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www.bvmw.de Der Mittelstand. Das Unternehmermagazin 2 | 2012 Mai 2012 4,90 Euro Themenschwerpunkt: Mittelstand und Gesundheit Fit, gesund, erfolgreich Sabine Freutsmiedl Katja Weigand BVMW startet Bildungsinitiative in Afrika .................................. S. 66 Christian Lindner Steuerliche Forschungsförderung .................................................. S. 15 Stress mit dem Stress .................................................. S. 36

DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

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„Der Mittelstand“ ist das moderne Unternehmermagazin des Bundesverbandesmittelständische Wirtschaft (BVMW). Es erscheint 6 x p.a. in einer IVW-geprüften Druckauflage von 30.000 Exemplaren.Mit aktuellen, pointierten und verständlichen Beiträgen zu den Bereichen Personalführung, Mittelstandsfinanzierung, Recht und Steuern,Marketing sowie unternehmensnahe Dienstleistungen sichert „Der Mittelstand“ seinen Lesern einen echten Informationsvorsprung. Damit trägt das Magazin in erheblichem Maße zum betriebswirtschaftlichen Erfolg kleiner und mittlerer Unternehmen in Deutschland bei.

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Page 1: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

www.bvmw.de

Der Mittelstand.Das Unternehmermagazin

2 | 2012Mai 20124,90 Euro

Themenschwerpunkt: Mittelstand und Gesundheit

Fit, gesund, erfolgreich

Sabine Freutsmiedl Katja Weigand

BVMW startet Bildungsinitiative in Afrika .................................. S. 66

Christian Lindner

Steuerliche Forschungsförderung.................................................. S. 15

Stress mit dem Stress.................................................. S. 36

Page 2: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

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Sozialsystem vor dem Kollaps?Beim Ersinnen neuer Steuern und Abgaben kennt die Phantasie der Politik keine Grenzen. Jüngstes Beispiel ist die „Demografierücklage”. Sie stellt den ebenso verzweifelten wie untaug-lichen Versuch der Bundesregierung dar, der Überalterung unserer Gesellschaft im Sinne des Wortes gegenzusteuern.

Am statistischen Befund gibt es nichts zu deuteln: Die Bevölkerung schrumpft, die Le-benserwartung steigt. Die Zahl der Menschen im Erwerbsalter, also der 20- bis 65-Jährigen, geht von gegenwärtig 50 Millionen bis 2030 auf 43 Millionen zurück. Ist heute jeder fünfte Deutsche über 65, dürfte es 2030 jeder Vierte sein. Denn wir werden dank des medizinischen Fortschritts immer älter. Um 1900 lag die durch-schnittliche Lebenserwartung hierzulande bei 45 Jahren, der Anteil der über 70-Jährigen an der Gesamtbevölkerung machte gerade einmal zwei Prozent aus. Im Jahr 2030 kann ein 60-Jäh-riger noch auf ein Vierteljahrhundert Lebenszeit hoffen.

Kurt Biedenkopf hatte schon vor Jahrzehnten vor dem unausweichlichen Kollaps unserer sozialen Sicherungssysteme gewarnt. Ande-re CDU-Politiker hielten damals an der Fiktion der sicheren Rente fest. Daran glaubt heute niemand mehr. Es besteht Einigkeit, dass ein Kurswechsel erfolgen muss. Die Frage ist nur, wohin die Reise gehen soll.

Die SPD plädiert für höhere Löhne, dann wür-de automatisch genug Geld in die Sozialkassen fließen. Für die Grünen liegt die Lösung in einer Pflege-Bürgerversicherung, in die alle einzah-len. Auch die Union setzt inzwischen auf Zwang: Jeder Deutsche soll vom 25. Lebensjahr an je nach Einkommen seinen Beitrag zu einer Kapi-talreserve leisten.

Allen Modellen gemeinsam ist die Fokussierung auf die Einnahmenseite. Wie in der Steuerpoli-tik, gilt die Devise: Wozu sparen, wenn sich die Einnahmen steigern lassen. Einsparpotenziale, beispielsweise versicherungsfremde Leistungen sowohl in der Renten- als auch in der gesetzlichen Krankenversicherung, werden kaum oder gar nicht ausgeschöpft.

Das hat fatale Folgen für den Standort Deutsch-land. Jeder Dreh an der Abgabenschraube kostet Kaufkraft – und schlägt auf die Lohnzusatzkosten durch. Die Statistik spricht auch hier eine klare Sprache. Die Arbeitskosten sind im Vorjahr ge-genüber 2010 überdurchschnittlich gestiegen und erreichten den höchsten Wert seit 15 Jahren. Dazu haben in erster Linie die Lohnnebenkosten beigetragen.

Mit der Demografie-Steuer kuriert die Bundesre-gierung lediglich an den Symptomen herum. Eine wirkungsvolle Therapie muss bei der Ursache an-setzen – der niedrigen Geburtenrate. In keinem anderen europäischen Land wachsen so wenig Kinder und Jugendliche heran. Deshalb braucht Deutschland eine Familienpolitik, die jungen Men-schen das Ja zum Nachwuchs erleichtert. Hier können wir von Frankreich lernen. Dort wird das dritte Kind gefördert. Mit dem Ergebnis, dass es viel mehr kinderreiche Familien gibt als bei uns.

Korrekturbedarf besteht schließlich in der Mi-grationspolitik. Es gilt, die unkontrollierte Zu-wanderung in die Sozialsysteme zu stoppen. Die mittelständische Wirtschaft weiß, wo welche Fachkräfte fehlen. Man muss sie nur fragen. Eine Politik, die immer weniger Zahlern immer mehr Lasten aufbürdet, scheitert – und mit ihr unser Sozialstaat.

Ihr Mario Ohoven

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EDITORIAL

3Der Mittelstand. | 2 | 2012

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POLITIK POLITIK

10 Dem Bereich Forschung fehlt der Nachwuchs

16 Die fünf von der Tankstelle

26 Rumänien im Aufwind

28 Unternehmensgründung in Mexiko

ESSAy

30 Zeit für „Wall Street“

SERVICE

32 Dringend gesucht: Fachkräfte für den Mittelstand

33 Zeitarbeit als Dreiecksverhältnis

34 Gesundheit am Arbeitsplatz

35 Burnout – Hilfe-Netzwerk gegründet

36 Stress mit dem Stress

38 Leistung loben

POLITIK

6 Gut gefüllte Kassen

8 Prävention am Arbeitsplatz Gesundheitspolitik – aber nur für Große?

10 „Dem Bereich Forschung fehlt der Nachwuchs“

12 Ein Plädoyer für die Familienpflegezeit

13 Bollwerk BVMW

14 Plan B für den Euro

15 Steuerliche Forschungsförderung – gerade jetzt

16 Die Fünf von der Tankstelle

18 Die Energiewende – ein Kostentreiber?

20 Spitzentreffen im Wirtschaftsministerium

22 FDP am Scheideweg

24 News aus Brüssel

INHALT

4 Der Mittelstand. | 2 | 2012

Page 5: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

64 Jahresempfang40 Gesundheitsförderung mit Steuervorteil

40 Gesundheitsförderung mit Steuervorteil

41 Mehr Freiraum in der Arbeitszeitgestaltung

42 Der geschützte Patient

46 Lebenslang in den Fängen der Bank?

48 „Werkverträge stehen nicht im Wettbewerb mit der Zeitarbeit“

50 Corporate Design: Alles Logo oder was?

52 Energie elektronisch

53 Gesunde Lebenszeit

54 Buchtipps

56 Lohnsteuer bei kleinen Geschenken

58 Rechtsform mit Risiken

60 Unternehmerpreise

61 Netzwerken in Europa

BVMW

62 Kurz vorgestellt

63 Alt-Bundespräsident Roman Herzog beim BVMW

64 BVMW Jahresempfang der Superlative

66 BVMW startet Bildungsinitiative in Afrika

68 Engagierte Unternehmer

70 „Es gilt das gebrochene Wort“

71 Personalie / Nachruf

72 „Eine gute Idee der Natur“

74 Finanzierung: Der Mix macht‘s

76 Masterplan für die Energiewende

77 Mit dem FC St. Pauli-Bus zur CeBIT

78 Impressum

SERVICE BVMW

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INHALT

5Der Mittelstand. | 2 | 2012

Page 6: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

Gut gefüllte KassenParteien und Politiker streiten über die Verwendung von Kassen-Milliarden

Die Reserven im deutschen Gesundheitswesen sind dank steigender Beschäftigung auf 20 Milliarden Euro angestiegen. Allein im Gesundheitsfonds liegen derzeit rund 9,5 Milliarden Euro. Die gut gefüllten Kassen weckten naturgemäß Begehrlichkeiten. Während Spitzenvertreter von FDP und SPD in schöner Eintracht die Abschaffung der Praxisgebühr von zehn Euro im Quartal forderten, schlug Unions-Fraktionschef Volker Kauder eine Senkung des Beitragssatzes zur gesetzlichen Krankenversicherung von gegenwärtig 15,5 Prozent um 0,1 Prozentpunkte vor. Dadurch würden Arbeitgeber und Arbeitnehmer um eine Milliarde Euro entlastet.

Der Bundesfinanzminister möchte am liebsten erst einmal zwei Milliarden Euro zur Sanierung des Bundeshaushalts abzweigen. Im Folgenden beziehen zwei Gesund-heitsexperten zu einer möglichen Entlastung der Beitragszahler pointiert Position.

„Überschüsse sind Geld der Beitragszahler“Mit dem GKV-Finanzierungsgesetz haben wir den Einstieg in den Systemwechsel bei der Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung vor-genommen. Die Festschreibung des Arbeitgeberbeitrages hat dazu beigetragen, Verlässlichkeit und Planbarkeit zu schaffen. Die GKV ist soli-de und nachhaltig finanziert. Aus diesem Grund ist es möglich, Steuermittel, die der GKV für den Sozialausgleich in den Jahren 2012 und 2013 gewährt wurden, an den Bundeshaushalt zurückzuführen.

Im Mittelpunkt steht für mich eine solide Finanzierung, damit bei einer möglichen nächsten Konjunkturdelle nicht unmittel-bar Belastungen für Versicherte erfor-

derlich wären. Die Überschüsse sind das Geld der Beitragszahler. Wenn Spielraum besteht, sollen sie davon profitieren.

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Daniel Bahr, MdB, ist Bundesminister für Gesundheit.

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POLITIK

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Page 7: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

„Beiträge müssen langfristig stabil sein“Für Arbeitgeber und Versicherte zäh-len nach beunruhigenden Krisenjahren Sicherheit, Vertrauen und Solidarität. Beiträge und Leistungen ihrer Kran-kenkasse müssen langfristig stabil und zuverlässig sein. Wer nach Kassenlage in den Tag hinein lebt und ohne Rückla-ge für schlechtere Zeiten vor sich hin wirtschaftet, verliert dieses Vertrau-en. Die Reserven der Kassen und des Gesundheitsfonds decken etwa eine Monatsausgabe der GKV ab. Kein ver-antwortungsvoll geführtes privatwirt-schaftliches Unternehmen würde in die-ser Lage die Finanzreserven auskehren. Die SBK tut es auch nicht, das sind wir unseren Versicherten schuldig. Sollten künftig die Ausgaben stärker steigen als die Einnahmen, sind Kassenbeiträge, die durch Reserven stabil gehalten werden können, Gold wert.

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Prävention am ArbeitsplatzGesundheitspolitik – aber nur für Große?

Bei der betrieblichen Gesundheitsförderung haben viele Mittelständler Nachholbedarf

Um 18.45 Uhr ist Feierabend, und zwar richtig: VW-Mitarbeiter erhalten dann auf ihrem dienstlichen Blackberry keine E-Mails mehr. Ständige Erreichbarkeit ist ein Stressfaktor, der erwiesenerma-ßen zu psychischen Erkrankungen führen kann. Also schaltet die Konzernführung jeden Abend die Mailfunktion ab. Das ist ein Fall von betrieblicher Gesundheits-fürsorge – wenn auch ein ungewöhnli-cher. Die Rückenschule mit Dehnübun-gen oder die ergonomische Anpassung des Arbeitsplatzes entsprechen eher der klassischen Prävention gegen arbeitsbe-dingte Krankheiten.

Egal, wie originell die Maßnahmen sind: Der Gesetzgeber verpflichtet den Ar-beitgeber zur „Überprüfung, Umsetzung und Verbesserung aller erforderlichen Maßnahmen zum Thema Arbeits- und

Gesundheitsschutz.“ Gleichwohl ist die Prävention im um-

fassenden Sinne, die „betriebliche Ge-sundheitsförderung“ (BGF) keine Arbeitge-berpflicht, wohl aber

eine Pflichtleistung der Kassen, die seit 2007 gesetzlich geregelt ist.

Die Zahlen lassen kei-nen Zweifel über die

Notwendigkeit zu: Leistungsvermin-derung, Fehltage, Arbeitsunfähigkeit

und gesundheitsbe-

dingte Frühverrentung kosten die deut-sche Volkswirtschaft rund 225 Milliarden Euro jährlich.

Kleinunternehmen haben andere SorgenDer Bund schafft Anreize durch Steuer-vergünstigungen, und die Krankenkassen übernehmen 50 Prozent der anfallenden Kosten. Dennoch bleibt Prävention für den mittelständischen Unternehmer immer noch eine Ausgabe. Daher entsteht ein heterogenes Bild in der deutschen Unter-nehmerlandschaft: Je größer der Betrieb, desto höher die Investitionsbereitschaft, je kleiner, desto geringer das Interesse.

Diese Schieflage beklagt auch das Bun-desministerium für Gesundheit, kommt aber über eine vage Ursachenvermu-tung („fehlendes Wissen“) nicht hin-aus. Bereits 2008 hat das Institut für Mittelstandsforschung in Bonn festge-stellt, dass Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern präventive Maßnahmen umsetzen, kleine Betriebe mit weniger als zehn Beschäftigten hingegen so gut wie gar nicht. Für das Deutsche Netz-werk für Betriebliche Gesundheitsförde-rung (DNBGF) liegen die Gründe auf der Hand: Kleinunternehmen fehlt es schlicht an personellen Ressourcen zur Akquise, Planung und Durchführung solcher Maß-nahmen.

„Nicht nah genug dran“Senator h.c. Dr. med. Hans-Joachim Petersohn hat sich mit seinem Konzept der Salutomed Therapie in der betriebli-

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8 Der Mittelstand. | 2 | 2012

Page 9: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

chen Gesundheitsförderung einen Namen gemacht. Der Vorsitzende der Gesund-heitskommission des BVMW sieht das Problem ganz im Sinne seines Thera-pieansatzes, nämlich ganzheitlich: Was die Kassen vollmundig als umfassende Präventionsmaßnahmen anbieten, sind für ihn Lösungen von der Stange. Rü-ckenleiden mögen statistisch die Arbeit-nehmerkrankheit Nr. 1 sein, gleichwohl sind pauschale Kassenprogramme wie „Deutschland den Rücken stärken“ selten „nah am Unternehmer dran.“.

Es mangelt an genauer Analyse der ein-zelnen Kleinunternehmen in Bezug auf ihre Mitarbeiter und betrieblichen Struk-turen. Letztlich haben ihre Chefs schlicht Angst vor den Mehrausgaben. Hier sieht Petersohn ein Kommunikationsproblem: Der Nutzen der BGF muss dem Unterneh-mer in seiner Sprache vermittelt werden. Der ROI, der Return on Investment, ist

eine Größe, die jedem wirtschaftlich den-kenden Chef einleuchtet. Die positiven Auswirkungen sind gut belegt: Interna-tionale Studien errechnen einen ROI von bis zu 1:5,9. Das heißt, für jeden investier-ten US-Dollar konnten 5,9 Dollar durch reduzierte Krankheitskosten eingespart werden.

Mangelnde Qualifikation bei Ärzten und DienstleisternDoch Ärzte, so Petersohn, denken selten unternehmerisch, und ein kompetenter Präventionsarzt muss das beim Thema BGF tun. Überhaupt seien wenige Ärzte für eine nachhaltige Prävention in Be-trieben hinreichend ausgebildet. Und das Kompetenzproblem liegt nicht nur bei den Ärzten. Denn der Markt der Gesundheits-dienstleister ist groß und entsprechend hart umkämpft. Unter den zahlreichen An-bietern finden sich auch schwarze Schafe.

Das musste Klaus Rog, Leiter des BVMW-Kreisverbandes Hannover (Umland) und Mitbegründer des Kompetenzteams Ge-sundheit, mehr als einmal erfahren. Es kommt vor, dass ein Dienstleister Betrie-ben Präventionsmaßnahmen mit Aussicht auf Unterstützung durch die Kassen offe-riert. Die jedoch verweigern die Leistung nach einem Blick auf die angebliche Qua-lifikation des Anbieters. Seither warnt Rog vor Trittbrettfahrern und verweist auf den Leitfaden der GKV. Dieser definiert klar, welcher Ernährungscoach, Stressmana-ger oder Bewegungstherapeut berechtigt ist, Kassenleistungen im Rahmen der BGF

anzubieten – nämlich nur Präventionsan-bieter mit staatlich anerkanntem Berufs- oder Studienabschluss und spezifischen Fortbildungen.

Statistische VerzerrungenDoch Aufklärung allein nützt den Kleinun-ternehmen nicht, solange sie nicht für die BGF begeistert werden können. Das liegt auch daran, dass sie selbst beim Thema Prävention von anderen nicht wahrgenom-men werden. Die Sichtweise aller betei-ligten Akteure aus Politik, Wirtschaft und Versicherungen wird wesentlich durch Zahlen bestimmt: Die Erfolge der BGF haben desto bessere statistische Durch-schlagskraft, je größer das Unternehmen ist. Ein auch nur um drei Prozent gesun-kener Krankenstand spart einem umsatz-starken, großen Betrieb einige Millionen.

Familiär geführte Kleinunternehmen ste-hen nicht derart im Zentrum der statisti-schen und damit der öffentlichen Wahr-nehmung. Doch es ist unredlich, mit der Macht großer Zahlen zu blenden. Der Schaden, der durch mangelnde Prävention Kleinunternehmen und deren Mitarbeitern entsteht, wiegt nicht weniger, wenn er statistisch kaum zu Buche schlägt. Vom Zahlenwerk bereinigt, bleibt das schiefe Bild bestehen.

Bernd RatmeyerWissenschaftsjournalist und Lektorwww.salutomed.de

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Je größer der Betrieb, desto höher die Investitionsbe-

reitschaft, je kleiner, desto geringer das

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„Dem Bereich Forschung fehlt der Nachwuchs“BVMed-Geschäftsführer Joachim M. Schmitt im Mittelstand-Interview

Die Medizintechnologie in Deutschland ist innovationsstark und zukunftsorien-tiert. Sie beschäftigt mehr als 170.000 Menschen – vorwiegend in mittelstän-dischen Unternehmen. Die konjunktur-stabile Branche schaffte auch im Kri-senjahr 2011 ein Umsatzwachstum von 5,3 Prozent. Gleichwohl gibt es (Nach-wuchs-)Probleme und klare Forderungen an die gesundheitspolitischen Akteure. Der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) vertritt über 230 führende Un-ternehmen der MedTech-Branche.

Der Mittelstand: Auch die Medizintech-nologie-Branche leidet unter Fachkräf-temangel. Was ist Ihre Forderung an die Politik?

Schmitt: Die Gründe für den Fachkräfte-mangel sind bekannt, beispielsweise der demographische Wandel, aber auch eine mitunter mangelhafte Ausbildungsreife der Schulabgänger. Ausgerechnet dem Bereich Forschung fehlt der Nachwuchs. Dem Innovationsstandort Deutschland droht damit das wertvollste Kapital aus-zugehen. Die Politik kann helfen, indem sie mehr in allgemeinbildende Schulen in-vestiert. Auch sollten Unternehmen, die ihren Auszubildenden Nachhilfeunterricht in elementaren Fächern wie Mathematik oder Fremdsprachen anbieten, steuerliche Förderungen erhalten. Die Qualifizierung im medizinisch-technischen Bereich muss zudem modernisiert und interdisziplinärer ausgerichtet werden, um mit dem Innova-tionstempo der MedTech-Branche Schritt zu halten.

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Der Mittelstand: Wie wirkt sich die Ge-sundheitsreform auf die Branche aus?

Schmitt: Das Versorgungsstrukturgesetz 2012 hält eine Neuerung für uns bereit: die Erprobungsregelung von Medizinpro-dukte-Innovationen. Bisher konnte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) eine neue Methode nur annehmen oder ausschließen. Nun erhält der G-BA ein Instrument, um den Nutzennachweis in der Versorgung herbeizuführen. Wenn der Nutzen nicht hinreichend belegt ist, aber ein Potenzial zu einer erforderlichen Behandlungsalternative vorliegt, kann der G-BA für die Erprobung dieser Metho-de ein unabhängiges wissenschaftliches Institut mit der Evaluation beauftragen. Sollten hier Förderungsmittel geschaffen werden, könnte diese Möglichkeit gerade für kleine und mittelständische Unter-nehmen, die große Studien nicht alleine finanzieren können, interessant sein.

Der Mittelstand: Die Krankenkassen gel-ten als innovationsfeindlich. Worin liegt das Problem, was kann die Lösung sein?

Schmitt: Krankenkassen beurteilen den Wert von medizintechnischen Innova-tionen zu kurzfristig, weil sie die meist höheren Initialkosten isoliert betrachten, nicht jedoch die Nutzen- und Kostenef-fekte über den Gesamtverlauf einer Be-handlung oder Krankheit. Eine aktuelle Studie des Bundeswirtschaftsministe-riums zeigt aber: Durch Innovationen der Gesundheitswirtschaft und medi-zintechnischen Fortschritt wurden in den letzten Jahren volkswirtschaftliche Einsparungen in Höhe von 22 Milliarden Euro erzielt. Eine schnellere Einführung von MedTech-Produkten in den Gesund-heitsmarkt wäre also im Interesse der Kassen. Sie müssen die langfristigen Ein-sparpotenziale in die Kostenübernahme mit einbeziehen.

Der Mittelstand: Wo kann der Bund mehr für die mittelständischen Unternehmen in Ihren Reihen tun?

Schmitt: Zwei Phasen in der Entwicklung eines innovativen Medizinproduktes sind besonders schwierig: seine klinische For-schung und Validierung und seine Über-führung in die Kostenerstattung durch die Gesetzliche Krankenversicherung. Die erste Phase kann mit hohen Kosten einhergehen und ist besonders für kleine und mittelständi-sche Unternehmen eine große Herausforde-rung. Auch die zweite Phase ist für KMU eine echte Hürde: stark reguliert, langwierig, auf-wändig und intransparent. Für Anbieter von Medizinprodukten resultieren daraus Pla-nungsunsicherheiten und höhere Kosten, die den Zugang von medizintechnischen Innova-tionen zum geregelten Markt erschweren. Außerdem besteht ein erhebliches Informati-onsdefizit im Hinblick auf den Gesamtprozess der Erstattung durch die GKV. Wir brauchen für den Mittelstand mehr nutzerfreundliche Informatio-nen und Beratungsangebote zum Prozess der Erstattung innovativer Me-dizintechnik durch die GKV, beispielsweise in Form einer nachvollziehbaren und leicht zugänglichen Gesamtdarstellung und praxi-sorientierter Beratungsstellen.

Der Mittelstand: Forschung und Entwick-lung ist teuer in Ihrer Branche. Haben KMU da eine Chance?

Schmitt: Die Forschungsaktivitäten kleinerer Unternehmen sind tatsächlich weniger aus-geprägt. Forschung und Entwicklung (FuE) ist in der Medizintechnik vor allem Sache der „Großen“. Dies deutet darauf hin, dass die Einstiegskosten, das heißt der Personal- und Kapitalbedarf, für FuE in der Medizin-technik besonders hoch sind, so dass sie nur von Unternehmen ab einer gewissen Größe geleistet werden können. Hier müssten wir durch eine verbesserte Forschungsförde-rung stärkere Anreize setzen.

Der Mittelstand: Gleich drei Ministeri-en fördern die Medizintechnik. Greift die Förderpolitik?

Schmitt: In diesem Bereich haben wir große Fortschritte erzielt. In einem „Ak-tionsplan Medizintechnik“ bündelt das Forschungsministerium jetzt alle Förder-aktivitäten des Bundes. Die neue Förder-maßnahme "KMU innovativ: Medizintech-nik" stellt zudem jährlich zehn Millionen Euro für Spitzenforschung der kleineren und mittleren Unternehmen zur Verfü-gung. Eine Aktion „Nationaler Strategie-prozess Innovationen in der Medizintech-nik“ soll unter Beteiligung aller Akteure Innovationsprozesse beschleunigen. Das hilft, das Einsparpotenzial von Medizin-technologien im Gesundheitssystem auch Gesundheits- und Krankenkassenpoliti-kern zu vermitteln.

Das Interview führte Bernd Ratmeyer. www.bvmed.de

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BVMed-Geschäftsführer Joachim M. Schmitt.

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POLITIK

Page 12: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

Ein Plädoyer für die Familienpflegezeit

Mehr als eine familienpolitische Maßnahme

Die Bevölkerungsalterung wird zu einem deutlichen Anstieg der Pflegebedürftigen in Deutschland führen. Damit wird auch der Bedarf an häuslicher Pflege steigen. Die Mehrzahl der pflegebedürftigen alten Menschen wünscht sich eine Betreuung durch Familienangehörige.

Hinzu kommt, dass die Leistungen der ge-setzlichen Pflegeversicherung aufgrund de-ren Teilkaskocharakters die Finanzierung ei-ner stationären Betreuung ohne zusätzliche private Mittel in aller Regel nicht erlauben. So werden bereits heute von den rund 2,25 Millionen Menschen mit Leistungsbezug aus der Pflegeversicherung nahezu 70 Pro-zent zu Hause durch Angehörige zusam-men mit ambulanten Diensten gepflegt. Das Durchschnittsalter der zumeist weiblichen Personen, die Familienangehörige – die (Schwieger-)Eltern – zu Hause pflegen, liegt bei 54 Jahren. Aus demografischen Gründen und als Folge einer glücklicherwei-se steigenden Erwerbstätigkeit der Frauen, die in der Regel diese wichtigen Leistungen erbringen, geht perspektivisch das „Ange-bot“, familiäre Betreuungsleistungen zu erbringen, zurück. Und Arbeitgeber wer-den in Zukunft zunehmend stärker darauf angewiesen sein, ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Betrieb einzusetzen und zu halten.

Diesen Konflikt zwischen beruflicher Karriere und einer aus der familiären Ver-bundenheit erwachsenen Verpflichtung, ältere Angehörige zu versorgen, versucht das Konzept der Familienpflegezeit zu ent-schärfen. Die älteren Beschäftigten dürften überdurchschnittlich häufig mit der Ent-scheidung konfrontiert werden, ob sie eine häusliche Pflegearbeit ihrer hochbetagten Angehörigen übernehmen oder weiterhin im gleichen Umfang berufstätig sein wollen. Insofern erwächst aus dem mit der Bevölke-rungsalterung steigenden Bedarf an häus-licher Pflegeleistung auch ein bislang un-terschätztes und wenig beachtetes Risiko für den Wirtschaftsstandort Deutschland.

