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Die Chemie der p-Block Elemente B C N O F
P S Cl
Se Br
IFunktionen und Merkmale:
I Hauptbestandteil der lebenden Materie (H2O und organische
Verbindungen, Kohlenhydrate, Nukleinsäuren, Peptide); g , y , , p );C, H, N, O machen 99% der lebenden Materie aus
h d i i hti fö i St ff d ti kl i vorhanden in wichtigen gasförmigen Stoffen und sonstigen kleinen Molekülen des Lebens
stellen die wichtigsten Anionen des Lebens 263Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Kohlenstoff Im biologischen Kohlenstoffzyklus sind die organischen Verbindungen der Biologie (Kohlenhydrate, Fettsäuren, Aminosäuren etc.) in einem K i l f i d idi P d k K hl id dKreislauf mit den oxidierten Produkten Kohlenmonoxid und Kohlendioxid, Kohlensäure oder evtl. mit dem reduzierten Produkt M th k ü ftMethan verknüpft
HH
Verbindungen:
C
HHMethan O C O C O
H H Kohlendioxid Kohlenmonoxid
O OO
C H C
O
C
OO
COO
H
H
COO
H
COO
H
Kohlensäure
H
Hydrogencarbonat-Ion Carbonat-Ion 264
Anorganische Kohlenstoffverbindungen it bi l i h R lmit biologischer Relevanz
O O
C C
O O
C C
O O
C C
O O
C C
O OHH
O O
O l ä OOxalsäure Oxalat-Ion
H C N C N
Blausäure Cyanid-Ion
265Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Kohlensäure, Hydrogencarbonat-, Carbonat-IonenDie Kohlensäure ist instabil und zerfällt in einer Gleichgewichtsreaktion zu H2O und CO2 (K1). Sie ist als reine H2CO3eine mittelstarke Säure (K2):
CO2(aq) + H2O H2CO3(aq) H+(aq) + HCO3-(aq)
K1 K2CO2(aq) + H2O H2CO3(aq) H (aq) + HCO3 (aq)
K1 = 2.58.10-3 K2 = 1.72.10-4 mol/L
Da die Kohlensäure in Wasser nur aus CO2 erzeugt werden kann, wird die Dissoziation der Kohlensäure meist als Summe der beidendie Dissoziation der Kohlensäure meist als Summe der beiden Gleichgewichte K1 und K2 betrachtet:
CO ( ) + H O H+( ) + HCO ( )K
CO2(aq) + H2O H+(aq) + HCO3-(aq)
K = K1.K2 = 4.44.10-7 mol/L1 2
In der Gesamtreaktion wirkt Kohlensäure wie eine schwache Säure, weil K klein ist und in diesem Gleichgewicht nur wenig H CO erzeugtweil K1 klein ist und in diesem Gleichgewicht nur wenig H2CO3 erzeugt wird. H2CO3 für sich ist eine mittelstarke Säure.
266
KohlensäureDi Bild H CO i i l S h iDie Bildung von H2CO3 ist ein langsamer Schritt:
t1/2 20 s; bei pH = 7 und 25 °C1/2 ; p
In biologischen Systemen muss diese Reaktion durch Carboanhydrasen dramatisch beschleunigt werden:Carboanhydrasen dramatisch beschleunigt werden:
t1/2 ~ einige ms, Beschleunigungsfaktor > 107
Mehr als 99% der im Körper erzeugten Protonen werden zu Kohlensäure umgewandelt und als Kohlendioxid und Wasser aus demKohlensäure umgewandelt und als Kohlendioxid und Wasser aus dem Körper entfernt. Der Körper steuert so seinen Protonenhaushalt (pH-Wert)Der Körper steuert so seinen Protonenhaushalt (pH Wert).
Das biologisch und medizinisch wichtigste Hydrogencarbonat-Salz ist N i h d b N HCO ( l N N i bi b )Natriumhydrogencarbonat NaHCO3 (alter Name Natriumbicarbonat).
Es wird medizinisch als Antacidum verwendet (z.B. bei Sodbrennen).( )
267Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Hydrogencarbonat-, Carbonat-Ionen
Das Hydrogencarbonat-Ion ist nur wenig dissoziiert:
CO + CO 2 4 8 10 11 l/HCO3- H+ + CO3
2- KS2 = 4.8.10-11 mol/L
Das Carbonat-Ion wirkt in wässrigem Medium als Base:
CO32- + H2O HCO3
- + OH-
Na2CO3 (Soda, wasserfreies Soda) ist eine wichtige industrielle Base.
268Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Oxide des KohlenstoffsKohlenmonoxid CO obwohl für höhere Organismen sehr giftig istKohlenmonoxid CO, obwohl für höhere Organismen sehr giftig, ist ebenfalls ein ”biologisches“ Molekül.
CO entsteht bei unvollständiger Verbrennung von Kohlenstoff oder Kohlenstoff-haltigem Material (organisches Material):
2C + O2 2CO
CO i t S d At hä d bild t i B t dt il dCO ist Spurengas der Atmosphäre und bildet einen Bestandteil des Smogs. Die mittlere Verweilzeit in der Atomsphäre ist jedoch aufgrund der Weiteroxidation zu Kohlendioxid nicht besonders gross:der Weiteroxidation zu Kohlendioxid nicht besonders gross:
2CO + O2 2CO2
CO hat deshalb in der Atmosphäre grosser Städte einen Tag/Nacht-Rhythmus. CO und CO2 sind „Treibhausgase“, die in der Atmosphäre y 2 g pzu deren Erwärmung über den Treibhauseffekt beitragen.
Verschiedene Bakterien können CO durch Reduktion zu zelleigenenVerschiedene Bakterien können CO durch Reduktion zu zelleigenen Stoffen oder durch Oxidation zu CO2 in ihren Stoffwechsel einbeziehen.
269
Oxalsäure, Oxalat-Ion Die Oxalsäure, wie auch das Oxalat-Ion, wird in der Natur und in derTechnik durch Reduktion von CO2 erzeugt:
2H+ + 2CO2 + 2e- H2C2O4
2CO + 22OC2CO2 + 2e- 42OC
Kaliumhydrogenoxalat KHC2O4 kommt in vielen Pflanzen als saure Komponente vor (Rhabarber Spinat )saure Komponente vor (Rhabarber, Spinat, ...)
Calciumoxalat ist schwerlöslich und stellt einen Hauptbestandteil von Nieren- und Blasensteinen darNieren- und Blasensteinen dar.
270Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Anorganische (biologisch relevante) ti k t ffh lti M l külstickstoffhaltige Moleküle
2 NO N O2 NO2 N2O4
Stickstoffdioxid Distickstofftetroxid
NN
N
O OO O
OO
O
PeroxynitritH
peroxysalpetrige Säuree o y t t peroxysalpetrige Säure
271Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Elementarer StickstoffN |N N|N2 |NN|
Stickstoff (farblos) ist zu ca. 80% Bestandteil der Atmosphäre( ) p
Beim Prozess der Luftverflüssigung fällt er in flüssiger Forman (Sdp 196°C): billiges Kühlmittelan (Sdp. -196 C): billiges Kühlmittel.
Das Stickstoffmolekül besitzt eine sehr feste Dreifachbindung und ist chemisch sehr inert
Biologisch wird es durch das Enzym Nitrogenase in Ammoniak bzwBiologisch wird es durch das Enzym Nitrogenase in Ammoniak bzw. pH-abhängig in das Ammonium-Ion (NH4
+) überführt
i d i ifi i d h k i b h d h i h Bei der Nitrifizierung durch Bakterien besteht das chemische Problem, dass bei dieser Umwandlung von NH3 in NO3
- das stabile N M l kül (O id ti hl 0) üb “ dN2-Moleküls (Oxidationszahl 0) „übersprungen“ werden muss. Voraussetzungen für das Gelingen dieses Sprungs ist O A h it ( b B di ) d P ff ö li hk it dO2-Anwesenheit (aerobe Bedingungen) und Puffermöglichkeit der entstehenden vielen Protonen (im Boden).
