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IGOR LEVIT »Habe ich gerade wirklich Iiih gesagt?« CHRISTOPH ESCHENBACH Über Altersweisheit, Hindemith und seine Eltern DAS KONZERT- UND OPERNMAGAZIN MäRZ 2014 Sabine Meyer »Ich habe da noch etwas Süßes« NEU! JETZT MITNEHMEN

concerti bundesweite Ausgabe März 2014

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concerti - Das Konzert- und Opernmagazin

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igor levit»Habe ich gerade wirklich Iiih gesagt?«

christoph eschenbachÜber Altersweisheit, Hindemith und seine Eltern

DAS KONZERT- UND OPERNMAGAZIN März 2014

Sabine Meyer»Ich habe da noch etwas Süßes«

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AKTUELLENEUHEITEN

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NIKOLAI TOKAREVHOMMAGE AN HOROWITZEine Hommage mit ausgewählten Werken, die Ho-rowitz in seinen Recitals und als Zugaben spielte.Mit Sonaten von Scarlatti, Cimarosa, Mazurken vonChopin sowie der Liszt-Fantasie von AlexanderRosenblatt u.a.

TEODOR CURRENTZISDIE MOZART-SENSATIONDer griechische Dirigent hat mit seinem EnsembleMusicAeterna und ausgewählten Solisten eine spek -takuläre und kompromisslose Neuinterpretation vonMozarts „Le Nozze di Figaro“ geschaffen.Limitierte Erstauflage mit 3 CDs und hochwertigem300-seitigem Hardcover-Buch. Auch als audiophileVersion mit Blu-ray Audio-CD und als 4 LP-Set erhältlich.

Die neue CD von Jonas Kaufmann mit Klavierbe-gleiter Helmut Deutsch. „Kaufmann zaubert kleineKunstwerke – differenziert, überlegt und hoch in -telligent.“ Kulturradio

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Liebe Leserin, lieber Leser Wer gibt den Ton an? Im Orchester sind die Rollen

klar verteilt, doch wie ist es in der Kammermusik, wenn kein Dirigent den Taktstock hebt: Herrscht dort wirklich Gleichberechtigung, im Streichquar-tett gar das „Gespräch unter vier vernünftigen Leu-ten“, das Goethe dereinst hörte? Britische Forscher wollten das jetzt ganz genau wissen und haben zwei renommierten Quartetten auf die Finger ge-schaut: Ungeprobt mussten die Musiker einen Ab-schnitt aus Haydns op. 74/1 fünzehnmal hinterein-ander spielen. Ergebnis: Da es praktisch unmöglich ist, völlig synchron zu musizieren, passten die

Streicher ihr Tempo ab einem gewissen Maß der Abweichung einander an. Doch während im einen Ensemble alle gleich oft ihr Tempo korrigierten, gab im anderen Quartett die erste Geige den Leithammel. Auch in der Musik geht es also offenbar um die Entscheidung zwischen Demokratie und Diktatur …

Bei concerti hingegen ist klar, wer den Ton angibt: die Musik! Wobei auch hier klare Worte angesagt sind, wenn in dieser Ausgabe Pianist Igor Levit das legendäre Bach-Spiel Glenn Goulds abkanzelt („als wäre man ein Mähdre-scher“) und Christoph Eschenbach die Kürzungen in der Kunst kritisiert: „Die Kultur ist die wichtigste Säule unserer Gesellschaft!“ Überrascht hat hingegen selbst uns, dass die First Lady der Klarinette daheim keineswegs die erste Gei-ge spielt: Sabine Meyer überlässt in puncto Organisation alles ihrem Mann – außer der heimischen Pralinen-Produktion! Viel Genuss und Vergnügen bei der Lektüre wünscht Ihr

gregor burgenmeister Herausgeber/Chefredakteur

P.S.: Wenn Sie in diesem Monat ein concerti-Abo bestellen, erhalten Sie die neue CD von Sabine Meyer als kostenlose Prämie. Weitere Infos finden Sie auf Seite 26 dieses Magazins.

KUrZ VorGEStEllt

ralf Dombrowski hört Musik, rund um die Uhr. Seit zwei Jahrzehnten schreibt und spricht er auch darüber, vor allem über Jazz. Und seit kurzem spielt der „Jazz-journalist des Jahres 2013“ dazu mit der Kamera. Denn auch Bilder können etwas Musikalisches haben.

Julia bleibler ist seit Februar neue Termin- und Onlineredakteurin in der Hamburger concerti-zen-trale. Privat hat die Musik-wissenschaftlerin vom Bo-densee vor allem ein Ohr für moderne Klänge. Steter Begleiter dabei: ihre Brat-sche „Leon“.

Editorial

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inhalt

3 Editorial | 6 Kurz & Knapp | 21 Opern-Kritiken 24 Opern-Tipps | 32 Konzert-Tipps40 CD-rezensionen | 48 Multimedia-Tipps50 Vorschau & Impressum

Konzert

8 Der Kreativeporträt Klassik ist nur ein Teil vom Ganzen. Revolution? Nein, der Alltag des Pianisten Michael Wollny

10 »ich habe da noch etwas süßes« interview Hotellobbys sind der klassi-sche Interviewort. Doch viel anregender ist ein Gespräch in den heimischen vier Wänden wie mit Sabine Meyer

14 weder weisheit noch alterKUrZ gefragt Christoph Eschenbach, gerade 74 geworden, über Hindemith, Altersweisheit und seine Eltern

oper

18 experimenteller Überschuss feUilleton Peter Ruzicka resümiert über die Wirkung der Münchener Biennale für Neues Musiktheater

22 Die slowakische nachtigallporträt Edita Gruberova gilt heute als die „Königin des Belcanto“. Der Weg dorthin war steinig

Die Welt Der KlassiK

27 bach in istanbulfestivalgUiDe In Deutschland und Europa – wir stellen Ihnen die interessan-testen Programme, Orte und Künstler vor

36 »Diese Musik ist hot«JUbiläUM 300 Jahre Carl Philipp Emanuel Bach feiert die Musikwelt 2014. Mit Top-Interpreten und vielen Konzerten

44 »habe ich gerade wirklich Iiih gesagt?«blinD gehört Der Pianist Igor Levit hört und kommentiert CDs von Kollegen, ohne dass er erfährt, wer spielt

10Sabine Meyer

Singende Klarinette

14Christoph Eschenbach

Ein Grammy für Hindemith

44Igor Levit

Freude und Ekel

rubriKen

An dieser Stelle finden Sie in den Ausgaben Hamburg, Berlin, Mitteldeutschland und München die regionalseiten

regionalseiten

4 concerti März 2014

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6 concerti März 2014

KUrZ & Knapp

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Konzertgängern fehlt es an dem nötigen sitzfleischAlles nur Ausreden? Erklärungsversuche für den Besucherschwund gibt es viele – die Körber-Stiftung wollte es genauer wissen und hat nach-gehakt, was Menschen vom Konzert- oder Opernbesuch abhält. Neben altbekannten Grün-den förderte die Umfrage Überraschendes zu Tage wie etwa das (zu) lange Sitzen. Schafft wie-der mehr Stehplätze in Oper und Konzertsaal!

Planstellen gibt es in den öffentlich finanzierten Sinfonie- und Kammer-orchestern der republik – fast 20 Prozent weni-ger als noch 1992 …

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... Nichts nützt dem Staat so wie die Musik.Jean Baptiste Molière, Dramatiker und Schauspieler

Mag das Geschrei von Neugeborenen auch nur in den allerwenigsten Ohren wie Musik klingen, rhythmisch sind die Kleinen vom ersten Ton an im Takt. Das sagen zumindest Forscher der Yale University, die Babys rhythmische Musik vorspielten: Der Nachwuchs zeigte nicht nur tanzähnliche Bewegungen, sondern zappel-te auch im Takt. Fragt sich nur, warum dies Rhythmusgefühl später bei so vielen Erwach-senen wieder verlorengeht …

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wirbel?Sie sind die Sorgenkinder – nicht nur beim Menschen, sondern auch bei

den Streichinstrumenten. An den kleinen Holzpflöcken werden die Saiten aufgerollt und das Instrument gestimmt. Doch so wie unserer Wirbelsäule der Verschleiß zu schaffen macht, leiden auch die Geigen- und Cello-Wirbel – wenn der Spieler sie allzu kräftig ins Loch drückt.

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Gründe, die am stärksten vom Konzertbesuch abhalten.

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3 fragen an ...siggi loch

immer mehr act-Künstler nehmen sich für ihre alben die Klassik vor – planen auch sie den sprung in den Klassikmarkt?Ein Schwerpunkt von ACT ist der europäische Jazz, dessen Akteure ganz selbstverständlich aus den musikalischen Wurzeln Europas schöpfen. Insofern folgen Berührungen mit der Klassik keinem „Plan“, sondern sind Teil der musikalischen Persönlichkeit vieler Künstler. Wenn das Ergebnis hilft, Klassikhörern eine Brücke zum Jazz zu bauen – oder umgekehrt – ist das doch wundervoll. Eine reine Klassikrei-he plane ich jedoch nicht.

sie selbst mischen in der Klassik ja schon mit der reihe „Jazz at berlin philharmo-nic“ mit – doch taugt solch ein vorneh-mer saal wirklich für die „blue notes“?Ganz klar ja! Das zeigt schon der enorme Zu-spruch für die bisherigen drei Konzerte. Jazz und Klassik begegnen sich heute künstlerisch absolut auf Augenhöhe, und ein Austausch kann beiden Genres nur gut tun.

Und weshalb sollte der Klassikfan unbe-dingt auch mal in ein Jazzkonzert gehen?Da viele der aufregendsten Musiker Jazzmusi-ker sind – und der Jazz wie die Klassik gleichermaßen den Geist fordert und die Seele berührt. Zudem ist der Jazz zu einer Konti-nente, Kulturen und Genres verbindenden Musik geworden, in der eine Menge Innovati-on stattfindet und es viel zu entdecken gibt.

D E R Z Y K L U S

M AG I E & K L A N GS I NN

RICCARDO CHAILLY | GEWANDHAUSORCHESTER

W I ENER PH I L HARMON IKER | L ANG L ANG

CHRISTOPH ESCHENBACH | ANDRIS NELSONS

S I R A N D R E W D AV I S | J O N AT H A N N O T T

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Aus Liebe zum Jazz: 1992 gründete Loch das Label ACT

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8 concerti März 2014

porträt

Der Pianist aus Schweinfurt und derzeitige Wahl-Frankfur-ter ist einer der Stars der hei-mischen Musikszene, und als solcher darf er im Doppel-Pack mit der Band des Posaunisten Nils Landgren im Rahmen der Reihe JazzNights die Menschen beglücken. Und das kann er, denn Micha-el Wollny hat Charme, Charis-ma und außerdem Talent. Er ist ein Romantiker im Sinne

Seit Ende Januar ist für Michael Wollny die Welt besonders in Ordnung.

Denn das neue Glück heißt Se-bastian, ein kleines Paket in den Armen der Eltern. „Mir ist klar, dass sich jetzt einiges än-dert“, meint der stolze Vater,

„ich werde wohl erst einmal ein wenig zurückschalten“. Wenn das so einfach ginge, denn im März steht eine große Tournee durch deutsche Konzertsäle an.

des 19.Jahrhunderts, so wie er die wuscheligen Haare ins Ge-sicht hängen lässt, um vorn-über gebeugt dem Klavier ein Maximum des Ausdrucks zu entlocken. Konzerte sind dabei auf der einen Seite eine Lust, auf der anderen aber auch ein Kampf um die Musik. Denn im Unterschied zum Klassiker hat Michael Wollny keinen festen Notentext, an dem er sich ori-entieren kann. Er improvisiert, jongliert mit der Freiheit der Gestaltung, einschließlich der Fallgruben, die dabei lauern. Das ist eine Frage der Haltung, mit der man sich der Musik nähert. Denn manchmal bringt schönes Scheitern mehr Spaß als langweiliges Reüssieren.

„Mich fasziniert am Improvi-sieren“, erklärt Wollny mit ei-nem Augenzwinkern, „dass man nicht die Zeit zum Reflek-tieren hat. Von einem Moment auf den anderen muss man etwas tun.“Dieses Loslassen, gepaart mit Spontaneität, hat für Michael Wollny einen besonderen Reiz. Denn eigentlich ist er ein Den-ker, jemand, der verstehen will, was die Welt in ihrem Inneren zusammenhält. Im Gespräch mit ihm stößt man schnell auf Gilles Deleuze oder Albert Ca-mus, auf große Romane, außer-dem immer wieder auf Filme, weil die Sprache der Bilder ihn in ähnlicher Weise fasziniert

Der KreativeKlassik ist nur ein teil vom ganzen. revolution? nein, der alltag des pianisten Michael wollnY.

Von Ralf Dombrowski

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Improvisator, Komponist – Jazz, Klassik: Michael Wollny

passt in keine Schublade

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wie die der Musik. Und natür-lich auf die Klassiker des äs-thetischen Grenzgangs, Franz Schubert beispielsweise oder Gustav Mahler.

gustav Mahler im sinn

Das ist das Prinzip Jazz, nur mit den Worten einer anderen Epo-che. „Wir suchen den Welten-traum“, steht daher als Motto über den aktuellen Aufnahmen von Michael Wollnys Trio, ein Zitat von Gustav Mahler. Auf dem Album selbst finden sich Stücke von Alban Berg und Paul Hindemith bis Edgar Va-rèse und Friedrich Nietzsche, mit der gleichen Selbstver-ständlichkeit in einem Span-nungsbogen mit Pop von Pink, den Flaming Lips und eigenen Kompositionen. Das ist ein bisschen Gesamtkunstwerk, keine neue Idee eigentlich, aber doch mit luftiger Leichtigkeit formuliert. Das ist es auch, was das Publikum an Michael Woll-ny so mag und ihn während des vergangenen Jahrzehnts zu einem der erfolgreichsten Jazz-musiker Deutschlands hat wer-den lassen. Denn da sitzt einer im Lausbuben-Look am Flügel, moderiert mit schüchternem Witz und entwaffnend jungen-haftem Lächeln, spielt dann aber eine Musik, deren Wild-heit man spüren kann, ohne dass er die Hörgewohnheiten dafür zertrümmern muss.

alte schule, irgendwie

Michael Wollny weiß, dass er mit dieser Einstellung eigent-lich zur alten Schule der Künst-ler gehört, die noch an die Be-deutung ihres Schaffens glau-ben. „Freiheit“, spöttelt er je-doch mit Blick auf die eigenen Projekte, „ist ein Trugschluss. Unlängst habe ich gelesen, der

Michael Wollny (piano), Tim Lefebvre (bass), Eric Schaefer (drums). ACT

Michael wollny trio: weltentraum

Cd-tipp

Jazz nights: Michael wollny trio & nils landgren Quintet

DÜsselDorf Fr. 21.3., 20:00 Uhr Kunstpalast

MÜnchen Sa. 22.3., 20:00 Uhr Muffathalle

DresDen So. 23.3., 19:00 Uhr Alter Schlachthof

berlin Mo. 24.3., 20:00 Uhr Kammer musiksaal

stUttgart Do. 27.3., 20:00 Uhr Theaterhaus

DortMUnD Fr. 28.3., 20:00 Uhr Konzerthaus

haMbUrg Sa. 29.3., 20:00 Uhr Laeiszhalle

franKfUrt Mo. 31.3., 20:00 Uhr Alte Oper

KonZErt-tippS

Das Video sowie weitere Konzerte auf: www.concerti.de/wollny

Michael wollny und leszek Mozdzer spielen live ihr stück svantetic

onlinE-tipp

Held der Gegenwart sei nicht mehr der Künstler, sondern der Netzwerker, also jemand, der Inhalte nicht schafft, sondern sie möglichst vielen Leuten zur Verfügung stellt.“ Das aber wi-derspricht der Idee des Krea-tiven, dem Modell des Genialen. Darüber muss ein wenig nach-gedacht werden. Bis Kunst daraus wird, hat Michael Woll-ny jedenfalls viel Zeit, für sei-nen Sebastian ein sehr konkre-ter und gar nicht verkopfter Vater zu sein.

Mehr auf www.pentatonemusic.com

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„...gesegnet mit einem absoluten Gehör,

zählt zu den weltweit gefragten Geigern.“

CONCERTI

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»first lady der Klarinette«: Sabine Meyer verhalf dem Instrument zu Popularität und erschloss dem reper-toire vergessene und neue Werke – solistisch, im trio di clarone wie auch in ihrem bläserensemble. Wen inte ressiert da noch, dass es 1984 ihret wegen zum zer -würf nis zwischen Karajan und den berliner philhar-monikern kam: Der Maestro wollte die gebürtige crails-heimerin, der 117-Herren-Bund lehnte ab …

ZUr pErSon

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à propos: Ich habe da noch etwas Süßes …

Sabine Meyer springt auf, eilt in die Küche und kehrt mit einer großen Platte dunkler Pralinen zurück.

Meyer: Voilà! Die Pralinen ha-be ich gestern selbst gemacht

– eigentlich gehören da Maca-damia-Nüsse rein, aber die gab es natürlich in unserem Super-markt in Lübeck nicht, und so habe ich das Rezept dann ein wenig verändert. Sie dürfen gern probieren und den Vor-koster geben, denn wir bekom-men später noch Besuch … na, nicht so doll?

