Broschüre «Gemeinsam gegen Gewalt»

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  • 8/12/2019 Broschre Gemeinsam gegen Gewalt

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    Was man im

    Fal l von Gewal t

    unt er Jugendl i chen tun kann:

    hi nscha uen

    khl en Kopf bewahr en

    w o nt ig ha nd eln

    M ut zum Gesprch ha ben

    Fach person en beizi ehen

    im Not fal l d ie Polizei verstnd igen.

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    Inhalt

    J ugendkriminalitt heute 5

    Konfl ikt fhig?

    J ugend und Gewalt 9Grenzerfahrungen

    Familie und Gewalt 13

    Star k werden

    Schule und Gewalt 17

    Gemeinsam

    Freizeit und Gewalt 21

    Selbstvertrauen

    Sexualitt und Gewalt 25

    Hinsehen

    Polizei und Strafverfahren 29

    Zusammenarbeiten

    In den ac htziger J ahren hat die Zahl

    der J ugendlichen, die mit dem

    Strafgesetz in Konfliktgeraten sind,stark abgenommen.

    Seit 1990 beobachten wir leider

    wiede r eine

    Trendwende.Insbesondere

    Gewaltdelikte habenzugenommen. Eine

    Dramatisierung der Situation

    und e infac he (Vor-)Urteile he l-

    fe n nic ht weite r. Wir nehmen die Ze ic hen

    der heutigen Zeit jedoch ernst. J eder von

    uns kann zur Bekmpfung der Gewalt bei-

    trage n. Um mglic hs t vie le Kinderund J ugendlic he als Opferoder als Tter vor den Folgen von

    Gewalt zu schtzen, ist einevers trkte Zusammena rbeit zw isc he n

    Eltern, Sc hule, E rzieherinnen und

    Erzieher sowie Polizei ntig.

    Dazu will diese Broschre Mut mac hen!

    Schweizerische Verbrechensprvent ion

    Der Prsident :

    Dr. H ans Mar ti n Tschudi, Regierungsrat

    Vorsteher des Justi zdepartementes des Kant ons Basel-Stad t

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    J ugendkriminalitt heute 5

    Konfliktfhig

    Laut Kri mi nalstat istiken steigt die Jugendkrimi nali ttseit An fan g der neunzi ger Jahre an. W hrend die Zah l der

    Eigent umsdeli kte konstant geblieben ist, haben

    Gewal tstraft aten stark zugenommen. Fachleute aus dem

    Jugendbereich warn en jedoch vor einem bermssigen

    Dram atisieren. N ur eine diff erenzierte Wah rnehmung des

    Problems hil ft weiter; Vorurteile lhmen bl oss.

    Gewaltdelikte, darun ter Erpressung,

    Nti gung, Freiheit sberaubu ng, Raub, vorstzl iche Krper-

    verletzung, haben in den l etzten Jahren i n al len Al ters-

    gruppen um rund 2 0 Prozent zugenommen. D a die

    Jugendkr im inali tt in der Schweiz noch zu weni g erf orscht

    ist, darf man diese Zahlen jedoch ni cht vorbehalt los auf

    den Jugendbereich bert ragen. Einen konkreteren Ei nbl ick

    in di e Verhlt ni sse jugendli cher Str aft ter verm it telt di e

    Stat isti k der Jugendstr afu rt eile.

    Di ese bezieht sich auf d rei Al tersgruppen:

    Kin der (715),

    Jugendl iche (1518 ),

    jun ge Erwachsene (1825) .

    Etwa e in Viertel all er gefassten

    Straf tter sind Ki nder und Jugendl iche. Leider i st aus den

    Stati stiken nicht eindeutig ersichtli ch, in welche Art von

    Stra ft aten diese M inderjhri gen im ein zelnen verw ickelt

    sind. Ein ige kan tona le Stat isti ken belegen eine star ke

    Zunahme der Gewal tkri mi nali tt bei Mi nderjhri gen.

    So zhl t man etwa i m Kant on Zrich h eute bei diesen

    In den neunzi gerJahren ist di e Zah l

    der Gewaltdelikt e

    gestiegen.

    Gewaltdelikte

    haben auch

    unt er Jugendli chen

    zugenommen.

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    Delikt en vi ermal mehr ju gendli che Tatverdchtige als 1991.

    Obwohl di ese Zah len ni cht un bedingt fr andere Regionen

    der Schweiz gelten mssen, w eist doch vieles darau f h in ,

    dass die Bereitschaft zur Gewalt zun immt .

    Im Alter von 15 bis 18

    Jahren scheinen Jugendl iche besonders gefhrdet zu sein .

    Das hngt dam it zusamm en, dass in di esem

    Lebensabschnit t grsste Um wlzungen im persnl ichenBereich u nd im Beziehungsnetz statt fi nden.

    D ie Jugendl ichen entdecken ih ren Erwachsenen-Freiraum

    und erproben die Grenzen. D er Ein fl uss von Elt ern und

    Schule nimm t deutli ch ab; Medien und Gruppen

    Gleichal tri ger gewinn en an Bedeutung.

    Von besonderer Bri sanz ist das Th ema der K rim inal itt

    mi nderjhri ger Auslnder. Subjekt ive Gefhle und

    Wahrnehmungen spielen hi er eine grosse Roll e. Pauschale

    Schul dzuweisungen an Auslnder helfen nich t weit er.

    Viel wic htigerist zu sehen, dass

    auslndi sche Jugendl iche m it speziell en Problemen

    konf ront iert sind . Sie spren die kult urellen Unt erschiede

    und erl eben deshalb einen oft schw ierigen

    Int egrationsprozess. Im Herkunft sland sind sie nicht mehr

    zu Hause, i n un serer Umgebung fhlen sie sich abgelehnt.

    Bei Konf li kten, an denen sich auslndi sche Jugendl iche

    beteili gen, sind diese Probleme zu bercksicht igen.

