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blaues kreuz Für Lebensqualität. Gegen Abhängigkeit. blaueskreuzzuerich.ch Ausgabe 1 März/April 2012 Alkoholkrank. Auch wenn Sie es nicht wissen; Sie kennen jemanden.

Blaues Kreuz Quartalszeitschrift Nr. 1 2012

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Page 1: Blaues Kreuz Quartalszeitschrift Nr. 1 2012

blaues kreuzFür Lebensqualität. Gegen Abhängigkeit.

blaueskreuzzuerich.ch Ausgabe 1 März/April 2012

Alkoholkrank. Auch wenn Sie es nicht wissen; Sie kennen jemanden.

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Trinkt mein Nachbar, meine Bekannte oder mein Enkelkindviel zu viel? Wer sich diese Frage bereits gestellt hat, darf sie leider getrost bejahen. Bier und Wein haben eine jahrhun-dertealte Tradition und Anlässe Alkohol zu konsumierenfinden sich stets. Zwar ist, wer regelmässig Alkohol trinkt,nicht zwangsläufig abhängig. Doch verläuft nur ein schmalerGrat zwischen Genuss und Sucht. Kaum jemand weiss seinTrinkverhalten nüchtern einzuschätzen: Wahre Genusstrin-ker sind seltener anzutreffen, als gemeinhin angenommen.

Die nackten Zahlen sprechen Klartext: Täglich werden in der Schweiz bis zu sechs Jugendliche mit Alkoholvergiftung ins Spital eingeliefert. Über 300'000 Menschen leiden direkt an einem missbräuchlichen Alkoholkonsum, weit über eine Million sind als Familienangehörige mit betroffen. Die direkten und indirekten Krankheitskosten des Alkoholismus belaufen sich auf fast sieben Milliarden Franken – jährlich! Diese Menschen bevölkern nicht als Obdachlose die Parkbänke, Ladenpassagen undBahnhöfe der Schweiz. Wäre dem so, würden wir auf unserem täglichen Weg zur Arbeitoder beim Einkaufen über Legionen von Abhängigen stolpern oder klettern müssen.

Die meisten abhängigen Menschen funktionieren in ihrem Alltag. Sie stehen pünktlich auf,bereiten ihren Kindern das Frühstück zu und erscheinen gepflegt an ihrem Arbeitsplatz. Die Abhängigkeit entwickelt sich tückisch. Schleichend finden sich immer mehr Gelegen-heiten zur Flasche zu greifen: Ärger runterspülen, Schüchternheit überwinden, Stress reduzieren oder Leid erträglicher machen. Ausserdem: Wir sind alle wahre Meister, wenn esdarum geht Unannehmlichkeiten aus dem Weg zu gehen. Mit der Diät beginnen wir imFrühling und nicht heute, mit dem Sport erst im Sommer und nicht am nächsten Wochen-ende. Die Flasche Wein, die wir regelmässig trinken, ist eigentlich mehr so ein Gläschen zum Ausklang des Tages. Verharmlosen und Verheimlichen ist menschlich.

Die Autorin Carolin Schmitz hat in einem beeindruckenden Film sechs dieser normalenLeben dokumentiert: Anwälte, Beamte, Hausfrauen und Geschäftsführer. RechtschaffenePersönlichkeiten aus bester Gesellschaft. Keine Randständigen, sondern Personen, denenwir in unseren Wohnquartieren, Dörfern, Agglomerationen und Städten täglich begegnen.Und von deren Leiden wir meist nichts ahnen. Höchsten vermuten, dass sie viel zu vieltrinken könnten? Wir empfehlen Ihnen den Besuch dieses Filmes, der ab dem 15. März imFilmpodium Zürich gezeigt wird. Zwar werden hier Menschen aus Deutschland porträtiert,aber das Leben spielt sich diesseits des Rheins nicht so verschieden ab. Der Film dokumen-tiert, wofür das Blaue Kreuz seit Jahrzehnten kämpft: Die Anerkennung von Alkoholismusals eine gravierende Erkrankung, die inzwischen zum grössten Gesundheitsproblem auch in der Schweiz geworden ist. Jedoch mit der nötigen Unterstützung heilbar ist.

