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HAMBURGER WIRTSCHAFT 07 / 18 STANDORT 34 FOTOS: STEFAN BUNGERT D ie Sicherheitsbrille sitzt auf der Stirn, Ephram Metshet hat Feierabend. Der 22-Jährige zeigt auf eine Kiste mit elektronischen Bauteilen für Trailer zum Transport von Schwergut, die er mon- tiert und rot lackiert hat. „Die Arbeit mit Maschinen in der Werkstatt gefällt mir gut“, sagt er. Seit Februar macht der Eritreer ein Praktikum bei Buss Port Servi- ces in Steinwerder, nächsten Monat beginnt er dort eine dreijährige Ausbildung zur Fachkraft für Hafen- logistik. Der Bereich Stauerei und Werklogistik der Buss- Gruppe hat seit einer Maßnahme der Handelskam- mer zur Kompetenzfeststellung im Bereich Logistik angefangen, Geflüchtete einzustellen. Am Abschluss- tag der Maßnahme im Dezember 2017 beteiligten sich Hamburger Unternehmen an einem Speeddating der Handelskammer gemeinsam mit dem Bildungs- träger für die deutschen Seehäfen und hafennahe Logistik, ma-co maritimes competenzcentrum. „Ich war überrascht, mit wie viel Engagement die Handels- kammer und ma-co sich dafür einsetzen, Geflüchtete in Arbeit zu bringen“, sagt Michael Beyer, Geschäfts- führer bei Buss Port Services. In zwei Stunden führte er 30 bis 35 Gespräche – „ein Gewusel“, erinnert er sich. 20 Lebensläufe nahm er mit, 15 Personen wur- den zu einer Infoveranstaltung ins Unternehmen eingeladen, es folgten Einzelgespräche. Chancen für Geflüchtete Die Handelskammer unterstützt Unternehmen dabei, Flüchtlinge in Arbeit zu bringen. Ausbildungsangebote gibt es beispielsweise in der Hafenlogistik, Abfallwirtschaft oder Altenpflege. „Jeden Mitarbeiter schu- len wir je nach Talent – um Kran, Stapler oder Zugmaschine zu fahren. Wir wollen dem Mitar- beiter zeigen, dass er weiterkommt.“ MICHAEL BEYER Buss Port Services Ephram Metshet aus Eritrea ist Praktikant bei Buss Port Services. Foto rechts: Im Gespräch mit Geschäftsführer Michael Beyer

Chancen für Geflüchtete · sich. 20 Lebensläufe nahm er mit, 15 Personen wur - den zu einer Infoveranstaltung ins Unternehmen eingeladen, es folgten Einzelgespräche. Chancen für

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Page 1: Chancen für Geflüchtete · sich. 20 Lebensläufe nahm er mit, 15 Personen wur - den zu einer Infoveranstaltung ins Unternehmen eingeladen, es folgten Einzelgespräche. Chancen für

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Die Sicherheitsbrille sitzt auf der Stirn, Ephram

Metshet hat Feierabend. Der 22-Jährige zeigt

auf eine Kiste mit elektronischen Bauteilen

für Trailer zum Transport von Schwergut, die er mon-

tiert und rot lackiert hat. „Die Arbeit mit Maschinen

in der Werkstatt gefällt mir gut“, sagt er. Seit Februar

macht der Eritreer ein Praktikum bei Buss Port Servi-

ces in Steinwerder, nächsten Monat beginnt er dort

eine dreijährige Ausbildung zur Fachkraft für Hafen-

logistik.

Der Bereich Stauerei und Werklogistik der Buss-

Gruppe hat seit einer Maßnahme der Handelskam-

mer zur Kompetenzfeststellung im Bereich Logistik

angefangen, Geflüchtete einzustellen. Am Abschluss-

tag der Maßnahme im Dezember 2017 beteiligten

sich Hamburger Unternehmen an einem Speeddating

der Handelskammer gemeinsam mit dem Bildungs-

träger für die deutschen Seehäfen und hafennahe

Logistik, ma-co maritimes competenzcentrum. „Ich

war überrascht, mit wie viel Engagement die Handels-

kammer und ma-co sich dafür einsetzen, Geflüchtete

in Arbeit zu bringen“, sagt Michael Beyer, Geschäfts-

führer bei Buss Port Services. In zwei Stunden führte

er 30 bis 35 Gespräche – „ein Gewusel“, erinnert er

sich. 20 Lebensläufe nahm er mit, 15 Personen wur-

den zu einer Infoveranstaltung ins Unternehmen

eingeladen, es folgten Einzelgespräche.

