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BERGER, R. Math. Annalen 153, 63--68 (1964) Der Singularitiitendivisor einer algebraischen Kurve auf einer singularitiitenfreien Fliiche Von ROBERT BERGER ir~ Heidelberg Einleitung ZA~ISK~ definiert in [8] ffir eine irreduzible algebraische Kurve /~ auf einer irreduziblen, singularit/itenfreien algebraischen F1/iche F fiber algebraisch abgeschlossenem Konstantenk6rper einen sogenannten ,,Singularit/~tendivisor" s (F), der bei seinem Beweis des Riemann-Roehschen Satzes ffir Ft/iehen yon Bedeutung ist. Besonders zwei Eigenschaften von s (F) erweisen sich als wiehtig: a) Die lokale Komponente s (F)p in jedem Ptmkte P von 1~ hat geraden Grad,; b) Es ist s(_P)p ~ 0 und s(F)~ = 0 genau dann, wenn P einfaeher Punkt von 1' ist. Daneben wird in [8] noch ohne Beweis angegeben: e) s(F)p ist der lokale Fiihrer der Kurve/' im Punkte P. Der Beweis der Eigensehaften a) und b) wird mittels Singularit/~tenaufl6sung dureh lokale quadratisehe Trans- formationen geffihrt und ist ziemlieh umfangreieh. Aueh ist es dabei schwierig, den Beweis ffir den Fall eines vollkommenen statt algebraisch abgeschlossenen Grundk6rpers zu verallgemeinern. In der vorliegenden Note geben wir einen einfaehen, direkten Beweis ffir die Eigenschaft c) im Falle eines votlkommenen GrundkSrpers. Die Eigen- schaften a) und b) folgen dann unmittelbar aus c). Aul]erdem ergibt sigh aus c) durch Vergleich der Grade sofort die bekannte Formel ffir das geometrische Geschleeht einer Kurve auf einer singularit~tenfreien F1/~che. Der Beweis yon c) beruht im wesentlichen auf der Ubereinstimmung einer gewissen K~hlerschen mit einer Dedekindschen Differente, die im Falle einer ebenen Kurve unmittelbar klar ist, im allgemeinen Fall jedoch durch Ver- mittlung einer Noetherschen Diiferente erschlossen wird. Wichtigstes teeh- nisehes Hilfsmittel ist dabei ein in [3] bewiesenes Normalisierungslemma, das ei~e Versch/irfung des bekannten Noetherschen Nomalisierungslemmas fiir unseren Fall darsteHt. Fiir die meisten der vorkommenden Uberlegungen braueht F nicht sin- gularit/itenfrei zu sein, wenn nur die jeweils betrachteten Punkte yon/' ein- fach auf F sind. ])as kann bei der Betrachtung nieht vollst/~ndiger Kurven Bedeutung haben. Um die Arbeit leichter lesbar zu gestalten, fiihren wir in einem vorbereiten- den Paragraphen zun/~chst die verwendeten Begriffe im AnschluB an [8] kurz ein, w~hrend der eigentliche Satz in § 2 bewiesen wird.

Der Singularitätendivisor einer algebraischen Kurve auf einer singularitätenfreien Fläche

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BERGER, R. Math. Annalen 153, 63--68 (1964)

Der Singularitiitendivisor einer algebraischen Kurve auf einer singularitiitenfreien Fliiche

Von

ROBERT BERGER ir~ Heidelberg

Einleitung

ZA~ISK~ definiert in [8] ffir eine irreduzible algebraische Kurve /~ auf einer irreduziblen, singularit/itenfreien algebraischen F1/iche F fiber algebraisch abgeschlossenem Konstantenk6rper einen sogenannten ,,Singularit/~tendivisor" s (F), der bei seinem Beweis des Riemann-Roehschen Satzes ffir Ft/iehen yon Bedeutung ist. Besonders zwei Eigenschaften von s (F) erweisen sich als wiehtig: a) Die lokale Komponente s (F)p in jedem Ptmkte P von 1~ hat geraden Grad,; b) Es ist s(_P)p ~ 0 und s(F)~ = 0 genau dann, wenn P einfaeher Punkt von 1' ist. Daneben wird in [8] noch ohne Beweis angegeben: e) s(F)p ist der lokale Fiihrer der K u r v e / ' im Punkte P. Der Beweis der Eigensehaften a) und b) wird mittels Singularit/~tenaufl6sung dureh lokale quadratisehe Trans- formationen geffihrt und ist ziemlieh umfangreieh. Aueh ist es dabei schwierig, den Beweis ffir den Fall eines vollkommenen stat t algebraisch abgeschlossenen Grundk6rpers zu verallgemeinern.

