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1.000 Schüler reißen in Heiligenstadt eine Mauer ein Seniorenheim St. Josef in Wadersloh bezieht neues Haus Marienkrankenhaus Nassau auch nach 20 Jahren noch optimistisch Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel 4 1 2010 8 14 blickpunkt mensch Magazin für Mitarbeiter, Freunde und Förderer

blickpunkt Mensch 1-2010

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Magazin für Mitarbeiter, Freunde und Förderer der Schwestern der heiligen Maria Madgalena Postel

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Page 1: blickpunkt Mensch 1-2010

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1.000 Schüler reißen in Heiligenstadt eine Mauer ein

Seniorenheim St. Josef in Wadersloh bezieht neues Haus

Marienkrankenhaus Nassau auch nach 20 Jahren noch optimistisch

Schwesternder hl. Maria

MagdalenaPostel

41 2010

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bl ickpunkt menschMagazin für Mitarbeiter, Freunde und Förderer

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Seit der letzten Ausgabe von blickpunktmensch ist fast ein Jahr vergangen. Dasses solange gedauert hat, liegt bestimmtnicht daran, dass wenig passiert ist. DieProvinzkapitel der Ordensgemeinschaftin Europa und Bolivien haben eine neueLeitung gewählt. In Wadersloh ist derNeubau des Seniorenheims St. Josef ent-standen und schon bezogen. In Heiligen-stadt gedachten 1.000 Schüler des Mauer-falls vor 20 Jahren, der auch für die Or-densgemeinschaft in Deutschland vonhistorischer Bedeutung war. Jetzt sam-meln sie auf kreative Weise Gelder fürden Wiederaufbau einer Schule in Haiti.Und das Marienkrankenhaus Nassau fei-erte nach vielen Umstrukturierungenund Veränderungen der letzten Jahre mitviel Optimismus seinen 20. Geburtstag.Dies sind nur einige Themen dieserAusgabe, die deshalb auch acht Seitenmehr Umfang hat als gewohnt.Trotz des langen zeitlichen Abstandesseit dem letzten blickpunkt wurde imzurückliegenden Jahr so viel geschriebenund publiziert wie noch nie - dies abervor allem im Internet. Alle Seniorenhilfe-Einrichtungen der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel haben jetzteigene Internetseiten. Die Bergkloster-stiftung, die Missionare auf Zeit, dasMontessori Zentrum Berlin und dasJulie-Postel-Haus folgten ihnen.Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiternhat es viel Kraft gekostet, diese Präsen-tationen neben der eigentlichen Arbeitauf den Weg zu bringen, zeigen sie dochin der Vielfalt ihrer Berichte, was alles anden verschiedenen Standorten geschieht.Jetzt steht auch ein Relaunch der Ordens-homepage smmp.de an. Und mit An-dreas Beer gibt es im ServicebereichÖffentlichkeitsarbeit einen neuen Mann,der diese Webauftritte weiterentwickeltund unterstützt (s. auch Seite 23). Dannkann auch der “blickpunkt” wiederregelmäßig erscheinen...

blickpunkteSeite 4 1.000 Schüler reißen Mauer ein

Gedenken zum Mauerfall in Heiligenstadt

Seite 6 Neuen Mut finden, aber auch sterben lassenGertrudis-Hospital widmet sich der Palliativmedizin

Seite 8 Seniorenheim wechselt in zwei Stunden das HausEine neue Heimat für 72 Menschen in Wadersloh

Seite 10 Konjunkturpaket hilft Heizkosten sparenEngelsburg-Gymnasium bekommt eine neue Cafeteria

Seite 12 Ein Raum für soziale Kontakte im AlterMartinus-Treff in Westerholt hat sich bereits etabliert

Seite 14 Marienkrankenhaus feiert GeburtstagChefärztin Dr. Irmgard Luthe verabschiedet

Seite 16 “Mich fasziniert die Freude in den Gesichtern”Placida Viel Berufskolleg engagiert sich “sozial-genial”

Seite 18 Ordensprovinzen blicken auf Sendung und BerufungKapitel in Bestwig und Bolivien wählten neue Leitung

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Rubriken

Nachrichten S. 20-24Impressum S. 21Menschen S. 23Auch das noch S. 24

Seite 19 Solidaritätsaktion für HaitiBergschule sammelt für zerstörte Schule

editorial Titelbild:

Olga Özsahiu und Tiago Soares neh-

men zurzeit an dem Werkstattjahr

der Berufsqualifizierungseinrich-

tung NAMe in Bestwig teil. Hier wol-

len sie ihre zweite Chance nutzen,

sich für eine Ausbildung qualifizie-

ren und endlich den Hauptschulab-

schluss machen. Die Einrichtung

wurde im Februar 2010 zertifiziert

(siehe Seite 22).

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33Einrichtungsleiter befassen sich mit der Bewahrung des Charismas in sich verändernden Umwelten

"Anders sein durch Barmherzigkeit"

Neugierig und interessiert lauschen 70

leitende Schwestern, Mitarbeiterinnen und

Mitarbeiter den Ausführungen des

Kulturphilosophen Kurt C. Reinhardt bei der

Frühjahrstagung 2010 im Bergkloster

Bestwig. Aus der Kunst- und Architektur-

geschichte heraus lud er dazu ein, die natür-

lichen Zeitzyklen und die natürliche Umwelt

in unsere Arbeit stärker einzubeziehen -

auch ganz praktisch bei der Gestaltung

neuer und neu genutzter Räume.

Unsere Einrichtungen garantieren,nah am Menschen und am Nerv derGesellschaft zu bleiben. Über sie kön-nen wir mithelfen, die Gesellschaft zuprägen. Sr. Aloisia Höing

Die "Umwelten" ihrer Einrichtun-gen und Dienste nahmen dieSchwestern der hl. Maria Mag-

dalena Postel mit ihren leitenden Mitar-beiterinnen und Mitarbeitern sowohl beider Herbsttagung 2009 als auch bei derFrühjahrstagung 2010 in den Blick. ImHerbst setzten sie sich mit der Frage aus-einander, wie es angesichts des zuneh-menden wirtschaftlichen Drucks undwachsender Herausforderungen gelingenkann, das Charisma der Ordensgemein-schaft spürbar werden zu lassen und wei-terzugeben. Und bei der Tagesveranstal-tung am 9. März 2010 ging es um dieFrage, in welchen Räumen wir das tun.

Generaloberin Schwester Aloisia Höing un-terstreicht, dass sich sowohl das Generalka-pitel als auch das Provinzkapitel (s. S. 19)trotz der zurückgehenden Zahl von Or-densschwestern eindeutig für den Erhaltder Einrichtungen in eigener Trägerschaftausgesprochen habe: "Sie garantieren, naham Menschen und am Nerv der Gesell-schaft zu bleiben. Über sie können wir mit-helfen, die Gesellschaft zu prägen."Schließlich sei es auch das Bestreben, Ar-beitsplätze zu erhalten und Ausbildungs-plätze zu schaffen. Angesichts dieser Argu-mente betonte die Generaloberin schon imHerbst, "dass unsere Ordensgemeinschaftdie Einrichtungen im Geist unserer Grün-derin führt und prägt, aber auch, dass dieEinrichtungen in ihrer Vitalität und Aktua-lität uns als Ordensgemeinschaft prägen."Zu der Tagung hatten der Geschäftsführerder SMMP-Einrichtungen und Dienste,Ludger Dabrock, sowie die beiden Ge-schäftsfeldleiter für die Seniorenhilfe undden Bildungsbereich, Andrea Starkgraffund Michael Bünger, auch zwei externe Re-ferenten geladen: den Direktor der Ge-schäftsstelle Köln der Bank für Sozialwirt-schaft, Norbert Küsgen, sowie den Ge-

schäftsführer des LebensmittelgroßhändlersJOMO GV-Partner aus Weeze, Hans-GerdJanssen. Dabei kristallisierten sich zweiwichtige Erkenntnisse heraus. Norbert Küs-gen wies darauf hin, dass der finanzielleSpielraum für viele soziale Einrichtungenjetzt schon sehr eng ist: "2008 haben wirjede zweite Kreditanfrage wegen einer zugeringen Eigenkapitalquote oder zuschlechter Zukunftsaussichten abgelehnt."Und Hans-Gerd Janssen verwies darauf,dass der Druck auf die Sozialsysteme 2010angesichts höherer Staatsverschuldung undsteigender Arbeitslosigkeit noch größerwerde: "Es gibt nur drei Möglichkeiten, zubestehen: besser, billiger oder anders". Fürdie Schwestern der hl. Maria MagdalenaPostel gilt vor allem die Devise "Anders" -anders durch eine Atmosphäre von Christ-lichkeit und Barmherzigkeit, wie SchwesterAloisia und Ludger Dabrock übereinstim-mend betonten.

Wie sehr sich die Einrichtungen dabei neu-en Rahmenbedingungen anpassen, stelltendie 50 leitenden Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter bei der Tagung selbst heraus: ImBereich der Bildungseinrichtungen sind daszum Beispiel neue inhaltliche Konzepteund Schwerpunktbildungen - vor allem inder Schaffung neuer Ganztags- und Betreu-ungsangebote an den Schulen (siehe BerichtS. 11). Für die stationären und ambulantenEinrichtungen aus der Seniorenhilfe steht2010 das Erreichen der nächsthöheren Zer-tifizierungsstufe, des Siegels "Recognisedfor Excellence" an. Dabei ist der Ausbau derAngebote für Demenzerkrankte - wie beimNeubau in Wadersloh (s. S. 8-9) wichtig.

Vernetzung ist schließlich das wesentlicheVorhaben im zu Beginn des Jahres 2009 neugegründeten Klinikverbund KatholischesKlinikum Ruhrgebiet Nord mit vier Häu-sern, an dem die Schwestern der hl. MariaMagdalena Postel mit dem Gertrudis-Hos-pital in Herten-Westerholt beteiligt sind.Dessen Geschäftsführerin Astrid Pietznererklärte: "Indem wir medizinische und pfle-gerische Bereiche sowie Teile der Verwal-tung zusammenlegen, erhöhen wir dieKompetenzen und sparen wir Kosten."

Menschen für Ideen begeistern können

Doch auch weiterhin stehen alle Einrich-tungen unter großem Druck. "Wie könnenwir neue Physiklehrer für uns interessieren,wenn wir keine Verbeamtung in Aussichtstellen können und andere Schulen teilwei-se mehr Gehalt bieten?", fragt beispielweiseder Leiter des Engelsburg-Gymnasiums,Dieter Sommer. Und die kaufmännischeDirektorin der Katholischen Kliniken Lahn,Barbara Werder, will wissen, wie ein Chef-arzt mehr Zeit für Patienten gewinnenkann, "wenn die Krankenkassen mittlerwei-le jeden dritten Behandlungsfall prüfen undStellungnahmen verlangen?" Die Botschaft der Tagung lautete: "Wir kön-nen!" Die Moderatorin und Unternehmens-beraterin Dr. Eva Strasser unterstrich: "Indem Moment, wo Sie das positive Denkenverlassen, können Sie dieses Ziel auch nichtmehr erreichen." An den Mut, quer zu denken und im wahrs-ten Sinne "neue Räume" zu entdecken,appellierte auch der Architekturtheoretikerund Kulturphilosoph Kurt C. Reinhardt beider Frühjahstagung. "Architektur ist nichtNeubau, sondern Wahrnehmung undNutzen. Sie programmieren diese Räume."

Ausführliche Berichte im Internet unterwww.smmp.de < Service < Neuigkeiten

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bildung

1.000 Schüler reißen Mauer einBergschulen blicken auf Zeit der DDR zurück - auch ihr Gebäude war geteilt

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Die Schwestern hatten uns im Gebet begleitet,standen mit auf der Straße und hielten ihr Torgeöffnet. Hans-Gerd Adler

Aufmerksam hörten die Berufsschüler den Berichten

der Zeitzeugen in den Klassen zu.

Niemand hat die Absicht, eineMauer zu errichten", schallt dieStimme Walter Ulbrichts aus den

Lautsprechern in der Sporthalle der Ka-tholischen Bergschulen St. Elisabeth inHeiligenstadt. Zeitgleich rollen Schülereine hundert Meter lange Tapetenbahnaus, die die 1.000 Kinder und Jugendli-chen auf einmal in zwei Zonen teilt. Ganzplastisch erfahren sie, die fast alle nachder Wiedervereinigung geboren sind, am9. November 2009, dem 20. Jahrestag desMauerfalls, was die deutsch-deutscheTeilung über 40 Jahre lang bedeutet hat -auch für die Schwestern der hl. MariaMagdalena Postel.

"Vielen von Ihnen geht es wahrscheinlich sowie uns als Kindern nach dem Krieg. ZuHause wurde wenig darüber geredet, undauch in der Schule fehlte noch der Abstand,damit umzugehen", sagt Hans-Gerd Adlerzu den rund 120 Schülerinnen und Schü-lern, die sich nach der Gedenkfeier in derSporthalle zu einer Diskussion mit Zeit-zeugen im Martinushaussaal versammelthaben. Adler hatte zu DDR-Zeiten als In-genieur in einem Staatsbetrieb gearbeitet,war aber immer auch kirchlich engagiert.Nachdem die Zahl der Ausreiseanträge steil

angestiegen war, die Flüchtlinge in der Pra-ger Botschaft in den Westen ausreisen durf-ten und Ungarn seine Grenzen geöffnethatte, initiierte er in Heiligenstadt die ers-ten Montagsdemonstrationen. 10.000 Men-schen hatten sich dabei vor den Toren desBergklosters versammelt. "Die Schwesternhatten uns im Gebet begleitet, standen mitauf der Straße und hielten ihr Tor geöffnet.Auch wenn da niemals alle durchgepassthätten, wenn die Polizei auf uns losgegan-gen wäre", sagt Hans-Gerd Adler heute.Trotzdem sei das ein beruhigender Rück-halt gewesen. Dass während der ganzenDemonstrationen nie etwas passiert sei, istfür Johann Freitag fast ein Wunder. DerDiakon und frühere Bergschul-Lehrer standeiner anderen Gruppe im Musikraum Redeund Antwort und erinnerte sich noch genaudaran, wie einige Menschen am Fronleich-namstag 1987, der auf einen 17. Juni fiel,auf dem Friedensplatz Lichter entzündeten:"Schon nach zehn Minuten waren die ver-haftet worden. Und das wäre nie `rausge-kommen, wenn der Pfarrer an St. Marien inder Messe nicht darauf hingewiesen hätte.Er sagte: `Wundern Sie sich nicht, wenn derKüster heute fehlt. Er sitzt im Gefängnis.`"

Die Frage einer Schülerin, ob es denn wirk-lich nichts Gutes an der DDR gegeben habe,wertet Hans-Gerd Adler als Indiz für seineThese der mangelhaften geschichtlichenAufbereitung. Er runzelt die Stirn, überlegteinige Sekunden und sagt schließlich ganzentschlossen: "Da fällt mir nichts ein."Natürlich habe man auch einmal gelacht

oder Karneval gefeiert. Natürlich hättensich Familien und Nachbarn untereinanderorganisiert. "Aber dem Staat als solchenkann ich bis heute nichts abgewinnen.Selbst die vielgelobten Kinderkrippen dien-ten doch nur dem Zweck, dass die Frauenmöglichst bald wieder arbeiten gehen.Damit die Fabriken weiter produzierenkonnten." Aus diesem Grunde sind demHeiligenstädter auch die Nostalgieshowsein Dorn im Auge, "die ein völlig falschesBild von diesem Unrechtsstaat projizieren."