272
Wasserstoff-Verbindungen des Stickstoffs -A i kAmmoniak
NN
HH
H pyramidal gebautH
Ammoniak
Herstellung von Ammoniak mit Wasserstoff bei erhöhtem Druck und erhöhter Temperatur unter Eisenkatalyse (Haber Bosch Verfahren):erhöhter Temperatur unter Eisenkatalyse (Haber-Bosch-Verfahren):
N2 + 3 H2 2 NH3Fe
Dieser Prozess ist Grundlage für die stickstoffhaltige DüngemittelproduktionDüngemittelproduktion.
Bei intensiver Landwirtschaft reicht die natürliche Produktion von löslichen Sticktoffverbindungen nicht, ös c e St c to ve b du ge c t,um den pflanzlichen Bedarf zu decken.
273Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
AmmoniakAmmoniak
Ammoniak besitzt ein freies Elektronenpaar, welches in wässrigem Medium protoniert wird:Medium protoniert wird:
NH3 + H2O + OH-4NH3
Ammonium-Ion4
NH3 wirkt in Wasser als Base (700 L NH3-Gas in 1 L H2O).
Das Ammonium-Ion ist Bestandteil von Düngesalzen Es kann vonDas Ammonium Ion ist Bestandteil von Düngesalzen. Es kann von der Pflanze aufgenommen werden, ist jedoch in höheren Konzentrationen, im Gegensatz zum ebenfalls düngefähigen Nitrat-Konzentrationen, im Gegensatz zum ebenfalls düngefähigen NitratIon, giftig.
274Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Die Oxide des Stickstoffs
N ON N O•
N ON N O
StickstoffmonoxidDistickstoffmonoxid
OO
N N
OO
O
NO
•
OOO O
Stickstoffdioxid Distickstofftetroxid
275Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
DistickstoffmonoxidDistickstoffmonoxid (Lachgas) enthält Stickstoff in der
Oxidationsstufe +1
Mesomere Grenzformen
N ON N ON
Es ist Zwischenprodukt bei der biologischen Denitrifizierung
Technisch wird es durch Erhitzen von Ammoniumnitrat gewonnen
NH4NO3(l) N2O(g) + 2 H2O(g)200°C
276Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Stickstoffmonoxid D f bl S i k ff id k b i h h TDas farblose Stickstoffmonoxid kann nur bei hohen Temperaturen ausden Elementen hergestellt werden, da seine Bildung endotherm ist.
Ein G < 0 wird erst mit einem grossen Faktor -TS erreicht
N + O 2 NO H = +90 4 kJ/molN2 + O2 2 NO H = +90.4 kJ/mol
Technisch wird NO durch katalytische Verbrennung von Ammoniak erhalten. Ohne Katalysator verbrennt Ammoniak zu Stickstoff und Wasser.
4 NH3(g) + 5 O2(g) 4 NO(g) + 6 H2O(g)
RhPtC
/850
Das NO-Molekül besitzt eine ungerade Anzahl von Elektronen. Es ist aus diesem Grund paramagnetisch:
N O N O• •N O
277Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Physiologische Bedeutung von NONO ist ein toxisches Molekül, hat aber in geringen Konzentrationen physiologisch eine ausserordentliche Bedeutung. Es ist ein biologischer Botenstoff und hat Funktionen in der Immunabwehr:
„Denkgas“, dient als Neurotransmitter zur Fixierung von Synapsen„Denkgas , dient als Neurotransmitter zur Fixierung von Synapsenim Langzeitgedächtnis
St t di Dil t ti M k l ll d i t di G d Steuert die Dilatation von Muskelzellen und ist aus diesem Grundauch Blutdruckregulans
In höheren Konzentrationen wirkt NO als Zellgift und zerstört bei derImmunabwehr mit Makrophagen die Zellen von eindringendenBakterien (cytotoxisch). Ausserdem blockiert es die Zellteilung unddas Zellwachstum (cytostatisch).
Physiologisch wird NO aus der Aminosäure Arginin aufgebaut undzu NO3
- oxidativ abgebaut Im Harn von Kranken findet manzu NO3 oxidativ abgebaut. Im Harn von Kranken findet manerhöhten Nitratgehalt.
278
Medikamente, die unter Freisetzung von NO wirken
Pharmakon Formel
Nitroprussidnatrium Na2[Fe(CN)5NO]×2H2O(Nebenwirkung: CN–-Vergiftung)
Glyceryltrinitrat Propan-1,2,3-triolnitrat(Langzeitwirkung: Toleranz)( g g )
Amyl(pentyl)nitrat (CH3)2CHCH2CH2NO3(schnell wirkend)(schnell wirkend)
Natriumnitrit NaNO2(l i k d)(langsam wirkend)
Isosorbiddinitrat 1,4:3,6 Dianhydro-D-glucitol y g(langsam oder schnell wirkend je nach Formulierung)
Vergleiche auch Medizinnobelpreis 1998 (Furchgott, Murad und Ignarro)! 279Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Stickstoffdioxid und Distickstofftetroxid Das braune Stickstoffdioxid NO2 hat wie Stickstoffmonoxid eine ungerade Elektronenzahl und ist daher paramagnetisch. g p gEs hat eine gewinkelte Struktur:
O
NO
•
ON
O
•
O O O
NO2-Gas wird aus NO in Kontakt mit Sauerstoff bei Raumtemperatur t bild t (A t id ti )spontan gebildet (Autoxidation):
2 NO + O2 2 NO2 H = -114 kJ/mol2 2
Das monomere NO2 existiert im Gleichgewicht mit seinem Dimer, dem farblosen Distickstofftetroxid N O :dem farblosen Distickstofftetroxid N2O4:
2 NO2 N2O4
braun farblos280Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Stickstoffdioxid und Distickstofftetroxid
2 NO2 N2O4
Das Gleichgewicht ist stark temperaturabhängig:Das Gleichgewicht ist stark temperaturabhängig:
Bei 135 °C besteht das Gas zu 99% aus NO2
Bei 21 °C kondensiert es zu einer braunen Flüssigkeiteines NO/NO2- Gemisches2
Beim Schmelzpunkt (-11°C) liegt der grösste Teil als N2O4 vor
Im N2O4-Molekül wird das ungepaarte Elektron des NO2in einer N-N-Bindung gepaart!
281Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Oxosäuren des Stickstoffs D Ni i I d l i SäDas Nitrit-Ion und salpetrige Säure:
N N
ON
O ON
OH
Nitrit-Ion Salpetrige SäureNitrit Ion Salpetrige Säure
Durch Einleiten von einem äquimolaren Gemisch von NO und NO2 in di Lö i B d i W hält Nit it b l t idie Lösung einer Base oder in Wasser erhält man Nitrite bzw. salpetrige Säure.
NO(g) + NO2(g) + 2 OH-(aq) 2 NO2-(aq) + H2O
NO(g) + NO (g) + H O 2 HNO (aq)NO(g) + NO2(g) + H2O 2 HNO2(aq)
Die salpetrige Säure ist instabil und kann nur im Gleichgewicht gebildet werden. Sie ist eine schwache Säure.
282Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Das Nitrat-Ion und Salpetersäure O O
N
O trigonal-planar
N
O
ON
O ON
OHH
Nitrat-Ion Salpetersäure
Salpetersäure wird durch Oxidation von NO in Wasser hergestellt
6 NO(g) + 3 O (g) 6 NO (g)6 NO(g) + 3 O2(g) 6 NO2(g)
6 NO2(g) + 2 H2O 4 HNO3(aq) + 2 NO(g)
2 H2O + 4 NO(g) + 3 O2(g) 4 HNO3(aq)
Im Handel ist 65%ige Salpetersäure („konzentrierte Salpetersäure“)!
283Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
SalpetersäureSalpetersäure ist nicht nur eine starke Säure, sondern auch ein starkes Oxidationsmittel. Konzentrierte Salpetersäure löst bis auf wenige p gEdelmetalle (Gold, Platin etc.) alle Metalle auf, jedoch selten unter H2-Entwicklung:
Cu(s) + 4 H+(aq) + 2 NO3-(aq) Cu2+(aq) + 2 NO2(g) + 2 H2O
Das sehr stark oxidierende Königswasser (Gemisch im 1:3 Molverhältnis von konzentrierter Salpetersäure und Salzsäure) löst auch Gold und Platin!
Nitrate entstehen durch Neutralisation der Salpetersäure.Nitrate entstehen durch Neutralisation der Salpetersäure.