In der vorliegenden Note geben wir einen einfaehen, direkten Beweis ffir die Eigenschaft c) im Falle eines votlkommenen GrundkSrpers. Die Eigen- schaften a) und b) folgen dann unmittelbar aus c). Aul]erdem ergibt sigh aus c) durch Vergleich der Grade sofort die bekannte Formel ffir das geometrische Geschleeht einer Kurve auf einer singularit~tenfreien F1/~che.

Der Beweis yon c) beruht im wesentlichen auf der Ubereinstimmung einer gewissen K~hlerschen mit einer Dedekindschen Differente, die im Falle einer ebenen Kurve unmittelbar klar ist, im allgemeinen Fall jedoch durch Ver- mittlung einer Noetherschen Diiferente erschlossen wird. Wichtigstes teeh- nisehes Hilfsmittel ist dabei ein in [3] bewiesenes Normalisierungslemma, das ei~e Versch/irfung des bekannten Noetherschen Nomalisierungslemmas fiir unseren Fall darsteHt.

Fiir die meisten der vorkommenden Uberlegungen braueht F nicht sin- gularit/itenfrei zu sein, wenn nur die jeweils betrachteten Punkte y o n / ' ein- fach auf F sind. ])as kann bei der Betrachtung nieht vollst/~ndiger Kurven Bedeutung haben.

Um die Arbeit leichter lesbar zu gestalten, fiihren wir in einem vorbereiten- den Paragraphen zun/~chst die verwendeten Begriffe im AnschluB an [8] kurz ein, w~hrend der eigentliche Satz in § 2 bewiesen wird.

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64 I~OB~T BERG~t~:

§ 1. Voraussetzungen, Bezeiehnungen, Vorbemerkungen

Es sei im folgenden stets: F eine (abslrakte) irreduzible algebraische Fliiehe i~ber einem vollkommenen

Konstantenk6rper k, I" eine irreduzible, iiber k definierte algebraische Kurve au] F, die ein/ach

au] F i s t , P ein (nulldimensionaler) Punkt yon F, Ap mit dem maximalen Ideal ~l e der lokale Ring yon P a u ] F, PP dab Primideal von 1 ~ in Ae, B m i t dem maximalen Ideal ~3 der lokale Ring von I" au] F, L der Funktionenk6rper von F, R e m i t dem maximalen Ideal m R der lokale Ring yon P a u ] I', K der Funktionenk6rper von I', S e m i t den maximalen Idealen ~(1 e), o(P) der ganze Abschlufl yon Rp in K.

Anmerkung 1. L i s t der QuotientenkSrper y o n Ap und von B. Es gilt:

= (AP)Pe = { b ; a, b ~ Ae, b ¢~ Pc}, o43 = B . PP, Rp = A e/Pe, m p = ~,lp/pp, N

B

K = B/O43, K ist der Quotientenk6rper yon R e. Weil /~ einfaeh auf F i s t , ist B ein (einrangiger) diskreter Bewertungsring. A e ist ein lokaler Ring der Dimen- sion 2, R e ein lokaler Ring der Dimension 1. I s t ferner P einfach auf F, so ist Ap regul/tr und somit gilt in A e Primelementzerlegung. P ist genau dann einfach a u f / ' , wenn gilt A e = Sp.

Definition 1. Die einrangigen diskreten Bewertungen von L (bzw. K ) iiber k, deren Zentren au/ F (bzw. f ' ) die Dimension 1 (bzw. O) haben, hei[3en ,,Prim- divisoren" yon F (bzw. F) . Die Elemente der von den Primdivisoren erzeugten [reien abelschen Gruppe hei[3en Divisoren von F (bzw. F). Ist X ein Divisor von F (bzw. 1~) und Q ein nulldimensionaler Punkt vou F (bzw. F) , so ver- stehen wir unter der Q-Komponente XQ von X den]enigen Divisor von F (bzw. F) , der aus X entsleht, wenn man alle Komponenten dutch Null ersetzt, die zu solchen Primdivisoren geh6ren, deren Zentrum au/ F (bzw. 1 ~) den Punkt Q nicht enth~ilt.

