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D ER ER ER ER T EMPLER EMPLER EMPLER EMPLER Ausgabe 4/2014 Tempel der Menschheit Der Tempel der Menschheit ............................................................ 2 Der Redaktionelle Spiegel, v. Eleanor Schumway............................... 3 Der Neubau des Lebens. Zweites Kapitel v. Ralph Waldo Trine......... 4 Erde, v. G. W. Russel - A. E. ............................................................... 10 M. Gandhis Welt und Lebensanschauung, v. Willi Kose ................ 13 Die oberste Wahrheit im Weltall, v. Ralph Waldo Trine .................... 18 Worüber das Christkind lächeln musste, v. Karl Heinrich Waggerl .... 21 Der Tempel der Menschheit – Aktivitäten .................................... 23 Gedicht, v. Werner Bergengruen......................................................... 24 DER TEMPEL DER MENSCHHEIT Deutsche Gemeinschaft e. V.

Der Templer - 2014 Ausgabe 4

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Der Templer - 2014 Ausgabe 4

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Ausgabe 4/2014

Tempel der Menschheit

Der Tempel der Menschheit ............................................................ 2 Der Redaktionelle Spiegel, v. Eleanor Schumway ............................... 3 Der Neubau des Lebens. Zweites Kapitel v. Ralph Waldo Trine......... 4 Erde, v. G. W. Russel - A. E. ............................................................... 10 M. Gandhis Welt und Lebensanschauung, v. Willi Kose ................ 13 Die oberste Wahrheit im Weltall, v. Ralph Waldo Trine .................... 18 Worüber das Christkind lächeln musste, v. Karl Heinrich Waggerl .... 21 Der Tempel der Menschheit – Aktivitäten .................................... 23 Gedicht, v. Werner Bergengruen ......................................................... 24

DER TEMPEL DER MENSCHHEIT Deutsche Gemeinschaft e. V.

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THE TEMPLE OF THE PEOPLE — Der Tempel der Menschheit —

Kosmisch betrachtet entspricht der Tempel der Menschheit dem Tempel aller Menschen. Dieser Tempel der Menschen besteht aus allen Menschen, die, wenn bei ihnen das Wissen um ihre Göttlichkeit erwacht, es unternommen haben, den Pfad zu betreten, sowie aus denen, die ihr Leben dem selbstlosen Dienst an der Menschheit gewidmet haben. Im Besonderen ist der TEMPEL DER MENSCHHEIT einer der Körper oder Werkzeuge für das Erscheinen des Avatars oder des Christus für die neue Ordnung, die Morgendämmerung einer neuen Kultur für die Rassen dieser Erde.

Er wurde im Staate New York im zweiten Zyklus der Großen Weißen Loge im Jahre 1898 durch drei Meister gegründet, welche durch andere unterstützt wurden, um physische, mentale und spirituelle Grundlagen der kommenden sechsten Rasse aufzubauen.

Die Ziele des Tempels sind:

1. Die Wahrheiten der Religion als Hauptfaktor in der Entwicklung der menschli-chen Rasse darzulegen. Dies bedeutet aber nicht die Formulierung eines Glau-bensbekenntnisses.

2. Eine Philosophie des Lebens zu verbreiten, die mit den Naturgesetzen und dem göttlichen Gesetz im Einklang ist.

3. Das Studium der Wissenschaften und der grundlegenden Tatsachen und Geset-ze, auf denen die Wissenschaften beruhen, zu fördern, was uns gestatten wird, unseren Glauben und unsere Erkenntnis von dem Bekannten auf das Unbekann-te auszudehnen.

4. Das Studium und die Ausübung der Kunst auf den grundlegenden Linien zu fördern, um zu zeigen, dass die Kunst in Wirklichkeit die Anwendung von Er-kenntnis zum Wohle und zum Heile der Menschheit ist, und dass der Christos zu der Menschheit sowohl durch die Kunst als auch durch eine andere grundle-gende Offenbarungsweise sprechen kann.

5. Die Förderung einer Kenntnis der wahren Sozialwissenschaft, die auf einem unumstößlichen Gesetz beruht, das die Beziehungen der Menschen untereinan-der und zwischen Mensch und Gott und der Natur darlegt. Sobald diese Bezie-hungen recht verstanden werden, werden wir instinktiv das Gesetz der wahren Bruderschaft anerkennen und befolgen: Das der Einheit ALLEN Lebens.

Religion, Wissenschaft und Volkswirtschaft: Dieses sind die Grundsteine des Tempels. Es kann keine wahre Religion ohne wissenschaftliche Basis geben, und es kann kein gerechtes Wirtschaftssystem geben, das nicht auf einer Wissenschaft beruht, die religiös ist und eine Religion, die wissenschaftlich ist.

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DER REDAKTIONELLE SPIEGEL

Die Fülle an Weisheit, die uns durch die Tempellehren gegeben wurde, ist riesig. Es gibt acht gedruckte gebundene Bücher und Mate-rial für mehr. Es gibt keine Seite, die wir zufällig öffnen, welche nicht zu uns über besondere Gesichtspunkte unseres Lebens spricht. Die Aufgabe scheint überwältigend sein, während wir uns bemühen, diese wunderbaren Lehren in alle Richtungen zu verbreiten. Wie ein Schwimmanfänger, der beim Schwimmen Wassertropfen versprüht, die im Sonnenschein funkeln, während er sich wild paddelt versucht über Wasser zu halten. Wenn wir diesen Vergleich etwas weiter führen, so lernt der Schwimmer nach einiger Zeit, ruhiger in seiner Bewegung zu werden. Er benutzt das Wasser, um sich über Wasser zu halten, er lernt dem Wasser und sich selbst zu vertrauen, um dann, mit Erfahrung und Selbstdisziplin, zu schwimmen, indem er ruhig mit wenigen Schwimmstößen schwimmt. Niemand kann für einen Anderen Schwimmen lernen. Niemand kann schwimmen lernen, ohne ins Was-ser zu gehen und zu üben. Durch Erfahrung entsteht Weisheit und die kontrollierte Möglichkeit, sich mit Freude, Geschicklichkeit und Ver-trauen in einem anderen Element zu bewegen. Und so verhält es sich auch mit unserem herum paddeln bei unse-ren spirituellen Bestrebungen und Zielen, wie sie in den Tempellehren zum Ausdruck kommen. In Wirklichkeit führen alle Pfade für ein an-gestrebtes Ziel zu Gott. Alle diese Pfade sind in uns vorhanden. Unse-re Verantwortlichkeit liegt darin, diesen Pfad zu wählen und ihm ste-tig zu folgen. Ist es da wichtig, welchen Namen wir diesem Pfad ge-ben? Nein. Wichtig sind unser Vertrauen und unsere Selbstdisziplin.

EANOR L. SHUMWAY

Guardian in Chief

IIII cccc h h h h wwww iiii llll llll mmmm iiii cccc hhhh bbbb eeee mmmm û û û û hhhh eeee n, n, n, n,

dddd iiii eeee GGGG eeee gggg eeee nnnn wwww aaaa rrrr tttt dddd eeee ssss AAAA vvvv aaaa tttt aaaa rrrr ssss,,,,

aaaa llll ssss eeee iiii nnnn eeee llll eeee bbbb eeee nnnn dddd iiii gggg eeee KKKK rrrr aaaa ffff tttt,,,,

iiii nnnn mmmm eeee iiii nnnn eeee mmmm LLLL eeee bbbb eeee nnnn zzzz uuuu eeee rrrr kkkk eeee nnnn nnnn eeee n n n n

uuuu nnnn dddd zzzz uuuu vvvv eeee rrrr wwww iiii rrrr kkkk llll iiii cccc hhhh eeee n.n.n.n.

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Der Neubau des Lebens

v. Ralph Waldo Trine

Zweites Kapitel

Lebens- und Denkrichtung Jesu; seine Zeitumstände.

