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Blickpunkt Hämatologie Eosinophile Granulozyten MQZH 2010-2
Steckbrief Eosinophile Granulozyten
Die Entwicklung der reifen Eosi-nophilen läuft über dieselben Ent-wicklungsstufen, wie diejenige der Neutrophilen Granulozyten.
Reife FormenSegmentkernige Eosinophile
Unreife FormenStabkernige Eosinophile, Eosino-phile Metamyelo- und Myelozyten sind normalerweise nur im Kno-chenmark zu finden.
Morphologie
Reife Formen
Zelle
Grösse: 12-17 μmForm : rund bis leicht oval
Kern
Form : 2-3 Kernsegmente (häufig Brillenform)
Chromatin: dicht, grobschollig
Nukleolen: keine
Zytoplasma
Schwach basophil (blass blau)
Granulation
Meist regelmässig verteilte, gros-se, kugelige, orange-rote Granula. Die Granula sind rund fünf Mal grösser als die Neutrophilengra-nula.
Granula Grosse, kugelige, orange-rote Granula. Ca. fünf Mal grösser als die Neutrophilengranula.Meist regelmässig über das Zytoplasma verteilt.
Kern Meist mit 2 Segmenten (Brillenform), gelegentlich auch 3 Segmente.
Zytoplasma schwach basophil (blass blau)
Eosinophiler Granulozyt
Zellform Rund bis leicht oval
Granulozyten-Subtypen
Neutrophiler
Eosinophiler
Basophiler
Einleitung
Eosinophile Granulozyten, kurz Eosinophile genannt, bilden zusammen mit den Neu-trophilen und den Basophilen die Leukozytensubpopulation der Granulozyten. Im peripheren Blut Gesunder sind die Eosinophilen nur in geringer Zahl vorhanden.Eine Eosinophilen-Vermehrung (Eosinophilie) tritt z.B. bei allergischen Erkrankun-gen, bei Parasitenbefall, medikamentös bedingt und auch bei malignen Erkrankungen auf. Unser Ringversuchspräparat 2010-02 H3b stammt von einer Patientin mit einem myelodysplastischen Syndrom.
Entstehung
Unter dem Einfluss von Zytokinen differenzieren und vermehren sich aus Stammzellen im roten Knochenmark alle Linien der reifen Blutzellen, so auch die Eosinophilen.
Vorkommen
Eosinophile werden im peripheren Blut und im Knochenmark gefunden. Nach rund 18 Stunden Verweildauer im Blut wandern sie vorwiegend in die Schleimhäute des Atem-, Magendarm- und Urogenitaltraktes ab. Im Gewebe überleben die Eosinophilen noch zwei bis fünf Tage bis sie definitiv zugrun-de gehen. Auf einen Bluteosinophilen kommen ca. 100 Gewebeeosinophile, so dass eine Gewebeeosinophilie vorliegen kann, ohne dass die Bluteosinophilen-zahl messbar erhöht ist. Die Eosinophilenzahl schwankt, in Abhängigkeit des Glukokortikoidspiegels (GK), im Tagesverlauf um rund 30% (zirkadiane Schwankung). Es gilt: ho-her GK-Spiegel (morgens) = sinkende Eosinophilenzahl bzw. tiefer GK-Spiegel (abends) = steigende Eosinophilenzahl.
Morphologie
Funktion
Eosinophile spielen vor allem bei der Parasitenbekämpfung und bei allergi-schen Entzündungsreaktionen eine wichtige Rolle. Im Bedarfsfall steuert der Organismus über Wachstumsfaktoren und Boten-stoffe eine Mehrproduktion bzw. eine verstärkte Auswanderung von inakti-ven Bluteosinophilen ins Gewebe. Dort erfolgt deren Aktivierung. Aus ihren Granula können aktivierte Eosinophile toxische Proteine (z.B. MBP-Major Basic Protein und ECP- Eosinophiles kationisches Protein) freisetzen. Diese Proteine sind besonders geeignet Membranzellen von Wurmlarven zu zerstö-ren (helminthotoxische Wirkung). Bei allergischen Erkrankungen wie dem Asthma bronchiale lösen sie auch die allergische Entzündungsreaktion aus, welche, wenn sie länger anhält lokal zur Schädigung des Gewebes führen kann. In diesen Prozessen stehen die Eosino-philen in einem engen Zusammenspiel mit anderen Zellen (z.B. Mastzellen, basophile Granulozyten, Lymphozyten, Monozyten/Makrophagen).