Als Spenderinnen und Spender ermöglichen Sie diese Unterstützung. Ihr Beitrag ist ein wirksames Hilfsmittel und ein grossherziges Zeichen der Solidarität zugunstenunserer Mitmenschen.

Herzliche Grüsse

Henrik Viertel, Leiter [email protected]

editorial

In bester Gesellschaft

impressum

3 CRAFT tankenDas Hilfsangebot für Angehörige.

4 Vor der WahlLeben oder sterben.

6 Porträts (nicht nur) deutscher AlkoholikerSechs Leben aus bester Gesellschaft.

blaues kreuz ist die Zeitschrift des Blauen Kreuzes Kantonalverband Zürich für die Mitglieder, Spenderinnen und Spender.Die Zeitschrift erscheint 4-mal jährlich. Die Auflage beträgt 30'000 Exemplare.

Verlag Blaues Kreuz Kantonalverband Zürich, Zürich. Redaktion Andreas Furler, Henrik Viertel. Fotos Filmpodium Zürich, istockphoto.com.Gestaltung werbebuero schilling, Düsseldorf. Druck Jordi Medienhaus, Belp.

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Für diese Menschen wurde die CRAFT-Methode durch den ameri-kanischen Psychologen Robert J. Meyers entwickelt. Dieses wissen-schaftlich fundierte Behandlungsangebot nutzt auf der Grundlageder Lerntheorie die sogenannten Verstärkungsstrategien. Dabei werden die Angehörigen als ideale Partner für die Motivation zurBehandlungsaufnahme des Betroffenen wahrgenommen. Das persönliche Wissen um die Suchterkrankung des Partners oderder Partnerin, ihr enger täglicher Kontakt und ihre starke Eigenmo-tivation – der Leidensdruck, den sie fühlen – kann wesentlich zueiner Veränderung beitragen.

Nähe nutzen CRAFT steht dabei für Community Reinforcement and FamilyTraining, auf Deutsch etwa Familientraining auf der Basis sozialerNetzverstärkung. Was so kompliziert daherkommt, ist eigentlichnaheliegend: Das Training nutzt gezielt den Einfluss, den Angehö-rige auf die Betroffenen haben, um deren Konsumverhalten positivzu verändern. Das Trainingsprogramm umfasst acht verschiedeneThemenbereiche, die in zwölf einstündigen Sitzungen mit den Angehörigen bearbeitet werden. Am Anfang muss zwischen der Beratungsperson und den Angehörigen eine vertrauensvolle, motivierende Beziehung aufgebaut werden. Ob zudem der betroffene Partner oder der Elternteil von dem Training erfährt, entscheiden die Angehörigen.

Schritt für SchrittAngehörige trauen ihrem eigenen Urteil über das Konsumverhaltendes Betroffenen häufig nicht mehr. Durch das Zusammentragenvon Informationen, also wo, wann, wie oder mit wem das betrof-fene Familienmitglied trinkt, wie viel es trinkt und welche Folgendies zeitigt, wird die Lebenssituation für die Angehörigen beein-flussbarer und weniger willkürlich. In einem weiteren Schritt wirddas sogenannte Kommunikationsmuster, das zwischen Angehörigenund Betroffenen herrscht, unter die Lupe genommen. In vielen

Beziehungen werden beim Thema Alkoholkonsum nur Vorwürfeoder Gehässigkeiten ausgetauscht. In Rollenspielen erlernen dieAngehörigen die Auseinandersetzungen über das Trinken nichtmehr anklagend und vorwurfsvoll zu führen, sondern einfühlsam.Dabei wird der Alkoholkonsum nicht verharmlost, aber deutlichzum Ausdruck gebracht, dass man sich freuen würde, wenn der Betroffene nicht zur Flasche greift.

Sich selber etwas Gutes tunDie meisten alkoholabhängigen Personen werden natürlich ihrKonsumverhalten nicht einfach deshalb ändern, weil dieses plötz-lich konstruktiver thematisiert wird. Die CRAFT-Methode soll inerster Linie den Angehörigen nützen, indem sie lernen, sich selberauch wieder etwas Gutes zu tun, sich zu entspannen und die sozia-len und finanziellen Schwierigkeiten besser zu verarbeiten. Stattden abhängigen Partner zum absoluten Lebensinhalt zu machen,sollen die Angehörigen stärker auf ihre eigenen Bedürfnisse achtenund sich nicht mehr verpflichtet fühlen, den Betroffenen nach aussen in Schutz zu nehmen oder zu entschuldigen. So gehört zumTraining auch die Ausarbeitung eines «Notfallplans», falls die trinkende Person gewalttätig wird.