HNO3(aq) + NaOH(aq) NaNO3(aq) + H2O
Leicht lösliche Nitrate, wie KNO3 oder NH4NO3, eignen sich zur Düngung, da sie von Pflanzen leicht aufgenommen werden. g g g
Kaliumnitrat KNO3 wird im Schwarzpulver verwendet. 284
Das Peroxynitrit-Ion und peroxysalpetrige Säure Peroxynitrit und peroxysalpetrige Säure sind Cytotoxine (Zellgifte),
entstehen aber auch unter physiologischen Bedingungen.
Peroxynitrit ist unter physiologischen Bedingungen weniger stabilals die reine Substanz, es ist aber stabil genug um mindestens einenals die reine Substanz, es ist aber stabil genug um mindestens einenZelldurchmesser weit zu diffundieren.
D A i i t t bil l di Sä I lk li h M di k Das Anion ist stabiler als die Säure. Im alkalischen Medium kanndas Anion Monate im Kühlschrank gelagert werden.E fällt t Nit tEs zerfällt spontan zu Nitrat:
O
O
NO NO O
O ON
O
Peroxynitrit-Ion Nitrat-Ion285
Bildung von Peroxynitrit und peroxysalpetrige Säure
Peroxynitrit wird in der Zelle aus NO und dem Superoxid-Ion gebildet:g
NO + O2- ONOO-
gelb
Eine andere physiologische” Synthese von Peroxynitrit bzw Eine andere „physiologische Synthese von Peroxynitrit bzw. peroxy-salpetrige Säure ergibt sich im Zusammenhangmit der Immunabwehr:mit der Immunabwehr:HONO + H2O2 ONOOH + H2O
Salpetrige- Wasser- PeroxysalpetrigeSäure stoffperoxid Säure
t1/2 ~ 1s
286Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
PhosphorEl Ph h i i h M difik i f Elementarer Phosphor tritt in mehreren Modifikationen auf
Die wichtigsten sind weisser und roter Phosphorg p
Der weisse Phosphor ist aus P4-Molekülen aufgebaut
P
P PP
weisser Phosphor
Der rote Phosphor besteht aus einem unregelmässigenNetzwerk von Atomen
Der weisse Phosphor ist sehr giftig, der rote nicht
D i Ph h i t d h kti ! Der weisse Phosphor ist ausserdem sehr reaktiv!287Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Oxide und Oxosäuren des PhosphorsDi i h i Ph h bi d i d di Ph h idDie wichtigsten Phosphorverbindungen sind die Phosphoroxide, Phosphorsäure und die Phosphate:
O P O O P O
O
O
P
O P O
POP
O P
O
O
PO
OOP
OOP
O P
OO
P
O P
O
O
O OOO H
H
H
OH
H3PO4P4O6 P4O10 ortho-Phosphorsäure
Die Phosphoroxide entstehen durch Verbrennung von P4 (an der Luft p g 4 (selbst entzündlich).
P4 + 3O2 P4O6 (O2-Unterschuss)4 3O2 4O6 (O2 U e sc uss)
P4 + 5O2 P4O10 288
Phosphorsäuren und PhosphateDie Phosphorsäuren werden durch gezielte Reaktion der Oxide mit Wasser erhalten:
P4O10 + 6 H2O 4 H3PO4 P4O10 + 4 H2O 2 H4P2O7
3 P4O10 + 10 H2O 4 H5P3O10
OH-OH-Die Salze lassen sich daraus durch Neutralisation mit Base herstellen:
OHOH OH-H3PO4 H2PO4- HPO4
2- PO43-
Dihydrogen-phosphat-Ion
Hydrogen-phosphat-Ion
Phosphat-Ionp p p p
289Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
PhosphateLeicht lösliche Phosphatverbindungen:Leicht lösliche Phosphatverbindungen:
(NH4)2HPO4 K2HPO4
Diammoniumhydrogen-Phosphat Dikaliumhydrogenphosphat(werden als Düngemittel eingesetzt)(werden als Düngemittel eingesetzt)
Schwerlösliche Phosphate:p
Hochgeladene Kationen (2+) ergeben mit PO43- schwerlösliche
VerbindungenVerbindungenRepräsentative Mineralien:
Phosphorit: Ca3(PO4)2
Apatite: Hydroxyapatit Ca10(PO4)6(OH)2; Fluorapatit Ca10(PO4)6F2Apatite: Hydroxyapatit Ca10(PO4)6(OH)2; Fluorapatit Ca10(PO4)6F2
Fe/AlPO4 dient zur Ausfällung von PO4 3 - in Kläranlagen
290Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Biologische Moleküle unter Beteiligung von Ph h tPhosphaten
Bildung von DNA und RNABildung von DNA und RNA Zuckerreste
Bild DNA d RNA
Basen
Bildung von DNA und RNA
291Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Ausbildung des DNA-Doppelstranges durch BBasenpaarung
Wasserstoff-
Brückenbindung!
292Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
ATP als biologischer Energiespeicher und NADH als Hydridspeicher
Mg2+Mg
ATPase
NN
NH2 O
NH2
H H
ON N
HO OH
OP
O OH
ON
OHHO
OP
O
OHO
HO OH OHHONADH
-"H-"NH2 OH+
NADH NAD+ + H+ + 2e-
N
N
N
2
PO OH
NPOHO
O
NH2
H
293
ON N
HO OH
OP
ON
OHHO
OP
O
NAD+
Phosphorwasserstoff-VerbindungenPH i t h ifti V d i
P
H H
N
H H
PH3 ist sehr giftig. Verwendung in Getreidesilos zur Tötung alles Lebenden. Es wird von bestimmten H
HH
~90°H
HH
~107°
Ph h A i k
anaeroben Bakterien produziert und ist daher im Sumpfgas vorhanden,
d h S lb t t ü d d PHPhosphan Ammoniak wo durch Selbstentzündung des PH3 Leuchterscheinungen auftreten.
Hybridi-
HH HErklärung für den kleinen Pyramidalwinkel:
N:
Hybridi-
sierung
EN
HH H
P:
EP
P
EN EP > P hybridisiert nicht!294Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
SauerstoffVorkommen und Gewinnung von Sauerstoff
Sauerstoff kommt zu ca 20% in der Atmosphäre vor und inSauerstoff kommt zu ca. 20% in der Atmosphäre vor und in gebundener Form in vielen Verbindungen der Erdkruste
R i S ff O i d d h L ft flü i d D till ti Reiner Sauerstoff O2 wird durch Luftverflüssigung und Destillation gewonnen
Es gibt zwei biologisch relevante O2-Modifikationen:
O O O O• •
Triplett-Sauerstoff paramagnetisch,
Singulett-Sauerstoff
diamagnetisch p greaktionsträge,
langlebig
diamagnetisch,
sehr reaktiv, kurzlebig
295Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
SauerstoffSi l S ff i l Z d T i l S ffSingulett-Sauerstoff ist als angeregter Zustand von Triplett-Sauerstoff aufzufassen und wandelt sich in diesen unter Aussendung von Licht
(L i )(Lumineszenz) um:
O2 (Singulett) O2 (Triplett) + h
Warum besitzt das O2 Molekül im Grundzustandi t El kt ?
2 ( g ) 2 ( p )
zwei ungepaarte Elektronen?