Wenn wir recht verstehen wollen, wie Jesus diese große Wahrheit verstanden und angewandt hat, so müssen wir einen genaueren Einblick in die Zustände seines Volkes und seiner Zeit gewinnen. Das jüdische Volk war immer stark religiös gewesen. Gottbegeisterte Propheten und große Lehrer waren in ihm entstanden, aber schließlich war alles religiöse Leben in Überlieferung und Dogma erstarrt, die durch feste kirchliche Einrichtungen gesichert waren. Die Fenster der Seele waren nicht mehr geöffnet in der Richtung nach Gott, sondern, wie von Daniels Hause erzählt wird, in der Richtung nach Jerusalem. Alle Begeis-terung war verschwunden, leere Formen und Bräuche beherrschten die Geister; alle Lehren waren auf die Autorität solcher Männer gegründet, denen sich Gott in früheren Zeiten geoffenbart hatte, aber gegenwärtige Offenbarungen gab es nicht mehr. Kirche, Gesetz, Autorität war alles, nichts Religiöses durfte ausge-sprochen werden ohne die Begründung: „Es ist gesagt, es steht geschrie-ben, so sprachen die Propheten, also sprach Moses, so spricht der Herr.“ Die kirchlichen Einrichtungen waren vollständig an die Stelle des leben-digen Geistes getreten, der durch lebendige Menschen spricht und wirkt; der Geist war tot und die leere Form allein übrig geblieben. In einer derartigen Umgebung trat der junge judäische Lehrer auf mit seiner klaren und mächtigen Anschauung der wesentlichen Einheit des Menschlichen mit dem Göttlichen, samt all den unerschöpflichen Mög-lichkeiten, die nicht bloß für ihn, sondern, wie er jederzeit aussprach, für jede Menschenseele darin enthalten waren. Er verachtete diese toten Formen und die ewigen Berufungen: „Es ist geschrieben“ oder „Moses hat gelehrt“. Er sprach so einfach und lebendig, daß die Führer des Volkes, die Kirchenbeamten und Schriftgelehrten, ihn auslachten und gering schät-zen. Aber als sie merkten, wie gern das Volk ihm zuhörte und wie groß die Begeisterung war, die er weckte, da begannen sie ihn zu fürchten. Sie stellten ihm allerlei listige Fallen und ließen es nicht an Spott fehlen über seine Eltern, seine Familie, seine niedrige Stellung als gewöhnli-cher Handarbeiter. Sie klagten auf Tempelschändung und Gottesläste-

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rung; hatte er doch nach ihrer Meinung geringschätzig über Moses und die Propheten gesprochen und lehrte aus eigener Machtvollkom-menheit ohne Berufung auf die Autoritäten der Kirche. Das war der eine Gegensatz, mit dem er zu kämpfen hatte, und hier lauerte eine große Gefahr. Auf der anderen Seite standen die Statthalter, die Vertreter der römischen Weltmacht. Trotz seiner Machtfülle hatte Rom doch den Höhepunkt seiner Blüte überschritten, und die Zersetzung des römi-schen Wesens hatte bereits begonnen und sich in furchtbaren Erschei-nungen gezeigt. Die Behandlung der unterworfenen Völker war eben-so erbarmungslos wie die grenzenlose Habsucht der Gewalthaber. Neben den regelmäßigen Steuern und Auflagen gingen noch ungeheu-re Summen aus dem Verkauf von Sklaven ein, die in den Kriegen ge-fangen wurden. Aber was zuerst nur eine beiläufige Folge der Kriegszüge gewe-sen war, wurde schließlich für viele solcher Züge der einzige Zweck, und der Verkauf der erbeuteten Sklaven deckte oft nicht bloß die Kriegskosten, sondern brachte noch großen Gewinn. Das Ergebnis eines einzigen Krieges waren einmal fünfzigtausend, ein anderes Mal hundert- bis hundertundfünfzigtausend Sklaven. So wurden die Kriege rein zur Geschäftssache und zu Beutezügen. Wenige Jahre vor dem Auftreten Jesu waren dreißigtausend Juden gefangen und als Sklaven verkauft worden, ganze Städte wurden auf diese Weise entvölkert, und vierzig Jahre später eroberten die Römer ganz Palästina und führten hunderttausend seiner Bewohner gefangen hinweg. Als nun dieser neue Lehrer auftrat, der gar keine Autorität gelten ließ und als ebensolcher Fanatiker erschien wie sein Vetter Johannes der Täufer, während seine Lehren allerdings noch tiefer begründet warten, da merkte Rom auf. Es war ein ungeheures Wagnis von ihm, eine Wahrheit zu lehren, die die Menschen auf eigene Füße stellte und im Laufe der Zeit einen ganz neuen Geist der Unabhängigkeit und Freiheit erzeugen musste; wenn eine genügende Anzahl Menschen diese Lehre annahm, so waren alle damaligen Autoritäten verurteilt. So ist es kein Wunder, dass man ihn als einen Menschen ansah, der „das Volk aufwiegelt“. Es war tapfer, aber gefährlich, so etwas zu lehren und zu tun, und der Erfolge war denn auch, daß er binnen zwei Jahren hingerichtet wurde. Aber ein gottbegeisterter Seher folgt seiner Berufung, ohne zu bedenken, was es ihn kostet; er kann gar nicht an-

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ders. Jesus wusste zwar, was es ihn persönlich kosten werde, aber er zögerte keinen Augenblick, seine Botschaft zu verkündigen. Die Machthaber glaubten, wenn sie ihn töteten, so wäre sein Einfluss so-mit vernichtet, aber wie so oft, war auch hier diese Rechnung falsch. So also waren die Zeitumstände. Ein Volk, dessen Vorfahren die Stimme Gottes oft gehört hatten, wenn sie durch einen ihrer Propheten zu ihnen sprach, dass aber alle unmittelbare Berührung mit Gott in der Gegenwart verloren hatte, sodass seine Religion und seine religiösen Einrichtungen gänzlich unlebendig geworden waren. Tote Ordnungen in Lehren und Gebräuchen waren ein Merkmal der Zeit, die nur noch religiöse Autoritäten der Vergangenheit kannte. Das andere Kennzeichen der Zeit war die Unterwerfung des einst so freiheitsstolzen Volkes unter die Herrschaft des erbarmungsloses-ten Eroberervolkes, der Römer, die möglichst viel Steuern aus ihm herauspressten, um ihr üppiges, bis zu tierischen Ausschweifungen herabgesunkenes Leben damit führen zu können. Ihre Hand lag schwer auf Judäa und auf ganz Palästina. Seit langer Zeit bestand die Überlieferung, ein Befreier, der Mes-sias, werde dereinst kommen. Man war es zwar fast müde geworden zu warten, aber man erwartete ihn trotzdem noch, und im niederen Volke ging sogar das Gerücht, er werde aus ihren Kreisen stammen. Und so geschah es auch: In einer einfachen Familie, von ernsten, frommen Eltern wurde Jesus geboren als der älteste von mehreren Brüdern und Schwestern. Nach der Sitte der Zeit erlernte er das Handwerk seines Vaters und arbeitete als Zimmermann. Soviel wir sehen können, hatte er kei-nerlei Bildung in den religiösen Schulen seines Volkes genossen. Aber früh zeigt er eine wunderbare Offenheit für alles Geistige, und dies gab ihm eine großartige und klare Anschauung von der Göttlichkeit der menschlichen Seele, von der Einwohnung des Göttlichen im Men-schen, von der Möglichkeit, dass der menschliche Geist das Göttliche erkenne und sich aneigne, kurz von Gott als dem Vater aller Men-schen, von den Menschen als Kindern Gottes und, was als schwerwie-gendste Folge damit zusammenhängt, von der Brüderschaft aller Men-schen. Mit der öffentlichen Gottesverehrung in den vorgeschriebenen Formen und Gebräuchen gab er sich nicht viel ab, aber oft und lange weilte er auf einsamen Bergeshöhen in stiller Gemeinschaft mit sei-nem Vater.