Anmerkung 2. Jeder Divisor X yon F zerlegt sich eindeutig in der Form X = ~ XQ, wobei die Summe fiber alle (nulldimensionalen) Punkte Q v o n / '

Q l~uft. Fiir fast alle Q ist XQ -- O, und f/Jr verschiedene Punkte Q und Q' v o n / 7 sind XQ und XQ, zueinander fremd.

Die K u r v e / " identifizieren wir im folgenden stets mit dem durch die zu B gehSrige Bewertung von L definierten Primdivisor yon F.

Man definiert wie fiblich fiir eine Funktion ~ =~ 0 auf F bzw. / ' den zu- gehSrigen Divisor durch (~) = ~ vc(~) • C, wobei die Summe fiber alle Prim-

c

divisoren C von F bzw. F zu erstreeken ist und nur endlich viele von Null verschiedene Summanden vorkommen, vv(~) bezeichnet dabei den Wert von ~ bei C. Zwei Divisoren X und Y von F b z w . / ' heiBen (linear)/iquivalent, X - - Y, wenn es eine Funktion ~ auf F bzw. / ' gibt mit X = Y + ($). I s t Y ein Divisor yon F, so gibt es, wenn P ein ein/acher Punkt von F i s t , wegen der Primelementzerlegung in A e ein Element ~/= ~ f , e in L mit Y~ = (~)e.

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~1 heii~t eine lokale Gleichung/iir Y in P. I s t 9' eine zweite lokale Gleichung fox Y in P, so gilt offenbar 9' = s ' ~ mit einer Einheit e von Ap. P ist genau dann nicht Komponente von Y, wenn eine (und damit jede) lokale Gleiehung fox Y in P Einheit von B ist. Dann ist die Restklasse ~ von ~ m o d ~ ein von Null ver~ehiedenes Element yon K, also (~)p ein Divisor y o n / ' . FOx eine Ein- heir s von Ap gilt offenbar (~)p --= 0, also h~ingt (~)p nicht yon der ~Vahl der tokalen Gleichung, sondern nur yon Y und P ab. I s t C ein y o n / ' versehiedener Primdivisor von F, so haben die Zentren y o n / ~ und C auf/~ nut endlich viele Punkte gemeinsam. Daraus sieht man, dab fox einen Divisor Y yon F, der F nicht als Komponente enth~lt, die lokale Gleichung in fast allen Punkten P yon F, die einfaeh auf F sind, eine Einheit yon A p ist. ~ (~Tr, p)P, wo P fiber

P alle Punkte yon F, die einfaeh auf F sind, l~uft, ist also ein Divisor v o n / ' , d e r n u r yon Y abh~ngt. Daher ist folgende Definition sinnvoll:

Definition 2. I s t P ein Punk t von l", der ein/acher Punk t von F i s t , Y ein Divisor yon F, der F nicht als Komponente enthdIt, so setzen wir Trr, p Y = (~Tr, P)P, wo ~y, p eine lokale Gleichung ]iir Y in P ist. S ind alle Punkte yon F ein/ach a u / F , so setzen wir Tr r Y = ~ Trr, p Y.

pE1 ~ Lemma. Es ist Gradk(Trr, p Y) ~- la~(Ap/(p e + A p , ~ f , p ) • (Ae /T l P : k)),

wenn Y ein positiver Divisor ist. Dabei bedeutet lae ( ) die L~inge als Ap .Modul , ( A p / ~ p : k) den Kfrpergrad des RestklassenkSrpers A p / ~ p i~ber k und Grad k ( ) den in i~blicher Weise definierten Grad bezi~glich k eines Divisors yon 1".