Doch, wirklich sehr lecker – was mich zu der Frage bringt: in der Musik pflegen sie ja keines wegs eine Vorliebe für süßes, das der zuhörer so entspannt genießen kann – wie ihre mehr als 40 urauffüh­rungen zeigen …

Der Kaffeetisch ist ge-deckt, kleine süße Teil-chen verführen zum

Zugreifen, im Glas dampft frisch aufgebrühter grüner Tee

– „den bringen mir immer mei-ne chinesischen und japani-schen Studenten mit“, erzählt Sabine Meyer. Interviews mit der First Lady der Klarinette in ihrem wunderschönen alten Ziegelhaus in der Lübecker Alt-stadt sind eine kleine Wohl-fühl-Oase im journalistischen Alltagsstress. Zumal wenn sich noch Reiner Wehle hinzuge-sellt, der mit seiner Frau nicht nur das Instrument teilt und zusammen mit ihrem Bruder das Trio di Clarone bildet und ihr Bläserensemble aufgebaut hat, sondern wie auch sie als Professor an der Lübecker Mu-sikhochschule unterrichtet.

sie lieben amerikanisches schokoladeneis, sie leben in der stadt des Marzipans – haben sie eine Vorliebe für süße sachen?Meyer: Marzipan ist eigentlich die einzige Süßigkeit, die ich nicht so gern mag (lacht). Doch gerade so nach dem Mittages-sen esse ich ansonsten schon gern eine süße Kleinigkeit –

Meyer: …oh, da wissen Sie mehr als ich – mehr als 40 Urauf führungen?Wehle: Ja, das stimmt schon … Meyer: …meine Güte – Sie kön-nen ruhig öfters kommen: Was ich hier noch so alles von mir erfahre … (lacht)

… wie viele von diesen 40 ur­auf führungen sind denn in ihr repertoire eingegangen? Meyer: Natürlich versuche ich diese Werke öfter zu spielen und auch bei den Veranstaltern anzubringen, aber die wollen dann eben doch immer wieder die Konzerte von Mozart und Weber, vielleicht auch einmal von Nielsen oder Copland ha-ben. Es ist einfach schwer, in Luzern oder Frankfurt zu sa-gen: Ich möchte gerne Hoso-kawa spielen – da kann ich mich noch so sehr bemühen, es wird nicht klappen.Wehle: Beim Bläserensemble ist das hingegen kein Problem …Meyer: … das war ja auch im Grunde unsere Idee, dass wir dort immer ein modernes Stück ins Abendprogramm einbetten

– und dann wird das Publikum hinterher immer mit einem Mo-zart oder Beethoven getröstet.Wehle: Von den gut 40 Urauf-

»ich habe da noch etwas süßes«

hotellobbys sind der klassische interviewort. Doch viel anregender ist ein gespräch in den heimischen

vier wänden wie mit sabine MeYer – in jeder hinsicht …Von Christoph Forsthoff

»Hinterher wird das Publikum

mit Beethoven getröstet«

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sprüche. Am Mozartkonzert kann man immer arbeiten, zu-mal das ja gerade auf der Bas-settklarinette noch wieder ein ganz anderes Thema ist: Das bleibt einfach immer aufre-gend und spannend! Jedes Mal denke ich wieder: Oh Gott, ich spiele es doch wirklich nicht zum ersten Mal – aber es kommt mir so vor, weil einfach die Anforderungen des Instru-mentes an dich so immens sind.

ganz besondere anforderun­gen stellt zweifellos auch ihr jüngstes album mit Konzert­arien Mozarts …Meyer: … eine Idee, die übri-gens auf Reiners Mist gewach-sen ist …

… doch lässt sich auf der Klari­nette so schön singen wie mit der menschlichen stimme?Meyer: Ich hoffe nicht, dass Sie die Sängerin vermissen (lacht). Ich glaube schon, dass die Mög-lichkeiten des Instruments der Stimme sehr nahe kommen, weil die Klarinette einfach auch

führungen sind in etwa zehn ins Repertoire eingegangen – und die Werke von Denissow, Hosokawa und Castiglioni für das Bläserensemble sind auch in renommierten Verlagen ver-legt und werden von anderen Musikern gespielt.

eine Quote, die bedeutet, dass sie drei von vier stücken für gerade ein oder zwei auffüh­rungen erarbeiten – doch das hält sie nicht davon ab, sich immer wieder zeitgenössi­schen Werken zu widmen?Meyer: Nein. Aktuell etwa schreibt Márton Illés ein Quar-tett für mich für das Lausanne-Festival im kommenden Jahr. Er hat mich jüngst besucht, um sich sämtliche Griffe zeigen zu lassen und die Möglichkeiten der Klarinette wirklich voll-ständig ausschöpfen zu kön-nen und um zu erfahren, was auf dem Instrument möglich ist und was nicht.

ist das denn wirklich notwen­dig für eine Komposition?Meyer: Man merkt als Instru-mentalist einfach, wie ein Kom-ponist mit der Klarinette um-geht und welche Vorstellungen er hat. Oder ob es ein wirkli-ches Klarinettenkonzert ist: Bei manchem neuen Werk ha-be ich gedacht, das könnte genauso gut für Flöte geschrie-ben sein oder für Fagott – das hatte nichts mit meinem Inst-rument zu tun.

Dann also doch wieder lieber Mozart oder Weber, nur: Mögen sie die nach vier Jahr­zehnten wirklich noch spielen?Meyer (lacht): Ich finde nicht, dass es leichter wird, denn je öfter man die Werke spielt, des-to höher werden auch die An-

in der Höhe sehr weich sein kann und die Tiefe mühelos anspricht – anders als etwa auf der Oboe ist es schon ein sehr großes Spektrum, das uns dies Instrument bietet.Wehle: Natürlich kannst du das monieren – andererseits er-reichst du mit der menschli-chen Stimme auch manches nicht, das sich mit dem Instru-ment realisieren lässt. Und schon Einstein hat über diese Konzertarien geschrieben, das seien eigentlich Instrumental-konzerte …Meyer: … weil die so abartig schwer sind, dass sie kaum einer singen kann …Wehle: … und das war ja auch unsere Überlegung: Diese Ari-en sind teilweise fast unsingbar und werden heute kaum noch aufgeführt, weil man sich im Prinzip damit nur blamieren kann – man muss dafür schon sehr gute Nerven haben.

Was ja aber zweifellos auch für die Klarinette gilt, oder?Wehle: Teilweise liegen sie auf der Klarinette besser als für die Stimme. Natürlich eignen sich viele auch nicht, doch haben wir die ausgewählt, die schon fast instrumental gedacht sind

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»Die Mozart-Idee ist auf Reiners Mist

gewachsen«

Familienbande: das Trio di Clarone mit Meyers Mann (links) und Bruder

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fängt, taugt das ja alles nichts.Meyer: Er organisiert schon alles, strukturiert das Leben und die Reisen.

ohne ihren Mann wäre das le­ben also nur halb so bequem?

Wehle: Sie würde das auch alleine können …Meyer: … aber es ist einfach schön, all das zu zweit zu be-sprechen, die Trio-Programme gemeinsam zu machen und auch viel zusammen zu reisen.

9. St.Galler FeStSpiele20. Juni bis 4. Juli 2014

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sabine Meyer – weltstar mit herz

bUCh-tipp

Sabine Meyer (Klarinette), Kammer- orchester Basel, Andreas Spering (Leitung). Sony Classical

Mozart: arien (arrangements von andreas n. tark-mann)

Cd-tipp

und wahnsinnig schade, dass die so selten aufgeführt wird. Einige der Arien waren noch nicht einmal instrumentiert …

… und das haben sie dann alles in die Hand genommen?Wehle: Die Grundidee habe ich schon seit Jahren gehabt und mir immer wieder die Gesamt-ausgabe geholt und ein biss-chen sortiert. Und dann habe ich eine Auswahl getroffen und Andreas Tarkmann als Arran-geur geholt, der auch noch ei-niges verändert hat in der So-lostimme und im Orchester.

pflegen sie solch eine arbeits­teilung sonst auch im alltag?Wehle: Ich bin schon der Ide-engeber und mache auch die meisten Programme fürs Blä-serensemble und Trio oder für unsere Lübecker Klarinetten-nacht …Meyer: … und Du wirkst auch sonst als Organisator …

… und sie ordnen sich dann gern unter, Frau Meyer?Wehle: Sie ordnet sich nicht unter, sie muss Feuer fangen (lacht). Wenn sie nicht Feuer

franKfUrt so. 2.3., 11:00 Uhr, Mo. 3.3., 20:00 Uhr alte oper (großer saal) Frankfurter Opern- und Museums-orchester, Sebastian Weigle (Leitung), Sabine Meyer (Klarinette). Werke von Dvořák, Mozart & Strauss

MÜnchen so. 16.3., 11:00 Uhr prinzregenten-theater „La clemenza di Tito“ Sabine Meyer (Klarinette), Polina Pastircsák (Sopran), Kammerorchester Basel, Andreas Spering (Leitung). Werke von Mozart

breMen Do. 20.3., 20:00 Uhr glocke Programm siehe München

haMbUrg fr. 21.3., 19:30 Uhr laeiszhalle (gr. saal) Programm siehe München

berlin fr. 16.5., 20:00 Uhr Komische oper Orchester der Komischen Oper Berlin, Henrik Nánási (Leitung), Sabine Meyer (Klarinette). Werke von Mozart & Beethoven

DresDen Di. 27.5., 20:00 Uhr residenzschloss (Kleiner schlosshof) Dresdner Musik-festspiele. Trio di Clarone, Michael riessler (Bassklarinette & Saxofon), Pierre Charial (Drehorgel). Werke von Joplin, Ligeti, Milhaud, Poulenc, riessler, Satie, Strawinsky u.a.

KonZErt-tippS

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14 concerti März 2014

KUrZ GEfraGt

einer Laune heraus versiegen, stehen reihenweise die Orches-ter vor dem Kollaps, völlig un-abhängig von ihrer Qualität, so wie gerade in Minnesota oder in Detroit. Verglichen damit geht es uns in Deutschland sehr gut. Aber ich sehe, dass immer noch zuerst bei der Kultur ge-kürzt wird, dabei basiert unse-re Moral auf der Kultur, sie ist die wichtigste Säule unserer Gesellschaft! Ich finde, Dirigen-ten und Solisten müssten ihre Kräfte in einem regelmäßigen Gremium oder Kolloquium vereinen. Wer dabei helfen könnte und es oft nicht tut, sind die Medien. Die Situation wird sich sonst weiter ver-schlechtern. Schon heute arbei-ten viele Freundeskreise nach amerikanischem Vorbild. Weil die Budgets gerade für das All-tägliche, aber nicht für Tourne-en und Plattenaufnahmen reichen, sind seit mehr als ei-nem Jahrzehnt solche Förderer unersetzlich.

… Komponisten, die er nie aufführen würde

Ich hatte mal naturgemäß eine Aversion gegen Hans Pfitzner, doch mir kommen zum Bei-spiel Orchesterlieder in den Sinn, die ich gut finde. Prinzi-piell kommt es immer darauf

… HindemithGut, dass Sie nach dem fragen! Paul Hindemith liegt mir sehr am Herzen, seit ich lebe. Die erste Platte, die ich aufgenom-men habe, war seine Kindero-per Wir bauen eine Stadt. Ich war 13 Jahre alt, als ich dieses wunderbare Werk für die Deut-sche Grammophon dirigiert habe. Als nächstes spielte ich die drei Klaviersonaten. Diesen Grammy hat ja in erster Linie Hindemith gewonnen, nicht ich oder das Orchester. Hinde-mith hat so eine Tiefe und Emotionalität in seiner Musik, das habe ich schon als Heran-wachsender gespürt. Die Ador-nos dieser Welt, die ja auch Schostakowitsch und Sibelius ablehnten, fanden damals Hin-demiths Musik abstoßend, und Adorno war zur Zeit der Kon-struktivismusvorwürfe nun mal der Papst, dem hat man geglaubt. Heutzutage hat sich das zum Glück relativiert.

… Öffentliche Kulturförderung

Hier in Amerika, wo es nicht mal einen Kulturminister gibt, braucht man nicht weit zu bli-cken, um die Kehrseite der privat finanzierten Kultur zu sehen: Wenn die Quellen der Sponsoren aus wirtschaftli-chen Gründen oder gar aus

an, welche Stücke man in wel-cher Weise aufführt. Wagner als Musiker zum Beispiel liebe ich sehr, trotz seiner furchtba-ren Schriften, die er ja gottlob nicht vertont hat. Das Werk muss man in gewisser Hinsicht vom Menschen trennen, denn gerade Wagner hat seine Mei-nung ja auch ständig geändert, je nach Windrichtung. Beim Frühstück war er katholisch, beim Mittagessen Antisemit, beim Abendbrot Buddhist. Le-vi wollte er unbedingt als Diri-genten haben, obwohl er Jude war.

… »protektion« von nachwuchsmusikern

Viele Stars werden ja äußerlich dazu gemacht, manche bleiben Strohfeuer. Andererseits kom-men zu wenig neue Talente zum Zuge, weil sie sich angeb-lich nicht verkaufen. Daher bin ich gerne Mentor, weil es mir Spaß macht und ich damit zu-rückgebe, was mir dereinst von Szell und Karajan angedieh. Ich kümmere mich um Leute, die ich hervorragend finde. Wenn sie wollen, gebe ich ih-nen auch gern einen ganzen Tag Unterricht. Und alle wollen. Leider habe ich immer wieder Schwierigkeiten, Veranstalter von ihnen zu überzeugen. Aber

weder weisheit noch alter

christoph eschenbach, gerade 74 geworden, hat soeben seinen ersten grammy für die nDr-aufnahme des violinkonzerts

von paul hindemith gewonnen. hier spricht er über …

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Pianistin und Sängerin, sie hat bis ins hohe Alter im schicken Kleid Kinder unterrichtet. Das war ganz bezaubernd, nicht streng im Sinne von Klavier-

lehrerinnenhaftigkeit, sondern effizient. Wahrscheinlich habe ich von ihr meine Lust am Un-terrichten. Christian Schmidt

ich kann natürlich nicht dau-ernd für sie den Agenten spie-len.

… altersweisheit

Für mich gibt es weder Weis-heit noch Alter. Ich fühle mich unglaublich frisch und jung, vor allem im Kopf. Da habe ich mein Fitness-Studio. Nein, Weisheit ist doch ein Begriff des Abschlusses. Und wenn es so weit sein sollte, wäre ich zu selbstkritisch, um das Ende meiner Entwicklung nicht zu erkennen. Aber noch heute arbeite ich viel, mein Geist bil-det sich weiter. Viele Stücke habe ich noch nie gemacht! Immerhin lerne ich nun aber schneller als früher, ohne ober-flächlich zu sein, das macht dann doch die Erfahrung.

… eltern

Ich kannte meine natürlichen Eltern nicht, aber meine Stief-eltern haben mir eine sehr gu-te Erziehung angedeihen las-sen. Meine Stiefmutter war

NDr SinfonieorchesterChristoph Eschenbach (Leitung)Midori (Violine)Ondine

hindemith: violin-konzert, sinfonische Metamorphosen nach weber & Kon-zertmusik op. 50

Cd-tippS

Schleswig-Holstein Festival OrchesterChristoph Eschenbach (Leitung & Klavier)ray Chen (Violine)Sony Classical

Mozart: violinkon-zerte nr. 3 & 4, sonate für violine und Klavier Kv 305

DresDenso. 30.3., 11:00 Uhr, 31.3. & Di. 1.4., 20:00 Uhr semperoper Sächsische Staatskapelle Dresden, Christoph Eschenbach (Leitung), Gautier Capuçon (Violoncello). Werke von Mozart, Strauss & rihm

Kölnfr. 11.4., 20:00 Uhr philharmonie Christiane Karg (Sopran), Juliane Banse (Alt), Jeremy Ovenden (Tenor), Tareq Nazmi (Bass), WDr rundfunkchor Köln, WDr Sinfonieorchester Köln, Christoph Eschenbach (Leitung). Werke von Mozart

DortMUnDsa. 12.4., 20:00 Uhr Konzerthaus Programm siehe Köln

baMbergfr. 25.4., 20:00 Uhr, so. 27.4., 17:00 Uhr Konzerthalle bamberg Programm siehe Stuttgart

KonZErt-tippS

stUttgartsa. 26.4., 20:00 Uhr liederhalle (beethovensaal) Bamberger Sympho niker, Christoph Eschenbach (Leitung), Tzimon Barto (Klavier). Werke von Saint-Saëns & Berlioz

leipZig Do. 1.5. & fr. 2.5., 20:00 Uhr gewandhaus (großer saal) Gewandhausorchester, Christoph Eschenbach (Leitung), Julia Fischer (Violine). Werke von Schumann & Bruckner

MÜnchenMi. 25.6. & Do. 26.6., 20:00 Uhr, sa. 28.6., 19:00 Uhr gasteig (philharmonie) Marisol Montalvo (Sopran), Iskandar Widjaja (Violine), Münchner Philharmoniker, Christoph Eschenbach (Leitung). Werke von Maintz (UA), Mozart & Beethoven

Immer noch Hunger auf Neues: Christoph Eschenbach fühlt sich frisch und jung

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300 Jahre Carl Philipp Emanuel BachJubiläumsjahr 2014

Herzlichen Glückwunsch!Wir feiern den 300. Geburtstag des herausragenden Komponisten mit

Konzerten und Veranstaltungen an seinen sechs Lebens- und Wirkungsstätten in Hamburg, Potsdam, Berlin, Frankfurt (Oder), Leipzig, Weimar

und an zahlreichen weiteren Orten in ganz Deutschland.

Die Website www.cpebach.de bietet Lesens- und Wissenswertes zur Biographie und Musik C. P. E. Bachs und informiert Sie bis Ende 2014 über alle Veranstaltungstermine – sie reichen von Konzerten über

Ausstellungen bis hin zu Symposien und Vorträgen.

Herzlich willkommen!Wir freuen uns auf Ihren Besuch.

www.cpebach.de

Berlin

Frankfurt (Oder)Potsdam

Hamburg

WeimarLeipzig

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März 2014 concerti 17

OpErDie interessantesten Inszenierungen und Künstler – wir stellen

Ihnen das Wichtigste aus der Welt der Oper vor

18_feuilleton experimenteller Überschuss Peter Ruzicka resümiert in Teil 2 der Reihe „Die Zukunft der Oper – die Oper der Zukunft“ über die Wirkung der Münchener Biennale für Neues Musiktheater 21_Kurz besprochen opern-Kritiken Was Sie tagesaktuell auf unserer Website erwartet 22_porträt Die slowakische nachtigall Edita Gruberova gilt heute als die „Königin des Belcanto“. Der Weg dorthin war steinig 24_opern-tipps Die Frühlings-High-lights in Deutschland und EuropaFo

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Exquisites Sängertheater mit Weltstarflair: elektra an der Semperoper Dresden

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gilt gleichwohl das Weiterleben der neuen Werke in den Stadt- und Staatstheatern – das Neue wird zum Repertoire. Peter Ru-zicka, der die Leitung des in seiner Ausrichtung einzigarti-gen Festivals für zeitgenössi-sches Musiktheater innehat, resümiert, welchen Beitrag die Biennale als Labor einer Oper der Zukunft leistet, welche Be-deutung allein schon der Dis-kurs unter den beteiligten Künstlern besitzt, welche Gren-zen es aufzubrechen gilt und welche er gleichwohl gewahrt wissen will.

experiment, erprobung, erfahrungsaustausch

Nicht ohne Stolz stellt er fest, dass rund die Hälfte der auf der Biennale aus der Taufe geho-benen Opern ein Fortleben haben. Werke wie Bremer Frei-heit von Adriana Hölszky, Greek von Mark Anthony Tur-nage, Marco Polo von Tan Dun oder Wasser von Arnulf Herr-mann sind in die jüngere Mu-siktheatergeschichte eingegan-gen. „Unabhängig von ihrer jeweiligen stilistischen Prä-gung waren dies Werke, deren besondere theatralische Quali-tät, deren ästhetischer Über-schuss sich ganz unmittelbar

Ein Musikwissenschaftler hat kürzlich vorgerech-net, dass – auf die ganze

Operngeschichte bezogen – nicht mehr als drei Prozent der uraufgeführten Werke über den Ort ihrer Premiere hinaus an weitere Bühnen gelangt sind. Als Erfolgskriterium ei-nes Uraufführungs-Festivals wie der Münchener Biennale

auch einem nicht spezialisier-ten Publikum nachwies.“ Trotzdem wirkt die Biennale in ihrem intellektuellen An-spruch auf viele Opernfreunde oftmals eher als Messe der Musiktheater-Macher. Ein Wi-derspruch? Ruzicka erklärt ihn: „Schon Hans Werner Hen-ze, der die Münchener Bienna-le 1988 gründete, wusste ja aus eigener Erfahrung, dass die relative Distanz von Oper und Avantgarde auf Gegenseitigkeit beruhte, und dass international ein Laboratorium fehlte, das jungen Komponisten die The-aterwelten im Experiment, in der Erprobung, im Erfahrungs-austausch mit älteren Kollegen hätte erschließen können.“ Henze wie Ruzicka ging es so-mit darum, ihren jüngeren Kollegen, die sich trotz Berüh-rungsängsten erstmals ans Musiktheater wagen wollten, ein Forum zu schaffen, um ih-re Werke im Stadium der Ent-stehung zu diskutieren, bei der Vorbereitung der Inszenierung im Zusammenspiel mit ande-ren Medien und Künstlern zu prüfen, und sie schließlich in ersten Aufführungen dem Pu-blikum und der (Fach-)Kritik vorzustellen. „Dem Festival war deshalb von vornherein eine

experimenteller Überschuss

peter rUZicKa resümiert in teil 2 der reihe Die ZUKUnft Der oper – Die oper Der ZUKUnft über die wirkung der

Münchener biennale für neues Musiktheater. Von Peter Krause

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peter rUZicKa Der Komponist und Dirigent, Kulturmanager und Jurist gehört zu den erfolgreichs-ten und einfl ussreichsten Persönlichkeiten im Musik-theater. Er war intendant der hamburgischen staatsoper und der salzburger fest-spiele, 1996 übernahm er die künst lerische leitung der Münchener biennale, die er im Mai 2014 letztmalig verantwortet.