Verknappung von FachkräftenDie Stärke der deutschen Wirtschaft im globalen Wettbewerb resultiert aus dem technologischen Können der Unternehmen, insbesondere der flexiblen und innovativen mittelständischen Unternehmen mit ihren qualifizierten und motivierten Belegschaf-ten. Doch bereits seit einiger Zeit zeichnet sich für unsere wissensbasierte Ökonomie eine quantitative und qualitative Verknap-pung von Fachkräften ab, die zu einer Ein-trübung unserer Wachstumsperspektiven führen kann. Die Verlängerung der Lebens-arbeitszeit durch die „Rente mit 67“ ist nur eine Antwort darauf.

Nach Berechnungen des Instituts für Ar-beitsmarkt- und Berufsforschung in Nürn-berg wird das Erwerbspersonenpotenzial von 2010 bis 2020 um 1,8 Millionen Personen und danach bis zum Jahr 2025 um weitere 1,8 Millionen Personen sinken. Das Famili-enpflegezeitgesetz mag man in Detailfragen kritisieren, die dahinter stehende Idee, das Erwerbspersonenpotenzial bestmöglich auszuschöpfen und es älteren Arbeitneh-merinnen und Arbeitnehmern dennoch zu erleichtern, den Konflikt zwischen Beruf und Familienarbeit zu entschärfen, ist in-novativ und richtig.

Prof. Dr. Dr. h.c. Bert Rürup www.ism.de

Der frühere Wirtschaftsweise Prof. Dr. Dr. h.c. Bert Rürup ist Präsident der International School of Management (ISM) in Dortmund.

Arbeitgeber werden in Zukunft zunehmend stärker darauf angewiesen sein, ältere Arbeit-nehmerinnen und Arbeitnehmer im Betrieb

einzusetzen und zu halten.

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Page 13: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

Bollwerk BVMWBei der AGB-Änderung stemmt sich der BVMW gegen Konzerninteressen

Im Bundesjustizministerium in Berlin fand jetzt die Anhörung zur Änderung der Ge-setze zu den Allgemeinen Geschäftsbe-dingungen (AGB), kurz AGB-Gesetz statt. Hintergrund war eine Initiative von Wirt-schaftsverbänden (Verband Deutscher Ma-schinen- und Anlagenbau, Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie), Anwaltskanzleien und der IHK-Frankfurt zur Änderung des AGB-Rechts im unter-nehmerischen Geschäftsverkehr.

Die Initiative nahm Anstoß an der ständigen Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes. Das höchste Gericht geht nämlich in stän-diger Rechtsprechung davon aus, dass das gesetzliche Verbot bestimmter Klauseln in vorformulierten Verträgen nicht nur beim Verbraucherschutz Anwendung findet. Die Richter sehen in den gesetzlichen Schran-ken auch im Kaufmännischen „Indizien für eine unangemessene Benachteiligung des Vertragspartners“. Regelmäßig kassierten die Gerichte so Kleingedrucktes von Banken und Konzernen.

Missbrauch als billige BankIn der Anhörung stemmte sich der BVMW vehement gegen die Änderung der gelten-den Vorschriften zu den Allgemeinen Ge-schäftsbedingungen. Er vertrat dabei die Auffassung, dass das heutige AGB-Recht

mit der gerichtlichen Kontrolle des Klein-gedruckten ein Gegengewicht zu der Ver-handlungsmacht der Konzerne bilde. Und der BVMW prangerte an, dass die Konzerne durch unverhältnismäßig lange Zahlungs-ziele in ihren Einkaufbedingungen den Mit-telstand als billige Bank missbrauchten. Würde die gerichtliche Kontrolle abge-schafft, würde diese Praxis den Mittelstand finanziell „erwürgen“.

Dem unternehmerischen Mittelstand sei es auch nicht zuzumuten, seine Einkaufs- und Verkaufsbedingungen aufgrund einer Ge-setzesänderung in den Papierkorb zu wer-fen. Dies schaffe nur Unsicherheit und sei ein Beschäftigungsprogramm für Anwälte. Der engagierte Einsatz des BVMW in Sa-chen AGB-Gesetz zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, dass auf der politischen Büh-ne ein Wirtschaftsverband kämpft, der sich ausschließlich den Interessen der mittel-ständischen Wirtschaft verschrieben hat.

Rüdiger EiseleRechtsanwalt und Leiter der Rechtsabteilungwww.bvmw.de

Dem unternehmerischen Mittelstand sei es auch nicht zuzumuten, seine Einkaufs- und

Verkaufsbedingungen aufgrund einer Gesetzes- änderung in den Papierkorb zu werfen.

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Page 14: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

Plan B für den EuroBVMW schlägt temporäre Doppelwährung für Griechenland vor

„Deutschland hat zwei Möglichkeiten: Entweder eine Transferunion zu schaffen oder einzelnen Ländern den Austritt aus der Währungsunion zu erlauben“. Dies schreibt der britische Konservative Mar-tin Callanan und trifft damit den Punkt. Denn die zu hohe Staatsverschuldung und die Defizite in der Handelsbilanz sind in den Problemländern nur zwei Seiten ein und derselben Medaille.

Die europäische Rettungspolitik gibt geldpolitisch Gas und bremst fiskalisch. Dazu kommen Strukturreformen, Trans-fers über die Struktur- und Regionalfonds sowie die Rettungsschirme EFSF und ESM. Über niedrigere Löhne soll die Rück-kehr zur Wettbewerbsfähigkeit erreicht werden. Aber die Strategie hat Neben-wirkungen: Die Wirtschaftskraft sinkt weiter, hohe Arbeitslosigkeit und Armut sind die Folgen. Eine riskante Alternative zu der harten Tour wäre der Austritt aus der Währungsunion. Ansteckungseffek-te auf andere Länder wären sehr wahr-scheinlich.

Euro und Drachme parallelAls Alternative bringt der BVMW die Idee einer temporären Doppelwährung in die Diskussion ein. Bei einer Doppel- oder Parallelwährung würde Griechenland im Euro bleiben und gleichzeitig die Drachme als gesetzliches Zahlungsmittel einführen. Alle Stromgrößen, wie Löhne, Mieten und Pensionen würden auf Drachme umge-stellt werden. Bestandsgrößen verblieben dagegen in Euro, um einen Sturm auf die Banken zu verhindern. Der Wechselkurs zwischen Drachme und Euro darf nur innerhalb eines vorgegebenen Bandes schwanken. So könnten die Zentralbanken

garantieren, dass die Drachme um maximal zwei Prozent pro Monat gegenüber dem Euro abwertet.

Durch die Abwertung werden griechische Produkte relativ preiswerter, Importe aus dem Euro-Raum dagegen teurer. Die Abwertung würde Strukturreformen im Inland unterstützen. Die Doppelwährung wäre ein währungspolitischer Trick, um einen noch stärkeren Absturz der griechi-schen Wirtschaft zu verhindern, und funk-tioniert übergangsweise. Nach spätestens zehn Jahren müsste Griechenland Farbe bekennen: Entweder die Reformen sind gelungen, und das Land kann im Euro ver-bleiben. Oder es hat nicht geklappt, und der Austritt aus dem Euro wäre für alle besser.

Die Währungsunion braucht flexible Struk-turen, um auf Schocks besser reagieren zu können. Flexibilität ist die wichtigste Voraussetzung, damit der Euro auch in 100 Jahren noch Bestand hat. Die temporäre Doppelwährung könnte ein Beitrag dazu sein.

Die Währungs- union braucht

flexible Strukturen, um auf Schocks besser reagieren

zu können. Dr. Michael VogelsangChefvolkswirt des BVMWwww.bvmw.de

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POLITIK

14 Der Mittelstand. | 2 | 2012

Page 15: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

Steuerliche Forschungs-förderung – gerade jetzt

Deutschland hat Kostennachteile im europäischen Wettbewerb

Die Aussichten für die deutsche Wirt-schaft sind derzeit so gut wie lange nicht mehr. Der exportstarke Mittelstand hat an diesem Aufschwung maßgeblichen Anteil. Auch mit ihren Forschungsaktivi-täten leisten mittelständische Unterneh-men wichtige Beiträge zur Wertschöp-fung in Deutschland – oft im Schatten großer Konzerne, aber häufig flexibler, innovativer und schneller.

Doch die Konkurrenz schläft nicht: Im Wettbewerb mit den USA, Japan, Chi-na oder auch Indien wird die deutsche Wirtschaft ihre Innovationskraft weiter steigern müssen. Dabei spielen die Stand-ortbedingungen für Forschung und Ent-wicklung eine wesentliche Rolle.

Drei Viertel aller OECD-Länder und 15 Mitgliedstaaten der EU haben deshalb in den letzten Jahren eine indirekte För-derung von Forschung und Entwicklung über das Steuerrecht eingeführt. Die me-thodischen Vorteile liegen auf der Hand: Die steuerliche Forschungsförderung ist unbürokratisch und branchenoffen. Sie ist breit und schnell wirksam. Sie reduziert Hürden. Und sie zwingt Forschung und Entwicklung weniger in politische Schab-lonen, sondern lässt mehr Raum für unter-nehmerische Initiative. Es werden Ideen gefördert, an die Unternehmer glauben, und nicht Ideen, auf die Politiker setzen.

In Deutschland hingegen ist die hohe Zahl verschiedener direkter Förderprogramme und -projekte für den innovativen Mittel-stand häufig nur schwer zu überschauen. Nicht selten ist die Antragstellung immer noch zu bürokratisch. Es gibt Fälle, in denen die erfolgreiche Einwerbung von Fördermitteln ohne externe Berater kaum noch gelingt. Bagatellgrenzen schließen kleine Unternehmen mitunter ganz aus.

Der Vergleich zeigt: Die steuerliche For-schungsförderung ist längst auch Stand-ortfaktor. Laut einer aktuellen Studie bedeutet die steuerliche Forschungsför-

derung für französische Unternehmen einen Kostenvorteil von 37 Prozent pro Forscher gegenüber Unternehmen in Deutschland. Es ist offensichtlich, dass solche Unterschiede für Betriebe in Grenzregionen oder mit Zweigstellen in europäischen Nachbarländern den Aus-schlag geben können, um Forschungsak-tivitäten zu verlagern oder zurückzuholen.

Zeitnaher Einstieg möglichCDU/CSU und FDP haben sich deshalb im Koalitionsvertrag darauf verständigt, das Instrument der steuerlichen Forschungs-förderung auch in Deutschland einzufüh-ren. Denkbar wäre eine Ausgestaltung als Steuergutschrift auf Personalkosten, die auf Forschung und Entwicklung entfallen. Trotz des gebotenen Konsolidierungskur-ses könnte noch in dieser Legislaturpe-riode der Einstieg gelingen, etwa indem die Einnahmen aus dem Steuerabkommen mit der Schweiz für die steuerliche For-schungsförderung reserviert werden.

Die steuerliche Forschungsförderung würde den Standort Deutschland interna-tional wettbewerbsfähig halten und wäre nicht nur für mittelständische Unterneh-men ein Hebel, um zusätzliche Investi-tionen in neue Produkte und Verfahren auszulösen. Sie ist damit ein Gebot ökono-mischer Vernunft, an dem es festzuhalten gilt – gerade jetzt.

Die steuerliche Forschungsförderung

ist längst auch Standortfaktor.

Christian LindnerMitglied des Deutschen Bundestageswww.christian-lindner.de

Christian Lindner, MdB, NRW Landesvorsitzender, ist technologiepolitischer Sprecher der FDP-Bun-destagsfraktion.

POLITIK

1514 Der Mittelstand. | 2 | 2012

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Die Fünf von der Tankstelle

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Wie die Mineralölmultis die Preise auch ohne Absprache gemeinsam „gestalten”

Mittelstandspräsident Mario Ohoven:„Der Fiskus kassiert über die Mineralölsteuer beim Tanken

kräftig mit: 70 Prozent vom Spritpreis sind Steuern. Deshalb muss der Staat die Steuern auf Benzin deutlich

senken oder die Kilometerpauschale von heute 30 auf 40 Cent je Kilometer erhöhen. Davon würden viele

Millionen Berufspendler profitieren.“

16 Der Mittelstand. | 2 | 2012

POLITIK

Page 17: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

Die öffentliche Diskussion um den Ben-zinpreis nimmt derzeit wieder viel Raum ein. Der Druck auf die Politik, „endlich etwas“ zu tun, scheint mit jedem Cent an der Zapfsäule weiter zu steigen. Auch das Bundeskartellamt erreichen zahlreiche Beschwerden von Verbrau-chern, gegen die „Abzocke der Multis“ vorzugehen und die „Preisabsprachen der Mineralölkonzerne“ zu unterbinden.

Bis heute hat das Bundeskartellamt keine Hinweise auf Absprachen der Mi-neralölkonzerne. Unsere Erkenntnisse lassen vielmehr den Schluss zu, dass Absprachen im Tankstellenmarkt gar nicht nötig sind, um die Preise dennoch gemeinsam steigen zu lassen. Im Mai des vergangenen Jahres hat das Bun-deskartellamt eine umfangreiche Studie zu den Kraftstoffmärkten in Deutsch-land vorgelegt. Zentrales Ergebnis ist die Feststellung, dass die fünf großen Mineralölkonzerne BP (Aral) , Conoco-Philipps (Jet), ExxonMobil (Esso), Shell und Total ein marktbeherrschendes Oli-gopol bilden. Sie teilen sich rund Zwei-

drittel des Marktes, sind untereinander verflochten und betreiben gemeinsame Raffinerien. Darüber hinaus handelt es sich beim Kraftstoff um ein sogenanntes homogenes Massengut, und der Markt ist extrem transparent.

Shell und Aral als SchrittmacherIm Rahmen der Studie haben wir uns auch intensiv mit der Preissetzung an den Tankstellen befasst und an über 400 Tankstellen in Köln, Hamburg, München und Leipzig sämtliche Preisveränderun-gen zwischen 2007 und 2010 untersucht. Dabei konnten wir ein durchaus bemer-kenswertes Muster ausmachen. Knapp 90 Prozent aller Preiserhöhungsinitiati-ven gehen von Shell oder Aral aus. Das jeweils andere Unternehmen zieht dann exakt drei Stunden später nach und die übrigen Oligopolisten spätestens nach zwei weiteren Stunden.

Es ist inzwischen gemeinhin bekannt, dass die Tankstellenpächter verpflichtet sind, die Preise der umliegenden Tank-stellen mehrmals täglich an die Konzern-zentrale zu melden. Dort wird dann zentral auf die Veränderungen reagiert. Dieses System stellt für die Konzerne eine maxi-male Markttransparenz her. Aufgrund der jahrelangen Übung und der eingespielten Muster können sich die Preisinitiatoren

auch darauf verlassen, dass die anderen nachziehen werden.

Solches Preissetzungsverhalten ist ge-radezu ein Musterbeispiel für die negati-ven Auswirkungen gemeinsamer Markt- beherrschung. Es stellt aber kein kar-tellrechtlich verbotenes Verhalten dar. Der Nachweis eines Fünfer-Oligopols ist alles andere als trivial – er wird nicht nur von den Konzernen selbst vehement bestritten, sondern er wurde zunächst auch von der Rechtsprechung in Frage gestellt. Gleichzeitig hat dieser Befund aber eine entscheidende Bedeutung für die Praxis des Bundeskartellamtes.

Europäisches und deutsches Kartell-recht verbieten zwar nicht die Existenz eines Oligopols auf einem Markt an sich. Marktbeherrschende Unternehmen un-terliegen weitergehenden Beschrän-kungen als andere Marktteilnehmer. Auf dieser Basis ist das Bundeskartellamt in der Lage, eine weitere Konzentration des Marktes – also zum Beispiel den Zukauf von mittelständischen Tankstellennet-zen durch einen der großen Fünf – mit dem Instrument der Fusionskontrolle aufzuhalten. Auch der Schutz der Wett-bewerbsfähigkeit der Freien Tankstellen, die immerhin noch rund ein Drittel des Marktes ausmachen, stützt sich ganz wesentlich auf den Oligopolbefund.

Einen Großteil des an der Zapfsäule aus-gewiesenen Preises bestimmen Steu-ern und Abgaben sowie die gestiegenen Rohölkosten. Dennoch verbleibt auch auf den Tankstellenmärkten ein wettbe-werbliches Potenzial, dass es zu heben gilt. Bereits eine Erhöhung um 1,5 Cent kostet die deutsche Volkswirtschaft aufs Jahr gesehen rund eine Milliarde Euro.

Andreas MundtPräsident des Bundeskartellamteswww.bundeskartellamt.de

Andreas Mundt ist Präsident des Bundeskartellamtes.

Marktbeherrschende Unternehmen unterliegen

weitergehenden Beschränkungen

als andere Marktteilnehmer.

POLITIK

1716 Der Mittelstand. | 2 | 2012

Page 18: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

Seit rund einem Jahr ist in Deutschland die Energiewende be-schlossen. Die Anforderungen an dieses Projekt sind hoch, denn Strom soll zukünftig nicht nur nachhaltig erzeugt, sondern auch sicher und bezahlbar sein. Dennoch stiegen vielerorts die Preise um drei bis vier Prozent zum Jahreswechsel an. Im März und April folgten weitere Preiserhöhungen. Neben den Privathaushalten trifft dies vor allem kleine und mittlere Unternehmen.

Die Energiewende – ein Kostentreiber?

Damit Strom bezahlbar bleibt, sind neue Lösungen gefragtFo

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18 Der Mittelstand. | 2 | 2012

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Nach Angaben der Stromversorger belasten vor allem die momen-tane Förderung der Erneuerbaren Energien über die EEG-Umlage sowie die Kosten des Netzausbaus den Strompreis. Auf solche Entwicklungen muss die Politik natürlich reagieren. Die Bundes-regierung kündigte kurzer Hand eine außerplanmäßige Absenkung der Vergütungssätze für Solarstrom an. Tausende Unternehmer demonstrierten daraufhin deutschlandweit gegen den Beschluss, da zu kurzfristige Maßnahmen zu Planungsunsicherheiten führen.

Damit Strom auch zukünftig bezahlbar bleibt, stellt sich die Frage, ob die momentane Art der Förderung der Erneuerbaren Energien überhaupt noch zeitgemäß ist. Das EEG diente seit seiner Einführung im Jahr 2000 vorrangig der Anschubfinanzierung der Erneuerbaren Energien. Nur so konnte der Anteil der Erneuerbaren an der Strom-versorgung in den vergangenen Jahren auf 20 Prozent gesteigert werden. Hauptkritikpunkt am EEG ist, dass der Strom unabhängig vom Markt in das Netz eingespeist wird. Die Vergütungen für re-generativen Strom richten sich nach gesetzlichen Vorgaben – und nicht nach dem Marktpreis.

Die Kosten der Förderung werden auf alle Verbraucher umgelegt. So zahlten laut dem Institut der deutschen Wirtschaft in Köln die Verbraucher 2011 rund 16,7 Milliarden Euro für EEG-Strom, der an der Börse in Wirklichkeit nur 4,3 Milliarden Euro wert war. Da die Kosten der EEG-Umlage mit zunehmendem Ausbau weiter anstei-gen werden, müssen für den Umstieg hin zu einer regenerativen

Stromversorgung dringend neue Lösungen zur Förderung der Er-neuerbaren Energien gefunden werden.

Teurer NetzausbauEbenso wie die EEG-Umlage gilt auch der bevorstehende Netzaus-bau als ein bedeutender Kostentreiber der Energiewende. Netzaus-bau- sowie Netzanschlusskosten werden über die Netzentgelte von den Stromverbrauchern finanziert. Die Bundesnetzagentur, die mit der Regulierung der Netzentgelte beauftragt ist, kündigte bereits an, dass sich allein aufgrund steigender Netzentgelte der Strompreis in den kommenden Jahren um bis zu sieben Prozent erhöhen würde. Welches Ausbauszenario diesen Berechnungen zugrunde liegt, verschweigt die Behörde.

Klar ist nur, steigt die Entfernung zwischen Erzeugungs- und Ver-brauchszentren, steigt auch der Ausbaubedarf. Dieser Zusam-menhang findet in der momentanen Netzpolitik allerdings keine Berücksichtigung, denn die Netzentgelte werden entfernungsun-abhängig erhoben. Hinzu kommen noch die Anbindungskosten für neue Anlagen, welche ebenfalls über die Netzentgelte finanziert werden sollen. Im Netzausbaubeschleunigungsgesetz (NABEG) werden beispielsweise die Kosten für die Anbindung eines Offshore-Windparks auf eine Milliarde Euro geschätzt.

Die Strompreise steigen weiter. Damit die Energiewende für alle Verbraucher bezahlbar bleibt, müssen dringend neue Lösungen gefunden werden. Nicht alle Kosten dürfen sozialisiert und von End-verbrauchern getragen werden. Denn hohe Strompreise schädigen die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und mindern die Akzeptanz der Energiewende. Die BVMW-Energiekommission arbeitet hierzu an Lösungsvorschlägen, damit Strom nachhaltig, sicher und bezahlbar wird.

So lässt sich aus Sicht des BVMW ein Stromkostenanstieg verhindern:

• Umstieg auf eine marktorientierte sowie technologieoffene Förderung der Erneuerbaren Energien.

• Abschaffung der EEG-Subventionierung, spätestens wenn Produktion und Speicherung der Erneuerbaren Energien genauso viel kosten wie die Energieerzeugung mit konven-tionellen Energieträgern.

• Stärkung einer dezentralen Stromversorgung : Strom der verbrauchernah erzeugt wird, minimiert die Kosten des

Übertragungsnetzausbaus und ermöglicht ein kosteneffizi-entes Ausschöpfen des regionalen Versorgungspotenzials.

• Einführung entfernungsabhängiger Netzentgelte, da Großkraftwerke außerhalb der Verbrauchszentren einen erheblichen Netzausbau zur Folge haben.

• Umlage der Netzanbindungskosten nach dem Verursa-chungsprinzip: Anlagenbetreiber müssen für die Kosten der Netzanbindung aufkommen.

Hohe Strompreise schädigen die Wettbewerbs-

fähigkeit der deutschen Wirtschaft und mindern die

Akzeptanz der Energiewende.

Sindy VollmertDiplom-Volkswirtinwww.bvmw.de

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1918 Der Mittelstand. | 2 | 2012

Page 20: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

Energie muss für den Wirtschaftsstand-ort Deutschland nachhaltig, sicher und bezahlbar sein. Um diese Ziele in Zeiten der Energiewende zu verwirklichen, ent-wickelte der BVMW ein eigenständiges Energiekonzept. Im Gespräch mit Stefan Kapferer, Staatssekretär im Bundesmi-nisterium für Wirtschaft und Technologie, erläuterte Mittelstandspräsident Mario Ohoven die Chancen und Vorteile des BVMW-Modells.

Dessen Leitansatz: Die zukünftige Ener-gieversorgung soll so dezentral wie mög-lich und so zentral wie nötig ausgestaltet sein. Eine solche dezentrale Energiever-sorgung ermöglicht einen effizienten Einsatz von Erneuerbaren Energien und vermindert den Netzausbaubedarf an Übertragungsleitungen. Damit Strom für die Wirtschaft nicht nur lang- sondern auch kurzfristig bezahlbar bleibt, forderte der Mittelstandspräsident mehr Trans-parenz in der Energiewende und eine gerechtere Verteilung der Kosten.

Auch die Zukunft des Erneuerbare-Ener-gien-Gesetz (EEG) wurde bei dem Treffen offen angesprochen. Es bestand Einigkeit zwischen Ohoven und Kapferer, dass das EEG als Modell zur Förderung der Anschub-finanzierung in den vergangenen Jahren Er-folgsgeschichte geschrieben hat. Mit dem weiteren Ausbau der Erneuerbaren Ener-gien rücken nun aber verstärkt Fragen der Marktintegration in den Mittelpunkt. Nach Ansicht des BVMW bedarf das heutige För-dermodell einer grundlegenden Überarbei-tung, um langfristig den Übergang in einen subventionsfreien Strommarkt zu ermög-lichen. Dadurch könnten die Stromkosten für die Wirtschaft erheblich reduziert und zugleich die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland erhalten bleiben.

ESindy VollmertDiplom-Volkswirtinwww.bvmw.de

Die zukünftige Energieversorgung

soll so dezentral wie möglich und so

zentral wie nötig ausgestaltet sein.

Spitzentreffen im Wirtschaftsministerium

Wie die Energiewende aus Sicht des Mittelstands zu gestalten ist

Staatssekretär Stefan Kapferer (mi.) mit Mario Ohoven und Stefan Beißwenger.

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20 Der Mittelstand. | 2 | 2012

Page 21: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

Ein Jahr nach der Eröffnung des ersten Repair-Centers in Istanbul zieht der Hamburger Ser-vice-Dienstleister Transerv 2000 erfolgreich Bilanz. Nachdem bereits in den vergangenen fünf Jahren erste Auslands-Kooperationen umgesetzt und eigene Filialen eröffnet wur-den, bedeutet der Markteintritt in der Türkei zugleich auch den Einstieg nach Asien.

3-Säulen-Strategie als Basis des Erfolgs Mit einer perfekt aufeinander abgestimmten 3-Säulen-Strategie steht Transerv für erstklas-sige Arbeitsergebnisse, hochqualifizierte Mit-arbeiter und kundenindividuelle Angebote. „Mit hochmodernen Repair-Centern garantieren wir europaweit eine zeitnahe Reparatur. Gleichzeitig erlaubt der On-Site-Service optimale Planungssi-cherheit. Und im Mitarbeiter-Leasing vermitteln wir sehr erfolgreich qualifiziertes Fachpersonal“, erläutert Transerv Geschäftsführer Matthias Göhnert.

Mit der Eröffnung des neuen Repair-Centers in Istanbul streckt man die Fühler jetzt nach Asien aus. Nur 15 km vom int. Flughafen „Sa-biha Gökcen“ entfernt und direkt an der Haupt-autobahn gelegen, bietet der neue Standort perfekte Logistik-Bedingungen. „Dabei sind die

bisherigen 300 qm mit Sicherheit erst der An-fang“, erläutert Matthias Göhnert. „Wir haben das Gebäude so ausgewählt, dass wir uns schnell und flexibel vergrößern kön-nen“.

Multilingual und höchste Standards Das Geheimnis des schnel-len Markterfolgs liegt auch in der bewussten Einbin-

er von uns aus Deutschland kannte. Was lag nä-her, als ihm diese auch dort zu bieten?“, so Ayse Erdönmez.