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Die hergebrachten kirchlichen Lehren verloren immer mehr ihren Einfluss auf ihn, und ihre Hohlheit und Wertlosigkeit und ihre läh-mende Wirkung auf jede lebendige Frömmigkeit wurde ihm immer deutlicher. Schließlich folgte er dem innern Ruf und begann in der denkbar einfachsten Form die neue Wahrheit dem Volke zu predigen, zunächst in seiner unmittelbaren Umgebung und in der eigenen Familie. Niemals behauptete er, übernatürliche Kräfte zu besitzen. Wohl übte er Kräfte aus, die den Seinigen ungewohnt waren, aber er schrieb sie der Macht zu, die durch ihn wirkte: „Es ist der Vater, der in mir wirkt. Mein Vater wirkt und ich wirke auch.“ Das alles erschien im durchaus natürlich. Niemals behauptete er auch einen übernatürlichen Ursprung seiner Person; ein derartiger Gedanke lag ihm gänzlich fern. Er galt so gut für das Kind seiner El-tern als seiner Geschwister. Erst als seine Lehre von der unmittelbaren Göttlichkeit des Menschlichen entartet war, konnte sich die Vorstel-lung einer gegen den Lauf der Natur erfolgten Geburt an ihn heften, und seine einzigartige Persönlichkeit musste einem Zeitalter, das die Wahrheit seiner wahren Einheit mit Gott nicht mehr verstand, als Grundlage dienen, um darauf äußerliche Einrichtungen zu erbauen. Er lebt in Verhältnissen menschlich natürlicher Zuneigung mit einigen Genossen zusammen. Gewinn und Ehre schien ihm gering im Vergleich mit seiner Aufgabe, die große Botschaft allen zu verkündi-gen, die sie hören wollten. Für diese Botschaft gebrauchte er ganz einfache alltägliche Bilder in Form von Gleichnissen, die jedes Kind verstehen konnte, immer aus dem gewöhnlichen Leben genommen, vom Handwerk, vom Ackerbau, vom Weingärtner und seiner Rebe, vom Hirten und seiner Herde, vom Vieh auf den Bergen, vom Ochsen und seinem Joch, vom Feld und seinen Blumen, vom Marktplatz und den dort spielenden Kindern, vom Arbeiter, der auf seinen Lohn wartet, vom Kaufmann und seinen Kunden. Alle Volksklassen vom König bis zum Bettler, Feste und Hochzeiten mit ihren Vorbereitungen – alles benützte er, um seine Lehre einfach, handgreiflich und eindringlich darzustellen. Er dachte gar nicht daran, eine neue Religion zu stiften, hat auch nie etwas Derartiges ausgesprochen. Im Gegenteil, er erklärte, er sei nicht gekommen, um aufzulösen, sondern um zu erfüllen, um den le-bendigen Gottesgeist in den Menschen wieder zu erwecken, für den

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die Zeit so unempfänglich geworden war. So war seine Lehre so ein-fach wie seine Gleichnisse; alles, was nach geheimnisvoller Weisheit aussah, lag ihm gänzlich fern, das einfache Geheimnis seiner eigenen Einsicht und Kraft sprach er in den einfachsten Worten aus. Er lebte ganz einfach und ohne äußere Absonderlichkeiten, zog sich häufig in die Einsamkeit zurück, um dort immer aufs Neue sich in die Einheit mit seinem Vater zu versenken, und kam immer mit wiederholter Bot-schaft an sein Volk zurück. Diese wunderbare Botschaft, wie der Mensch zu tätiger Gemein-schaft mit Gott und zum Leben in Gott zurückgebracht werden kann, war sein allbeherrschender Gedanke. Freundschaft und Verwandt-schaft musste zurücktreten, wenn es galt, die Hilfe zur Bereicherung, Vertiefung und Verschönerung des Lebens seinen Hörern zu bringen. Seine Jünger wählte er aus denselben einfachen und niederen Schich-ten, aus denen er selbst hervorgegangen war, vielleicht, damit sie um-so eher ihm als Werkzeuge dienen konnten, die von ihm lernten und ihm halfen, vielleicht auch weil sie ihm am leichtesten zugänglich waren und er an eine andere Auswahl gar nicht dachte. Einige unter ihnen waren einfache Fischer mit geringer Bildung, die meisten stammten aus seiner nächsten Nachbarschaft. Er hoffte, dass seine Lehre sich ausbreiten werde. Aber bei den Mächtigen der Zeit, Kirche, Gesellschaft und Staat, erregte er zuerst Missfallen, dann Furcht und schließlich Feindschaft, denn er wider-sprach der Überlieferung und vernichtete jede alte religiöse Autorität. Er erregte das Volk im Innersten, und als seine Lehre sich ausbreitete, wurden die Menschen unbotmäßig gegen ihre geistigen Unterdrücker. Sein Schicksal sah er deutlich voraus. Er sah ihm nicht mit Freude entgegen, aber erließ sich in seinem Gang nicht irremachen. Es war nichts besonders Seltenes, dass die herrschenden Mächte ihre Gegner aus dem Wege räumten. Er betete in der Angst seines Herzens, es mö-ge ihm die Schmach solches Verbrechertodes erspart bleiben, aber er wurde in der Weise der Zeit hingerichtet: Kreuzigung war die römi-sche Todesstrafe für Sklaven und Empörer. Den Tod selbst nahm er ebenso furchtlos und heldenhaft auf, wie sein Leben gewesen war. In einem Augenblick, als die Qualen des Menschlichen das Bewusstsein seiner Einheit mit Gott fast verdunkelten, da trat sein Innerstes ergrei-fend ans Tageslicht. „Mein Gott, mein Gott, warum hat du mich ver-lassen?“ rief er in Todesnot aus, aber sein lebenslang bewährtes Ver-

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trauen auf die Einheit mit dem Vater gewann wieder die Oberhand, und sein Geist entwisch aus dem gequälten Leibe mit den Worten: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist.“ Es hat viele andere Menschen gegeben, vor und nach Jesus, die missverstanden, verachtet und verfolgt wurden und die willig ihr Le-ben hingaben, um eine Wahrheit oder ein Ideal zu bewähren, von dem ihr Geist so erfüllt war, dass sie nicht von ihm lassen konnten. Aber keiner starb für eine so weltumfassende, begeisternde und beseligende Wahrheit als dieser junge Galiläer, mit seinem gotterfüllten Herzen. Seine Lehre von der Einheit des Menschlichen mit dem Göttlichen, von der unmittelbaren, keines Vermittlers bedürftigen Zusammenge-hörigkeit des Menschen mit Gott stürzte die Grundlagen des ganzen kirchlichen Gefüges der Zeit um, denn er verkündigte diese große Wahrheit aus eigener Macht und in bewusstem Gegensatz zu der Au-torität des Moses und der Propheten. Nicht als ob er nun sich selbst als neue Autorität hätte aufstellen wollen, aber er verwarf doch die alte, auf alle der damaligen religiösen Einrichtungen beruhten, und unter den Verhältnissen jener Zeit konnte das niemand ungestraft tun. Die gesellschaftliche und bürgerliche Sklaverei, die nur aufgrund der Erniedrigung des menschlichen Wesens bestehen kann, musste sich durch die Lehre Jesu von der erlaubten, ja geforderten Selbstach-tung jedes Menschen als eines Gotteskindes in ihren Grundfesten be-droht fühlen. Dem Kaiser zu geben, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist – mit diesem Grundsatz konnte sie nicht zusammen be-stehen. Alle menschlichen Verhältnisse wurden auf ganz neue Grund-lagen gestellt, wenn die Lehre allgemeine Anerkennung fand, dass man Gott über alles und den Nächsten wie sich selbst lieben müsse; alles auf bloße Gewohnheit, auf Gesetz und Autorität Gegründete fing dabei an zu schwanken. Deshalb war es kein Wunder, daß die kirchli-chen Machthaber den kühnen Lehrer bei den Römern als Empörer verklagten und der römische Statthalter von Judäa, Pontius Pilatus, ihn hinrichten ließ. Aber die große Wahrheit war bereits der Welt übermittelt worden: Wenn sie das rechte Verständnis fand, so musste sie den lebendigen Gottesgeist im Menschen befreien, alle äußere geistige Autorität stür-zen und alle kirchliche und bürgerliche Knechtschaft vernichten.

