihrer Wurzeln, ihrer Identität zu versichern. – Sehr empfehlenswert! Rezensent: Dominique Moldehn

Zum Arbeiten mit dem BuchWer bin ich? Woher komme ich? Warum wollte mich Mama nicht? Ich bin schuld daran? Wer sind Mutter und/oder Vater? Habe ich Geschwister? Besuchszeit/-wochenende und es kommt keiner. Wie muss ein Kind sich fühlen, ungeliebt, allein, fremd, schuldig … Diese Gefühle hat Jakob nicht, aber nicht jedes Kind trifft es so gut wie er. Sie können sich in Aggressivität, sogar Hass ausdrücken. Gegen Andere und gegen sich selbst. Was für einen Blick bekommt man, wenn man all dies bedenkt und der Hintergrund eines Kindes an-geschaut wird, wenn sich herausstellt, dass der Rowdy eigentlich nur Aufmerksamkeit, ja Hilfe, möchte. Das Buch richtet sich vor allem an Pflegekinder bzw. des-

sen Pflegeeltern, aber ich finde es passt auch zu The-men wie: Adoption, Patchworkfamilie, Heimkinder, Andersartigkeit. Diese Themen werden bis jetzt wenig in der Literatur verarbeitet, gerade das macht diese Bilderbuch so wichtig. Es kann im Kindergarten ge-nauso eingesetzt werden wie in der Grundschule und auch in der Bücherei kann man spannende Themen-Nachmittage gestalten. Das Alter der Kinder sollte ein-geplant werden: mit den Großen kann mehr geschrie-ben, mit den Kleinen mehr gemalt werden. Hinweis: Im Buch wird von Kriseneltern gesprochen, in Öster-reich werden so die ersten Notfallpersonen bezeich-net, die das Kind aufnehmen, bis es einer Pflegefami-lie zugeordnet wird.

Das Buch bietet Kindern die Möglichkeit, auf die Su-che nach den eigenen familiären Verbindungen zu ge-hen und somit der eigenen „Identität“ nachzuspüren. Aus dem „Ich bin Nichts“ ein stolzes „Ich bin Jakob, Marie, Max, Susan …“ machen. Das Buch könnte auch den Titel „Mach ein Buch über dich“ haben.

Wenn Sie das Buch vorgelesen haben, fragen Sie die Kinder nach ihrer Lebenssituation zu Hause. Wenn Sie die Fragen allgemein halten, kann jedes Kind selbst entscheiden, was es erzählen möchte. Kennen die Kin-der jemanden, der so lebt? Was haben alle Kinder ge-meinsam? Was ist der Unterschied? Fragen Sie die Kin-der, ob diese ihre Biografie kennen? Und schlagen Sie dann „Mach ein Buch über dich“ wie Jakob vor.

Jedes Kind bekommt ein rotes Heft (Schreibheft oder auch Schnellhefter mit Blättern). Jeder schreibt als Er-stes seinen Steckbrief auf: Name, Alter und Geburtsda-tum, Aussehen, vielleicht ein Foto dazu, Adresse. Dann gehts weiter mit Hobbys, Haustieren, Freunden.

Literatur-Praxis

Franz-Joseph Huainigg, Verena Hochleitner:Jakob & das Rote BuchWiener Dom Verlag 2012MedienNr.: 361 687

Page 45: BiblioTheke_1_2013

451/2013 BiblioTheke

Für Schulkinder bietet sich an, wie im Buch, die evtl. im Kindergarten gestalteten Abdrücke von Händen oder Füßen mitzubringen und einzuheften. Die Kindergar-tenkinder haben diese vielleicht sogar aufgehängt in ih-rem Gruppenraum. Wenn Sie einen Stadtplan vergrö-ßern, kann jeder Wohnsitz markiert und die Karte im Gruppenraum aufgehängt werden. Ebenso kann ein einfacher Stadtplan kopiert, evtl. verkleinert oder pas-send gefaltet, und in jedes Heft eingelegt werden.

Daneben kann eine Kurzbiografie von jedem Kind ge-hängt werden und auf einem Blatt werden die Ge-meinsamkeiten hervorgehoben: wir wohnen alle in „Stadtname“, wir gehen alle in den Kindergarten „Name“, wir waren zusammen in der Bücherei, im Zoo usw. Auch diese Orte können in der großen Karte eingezeichnet und immer weiter ergänzt werden.