    Wo hin gegen Gruppen von auslndi schen Jugendl ichen i hre

    In teressen m it Gewalt durchsetzen woll en, stossen sie an dieRegeln und Grenzen der Gesellschaft .

    Gewalt darf ni cht gedul det werden und brin gt keine Lsung.

    Die soziale Situation und die

    konkreten Beruf saussicht en fr gewisse Gruppen

    unt er den Jugendli chen haben sich in den letzten Jahren

    wesent li ch verschl echt ert. D er Prozess zunehmender

    Indi vidual isierung lst die sozialen Netzwerke auf.

    Der Leistun gsdruck fordert die Kin der und Jugendl ichen

    zustzli ch. Frustration und Un zufri edenheit n ehmen zu

    und entladen sich in Zerstrungswut, Vandal ismus und

    in Gewalt akten.Di e gesell schaf tl ichen Vernderungen und d ie daraus

    resul ti erenden Reakt ionen steigern d ie Anf orderungen an

    Eltern und Schul e. Es gibt keine ein fachen Rezepte und

    Massnahmen. V iel wicht iger sind Unt ersttzung und

    Orienti erungshil fe. Bloss gemeinsames Handeln hi lf t weit er.

    J ugendlic he brauchen Gesprc hs-, aber auch Sparringpartner.

    Di e Bereitschaf t

    zur Gewalt ni mm t

    zu.

    Besonders

    gefhrdet si nd d ie

    Jugendlichen

    zwischen 15 und18 Jahren.

    Gewaltdelikte

    nehmen nicht n ur

    unt er den

    auslndischen

    Jugendl ichen zu .

    Gewalt frdernde

    Faktoren i n

    unserer Umwelt :

    Fehlende

    Berufsperspektiven,

    rasche

    gesellschaftliche

    Vernderungen.

    Eltern und

    Erziehungsverant-

    wortl iche fhlen

    sich an gesichts

    vieler Probl eme

    berf ordert .

    Es gibt keine

    einf achen Rezepte.

    Nu r gemeinsam

    sind di e Probleme

    zu l sen.

    Liebe Erwachsene

    Streit lsst sich nicht immer vermeiden. Vertraut uns und

    zeigt uns Wege, wie man Streit auch ohne Gewal t austragen

    kann. Vor all em: Lebt uns vor, wie man das praktisch tut!

    W ir mchten an eurem Beispiel sehen, dass nicht i mmer nur

    Strkere Rechte haben.

    W ir wol len Erwachsene, zu denen wir Vertrauen haben

    knnen. W enn wi r uns all ein gelassen fhl en und unsicher

    sind, l assen wir uns leicht er von den fal schen Leuten und

    Idealen beeinf lussen. Un d wenn man erst einmal im Sumpf

    steckt, i st es ohne fremde Hi lf e fast unmglich

    herauszukommen. Verbote bringen dann berhaupt ni chts.

    Unt er uns ha t es mi ndestens ebenso viele Opfer w ie Tter. Oftsind wi r sogar beides. Was wir dan n brauchen, ist jemand,

    der uns strkt und an uns glaubt . Jemand, der versucht, u ns

    zu verstehen un d sich auch die Zeit dazu nimmt.

    Aber eigentli ch soll te das ja immer so sein und ni cht erst,

    wenn ein Scherbenhauf en ent standen ist.

    7

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    J ugend und Gewalt 9

    T O T

    Grenzerfahrungen

    Krim inal itt und Gewalt haben bei jedem Jugendli cheneine eigene Entstehungsgeschicht e. W eder N ati onal it t

    noch sozial e Zugehrigkeit all ein erklren die

    Deli kt anfll igkeit; vi ele Aspekte sind von Bedeutung.

    Nehmen die Eltern ih re Vorbildf unkt ion wah r? Getrauen

    sich Bezugspersonen, k lare Grenzen abzustecken und diese

    gegenber den Jugendl ichen auch durchzusetzen? Sind die

    Erzieherinn en und Erzieher auch bei Schw ierigkeiten in

    der Lage, Zeit und Verstndn is aufzubri ngen, um

    Gewalt konf li kte lsen zu knnen?

    Das soziale Umfeld whrend

    der Freizeit ist ebenfal ls entscheidend; die Jugendl ichen

    setzen sich v ielen fr emden Einf lssen au s. Es ist deshal b

    wi chti g, dass sie Selbstvertrauen aufbauen, einen eigenen

    W il len entw ickeln und wenn ntig auch kl ar nein sagen

    knnen. Dafr brauchen sie die part nerschaf tl iche

    Untersttzung von Eltern, von L ehrerinnen und Lehrern,

    von vertrau ten Bezugspersonen i n i hrer Umgebung und

    von ff entl ichen In stanzen.

    Gewaltttige oder krim inelle Jugendli chehaben huf ig selber Gewal t erl ebt: In der Famil ie - gegen

    sich oder gegen andere Famil ienangehri ge.

    Dami t l ernen sie: Probleme lst man mi t krperli cher oder

    seelischer Gewalt .

    Ein gutes Umfeld

    ist den Jugend-

    li chen eine wichti ge

    Orientierungshilfe.

    Es unt ersttzt sie

    dabei, Konflikte

    mglichst

    gewalt frei zu

    bewlt igen.

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    Beim Loslsen von der Famil ie

    gewi nnen Freizeit und die gleichalt rigen Kolleginnen und

    Kol legen immer strker an Bedeutung. Persnl iche

    Cha rakt ereigenschaf ten und Prgungen aus der Ki ndheit

    beein fl ussen d ie Stell ung eines Jugendl ichen i n der Gr uppe.

    In einer solchen Gruppe kann der Dr uck zum M itmachen

    sehr w eit gehen. Oft beginnen krim inelle Akt ivi tten als

    Folge dieses Gruppendrucks. Es ist noch keine kri mi nell e

    Energie, die solche Jugendl iche antreibt .