296
Transport und Speicherung von Sauerstoffi höh L bin höheren Lebewesen
Der Transport geschieht meist über Hämoglobin im Blut(Eisen-haltige Komplexverbindung) oder Hämocyanin( g p g) y(z.B. in Mollusken, Kupfer-Komplexverbindung)
Die Speicherung erfolgt über Myoglobin Die Speicherung erfolgt über Myoglobin(Eisen-Komplexverbindung) in den Muskeln
Die Anwesenheit von Verbindungen, die Sauerstoff leichtfreisetzen können, erhöht die effektive Sauerstoff-Konzentrationauf ungefähr das 100-fache der natürlichen Löslichkeit inWasser
297Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Herstell ng on Sing lett Sa erstoffSingulett-Sauerstoff
Herstellung von Singulett-Sauerstoff
H2O2 + OH- HOO- + H2O2 2 2
HOO- + Cl2 HOOCl + Cl-
HOOCl + OH- OOCl- + H2O
OOCl- O2 (Singulett) + Cl-OOCl O2 (Singulett) + Cl
O2 (Singulett) O2 (Triplett) + h
In biologischen Systemen kann Singulett-Sauerstoff im Zusammenhang mit der Immunreaktion nach folgenden Reaktionen gebildet werden:g g
Cl- + H2O2 OCl- O2(Singulett)MPO H2O2
MPO = Myeloperoxidase
ONOO- + H O NO - + H O + O (Singulett)ONOO + H2O2 NO2 + H2O + O2(Singulett)
Peroxynitrit Nitrit 298
OzonO i i ( i h bi l i h ) M difik i S ffOzon ist eine (nicht-biologische) Modifikation von Sauerstoff
3 O2 2 O3 H = +142 kJ/molelektrische Entladung2 3
Ozon ist Bestandteil der Stratosphäre; es fängt kosmische Strahlung ab (Ozongürtel in 25 30 km Höhe)(Ozongürtel in 25-30 km Höhe)
O2 2 O 2 O3UV, X-ray 2 O2
Lewis-Formel (Mesomerie):
O O
OO
O O O
299Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Verbindungen des Sauerstoffs S ff d W ff bi d i h i i h f i R k iSauerstoff und Wasserstoff verbinden sich in einer heftigen Reaktion zu Wasser (Knallgasreaktion: Gemisch explodiert nach Zündung):
½ O2 + H2 H2O G° = - 239 kJ/mol grosse Triebkraft !
Sie kann bei pH = 7 als Redoxreaktion mit folgenden HalbreaktionenSie kann bei pH = 7 als Redoxreaktion mit folgenden Halbreaktionen und Potentialen aufgefasst werden:
Reduktion 1/2 O2 + 2H+ + 2e- H2O E = + 0.82V
Oxidation H 2H+ + 2e- E = + 0 42VOxidation H2 2H + 2e E + 0.42V
Summe ½ O2 + H2 H2O EH2O = + 1.24V
EH2O = EMK einer Knallgaszelle bei pH 7 (sonst Standardbedingungen)( S g g )
(Hinweis: G°(H2O) ergibt sich auch aus G = - n×F×EMKit EMK E )mit EMK = EH2O)
300Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Die biologische KnallgasreaktionB i ll L b di S ff E i Bei allen Lebewesen, die Sauerstoff zur Energieversorgungbenötigen, wird die Energie aus der Knallgasreaktion gewonnen
Wasserstoff kommt in der Zelle nicht frei vor, sondern wird auforganische Substanzen z.B. auf NAD+ (Nicotinamid-adenin-g (dinucleotid) übertragen. Das entstehende NADH ist der eigentliche Elektronendonator. (Mitochondrien: „Kraftwerke“ der Zelle).
Das Redoxpaar NADH/NAD+ hat das negativste Potential Das Redoxpaar NADH/NAD hat das negativste Potential
(E = - 0.32V; wegen der Bindung des Wasserstoffs an NAD+ ist dies geringer als das von H2/2H+ bei pH 7).
In der biologischen Knallgasreaktion wandern die ElektronenIn der biologischen Knallgasreaktion wandern die Elektronenvon NADH zum Sauerstoff:
NADH + H+ + 1/2O NAD+ + H O E + 1 14VNADH + H+ + 1/2O2 NAD+ + H2O E = + 1.14V
formal H- + H+: H2-Äquivalent (“gebundenes H2“) 301
Die biologische Reduktion von O2 zu WasserAuf dem Reduktionsweg von Sauerstoff zu Wasser sind verschiedene Sauerstoffanionen und Sauerstoff-Wasserstoff-Verbindungen von
dgrosser Bedeutung:+ 0.82 V
+ 0.28 V + 1.35 V
H2O
O2e-
O2- H2O2
OH H2Oe-, 2H+ e-, H+ e-, H+
- 0.33 V + 0.89 V + 0.38 V + 2.31 V
Sauerstoff Superoxid-(Hyperoxid)-I
Wasserstoff-peroxid
Hydroxy-radikal
Wasser
Ion
O2-, H2O2 und das ·OH-Radikal sind starke Oxidationsmittel und
i k d h t i hwirken daher toxisch. Sogar reiner Sauerstoff ist toxisch und kann Lungenschäden hervorrufen
Die biologische Reduktion von O2 zu Wasser
Die physiologische Wirkungsweise von O2- ist noch nicht völlig geklärt. Jedoch
werden der Alterungsprozess im allgemeinen und auch die Tumorgenese wenigstens zum Teil auf die pathophysiologische Rolle der sog. ”freien Radikale“ zurückgeführt, zu denen auch das O2
--Ion gehört.
Das O2--Ion, H2O2 oder dessen HO2
–-Anion üben ihre schädliche Wirkung über die Bildung von ·OH-Radikalen aus:
Fe2+ + H2O2 Fe3+ + OH- + ·OH
O2- + H2O2 O2 + OH- + ·OH
NO + O2- ONOO- NO2 + ·OHH+
NO O2 ONOO NO2 OHDas ·OH-Radikal ist ein sehr starkes Oxidationsmittel, welches mit allen Molekülbestandteilen einer Zelle reagieren kann:Molekülbestandteilen einer Zelle reagieren kann:
Lipide, Proteine, DNA etc. - unter anderem werden DNA-Stränge in Bruchstückegespalten. ABER:gespalten. ABER:
O2-, H2O2 und Singulett-O2 sind dazu nicht in der Lage.
303
Das Superoxid(Hyperoxid)-Ion
O O•
Superoxid-Ion
Das Superoxid-Ion liegt abhängig vom pH-Wert evtl. protoniert vor (HO2) und ist in Bezug auf Disproportionierung instabil:(HO2) und ist in Bezug auf Disproportionierung instabil:
2O + HO2 O2 +
2HO (pH > 4)2O + HO2 O2 + 2 (pH > 4)
Mikromolare Lösungen sind bei physiologischem pH in ca 10 s fastMikromolare Lösungen sind bei physiologischem pH in ca. 10 s fast vollständig umgesetzt.
Diese Lebensdauer ist jedoch für eine schädigende WirkungDiese Lebensdauer ist jedoch für eine schädigende Wirkung ausreichend.
Deshalb hat die Natur ein Enzym (Superoxiddismutase) ”erfunden“, y ( p ) ,um die obige Disproportionierung zu beschleunigen
304Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Das Peroxid-Ion (O22-) und Wasserstoffperoxid (H2O2)
H
O O
H
O O2 O O
H
O O
Das Peroxid-Ion ist eine starke Base und liegt deshalb in physiologischen Lösungen als HO2
- oder evtl. als H2O2 vor.
H2O2 wird unter physiologischen Bedingungen durch Disproportionierung des Superoxid-Ions oder durch direkte ReduktionDisproportionierung des Superoxid Ions oder durch direkte Reduktion gebildet:
O + O 2 H O+H+ +H+
O2- + e- O2
2- H2O2
Um H2O2 in lebenden Systemen unschädlich zu machen, wird die -H+ -H+
2 2 y ,folgende sehr langsame Disproportionierung durch Enzyme (Katalasen) beschleunigt:
2 H2O2 2 H2O + O2305Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Wasserstoffperoxid
H2O2 ist sowohl Oxidations- als auch Reduktionsmittel, wird dabei selbst reduziert bzw. oxidiert:selbst reduziert bzw. oxidiert:
22 OHI -+
2
0e 2 + H 2 + OOxidation:
-22 e2+OH
I-
-IIHO2Reduktion: 2
306Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Das Hydroxy-Radikal ·OH D h Z b i El k W ff id i d dDurch Zugabe nur eines Elektrons zu Wasserstoffperoxid wird das
Hydroxy-Radikal gebildet:
H2O2 + e- OH- + ·OH
Das Hydroxy-Radikal ist das kurzlebigste und reaktivste allerbiologisch auftretenden Radikale.
Es muss aufgrund seiner schädlichenWirkung in Organismen durch „Antioxidantien“, d.h. durch
Reduktion (Enzym-katalysiert oder nicht) unschädlich gemachtwerden. Es lässt sich dabei leicht zu Wasser reduzieren.