ZUr pErSon

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damals wichtiger gewesen sei als der Wunsch, Repertoire zu bilden. „Im letzten Jahrzehnt stand bei den Biennale-Urauf-führungen der Aspekt von Entgrenzungen des Musikthe-aters im Vordergrund. Vielfach waren es Werke, auf die her-kömmliche ästhetische Maß-stäbe nicht ohne weiteres an-wendbar sind, die aber gerade dadurch zum Kern des Genres ‚Oper‘ zurückführen. Ich halte die Befragung scheinbar ‚eher-ner Gesetze des Theaters‘ für ein notwendiges Anliegen ei-nes Festivals für Neues Musik-theater. Die Oper muss sich stets wieder aus sich heraus erneuern.“ Also weniger durch Blutzufuhr von Außen, denn durch eigene Kraft?

Musiktheater im u­bahn­schacht?

Der Innovationsdrang der Ge-genwart, das Aufeinanderpral-len kultureller Traditionen in der an Tempo gewinnenden Globalisierung scheint für eine Oper der Zukunft einschnei-dende Veränderungen zum

althergebrachten Geschichten-erzählen zu erfordern. So auch ganz neue Räume abseits der Opernhäuser? „Es mag sein, dass ich in diesem Punkt eher konservativ denke. Die Erfah-rung der letzten Jahrzehnte hat uns gelehrt, dass die Konzent-ration, die Einlassung und da-mit die Identifikation des Pub-likums in herkömmlichen Theaterräumen eine unver-zichtbare Voraussetzung für ästhetische Kommunikation ist. Musiktheater in einem U-Bahn-Schacht oder einer Flughafen-Lounge wird immer etwas bloß Episodenhaftes haben, ein rasch vergessenes Event sein.“ Das von der Münchener Bien-nale gepflegte Genre der Kam-meroper scheint Ruzickas Wahl vergleichsweise traditioneller Spielstätten Recht zu geben.

„Der Glücksfall unseres Festivals ist es ja, dass wir keine Ensem-bles und Kollektive beschäfti-gen müssen, wie dies bei gro-ßen Staatstheatern der Fall ist. Wenn ein Komponist auf den Gedanken käme, ein Stück zu schreiben, in dem nur Synthe-

doppelte Blickrichtung eigen: diejenige auf die Rezeption und diejenige auf die Entste-hung musiktheatralischer Kunst. Daher bestand auch von vornherein Konsens darüber, dass das gelungene Werk, das von München aus den Weg an Operntheater in aller Welt an-tritt, zwar stets das zu erstre-bende Ziel, aber keinesfalls das einzige Erfolgskriterium sein kann.“Rückblickend hat die Biennale immer wieder Anstöße für eine nachhaltige Weiterentwick-lung der Oper gegeben: „Bei manchen Festivaljahrgängen war der experimentelle Über-schuss der Produktionen von vornherein so stark, dass der Weg wichtiger schien als das Ziel, etwa 2002, als wir die Neu-en Medien für uns entdeckten und das Musiktheater, immer schon ein Aktionsfeld virtuel-ler Realität, als multimediales Ereignis zum Gegenstand des ästhetischen Experiments machten.“ Ruzicka stellt hier-bei klar, das der im Experiment gewonnene Erfahrungsgewinn

2012 auf der Münchener Biennale uraufgeführt: Wasser

von Arnulf Herrmann

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20 concerti März 2014

fEUillEton

Versatzstücken und Chiffren arbeitet, fordert sie Gegenzei-chen heraus. „Wir dürfen neu darüber nachdenken, wo so etwas wie künstlerischer Fort-schritt liegen könnte. Sich mit dem bestehenden ästhetischen Vokabular zufrieden zu geben, halte ich für ungenügend. Fort-schritt bedeutet dabei nicht unbedingt im Adornoschen Sinn Materialfortschritt. Viel-leicht sollten wir uns mit künf-tigen künstlerischen Projekten nicht zuletzt auch dem politi-schen Diskurs, den brennenden weltweiten Fragestellungen unserer Zeit nähern.“ Deutlich bekennt sich Peter Ruzicka aber auch zu einer Wiederentde-ckung des sinnlichen Moments in einem über Jahrzehnte stark verkopften Musiktheater-Den-ken. „Oper wird für die junge Komponistengeneration heute

sizer und Lichtprojektionen verwendet werden und Schau-spieler statt Sänger in einem virtuellen Raum agieren, wer-den wir das ermöglichen.“Also „Anything goes“? Mitnich-ten. Dem Diskurs der Postmo-derne stellt der Intendant sei-nen Begriff der Zweiten Moder-ne entgegen. Wo Kunst beliebig und austauschbar zu werden droht, wo sie überwiegend mit

wieder als eine Kunstform emp-funden, die ein unvergleichli-ches Imaginationspotenzial besitzt. In der Tat bietet das Musiktheater in seinen besten Momenten dem Zuschauer eine einzigartige Erfahrung. Wenn alle Faktoren dieses Gesamt-kunstwerks zusammenwirken, also das unmittelbar sinnlich Erfahrbare und die intellektu-elle Herausforderung, ereignet sich etwas, das keine andere Kunstgattung für sich genom-men leisten kann. Wagner hat hierzu so treffend formuliert, dass wir ‚Wissende durch das Gefühl werden müssen‘!“

Wie geht es weiter mit der schon über 400 Jahre alten Gattung Oper? Die im Februar gestartete reihe fragt konstruktiv kritisch nach der Zukunft des Musiktheaters, stellt opernhäuser und festivals, Künstler und Konzepte vor, die Neues wagen.

SErIE:

Münchener biennale 7.5. - 23.5.2014 Gasteig, Cuvilliés-Theater u.a.

Dieter Schnebel: UtopienDetlev Glanert: Die BefristetenHèctor Parra: Das geopferte Leben u.a.

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März 2014 concerti 21Laufend aktuelle Opern-rezensionen: www.concerti.de/oper

Guter Journalismus lebt von fachlicher Experti-se und maximaler Aktualität. Um Ihnen als Monatsmagazin auch letztere zu bieten, ver-

folgen unsere Opern-Autoren die wichtigsten Premi-eren in Deutschland und Europa und berichten in ihren Online-Kritiken tagesaktuell: über Siege und Niederlagen – ob in Berlin, Paris oder Köln.

Die vollständigen und laufend neue Opern-Kritiken finden Sie online: Scannen Sie dafür den Qr-Code mit einer Smartphone-App oder geben Sie www.concerti.de/oper im Browser ein.

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paris 25.1.2014 Das grandiose Debüt von Les Talens Lyriques im einstigen Mekka der Grand Opéra lehrt uns: Es lohnt sich so sehr, in Barockdingen die Hausorchester nach Hause zu schicken und den Verfechtern der historischen Auf-führungspraxis das Feld zu über-lassen. Das rare Ergebnis: eine fast ideale Opernvorstellung. (PK)

opéra national de paris (palais garnier) Händel: Alcina. Christophe rousset (Leitung), robert Carsen (Inszenierung), Patricia Bardon, Cyrille Dubois, Les Talens Lyriques

händel in paris: Magische Momente

DresDen 19.1.2014 Die Sächsi-sche Staatskapelle unter Christian Thielemann führt die Heldenriege der neuen Elektra an, die trotz einer leeren regie exquisites Sängerthe-ater mit Weltstarflair vereint. Neben Evelyn Herlitzius in der Titelrolle beeindrucken Anne Schwanewilms und rené Pape mit wahrhaften Cha-rakterstudien. (CS)

semperoper Dresden Strauss: Elektra Christian Thielemann (Leitung), Barbara Frey (Inszenierung), Evelyn Herlitzius, Anne Schwanewilmsweitere termine: 22. & 29.6.2014

strauss in Dresden: wer ohren hat, der höre!

berlin 9.3.2014staatsoper im schiller theater stemann: rein goldMarkus Poschner (Leitung), Nicolas Stemann (Inszenierung), rebecca Teem, Jürgen Linn, Sebastian rudolph

Hält richard Wagner die „Überschrei-bung“ durch Elfriede Jelinek aus? Schauspiel triff t Oper

KÖln 22.3.2014oper Köln in der trinitatiskircherihm: Jakob lenzAlejo Perez (Leitung), Béatrice Lachaussée (Inszenierung), Miljenko Turk, Wolf Matthias Friedrich, John Heuzenroeder

Kammeroper in der Kirche – funktio-niert das? rihms Musiktheater-Meister-werk nach Georg Büchner

HaMburg 26.3.2014staatsoperDonizetti: lucrezia borgiaPietro rizzo (Leitung), Edita Grube-rova, José Bros, Cristina Damian, Adrian Sâmpetrean

Wird’s wirklich ein Belcanto-Traum im hohen Norden? Und wie ist die Primadonna Assoluta in Form?

VorSChaU

OpErN-KrITIKENWas Sie tagesaktuell auf unserer Website erwartet

KUrZ bESproChEn

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22 concerti März 2014

porträt

Interview. „Bei mir war das anders. Ich glaube, dass ich wirklich das Leben kennenge-lernt habe.“ Sie meint damit ihre Kindheit in Raca (nahe Bratislava) mit ihrer ungari-schen Mutter und dem deut-

Niemand hat all die Jahre so gesungen wie sie. Ein Phänomen, „die

Gruberova“ und zu Recht die „Königin des Belcanto“, unan-gefochten über Jahrzehnte die

„Primadonna assoluta“ der Bay-erischen Staatsoper. In Hoch-schulseminaren wurde die Stimme der „slowakischen Nachtigall“ analysiert und Spektralmessungen durchge-führt, um das Geheimnis ihrer Kunst zu lüften: ihre faszinie-rende Virtuosität, die mit auf-sehenerregender Leichtigkeit gesetzten Koloraturen und Spitzentöne, die Zartheit ihrer Stimmgebung. Siebenundsechzig Jahre ist Edita Gruberova nun alt; die Zeit ist nicht ganz spurlos an ihrer Stimme vorbeigegangen, das Gold liegt nicht mehr so selbstverständlich in der Keh-le, doch eine überragende Per-sönlichkeit ist dazugekommen, die jedes noch so banale Li-bretto auf das Niveau einer Tragödie hebt und jeder Partie eine psychologisch dramati-sche Wahrhaftigkeit gibt.Der Weg dorthin allerdings war dornig. „Bei Opernstars glau-ben die Leute immer, dass man aus tollen Verhältnissen kommt, dass man immer geför-dert wurde“, erzählt sie im

schen Vater, der als Sympathi-sant der Antikommunisten in jahrelange Haft kam und da-nach als verbittert seelisches Wrack die Familie tyrannisier-te und verunsicherte. „Beim Singen aber“, erzählt sie, „fühl-

Die slowakische nachtigall

eDita grUberova gilt heute als die »Königin des belcanto«. Der weg dorthin war steinig.

Von Teresa Pieschacón Raphael

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eckImmer unbeirrt weiter

gekämpft – bis an die Spitze: Edita Gruberova

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März 2014 concerti 23

te ich mich sicher, da wusste ich, das will ich, und musste nicht lange überlegen.“ 1968 schloss Edita Gruberova am Konservatorium als „beste Ge-sangsstudentin des Jahres“ ab.

Hochschwanger über die grenze

Obwohl ihr ein Stipendium für die weitere Ausbildung im Westen verwehrt wurde, schaffte sie es 1970 dennoch, einen Solistenvertrag an der Staatsoper in Wien zu ergat-tern. Dass dies die Emigration bedeutete, ahnte sie. „Damals war ein berufliches Fortkom-men in der CSSR gar nicht möglich, wenn man nicht in die kommunistische Partei eintrat“, erzählt sie. „Mein Mann und ich waren beide gegen die Par-tei.“ Hochschwanger trat sie mit ihrer Mutter 1971 die Reise an. Sie hatten Glück und konn-ten die Grenze passieren.Doch im Westen, in Wien nahm man kaum Notiz von ihr. Mäg-de, Zofen, Modistinnen: Mehr war nicht. Und auch Karajan ermahnte sie „so schnell wie möglich Wien“ zu verlassen. Sie werde dort nie Karriere machen. „Ich habe nicht in die Karajansche Clique hineinge-funden oder man hat mich nicht hineingelassen“, beklagt sie. „Ich hatte nie eine Lobby hinter mir.“ Aber dafür einen starken Willen. Mit der Zerbi-netta aus Strauss’ Ariadne auf Naxos schaffte sie den Durch-bruch. In Wien. „Mein Kind“, sollte ihr Karl Böhm nach der Vorstellung sagen, „wenn das der Strauss g’hört hätt!“ Von nun an riss man sich um sie, sie eroberte sich das gesam-te italienische Fach. Und schaffte es, dass unbekannte Opern Donizettis und Bellinis,

darunter Maria Stuarda, Bea-trice di Tenda, Anna Bolena oder Linda di Chamounix, auf den Spielplan gesetzt wurden

– mit ihr selbstverständlich. Ei-ne Glanzpartie wurde Donizet-tis dem Wahn verfallene Lucia di Lammermoor. Innerlich re-signiert und von fast gespens-tischer Seelenlosigkeit und tiefster Vereinsamung zeich-nete sie die Protagonistin. Hun-derte Male. „Das ist das Ge-heimnis meines sängerischen Daseins“, sagt sie. „Mein Reper-toire ist nicht so groß wie das mancher Kollegen, die auf bis zu 120 Opern kommen. Ich fühle mich bei der hundertsten Aufführung besser als bei der Dritten. Es ist wie im Leben, jedes Mal ist etwas Neues drin. Ich habe jetzt das Gefühl, dass ich zum Wesen der Figur ge-langt bin; die Technik arbeitet schon längst von selbst, man muss nicht mehr über einzelne Töne nachdenken.“

im Westen gefeiert, in der Heimat verfemt

Auch ihre Traviata, die sie 1989 unter der Leitung von Carlos Kleiber und der Regie von Fran-co Zeffirelli an der New Yorker Met sang, setzte Maßstäbe. Ganz zu schweigen von Doni-zettis Lucrezia Borgia, die sie 2010 nach 160 Jahren wieder an die Bayerische Staatsoper brachte.Was denkt sie über ihre phä-nomenale Karriere? „Jetzt bin ich an den Punkt gelangt, an dem ich mich frage: Wo ist die Zeit und warum ist sie so schnell weg? Es ist viel gesche-hen. Trotz der vielen Dinge, die ich geleistet habe, weiß ich nicht, wo die Zeit geblieben ist. Ich wühle gerne in Erinnerun-gen, das ist vielleicht nicht

Edita Gruberova, Sonia Ganassi, Markus Herzog u.a. Bayerisches Staatsorches-ter, Friedrich Haider (Leitung), Jürgen rose (regie). Deutsche Grammophon

bellini: norma

dVd-tipp

haMbUrg Mi. 26.3., so. 30.3. & Do. 3.4., 19:00 Uhr staatsoper (großes haus) Donizetti: Lucrezia Borgia (konzertant)

Di. 1.4., 20:00 Uhr staatsoper (opera stabile) Sängersalon Edita Gruberova (Sopran)

wien Do. 8.5., Mo. 12.5., sa. 17.5., Mi. 21.5. staatsoper Bellini: Norma (konzertant)

MÜnchen so. 20.7., 19:00 Uhr, so. 27.7., 19:30 Uhr bayerische staatsoper Münchner Opernfestspiele Donizetti: Lucrezia Borgia

opErn-tippS

Das Video sowie weitere Termine auf: www.concerti.de/gruberova

rückblick 1992: edita gruberova als violetta in verdis La Traviata

onlinE-tipp

immer praktisch, aber das ge-hört zu meinem Naturell.“Manchmal mit bitterem Nach-geschmack: Nach einem Kon-zert in Bratislava 1990 über-reichte der Veranstalter ihr ein etwas makabres Geschenk: die Fotokopie einer Archivkarte des Slowakischen Rundfunks.

„Nicht senden!“ stand darauf, ein Vermerk für sämtliche ihrer zwischen 1968 bis 1971 entstan-denen Aufnahmen. Ja, sagt sie und zitiert Goethe: Sie habe ihr

„Brot mit Tränen gegessen“. Doch gerade hierhin liegt der Antrieb ihrer phänomenalen Karriere.

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24 concerti März 2014

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oper Ob nun Verdis Otello oder Alban Bergs Wozzeck: Die Literaturoper hat immer wieder zu Höhepunkten des Repertoires geführt. Auch Phi-lippe Boesmans hat sich – mit Shakespeare, Schnitzler und Strindberg – schon mehrfach an Weltliteratur gewagt, um sie für das Musiktheater zu ent-decken. Jetzt hat der 1936 ge-borene belgische Komponist, Organist und langjährige Com-poser in Residence der Brüs-seler Oper La Monnaie das Schauspiel Au monde von Joël Pommerat vertont – eine Fa-miliengeschichte, inspiriert durch Tschechows Drama Drei Schwestern, über einen Unter-nehmer-Patriarchen im Ab-stieg und dessen Kinder.