    Nach ersten k leinen Delikt en k ann sich die Gruppe zu

    einer eigentl ichen Bande entwi ckeln , die zunehmend

    krim inelle Handlungen begeht. Gewalt tti ge

    Ausein andersetzungen zwi schen rival isierenden Banden

    knnen zu schweren Krperverl etzungen fhren. In solchen

    Gruppen spielen oft auch Al kohol und D rogen eine Roll e.

    Erwachsene mssen l ernen, solche

    Entwi cklungen f rhzeit ig zu erkennen und richti g zu

    reagieren beim Tter w ie bei der Tterin , al s auch bei

    den Opfern. Voraussetzung dazu ist es, zu den

    Jugendl ichen ein Vertr auensverhlt ni s auf zubauen. Nur

    dann tr auen sich beide Seiten, auch un bequeme

    Sachverhal te anzusprechen. Jugendl iche mssen spren,

    dass ih r erwachsenes Umfeld sie unt ersttzen wi ll un d

    kann.

    Die Zusammenarbeitdes

    ganzen Beziehun gsnetzes rund um die Jugendl ichen i st

    sehr w icht ig. Unerklrli che Reakt ionen der Kinder,Anzeichen, dass etwas nicht stim mt , oder unvermi ttelt

    auf tretende Leistungsprobleme in der Schul e mssen El tern

    und Erzi ehungsberecht igte aufh orchen l assen. In einer

    solchen Sit uat ion empfi ehlt es sich, dass Eltern und

    Lehrerschaf t ber ih re Probleme reden und sich wenn

    nti g von Fachpersonen berat en lassen.

    Das Tolerieren von Unrecht hilf t

    jungen Menschen, di e in stra fbare Hand lungen verwi ckelt

    sind, ni cht w eiter. Oft reagiert das Umfeld von betroffenen

    Jugendl ich en zu spt, nmli ch erst bei schw eren Vergehen.

    Dan n sind di e Massnahmen all erdings massiv, zum Teil

    wi rd di e Poli zei beigezogen. Berat ungsstell en knnen in

    vielen Fll en helfen, ohne den Justi zapparat in Bewegung

    zu setzen.

    Nur we r die Grenzen kennt, kann sich daran halten.

    Oft ereignen sich

    erste Delikt e in

    einer Gru ppe oder

    in banden-

    hn li chen

    Gemeinschaften.

    Frherkennung von

    Gewalt ist wichtig

    und hil freich.

    Liebe Eltern

    Wenn ihr w ollt, dass wir ehrlich, aufri chtig und tolerant sind,

    gibt es bl oss ein Rezept: L ebt uns das vor!

    Es ist kein e Schwche, Gefhl e zu zeigen. Beweist uns eure

    Zun eigung und lasst uns nicht denken, wir wrden euch nur

    zur Last fal len. W ir wnschen uns Eltern, Lehrerinnen un d

    Lehrer, mit denen man auch etwas unt ernehmen kann u nd

    die Zeit fr uns haben. Mi t denen man Spass hat und di e

    nicht erst da sind, wenn es wirkl ich brennt wenn berhaupt .

    Es ist fr uns nicht i mmer klar, wann w ir durch das Ausleben

    von u nseren Freiheiten di e Freiheit eines anderen verletzen.

    Bloss Vorwrfe und aut orit re Besserw isserei helfen da aber

    ni cht weiter. Notwendig ist, zusammen zu reden. Wi r mch-

    ten mi t euch reden, auch w enn es schwi erig ist. Denn

    vielleicht h aben wir au ch gute Grnde fr unser Verhalten.

    Und wenn ihr Elt ern nicht mehr miteinander klarkommt, eine

    Trennung oder Scheidung fr euch der richti ge Weg ist, dan ndenkt daran: W ir brauchen nicht pltzlich nur noch halb so

    viel Aufmerksamkeit und Zuneigung.

    Auf viele von uns warten zu Hause nur eine leere Wohnung

    und der Fernseher. W ir mchten das Recht haben, an erster

    Stelle zu kommen. Und wenn ihr unt er der Woche schon keine

    Zeit habt, dan n verbringt wenigstens das Wochenende mit uns!

    Ein e angemessene,

    aber klare Reakt ion

    auf leichte

    Verfehlun gen kann

    eine Eskalati on

    verhindern.

    Jugendliche

    brauchen Grenzen.

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    Familie und Gewalt 13

    Starkwerden

    Der Einfl uss und di e Vorbil dfunk tion des Elternhausessind fr die kindl iche Entwicklu ng von grundlegender

    Bedeutung. Bestehende Konf li kt e soll en angegangen un d

    ni cht un ter den Teppich gekehrt werden. Di e Eltern l eben

    vor, dass Konf li ktl sungen ohne Gewal t mglich sin d.

    Eine von Rcksicht und

    Dialog geprgte Umgangsform ist i n der Fam il ie

    nicht selbstverstndli ch. 30 000 bi s 40 000 Ki nder in der

    Schweiz leiden in i rgendeiner Form un ter Gewal t i n der

    Fami li e. Diese ri chtet sich entweder dir ekt gegen das Ki nd

    oder gegen andere Famil ienangehri ge.

    Betroffene reagieren hil flos

    auf solche Probleme. Die Tatsachen werden oft viel zu

    lan ge verdrngt und fhren zu sogenan ntem

    Ausweichverhalt en und zu einem schl eichenden Verlu st an

    Selbstachtu ng. Huf ige Folgen sind eine Flucht i n Al kohol ,

    Dr ogen oder Medikam ent e, manchmal fhren sie sogar zu

    Selbstmord.

    Das Leugnen von Gewalt im huslichenUmfeld stellt di e extremste Form des Ausweichverha lt ens

    dar. Abhngigkeit, Angst vor Schuldzuweisung lassen

    Gedanken an eine Vernderung zum Beispiel ein e

    Trennun g der Elt ern oft erst sehr spt au fkommen. Di e

    Angebote von Beratungsstellen, Frauenhusern,

    Anwlt in nen und Anwlt en werden aus Angst vor Scham

    oft n ur zurckhaltend in A nspruch genommen.

