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Public Health Forum 22 Heft 84 (2014)http://journals.elsevier.de/pubhef
Die Bayerische LandesarbeitsgemeinschaftMultiresistente Erreger (LARE)
Ulla Kandler, Christiane Holler und Bernhard Liebl
Im Dezember 2008 wurde die Baye-
rische Landesarbeitsgemeinschaft
Multiresistente Erreger (LARE) ge-
grundet und ein Konsensusstatement
veroffentlicht. Es ist das erklarte Ziel
dieses landesweiten Netzwerks, das
Vorkommen von Methicillin-resisten-
ten Staphylokokken (MRSA) und an-
deren multiresistenten Erregern in den
Einrichtungen des Gesundheitswe-
sens in Bayern sektorenubergreifend
zu verringern, um teils schwerwiegen-
de, mitunter todlich verlaufende In-
fektionserkrankungen zu verhindern.
Derzeit zahlt die LARE 36 institutio-
nelle Mitglieder aus allen Bereichen
des Gesundheitswesens in Bayern.
Vertreter der Mitglieder treffen sich
zweimal jahrlich und veranstalten je-
weils im Dezember ein Symposium
mit aktuellen Schwerpunktthemen
(http://www.lgl.bayern.de/gesundheit/
hygiene/lare/veranstaltungen/index.
htm).
Fachliche Arbeitsgruppen befassen
sich mit diversen Aspekten der Resis-
tenz-Problematik und werden von Ex-
perten geleitet, deren Einrichtungen
Mitglieder der LARE sind.
Die AG Krankentransport hat sich
zum Ziel gesetzt, bayernweit einheit-
liche Empfehlungen zumUmgang mit
multiresistenten Erregern (MRE) bei
Krankentransporten zu erarbeiten. Ein
Merkblatt zum Hygienemanagement
beim Transport von MRE-Patienten
wurde publiziert. Des Weiteren wur-
den eine Empfehlung zur Einstufung
des Ubertragungsrisikos beim Patien-
tentransport und Hygienemaßnahmen
fur das Personal beim Transport von
Patienten mit potenziell ubertragbaren
Erkrankungen in Tabellenform mit
entsprechendem Begleittext auf der
Homepage der LARE veroffentlicht
(http://www.lgl.bayern.de/gesund-
heit/hygiene/lare/merkblaetter/index.
htm). Im Jahr 2013 veranstaltete die
AG ein Symposium zum Thema ,,Hy-
giene im Rettungsdienst‘‘, das bereits
im Vorfeld auf große Resonanz stieß,
da der Diskussions- und Klarungsbe-
darf in diesem Bereich sehr hoch ist.
Fur die Anderung des Rettungs-
dienstgesetzes wurde der Rat der
AG eingeholt wie auch fur die Er-
arbeitung einer Hygieneverordnung
fur den Rettungsdienst. Weitere Pro-
jekte der AG umfassen einen Rah-
menhygieneplan und ein Curriculum
zur Ausbildung zum Hygienebeauf-
tragten im Rettungsdienst.
In der AG Informationsweitergabe
wurde die Uberwindung von Schnitt-
stellenproblemen als Ziel definiert. Es
soll sichergestellt werden, dass bei
Verlegung eines Patienten, der mit
multiresistenten Erregern besiedelt
oder infiziert ist, diese Information
an die entsprechenden Stellen - also
Krankentransportdienst, Pflegeheim,
weiterbehandelnder Arzt – strukturiert
und zuverlassig weitergegeben wird.
Der von der AG entwickelte Informa-
tionsweitergabebogen wurde vom
Landesdatenschutzbeauftragten ge-
pruft und an dessen Vorgaben ange-
passt. Anfang April 2013 wurde dieser
Bogen in der ersten Version zur allge-
meinen Nutzung freigegeben, nach-
dem er von den Mitgliedern der
LARE freigegeben und eine nutzungs-
freundliche Formatierung vorgenom-
men worden war. Der Informations-
weitergabebogenwurde von potenziel-
len Nutzern zum Teil sehr kritisch
bewertet, sodass er im Jahr 2014 uber-
arbeitet wurde und demnachst aktuali-
siert auf der Homepage der LARE ver-
offentlicht werden wird (http://www.
lgl.bayern.de/gesundheit/hygiene/lare/
arbeitsgruppen/index.htm).
Die AG Standardisierte Fachinforma-
tionen zum Patientenmanagement
strebt eine Vereinheitlichung der In-
formationen in Bezug auf multiresis-
tente Erreger in medizinischen Ein-
richtungen an. Haufig gestellte Fragen
zu MRSA, Vancomycin-resistenten
Enterokokken (VRE), Clostridium
difficile-assoziierter Diarrhoe sowie
zu multiresistenten gramnegativen Er-
regern (MRGN) wurden gesammelt,
beantwortet und auf der Webseite
der LARE veroffentlicht. Dort wurde
auch ein Merkblatt Basishygienemaß-
nahmen eingestellt. Merkblatter
zum Umgang mit MRE fur weiterbe-
handelnde Arzte, Patienten und Ange-
horige sowie stationare Pflegeeinrich-
tungen sind ebenfalls bereits
veroffentlicht.