40. Geburtstag mitten im Untergang

Johann Freitag wagte zu behaupten, dassdieses gezeichnete Bild ebenso realitätsfernsei wie das, das der Staatsrat in den letztenJahren der DDR hatte: "Als die Demonstra-tionen im vollen Gange waren, mussten wirmiterleben, wie sich die DDR an ihrem 40.Geburtstag feiert. Da hatte Honecker soeinen Unsinn geredet, dass uns die Tränenin den Augen standen. Hier im Bergklosterhaben wir darüber stundenlang diskutiert."Auch Pfarrer Klaus Röhrig, der im Herbst1989 als Vikar mit zu den Friedensgebetenin die Pfarrkirche St. Gertrud eingeladenhatte, erlebte die Kirche in dieser Phase alseinzigen Zufluchtsort, wo sich die Men-schen sicher fühlten: "Manchmal war dasnoch nicht einmal in der eigenen Familieder Fall. Niemand wusste, wer für die Stasiarbeitete." Dabei betonte er, dass nur diewenigsten dazu gezwungen wurden: "Vieletaten das für Geld oder einfach aus Karrie-regründen."Hans-Gerd Adler weiß von einem Nach-barn, der ihn ausspioniert hat. "Ich kannmich bis heute nicht dazu überwinden, ihndarauf anzusprechen. Wenn er es tut, wür-

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bildung

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Über 10.000 Menschen

versammelten sich im

November 1989 bei den

Montagsdemonstrationen

auf dem Friedensplatz in

Heiligenstadt. Im Hinter-

grund ist das Bergkloster

mit den geöffneten Toren

zu sehen. Im Falle gewalt-

tätiger Auseinanderset-

zungen sollte es Zuflucht

bieten. Foto: privat

InterviewInterview

Viktoria Hebestreit wurde am 9. November 1989, dem Tag desMauerfalls, geboren. Sie wuchs in Haynrode im Eichsfeld auf, wosie heute noch lebt, und erlernt an der Katholischen Berufsbilden-den Bergschule St. Elisabeth den Beruf der Erzieherin. blickpunktmensch befragte sie zu ihren Ansichten über die DDR und ihreMeinung zur Demokratie.

blickpunkt: Wissen Sie, wie sich Ihre Geburtabgespielt hat?Viktoria Hebestreit: Meine Eltern haben mirerzählt, dass an diesem Tag nur zwei statt vierÄrzte im Krankenhaus waren. Die anderen beiden steckten offenbar im Verkehr fest, dennder war chaotisch. Alle wollten zur Grenze.Meine Mutter muss sich während der Wehengefragt haben, was da los war. Sie erfuhr esaber erst, als mein Vater dazu kam.

blickpunkt: Was veränderte sich für Ihre Familie nach der "Wende" ?Viktoria Hebestreit: Mein Vater arbeitete in einer LPG. Die bestehtheute noch als landwirtschaftlicher Betrieb. Er konnte seinen Ar-beitsplatz in der Milchproduktion behalten. Trotzdem waren mei-ne Eltern verunsichert. So haben sie sich, wie sie mir erzählten,noch monatelang gefragt, ob die Grenze wirklich offen bleibt.

blickpunkt: Aus welchen Quellen setzt sich Ihr Bild über die DDRheute zusammen?Viktoria Hebestreit: Von meinen Eltern weiß ich, wie die Lebens-umstände damals waren. Sie hatten jahrzehntelang auf ein Autowarten müssen. Ich fahre heute mit einem zur Schule. Damalswäre das nur mit dem Bus gegangen. Und vieles gab es eben ein-fach nicht. In meiner Schullaufbahn wurde die Zeit der DDR zumersten Mal in der vierten Grundschulklasse thematisiert und aus-führlich dann in der Realschule. Jetzt, an der Katholischen Berufs-bildenden Bergschule, haben wir uns im Vorfeld des 9. November2009 intensiv im Unterricht damit beschäftigt.

blickpunkt: Worin liegen Ihrer Meinung nach die größten Vorzügedes heutigen, vereinigten Deutschlands?Viktoria Hebestreit: Das sind vor allem die Freiheit und die De-mokratie. Ich finde es gut, bei Wahlen mit zu entscheiden, auchwenn viele meinen: `Da ändert sich doch sowieso nichts`. Jedersollte sich an einem Wahltag fünf Minuten Zeit nehmen, im Wahl-lokal sein Kreuzchen zu machen. Ich tue das. Und so können wirheute auch andere Dinge tun, die früher nicht möglich waren. Wirkönnen unsere Meinung sagen. Oder reisen. Ich könnte mir nichtvorstellen, wie damals quasi in meinem Dorf `gefangen` zu sein.

Jeder sollte wählen gehen

de ich mit ihm darüber sprechen. Dafür binich Christ." Und Regina Freitag, die Frauvon Johann Freitag und Mitbegründerin desErzieherinnenseminars am Bergklosterschon in den 60er Jahren, berichtete: "Nachder Einheit hatten wir uns noch nicht ge-traut, in unsere Akte zu sehen. Als wir unsdann nach fünf Jahren dazu entschlossen,war sie weg. Vielleicht ist es besser so."Um diesen Teil der Geschichte nicht nur aneinem Gedenktag wie diesem, sondern dau-erhaft aufrecht zu erhalten, haben die bei-den Schulleiter der Bergschulen, Sr. Theresi-ta Maria Müller für die berufsbildendeSchule und Heinz-Peter Kaes für das Gym-nasium, eine Gedenktafel an jener Stelleangebracht, wo einst eine Mauer beide Ge-bäude voneinander trennte. Denn einen Teilhatten die Schwestern 1952 für 10.000 Ost-mark abgeben müssen. Unter anderem fürStasi-Mitarbeiter, die von dort aus das Klos-ter observierten. "Das soll uns eine ständigeMahnung sein und zur Auseinandersetzungmit der Geschichte einladen", sagt Schwes-ter Theresita bei der offiziellen Vorstellung.Dabei ist sie noch gerührt von dem Anblickder 1.000 Schüler in der Sporthalle, die kurzzuvor die Tapetenbahn niedergerissen hat-ten, um sich wieder zu vereinigen. Ein sehrsymbolisches Bild. Und eins, das die neueEinheit an der Bergschule darstellt: Denndort arbeitenschon seit 20 Jah-ren Lehrer ausdem Osten unddem Westen zu-sammen. Undauch die Schülerkommen teilweiseaus Niedersach-sen und Hessen.

Von 1952 bis 1990 verlief

auch durch die heutige

Bergschule eine Mauer.

Dort, wo diese Mauer ver-

lief und unter dem Putz

wieder sichtbar wurde,

enthüllte der Leiter des

Gymnasiums, Heinz-Peter

Kaes, gemeinsam mit der

Leiterin der Berufsbilden-

den Schule, Sr. Theresita

Maria Müller, eine Ge-

denktafel.

Viktoria Hebestreit

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gesundheit

Neuen Mut finden, aber auch sterben las seDie Palliativstation des Gertrudis-Hospitals in Herten-Westerholt gibt Menschen die Möglichkeit, mit ihr er sch

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““

Ich möchte wieder nach Hause. Undich hoffe doch, dass ich mit unseremHund wieder in den Wald gehen

kann", sagt Elke Eickmeier. Die Krebs-Metastasen in ihren Knochen hatten zueinem Bruch des Beckens geführt. VierWochen lag sie in einer chirurgischenStation. Dann musste sie raus. Und siewollte raus. Aber für eine Rückkehr in dieeigenen vier Wände war es zu früh. Nunliegt sie in einem der drei Zimmer derAbteilung für Palliativmedizin im Gertru-dis-Hospital.

"Palliativmedizin bedeutet, Menschen kurz-fristig zu helfen, deren Krankheitssymptomezu Hause nicht mehr zu überblicken und zuhandhaben sind", erklärt Dr. Anette Bor-chert, die leitende Palliativmedizinerin andem Westerholter Krankenhaus. Sie hat dieStation, die 2007 ihren Betrieb aufnahm, mitihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiternaufgebaut. Und seither sieht sie jeden Tagschwerstkranken Menschen ins Gesicht. WieElke Eickmeier. Wissend, dass sie ihnen kei-ne Heilung mehr versprechen kann. NurLinderung. Wobei sie das Wort `nur` vermei-

det: "Denn auch in einem solchen Stadiumist noch einmal ein deutlicher Zugewinn derLebensqualität möglich. Das ist es, was wirerreichen wollen." Während ihres zweiwöchigen Aufenthaltesin der Palliativstation feiert Elke Eickmeierihren 60. Geburtstag. Da will man optimis-tisch sein. Im "Zimmer mit Meerblick", wiees die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lie-bevoll nennen, herrscht wohnliche Atmos-phäre. Fische hängen an Mobiles. Die Wän-de verbreiten ein dezentes, maritimes Blau.Zu Gast sind ihr Mann und eine gute Freun-din, die wie sie selbst vor acht Jahren Brust-krebs hatte. "Bei ihr kam der Krebs nichtzurück. Bei mir brach er sechs Jahre späterwieder aus", sagt Elke Eickmeier. Ein Schick-salsschlag.

Eigentlich wollte sie erst mit 80 auf einenRollator angewiesen sein. Jetzt ist ihr klar,dass es nicht mehr ohne geht. "Es kann auch

helfen, sich seineKrankheit einzugeste-hen", sagt sie. Im Ger-trudis-Hospital tanktsie bei klarer Sicht derDinge wieder Lebens-mut. Der war ihr nachden vier Wochen inder Chirurgie einesanderen Krankenhau-ses verloren gegangen."Da wurde ich depres-siv", denkt sie ungernzurück. Dort fehlteeinfach die Zeit, sichum ihre Seele zu küm-mern. Erst stand dieStabilisierung desKnochens im Vorder-

grund. Dafür wurdenMedikamente und Ap-parate benötigt. Jetztbenötigt die Oer-Erken-schwickerin Ruhe, Zu-wendung und gezielteAufbauarbeit.Die Logopädin GunhildKnopp besucht sie zwei-mal am Tag wegen einerGesichtslähmung. Siemassiert ihr mit einemkühlen Tuch die Schwel-lung im Gesicht, so dasssie jetzt schon viel bes-ser sprechen kann. DerKrebs sitzt überall. ElkeEickmeier weiß das.Immerhin ist dasWachstum der Tumorenach der letzten Chemo-therapie zum Stillstandgekommen. Jetzt stehtdie nächste Behand-lungsperiode an.Wie krank sie ist, will sich ihr Mann nichteingestehen. "Der war geschockt, als ich indie Palliativstation verwiesen wurde. Aberhier geht es mir gut. Immerhin das sieht erein." Zu schnell wird Palliativmedizin mitSterbemedizin gleichgesetzt. "Deshalb arbei-ten wir auch intensiv mit den Angehörigen.Sie, der Patient und wir als Personal sind einTeam", nennt Dr. Anette Borchert den An-spruch. Natürlich sei der Tod hier nichtsAußergewöhnliches, fügt sie hinzu. 23 Pro-zent der Patienten, die sie in den drei Zim-mern aufnimmt, sterben hier. "Und wir las-sen sie sterben", fügt die Ärztin hinzu."Wenn sie das in Frieden können und medi-zinisch keine Verbesserung des Zustandesmehr möglich ist, ist es auch das, was wirzulassen und wollen."Noch als sie in den 80er und 90er JahrenMedizin studiert habe, sei der Tod von vie-len Lehrenden mit einem Versagen derMedizin gleichgesetzt worden. "Aber wir

“Man soll nicht immer jammern”, sagt Günter Pohl. Auch er ist unheilbar krank,

freut sich aber über die gute Aufnahme in der Palliativstation, wo er abseits der

Apparate-Medizin noch einmal auflebt.

Auch im Endstadium einer unheilbaren Krank-heit ist noch einmal ein deutlicher Zugewinnder Lebensqualität möglich. Das ist es, waswir erreichen wollen. Dr. Anette Borchert

Dr. Anette Borchert im

Gespräch mit der

Patientin Elke

Eickmeier: “Sie wis-

sen, dass Ihre

Krankheit nicht heilbar

ist. Trotzdem wollen

wir Ihnen helfen, dass

Sie noch möglichst

lange gut damit leben

können.

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gesundheit

as senhr er schweren Krankheit ins Reine zu kommen

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Sterbekonzept derGeriatrie führte zurPalliativeinheitSeit Ende 2007 gibt es die Palliativeinheit amGertrudis-Hospital. Darin arbeitet ein speziellausgebildetes Team, bestehend aus Ärzten,Pflegekräften, Therapeuten, Psychologen,Seelsorgern und Sozialarbeitern. Die Abtei-lung verfügt über zwei Zweibett- und ein Ein-zelzimmer. Sie sind wohnlich eingerichtet undsollen sich bewusst von einer typischenKrankenhausstation unterscheiden. "Über den eigens gegründeten Förderverein gehenzahlreiche Spenden ein, die wir in die Ausstat-tung und auch in zusätzliches Personal inves-tieren", erläutert die leitende Oberärztin Dr.Anette Borchert. So gibt es auf der Stationauch eine kleine Küche, wo spät abendsschon einmal Bratkartoffeln gemacht werdenkönnen, wenn ein Patient Appetit darauf hat.Ebenso gibt es flauschige Sofas und vielFarbe durch bunte Wände, Bilder und Blumen.Dr. Anette Borchert arbeitet bereits seit 1992am Gertrudis-Hospital und seit acht Jahren alsleitende Oberärztin in der Geriatrie. "Hier gabes für Altersmedizin auf der Basis des christli-chen Leitbildes immer ein Sterbekonzept",erklärt die 45-Jährige. Der Aufbau einer eige-nen Palliativeinheit leitete sich daraus ab. ImZuge des Krankenhausumbaus wurden dafürRäume in dem Altbau frei. "Der liegt etwasabgelegen, aber das ist für diese Stationgenau richtig", sagt die Ärztin. Zugewiesen werden die Patienten entwederaus anderen Krankenhäusern oder vomHausarzt. Ein Grund dafür liegt vor, wenn diePflege zu Hause nicht mehr möglich oder derVerbleib in einer anderen medizinischenFachabteilung eines Krankenhauses nichtmehr sinnvoll ist. Krankheitssymptome sind oftgroße Schmerzen, Appetitlosigkeit oderAtemnot. Bei den meisten Patienten handeltes sich um Tumor-Kranke. 220.000 Menschensterben in Deutschland jährlich an Krebs. Nur45 Prozent können dauerhaft geheilt werden.Oft führt bei solch schwerwiegenden Erkran-kungen auch der Zusammenbruch eines sozia-len Netzwerkes zu der Aufnahme in diePalliativstation.Mehrere Pflegefachkräfte haben sich vor demAufbau der Station in einer 160 Unterrichts-einheiten umfassenden Weiterbildung für diePalliativ-Care qualifizieren lassen. "Wir allearbeiten eng zusammen und tauschen unsauch über Erlebnisse und Erfahrungen aus",sagt Dr. Anette Borchert.

Internet:www.palliativmedizin-herten.de

werden nun einmal immer älter. Und je älterdie Menschen werden, desto häufiger sindKrankheiten auch unheilbar", sagt die 45-Jährige. Aus der Erfahrung ihrer Arbeit he-raus fügt sie hinzu: "Wenn eine Heilungnicht möglich ist, ist die ärztliche Kunst nichtam Ende. Sie ist nur eine andere."

Keine Fallpauschalen für Palliativmedizin

Das Gertrudis-Hospital hat ein christlichesLeitbild. Als katholisches Krankenhaus vonder Stadt Herten mit den Schwestern der hl.Maria Magdalena Postel gegründet, gehörtes heute zu dem Verbund Katholisches Kli-nikum Ruhrgebiet Nord (KKRN). Und wiejedes Krankenhaus muss sich auch das Ger-trudis-Hospital dem immer enger werden-den Wettbewerb stellen. Die Krankenkassensetzen Fallpauschalen zur Operation und Be-handlung von Leistenbrüchen und Darm-verschlüssen an. Auch die werden in Herten-Westerholt behandelt. In der Palliativmedi-

zin aber gibt es keine pauschalierten Fälle."Wir sehen den Menschen und das, was ihmgut tut", sagt Dr. Anette Borchert. "Als katho-lisches Krankenhaus war es uns ein Anlie-gen, diese Station einzurichten. Und dashaben wir aus eigener Kraft getan." Geneh-migt werden nur 13 Betten für eine Millio-nen Einwohner. Im Kreis Recklinghausengab es schon acht für 300.000, also für dieKrankenhausgesellschaften keinen Bedarf.Obwohl Studien 30 bis 50 Betten pro Millionfür sinnvoll halten. "Und die Anfragen zei-gen ja, wie nötig das ist", sagt die Oberärztin.Die Krankenkassen finanzieren nicht immerden gesamten Aufenthalt in der Station. Wo wäre Elke Eickmeier ohne diese Abtei-lung geblieben? Weiter in der Chirurgie?Oder im Hospiz? "Das wäre nicht das richti-ge Umfeld, um noch einmal Kraft zu schöp-fen", weiß Dr. Anette Borchert. Hier darfElke Eickmeier über das Sterben nachden-ken. Aber sie darf auch davon träumen, mitihrem Hund wieder in den Wald zu gehen...