    Verhaltensmusterzur Lsung von

    Konfl ikt en lernen

    wir in der Familie.

    Stat isti ken belegen

    es: Au ch in der

    Schweiz ist Gewal t

    in der Famili e eine

    Tatsache.

  • 8/12/2019 Broschre Gemeinsam gegen Gewalt

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    Liebe Eltern

    Es ist uns wicht ig, wie wir zuh ause mi teinander umgehen. Ih r

    mchtet m it Respekt behandelt werden. Genau das mchten

    wir aber auch. Behandelt uns gleichwertig. Es wrde uns dann

    leichter fal len, ni cht f rech, trotzig oder gemein zu reagieren.

    Ihr seid strker; das msst ih r uns nicht beweisen. Es tut

    doppelt w eh, von jemandem, den man gern hat und dem man

    vertraut, mi t W orten oder gar krperlich verletzt zu w erden.

    Ihr drft u ns Grenzen zeigen, aber wir woll en sie verstehen.

    W ir mchten mi t euch reden knnen, ohne das Gefhl zu

    haben, w ir wrden bl oss stren. Nehmt euch Zeit und habt

    Verstndn is, selbst wenn ih r un sere Probleme fr belan glos

    halt et. Das ist fr uns sehr wi chtig.

    W ir w ollen eure Zustimm ung und Anerkennun g, sei es

    daheim, in der Schule oder im Sportclub. W ir sind nichtberall gleich gut , aber wi r haben al le unsere Strken.

    Helft uns, sie zu sehen und zu entw ickeln!

    Und wenn es ein fach ni cht gehen sollt e, dann seid ni cht zu

    stolz, selbst jemanden um Hil fe zu fragen.

    Auch in unserem In teresse.

    15

    Die Opfer von Gewalt

    werden durch das unsensible Verhal ten von Verwandt en,

    Freunden un d Bekannt en in i hren Tuschungsmanvern

    leider noch untersttzt . Bei solchen Problemen sieht man

    li eber weg, wi ll sich nicht einm ischen.

    Der Gewaltin der Famil ie kann nur mit

    Off enheit, Wachsamkeit und Verantwortun gsbewusstsein

    begegnet werden. D ie Opfer brauchen Verstndn is un dUnt ersttzun g. Krperli che Signal e oder unerklrl iches

    Verhalt en knnen H inweise auf bestehende Gewalt -

    situati onen sein.

    Gewalt in der Familie kann

    zur Keimzelle fr die Gewal tentwi cklung in der

    Gesell schaft werden.

    W ir wi ssen heute: Viele Tter war en f rher selber Opfer.

    Verwandte,

    Freunde und

    Bekann te

    scheuen sich , den

    Tatsachen in di e

    Augen zu sehen

    und Verantwortung

    zu bernehmen.

    Gewalt wird gelernt, nicht vererbt.

    Es gibt bloss eines:

    Hinsc hauen, nicht we gsehen -

    und berl egt han deln!

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    Schule und Gewalt 17

    Gemeinsam

    Gesellschaft li che Vernderungen fhren dazu, dass derSchul e ein e imm er grssere Verant wort ung f r die

    Erziehung und die Persnl ichkeitsentwi cklun g der Kinder

    bert ragen wi rd. Hi er werden Ki nder und Jugendl iche aber

    auch mi t sozialen und kult urellen Problemen konfronti ert.

    Der Leistungsdruck und der Konku rrenzkampf sind oft

    sehr star k. N icht all e sind di esem Dru ck gewachsen.

    Vi elfach versuchen di e Jugendl ichen, sich mi t Gewalt oder

    anderen auffll igen Verha lt ensweisen davon zu befreien.

    Gewalt in der Schuleussert sich i n drei Formen: Gewal t gegen Sachen,

    Gewalt unt er Schlern und Gewal t i n der Lehrer-Schler,

    Beziehung.

    Gewalt gegen Sachen

    mein t das mu tw il li ge Beschdigen oder Zerstren von

    Unterrichtsmat erial , Einricht ungen und Gebudeanlagen.

    Dazu zhlen auch Vandalenakte sowie Brandstif tung.

    Gemss einer Umf rage unter 600 Schlerin nen undSchlern in Zrich stellt Gewalt fr 85 Prozent der

    Befr agten kein Probl em dar. Dennoch ist das Thema ernst

    zu nehmen, denn 15 Prozent der Befragten geben zu, im

    Verlauf e ih rer Schul zeit mi ndestens einmal Opfer einer

    Gewalt handlu ng geworden zu sein . Davon erklren 7

    Prozent , dass sie ft ers Gewal t al s Druckm it tel anwenden.

    Gewalt tti ge Han dlungen unter Schlern umfassen smt -

    li che Art en von Ttl ichkeiten. Darunt er fal len auch die

    D ie Schul e stehtin einem

    Spannungsfeld:

    Sie muss Leistu ng

    fordern,

    Erziehungsaufgaben

    lsen und zur

    Persnl ich keit s-

    entwicklung

    beitragen.

    Gewalt in derSchul e: So vi elflt ig

    wi e in der

    Erwachsenenwelt.

    Gewal t gegen

    Sachen: Vom

    Sprayen zum

    Schulhausbrand.

  • 8/12/2019 Broschre Gemeinsam gegen Gewalt

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    Erpressung von Geld, K leidern und anderen Gegenstnden

    sowie D rohun g oder N ti gung. berfll e und

    Krperverl etzungen nehmen zu. Sexuell e Gewal t i n Form

    von Belstigung, Erniedri gung oder gar Vergewal ti gung hat

    auch an Schul en ein besorgni serregendes Stadi um erreicht .