Mit dem CRAFT-Training bietet das Blaue Kreuz in Zürich nichtetwas vollkommen Neues an. Dass auch Angehörige Unterstützungerhalten (müssen), ist für uns seit Jahren selbstverständlich. Wersich aber bisher weder in der Beratung noch in den Selbsthilfegrup-pen wohlfühlte, dem bietet dieses strukturierte Programm eine Alternative, um Kraft zu tanken und den Betroffenen zu einer Be-handlungsaufnahme zu bewegen.

Das CRAFT-Training wird von der Beratungsstelle für Alkohol-probleme in Winterthur angeboten. Die Kontaktangaben befinden sich auf Seite 8.

CRAFT tanken für Angehörige

Angehörige von alkoholabhängigen Personen sind immer besonders belastenden Stressfaktoren

ausgesetzt. Zu den gewöhnlichen Herausforderungen, die viele Beziehungen und Ehen zu bewältigen

haben, gehören grössere und kleinere Unstimmigkeiten oder Probleme mit den Kindern.

Familienmitglieder von Alkoholabhängigen leben hingegen in fast permanenter Anspannung,

Unsicherheit und leiden an Ohnmachtsgefühlen. Finanzielle Engpässe sind keine Seltenheit, in sehr

extremen Fällen kommt es zu psychischen und körperlichen Übergriffen.

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„Zum ersten Mal erfasste ich in nüchternem Zustand das ganzeAusmass meiner Misere! Die Realität schien mich zu erschlagen:Verlust des Ehepartners in jungen Jahren, zurückgeblieben mitzwei 3- und 5-jährigen Jungs, ein Haus im Umbau ohne Heizung.Diese Situation war buchstäblich nur durch die Wärme des Alkohols zu ertragen. Es folgten 21 Jahre in Abhängigkeit, in denenich mich nur um das Nötigste, meine Kinder und meine Arbeitkümmerte. Administrative Angelegenheiten liess ich völlig beiseite,zahlte keine Rechnungen mehr, und vertrank mein Einkommenzum grössten Teil. Das Resultat war zunehmende Beziehungs-losigkeit, ein unüberblickbarer Schuldenberg und massive gesund-heitliche Probleme.

Die Situation gipfelte letztlich in einer akuten Leberzirrhose und in einer notfallmässigen Hospitalisation. Nun lag ich also aufder Intensivstation und musste diese wichtige Frage beantworten.

Ich entschied mich schliesslich für ein Ja zum Leben!

Seit zweieinhalb Jahren lebe ich nun abstinent. Meine Gesundheithat sich erstaunlich gut erholt und ich habe mir neue Perspektiven

„Sie stehen vor der Wahl: ein Leben mit der Flasche – höchstens noch 6 Monate – oder ein Leben ohne Flasche, unterstützt durch intensive medizinische Betreuung!“„Diese Aussage des betreuenden Arztes auf der Intensivstation des Krankenhauses war der Wendepunkt in meinem Leben“, erzählt Frau A. rückblickend. „Ich war gezwungen mich grundsätzlich mit meiner Lebenssituation auseinander zu setzen. Ich wollte mich ganz neu fürs Leben entscheiden!“

Vor der Wahl Leben oder Sterben

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erarbeitet. Ich habe u.a. gelernt, mich mit dem Computer zurecht-zufinden und habe einen Englischkurs absolviert. Das Gelerntekann ich nun beim Chatten und Spielen im Internet mit englisch-sprechenden Personen anwenden! Auf eine neue Aufgabe freue ichmich ganz besonders: In zwei Monaten werde ich Grossmutter undwerde zukünftig einen Teil der Betreuung meines ersten Enkel-kindes übernehmen!