Dieser Baustein kann, an einem Nachmittag abgeschlos-sen, für sich auch in der Bücherei durchgeführt werden. Arbeiten Sie mit einer Schule zusammen, bietet es sich an, die weitere Bearbeitung im Unterricht durchzuführen. Na-türlich können Sie die folgenden Bausteine auch zum Ge-stalten weiterer Nachmittage nutzen.

Mit älteren Kindern kann der Begriff Genogramm er-örtert werden. Was ist eine Ahnengalerie, was stellen sich die Kinder darunter vor? Erklären Sie, was es da-mit auf sich hat. Jedes Kind kann dann notieren, wie weit er seine Familiengeschichte, seine Verwandten zurückverfolgen kann. Das Genogramm muss nicht als Tabelle gezeichnet werden, wenn alle Namen no-tiert sind, kann es auch, wie bei Jakob, als Stern oder als Sonne dargestellt werden. Oder als Baum, als ein Feld voller Blumen. Oder ein Vogelschwarm, ein Bie-nenvolk, die Möglichkeiten sind hier unzählig. Lassen Sie die Kinder entscheiden, welche Darstellung sie wählen wollen. Sammeln Sie vorher gemeinsam mit

Literatur-Praxis

den Kindern Gestaltungsideen und fragen nachher ab, warum welche Gestaltungsidee gewählt wurde.

Mein inneres Haus, wie es in der Mitte des Buches heißt, ist eine schöne Umschreibung dafür, mit wem die Kinder vielleicht leben wollten, in einem imagi-nären Haus. Jedes der Kinder kann dann ein solches Haus, mit großen Quadraten die Zimmer darstellen, zeichnen. Sie können dieses Blatt auch vorzeichnen, kopieren und lassen die Kinder nur noch eintragen. In diesem Haus werden alle Personen eingetragen, die den Kindern wichtig sind.

Biografische Landkarte, ein kleines Beispiel ist in der Mitte des Buches zu sehen. Nehmen Sie die Idee aus dem ersten Baustein wieder auf und führen Sie weiter aus: Wenn Sie einen Stadtplan vergrößern, kann jeder Wohnsitz markiert (mit Nadeln, an die Namensfähn-chen gebastelt sind) und die Karte im Gruppenraum aufgehängt werden. Ebenso kann ein einfacher Stadt-plan kopiert, evtl. verkleinert oder passend gefaltet, und in jedes Heft eingelegt werden.

Bis hier haben die Kinder schon eine Menge Daten ge-sammelt, diese können nun in den eigenen Plänen markiert werden. Nicht nur an dieser Stelle ist natürlich zu beachten, wie die Gruppe zusammengesetzt ist. Wenn es keine Pflegekinder, wie im Buch, gibt setzen Sie andere Begriffe ein. Besprechen Sie mit den Kindern, was ihnen am wichtigsten ist, und einigen sie sich auf nicht zu viele Punkte. Jedes Kind markiert in seinem eigenen Plan mehrere seiner Stationen ein: Wohnort heute, Geburtsort, Kindergarten, Schule, leibliche El-tern, Sozialarbeiter (zu dem auch eine gewissen Bezie-hung bestehen kann), andere ihm wichtige Orte. Eine kleine Agenda, auch das sollten Sie vorher geklärt ha-ben, erklärt die farbigen Punkte, Kästchen und Kreise. So hat jedes Kind seine individuelle Lebenskarte.

Jetzt geht es um die Zukunft, fragen Sie die Kinder: Was wollt Ihr werden? Wie wollt Ihr leben? Wer lebt mit Euch? Wo möchtet Ihr gerne mal wohnen?