Antioxidantien sind z. B. Vitamin C und E, sowie Glutathion
307Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Wasser
HO
HH H105°
St kt d WStruktur des Wassers:
Wassermoleküle besitzen 4 Elektronenpaare (2 bindende undp (2 nicht-bindende) mit sp3-Hybridisierung am O-Atom
Die Abweichung des H O H Valenzwinkels von dem idealen Die Abweichung des H-O-H-Valenzwinkels von dem idealenTetraederwinkel (109.3°) wird erklärt über die Abnahme derabstossenden Wechselwirkungen von Elektronenpaaren:abstossenden Wechselwirkungen von Elektronenpaaren:
nicht-bindend/nicht-bindend > nicht-bindend/bindend > bindend/bindend
308Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Wasserstoffbrückenbindungen von WasserD W l kül k bi 2 W ffb ü k bi dDas Wassermolekül kann bis zu 2 Wasserstoffbrückenbindungen
ausrichten, woraus sich eine annähernd tetraedrische Umgebung ergibtk i i B i d St kt Ei li tkann, wie sie z.B. in der Struktur von Eis vorliegt
Packung der H OPackung der H2O-Moleküle im Eis
309Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Wasserstoffbrückenbindungen von WasserIm flüssigen Wasser (vor allem bei Temperaturen nahe 0 °C ) sind in Form
von Aggregaten noch il k d iTeilstrukturen des Eises
vorhanden, die jedoch f d daufgrund der
Beweglichkeit der H2O-M l kül i tä diMoleküle in ständigem
Auf- und Abbau begriffen sindbegriffen sind.
Die Dichte des Wassers bei 0 °C ist höher als die des Eises weil durchDie Dichte des Wassers bei 0 °C ist höher als die des Eises, weil durchdas Eindringen von einzelnen Wassermolekülen in die nochvorhandenen Hohlraumstrukturen der Wasseraggregate einevorhandenen Hohlraumstrukturen der Wasseraggregate eine
dichtere Packung der Moleküle als im Eis erreicht wird.310
Eigenschaften von Wasser Wasser ist ein weit verbreitetes Lösungsmittel mit hoher
Dielektrizitätskonstante ( = 81).
ist ein Mass für die Abschirmung der elektrischen Feldstärke um ein geladenes Teilchen, das im Lösungsmittel eingebettet ist.ein geladenes Teilchen, das im Lösungsmittel eingebettet ist. Hauptursache ist die Struktur mit Wasserstoffbrückenbindungen, daneben das Dipolmoment des Wassermoleküls.p
Die dielektrische Eigenschaft des Wassers beruht also nicht direktf d El kt t kt d H O M l kül d f dauf der Elektronenstruktur des H2O-Moleküls, sondern auf der
Organisation der Flüssigkeit durch Wasserstoffbrückenbindungen und DipolkräfteWasserstoffbrückenbindungen und Dipolkräfte.
Es ist demnach nicht nur die Hydrathülle, die Ionen im Wasser in Lösung hält sondern auch die Ausrichtung vieler WassermoleküleLösung hält, sondern auch die Ausrichtung vieler Wassermoleküle
um die Ionen herum, die zu genügend hohen elektrischen Gegenfeldern“ führt um Ion und Gegenion voneinander„Gegenfeldern führt, um Ion und Gegenion voneinander
abzuschirmen 311
Schwefel
Schwefel besitzt, wie Kohlenstoff und Stickstoff, einen natürlichen Zyklus, der die Schwefeloxide der Atmosphäre und die
Schwefelanionen in Gewässern und Böden mit dem gebundenen Schwefel in organischem Material verbindet.
S2- H2S S SO42- organischer Schwefel2 4
SO32-
g
312Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
SchwefelverbindungenS h f l ffSchwefelwasserstoff
S OUnterschied im Bindungs-
i k l
H
S
H92°H
OH
105°
winkel:
vergleiche PH3 NH392° 105 g 3 3
S h f l ff i i h h h Sä i iSchwefelwasserstoff ist eine sehr schwache Säure mit zwei Dissoziationsstufen (aber: stärkere Säure als Wasser!)
H2S + H2O HS- + H3O+
HS- + H O S2- + H O+HS- + H2O S2- + H3O+
H2S/HS-/S2- sind biologische Moleküle oder Ionen und tretenvor allem in redoxaktiven Mikroorganismen auf
Technisch werden grosse Mengen Schwefelwasserstoff bei der Technisch werden grosse Mengen Schwefelwasserstoff bei derRohölentschwefelung erzeugt
313
Das Sulfid-Ion Das Sulfid-Ion ergibt mit vielen Metallkationen (vor allem
Schwermetallen) schwerlösliche Verbindungen.) g
Äh li h k d i l llk i h i h Ähnlich stark werden viele Metallkationen auch von organischen Sulfiden R-S- gebunden, was für die Fixierung vieler Metallionen in Enzymen von grosser Bedeutung istin Enzymen von grosser Bedeutung ist.
Das Sulfid-Ion ist sehr gross und daher leicht polarisierbar.
Starke Polarisierung eines Ions führt schliesslich zur Überlappung von Orbitalen (z.B. zwischen Anion und Kation) und zur Bildung vonvon Orbitalen (z.B. zwischen Anion und Kation) und zur Bildung von kovalenten Bindungen oder Bindungsanteilen
314Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Metall-Nichtmetall-Bindung
Die polarisierte, weiche Das harte Oxid-Anion bildet mit Metall-Ionen vorwiegend
p ,Elektronenhülle des Sulfid-Anionslässt die Ausbildung weitgehend mit Metall Ionen vorwiegend
ionische Bindungen kovalenter Bindungen mit Metall-Ionen zu
315Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Schwefeloxide und OxoanionenVIS
24SOVerbindungen mit : SO3, H2SO4,
H ll SOHerstellung von SO3
2 SO2(g) + O2(g) 2 SO3(g) H = -198 kJ/molKat2(g) 2(g) 3(g)
Produktion: 180 Millionen Tonnen/Jahr; weltweit grösste Produktionsmenge eines chemischen Stoffesweltweit grösste Produktionsmenge eines chemischen Stoffes
O
SSOO
SO3(g) + H2O H2SO4(l)
316Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Schwefelsäure
OO HH H2SO4(l) H+(aq) + HSO4-(aq)
SO ( ) +( ) SO 2 ( )S
HSO4-(aq) H+(aq) + SO4
2-(aq)
Starke Säure, hygroskopisch O O
, yg p
Sulfat2-
OO
S
O O
S
O O
S
OOO O
317Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Einige Sulfate
CaSO4·2 H2O Gips (Löslichkeit in Wasser 2 g/L)
• Verursacht die permanente Härte des Wassers
Na2SO4 · 10 H2O Glaubersalz
Na SO · 10 H O Na SO + 10 H O H > O> 32°C
32°CNa2SO4 10 H2O Na2SO4 + 10 H2O H > O< 32°C
• Dient zur Entleerung des Magens und Darms bei Fastenkuren
318Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Schwefel(+IV)-Verbindungen
Verbindungen mit S(IV): SO2, H2SO3, SO32-
SO2(aq) + H2O H2SO3(aq)
SO ( ) +( ) SO ( )
S
H2SO3(aq) H+(aq) + HSO3-(aq)
Hydrogensulfit-IonS
OO
y g f
kurz:
SO2(aq) + H2O H+(aq) + HSO3-(aq)
zweite Dissoziationsstufezweite Dissoziationsstufe
HSO3-(aq) H+(aq) + SO3
2-(aq)
Sulfit-Ion
SO2 und SO32- sind Reduktionsmittel !
319Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Die Halogene Fluor, Chlor, Brom, Iod
Die Halogene kommen elementar als X Moleküle vor Die Halogene kommen elementar als X2-Moleküle vor
Bei Raumtemperatur sind F2 und Cl2 Gase
Br2 ist flüssig
I2 ist fest
Als Gase sind alle starke Atemgifte.Als Gase sind alle starke Atemgifte. Luft mit 0.5% Cl2 wirkt rasch tödlich
A f Mik i i kt Cl b f ll h t i h Auf Mikroorganismen wirkt Cl2 ebenfalls sehr toxisch,deshalb wird es zur Trinkwasserdesinfizierung verwendet
320Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Die Halogenid-Ionen X-
Als sehr elektronegative Elemente haben die Halogene ein hohesBestreben, in Oxidationsreaktionen Elektronen an sich zu ziehenund stabile Anionen zu bilden
F > Cl > Br > I
Das F- Ion wirkt wahrscheinlich bei der Härtung des gZahnschmelzes,indem es Hydroxid-Ionen des Hydroxyapatits teilweise ersetzty y y p
Das Cl--Ion ist in biologischen Lösungen das häufigste Gegenionvon gelösten Metallionen
321Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Die Halogenwasserstoff-SäurenHF
Aufgrund starker Wasserstoffbrückenbindungen ist HF (Flusssäure)Aufgrund starker Wasserstoffbrückenbindungen ist HF (Flusssäure)stark assoziiert: (HF)n hat einen eher niedrigen pKS-Wert von 3. D U it Fl ä i t h fäh li h il i di F tt hi htDer Umgang mit Flusssäure ist sehr gefährlich, weil sie die Fettschicht der Haut durchdringen (sie ist lipophil) und im Körper dadurch starke S häd h f k !Schäden hervorrufen kann!