Beweis. Es ist IAp ( A p / p p + A p " Uy, p) = lRe ( R p / R p • ~y ,p) = lap(Se/Sl~'f?y,p), letzteres nach [3], Lemma 5. I s t nun S p . @ y , p = £~(e) n . . . . ~(~P)~e die Primidealzerlegung yon ~r, e in Sp, so ist lR,, (Sp/Sp. #y, p)

rp = ~ n~. (Sp/C~P): Re~rap). Andererseits ist nach Definition Grad~ (Trr, p Y)

i = l "rp

= ~ n~. (Sp/Q!P): R p / m p ) . (Rp/me : k) und Rp/me = Ap /T le . q.e.d. i = 1

Korollar. Es ist Gradk(Trr, p Y ) = ( F . Y)~, die Sehnittzahl von _Fmi t Y beziiglich k.

(Zum Beweis siehe [4], § 4, 1.2 und 1.1 Lemma 1 sowie [8], § 7.) Es sei nun D' die Di~erentlation yon L i~er k und D die Di~erentiation von

K iiber k (siehe [1]). Weft k vollkommen ist, ist D ' zugleich die Differentiation yon C fiber k

fox ]eden zu einem Primdivisor C yon F gehfrigen diskreten Bewertungsring C, und es ist C D ' C ein freier C-Modul vom Rang 2. I s t C D ' C = C . w 1 • C'w2, so bilden w I u n d wz aueh eine Basis fiir L D ' L ([1], I , Satz 4). Jede Differential- form zweiter Stu/e von L l£Bt sich also in der Form darstellen to = a . w 1A w 2, und der Wert vc (a) yon a bei C ist naeh Definition der Wert yon co bei C. Er ist unabh£ngig yon der Wahl von w 1 und w~. Der Divisor von mis t sehlieB- lich definiert durch (co) -- ~ re(m) • C, wo die Summo fiber alle Primdivisoren C

yon F zu erstrecken ist. Wir wahlen eine spezielle Bas i s / i i r B D ' B in folgender Weise: Weil k vollkommen und dim~K = 1 ist, ist K D K = K D ~ , wo 5

Math, Ann. 153 5

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66 ROBERT B]~RGER:

ein beliebiges Element von K mit D ~ =~ 0 ist. Es sei x E B ein Repr/~sentant fiir ~ und t ein Primelement yon B. Dann ist B D ' B = B D ' t ¢ B D ' x .

Beweis: Es ist K D ~ = KDK----- B D ' B / ( 9 ~ . B D ' B + B . D't) (vgl. [1]). Daraus folgt: B D ' B ~ ( B . D ' t + B . D 'x ) ÷ 9~ • B D ' B , also, weil ~ das maximale Ideal von B ist, B D ' B = B . D' t + B . D' x. ~Vegen dim~ ( L D ' L ) = 2 und JLD'L = L ® B D ' B sind D ' t und D ' x linear unabhi~ngig fiber L. q.e.d.

Definition 3. Es sei o)E L D ' L eine Differential]otto zweiter Stu/e yon L, in deren Divisor .l" genau mit der Viel/achheit - 1 vorkommt, t ein Primelement

yon B und x ein Element von B m i t B D' B --= B D' t ~ B D" x. Dann 15flt sich ~o b

in der Form schreiben ~o = -~ . D' t A D' x mit einer Einheit b ~ B. Wir setzen:

T r r w = b . D~, b, ~ K die Restklassen yon b und x m o d ~ . Trrco heiflt das , ,Poincar&esiduum" von eo au/ I ' ([7], [4]).

Anmerkung 3. Man sieht sofort durch eine direkte Rechnung, da[~ Tri.co nieht v o n d e r Auswahl yon t und x abhi~ngt (siehe [4], § 2, 2.3 und [8], § 10).

§ 2. Der Divisor s ( / ' )

Definition 4. Es sei (~ eine Differential]orm zweiter Stu/e von L, in deren Divisor der Primdivisor I ' genau mit der Viel/achheit - 1 vorkommt, P ein Punk t yon F, der ein]acher Punk t yon F ist. Dann setzen wir :

8(F)p = Trr, p((W ) + F ) - (Trx O))p

und, wenn alle Punkte yon F ein/aehe Punkte von F sind,

s (F) = Trr((o)) + F ) - (Trro9) = ~ s ( F ) p . PEF

Anmerkung 4. Weil man aus einer beliebigen, yon Null verschiedenen Differentialform zweiter Stufe yon L durch Multiplikation mit einer geeigneten Potenz von t stets eine solche erhalten kann, in deren Divisor/~ genau mit der Vielfachheit - 1 aufgeh$, ist 8(F)p stets definiert. AuBerdem ist 8(F)p unab- Mingig yon der Auswahl yon o~.