Patricia Petibon adelt die Urauf-führung mit ihrem Sopranglanz

brüssel: literatur opern-Uraufführung

so. 30.3. (premiere), 15:00 Uhr la Monnaie brüssel Boesmans: Au monde. Patrick Davin (Leitung), Joël Pommerat (Inszenierung) 1., 3., 4., 6., 8., 9., 11. & 12.4.

OpErN-TIppSDie Frühlings-Highlights in Deutschland und Europa

ballett Seit Mozarts frühem Tod ist sein letztes, unvollendet gebliebenes Werk von Legen-den umrankt. Der Film Ama-deus hat das seine dazu beige-tragen. Nachdem auch John Neumeier sich einst an eine Choreographie zum Requiem gewagt hat, macht sich nun Mario Schröder in Leipzig da-ran, sich mit den Geheimnissen der auf berückend schöne Wei-se düster drohenden Totenmes-se zu befassen und die Kraft und Intensität der Musik cho-reographisch auszuformen. In Mozarts Musik eingeflochten sind Ausschnitte aus Pier Pao-lo Pasolinis bildreicher Ge-dichtsammlung L’ Usignolo della Chiesa Cattolica, zu deutsch: Die Nachtigall der

katholischen Kirche, aus dem Jahr 1958. Beim Versuch, das unvollendete Requiem neu und kritisch zu kontextualisieren, ergänzen die Leipziger zudem ein weiteres Mozart-Meister-werk: Die Große Messe in c-Moll hatte Mario Schröders so früh verstorbener Vorgän-ger Uwe Scholz bereits 1998 für das Leipziger Ballett erschlos-sen. Mario Schröder war lang-jähriger Erster Solist in Leip-zig, seit der Spielzeit 2010/11 wirkt er hier selbst als erfolg-reicher Ballettdirektor und Chefchoreograf.

Jugendliche Intensität für Mozarts Totenmesse

leipzig: Mozarts requiem

sa. 8.3. (premiere), 19:00 Uhr oper leipzig Mozart: requiem Jeremy Carnall (Leitung), Mario Schröder & Uwe Scholz (Choreographie) 16.3., 6., 21. & 26.4., 9. & 22.6.

Page 25: concerti bundesweite Ausgabe März 2014

März 2014 concerti 25Weitere Tipps, Termine, Tickets und mehr: www.concerti.de

ballett Wassily Kandinsky träumte einst von einer Syn-these der Sinne, einem Gesamt-kunstwerk des 20. Jahrhun-derts. Seine Vision aufgreifend entwickelt Michael Simon zur Eröffnung der Ballett-Festwo-che 2014 für das Bayerische Staatsballett sein choreogra-phisches Bildertheater Der gelbe Klang zu Musik von

Frank Zappa. Russell Mali-phant steuert zudem eine Kre-ation bei, und die Kanadierin Aszure Barton schafft, wie ihr englischer Kollege, erstmals eine Choreographie für eine deutsche Compagnie. Während der Festwoche heißt das Baye-rische Staatsballett außerdem die Compagnie Sasha Waltz & Guests mit Dido & Aeneas in München willkommen. Reper-toire-Klassiker ergänzen das Programm, darunter Neumei-ers Sommernachtstraum auf Musik von Mendelssohn und Ligeti und La Bayadère.

Michael Simon choreographiert und inszeniert Der gelbe Klang

München: Der gelbe Klang

oper Neue Musik kann sehr wohl leise und berührend, ge-heimnisvoll und emotional sein, der Franzose Mark André hat es immer wieder bewiesen. Jetzt gelangt seine neue Oper Wunderzaichen in Stuttgart zur Uraufführung. Den aus Pforzheim stammenden Hu-manisten Johannes Reuchlin schickt der Komponist darin auf eine Zeitreise nach Israel, bei der die Hauptfigur schon am Flughafen verdächtig auf-fällt und schließlich Maria be-gegnet. So gestaltet André ein akustisches Roadmovie über das Abenteuer der Identität und die Unmöglichkeit der letzten Reise. Mark André sucht nach einer neuen thea-tralischen Vokalität und über-

schreitet dabei die Grenzen zwischen Schauspiel und Oper. Zugleich fordert er die Archi-tektur des Opernhauses mit den Raumeffekten seiner Live-Elektronik neu heraus.

Der Komponist Mark André bei den Proben

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aiDaso. 2.3., 19:00 Uhr opernhaus „regisseurin des Jahres“ Tatjana Gürbaca wagt sich an Verdis Evergreen – mit Latonia Moore und Aleksandr Antonenko

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iphigenie en taUriDeDo. 6.3., 20:00 Uhr großes haus Ulms aufstrebender 1. Ka-pellmeister Daniel Montané feiert das Gluck-Jahr, Barockspezialist Igor Folwill inszeniert

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sa. 22.3., 19:30 Uhr großes haus Hausherr Guy Montavon brachte die Glanert-Oper über Aufstieg und Fall des Joseph Süß Oppenheimer 2012 bereits am Münchener Gärtnerplatztheater auf die Bühne

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eUgen oneginfr. 28.3., 19:30 Uhr großes haus Tschaikowskys lyrische Szenen nach Puschkin knöpft sich die spannende junge Schauspielregisseurin Julia Hölscher vor

4.4. - 13.4. bayerische staatsoper BallettFestwocheDer gelbe Klang, Dido & Aeneas, Ein Sommernachtstraum, Helden, La Bayadère

so. 2.3. (premiere), 19:00 Uhr oper stuttgart André: Wunderzaichen Sylvain Cambreling (Leitung), Jossi Wieler & Sergio Morabito (Inszenie-rung) 7., 16., 22. & 25.3.

stuttgart: wunderzaichen

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Nicht mit Opernhits, sondern fast vergessenen Konzertarien beglückt Sabine Meyer auf ihrer bei Sony Classical erschienenenCD. In den von Andreas Tark-mann arrangierten Mozart-Arien begeistert die Klarinettistin einmal mehr als große Gestalte-rin und Virtuosin. Mit dabei: Das Kammerorchester Basel und Andreas Spering.

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Page 27: concerti bundesweite Ausgabe März 2014

Einzeltermine, Details, Tickets und vieles mehr auf www.concerti.de/festivalguide März 2014 concerti 27

FESTIVALSIn Deutschland und Europa – wir stellen Ihnen die interessantesten Programme, Orte und Künstler vor

28_Dreiländereck bach in istanbul „Türk Kültürü“ – das Bodenseefestival widmet sich in vielfältigen Formen der reichen türkischen Kultur 30_niedersachsen weltpremieren und entdeckungen in der provinz Das Festival Movimentos zeigt das, was sonst nicht in Deutsch-land zu sehen ist 31_Detmold wenn der wald die seinen ruft ... Die zweite Biennale für Ostwestfalen-Lippe verführt an romantische OrteFo

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Schwerpunktthema Türkei: Beim Bodenseefestival ist in diesem Jahr auch das Staatsballett Istanbul zu Gast

Page 28: concerti bundesweite Ausgabe März 2014

= zeitraum = Ort= Künstler28 concerti März 2014

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Er ist einer der größten Binnenseen Europas und für sein mildes Klima

bekannt. Jeder dritte Apfel stammt vom Bodensee, Wein und Fisch gibt es reichlich, und landschaftlich ist der See im Dreiländereck Deutschland, Schweiz, Österreich ohnehin kaum zu übertreffen.In dieser wunderbaren Gegend hat sich im vergangenen Vier-teljahrhundert neben den Opernfestspielen in Bregenz und dem Konstanzer Rock-Gipfel ein nicht mit Superlati-ven auftrumpfendes, sondern eher feingesponnenes Festival

etabliert, das vor allem durch seine Hase-und-Igel-Qualitäten auffällt: Wo immer man im schönen Blütenfrühling hin-kommt, ob an das schweizeri-sche, österreichische oder deut-sche Ufer – überall ist das Bo-denseefestival schon da. Die landschaftlichen Reize nutzen die Macher dabei gekonnt aus, bespielen etwa die höchst wert-volle Stiftsbibliothek in St. Gallen, die nur ein Mal im Jahr zugänglich ist, genauso wie historische Raddampfer oder sonst verschlossene Schlösser. „Alle sechs Wochen tagt eine Programmkommission der Ver-

anstalter, die um den See her-um verteilt sind“, erklärt Ge-schäftsführer Winfried Neu-mann. „Wir begreifen uns als föderales Festival, das lediglich das jährliche Motto vorgibt; die Organisation und Finanzie-rung der einzelnen Veranstal-tungen obliegt den Gastgebern vor Ort.“

türkische Kultur im Visier: Fazıl say als artist in residence

In diesem Jahr hat sich das Bo-denseefestival das Motto „Türk Kültürü“ gegeben, die Überset-zung fällt nicht sonderlich

bach in istanbulDreilänDerecK »türk Kültürü« – das bodenseefestival

widmet sich in vielfältigen formen der reichen türkischen Kultur. Von Christian Schmidt

Deutscher Barock triff t türkische Moderne: Im Schloss Salem spielen Fazıl Say und das Borusan Quartet

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Einzeltermine, Details, Tickets und vieles mehr auf www.concerti.de/festivalguide März 2014 concerti 29

schwer, und passenderweise hat es sich einen türkischen Residenzkünstler an Land ge-zogen, den internationalen Klavierstar Fazıl Say, der nicht nur selbst zwölf Mal an den Tasten sitzt, sondern auch ei-nen Meisterkurs am Vorarlber-ger Landeskonservatorium gibt. Als einer der ganz weni-gen Pianisten ist Say auch als Komponist erfolgreich, und so wird nicht nur seine Istanbul Symphony aufgeführt, son-dern auch einige kammermu-sikalische Werke. Die werden von jungen Preisträgern inter-pretiert, die noch unbekannt sind und sich am Bodensee erste Sporen verdienen sollen.

traditionelle Folklore mischt sich mit musikalischer avantgarde

Say ist freilich nicht der ein-zige Künstler aus der Türkei, den das Festival porträtiert. Dirigenten, Geiger und Tänzer aus dem bikontinentalen Reich thematisieren die reizvolle Spannung zwischen der folk-loristischen türkischen Kultur und ihrer Öffnung nach West-europa. Traditionelle und mo-derne Elemente fließen in jüngster Zeit in eine schier unüberschaubare Mixtur ver-schiedenster Stilrichtungen zusammen, so dass in der Kombination das eigentlich Neue liegt. Das Spektrum der Musikschaffenden scheint im arabischen Raum ohnehin deutlich weiter gefasst, weil die Zugehörigkeit zu bestimm-ten Schulen oder Dogmen ir-relevant bleibt. Es bestehen offenbar auch keine Berüh-rungsängste zwischen traditi-oneller Kultur und kunstmu-sikalischer Avantgarde, weil man die Vermischung zwi-

schen diesen Welten als eher befruchtend begreift.So gibt es neben den Klassik-musikern auch türkischen Jazz, Saxophonmusik zu Tau-sendundeiner Nacht, ein Bal-lett aus der Staatsoper Istanbul und orientalischen Groove. Kinder kommen voll auf ihre Kosten bei einer „Reise um die Welt mit der Harfe auf einem fliegenden Teppich“, und das „Alla Turca Kollektiv Istanbul“ steuert ein Programm mit dem neugierig machenden Titel „Die Oboe im Serail“ bei. Dies alles kontrastiert auf köstliche Weise mit Mozarts osmano-philer Oper Die Entführung aus dem Serail oder einem Liederabend mit christlichen und muslimischen Weisen des Mittelalters, ausgegraben von der vorzüglichen klassisch-orientalischen „Sarband“, die sich auf derlei kulturelle Brü-cken spezialisiert hat. Neben dieser programmati-schen Vielfalt liegt der Reiz des Festivals vor allem darin, dass es sich als interdisziplinäres Kunstfest begreift. „Wir be-schränken uns nicht auf ein reines Konzertprogramm, son-dern bieten auch Ballettauffüh-rungen, Sprechtheater und eine ganze Reihe von türki-schen Filmen an, die ja zur Zeit eine wahre Blüte erleben und internationale Erfolge feiern“, kündigt Geschäftsführer Win-fried Neumann an. So wird denn also im schönsten Lenz der Bodensee im Sichelmond-licht erstrahlen. Zu entdecken gibt es reichlich.

bodenseefestival 2.5. - 8.6.2014 Fazıl Say, Gidon Kremer, Vesselina Kasarova, Borusan Quartet, Ferhan & Ferzan Önder u.a.

Lindau, Konstanz, Bregenz u.a.

NIKOLAI LUGANSKYFreitag, 16. Mai

FRANCESCO PIEMONTESIMontag, 19. Mai

FREDDY KEMPFMittwoch, 21. Mai

ANGELA HEWITTFreitag, 23. Mai

ELISSO VIRSALADZESonntag, 25. Mai

MAI 2014

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= zeitraum = Ort= Künstler30 concerti März 2014

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Kaum zu glauben in Zei-ten, wo allenthalben in der Kultur der Rotstift

angesetzt wird, Theater dicht gemacht und Orchester fusio-niert werden: Es gibt noch Orte, wo Kunst gefördert wird und die Finanzierung nicht die Inhalte dominiert. Dass solch ein Glücksfall nicht in der Groß-stadt zu erleben ist, sondern tief in der niedersächsischen Provinz, hat beim Festival Mo-vimentos mit dem Geldgeber zu tun: Das Volkswagenwerk sitzt nun einmal in Wolfsburg, und so bildet das industrielle

Ambiente des denkmalge-schützten Kraftwerks auf dem Gelände der Autobauer nicht nur das Herzstück des Kultur-festes, sondern auch die übri-gen Veranstaltungen finden in Wolfsburg, Wolfenbüttel oder Braunschweig statt.

»glück« als Festivalmotto

Längst hat sich Deutschlands bedeutendstes privat finanzier-tes Festival von seinen Anfän-gen 2003 mit internationalen Tanzproduktionen auch in die anderen Sparten der Kunst ausgedehnt: Ob Konzert, Le-

sung, Schauspiel, Gespräch – die Macher haben für sich und ihr Publikum aus der ganzen Republik mittlerweile fast alle Genres erobert. Und das kei-neswegs mit Mainstream-Pro-grammen, wie der künstleri-sche Leiter Bernd Kaufmann betont: „Wir wollen weitestge-hend zeigen, was in Deutsch-land sonst nicht zu sehen ist.“ Ein (H)Ort des Glücks also für alle kulturell Neugierigen – und dass Kreativdirektorin Maria Schneider eben dieses „Glück“ für die diesjährigen Festwo-chen zum Leitthema erkoren hat, macht die Suche nach dem selbigen noch reizvoller.

Musikschwerpunkt im Jazz

Auftakt ist traditionell am Dienstag nach Ostern – und mit dem belgischen Choreografen Sidi Larbi Cherkaoui eröffnet ein guter alter Movimentos-Bekannter den Tanz-Reigen. Natürlich mit einer Premiere, denn zahlreiche der gezeigten Produktionen des zeitgenössi-schen Tanzes sind hier erst-mals in Deutschland, Europa oder gar weltweit zu erleben!Musikalisch setzen die Festwo-chen 2014 einen Schwerpunkt im Jazz mit Stars wie Gregory Porter und Diana Krall, doch auch die Klassik kommt mit ungewöhnlichen Programmen der Klarinettistin Annelien van Wauwe, dem Pianisten Kit Armstrong oder dem Scharoun Ensemble zu ihrem Auftritt. Frei nach dem Motto: (Pro-gramm-)Glück ist kein Zufall. Christoph Forsthoff

weltpremieren und entdeckungen in der provinznieDersachsen Das Festival Movimentos zeigt das, was sonst nicht in Deutschland zu sehen ist

Industriecharme: Während der Festwochen verwandelt sich das Kraftwerk in einen theatralen Raum

Movimentos 22.4. - 1.6.2014 Trio con brio, Scharoun Ensemble, Kit Armstrong, Benedict Kloeckner, Beijing Dance Theater u.a.

Wolfsburg, Braunschweig, Berlin u.a.

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Einzeltermine, Details, Tickets und vieles mehr auf www.concerti.de/festivalguide März 2014 concerti 31

Zutiefst romantisch ist die Vorstellung, Musik habe

etwas zu tun mit der Region, der Kultur oder Landschaft, in der sie entstand bzw. aus der ihr Urheber entstammt. Denn nach dem international ver-

bindlichen Stil der „Wiener“ Klassik (von deren Meistern ja nicht einer aus Wien stammte) kam im 19. Jahrhundert in allen Ländern Europas der Wunsch nach einer eigenen, nationalen Musik auf. Wenn also ein Fes-

tival wie die zweite Biennale für Ostwestfalen-Lippe unter dem Motto „land.schafft.kul-tur“ steht, ist es kein Wunder, dass sein Programm solche Vorstellungen aufnimmt: Für den deutschen Wald steht der Inbegriff der deutschen roman-tischen Oper, Der Freischütz, Griegs Peer-Gynt-Suite steuert norwegische Nationalromantik bei, und Carl Reinekes Die wil-den Schwäne illustriert die Märchenwelt Hans Christian Andersens. Und solche natio-nalen Bilder werden auch in die Neuzeit verfolgt: Das Narren-schiff zum Beispiel bringt den venezianischen Karneval bis in den Weltraum. Da passen die ungewöhnlichen Konzertorte ideal: Vom Ahnensaal im Det-molder Schloss geht es übers Hermannsdenkmal bis ins Frei-lichtmuseum. Und das Ballett findet in der Heilig-Kreuz-Kirche statt! Klemens Hippel

wenn der wald die seinen ruft ...norDrhein-westfalen Die zweite biennale für ostwestfalen­lippe verführt an romantische orte

Sehnsuchtsort der deutschen Romantik: Der Wald zieht sich als Thema durch ein ganzes musikalisches Jahrhundert

www.schumann-zwickau.de

SCHUMANN-FEST ZWICKAU6. bis 22. Juni 2014

„GANZ ROMANTISCH“

2. biennale für ostwestfalen-lippe 27.5. - 31.5.2014 Bielefelder Philharmoniker, Thomas Quasthoff, Ulrich Matthes, Nordwest-deutsche Philharmonie u.a.