Rückblickend ist mir eins klar: all dies hätte ich ohne die Unter-stützung von Ärzten, und ohne begleitende ambulante Beratungvom Blauen Kreuz niemals geschafft!“

Ein steiniger Weg Aus Sicht von Elisabeth Geiser, Beraterin der Fachstelle Blaues Kreuz, ist die Zusammenarbeit mit Frau A. eine absolute Erfolgsstory.

Eine miserable Ausgangslage, gesundheitlich, sozial, finanziell, administrativ, die sich innert kurzer Zeit (zweieinhalb Jahre) in eineneue, hoffnungsvolle Perspektive für die Zukunft gewandelt hat.Aber es war ein steiniger Weg...

Die grösste Herausforderung bestand in den ausstehenden Krankenkassenprämien, die zu einer Leistungssperre geführt hatten. Aufgrund der gesundheitlichen Notfallsituation mussteumgehend eine Lösung gefunden werden. Das Blaue Kreuz nahm Verhandlungen mit der Krankenkasse auf: Aufkauf eines grossen Teils der Ausstände gegen die Aufhebung der Leistungssperre war das Resultat. Das war der Durchbruch! Die medizinische Versorgung war wieder gesichert.

Zweiter Schritt – Schuldenregelung: unbezahlte Bussen, die inHaft umgewandelt wurden, konnten dank dem Einsatz unsererFachstelle in einem gemeinnützigen Einsatz abgearbeitet werden.Für andere offene Rechnungen konnten Abzahlungsvereinbarun-gen getroffen werden. In Zusammenarbeit mit Frau A. wurde ein Budget erstellt, um die Witwenrente und die Pensionskasse zukünftig angemessen einzuteilen.

Als nächstes musste sich die Lebens- und Wohnsituation verändern: Trennung vom immer noch alkoholabhängigen Partner, finden einer eigenen Wohnung. Auch dies hat Frau A. mit ihrerneugewonnenen Energie geschafft!

Wir sind überzeugt, dass Frau A. auch kommende Herausforde-rungen meistern wird, weil sie will und die nötige Unterstützungerhält!

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… ist ein soziales Werk mit christlichen Grundwerten. 1877 war es das erste Hilfswerk, das Menschen mit Alkoholproblemen geholfen hat. Seitdem hat sich dasBlaue Kreuz zu einer führenden Institution für Präven-tion, Beratung und Integration im Bereich der legalenSuchtmittel entwickelt.

PräventionIn den zehn regionalen Fachstellen werden Personen, Unterneh-men und Institutionen in Fragen der Prävention und Gesund-heitsförderung unterstützt. Ferienlager und Kurse für Kinder undJugendliche, Alkoholtestkäufe oder Projekte wie Be my angel tonight und das Tanzprojekt roundabout sind Schwerpunkte.

BeratungIn den vierzehn Alkoholberatungsstellen werden Personen mit Alkoholproblemen und Angehörige ganzheitlich beraten. Dies geschieht von Fachpersonen in Einzel-, Paar- oder Familien-gesprächen.

IntegrationDazu dienen Motivations- und Selbsthilfegruppen sowie alkohol-freie Treffpunkte und Freizeitangebote und fördern die Integra-tion in die Gesellschaft, das soziale Umfeld und die Arbeitswelt.Dem Einbezug Freiwilliger wird grosse Beachtung geschenkt.

FinanzierungDas Blaue Kreuz finanziert sich durch den Erlös aus Eigenleistun-gen, durch Spenden, Legaten, Sponsoring und öffentliche Gelder.Viele der Angebote werden erst durch das Engagement Freiwilli-ger möglich.

Dank Ihrer Spende ist es dem Blauen Kreuz möglich, weiterhin inder Prävention, Beratung und Integration tätig zu sein.

Das Blaue Kreuz…

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Gerne möchten wir auf diesen Dokumentarfilm hinweisen: In Carolin Schmitz’ Porträts deutscher Alkoholiker kommen Anwälte, Beamte, Hausfrauenund Geschäftsführer zu Wort. Menschen, die sichselbst als Alkoholiker bezeichnen. Die Dokumentationerkundet die Lebensgeschichten dieser Menschen underzählt von ihrer Sucht, von ihrer Verheimlichung,vom fortwährenden Selbstbetrug und von den Kollateralschäden des Alkohols.