Hierzu wurde zunächst die unternehmenseigene und webbasierte Software Metrix auf türkisch er-weitert. Somit hatten Kunden und Hersteller sofort die Möglichkeit, Aufträge online zu erteilen und zu verfolgen. Als erster Baustein wurde dann mit der OEM-Autobranche gestartet, wobei bereits jetzt sicher ist, dass auch die weiteren Produktfelder von Transerv in der Türkei angeboten werden sol-len. „Eines ist sicher“, so Matthias Göhnert. „Der Schritt in die Türkei war ein weiterer Meilenstein der Unternehmensgeschichte – aber mit Sicherheit nicht der letzte“.

Mit innovativer 3-Säulen-Strategie Richtung Asien:

Transerv 2000 Repair Service GmbH & Co. KG Werkstr. 3 22844 Norderstedt www.transerv2000.de

Transerv 2000 freut sich über erfolgreichen Einstieg in den türkischen Markt

dung lokaler Partner. So verfügt Geschäftsführerin Ayse Erdönmez nicht nur über türkische Wurzeln und damit ein hohes kulturelles Verständnis, sie ist auch seit vielen Jahren am Erfolg von Transerv beteiligt. „Unser Ziel war vom ersten Tag die schnelle Akzeptanz vor Ort“, so Ayse Erdönmez. „Als Lieferanten bauen wir daher auf lokale und re-nommierte Unternehmen. Sie garantieren uns, dass wir unsere deutschen Qualitätsstandards wie das Trackingsystem auch hier einhalten können. Gleichzeitig setzen wir auf mehrspra-chige Techniker, die wir im Bensheimer Repair-Center ausbilden. Last not least haben wir für das Management einen erfahrenen Experten aus der Logistikbranche gewonnen, mit dessen Know-How wir auch in der Türkei eine Just-in-Time Abwicklung garantieren. Gerade vor dem Hintergrund der komplexen Zollanforderungen ein sehr wichtiger Punkt!“

Als Kundenwunsch entstanden

Die Grundidee für die Eröffnung der „Transerv Teknik Servis Hizmetleri TİC. LTD. ŞTİ.“ ent-stand ganz profan. „Ein wichtiger Bestandskunde wünschte sich für die Abwicklung seiner Projekte auch in der Türkei einen vertrauten Ansprech-partner mit den gleichen Qualitätsstandards, die

Ayse Erdönmez, Geschäftsführerin bei Transerv 2000 in Istanbul

21Der Mittelstand. | 2 | 201220

ADVERTORIAL

Page 22: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

Wer wie die FDP generell Steuersenkungen fordert, wird von zwei Dritteln der Bevölkerung als

Bedrohung empfunden.

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Page 23: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

FDP am ScheidewegWarum die Liberalen den Mittelstand wiedergewinnen müssen

Wenn eine Partei von der höchsten Zu-stimmung ihrer Geschichte in die größte Ablehnung fällt, gibt es nur zwei Folgen: Sie verschwindet vollständig aus dem par-lamentarisch-politischen Raum oder aber sie reformiert sich fundamental, um wieder Zustimmung vor allem bei ihren traditionel-len Wählern zu gewinnen.

Hauptwählergruppe der FDP war immer der Mittelstand. Diese Zielgruppe hat bei der letzten Bundestagswahl in der Hoffnung auf eine bürgerliche Regierung der FDP zu ihrem Erfolg verholfen. Die FDP hat jedoch die Erwartungen des Mittelstandes nicht erfüllt. Vielleicht, weil sie die falsche Klien-tel im Blick hatte.

Wo liegt nun das genuine Wählerpotenzial der FDP? Nur ein Drittel unserer Bevölke-rung lebt noch von Markteinkommen, muss sich also in Gewerbebetrieben, freiberuf-lichen Praxen, Land- und Forstwirtschaft oder in der Dienstleistung seinen Unterhalt erkämpfen. Das sind die 4,1 Millionen Unter-nehmer und ihre 23,7 Millionen Mitarbeiter. Dieses Drittel der Bevölkerung muss 37,7 Prozent Transfereinkommensbezieher, also öffentliche Diener, Arbeitslose, Rentner und vom Sozialstaat Lebende, mit unterhalten.

Außerdem hängen noch 28,4 Prozent Ange-hörige beider Gruppen letztlich vom Markt-einkommen der ersten Gruppe ab, so dass per Saldo zwei Drittel unserer Bevölkerung von den Steuern und Sozialabgaben des ersten Drittels, der Unternehmer und ihrer Mitarbeiter, leben.

Wer wie die FDP generell Steuersenkungen fordert, wird folglich von zwei Dritteln der

Bevölkerung als Bedrohung empfunden. Deshalb darf die FDP „ungestraft“ nur sol-che Steuern zu senken fordern, deren Effekt allen zugutekommt, etwa die Abschaffung des Soli; oder aber sie sollte die Senkung von Steuern fordern, die den Mittelstand diskriminieren, beispielsweise die Höher-besteuerung der Personenunternehmen gegenüber den Kapitalgesellschaften. Nur so könnte die FDP wieder steuerpolitische Glaubwürdigkeit beim Mittelstand gewin-nen, ohne die Mehrheit der Bevölkerung gegen sich aufzubringen.

Wenn die FDP wie alle anderen Parteien ebenfalls die Transfereinkommensbezieher zu bedienen versucht, macht sie sich über-flüssig. Sucht sie dagegen den Mittelstand, wäre sie die einzige Partei, welche dessen Interessenvertretung übernehmen würde und könnte. Das Wählerpotenzial des Mit-telstandes liegt immerhin bei über 30 Pro-zent. Wer dieses an sich binden kann, hat eine gesicherte politische Zukunft.

Es genügt nicht, wenn man sich ständig als Partei der Mitte bezeichnet, aber dies we-der durch die Führungspersonen noch im Programm überzeugend darstellt. Das Wäh-lerpotenzial des Mittelstandes müsste also wieder glaubhaft(er) von der FDP bedient werden, oder eine neue Partei wird statt der FDP in diesen Wählerfreiraum eindringen. Die FDP muss sich kurzfristig entscheiden, denn es geht um ihr politisches Schicksal.

Prof. Dr. Eberhard Hamerwww.mittelstandsinstitut-niedersachsen.de

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Page 24: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

Europäische Investitionsbank

Mehr Kredite für den Mittelstand

Die Europäische Investitionsbank (EIB) will verstärkt Kredite an mittelständische Unternehmer in Krisenstaaten ausgeben. Dabei will sie sich auf wachstumsför-dernde Projekte etwa im Bereich der Er-neuerbaren Energien konzentrieren. „Wir stehen bereit, Griechenland und anderen Ländern, die die Krise besonders zu spü-ren bekommen, mit unseren Darlehen zu unterstützen“, sagte der neue EIB-Präsi-dent Werner Hoyer. Der FDP-Politiker und frühere Staats-minister im Auswärtigen Amt führt seit Januar die Förderbank, die von den EU-Mitgliedsländern finanziert wird und Dar-lehen an Unternehmen in der EU vergibt. Allein 2011 flossen zwei Milliarden Euro an kleine und mittlere Unternehmen.

www.eib.org

Schneller Wechsel

Brüsseler Filz bleibt ohne Sanktionen

Noch immer wechseln hochrangige EU-Beamten ohne Unterbrechung direkt in die Wirtschaft. Dabei gibt es klare Re-geln, die das verhindern sollen. Sank-tionen bleiben aber meistens aus. Auf diesen Missstand hat das lobbykritische Bündnis „Alter-EU“ (Alliance for Lob-bying, Transparency and Ethics Regu-lation) hingewiesen und einen Bericht über die Verstrickung ausgeschiedener EU-Beamte mit der Wirtschaft veröf-fentlicht.

Kern ist eine Liste von Beispielen, wie ehemalige Kommissions-Mitarbeiter in einflussreiche Lobbypositionen in den letzten Jahren wechselten. Eigentlich müssen EU-Beamte eine Karenzzeit von 18 Monaten einhalten und eine Genehmi-gung beantragen. Dies wird laut „Alter-EU“ aber nur in den seltensten Fällen eingehalten.

„Der schnelle Wechsel führt zu Macht-missbrauch und Interessenkonflikten, weil die EU-Angestellten ihr Insiderwis-sen und ihre persönlichen Kontakte mit-nehmen“, befürchtet Timo Lange von der Nichtregierungsorganisation.

www.alter-eu.org / www.nachdenkseiten.de

Insolvenzen

Schuldenkrise zeigt Wirkung

Die Schuldenkrise hatte das europäische Wirtschaftsgeschehen 2011 fest im Griff. Bei der Betrachtung der Insolvenzsituati-on in 15 EU-Staaten zeigten sich deutlich die Auswirkungen der Krise. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen stieg laut Cre-ditreform zwar nur um 0,3 Prozent (von 174.463 auf 174.917), sie ist aber im mehr-jährigen Rückblick immer noch auf einem bedenklich hohen Niveau (2007: 130.910).

Der vergleichsweise positiven Entwick-lung in den Kernländern Europas ist es zu verdanken, dass die Insolvenzsituation

News aus Brüssel

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Der Mittelstand. | 2 | 201224

Page 25: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

kein größeres Ausmaß angenommen hat. Während in Deutschland, Frankreich, Dä-nemark oder den Niederlanden die Fir-menpleiten rückläufig waren, ist es um die Peripherieländer wie Griechenland (+27,3 Prozent), Spanien (+18,7 Pro-zent), Italien (+16,9 Prozent) oder Por-tugal (+17,1Prozent) zum Teil dramatisch schlecht bestellt. Die meisten Insolven-zen gab es im Dienstleistungssektor mit fast 37 Prozent aller registrierten Fälle.

www.creditreform.de

Energieeffizienz

Wird das Einsparziel verfehlt?

Der Verbrauch in Wohnhäusern und in gewerblich genutzten Gebäuden macht

rund 40 Prozent des gesamten Energie-verbrauchs und 36 Prozent der gesam-ten CO2-Emissionen in der Europäischen Union aus. Deshalb haben sich die Mit-gliedsstaaten dazu verpflichtet, den Primärenergieverbrauch in der EU und die Treibhausgasemissionen um jeweils 20 Prozent zu senken und den Anteil der Erneuerbaren Energiequellen auf 20

Prozent zu erhöhen. Als Referenz gelten jeweils die Werte von 1990.

Erneut hat nun die EU-Kommission deutlich gemacht, dass das Energieein-sparziel bis 2020 verfehlt wird, wenn die Mitgliedsstaaten keine zusätzlichen Maßnahmen ergreifen. Die Skepsis in Deutschland gegenüber absoluten Energieeinsparzielen wurde bei einer Anhörung im Bundestagsausschuss für Wirtschaft und Technologie deut-lich. So warnten Industrievertreter vor zu scharfen Verpflichtungen, auch die Energiewirtschaft bewertet feste Vor-gaben pauschal für alle Unternehmen als kontraproduktiv. Die Stahlindustrie sieht die Sparpotenziale in ihrem Bereich weit-gehend ausgeschöpft.

www.euractiv.de/energie-und-klimaschutz

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Page 26: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

Rumänien im AufwindBukarest setzt auf Clusterbildung und Industrieparks

Inzwischen haben einige der aktivsten und erfolgreichen Industrieparks Rumäniens die Vorteile einer BVMW-

Mitgliedschaft erkannt.

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26 Der Mittelstand. | 2 | 2012

POLITIK

Page 27: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

Ausgehend von der Erkenntnis, dass einzelne Standorte weltweit in unmit-telbarem Standortwettbewerb stehen, hat die rumänische Regierung die Clus-terbildung als wichtigen strategischen Bestandteil der Standortpolitik der hei-mischen Wirtschaft erkannt. Teils mit EU-Unterstützung, teils mit Staatshilfe und privatwirtschaftlichen Initiativen wird seit dem Jahr 2000 versucht, eine erstklassige Wirtschaftsinfrastruktur in den wichtigsten Wirtschaftszentren Rumäniens aufzubauen.

Durch Bündelung und professionelle Koordination der wirtschaftlichen Aktivi-täten entlang einer Wertschöpfungsket-te eines Industriesektors auf lokaler und regionaler Ebene erhalten Unternehmer Kooperationsmöglichkeiten, mit deren Hilfe Erfolge schneller und in größerem Umfang realisierbar werden. Rumänische KMU vieler Branchen haben inzwischen eine stabile kontinuierliche Entwicklung erreicht.

Die rumänische Wirtschaft hat jedoch noch einige Hürden zu überwinden. Vor allem besitzen die Hauptakteure aus dem privatwirtschaftlichen Bereich nicht das notwendige Vertrauen in die Fähigkeiten der verantwortlichen Politiker und Beam-ten. Einige Unternehmen haben jedoch vor einiger Zeit die Initiative ergriffen und angefangen, sich selbst zu organisieren, zuerst auf lokaler und zunehmend auf regionaler Ebene. Dadurch sind erfolg-reiche Unternehmensgruppierungen ent-standen, die sich in den Industrieparks niedergelassen und eine Clusterbildung initiiert haben.

Zurzeit existieren in Rumänien insgesamt 15 Cluster, und 23 von 40 registrierten In-dustrieparks sind erfolgreich. Eine wichti-ge Clusterveranstaltung, an der namhafte Entscheidungsträger teilnahmen, hat im März 2012 stattgefunden. Der BVMW Ru-mänien hat sich hier präsentiert und sich vor allem als Partner für eine langfristige Zusammenarbeit mit den Clusterbetrei-bern und Industrieparks empfohlen.

Inzwischen haben einige der aktivsten und erfolgreichen Industrieparks Rumäniens die Vorteile einer BVMW-Mitgliedschaft erkannt. Dazu zählen bereits drei Indus-trieparks: Tetarom in Cluj (bekannt vor al-lem wegen der Ansiedlung von Nokia und Bosch), der Industriepark Mures bei Targu Mures (wo IBM demnächst einen Techno-logiepark eröffnet) und der Industriepark Cugir in einer Region mit langer Tradition in der Metallverarbeitung.

Der größte Industriepark in Rumänien ist zurzeit Tetarom in Cluj-Napoca. Seinen Erfolg verdankt er vor allem seiner geogra-phischen Lage, seiner guten Verkehrsan-bindung, wie die Nähe zu einem internati-onalen Flughafen und der bevorstehende direkte Autobahnanschluss. Die Stadt Cluj-Napoca bietet als Universitätsstadt mit über 55.000 Studenten ebenso Zugang zu ausgebildeten Fachkräften wie zu For-schungs- und Entwicklungsressourcen. Sehr interessant für potenzielle Investo-ren sind die hiesigen Pacht- und Kaufop-tionen: So beträgt die Pacht zum Beispiel für Investitionen unter zehn Millionen Euro 0,1 Euro pro Quadratmeter und jährlich eines Verwaltungsbeitrages von 0,5 Euro pro Quadratmeter im Jahr.

Der Industriepark Mures in der Nähe der Großstadt Targu Mures setzt seinen Schwerpunkt ebenfalls auf die gute In-frastruktur, die Nähe zum internationa-len Flughafen Targu Mures, Eisenbahn-anschluss und die nur zwei Kilometer entfernt verlaufende zukünftige trans-silvanische Autobahn. Die Stabilität der Beschäftigung während der Wirtschafts-krise verdankt der Industriepark der Tat-sache, dass bei der Ansiedelung auf eine hohe Diversität gesetzt wurde.

Die wichtigste Investition der letzten Jah-re in Cugir wurde durch den Weltkonzern Daimler getätigt. Im Jahr 2001 war ein Joint Venture gegründet worden, in dem die Daimler AG 78 Prozent der Geschäfts-anteile und die nationale Gesellschaft RO-MARM S.A. die übrigen 22 Prozent halten. Weitere internationale Investitionen sind bereits angekündigt.

Der BVMW Rumänien und verschiedene lokale und internationale Partner werden demnächst eine Serie von Veranstaltun-gen (Matchmaking Events), Workshops und gegenseitige Besuche organisieren. Ziel ist der Aufbau einer gut funktionieren-den Plattform für den Technologietransfer, eines Best-Practice-Austauschs, Infor-mationsbrokerage und auch individueller Kontaktvermittlungen.

Mircea DascaluBVMW-Auslandsvertretung Rumänienwww.bvmw.de/auslandsbueros

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Unternehmens- gründung in Mexiko

Rechtliche Erleichterungen und Steuervorteile ziehen auch deutsche Investoren an

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Mit einer jungen Bevölkerung von derzeit über 112 Millionen Einwohnern und dem höchsten BIP pro Kopf in Lateinamerika ist Mexiko ein zunehmend attraktiver Markt für ausländische Investoren. Das Land verzeichnet innerhalb Lateiname-rikas die zweitgrößte Wirtschaftsleis-tung und steht an 14. Stelle der größten Volkswirtschaften weltweit.

Dank fortschreitender wirtschaftli-cher Liberalisierung, dem Beitritt zum North American Free Trade Agreement (NAFTA) und zahlreichen Freihandelsab-kommen hat sich die mexikanische Wirt-schaft stark verändert. Zudem wurden die rechtlichen Rahmenbedingungen für ausländische Investitionen in den letz-ten Jahren durch die Regierung stetig verbessert, so dass in den Jahren 2000 bis 2009 die ausländischen Direktinvesti-tionen pro Kopf um 167 Prozentgestiegen sind.

Trotz bekannter Sicherheitsprobleme, um deren Lösung die mexikanische Re-gierung jedoch bemüht ist, haben sich derzeit bereits mehr als tausend deut-sche Firmen in Mexiko niedergelassen – Tendenz steigend. Dies ist angesichts der mexikanischen Marktcharakteristik auch nicht verwunderlich. Durch um-fangreiche Ressourcen, qualifizierte Arbeitskräfte und ein vergleichsweise niedriges Lohnniveau stellt Mexiko einen lukrativen Standort dar, der dem Druck vieler Unternehmen zur Kostensenkung entgegenkommt.

Die von ausländischen Investoren am häu-figsten genutzten Rechtsformen sind die Aktiengesellschaft mit variablem Kapital (Sociedad Anónima de Capital Variable) sowie die Gesellschaft mit beschränkter

Haftung mit variablem Kapital (Sociedad de Responsabilidad Limitada de Capi-tal Variable). Im Gegensatz zur reinen Aktiengesellschaft bzw. Gesellschaft mit beschränkter Haftung unterscheiden sich die AG bzw. GmbH mit variablem Kapital insbesondere darin, dass neben der Kapitalmindesthöhe noch zusätzliche variable Kapitalbeträge gesellschafts-vertraglich und satzungsmäßig festge-legt werden können. Somit bedarf es im Falle einer Kapitalerhöhung oder -min-derung lediglich des einfachen Gesell-schafterbeschlusses, nicht jedoch einer Satzungsänderung.

Zum 1. Januar 2012 traten verschiedene Änderungen des Allgemeinen Gesetzes für Gesellschaften (Ley General de So-ciedades Mercantiles, LGSM) in Kraft. Demnach ist es Gesellschaften in Me-xiko fortan möglich, die Dauer ihres Un-ternehmens in der Satzung unbegrenzt festzulegen. Bisher war es laut Artikel 6 LGSM stets erforderlich, die Unterneh-mensdauer auf einen bestimmten Zeit-raum von beispielsweise 99 Jahren zu befristen. In einer weiteren Änderung der Artikel 63 und 89 LGSM wurden zu-dem die bisherigen Regelungen hinsicht-lich der Mindestkapitaleinlage von Akti-engesellschaften und Gesellschaften mit beschränkter Haftung modifiziert. Von nun an ist für beide Unternehmensfor-men kein gesetzliches Mindeststamm-kapital mehr vorgeschrieben. Vielmehr wird die Höhe der Kapitaleinlage zukünf-tig nur noch durch die Regelungen des Gesellschaftervertrages bzw. der Sat-zung bestimmt.

Die wichtigsten Exportkooperationen Mexikos bestehen mit den USA, Kanada und Deutschland. Im Bereich des Imports

stellen die Länder China, Japan, USA und Deutschland die wichtigsten Han-delspartner dar. Spezielle Programme erlauben unter Erfüllung gewisser Vor-aussetzungen die steuer- und zollfreie Einfuhr von Waren nach Mexiko. Diese Zollprogramme sollen der Wirtschafts-förderung dienen und beziehen sich auf Betriebe, die vorübergehend importierte Vorprodukte für den Export weiterver-arbeiten. Unter der Bedingung, dass die Rohmaterialien oder Vorprodukte nach der Zusammensetzung oder Verarbei-tung wieder exportiert werden, sind sie mithilfe des IMMEX-Programms von der Mehrwertsteuer sowie unter Umständen von der allgemeinen Importsteuer be-freit. Des Weiteren gibt es verminderte Zollabgaben im Rahmen eines Sektor-Promotionsprogramms (PROSEC).

Thomas WagnerBVMW-Auslandsvertretung Mexikowww.bvmw.de

Mit einer Firmengründung in Mexiko ergeben sich für das Unternehmen folgende Steuerpflichten:

• Körperschaftsteuer: 30 Prozent

• Einheitssteuer für Unternehmen: 17,5 Prozent

• Mehrwertsteuer: 16 Prozent

Die wichtigsten Exportkooperationen Mexikos bestehen mit den USA, Kanada und Deutschland.

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Zeit für „Wall Street“Wenn ein Film über Gier und Geld von der Realität eingeholt wird

Es regt sich etwas in unserem Kollektivbewusstsein, wenn wir das Wort „Bank“ hören. Da ist eine gewisse Scheu und Angst und Hochachtung – semantisch belegt durch den Gang auf die Bank, wie es den Gang auf das Amt gibt. Und dann ist da noch eine ordentliche Portion verdammendes Unverständnis, als seien sie Alchemisten, die Banker, und wüssten nur zu gut, wie aus fünf Unzen Gold sechs zu machen sind, und wollten ihr Wissen doch nicht mit der Allgemeinheit teilen, sondern für sich behalten, weshalb das nicht mit rechten Dingen zugehen kann da oben auf der Bank, und deswegen sind alle Banker des Teufels.

Dem Klassenfeind des Kollektivbewusstseins geht es derzeit nicht besonders, und während sich das Kollektiv darüber Gedanken macht, ob das Nichtgutgehen der Banken vielleicht sogar ganz gut ist für die Gesellschaft und ob und wie dem Patienten gehol-fen werden kann, sei es, dass es ihm noch schlechter gehe oder doch lieber wieder etwas besser, zeigen die Banken nur zu gern selbst, dass das alles Mythos und Filmlegende ist – das mit dem Kollektivbewusstsein, der Macht und der Alchemie.

Denn die Banker haben sich von den Algorithmen ihrer eigenen Computer übers Ohr hauen lassen. So manch einer tut sich plötz-lich schwer, seine Jungs an den staatlichen Behörden vorbei ins Amt zu schleusen, und anderen will es umgekehrt partout nicht gelingen, die eigenen Ausgemusterten leise von der Bühne zu lotsen. Die Geschichte des Goldman Sachs-Angestellten Greg Smith, der seine Kündigung in Form eines offenen Briefes in der „New York Times“ veröffentlichte, hatte viralen Erfolg. Smiths Anschuldigungen gegen seinen Arbeitgeber mögen bestechend wirken. Er kritisiert den Werteverfall des Hauses: Die Goldman Sachs-Manager nennen laut Smith ihre Kunden „muppets“, sie verkaufen nur Papiere, die die Bank intern zum Abstoßen frei-gegeben hat, und sie lassen sich ein auf sichere – d. h. juris-tisch nicht belangbare – „Insidergeschäfte“ wie etwa bei der

Vermarktung des Fonds Abacus 2007-AC1 durch den jungen Ban-ker Fabrice Tourre, genannt „Fabulous Fab“.

Der kürzlich verstorbene amerikanische Investor Walter Schloss – ein Jugendfreund Warren Buffets – hatte ein Lebensmot-to, das ebenso altmodisch klingt, wie es genial ist. Das Geheimnis von Schloss‘ Erfolg lautete: „Sag deinem Kunden nie, wie viel er besitzt.“ Das lässt sich zunächst einmal mit einem Schmunzeln einordnen in die Gegenspekulationstheorie (contrarian investing), deren List darin besteht, sich entgegen der herrschenden Markt-strategie zu verhalten. Im Ergebnis ist Schloss‘ Einstellung jedoch, weitaus enger gefasst, nur die logische Folge der wertorientierten Anlagestrategie (value investing), nach welcher der Investor statt auf die zukünftige Ertragserwartung sein Augenmerk regelmäßig auf den Buchwert des Unternehmens legt (und das wiederum gilt dann als besonders contrarian).

Vielen Beratern wird Schloss‘ Weisheit übel aufstoßen, da der Wirkungsbereich des klassischen Verkaufsgeschäfts vornehmlich Due Diligence-Prüfungen umfasst und die Verhandlungsstrategie beim Drücken und Treiben des Preises auch darauf beruht, dem Unternehmer respektive Kunden jeweils vorzuhalten, dass der Buchwert gegenüber der zukünftigen Entwicklung eines Unter-nehmens nachrangig ist. Dabei ist verblüffend, welche Wandlung die wertorientierte Strategie durchmacht, wenn wir uns ihr aus der Perspektive der Heuschrecken, der corporate raiders, nähern. Denn

Die Banker haben sich von den Algorithmen ihrer eigenen Computer

übers Ohr hauen lassen.

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Hedgefonds prüfen ganz genau, wie der Buchwert eines Unterneh-mens ist; ja das ist für die Kaufentscheidung sogar von wesentlicher Bedeutung. Gerade der niedrige Börsenwert bei verhältnismä-ßig hohem Buchwert und geringen Aussichten auf selbständigen Markterfolg machen Einstieg und Ausverkauf attraktiv. Und wenn das für Hedgefonds wichtig ist, warum dann nicht für Banken?

Bank und Bank sind nicht das Gleiche. Das ist vielleicht die wich-tigste Kollektiverkenntnis der letzten Krisen. Zu Recht trennen die Amerikaner zwischen Savings Banken und Investment Banken. Doch nur mühsam erkennen wir die wahre Bedeutung dieser als Nuancen abgetanen Unterschiede, obwohl es jedem Privatanleger unter semantischen Gesichtspunkten ein viel wichtigeres Anliegen sein müsste, sein Geld auf einer Bank zum Sparen anzulegen, und nicht, um es zu investieren. Vielleicht stimmt die Aussage, dass Geld nie schläft, aber es ist fraglich, ob Menschen, die nicht ständig ihrem nie schlafenden Geld auf die Finger schauen können, trotz-dem derart riskant investieren sollten. Das ist nicht als Aufruf zur Einschränkung der Freiheit der Banken gedacht, sondern vielmehr als Aufruf zur sprachlichen Obacht der Kunden, die mit Banken zu tun haben. Denn viele Institute, die mit Sparen werben, entpuppen sich als Kulissen für hartes und gefährliches Investment Banking. Mit anderen Worten: Nicht jeder Gang zur Bank ist auch ein Gang auf die Bank.