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“Eigentlich hätte ich heute frei. Aber so einenTag gibt es nur einmal im Leben.

Luzia Möllenhoff, Wohnbereichsleiterin

Und vergiss die Handtücher nicht",sagt die alte Dame zu ihrer Toch-ter. Im Flur sammeln sich Angehö-

rige und Bewohner des Seniorenheims St.Josef mit den letzten Utensilien ausSchränken und Regalen. Es ist kurz vorneun. Bettlägerige Patienten warten lie-gend auf den Aufzug. Diejenigen, die aufeinen Rollator oder einen Rollstuhl ange-wiesen sind, benutzen die Rampe. Undmittendrin in diesem Getummel sitzt Or-densschwester Leonie und "verschenkt"Zeit. Denn so ungewöhnlich dieser Tag inder Geschichte des Hauses auch ist: Hek-tisch wird es trotzdem nicht.

Das Seniorenheim zieht an diesem 6. Fe-bruar um. "Wir haben alles genauestensgeplant und freuen uns, dass so viele Ange-hörige und ehrenamtliche Helfer dabeisind", sagt Pflegedienstleiterin Astrid Thie-le-Jerome. Auch alle 95 Angestellten sindim Dienst. Wie Wohnbereichsleiterin LuziaMöllenhoff: "Eigentlich hätte ich heute frei.

Aber so einen Tag gibt es nur einmal imLeben." Und das Haus St. Josef ist auch fürsie ein Stück Heimat geworden. Vor demAufzug stehend teilt sie die Helfer im Alt-bau für die Umzüge der einzelnen Bewoh-nerinnen und Bewohner ein. Unter ihnen ist Christian Berensmeier. "Fürmich war das keine Frage. Schließlich habeich hier in den 90er Jahren Zivildienst ge-

macht und so manche Nachtwache gescho-ben", erklärt der Erzieher. Ein bisschenWehmut ist für ihn wie für die meisten Be-wohnerinnen und Bewohner auch dabei.Trotzdem ist er überzeugt, dass sie vonihrer neuen Umgebung begeistert sein wer-den. "Letztlich wären alle Umbaumaßnah-men noch teurer geworden. Auch derBrandschutz stellt immer wieder neue An-forderungen", erläutert Heimleiter AndreasWedeking. Martin Voß stimmt ihm zu. Ergehört dem Pfarrgemeinderat von St. Mar-gareta an. Und als Elektroinstallateur ist esfür ihn selbstverständlich, beim Umzugsamt Werkzeugkasten dabei zu sein. "Michfreut, dass heute so viele mithelfen. Da er-lebt man christliche Gemeinschaft." Kaumsagt er es, wird er schon wieder angespro-chen: "Könnten Sie uns helfen, ein paarBilder aufzuhängen?"

Andreas Wedeking behält alles im Blick.Ihn freut, dass man die Architektur desHauses bei dem Neubau optimal auf dieBedürfnisse demenzerkrankter Menschenabstimmen konnte: "Denn die Gruppe die-ser Seniorinnen und Senioren wird immergrößer. Auch in der Region Oelde undBeckum, wo das neue Haus St. Josef jetzteinmalig ist." Dann nimmt Wedeking selbstHammer und Nagel in die Hand und hängtnoch ein Bild im neuen Treppenhaus auf."Ich halte mich zur Verfügung, sobald ichirgendwo gebraucht werde. Dazwischenkann ich ja ein paar kleinere Arbeiten ma-chen..." So weiß jeder, was er zu tun hat. Luzia Möllenhoff begleitet die Senioren inden Aufzug. 90 ehrenamtliche Helferinnenund Helfer und einige Feuerwehrleute be-gleiten sie in ihre Zimmer, wo sich die Pfle-gekräfte sofort um sie kümmern. Wohnbe-reichsleiterin Petra Langer sortiert mit

Schwester Remziye Yavsan derweil die be-nötigten Medikamente in die neuen Schrän-ke ihres Büros. Und die beiden Zivildienst-leistenden Martin Paschen und Daniel Lüt-ke-Stratkötter schrauben nach erfolgtemUmzug Namensschilder an die Türen.Schon nach zwei Stunden sind alle Bewoh-ner in ihren neuen Zimmern. Die meistensind erleichtert - und begeistert. SchwesterLeonie Ekkert muss allerdings noch einigevon ihnen trösten: "Manche werden Heim-weh nach dem alten Haus haben. Einigewurden dort sogar geboren, als es noch einKrankenhaus war. Aber wir wollen dafürsorgen, dass der Neubau schnell eine neueHeimat für sie wird." Die Mauritzer Fran-ziskanerin ist bereits seit 20 Jahren alsSeelsorgerin in dem Haus tätig. Also schonlange, bevor die Schwestern der hl. MariaMagdalena Postel als Mehrheitsgesellschaf-ter einstiegen, die auch die nahen Häuser inWadersloh-Diestedde, Oelde und Oelde-Stromberg unterhalten. Um 11 Uhr sind alle Bewohnerinnen undBewohner auf ihren neuen Zimmern. "Dasist alles wunderbar gelaufen", sagt die 85-jährige Anni Bröcher und sieht sich zufrie-den in ihren neuen vier Wänden um. Jetztsind es sogar acht Wände, denn ein eigenes,modern und barrierefrei ausgestattetesBadezimmer gehört ebenfalls dazu. IhreTochter Cordula Fleiter und SchwiegersohnFerdinand, sowie deren Kinder Christianund Claudia und Freundin Hedwig Fröh-lich haben die Seniorin vom alten in dasneue Haus begleitet. Alle sind begeistertvon den hellen und freundlichen Räumen.Im Zimmer nebenan richtet sich ChristaVerkamp ein. Die 90-Jährige lebt seit dreiJahren im Haus St. Josef und hat Anni Brö-cher hier kennengelernt. "Ein paar schöneJahre wollen wir uns hier noch machen",lacht sie. Vor allem freut sie sich darauf,beim Kochen wieder aktiv dabei zu sein. Das Konzept des Hauses sieht vor, dass dieGrundkomponenten der Mahlzeiten heiß

8

Ein Seniorenheim zieht umOhne Hektik vollzog sich der Umzug des Seniorenheims St. Josef: Per Aufzug oder über die Rampe verließen die Bewohner das alte Haus. Im neuen Gebäude nebenan hatten sich zahlr

So sieht das neue Haus St. Josef in Wadersloh aus.

Pflegekräfte, Nachbarn, Angehörige und Feuerwehr packen in Wadersloh mit an

Page 9: blickpunkt Mensch 1-2010

aus der Küche des benachbarten Senioren-heims in Diestedde geliefert werden. Dazukönnen sie aber selbst Beilagen zubereiten,einen Salat anmachen oder auch schon `maleinen Kuchen backen. Je zwölf Bewohnerin-nen und Bewohner bilden jetzt eine Wohn-gruppe, die eigene Aufenthalts- und Funk-tionsräume hat. Dadurch wird die Atmos-phäre noch familiärer. Und die Fachkräftekönnen in den einzelnen Bereichen nochbesser auf die individuellen Bedürfnissejedes Einzelnen eingehen. "Der Duft desEssens zieht dann schon durch die Flure,bevor es auf den Tisch kommt", freut sichKüchenchef Dirk Heitmann.

Demenzgarten wird noch angelegt

Freuen dürfen sich die Senioren auch aufden neuen Demenzgarten, der im Frühjahrangelegt wird, und den neuen Innenhof."Dann kann mein Mann endlich wiedernach draußen", sehnt Margret Schomacherbereits den Sommer herbei. Fast 50 Jahrelang hat ihr Mann hart gearbeitet und sei-nen eigenen Schuhorthopädietechnik-Be-trieb aufgebaut. Und er hat alles für unserevier Kinder getan", blickt sie zurück. Dannerlitt er innerhalb weniger Jahre zweiSchlaganfälle. Nun ist er ans Bett gebunden.Mit dem kam er aus dem Altbau nicht mehrnach draußen. Bald aber kann seine Fraudas Bett ebenerdig in den Innenhof fahren.Andreas Wedeking hat mit ihm einmal zu-sammen im Kirchenchor gesungen. "Oftführen die Biografien der Menschen ausWadersloh und seinem Umkreis nach langerTrennung hier wieder zusammen", weiß eraus Erfahrung. In Stromberg, wo er dasSeniorenzentrum Am Eichendorffpark lei-tet, ist es nicht anders. Christa Verkampmeint sogar: "Früher waren wir das Dorf.Jetzt ist unser Dorf hier."

Weitere Informationen im Internet unter:www.smmp.de < Service < Neuigkeiten

Rita Süßmuth übernimmt die SchirmherrschaftDie frühere Bundestagspräsidentin und Fami-lienministerin Prof. Dr. Rita Süßmuth wird dieSchirmherrschaft über das neu gebaute HausSt. Josef in Wadersloh übernehmen. Dasgaben der Geschäftsführer der SMMP-Einrich-tungen und Dienste, Ludger Dabrock, und dieGeschäftsfeldleiterin der SMMP SeniorenhilfegGmbH, Andrea Starkgraff, bei der Einseg-nung des Hauses am 6. März 2010 bekannt.An diesem Tag waren Vertreterinnen undVertreter der Ordensgemeinschaft, der Kir-chengemeinde St. Margareta, der Stadtver-waltung und die Nachbarschaft eingeladen,den Bezug des Hauses zu feiern.Rita Süßmuth verbrachte in Wadersloh einenTeil ihrer Jugend. In einem Grußwort lobt siedas innovative Konzept des Hauses: “Eserfüllt mich mit Stolz, Schirmherrin IhrerEinrichtung zu sein. Denn Sie alle setzen hierund heute ein deutliches Zeichen. St. Josef istein Ort, an dem Pflege keine bloße Dienstleis-tung ist. St. Josef ist ein Ort, an dem pflege-bedürftige Senioren und Menschen mit De-menz, aber auch deren Angehörige ihreLebensqualität bewahren können.”Auch der Bürgermeister von Wadersloh,Christan Thegelkamp, bescheinigte den Trä-gern, “eine gute Antwort auf den wachsendenBedarf an Pflegeplätzen insgesamt, aber auchan die gestiegenen Anforderungen anderer-

seits gefunden zu haben.”Generaloberin SchwesterAloisia Höing erinnerte inihrer Festansprache an dieGeschichte des Hauses unddie Frage, ob man wirklichneu bauen solle: “Doch inden Gremien waren wir unsschnell einig, dass es für die Pfarrgemeindewie für die Ordensgemeinschaft eine originäreAufgabe ist, sich um ältere Menschen in die-ser Region zu kümmern.” Vor drei Jahren hatte die Seniorenhilfe St.Josef gGmbH beschlossen, neu zu bauen. Mit-gesellschafter dieser GmbH sind die kath.Kirchengemeinde St. Margareta und dieSchwestern der hl. Maria Magdalena Postel.Der Seniorenhilfebereich der Ordensgemein-schaft bringt seine hohe Kompetenz aus denanderen ambulanten und stationären Se-nioreneinrichtungen mit ein. Im Umkreis vonzehn Kilometern unterhalten die SMMP auchdas Haus Maria Regina in Wadersloh-Diested-de, das Seniorenzentrum Am Eichendorffparkin Oelde-Stromberg und das St. Franzikus-Haus in Oelde. 2003 stiegen sie als Mehr-heitsgesellschafter in Wadersloh mit ein. DasDarlehen von sechs Millionen Euro für denNeubau nahm die Kirchengemeinde auf undwird von der Betreibergesellschaft bedient.

9

n sich zahlreiche Helfer eingefunden, um die letzten Möbel zurechtzurücken oder Bilder und Kreuze aufzuhängen. In ihren neuen vier Wänden zeigten sich die Senioren glücklich.

Pfarrer Ralph

Forthaus segnet

die neuen

Räume des

Seniorenheims

Haus St. Josef

in Wadersloh.

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bildung

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Konjunkturpaket hilft Heizkosten sparenGelder fließen zumeist in energetische Maßnahmen - nur an der Engelsburg in inhaltliche Arbeit

Bei Michael Bünger laufen in diesenTagen die Telefondrähte heiß: AmEngelsburg-Gymnasium in Kassel

werden für 2,3 Millionen Euro Cafeteriaund Klassenräume erweitert. Bis Ende2010 müssen die Arbeiten abgeschlossensein. Wie lässt sich das organisieren? InMenden werden 450.000 Euro für energeti-sche Maßnahmen an Walburgisgymnasi-um und Placida Viel Berufskolleg inves-tiert. Hierfür müssen die Ausschreibun-gen `raus. Schließlich bekommt das Be-rufskolleg Bergkloster Bestwig für 145.000Euro ein neues Dach. Was ist da noch anzusätzlichen Dämmungen möglich?

Selten gab es für die Schulen soviel Geld zuverteilen. Grund dafür sind die Ausschüt-tungen aus dem sogenannten Konjunktur-paket II. Das soll Arbeitsplätze schaffen.Möglichst schnell. Und deshalb ist Eile ge-boten. "Trotzdem bleiben noch genügendWünsche offen", betont Michael Bünger.Wissend, dass eigentlich nur am Engels-burg-Gymnasium in Kassel in die inhaltli-che Arbeit der Schule investiert wird: Dortwerden die Caféteria erweitert, neue Che-mieräume eingerichtet und zusätzlicheKlassenräume gebaut. Das Investitionsvo-lumen beträgt fast 2,3 Millionen Euro (sieheInterview). Dagegen wirken die 450.000Euro, die sich das Walburgisgymnasiumund das Placida Viel Berufskolleg in Men-den teilen müssen, fast schon bescheiden.Aber das Berufskolleg Canisiusstift inAhaus und die katholischen Bergschulen inHeiligenstadt gehen bei den Ausschüttun-gen sogar leer aus. Der Grund dafür liegt inden unterschiedlichen Gesetzesgrundlagender Länder und in den verschiedenen Ver-teilungskriterien der Kommunen.

So haben die Gemeinden in Nordrhein-Westfalen die freien Schulträger laut Gesetz"angemessen" zu beteiligen. Was "angemes-sen" bedeutet, legen die Städte und Ge-meinden sehr unterschiedlich aus. Die StadtMenden erhält einen Zuschuss von 485Euro pro Schüler - und das auf Grundlageder Zahlen von 2007. "Wäre das eins zu einsauch an unsere Schulen weitergegebenworden, hätten uns eigentlich 690.000 Eurozugestanden", erklärt Michael Bünger. Mitden bisher zugesagten 450.000 Euro mussder Träger vor allem energetische Maßnah-men durchführen. So werden Fenster aus-getauscht, die noch keine Doppelvergla-sung haben, und die Heizungssteuerungerneuert. Sofern weitere Mittel bewilligtwerden, ist eine zusätzliche Pelletheizungvorgesehen, die Öl und Gas nur noch nachBedarf zuschaltet. Dagegen bleiben Wün-sche für pädagogische Räume weiterhinoffen.

Selbstbeteiligung von zehn Prozent

Das Berufskolleg Bergkloster Bestwig erhält127.000 Euro für ein neues Dach. Ebenfallseine Investition, die dringend erforderlichist und auch ohne Konjunkturpaket in dennächsten Jahren hätte gestemmt werdenmüssen. Die Schwestern der hl. Maria Mag-dalena Postel müssen als Selbstbeteiligung12,5 Prozent zusätzlich aufbringen. Das istauch in Menden so.Dass das Canisiusstift in Ahaus gar keineZuwendungen erhält, sieht Michael Büngernicht ein: "Dort gehen die freien Schulträgerleer aus. In unseren Augen ist dieses Ver-halten der Stadt nicht gesetzeskonform.Deshalb prüfen wir derzeit die Möglichkeiteiner Klage."