Alkoholismus ist uns in milder, alltagstauglicher Form aus Erfah-rung oder Anschauung einigermassen geläufig. Berichten Alkoholi-kerinnen und Alkoholiker gar so freimütig wie in Carolin Schmitz'Dokumentarfilm über die Kniffe, mit denen sie ihre Sucht tarnen,so hört sich das bisweilen wie ein Krimi oder eine Komödie an. Es sei auch gar nicht verhehlt: Porträts deutscher Alkoholiker ist einstocknüchterner Film über womöglich kaum kurierbare Süchtige.

Helen Germann schrieb in Die Zeit: «Es geht nicht um gescheitertePersönlichkeiten, die ausserhalb der bürgerlichen Gesellschaftleben. Vielmehr erzählt der Film davon, wie Trinker versuchen, den Balanceakt zwischen Alltag und Sucht zu halten. (…) Nichts wird ohne Hintergedanken gemacht, jede Minute alleinewird ausgenutzt – und sei es nur für einen kleinen Schluck. Die Geschichten machen deutlich, wie sehr ihr Leben mit derSucht für die Protagonisten zum Leidensweg wird. Bis die Betroffenen sich selbst als Alkoholiker sehen, hat es zum Teil Jahregedauert. Dass sie ein ernsthaftes Problem, sogar eine Krankheithaben, merken sie erst, als sie direkt damit konfrontiert werden. In völliger Zurückhaltung und Distanz lässt Carolin Schmitz ihre

unsichtbaren Protagonisten auch von den Momenten ihres Lebenserzählen, in denen es schwer wurde, ‹Normalität aufrecht zu erhalten und gleichzeitig zu trinken›, sagt die Regisseurin. »

Die Protagonisten von Carolin Schmitz' Dokumentarfilm bekommen wir schon gar nicht zu sehen. Nur als Stimmen sind sie präsent, während die stellvertretende Lebenswelten aufgenommenwerden: Büro- und Autobahnlandschaften, Kleinstädte, Hörsäle,Wohnquartiere voller Einfamilienhäuschen mit ihren ordentlichenWohnzimmern und vollgestellten Kellern. Die meisten dieser Szenerien sind menschenleer, so anonym, durchschnittlich unddamit normal wie die Trinkerinnen und Trinker, die von ihrerSucht, von ihrer Verheimlichung, vom fortwährenden Selbstbetrugund von den Kollateralschäden des Alkohols berichten. Dies alles,so suggerieren die schmucklosen Bilder, geschieht nicht am Rand der Gesellschaft, sondern in ihrem Zentrum. Das Aufgeräumte kaschiert nicht bloss das Unbewältigte hinter der Fassade der Nor-malität, sondern bringt die Sucht mit hervor. Schmitz montiert diesechs Einzelschicksale dabei so, dass sie zu einem exemplarischenSuchtprotokoll verschmelzen: ein unerbittlich inszenierter Befund.

Hellen Germann: « Es entsteht der Eindruck, man habe in kürze-ster Zeit sechs Leben kennengelernt. Und das mit einer Offenheitund Klarheit, die beeindruckt, selbst wenn man das Kino schonlängst verlassen hat.»

Porträts deutscher AlkoholikerFilmpodium an der Nüschelerstrasse 11, 8001 Zürichwww.filmpodium.ch, 044 211 66 66Vorstellungen vom 15. bis 27. März 2012

Porträts (nicht nur) deutscher Alkoholiker

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Werden Sie Mitglied des Zürcher Blauen Kreuzes, erfahren Sie das gute Gefühl, Gutes tun zu können.Verbringen Sie als unser Gast ein Wochenende imHotel Seebüel am Davosersee, geniessen Sie dort dieherrliche Bergwelt (www.seebuel.ch).

Willkommen im Paradies: Ihr Geschenk!Als neues Mitglied des Zürcher Blauen Kreuzes erhaltenSie von uns ein Weekend im Seebüel geschenkt.

Das Ferien- und Kurszentrum Seebüel liegt direkt am tiefblauenDavosersee. Man kann sich kaum sattsehen an der wunderbarenBergwelt. Wer die Ruhe geniessen und die Hektik des Alltags hinter sich lassen möchte, kommt dort auf seine Kosten. Und für die Rastlosen hält die hochalpine Stadt Davos eine Vielzahl von Freizeit-, Sport- und Kultur-angeboten bereit. Im lichtdurchfluteten Speisesaal des Seebüels kann man neben dem Essen auch eine wunderbare Sicht auf den See geniessen. In dieses kleine Paradies laden wir Sie ein.