Manchmal ist es einfach wieder an der Zeit, Oliver Stones „Wall Street“ zu sehen. Einmal eintauchen in Gordon Gekkos Welt. Oder auch in die Welt von Ivan Boesky, Carl Icahn und John Paulson. Da gibt es, relativ weit fortgeschritten im Film, jene berühmte Stelle, an der Gordon Gekko (Michael Douglas) auf einer Aktionärsver-sammlung eines zur feindlichen Übernahme weichgeklopften Un-ternehmens zu seinem großen thukydideischen Monolog ausholt. Gekko steigt ein über die Lage der amerikanischen Nation, zieht dann über das aufgeblasene und überbezahlte Management des Unternehmens her und breitet schließlich auf dem Höhepunkt der Rede seine Lebensphilosophie aus: „Der entscheidende Punkt ist doch, dass die Gier – leider gibt es dafür kein besseres Wort – gut ist. Die Gier ist richtig. Die Gier funktioniert. Die Gier klärt die Dinge, durchdringt sie und ist der Kern jedes fortschrittlichen Geistes.“ Gekkos Worte stammen aus einer Ansprache des New Yorker Investoren Ivan Boesky, die dieser vor Studenten der Universität Berkeley einige Jahre zuvor gehalten hatte. Boesky wurde 1986 wegen Insiderhandels verurteilt. Er hatte über den Informanten Dennis Levine und dessen Netz aus New Yorker Anwälten immer wieder frühzeitig Informationen über anstehende Firmenübernah-men erhalten.

An einer anderen Stelle in „Wall Street“ sagt Gordon Gekko zu seinem Schüler und Protegé Bud Fox (Charlie Sheen): „Wenn du einen Freund brauchst, kauf dir einen Hund.“ Das wiederum soll der Großinvestor Carl Icahn zu einem Manager der Fluglinie TWA gesagt haben, kurz bevor er TWA übernahm.

Womöglich täuscht der Eindruck, aber nach deduktiven Kriterien handeln Investoren wie Icahn und Boesky frei nach der Philo-sophie von Walter Schloss. Sie sammeln Informationen über Unternehmen und lassen Unternehmen und Eigentümer so lange in Unwissen über die tatsächlichen Vermögenswerte, bis sie selbst zugeschlagen haben. Diese Findungsprozesse können ei-nige Jahre dauern, da die Wichtigkeit, Informationen zu sammeln, die Dringlichkeit zu handeln überwiegt. So würde es jedenfalls der Firmengründer der Fondsgesellschaft Pimco, Bill Gross, formu-lieren. Erfinderische Züge nimmt Schloss‘ value investing dann an, wenn es – wie in der ersten amerikanischen Immobilienkrise nicht um Werte geht, sondern im Gegenteil um Nicht-Werte, um Wertlosigkeiten, um faule Papiere.

An dieser Stelle ist nun auf den Investor John Paulson zu ver-weisen, den erfolgreichsten und bekanntesten Nutznießer der Subprime-Krise. Paulson & Co. beauftragte eine amerikanische Investmentbank mit der Auflegung und dem Verkauf eines Im-mobilienfonds – und übernahm zugleich die Auswahl der in dem Fonds zu sammelnden Papiere. Dieser Fonds wurde überaus er-folgreich von einem jungen Investmentbanker der beauftragen Bank an den Markt gebracht. Was jedoch weder die Investment-bank noch ihr Angestellter wussten, war, dass Paulson seinerseits gegen dieselben Papiere, die er für den Fonds empfohlen hatte, wetten wollte, da er davon ausging, dass die Papiere in dem Fonds im Falle eines Immobiliencrashs wertlos würden.

Die amerikanische Immobilienblase platzte, der Fonds kollabier-te, und Paulson, der genau darauf gesetzt hatte, verbuchte ei-nen Milliardengewinn. Was Paulson unternahm, war letztlich nichts anderes als value investing im Sinne Walter Schloss‘, da Paulson wusste, wie viel die Papiere in dem Fonds Wert wa-ren, und diesen Wissensvorsprung zu seinen Gunsten nutzte. Und daher klingt es wie eine Parodie der echten Wall Street auf Oliver Stones Spielfilm „Wall Street“: Denn bei der von Paulson & Co. beauftragten Investmentbank handelte es sich um Goldman Sachs, deren berüchtigten Immobilien-Fonds Abacus 2007-AC1 und Händler „Fabulous Fab“ der Investmentbanker Greg Smith in seinem offenen Brief in der „New York Times“ als zentrale Gründe für den Werteverfall der Bank und für seine Kündigung nannte.

Nicht jeder Gang zur Bank ist auch ein Gang auf die Bank.

Josef Girshovichwww.bvmw.de

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Dringend gesucht: Fachkräfte für

den MittelstandDie eigenen Mitarbeiter als Botschafter beim Recruiting nutzen

98 Prozent der mittelständischen Unter-nehmen in Deutschland gehen davon aus, dass ihre Geschäftsentwicklung 2012 ausgeglichen, gut oder sehr gut verläuft. Entsprechend planen viele Mittelständler auch, weitere Mitarbeiter einzustellen. So wollen neun von zehn Unternehmen in desem Jahr Personal rekrutieren. Fragt man den Mittelstand nach den größten Herausforderungen für die Personalbe-schaffung, lautet die Antwort ganz klar: demografischer Wandel und Fachkräfte-mangel. Fast die Hälfte der befragten Un-ternehmen geht aktuell davon aus, dass sie ihre Vakanzen im kommenden Jahr gar nicht oder nur schwer besetzen können. Eine Knappheit an Kandidaten sehen die Unternehmen vor allem in den Fachrich-tungen IT sowie Forschung und Entwick-lung. Das zeigt die Studie „Recruiting Trends im Mittelstand 2012“.

Erfolgreich von den Großen abhebenDas Kernproblem ist bekannt: Der Mittel-stand steht in direkter Konkurrenz zu den großen Konzernen, wenn es um die Auf-merksamkeit der begehrtesten Köpfe, ins-besondere aus den MINT-Bereichen, geht. Mittelständische Arbeitgeber sind bei Mathematikern, Informatikern, Naturwis-senschaftlern und Technikern aber meist nicht so bekannt wie Großunternehmen.

Um hier Abhilfe zu schaffen, müssen sich mittelständische Unternehmen gegenüber potenziellen Kandidaten als attraktiver Arbeitgeber positionieren. Der erste Schritt ist also die Entwicklung eines Profils, einer Arbeitgebermarke, die der Corporate Identity und der langfristigen Vi-sion des Unternehmens entspricht und die zeigt, dass man viel zu bieten hat und sich von den bekannten Größen positiv abhebt.

Ein Weg, sich glaubwürdig als attraktiver Arbeitgeber vorzustellen, sind die eige-nen Mitarbeiter. Wer könnte besser einen authentischen Einblick ins Unternehmen geben und andere dafür begeistern? Dass Mitarbeiterempfehlungsprogram-me an Bedeutung gewinnen, zeigt auch die Mittelstandsstudie von CHRIS und

Monster: 78 Prozent der befragten Unter-nehmen nutzen ihre Mitarbeiter bereits, um neue Fachkräfte zu rekrutieren. Mit Erfolg: Neben der Unternehmensweb-seite gelten Empfehlungen als effizien-tester interner Recruiting-Kanal.

Bernd KraftVice President General Manager Monster Worldwide Deutschland CEwww.monster.de

Neben der Unterneh-menswebseite gelten Empfehlungen als

effizientester interner Recruiting-Kanal.

Studie „Recruiting Trends im Mittelstand“Die aktuellen „Recruiting Trends im Mittelstand 2012“ sind der fünfte Er-gebnisbericht der jährlichen Studien-reihe des Centre of Human Resour-ces Information Systems (CHRIS) der Universitäten Frankfurt am Main und Bamberg sowie Monster Worldwide Deutschland. Die Studie basiert auf der Befragung von 1.000 Mittelständ-lern und einer tiefgehenden Fallstu-die. Beides ermöglicht, langfristige Rekrutierungstrends zu erkennen und Handlungsempfehlungen für den Mittelstand abzuleiten.

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Zeitarbeit als Dreiecksverhältnis

Zeitarbeit beziehungsweise Arbeitneh-merüberlassung oder Leiharbeit ist längst eine feste Größe auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Sie ist gekennzeichnet durch ein Dreiecksverhältnis zwischen einem Verleiher, einem Arbeitnehmer und einem Entleiher. Mit der Zeitarbeit kommt es zu einer Trennung von Arbeitsvertrag und Beschäftigungsverhältnis.

Diese flexible Form der Beschäftigung von Arbeitnehmern ermöglicht es den Unter-nehmen, ihren Personalbedarf zügig an Auftragsschwankungen anzupassen.

Deshalb ist Zeitarbeit auch durch eine überdurchschnittlich hohe Dynamik und Fluktuation gekennzeichnet. Beschäf-tigungsverhältnisse werden häufiger geschlossen und wieder aufgelöst. Die durchschnittliche Beschäftigungsdauer ist deutlich kürzer.

Für Leiharbeitnehmer ist diese Flexibi-lität ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite gehen mit der Leiharbeit Risiken einher, beispielsweise aus der Beschäftigung heraus arbeitslos zu wer-den. Anderseits bietet die Zeitarbeit aber auch Chancen für Menschen, die aufgrund geringer Qualifikation oder Phasen ohne Erwerbstätigkeit Probleme bei der Be-schäftigungssuche hatten.

Die Zeitarbeit hat auch eine europarecht-liche Dimension: In einer Umfrage wur-de kürzlich festgestellt, dass trotz allen Warnungen vor der EU-Arbeitnehmer-freizügigkeit die Zuwanderung seit dem 1. Mai 2011 kaum angestiegen ist. Dies gilt in erster Linie für Arbeitssuchende aus den neuen EU-Beitrittsländern, die eine

Direktanstellung bei einem Arbeitgeber in der Bundesrepublik Deutschland suchen. Dies trifft aber nicht für die Arbeitnehmer-überlassung zu, die auch grenzüberschrei-tend möglich ist.

Immer mehr Firmen, etwa aus Polen, bemü-hen sich in Deutschland um eine Erlaubnis, hierzulande Arbeitnehmerüberlassung be-treiben zu dürfen. Damit stellt sich dann aber auch die Frage der Fortgeltung der sozialversicherungsrechtlichen Vorschrif-ten bei Auslandseinsätzen im Rahmen der

Arbeitnehmerüberlassung. Beim grenz-überschreitenden Personalverleih muss jeder einzelne Mitarbeitereinsatz genau geprüft werden. Grundsätzlich kann, je enger die arbeitsvertragliche Beziehung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ist, eine Entsendung eher bejaht werden.

Michael WendlerRechtsanwaltwww.law-wt.de

Was bei der Arbeitnehmerüberlassung zu beachten ist

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Gesundheit am Arbeitsplatz In vielen Unternehmen wird Arbeitsschutz in allererster Linie als Kostenfaktor gese-hen. Dabei hilft das Thema kleinen und mittelständischen Unternehmen sogar bei der Einsparung von Kosten. Immerhin betragen die durch Unfälle verursachten Kosten pro Mitarbeiter und Tag durch-schnittlich etwa 500 Euro. Wird die Fehl-zeitquote auch nur um 1 Prozent reduziert, so sind das im Mittelstand immerhin rund 130.000 Euro Wertschöpfungskosten.

Die primäre Rechtsquelle für Regeln zum Schutz der Gesundheit am Arbeitsplatz ist das Arbeitsschutzgesetz. Dort wird zunächst grundsätzlich normiert, dass die Verantwortung für den betrieblichen Arbeitsschutz beim Arbeitgeber liegt. Dieser muss die „erforderlichen Arbeits-schutzmaßnahmen“ unter Berücksich-tigung aller, die Sicherheit und die Ge-sundheit der Beschäftigten berührenden Umstände treffen. Der Arbeitgeber muss die Maßnahmen auf ihre Wirksamkeit prü-fen und sich ändernden Gegebenheiten anpassen. Die Arbeitsschutzmaßnahmen müssen schriftlich dokumentiert werden. Schließlich gehört auch die ausreichende und angemessene Unterweisung der Be-schäftigten in die entsprechenden Sicher-heits- und Gesundheitsschutzmaßnahmen zu den Pflichten des Arbeitgebers.

Bei der Festlegung von Arbeitsschutz-maßnahmen muss der Arbeitgeber von folgenden allgemeinen Grundsätzen aus-gehen:

• Die Arbeit ist so zu gestalten, dass eine Gefährdung für Leben und Gesundheit möglichst vermieden und die verbleiben-de Gefährdung möglichst gering gehal-ten wird.

• Gefahren sind an ihrer Quelle zu bekämp-fen und individuelle Schutzmaßnahmen sind damit nachrangig.

• Bei allen Maßnahmen müssen der Stand von Technik, Arbeitsmedizin und Hygiene sowie sonstige gesicherte arbeitswis-senschaftliche Erkenntnisse berücksich-tigt werden.

• Gefahren für besonders schutzbedürf-tige Beschäftigtengruppen sind zu be-rücksichtigen.

• Geschlechtsspezifische Regelungen sind nur zulässig, wenn dies aus biologischen Gründen zwingend geboten ist.

Eine Anpassung von Arbeitsschutzmaß-nahmen kommt etwa in Betracht bei

• neuen Erkenntnissen über die Beurtei-lung einer bestimmten Gefährdung,

• besseren Schutzmöglichkeiten aufgrund neuer Techniken,

• Änderungen in der Belastungsfähigkeit des betroffenen Beschäftigten.

Die Kosten für Arbeitsschutzmaßnahmen dürfen nicht den Beschäftigten auferlegt werden. Der Arbeitgeber muss also eine für die Planung und Durchführung der Maßnahmen geeignete Organisation sowie die erforderlichen Mittel bereit-stellen.

Die Beschäftigten sind ihrerseits ver-pflichtet, nach ihren Möglichkeiten sowie gemäß den Weisungen und Unterweisun-gen des Arbeitgebers für ihre Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit Sorge zu tragen. Dazu gehört auch die Unterstüt-zung des Arbeitgebers, indem sie auf Sicherheitsmängel aufmerksam machen und selbst Vorschläge zur Verbesserung der Arbeitssicherheit einbringen.

Der Arbeitgeber muss eine für die Planung und Durchführung der

Maßnahmen geeignete Organisation sowie die erforderlichen Mittel bereitstellen.

Die BVMW-Rechtshotline erreichen Sie: Mo. und Mi. 10.00 – 15.00 Uhr,Do. 10.00 – 17.00 UhrTel.: 030 / 533206-63Fax: 030 / [email protected]

Benjamin WeilerRechtsanwaltwww.bvmw.de/leistungen/rechtshotline

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Burnout –Hilfe-Netzwerk gegründet

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Stress als eine der größten Gesundheitsgefahren des 21. Jahrhun-derts identifiziert. Stress betrifft laut einer Studie der Europäischen Beob-achtungsstelle für berufsbedingte Ri-siken fast jeden vierten Berufstätigen, etwa 50 bis 60 Prozent aller Fehltage sind auf Stress zurückzuführen.

Mit dem Burnout-Zentrum e.V. haben im Juli 2011 Ärzte, Psychologen, The-rapeuten und Coaches gemeinsam einen in Deutschland einmaligen Fach-verband für Stressbewältigung und Burnout-Prävention gegründet.

Burnout-Zentrum e.V. ist ein Zusam-menschluss von Experten rund um die Themen Burnout-Syndrom und Stress-prävention. Ärzte, Psychologen, Psy-chotherapeuten, Heilpraktiker, Trainer, Coaches, Körpertherapeuten und Er-nährungsexperten arbeiten gemeinsam an der Prävention und der Behandlung von Stress-Symptomen und -Erkran-kungen.

Interessierte und Betroffene finden auf www.burnoutzentrum.com schnell und unkompliziert Informationen aber auch qualitätsgeprüfte Behandler in ihrer Nähe. Für Unternehmen bietet

das Burnout-Zentrum beispielsweise Know-how zur Einschätzung sinnvoller Präventivmaßnahmen, vermittelt qua-litätszertifizierte Coaches und Trainer oder stellt Angebote für entsprechende Schulungen zusammen.

BVMW-Mitglieder haben mit Gerlinde Lamberty eine Ansprechpartnerin.

Gerlinde Lambertywww.institut-lamberty.de

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Stress mit dem Stress

Burnout war 2011 ein Medien-Hype. Die Stress-Diskussion klingt aber auch in diesem Jahr nicht ab. Mittelständische Unternehmer vermissen dabei allzuoft die schlichte Tatsache, dass Unternehmen zu aller erst Orte der Arbeit und der entgelt-lichen Leistungserbringung sind.

Also das Thema einfach aussitzen? Es gibt Arbeitsbedingungen, die schlichtweg krank machen. Dazu braucht es eine Sen-sibilisierung aller Beteiligten. Arbeitge-ber sollten Frühwarnsignale erkennen und richtig deuten. Die Fakten sind eindeutig: Der alarmierende Trend zu psychischen Erkrankungen ist laut aktueller DAK-Stu-die ungebrochen. 2011 stieg deren Anteil von 12,1 auf 13,4 Prozent am Gesamtkran-kenstand und steht damit auf Platz vier der Erkrankungen. Die durchschnittliche Dauer einer Krankschreibung aufgrund psychischer Erkrankung liegt bei etwa 30 Tagen – Tendenz steigend. Seit 1997 ist ein sprunghafter Anstieg von über 70 Prozent zu verzeichnen.

Zunehmende Veränderungen der Arbeits-welt wie Fusionen, Umstrukturierungen, wechselnde Projekte, Arbeitsverdich-tung, ständige Erreichbarkeit und neue Arbeits- und Kommunikationsmittel bringen den Leistungsträger Mensch im-mer schneller an seine Grenzen. Hinzu kommt, dass auch das Privatleben oft kein Hort der Ruhe und Erholung mehr ist. In zunehmendem Maße finden sich auch hier unbewältigte Veränderungen und Belastungen, häufig verbunden mit einer schmerzlichen Erosion der eigenen Werte. Dazu gehören Konflikte in der Partnerschaft und im sozialen Umfeld, wie Trennung, schwere Erkrankungen von Familienangehörigen und Pflege der Eltern, Verschuldung, Sucht und das damit verbundene Gefühl von Auswegs-losigkeit. Den 30 Tagen Arbeitsausfall gehen in der Regel schon zahlreiche leis-tungseingeschränkte Arbeitstage voraus; wirtschaftliche Verluste, die in der Regel nicht bilanziert werden, aber die Wett-bewerbsfähigkeit eines Unternehmens

beeinträchtigen. Hinzu kommen Heraus-forderungen wie Fachkräftemangel und demografischer Wandel. Nachwuchs-kräfte bevorzugen vitale Unternehmen. Überalterte Belegschaften erfordern Investitionen in Leistungsfähigkeit und Kreativität der Mitarbeiter.

Wer am Markt bestehen will, sollte sich deshalb jetzt proaktiv und präventiv ver-halten. Es lohnt sich in mehrfacher Hin-sicht, hinzuschauen und in die psychoso-ziale Gesundheit seiner Mitarbeiter und in die Verbesserung der Unternehmens-vitalität zu investieren. Betriebliches Gesundheitsmanagement wird dabei ein unverzichtbares und künftig auch selbst-verständliches Instrument sein. Wo gro-ße Unternehmen und Konzerne bereits seit Jahren auf das etablierte Employee Assistance Program zurückgreifen, um ihre Mitarbeiter extern beraten zu lassen, fehlt es gerade in Klein- und Mittelbetrie-ben allein an grundlegender Orientierung.Dabei gibt es durchaus professionelle

Warum sich Investitionen in die Betriebliche Vorsorge lohnen

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Unterstützung, um den wachsenden Prob-lemen mit stressassoziierten Belastungen Rechnung zu tragen. Kurzzeitintervention externer Spezialisten kann im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements anonym eine Brücke zwischen Unterneh-men und Mitarbeiter bauen. Schließlich sollen Probleme der Mitarbeiter nicht zu dauerhaften Problemen eines Unterneh-mens werden. Aus kurzfristigen Belas-tungssituationen und Überforderungsge-fühlen können Auswege und Lösungen gefunden werden, bevor es zu langfristi-gen psychischen Störungen und belasten-den Ausfallzeiten kommt.

Nicht jedem gelingt es, aus seinen prob-lembeladenen Gedankenschleifen allein herauszukommen oder krankmachende Verhalten und Umstände zu erkennen und zu überwinden. Der Gang zum Vorgesetz-ten oder in die Personalabteilung fällt oft schwer. Scham, Angst vor Gesichtsver-lust oder einem Karriereknick, Mangel an Diskretion führen zu dem Wunsch, die Probleme zunächst mit einem neutralen Gesprächspartner zu reflektieren.

Arbeitszeit ist Lebenszeit. Kein Mitarbei-ter kann sich in einen arbeitenden und einen lebenden Menschen teilen. Jeder nimmt persönliche Probleme mit an den Arbeitsplatz und wird in so einer Phase in seiner Leistung gemindert sein. Ebenso nehmen wir berufliche Belastungen und Überforderungen mit in unser Privatleben, darunter leidet wieder das familiäre und soziale Umfeld. Die Work-Life-Balance kippt und die Lebensqualität sinkt.

Unternehmen, die hier Vorsorge treffen, tragen dafür Sorge, dass Probleme und Belastungen nicht chronisch werden. Investitionen in die Betriebliche Gesund-heitsvorsorge werden am Ende mit hö-herer Motivation, Loyalität, Kreativität und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter belohnt.

Das Metabalance Institut und die MEDICA Klinik Leipzig haben das Konzept der „Stressambulanz” entwickelt. Das sind Nutzen und Potenziale einer externen Beratung durch ein Employee Assistance Program oder die Stressambulanz:

• Belastungen der Mitarbeiter werden frühzeitig aufgefangen. So können Fehlzeiten, Leistungsminderung, Stress aber auch Konfliktpotenziale reduziert werden.

• Fluktuationen, Teamdisbalancen und inneren Kündigungen wird aktiv entgegengesteuert.

• Signifikante Verbesserung des Betriebsklimas.

• Eine größere Mitarbeiterzufrieden-heit hat auch Auswirkungen auf die

Außenwirkung des Unternehmens, nämlich zufriedenere Kunden und nicht zuletzt eine höhere Attraktivität als Arbeitgeber.

• Nachhaltige Unternehmensopti-mierung: Erhöhung der Vitalität, der Leistungsfähigkeit und damit der Wettbewerbsfähigkeit des Unter-nehmens.

• Schließlich können alle signifikanten gesundheitsrelevanten Erst- und Folgekosten für Unternehmen und Mitarbeiter gesenkt werden.

Arbeitszeit ist Lebenszeit. Kein Mitarbeiter kann sich in einen arbeitenden und einen lebenden Menschen teilen.

Sabine FreutsmiedlGeschäftsführerin Metabalance-Institutwww.metabalance-institut.de

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Es gibt Firmen, die erkennen, dass Ertrag und Produktivität steigen, wenn der Krankenstand der Mitarbeiter abnimmt. Darum initiieren sie entsprechende gesundheitsfördernde Maßnahmen. Trotzdem: Nach wie vor gibt es Erscheinungen wie Dienst nach Vorschrift und innere Kündigung. Die real existierende Gesundheitsförderung doktert an den Symptomen herum, dringt jedoch selten zu der Wurzel des Übels vor – zum Verhalten der Führungskräfte.

Wege zu einer Anerkennungskultur

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Krankmachende ArbeitsatmosphäreAber sind denn wirklich immer „die da oben“ schuld? Ein Gesundheitsreport des Bundesverbands der Betriebskrankenkas-sen weist (für 2009) nach: Die Gründe für die Hälfte aller Arbeitsunfähigkeitstage stehen in Verbindung mit dem Führungs-verhalten.

Kontrolle statt Vertrauen, Druck und Demo-tivation statt Anerkennung, misstrauisches Überprüfen statt Akzeptanz des eigenstän-digen Engagements: In einem solchen Be-triebsklima ist es Menschen unmöglich, eine emotionale Beziehung zur Firma, Füh-rungskraft und Tätigkeit aufzubauen. Der Identifikationsfaktor tendiert gegen Null.

Auf den Punkt gebracht: Schlechte Füh-rung bedeutet kranke Mitarbeiter. Gute Führung hingegen bedeutet leistungsbe-reite Mitarbeiter.

Mitarbeiterorientierte AnerkennungskulturEin gutes Arbeitsklima, ehrliche und trans-parente Kommunikation der Unterneh-mensziele, Förderung des Wir-Gefühls, produktiver Umgang der Führungskräfte mit den Mitarbeitern – all dies lässt sich nicht erzwingen, sondern hängt von einer mitarbeiterorientierten Anerkennungskul-tur ab.

Der Begriff „Anerkennung“ weist mehre-re Bedeutungen auf. Zum einen lebt die Führungskraft im Umgang mit Mitarbeitern – und Kollegen – eine wertschätzende Hal-

tung vor. Sie erkennt den Mitarbeiter als gleichberechtigten Partner an, der über eigene und durchaus andere Erfahrungen und Meinungen verfügt. Chefs, die sich eine solche Position erarbeitet haben, se-hen die Erfahrungen und Einschätzungen der Mitarbeiter nicht als Bedrohung oder gar als Angriff der eigenen Position, son-dern als Bereicherung und Ergänzung, die bei der Entscheidungsfindung einbezogen werden muss.

Leistungen wertschätzenZum anderen meint „Anerkennung“ die situative Zuwendung „von Mensch zu Mensch“, die über die bloße Belobigung hinausgeht. Der Unterschied zwischen ei-nem Lob und einer Anerkennung besteht in der Nachhaltigkeit: Wir loben jemanden, wenn er in einer konkreten Situation etwas geleistet hat, das wir positiv beurteilen. Mit einer Anerkennung hingegen sprechen wir unsere generelle Wertschätzung aus – wir beurteilen eine Leistung nicht, sondern schätzen sie wert.

Eine Anerkennung wirkt umso nachhaltiger, je mehr sie auf den Mitarbeitertypus zuge-schnitten ist. Während der eine Mitarbeiter ein Schulterklopfen als wohltuend defi-niert, hält der andere dies für plumpe An-biederung. Er hätte ein paar anerkennende Zeilen als aufbauend empfunden. Die Füh-rungskraft sollte die Fähigkeit entwickeln, mithilfe einer Persönlichkeitstypologie ein-zuschätzen, wie der einzelne Mitarbeiter „gestrickt“ ist und welche Anerkennung zu seinem Typus passt.

Intensive Mitarbeitergespräche führenMitarbeiterorientierte Anerkennungs-kultur kostet Zeit – aber gut investierte. Immerhin ist es eine originäre Aufgabe der Führungskraft, Menschen weiterzu-entwickeln.

Das wichtigste Führungsinstrument dabei ist und bleibt die Kommunikation – und damit das intensive Mitarbeitergespräch. Die dazu notwendige zeitliche Investition ist erforderlich, um die Gefühlslage des Mitarbeiters einzuschätzen und seine Erfahrungen und Meinungen in den Ent-scheidungsprozess einzubinden.