Das wiederum verhält sich in Heilgenstadtanders, da die Gelder in Thüringen nichtauf die einzelnen Schulen umgelegt wer-den. "Dort ist der vordringliche Bedarf auchnicht so groß", räumt der Geschäftsfeldlei-ter ein. Der Bergkindergarten erhält jedocheinen Zuschuss von 40.000 Euro für eineneue Heizungsanlage. Und er bekommt -das allerdings aus anderen Mittelzuweisun-gen - einen Carport für Kinderwagen. Diesammeln sich hier in großer Zahl, seitdemdie Einrichtung Kinder ab dem sechstenLebensmonat aufnimmt.

Info Konjunkturpaket IIDas sogenannte Konjunkturpaket II baut aufdem im November 2008 verabschiedetenKonjunkturpaket I auf. Vom Bundestag imJanuar 2009 beschlossen, sieht es konjunk-turpolitische Maßnahmen vor, um die Folgender internationalen Finanzkrise abzufedern.Vorgesehen sind bis Ende 2010 zehnMilliarden Euro an Investitionen für dieKommunen und Länder sowie vier MilliardenEuro für den Bund. Die Finanzierung erfolgtzu 75 Prozent durch den Bund, 25 Prozenttragen die Länder. Besondere Investitions-schwerpunkte sind der Bildungssektor unddie Infrastruktur. In beiden Bereichen werdenzugleich Maßnahmen zur Verringerung derCO2-Emissionen und der Steigerung derEnergieeffizienz gefördert.Damit sie kurzfristig greifen, wurden die Ver-gabefristen verkürzt. Das betrifft auch dieBauleistungen. Für 2010 beantragte Geldermüssen in der Regel noch im selben Jahrausgegeben werden. Dadurch entsteht einhoher Planungsdruck bei den verschiedenenTrägern, die Mittel beantragt haben.

Wie hier an der

Engelsburg beginnen

in diesen Wochen

auch die Bauarbeiten

am Walburgisgymna-

sium in Menden und

am Berufskolleg

Bergkloster Bestwig.

Page 11: blickpunkt Mensch 1-2010

11

bildung

11

InterviewInterview

Auf dem Weg zuroffenen Ganztagsschule

blickpunkt mensch: Welche Mittel erhaltenSie 2010 aus dem Konjunkturpaket?Dieter Sommer: Wir erhalten für diesesJahr Mittelzuweisungen in Höhe von 1,3Millionen Euro aus dem Konjunkturpaketder Bundesregierung und des Landes. Eineweitere Million steuern das Bistum Fuldaund die Schwestern der hl. Maria Magda-lena Postel als Schulträger bei.

blickpunkt mensch: Was passiert mit die-sem Geld?Sommer: Zunächst wird unsere Cafeteriaausgebaut. Derzeit können wir 80 Essen proTag anbieten. Demnächst werden es 250sein. Außerdem richten wir drei neue Che-mieräume ein. Die beiden derzeit vorhan-denen Räume entsprechen nicht mehr dengestiegenen Sicherheitsstandards. Daherbesteht dringend Handlungsbedarf. Und zuguter Letzt werden zwei Klassenzimmer imDachgeschoss angebaut. Das ist sinnvollund nötig, da wir bislang drei Räume in ei-nem Nachbarhaus angemietet haben. Durchden Anbau der beiden neuen Räume imobersten Stockwerk können wir dort auchein zweites Treppenhaus anbinden, wo-durch ein zweiter Fluchtweg geschaffenwird. Weitere Brandschutzmaßnahmen, wiedie bessere Abriegelung von Treppenhäu-sern zu Fluren bei möglicher Rauchent-wicklung, gehören ebenfalls zu dem Inves-titionspaket.

blickpunkt mensch: Warum ist der Ausbauder Caféteria unbedingt notwendig?

Sommer: Da das G8-Gymnasium sukzessi-ve aufgebaut wird undsich dadurch dieStundentafel in allenJahrgängen erhöht,haben zwangsläufigimmer mehr Schülernachmittags Unter-richt. Also steigt derVerpflegungsbedarf.Mit der Verdreifa-chung werden wir die-sem Bedarf gerecht.

blickpunkt mensch:Bleibt die Zahl derSchüler bei künftig nur noch acht stattneun Schuljahren denn stabil?Sommer: Das könnenwir steuern. Derzeithaben wir 1130 Schüler.Allerdings starten wirabwechselnd vier undfünfzügig. Da wir fastdoppelt soviele Anmel-dungen haben wie wirKinder aufnehmenkönnen, haben wirauch die Möglichkeit, in Zukunft durchge-hend fünfzügig zu starten.

blickpunkt mensch: Wird das Engelsburg-Gymnasium durch die längeren Unter-

richtszeiten und die damit einhergehendeBetreuung in den Mittagsstunden zu einerArt Ganztagsschule?Sommer: Im Prinzip ja. Dadurch, dass wirüber Mittag auch qualifizierte Betreuungs-angebote machen, erfüllen wir die Anforde-rungen an eine Offene Ganztagsschule undwollen dafür weitere Fördermittel beantra-gen. Denn diese Betreuung bindet natürlichauch pädagogische Kräfte.

blickpunkt mensch: Kann sich die Engels-burg damit alle Wünsche erfüllen?Sommer: Nein, da gäbe es noch mehr: Wirbräuchten eigentlich eine eigene Sporthalle,die sich auch als Multifunktionsraum nut-zen lässt. Für den Sportunterricht müssenwir teilweise auf andere Schulen auswei-chen. Und größere Veranstaltungen - wiedie Schulentlassfeiern - müssen wir derzeitin einem benachbarten Kino durchführen.Nichts desto trotz sind wir dankbar für diejetzt bewilligten Mittel, mit denen vor einbis zwei Jahren niemand gerechnet hätte.Dieser Dank gilt auch dem Träger, der sichda erheblich mit einbringt.

11

So sehen die Pläne

für die vergrößerte

Cafeteria aus. Sie

deckt den Bedarf

an zusätzlichen

Mahlzeiten bei

zunehmendem

Ganztagsbetrieb.

Das Engelsburg-Gymnasium in Kassel erhält von den Schulen inTrägerschaft der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel ausdem Fördertopf des Konjunkturpaketes II die meisten Mittel.Die können die Schule auch in ihrer inhaltlichen Arbeit undAusrichtung weiterbringen. blickpunkt mensch sprach darübermit Schulleiter Dieter Sommer.

Auf dem bestehenden Gebäude entstehen

neue Klassenräume (grün gefärbt).

Dieter Sommer

Page 12: blickpunkt Mensch 1-2010

seniorenhilfe

Der Martinus-Treff komplettiert das Ange-bot der Martinus Trägergesellschaft fürsoziale Dienste mbH für eine wohnortnaheVersorgung von Seniorinnen und Seniorenin Herten-Westerholt. Teilhaber dieser Ge-sellschaft sind die Schwestern der hl. MariaMagdalena Postel (SMMP) und die Pfarrge-meinde St. Martinus und St. Johannes. Ab-gestuft auf die jeweilige Lebenssituationkönnen ältere Menschen in Westerholt undUmgebung jetzt den mobilen Menüservice,die ambulanten Dienste, das betreute Woh-nen an der Kuhstraße, den Martinus-Treffals Halbtagsbetreuung und die stationärePflege in Anspruch nehmen.Bei der Eröffnung mit 120 geladenen Gäs-ten und Besuchern erklärte die Geschäfts-feldleiterin der SMMP-Seniorenhilfe undProkuristin der Martinus-Trägergesell-schaft, Andrea Starkgraff: "Mit diesem An-gebot richten wir uns gerade an diejenigen,die nicht mehr so mobil sind oder die unterleichten Demenz-Erscheinungen leiden -ohne dass sie ihr häusliches Umfeld aufge-ben wollen." Zugleich wolle man mit die-sem Angebot die pflegenden Angehörigenentlasten. Ab mittags steht der Treff dannallen Besuchern offen. Ludger Dabrock,Geschäftsführer der Martinus GmbH sowiefür die Einrichtungen und Dienste SMMP,

bedankte sich bei dem Aufsichtsrat für dasVertrauen, mit diesem neuen Angebot anden Start gehen zu dürfen. Diesen Dankerwiderte der Vorsitzende des Aufsichts-rates, Josef Wiemann: "Es ist toll, was ausdiesen Räumen, die früher schon einmalCafé und dann Restaurant waren, gewor-den ist. Und wenn man sieht, welch großerAndrang heute schon herrscht, lässt das fürdie Zukunft hoffen."

Eine Gruppe junger Erwachsener aus derBerufsqualifizierungseinrichtung NeueArbeit mit Menschen (NAMe) gGmbH inTrägerschaft der Ordensgemeinschaft ausBestwig hatte geholfen, das frühere Café zugestalten. Für eine grundlegende Erneue-rung von Küche und Elektrik und den be-hindertengerechten Umbau hatten dieHaustechniker aus dem Haus St. Martin,Simon Pause und Michael Lüdtke, gesorgt."Insofern haben wir das Gros der Sanie-rungsarbeiten mit eigenen Leuten geleistet.Dem ganzen Team gilt für diesen Einsatzein großer Dank", freut sich Wilfried Weeke,Leiter der Martinus Ambulanten Dienste,denen der Martinus-Treff angeschlossen ist.Pfarrer Norbert Urbic segnete die Räumeabschließend und gab dem neuen ProjektGottes Segen.

Halbtagesbetreuung komplettiert Angebot der Versorgungskette

Einmal in der Woche kommt JohannaSchöler in den Martinus-Treff. Dortgenießt die 84-Jährige die Gesell-

schaft mit anderen Seniorinnen und Se-nioren: "Ich habe zwei Töchter, die sichliebevoll um mich kümmern. Aber siesind beide berufstätig. Da kommt es ihnenentgegen, dass ich an einem Tag hier seinkann." Im Martinus-Treff erlebt sie aberauch andere Möglichkeiten der Beschäfti-gung: zum Beispiel Gesellschaftsspiele imKreise von vier bis fünf Mitstreitern. Andiesem regnerischen Dienstagvormittagsteht Mensch-ärgere-Dicht-nicht auf demProgramm.

"Ein Dauerbrenner", sagt Heike Hanowski,die die Gäste im Wechsel mit Nicole Berg-mann betreut. Beide sind Angestellte derMartinus Ambulanten Dienste, die denTreff im Westerholter Ortskern im März2009 eröffnet haben. An anderen Tagenwird in den Räumen gebastelt, gewerkeltoder auch schon `mal mit Luftballons ge-tanzt. "Dabei stimmen wir das Programmmit den jeweiligen Tagesgästen ab und ach-ten auch auf Ruhephasen", erklärt HeikeHanowski. Die Zusammensetzung ist nichtimmer dieselbe: Manche Senioren kommeneinmal am Tag, andere von montags bisfreitags. Wie Kurt Specowius. Auch er istJahrgang 1924 und freut sich, dass er seinPüppchen in den Stall setzen kann. Damitliegt er beim Mensch-ärgere-dich-nicht inFührung."An guten Tagen haben wir bis zu achtGäste", zeigt sich Sabine Plass-Tanzgeschirrvon der Resonanz schon recht angetan. Sieist die Leiterin des Martinus-Treffs und

“Der Martinus-Treff in Westerholt betreut se

Ein Raum für sozi

12

Der Leiter der Martinus

Amblanten Dienste,

Wilfried Weeke, freut sich

bei der Einweihungsfeier

im Frühjahr 2009 über

zahlreiche Glückwünsche

und Geschenke.

Page 13: blickpunkt Mensch 1-2010

seniorenhilfe

““Hier muss man immer flexibel sein. Das

funktioniert anders als in einem Heim, wo esbewährte Konzepte für feste Personenkreisegibt. Hier ist die Konstellation jeden Taganders. Heike Hanowski

Ansprechpartnerin für Interessenten. Oftsei Altersdemenz der ausschlaggebendeGrund dafür, dass Angehörige nach einersolchen Betreuung fragten. "Immer mehrsind aber auch vereinsamt. Sie benötigensoziale Kontakte", hat sie festgestellt. Soseien im Martinus-Treff schon mehrereregelmäßige Besucherinnen und Besucherwieder "aufgeblüht".

Sabine Plass-Tanzgeschirr freut, dass siehier Senioren stundenweise betreuen kann,denen sonst nur ein Heimplatz bliebe: "Wieeiner dementen Seniorin, deren Sohn mitim Haus wohnt, sich aber nicht rund umdie Uhr um seine Mutter kümmern kann.Nun freut er sich, dass er sie zumindest aneinigen Vormittagen bei uns gut aufgeho-ben weiß und sie doch zuhause wohnenbleibt." Nicht zuletzt sei das auch viel güns-tiger. Die Vormittagsbetreuung von 8 bis 13Uhr mit Hol- und Bringedienst, Frühstückund Mittagessen kostet im Martinus-Treff500 Euro pro Monat. "Ein Heimplatz kostetmanchmal ein Mehrfaches", sagt SabinePlass-Tanzgeschirr. Finanziert werden kön-nen die Besuche im Martinus-Treff durchdie Betreuungspauschalen der Pflegeversi-cherung von 100 oder 200 Euro monatlich.Die werden bei der Beeinträchtigung derAlltagskompetenz gewährt. Bei Verhinde-rung der pflegenden Angehörigen ist einezusätzliche Bezuschussung der Halbtages-

betreuung von bis zu 1500 Euro jährlichmöglich. Viele wüssten das nicht. Gern willder Martinus-Treff deshalb in naher Zu-kunft auch eine regelmäßige Sprechstundeim anbieten. "Da beraten wir dann zu allenHilfestellungen, die Seniorinnen und Senio-ren bei uns erhalten können. Vom Essen aufRädern über hauswirtschaftliche Hilfen,stundenweise Betreuung, Pflegeversiche-rung und ambulante Pflege", zählt SabinePlass-Tanzgeschirr auf. Und sie ergänzt:"Ich hatte hier auch schon den ersten Kun-den, der in die stationäre Pflege des HausesSt. Martin gewechselt ist. Letztlich wollenwir ja - wenn erforderlich - einen fließendenÜbergang schaffen."Doch nun gibt es Mittagessen. Das Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel muss vom Tisch.Vielleicht auch besser so. Dann braucht sichniemand zu ärgern. "Ich merke den dreienan, dass sie jetzt eine Pause brauchen",meint Heike Hanowski. Sie benötigt dieebenfalls: "Denn hier muss man immer fle-xibel sein und die Besucher genau beobach-ten. Das funktioniert anders als in einemHeim, wo es bewährte Konzepte für festeund größere Personenkreise gibt. Hier istdie Konstellation täglich anders. Und dieBefindlichkeiten wechseln schneller." Trotz-dem mache ihr die Arbeit Spaß - vielleichtgerade deshalb. Es entwickeln sich intensi-ve Beziehungen. "Unser Kurt Specowiusgehört hier zum Beispiel schon zur Fami-lie", herzt sie den 84-Jährigen. Der ambu-lante Pflegedienst versorgte schon seineFrau. Und er selbst bekommt seit fünfJahren sein Mittagessen über den mobilenMenüservice. Auch jetzt löffelt er seineSuppe und lächelt zufrieden zurück.

Info Martinus-TreffVon montags bis freitags gibt es im Martinus-Treff von 8 bis 13 Uhr eine Betreuung fürSenioren, Frühstück und Mittagessen inklusi-ve. Wenn gegen 12 Uhr das Buffet aus derKüche des Hauses St. Martin angeliefert wird,öffnen die Räume an der Bahnhofstraße füralle. "Mittlerweile haben wir zahlreiche Stamm-kunden, die hier mittags essen", freut sichSabine Plass-Tanzgeschirr. Nachmittags bietetder Treff dann vor allem älteren MenschenGelegenheit sich zu treffen und zu beschäfti-gen. Immer wieder gibt es dann auch offeneAngebote, zu denen schon Tanztees oder eineSchmuckparty gehörten. Die Einrichtungschließt um 16 Uhr. Abends und an Wochenen-den stehen die Räumlichkeiten aber auch fürVereine oder private Feiern zur Verfügung.

Weitere Informationen:Sabine Plass-TanzgeschirrTel.: 0209 357050www.ambulante-pflege-westerholt.de

etreut seit März 2009 Senioren, die sonst einen Heimplatz bräuchten

soziale Kontakte im Alter

13

Gesellschaftsspiele sind

beim Martinustreff sehr

beliebt. Zuhause fehlen

den Seniorinnen und

Senioren oft die Mitspie-

ler. Hier finden sie

Gleichgesinnte in ähnli-

chen Lebenssituationen.