    Gewalt in der Lehrer-

    Schler-Bezi ehung ussert si ch weni ger in krperl icher

    Gewalt anwendung, sondern vielmehr i n bler Nachrede,Belstigung (beispielsweise anonyme Anrufe), D rohun g

    und Erpressung. Umgekehrt leiden vi ele Schler unter dem

    psychischen D ruck von seit en der Lehrerschaf t. D ieser

    D ruck ha t vi ele, oft auch unbewusste Formen: bestndi ges

    Blossstell en, A bwerten der Leistung und der Person oder

    Abl ehnen von Kin dern, die Probleme haben.

    Die Ursachen fr Gewal t i n der Schule

    sind ein erseits i n der berforderung der Schler un d

    andererseits in den hohen A nsprchen des sozial en

    Um feldes zu fi nden. Stud ien belegen, dass straff ll ige

    Jugendl iche huf iger Schul versager sind, der Schul e oft

    fernbl eiben un d weni g Int eresse am Lernstof f zeigen. ber-

    mssiger Alk ohol- oder Drogenkon sum verbunden m it

    Kri mi nal it t und Str afe drngen die betroff enen Schler

    immer strker an den Rand der Gesellschaft . Sie fi nden

    dann H alt in gleichgesinnten Banden.

    Viele Aufflligkeiten bei

    Jugendl ichen l assen sich schon sehr f rh beobachten und

    erkennen. A bweichendes Essverhal ten und nervseStrun gen sind of t Au sdruck einer solchen Entw ickl ung.

    Schon einfa che Massnahmen verhin dern in vi elen Fll en,

    dass Jugendl iche immer ti efer i ns Abseits geraten. Eine

    enge Zusammenarbeit von Lehrkrft en, Elt ern un d

    Bezugspersonen im Freizeit bereich ist hi er besonders

    wichtig und bringt vi el.

    Schulweg und Schule sollen Orte ohne Angst und Sc hrec ken sein.

    Gewalt unt er

    Schlern: W enn

    auf Schul weg und

    Pausenhof Angst

    herrscht.

    Gewalt in der

    Lehrer-Schler-

    Beziehun g: AusGewalt entsteht ni e

    Vertrauen.

    Abl ehnung der

    Schul e, auf fll iges

    Verhalt en undzunehmende

    Ausgrenzung sin d

    Alarmzeichen, die

    beachtet w erden

    mssen.

    Liebe Lehrerinnen

    und Lehrer

    W ir w nschen uns, dass wir in der Schule nicht n ur

    theoretisches W issen aus Lehrbchern l ernen mssen. V iel

    li eber sprechen wir i m Un terricht auch ber Probleme und

    Sit uati onen aus unserem tglichen Leben.

    Der Schulstoff muss mehr mi t un s zu tun haben. D ann i st

    der Unt erricht int eressanter und bringt uns auch zu Hauseund i n der Freizeit etwas. Wenn wi r mehr ber das reden,

    was uns wirklich beschfti gt, wisst ih r auch, was in uns

    vorgeht und w as uns wichtig ist.

    In Roll enspielen knnen w ir zum Beispiel Situat ionen

    nachstellen, di e wir oder andere schon erlebt haben:

    Erpressung von anderen Schlern; Banden, die einen

    provozieren w oll en, oder Mi tschler, die vor un seren Augen

    verprgelt werden. Durch ein derart iges Train ing lernen wir,

    wi e wir in einer solchen Sit uat ion reagieren mssten,

    um u ns zu schtzen oder zu helfen.

    Entw ickelt Lsungen gemeinsam mi t u ns!

    Gebt u ns konkrete Orientierungshil fen, dami t w ir Probleme

    und Konf li kte in eigener Verantwortun g lsen knnen. Es

    wre fr uns dadurch einfacher, di e richti gen Ent scheidun gen

    zu treffen und mu tig zu handeln. Diskuti ert mit uns,

    welche Folgen di e Gewal t f r Tterinn en und Tter, aber

    auch fr Opfer hat. W enn wir verstehen, wi e Gewalt ent steht

    und an dere Mglichkeit en kennen, Streit ohne Gewalt

    auszutragen, knnt en wir gemein sam verhindern, dass wi r

    Opfer oder gar Tterinn en und Tter werden.

    Und di e Schulbehrden bitt en wir: A chtet beim Planen darauf ,dass Schul huser ni cht seelenlos und r iesengross werden.

    Auch zu grosse Kl assen knnen uns berfordern.

    In di esem Rahmen entstehen Konfl ikte, die wir pltzli ch nicht

    mehr lsen knnen.

    19

  • 8/12/2019 Broschre Gemeinsam gegen Gewalt

    11/16

    Freizeit und Gewalt 21

    Selbstve rtrauen

    Im Verlauf der Entw icklun g eines Kindes nim mt derEinf lu ss von Elt ernhaus und Schul e stndi g ab.

    Di e Kontakte mit Gleichaltri gen i n der Freizeit und der

    Einf lu ss der Medien nehmen dagegen deutl ich zu.

    Ab dem A lt er von zehn bi s zwlf Jahren bert reffen die

    externen Einf lsse diejeni gen der Fam il ie und der Schul e.

    Eine erfol gversprechende Prventi on m uss in dieser Phase

    einsetzen und b is zum Ende der obli gatori schen Schul zeit

    fort dauern. D em Freizeit bereich muss dabei besondere

    Auf merksamkeit geschenkt werden.

    Kinder und J ugendlichehaben in den l etzten Jahren immer mehr Zeit zur f reien

    Gestal tun g dazu gewonnen. Gleichzeit ig ist das Angebot

    an organi sierten Freizeit vergngen w ie Erlebnisparks,

    Spielsalons, Part ies, Rock- und Pop-Konzerte usw.

    star k gesti egen. Eigenstnd ige Erl ebni sse werden durch

    Konsum von vorgeferti gten Erlebni sveranstalt ungen

    ersetzt. Wo Jugendl ichen di e Fhi gkeit oder di e

    Mglichk eit fehl t, eigene Erf ahru ngen zu machen, breiten

    sich Lan geweil e und das Gefhl i nnerer Leere aus.

