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Die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Multiresistente Erreger (LARE) Ulla Kandler, Christiane Ho ¨ller und Bernhard Liebl Im Dezember 2008 wurde die Baye- rische Landesarbeitsgemeinschaft Multiresistente Erreger (LARE) ge- gru ¨ndet und ein Konsensusstatement vero ¨ffentlicht. Es ist das erkla ¨rte Ziel dieses landesweiten Netzwerks, das Vorkommen von Methicillin-resisten- ten Staphylokokken (MRSA) und an- deren multiresistenten Erregern in den Einrichtungen des Gesundheitswe- sens in Bayern sektorenu ¨bergreifend zu verringern, um teils schwerwiegen- de, mitunter to ¨dlich verlaufende In- fektionserkrankungen zu verhindern. Derzeit za ¨hlt die LARE 36 institutio- nelle Mitglieder aus allen Bereichen des Gesundheitswesens in Bayern. Vertreter der Mitglieder treffen sich zweimal ja ¨hrlich und veranstalten je- weils im Dezember ein Symposium mit aktuellen Schwerpunktthemen (http://www.lgl.bayern.de/gesundheit/ hygiene/lare/veranstaltungen/index. htm). Fachliche Arbeitsgruppen befassen sich mit diversen Aspekten der Resis- tenz-Problematik und werden von Ex- perten geleitet, deren Einrichtungen Mitglieder der LARE sind. Die AG Krankentransport hat sich zum Ziel gesetzt, bayernweit einheit- liche Empfehlungen zum Umgang mit multiresistenten Erregern (MRE) bei Krankentransporten zu erarbeiten. Ein Merkblatt zum Hygienemanagement beim Transport von MRE-Patienten wurde publiziert. Des Weiteren wur- den eine Empfehlung zur Einstufung des U ¨ bertragungsrisikos beim Patien- tentransport und Hygienemaßnahmen fu ¨r das Personal beim Transport von Patienten mit potenziell u ¨bertragbaren Erkrankungen in Tabellenform mit entsprechendem Begleittext auf der Homepage der LARE vero ¨ffentlicht (http://www.lgl.bayern.de/gesund- heit/hygiene/lare/merkblaetter/index. htm). Im Jahr 2013 veranstaltete die AG ein Symposium zum Thema ,,Hy- giene im Rettungsdienst‘‘, das bereits im Vorfeld auf große Resonanz stieß, da der Diskussions- und Kla ¨rungsbe- darf in diesem Bereich sehr hoch ist. Fu ¨r die A ¨ nderung des Rettungs- dienstgesetzes wurde der Rat der AG eingeholt wie auch fu ¨r die Er- arbeitung einer Hygieneverordnung fu ¨r den Rettungsdienst. Weitere Pro- jekte der AG umfassen einen Rah- menhygieneplan und ein Curriculum zur Ausbildung zum Hygienebeauf- tragten im Rettungsdienst. In der AG Informationsweitergabe wurde die U ¨ berwindung von Schnitt- stellenproblemen als Ziel definiert. Es soll sichergestellt werden, dass bei Verlegung eines Patienten, der mit multiresistenten Erregern besiedelt oder infiziert ist, diese Information an die entsprechenden Stellen - also Krankentransportdienst, Pflegeheim, weiterbehandelnder Arzt – strukturiert und zuverla ¨ssig weitergegeben wird. Der von der AG entwickelte Informa- tionsweitergabebogen wurde vom Landesdatenschutzbeauftragten ge- pru ¨ft und an dessen Vorgaben ange- passt. Anfang April 2013 wurde dieser Bogen in der ersten Version zur allge- meinen Nutzung freigegeben, nach- dem er von den Mitgliedern der LARE freigegeben und eine nutzungs- freundliche Formatierung vorgenom- men worden war. Der Informations- weitergabebogen wurde von potenziel- len Nutzern zum Teil sehr kritisch bewertet, sodass er im Jahr 2014 u ¨ber- arbeitet wurde und demna ¨chst aktuali- siert auf der Homepage der LARE ver- o ¨ffentlicht werden wird (http://www. lgl.bayern.de/gesundheit/hygiene/lare/ arbeitsgruppen/index.htm). Die AG Standardisierte Fachinforma- tionen zum Patientenmanagement strebt eine Vereinheitlichung der In- formationen in Bezug auf multiresis- tente Erreger in medizinischen Ein- richtungen an. Ha ¨ufig gestellte Fragen zu MRSA, Vancomycin-resistenten Enterokokken (VRE), Clostridium difficile-assoziierter Diarrhoe sowie zu multiresistenten gramnegativen Er- regern (MRGN) wurden gesammelt, beantwortet und auf der Webseite der LARE vero ¨ffentlicht. Dort wurde auch ein Merkblatt Basishygienemaß- nahmen eingestellt. Merkbla ¨tter zum Umgang mit MRE fu ¨r weiterbe- handelnde A ¨ rzte, Patienten und Ange- ho ¨rige sowie stationa ¨re Pflegeeinrich- tungen sind ebenfalls bereits vero ¨ffentlicht. Das zentrale Anliegen der AG Scree- ning und Sanierung ist die Vereinheit- lichung und Abstimmung von Scree- ning- und Sanierungskonzepten im stationa ¨ren und ambulanten Bereich. Zum MRSA-Screening und zur Sanie- rung von MRSA-Patienten wurden Empfehlungen erarbeitet und vero ¨f- fentlicht. Die Arbeit an Empfehlungen zu Screening-Maßnahmen bei ESBL/ MRGN wurde ebenfalls abgeschlos- sen. Weiterer Aufkla ¨rungsbedarf wur- de zum Umgang mit Schwangeren und gesunden Neugeborenen, die mit MRSA/MRE besiedelt sind, gesehen. Die Arbeitsergebnisse sind auf der Homepage publiziert. Public Health Forum 22 Heft 84 (2014) http://journals.elsevier.de/pubhef 32.e1