Ralph Waldo Trine

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Erde

Aus „Weg zur Erleuchtung“ von G. W. Russel - A. E.

Ich stelle mir die Erde als Boden einer Kathedrale vor, wo Altar und höchste Anwesenheit überall im Raum sind. Diese Verehrungshal-tung stellte sich ein, als ich als Halbwüchsiger an einem in allen farben übergehenden Sommerabend den Vogelstimmen lauschte und plötzlich Vögel, Bäume, Gras und die getönte Luft und ich selbst eine einzige See-lenstimmung oder Gemeinschaft schienen, und da wusste ich mit Sicher-heit, dass derselbe Geist in allem ist. Ansatzweises Niederbrechen der Schranken, und schon würde sich Wesen mit Wesen vermengen. Whitman schreibt von der Erde, dass sie anfangs ungehobelt und unbegreiflich sei. „Aber ich schwöre“, ruft er aus, „dass, da göttliche Dinge stecken, wohlverborgen.“ Immerhin sind sie nicht so versteckt, dass sie ein Verehrer nicht entdecken kann, und dem Liebenden zeigt sich die Natur wie eine schüchterne Maid, die sich langsam zu einem hingezogen fühlt, der sie aus der Ferne anbetet, und den sie erstmals zur Kenntnis nimmt durch das Heben des Schleiers, einen lange in Erinnerung bleibenden Blick, ein schimmerndes Lächeln, und schließlich kommt Sprache hinzu und das Vermischen von Leben mit Leben. So erhält der Liebhaber der Erde seine Belohnung, und nach und nach wird der Schleier von einer unerschöpfli-chen Schönheit und Hoheit weggezogen. Es kann vorkommen, dass er in geistiger Zwiesprache in Verzückung gerät oder spürt, wie sein Wesen in das Wesen der Elemente hinüber fließt, oder sich gewahr wird, dass sie ihr Leben dem Seinigen einhauchen. Oder die Erde erscheint ihm plötz-lich ganz feenhaft, und Erde und Luft widerhallen von der Musik ihres unsichtbaren Volkes. Oder die Bäume und Felsen können vor seinen Au-gen erzittern und durchsichtig werden und entdecken, was für Geschöpfe vor ihm vom Vorhang versteckt waren, und er wird, wie die Alten, um Baum- und Waldnymphen, Genien von Wald und Berg wissen. Oder die Erde kann plötzlich an einsamem Ort in den Hügeln um ihn herum in übernatürliches Licht ausbrechen, und er merkt, daß er, wie der Prophet, an einer Stelle steht, die heiliger Boden ist, und er darf die berauschenden Schwaden einatmen, wie die Weissagerinnen von ehemals. Oder seine Geliebte schafft ihn im Traum schnell hinweg, um ihn an höheren Myste-rien teilnehmen zu lassen, und er mag wohl die Palastgemächer der Natur zu Gesicht bekommen, wo die Weisen im Verborgenen sitzen und über die Nationen wachen, da Kräfte in das Herz des einen, dort in das Gehirn

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des anderen hauchen, oder über jeden, der in ihrer Schau den Anschein der Wahrheit trägt. So begreift der Liebhaber der Erde, dass die Goldene Welt all überall um ihn herum ist, in unvergänglicher Schönheit, und von dieser Sicht kann er zu der höheren Herrlichkeit des Seins gelangen und sich bewusst sein, dass in ihm und um ihn ewige Liebe herrscht, die sich ihm anschmiegt, und seinen Körper, seine Seele und seinen Geist mit unendlicher Zärtlichkeit erhält. Ich habe die Erscheinung dieses Wesens etwas verundeutlicht durch allzu breites Ausmalen dessen, was merkwürdig ist, aber ich wünschte, andere an diese Meditation heranzubringen, falls es durch ver-nunftbegründetes Überzeugen möglich ist, den Intellekt von seinen eige-nen Fesseln zu befreien, sodass die Vorstellungskräfte daraus hervorge-hen könnten, wie Blake sagt, »in ungezügelter Herrlichkeit". So hielt ich das Traumgesicht zurück, woraus Kunst hätte entstehen können oder die Verzückung, die zur Dichtung geworden wäre, und bat sie, mich lieber zum Urquell zurückzuführen, dem sie entsprungen waren. Ich glaubte, dass wir durch diese Meditation den Zauber und die Schönheit der Erde für uns erneuern und die Bedeutung unklar gewordener Stellen in den heiligen Büchern verstehen können. Wir haben uns so weit von der le-benswichtigen Berührung mit den göttlichen Kräften entfernt, dass diese für die meisten zu Benennungen von Abstraktionen geworden sind, und diejenigen, die lesen, wissen nicht, dass die mächtige Mutter die Erde ist, worauf sie auftreten und deren heilige Stofflichkeit sie "Dreck" nennen. Oder dass der Heilige Geist die Stärke in unserem Wesen bildet, die Kraft, die Atom mit Atom verbindet und die Erde mit dem Himmel; oder dass der Christus der Magier des Schönen ist und überdies nicht nur der Baumeister der Gotteswelt, sondern in uns dasjenige, was Schönheit er-kennt und Schönheit erschafft und die echte Weisheit in uns, unser höchstes Ich; oder dass der Vater der Quell aller Stofflichkeit, Kraft und Weisheit ist und dass wir nicht vermögen, eine Augenwimper zu heben, es sei denn, unser Sein gründe in ihm. Wenden wir uns von Büchern der lebendigen Natur zu, fangen wir an, die uralte Weisheit zu begreifen, und es bleibt nicht nur bei der Abstraktion, denn der große Geist, dessen Heimat die Unermesslichkeit ist, wird für uns zum wandernden Glanz am Himmel, eine niedertauende Zärtlichkeit beim Morgengrauen, ein weis-sagendes Licht in den Hügeln, eine Stimme im Herzen, die Erde unter unseren Füßen wird heilig, und die Luft, die wir atmen, ist wie von einem himmlischen Mundschenk für uns eingegossener Wein. Im Maße, wie wir mit der Erde vertraut werden, verstehen wir, was für köstliche und erhabene Dinge die Menschheit erwarten, wenn sie

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zurückkehrt zu dieser vergessenen Mutter. Wer möchte schon ehrgeizig sein, wer würde einen Namen wie Caesars in die Luft schmettern, wenn er sähe, was für Throne und Würden den himmlischen Abenteurer erwar-teten? Wer würde Hass empfinden, wenn er unter der Hülse des Körpers den dort verdunkelten und gefangenen Geist sehen könnte und entdeckte, dass dieser ein Bruder seines eigenen ist und alle Kinder des Königs sind? Wer würde der Natur überdrüssig oder fände sie öde, wenn der Schleier einmal für ihn gelüftet, wenn er der großen Herrlichkeit ansich-tig geworden wäre? Würden sie sich nicht alle nach dem Heraufziehen jener göttlichen Stunde im Zwielicht der Zeit sehnen, wenn aus Fels, Berg, Baum, Vogel, Tier und Mensch die seraphischen Geister von al-lem, was lebt, heraustreten werden und erkennen, dass sie verwandt sind, und alle zusammen, das Wilde zahm, das Verschüchterte mutig und das Kleine groß, in das väterliche Wesen zurückkehren und eins werden in seiner Unendlichkeit? Gelangen wir zu dieser Schau, wird die Natur wie durch Zauber vor unseren Augen hinweg schmelzen und Kräfte, die furchtbar scheinen, Dinge, die in ihr verabscheuenswert schienen, werden sich als Brüder und Verbündete herausstellen. Bis dahin bleibt sie von unseren Konflikten ungerührt und wird weiterfahren mit ihrem unaufhörlichen Mühen.