Chancen für Geflüchtete

Die Handelskammer unterstützt

Unternehmen dabei, Flüchtlinge in Arbeit zu

bringen. Ausbildungsangebote gibt es

beispielsweise in der Hafenlogistik,

Abfallwirtschaft oder Altenpflege.

„Jeden Mitarbeiter schu-

len wir je nach Talent

– um Kran, Stapler oder

Zugmaschine zu fahren.

Wir wollen dem Mitar-

beiter zeigen, dass er

weiterkommt.“

MICHAEL BEYER

Buss Port Services

Ephram Metshet

aus Eritrea ist

Praktikant bei Buss

Port Services. Foto

rechts: Im Gespräch

mit Geschäftsführer

Michael Beyer

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Bison Process Trading

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NÄCHSTER INFOABENDMontag, 02. Juli um 19 Uhr

Zunächst durchlaufen fünf junge Männer noch

bis Mitte Juli 100 Tage das ma-co-Training zum soge-

nannten Power-Logistiker, vier werden als gewerbli-

che Hafenmitarbeiter übernommen. Zusätzlich stellt

der Hafenlogistiker zum 1. August außer für Metshet

auch für einen Palästinenser eine Lehrstelle bereit.

Ein Viertel der seit 2015 nach Deutschland ge-

kommenen Flüchtlinge hat inzwischen eine Beschäf-

tigung gefunden. Das hat Prof. Herbert Brücker,

Migrationsexperte des Nürnberger Instituts für Ar-

beitsmarkt- und Berufsforschung, berechnet. Sönke

Fock, Vorsitzender der Geschäftsführung in der

Agentur für Arbeit Hamburg: „Wir verzeichnen eine

steigende Dynamik bei der Beschäftigungsaufnahme

von Menschen mit Fluchthintergrund. In den ersten

fünf Monaten 2017 nahmen 709 Personen eine Be-

schäftigung am ersten Arbeitsmarkt auf, im selben

Jahreszeitraum 2018 waren es 1 099 und damit 55

Prozent mehr.“

Die Stadtreinigung Hamburg bietet neun ver-

schiedene Ausbildungsberufe an, darunter Fachkraft

für Kreislauf- und Abfallwirtschaft, Berufskraftfahrer

oder Koch. Jeder Flüchtling durchläuft den Bewer-

„Die Beschäftigung

von Geflüchteten

bei der Reinigung

auf Hamburgs

Straßen hat sich

schon nach

kurzer Schulung

bewährt.“

MARIE BREMER

Stadtreinigung Hamburg

Sauber, Jungs! Jazan Sayed Issa aus Syrien ist seit Ende 2015

in Deutschland, Mohammad Jafari aus Afghanistan seit 2010

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36

Kerstin Kloss

[email protected]

Telefon 36138-396

bungsprozess wie jeder andere auch, betont Marie

Bremer aus der Personalabteilung. Für die Unterla-

gen und das Vorstellungsgespräch bedeutet das: alles

auf Deutsch. Grundsätzlich ist das mittlere Sprachni-

veau B1 erforderlich, aber Bremer hat die Erfahrung

gemacht, dass Zertifikate nicht unbedingt aussage-

kräftig sind: „Wir machen uns selbst ein Bild.“

Derzeit beschäftigt die Stadtreinigung Hamburg

32 Flüchtlinge, die meisten kommen aus Syrien, Af-

ghanistan oder Ghana. Darunter sind auch Gedul-

dete, deren Asylanträge abgelehnt wurden, die aber

nicht abgeschoben werden können. Zum Jahres-

wechsel wurden 440 neue Jobs für die Reinigung von

Grünflächen geschaffen. „Die Beschäftigung von Ge-

flüchteten hat sich bewährt. Schon nach kurzer Schu-

lung leisten sie auch in der Flächenreinigung gute

Arbeit“, sagt Bremer. Mehrfach hat das Unternehmen

beim Marktplatz der Begegnungen der Handelskam-

mer teilgenommen, um Flüchtlinge kennenzuler-

nen. „Das hat uns sehr unterstützt“, bewertet Bremer

die Veranstaltungsreihe.