Als zielführend haben sich Fragen erwie-sen, die es dem Mitarbeiter erlauben, sich „auf den Stuhl der Führungskraft zu set-zen“: „Wenn Sie an meiner Stelle wären, was würden Sie als Erstes verbessern?“ Wenn es gelingt, eine mitarbeiterorien-tierte Anerkennungskultur zu etablieren, ist dies eine entscheidende, präventive Maßnahme, um hohe Fehlzeiten und Kran-kenstände von vornherein zu verhindern und erhebliche Kosten einzusparen.

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3938 Der Mittelstand. | 2 | 2012

Page 40: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

Gesundheitsförderung mit Steuervorteil

Auch Unternehmen des Mittelstandes in-vestieren zunehmend in die Gesundheit ihrer Mitarbeiter. Der Staat unterstützt seit 2008 das betriebliche Gesundheits-management unter anderem durch die Gewährung eines Lohnsteuervorteils. Gemäß § 3 Nr. 34 Einkommensteuerge-setz (EStG) sind bestimmte Leistungen des Arbeitgebers zur Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustands und der betrieblichen Gesundheitsförderung lohnsteuerfrei (und damit auch sozialver-sicherungsbeitragsfrei), soweit sie 500 Euro im Kalenderjahr nicht übersteigen. Andernfalls ist der übersteigende Teil in der Regel nicht steuerprivilegiert.

Voraussetzung für die Steuerprivilegierung ist zunächst, dass die Förderung zusätzlich zur bisherigen Vergütung gewährt wird. Eine Kürzung der Vergütung, um anschlie-ßend in dieser Höhe eine Förderung zu ge-währen, ist nicht steuerprivilegiert. Ferner muss es sich um Maßnahmen handeln, die hinsichtlich Qualität, Zweckbindung und Zielgerichtetheit den Anforderungen der §§ 20 und 20a des SGB V genügen. Erfasst sind beispielsweise:

• Förderung einer gesunden Ernährung (etwa Seminare und gemeinsame Kochkurse),

• Angebote zur Verbesserung der Bewegungsgewohnheiten der Mitarbeiter (wie Gymnastikkurse),

• Programme zur Stressbewältigung und Burn-Out-Vorbeugung (beispielsweise Yoga und psychosoziale Programme),

• Raucher- und Alkoholentwöhnungs-programme.

In größeren Betrieben werden solche Maßnahmen oftmals betrieblich organi-

siert. So kann das Unternehmen zum Bei-spiel einen Trainer engagieren, der ein oder mehrmals in der Woche Sportkurse mit den Mitarbeitern durchführt. Auch gehört die Organisation betrieblicher Anti-Stress-Se-minare und Suchtentwöhnungsprogramme dazu. Die geförderten Maßnahmen müs-sen nicht zwingend im Betrieb stattfinden, sondern können etwa über ein Fitnesscen-ter angeboten werden.

Gerade kleinere mittelständische Unter-nehmen werden einen solchen Aufwand aber nicht betreiben können. Das Gesetz erlaubt deshalb auch die Übernahme oder Bezuschussung für die Teilnahme an ex-ternen Programmen, die der Mitarbeiter für eigene Rechnung besucht (etwa eine Rückenschule). Hier ist aber Vorsicht ge-boten. Die Übernahme der Beiträge zu ei-nem Fitnesscenter oder Sportverein oder der Kosten für Saunabesuche genügt den gesetzlichen Vorgaben nämlich nicht. Es muss sich um gesundheitsfördernde Trai-ningsprogramme handeln. In Betracht kommt hier allenfalls die Gewährung von steuerfreien Gutscheinen (maximal 44 Euro pro Monat) gemäß § 8 Abs. 2 S. 9 EStG. Der Mitarbeiter darf in diesem Fall nur Anspruch auf eine Sachleistung, nicht aber auf Auszahlung ohne Inanspruchnah-me der Sachleistung haben.

Das Gesetz erlaubt die

Übernahme oder Bezuschussung

für die Teilnahme an externen

Programmen, die der Mitarbeiter

für eigene Rechnung besucht.

Wie der Fiskus Fitness unterstützt

Tobias GrambowRechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrechtwww.buse.de

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40 Der Mittelstand. | 2 | 2012

Page 41: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

Mehr Freiraum in der Arbeitszeitgestaltung

Betriebliche Arbeitszeitregelungen ha-ben große Auswirkungen auf das private wie soziale Leben der Beschäftigten und auf deren Gesundheit. Umgekehrt wirken sich gesunde und zufriedene Mitarbeiter positiv auf das Unternehmen aus, sie sind motivierter und produktiver. Das Potenzial nachhaltiger Arbeitszeitgestaltung wird von Unternehmen aber noch lange nicht ausgeschöpft.

Flexibilität bei der Arbeitszeitgestaltung ist zwar ein häufig gepriesenes Schlag-wort. Aber Flexibilität kann sowohl Chan-ce als auch Risiko für Unternehmen und Mitarbeiter sein. Eine Befragung unter 76 kleinen und mittleren Unternehmen in Hes-sen etwa ergab, dass neben traditionellen Arbeitszeiten längst verschiedene flexib-le und innovative Arbeitszeitregelungen eingesetzt werden. Gleitzeitmodelle sind fast genauso weit verbreitet wie feste Anfangs- und Endzeiten bei der Arbeit. Allerdings überwiegen auch hier Modelle mit Kernzeiten. Vertrauensarbeitszeit wird von knapp einem Drittel der Unternehmen ermöglicht. Die Ziele der Arbeitszeitflexibi-lisierung sind nicht nur betriebswirtschaft-licher Natur sondern in gleichem Maße mitarbeiterorientiert.

Die befragten Unternehmer und Führungs-kräfte sind mit den aktuellen Arbeitszeit-regelungen – insbesondere auch mit der Unternehmensflexibilität – mehr als zufrie-den. Verschiedene Praxisbeispiele bestäti-gen, dass durch optimierte und individuell an das Unternehmen und die Wünsche der

Mitarbeiter angepasste Arbeitszeiten die Zufriedenheit und somit auch die Attrak-tivität des Unternehmens als Arbeitgeber gesteigert werden kann. Dies hat vor allem Auswirkungen auf die Mitarbeiterfluktua-tion und den Krankenstand. Die Möglich-keit zum Selbstmanagement und selbst für das Arbeitsergebnis verantwortlich zu sein motivieren die Beschäftigten.

Ein sehr flexibles und gutes Arbeitszeit-modell ist beispielsweise die Vertrauens-arbeitszeit, wenn einige Voraussetzungen dafür erfüllt sind. Der Betrieb braucht eine angemessene Personaldecke, kompetente und eigenverantwortliche Beschäftigte. Kooperative Führungskräfte sind genauso wichtig wie eine gelebte Vertrauenskultur im Unternehmen. Vertrauensarbeitszeit birgt wie alle anderen Arbeitszeitmodelle aber auch Risiken. Einige Mitarbeiter müs-sen erst lernen, sich eigenverantwortlich zu organisieren: Während manche sich nicht strukturieren können und Zeit ver-schwenden, gönnen sich andere kaum Auszeiten und müssen vor Überlastung geschützt werden.

Jedes Unternehmen muss deshalb sein Arbeitszeitmodell arbeitsorganisatorisch sinnvoll wählen und die Mitarbeiter im Idealfall bei der Einführung einbeziehen.

Die Möglichkeit zum Selbstmanage-ment und selbst für das Arbeitsergebnis verantwortlich zu

sein motivieren die Beschäftigten.

Flexible Arbeitszeitmodelle – ein Plus für Unternehmen und Mitarbeiter

Gabriele Gusiawww.arbeitszeitgewinn.dewww.rkw-kompetenzzentrum.de

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4140 Der Mittelstand. | 2 | 2012

Page 42: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

Der geschützte Patient

Die moderne Informations- und Kommu-nikationstechnik vereinfacht auch im Gesundheitswesen die Arbeitsprozesse. Durch die zunehmende Vernetzung von Krankenhäusern, Ärzten, Apotheken, Krankenkassen und Patienten hat sich jedoch nicht nur die Datenmenge, sondern auch das Risiko von Datenmissbrauch er-höht.

Eine Verletzung des Patientengeheimnis-ses kann ernsthafte Folgen für die betrof-fene Person haben, wenn der Arbeitgeber

beispielsweise von einer chronischen Er-krankung eines Mitarbeiters erfährt. Das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient ist deshalb gesetzlich besonders geschützt. Hinzu kommt die Komplexität der rechtlichen Rahmenbedingungen: Ne-ben dem Bundesdatenschutzgesetz haben die Bundesländer eigene Datenschutzge-setze. Außerdem sind weitere rechtliche Vorgaben zu berücksichtigen, wie das Telekommunikationsgesetz, die Landes-krankenhausgesetze und standesrechtli-che Vorschriften. Geschäftsleitung, Füh-

rungskräfte und Datenschutzbeauftragter sind verantwortlich für die Einhaltung der Rechtsvorschriften und die Schulung der Mitarbeiter.

Wenn eine Organisation, also auch eine Arztpraxis, mehr als neun Mitarbeiter be-schäftigt, die personenbezogene Daten verarbeiten, muss sie einen Datenschutz-beauftragten benennen. Dieser trägt eine große Verantwortung. Klagt ein Patient vor Gericht, drohen strafrechtliche aber auch zivilrechtliche Folgen. Da kann es um viel Geld gehen, je nachdem welcher Schaden durch die Preisgabe des Geheim-nisses entstanden ist. Im schlimmsten Fall droht einem Arzt die Aberkennung der Ap-probation.

Die Landesdatenschutzbeauftragten wer- den in Zukunft voraussichtlich mehr Kon-trollen durchführen als heute. Und sie ha-ben die Befugnis, datenschutzrechtlich nicht gedeckte Verfahren zu beenden. So etwas könnte einen Betrieb lahmlegen. Datenschutzbeauftragte brauchen die einschlägigen juristischen Kenntnisse und ein Grundverständnis der EDV und IT-Infrastruktur.

www.tuev-sued.de/akademie/datenschutz

Was medizinische Unternehmen beim Umgang mit Daten beachten müssen

Heidi Atzler www.tuev-sued.de

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42 Der Mittelstand. | 2 | 2012

Page 43: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

Prüfung Vorhanden Fehlt Nicht erforderlich

Ist die Benennung eines Datenschutzbeauftragten in meinem Unternehmen erforderlich? (> 9 Personen sind ständig mit der automatisierten Verarbeitung personenbezogener Daten beschäftigt).

Werden Mitarbeiter hinsichtlich Datenschutz regelmäßig geschult? Steht den Mitarbeitern Informationsmaterial zum Datenschutz zur Verfügung?

Werden Mitarbeiter, die mit der Verarbeitung personenbezogener Daten beschäftigt sind, auf das Datengeheimnis nach § 5 BDSG verpflichtet?

Sind die gesetzlichen Regeln zum Datenschutz bekannt und werden insbesondere die Anforderungen des BDSG eingehalten?

Das BDSG verlangt in § 4, dass betriebliche und behördliche DSB ein Verzeichnis führen müssen, das die eingesetzten automatisierten Verfahren erfasst, mit denen personenbezogene Daten verarbeitet werden. Ist dieses gesichert?

Sind die Räumlichkeiten vor dem Zutritt Unbefugter ausreichend gesichert?

Sind Regelungen zur Vertraulichkeit und Diskretion im Unternehmen getroffen und umgesetzt?

Sind Patientenakten bzw. sonstige schriftliche Aufzeichnungen von Patientendaten vor dem Zugriff bzw. dem Einsehen durch Unbefugte geschützt?

Ist der Zugang zu EDV-Anlagen vor Unbefugten gesichert (Benutzerauthentifizierung und Kennwort, Bildschirmschoner, etc.)?

Gibt es Zugriffsregelungen zu personenbezogenen Daten in meinem Unternehmen und gibt es ein Zugriffskonzept?

Sind Passwortregeln formuliert und kommuniziert?

Werden Daten im Auftrag durch Fremdunternehmen verarbeitet und gibt es dazu die entsprechenden vertraglichen Vereinbarungen (§11 BDSG)?

Ist der Bereich Fernwartung sicher und klar geregelt? (inkl. Passwort, Verschlüsselung; Zugriffsregelung, -Beschränkung, Dokumentation?)

Gibt es ein IT-Sicherheitskonzept?

Wird das Telemediengesetz beim Internetauftritt berücksichtigt?

Werden Videoüberwachungsanlagen eingesetzt und gibt es hierzu klare Regelungen?

Werden bei Entsorgung und Reparatur von IT-Systemen und Datenträgern Maßnahmen getroffen, welche eine vollständige Löschung von Datenträgern sicherstellen (inkl. Zusatzprogramme)?

Werden die regelmäßige Datensicherung und die regelrechte Aufbewahrung der Datensicherung gewährleistet?

Wird bei der Kommunikation über LAN, WLAN, VoiP der Datenschutz, insbesondere der besonders schützenswerten Patientendaten beachtet und sichergestellt?

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4342 Der Mittelstand. | 2 | 2012

Page 44: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

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Page 45: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

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Page 46: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

Lebenslang in den Fängen der Bank?

Zur Sittenwidrigkeit von Ehegattenbürgschaften und gemeinschaftlichen Darlehen

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46 Der Mittelstand. | 2 | 2012

Page 47: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

Der Fall: Ehepaar Mustermann (Name geändert) hat ein schweres Jahr hinter sich und viele vor sich. Als ihr Mann das Geschäft ausbaute, hat Frau Mustermann eine Bankbürgschaft unterschrieben. Nur pro forma, so versicherte ihr der Bankan-gestellte. In der Insolvenz des Ehemannes wurden die Firma und die teuren Neuan-schaffungen für ein Butterbrot verschleu-dert.

Frau Mustermann wurde aus der Bürg-schaft in Anspruch genommen und soll nun zahlen. Aber wovon? Frau Mustermann fürchtet sich davor, die eidesstattliche Versicherung abgeben zu müssen, und, dass sich immer mehr Freunde abwenden. Und sie leidet auch gesundheitlich schwer unter der Belastung. Wie ihr ergeht es tausenden Bürgen oder Mitdarlehensneh-mern; sie handelten zum Teil aus Liebe, blindem Vertrauen, Solidarität dem Ehe-partner oder Verwandten gegenüber oder einfach Unkenntnis.

Aber dieses Schicksal braucht nicht in die Insolvenz oder das langwierige Privatin-solvenzverfahren zu führen. Frau Muster-mann hat einen Rechtsanwalt beauftragt und verlangt die Bürgschaftsurkunde wegen Sittenwidrigkeit des Vertrages heraus. Auch gemeinschaftliche Darlehen können angefochten werden.

Sogar die Rechtskraft eines Titels kann durchbrochen werden. Die Banken sind durch neuere Urteile vergleichsbereit und geben oft die entsprechenden Urkunden heraus. Um die Kosten muss sich Frau Mustermann nicht sorgen, da sie Bera-

tungshilfe bekommt und für einen mög-lichen Prozess Prozesskostenhilfe, bei Darlehen tritt die Rechtsschutzversiche-rung ein.

Überforderung des BürgenVon zentraler Bedeutung ist immer wieder der Fall, in dem ein Ehegatte, ein Lebens-gefährte oder ein naher Verwandter des Hauptschuldners eine Bürgschaft über-nommen oder ein gemeinschaftliches Darlehen aufgenommen hat und hierdurch finanziell krass überfordert wird. Zu den nahen Verwandten gehören sowohl die Kinder als auch die Eltern des Haupt-schuldners.

Möglich ist auch, dass Geschwister des Hauptschuldners zu den nahen Verwand-ten gezählt werden, wenn diese in ei-ner vergleichbaren engen persönlichen Beziehung im Zeitpunkt der Verpflichtung zum Hauptschuldner gestanden haben wie die übrigen nahen Verwandten. So ist bei nicht ganz geringfügigen Hauptschulden von einer krassen Überforderung des Bürgen auszugehen, wenn dieser vor-aussichtlich nicht einmal die laufenden Zinsen auf die Hauptschuld wird leisten können.

Bei dem Abschluss von Bürgschafts-verträgen, welche in der größten Zahl aller Fälle mit Kreditinstituten als Gläu-biger abgeschlossen werden, sind diese verpflichtet, sich nach den wirtschaftli-chen Verhältnissen des Bürgen umfas-

send zu erkundigen. Tun sie dieses nicht, handelt das Kreditinstitut zumindest grob fahrlässig und muss sich so behandeln lassen, als wisse es von der finanziellen Überforderung des Bürgen. Weiterhin sind die Kreditinstitute und Darlehensge-ber verpflichtet, den zukünftigen Bürgen vor Vertragsschluss eingehend über die Risiken einer Bürgschaft zu unterrichten.

Nicht ausreichend ist demzufolge, dass der Bürge zu Hause von einer der o.g. Per-sonen mit dem Ansinnen überrascht wird, er solle eine Mithaftung für die Schulden übernehmen. Dadurch wird der Bürge auf-grund seiner emotionalen Verbundenheit mit dem Hauptschuldner in eine seelische Zwangslage gebracht.

Dies ist beispielsweise der Fall, wenn ein Ehegatte durch den Appell an die eheliche Liebe und Hilfsbereitschaft bewegt wird, eine die Befriedigungsaussichten des Kreditinstitutes kaum erhöhende, für den Ehegatten aber möglicherweise ruinöse Mitverpflichtung zu übernehmen.

VorgehensweiseEin Anwalt kann die Bank mit einem ent-sprechenden Schreiben auffordern, die Urkunde herauszugeben. Dabei hat auf-grund eines Urteils des OLG Dresden vom 6. September 2001 die Bank die dafür ent-stehenden Kosten und Gebühren zu zahlen (NJW 2002, Heft 7, Seite 523).

Klagen können auch unter der Bedingung, dass Prozesskostenhilfe gewährt wird, eingereicht werden. Diese Vorgehens-weise wird der finanziellen Situation der Betroffenen gerecht und minimiert das Prozessrisiko. Für die Bürgen oder Darle-hensnehmer und deren Familienmitglieder eröffnen sich im Falle des Obsiegens völlig neue Perspektiven. Viele empfinden das als Befreiungsschlag.

RA Josef MühlenbeinFachanwalt für Arbeitsrechtwww.muehlenbein.de

Die Banken sind durch neuere Urteile vergleichsbereit und

geben oft die entsprechenden

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Page 48: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

„Werkverträge stehen nicht im Wettbewerb

mit der Zeitarbeit“Im Mittelstand-Interview: Marcus Schulz, Vorsitzender der Geschäftsführung des Personaldienstleisters USG People Germany GmbH, zum Nebeneinander von Arbeitnehmerüber-lassung und Werkverträgen.

Der Mittelstand: Das Thema Lohndumping durch Werkver-träge ist verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. Warum?

Schulz: Weil es auf den ersten Blick möglich sein könnte, mittels fest vereinbarter Bezahlung pro Leistungseinheit auf Stundenlöhne zu kommen, die wir keinesfalls wollen.

Der Mittelstand: Sind Werkverträge und Arbeitnehmerüber-lassung Konkurrenten?

Schulz: Nein. Werkverträge stehen nicht im Wettbewerb mit der Zeitarbeit. Beide Modelle sind wichtig und haben ihre spe-zifischen Vorteile. Welches letztlich die bessere Lösung für ein Unternehmen ist, hängt von der Art des Auftrags ab, den der Kunde zu vergeben hat.

Eine Art Verbindung existiert allerdings zwischen Werkver-trägen und Zeitarbeit in folgendem Fall: Wenn ein Werkver-trag nicht rechtens ist, hat der Gesetzgeber beschlossen, das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz greifen zu lassen. Damit gelten dann die gesetzlichen und tariflichen Bedingungen der Zeit-arbeit – von der Entlohnung über der Lohnuntergrenze bis zu Sozialleistungen.

Der Mittelstand: Wann ist Zeitarbeit das richtige Mittel und wann ein Werkvertrag?

Schulz: Zeitarbeit ist ein personalpolitisches Flexibilisie-rungsinstrument. Mit ihr können Unternehmen auf die zykli-schen Schwankungen des Marktes ebenso reagieren wie auf erhöhte Arbeitsvolumina und kurzfristige Personalengpässe.

Dienst- oder Werkverträge dagegen empfehlen wir, wenn Unternehmen beispielsweise einzelne Aufgaben oder ganze Funktionsbereiche auslagern wollen. Auch bieten sich diese Vertragsmodelle bei unbefristeten Personalaufgaben oder im Falle zeitlich begrenzter Projekte an.

Der Mittelstand: Was zeichnet einen korrekten Werkvertrag aus?

Schulz: Das hat der Gesetzgeber eindeutig geregelt. Zu den wichtigsten Punkten in einem Werkvertrag zählt, dass die be-auftragten Firmen eigenständig arbeiten, also dass die Mit-arbeiter des Kunden dem Personal des Werkunternehmens keine Arbeitsanweisungen geben dürfen. Auch muss der Dienstleister Arbeitszeit und Zahl der einzusetzenden Arbeits-kräfte bestimmen, nicht der Auftraggeber.

Der Mittelstand: In der Lebensmittelbranche sind Werkver-träge weit verbreitet, um Kosten zu sparen. Wie sehen Ihre Erfahrungen aus?

Schulz: Besonders mit der Lebensmittelindustrie sowie mit dem Lebensmittelhandel haben wir die Erfahrung gemacht, dass deren Margendruck uns Personaldienstleistern eine Zu-sammenarbeit im Rahmen der Zeitarbeit selten möglich macht. Die tariflichen Löhne der Zeitarbeit sind mit den Preiserwar-tungen dieser Branchen oft nicht in Einklang zu bringen.

Der Mittelstand: Was bedeutet das konkret für das tägliche Geschäft?

Schulz: Zeitarbeit ist kein rechtsfreier Dschungel, sondern ein fester Teil des Arbeitsmarkts, für den es ganz klare rechtliche Bestimmungen gibt. Wir arbeiten grundsätzlich nicht mit Un-ternehmen zusammen, die von uns Werkvertrags-Konditionen verlangen, welche eine Entlohnung unter den Tariflöhnen der Zeitarbeitsbranche zur Folge hätten.

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Page 49: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

Werkvertrag versus Arbeitnehmerüberlassung – die wichtigsten Unterscheidungskriterien auf einen Blick

Kriterium Werkvertrag Arbeitnehmerüberlassung

Gesetzliche Grundlage BGB, §§ 631 ff. Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG)

Weisungsrecht Der Auftraggeber darf die Beschäftigten des Auftragnehmers nicht anweisen.

Der Auftraggeber darf die Beschäftigten des Auftragnehmers anweisen.

ArbeitszeitDer Auftraggeber hat keinen Einfluss auf die Arbeitszeitgestaltung durch den Auftragnehmer.

Der Auftraggeber legt die Arbeitszeiten der Zeitarbeitnehmer fest.

EinsatzgebietEs muss ein konkreter, werkvertragfä-higer Leistungsgegenstand vereinbart werden. Das Fremdpersonal darf nur in diesem Rahmen zum Einsatz kommen.

Der Auftraggeber setzt die Zeitarbeitnehmer so ein, wie er sie braucht.

OrganisationDer Dienstleister organisiert die zur Erreichung des Vertragsziels notwendi-gen Arbeitsabläufe selbst.

Die Organisation der Arbeitsabläufe obliegt dem Auftraggeber.

HaftungsrisikoDer Auftragnehmer übernimmt das gesamte unternehmerische Risiko und somit auch die Haftung.

Das unternehmerische Risiko liegt beim Auftraggeber. Der Personaldienstleister muss sicherstellen, dass die Zeitarbeit-nehmer die vereinbarte Qualifikation besitzen.

FachkenntnisseDer Auftragnehmer muss über das entsprechende Know-how verfügen, um die vertraglich vereinbarten Leistungen erbringen zu können.

Der Personaldienstleister vermittelt Zeitarbeitnehmer, die über das gewünschte Know-how verfügen.

Vergütung Die Vertragspartner können die Höhe der Vergütung frei verhandeln.

Es gilt die tariflich vereinbarte Lohnuntergrenze.

SozialversicherungsbeiträgeBei Werkverträgen besteht keine Subsidiärhaftung.

Der Kunde haftet für die Abführung der gesamten Sozialversicherungsbeiträge durch den Personaldienstleister.

AnwendungsgebieteWerkverträge eignen sich für die Auslagerung von Aufgaben oder Funkti-onsbereichen, unbefristete Personalauf-gaben und zeitlich begrenzte Projekte.

Arbeitnehmerüberlassung eignet sich bei kurzfristigen Personalengpässen, zyklischen Marktschwankungen und zeitweilig erhöhten Arbeitsvolumina.

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4948 Der Mittelstand. | 2 | 2012

Page 50: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

Corporate Design: Alles Logo oder was?

Was ist Corporate Design?Oft werden Corporate Design und Corpo-rate Identity gleichgesetzt, was jedoch falsch ist. Unter Corporate Identity ver-steht man die Identität und Philosophie eines Unternehmens. Dazu gehören z. B. Vision, Zweck, Einstellung und Firmen-geschichte. Das Corporate Design macht diese Werte sichtbar und unterstützt die in der Corporate Identity definierten Ziele. Es sorgt also dafür, dass das Un-ternehmen nach innen und außen einen einheitlichen Auftritt hat.

Elemente des Corporate Design sind u. a.• Das Signet / Logo (als reines Wort-

zeichen oder als kombiniertes Wort-Bildzeichen)

• Die Typografie (einheitliche Schrift-arten für unterschiedliche Anwen-dungen)

• Die Farben und Farbwelten• Die Bildsprache (Key-Visuals, Image-

bilder, Symbole)

Umgesetzt wird das Corporate Design z. B. auf

• Geschäftspapiere (Visitenkarten, Briefpapiere, Lieferscheine, etc.)

• Flyer, Broschüren, Plakate• Anzeigen• Internetauftritt• Schilder, Leitsysteme

• Verpackungen• Werbegeschenke• Arbeitsbekleidung• Fahrzeugbeschriftung• Messestand• Innen- und Außen-Architektur

Erfolgsfaktoren: Kontinuität & KonsequenzWas wäre passiert, wenn Coca Cola jähr-lich mit einer anderen Farbe und einem anderen Schriftzug aufgetreten würde? Und wenn das Erscheinungsbild in jedem Land anders aussähe? Vermutlich würde die braune Brause heute nicht der belieb-teste Softdrink der Welt sein. Was ist also das Geheimnis der Marke? Das Corporate Design wurde von Anfang an konsequent gepflegt und umgesetzt! Der geschwun-gene Coca Cola Schriftzug hat sich seit der Erfindung 1886 kaum verändert. Zu-sammen mit dem Rot als Unternehmens-farbe, der einzigartigen Flaschenform und natürlich dem geheimen Rezept sind das die Bestandteile, die diese Marke zu einer der wertvollsten weltweit macht. Inzwischen gibt es das bekannte Logo in den verschiedensten Ländern und Spra-chen, z. B. auf Hebräisch oder Indisch. Aber immer im gleichen Schriftzug und einheitlichem Design. Konsequenz zahlt sich also aus! Sie signalisiert Kontinuität in der Unternehmenskommunikation und

schafft somit Glaubwürdigkeit und Ver-trauen. Und das gilt nicht nur für große Konzerne, sondern auch für Unterneh-men aus dem Mittelstand.