Kein Zeichen zeigt an, wenn Reiche vergehen, Noch sind Blumen und Sterne in seiner Hut, Die Sternenbilder versteckt im Gras, Die goldenen Wunder in der Luft.

Das Leben zerreißt im Augenblick, Wenn Tod ist, glitzernd, blind und wild, Das himmlische Sinnen gerichtet ist, Bis zum Letzten auf sein Kind.

Er schickt die Glut in Hirn und Herz, Leben wird zauberhaft, bis dann, Körper und Geist auseinandergetrennt, Der Ewige seinen Willen erfüllt.

In dieser Orchis, die dein Fuß Beim nächsten Schritt zerstören wird, Winzig, voll Leidenschaft, und süß, Freude dem Mächtigen Meister ist.

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Auch wenn dies Juwel, zertrampelt, vergeht, Des Künstlers Mühe endet nicht, Und aus den Trümmern soll erstehen Ein weitaus herrlicheres Meisterwerk.

G.W.Russel - A E.

Welt und Lebensanschauung

Aus d. Buch „Mahatma Gandhis Welt u. Lebensanschauung“ v. Willi Kose

Frei und offen bekennt sich Gandhi in seinen Reden und Schriften zu seiner religiösen Lebensanschauung. Jeder Vorschlag zugunsten seiner Volksgenossen zeugt vom Lichte religiösen Lebens, das ihn erleuchtet. „Dies ist die Maxime meines Lebens, die ich mir zu eigen machte, dass keine Tat irgendeines Menschen, - und wäre es der Größte, - wirklich gedeihen kann, wenn sie nicht einen religiösen Hintergrund hat,“ denn „ich halte dafür, dass ein Leben ohne Religion ein Leben ohne Prinzipien ist, und ein Leben ohne Prinzipien ist einem Schiffe ohne Steuer zu ver-gleichen. Wie ein steuerloses Schiff hin und her geschlagen wird und seinen Bestimmungsort nicht erreicht, so wird der Mensch, ohne eine zäh errungene religiöse Erkenntnis auf dem stürmischen Ozean der Welt hin- und hergeworfen, ohne sein für ihn bestimmtes Ziel je zu erreichen.“ Die Menschen verstehen unter Religion mancherlei. Wenn einer sei-nen Göttern opfert und die Festzeiten feiert, wenn er die Tempel oder Kirchen regelmäßig besucht, wenn er buchstäblich glaubt, was Priester oder heilige Schriften ihm verkünden, wenn er recht tut und niemanden scheut, dann meint er, ein frommer Mensch zu sein und ein Anrecht auf die Seligkeit zu haben. Nur selten gibt es Augenblicke, wo die Seele un-ruhig wird und sich besinnt: „Was bedeutet denn eigentlich Religion für mich? Habe ich denn wirklich eine Religion, die mir geschenkt ist, die in meinem Denken und Tun wirksam ist, oder ist sie mir nur eine liebe Ge-wohnheit, angelernt und mitgemacht, weil es so Brauch und Sitte ist?“ Solche besinnliche Stunden können für den Menschen dann zu den wertvollsten werden, wenn er der Unruhe nachgibt und aufrichtig und mutig fragt: „Was heißt denn Religion für mich?“ Dann vermag oft die religiöse Überzeugung zu einem unversiegbaren Quell zu werden, aus dem die kristallklaren Wasser der Gottesliebe und der Gottestat mit Macht hervorsprudeln und alles Leben befruchten und den Nächsten durch heilsame Tat beglücken.

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Gandhi fragte sich: „Was ist Religion?“ Er suchte nach den Quellen des religiösen Lebens, drang damit durch die Äußerlichkeiten des religiö-sen Tuns hindurch und kam zum eigentlichen Kern. Er sagte: „Unter Re-ligion verstehe ich nicht die Religion, welche wir erhalten, wenn wir alle heiligen Schriften der Welt gelesen haben; denn sie ist kein Gewächs des Gehirns, sondern ein Gewächs des Herzens. Sie ist nichts, das uns von vornherein schon klar ist, sondern sie entfaltet sich aus uns; sie ist in uns, bei den einen bewusst, bei den andern unbewusst, aber sie ist immer da. Ob dieser religiöse Instinkt in uns durch äußere Hilfe oder durch inneres Wachstum geweckt wird: Es ist ganz gleichgültig, wie es vor sich geht; er muss erwachen, wenn wir etwas auf die rechte Art tun wollen.“ Er stößt auf einen religiösen Instinkt im Herzen, der geweckt werden muss, damit das religiöse Leben aus dem Herzen zu quillen vermag, allerdings ohne bestimmte Form, ohne bestimmten Namen zunächst, allein zu dem Zwe-cke: Etwas Wertvolles zu schaffen und Beständiges zu wirken. Dieses religiöse Leben kann in sich selber nicht bestehen und findet an heiligen Dingen und Taten keine Genüge, sondern es sehnt sich nach einem Mittelpunkt, um den es kreisen kann, in dem es die Ruhe findet. Es will in der Anerkennung der Gottesabhängigkeit zu sich selber kommen. „Es ist nicht die Hindureligion, welche ich über alle Religionen erhebe“, erklärt er 1920 in „Young India“, „sondern die Religion, welche den Hinduismus überragt, welche die Natur eines Menschen zu ändern ver-mag, welche uns unlöslich an die innere Wahrheit bindet und uns bestän-dig reinigt. Sie ist das tätige Element in der menschlichen Natur, welches alle Anstrengungen macht, um sich auszuprägen, und welches die Seele äußerst ruhelos lässt, bis sie sich selber gefunden, ihren Schöpfer erkannt hat und die enge Verbindung zwischen dem Schöpfer und sich selbst anerkennt.“ Diese Religion ist nicht Hinduismus, nicht Islam, nicht Christentum, nicht Judentum, sondern einzig und allein das Lebensele-ment im Menschen, das die Seele so lange unruhig lässt, bis sie Gott ge-funden hat. Aber nicht den Christengott oder Allah oder einen der Götter des Hinduismus, nein Gott selber. „Es gibt für uns alle nur e i n e n Gott, mögen wir ihn nun durch den Koran, die Bibel, das Zent Avesta, den Talmud oder die Gita finden; und er ist der Gott der Wahrheit und der Liebe.“ Wie die Religion für Gandhi keine weitere Form und keinen wei-teren Namen hat und über allen bekannten Religionen steht, so auch sein Gott. Als der Absolute, die Wahrheit und die Liebe selber, steht er über allen Göttern und vereinigt alles in sich. Dies Auffassung von Religion und Gott kann man die Privatreligion Gandhis nennen. Abstrakt und vergeistigt bis zur Verflüchtigung, die