Detmold

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32 concerti März 2014

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Kristian beZUiDenhoUtbreMen 11.3.2014

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berlin 21.3.2014

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DresDen 8.3.2014

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franKfUrt 15.3.2014

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KONzErT-TIppSAusgewählte Konzerte im März

Köln 16.3.2014

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DÜsselDorf 23.3.2014

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Page 33: concerti bundesweite Ausgabe März 2014

März 2014 concerti 33

Do. 20.3.2014, 20:00 Uhr glocke (großer saal) Sabine Meyer (Klarinette), Polina Pastircsák (Sopran), Kammerorchester Basel, Andreas Spering (Leitung). Mozart: Konzertarie KV 580, Sinfonie Nr. 31 D-Dur u.a.

DresDensa. 1.3.2014, 20:00 Uhr Deutsches hygiene-Museum (großer saal) Håkan Hardenberger (Trompete & Lei-tung), Dresdner Philharmonie. Haydn:

„Die Vorstellung des Chaos“ aus „Die Schöpfung“ & Trompetenkonzert Es-Dur, Hartmann: Concertino, Hindemith: Konzertmusik op. 50 „Boston Symphony“

so. 30.3.2014, 11:00 Uhr semperoper Gautier Capuçon (Violoncello), Sächsi-sche Staatskapelle Dresden, Christoph Eschenbach (Leitung). Mozart: Ouver-türe zu „Don Giovanni“ KV 527, Strauss: Don Quixote op. 35 & Don Juan op. 20, rihm: Verwandlung II

2 vaDiM glUZManDi. 11.3.2014, 20:00 Uhr glocke (Kleiner saal) Vadim Gluzman (Violine), Sandis Šteinbergs (Violine), Maxim rysanov (Viola), Ilze Klava (Viola), reinis Birznieks (Violoncello). Pärt: Summa, Mozart: Streich-quintett KV 516, Schnittke Moz-Art, Bruch: Streichquintett Nr. 1

Vadim Gluzman ist auf „Quintett-Tour“: Dabei erklingt auch Bruchs lange verschollen geglaubtes Streichquintett, das 1988 in der Mu-sikbibliothek der BBC auftauchte.

3 isabelle van KeUlen

sa. 8.3.2014, 20:00 Uhr frauenkirche Isabelle van Keulen (Violine), Dresdner Philharmonie, Christoph König (Leitung). ravel: Le tombeau de Couperin, Strauss: Violinkonzert op. 8, Dvořák: Sinfonie Nr. 5 op. 76

Noch keine zwanzig war der junge richard Strauss, als er das Violinkonzert in seinem Schulheft notierte. Isabelle van Keulen spielt das Konzert im Jubiläumsjahr.

berlinsa. 1.3.2014, 20:00 Uhr philharmonie Bach: Johannes-Passion BWV 245. Ca-milla Tilling, Magdalena Kožená, Topi Lehtipuu, Mark Padmore, roderick Wil-liams, Christian Gerhaher, rundfunk-chor Berlin, Peter Sellars, Berliner Phil-harmoniker, Sir Simon rattle (Leitung)

sa. 1.3.2014, 20:00 Uhr Kammermusiksaal rIAS Kammerchor, Ensemble resonanz, Tõnu Kaljuste (Leitung). Pärt: Cantus in memoriam Benjamin Britten, Vasks: Prayer, Kõrvits: Labyrinths u.a.

fr. 7.3.2014, 20:00 Uhr philharmonie Christian Tetzlaff (Violine), Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Hannu Lintu (Leitung). Sibelius: Die Okeani-den op. 73, Szymanowski: Violinkonzert Nr. 1 op. 35, Widmann: Insel der Sire-nen, Sibelius: Sinfonie Nr. 7 op. 105

Di. 25.3.2014, 20:00 Uhr philharmonie Vadim repin (Violine), Orchestre de la Suisse romande, Neeme Järvi (Leitung). raff : Orchestervorspiel zu „romeo und Julia“, Bruch: Violinkonzert Nr. 1 op. 26, Berlioz: Symphonie fantastique op. 14

sa. 29.3.2014, 20:00 Uhr Kammermusiksaal Anne Sofi e von Otter (Mezzosopran), Ensemble Berlin. Werke von Poulenc, Canteloube, Weill, Hollaender & Eisler

breMensa. 15.3.2014, 20:00 Uhr glocke (großer saal) Simone Kermes (Sopran), La Folia Barockorchester, robin Peter Müller (Leitung). Arien und Orchesterwerke von Porpora, Hasse, Händel u.a.

1 UnsUK chinfr. 21.3.2014, 19:30 Uhr Konzerthaus (großer saal) MaerzMusik. Dominik Blum (Klavier & Orgel), Wu Wei (Sheng), Konzert-hausorchester Berlin, Peter rundel (Leitung). Unsuk Chin: Sheng-Kon-zert, Goldmann: Konzertstück (UA), Wertmüller: zeitkugel

Wu Wei gehört zu den weltweit führenden Sheng-Solisten. Die chinesische Mundorgel steht im Mittelpunkt des Solokonzerts der in Berlin lebenden koreanischen Komponistin Unsuk Chin.

DÜsselDorffr. 7.3.2014, 20:00 Uhr tonhalle Alban Gerhardt (Violoncello), Düssel-dorfer Symphoniker, Andrey Boreyko (Leitung). Schumann: Ouvertüre zu

„Julius Cäsar“ op. 128, Schostakowitsch: Cellokonzert Nr. 1 Es-Dur op. 107, Tschaikowsky: Sinfonie Nr. 4 f-Moll

Mi. 12.3.2014, 20:00 Uhr tonhalle Christina & Michelle Naughton (Klavier). Mozart: Thema und Variationen KV 501, Brahms: Haydn-Variationen op. 56a, Bolcom: recuerdos, Strawinsky: Le Sacre du Printemps u.a.

essenso. 16.3.2014, 17:00 Uhr philharmonie Sol Gabetta (Violoncello), rotterdam Philharmonic Orchestra, Pablo Heras-Casado (Leitung). Strawinsky: Pulcinel-la-Suite, Haydn: Cellokonzert C-Dur, Prokofjew: Sinfonie Nr. 5 B-Dur op. 100

Mo. 24.3.2014, 20:00 Uhr philharmonie Kit Armstrong (Klavier), Orchestre Symphonique de Montréal, Kent Nagano (Leitung). Vivier: Orion, Liszt: Klavierkonzert Nr. 2 A-Dur, Berlioz: Symphonie fantastique op. 14

Mi. 26.3.2014, 20:00 Uhr philharmonie Lang Lang (Klavier). Mozart: Sonaten Nr. 5 KV 283, Nr. 4 KV 282 & Nr. 8 KV 310, Chopin: Balladen Nr. 1-4

sa. 29.3.2014, 20:00 Uhr philharmonie Anne-Sophie Mutter (Violine), City of Birmingham Symphony Orchestra, Andris Nelsons (Leitung). Strauss: Don Juan op. 20, Brahms: Violinkonzert D-Dur op. 77, Strawinsky: Petruschka

4 hilarY hahnso. 23.3.2014, 20:00 Uhr tonhalle Hilary Hahn (Violine), hr-Sinfonie-orchester, Paavo Järvi (Leitung). Brahms: Violinkonzert D-Dur op. 77, Bruckner: Sinfonie Nr. 3 d-Moll

„Ich finde, dass es unmöglich ist, Brahms gut zu dirigieren“, sagte der ehrgeizige Dirigent Paavo Jär-vi im concerti-Interview. Er bezieht sich dabei auf die Sinfonien – beim heutigen Violinkonzert wird Gei-genstar Hilary Hahn ihren Beitrag zur Interpretation leisten.

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34 concerti März 2014

KonZErt-tippS

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sa. 22.3.2014, 19:30 Uhr laeiszhalle (Kleiner saal) Doric String Quartet. Haydn: Streich-quartett C-Dur „Kaiserquartett“, Korn-gold: Streichquartett Nr. 2 op. 26, Beet-hoven: Streichquartett Es-Dur op. 127

hannoverMi. 12.3.2014, 20:00 Uhr, hcc Danish String Quartet. Nielsen: Streich-quartett Nr. 3 op. 14, Abrahamsen: 10 Préludes, Skandinavische Volksmusik

Do. 13.3.2014, 20:00 Uhr nDr landesfunkhaus(großer sendesaal) Gautier Capuçon (Violoncello), NDr radiophilharmonie, Eivind Gullberg Jensen (Leitung). Turner: Karankawa, Elgar: Cellokonzert e-Moll op. 85, rach-maninow: Sinfonische Tänze op. 45

fr. 28.3.2014, 18:00 Uhr herrenhäuser gärten(galeriegebäude) Ania Vegry (Sopran), Theresa Holz-hauser (Alt), Martin Platz (Tenor), NDr radiophilharmonie, NDr Chor, Bernard Labadie (Leitung). Bach: Messe G-Dur BWV 236, Händel: Te Deum D-Dur HWV 283 „Dettinger Te Deum“ u.a.

heiDelbergsa. 22.3.2014, 20:00 Uhr Kongresshaus Heidelberger Frühling. Hélène Grimaud (Klavier), City of Birmingham Sympho-ny Orchestra, Andris Nelsons (Leitung). Beethoven: Die Geschöpfe des Prome-theus op. 43a, Brahms: Klavierkonzert Nr. 1 d-Moll op. 15, Prokofjew: „romeo und Julia“ (Auszüge)

franKfUrtfr. 7.3.2014, 20:00 Uhr hr-sendesaal Forum Neue Musik. Christiane Karg (Sopran), hr-Sinfonieorchester, Franck Ollu (Leitung). Werke von Pärt, Stiebler, Debussy/Adams, Scelsi & reich

fr. 14.3.2014, 20:00 Uhr alte oper (Mozart saal) Ian Bostridge (Tenor), Julius Drake (Klavier). Schumann: Dichterliebe

Di. 18.3.2014, 20:00 Uhr alte oper (großer saal) Martin Grubinger (Schlagzeug), BBC Philharmonic Orchestra, Juanjo Mena (Leitung). Gruber: rough Music, Abe: Prism rhapsody, Mendelssohn: Sinfonie Nr. 3 a-Moll op. 56 „Schottische“

haMbUrgMo. 03.3.2014, 19:30 Uhr laeiszhalle (großer saal) Berliner Philharmoniker, Sir Simon rattle (Leitung). Brahms: Sinfonie Nr. 3, Haas: Dark Dreams, Debussy: La Mer

Do. 20.3.2014, 20:00 Uhr laeiszhalle (großer saal) rodion Pogossov (Bariton), Sara Hershkowitz (Sopran), Arabella Stein-bacher (Violine), Chor des Bayerischen rundfunks, NDr Chor, NDr Sinfonieor-chester, Thomas Hengelbrock (Leitung). Fauré: requiem, Martin: Polyptyque

5 lange nacht Der roMantiK

sa. 15.3.2014, 18:00 Uhr alte oper Mojca Erdmann, Patricia Kopat-chinskaja, Igor Levit, Alexander Lonquich, Dénes Varjón, Jörg Widmann, Ensemble Modern, Cuar-teto Casals, Junge Deutsche Phil-harmonie. Werke von Schumann, Kurtág, rihm, Grisey & reimann

11 Konzerte und 3 Lesungen. Stel-len Sie sich Ihr eigenes Konzertpro-gramm zusammen: Die Alte Oper feiert das Schaff en robert Schu-manns in all seinen Facetten.

6 Kristian beZUiDenhoUt

Mo. 10.3.2014, 20:00 Uhr laeiszhalle (Kleiner saal) Kristian Bezuidenhout (Hammer-klavier). Werke von C. P. E. Bach, J. S. Bach & Mozart

Bezuidenhout hat ein Gespür für Transparenz: Aus diesem Grund tauschte er schon früh modernen Flügel gegen Hammerklavier.

KölnMi. 5.3.2014, 20:00 Uhr Kölner philharmonie Leif Ove Andsnes (Klavier). Beethoven: Sonaten Nr. 11 op. 22, Nr. 28 op. 101 & Nr. 23 op. 57 „Appassionata“ u.a.

Do. 20.3.2014, 19:00 Uhr Kölner philharmonie Mensch und Maschine. Dominique Hor-witz (Gesang), WDr Sinfonieorchester Köln, Lothar zagrosek (Leitung). Mos-solow: Die Eisengießerei op. 19, Honeg-ger: Pacifi c 231, Eisler: Balladen u.a.

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Nr. 23 op. 57 „Appassionata“ u.a.

7 christianne stotiJn

so. 16.3.2014, 20:00 Uhr Kölner philharmonie Christianne Stotijn (Mezzosopran), rick Stotijn (Kontrabass), Joseph Breinl (Klavier). Lieder und Kam-mermusik von Brahms, ravel, Glin-ka, rorem, Bolcom u.a.

Ein Liederabend mit Musik aus drei Jahrhunderten. Wem das noch nicht genügt, den überzeugt be-stimmt die abwechslungsreiche und ungewöhnliche Besetzung.

8 KristJan Järvisa. 1.3.2014, 20:00 Uhr gewandhaus (großer saal) Jan Vogler (Violoncello), MDr Sin-fonieorchester, Kristjan Järvi (Lei-tung). Werke von reich, Carter, zimmermann & Skrjabin

Unter dem Titel „Converging Paths“ vereinen Jan Vogler und Kristjan Järvi musikalische Ströme.

Page 35: concerti bundesweite Ausgabe März 2014

Do. 6.3.2014, 20:00 Uhr gewand-haus (großer saal)Nelson Freire (Klavier), Gewandhausor-chester Leipzig, riccardo Chailly (Lei-tung). Beethoven: Klavierkonzert Nr. 5 op. 73, Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 5

sa. 29.3.2014, 18:00 Uhr gewandhaus (Mendelssohn-saal)David Orlowsky (Klarinette), Mendels-sohn Kammerorchester Leipzig, Peter Bruns (Leitung), Peter Korfmacher (Moderation). Werke von Pärt, Kantscheli, Beethoven & Haydn

lUDwigshafenDi. 25.3.2014, 20:00 Uhr basf-feierabendhaus Mischa Maisky (Violoncello), Prague Philharmonia, Aldo Sisillo (Leitung). Mozart: Sinfonie Nr. 38 KV 504

„Prager“, Bruch: Kol Nidrei op. 47, Haydn: Cellokonzert Nr. 1 C-Dur u.a.

MÜnchen

Do. 13.3.2014, 20:00 Uhr prinzregententheater Sandrine Piau (Sopran), Münchener Kammerorchester, Alexander Liebreich (Leitung). Werke von Berg, zemlinsky, Moussa & Honegger

so. 16.3.2014, 20:00 Uhr residenz (herkulessaal) David Kadouch (Klavier), Münchner Symphoniker, Kevin John Edusei (Lei-tung). Mendelssohn: Die Hebriden op. 26 & Sinfonie Nr. 3 a-Moll op. 56

„Schottische“, Saint-Saëns: Klavierkon-zert Nr. 2 g-Moll op. 22

9 aniKa vavicDo. 13.3.2014, 19:00 Uhr gasteig (philharmonie) Anika Vavić (Klavier), Münchner Philharmoniker, Paavo Järvi (Leitung). Skrjabin: Klavierkonzert op. 20, Schumann: Sinfonie Nr. 1 B-Dur op. 38 „Frühlingssinfonie“

Anika Vavić spielt Skrjabins Früh-werk. Bei der Urauff ührung seines einzigen Solokonzerts saß der rus-sische Komponist selbst am Flügel.

Do. 20.3.2014, 20:00 Uhr gasteig (philharmonie) Symphonieorchester und Chor des Bayerischen rundfunks, Daniel Harding (Leitung). Purcell: Music for the Funeral of Queen Mary, Mahler: Sinfonie Nr. 6 a-Moll „Tragische“

so. 23.3.2014, 20:00 Uhr residenz (herkulessaal) Dorothee Oberlinger (Flöte), Hille Perl (Viola da Gamba), La Folia Barockor-chester, robin Peter Müller (Violine & Leitung). Werke von Avison, Vivaldi, Graun, Geminiani, Fasch & Telemann

sa. 29.3.2014, 20:00 Uhr haus der Kunst Mutations. Vijay Iyer (Klavier, Electro-nics), Miranda Cuckson (Violine), Michi Wiancko (Violine), Kyle Armbrust (Viola), Jeff rey ziegler (Violoncello)

Mo. 31.3.2014, 20:00 Uhr gasteig (philharmonie) rolando Villazón (Tenor), Kammeror-chester Basel. Mozart: Konzertarien, Arien aus den Opern „Don Giovanni“,

„Il re pastore“ u.a.

stUttgartfr. 7.3.2014, 20:00 Uhr liederhalle (beethovensaal) Alice Sara Ott (Klavier), Swedish Cham-ber Orchestra, Thomas Dausgaard (Lei-tung). Brahms: Ungarische Tänze Nr. 1, 3 & 10, Beethoven: Klavierkonzert Nr. 1 C-Dur op. 15, Dvořák: Sinfonie Nr. 8 G-Dur op. 88 „Englische“

Do. 20.3.2014, 20:00 Uhr liederhalle (beethovensaal) Boris Berezovsky (Klavier), radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWr, Vassily Sinaisky (Leitung). Tschaikows-ky: Klavierkonzert Nr. 2 G-Dur op. 44, Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 12 d-Moll op. 112

Do. 20.3.2014, 20:00 Uhr liederhalle (Mozartsaal) Brentano String Quartet.Mozart: Streichquartett D-Dur KV 575, Schostakowitsch: Streich-quartett Nr. 11 f-Moll op. 122, Elgar: Streichquartett e-Moll op. 83

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Pierre-Laurent Aimard | Monty Alexander Trio | Nicholas Angelich | Martha Argerich & Lilya Zilberstein | Daniel Barenboim | Rafał Blechacz | Alfred Brendel (Lesung) | Till Brönner & His Piano Friends | Chick Corea | Leon Fleisher | Philip Glass, Maki Namekawa & Dennis Russell Davies | Chilly Gonzales | Marc-André Hamelin | Evgeny Kissin | Elisabeth Leonskaja | Igor Levit | Anne Sophie Mutter & Lambert Orkis | Maria João Pires | András Schiff | Grigory Sokolov | Jacky Terrasson | Chucho Valdes | Krystian Zimerman u.v.a.

Page 36: concerti bundesweite Ausgabe März 2014

36 concerti März 2014

JUbiläUM

tian beeindruckt durch unkon-ventionellen Ausdruck, neuar-tige Formen, immer wieder andere Ideen und eine zutiefst persönliche Art, sich mitzutei-len. Im Konzertbetrieb ist die Musik jedoch noch immer ein Spezialfeld, und die allgemeine

Kühn, bizarr, mutig, ver-rückt – bisweilen auch bissig: Befragt man er-

fahrene Interpreten zur Musik Carl Philipp Emanuel Bachs, sprudeln die starken Begriffe nur so hervor. Der zweitälteste Sohn des großen Johann Sebas-

Wahrnehmung tendiert dahin, Carl Philipp vor allem als Nach-kommen des berühmtesten Vertreters der Bach-Familie einzuordnen. Was kaum etwas bringt. So sagt der Dirigent Hans-Christoph Rademann: „Carl Philipp übertrifft seinen

»Diese Musik ist hot«300 Jahre carl philipp eManUel bach

feiert die Musikwelt 2014. Mit top-interpreten und einer fülle von veranstaltungen besonders im geburtstagsmonat März.