HCl
HCl-Gas in Wasser eingeleitet ergibt Salzsäure, die als starke Säure ll tä di di ii t i tvollständig dissoziiert ist.
Konzentrierte Lösungen enthalten ~ 40% HCl
322Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Halogenverbindungen in positivenO id ti tä d ( Fl !)Oxidationszuständen (ausser Fluor!)
Chlorverbindungen in positiven Oxidationszuständen
Darstellung durch Disproportionierung:Darstellung durch Disproportionierung:
Cl2 + 2 OH– Cl– + H2O + OCl– Hypochlorit
2 OCl– ClO2– + Cl– Chlorit
3 ClO2– 2 ClO3
– + Cl– Chlorat
4 ClO3– 3 ClO4
– + Cl– Perchlorat4 ClO3 3 ClO4 + Cl Perchlorat
323Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Übersicht: Oxoanionen von Chlor
SalzM ClO
Hypochlorit Chlorit Chlorat Perchlorat
Oxidations-
MeClOn
zahl von Cl
+I +III +V +VII
O
Lewis-Formeln der
O ClCl
OCl
OO Cl
O
OO
Anionen O OO
O
324Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Biologische Funktion von Hypochlorit
Hypochlorit kann in mmol-Konzentrationen bei der Immunabwehr durch Leukozyten auftreten.durch Leukozyten auftreten.
Es wird durch enzymkatalysierte Oxidation von Cl- mit H2O2 erzeugt:
Cl- + H2O2 OCl- pH 4.0 - 6.5MPO2 2 pOH2
MPO = Myeloperoxidase
OCl- oxidiert oder chloriert Aminosäuren, Peptide und RS--Gruppen und zerstört damit die Bausubstanzen von eindringenden Bakterien etc.
325Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Verwendung der OxoanionenChlor VerbindungenChlor-VerbindungenOCl-, ClO2
- Bleichmittel, Desinfektionsmittel, 2 ,
(CaOCl2 Chlorkalk, Javel-Wasser)
ClO3- Oxidationsmittel, Feuerwerk
ClO - OxidationsmittelClO4 Oxidationsmittel
NH4ClO4/Al/Bitumen: Treibstoff der Feststoffraketen
HClO4 ist eine der stärksten Säuren
Brom-Verbindungen praktisch gleich wie beim ClIod VerbindungenIod-Verbindungen
Iodat PeriodatV
IO3
VII
IO
4
IO3- wird in Iod-Tabletten verabreicht 326
Chemie der d-Blockelemente d Bl k l i h i h üb ll d El blö kd-Blockelemente zeichnen sich gegenüber allen andern Elementblöcken
durch einen leichten Wechsel zwischen Oxidationsstufen aus
Häufige Oxidationsstufen der 3d-Elemente:
Sc Ti V Cr Mn Fe Co Cu Zn
00 0 0 0 0 0 0 0 0
Ni
+II
+I
+II+II +II +II +II +II
+III +III +III +III +III +III +III
+IV +IV +IV
+V
+VI
In den niederen Oxidationsstufen sind die Übergangselemente
+VII
In den niederen Oxidationsstufen sind die Übergangselemente Kationenbildner
327Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Chemie der d-Blockelemente
ÜAtom- und Ionenradien der Übergangsmetalle [pm]
328Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Typische Reaktionen und Verbindungen
Verbindungstypen nach Oxidationsstufen:Verbindungstypen nach Oxidationsstufen:
+V bis +VII Oxoanionen, Oxide
+IV Oxide
+III und +II Oxide, Aquakationen,
KoordinationsverbindungenKoordinationsverbindungen
Oxidationszahlen +V bis +VII
Oxoanionen, Oxide: VO43- CrO4
2- MnO42- MnO4
-
V O C O (M O l i )V2O5, CrO3, (Mn2O7 = explosiv)
329Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Chromate
rCVI
Chromate neigen wie Vanadate zur Kondensation, sind aber im Gegensatz zu diesen besonders unter sauren Bedingungen stark oxidierend
Cr3+ + 8OH- CrO42- + 3e- + 4H2OCr + 8OH CrO4 + 3e + 4H2O
Kondensation: CrO42- + 2H+
Chromat (gelb)O OO
Cr2O72- + H2O
CrO
CrO2 7 2
Dichromat (orange) OO
Oxidationsmittel330Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
ChromateDi h t d Ch t i idDichromat und Chromtrioxid
Oxidationsreaktionen
(NH4)2Cr2O7 Cr2O3 + N2 + 4H2O
Cr2O 2- + 3H2O2 + 8H+ 2Cr3+ + 7H2O + O2Cr2O7 + 3H2O2 + 8H 2Cr + 7H2O + O2
2H2SO4 (konz.)
Erschöpfende Kondensation: CrO42- + 2H+ CrO3 + H2O
ChromtrioxidChromtrioxid
Extrem starkes
Oxidationsmittel
331Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Manganate:Mn ,
+VIIVIMn
24MnO
4MnO
M P
(Mn2O7)
Manganat Permanganat
MnO2 + 2OH- + 1/2O2 MnO42- + 2H2O2 2 4 2
grün
,MnO4
2- disproportioniert beim Ansäuern:
+ 4H+ MnO + + 2H O-2+VI
nOM3 –+VII
OMn2+ 4H MnO2 + + 2H2O
Braunstein Permanganat (violett)4nOM 3 4OMn 2
MnO4- ist ein starkes Oxidationsmittel:
2MnO4- + 8H+ + 5e- Mn2+(aq) + 4H2O E°= +1.5V
332Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Übergangselemente in der Oxidationsstufe +IV
Dioxide: TiO2, VO2, CrO2, MnO2
Verwendung:
TiO2 Weisspigment, PhotokatalysatorTiO2 Weisspigment, Photokatalysator
CrO2 ferromagnetisch, in Magnetbändern (älter)
MnO2 wichtiges Manganmineral, Braunstein
333Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Übergangselemente in der Oxidationsstufe +II, IIIÜbergangsmetalloxide MOÜbergangsmetalloxide MO
Ausserdem gibt es auch „Mischoxide“ (Oxidationsstufe +II/+III): g ( )z.B. Magnetit (Magneteisenstein) Fe3O4
MO Verbindungen sind häufig nicht stöchiometrisch“:MO-Verbindungen sind häufig „nicht-stöchiometrisch :z.B. kann die genaue Analyse von FeO effektiv Fe0.9-0.95O ergeben
Die „Nichtstöchiometrie“ kommt durch Einbau von Fe3+- anstelle von Fe2+-Ionen zustande; Fe0 95O entspricht dann ( Leerstelle im Gitter):0.95 p ( )
0.05OFe 0.185.0
IIIIIFe
334Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Aqua-KationenI ä i Lö li M( II) d M( III) l A IIn wässriger Lösung liegen M(+II) und M(+III) als Aqua-Ionen vor
M3+(aq) und M2+(aq) werden im allgemeinen durch ( q) ( q) gAuflösen der Oxide mit H+(aq) erhalten
M2O3 + 6 H+(aq) 2 M3+(aq) + 3H2O
Cr3+(aq) violett, stabile Oxidationsstufe
Fe3+(aq) blass violett, stabiles Aqua-Kation
All M3+( ) bild it OH l i ht M(OH) d M(O)OH FällAlle M3+(aq) bilden mit OH- leicht M(OH)3 und M(O)OH-Fällungen335Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
M2+-Aqua-Kationen
MO + 2H+(aq) M2+(aq) + H2O
Mn2+(aq) blass rosa, stabile Oxidationsstufe in saurer LösungLösung
Fe2+(aq) grünlich, stabil, mit O2 langsam Fe3+(aq)
Co2+(aq) rosa, stabiles Aquakation
Ni2+( ) ü t bil A k tiNi2+(aq) grün, stabiles Aquakation
Cu2+(aq) blau, stabiles Aquakation( q) , q
Zn2+(aq) farblos, stabiles Aquakation
Alle M2+(aq) bilden mit OH- leicht M(OH)2-Fällungen.
336Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Koordinationsverbindungen = Komplexe Alfred Werner (1866-1919)
W i t i K l ?Was ist ein Komplex?
Komplex = Koordinationszentrum + Ligandhüllep g
Koordinationszentrum = Metallatom oder Metallion
Ligand = Ion oder Molekül
Hä fi i h Ei h fHäufige typische Eigenschaften:
starke Färbungg
Redoxeigenschaften
Ionenreaktionen
337Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
KoordinationszahlenB i i lR li h A d KZ
[Ag(NH3)2]+, [Ag(CN) 2]-, 2
BeispieleRäumliche Anordnung der Liganden
KZ
[BeF ]2- [ZnCl ]2- [Cd(CN) ]2-
[ g( 3)2] [ g( ) 2][AuCl2]-, [CuCl 2]-linear2
[BeF4] , [ZnCl4] , [Cd(CN) 4] , [CoCl4]2-, [FeCl4]-, [Cu(CN) 4]3-
[NiCl4]2-tetraedrisch
4
[PtCl4]2-, [PdCl4]2-, [Ni(CN) 4]2-, 4[Cu(NH 3)4]2+, [AuF 4]2-
quadratisch-planar
4
[Ti(H 2O)6]3+, [V(H2O)6]3+, [Cr(H2O)6]3+ [Cr(NH 3)6]3+ [Cr(H2O)6] , [Cr(NH 3)6] , [Fe(CN) 6]4-, [Fe(CN) 6]3-, [Co(NH 3)6]3+, [Co(H2O)6]2+,
2+ 2kt d i h
6
[Ni(NH3)6]2+, [PtCl6]2-oktaedrisch
338Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Typische Liganden F- Fluoro CN- Cyano (M CN) H O AquaF Fluoro CN Cyano (M-CN) H2O Aqua
Cl Chl CN I (M NC) NH A iCl- Chloro CN- Isocyano (M-NC) NH3 Ammin
Br- Bromo SCN- Thiocyanato (M-SCN)
NO Nitrosyl
I- Iodo SCN- Isothiocyanato (M-NCS)
CO Carbonyl
2COOH- Hydroxo NO2
- Nitrito (M-ONO)3CO
Carbonato
24SOO2- Oxo NO2
- Nitro (M-NO2)SulfatoSulfato
Das gebundene Atom nennt man Donoratom oder Koordinationsstelle 339
ChelatligandenChelatliganden besitzen mehrere Donoratome im MolekülChelatliganden besitzen mehrere Donoratome im Molekül.
Zweizähnige Liganden:
C b O l E h l di i Di i hCarbonato Oxalato Ethylendiamin = en, Diaminoethan
Mehrzähnige Liganden mit Bindestellen n > 2:g g
[Ca(EDTA)]2-
Ethylendiamintetraacetat(o) = EDTA = Y4- (Säure = H4Y)340
Bindung in Komplexen
Moleküle oder Ionen, deren Elektronenschalen nicht vollständigf füllt i d d d Ed l k fi ti ( t i htaufgefüllt sind und denen zur Edelgaskonfiguration (entspricht
Oktett bei Elementen der zweiten Periode) z.B. einEl kt f hlt h lt i h l kt i h ätti tElektronenpaar fehlt, verhalten sich elektronisch ungesättigt
Moleküle mit solchen Elektronenpaarlücken wirken alsElektronenpaarakzeptoren = Lewis-Säuren
Moleküle mit freien Elektronenpaaren sind Moleküle mit freien Elektronenpaaren sindElektronenpaardonatoren = Lewis-Basen
Treten ein Elektronenpaarakzeptor und ein Elektronenpaardonatorin Wechselwirkung, so bilden sie eine Elektronenpaarbindung aus,
l h l b i h i dwelche als koordinative Bindung bezeichnet wird
341Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Koordinative Bindung Koordinative Bindung = kovalente Bindung mit FormalladungenKoordinative Bindung = kovalente Bindung mit Formalladungen
In aller Regel ist dies eine Bindung mit Partialladungen polare kovalente Bindung
Zusammenhalt durch Atombindung und aufgrund elektrostatischerZusammenhalt durch Atombindung und aufgrund elektrostatischerAnziehung
i d h i l i d d b id i d l k Die Besonderheit resultiert daraus, dass beide Bindungselektronenvon einem Partner stammen
F H F HF
N
H
H B
F
F N
H
HBF N H+ BF N
H
H
F H F H
Lewis-Säure Lewis-Base Lewis-Säure/mit Elektronen-paarlücke
mit freiemElektronenpaar
Basenaddukt342
Koordinative Bindung
F HBezeichnungsweise:
B F N H
F H
Der Pfeil steht für diekoordinative Bindungg
Bei manchen Teilchen ist die koordinative Bindung von der Atombindung nicht zu unterscheiden
H+ + |NH3 NH4+ H+ + H2O H3O+H + |NH3 NH4 H + H2O H3O
Ammonium-Ion Hydronium-Ion
343Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Die koordinative Bindung in Metallkomplexen
In Komplexen fungieren die Liganden als Lewis-Basen und die M ll l L i Sä d k di i Bi dMetallzentren als Lewis-Säuren, so dass koordinative Bindungen
zwischen den Liganden und dem Metallzentrum entstehen
L
Mn LL = M(L)4n
LL
344Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Koordinative Bindung in KomplexenBitt b htBitte beachten:
In Komplexen wird die k di ti Bi d
Beispielkoordinative Bindung bevorzugt mit Pfeilen dargestellt, da in den g ,alternativen Valenzstrichformeln hohe F ll dFormalladungen am Metallzentrum auftreten würden, die nicht sinnvoll ,sind
N4 -
CC
N
Fe
C
C C
C
NN 4
NN
345Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Bildung von Übergangsmetall-Komplexen
In der Regel werden Übergangsmetall-Komplexe durch Liganden-Austauschreaktionen gebildet. In wässriger Lösung liegen dieAustauschreaktionen gebildet. In wässriger Lösung liegen die Übergangsmetall-Ionen als Aqua-Komplexe vor.
A K l [C (H O) ]2+ [C (H O) ]2+ [F (H O) ]3+Aqua-Komplexe: [Co(H2O)6]2+ [Cu(H2O)6]2+ [Fe(H2O)6]3+
Austauschreaktion: [M(H2O)x]n+ + xL [M(L)x]n+ + xH2O[ ( 2 )x] [ ( )x] 2
Es werden notwendigerweise nicht alle H2O-Liganden ausgetauscht!