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Religion eines spekulativen Philosophen! Obwohl Gandhi diese für seine eigentliche Religion hält, vermag er aus ihr allein nicht zu leben. Wäh-rend die eine Seite seines Wesens in ihr Zuflucht findet, und er sich in sie mystisch versenken kann, sucht die andere Seite seines Wesens nach einem bildlichen Ausdruck, nach einer geschichtlichen Form, an der die Glaubensgewissheit sich halten kann. „Gott ist wirklich Einer. Er hat keine Zweiten neben sich. Er ist unergründlich, unerkennbar und deswe-gen der großen Mehrzahl der Menschen unbekannt. Er ist überall. Er sieht ohne Augen, hört ohne Ohren. Er ist formlos und unteilbar. Er ist unerschaffen, hat weder Vater, Mutter, noch Kind; und doch erlaubt er es, dass man ihn als Vater, Mutter, Frau und Kind verehrt, obwohl er keines dieser Dinge ist. Er ist der Verborgenste. Er ist aber der Nächste; wenn wir dies nur fassen wollten! In den Veden findet man manche Götter. Andere heilige Schriften nennen sie Engel; doch die Veden preisen nur einen Gott.“ Zwar ist es nicht buchstäblich richtig, dass „die Veden nur einen Gott preisen“, es sind ihrer mehrere. Gandhi sieht in echt hinduisti-schem Gedankengange in allen Gottheiten Erscheinungsformen seines Gottes „der Wahrheit und der Liebe“, weshalb die Vielen doch Eines sind. Diesem Gotte ist er ergeben mit seinem ganzen Wesen, und er be-zeugt, „dass es für den Menschen nur ein allgemeines Glaubensbekennt-nis gibt, und dieses heißt: „Sei Gott treu!“ In demütiger Ehrfurcht, als ein schwaches Geschöpf, steht er vor sei-nem Gotte. „Ich meine, dass es nur ein einziges Wesen gibt, wenn man das Wort „Wesen“ überhaupt gebrauchen darf, das wir zu fürchten haben, und dieses ist Gott. Wenn wir Gott fürchten, dann werden wir keinen Menschen fürchten, so hoch er auch gestellt sein mag.“ Aus Gott kommt alle Stärke für einen Menschen, der wahrhaftig sein und seiner Aufgabe nachkommen will. Mögen die Menschen sagen was sie wollen, „wir an-erkennen die Tatsache, dass in uns ein göttliches Wesen (a divinity) wohnt, welches Zeuge alles dessen ist, was wir denken und tun, welches uns schützt und uns auf den richtigen Pfad führt. Dadurch wird es klar, dass wir aufhören, auf dieser Erde irgendwelche Furcht zu haben, als allein die Furcht vor Gott. Treue dem Herrn aller Herren dargebracht, übersteigt jegliche Treue und gibt ihr eine sichere Grundlage.“ Gott ist die Stärke und Zuflucht seines Lebens, der hilft, so „wir in der Stunde der Seelenangst zu ihm schreien“. Bist du hilflos, fürchtest du irgendeinen Feind auf dieser Erde, dann wisse, „dass das Gefühl der Hilflosigkeit in uns von unserer wohlüberlegten Missachtung Gottes in unserem tägli-chen Leben herkommt. Wir wurden Atheisten unserer Praxis zuliebe……

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Unser täglich Leben ist eine Verneinung Gottes. Wenn wir Gott nur ein wenig vertrauen würden, das heißt uns selber, dann würden wir in unse-ren Volksgenossen keine Gefahr sehen.“ In diesem „das heißt uns selber“ blitzt noch ein anderer Grundzug von Gandhis Religiosität auf. Die Grenze zwischen Gott und Mensch scheint verwischt, - der Mensch könnte eigentlich auch Gott sein. Aus sich he-raus vermag er seine Furchtlosigkeit, seine Erlösung zu schaffen. Hier stoßen wir wieder auf eine Folge der spekulativen Gottesidee. Gott ist ja für Gandhi hauptsächlich die absolute Idee der Wahrheit und der Liebe, so absolut, dass er fast kraftlos ist und die Kraft sich ins Menschenwesen zurückzieht, dessen Innerstes verklärt, es vergottet und sich dadurch seine Hilfe selbst schafft. Hinduistisches Denken tritt uns da in der Annahme entgegen, dass der Mensch sich selber erlösen könne. Wie gänzlich ver-schieden von der christlichen Heilerkenntnis, wo es kein „sowohl, als auch“ gibt, sondern nur die Tatsache, das Gott es einzig und allein ist, der uns Menschen das Heil schafft! Die Folgerungen aus seiner hinduistischen Denkungsart und seiner Gottesauffassung zieht Gandhi selber, wenn er es für ganz belanglos hält, welcher Religionsform jemand angehört. „Werden die Völker Feinde, wenn sie ihre Religion wechseln? Ist der Gott der Mohammedaner vom Gott der Hindus verschieden? Religionen sind verschiedene Pfade, die auf denselben Punkt hingehen. Was tut´s, wenn wir verschiedene Wege gehen, solange wir doch dasselbe Ziel erreichen?“ Ja, wenn wir es errei-chen würden! Gewiss zielen alle Religionen auf ein Göttliches hin. Aber wie verschieden ist es. In allen kommt die Sehnsucht des Menschenher-zens nach Gott zum Ausdruck, und theoretisch gewiss zu dem e i n e n Gott, dem Schöpfer Himmels und der Erde. Aber in der Praxis? Welche Irrwege gehen da die Einzelnen und die Völker? Wie ist ihr Gott ein Dä-mon, ein Unheilbringer, ein Verdammender und Quälender, der der Seele mehr Unruhe als Frieden bringt! Die Erkenntnisse, Offenbarungen, Er-fahrungen sind verschieden und deshalb auch die Wege, die meistens nur zu einem Scheinziel führen. Von seiner hinduistischen Einstellung aus vermag Gandhi nicht in jener Religion die Wahrheit, in einer anderen Halbwahrheit und in einer Dritten die Täuschung zu erkennen, sondern vor seinem Urteil sind alle Weltreligionen gleicherweise wahr und gleichwertig, und mit Andacht kann er sich in die besten Zeugnisse der verschiedenen Religionsformen versenken und sich von allen erbauen lassen, denn aus allen schaut ihm sein Gott „der Wahrheit und der Liebe“ entgegen. Am Ende seines einundzwanzigtägigen Fastens im Oktober 1924 rief er morgens 10 Uhr seinen vertrautesten christlichen Freund, den

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Missionar C. D. Andrews, und sprach: „Erinnern sie sich der Verse mei-nes christlichen Lieblingsliedes?“ Ich sagte: „Gewiss, soll ich es Ihnen vorsingen?“ „Nicht jetzt“, antwortete er, „aber ich wünsche, dass wenn ich mein Fasten breche, wir zusammen eine kleine Andacht halten, die die Einheit alles Religiösen ausdrücken soll. Ich möchte, dass der Imam Sahib die Eröffnungsverse des Koran spricht. Dann würde es mich freu-en, wenn Sie das christliche Lied sängen; Sie wissen ja, welches ich mei-ne, dasjenige, das mit den Worten beginnt: „Wenn ich das herrliche Kreuz anschaue“, und mit den Worten endet:

„Nach Liebe so erstaunlich, so göttlich, Verlangt meine Seele, mein Leben, mein All.“

Und zuletzt wünsche ich noch, dass Vinoba aus den Upanishads zi-tiert, und dass Balkrischna das Vaishyalied singt, das den treuen Vaish-nava beschreibt.“

Der Religion ist alles untergeordnet. Was sie fordert, muss vor allem andern befriedigt werden. Sie hält die Kontrolle über alles, was in den Lebensbereich des Menschen tritt: die Erziehung, den Volksdienst; Poli-tik und Wirtschaft sind ihren Gesetzen untertan, denn „die Entfachung religiösen Empfindens geht der Einprägung des Wissens vor,“ „und die Politik kann von der Religion nicht getrennt werden“, sie umfasst, „wenn sie damit nicht unvereinbar ist, die Treue zu König, Vaterland und Menschheit. Ebenso oft aber schließt sie dies alles aus.“

Willi Kose

Die oberste Wahrheit im Weltall

v. Ralph Waldo Trine

Die große Grundwahrheit im Weltall ist jener Geist unendlichen Le-bens und unendlicher Macht, der hinter allem steht, der alles beseelt, der sich in allem und durch alles bestätigt, jenes selbstseiende Lebensprinzip, aus dem alles hergekommen ist, und aus dem es nicht bloß einmal herge-kommen ist, sondern fortwährend noch herkommt. Wenn es ein individu-elles Leben gibt, so muss notwendig auch eine unendliche Quelle da sein, aus der dieses Leben stammt. Wenn es eine Eigenschaft oder Kraft der Liebe gibt, so muss notwendig auch eine unendliche Quelle da sein, aus der diese Liebe strömt. Wenn es Weisheit gibt, so muss hinter ihr die allweise Quelle sein, aus der sie fließt. Dasselbe gilt vom Frieden, das-