Die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Multiresistente Erreger (LARE)

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Public Health Forum 22 Heft 84 (2014)http://journals.elsevier.de/pubhef

Die Bayerische LandesarbeitsgemeinschaftMultiresistente Erreger (LARE)

Ulla Kandler, Christiane Holler und Bernhard Liebl

Im Dezember 2008 wurde die Baye-

rische Landesarbeitsgemeinschaft

Multiresistente Erreger (LARE) ge-

grundet und ein Konsensusstatement

veroffentlicht. Es ist das erklarte Ziel

dieses landesweiten Netzwerks, das

Vorkommen von Methicillin-resisten-

ten Staphylokokken (MRSA) und an-

deren multiresistenten Erregern in den

Einrichtungen des Gesundheitswe-

sens in Bayern sektorenubergreifend

zu verringern, um teils schwerwiegen-

de, mitunter todlich verlaufende In-

fektionserkrankungen zu verhindern.

Derzeit zahlt die LARE 36 institutio-

nelle Mitglieder aus allen Bereichen

des Gesundheitswesens in Bayern.

Vertreter der Mitglieder treffen sich

zweimal jahrlich und veranstalten je-

weils im Dezember ein Symposium

mit aktuellen Schwerpunktthemen

(http://www.lgl.bayern.de/gesundheit/

hygiene/lare/veranstaltungen/index.

htm).

Fachliche Arbeitsgruppen befassen

sich mit diversen Aspekten der Resis-

tenz-Problematik und werden von Ex-

perten geleitet, deren Einrichtungen

Mitglieder der LARE sind.