    Man suc ht Action

    und Gewalt um sich berhau pt zu spren. Oft geschieht

    das in einer Gruppe von Gleichgesin nten. Dort aber herr-

    schen strenge hierarchische Str ukt uren:

    Der Anfhrer der Gru ppe befiehlt , al le mssen gehorchen.

    D ie Abgrenzung zu ri val isi erenden Cl iquen geschieht

    nach einem starren Freund-Feind-Schema ein guter

    Nhrboden fr Gewalt bereit schaft .

    M it dem Einsetzender Pubertt

    gewi nnen Freizeit

    und M edien bei

    den Jugendl ichen

    an Einfl uss.

    Eine sinnvoll eFreizeitgestaltung

    ist trot z grossem

    Angebot f r Kin der

    und Jugendli che

    nicht einfach.

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  • 8/12/2019 Broschre Gemeinsam gegen Gewalt

    12/16

    Das starke Be drfnis nach

    Gruppenzugehrigkeit ist auch Ausdruck der zunehmenden

    In divi dual isierun g unserer Gesell schaft . Der Verlu st der

    Einbin dung in die Fami lie, in die Wohnum gebung und in

    andere sozial e Netze (z.B. Vereine) verstrken die Tendenz

    zur Gruppenbi ldung von Gleichgesinn ten. Eine Prventi on

    li egt deshalb auch i n der Strkung von gemeinschaft li chen

    sozialen Struktu ren: offene, part nerschaftl iche

    Freizeit in stit ut ionen, in denen Jugendl iche echt eGesprchspartn er fi nden.

    Alkohol-, Medikamenten-

    und Drogenkonsum kommt als

    erschwerender Faktor huf ig hin zu. Je nach Sit uat ion w ird

    der Einsti eg in di e verschiedenen D rogen erleichtert. Of t

    entsteht ein regelrechter Gruppendruck, sich am Konsum

    solcher Mi tt el oder an an deren straf baren H andlun gen zu

    beteili gen. Gerade hier ist grosse Au fm erksamkeit seit ens

    der Elt ern und der anderen Menschen, di e fr die

    Erziehung verantwortli ch sind, gefragt. Schon kleinsteAn zeichen un d Signal e mssen un bedingt ernst genommen

    und gemein sam besprochen werden. Genauso wi chti g ist

    es aber, dass man n icht unverhlt ni smssig reagiert ,

    sondern ruhi g bleibt .

    Auf den schlechten

    Einfluss und di e gewal tf rdernde Wi rkun g der

    Medien w ird huf ig hi ngewiesen. Es steht fest, dass

    Gewalt darstell ungen in der Fernsehberichterstattun g, in

    Vi deos, Computerspielen oder Z eit schrif ten di e Hemm-und Reizschwell e herabsetzen. D ie Jugendl ichen bekunden

    zum Teil Mhe, zwischen Reali tt un d Fikti on zu un ter-

    scheiden. Ei ne wesentl iche Auf gabe der Gewal tprventi on

    besteht dar in , die Jugendl ichen fr ein e positi ve Nu tzung

    der M edien zu m otivi eren.

    Di e Mi tgliedschaft

    in Gruppen, Gangs

    oder Ban den bi etet

    Identifikations-

    mglichk eit:

    Zusammen sind

    wir stark!

    Di e Zu gehri gkeit

    zu einer bestimm-

    ten Gruppe

    beein fl usst auch

    das Verha lt en

    gegenber Drogen

    aller Art.

    Neue Medien Vi deos und vor all em

    das weltw eite Int ernet stellen uns vor neue

    Herausforderun gen. D a haben Jugendl iche direkten

    Zugang zu Bildern, i n denen auch gewal ttti ge,

    entwrdi gende Pornograph ie gezeigt w ird . Deshal b sollt en

    Eltern darauf acht en, w ie ihre Kinder den Umgang mi t

    den neuen M edien erlernen.

    Medien mssen

    nicht un bedingt

    Gewal t auslsen,

    sie verndern aber

    die Wahrnehmung

    von Gewalt

    und senken

    Hemmschwellen.

    J ugendliche holen sich Anerkennung, wo sie diese erhalten.

    Liebe Eltern

    W ir wnschen uns, dass ihr euch mehr fr uns und unsere

    Probleme interessiert und uns zuhrt, w enn wi r mi t euch

    sprechen woll en. W ir m chten auch unsere Freunde un d

    Freundin nen mit nach Hau se nehmen.

    W ir haben das Recht , von euch ernst genommen und

    respektiert zu werden, auch wenn wi r oft ni cht gleicher

    Meinung sind. W ir woll en nicht immer nur hren,

    was wir a ll es ni cht t un drfen oder besser machen soll ten,

    ohne dass ih r berhaupt wi sst, wa rum w ir es getan h aben.

    Erklrt uns, warum wir Din ge unterlassen sollen, di e ihr

    selbst auch tut . Das wrde uns vielleicht helfen zu verstehen

    und zweimal nachzudenken, bevor wir han deln.

    Und l obt un s doch m al, n icht bloss fr Schull eistungen.Es gibt i m Leben Din ge, die wicht iger sind als

    Prfun gen und Noten!

    23

    Sexualitt und Gewalt 25

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    Sexualitt und Gewalt 25

    hinsehen

    In der Schweiz werden jhrl ich 35 00 Sexua ldeli kt e und400 Vergewalt igungen poli zeil ich registriert. Der An teil der

    jugend li chen Tter ist geri ng. Ki nder und Jugendl ich e sind

    hier hauptschlich di e Opfer. W ir w issen, dass wir nur di e

    Spit ze des Eisbergs kennen. In vielen Fll en bleiben diese

    Delikt e unentdeckt.