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selbe von der Macht, dasselbe von all dem, was wir mit dem Namen „ma-terielle Dinge“ bezeichnen. So steht also dieser Geist unendlichen Lebens und unendlicher Macht hinter allem und ist die Quelle von allem. Diese unendliche Macht schafft, wirkt und herrscht durch die Tätigkeit großer unveränderlicher Gesetze und Kräfte; diese Gesetze gehen durch das ganze All und umge-ben uns von allen Seiten. Jeder Schritt unsres Alltagslebens wird durch die gleichen großen Gesetze geleitet. Jede Blume, die am Wege blüht, geht auf, blüht und verwelkt nach großen unveränderlichen Gesetzen. Jede Schneeflocke, die zwischen Himmel und Erde fliegt, formt sich, fällt und zerschmilzt nach großen unwandelbaren Gesetzen. Man kann sagen, es gibt im ganzen Weltall nichts als Gesetze. Ist dies aber wahr, so muss notwendig eine Kraft hinter dem allem stehen, die diese Gesetze schafft, eine Kraft, die größer ist als die von ihr ge-schaffenen Gesetze. Diesen Geist unendlichen Lebens und unendlicher Macht, der hinter allem steht, nenne ich Gott. Es ist gleichgültig, welchen Ausdruck du gebrauchst. Gütiges Licht, Vorsehung, Überseele, Allmacht oder was dir am liebsten ist: Es ist gleich, wie der Ausdruck lautet, wenn wir nur in Bezug auf die große Grundwahrheit selbst einig sind. Gott ist also dieser unendlichen Geist, der das ganze All erfüllt, von dem und in dem alle Dinge sind und nichts außer ihm. Es ist wirklich und wahrhaftig so: „In ihm leben und weben und sind wir.“ Er ist das Leben unseres Lebens, ja er ist selbst unser Leben. Wir haben unser Leben von ihm empfangen und empfangen es noch fortwährend von ihm. Wir haben teil am Leben Gottes; und obwohl wir uns dadurch von ihm unterschei-den, dass wir endliche Einzelwesen sind, während er der unendliche Geist ist, der uns und alles einschließt, so sind doch das Leben Gottes und das Leben des Menschen ihrem Wesen nach identisch und beide sind eins. Der Unterschied ist kein Unterschied des Wesen oder der Art, son-dern bloß ein Unterschied des Grades. Es hat hocherleuchtete Geister gegeben und gibt noch solche, die glauben, dass wir unser Leben von Gott in der Art göttlichen Einströmens erhalten; auf der andern Seite hat es solche gegeben und gibt sie noch, die glauben, dass unser Leben mit dem Leben Gottes eins sei, dass also Gott und Mensch eins seien. Wer hat nun recht? Beide, wenn man sie recht versteht. Was die erste Anschauung angeht, so sage ich: Wenn Gott der un-endliche Geist des Lebens ist, der hinter allem steht und von dem alles stammt, dann ist es klar, dass das Leben von uns Einzelgeistern fortwäh-rend aus dieser unendlichen Quelle fließt, und zwar durch ein göttliches

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Einströmen. Im andern Fall, wenn das Leben von uns Einzelgeistern ein Teil dieses unendlichen Lebensgeistes selbst ist, dann muss der Bruchteil des unendlichen Geistes, der sich im Leben eines jeden von uns kundgibt, der Art nach mit jener Quelle eins sein, so gut als ein Tropfen Wasser aus dem Ozean seiner Natur und seinen Eigenschaften nach mit diesem Ozean, seiner Quelle, eins ist. Und wie könnte es anders sein? Die Mög-lichkeit eines Missverständnisses im zweiten Fall beruht bloß darauf, dass das Leben Gottes zwar mit dem des Menschen seinem Wesen nach eins ist, aber eben das Leben des Einzelmenschen so weit überragt, dass es alles, was außer ihm selbst liegt, einschließt. Mit anderen Worten: Soweit die Art des Lebens in Betracht kommt, sind beide ihrem Wesen nach dasselbe; soweit aber der Grad des Lebens in Betracht kommt, sind sie ungeheuer verschieden. Wird es nun in diesem Licht nicht klar, dass beide Vorstellungen richtig sind? Uns sind nicht sogar beide eins und dasselbe? Beide können durch das nämliche Gleichnis anschaulich gemacht werden. In einem Tale befindet sich ein Teich, der sein Wasser aus einem unerschöpflichen Sammelbecken im Gebirge erhält. Dann kann man sich so ausdrücken: Der Teich im Tal erhält seinen Inhalt durch das Einströmen des Wassers aus dem höher gelegenen Becken im Gebirge. Man kann aber auch sa-gen: Das Wasser in dem kleineren Becken ist nach seiner Natur, seinem Wesen uns seinen Eigenschaften mit dem Wasser im größeren, das ja die Quelle des kleineren bildet, identisch. Der Unterschied ist nur der: Das Sammelbecken im Gebirge übertrifft den Teich im Tale so sehr an Was-sermenge, dass es unzählige solcher Teiche füllen kann und doch un-erschöpflich bleibt. So ist es mit dem Leben des Menschen. Wenn auch sonst vielleicht unsere Anschauungen auseinandergehen, so haben wir uns, glaube ich, doch darüber geeinigt, dass dieser unendliche Geist des Lebens, der hin-ter allem steht, selbst das Wesen von allem ist und dass alles von ihm stammt. Dann muss aber das Leben des Einzelmenschen, dein und mein Leben, durch ein göttliches Einströmen aus dieser unendlichen Quelle herkommen. Ist aber das richtig, dann ist das Leben, das durch dieses göttliche Einströmen in den Menschen kommt, seinem Wesen nach not-wendig dasselbe wie der unendliche Geist des Lebens selbst. Wohl bleibt ein Unterschied, aber es ist kein Unterschied des Wesens, sondern nur ein Unterschied des Grades. Wenn aber das richtig ist, folgt dann nicht, dass der Mensch im sel-ben Maße, wie er diesem göttlichen Einströmen sich öffnet, auch Gott näher kommt? Dann folgt aber auch notwendig, dass er im selben Maße,

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wie er Gott so näher kommt, auch Gotteskräfte an sich nimmt. Und wenn diese Gotteskräfte schrankenlos sind, folgt dann nicht schließlich, dass die einzigen Schranken des Menschen die sind, die er sich selber setzt, bloß weil er sich nicht kennt?

Ralph Waldo Trine

Benifazio de‘ Pitati: Hl. Familie, ca. um 1550, Öl auf Leinwand, Rom Vatikan.