Auch die Frank Wagner Holding hat häufiger

Angebote der Handelskammer genutzt, um Fach-

kräfte zu finden. Der Mittelständler betreibt Senio-

renpflegedomizile an acht Hamburger Standorten.

„Unsere Mitarbeiter werden mit alten Menschen, Si-

tuationen und Gerüchen konfrontiert. Es ist unsere

Aufgabe, junge Leute darauf vorzubereiten“, erklärt

Praxisanleiter Frank Lein. Deshalb machen Bewerber

zunächst ein Praktikum. Auch ohne Hauptschulab-

schluss ist eine zweijährige Ausbildung zur Gesund-

heits- und Pflegeassistenz sowie anschließend in drei

Jahren als Altenpfleger möglich. Bei guten Noten

lässt sich die Ausbildungszeit verkürzen.

60 Prozent der internationalen Belegschaft sind

Frauen, auch mit Kopftuch oder dunkler Hautfarbe.

Lein hat noch nie Negatives gehört: Die Menschen

aus anderen Ländern zeigen höheres Engagement als

so manch ein anderer. Deshalb unterstützt die Frank

Wagner Holding Azubis, in Sprachkursen ihre

Deutschkenntnisse zu entwickeln. „Denn Sprache ist

der Schlüssel“, betont Lein. Das gilt auch bei Buss

Port Services, wo die 85 Mitarbeiter 15 verschiedenen

Nationen angehören. Ephram Metshet spricht wie

alle bei der Arbeit und in der Mittagspause nur

Deutsch – inzwischen immer besser.

„Wir unterstützen unsere

Azubis, in Sprachkursen

ihre Deutschkenntnisse zu

entwickeln. Für die Arbeit

mit alten Menschen ist

Sprache der Schlüssel.“

FRANK LEIN

Frank Wagner Holding

Wie geht das noch mal mit dem Blutdruck

messen? Azubi Dilek Keles (r.) aus der Türkei

und Praxisanleiter Frank Lein während einer

Übung im Altenpflegezentrum

Kompetenzfeststellung

In zweiwöchigen Maßnahmen haben Geflüchtete die Gelegenheit, ihre

Fähigkeiten unter Beweis zu stellen – derzeit in den Bereichen Gastronomie/

Hotellerie oder Lager/Logistik. Ein Prüfer unserer Handelskammer begleitet

die Kompetenzfeststellung und erstellt aussagekräftige Zertifikate. Bei einem

Get-together können Arbeitgeber und Teilnehmer direkt in Kontakt treten.

Die nächsten Termine sind Freitag, 20. Juli (Gastronomie/Hotellerie), und

Dienstag, 4. September (Lager/Logistik). Wenn auch Ihr Betrieb bei einer der

nächsten Zertifikatsübergaben vertreten sein möchte, melden Sie sich gern

beim Team Integration von Geflüchteten ([email protected]).

Marktplatz der Begegnungen

Gemeinsam mit Handwerkskammer, Sozialbehörde, Agentur für Arbeit und

Jobcenter sowie UVNord veranstaltet die Handelskammer zweimal im Jahr

die Hamburger Messe zur Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt.

An bisher acht Veranstaltungen nahmen etwa 300 Unternehmen und über

7 500 Geflüchtete teil. Der nächste Marktplatz der Begegnungen findet am

6. September in der Handwerkskammer statt. Bei Interesse melden Sie sich

gern beim Team Integration von Geflüchteten ([email protected]).

Seminare & Veranstaltungen