Ein durchdachtes und einheitliches Corporate Design sorgt dafür:

1. Dass sich Ihr Unternehmen vom Wettbewerber unterscheidet

2. Dass Sie jederzeit als Absender / Hersteller erkennbar sind

3. Dass Ihre Leistung bzw. Ihr Produkt wahrgenommen wird und in Erinne-rung bleibt

4. Dass Ihr Unternehmen professionell, vertrauenswürdig und sympathisch wirkt

Form follows Function: Ein gutes Design ist immer eigenständig und unverwechselbar. Es visualisiert die Unternehmens-Identität und prägt posi-tiv das Image. Aber es muss für ein Unter-nehmen vor allem auch eines sein: prak-tikabel. Beherzigen Sie den Grundsatz „Form follows Function“ und achten Sie darauf, dass das Logo inklusive Unterzei-le / Claim auch in der Verkleinerung und in Schwarz-Weiß funktioniert. Das Gleiche gilt auch für die genutzten Schriftarten, die in allen Anwendungen und Medien (print und online) gut lesbar sein sollten. Denn nur eine Gestaltung, die Sie einfach

In den vorherigen Folgen konnten Sie in dieser Marketing-Kolumne u. a. lesen, wie Sie sich mit der richtigen Positionierung vom Wettbewerb abheben und wie Sie dies mit einem prägnanten Slogan auf den Punkt bringen. Ihre Firmenphilosophie sollte sich aber auch in einem passenden Erscheinungsbild widerspiegeln, dem sog. Corporate Design.

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Page 51: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

auf alle benötigten Anwendungen adap-tieren können, werden Sie auch über Jah-re nutzen.

Und daran erkennen Sie übrigens auch gutes Design: es ist zeitlos und unabhän-gig von kurzlebigen Modetrends.

Wie das Beispiel Coca Cola zeigt, ist Kon-tinuität ein wichtiger Erfolgsfaktor für erfolgreiches Corporate Design. Hilfreich für die Umsetzung sind dabei auch Ge-staltungsrichtlinien (Styleguide), in de-nen Ihr Grafiker oder Ihre Agentur genau festlegen, wie das Erscheinungsbild in den einzelnen Anwendungen und Forma-ten aussieht. Es ist quasi ein Musterka-talog Ihrer Drucksachen, der über Jahre eine einheitliche Umsetzung erleichtert. Und zwar unabhängig davon, welche Mit-arbeiter, Agentur oder Druckerei Sie mit der Erstellung Ihrer Werbematerialien beauftragen.

Design-Evolution statt RevolutionVerzichten Sie auf regelmäßige oder ra-dikale Veränderungen in Ihrem Design – außer, Sie möchten tatsächlich als völlig neu und anders wahrgenommen werden. Gehen Sie lieber den Weg der sanften Evolution, denn natürlich ist eine behut-same Überarbeitung und Optimierung z. B. an Ihrem Logo oder Ihrer Website über die Jahre machbar. Achten Sie aber immer darauf, dass der Gesamteindruck Ihres Corporate Designs erhalten bleibt.

Claudia MattheisGeschäftsführerin mattheis werbeagentur GmbHwww.mattheis-berlin.de

Praxis Tipp: Das Corporate Design BriefingJe besser das Briefing, desto besser das Ergebnis. Jeder Auftrag an einen Grafiker oder eine Agentur sollte daher mit einer klar formulierten Aufga-benstellung beginnen. Nehmen Sie sich also Zeit dafür und verfassen Sie Ihr Briefing sorgfältig. Denn dann können die Designer besser verstehen, was Sie brauchen und arbeiten produktiver. Und Sie erhalten bessere Ergebnisse!

Folgende Fragen sollte Ihr Design-Briefing beantworten:

Was soll gemacht werden und warum? (bisheriges Design über- arbeiten oder neues entwickeln?)

Wenn Sie bereits ein Corporate Design haben: Was soll verändert bzw. übernommen werden?

Welche Medien und Kommunikati-onsmittel setzen Sie bereits ein?

In welcher Branche sind Sie tätig?

Welche Produkte bzw. Dienst- leistungen bieten Sie an?

Welche Botschaft wollen Sie transportieren?

Welche Zielgruppen wollen Sie erreichen (Alter, Geschlecht, Einkom-men, Beruf, Bildung, B2B, B2C, etc.)?

Wie ist Ihr Unternehmen im Markt positioniert?

Was sind die Vorteile/Alleinstellungs-merkmale Ihres Angebotes?

Wer sind Ihre Wettbewerber?

Wie treten Ihre Wettbewerber am Markt auf?

Was gefällt Ihnen in der Werbung allgemein und was nicht?

Haben Sie bestimmte Farb- vorlieben / -abneigungen?

Wie ist Ihre Zeitplanung?

Welches Budget haben Sie eingeplant?

Signetelemente: Erkennen Sie auf Anhieb die jeweilige Marke?

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Page 52: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

Energie elektronisch

Ein schneller Ausbau der Erneuerbaren Energien ist entscheidend für den Erfolg der Energiewende. Die Förderung wird bislang von allen Stromverbrauchern über die EEG-Umlage finanziert. Mit zunehmen-dem Ausbau steigt somit über die Umlage auch der Strompreis.

Um die stromintensive Wirtschaft vor steigenden Kosten zu schützen, hat die Bundesregierung im vergangenen Jahr die Anforderungen bei der „Besonderen Ausgleichsregelung“ deutlich abgesenkt. Dadurch erweiterte sich der Kreis an privilegierten Unternehmen, die nur eine verringerte EEG-Umlage zahlen müssen.

Von der Neuregelung können nun auch mittelständische Unternehmen profitie-ren. So wurde die Schwelle, um die Be-günstigung in Anspruch zu nehmen, von 10 auf 1 GWh des jährlichen Verbrauchs und das Kriterium der Stromintensität (An-teil der vom Unternehmen zu tragenden Stromkosten an der Bruttowertschöp-fung) von 15 Prozent auf 14 gesenkt.

Den Antrag für eine verminderte EEG-Umlage müssen die Unternehmen beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhr-kontrolle (BAFA) stellen. Um das Verfah-ren zu vereinfachen, bietet die BAFA seit diesem Jahr erstmals ein papierloses,

elektronisches Teilnehmerverfahren über das Onlineportal ELAN-K2 an.

Die Nutzung ist seit 1. April möglich. Anleitungen und Informationen zur Selbst-registrierung können unter www.bafa.de abgerufen werden. Darüber hinaus werden Fragen zur „Besonderen Ausgleichsregelung“ unter 06196 908-666 beantwortet.

Sindy VollmertDiplom-Volkswirtinwww.bvmw.de

Die Ausgleichsregelung für die stromintensive Wirtschaft

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52 Der Mittelstand. | 2 | 2012

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Gesunde Lebenszeit

Der demografische Wandel vollzieht sich unaufhaltsam: Wir werden immer älter. Jedes zweite heute geborene Mädchen hat schon eine Lebenserwartung von 100 Jahren. Die Ursachen für diese Langlebig-keit liegen in verbesserten hygienischen Standards und in einer hochentwickelten Reparaturmedizin. Einst tödliche Krank-heiten können heute geheilt oder wenigs-tens effektiv gelindert werden. Neben enormen Kosten hat dieses Modell aber auch viele Jahre in kompletter Abhängig-keit von Medizin und Pflege zur Folge. Die Herausforderung für die Zukunft kann des-halb nur darin liegen, nicht die Lebenszeit an sich, sondern die gesunde Lebenszeit zu verlängern. Die Medizin des 21. Jahr-hunderts kann deshalb nur Prävention heißen.

Das Medizinische PräventionsCentrum Hamburg hat sich diese Verlängerung der gesunden Lebenszeit auf die Fahnen ge-schrieben und ein 4-Stufen-Modell entwi-ckelt, das zum Ziel führen soll. Eine erste Stufe sieht regelmäßige Vorsorgeuntersu-chungen vor. Denn nur wenn man die in-dividuellen Stärken und Schwächen eines Menschen kennt, kann man Krankheiten auch gezielt vorbeugen. Ein Beispiel: Es gibt viele Menschen, die auf ihre Choles-terinaufnahme achten, obwohl es dafür keine Veranlassung gibt, während andere, deren Arterien sich schon verändert ha-ben, dieses versäumen. Eine gründliche Untersuchung steht also immer am An-fang, um in der zweiten Stufe sinnvoll den Lebensstil anpassen zu können.

Die dritte Stufe sieht die gezielte Einnah-me von präventiv wirksamen Medikamen-ten oder Nahrungsergänzungsmitteln vor. Auch hier ist es nicht so, dass alle alles brauchen. Es gibt Menschen mit einer niedrigen Knochendichte, die zur Verhin-derung der Volkskrankheit Osteoporose Vitamin D einnehmen sollten, andere be-

nötigen dieses nicht. In einer vierten Stufe soll die psychosoziale Gesundheit geför-dert werden, diese Stufe beinhaltet auch ein wirksames Stressmanagement.

Was auf der persönlichen Ebene für alle Menschen gilt, bekommt im betrieblichen Kontext noch eine weitere Dimension, wo der Ausfall des Unternehmers oder von Führungskräften nur schwer zu kom-pensieren ist. Erfreulicherweise liegt das Gesundheitsbewusstsein dieser Gruppe heute über dem Durchschnitt, und das Bild des bewegungsarmen und übergewichti-gen Industriekapitäns hat sich schon lange überlebt. Bei vielen regelmäßigen Vorsor-geuntersuchungen wird jedoch häufig nur ein Schmalspurprogramm gefahren, das wichtige Erkrankungen gar nicht erfasst. Das betriebliche Gesundheitsmanagement gerade für die Führungsebene zu professi-onalisieren, wird daher eine der wichtigs-ten Entwicklungen in moderner Unterneh-menskultur in den nächsten Jahren sein.

Prävention ist die Medizin des 21. Jahrhunderts

Prof. Dr. med Christoph M. BambergerDirektor des Medizinischen Präventi-onsCentrum Hamburg (MPCH)www.mpch.de

Einst tödliche Krankheiten können

heute geheilt oder wenigstens effektiv gelindert werden.

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Feierabend hab ich, wenn ich tot binWarum wir im Burnout versinkenDas Modethema „Burnout“ ist omnipräsent in den Medien und nervt viele. Schließlich kennt doch jeder Unternehmer Stress – und verursacht ihn garantiert auch bei seinen Mitarbeitern.

Aber das Buch von Markus Väth ist anders als die übliche Ratgeber-literatur und darum einen Buchtipp wert. Er analysiert Burnout als Massenphänomen – und Massenmarkt. 50 Prozent der Fach- und Führungskräfte fühlen sich permanent überfordert. Das lässt den Therapeutenmarkt und die Pharmaindustrie boomen. Das Buch beschreibt die unternehmerischen und gesellschaftlichen Miss-stände und zeigt, wie wir eine menschlichere und damit letztlich produktivere Arbeitswelt schaffen können. Bisher gilt Burnout als Problem des Einzelnen, doch er steht in Wahrheit am Ende einer Kette von Fehlentwicklungen: Multitasking, Entgrenzung des Ar-beitslebens, Illusion des Zeitmanagements, schlecht ausgebildete Chefs und fragwürdige Werte. Oft wird die Arbeit zum Daseinszweck. Wir arbeiten am Wochen-ende und im Urlaub, sind permanent erreichbar und online. Bei Selbstständigen ist diese selbstzerstörerische Haltung Klischee und Kult zugleich. Da hilft nur ein bewusstes Grenzen ziehen und „Work smart, not hard“.

Fazit: Markus Väth sieht Burnout als eine Gesellschaftskrankheit. Er erklärt die Ursachen, gibt Anregungen, stellt aber auch die Frage, ob man die Burnout-Gefahr überhaupt noch drosseln kann.

Wie wir morgen leben werden15 Lebensstiltrends Zukunft passiert. Die Welt verändert sich dramatisch. Es ent-stehen neue Lebensmodelle, die bekannten Zielgruppen haben ausgedient. Ebenso wie die bisherigen Sinus-Milieus und andere soziodemografische Modelle, die nur Alter, Einkommen und Bil-dungshintergrund der Menschen ermitteln. Ehemals homoge-ne Gruppen brechen auseinander und lassen neue Lebensstile entstehen. In den USA sind die Intensivkäufer von Surfboards nicht mehr trendige 20-Jährige, sondern 40-jährige Midlifecrisis-Männer. 15 Lebensstiltrends haben die Autoren definiert wie z. B. „Screen Generation – die Freibeuter der Informationsge-sellschaft“, „Foodies – gesunder Genuss als Basis einer sozialen Bewegung“, „Frauen 55 plus – die Konsummehrheit der Zukunft“, „Latte-Macchiato-Familie – von der hippen Lebensstilrevoluti-on zur neubürgerlichen Öko-Nüchternheit“, „Generation Silver Sex – die wachsende Lebenslust der Konsumprofis“. Aber auch „Pseudotrends“ werden beleuchtet, wie die Single-Gesellschaft und Patchwork-Familie.

Fazit : Die Autoren haben eine Lebensstil-Typologie entwickelt, die dem beschleunigten Wandel Rechnung trägt. Wie werden wir im Jahr 2030 leben und welche Gruppen werden in den kommenden Jahren Wirtschaft, gesellschaftliches Leben und den Konsum bestimmen? Jede der Lebensstilgruppe wird mit repräsentativen Zahlen der GfK belegt und in ihrer Eigenart trendanalytisch vorgestellt.

Markus Väth

Feierabend hab ich, wenn ich tot binWarum wir im Burnout versinken

Gabal240 Seiten

Eike Wenzel, Oliver Dziemba,Corinna Langwieser

Wie wir morgen leben werden15 Lebensstiltrends, die unsere Zukunft prägen

mi-Wirtschaftsbuch224 Seiten

34,99 €19,90 €

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TouchpointsAuf Tuchfühlung mit Kunden von morgenTouchpoints sind „Kundenkontaktpunkte“. Früher hatte das Un-ternehmen die Macht darüber, wann und wo der Kunde mit ihm in Kontakt tritt. Doch das Social Web verändert die Art und Weise, wie wir kaufen und Business machen. Viele neue „Momente der Wahrheit“ sind entstanden, in denen der Kunde erlebt, was die Versprechen eines Unternehmens taugen – um daraufhin seine

Entscheidung zu treffen. Wie können Unternehmen die wach-sende Zahl der Offline- und Online-Touchpoints verknüpfen und nutzen, um damit Geld zu verdienen? Wie können sie Kunden und Mitarbeiter mit ihren Ideen und Meinungen aktiv involvieren? Und wie können sie ihre Kunden zu Fans, Promotoren und aktiven Emp-fehlern machen, um dauerhafte Umsatzzuwächse zu generieren?

Touchpoint-Management hilft, die Herausforderungen unserer neuen Business- und Arbeitswelt zu meistern. Anne M. Schül-ler hat es in zwei Teilen entwickelt: das Mitarbeiter-Touchpoint-Management, das die Beziehungen zwischen Führungskraft und internen Kunden neu strukturiert. Und das Customer-Touchpoint-Management für Kundenbeziehungen in Zeiten von „social“ und „mobile“. Alles ist einfach und ohne teure Hilfe von außen umsetz-bar. Ein Tool, das es auch erlaubt, mit punktuellen Maßnahmen sofort zu beginnen.

Fazit: Das Buch ist praxisorientiert, pointiert und verständlich geschrieben. Es enthält zahlreiche Fallbeispiele, Checklisten und einen reichen Fundus an Tipps.

Anne M. Schüller

Touch PointsAuf Tuchfühlung mit dem Kunden von heute

Gabal351 Seiten

Judith Schalansky

Der Hals der Giraffe

Suhrkamp224 Seiten

Viktor Foerster / Tibor Foerster / Tim Pahl

Handbuch des IT-Vertragsrechts für Wirtschaft (B2B) und öffentliche Hand (EVB-IT) Band 1 und 2

Tredition 20111200 Seiten

Pierre David, Martine Willemin

Der Küchengarten des Königs

Dumont Buchverlag208 Seiten

Rainer Hank

Die Pleite-Republik: Wie der Schuldenstaat uns entmündigt und wie wir uns befreien können

Karl Blessing Verlag448 Seiten

Constantin Sander

Change – Bewegung im KopfIhr Gehirn wird so, wie Sie es be-nutzen. Mit neuen Erkenntnissen aus Biologie und Neurowissenschaften

BusinessVillage 2012256 Seiten

49,95 €

69,80 €

29,90 €

George Soros

Gedanken und Lösungsvorschläge zum Finanzchaos in Europa und Amerika

Plassen Verlag 2012160 Seiten

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5554 Der Mittelstand. | 2 | 2012

Page 56: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

Lohnsteuer bei kleinen Geschenken

Kleine Geschenke erhalten die Freund-schaft. Darüber sind sich alle einig. Noch ungeklärt ist allerdings die praktische Frage, wie sich die Geschenke im Wert bis 35 Euro steuerlich beim Beschenkten auswirken sollen.

Wenn ein Unternehmer an einen Nicht-arbeitnehmer Sachzuwendungen wie Ge-schenke oder Einladungen, im Wert von 10 Euro bis 35 Euro vergibt, dann kann er diese Aufwendungen bei sich als Be-triebsausgaben steuermindernd geltend machen, wenn der Bedachte konkret be-nannt wird. Bei Präsenten unter 10 Euro handelt es sich um Streumaterial wie Ku-gelschreiber oder Sparschweine, die nicht gesondert aufgezeichnet werden müssen. Geschenke über 35 Euro sind zwar auch eine Betriebsausgabe, dürfen aber bei der Steuerberechnung nicht abgezogen werden.

Es ist ohne Zweifel so, dass der Beschenk-te einen Vorteil aus dem Geschenk hat, denn das ist ja der Sinn und Zweck der Sache. Da es keine Steuerbefreiung für Sachzuwendungen gibt, bestehen im Grundsatz zwei Möglichkeiten, wie der erlangte Vorteil des Beschenkten ertrag-steuerlich verwertet wird: Entweder setzt der Bedachte das Geschenk bei sich als Einnahme an, oder der Schenker kann auch die Steuer mit einem pauschalen Satz von 30 Prozent mit übernehmen. Insoweit hat der Schenker ein Wahlrecht, das er aller-dings innerhalb eines Jahres einheitlich ausüben muss.

Im Einkommensteuergesetz ist die Mög-lichkeit der pauschalen Besteuerung im § 37b geregelt. Damit gehört diese Art der Steuererhebung systematisch zur

Lohnsteuer mit allen Konsequenzen. Die Bezahlung der Lohnsteuer erfolgt mit den laufenden Lohnsteueranmeldungen, und bei Bedarf kann der Schenker über einen Nachforderungsbescheid des Finanzamtes in die Haftung genommen werden. Zudem wird das Thema bei den Lohnsteuer-Au-ßenprüfungen mit abgeklopft. Auch wenn es außerordentlich weltfremd klingt: Um alles richtig zu machen, müsste man mit dem Präsent an den Geschäftsfreund auch ein Papier übergeben, auf dem vermerkt ist, dass bereits alles ordnungsgemäß ver-steuert wurde oder, wenn das nicht der Fall ist, welchen Wert die Zuwendung hat.

Praktische Überlegungen irrelevantBisher war sich die Fachwelt „eigentlich“ darüber einig, dass die pauschale Besteu-erung nur für Geschenke im Wert über 35 Euro gilt. Die Formulierung im Gesetz (§ 37b Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 EStG) mit sei-nem allgemeinen Verweis auf Geschenke (§ 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 1 EStG) ist allerdings nicht eindeutig. Aber man konnte sich nicht vorstellen, dass der Gesetzgeber wirklich jede Zuwendung im Wert über 10 Euro ver-wertet haben wollte. Bei dieser Sicht wird allerdings übersehen, dass es bei der Um-setzung des Steuerrechts leider nicht auf praktische Überlegungen ankommt.

Somit war es nur eine Frage der Zeit, bis die Auslegung dieser Teile des Einkommen-steuergesetzes bei einem Finanzgericht vorgelegt wird. In diesem Fall war es das Finanzgericht Hamburg (Urteil vom 20. 09.2011, 2 K 41/11). Und weil wohl ein Ge-richt sein Urteil erst recht nicht mit prak-tischen Überlegungen begründen kann, wurde hier zugunsten des Finanzamtes entschieden, dass Sachzuwendungen an Geschäftsfreunde auch dann pauschal zu

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Page 57: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

besteuern sind, wenn der Wert der Zuwen-dung nur zwischen 10 Euro und 35 Euro beträgt, sofern der Zuwendende das Wahl-recht der Pauschalisierung in Anspruch nimmt.

Gegen das Urteil wurde beim Bundesfi-nanzhof (BFH) Revision eingelegt (VI R 52/11). Bis hier eine abschließende Ent-scheidung vorliegt, sollten – soweit das Problem aktiviert wurde – die Verfahren mit Einsprüchen offen gehalten werden.

Auffälligkeiten beim „Chi-Quadrat-Test“ Insbesondere Unternehmen mit hohen Bareinnahmen stehen bei einer Betriebs-prüfung regelmäßig im Verdacht, dass nicht alles, was an Geldern eingegangen ist, auch wirklich in der Buchhaltung er-fasst wurde.

Beim „Chi-Quadrat-Test“ wird berücksich-tigt, dass angeblich jeder Mensch einzelne Ziffern besonders mag und andere Ziffern nicht. Das tatsächliche Leben würde dazu führen, dass in den Zahlenkolonnen wie den Kassenumsätzen jede der zehn Zif-

fern in seiner Anzahl gleich oft verteilt ist. Wenn dagegen die Zahlen lediglich der Phantasie entsprungen sind, dann sorgt die persönliche Liebe oder Ablehnung ein-zelner Ziffern dazu, dass die Gleichvertei-lung abhanden kommt. Diese statistischen Berechnungen können relativ leicht mit den von den Steuerpflichtigen übernom-menen elektronischen GdPdU-Daten am Computer ausgeführt werden.

Wenn eine Buchhaltung bei diesem Test aufgrund signifikanter Abweichungen durchfällt, dann nimmt das Finanzamt dies praktisch automatisch zum Anlass, um Umsatzerlöse hinzu zu schätzen. Ein Steuerpflichtiger im Bundesland Rhein-land-Pfalz wollte diese Konsequenzen nicht so einfach hinnehmen und klagte er-folgreich gegen die Änderungsbescheide beim Finanzgericht (Urteil vom 24.08.2011 - 2 K 1277/10). Ein durchgefallener Test ist zwar ein starkes Indiz für eine Manipulati-on, das allein reicht aber nicht aus, um die Richtigkeitsvermutung einer formell ord-nungsgemäßen Buchhaltung zu widerle-gen. Zur Absicherung müssen vom Finanz-

amt noch andere Erkenntnisse, wie der Nachweis der Manipulationsmöglichkeit des eingesetzten Kassenprogramms bei-gebracht werden.

Hinzu kommt, dass Auffälligkeiten im „Chi-Quadrat-Test“ oftmals plausibel erklärbar sind, zum Beispiel bei der Verwendung von Signalpreisen, oder wenn einzelne Produkte deutlich öfter verkauft werden als andere.

Im Fazit bleibt der Hinweis, die angeblichen Feststellungen, die von Finanzamtscompu-tern ausgeworfen werden, nicht klaglos und ohne eigene Untersuchungen hinzu-nehmen.

Dipl.-Wirtsch.-Inf. Ullrich HänchenVizepräsident des IBWF Institut e. V.Steuerberaterwww.wagemann.net

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Page 58: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

Rechtsform mit RisikenWarum deutsche Unternehmer keine Limited gründen sollten

Die Limited erfreut sich in Deutschland großer Beliebtheit. Sie ist eine mit der deutschen GmbH vergleichbare Kapital-gesellschaft, die nach englischem Recht gegründet wird. Schätzungen gehen davon aus, dass rund 60.000 Limiteds (Kurzform für „Private Company Limited by Shares“) hierzulande aktiv sind. Da-bei ist die Limited für einen Einsatz in Deutschland denkbar schlecht geeignet.

Die reißerische Werbung vieler Limi-ted-Anbieter verspricht eine schnelle und unkomplizierte Gründung für unter 200 Euro. Zutreffend ist, dass man eine Limited einfach gründen bzw. die Antei-le an einer bereits gegründeten Limited einfach erwerben kann. Verschwiegen werden hingegen die automatischen Fol-gekosten und die erhebliche Rechtsunsi-cherheit, die mit dem Einsatz der Limited einhergehen. Folgekosten entstehen schon dadurch, dass die Limited beim zuständigen deut-schen Handelsregister eine Zweignie-derlassung anmelden muss, wenn sie ihre Geschäftstätigkeit in Deutschland aufnimmt. Dazu müssen die Gründungs-dokumente und gegebenenfalls weitere Dokumente, aus denen sich die Vertre-tungsverhältnisse ergeben, übersetzt und beglaubigt werden. Die Anmeldung

selbst bedarf der Mitwirkung eines No-tars. Weiterhin muss jede Limited dau-erhaft ein kostenpflichtiges „Registered Office“ in England unterhalten.

Darüber hinaus müssen Limiteds beim Companies House (in etwa vergleichbar mit deutschen Handelsregistern) ihre Jah-resabschlüsse einreichen, und zwar nach den britischen Bilanzierungsregeln (UK-GAAP). Diese können von der HGB-Bi-lanzierung abweichen, so dass dann zwei separate handelsrechtliche Abschlüsse zu erstellen sind, zusätzlich zum mögli-cherweise ebenfalls abweichenden steu-errechtlichen Abschluss. Allein die hierfür anfallenden Beratungskosten übersteigen die vermeintliche Ersparnis bei der Grün-dung der Limited um ein Vielfaches.

Rechtsunsicherheit ergibt sich vor allem aus einer aktuellen Entscheidung des BGH, wonach Streitigkeiten zwischen Ge-sellschaftern oder der Limited und ihren Gesellschaftern ausschließlich vor eng-lischen Gerichten auszutragen sind. Die Auswirkungen dieser Entscheidung sind weitreichend. Kaum ein in Deutschland tätiger Unternehmer wird mit englischen Anwälten vor einem englischen Gericht sein Recht erstreiten wollen. Faktisch ent-steht hier ein rechtsfreier Raum.