Von Christiane Schwerdtfeger

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Auf hohem Posten: C. P. E. Bach begleitet am Cembalo den fl ötenden König Friedrich

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hartmut haenchenGründer des Kammerorchesters Carl Philipp Emanuel Bach

hans-christoph rademannLeitet u.a. den rIAS Kammerchor

christine schornsheimCembalistin und Professorin in München

reinhard goebelBarockgeiger und Dirigent

christian ZachariasPianist und Dirigent

März 2014 concerti 37

lich 30 Jahre lang Friedrichs bisweilen despotischen Füh-rungsstil, war in dieser Zeit aber auch eine wichtige und gut vernetzte Persönlichkeit des bürgerlichen Berliner Mu-siklebens. 1768 trat er schließ-lich als Nachfolger seines Pa-tenonkels Georg Philipp Tele-mann das Amt des Musikdirek-tors an den fünf Hamburger Hauptkirchen an. Kurz nach Carl Phillips Tod am 14. Dezem-ber 1788 soll Mozart geäußert haben: „Er ist der Vater, wir die Buben. Wer von uns 'was Rechts kann, hat von ihm ge-lernt.“

Viele Wiederentdeck ungen zum Jubiläumsjahr

200 Jahre später hatten sich die Maßstäbe komplett verscho-ben: Nun war Johann Sebasti-an der Bach schlechthin, die Musik der Söhne so gut wie vergessen. Der Dirigent Hart-mut Haenchen, der seinem Kammerorchester 1982 den Namen Carl Philipp Emanuel Bach gab, erinnert sich: „Als ich das Ensemble mit diesem Namen versah, war Carl Philipp nicht nur in der DDR, sondern in ganz Europa am Rande der Wahrnehmung. Nicht nur im Konzertleben, sondern auch bei den Medien.“ So legte das Kammerorchester erstmals ei-ne Einspielung aller Sinfonien des Bach-Sohnes vor, führte diese und weitere Werke live auf und sorgte bei vielen Hö-rern für Begeisterung. Haen-chen: „Als die ersten Platten herauskamen, erhielt ich Brie-fe von jungen Leuten; da schrieb mir ein 13-Jähriger: ‚Diese Musik ist hot‘. Für mich eine der schönsten Bemerkun-gen, die ich jemals bekommen habe! Vielleicht ist die Musik

Vater in der Intensität des Es-pressivo, und es gibt deutlich mehr Überraschungen. Aller-dings hat Johann Sebastians Werk teilweise mehr an inhalt-licher Tiefenstruktur aufzuwei-sen.“ Am Ende bleibe daher, so Rademann, ein „Vergleich der Kompositionen von Vater und Sohn immer unbefriedigend, so reizvoll er auch erscheinen mag.“

Hohe Ämter in berlin und Hamburg

Zudem hat Carl Philipp Ema-nuel Bach ihn auch gar nicht nötig. „Bach in Hamburg führt die Clavieristen an, wie Klop-stock die Dichter. Er macht nicht nur für unsere, sondern auch für die Folgezeit Epoche. Seine Setz-und Spielart ist gleich unnachahmlich“, heißt es 1775 beim Dichter und Kom-ponisten Christian Friedrich Daniel Schubart. Dies war das Ergebnis von Begabung, aber auch einer höchst prägenden Kindheit und Jugend, wie der 1714 in Weimar geborene Carl Philipp einst selbst äußerte: „In der Komposition und im Cla-vierspielen habe ich nie einen anderen Lehrmeister gehabt, als meinen Vater.“ In Leipzig erhielt der Bach-Sohn eine um-fassende musikalische Ausbil-dung, schuf erste eigene Werke und spielte als Virtuose am Klavier bei Konzerten des Va-ters. Während des Jurastudi-ums in Frankfurt (Oder) unter-richtete er ab 1734 junge Adlige und leitete Musikaufführun-gen – die ideale Position, um vom Kronprinzen Friedrich für eine hochkarätig besetzte Hof-kapelle in Rheinsberg ausge-wählt und später Cembalist am Berliner Hof zu werden. Hier erduldete Carl Philipp schließ-

gerade durch die kontrastrei-che und abrupte Art dem heu-tigen Lebensgefühl ganz nah.“ Darauf baut auch das große Jubiläum 2014: Den 300. Ge-burtstag Carl Philipp Emanuel Bachs am 8. März feiern ein eigens gegründetes Städtenetz-werk, Konzertveranstalter und Plattenlabels mit speziellen Angeboten. Dutzende Neuver-öffentlichungen von Werken aller Genres gibt es bereits, Konzerte landauf und landab bringen Carl Philipps Werke in beeindruckender Vielfalt zu Gehör, neue Bücher und Aus-stellungen geben Einblick in sein Leben und seine Musik. Und mag man auch von Jubi-läen halten was man will – sie bieten inhaltlich Chancen.

DIE EXpErTEN

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38 concerti März 2014

JUbiläUM

Hans-Christoph Rademann etwa sagt: „Interessante Pro-gramme werden immer selte-ner gespielt … Wir bestrafen uns damit ein wenig selbst, denn es liegen viele unbekann-te Schätze zu Unrecht unbe-achtet da. 2014 können wir Carl Philipp Emanuel Gerechtigkeit widerfahren lassen, indem wir sein Werk mehr als sonst be-rücksichtigen.“

Der Mut, die Frechheit machen seine Musik aus

Die verdient die Musik fraglos. Für den Pianisten und Dirigen-ten Christian Zacharias, der jüngst mit seinem Orchestre de Chambre de Lausanne eini-ge der Berliner Sinfonien ein-gespielt hat, liegt das Besonde-

re bei Carl Philipp im „kleintei-ligen Zerbrechen von Formen“, im „Abbrechen und Wiederan-setzen“; die Musik sei reizvoll,

„weil sie gerade nicht die große Linie gibt, weil sie zwischen-drin aufhört und fragt und zögert. So ist man gezwungen hinzuhören, sich auch mal selbst eine Frage zu stellen und die Antwort – vielleicht – um die Ecke zu finden. Das ist ab-solut einzigartig.“ Cembalistin Christine Schornsheim sieht es ähnlich: Das „Fantasierende, der Mut, die Frechheit, der Reichtum unterscheiden Carl Philipp Emanuel klar von Zeit-genossen wie Johann Philipp Kirnberger oder Christoph Ni-chelmann und erst recht von Johann Joachim Quantz oder

berlinMo. 3.3., 20:00 Uhr Kammermusik-saal Anna Bonitatibus (Mezzosopran), Christine Schornsheim (Cembalo), Frei-burger Barockorchester, Gottfried von der Goltz (Violine & Ltg.). Werke von C. P. E. Bach, Homilius, Gluck & Jommelli

sa. 8.3., 20:00 Uhr Kammermusik-saal Kristian Bezuidenhout (Hammer-klavier), Jacques zoon (Flöte), Berliner Barock Solisten, Gottfried von der Goltz (Violine & Ltg.). C. P. E. Bach: Sinfonie Wq 182/5, Hammerfl ügelkonzert Wq 20, Flötenkonzert Wg 22 u.a.

sa. 8.3., 20:00 Uhr Konzerthaus (großer saal) Christiane Oelze & Christian Landshamer (Sopran), Anke Vondung (Mezzosopran), Maximilian Schmitt (Tenor), roman Trekel (Bari-ton), Kammerorchester „Carl Philipp Emanuel Bach“, rIAS Kammerchor, Hartmut Haenchen (Leitung). C. P. E. Bach: Die letzten Leiden des Erlösers

Mi. 12.3., 20:00 Uhr Kammermusik-saal Orchester-Akademie der Berliner Philharmoniker, reinhard Goebel (Lei-tung). Werke von C. P. E. Bach

DresDenso. 13.4., 15:00 Uhr frauenkirche Ute Selbig (Sopran), Ewa zeuner (Alt), Kim Schrader (Tenor), Marek reichert

(Bass), Sebastian richter (Vox Christi), Chor der Frauenkirche, ensemble frau-enkirche, Matthias Grünert (Leitung). C. P. E. Bach: Passions-Musik nach dem Evangelisten Lukas

sa. 17.5., 20:00 Uhr frauenkirche Sebastian Knauer (Klavier), zürcher Kammerorchester. Werke von J. S. Bach, C. P. E. Bach & Mozart

essenDo. 10.4., 20:00 Uhr philharmonie Christine Schäfer (Sopran), Jonathan Kelly (Oboe), Berliner Barock Solisten. Werke von C. P. E. Bach & J. S. Bach

haMbUrgsa. 8.3., 18:00 Uhr hauptkirche st. Michaelis Hanna zumsande (Sop-ran), Nicole Pieper (Alt), Andreas Post (Tenor), Klaus Häger (Bass), Chor St. Michaelis, Concerto con Anima, Chris-toph Schoener (Leitung). C. P. E. Bach:

„Wer ist so würdig wie du“, Sinfonie Wq 182/5, „Musik am Dankfeste wegen des fertigen Michaelisthurmes“ u.a.

sa. 8.3., 18:00 Uhr st. Johannis eppendorf Sophia Whitson (Harfe), Anja Marie Böttger (Querfl öte), Birgit Busch (Oboe), rainer Thomsen (Orgel). C. P. E. Bach: Sonaten für Harfe solo, für Flöte & Harfe, für Oboe & Orgel, Trio a-Moll für Flöte, Oboe & Orgel u.a.

leipZigsa. 8.3., 20:00 Uhr thomaskirche Cantus und Capella Thuringia, Bern-hard Klapprott (Leitung). C. P. E. Bach:

„Wer sich rühmen will, der rühme sich“, „Der Gerechte, ob er gleich zu zeitlich stirbt“, „Ich will dem Herrn lobsingen“

KölnMo. 24.3., 20:00 Uhr Kölner philhar-monie Ya-Fei Chuang (Klavier), robert Levin (Cembalo), Kölner Kammeror-chester, Nicholas McGegan (Leitung). rameau: Suite aus „Dardanus” & La Poule, C. P. E. Bach: Konzert Es-Dur Wq 47 & Konzert h-Moll Wq 30, Haydn: Sinfonie g-Moll Hob. I:83 „La Poule”

MagDebUrgsa. 22.3., 16:00 Uhr pauluskirche Telemann-Festtage. Solisten des rIAS Kammerchores, Dresdner Barockor-chester, Hans-Christoph rademann (Ltg.). C. P. E. Bach: Lukas-Passion u.a.

MÜnchensa. 8.3., 20:00 Uhr residenz (herkulessaal) Chor & Symphonieor-chester des Bayerischen rundfunks, Bernard Labadie (Leitung). J. S. Bach: Singet dem Herrn ein neues Lied & Sanctus aus: Messe h-Moll, C. P. E. Bach: „Heilig“ für Alt-Solo, Doppelchor & -orchester Wq 217 u.a. Fo

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Konzert­tipps

Weitere Wirkungsstätte Bachs: Auch im Hamburger Michel fi ndet ein Geburtstagskonzert statt

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Ana-Marija Markovina (Klavier) hänssler Classic (26 CDs)

sämtliche werke für Klavier solo

März 2014 concerti 39

stUttgartso. 2.3., 20:00 Uhr liederhalle (Mozart-saal) Anna Bonitatibus (Mezzosopran), Christine Schornsheim (Cembalo), Freiburger Barockorchester, Gottfried von der Goltz (Leitung). Werke von C. P. E. Bach, Homilius, Gluck & Jomelli

sa. 29.3., 20:00 Uhr liederhalle (Mozart-saal) Kirsten Blaise (Sopran), Stuttgarter Kammerorchester, Christo-phe Coin (Leitung). C. P. E. Bach: Cello-konzert A-Dur Wq 172 & Berliner Sinfo-nie Nr. 1 G-Dur Wq 173, Graun: Kantate für Sopran, Gambe obligato & Streicher

„Già la sera si avicina“, Boccherini: Cel-lokonzert G-Dur G. 480 u.a.

weiMarsa. 8.3., ab 10:00 Uhr verschiedene spielstätten Bach Biennale Weimar – Preludio „Happy Birthday, Carlchen!“ Konzerte rund um die Uhr mit Les Am-bassadeurs, Concerto romano, Ensem-ble Clematis, Christine Schornsheim, Ensemble Hofmusik Weimar u.a.

Mi. 30.4., 19:30 Uhr stadtkirche st. peter und paul Bachfest Weimar 2014: Niederländische Bachvereinigung, Jos van Veldhoven (Leitung). Eröff-nungskonzert. Werke von C. P. E. Bach & J. S. Bach

Friedrich II.“ Zu den Bewunde-rern zählt auch Dirigent Rein-hard Goebel: Die „Musik des ZePeEh“ stellt „nichts dar, sie bildet nicht ab, sondern legt Innenleben von Kopf und Herz offen – verlangt gleichermaßen und gleichzeitig distanziert-intellektuelles Verstehen und emotionale Rührung.“ Genau das könnte jedoch dem Einzug der Werke ins ständige Repertoire im Weg stehen. Der hohe Anspruch an Interpreten wie Hörer macht es angesichts knapper Probenzeiten, aber auch des großen Bedarfs an direkt vermittelbarer Musik nicht allzu wahrscheinlich, dass sich die Spielpläne nach-haltig zugunsten des Bach-Sohnes verschieben. Reinhard

Goebel: Diese Musik ist „zu reich an Konnotationen aller Arten – hier ein Bezug zum Vater, dort ein Aufschrei gegen Georg Christoph Wagenseil und Johann Andreas Colizzi, hier ein bizarrer Stolper-Ak-kord, dort ein fast unlösbares bogentechnisches Problem oder ein hingehauchtes Orna-ment, auf das man sich einlas-sen muss!“ Es ist Musik, die man, so Goebel, „mindestens dreimal“ lesen müsse, um sie zu verstehen. Und hören na-türlich. Die Möglichkeiten im Jubiläumsjahr sollte man daher ausgiebig nutzen.

CD­tipps

Orchestre de Chambre de Lausanne, Christian zacharias (Leitung). MDG

sinfonien wq 174, 175, 178, 179 & 181 „berliner sinfonien“

Kammerorchester C. P. E. Bach, Eckart Haupt (Flöte), Hartmut Haenchen (Leitung). Phoenix Edition (2 CDs)

flötenkonzerte wq 22 & 166-169

Michael rische & rainer Maria Klaas (Klavier), Kammersymphonie Leipzig hänssler Classic

Klavierkonzerte wq 22, wq 43/5 & wq 46

Orchestra of the Age of Enlightenment, Amsterdam Baroque Orchestra, Bob van Asperen, Alan Curtis u.a. Warner Classics (13 CDs)

sinfonien, oboen-, flöten-, cello- & cembalokonzerte, orgel- & cembalo-sonaten u.a.

Andreas Staier, Jos van Immerseel, Christoph Pregardien, Freiburger Ba-rockorchester, Thomas Hengelbrock u.a. deutsche harmonia mundi (10 CDs)

sinfonien, flöten-, cello- & cembalo-werke, Magnificat wq 171, passions-Kantate wq 233 u.a.

weitere Konzerte und cDs finden sie auf www.concerti.de

Ausfühliche Informationen zu C. P. E. Bach: www.cpebach.de

onlinE-tipp

Page 40: concerti bundesweite Ausgabe März 2014

Das Jubiläumsjahr 2014 bietet eine große Chan-ce, C. P. E. Bach endlich

gebührend zu würdigen und ihn aus dem Status „ein Sohn von“ zu befreien. Diese Chance hat das Label harmonia mundi mit einer starken CD-Produkti-on genutzt. Sie präsentiert drei Meisterwerke, die das Ausnah-meniveau des frühklassischen Genies (so darf man ihn ruhig nennen!) belegen. Im Magnifi-cat vereint Bach bildhafte Text-ausdeutung, kantable Melodien

und kontrapunktische Meister-schaft, im Chorstück Heilig, heilig, heilig zaubert er berü-ckende Klangwirkungen – und in der Sinfonie D-Dur über-rascht er den Hörer mit stürmi-scher Energie. Wie virtuos die Akademie für Alte Musik Berlin da losfetzt, ist ebenso beeindru-ckend wie der Auftritt des RIAS Kammerchores, dem Hans-Christoph Rademann ein brei-tes Farbspektrum entlockt. Für einen emotionalen Höhepunkt sorgt die junge Altistin Wiebke

Lehmkuhl, die in der Arie Su-scepit Israel mit ihrem wun-derbar warmen Timbre betört. Dass nicht alle Solisten an ihr Ausnahmeniveau heranrei-chen, ist Kritik auf höchstem Niveau. Am begeisternden Ge-samteindruck ändert es nichts. Marcus Stäbler

Mitreißendes plädoyercD Des Monats zum 300. geburtstag feiert eine spitzenaufnahme den größten Meister der Frühklassik

40 concerti März 2014 Weitere rezensionen finden Sie auch unter www.concerti.de

Mit einem breiten Spektrum an Farben: der RIAS Kammerchor

rEzENSIONENCDs – ausgewählt und bewertet von

der concerti-Redaktion

c. p. e. bach: Magnificat, „heilig ist gott“ & sinfonie wq 183 nr. 1 rIAS Kammerchor, Akamus Berlin, Helen Watts, Wiebke Lehmkuhl, Lothar Odinius, Markus Eiche, Hans-Christoph rademann (Leitung). harmonia mundi

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Page 41: concerti bundesweite Ausgabe März 2014

März 2013 concerti 41***** = herausragend **** = sehr gut *** =gut ** =befriedigend * =unbefriedigend

2014 ist Homilius-Jahr! In der Musik des 1714 geborenen Kreuz-Kantors kann man exemplarisch erleben, was in der zeit der Empfi ndsamkeit aus der Gattung der Kantate wurde, die wir meist nur in ihrer barocken Er-scheinungsform kennen: Voller Me-lodien ist sie, einfacher und leichter singbar und weniger kontrapunktisch. Handel‘s Company und Choir setzen mit den Solisten das ästhetische Kon-zept des Pfarrerssohnes sehr schön um: Ob die Heiden toben oder zion frohlocket, hier herrscht nicht nur religiöser Ernst, sondern vor allem große Freude am Klang und eine be-eindruckende Power. (KH)

Nach der Schönen Müllerin haben Jonas Kaufmann und Helmut Deutsch sich nun gemeinsam auf den Parcours der Winterreise begeben. Eindring-lich bewegt sich der Tenor durch die Forte-regionen. Wenn er die „heißen Tränen“ oder die „Treue bis zum Gra-be“ besingt, klingt das emphatisch, kernig im Ton, aufbegehrend. Die Schattierungen im Leisen dagegen wirken im Ansatz oft hauchig, ein-zelnen Vokalen mangelt es an Natür-lichkeit. Mit dem betont klangschön artikulierenden Helmut Deutsch bil-det Kaufmann jedoch ein exzellent aufeinander eingespieltes Duo und überzeugt als Schicksalshaderer. (CV)

War rolando Villazóns Mozart-Ein-stieg 2011 als Don Ottavio nicht son-derlich berückend, hinterlässt er hier einen deutlich positiveren Eindruck. Si mostra la sorte bietet dem Mexi-kaner einen bequem liegenden Start, auch einige andere Arien sind in ei-nem Bereich angesiedelt, in dem sich sein Tenor entspannt und an-genehm tummeln kann. Wird aller-dings – wie z. B. in Va, dal furor por-tata (mit sehr gelenken Koloraturen!) – die Höhe verstärkt gefordert, strengt das nicht nur den Sänger, sondern auch den Hörer an. Davon abgesehen, die beste Leistung seit seiner Stimmkrise. (MB)

homilius: KantatenMarie-Pierre roy, Henriette Gödde, Knut Schoch u.a. Handel‘s Company Choir, Handel‘s Company, rainer Johannes Homburg (Leitung). Carus

schubert: winterreiseJonas Kaufmann (Tenor)Helmut Deutsch (Klavier)Sony Classical

Mozart: Konzertarienrolando Villazón (Tenor)London Symphony OrchestraAntonio Pappano (Leitung)Deutsche Grammophon

wenn heiden toben und Zion frohlockt

Der mit dem schicksal hadert

auf dem weg aus der Krise

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Sechs Konzerte auf der Suche nach FormZweifellos verdanken die Brandenburgischen Konzerte ihren Ruhm

der systematischen Erforschung eines Genres, das erst kurz zuvor von den Italienern übernommen wurde – und der noch junge Bach entwarf

für jedes dieser Konzerte eine ganz eigene Art der Besetzung. Drei Jahrhunderte später ist der Zyklus offener denn je für neue

„historisch informierte“ Interpretationen, wie diese Aufnahme beweist.