    Di e Folgen fr mi ssbraucht e Ki nder und Jugendl iche sind

    aber schrecklich und wi rken oft lebenslang nach.

    Sexuell er M issbrauch kann bei den Opfern Gewal t,

    Krim inal itt, M issbrauch von Suchtm itt eln oder gar

    Selbstm ord auslsen. Strungen im Essverha lt en

    knnen ebenfal ls eine Folge davon sein. A uch der Ein stiegin di e Jugendprosti tu ti on ent steht oft aus sexuell er

    Ausbeutun g whrend der Ki ndheit un d Jugend der

    betreffenden Person.

    Bei sexueller Gewalt

    geht es nur selt en um sexuell e Befr iedigung, sondern um

    eine Demonstrat ion von Macht und berlegenheit. Di e

    sexuellen Handl ungen f inden vielfach i m fam il iren oder

    nahen Umfeld der Opfer statt . Hufi g sind die Tter

    unau ff ll ige Personen, di e jeder Beruf sgatt ung un d jeder

    sozia len Schi cht angehren knnen.

    Viele Sexualtter sind

    W iederhol ungstter. Sie verben i hre Taten ni cht zu fll ig,

    sondern vorbereit et und geplant . Im In teresse der Opfer ist

    es sehr w icht ig, dass solche Stra ft aten fr hzeit ig

    aufgedeckt u nd angezeigt werden. Bei In zest-Situ ati onen

    ist der Schri tt zur A nzeige besonders schwi eri g.

    Kin der undJugendl iche sind im

    Bereich sexuell er

    Gewalt

    meistens Opfer und

    ni cht Tter.

    Sexuell e Gewal t i st

    ein Mi ssbrauch

    von Macht. Die

    Tter stamm en fast

    immer aus dem

    Verwand ten- oder

    Bekanntenkreis.

    Sie ntzen ein

    Abhngigkeits- oder

    Vertrauensverhlt ni s

    aus.

    27

  • 8/12/2019 Broschre Gemeinsam gegen Gewalt

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    Sexuell e bergrif fe:

    Anzeichen w erden

    in vielen Fll en

    verdrngt , oder

    bewusst verleugnet

    und h erunt er-

    gespielt.

    Symptome von

    sexuell er Gewalt i n

    der Fami li e:

    Redeverbot und

    Schuldzuweisung.

    D ie Angst vor der Zerstrung der Fami li e und der

    gewohn ten Lebenssituati on verleitet Angehri ge zum

    Wegsehen. D urch i hr Schweigen l auf en sie aber Gefah r,

    sich der M it tterschaft schuldi g zu machen.

    Sexuell e Han dlu ngen begin nen meistens harml os,

    wi ederhol en sich dan n imm er hufi ger und knnen zu

    schweren Sexua lverbrechen fhren. D urch D rohun g,

    Nti gung und sexuell e bergri ff e geraten die Opf er i n eine

    Notsit uati on, aus der sie ohne Hilf e von aussen nu rschwer wieder herausfi nden.

    Die Aufklrung der Bevlk erung ber

    das Ausmass und Wesen von sexuell en bergrif fen,

    ber di e rechtl ichen Mgli chkeit en und ber di e seeli sche

    Unt ersttzun g der Opfer leistet einen wesent li chen Beit rag

    zur Vermi nderung von sexueller Gewalt.

    Vertrauenspersonen und Beratu ngsstell en knnen Opfern

    oder deren Angehri gen beistehen, die nti gen Schr it te zu

    unternehmen.

    W ir ksame Prventi on gegen sexuell e Gewal t i st:

    gegenseiti ger Respekt und O ff enheit

    geschlechtlich gleichwertige Erziehung

    recht zeiti ges Eingreifen

    J ede Gehe imhaltung bestrkt die Tter in ihrem Tun.

    Liebe Eltern

    Klrt uns fr h genug auf ! Fr uns ist es wicht ig, dass wir ber

    unsere Sexual it t und u nseren Krper Bescheid w issen, um fr

    uns und un sere Gesundheit das Richtige tun zu knnen.

    Erst wenn w ir verstehen, was mit uns geschi eht, haben wi r

    die Mglichkeit , ri chti g zu handeln, nein zu sagen und

    uns zu schtzen. Ih r seid doch ni cht so verklemm t, dass ihrni cht of fen m it uns ber Sex sprechen knnt !

    W ir brauchen die Gewissheit, zu euch kommen zu knnen,

    wenn un s etwas belastet oder wenn wi r Fragen haben.

    Bestrkt uns dari n, dass wi r ber unseren Krper selbst

    bestim men. Wenn wi r uns abgrenzen, dann i st das

    ein gesundes Zeichen.

    Habt nicht gleich An gst, di e Autoritt zu verlieren.

    Es ist fr uns auch ni cht immer ein fach, ber Erlebnisse oder

    Probleme zu sprechen, die mi t Sex zu t un h aben. Deshal b

    mssen wi r uns gegenseit ig vertr auen knnen.

    Und w enn ihr merkt, dass uns Gewalt angetan worden ist

    oder noch angetan wi rd egal von wem dann helft uns!

    Schaut ni cht einfach weg und schweigt! Redet darber vor

    allem m it uns und mit vertrauenswrdigen Fachleuten.

    W ir brauchen eure Hi lf e ganz besonders.

    27

    Polizei und J ugendstrafverfahren 29

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    Polizei und J ugendstrafverfahren 29

    Zusammenarbeiten

    Kin der un d Jugendli che sind im Verlauf e ihres

    Heranw achsens ein er doppelt en Gefhrdu ng durch Gewal t

    ausgesetzt , einerseit s al s Opfer, andererseits al s Str aft ter.

    Di e Grenzen sind nicht immer klar zu erkennen, da

    Ki nder und Jugendl iche die Folgen i hres Handeln s hufi g

    nicht kennen.