Willkommen beim Blauen Kreuz!Als Mitglied des Blauen Kreuzes setzen Sie sich für die rund 300’000 Alkoholkranken in der Schweiz ein. Das Blaue Kreuz berät sie und deren Familien kompetent unddank der Spenden kostenlos.

Als Mitglied des Blauen Kreuzes wissen Sie, dass das Blaue Kreuz mit einer zeitgemässen und besonders auf Jugendliche zugeschnittenen Prävention frühzeitig auf die Gefahren des Alkoholmissbrauchs aufmerksam macht.

Mitglied des Blauen Kreuzes beklagen Sie nicht nur Missstände, sondern tun etwas dagegen.

Als Mitglied des Blauen Kreuzes stärken Sie unsere Organisation, denn je mehr Mitglieder wir haben, desto mehr können wir bewegen

Sollten wir Ihren Appetit auf weitere Informationen ge-weckt haben, dann senden wir Ihnen gerne zusätzlichesMaterial zu. Der Mitgliederbeitrag hält sich übrigens inbescheidenen Grenzen und beträgt 50 Franken pro Jahr.

AntworttalonJA, ich werde Mitglied mit Abstinenzverpflichtung. ohne Abstinenzverpflichtung.

JA, ich möchte weiteres Informationsmaterial.

Herr | Frau, Name | Vorname

Strasse, Nr. PLZ, Ort

Datum Unterschrift

Bitte senden Sie den ausgefüllten Talon an: Blaues Kreuz Kantonalverband Zürich, Mattengasse 52, Postfach 1167, 8031 Zürich

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GewinnenSie doppelt:Werden Sie Mitglied

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GeschäftsstelleMattengasse 52Postfach 11678031 Zürich044 272 04 [email protected]

PräventionFachstelleMattengasse 528005 Zürich044 272 04 [email protected]

Beratungin ZürichZwingliplatz 18001 Zürich044 262 27 [email protected]

in WinterthurRosenstrasse 58400 Winterthur052 213 02 [email protected]

SelbsthilfegruppenFachstelleMattengasse 528005 Zürich044 271 15 [email protected]

Spendenkonto80-6900-0

blaueskreuzzuerich.ch

Wir sind da

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Ärzte nennen es einen «Gebrauch ohne medizinische Indikation» und sprechen von «Patienten». Auf der Strasse bezeichnet man dies als «saufen» und denkt dabei an einen«Trinker». Wir vom Blauen Kreuz nennen es «einen missbräuchlichen Alkoholkonsum»und meinen damit Familienväter, Mütter, Jugendliche und Kinder; alkoholabhängige Menschen und Angehörige, die ihre Nachbarn sein könnten.

In der Schweiz leben rund 300'000 alkoholabhängige Menschen. Etwa eine Million Familienangehörige sind von dieser Erkrankung mit betroffen.

Über 5’000 Personen sterben jährlich an den Folgen des Alkoholkonsums oder an alkoholbedingten Krankheiten. Dazu gehören Krebserkrankungen, degenerierte Blutgefässe oder Herzinfarkte.

Das Blaue Kreuz Zürich verhindert und mindert diese alkohol- und suchtmittel- bedingten Folgen. Wir wollen, dass junge Menschen in einer Gesellschaft aufwachsen,die sie stark macht und vor dem Missbrauch von Suchtmitteln schützt. Wir wollen, dass niemand mehr unter den Folgen des Alkoholmissbrauchs zu leiden hat.

Für Lebensqualität. Gegen Abhängigkeit.

Für Spenden, Beiträge und Legate sindwir stets sehr dankbar. Das Blaue Kreuz ist seit 1990 durch die ZEWO zertifiziert. Das Gütesiegel bescheinigt:_ den zweckbestimmten, wirtschaftlichen und wirkungsvollen Einsatz Ihrer Spende_ transparente Information und aussagekräftige Rechnungslegung_ unabhängige und zweckmässige Kontrollstrukturen_ aufrichtige Kommunikation und faire Mittelbeschaffung