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Johann Sebastian BachBrandenburgische Konzerte Freiburger Barockorchester

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Page 42: concerti bundesweite Ausgabe März 2014

42 concerti März 2014

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Weitere rezensionen finden Sie auch unter www.concerti.de

Gábor Boldoczki stellt sein Verzie-rungsvermögen, seine Stilsicherheit und berückend schöne Klanggebung nie als solche aus, so aff ekt-aufrich-tig musiziert dieser Ausnahme-Künst-ler. Die willkommene repertoire-Er-weiterung – der Trompeter hat Con-certi für Violine, Cello, Flöte und Oboe für sein Instrument transkribiert – beglaubigt er mit anschmiegsam sin-gendem Ton, Wärme und musikali-scher Intelligenz. Man staunt über sein Phrasierungsempfi nden, das but-terweiche Legato. Die Cappella Ga-betta begleitet ihn mit den Tugenden des mittleren Weges: vital und ohne Barock-Exaltiertheit. (PK)

Nach dem Album mit Weinbergs So-naten nimmt sich Linus roth nun auch dessen Violinkonzert an. zu recht, denn neben melodischer Seele und emotionaler Tiefe ist dem von den Nazis vertriebenen und in die Dikta-tur Stalins gefl üchteten Komponisten ein kraftvolles Virtuosenstück gelun-gen, das der Geiger mit Entschieden-heit und Gestaltungskraft auszukos-ten weiß – auch wenn Solist wie Or-chester nicht immer das allerletzte in puncto Feindiff erenzierung heraus-holen. Und bei Britten geht roth schlicht der nötige suggestive Ton ab, der über allen geigerischen Bra-vour hinaus notwendig wäre. (CF)

Schon zum zweiten Mal wagt sich Martin Helmchen nun für eine Auf-nahme an Mozart, der doch mehr braucht als nur Transparenz und Leichtigkeit im Spiel. Erneut mit dem Netherlands Chamber Orchestra un-ter Gordan Nikolitch, und auch dies-mal gelingt ein schlüssiges Gesamt-konzept, setzt der Berliner auf eine unaufdringlich-nachdrückliche Inter-pretation in den beiden B-Dur-Kon-zerten KV 450 und 595. Allein nach den Abgründen, dem schmerzhaften Wägen und Wagen lauscht man ver-gebens, allzu sauber klingt dieser Mozart dahin – und das nicht nur bei dem jungen Mann am Klavier. (CF)

In seinen drei Klaviertrios hat Mau-ricio Kagel virtuos und mehr oder weniger dezent Sand in das musika-lische Getriebe gestreut – und so mit Hörgewohnheiten und verschiedenen Idiomen gespielt. Dies prägt den an-archischen Charme dieser Kammer-musik. Das junge Trio Imàge setzt sich dem bei seinem CD-Debüt lust-voll aus und lässt sich durch Kagels Partituren zu geistreichen, provokan-ten, theatralischen Charakter-Stück-chen hinreißen. Das wird mitunter so dramatisch wie Filmmusik zu einem Thriller und ausgelassen wie latein-amerikanische Tanzstücke. So bezau-bernd kann Neue Musik sein. (EW)

Bei dezentem Schimmer, wenn das Fahle vorsichtig leuchten darf, fühlt sie sich wohl. Doch sobald die Lich-ter funkeln, zeigt sie eine merkwür-dige Vorsicht. Traut sie diesem Glei-ßen nicht? Elisabeth Leonskaja hat ein Paris-Album veröff entlicht, mit ravels Valses nobles et sentimenta-les zu Beginn. Wenn die Musik schäumt, klingt Leonskajas Spiel selt-sam verhalten, alles zart-Geschmei-dige gelingt jedoch umso stimmungs-intensiver. Auf Georges Enescus ers-te Sonate folgt eine Auswahl von Debussy-Préludes. Auch hier kommt sie mehr dem raffinement der Schlichtheit auf die Spur. (CV)

„Mutations“: Eigentlich ein selbst-verständlicher Prozess für den Jazz. Und doch hat Vijay Iyer dieses Spiel mit den Veränderungen auf seinem neuen Album noch eine, oder viel-mehr gleich zehn Stufen weiterge-trieben, wenn der 42-jährige New Yorker in seiner gleichnamigen Sui-te der eigenen Neugierde am Klavier mit Streichquartett und Elektronik neue Klang- und rhythmusräume eröff net. Das Ergebnis ist eine Viel-schichtigkeit, die irritiert und auch mal (die Nerven) aufregt, deren Sog und Motorik sich indes ob ihres Grooves letztlich wohl kaum einer zu entziehen vermag. (CF)

vivaldi: Konzerte rv 93, 106, 230, 522, 531, 548 (transkriptionen) u.a. Gábor Boldoczki & Sergei Nakariakov (Trompete), Cappella Gabetta, Andrés Gabetta (Leitung). Sony Classical

weinberg: violinkonzert op. 67britten: violinkonzert op. 15Linus roth (Violine), Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Mikhel Kütson (Leitung). Challenge Classics

Mozart: Klavierkonzerte nr. 15 & 27Martin Helmchen (Klavier)Netherlands Chamber Orchestra, Gordan Nikolitch (Leitung)Pentatone

Kagel: Klaviertrios nr. 1-3Trio Imàge mit Gergana Gergova (Violine), Thomas Kaufmann (Violon-cello) & Pavlin Nechev (Klavier)CAvi

ravel: valses nobles et sentimenta-les, enescu: sonate nr. 1, Debussy: préludes (auswahl)Elisabeth Leonskaja (Klavier)eaSonus

vijay iyer: MutationsVijay Iyer (Klavier & Electronics), Miranda Cuckson & Michi Wiancko (Violine), Kyle Armbrust (Viola), Jeff rey ziegler (Violoncello). ECM

aff ekt-aufrichtig

verschenkte entdeckung

schlüssiges Konzept

Musikstunde mit Kagel

gedämpfte großstadt

im sog der Motorik

Page 43: concerti bundesweite Ausgabe März 2014

***** = herausragend **** = sehr gut *** =gut ** =befriedigend * =unbefriedigend

Was für ein großer Meister, dieser Johann Nepomuk David! Der 1895 in Oberösterreich geborene, später in Leipzig, Salzburg und Stuttgart leh-rende Komponist von acht Sinfonien schuf keineswegs trockene Profes-sorenmusik, er war kein Glasperlen-spieler, der sich eitel und elitär an barocken Formen berauschte, son-dern hatte das breite Publikum im Visier. David handhabte Kontrapunkt und Polyphonie souverän, seine Wer-ke sind von solch instrumentaler Dif-ferenziertheit, von solch einprägsa-mer Motivik, dass man ihnen nur hin-gerissen lauschen kann. Sie erschlie-ßen sich freilich nicht jedem beim ersten Hören – aber wer einmal den zugang gefunden hat, wird nicht so schnell nach dem Ausgang suchen. David mied Bekenntnisse ebenso wie die Ausbreitung persönlicher Befi ndlichkeiten; er fasziniert gerade durch diese ‚Objektivität‘ nachhaltig, durch sein geistvolles Spiel mit Fu-gen, doppeltem Kontrapunkt und alten Kirchentonarten. Von dem ar-chitektonischen reichtum und der Expressivität, wie sie das Finale der 1. Sinfonie auszeichnen, hat ein re-ger lebenslänglich vergeblich ge-träumt. Es ist Musik über Musik, in der vorliegenden Aufnahme gut durchhörbar, klangschön und leben-dig gestaltet. Die 6. Sinfonie wartet sogar mit einem überdrehten Walzer auf! Vor 50 Jahren sang reclams Konzertführer wahre Hymnen auf David, die damals ungehört verhall-ten. Von seinen Sinfonien war nur ein LP-Mitschnitt der Fünften greif-bar. Jetzt dürfen wir den originellen Mann neu entdecken. Neo-Barock? Ja, aber weit erhaben über die zeit-typischen Bruckner- und Hindemith-Imitationen. (VT)

Johann nepomuk David: sinfonien nr. 1 & 6OrF radio-Symphonieorchester Wien Johannes Wildner (Leitung)cpo

Meister des originellen neo-barock

Mozart: ariasMarina rebeka,royal PhilharmonicOrchestra, Speranza Scappucci (Ltg.).Warner Classics

Welch edler lyrischer Sopran! Ja, No-blesse, reinheit und Anmut Marina re-bekas begeistern wahrlich, doch auch der Grenzgang ins jugendlich-dramati-sche Fach gelingt ihr. (PK)

beethoven:sinfonien nr. 7 & 8KammerorchesterBasel, GiovanniAntonini (Ltg.)Sony Classical

Frisch wie am ersten Tag: Giovanni Antonini weiß, wie er Beethovens Dra-maturgie anschaulich macht. Sinnfällig in der Siebten, subtil und doppelbödig in der Achten. (EW)

berg: lyrischesuite, schönberg: verklärte nachtEnsemble resonanz, Jean-Guihen Queyras (Ltg.). harmonia mundi

Alles andere als verklärt: Das Ensem-ble resonanz legt hier alles Unheimli-che wie auch unheimlich Süßliche frei. Und setzt diese ungeheure Dichte auch in der Berg-Suite fort. (CF)

almahAvishai Cohen (Bass), Nitai Hershkovits(Klavier), Ofri Nehe-mya (Drums) u.a. Parlophone/Warner

Kurs Vergangenheit: Avishai Cohen schlägt den Weg zurück zur Klassik ein. Nichts gegen retro, Oboe oder Streich-quartett, doch der Israeli verliert sich in Melodienseligkeit. (CF)

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onlinE-tipp

Kurz besproCHen

März 2013 concerti 43

Page 44: concerti bundesweite Ausgabe März 2014

ehemaliger Studienkollege Hong Youn sie eingespielt, er heißt jetzt William Youn – ist er das? Wirklich? (freut sich diebisch) Ich mag das wahn-sinnig gerne, das ist so fein gespielt. William ist generell ein sehr feiner Musiker, Pianist und Mensch, das war er schon immer. Mit Hirn und Herz. (lange Pause) Ich kann das hören, die Frage ist: Will ich es hören? Es ist mir auf diesem Instrument einfach nicht das-selbe transparente Hör- und Klangerlebnis. Aber: Das wäre vielleicht sogar eine Sonate, bei der ich mir vorstellen könnte, sie selbst zu spielen. Auch mu-sikhistorisch ist das spannend, denn ich glaube, es ist vielleicht sogar das einzige Stück, bei dem es ein originales Mozart-fortissimo gibt.

beethoven: sonaten sonate nr. 14 cis-Moll op. 27/2 „Mondschein“ 3. satz presto

Wilhelm Kempff (Klavier) 1965/2008. Deutsche Grammophon

Gerade vorhin habe ich noch eine andere Aufnahme dieser Sonate gehört (lacht, boxt bei den fortissimi in die Luft). Ich weiß nicht, wer das ist – ent-weder ist das eine super-

schön finde. Ich kann da gar nicht objektiv sein, weil ich zum Beispiel Andreas Staier sehr bewundere und liebe. Das war er aber nicht, das höre ich sofort! Ich rate mal, Kristian Bezuidenhout? Das ist ein un-geheuer schönes, gesangliches, tolles Hammerflügelspiel. Ich finde auch seine Klavierkon-zerte großartig! Das ist einfach so eine Sache: Es gibt Interpre-ten – dazu gehören Andreas, Kristian, das Freiburger Ba-rockorchester – die ein Mozart-spiel etabliert haben, das im Sinne von Phrasierung, von Freiheit, von Gesanglichkeit im Spiel seinesgleichen sucht ... Ich bin durch solche wunder-baren Aufnahmen einfach tie-risch verdorben. Der moderne Flügel kommt für mich an die-se Hörerfahrung nicht ran.

Mozart: sonaten sonate a-Moll Kv 310, 3. satz presto

William Youn (Klavier) 2013. Oehms Classics

Ich glaube, in den letzten drei bis vier Jahren sind nur zwei oder drei Aufnahmen dieser Sonate erschienen, eine von Hélène Grimaud, die ist ganz großartig. Und dann hat mein

Igor Levit öffnet die Tür zu seiner Wohnung in Hanno-ver in roten Crocs – zwi-

schen den Aufnahme-Sessions der letzten Tage und seinem Debüt im Salzburger Festspiel-haus packt er gerade seinen Koffer aus. Er nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um notentextgetreue Interpretati-on geht. Während unseres In-terviews pendelt er ständig zwischen CD- und Noten-schrank, holt hier Erstausga-ben und Faksimiles oder sucht da nach einer alternativen Auf-nahme mit der Erkenntnis:

„Ich finde hier nichts – wenn das Interview vorbei ist, sor-tiere ich den CD-Schrank um!“

Mozart: Klavierwerke vol. 5 & 6 sonate a-Dur Kv 331 1. satz

Kristian Bezuidenhout (Hammerflügel) 2013. harmonia mundi

(dirigiert mit, sehr angetan) Ha, der Mann ist einfach gut! Wenn ich das so höre, trifft mich das ins Mark. Ich spiele relativ wenig Mozart, weil ich ihn auf dem modernen Flügel als sehr problematisch empfin-de. Nicht, weil es nicht funkti-oniert, sondern weil ich das da kenne und so unglaublich

44 concerti März 2014

blind GEhört

»habe ich gerade wirklich Iiih gesagt?«

Der pianist igor levit hört und kommentiert cDs von Kollegen, ohne dass er erfährt, wer spielt.

Von Ninja Anderlohr-Hepp

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März 2014 concerti 45

schlechte Live-Aufnahme oder eine sehr alte. Schnabel und Backhaus kann ich ausschlie-ßen. Ich hatte an Friedrich Gulda gedacht, aber der ist es auch nicht. Bisschen schlampig gespielt. Ich finde das steif, nicht wild genug! Da steht Pres-to agitato! Die beschleunigende Geste nach oben fehlt hier ab-solut (holt das Faksimile). Wenn man sich die Handschrift anschaut, dann sieht man, dass Beethoven sogar schräg nach oben schreibt. Die Aufnahme

ist mir zu sehr 1-2-3-4! Und dann das berühmte sforzando am Ende des zweiten Taktes! Ja, es ist ein sforzando, ja es ist betont – aber im piano!!! Ich rege mich fürchterlich darüber auf, wenn jemand den Noten-text ignoriert, da kriege ich die Krise! Buchbinder ist da ja ge-nauso mit seinen gefühlt Mil-liarden verschiedenen Ausga-ben der Beethoven-Sonaten! Wenn ich‘s mir leisten könnte, hätte ich die hier auch alle ste-hen!

beethoven: Diabelli-variationen

Andreas Staier (Hammerfl ügel)2012. harmonia mundi

(grinst breit) Ich mag And-reas echt gerne! Ich habe das sofort erkannt, weil wir an dem Stück auch gemeinsam gear-beitet haben. Ich liebe seine Diabelli-Variationen! Hier ha-be ich auch das Autograph, an

Überflieger: Igor Levit wurde 1987 in nischni nowgorod geboren, als Kind konzertierte er bereits mit dem Orchester seiner Heimatstadt. Er studierte u.a. am Mozarteum salz-burg und gewann 2005 als jüngster Teilnehmer beim arthur rubinstein wettbe-werb die Silbermedaille. Seitdem konzertierte er etwa mit dem nDr sinfo-nieorchester und dem english chamber orchestra.