Der Eingangsbereich des Martinus-Treffs mitten

in Westerholt.

Page 14: blickpunkt Mensch 1-2010

14

gesundheit

Chefärztin geht neue WegeDr. Irmgard Luthe verlässt Marienkrankenhaus nach 17 Jahren

Dankten Dr. Irmgard Luthe (3.v.l.)

für ihren großen Einsatz: (v.l.):

Der ärztliche Direktor des Klinik-

verbundes, Dr. Rainer Brenke,

Pflegedirektorin Sr. Placida

Fennenkötter, die kaufmännische

Direktorin Barbara Werder, Chef-

ärztin Dr. Cornelia Lippold, der

Geschäftsführer der SMMP-Ein-

richtungen und Dienste, Ludger

Dabrock, und Generaloberin Sr.

Aloisia Höing. Foto: SMMP

““

Aus meiner Sicht gehen die aktuellen politi-schen Entwicklungen an der Not und der Wirk-lichkeit des kranken und des alten Menschenvorbei. Dr. Irmgard Luthe

Schwester Placida Fennenkötter und

Barbara Werder gaben das Startsignal

für die Luftballons. Der weiteste flog

627,5 Kilometer weit. Dafür gab es ein

Mountain-Bike.

Der Balance-Trainer (kl. Foto) zog viele

neugierige Blicke auf sich. "Dieses Gerät

setzen wir zum Beispiel nach

Schlaganfällen zur Wiedererlangung des

Gleichgewichts und der Feinmotorik ein",

erklärt Physiotherapeut Stefan Schäfer. Auf

einer Platte stehend können die Patienten

durch Gewichtsverlagerung bestimmte

Figuren nachzeichnen, die eine Linie auf dem

Computerbildschirm wiedergibt.

Neue Optik für moderne Leistungen

Die Katholischen Kliniken Lahn, zu der dieHufeland-Klinik Bad Ems und das Marienkran-kenhaus in Nassau gehören, haben seit Som-mer 2009 ein neues Corporate Design. Dasbedeutet, dass auch Internetauftritt, Flyer undAnzeigen ein verändertes, aber einheitlichesErscheinungsbild haben. "Wichtig sind unsdabei ein hoher Wiedererkennungswert undeine patientenorientierte Information", sagt diekaufmännische Direktorin Barbara Werder.Und sie ergänzt: "Wir wollen uns auf dasWesentliche beschränken, das aber in einereinfachen Sprache und mit ansprechendenBildern möglichst transparent und verständlich`rüberbringen."Der blaue Grundtun, wie er seit Jahren für denBereich der Gesundheitshilfe bei SMMP einge-setzt wird, blieb erhalten. Mit quadratischenRechtecken, Farbabstufungen und viel Frei-raum sind die Flyer jetzt moderner, freundli-cher und luftiger. Die Internetseite ist klarergegliedert und enthält alle wichtigen Informa-tionen zu den Fachabteilungen, zu den Häu-sern, ihrem Träger und dem Umfeld.

www.kkl.marienkrankenhaus-nassau.de

Nach 17-jähriger Tätigkeit am Ma-rienkrankenhaus in Nassau hatChefärztin Dr. Irmgard Luthe die

Leitung der geriatrischen Abteilung imNovember 2009 an Dr. Cornelia Lippoldübergeben. Die 53-Jährige will noch ein-mal neue Wege gehen und sich in der Lo-gotherapie selbstständig machen. Dr. Cor-nelia Lippold kam 2006 nach Nassau, als

die akut-innere Abteilung wiedereingerichtet wurde. Künftig lie-

gen beide Bereiche mit dem Schwerpunktder Altersmedizin in ihrer Hand.

Vor den Mitarbeitern und einigen geladenenGästen begründete Dr. Irmgard Luthe ihreEntscheidung damit, dass sie sich demMenschen ganzheitlicher zuwenden wolle,als es in einem Krankenhaus möglich sei:"Das Gesundheitssystem setzt da engeGrenzen. Aus meiner Sicht gehen die aktu-ellen politischen Entwicklungen an der Notund der Wirklichkeit des kranken und desalten Menschen vorbei." Dennoch falle ihrder Abschied nicht leicht. An die Mitarbei-terinnen und Mitarbeiter gewandt sagte sie:"Das Marienkrankenhaus ist für mich wieeine zweite Familie und wie eine Heimatgeworden. Ein Teil meines Herzens wirdimmer bei Ihnen bleiben."

Auch weiß Dr. Irmgard Luthe, dass die Or-densgemeinschaft als Träger im Rahmender Möglichkeiten, die das Gesundheitssys-tem bietet, versucht, das Bestmögliche fürdie Patienten zu erreichen: "Deshalb bin ichdankbar für die Erfahrungen der letzten 17Jahre. Es gibt nichts, was ich bereue." Generaloberin Schwester Aloisia Höingzeigte Verständnis für die Entscheidung der

scheidenden Chefärztin und dankte ihr fürdie geleistete Arbeit: "Für Sie stand stets deralte Mensch mit seinen Leiden und Begren-zungen, mit seinen Sehnsüchten und Be-dürfnissen im Mittelpunkt. Sie haben denMenschen nicht nur behandelt, sondernsensibel seine Suche nach Sinn und Erfül-lung wahrgenommen."Die offizielle Verabschiedung übernahmder Geschäftsführer der Einrichtungen undDienste SMMP, Ludger Dabrock. Auch erhob insbesondere den menschlichen Um-gang von Dr. Irmgard Luthe mit den geria-trischen Patienten hervor: "Sie haben dieGeriatrie am Marienkrankenhaus zumWohl vieler betroffener Menschen aufge-baut und über viele Jahre mit ihrer Persön-lichkeit geprägt." Darin sei die überzeugte,christliche Grundhaltung der Ärztin deut-lich geworden.

Der ärztliche Direktor des KlinikverbundesKatholische Kliniken Lahn, Dr. Rainer Bren-ke, und die Mitarbeitervertretung bestätig-ten in ihren Dankesworten die gute Zusam-menarbeit. Alle wünschten Dr. IrmgardLuthe für die Zukunft alles Gute.Dr. Cornelia Lippold, die die Funktion derChefärztin nun für die Geriatrische Abtei-lung mit übernimmt, kam 2008 als Leiterinder akut-inneren Abteilung an das Marien-krankenhaus. Sie ist ebenfalls für die Alters-medizin ausgebildet. Erst 2005 war die in-nere Abteilung neu aufgebaut worden,nachdem der Bedarf im Landeskranken-hausplan Rheinland-Pfalz wieder festge-schrieben worden war (s. Bericht rechts).Sowohl die akut-innere als auch die geria-trische Fachabteilung haben 35 Plätze.Darüber hinaus verfügt das Krankenhausüber acht tagesklinische geriatrische Reha-bilitationsplätze.

Berichte auch im Internet: www.smmp.de > Service > Neuigkeiten

Page 15: blickpunkt Mensch 1-2010

gesundheit

Das Marienkrankenhaus blickt auf wechselvolle Geschichte zurück und ist dennoch optimistisch

Vor allem die Fachvorträge zur Patienten-

verfügung fanden am Tag der offenen Tür großen

Zuspruch. "Die neue Gesetzeslage ruft viele Fragen

hervor. Viele Menschen sind neugierig und verunsi-

chert", räumte Rechtsanwalt Dominik Huber ein. Er

mahnte dazu, sich der rechtlichen Konsequenzen

einer Patientenverfügung bewusst zu sein: "Sie bleibt

für immer gültig." Oberarzt Dr. Josef Rein bemerkte

aus medizinischer Sicht kritisch: "Eine solche

Verfügung sollte Ärzte nicht dazu verleiten, die Frage

der Weiterbehandlung nicht auch selbst medizinisch

nach bestem Wissen und Gewissen zu beurteilen."

Viel Bewegung zum Geburtstag

Mit einem großen Tag der offenenTür feierte das Marienkranken-haus in Nassau im September

2009 sein 20-jähriges Bestehen. Zugleichbrachte dieses Fest zum Ausdruck, dassdie Klinik zuversichtlich in die Zukunftblickt. Hier eine Bestandsaufnahme.

Die rund 200 farbenfrohen Luftballons, dieSchwester Placida Fennenkötter zum Ge-burtstagsfest in die Luft stiegen ließ, warenein Symbol dieser Einstellung: Obwohl dasZiel nicht genau vorhersehbar ist, stehendoch die Richtung und der Weg dorthinfest. "Heute präsentiert sich das Marien-krankenhaus als moderne Einrichtung mit35 Betten für die akut-innere Medizin mitdem Schwerpunkt Geriatrie und weiteren35 Betten für die geriatrische Rehabilitationsowie acht tagesklinischen geriatrischen Re-habilitationsplätzen", zählt die kaufmänni-sche Direktorin Barbara Werder auf. DerSchwerpunkt liegt also in der Behandlungälterer Patienten - "wobei wir mit unseremdiagnostischen und therapeutischen Spek-trum Teil der internistischen Notfallversor-gung im Einzugsgebiet sind." Die Einrich-tung behandelt rund 1.000 Akut- und 500Rehapatienten im Jahr.Wechselhaft ist die Geschichte des Kran-kenhauses: Ursprünglich in Bad Ems ange-siedelt, sind die Schwestern der hl. MariaMagdalena Postel in den 80er Jahren aufeinen Vorschlag der Landesregierung ein-gegangen, das Krankenhaus in Nassau neuzu bauen. Dort gebe es längerfristig Bedarf.Die Arbeiten für den 26 Millionen Markteuren Neubau begannen im Herbst 1985.Die Kosten trugen zum großen Teil dasLand, aber auch die Stadt Nassau und dieSchwestern der hl. Maria Magdalena Postel.

Am 29. April 1989 hatte der Neubau dannseinen Betrieb aufgenommen. Schwester Maria Theresita Wolff, die da-mals Krankenhausoberin war und bis heutein dem Konvent in Nassau lebt, erinnertsich noch an den ersten Tag des neuenKrankenhauses. "Die Patienten kamen hierdank der guten Organisation des Deut-schen Roten Kreuzes im Zweiminutentaktan. Am Eingang hatten Chefarzt Dr. Bern-hard Moser, Verwaltungsleiter Werner Klattund ich alle einzeln empfangen," berichtetdie inzwischen 86-Jährige. Und sie ergänzt:"Insgesamt hatte die Krankenhausleitungden Umzug hervorragend geplant. AlleMitarbeiter hatten Anteil daran, dass es sogut klappte."

Krankenhaus schreibt schwarze Zahlen

Auch 1989 gab es anlässlich der Eröffnungeinen großen Tag der offenen Tür. "Das warein guter Start", blickt Schwester Monikavom Kreuz Vieth zurück. Sie ist heute Kon-ventsleiterin und war damals als Pflege-dienstleiterin tätig. Nachdem das Marien-krankenhaus von 2000 bis 2006 vorüberge-hend als rein geriatrische Rehabilitations-klinik geführt wurde, steht es jetzt wiederim Landeskrankenhausplan. Dadurch hates erneut 35 Betten für die akut-innereMedizin. "Und seitdem schreibt das Kran-kenhaus auch wieder schwarze Zahlen",freut sich Geschäftsführer Ludger Dabrock.Dass der Bestand gesichert ist, sagte imDezember 2009 sogar das zuständige Lan-desministerium zu. Selbst zur Ansiedlungeines Institutes, das sich mit geriatrischerMedizin beschäftigt, käme das Marienkran-kenhaus infrage.Angesiedelt sind dort neben den beiden

Fachabteilungen noch die AmbulantenDienste mit dem Mobilen Menüservicesowie ein breit gefächertes Angebot physi-kalischer Leistungen. Dazu gehören diePhysikalische Therapie, die Ergotherapie,ein Bewegungsbad sowie der Bereich derKrankengymnastik und Logopädie. "DieseEinrichtungen stehen auch für die ambu-lante Behandlung zur Verfügung", betontBarbara Werder. 2009 wurde die Geriatri-sche Rehabilitationsabteilung des Marien-krankenhauses zum wiederholten Maleerfolgreich mit dem Qualitätssiegel Geria-trische Rehabilitation Rheinland-Pfalz zerti-fiziert. Eine weitere Bestätigung dafür, dassdas Krankenhaus gut aufgestellt ist.

15

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politisches forum

bildung

16Das Placida Viel Berufskolleg in Menden gehört zu den

Vorreitern beim Projekt "Sozialgenial"

"Mich fasziniert die Freudein den Gesichtern"

Einmal pro Woche gehen die ange-henden Sozialhelferinnen und So-zialhelfer des Placida Viel Berufs-

kollegs in Menden in ein Behinderten-heim oder ein Seniorenzentrum. Um zuhelfen. Vor allem aber auch, um selbst zulernen. Damit beteiligten sie sich als eineder ersten Schulen an dem landesweitenModellprojekt “Sozialgenial”. Die nord-rhein-westfälische Schulministerin Barba-ra Sommer stellte das interdisziplinäreLernen daher auch gern mit den Mende-nern der Öffentlichkeit vor.

Corinna Gebauer hatte beispielsweise eineAusbildung zur Malerin und Lackiereringemacht, bevor sie sich entschloss, in einensozialen Beruf zu wechseln, wo sie mehrmit Menschen zu tun hat. "Bevor ich die

Ausbildung hier begann, war ich noch niein einem Altenheim gewesen. Wenn ichheute dort hingehe, will ich meist gar nichtmehr weg." Die 22-Jährige unterhält sichdort mit alten Menschen, geht mit ihnenspazieren oder bastelt mit ihnen. So wieAnna-Carina Nowitzki. Sie geht sogarsoweit zu sagen, "dass sich meine Meinung

über ältere Menschen völlig geändert hat."Bis dahin hatte sie die meist als unbeholfen,aber auch stur erlebt. Jetzt erfährt sie, wiefröhlich und offen sie sind. "Oft haben wirsogar ähnliche Interessen. Etwa, wenn wirMusik machen. Und es ist einfach span-nend, sich mit ihnen über ihre Lebenserfah-rungen zu unterhalten." Sabrina Grabbethat mit den dementen Bewohnern einesSeniorenheims manchmal sogar sovielSpaß, dass die angestellten Pflegekräfte nei-disch werden: "Die haben natürlich nicht soviel Zeit wie ich, sich einfach mit den Be-wohnern zu unterhalten."Ausbildungsgangleiterin Ulrike Lowe undFachlehrer Matthias Menke sehen ihreHoffnungen, die sie mit einer Beteiligungan dem landesweiten Projekt "Sozialgenial"verbunden hatten, in solchen Aussagen be-

stätigt. "Unsere Absicht wares, die theoretische Ausbil-dung stärker mit dem prakti-schen Lernen zu verbinden",erklärt Ulrike Lowe. Zwarsieht die zweijährige Berufs-fachschule für Sozial- undGesundheitswesen schon dreimehrwöchige Praktika in dermobilen sowie der stationärenPflege und in einem Behinder-tenheim vor, doch sei es nocheinmal etwas ganz anderes,wenn sich die Schülerinnenund Schüler dort dauerhaftengagieren und feste Bezie-hungen aufbauen. "Außerdemintensivieren wir auf diesemWeg den Kontakt zu verschie-

denen Ausbildungsbetrieben. Die haben dieMöglichkeit, unsere Schüler kennenzuler-nen. Das erleichtert es ihnen, einige davonzu übernehmen", fügt Matthias Menkehinzu. Somit profitierten beide Seiten vom"Sozialen Lernen."Was unter der Trägerschaft einer Bürgerini-tiative im Münsterland begann, ist 2009 zu

einer landesweiten Initiative unter derSchirmherrschaft des nordrhein-westfäli-schen Schulministeriums geworden. DasPlacida Viel Berufskolleg ist schon seit 2008dabei. Deshalb durfte der 16-jährige SchülerBenjamin Mudrich auch bei der Pressekon-ferenz in Düsseldorf neben SchulministerinBarbara Sommer Platz nehmen und überseine Erfahrungen berichten. Er hatte zu-sammen mit Behinderten Spielbretter ange-fertigt und erklärte auf dem Podium vorJournalisten: "Heute sehe ich diese Men-schen mit anderen Augen. Vor allem faszi-niert mich die Freude in ihren Gesichtern."