Beweis: I s t ¢o' eine zweite Differentialform, die den Voraussetzungen genfigt, so ist ¢o '= a - o ) und F i s t nicht Komponente yon (a). Es ist dann Trro) ' = g - Trro~ und (eO')p = (~o)p + (a)p, also Trr, p((O)' ) ÷ F ) - (Trreo')p = Trr, p((w ) + 1") + Trr, e (a } - (ff)p - (Trreo)p = Trr, p((e) ) + F ) - (Trrw)e. q.e.d.

Satz. Is t t (Sp/R~) der Fiihrer von St, nach Rp und P ein/ach au/ F , so gilt:

s (F)p = ff ( SdR~) )F .

Beweis. Nach [3], Lemma 11, angewandt auf Ap, gibt es Elemente z, z 2 E Ap, die den Bedingungen 1) -3) des Lemma 11 genfigen. Es ist dana AI, D ' A p

= A p • D ' z (~ A p • D z , und daher auch B D ' B = B • D ' z q~ B • D'z2, well B Quotientenring yon Ap ist. Ferner sei t eine lokale Gleichung fiir F in P. Dann gilt ffir die Differentialform co = t -1. D ' z A D ' z 2, dal3 (eO)p = - F i s t . Also enth/flt (to) den Primdivisor F genau mit der Vielfachheit - 1. Wir bilden s (F)p

mit Hilfe yon diesem w. Wegen (¢O)p = - F i s t Trr, p((W ) + F ) = 0 und somit s (F)p = - (Trreo)p. Wegen t E A p gilt D' t ~- t, • D' z + tz, . D' z~ mit gewissen

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Der Singularit/itendivisor einer algebraischen Kurve 67

Elementen t z, tz, E Ap. Als lokale Gleichung f f i r / " i n P ist t P r ime lement yon B. Nach Wahl yon z ist ferner D 5 =~ 0, also bilden, wie a m Ende yon § 1 gezeigt wurde, D ' t und D ' z eine Basis ffir B D ' B . Daher ist tz2 # 0, weft sonst D ' t und D' z l inear abh~ngig w/£ren. Man erhi~lt du tch Umrechnen : ¢o = - t -1. t~ 1. D' t A D' z und daraus (Trrco)p = - (-[z~)P + (D~)p.

Naeh der R iemannschen Forme l gilt weiter (D~)p = ( 9 9 (Se/se))p, wo ~D (tie klassische Dedekindsehe Differente und s e den Quot ientenr ing k[z]m ~, bezeiehnet (vgl. [3], Def. 3).

Bezeichnen wir mi t d die Different iat ion yon Rp fiber k und m i t d' die Differentiation yon Rp fiber sp, so ha t m a n wegen Rp = A p / p e und pp = A e . t nach [1]: Rp d R p = (Rp . d " z ~ R e . d"z~) /Rp( t , , d " z + t-z~ " d"z2), wo die d" z, d" z~ die Restklassen der D' z, D' z2 m o d t . A e D ' A P sind, und welter: R p d ' R e = R e d R p / R e • dz ~-- R e / R e • t~ . Es folgt ffir die K/ihlersche Differente : ~K(Re / se ) = R p . t~ und ferner, weil R p d ' R p ein zykliseher Re-Modul ist, nach [1 ], I I , Satz 3 und Satz 4: ~ K (Re/se) = ~ (Re/sp), ~ " die Noethersehe Differente. Die letzte ist naeh [3], L e m m a 9 gleieh der Dedekindschen Differente yon Rp fiber s e. I n sgesamt ha t m a n also : s (]")e = (~z) (Re/se))e - (~D (Se/se))e. Ferner gilt wegen [2], Satz 4 ffir den Komplement i i rmodu l R~, von R e fiber se: R~ = (~1)(Rp/se) ) -~= R e • 7~ 1, also ist R* inver t ierbar . Aus [3], L e m m a ' 9 folgt daher 6' (F)p = (~ (Sp/Rp))p q.e.d.