ZUr pErSon

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blind GEhört

(sofort) Das geht gar nicht, bitte ausschalten! Was soll das? Moment! (kramt im Noten-schrank) Da muss ich zitieren aus Bachs eigenem Vorwort zu seinen Inventionen: Bach will mit diesen Lehrstücken, wie er im Titel ausdrücklich sagt, „am allermeisten dazu anleiten, ei-ne kantable Art im Spielen zu erlangen.“ Und das da will ich dementsprechend nicht hören, das ist furchtbar. Zum Glück kommt das bestimmt irgend-wann mal aus der Mode, Bach zu spielen als wäre man ein Mähdrescher. Das ist doch eine Katastrophe! Ich mache mir damit bestimmt viele Feinde, aber: Der große Gould? Ich kann es nicht hören!

bach – ligeti – armstrong bach: partita nr. 1 1. satz präludium

Kit Armstrong (Klavier) 2013. Sony Classical

Das ist Kit Armstrong, sehr schön. Er spielt das herrlich, sehr gesanglich, sehr fromm, sehr pastoral, schmeichelnd. Hier wiederum muss ich sagen, dass das schon an der Grenze zum zu sehr Gesungenen ist, zu legato, er spricht und arti-kuliert mir zu wenig. Bach muss nicht „lang-kurz“ sein, man kann auch im Pedal arti-kulieren, aber man muss schau-en: Wo gibt es gedehnte Töne und wo nicht. Was mir hier fehlt, ist etwas, das für Bach unglaublich wichtig ist: Der Affekt. Es gibt ein Schwellen und ein Abschwellen, einen längeren und einen kürzeren Ton. Aber der Ansatz, das Stück im legato regelrecht zu singen, hat nichts mit Romantizismus

dessen Edition Andreas mitge-arbeitet hat. Er hat etwas sehr Sprechendes in seinem Spiel, das mir sehr nahe ist. Er kann singen auf dem Instrument, hat ein wahnsinniges Zeitgefühl, das ich vor allem in den lang-samen Sätzen überaus bewun-dere – ein Wahnsinn! Die Dia-belli-Variationen sind für mich ja das Klavierwerk überhaupt! Es ist das an Dichte und kom-positorischem Genius reichhal-tigste, zum Arbeiten span-nendste Werk, das es gibt. Es gibt so viel zu entdecken, zu lesen, zu erleben!

brahms: händel-variationen

Emanuel Ax (Klavier) 1992. Sony Classical

Iiih! (verzieht das Gesicht) Ich finde das ganz furchtbar! Ist das irgendwer, den ich ei-gentlich sehr verehre? Das ist aber nicht András Schiff, oder? Da bin ich ja beruhigt! Perahia ist das auch nicht. Schrecklich artifiziell! Warum muss man alles, über dem die Überschrift

„Barock“ steht, staccato und kurz spielen? Das ist so eine Glenn-Gould-Manie! Emanuel Ax? Und der ist doch eigentlich so ein großartiger Pianist! Aber dieses (äfft nach) äh-äh-äh-äh-äh-äääh – warum macht er das? Habe ich gerade wirklich „Iiih“ gesagt?

infiniment bach bach: partita nr. 3 1. satz fantasie

Glenn Gould (Klavier) 1959/2013 Sony Classical

zu tun, sondern das ist offen-sichtlich Quellenlage.

brahms: sinfonie nr. 2 D-Dur op. 73 (lichtenthaler fassung) 1. satz allegro non troppo

Karl-Heinz und Michael Schlüter (Klavier) 1989. Aulos

Wer hat denn die Zweite von Brahms überhaupt eingespielt? Und vom wem ist die Bearbei-tung? Die Lichtenthaler Fas-sung von Brahms selbst? Wie spannend! Eine ältere Aufnah-me … 1989? Was gab‘s denn da für Klavierduos? Haben die Kontarskys da noch gespielt? Das Tempo finde ich sehr schön. Darf ich mal vorspulen? (spult zum langsamen Thema, lächelt) Ich weiß nicht, wer das spielt – ich kannte nicht mal diese Fassung! Da muss ich mir ja gleich mal die Noten bestel-len! Karl-Heinz und Michael Schlüter? Nie gehört! Eine herr-liche Aufnahme! Ich habe kein Problem mit Bearbeitungen, und diese stammt ja auch noch direkt aus Brahms‘ Feder. Liszt zum Beispiel hat alle neun Beethoven-Sinfonien für Kla-vier zu zwei Händen gesetzt, weil er sie einfach spielen woll-te! Vierhändiges Klavier macht großen Spaß, aber den Klang von zwei Flügeln finde ich meist problematisch – manch-mal mag ich ja schon den von einem Flügel alleine nicht!

Dvořák: Klavier-quintett op. 81 1. satz allegro und 2. satz Dumka

Swjatoslaw richter (Klavier) Borodin Quartett 1982. Decca

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(nickt zustimmend) Ich weiß nicht, wer das ist, aber das ist alt. Das ist kein Streichquartett, oder doch? Lebt der Pianist noch? (hört lange zu) Das ist sehr cool, ich wundere mich, dass ich das nicht hier habe. Sehr schnell, ich mag das. Wie fein das gespielt ist, herrlich! Ganz toll, ganz toll, ganz toll! Clifford Curzon? Das ist Swja-toslaw Richter mit dem Boro-din Quartett? Ich habe hier nur schlechte Aufnahmen von dem Stück, aber ich verrate natür-lich nicht, welche! (lacht)

Dvořák – smetana – suk Dvořák: Klaviertrio nr. 3 f-Moll op. 65 1. satz allegro ma non troppo

Sitkovetsky Piano Trio 2014. BIS

(hört lange zu, spielt mit und grinst) Das ist das schöns-te Trio von allen, völlig kon-kurrenzlos! Ein Weltwunder-Stück! Und das sagt hier ein Beethoven-Freak! (lacht) Kann ich den 2. Satz mal hören? Ein sauschweres Teil! Und schwer zu proben, weil er so lang ist! Das ist ein festes Trio, das hört man gleich. Wogegen ich ja was habe, ist: Hinsetzen, hallo, biss-chen spielen, Schluck Bier, rummuggen und wieder fahren. Das funktioniert musikalisch überhaupt nicht! Deswegen hasse ich ja auch Musikfreizei-ten! (lacht) Was für eine schö-ne Aufnahme! Ist das das Sit-kovetsky Trio? Wu Qian, die Pianistin, habe ich schon mal kennengelernt. Ich habe selbst hier gar keine Aufnahme dieses Dvorák-Trios, wann kommt denn die CD raus? (singt noch-mals den Anfang des zweiten Satzes) Kann ich die gleich behalten?

stUttgart Do. 6.3., 20:00 Uhr liederhalle (beethoven-saal) Igor Levit (Klavier) Werke von Beethoven, Liszt & Liszt/ Busoni

franKfUrt sa. 15.3., 18:00 Uhr alte oper Fokus Perspektive Schumann: Die lange Nacht der romantik. Mojca Erdmann (Sopran), Patricia Kopatchinskaja (Violine), Igor Levit (Klavier), Jörg Widmann (Klarinette), Ensemble Mo-dern, Cuarteto Casals, Junge Deutsche Philharmonie u.a. Werke von Schu-mann, Kurtág, rihm, Grisey & reimann

berlinMo. 19.5., 20:00 Uhr Konzerthaus (werner-otto-saal) 2 x hören. Igor Levit (Klavier), Arno Lücker (Moderati-on). Beethoven: Sonate c-Moll op. 111

fr. 23.5. & sa. 24.5., 20:00 Uhr Konzerthaus (großer saal) Konzert-hausorchester Berlin, Lawrence Foster (Leitung), Igor Levit (Klavier). Werke von Fauré, Saint-Saëns, Debussy & roussel

MÜnchensa. 31.5., 22:00 Uhr pinakothek der Moderne Nachtmusik der Moderne: Komponistenporträt Thomas Larcher. Münchener Kammerorchester, Alexander Liebreich (Leitung), Nils Mönkemeyer (Viola), Igor Levit (Klavier)

braUnschweigso. 29.6., 13:00 Uhr steigenberger parkhotel Igor Levit (Klavier) Beethoven: Klaviersonaten

MecKlenbUrg-vorpoMMern20.6.-21.9. festspiele Mecklenburg-vorpommern zahlreiche Konzerte mit Igor Levit als „Artist in residence“

KonZErt-tippS

Das Video sowie weitere Konzerte auf: www.concerti.de/levit

igor levit spielt beethovens sonate nr. 31 op. 110

onlinE-tipp

Igor Levit (Klavier). Sony Classical

beethoven: Klaviersonaten nr. 28-32 op. 101, 106, 109-111

Cd-tipp

[email protected]

Im Vertrieb bei Naxos Deutschland

300 JahreCarl Philipp EmanuelBach (1714-1788)

SämtlicheWerke für Klavier soloAna-Marija Markovina (Klavier)CD-No. 098.003 | 26 CD-Box

KlavierkonzerteWq 22, 43/5, 46Michael Rische (Klavier und Leitung)Rainer Klaas (Klavier inWq 46)Kammersymphonie LeipzigCD-No. 098.027 | 1 CD

Hamburger SinfonienWq 182Stuttgarter KammerorchesterWolfram Christ (Dirigent)CD-No. 098.637 | 1 CD

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MULTIMEDIADas Beste aus Radio, Fernsehen, Kino und Internet

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wiener opernballDo. 27.2., 20:15 Uhr wiener staatsoper  5000 Gäste werden heute zum Opernball erwartet – für die 2100 Menschen im Einsatz sind, um Tische einzudecken, zu servieren oder Schampuskorken knallen zu lassen. Die Dokumen-tation begleitet „Die guten Geis-ter“ durch die Nacht.

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geliebte claraso. 2.3., 20:15 Uhr spielfilm  Helma Sanders Brahms ist Auto-renfi lmerin – und entfernt mit Brahms verwandt. In ihrem Film über die legendäre Menage à trois ihres Vorfahren mit dem Ehepaar Schumann richtet die regisseurin ihr Augenmerk auf Clara als moderne Frau.

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fabelhaftes geMÜseso. 16.3., 19:45 Uhr Dokumen-tation  Kochen? Könne sie nicht, sagt Hélène Grimaud. Sterne-Koch Michael Hoff mann belehrt die Pianistin eines Besseren.

Feste soll man feiern – und am besten gleich noch seine

Gäste beschenken. Nun, gratis ist die App zwar nicht, die das Royal Concertgebouw Orches-tra zu seinem 125-jährigen Ju-biäum entwickelt hat, doch dafür eröffnet das Video-Ma-gazin tatsächlich neue Wege zur Klassik-Erkundung. Gibt es doch in den sechs jährlichen

Ausgaben nicht nur den 360-Grad-Einblick ins Orches-ter, sondern auch Zeitreisen, intermediale und -disziplinäre Werkserkundungen und Inter-views mit den Dirigenten. In der neuen Folge geht es um musikalische Revolutionen.

roYal concertgeboUw-app

on the road ... mit Mozart

 TV-TIppS

Verwünscht – Spindel – hundertjähriger Schlaf –

Prinzenkuss: Das Märchen Dornröschens ist nicht nur Märchen-Allgemeingut, son-dern hat auch in der Musik zahlreiche Spuren hinterlas-sen. Deren zauberhafteste ist bis heute wohl die 1890 urauf-geführte Ballett-Version des

berühmten Choreographen Marius Petipa zur Musik Tschaikowskys. Am Royal Ope-ra House in London hatte Ni-nette de Valois, Gründerin des Royal Ballet, 1946 die ursprüng-liche Choreographie Petipas zu neuem Leben erweckt – ihrer damaligen Inszenierung haben sich nun wiederum Monica Mason und Christopher New-ton angenommen und Dorn-röschen, angelehnt an die Ori-ginaldesigns, doch mit choreo-graphischen Zusätzen in die Gegenwart geführt. Ohne indes die märchenhafte Vergangen-heit zu zerstören.

Ein zauberhaftes Märchen in Musik und Tanz: Dornröschen

Kino: live-ÜbertragUng

tanze mit mir in den schlaf

Mi. 19.3., 20:15 Uhr live im Kino Eine Übersicht der Kinos unter: www.roh.org.uk/cinemas

ab 13. März rCO Editions #5 „True revolutionaries“: rco-editions.com/app/en

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Hosgeldiniz!“ So werden die Hörer des deutsch-türki-

schen Kinderradiomagazins „Kelebek“ des WDR begrüßt – und natürlich mit einem gut gelaunten „Willkommen“. Ein zweisprachiges Format, das viele Fans hat, so dass die Ra-diomacher nun auch live den interkulturellen Brückenschlag proben: Gemeinsam mit dem WDR Rundfunkorchester Köln und einem türkischen Ensem-ble laden sie 1200 Grundschul-kinder zu einem Konzert, in dem nicht nur westliche und östliche Werke zu hören sind, sondern auch die Ney, das Ka-nun oder die Kemençe vorge-stellt werden. Wer nun zu rät-seln beginnt, dessen Fragezei-

chen werden die Musiker so-wie das „Kelebek“-Moderato-renduo Gökçe Göksu und Bastian Biet mit ihren Erklä-rungen zu den klassischen türkischen Instrumenten be-stimmt auflösen können ...

Sorgen für bilaterales Verständnis: Gökçe Göksu und Bastian Biet

online: »KelebeK« iM KonZert

ausfl ug der wDr-sinfoniker

DeUtschlanDfUnK

KlassiK-plaUDererMo. 3.3., 20:10 Uhr Musikszene  Schweigen ist Silber, reden ist Gold: Das gilt im Medienzeitalter auch für Musiker. Personalisie-rung heißt das zauberwort zur Imagepfl ege – Dagmar Penzlin hakt nach, wie sich Dampfplau-dern mit Klassik verbinden lässt.

DeUtschlanDfUnK

freiheit als spiegelsa. 8.3., 22:05 Uhr atelier neu-er Musik  zwei Jahre studierte Leon Schidlowsky in Detmold bei Wolfgang Fortner – dann kehrte der Komponist 1954 nach Chile zurück und sorgte dort für die Verbreitung der Neuen Musik.

DeUtschlanDraDio KUltUr

silviUs leopolD weissDi. 11.3., 22:00 Uhr alte Musik  zeitlebens wurde Weiss als Kom-ponist und Lautenist mit Bach verglichen. Yvonne Petitpierre zeichnet das Bild eines Mannes, der ob seiner melancholischen Werke als unverwechselbar galt.

hessischer rUnDfUnK

leo ornsteinMi. 19.3., 20:05 Uhr Kaisers Klänge  Grelle Dissonanzen und motorische Energie: Markenzei-chen des Exilrussen Leo Ornstein, der mit seinem neuen Klavierstil zum prägenden US-Komponisten der 1910er Jahre wurde.

br KlassiK

i DUe foscari

sa. 29.3., 19:05 Uhr theater an der wien  Das Verdi-Jahr ist zwar vorbei, doch das österrei-chische radio-Symphonieorches-ter unter James Conlon schiebt nochmal eines seiner Frühwerke nach. Und das mit einem Star in der Titelrolle: Plácido Domingo.

 rADIO-TIppS

... dann gibt‘s die Grüße nach daheim im Zeitalter des Inter-nets nicht mehr schriftlich per Postkarte, sondern natürlich via Datenstrom – und zwar musikalisch! Der Flug des Ge-wandhausorchesters und ihres Kapellmeisters Riccardo Chail-ly geht dabei gen Osten, vom 10. bis 24. März werden die Leipziger insgesamt fünf Kon-zerte in China und Japan ge-ben. Sechsmal sind die Klassik-Botschafter auf dieser Tournee zwischen Osaka und Tokyo zu erleben, zweimal macht das Traditionsorchester im Reich der Mitte Station – und zwar (auch) mit Mahlers Siebter!Zweifellos ein Klassik-Event für Shanghai, doch auch die

daheim gebliebenen Fans des Orchesters müssen nicht dar-ben und können die „Welten-sinfonie“ verfolgen: im Live-stream. Zumindest solange die NSA nicht beim Datentrans-port aus dem Fernen Osten dazwischenfunkt ...

Bringt Mahlers Musik nach Fernost: Riccardo Chailly

online: livestreaM

wenn Musiker eine reise tun ...

fr. 14.3., 12:30 Uhr (MeZ) shanghai Livestream-Übertragung unter: www.gewandhaus.de

fr. 28.3., 9:30 Uhr funkhaus KölnÜbertragung per Livestream unter: www.plan-m.wdr.de

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21. MärZ

Impressumverlagconcerti Media GmbHMexikoring 29, 22297 HamburgTel: 040/657 90 810, Fax: 040/657 90 [email protected], www.concerti.deherausgeber/chefredakteurGregor Burgenmeister (V.i.S.d.P.)redaktionFriederike Holm (Leitung), Ninja Anderlohr-Hepp, Insa Axmann, Petra Eisenhardt, Mirko Erdmann, Christoph Forsthoff (CF), Sarah Hansen, Peter Krause (PK), Jörg roberts, Dr. Christiane Schwerdtfeger, You-Son Sim, Nele Winterautoren der März-ausgabenMarie-Luise von Baumbach, Michael Blümke (MB), Jakob Buhre, ralf Dombrowski, Dr. Kle-mens Hippel (KH), Sören Ingwersen, Teresa Pieschacón raphael, Antoinette Schmelter de Escobar, Christian Schmidt (CS), Marcus Stäbler, Volker Tarnow (VT), Christoph Vratz (CV), Dr. Eckhard Weber (EW), Dirk Wieschollek, Dr. Margarete zanderanzeigenSusanne Benedek (Leitung Marketing, Klassikveranstalter & Kultur)Tel: 030/488 288 [email protected] Erdmann (Musikindustrie, Klassikveranstalter & Festivals)Tel: 040/657 90 [email protected] zerwer(Veranstalter Online-Marketing)Tel: 030/488 288 [email protected] Stefan Brettschneider(Leitung Agenturen & Marken)Tel: 030/488 288 [email protected]örg roberts(Veranstalter Anzeigen Hamburg)Tel: 040/657 90 813 [email protected] Sim (Anzeigendisposition)Tel: 040/657 90 [email protected] Direktion/gestaltungTom Leifer, Jörg roberts, Dodo Schielein, Aaron SchubertDruck und verarbeitungEvers-Druck GmbH abonnementconcerti Media GmbHPostfach 600 423, 22204 HamburgTel: 040/657 90 808, Fax: 040/657 90 [email protected] (Bestellung unter Angabe der regionalausgabe). Das Jahresabonnement kostet 25 € (inkl. regionalseiten) bzw. 15 € (Mantelteil) frei Haus.erscheinungsweiseelf Mal jährlichivw geprüfte auflage redaktionsschlussImmer am 15. des Vor-Vormonats, bitte senden Sie Ihre Termine an: [email protected]. Der Abdruck erfolgt kostenlos. Alle rechteconcerti Media GmbH.ZusatzDer Terminkalender erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir übernehmen keine Haf-tung, da es sich bei einer Vielzahl von Ankün-digungen um einen Vorabplan handelt. Nach-druck nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags. Für unaufgefordert eingesandte Bü-cher, Fotos, CDs und Manuskripte keine Ge-währ. Bei Nichtlieferung infolge höherer Gewalt oder infolge von Störungen des Arbeitsfriedens bestehen keine Ansprüche gegen den Verlag.titelfotos Steven Haberland (HH, M, Mantel), Mat Hennek (B), Peter rigaud (MD)

Yannick Nézet-SéguinTausendsassa: Der umtriebige Dirigent gibt Einblick in seine internationale Arbeit

Martin StadtfeldImmer wieder Bach: Der Pianist ist bei den Thüringer Bachwochen und an vielen weiteren Orten in Deutschland zu hören

Isabelle FaustTriofreuden: Die Geigerin spielt mit Alexander Melnikov und Jean-Guihen Queyras

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