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Worüber das Christkind lächeln musste

v. Karl Heinrich Waggerl

Als Josef mit Maria von Nazareth her unterwegs war, um in Bethle-hem anzugeben, dass er von David abstamme, was die Obrigkeit so gut wie unsereins hätte wissen können, weil es ja längst geschrieben stand, - um jene Zeit also kam der Engel Gabriel heimlich noch einmal vom Himmel herab, um im Stalle nach dem Rechten zu sehen. Es war ja sogar für einen Erzengel in seiner Erleuchtung schwer zu begreifen, warum es nun der allererbärmlichste Stall sein musste, in dem der Herr zur Welt kommen sollte, und seine Wiege nicht weiter als eine Futterkrippe. Aber Gabriel wollte wenigsten noch den Winden gebieten, dass sie nicht gar zu grob durch die Ritzen pfiffen, und die Wolken am Himmel sollten nicht gleich wieder in Rührung zerfließen und das Kind mit ihren Tränen über-schütten, und was das Licht in der Laterne betraf, so musste man ihm noch einmal einschärfen, nur bescheiden zu leuchten und nicht etwa zu blenden und zu glänzen wie der Weihnachtsstern. Der Erzengel stöberte auch alles kleine Getier aus dem Stall, die Ameisen und Spinnen und die Mäuse, es war nicht auszudenken, was geschehen konnte, wenn sich die Mutter Maria vielleicht vorzeitig über eine Maus entsetzte! Nur Esel und Ochs durften bleiben, der Esel, weil man ihn später ohnehin für die Flucht nach Ägypten zur Hand haben musste, und der Ochs, weil er so riesengroß und so faul war, daß ihn alle Heerscharen des Himmels nicht hätten von der Stelle bringen können. Zuletzt verteilte Gabriel noch eine Schar Engelchen im Stall herum auf den Dachsparren, es waren solche von der kleinen Art, die fast nur aus Kopf und Flügeln bestehen. Sie sollten ja auch bloß still sitzen und achthaben und sogleich Bescheid geben, wenn dem Kinde in seiner nack-ten Armut etwas Böses drohte. Noch ein Blick in die Runde, dann hob der Mächtige seine Schwingen und rauschte davon. Gut so. Aber nicht ganz gut, denn es saß noch ein Floh auf dem Bo-den der Krippe in der Streu und schlief. Dieses winzige Scheusal war dem Engel Gabriel entgangen, versteht sich, wann hatte auch ein Erz-engel je mit Flöhen zu tun! Als nun das Wunder geschehen war, und das Kind lag leibhaftig auf dem Stroh, so voller Liebreiz und so rührend arm, da hielten es die Engel unterm Dach nicht mehr aus vor Entzücken, sie umschwirrten die Krippe wie ein Flug Tauben. Etliche fächelten dem Knaben balsamische Düfte

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zu und die anderen zupften und zogen das Stroh zurecht, damit ihn ja kein Hälmchen drücken oder zwicken möchte. Bei diesem Geraschel erwachte aber der Floh in der Streu. Es wurde ihm gleich himmelangst, weil er dachte, es sei jemand hinter ihm her, wie gewöhnlich. Er fuhr in der Krippe herum und versuchte alle seine Künste und schließlich, in der äußersten Not, schlüpfte er dem göttlichen Kinde ins Ohr. „Vergib mir!“, flüsterte der atemlose Floh, „aber ich kann nicht an-ders, sie bringen mich um, wenn sie mich erwischen. Ich verschwinde gleich wieder, göttliche Gnaden, lass mich nur sehen, wie!“ Er äugte also umher und hatte auch gleich seinen Plan. „Höre zu“, sagte er, „wenn ich alle Kraft zusammennehme, und wenn du stillhältst, kann könnte ich vielleicht die Glatze des Heiligen Josef erreichen, und von dort weg kriege ich das Fensterkreuz und die Tür …“ „Spring nur!“ sagte das Jesuskind unhörbar, „ich halte stille!“ Und da sprang der Floh. Aber es ließ sich nicht vermeiden, daß er das Kind ein wenig kitzelte, als er sich zurechtrückte und die Beine untern den Bauch zog. In diesem Augenblick rüttelte die Mutter Gottes ihren Gemahl aus dem Schlaf. „Ach, sieh doch!“, sagte Maria selig, „es lächelt schon!“

Karl Heinrich Waggerl

Liebe Tempelfreunde!Liebe Tempelfreunde!Liebe Tempelfreunde!Liebe Tempelfreunde!

Die Schriftleitung des Templers wünscht allen Die Schriftleitung des Templers wünscht allen Die Schriftleitung des Templers wünscht allen Die Schriftleitung des Templers wünscht allen

LLLLeeeesern sern sern sern eine segensbringende Weihnachtszeit, eine segensbringende Weihnachtszeit, eine segensbringende Weihnachtszeit, eine segensbringende Weihnachtszeit,

sowie ein friedvolles Neues Jahr.sowie ein friedvolles Neues Jahr.sowie ein friedvolles Neues Jahr.sowie ein friedvolles Neues Jahr.

DDDDie Münchner Templergruppe ie Münchner Templergruppe ie Münchner Templergruppe ie Münchner Templergruppe

Weihnachten 2014Weihnachten 2014Weihnachten 2014Weihnachten 2014

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Der Tempel der Menschheit Deutsche Gemeinschaft e. V.

DER TEMPLER ist die Mitgliederzeitschrift des "Tempel der Menschheit, Deutsche Gemeinschaft e. V." Er erscheint 2 bis 4 Mal im Jahr.

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Studiengespräche über die Tempellehren finden regelmäßig in Berlin, Hemdingen bei Hamburg, Reutlingen und München statt. Information auf Anfrage.

Literatur: 10 Bände: Tempellehren, mit einem Band Tempellehren von A bis Z,

1 Band: Theogenesis, 3 Bände: Aus Lichter Höhe, 2 Bände: Okkultismus, 1 Band: Tempel-Botschaften (Rote und Gelbe Blätter). 1 Band: Der Kommende Avatar, 1 Band: Botschaften des Meisters Hilarion.

1 Band: Inhaltsverzeichnisse von Tempellehren, Aus lichter Höhe,

Tempel-Botschaften und Vorträge von Tempeltagungen.

Diese Tempelliteratur ist vom TEMPLE OF THE PEOPLE, Halcyon, California, herausgegeben worden. Sie wurde dem Tempel zur Verbreitung an ernsthaft Studierende von jenen großen Lehrern, insbesondere vom Meister Hilarion, gegeben, der wie jene Meister zur große Weißen Loge gehört, die H. P. Blavatsky instruierten, und deren Werk für die Menschheit fortzusetzen diese Tempellehren berufen sind.

DOGMEN VERGEHEN, HERZEN BESTEHEN

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Die himmlische RechenkunstDie himmlische RechenkunstDie himmlische RechenkunstDie himmlische Rechenkunst

Die himmlische RDie himmlische RDie himmlische RDie himmlische Reeeechenkunstchenkunstchenkunstchenkunst

Was dem Herzen sich verwehrte,Was dem Herzen sich verwehrte,Was dem Herzen sich verwehrte,Was dem Herzen sich verwehrte,

lass es schwinde unbewegt.lass es schwinde unbewegt.lass es schwinde unbewegt.lass es schwinde unbewegt.

AllenthalbAllenthalbAllenthalbAllenthalben das Entbehrteen das Entbehrteen das Entbehrteen das Entbehrte

Wird dir mystisch zugelegt.Wird dir mystisch zugelegt.Wird dir mystisch zugelegt.Wird dir mystisch zugelegt.

Liebt doch Gott die leeren Hände,Liebt doch Gott die leeren Hände,Liebt doch Gott die leeren Hände,Liebt doch Gott die leeren Hände,

und der Mangel wird Gewinn.und der Mangel wird Gewinn.und der Mangel wird Gewinn.und der Mangel wird Gewinn.

Immerdar enthüllt das Ende,Immerdar enthüllt das Ende,Immerdar enthüllt das Ende,Immerdar enthüllt das Ende,

Sich als strahlender Beginn.Sich als strahlender Beginn.Sich als strahlender Beginn.Sich als strahlender Beginn.

Jeder Schmerz entlässt dich reicher.Jeder Schmerz entlässt dich reicher.Jeder Schmerz entlässt dich reicher.Jeder Schmerz entlässt dich reicher.

Preise die geweihte Not.Preise die geweihte Not.Preise die geweihte Not.Preise die geweihte Not.

Und aus nie geleertem SpeichUnd aus nie geleertem SpeichUnd aus nie geleertem SpeichUnd aus nie geleertem Speicherererer

Nährt dich das geheime Brot.Nährt dich das geheime Brot.Nährt dich das geheime Brot.Nährt dich das geheime Brot.

Werner Bergengruen