Die AG Krankentransport hat sich

zum Ziel gesetzt, bayernweit einheit-

liche Empfehlungen zumUmgang mit

multiresistenten Erregern (MRE) bei

Krankentransporten zu erarbeiten. Ein

Merkblatt zum Hygienemanagement

beim Transport von MRE-Patienten

wurde publiziert. Des Weiteren wur-

den eine Empfehlung zur Einstufung

des Ubertragungsrisikos beim Patien-

tentransport und Hygienemaßnahmen

fur das Personal beim Transport von

Patienten mit potenziell ubertragbaren

Erkrankungen in Tabellenform mit

entsprechendem Begleittext auf der

Homepage der LARE veroffentlicht

(http://www.lgl.bayern.de/gesund-

heit/hygiene/lare/merkblaetter/index.

htm). Im Jahr 2013 veranstaltete die

AG ein Symposium zum Thema ,,Hy-

giene im Rettungsdienst‘‘, das bereits

im Vorfeld auf große Resonanz stieß,

da der Diskussions- und Klarungsbe-

darf in diesem Bereich sehr hoch ist.

Fur die Anderung des Rettungs-

dienstgesetzes wurde der Rat der

AG eingeholt wie auch fur die Er-

arbeitung einer Hygieneverordnung

fur den Rettungsdienst. Weitere Pro-

jekte der AG umfassen einen Rah-

menhygieneplan und ein Curriculum

zur Ausbildung zum Hygienebeauf-

tragten im Rettungsdienst.

In der AG Informationsweitergabe

wurde die Uberwindung von Schnitt-

stellenproblemen als Ziel definiert. Es

soll sichergestellt werden, dass bei

Verlegung eines Patienten, der mit

multiresistenten Erregern besiedelt

oder infiziert ist, diese Information

an die entsprechenden Stellen - also

Krankentransportdienst, Pflegeheim,

weiterbehandelnder Arzt – strukturiert

und zuverlassig weitergegeben wird.

Der von der AG entwickelte Informa-

tionsweitergabebogen wurde vom

Landesdatenschutzbeauftragten ge-

pruft und an dessen Vorgaben ange-

passt. Anfang April 2013 wurde dieser

Bogen in der ersten Version zur allge-

meinen Nutzung freigegeben, nach-

dem er von den Mitgliedern der

LARE freigegeben und eine nutzungs-

freundliche Formatierung vorgenom-

men worden war. Der Informations-

weitergabebogenwurde von potenziel-

len Nutzern zum Teil sehr kritisch

bewertet, sodass er im Jahr 2014 uber-

arbeitet wurde und demnachst aktuali-

siert auf der Homepage der LARE ver-

offentlicht werden wird (http://www.

lgl.bayern.de/gesundheit/hygiene/lare/

arbeitsgruppen/index.htm).

Die AG Standardisierte Fachinforma-

tionen zum Patientenmanagement

strebt eine Vereinheitlichung der In-

formationen in Bezug auf multiresis-

tente Erreger in medizinischen Ein-

richtungen an. Haufig gestellte Fragen

zu MRSA, Vancomycin-resistenten

Enterokokken (VRE), Clostridium

difficile-assoziierter Diarrhoe sowie

zu multiresistenten gramnegativen Er-

regern (MRGN) wurden gesammelt,

beantwortet und auf der Webseite

der LARE veroffentlicht. Dort wurde

auch ein Merkblatt Basishygienemaß-

nahmen eingestellt. Merkblatter

zum Umgang mit MRE fur weiterbe-

handelnde Arzte, Patienten und Ange-

horige sowie stationare Pflegeeinrich-

tungen sind ebenfalls bereits

veroffentlicht.

Das zentrale Anliegen der AG Scree-

ning und Sanierung ist die Vereinheit-

lichung und Abstimmung von Scree-

ning- und Sanierungskonzepten im

stationaren und ambulanten Bereich.

ZumMRSA-Screening und zur Sanie-

rung von MRSA-Patienten wurden

Empfehlungen erarbeitet und verof-

fentlicht. Die Arbeit an Empfehlungen

zu Screening-Maßnahmen bei ESBL/

MRGN wurde ebenfalls abgeschlos-

sen. Weiterer Aufklarungsbedarf wur-

de zum Umgang mit Schwangeren

und gesunden Neugeborenen, die mit

MRSA/MRE besiedelt sind, gesehen.

Die Arbeitsergebnisse sind auf der

Homepage publiziert.