Auch Sascha Petersen hat nach einer kauf-männischen Ausbildung den Sprung inskalte Wasser gewagt und sich beim Zivil-dienst bewusst für die Arbeit in einer Be-hinderteneinrichtung entscheiden. "Das hatmir soviel Freude gemacht, dass ich dortsogar drei Monate länger geblieben bin",sagt der 25-Jährige. Nun will er in jedemFall in einen sozialen Beruf.Neun Monate Zivildienst sind keine langeZeit, um sich in ein solches Feld einzuarbei-ten. Ab 2011 wird der Zivildienst sogar aufein halbes Jahr gekürzt. Matthias Menke

Benjamin Mudrich (2.v.r.) nahm an der Pressekonferenz zum Auftakt

des Projekts “Sozialgenial - Schüler engagieren sich” teil. Mit ihm

saßen WGZ BANK-Chef Werner Böhnke und Schulministerin Barbara

Sommer auf dem Podium. Auch Schulseelsorger Matthias Menke (r.)

war in Düsseldorf dabei. Foto: privat

Bevor ich die Ausbildung hier begann, war ichnoch nie in einem Altenheim gewesen. Wennich heute dort hingehe, will ich meist garnicht mehr weg. Corinna Gebauer

Page 17: blickpunkt Mensch 1-2010

17

bildung/seniorenhilfe

Der Bildungsgang zum/zur staatlich anerkannten Sozialhelfer/in istauf zwei Jahre angelegt. Voraussetzung ist mittlerweile ein Haupt-schulabschluss nach Klasse 9. Ausbildungsziel ist, dass sie Men-schen jeden Alters in besonderen Lebenssituationen Hilfe und Un-terstützung zur selbstständigen Lebensführung anbieten können -zum Beispiel Senioren, die in ihren Möglichkeiten eingeschränktsind, oder körperlich wie geistig Behinderten. Die Hilfen bestehenaus gesundheitsfördernden, sozialpädagogischen und sozialpflegeri-schen Tätigkeiten im Alltag sowie der hauswirtschaftlichen Versor-gung.Die Ausbildung findet im Rahmen einer zweijährigen Berufsfach-schule für Gesundheits- und Sozialwesen statt. Auch das Berufskol-leg Canisiusstift in Ahaus und das Berufskolleg Bergkloster Bestwigin Trägerschaft der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel bie-ten diesen Bildungsgang an.

sieht darin eine Chance für die Sozial-helfer: "Der Bedarf anBetreuungskräftenund Alltagsbegleiternbleibt gleich. Ein nurnoch sechsmonatigerZivildienst wird klei-nere Einrichtungen davor Probleme stellen.Denn die Einarbei-tungszeit bleibt gleich.Vielleicht greifen dann

mehr von ihnen darauf zurück, Sozialhelfe-rinnen und Sozialhelfer einzustellen." AuchUlrike Lowe glaubt: "Erst seitdem unsereSchüler regelmäßig in den Einrichtungensind, beginnen deren Mitarbeiter zu begrei-fen, welche Kompetenzen unsere Schülerhaben. Ob in pflegerischer, hauswirtschaft-licher oder sozialpädagogischer Sicht."Selbst wenn sie mit den dementen Bewoh-nern manchmal sogar zu gut auskommen...

Ausführliche Berichte im Internet: www.sozialgenial.de

Ausbildung Sozialhelfer/in“

17Die Bildungsakademie für Therapieberufe Bergkloster Bestwig istzum Ausbildungsjahr 2009/2010 umgezogen. Am 16. April 2010eröffnet dort auch noch eine Akademie-Praxis für Physiotherapie. Die Akademie zog aus den Räumen des Berufskollegs BergklosterBestwig in die ehemalige evangelische Schule in Velmede. "Wirfreuen uns, dass wir einen neuen, attraktiven Standort für die Ein-richtung gefunden haben. Auf dem Klostergelände wäre es unsnicht gelungen, die bestehenden Räumlichkeiten zusammenhän-gend zu erweitern", begründet Andrea Starkgraff, Geschäftsfeldlei-terin für die Seniorenhilfe-Einrichtungen der Schwestern der hl.Maria Magdalena Postel (SMMP), den Umzug. In ihren Zuständig-keitsbereich fällt auch die Bildungsakademie.

"Das Gebäude ist nahezu ideal. Wir mussten nur geringe Verände-rungen und kleinere Sanierungsarbeiten vornehmen", freut sichauch der Leiter der Akademie, Andreas Pfläging. In Velmede kanndie Einrichtung zwei Etagen und Teile des Kellerbereiches nutzen.Dort finden drei großzügig angelegte Klassenräume und die not-wendigen Büroräume Platz. Die Bildungsakademie bildet Ergo- und Physiotherapeuten aus. Zubeiden Ausbildungsgängen gehören insgesamt rund 90 Schülerin-nen und Schüler. Seit zwei Jahren ist diese Einrichtung unter demDach der neu gegründeten Gesundheitsakademie SMMP selbst-ständig. "Durch ein eigenes Gebäude wird auch die Identität derAuszubildenden mit ihrer Einrichtung steigen", hofft AndreasPfläging. Zudem falle man an dem zentralen Standort in Nähe derBundesstraße besser auf. "Und nicht zuletzt sind wir sicher aucheine sinnvolle Ergänzung der anderen pädagogischen Einrichtun-gen in unmittelbarer Nachbarschaft", betont der Leiter der Akade-mie. Der Montessori-Kindergarten "Villa Kunterbunt" und diestädtische Grundschule sind nur wenige Meter entfernt. "Da sindsicher auch `mal gemeinsame Initiativen und Projekte denkbar",wagt er einen Ausblick. Im April 2010 öffntet noch die Akademie-Praxis für Physiotherapie. “Das wird unseren Bekanntheitsgradweiter steigern”, ist Andreas Pfläging überzeugt.

Bildungsakademie jetzt miteigener Praxis an neuem OrtMehr Platz und bessere Lage in Bestwig

Das Lernen soll den Auszubildenden der Bildungsakademie Freude machen.

Stolz zeigen die angehen-

den Sozialhelferinnen und

Sozialhelfer des Placida

Viel Berufskollegs in

Menden ihre Urkunde zur

erfolgreichen Teilnahme an

dem landesweiten Projekt

“Sozialgenial”.

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Ordensprovinzen blicken auf Sendung und Berufung

orden

Kapitel in Bestwig und Cochabamba wählen neue Leitung

Nach dem Generalkapitel derSchwestern der hl. Maria Magda-lena Postel Anfang 2009 kamen

im April das Provinzkapitel der Europäi-schen Provinz und zum Jahreswechsel2009/2010 das der bolivianischen Provinzzusammen. Sie wählten nicht nur neueLeitungen, sondern legten auch dieSchwerpunkte ihrer Arbeit für die kom-menden sechs Jahre fest. Der eigene Sen-dungsauftrag und die Frage, wie sich jun-ge Menschen für das Ordensleben begeis-tern und gewinnen lassen, werden dabeiim Vordergrund stehen.

"Wir müssen einerseits den Blick nach in-nen richten und uns fragen, welche Mög-lichkeiten wir als Schwesternschaft haben.Andererseits müssen wir erkennen, wo unsdie Gesellschaft fordert", erklärt die in ih-rem Amt bestätigte Provinzoberin der Euro-päischen Provinz, Schwester Pia ElisabethHellrung. Auf diesem Weg gelte es schließ-lich, auch die Mitarbeiterinnen und Mitar-beiter aus den Einrichtungen und Dienstender Ordensgemeinschaft einzubeziehen,"um den Kurs des Jubiläumsjahres 2007fortzusetzen". Auch damals habe man ge-meinsam vieles bewegt.Ihren Optimismus zieht sie aus den spiritu-ellen Wurzeln und dem Charisma der Ge-meinschaft sowie aus dem Zusammenhaltvon Schwestern- und Mitarbeiterschaft. Die

Symbole dafür, die bei dem Provinzkapitelbesonders in den Blickpunkt rückten, findetman im Innenhof des Bergklosters Bestwig:Dort steht die Gründerin auf dem Grund-stein in der Mitte. "Das Steinmosaik an derWand symbolisiert die Schwesterngemein-schaft in ihrer Zusammengehörigkeit, aberauch die Einmaligkeit jeder einzelnenSchwester. Und die gestalteten Steine ausden Einrichtungen und Diensten aus demJubiläumsjahr stehen für die Mitarbeiter-schaft, die die Aufgaben und das Charismaim Sinne der Ordensgemeinschaft erfüllt",erklärt Schwester Pia Elisabeth. Die seligeSchwester Martha le Bouteiller, die imCidrekeller gearbeitet hat, könne die Patro-nin der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitersein: "Nur durch diesen Dreiklang hat unse-re Gemeinschaft Zukunft."Auch das Provinzkapitel in Bolivien vom27. Dezember 2009 bis zum 4. Januar 2010hat die bisherige Provinzoberin SchwesterMaría Laura Rosado in ihrem Amt bestä-tigt. "Dass sie und ihre ProvinzassistentinSchwester Egidia Llanos wiedergewähltwurden, spricht für das Vertrauen und dieAnerkennung der in den vergangenen Jah-ren geleisteten Arbeit", urteilt Generalse-kretärin Schwester Theresia Lehmeier. Siehat gemeinsam mit Generaloberin Schwes-ter Aloisia Höing an der zehntägigen Ta-gung in Cochabamba teilgenommen.Schwester María Laura tritt ihre zweiteWahlperiode an und ist Leiterin der 48Schwestern in der Provinz. Ihre Assistentinist Schulleiterin an dem Colegio SantaMaría Magdalena Postel, einer Schule desVerbandes Fe y Alegría, in Santa Cruz. Alsweitere Mitglieder des Provinzrates wur-den Schwester Elia Romero, SchwesterMary Luz Montoya und Schwester AmaliaMachaca gewählt. “In politisch unruhigenZeiten, wie sie derzeit in Bolivien herr-schen, ist Kontinuität in der Provinzleitungsicher das richtige Signal”, erklärt Schwes-ter Theresia.

Der Europäischen Provinz der Schwestern der hl.Maria Magdalena Postel gehören 285 Schwes-tern in Deutschland, den Niederlanden und Ru-mänien an. Provinzhaus ist das BergklosterBestwig. Das Kapitel tagt alle sechs Jahre.Schwester Pia Elisabeth Hellrung wurde 2002 zurersten Provinzoberin gewählt und 2009 bestätigt.Sie stammt aus Niederorschel im Eichsfeld undtrat 1954 in die Gemeinschaft ein. Die neue Pro-vinzassistentin Schwester Johanna Guthoff wur-de in Arnsberg geboren und wuchs in Freienohlbei Meschede auf. Sie trat 1984 bei. Seit 1992lebt und arbeitet die 49-jährige Diplom-Religions-pädagogin in der Gemeindepastoral und derWallfahrtsseelsorge des Klosters Oelinghausen. Der neue Provinzrat ist mit einem Altersdurch-

Der 1967 gegründeten Bolivianischen Provinzgehören 48 Schwestern in zehn Konventen an.Bereits seit 1924 sind die Schwestern in diesemLand tätig. Niederlassungen gibt es heute inCochabamba, dem Sitz der Provinzleitung, sowiein La Paz, Oruro, Vallegrande, Santa Cruz,Bermejo und Tarija. Einige Orte befinden sich imHochland, andere im Tiefland. Das Tiefland ist vonder weißen Bevölkerung geprägt, das Hochlandvon den indigenen Einwohnern. Die Hauptaufgabeder Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel in

Kapitel in Bestwig: Vielseiti ger u

Kapitel in Bolivien: Kontinu ität in

Im Innenhof des Bergklosters Bestwig sammelten

sich die Schwestern zum Auftakt des Provinzkapitels.

Provinzleitung und -rat der Europäischen Provinz (v.l.):

Provinzökonomin Sr. Anna Maria Hovest, Sr. Maria Andrea

Stratmann, Sr. Margareta Kühn, Sr. Maria Elisabeth

Goldmann, Provinzoberin Sr. Pia Elisabeth Hellrung,

Sr. Dorothea Brylak, Provinzassistentin Sr. Johanna Guthoff,

Sr. Maria Manuela Gockel und Provinzsekretärin

Sr. Maria Hildegard Schültingkemper.

Page 19: blickpunkt Mensch 1-2010

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Jugendliche sammeln für Erdbebenopfer

orden

schnitt von unter 50 Jahren relativ jung. Zudemkommen die Ordensfrauen aus sehr unterschiedli-chen Arbeitsbereichen. Sr. Margareta Kühn (45)arbeitet im Jugendsozialprojekt "Manege" inBerlin-Marzahn. Sr. Maria Manuela Gockel (47) istSchulleiterin des Berufskollegs Canisiusstift inAhaus. Sr. Maria Elisabeth Goldmann (45) leitetdas Noviziat im Bergkloster Bestwig. Sr. MariaAndrea Stratmann (66) unterrichtet am Walbur-gis-Gymnasium in Menden und wirkt dort in derPastoralarbeit mit. Sr. Dorothea Brylak (44) arbei-tet als Pastoralreferentin für das DekanatIysselvallei zwischen Deventer und Apeldoorn inden Niederlanden. Der Provinzrat berät dieLeitung bei allen wichtigen Fragen und kommtdazu regelmäßig im Bestiwg zusammen.

Bolivien ist die Erziehungs- und Bildungsarbeit.Sie unterhalten mehrere Kindergärten undSchulen, unterrichten und lehren aber auch anSchulen des Verbandes Fe y Alegría. Zu den wei-teren Aufgaben zählen die Pastoral- und Sozialar-beit. Darüber hinaus betreiben sie Speisesäle undorganisieren Essensausgaben für Bedürftige. Derwiedergewählte sozialistische Präsident EvoMorales geht allerdings scharf gegen kirchlicheBildungseinrichtungen vor. Mehr darüber im Mis-sionsmagazin kontinente, Ausgabe 2-2010.

iti ger und junger Provinzrat

nu ität in unruhigen Zeiten

Nach dem verheerenden Erdbebenin Haiti mit fast 200.000 Totenhaben die Lehrer und Schüler

der Katholischen Berufsbildenden Berg-schule St. Elisabeth in Heiligenstadt einegroße Solidaritätsaktion gestartet. Am 1.März konnte Schulleiterin SchwesterTheresita Maria Müller bereits 21.000Euro für den Wiederaufbau einer Schulein Port-au-Prince überweisen: "Und wirwollen unser Engagement zusammen mitder Jugendeinrichtung Villa Lampe undweiteren Partnern fortführen."

Träger der betroffenen Schule sind die Sa-lesianer Don Boscos, mit denen dieSchwestern der hl. Maria Magdalena Postelin Heiligenstadt und Berlin eng zusam-menarbeiten. Unter den Trümmern diesesSchulzentrums wurden 500 Kinder, Auszu-bildende und Lehrer begraben. Nur dieKüche, die täglich 26.000 Essen kocht, bliebunversehrt, wurde aber ausgeraubt. In Heiligenstadt sind die Salesianer Trägerder "Villa Lampe". Bruder Thomas Kewitz,der dort arbeitet und auch eine halbe Stelleals Schulsozialarbeiter an der berufsbilden-den Bergschule hat, schlug vor, etwas fürdas Katastrophengebiet zu tun. Auch JensKoch, Küchenleiter im Bergkloster undLehrer an der Bergschule, ergriff dieInitiative. Bald waren neben der VillaLampe auch die Werbeagentur Plan B unddie Thüringische Landeszeitung für dasVorhaben "Baustein Haiti" gewonnen.