Das zentrale Anliegen der AG Scree-
ning und Sanierung ist die Vereinheit-
lichung und Abstimmung von Scree-
ning- und Sanierungskonzepten im
stationaren und ambulanten Bereich.
ZumMRSA-Screening und zur Sanie-
rung von MRSA-Patienten wurden
Empfehlungen erarbeitet und verof-
fentlicht. Die Arbeit an Empfehlungen
zu Screening-Maßnahmen bei ESBL/
MRGN wurde ebenfalls abgeschlos-
sen. Weiterer Aufklarungsbedarf wur-
de zum Umgang mit Schwangeren
und gesunden Neugeborenen, die mit
MRSA/MRE besiedelt sind, gesehen.
Die Arbeitsergebnisse sind auf der
Homepage publiziert.
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Public Health Forum 22 Heft 84 (2014)http://journals.elsevier.de/pubhef
Die AG Arbeitsschutz und MRE hat
FAQs zum ThemaMRSA bzw. ESBL/
MRGN und Arbeitsschutz beantwor-
tet, die auf der Homepage der LARE
abrufbar sind. Damit wird dem medi-
zinischen Personal eine Informations-
quelle hinsichtlich der Risiken und der
vorbeugenden Maßnahmen in Bezug
auf den Umgang mit multiresistenten
Erregern im Bereich des Arbeitsschut-
zes angeboten. Eine aktuelle Umfrage
dieser AG in Kooperation mit der
bayerischen Krankenhausgesellschaft
beschaftigt sich mit der Frage des
Screenings von Personal auf multire-
sistente Erreger.
Es wurde immer wieder berichtet,
dass Patienten, die mit MRE besiedelt
sind, die Behandlung in Reha-Einrich-
tungen erschwert oder verweigert
wird. Die AG Rehabilitationseinrich-
tungen hat eine Arbeitshilfe entwi-
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ckelt, die Einrichtungen erlaubt,
eine individuelle Risikoeinschatzung
vorzunehmen und die Handlungswei-
sen darauf abzustellen. Diese Arbeits-
hilfe wurde Bestandteil der uberarbei-
teten Empfehlung zu MRSA der
Kommission fur Krankenhaushygiene
und Infektionspravention am Robert-
Koch-Institut.
Die AG Antibiotic Stewardship be-
fasst sich mit der Etablierung des ge-
zielten Antibiotikaeinsatzes im am-
bulanten und stationaren Versor-
gungsbereich. Ein Leitfaden zur
ambulanten Antibiotikatherapie ist
derzeit in Arbeit, außerdem fanden
erste Sondierungsgesprache zur Ko-
operation mit der Antibiotikaresis-
tenzsurveillance (ARS) am Robert
Koch-Institut statt, um eine bayeri-
sche Antibiotikaresistenzdatenbank
etablieren zu konnen.
Seit der Grundung der LARE gibt es
einen regen Informationsaustausch
zwischen den Einrichtungen des Ge-
sundheitswesens, und die engagierte
Mitarbeit der Mitglieder ermoglicht
eine Bandbreite an fachlichen Publi-
kationen, die von allen Mitgliedern
getragen und unterstutzt werden. Da-
mit kommt man dem Ziel der LARE,
die Weiterverbreitung von MRE zu
reduzieren, Schritt fur Schritt naher.
Die korrespondierende Autorin erklart, dasskein Interessenkonflikt vorliegt.
http://dx.doi.org/10.1016/j.phf.2014.07.021
Dr. Ulla KandlerBayerisches Landesamt fur Gesundheitund LebensmittelsicherheitEggenreuther Weg 4391058 [email protected]
Literaturverzeichnis
Empfehlungen zur Pravention und Kontrolle von
Methecillinresistenten Staphylococcus au-
reus-Stammem (MRSA) in medizinischen
und pflegerischen Einrichtungen. Bundesge-
sundheitsbl 2014;57:696–732.
Public Health Forum 22 Heft 84 (2014)http://journals.elsevier.de/pubhef
Einleitung
Die bayerische Landesarbeitsgemeinschaft multiresistente Erreger hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Vorkommen
dieser Erreger im gesamten bayerischen Gesundheitswesen zu reduzieren. Dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn die
Einrichtungen des Gesundheitswesens gemeinsam an einem Strang ziehen und fur die Umsetzung einheitlicher Strategien
zur Bekampfung multiresistenter Erreger sorgen.
Abstract
The Bavarian NationalWorking Group Antibiotic Resistent Pathogens addresses to the task of reducing these pathogens in
the bayarian health system. This aim can only be reached, if the institutions of the health system all pull together and take
care to implement consistent strategies in the fight against pathogens with antibiotic resistance.
Schlusselworter:
multiresistente Erreger = antibiotic resistance, MRSA = methicillin resistent staphylococcus, Netzwerk = networking,
LARE = LARE
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