Weitere Ideen fanden hier keinen Platz mehr, ich stel-le Ihnen eine erweiterte Ausführung der Literatur-Pra-xis unter www.borromaeusverein.de Publika-tionen BiblioTheke zur Verfügung. &

Ulrike Fink ist Redakteurin, Online & Print in mehreren Bereichen, und Leseförderbeauftragte des Borromäusverein e.V. in Bonn. E-Mail: [email protected]

Page 46: BiblioTheke_1_2013

1/201346

Der Internet-Tipp

Ihre Ansprechpartnerund KontaktdatenBorromäusverein e.V. :

Ungewohnt kommt sie daher, die Wortwuselwelt, die einen spielerischen Zu-gang zur Poesie bietet. Unter Nutzung der multimedialen Möglichkeiten des Internets haben Klanggestalterin Brigitte Krämer und Illustratorin Nina Paga-lies eine eigen(willig)e Bild- und Tonwelt geschaffen, die sich vor allem an Kinder zwischen sechs und elf Jahren richtet. Die grafische Oberfläche kommt beinahe ohne Text aus – Ausprobieren ist angesagt. Wer auf Elemente klickt, diese zieht und verschiebt, kann zum Beispiel Blumen vermehren, Gebisse zum Klappern, Instrumente zum Klingen oder Tiere zum Quaken, Piepsen oder Schnattern bringen.

Erst mit Neugier und Experimentierlust wird die Fülle von Inhalten auf den Seiten sicht- und hörbar. Poetische Texte von Ringelnatz, Morgenstern und Co. werden so neu erlebbar und regen an, sich selber Gedichte und Geschich-ten auszudenken. Dieser Lyrikspielplatz enthält neben Gedichten auch Spiele wie verschiedene Memories (darunter ein Klangmemory), eine Musikmaschi-ne oder die Möglichkeit, aus verschiedenen Papiermustern Tiere auszuschnei-den. Die Wortwuselwelt wurde 2011 mit dem Grimme Online Award in der Kategorie „Kultur und Unterhaltung“ ausgezeichnet und wird allen Spaß ma-chen, die Lust am Spiel mit Sprache, Klängen und Bildern haben.

www.wortwusel.net

0228 7258

Fax

E-Mail

Internet

0228 7258-412

[email protected]

www.borromaeusverein.de

0228 7258-401

0228 7258-405

0228 7258-407

0228 7258-409

Lektorat

Bildung

Redaktion

Leitung

Herausgeber: Borromäusverein e.V. Bonn

Verlag: Borromäusverein e.V.,

Wittelsbacherring 7–9, 53115 Bonn,

Postanschrift: Postfach 1267, 53002 Bonn

ISSN 1864-1725; 27. Jahrgang 2013

Preise: Einzelbezugspreis 5,80 E,

Jahresabo inkl. Porto/Verpackung 20,- E;

für Katholische öffentliche Büchereien

gelten besondere Bezugsbedingungen

Layout: Bernward Medien GmbH,

Hildesheim

Druck: Bonifatius Druck GmbH, Paderborn

Herstellung: gedruckt auf säurefreiem

und chlorfrei gebleichtem Papier

Redaktionsbeirat:

Dr. Gabriele Dreßing (Speyer)

Carolin Evers (Köln)

Horst Patenge (Mainz)

Christine Salms (Aachen)

Gotthard Schier (Hildesheim)

Birgit Stenert (Münster)

Redaktion:

Gunda Ostermann (verantwortl.)

Ulrike Fink

Namentlich gekennzeichnete Artikel

geben nicht unbedingt die Meinung

des Herausgebers wieder.

Beilagenhinweis: Einem Teil der

Ausgabe liegen Informationen einzelner

diözesaner Büchereifachstellen bei.

Postanschrift der Redaktion:

Borromäusverein e.V., BiblioTheke,

Wittelsbacherring 7–9, 53115 Bonn,

Telefon 0228 7258-407, Fax 0228 7258-412,

[email protected]

Redaktionsschluss:

1. Februar, 1. Mai, 1. August, 1. November

© Borromäusverein e.V. Bonn

Impressum BiblioTheke – Zeitschrift für katholische Bücherei- und Medienarbeit

Page 47: BiblioTheke_1_2013

471/2013 Diözesane Büchereifachstel len

Aachen

Fachstelle für Büchereiarbeit im

Katechetischen Institut

Eupener Str. 132, 52066 Aachen

Tel. 0241-60004-20, -21, -24 , -25

[email protected]

www.fachstelle.kibac.de

Berlin

Fachstelle für Katholische öffentliche

Bü chereien im Erzbistum Berlin

Niederwallstr. 8–9, 10117 Berlin

Tel. 030-32684540

Fax 030-326847540

[email protected]