Blickpunkt Hämatologie
Normwert im peripheren Blutabsolut 0.00 - 0.70 G/lrelativ 2-4 %
ImpressumAutorin Annette SteigerFotografie Dr. Roman Fried
Fachliche Beratung K. Schreiber, Dr. J. Goede, Klinik für Hämatologie, Universitätsspital Zürich
© 2010 Verein für medizinische Qualitätskontrolle www.mqzh.ch
Ursachen der EosinophilieAuflistung in Abhängigkeit der absolu-ten Eosinophilenzahl.
Mild: 0.7 bis 1.5 G/l
- Allergische Rhinitis- Hautkrankheiten- Extrinsisches Asthma- Medikamentenreaktionen- Gastrointestinale Erkrankungen (z.B. Colitis ulcerosa)- Parasitäre Erkrankungen- Endokrine Ursache (Nebennierenrindeninsuffizienz)
Mässig: 1.5 bis 5.0 G/l
- Parasitäre Erkrankungen- Intrinsisches Asthma- Medikamentenreaktionen- Rheumatologische Erkrankungen (z.B. Periarteriitis nodosa)- Pulmonales Eosinophilensyndrom- Tumoren - Hämatologische Erkrankungen
Morbus Hodgkin Chron. myeloische Leukämie vereinzelte Subtypen der akut myeloischen Leukämien (AML FAB M4eos)
Schwer: > 5.0 G/l
- Parasitäre Erkrankungen Toxocariasis (viszerale Larva migrans) Gewebeformen von Helminthen- larven (z.B. Ascaris, Trichina, Hakenwurm, Strongyloides) - Hypereosinophiliesyndrom
Senkung der Eosinophilenzahl
Erhöhte Glukokortikoidspiegel im Blut führen zur Senkung der Eosinophilen-zahl. Beispielsweise bei:
- vermehrter Freisetzung im Rahmen schwerer Infektionen, endogener und exogener Intoxikationen, Schock etc.
- vermehrte Bildung bei Hypophysen- und Nebennierenrindentumoren.
- medikamentöse Gabe von Gluko- kortikoiden.
Morphologische Aspekte der Eosinophilen
Reife Eosinophile
zwei Kernsegmente «Brillenform» drei Kernsegmente
Vorstufen (unreife Eosinophile) Vorkommen
Eosinophile Vorstufen finden sich im peripheren Blut vor allem bei hämatologischen Erkrankungen. Selten auch bei reaktiv vermehrter Eosi-nophilenproduktion.
StabkernigerEosinophiler
Eosinophiler Metamyelozyt
Eosinophiler Myelozyt
Kernveränderungen Vorkommen
- Hypersegmentierung familiär, vererbt - Hyposegmentierung bei Pelger-Huët- Anomalie und Lakto- ferrinmangel. - Ringformen unterschiedliche UrsachenAlle Formen sind auch mög-lich bei hämatologischen Erkrankungen (z.B. myelo-proliferative und myelodys-plastische Syndrome).Hypersegmentierter Kern Hyposegmentierter Kern Ringform
Zytoplasma- und Granulaveränderungen Vorkommen
- Vakuolen im Zytoplasma entstehen meist durch Degranulation der Zelle - Hypogranuläre Formen durch Bildungsstörung oder Degranulation- einzelne basophile Granula «Hybridzellen», z.B. bei chronisch myeloischer Leukämie (CML)
Vakuolen im Zytoplasma Hypogranuläre Form einzelne basophile Granula
Fotos Mikroskopie
Reife Brillenformmit Vakuolen Stabkerniger Eosinophiler Hypogranuläre Form
mit VakuolenStark hypogranuläre
Form mit Vakuolen