"Unser Kollegium und die Schüler spran-gen sofort darauf an", erinnert sichSchwester Theresita Maria. Die Kreativitätund das Engagement begeistern sie. So hat-ten die verschiedenen Bildungsgänge undKlassen am Freitag, 19. Februar, einengroßen Familientag auf die Beine gestellt:Mit Kastenklettern, Kinderschminken,Clownerie und Massagen. Und am selbenAbend hatten sie ein großes Benefiz-Kon-zert organisiert. Mehrere Bands hatten sichbereit erklärt, ohne Gage zu spielen. Auchdie Formation "Schmeckt anständig" vombenachbarten Gymnasium St. Elisabeth."Deren Schüler unterstützen uns inzwi-schen auch", freut sich Sr. Theresita Maria.Wie sie überhaupt feststellt, dass dieAktion "Baustein Haiti" immer weiter umsich greift. In Beuren wird der Erlös einerKochaktion zum Weltgebetstag der Frauenfür den Wiederaufbau der Schule gespen-det. In Dingelstädt führen einige Berufs-schüler in den Gottesdiensten Kollektendurch. Auch das Elisabeth-Gymnasium inHalle, an dem Schwester Maria IgnatiaLangela Schulleiterin ist, hat bei einem Be-nefiz-Konzert 2.400 Euro dafür eingenom-men. "Bis ins nächste Jahr hinein sind Ak-tionen geplant", kündigt Schwester There-sita an. Denn die Solidarität und die Hilfesollten langfristig und nachhaltig wirken.

Spendenkonto: “Baustein Haiti” Kontonr.: 500 5054 054 BLZ: 370 601 93, Pax Bank

500 Menschen wurden unter den Trümmern dieser

Schule begraben. Foto: Salesianer Don Boscos

So sieht das

Plakat für die

Aktion “Bau-

stein Haiti aus.

Generaloberin Sr. Aloi-

sia Höing (2.v.r.) gratu-

liert dem neuen Pro-

vinzrat in Bolivien. V.l.:

Sr. Elia Romero, Sr.

Egidia Llanos, Provinz-

oberin Sr. Maria Laura

Rosado, Sr. Mary Luz

Montoya und Sr. Amalia

Machaca.

Bergschule St. Elisabeth hilft zerstörter Schule in Haiti

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nachrichten

Bestwig. Schwester Klara Ma-ria Breuer ist Leiterin der neugebildeten Missionszentrale.Diese Zentrale koordiniert undvernetzt von nun an die inter-nationale Arbeit der Schwesternder hl. Maria Magdalena Postelin Brasilien, Bolivien, Rumäni-en und Mosambik. Mit der neuen Struktur will sichdie Gemeinschaft den gewach-senen Herausforderungen stel-len. Die bestehen in der Kon-taktpflege zu einer immer grö-ßer werdenden Zahl von Spen-dern und Partnern sowie einemimmer umfangreicheren multi-medialen Informationsangebot.

Vier Jahrzehnte lang war Sr.Christa Maria Henninghaus indiesem Aufgabengebiet tätig.Seit knapp zwei Jahrzehnten tatsie das als Missionsprokura-torin. Jetzt übergab sie ihreAufgabe an Sr. Klara Maria. Die

gebürtige Siegenerin, die seitihrem Ordenseintritt vor 25Jahren von Deutschland aus inder Missionsarbeit tätig ist,wird dabei von WinfriedMeilwes unterstützt. Der Leiterdes Servicebereiches für Pro-jekt- und Personalentwicklungist schon seit mehreren Jahrenintensiv in die Planung undOrganisation von Maßnahmenzur Gewinnung neuer Partnerund Spender eingebunden. Bei der feierlichen Übergabeder Ämter im Oktober 2009 er-klärte Sr. Klara Maria: "MeineAufgabe will ich vor allem da-rin sehen, Brücken zu bauen."Sie war selbst einmal für meh-rere Monate in Brasilien undweiß, was die Schwestern undMitarbeiter dort leisten. Von2003 bis 2006 studierte die Büro-kauffrau an der theologisch-katholischen Fakultät der Uni-versität Münster auch nochDiakonik mit dem SchwerpunktMissionstheologie. In Münsterist sie auch in der Straßenpas-toral engagiert: "Die Geschich-ten von Frauen und Männern,denen ich bei den Treffen fürWohnungslose oder auf denStraßen begegne, halten meinFragen im Glauben lebendig."

Weitere Informationen unterwww.helfen.smmp.de

Heiligenstadt. 20 junge Leute ließen sich2009 über die Schwestern der hl. MariaMagdalena Postel als Missionare auf Zeitins Ausland entsenden. Sie arbeiten undleben für sechs bis zwölf Monate in Brasi-lien, Bolivien, Rumänien und Mosambik. "Als ich am Walburgisgymnasium über an-dere Schüler und die Lehrer von dem MaZ-Angebot erfuhr, hat mich diese Idee faszi-niert" erinnert sich Franziska Klenner. SeitSeptember arbeitet die Abiturientin in ei-nem Büchereiprojekt in Bermejo/Bolivien."Wichtig ist hier vor allem, multitasking-fähig zu sein", berichtet sie in einem erstenRundschreiben. An der einen Seite der The-ke stehen Schüler, die etwas kopiert habenmöchten, auf der anderen Seite welche, dieLiteratur zu einem bestimmten Thema su-chen, und im Hintergrund warten die, de-

nen sie bei den Englischhausaufgaben hel-fen soll. "Aber die Arbeit macht Spaß - undin dem Konvent hätte ich es kaum besserantreffen können", gibt die 19-Jährige zu.Stefanie Koch aus Emsdetten und IrinaDrees aus Rheine verbringen ein Jahr inMosambik. Sie haben bereits beide eineAusbildung als Bürokauffrau abgeschlos-sen. "Aber diese Ausbildung hat mich nichtwirklich erfüllt. Deshalb wollte ich nocheinmal etwas ganz Neues probieren", er-klärt Stefanie. Von dem Jahr in Afrika er-hofft sich die 21-Jährige eine Neuorientie-rung. Irina geht es da ähnlich: "Dort sindwir ganz `raus aus dem westlichen Kultur-kreis. Da zählen ganz andere Dinge."

Weitere Infos auf der neuen Internetseitewww.missionare-auf-zeit.de

Neue Missionszentrale

Missionare auf Zeit in drei Kontinenten

Heiligenstadt. Rund 100 Freunde und Förderer der Schwestern derhl. Maria Magdalena Postel trafen sich am 12. September 2009 zueinem Tag der Begegnung im Bergkloster Heiligenstadt. Unter derÜberschrift "Der Zukunft Hoffnung geben - der Hoffnung Zukunftgeben" informierten sie sich aus erster Hand über die Fortschritteder von ihnen mit unterstützen missionarischen Arbeit in Brasilien,Bolivien, Rumänien und Mosambik. Der dreifache FamilienpateGerhard Knülle erklärt: "Die Begegnung mit den Schwestern unddie gezielten Informationen über die Familien, die wir unterstüt-zen, gebenmir das guteGefühl, dassich hier dasRichtige tue."

Tag der Freunde und Förderer

20

Stefanie Koch ist zurzeit als

Missionarin auf Zeit in Mosambik.

Foto: privat

Sr. Aloisia (l.) dankt Sr. Christa Maria

(r.) und wünscht Sr. Klara Maria und

Winfried Meilwes alles Gute.

Bestwig. Das Julie-Postel-Haus am Bergkloster Bestwig freut sichüber einen neuen Kinderspielplatz. Möglich geworden ist die8.000-Euro-Investition durch die Zuweisung von Bußgeldern andas Jugendwohnheim, eine 1.500 Euro-Spende des Lions-Club Me-schede und Eigenmittel der Ordensgemeinschaft. Im Julie-Postel-Haus werden seit einigen Jahren auch junge Mütter mit Kindernbetreut. "Wir sind glücklich, dass wir jetzt einen Spielplatz für siehaben", freut sich Provinzoberin Sr. Pia Elisabeth Hellrung, die dasGelände segnete. Auch Meinolf Ewers vom Lionsclub Meschedesieht das Geld seines Vereins gut angelegt: "Das ist eine sinnvolleInvestition in die Zukunft unserer Kinder."

Neuer Spielplatz

Endlich hat

das Julie-

Postel-Haus

einen

Spielplatz.

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21

nachrichten

Diestedde/Oelde. Unter dem Motto "Unsschickt der Himmel" veranstaltete der Bundder Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ)im Mai 2009 eine bundesweite 72-Stunden-Aktion. Dabei setzten die Teilnehmerinnenund Teilnehmer aus den verschiedenenMitgliedsverbänden ein soziales, interkul-turelles oder ökologisches Projekt innerhalbvon drei Tagen um. Zwei Gruppen beglück-ten mit ihren Vorhaben das SeniorenheimHaus Maria Regina in Diestedde und dieambulant betreute Senioren-WG in Oelde.In Oelde schuf der Pfadfinderstamm "Derkleine Bach" in Rekordzeit zwei Hochbeete,pflanzte zwei Apfelbäume, zwei Johannis-beersträucher und einen Brombeerstrauchund legte ein weiteres Gemüsebeet im Gar-ten des St. Franziskus-Hauses an.Hausmanagerin Annette Longinus-Nord-horn hatte sich zuvor bei der DiözeseMünster um ein Projekt für ihre Einrich-

tung beworben. Über 20 Freiwillige im Al-ter zwischen Sieben und Mitte 30 gingendann mit viel Freude ans Werk. "Die Mieterund Mieterinnen hatten sich diese Hoch-beete gewünscht, um Gemüse und Kräuterselbstständig und ohne Mühe anpflanzen,pflegen und ernten zu können", so dieHausmanagerin.Am Seniorenheim Haus Maria Regina legtedie Katholische Landjugendbewegung(KLJB) im Innenhof einen Erlebnisgartenan. Der soll vor allem die Sinne der älterenHeimbewohnerinnen und -bewohner anre-gen: durch die Farben der Blüten, ihre Düf-te und auch die verschiedenen Oberflächender Blätter. "Das Ergebnis hat uns alle be-eindruckt", betont Heimleiterin Ida Knecht.Der Garten wurde zum Abschluss der Ak-tion mit einem feierlichen Gottesdienst ein-gesegnet und sogleich von den Seniorenbestaunt.

Bestwig. Seit Herbst 2009 haben alle Ein-richtungen und Dienste der Schwestern derhl. Maria Magdalena Postel einen eigenenInternetauftritt. Waren die Kliniken und dieSchulen schon seit mehreren Jahren imNetz, so hat sich der Bedarf für den Bereichder Seniorenhilfe jetzt erst entwickelt. "DieSuche nach einem Heimplatz läuft immerstärker über das Internet. Das war vor einpaar Jahren noch nicht der Fall. Ein guter,

schnell gefundener und aktueller Internet-auftritt wird für die Seniorenhilfeeinrich-tungen um so wichtiger", sagt die Ge-schäftsfeldleiterin der Seniorenhilfe SMMPgGmbH, Andrea Starkgraff.Wenngleich die Senioren bei der Nutzungdieses Informations- und Recherchemedi-ums bislang noch eine Minderheit darstel-len, so sind es doch vor allem die 40 bis 60-Jährigen, die dieses Rechercheinstrumentnutzen - auch um für ihre Eltern oder Ange-hörigen einen Platz im Seniorenheim, einenpassenden ambulanten Dienst oder viel-leicht ein Angebot der Tagespflege zu fin-den. "Dabei ist es wichtig, über einprägsa-me Namen gefunden zu werden, gut ver-netzt zu sein und sich funktionell darzustel-len", so Andrea Starkgraff.

Die einzelnen Internetauftritte sind überdie Internetseite www.smmp.de über denMenüpunkt “seniorenhilfe” erreichbar.

Erlebnisgarten entstand in 72 Stunden

Seniorenhilfe-Einrichtungen sind online

Oelde. Auf der Suche nach Ideen, wie sichPflege effizienter gestalten lässt, ohne dieStandards zu drücken und sich dabei denverschiedenen Gruppen alter Menschennoch gezielter zuzuwenden, besuchte dernordrhein-westfälische Minister für Arbeit,Gesundheit und Soziales, Karl-Josef Lau-mann, die ambulant betreute Seniorenwohn-gemeinschaft St. Franziskus-Haus in Oelde. "Sie bieten dafür einen klugen Ansatz, derdie Lebensqualität steigert", lobte Karl-Josef Laumann. Die Einrichtung derSchwestern der hl. Maria Magdalena Postelwurde im November 2007 eröffnet. Wie gutihr Ruf inzwischen ist, belegt die Warteliste,die länger ist als die der 24 Bewohner. "DieSenioren ziehen hier als Mieter ein und kön-nen pflegerische Leistungen je nach Bedarfin Anspruch nehmen. Ansonsten werden sievon uns vor allem im gemeinsamen Alltags-leben begleitet", erläutert HausmanagerinAnnette Longinus-Nordhorn das Konzept.Bewohnt werde die Einrichtung vor allemvon demenziell veränderten Menschen, dieaber noch körperlich fit sind, oder auch psy-chisch Kranken: "Sie machen morgens zu-sammen das Frühstück, falten mit uns dieWäsche oder schälen Kartoffeln." Karl-JosefLaumann lobt an dieser Philosophie, "dassdie Senioren in das Geschehen eingebundensind und Gemeinschaft erfahren, ohne dasssie aufwändig betreut werden müssen."

Minister besucht WG

Am Franziskus-Haus

in Oelde legten

Jugendliche inner-

halb von 72 Stun-

den Hochbeete an.

Foto: privat

Minister Laumann (m), Ludger Dabrock (l.) und Oeldes

damaliger Bürgermeister Helmut Predeick im Ge-

spräch mit einer Bewohnerin.

blickpunkt menschMagazin für Mitarbeiter, Freunde und Fördererder Schwestern der hl. Maria Magdalena PostelRedaktion + Layout: Dr. Ulrich Bock (verantw.)Kontakt: Bergkloster 1, 59909 Bestwig

Telefon: 02904 808-243E-Mail: [email protected]: www.smmp.de

Redaktionsschluss: Montag, 15. März 2010Alle Bildrechte liegen, sofern nicht anders angege-ben, bei SMMP. Auskunft gibt die Redaktion.Druck: Schützdruck, Recklinghausen

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Bestwig. Erstmalig nahmen 24 neue Lehre-rinnen und Lehrer aus den Gymnasien undBerufskollegs in Trägerschaft der Schwes-tern der hl. Maria Magdalena Postel ausAhaus, Menden, Bestwig und Kassel an ei-ner Einführungstagung im Bergkloster Best-wig teil. Eingeladen hatte Geschäftsfeldlei-ter Michael Bünger. Entschuldigt waren dieHeiligenstädter Kollegen wegen des Patro-natsfestes der Bergschulen St. Elisabeth.Ziel der Tagung war die Einführung in dasLeben und Wirken der Ordensgründerinund die Vorstellung des nationalen sowieinternationalen Engagements der Ordens-schwestern heute. Unter der Moderationvon Winfried Meilwes ging es auch um die

Ansätze und Aufträge für das Leben undArbeiten in den Einrichtungen und Diens-ten. Alle neuen Kollegen und Kolleginnenlobten die herzliche Aufnahme an ihrerSchule. Auch Generalsekretärin Sr. TheresiaLehmeier und Provinzsekretärin Sr. MariaHildegard Schültingkemper standen denneuen Lehrern Rede und Antwort.

Bestwig. Die Berufsqualifizierungseinrich-tung Neue Arbeit mit Menschen (NAMegGmbH) in Bestwig ist nun gemäß der An-erkennungs- und ZulassungsverordnungWeiterbildung (AZWV) zertifiziert. "Das Zertifikat ist notwendig, da die Ar-beitsagenturen künftig nur noch an solchenEinrichtungen berufliche Weiterbildung för-dern dürfen", erläutert Christoph Schwake,Qualitätsbeauftragter für die Schulen undBildungseinrichtungen der Schwestern derhl. Maria Magdalena Postel (SMMP), dieTräger der Einrichtung sind. Auditorin Si-grun Tschimpke von der Zertifizierungs-gesellschaft CERTQUA sieht die Stärke vorallem in dem individuellen Eingehen auf

die persönlichen Lebensbiografien derMaßnahmenteilnehmer und der engenKooperation mit dem Berufskolleg.Schon seit zehn Jahren macht NAMe jungeMenschen, die ihre Ausbildungs- oderSchullaufbahn abgebrochen haben undarbeitslos waren, wieder fit für den Beruf."Und das eng verzahnt mit dem Berufskol-leg Bergkloster Bestwig, so dass der schuli-sche Unterricht bis zum Hauptschulab-schluss mit praktischen Tätigkeiten in denBereichen Holz-und Metallverarbeitung,Garten- und Landschaftsbau einhergeht",erklärt NAMe-Prokurist und SchulleiterFritz Henneböhl. Derzeit befinden sich 25junge Männer und Frauen im Werkstattjahr.