Unternehmer, deren Geschäftstätigkeit in Deutschland ihren Mittelpunkt hat, sind deshalb gut beraten, sich für die hier eta-blierten Rechtsformen (GmbH, GmbH & Co. KG, AG) zu entscheiden. Zusätzlich besteht seit 2008 die Möglichkeit, für we-niger als 500 Euro eine UG (haftungsbe-schränkt) zu gründen, die später zu einer GmbH aufgerüstet werden kann. Also Hände weg von der Limited – die Folgen sind kaum überschaubar.

Rechtsanwalt Dr. Eike KnolleRechtsanwalt, MBA, Mitglied des IBWFwww.bb-soz.de

Verschwiegen werden die automa-tischen Folgekosten und die erhebliche Rechtsunsicherheit.

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Page 59: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

Veranstaltung zu Gunsten

EinladungMontag, 14. Mai 201211:00 Uhr bis 15:00 Uhr

Spielmanns LokschuppenKronberg im Taunus

Exklusiver Partner

Wirtschaftsfaktor GlückEine Initiative von Dorette Segschneider

Veranstaltung mit Dr. Eckart von Hirschhausen

Glück kommt selten alleine“ Was die positive Psychologie für Wirtschaft und Gesell schaft bedeutet.

Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft lädt Sie gemein sam mit Spielmanns Officehouse in Kronberg und der Gründerin der Initia tive„Wirt schafts faktor Glück“ Dorette Segschneider zu einer exklusiven Ver anstaltung in den Spielmanns Lokschuppen nach Kronberg ein.

Ehrengäste der Veranstaltung sind UNESCO-Sonderbotschafterin Dr. h. c. Ute-Henriette Ohoven und BVMW-Bundesgeschäftsführer Stefan Beißwenger.

Kostenbeitrag 79 Euro zzgl. MwSt. pro Person, Getränke und Buffet inklusive.

Mit der Veranstaltung werden das BVMW-Berufsausbildungszentrum in Burkina Faso (Afrika) und die Stiftung Humor hilft heilen von Dr. Eckart von Hirschhausen gefördert.

Um eine zusätzliche Spende von 50 Euro pro Stiftung wird gebeten.Das Kartenkontingent ist begrenzt und wird nach Eingang der Anmeldungen vergeben.

Programm, Anmeldung und Spendenkonten unter www.hessen.bvmw.de

© Frank Eidel

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Logistik – intelligent gemacht Erfurter Wirtschaftskongress 7. | 8. Juni 2012

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Mittwoch, 14. Dezember 2011 10:09

Menschen mit Behinderung ins Arbeits-leben integrieren – darum geht es beim erstmals ausgeschriebenen Inklusions-preis 2012. Teilnehmen können Unterneh-men, die 2011-2012 beispielhafte Projekte zur Integration behinderter Mitarbeiter durchgeführt haben.

Einsendeschluss für Bewerbungen ist der 31. Mai 2012.

www.unternehmensforum.org/inklusionspreis

Mit dem Professor-Adalbert-Seifriz-Preis wird der Technologie-Transfer zwischen Wissenschaft und Handwerk prämiert. Eine Jury sucht erfolgreiche Koopera-tionsprojekte aus allen Bereichen der Wissenschaft und des Handwerks. Be-werben können sich Handwerker und Wissenschaftler gemeinsam, die an einer innovativen Entwicklung beteiligt sind.

Bewerbungen sind möglich bis zum 11. Juni 2012.

www.seifriz-preis.de

Deutschlands gesündestes Unternehmen gesucht! Unternehmen aus allen Bran-chen sind eingeladen, ihre innovativen Konzepte und Strategien im betrieblichen Gesundheitsmanagement einzureichen. Alle Unternehmen mit Sitz in Deutschland können teilnehmen.

Bewerben können Sie sich bis zum 15. Juli 2012.

www.corporate-health-award.de

Inklusionspreis Corporate Health Award

UnternehmerpreiseOb besonders innovativ, besonders gesund oder besonders tolerant:

Über ausgezeichnete Unternehmen wird gesprochen, nicht nur in den Medien. Deshalb stellen wir Ihnen hier einige aktuelle Unternehmerpreise vor.

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Page 61: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

Netzwerken in Europa

Für ein halbes Jahr ins europäische Ausland – diese Idee kennt man vor allem von den Erasmus Studentenpro-grammen. Doch auch für Unternehmer gibt es seit 2009 ein Erasmus Programm, mit finanzieller Unterstützung der EU. Neben den 27 EU-Staaten nehmen noch 10 weitere europäische Länder teil, so auch Serbien, Norwegen und die Schweiz.

Das Konzept des Programms ist einfach: Junge Unternehmer verbringen bis zu sechs Monate bei einem Gastgeber-Unternehmer im europäischen Ausland.

Die EU zahlt dem Jungunternehmer einen Zuschuss, je nach Land bis zu 1.100 Euro im Monat. So will die EU den europäischen Binnenmarkt, immerhin den größten der Welt, entwickeln und stärker vernetzen. Der Jungunter-nehmer lernt im etablierten Betrieb das Handwerkszeug, der Gastgeber erhält dafür einen möglichen zukünf-tigen Partner in einem anderen nati-onalen Markt in Europa und profitiert von einer anderen Perspektive auf das eigene Unternehmen.

Teilnehmen können Jungunternehmer, die ihre Firma innerhalb der letzten drei Jahre gegründet haben oder die Unternehmensgründung planen. Als Gastgeber werden Unternehmer ge-sucht, die seit einigen Jahren ein klei-nes oder mittleres Unternehmen füh-ren. Die Unternehmer sollen sich auf Augenhöhe begegnen. Der Gastgeber bietet also kein besseres Praktikum an, sondern fungiert als Mentor und teilt sein Wissen und seine Erfahrun-gen.

www.erasmus-entrepreneurs.eu

Das Erasmus-Programm für Unternehmer

Logistik – intelligent gemacht Erfurter Wirtschaftskongress 7. | 8. Juni 2012

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Page 62: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

Da Vinci-Zentrum-RheinRuhr

Leistungen: Das Da Vinci-Zentrum-RheinRuhr konzentriert sich auf Leistungen der kausalen Stressmedizin und der neuro-mentalen Persön-lichkeitsentwicklung bei Privatpersonen, Ein-richtungen des Gesundheitswesens und Unter-nehmen. Im Mittelpunkt unserer Tätigkeit stehen neuro-mentale Fähigkeiten und Methoden mit denen es möglich ist, Zeit- und Leistungsdruck, Probleme und Alltagsstress besser zu meistern, um dauerhaft gesünder, leistungsfähiger und ge-lassener zu leben.

Hauptsitz: Mülheim an der Ruhr(Nordrhein-Westfalen)

www.dvz-rr.de

E.VITA GmbH

Leistungen: E.VITA ist ein innovativer Strom- und Gasanbieter und steht bundesweit für ein in-novatives Dienstleistungsunternehmen, das den Anspruch hat, mehr zu liefern als Energie. Neben günstigen Strom- und Gastarifen setzen wir auf einen umfassenden Kundenservice. Als kon-zernunabhängiger Mittelständler kennt E.VITA die speziellen Bedürfnisse des Mittelstandes und kann so maßgeschneiderte Lösungen an-bieten. Dabei steht die individuelle Beratung des Kunden im Mittelpunkt.

Hauptsitz: Stuttgart – Bad Cannstatt(Baden-Württemberg)

www.evita-energie.de

insa Gesundheitsmanagement GbR

Leistungen: Wir stehen Ihnen mit unserer langjährigen Erfahrung und der Fähigkeit zu begeistern als Full-Service Dienstleister im betrieblichen Gesundheitsmanagement zur Seite. Wir haben gelernt, kostenoptimierte Modelle individuell an die Bedürfnisse un-serer Kunden anzupassen. So integrieren wir unsere Leistungen in Ihre Infrastruktur und Arbeitsabläufe und konzipieren unsere Maßnahmen passgenau auf Ihre speziellen Arbeitssituationen.

Hauptsitz: Mülheim an der Ruhr(Nordrhein-Westfalen)

www.insa-gm.com

Lock your World GmbH & Co. KG und Lock your World Technologies GmbH

Leistungen: „Ein sicheres Schloss muss für Unberechtigte unüberwindbar, für berechtigte Nutzer jedoch einfach zu öffnen sein.“ Lock Your World produziert in Hessen das Vandalismus-geschützte und wartungsfreie Schließsystem „pylocx“. Es verfügt über ein patentiertes Verfahren, wird bundesweit in Hochsicherheitsbereichen eingesetzt. Der Transponder verfügt über einen PIN-Code-Schutz und kann, auch bei Verlust, nicht miss-braucht werden.

Hauptsitz: Bad Orb(Hessen)

www.lockyourworld.com

PRECIOSA – das biofaire Modelabel

Leistungen: Wir sind ein biofaires Modelabel aus Hamburg für Baby-, Kinder- und Damen-bekleidung. Wir entwerfen unser Designs liebevoll in Deutschland und lassen unsere Produkte aus extraweicher, biologischer Baumwolle und ausschließlich unter fairen Bedingungen in Indien und Ägypten produ-zieren. Wir und unsere Produzenten sind fairtradezertifiziert und überzeugen uns re-gelmäßig selbst vor Ort, dass die Richtlinien eingehalten werden.

Hauptsitz: Hamburg (Hamburg)

www.preciosa.de

ZOM Oberflächenbearbeitung GmbH

Leistungen: ZOM, 1993 in Magdeburg gegrün-det, bietet seinen Kunden aus dem In- und Ausland innovative Dienstleistungen „Rund um das Werkzeug“ an. Hierzu zählen u. a. das Instandsetzen und die Sonderanfertigung von Zerspanungs- und Formwerkzeugen, die PVD-Hartstoffbeschichtung, das Hochglanzpolie-ren metallischer Oberflächen, das Nitrieren und die Standzeiterhöhung durch magnet-abrasive Schneidkantenpräparation. ZOM beschäftigt 49 Mitarbeiter.

Hauptsitz: Magdeburg (Sachsen-Anhalt)

www.zom-magdeburg.de

Kurz vorgestelltHier bieten wir Mitgliedern unseres Verbands die Möglichkeit, ihr Unternehmen vorzustellen.

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Page 63: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

Alt-Bundespräsident Roman Herzog beim BVMW

Zu einem spannenden Dialog mit dem BVMW-Wirtschaftssenat reiste Bundes-präsident a. D. Prof. Dr. Roman Herzog nach Düsseldorf. Er wurde von seiner Frau, Alexandra Freifrau von Berlichin-gen, begleitet. Neben vielen anderen Gästen konnte BVMW-Landesgeschäfts-führer Herbert Schulte und Gastgeber Michael Kain auch Mittelstandspräsi-dent Mario Ohoven, seinen Stellvertreter Friedhelm Runge und Bundesgeschäfts-führer Stefan Beißwenger im Hotel Stei-genberger auf der Düsseldorfer „Kö“ be-grüßen. Das Forum, das von Uwe Knüpfer moderiert wurde, eröffnete neue Horizon-te und gewährte seltene Einblicke hinter die Kulissen der großen Politik und in die jüngere Zeitgeschichte Europas.

Herzog begleitet politische und gesell-schaftliche Entwicklungen immer noch kritisch und erinnert damit an seine akti-ve Zeit. Unvergessen bleibt seine Berliner „Ruck-Rede“, die auf die aktivierende Be-reitschaft der Menschen zielte, verkruste-te Strukturen aufzubrechen und der Gesell-schaft neue Impulse zu geben. Der Impuls scheint angekommen zu sein: Heute erle-ben wir eine wirtschaftliche Prosperität

und die Abkopplung Deutschlands von der europaweiten Stagnation, die auf ein ver-ändertes Risikoverhalten und die mutige Umsetzung neuer Ideen vor allem durch den Mittelstand zurückzuführen ist.

Europa und Schuldenkrise im Mittelpunkt der DebatteSchulte zollte seinem Ehrengast dann auch den gebührenden Dank: „Der Besuch des Bundespräsidenten ehrt uns und un-terstreicht den hohen Stellenwert der mit-telständischen Wirtschaft. Wir verdanken unseren Wohlstand in Deutschland nicht zuletzt großen Visionären wie Bundesprä-sident Herzog. Der unmittelbare Dialog mit ihm war eine großartige Erfahrung für alle Beteiligten.“

Kritisch beleuchteten die Wirtschafts-senatoren in der Diskussion vor allem die europäische Staatsschuldenkrise und unterstrichen die ökonomische und poli-tische Bedeutung des europäischen Wirt-schaftsraumes und der Gemeinschafts-währung, die auch in Zukunft erheblich unter Druck stehen dürfte. Der Hinweis des Bundespräsidenten auf eine fehlen-de europäische Öffentlichkeit gewann

in diesem Zusammenhang besonderes Gewicht: Europa könne nur funktionie-ren, wenn neben der ökonomischen auch eine soziale und kulturelle Vertiefung der partnerschaftlichen Zusammenarbeit der Staaten gelinge. Dem Mittelstand als Beschäftigungs- und Innovationsmotor komme in diesem Prozess eine ungemein schwierige und verantwortungsvolle Auf-gabe zu.

Dem Bundeswirtschaftssenat des BVMW gehören neben rund 220 herausragenden Unternehmerpersönlichkeiten auch renommierte Vertreter aus Wissenschaft und Kultur an. In jüngster Zeit wurden berufen:

Prof. Dr. Dres. h.c. Harald zur Hausen: Der Mediziner hat an nam-haften Hochschulen in Deutschland und den USA gearbeitet. Unter seiner Leitung erlangte das Deutsche Krebsforschungs-zentrum in Heidelberg Weltgeltung. Für seine bahnbrechenden Forschungen erhielt er 2008 den Nobelpreis für Medizin. Auch in Deutschland wurden dem Spitzenforscher zahlreiche Ehrungen zuteil, so das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern.

Prof. Dr. Dres. h.c. Paul Kirchhof: Der Steuerrechtsexperte lehrt an der Universität Heidelberg. Von 1987 bis 1999 gehörte er dem Bundesverfassungsgericht an. Als Verfassungsrichter setzte er sich besonders für die Besserstellung der Familien ein. Seine Ar-beiten auf dem Gebiet der Ertragssteuern, des Verfassungsrechts und der europäischen Integration haben die deutsche Politik mit geprägt. Dafür erhielt er u. a. das Große Verdienstkreuz mit Stern.

Mittelständisches Unternehmertum als Motor des Wandels

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Hoher Besuch: Alt-Bundespräsident Prof. Dr. Roman Herzog mit Gattin Alexandra Freifrau von Berlichingen.

Thomas Kolbewww.bvmw.de

Nobelpreisträger im Wirtschaftssenat

BVMW

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Page 64: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

BVMW Jahresempfang der Superlative

Mehr als 2.700 Unternehmer, über 100 Abgeordnete des Deutschen Bundestages sowie Spitzenvertreter aus Diplomatie, Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur drängten

sich auf dem BVMW Jahresempfang im Hotel Maritim Berlin. Mittelstandspräsident Mario Ohoven, Bundeswirtschaftsminister Dr. Philipp Rösler und der Vizepräsident der

Europäischen Kommission und EU-Kommissar für Unternehmen und Märkte, Antonio Tajani, hoben die Bedeutung des Mittelstands für Deutschland und Europa her-

vor. Liz Mohn, Geschäftsführerin der Bertelsmann-Verwaltungsgesellschaft, würdigte das soziale und kulturelle Engagement der Unternehmer in unserem Land.

Rang und Namen: Unternehmer und Spitzenpolitiker beim Jahresempfang des BVMW.

Gefragt: Bundeswirtschaftsminister Dr. Philipp Rösler. Charmant: Starsopranistin Anna Maria Kaufmann.

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Erfolgs-Duo: UNESCO-Sonderbotschafterin Ute-Henriette Ohoven und Grünen-Chef Cem Özdemir.

Partner: Henryk Vogel, Bernd Kraft (Monster Deutschland), Katja Weigand (BVMW), Stefan Beißwenger (BVMW-Bundesgeschäftsführer).

Wegweisend: Mittelstandspräsident Mario Ohoven.Erste Reihe: Spitzenvertreter aus Mittelstand, Politik und Gesellschaft zu Gast beim BVMW.

Engagiert: Liz Mohn.Entspannt: FDP-Vormann Dr. Wolfgang Gerhardt, Liz Mohn, Staatssekretärin a. D. Dagmar Wöhrl, Mario Ohoven.

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BVMW startet Bildungs initiative in Afrika

Gemeinsam mit der Stiftung UNESCO und der österrei-chischen Hilfsorganisation Hope 87 startet der BVMW im Rahmen seines internationalen Engagements jetzt eine der größten Bildungsinitiativen für Afrika.

Als erstes BVMW Projekt entsteht in Burkina Faso das Jugendausbildungszentrum Nabelin, das über 2.000 Jugend-lichen eine Ausbildung ermöglichen soll.

Unternehmer für Burkina Faso gesucht

BVMW-Bundesgeschäftsführer Stefan Beißwenger und Katja Weigand, Leiterin des Bereiches Gesellschaftliche Verantwortung, bei ihrem Besuch des Ausbildungszentrums in Nabelin im März 2012.

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1,5 Millionen Kindern droht der HungertodIn der Sahelzone (Burkina Faso und Mali) sind 15 Millionen Menschen, darunter 1,5 Millionen Kinder, akut vom Hungertod bedroht. Die Stiftung UNESCO hilft vor Ort. Helfen Sie mit einer Spende per SMS-Hotline: SMS mit dem Kennwort future an die Nummer 81190 senden und die Aktion automatisch mit 1 Euro unterstützen.

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Für den Bau der Gebäude, in denen die Werkstätten entste-hen, sucht der BVMW deutsche Bauunternehmer, die das Pro-jekt vor Ort durch aktive Mithilfe unterstützen – Maschinen und Baumaterial können dort angemietet werden – und den Grundstein für das Bildungszentrum legen. Im zweiten Schritt werden eine Schweißerei und eine Kfz-Werkstatt für Motor-räder eingerichtet. So können die jungen Erwachsenen sich praktisches Wissen aneignen, das ihnen hilft, ihre Familien zu ernähren.

Es besteht für deutsche Unternehmen auch die Möglichkeit, Ausbildungslehrgänge vor Ort zu begleiten und die Jugendli-chen durch Fachpersonal zu schulen. Der Düsseldorfer Desig-ner Thomas Rath, seit 2011 Juror bei Germany‘s Next Topmodel, beispielsweise fördert die Schneiderei des Ausbildungszent-rums, in der junge Frauen Kleidung nähen lernen.

Werden auch Sie mit Ihrem Unternehmen Partner der Stiftung UNESCO und Förderer des Ausbildungszentrums. Ihr Engage-ment für das Projekt wird der BVMW auf der Homepage prä-sentieren.

Katja Weigand

Bitte senden Sie Ihre Idee für eine Förderung an [email protected]

Für den ersten Projektabschnitt werden 30.000 Euro benötigt. Spenden können auf folgendes Konto überwiesen werden:

Stiftung UNESCO – Bildung für Kinder in NotSpendenkonto bei der Commerzbank AG DüsseldorfKto. 34 80 100 02 (BLZ 300 400 00)Stichwort BVMW - Burkina FasoIBAN-Code DE 72 300 400 00 0 34 80 100 00BIC- und SWIFT-Code CO BA DE FF

www.unesco-kinder.de

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Künftige KFZ-Mechaniker.Schneiderwerkstatt in Nabelin.

Förderer für folgende Bereiche gesucht:

• Aufbau der Gebäude• Werkzeug und Materialien für das Ausbildungs-

zentrum (Kfz-Werkstatt, Töpferei, etc.)• Unterrichtsmaterialien für theoretische

Ausbildung in den Handwerksberufen• Aufbau und Material für Mensa und Küche• Erste-Hilfe-Kurse und medizinische

Grundausstattung

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Engagierte Unternehmer

Gesellschaftliches Engagement zeichnet den deutschen Mit-telstand seit jeher aus. Als führender Mittelstandsverband unterstützt der BVMW daher in diesem Jahr das Projekt der Bertelsmann-Stiftung „Unternehmen für die Region“ in Deutschland.

Viele Unternehmer engagieren sich in Projekten mit dem Ziel, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Mit persönli-chem und professionellem Einsatz bewegen sie und ihre Mitar-beiter Erhebliches in ihrem Umfeld, beispielsweise in den Berei-chen Familienfreundlichkeit und Integration, Nachhaltigkeit und demographischer Wandel.

Häufig werden diese Projekte von einem Unternehmen im Ein-zelengagement durchgeführt. Solch ein Engagement kann an Grenzen stoßen, vor allem der individuellen Kapazitäten und der Reichweite. Sinnvoller sind in einem solchen Falle Projekte, die gemeinsam mit Partnern realisiert werden. Sie erlangen in der Regel größere regionale Bedeutung und sind deshalb sehr interessant für Unternehmen des Mittelstandes: Sie sind eng in ihren Regionen verwurzelt. Sie wissen genau, wo regionale Herausforderungen bestehen und sind bereit, sich für Lösungen zu engagieren.

Trotz aller internationalen und nationalen Regelungen entschei-den die Rahmenbedingungen vor Ort über den geschäftlichen Erfolg eines Unternehmens, denn die lokalen Infrastrukturen sind Bestandteil ihrer individuellen Wettbewerbsfähigkeit. Die Unternehmen arbeiten auf diese Weise an den Rahmenbedin-gungen und verbessern gleichzeitig die Möglichkeiten, die die Region ihren Einwohnern bietet.

Gute Beispiele gesuchtIm März 2007 hat Liz Mohn, stellvertretende Vorsitzende der Bertelsmann Stiftung, die Initiative „Unternehmen für die Regi-on“ ins Leben gerufen, um „die Vielfalt unternehmerischen En-gagements in Deutschland aufzuzeigen und andere zur Nachah-mung anzuregen.“ Bausteine dieser Initiative sind die Landkarte des Engagements und die Verantwortungspartner-Methode.

Die Landkarte des Engagements bietet gute Beispiele unter-nehmerischer Verantwortung in Deutschland. Die rund 1.200

Projekte zeigen die Vielfalt der Themen und der Formen des Engagements. Hier können kleine und mittelständische Unter-nehmen den Beitrag des Mittelstands zur gesellschaftlichen Verantwortung entdecken. Die Landkarte dient vielen Unter-nehmern als Reservoir für nachahmenswerte Beispiele.

VerantwortungspartnerschaftenGemeinwohl orientierte Projekte scheitern häufig, weil sie von außen an die Unternehmen herangetragen werden, diesen aber nicht die Möglichkeit gegeben wird, sich inhaltlich zu beteiligen. Die aus dem Projekt „Unternehmen für die Region“ hervorge-gangene „Verantwortungspartner-Methode“ schafft den Raum

Erfolgreicher Ansatz zur Regionalentwicklung aus mittelständischer Sicht

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für unternehmerische gesellschaftliche Verantwortung des Mittelstands. Im Zentrum steht die Initiative mehrerer Unter-nehmen. Im gemeinsamen Handeln der Verantwortungspartner entsteht bei den Unternehmen eine große Motivation und Iden-tifikation mit dem Vorhaben.

Die Idee der Methode ist, das Engagement möglichst vieler Unternehmen in einer Region unter einer gemeinsamen Ziel-setzung zu bündeln und mit Akteuren der Zivilgesellschaft und öffentlichen Einrichtungen zu vernetzen. Die Verantwortungs-partner-Methode versteht dabei Engagement als doppelte In-vestition – in die Gesellschaft und in das eigene Unternehmen. Sie bringt Partner aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Be-reichen zusammen, strukturiert den Prozess des Engagements und schafft eine Plattform, auf der Projekte entwickelt und zur Umsetzung gebracht werden.

In den sieben Pilot-Regionen, in denen die Bertelsmann Stiftung die Methode bisher erfolgreich angewendet hat, wurden damit unterschiedliche Herausforderungen adressiert. Hier drei Beispiele:

• Im Saarland arbeiten mehr als 80 Unternehmen mit Part-nern aus Politik und Zivilgesellschaft zum Thema „Jugend, Technik und Beruf“ zusammen.

• In Heilbronn-Franken wurden von rund 100 Akteuren Pro-jekte zur Bewältigung des demografischen Wandels und zur Integration realisiert.

• Rund 70 Unternehmen in der Region Lippe wirken dem drohenden Fachkräftemangel mit Projekten zum besseren Übergang von der Schule in den Beruf entgegen.

Die Verantwortungspartner-Methode verläuft in drei Schritten.

1. Vorbereitungsphase Der Arbeitsprozess beginnt in einem kleinen Kreis von Unternehmen. Dieser regionale Initiativkreis ist das Herz der Aktivitäten: Er trifft sich regelmäßig vor und zwischen den Veranstaltungen, um die Projekte und das Vorgehen in der Region zu koordinieren. Er identifiziert die Themen, knüpft Kontakte und mobilisiert Partner. Er plant die Auftaktveran-staltung, auf der Themen, Projekte und Vorschläge für das weitere Vorgehen diskutiert werden. Vom Initiativkreis hängt es ab, welchen Schwung die Initiative erfährt, und welche wichtigen Persönlichkeiten für die Partnerschaft gewonnen werden können.

2. Durchführungsphase In der Durchführungsphase wird die Mitarbeit vieler Un-ternehmen sowie weiterer regionaler Partner in einen gemeinsamen Arbeitsprozess überführt, der die zentralen Fragen mit Leben füllt: Was ist unsere Vision? Was sind unsere Ziele? Welche Projekte sollen umgesetzt werden? Der Prozess gliedert sich in Meilensteintreffen, bei denen die Projektteams das weitere Vorgehen koordinieren. Der Prozess schließt mit einer Veranstaltung ab, auf der die Ergebnisse präsentiert werden.

3. Verstetigungsphase In den Regionen, die den Prozess durchlaufen haben, besteht in der Regel der Wunsch, den Prozess zu verste-tigen und damit für andere Themen der Region zu nutzen. Aufgrund der positiven Erfahrungen aus den Pilot-Regionen wollen weitere Regionen die Methode anwenden, so dass sich bald mehr als ein Dutzend Verantwortungspartner-Re-gionen in Deutschland konstituiert haben werden. Weitere Interessenten sind herzlich willkommen.

Im gemeinsamen Handeln der Verantwortungspartner entsteht bei den Unternehmen eine große Motivation und

Identifikation mit dem Vorhaben.

Dr. Gerd PlackeBertelsmann Stiftung Senior Project Managerwww.bertelsmann-stiftung.de/csrwww.unternehmen-fuer-die-region.de

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„Es gilt das gebrochene Wort“

Gute Laune beim Ulmer UnternehmerTAG

Mit Humor und Harmonie startete der 13. UnternehmerTAG des BVMW in der Ulmer Donauhalle. Oberbürgermeister Ivo Gönner zeigte sich stolz über die vielen zukunftsorientierten Impulse aus der Region. Im Hinblick auf die Ener-giewende wies er auf Forschung und Entwicklungen „Made in Ulm und Neu-Ulm“ hin.