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Public Health Forum 22 Heft 84 (2014)http://journals.elsevier.de/pubhef

Die AG Arbeitsschutz und MRE hat

FAQs zum ThemaMRSA bzw. ESBL/

MRGN und Arbeitsschutz beantwor-

tet, die auf der Homepage der LARE

abrufbar sind. Damit wird dem medi-

zinischen Personal eine Informations-

quelle hinsichtlich der Risiken und der

vorbeugenden Maßnahmen in Bezug

auf den Umgang mit multiresistenten

Erregern im Bereich des Arbeitsschut-

zes angeboten. Eine aktuelle Umfrage

dieser AG in Kooperation mit der

bayerischen Krankenhausgesellschaft

beschaftigt sich mit der Frage des

Screenings von Personal auf multire-

sistente Erreger.

Es wurde immer wieder berichtet,

dass Patienten, die mit MRE besiedelt

sind, die Behandlung in Reha-Einrich-

tungen erschwert oder verweigert

wird. Die AG Rehabilitationseinrich-

tungen hat eine Arbeitshilfe entwi-

32.e2

ckelt, die Einrichtungen erlaubt,

eine individuelle Risikoeinschatzung

vorzunehmen und die Handlungswei-

sen darauf abzustellen. Diese Arbeits-

hilfe wurde Bestandteil der uberarbei-

teten Empfehlung zu MRSA der

Kommission fur Krankenhaushygiene

und Infektionspravention am Robert-

Koch-Institut.

Die AG Antibiotic Stewardship be-

fasst sich mit der Etablierung des ge-

zielten Antibiotikaeinsatzes im am-

bulanten und stationaren Versor-

gungsbereich. Ein Leitfaden zur

ambulanten Antibiotikatherapie ist

derzeit in Arbeit, außerdem fanden

erste Sondierungsgesprache zur Ko-

operation mit der Antibiotikaresis-

tenzsurveillance (ARS) am Robert

Koch-Institut statt, um eine bayeri-

sche Antibiotikaresistenzdatenbank

etablieren zu konnen.

Seit der Grundung der LARE gibt es

einen regen Informationsaustausch

zwischen den Einrichtungen des Ge-

sundheitswesens, und die engagierte

Mitarbeit der Mitglieder ermoglicht

eine Bandbreite an fachlichen Publi-

kationen, die von allen Mitgliedern

getragen und unterstutzt werden. Da-

mit kommt man dem Ziel der LARE,

die Weiterverbreitung von MRE zu

reduzieren, Schritt fur Schritt naher.

Die korrespondierende Autorin erklart, dasskein Interessenkonflikt vorliegt.

http://dx.doi.org/10.1016/j.phf.2014.07.021

Dr. Ulla KandlerBayerisches Landesamt fur Gesundheitund LebensmittelsicherheitEggenreuther Weg 4391058 [email protected]

Literaturverzeichnis

Empfehlungen zur Pravention und Kontrolle von

Methecillinresistenten Staphylococcus au-

reus-Stammem (MRSA) in medizinischen

und pflegerischen Einrichtungen. Bundesge-

sundheitsbl 2014;57:696–732.

Public Health Forum 22 Heft 84 (2014)http://journals.elsevier.de/pubhef

Einleitung

Die bayerische Landesarbeitsgemeinschaft multiresistente Erreger hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Vorkommen

dieser Erreger im gesamten bayerischen Gesundheitswesen zu reduzieren. Dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn die

Einrichtungen des Gesundheitswesens gemeinsam an einem Strang ziehen und fur die Umsetzung einheitlicher Strategien

zur Bekampfung multiresistenter Erreger sorgen.

Abstract

The Bavarian NationalWorking Group Antibiotic Resistent Pathogens addresses to the task of reducing these pathogens in

the bayarian health system. This aim can only be reached, if the institutions of the health system all pull together and take

care to implement consistent strategies in the fight against pathogens with antibiotic resistance.

Schlusselworter:

multiresistente Erreger = antibiotic resistance, MRSA = methicillin resistent staphylococcus, Netzwerk = networking,

LARE = LARE

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