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nachrichten

NAMe gGmbH zertifiziert

Einführungstag für neue Lehrer

Engelsburg istUnesco-Schule

Schulen üben FairPlay mit DEL-Teams

Die 17-jährige Olga Özsahiu

und der 23-Jährige Tiago

Soares wollen ihre zweite

Chance nutzen. Das Angebot

der NAMe sagt ihnen zu:

"Endlich macht Lernen wie-

der Spaß."

Kleines Foto: Das NAMe-

Team freut sich über die

Zertifizierung.

Zwölf Abgeordneteaus dem nordrhein-westfälischen Landtag nah-

men sich am ersten November-Wochenende

im Bergkloster Bestwig eine Auszeit. Die

Initiative dazu geht von der Siegener SPD-

Abgeordneten Monika Brunert-Jetter aus: "Ich

lade schon seit einigen Jahren immer in ein

anderes Kloster ein. Einfach, weil es gut tut,

sich zwischendurch zu besinnen." Schwester

Gratia Feldmann begleitete die Gruppe.

Kassel. Das Engelsburg-Gymnasium Kassel darf seit Dezember 2009 den Titel "Anerkannte Unesco-Projekt-Schu-

le" tragen. Diese Schulen arbeiten anerkann-ter Weise weltweit an einer Kultur des Frie-dens mit. Die Engelsburg tut das über Un-terrichtsreihen, Projektwochen, Schüleraus-tauschprogramme, Sozialpraktika oder Ar-beitsgemeinschaften wie die "Amnesty-In-ternational-AG" und die "Solar-Strom-AG".Schulleiter Dieter Sommer freut sich überdie Auszeichnung, "die uns eine große Welt-offenheit bescheinigt und für katholischeSchulen nicht selbstverständlich ist."

Kassel/Menden. Die Bundesliga-Eishockey-Teams Iserlohn Roosters und Kassel Huskiesmachen sich gemeinsam mit dem Walbur-gisgymnasium in Menden und dem Engels-burg-Gymnasium in Kassel stark gegen Ge-walt an Schulen. Die beiden Gymnasien be-teiligen sich am Projekt "Fit in Fair Play", dasRespekt, Rücksicht und Zusammenhalt ver-mitteln will. Es ist Teil der bundesweitenKooperation "Mensch, wir brauchen dich"zwischen der Deutschen Eishockeyliga(DEL) und dem Malteser Hilfsdienst. Insge-samt nehmen daran 16 Schulen in Deutsch-land teil. Verschiedene Projektbausteine sol-len deutlich machen, dass Erfolg nur imTeam möglich ist, wie man anderen im Not-fall helfen kann und Richtlinien für ein fairesMiteinander entwirft. Beide Schulen hattenschon Besuch von prominenten Spielern. DieMendener fuhren auch zu dem Punktspielder Roosters gegen die Eisbären Berlin.

Spieler der Iserlohn Roosters haben das Walburgis-

gymnasium bereits besucht

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menschenmenschen nachrichten

Aloys Häger wechselt Hubert Rehermann eingeführt

Ulrike Stukenberg leitet Tagespflege

Neue Büroleitung im Roncalli-Haus

Andreas Beer ist Online-Redakteur

Bestwig. Nach 19-jähriger leitender Tätigkeit beiden Schwestern der hl. Maria Magdalena Postelverlässt Aloys Häger das Bergkloster Bestwig.Zuletzt leitete er den Fachbereich Personalwesenfür die Bildungseinrichtungen, war Betriebsleiterund Prokurist der BerufsqualifizierungseinrichtungNeue Arbeit mit Menschen (NAMe) gGmbH undVorstandsmitglied der Elterninitiative für Montes-sori-Einrichtungen für Kinder in Bestwig e.V..Seit dem 1. Januar ist Aloys Häger Personalleiter aneinem Krankenhaus in Hamm. "Nach 19 Jahren, indenen ich mich immer als SMMP`ler fühlte, wollteich mich noch einmal einer neuen beruflichen He-rausforderung stellen. Wenn, dann jetzt", sagte derDiplom-Kaufmann bei der offiziellen Verabschie-dung im Bergkloster. Seine Nachfolge tritt AndreasReichert aus Geseke an.

Von 1991 bis 2006 war Aloys Häger Verwaltungs-leiter für das Berufskolleg Bergkloster Bestwig, dasWohnheim Julie-Postel-Haus, die NAMe gGmbHund das Berufskolleg Canisiusstift in Ahaus. In die-ser Zeit hat er unter anderem die Bestwiger Berufs-qualifizierungseinrichtung mit gegründet sowiezahlreiche Um- und Ausbauten an den beidenSchulen und am Julie-Postel-Haus begleitet. Gene-raloberin Schwester Aloisia Höing betonte bei derVerabschiedung: "In den fast 20 Jahren Ihrer Tätig-keit gab es zahlreiche Veränderungen. Die habenSie nie gescheut, sondern stets nach Lösungen ge-sucht." Auch der Geschäftsführer der SMMP-Ein-richtungen und Dienste, Ludger Dabrock, betonte,Häger habe sich bei allen Mitarbeitern viel Aner-kennung und Respekt erworben. In den letzten Jahren leitete Aloys Häger den Fach-bereich Personalwesen für alle Bildungs- und Er-ziehungseinrichtungen der Ordensgemeinschaft.Diese Aufgabe übernimmt zusammen mit den an-deren Ämtern Andreas Reichert. Der gebürtige Wi-ckeder, der nach seinem Abitur am Walburgisgym-nasium in Menden in Marburg Diplom-Soziologiestudierte, leitete zuletzt das Wohn- und Pflegezen-trum Haus Maria in Geseke. "Jetzt reizt es mich,einrichtungsübergreifend und näher beim Trägerder tätig zu sein", so der 34-Jährige.

Aloys Häger (2.v.l.) übergibt seine Ämter an Andreas Reichert

(2.v.r.). Es dankten und gratulierten: Generaloberin Sr. Aloisia

Höing (m.), der Geschäftsführer der SMMP-Einrichtungen und

Dienste, Ludger Dabrock (l.), und der Geschäftsfeldleiter für

den Bereich Bildung und Erziehung, Michael Bünger (r.).

Geseke. Hubert Rehermann ist neuer Regionalleiter des Wohn- undPflegezentrums Haus Maria in Geseke. Dazu gehören das Senioren-heim Haus Maria, die ambulanten Dienste Haus Maria und die Ta-gespflege Haus Elisabeth. Der 40-Jährige trat zum 1. Dezember dieNachfolge von Andreas Reichert an (siehe Meldung links). HubertRehermann ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Büren. Nacheiner Ausbildung als Krankenpfleger sowie Weiterqualifizierungen als Pflege-dienstleiter und Projektmanager arbeitete er zuletzt beim Caritasverband inBüren. Dort leitete er den ambulanten Dienst, bevor er eine Aufgabe in derStabstelle der Geschäftsführung für das Projektmanagement übernahm. "Da ichdas Fachseminar für Altenpflege bereits als Dozent kannte, hatte ich das Glück,von der Personalveränderung zu wissen ", sagt Hubert Rehermann. Erst am 12. November 2009 schloss der 40-Jährige ein Studium als Fachwirt So-zial- und Gesundheitswesen bei der IHK in Darmstadt und Nürnberg ab. "Undschon am Freitag, den 13., durfte ich mich in Bestwig vorstellen", schmunzelt er.

Bestwig. Claudia Haskes hat zum 1. Dezember 2009 die Büroleitung für die Ge-schäftsführung der Einrichtungen und Dienste im Bergkloster Bestwig übernom-men. Sie tritt die Nachfolge von Iris Klauke an, die aus privaten Gründen nachSüddeutschland zog. Claudia Haskes war seit dem 1. Juli 2001 im Sekretariat fürdie Betriebsleitung und Geschäftsführung der Martiuns Trägergesellschaft fürsoziale Dienste in Herten-Westerholt tätig. Nach ihrem Abitur hatte sie eineAusbildung zur Bankkauffrau abgeschlossen und später eine Weiterbildung zurgeprüften Sekretärin absolviert. Nach der Geburt ihrer beiden Kinder unterbrach

sie die berufliche Laufbahn, ehe sie 2001 imHaus St. Martin begann. Sie lebt mit ihremMann und den Kindern in Herten. In Bestwigarbeitet sie mit Sabine Hillebrand zusammen,die bereits seit 2002 im Sekretariat tätig ist.

Geseke/Stromberg. Ulrike Stukenberg leitet seit August 2009 dieTagespflege Haus Elisabeth am Haus Maria in Geseke. Die Einrich-tung mit 13 Mitarbeitern betreut täglich 15 bis 20 Gäste. Die 37-Jähri-ge übernimmt die Aufgabe von Heike Austermeier, die im August alsPflegedienstleiterin an das Seniorenzentrum Am Eichendorfpark nachOelde-Stromberg wechselte. Dort vertritt sie Petra Sypitzki, die jetztin Elternzeit ist. Ulrike Stukenberg ist gelernte Altenpflegerin und absolvierteWeiterbildungen zur Wohnbereichsleiterin und Qualitätsbeauftragten. Sie arbei-tet bereits seit 20 Jahren im Haus Maria und leitete zuletzt den Wohnbereich III.Sie lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Verl bei Salzkotten.

Bestwig. Andreas Beer arbeitet seit Januar 2010 als Online-Redakteurim Servicebereich Öffentlichkeitsarbeit des Bergklosters Bestwig.Seine Aufgabe besteht in der Weiterentwicklung und Betreuung derInternetauftritte der Ordensgemeinschaft sowie ihrer Einrichtungenund Dienste. Deren Informationsangebot im Netz hat sich seit 2007etwa verdreifacht. Andreas Beer ist 44 Jahre alt und wohnt in Mesche-de. Er hat in Bonn und London politische Wissenschaft, Geschichte und öffentli-ches Recht studiert und mit dem Master of Arts abgeschlossen. Danach arbeiteteer u.a. in Agenturen in Frankfurt und Brüssel und zuletzt als selbstständigerTexter, Bildjournalist, PR-Berater und Online-Redakteur.

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auch das noch...

Spirituelle AngeboteBestwig. Zum zweiten Mal haben die Schwes-tern der hl. Maria Magdalena Postel für das Jahr2010 ein Programmheft zu den Spirituellen An-geboten herausgebracht. Das 52-seitige Heftenthält die Termine und Beschreibungen zuAngeboten wie Exerzitien und Besinnungs-wochenenden, Ikebana-Kursen und geistlichenWandertagen. Die meisten Kurse finden im BergklosterBestwig statt."Wir wollen uns vor allem an Menschen wenden, die Ab-stand vom Alltag suchen, zu sich finden und sich inspirierenlassen wollen", unterstreicht Provinzoberin Schwester PiaElisabeth Hellrung. Eine größere Zahl von Angeboten wen-det sich dabei speziell an junge Erwachsene und auch Fami-lien mit Kindern. "Die Belastungen für diese Bevölkerungs-gruppe werden immer größer. Wohl deshalb suchen wiederverstärkt Menschen zwischen 30 und 50 Jahren Klöster auf",sagt Sr. Pia Elisabeth. Diesem Bedürfnis tragen die Schwes-tern mit ihren Angeboten Rechnung. Dazu zählen die Feierder Kar- und Ostertage vom 1. bis zum 4. April 2010. Im Juniund Juli gibt es darüber hinaus drei mehrtägige, geistlicheWanderungen. Diese Gruppen pilgern in der Rhön, durch dieösterreichischen Alpen und auf den Spuren der hl. MariaMagdalena Postel über einen Abschnitt des Weges vom Berg-kloster Heiligenstadt bis zur Abtei St. Sauveur-le-Vicomtedurch die Normandie.

Anfragen und Anmeldungen im Bergkloster Bestwig: Tel. 02904 808-0, E-Mail [email protected] Angebote stehen auch auf der SMMP-Homepage.

Neues im InternetHeiligenstadt/Bestwig. Seit September 2009 befindet sichauf der SMMP-Homepage eine Bildergalerie, die die Arbeitder Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel und ihrerEinrichtungen und Dienste in Deutschland dokumentiert.Sie spiegelt zum einen wichtige Ereignisse wider - wie dieWahl der Generaloberin beim Generalkapitel oder die Ge-denkfeier zum Mauerfall an den katholischen Bergschulenin Heiligenstadt. Manche Motive dokumentieren aber auchdie alltägliche Arbeit. Die jeweiligen Bildtexte sind dannmit ausführlichen Texten oder eigenen Internetauftrittenverlinkt. Über einen längeren Zeitraum soll auf diese Weiseein repräsentatives Bild der Arbeit bei den Schwestern derhl. Maria Magdalena Postel entstehen. Die Bildergalerie istbereits von der Startseite www.smmp.de aus zu erreichen.

NAMe baut Hundekot-Boxen Bestwig. Die Berufsqualifizierungseinrichtung "Neue Arbeitmit Menschen (NAMe)" in Bestwig stellt jetzt Boxen mit Müllbeutelnzur Beseitigung von Hundekothaufen her. Die Idee dazu hatte dasTeam Straußenhügel, eine Bürgerinitiative in Bestwig-Velmede. Dortsollten die Boxen installiert werden, um Hundehaltern eine Möglich-

keit zu geben, die Spuren ihrer Tiere auf Gehwegen, Spielplät-zen oder Grünanlagen direkt zu beseitigen.Rasch war das Interesse so groß, dass sich dasTeam an die Firma Name wandte, um dieBoxen in größerer Stückzahl herzustellen. "DasGanze lässt sich dann entweder direkt an einemLaternenmast oder aber auch an einer Haus-wand anbringen", erläutert Manfred Schäfersvon der Firma NAMe.

Infos und Bestellungen unter Tel. 02904976466 oder per E-Mail an [email protected].

Gruppenbild bei der Ankunft in

Bestwig: Das Bergkloster war das

Ziel der ersten Trainingsetappe

auf dem Weg nach Jerusalem.

Foto: privat

Der neue kommissarische Leiter der NAMe gGmbH,

Rainer Wieseler, präsentiert die Hundekotbox.

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Aus dem Ruhrgebiet nach JerusalemWesterholt/Bestwig. Zwölf Radfahrer aus dem Ruhrgebiet fahrenin drei Etappen mit dem Fahrrad von Herten-Westerholt aus nachJerusalem. Die Initiative dazu hatte der Aufsichtsratsvorsitzendeder Martinus Trägergesellschaft für Soziale Dienste mbH, JosefWiemann, ergriffen. "Wir waren auch schon einmal mit einerGruppe nach Santiago de Compostela gefahren. Das wollten wirjetzt noch steigern," erklärt er. Zu den Mitfahrerinnen gehört Clau-dia Haskes, langjährige Mitarbeiterin in der Verwaltung des Hau-ses St. Martin in Herten-Westerholt und seit Dezember 2009 Büro-leiterin für die Geschäftsführung der Einrichtungen und Diensteim Bergkloster Bestwig. "Schon am ersten Mai hatten wir eineVortour zum Bergkloster gemacht. Quasi als Trainingsetappe.Damit wir wussten, worauf wir uns einzustellen haben", erklärtsie. Von Westerholt bis Bestwig sind es mit dem Rad rund 130 Kilo-meter. Der Tagesdurchschnitt bei ihrem ersten Teilabschnitt nachJerusalem vom Ruhrgebiet bis nach Rimini im Sommer 2009 lagnoch höher: In nur 14 Tagen legten die zwölf Radfahrerinnen und -fahrer rund 1.700 Kilometer zurück. Und dabei durchquerten sieauch noch die Alpen. Zwar stünde die sportliche Herausforderungim Vordergrund, wie Claudia Haskes zugibt. Doch suchte dieGruppe, zu der auch ein muslimischer und ein jüdischer Religions-angehöriger sowie einige Atheisten zählen, immer wieder Abteien,

Kirchen und religiöse Vorträge auf. Damit das große Ziel präsent bleibt: Jerusalem. Bis dorthin fehlen noch rund 3.000 Kilometer. Voraussichtlich wird die Stadt 2011 erreicht. "Wobei die Route auf dem letzten Abschnitt sicher auch von den politischen Gegebenheiten abhängen wird", fügt die Hertenerin hinzu.