    Nahezu jede r Mens ch

    verbt i n seiner Jugendzeit str afba re Handl ungen. Dazu

    gehren zum Beispiel Schwarzf ahren, L adendiebstahl ,

    Sachbeschdigun g, Entwenden von Fahrzeugen zum

    Gebrauch, D iebstahl von Fahrzeugteilen, D rohung,Erpressung oder leich te Krperverl etzun g. Di e berw iegen-

    de Mehrheit di eser Str aft aten li egt im Bereich der Bagatell -

    und K leinkrimi nali tt, die weder der Poli zei n och den

    Jugendstr afbehrden gemeldet wi rd.

    Seelische und soziale

    Unsiche rheiten sind n ach neueren

    Forschun gen di e Ursachen f r dieses Verhal ten, d ie sich

    whr end des Reifeprozesses ergeben.

    Di e Entwi cklun g der eigenen Persnl ichkeit heisst fr

    Jugendl iche auch, Grenzen zu t esten. D abei kommt es vor,

    dass sie das erlaubt e Mass berschreiten.

    Meistens verschwi nden diese Krimi nali ttsformen i m

    Lauf e des Heranw achsens von selbst und haben kaum

    einen bleibenden Einfl uss.

    Bagatell - und

    Kleinkriminal itt

    gehren zur

    Jugendzeit vi eler

    Menschen.

    D ie Jugend i st die

    Zeit der

    Selbstfindung.

    Das heisst auch:

    Jugendl iche wol lenGrenzen ausloten.

    Ein ige schiessen

    dabei ber das Zi el

    hinaus.

    31

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    Vorbeugende

    Massnahmen

    knnen straf bares

    Verhalten

    verhindern.

    Polizei un d

    Jugendstr afbehrden

    knnen Schul e und

    Elternhaus in ih ren

    Bemhun gen sinn -

    voll untersttzen

    ihre Erfah rungen

    sind wertvoll beim

    Entwi ckeln vongeeigneten

    Massnahmen.

    Es gibt kein e festen

    Rezepte!

    Di e vernetzte

    Zusammenarbeit

    al ler Jugend-

    fachstell en stellt

    eine wi chti ge

    Grundlage fr

    Gewalt prventi on

    dar.

    Prventive Massnahmen

    haben gerade in di eser Lebensphase eine grosse Bedeut ung.

    Den Ursachen der Jugendkrimi nali tt k ann m an durch

    bewusste Erziehung, Bildun g und Ausbil dung sehr vi el

    entgegensetzen. D ie Vorbeugung ist i n erster Lin ie also

    eine Aufgabe von Elternhaus, Schul e und Vereinen sowi e

    von der Bil dungs- und Sozialpoli ti k.

    Auch di e Polizei nim mt eine wicht ige Rolle wahr, wenn

    sie wertvol le Erkennt ni sse aus der Str afverf olgung in di ePrventi onsbemhungen einbri ngt.

    Die gemeinsame

    Verantwortung und di e Bedeutung

    einer fachbergreif enden Zusammenarbeit sind heute

    offensichtlich.

    Ki nder und Jugendl iche soll en wirk ungsvoll ber das

    Normenverhalten, die Krim inal itt un d das Straf verfahr en

    auf geklrt werden. Soli dari tt m it Schwcheren i st ein

    wi chtiges Erziehungsziel. Nur eine koordini erte un d

    aufeinander abgestimmt e Prventi onsarbeit garantiert auflngere Sicht , die Gewal t und Jugendkrimi nal it t wi rksam

    zu beein fl ussen.

    Hilfe gibt es berall i n der Schweiz. Staatl iche

    Sozial dienste, Jugendmt er und private Beratun gsstellen

    helf en weit er. Jedes grssere Poli zeikorps hat Fachl eute, die

    fr den Bereich Jugend zustndi g sind. D iese knnen

    aufgrund i hrer Erfah rungen wertvoll e Inf ormat ionen ver-

    mitteln.

    Anzeigen ist bes se r als verdrngen! Vorbeugen ist bes se r als anzeigen!

    Liebe Eltern

    Liebe Lehrerinnen und

    Lehrer

    Wenn ih r euch ni cht mehr zu helfen wi sst, dann droht ihr!

    Ihr denkt, am strksten w irkt die Drohung mi t der Polizei.

    Dami t nehmt ihr un s die Mglichkeit, di e Polizei als

    Partnerin zu akzepti eren.

    Sagt doch nicht einfach, w ir Jugendl ichen seien heute

    gewal ttti ger. Zugegeben, m anchm al gehen wir etwas zu weit

    und schl agen ber die Schnur. Doch wi e begeistert erzhl t i hr

    von euren Jugendstr eichen.

    Und redet ni cht so einseit ig ber unsere auslndi schen

    Freunde. Was sie brauchen, sind n icht Vorurt eile, sondern

    Verstndn is un d echte Unt ersttzung.

    Ihr wi sst ni cht einf ach all es besser, nur weil ih r lt er seid.

    Helf t u ns li eber, unsere eigene Lsung zu f in den.

    Wenn w ir einm al zu weit gegangen sind, dann seid bereit,

    uns zu vergeben. Stempelt n icht jeden, der einmal eine

    Kri se hat , zum Versager oder gar zum Verbrecher.

    Was man i m Fall von Gewalt un ter Jugendli chen tun k ann:

    hi nschau en ni cht wegsehen

    khlen Kopf bewahren ni cht d ramati sieren wo nti g handeln und zwar rich ti g

    Mut zum Gesprch haben

    Fachpersonen beizi ehen

    im Not fal l di e Poli zei verstndi gen

    W ichti g: Di e Polizei kann zwar eingreif en; aber sie kann n icht all e Probleme lsen!

    31

    1999

    Schweizerische

    Koordinationsstelle fr

    Verbrechensprvention

    2001 Neuchtel

    Grafische Gestalt ung

    Daniel Horat,

    Design Factory