www.erzbistumberlin.de

Essen

Medienforum des Bistums Essen

Zwölfling 14, 45127 Essen

Tel. 0201-2204-274, -275, -285

Fax 0201-2204-272

[email protected]

www.bistum-essen.de

Freiburg

Bildungswerk der Erzdiözese Freiburg,

Fachbereich Kirchliches Büchereiwesen

Lands knechtstraße 4, 79102 Freiburg

Tel. 0761-70862-19, -20, -29, -30, -52

Fax 0761-70862-62

[email protected]

www.nimm-und-lies.de

Fulda

Fachstelle für katholische

Büchereiarbeit im Bistum Fulda

Paulustor 4, 36037 Fulda

Tel. 0661-87-564

Fax 06 61-87-569

[email protected]

www.bistum-fulda.de

Hildesheim

Fachstelle für kirchliche

Büchereiarbeit im Bistum Hildesheim

Domhof 24, 31134 Hildesheim

Tel. 05121-307-880, -883

Fax 05121-307-881

buechereiarbeit@bis tum-hildesheim.de

www.bistum-hildesheim.de

Köln

Generalvikariat

Fachstelle Katholische öffentliche Büche reien

Marzellenstraße 32, 50668 Köln

Tel. 0221-1642-1840

Fax 0221-1642-1839

buechereifachstelle@erzbistum -koeln.de

www.erzbistum-koeln.de

Limburg

Fachstelle für Büchereiarbeit

im Bistum Limburg

Bernardusweg 6, 65589 Hadamar

Tel. 06433-887-57, -59, -58, -52

Fax 06433-887-80

[email protected]

www.lesen.bistumlimburg.de

Mainz

Fachstelle für katholische

Büchereiarbeit im Bistum Mainz

Grebenstraße 24–26, 55116 Mainz

Tel. 06131-253-292

Fax 06131-253-408

[email protected]

www.bistum-mainz.de/buechereiarbeit

Münster

Bischöfliches Generalvikariat,

Hauptabteilung Seelsorge, Referat Büchereien

Rosenstr. 16, 48143 Münster

Tel. 0251-495-6062

Fax 0251-495-6081

[email protected]

www.bistummuenster.de

Osnabrück

Fachstelle für Katholische

öffentliche Büchereien

in der Diözese Osnabrück

Domhof 12, 49716 Meppen

Tel. 05931-912147

Fax 05931-912146

[email protected]

Paderborn

IRUM – Institut für Religionspädagogik

und Medienarbeit im Erzbistum Paderborn

– Büchereifachstelle –

Am Stadelhof 10, 33098 Paderborn

Tel. 05251-125-1916, -1917, -1918

Fax 05251-125-1929

[email protected]

www.irum.de

Rottenburg-Stuttgart

Fachstelle Katholische Büchereiarbeit

in der Diözese Rottenburg-Stuttgart

Jahnstr. 32, 70597 Stuttgart

Tel. 0711-9791-2719

Fax 0711-9791-2744

[email protected]

www.fachstelle-medien.de

Speyer

Fachstelle für Katholische öffentliche

Bü chereien im Bistum Speyer

Große Pfaffengasse 13, 67346 Speyer

Tel. 06232-102184

Fax 06232-102188

[email protected]

http://cms.bistum-speyer.de/buechereifachstelle

Trier

Bischöfliches Generalvikariat, Strategiebereich 3:

Kommunikation und Medien, Arbeitsbereich

Medienkompetenz/Büchereiarbeit

Hinter dem Dom 6, 54290 Trier

Tel. 0651-7105-259

Fax 0651-7105-520

[email protected]

www.bistum-trier.de

Page 48: BiblioTheke_1_2013

1/201348

Gästebuch

Sie lesen nochWir haben es mit einer enorm talentierten Jugend zu tun, die Tag für Tag mit Erwachsenenmedien hantiert. Die Mädchen und Jungen von heute finden sich selbstständig zurecht und verfügen über ungewöhnlich viele, hohe technische Fähigkeiten, die zu ihrer modernen Kultur gehören. Das ist eine große Leistung.

Thomas Feibel, Medienexperte, Kinder- und Jugendbuchautor in Buchkultur August 2009, Sonderteil

zum Jubiläum „20 Jahre Buchkultur“

Rundlauf