Als Beispiele für ein gelungenes Mo-bilitätskonzept nannte er neben dem Car-Sharing-Projekt car2go die künf-tige Neubaustrecke zwischen Ulm und Wendlingen. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG, Dr. Rüdiger Gru-be, nannte Gönner seinen „Lieblings-OB“ und bedankte sich für das große Engage-ment bei Stuttgart 21.

„Die Energiewende erfordert eine Ver-kehrswende“, betonte Grube. Die Schie-ne werde eine immer wichtigere Rolle bei der Mobilität spielen. Dafür stünden wichtige Modernisierungsmaßnahmen an, denn von dem 34.000 Kilometer lan-gen Schienennetz stammen 30.000 Kilo-

meter aus dem 19. Jahrhundert. Davon werde der Mittelstand in erheblichem Maße profitieren.

Trotz launigen Worten verloren die Eröff-nungsredner nicht den Blick fürs Wesent-liche. Mittelstandspräsident Mario Ohoven übte am Beispiel der Energiepolitik Kritik an den aktuellen Entscheidungen der Bundesregierung. Ob bei der steuerlichen Entlastung von Betrieben und Bürgern oder beim Thema Mindestlohn – „es gilt das gebrochene Wort.“ Die Unternehmer brauchten jedoch Planungs- und Investiti-onssicherheit. Hier stünden die Politiker in der Verantwortung.

Mit rund 1.200 Besuchern und über 130 Aus-stellern erwies sich der 13. Unternehmer-TAG erneut als die führende Wirtschafts-messe der Region. Er stand in diesem Jahr unter dem Motto „Freiraum für neues Denken“. Dieser Freiraum sei notwendig, so Karl-Heinz Raguse, Initiator des Events und Leiter der lokalen Geschäftsstelle des BVMW, um in Wirtschaft, Politik und Ge-sellschaft wettbewerbsfähig zu bleiben.

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Gute Laune beim Ulmer UnternehmerTAG (v. li.): Mario Ohoven, Dr. Rüdiger Grube (Deutsche Bahn), Karl-Heinz Raguse und Ulms OB Ivo Gönner.

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Veranstaltungen

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BBeessuucchheerr

22Präsentations-Fläche

Vielen Dank für Ihre Treue. Wir freuen uns über viele weitere Veranstaltungen mit Ihnen.

www.messe-und-stadthalle.de

2002 - 2012Rostock

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BVMW-Urgestein Karlheinz Stöckner im (Un)Ruhestand

Nach mehr als 20-jähriger Tätigkeit im und für den BVMW hat sich Karlheinz Stöckner von den Kolleginnen und Kollegen der Bundesgeschäftsstelle in den (Un)Ruhestand verabschie-det. Der gelernte Journalist kam An-fang der 1990-er Jahre zum Verband. Seinen Sprachkenntnissen und Nei-gungen entsprechend, hatte er zwei Jahrzehnte eine Doppelfunktion inne – als Mitglied des Presseteams und als Mittelosteuropa-Experte im Bereich Außenwirtschaft. Dazu kam zuletzt die Betreuung der Bundeskommissionen. BVMW-Präsident Mario Ohoven dankte dem BVMW-„Urgestein“ für seine verdienstvolle Arbeit. Langeweile dürfte bei Karlheinz Stöckner nicht aufkommen: Neben dem Engagement für die Philatelie wartet auf den 65-Jährigen die Arbeit im eigenen Garten.

Trauer um Georg Papst

Der BVMW trauert um Georg Papst. Der Vorzeigeunternehmer war am 10. März nach einem schweren Skiunfall in Tirol im Alter von 77 Jahren verstorben. Das Mitglied des Bundeswirt-schaftssenats hat sich neben seiner weltweit sehr erfolgrei-chen unternehmerischen Tätig-keit vor allem durch besonderes soziales, kulturelles und huma-nitäres Engagement um seine Heimatstadt St. Georgen im Schwarzwald verdient gemacht. Für seine Erfin-dungen, Innovationen und Entwicklungen erwarb der Diplom-Ingenieur der Elektrotechnik rund 400 Patente, das erste schon mit 17 Jahren. BVMW-Präsident Mario Ohoven würdigte Georg Papst als unternehmerisches und menschliches Vorbild: „St. Georgen verdankt Georg Papst als Förderer und Mäzen unendlich viel. Ich habe in ihm einen langjährigen, guten Freund und klugen Ratge-ber verloren.“

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„Eine gute Idee aus der Natur“

Gesundheitsfördernde Ernährung als Wettbewerbsvorteil

Im Mittelstand-Interview: BVMW-Lan-deswirtschaftssenator Dr. Kurt Ihm, Ge-schäftsführer der HERZGUT Landmolkerei Schwarza eG, Rudolstadt.

Die HERZGUT Landmolkerei Schwarza eG im thüringischen Rudolstadt zählt mit Erfahrungen aus über 100 Jahren zu den traditionsreichsten Molkereien des Landes. Im Mittelpunkt steht die Produktinnovati-on HERZGUT Omeghurt mit langkettigen Omega-3-Fettsäuren für eine gesunde Herzfunktion.

Der Mittelstand: Was ist das Besondere an Ihren Produkten?

Ihm: HERZGUT-Produkte sind aus der Er-kenntnis heraus entwickelt worden, dass wir in unserer Nahrung zu viel gesättigte und zu wenig ungesättigte Fettsäuren auf-nehmen. In der Milch sind durchschnittlich 72,5 Prozent gesättigte Fettsäuren enthal-ten. Die HERZGUT-Milch enthält dagegen lediglich 66 Prozent. Der höhere Anteil ungesättigter Fettsäuren macht die Milch und ihre Produkte ernährungsphysiologisch wertvoller.

Der Mittelstand: Worin besteht das Ge-heimnis der HERZGUT-Milch?

Ihm: Das Geheimnis ist eine gute Idee aus der Natur. Unsere HERZGUT-Milchkühe erhalten neben leckerem Gras täglich eine Extraportion Raps, der reich an Vitamin E und ungesättigten Fettsäuren ist. Dafür bedanken sich die HERZGUT-Kühe mit einer

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hochwertigen Milch, die mehr wertvolle ungesättigte Fettsäuren enthält. Unsere ausgewählten HERZGUT Vertragsmilch-bauern unterstützen uns dabei mit kontrol-lierter, artgerechter Laufstallhaltung. Um die Wirkung noch zu erhöhen, reichern wir unseren Joghurt „Omeghurt“ mit Omega-3-Fettsäuren an.

Der Mittelstand: Welche Rolle spielen Omega-3-Fettsäuren für eine cholesterin-bewusste Ernährung?

Ihm: Omega-3-Fettsäuren sind mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die der mensch-liche Organismus nicht selbst bildet. Sie sind lebensnotwendig und müssen folglich mit der Nahrung zugeführt werden. Studien haben ergeben, dass langkettige Omega-3-Fettsäuren, wie sie in unserem Omeghurt enthalten sind, eine gesunde Herzfunktion unterstützen.

Der Mittelstand: Ihr Unternehmen gilt im Ernährungsgewerbe als besonders inno-vativ. Was ist Ihr Erfolgskonzept?

Ihm: Das Unternehmen besitzt drei Patente und ein Gebrauchsmuster. Damit schützen wir unsere HERZGUT-Produkte und ver-fügen bei unserer Produktentwicklung EU-weit über ein Alleinstellungsmerkmal. Bereits im Jahr 1996 haben wir die Marke HERZGUT europaweit schützen lassen. Und 2008 gewann HERZGUT den IQ Inno-vationspreis der Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland in der Kategorie „Ernäh-rungswirtschaft“.

Der Mittelstand: Wie sehen Sie die Zu-kunft der Marke HERZGUT?

Ihm: Markenbewusstsein wird immer be-deutungsvoller. Unsere Marktstrategie sieht vor, die Produktmarke über die Re-gion hinaus zu etablieren. Wir erreichten dadurch auch außerhalb der neuen Bun-desländer eine beachtliche Bekanntheit. Omeghurt wird inzwischen von vielen Leis-tungssportlern konsumiert. Die HERZGUT Landmolkerei unterstützt insbesondere den Olympiastützpunkt Biathlon in Oberhof.

Der Mittelstand: Warum setzen Sie auf ein genossenschaftliches Modell?

Ihm: Die regionalen Milchlieferanten sind als Mitglied der Genossenschaft zugleich auch Eigner. Diese enge wirtschaftliche Verflechtung führt dazu, dass ein Teil der Milchlieferanten mit der Erzeugung von HERZGUT-Milch die Basis unserer Pro-duktpalette gewährleistet. Als finanzielle Anerkennung erhält der Landwirt einen Zuschlag von drei bis fünf Cent pro Liter Rohmilch. Auf diese Weise sichern wir un-serer Genossenschaft den langfristigen, gemeinsamen Geschäftserfolg.

Der Mittelstand: Sie arbeiten aber nicht nur mit Milchbauern zusammen, sondern auch mit Hochschulen … Ihm: Richtig, unsere Landmolkerei un-terhält enge Beziehungen zum Bereich Ernährungswissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität (FSU) in Jena. Zahlrei-che Studenten haben ihr Praktikum in un-serem Unternehmen absolviert. Wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse erhalten wir durch die Vergabe von Bachelor- und Masterarbeiten. Die Realisierung hilft uns in der Produktentwicklung und Anwendung moderner Verfahren.

Dank Verbraucherstudien mit der FSU sind wir in der Lage, unseren Kunden die er-nährungsphysiologischen Vorteile näher zu bringen. Wir wollen unsere Produkte darü-ber hinaus in Humanstudien weiter testen, um einen Beitrag zur gesundheitsfördern-den Ernährung zu leisten. In ähnlicher Form arbeiten wir mit der Fachhochschule Anhalt in Köthen zusammen.

Der Mittelstand: Wie sichert HERZGUT seinen Fachkräftebedarf?

Ihm: In den vergangenen 15 Jahren er-hielten 59 Auszubildende bei uns einen Lehrvertrag. Damit konnten wir den Fachkräftenachwuchs sichern. Zurzeit befinden sich fünf Lehrlinge des Berufes Milchtechnologe und ein Lehrling für den Abschluss Milchwirtschaftliche Laborantin in der Ausbildung. Das Durchschnittsalter unserer Belegschaft von 37,5 Jahren liegt deutlich unter dem Durchschnitt vergleich-barer mittelständischer Betriebe. Um un-sere Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, beschäftigen wir zusätzlich drei Diplomer-nährungswissenschaftler. Damit sind wir für die nächsten Jahre gut aufgestellt.

www.herzgut.de

Dr. Kurt Ihm, Geschäftsführer der HERZGUT Landmolkerei.

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Finanzierung: Der Mix macht‘s

Die Eigenkapitalquote im Mittelstand hat sich in den vergange-nen drei Jahren nahezu verdoppelt. Die kleinen und mittleren Unternehmen werden dadurch bankenunabhängiger. Aber auch neue Finanzierungsinstrumente tragen dazu bei. Dennoch ist der Bankkredit längst nicht aus der Mode gekommen. Auf den richtigen Mix kommt es an, um Finanzierungskosten niedrig und die unternehmerische Flexibilität hoch zu halten.

Welche Instrumente dafür verwendet werden können, war die zentrale Frage des Finanzsymposiums des BVMW-Wirtschafts-senats in Frankfurt am Main. Praktiker, Berater, Banker und Wis-senschaftler beleuchteten deren Chancen und Risiken.

Banken, Börse oder private InvestorenIm ersten Teil der Veranstaltung in den Räumlichkeiten der Alten Börse Frankfurt stand die Finanzierung über Aktien- emissionen oder Mittelstandsanleihen im Zentrum. Michael Negel von der börsennotierten HPI AG und Dr. Ulrich Rohs von der GIF – Gesellschaft für Industrieforschung, die im Septem-ber eine Anleihe an der Börse Düsseldorf platzierte, berichte-ten über ihre positiven Erfahrungen. Dabei lernten sie auch, mit Spekulanten umzugehen, die die Kurse gezielt beeinflussten. Raimund Brichta, Moderator beim Nachrichtensender n-tv, betonte, dass Spekulation ein natürlicher Teil der Börse sei.

Oliver Diehl von der BERENBERG BANK und Klaus Rainer Kirch-hoff von der Kirchhoff Consult erläuterten die Anforderungen beim Börsengang: Investitionen in Bankbegleitung und Kommu-nikation seien unbedingt notwendig. Dagegen betonte Barbara Georg von der Deutschen Börse AG, dass Marktsegmente wie der Entry Standard auch Chancen für kleinere Unternehmen böten. BVMW-Vorstandsmitglied und Wirtschaftsprüfer Dr. Jochen Leonhardt erklärte, dass die höhere Transparenz heute leichter akzeptiert werde, auch da die Unternehmen ihre Jahres-abschlüsse im Bundesanzeiger online veröffentlichen müssen.

Während Mittelstandsanleihen zurzeit zwischen sieben und neun Prozent Rendite bieten müssen, lässt sich eine Finanzie-rung über Banken sogar preiswerter realisieren. So berich-tetenBVMW-Vorstandsmitglied Friedhelm Runge von EMKA Beschlagteile und Dr. Andreas Thumm von der FTE automotive GmbH von günstigen Bankfinanzierungen. Runge gab den Tipp,

Symposium des BVMW-Wirtschaftssenats informiert über neue Wege

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mit Banken intensiv zu verhandeln und nach Alternativen Aus-schau zu halten. Thumm legte dar, wie er günstige Kreditkon-ditionen über ein Konsortium mit mehr als 20 Banken erreichen konnte.

Politik beeinflusst KonditionenDie Finanzierungsmöglichkeiten des Mittelstands werden maß-geblich von den Refinanzierungsmöglichkeiten der Investoren mitbestimmt, worauf Prof. Dr. Birgit Wolf von THM Business School hinwies. Dies gilt ebenso für Fusionen und Übernahmen, wie Michael Keller von Keller & Coll. bestätigte. Er erklärte zu-dem, wie strategische Investoren auch im Zuge einer Unterneh-mensnachfolge gefunden werden können.

Die Liquiditätssituation der Banken ist dank der langfristi-gen und umfassenden Refinanzierung durch die Europäische Zentralbank derzeit gut. Dennoch gibt es Engpässe beim Eigenkapital, die sich bei einer weiteren Staatspleite extrem verschärfen würden. BVMW-Präsident Mario Ohoven warn-te in seiner Rede eindrücklich, dass durch eine Ausweitung der Euro-Rettungsschirme EFSF und ESM die Gefahr nicht gebannt sei. Wissenschaftler und Bestsellerautor Prof. Dr. Max Otte befürchtet sogar, dass Sparer durch eine kommende Inflation enteignet würden. Für die ittelständischen Unter-nehmer hat er den Tipp parat, jetzt die günstige Gelegenheit zu nutzen, falls sie eine langfristige Finanzierung anstreben. Denn auf diesem niedrigen Stand würden die Zinsen in den USA und in Deutschland nicht lange bleiben können.

Diskutierten über Vorteile und Risiken moderner Finanzierungs-instrumente (v. li.) : Friedhelm Runge, Dr. Michael Vogelsang (Moderation), Michael Keller, Prof. Dr. Max Otte, Prof. Dr. Birgit Wolf, Dr. Jochen Leonhardt, Dr. Andreas Thumm.

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Die Finanzierungsmöglichkeiten des Mittelstands werden maßgeblich von den Refinanzierungsmöglichkeiten der Investoren mitbestimmt.

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Masterplan für die Energiewende

Der Jahresempfang des BVMW in Osna-brück ist für Unternehmer ein fester Ter-min im Kalender. In diesem Jahr wurde der Event jedoch mit besonderer Span-nung erwartet. Der Grund: Das Osnabrü-cker BVMW-Team mit Michael Woltering, Leiter der Wirtschaftsregion Niedersach-sen West, sowie Beate Böttger-Göwecke und Christian Göwecke, Leiterin und Leiter des Kreisverbands Osnabrück, bot den Gästen eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion zu den Themen Eu-rokrise und Energiewende. Dazu konnte das BVMW Team Cem Özdemir, Bundes-vorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen und Mitglied des Politischen Beirats des BVMW, und Stefan Beißwenger, BVMW Bundesgeschäftsführer, gewinnen.

Unter der Moderation von Ralf Geisen-hanslüke, Chefredakteur der Neuen Osna-brücker Zeitung, warf Stefan Beißwenger zunächst die Frage auf, ob es einen Nor-malzustand gäbe, oder die Krise bereits der Normalzustand sei. Er stellte dazu fest, dass der Mittelstand nicht jammere, son-dern auch in Zeiten der stetigen Euro-Kri-se handelt. „Darum genießt der deutsche Mittelstand hohen Respekt im Ausland“, so der BVMW Bundesgeschäftsführer. Für die Zukunft der Gemeinschaftswäh-rung sei daher die mittelständische Wirt-schaft von besonderer Bedeutung.

Wie sich Bündnis 90/Die Grünen die Ener-giewende vorstellen, erläuterte Cem Öz-demir und forderte einen überparteilichen Masterplan von der Bundesregierung. Nur so ließen sich die Chancen für den Kli-maschutz und den Wirtschaftsstandort Deutschland effektiv nutzen. Teil eines

solchen Plans sollte es unter anderem sein, die Energieversorgung grundsätz-lich zu verändern, um die Abhängigkeit vom Erdöl zu reduzieren. Befürchtungen, die Energiewende könne zu Preisexplo-sionen oder gar Black-Outs führen, sieht der Grünen-Politiker hingegen als reine Panikmache an. „Gezieltes Energiesparen kann nicht nur die Versorgungssicherheit stärken, sondern darüber hinaus Milliar-den Euro freisetzen, die sich beispielswei-se für die Forschung einsetzen ließen“, so Özdemir.

Auf die Frage, welche Forderungen der Mittelstand an den Masterplan habe, sag-te der Grünen-Politiker, er sehe einen zü-gigen Netzausbau mit Bürgerbeteiligung und transparenten Planungsverfahren als besonders wichtig an. Beißwenger mahnte darüber hinaus die Forschungs-förderung für den Mittelstand an. Unter-

nehmern müsse auch und besonders in Zeiten des Wandels die Chance gegeben werden, zu tun was sie am besten könn-ten – nämlich zu unternehmen und nicht zu unterlassen.

Grünen-Chef Cem Özdemir beim Jahresempfang des BVMW in Osnabrück

„Gezieltes Energie-sparen kann nicht

nur die Versorgungs-sicherheit stärken, sondern darüber

hinaus Milliarden Euro freisetzen“

Cem Özdemir, Ralf Geisenhanslüke, Stefan Beißwenger (v. li.).

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Mit dem FC St. Pauli-Bus zur CeBIT

Über 150 Unternehmer folgten der Ein-ladung des BVMW zur CeBIT, um auf der weltweit größten Messe für digitale Lösungen an einem von BVMW, Bundes-wirtschaftsministerium und Deutsch-land sicher im Netz e.V. (DsiN) organi-sierten Rundgang teilzunehmen.

Der BVMW-Beauftragte für das Land Hamburg, Andreas Feike, hatte eigens hierfür den legendären Mannschaftsbus des Fußballclubs St. Pauli organisiert, um die bundesweit angereisten Teilneh-mer nach Hannover zu bringen.

In prominenter Begleitung des Parla-mentarischen Staatsekretärs im Bun-deswirtschaftsministerium Hans-Joa-chim Otto konnten sich die Unternehmer ein Bild von aktuellen Entwicklungen machen. Vor allen Dingen Fragen zur Sicherheit in Klein- und Mittelbetrieben wurden während des Rundgangs heiß diskutiert. „Mit IT-Sicherheit schützen sie nicht nur ihr Know-How. Sie mini-mieren auch durch technischen System-ausfall bedingte Arbeitsausfälle und steigern so die Produktivität ihres Un-ternehmens“, so Otto.

Ralph Haupter, DsiN-Vorstandsvorsit-zender und Vorsitzender der Microsoft-Deutschland-Geschäftsführung, brach-te die Problematik für die KMU auf den Punkt: „Ein gut überlegtes Sicherheits-konzept schützt vor Aktionismus und ist die Grundlage für eine langfristige Si-cherheitskultur, die von allen Mitarbei-tern gelebt wird.“

Live Hacking Auftritte machten dann allen Teilnehmern noch einmal deutlich, wie groß die Gefahr und wie wichtig deshalb der Datenschutz gerade im Mit-telstand ist.

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Impressum

Der Mittelstand.Unternehmermagazin des BVMW

HerausgeberBVMW – Bundesverband mittelständische Wirtschaft, Unternehmerverband Deutschlands e.V.Präsident Mario OhovenMosse Palais, Leipziger Platz 1510117 Berlinwww.bvmw.de

RedaktionTel. : 030 / 53 32 06-16Fax: 030 / 53 32 [email protected]

Eberhard Vogt (Chefredakteur)Rotger H. Kindermann (Korrespondent)Friederike PfannFrithjof SiebertJonas Stoll

Titelbild: Carmen Ramirez Schmidt, Poster zu bestellen bei [email protected]

Verlagmattheis. werbeagentur gmbhSaarbrücker Str. 3610405 BerlinTel. : 030 / 34 80 633-0Fax: 030 / 34 80 [email protected]

Layout und Gestaltung, Mediadaten, Vermarktung v. Anzeigen & Beilagenmattheis. werbeagentur gmbhTel. : 030 / 34 80 633-0Fax: 030 / 34 80 [email protected]

RechnungsstelleBVMW Servicegesellschaft mbHMosse Palais, Leipziger Platz 1510117 BerlinTel. : 030 / 53 32 06-26Fax: 030 / 53 32 [email protected]

Druckereienka-druck GmbHGroßbeerenstraße 2, 12107 Berlin

Das Magazin „Der Mittelstand.” ist das of-fizielle Organ des BVMW. Mitglieder des Verbandes erhalten das Magazin im Rah-men ihrer Mitgliedschaft. Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Il-lustrationen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge sowie Selbstdarstellungen von Unternehmen müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Nachdruck und Verbreitung mit Angabe der Quelle gestattet.

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1/4 Seite waagerecht Satzspiegel 186 x 59,5 mmAnschnitt 210 x 81,5 mmListenpreis 730,00 €

1/3 Seite waagerecht Satzspiegel 186 x 76,5 mmAnschnitt 210 x 98 mmListenpreis 980,00 €

1/3 Seite senkrecht Satzspiegel 59 x 233 mmAnschnitt 71,5 x 297 mmListenpreis 980,00 €

Malstaffel für aufeinander-folgende Ausgabenab 3 Anzeigen 5 %ab 6 Anzeigen 10 %ab 9 Anzeigen 15 %

Beilagen / Flyer bis max. 20gPreis pro Tausend, VollbelegungListenpreis 180,00 €

Preis pro Tausend, Teilbelegung nach Nielsen-GebietenListenpreis 220,00 €

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mattheis. werbeagentur gmbhFon: 030 / 34 80 633-0, Mail: [email protected]

Abweichende Formate, Mengen, Sonderfarben und Sonderproduktionen auf Anfrage.Preise zzgl. gesetzlicher Mehrwertsteuer.

Ausgabe 03/12: ET Mitte Juni 2012Anzeigenschluss 01.06.2012Schwerpunkte: Mittelstand und Management

Ausgabe 04/12: ET Mitte August 2012Anzeigenschluss 02.08.2012Schwerpunkte: Mittelstand und Marketing

Page 79: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

IBWF Institut®

Im Verbund mit dem BVMW – Bundesverband mittelständische Wirtschaft e.V.

Mit erfahrenen Expertenschnell und sicher ans Ziel!

Für Ihr mittelständischesUnternehmen finden Sieden spezialisiertenMittelstandsberaterim Beraternetzwerk desIBWF Institut e.V.

Mitglieder sind etwa 1.000 geprüfte Unternehmensberater Rechtsanwälte/ Notare, Steuerberater/Wirtschaftsprüfer.

Das IBWF ist das größte fachübergreifende und flächendeckende Beraternetzwerk aus diesen Berufsgruppen in Deutschland.

Mitglieder sind qualifizierte, in der Beratung mittelständischer Unternehmen besonders erfahrene Berater.

Das IBWF benennt als Mitglieder seines Beraternetzwerks nur solche Berater, die hinsichtlich Ausbildung und Beratungsqualität besondere Kriterien erfüllen.

Die IBWF-Netzwerkstrategie macht es auch spezialisierten Kanzleienund Beratungsunternehmen möglich, ein für Ihr Unternehmen und IhreAufgabe optimal zugeschnittenes und/oder umfassendes Beratungsangebotbieten zu können. Durch die über den jeweiligen Fachbereich hinausgehende Zusammenarbeit Ihrer Berater profitieren Sie – so gewünscht – stets vomaktuellsten Fachwissen in allen beteiligten Disziplinen.

Weitere Informationen und Beraterdatenbank unter

www.mittelstandsberater.de

für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e.V.

Bundesgeschäftsstelle: Leipziger Platz 15 · 10117 Berlin · Tel. 030 /53 32 06 11 · [email protected]

Page 80: DER MITTELSTAND Ausgabe 2-2012

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Telekom ist Testsiegerim Test „Deutsche Mobilfunknetze“ 08/2011mit der Gesamtnote „Gut“.

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4 Anbieter im Test.Das Telekom Netz zeigt die beste Netzverfüg-barkeit und die höchsten Datenraten beiDateidownloads im Test.

lt. Heft 08/2011lt. Heft 08/2011Heft 12/2011

lt. Heft 12/2011 chip.de/netztest2011

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1) Die Aktion gilt vom 03.04. – 30.06.2012 und nur in Verbindung mit dem Neuabschluss eines Telekom Vertrages im Tarif Business Mobile Data M mit einer Mindestlaufzeit von 24 Monaten.2)  Monatlicher  Grundpreis  für  Business  Mobile  Data  M  beträgt  25,17  €  (ohne  Endgerät),  33,57 € netto (mit Endgerät), 41,97 € netto (mit Premium-Endgerät). Einmaliger Bereitstellungs-preis 25,17 €. Mindestvertragslaufzeit 24 Monate. Gilt nur im Inland mit unbegrenztem Nut-zungsvolumen für Datenverkehr. Ab einem Datenvolumen von 3 GB pro Monat wird die Band-breite im jeweiligen Monat auf 64 kbit/s (Download) und 16 kbit/s (Upload) beschränkt. Mit SpeedOn haben Sie die Möglichkeit, die Bandbreitenbeschränkung aufzuheben. Weitere Infor-mationen erhalten Sie im Kundenservice. Die HotSpot Flatrate gilt nur an deutschen HotSpots (WLAN) der Telekom. Die Flatrate kann nicht für BlackBerry, VoIP (Voice over IP), Instant Mes-saging und Peer-to-peer Verkehre genutzt werden. Nicht in Verbindung mit MultiSIM buchbar.

Das Angebot gilt für Mitglieder im BVMW Rahmenvertrag 21754.

Weitere Infos unter der Rufnummer 0800 330 6009,per Mail an [email protected] auf www.t-vertrieb-geschaeftskunden.de/bvmw

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