Korol lar 1. Is t ]eder Punk t yon ]" ein/ach au/ F, so gilt:

s(]") = ~ ( ] " ) , wo ~(]") = Z (f(Se/R~,))e den Fiihrerdivisor von F bezeichnet, e ~ r

Korollar 2. s ( ] " ) p ~ 0 und 8 (l '~)p = 0 genau dann, wenn P ein/ach au /1" ist. Korollar 3. Gradk(s(]")p ) = 2 . I~:~(Se/Re). (Re /me : k), wo lRe( ) die

L~inge als R- Modul bezeichnet. Beweis: Korol la r 1 und 2 folgen di rekt aus dem Satz zusammen mi t An-

merkung 1. Korol la r 3: Es ist Gradk( ~ ( S p / R p ) ) p : 1Rp(Se/~ ( S p / R p ) ) " (Re /m e : k) und lkp(Sp/Re) = ln~(Rp/~ (Se/Rp)), well ~(Se/Rp) = S-~ l als Re- Idea l und das maximale Idea l yon R e yon zwei E lementen erzeugt wird (vgl. [2], [5], [6]).

Anmerkung 5. Die Gr5Be 5e = IRe(Se/RP)" (Re~rap: k) heiBt der ,,Sin- gular i t / t tsgrad" yon ] " in P bezfiglich k. (~ = ~ (~p heiBt der Singularit/~tsgrad

P E F yon/7" bezfiglich k. Die Anzahl g der fiber k l inear unabh~ngigen Differentiale 1. Ga t tung des Funkt ionenk6rpers K fiber k heil~t das Geschlecht des KSrpers K fiber k. I s t ]" vollsti~ndig, so heiBt 7r (]") = g + (~ das geometrische Geschlecht der Kurve F beziiglich k ([6], [7]).

Korol lar 4. Is t i"vollstdndig und F singularitiiten/rei, so gilt:

(]") = ~ + ~ . (]" . (]" + w))~,

wobei W ein beliebiger kanonischer Divisor yon F ist und ~ = (k' : k), k' der algebraisehe Absehlufl yon k in K.

Beweis: Aus Korol la r 3 und dem Korol la r des L e m m a folg~:

2~ = Grad~ s(]") = Grad~Trr((co) + ]") - Grad~(Trro))

= ( ]" . ( F + ( w ) ) ~ - Grad~(Trco~ ) . 5*

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68 ROBERT BERGER: Der Singularit~tendivisor einer algebraischen Kurve

N u n ist Trreo ein Different ia l yon K, also gi l t nach dem R ie ma nn-Roc hsc he n Sa tz G r a d ~ ( T r r c o ) = 2 ( g - ~ ) . Die Schn i t t zah l ( F . ( F + (c0))k i~ndert sich nicht , wenn m a n (o~) durch einen bel iebigen kanonischen Divisor W ersetz t , weft alle kanonischen Divisoren yon F un t e r e inande r l inear ~quiva len t sind. D a r a u s folgt die Behaup tung .

L i t e ra tu r

[1] BERGER, R.: ~ber verschiedene Differentenbegriffe. Sitzber. Heidelberger Akad. Wiss. Math.-naturw. K1. 1. Abh. 1960.

[2] - - t?ber eine Klasse unvergabelter lokaler Ringe. Math. Ann. 146, 98--102 (1962). [3] - - Differentialmoduln eindimensionaler lokaler Ringe. Math. Z. 81, 326--354 (1963). [4] NASTOLD, H.-J.: Zur Cohomologietheorie in der algebraischen Geometrie. IL Math.

Z. 78, 375--405 (1962). [5] R o q u m ~ , P.: ?2~ber den Singularit~tsgrad eindimensionaler Ringe II . J. reine angew.

Math. 2{}9, 12--16 (1962), Beriehtigung Ibid 211, 191 (1962). [6] ROS~NLICHT, M. : Equivalence relations on algebraic curves. Ann. Math. 56, 169--191

(1952). [7] S~.RR~:, J.-P. : Groupes alg6briques et corps de classes. Actual. Scien~. e~ Ind. Nr. 1264.

Paris: Hermann 1959. [8] ZXRZSKI, O.: Introduction to the theory of algebraic surfaces. Vorlesungsausarbeitung,

Harvard Univ. 1957/58.

(Eingegangen am 11. Januar 1963)