[Fe(H2O)6]2+ + 6CN- [Fe(CN)6]4- + 6H2O gelbes Blutlaugensalz
[Fe(H O) ]3+ + 6CN- [Fe(CN) ]3- + 6H O rotes Blutlaugensalz[Fe(H2O)6] + 6CN [Fe(CN)6] + 6H2O rotes Blutlaugensalz
[Cu(H2O)6]2+ + 4NH3 [Cu(NH3)4]2+ + 6H2Oblassblau tiefblau
[Fe(H O) ]3+ + 2SCN- [Fe(H O) (SCN) ]+ + 2H O[Fe(H2O)6]3+ + 2SCN [Fe(H2O)4(SCN)2]+ + 2H2O
blassviolett blutrot 346
Bildung von Übergangsmetall-Komplexen
Bei vielen Metallionen der Übergangsmetalle ist die VerstärkungBei vielen Metallionen der Übergangsmetalle ist die Verstärkungdes Anteils an koordinativer Bindung im Komplex mit einerauffälligen Farbänderung verbundenauffälligen Farbänderung verbunden
Komplexe, deren Bildung von einer negativen Enthalpie H < 0b l it t i t t t bil (G t il i t bil)begleitet ist, nennt man stabil (Gegenteil: instabil)
Komplexe, deren Bildung einen positiven Enthalpiewert besitzt,p g p pwelche aber dennoch nur aufgrund einer hohen Aktivierungsenergie für den Ligandaustausch existent sind, nennt man inert (Gegenteil: labil)
347Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Koordinationsgeometrie und Isomerie von K lKomplexen
Isomere sind Moleküle gleicher Atomzusammensetzung mit unterschiedlichem BauIsomere sind Moleküle gleicher Atomzusammensetzung mit unterschiedlichem Bau, d.h. unterschiedlicher Verknüpfung der AtomeBindungsisomerie tritt bei Liganden mit verschiedenen Donoratomeng g(Koordinationsstellen) auf:
L MNO2; L MONO L MCN; L MNCLnMNO2; LnMONO LnMCN; LnMNC
Nitro Nitrito Cyano Isocyano
LnMSCN; LnMNCS
Thi t I thi tThiocyanato IsothiocyanatoWie alle Isomere sind auch Bindungsisomere
h ik li h d h i h h idb bi dphysikalisch und chemisch unterscheidbare Verbindungen:
z.B. [Co(NH3)5(NO2)]Cl2 gelbgelb [Co(NH3)5(ONO)]Cl2 rot[ ( 3)5( 2)] 2 gg [ ( 3)5( )] 2
348Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Isomerie von Komplexen
• Stereoisomere haben die gleiche Verknüpfung der Atome, jedoch t hi dli h ä li h Bunterschiedlichen räumlichen Bau
• Stellungsisomere (geometrische Isomere) sind Stereoisomere, die sich in der Anordnung der Liganden um das Metallzentrumsich in der Anordnung der Liganden um das Metallzentrum unterscheiden
• Enantiomere verhalten sich wie Bild und Spiegelbild Enantiomere verhalten sich wie Bild und Spiegelbild
349Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Stereoisomere B i i l [P Cl (NH ) ] d [C Cl (NH ) ]+Beispiele [PtCl2(NH3)2] und [CoCl2(NH3)4]+
quadratisch-planar oktaedrisch
cis
+
trans
a a)
trans
350Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Stellungsisomerie und Enantiomerie trans
BeispielEnantiomere, optische Isomerie
Beispiel[CoCl2(en)2]+
iCH2 CH2
NH2H2Nen =
cis
Beispiel [Co(en)3]3+
Racemat: homogenes 1:1 Gemisch der Bild- undGemisch der Bild und Spiegelbildmoleküle
351
Der ChelateffektChelatkomplexe haben im Vergleich zu Komplexen mit einzähnigenChelatkomplexe haben im Vergleich zu Komplexen mit einzähnigen Liganden eine grössere Bildungskonstante und sind damit stabiler
[Ni(H2O)6]2+ + 6NH3 [Ni(NH3)6]2+ + 6H2O KK = 2×109
[Ni(H2O)6]2+ + 3en [Ni(en)3]2+ + 6H2O KK = 3 8×1017[Ni(H2O)6] + 3en [Ni(en)3] + 6H2O KK 3.8×10
Bildung des [Ni(NH3)6]2+-Komplexes Teilchenzahl bleibt gleich
Bildung des [Ni(en)3]2+-Komplexes Teilchenzahl nimmt zu S > 0
K l bild it i Ch l tli d füh t E t i h ! Komplexbildung mit einem Chelatliganden führt zur Entropiezunahme!
H ist für beide Fälle ungefähr gleich. Mit G°=H°-TS° undG° RT l K (K Bild k t t ) f l t d i h fü diG° = -RT ln KK (KK = Bildungskonstante) folgt, dass sich für dieBildung von [Ni(en)3]2+ ein negativeres G° und ein grösseres KK ergibt
Der Chelateffekt wird um so grösser, je mehr Donoratome ein Chelatligand besitzt
352Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Veränderung des Redoxpotentials durch KomplexbildungKomplexbildung
Durch Komplexbildung kann sich auch das Redoxpotential desDurch Komplexbildung kann sich auch das Redoxpotential des Zentralions verändern
[C (NH ) ]2+ [C (NH ) ]3+ E° 0 11 V l[Co(NH3)6]2+ [Co(NH3)6]3+ + e- E° = + 0.11 Volt
Hexammincobalt(II) Hexammincobalt(III)( ) ( )
6 H2O O2 + 4H3O+ + 4e- E° = + 1.21 Volt
[Co(H2O)6]2+ [Co(H2O)6]3+ + e- E°= + 1.81 Volt
Hexaquacobalt(II) Hexaquacobalt(III)
353Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Biologische und medizinische Bedeutung von Komplexen Di Üb t ll I d El t V di Ch MDie Übergangsmetall-Ionen der Elemente Vanadium, Chrom, Mangan, Eisen, Kobalt, Nickel, Kupfer und Zink, sowie von Molybdän und Wolfram als schwere Übergangselemente treten in biologisch wichtigenWolfram als schwere Übergangselemente, treten in biologisch wichtigen Komplexen auf
Als biologische Liganden kommen unter anderen Peptide iin Frage
Die Donoratome befinden sich in denSeitengruppen, nicht im Hauptstrang Ausschnitt aus der Kette von Rinderinsulin
354
Ligandfähige Aminosäuren in PeptidenSehr gute Ligandeigenschaften:
Cystein (Cys) Methionin (Met)
SchwefeldonatorenSchwefeldonatoren
Histidin (His) Lysin (Lys) Arginin (Arg)Tryptophan (Trp)
Stickstoffdonatoren355
Ligandfähige Aminosäuren in Peptiden Sehr gute Ligandeigenschaften
Sauerstoff-donatoren
Tyrosin(Tyr) Asparaginsäure(Asp)
Glutaminsäure(Glu)(Asp) (Glu)
356Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Ligandfähige Aminosäuren in PeptidenMässige Ligandeigenschaften
Serin (Ser) Threonin (Thr)( ) ( )
Glutamin (Gln) Asparagin (Asn)
357Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Komplexe mit Pyrrol-haltigen Liganden
Porphyrin-Gerüst
Struktur des Häms mit den zusätzlichen Liganden im Hämoglobin: Histidin der Proteinkette und SauerstoffHistidin der Proteinkette und Sauerstoff
Anstelle des Sauerstoffmoleküls können viele andere kleine anorganische Moleküle an Häm binden: CO2, H2O, CO, CN-, NO2
-, SO2 358
Komplexe mit Pyrrol-haltigen Liganden
Corrin-Gerüst
Struktur von Cobalamin-Derivaten:
X = CN-X CN
Vitamin B12
359Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Hochpotential-Enzyme Hochpotential-Enzyme besitzen sehr negative Reduktionspotentiale und
enthalten Eisen/Schwefel-Cluster
(Cluster = geschlossene Komplexstruktur)
SRn-
FeS Fe
S
SRRS
SRFe
SFe
SSR = Cystein
S FeSRSR
360Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Funktionen biologischer Komplexe mit Üb t llÜbergansmetallen
Transport und Speicherung kleiner Moleküle
Redoxkatalyse Elektronenübertragung Redoxkatalyse, Elektronenübertragung
Lewis-Säure-Funktion für die Katalyse meist organischerReaktionenReaktionen
Katalyse der Übertragung chemischer Gruppen
361Allgemeine und Anorganische Chemie, G. R. Patzke
Medizinische Anwendungen von Übergangsmetall-KomplexenKomplexen
Verbindung Ausgewählter Anwendung/ BemerkungHandelsname
Zr(IV)glycinat AntitranspirantZr(IV)glycinat Antitranspirant
Vitamin B12 Ce-cobalin Nahrungszusatz
Ag(I)sulfadiazin Flamazin Antibakteriell, für schwere V b
NVerbrennungen
ZnSO4·H2O Z-Span Nahrungszusatz
SO2 NHN
H2 N
4 2 p g
Zn-Oxid oder -carbonat (S F O )
Calamin Lotion Antimikrobiell und if l S lb(Spuren von Fe2O3) antifungal, Salbe
Tc(CNR)6+ Cardolite MRI des Herzens( )6
[R = CH2C(CH3)2OMe]362
Medizinische Anwendungen von Übergangsmetall-KomplexenKomplexen
Tc(HMPAO) Ceretec MRI des HirnsN N
NNTcO
Gd(DTPA)2- Magnevist Kontrastmittel bei MRI, Anwendung in Dosen
Tc(HMPAO)NO
HON
-O2CCH2N[(CH2)2N(CH2CO2-)2]2g
bis zu 10g
cis-Pt(NH3)2Cl2 Cisplatin Chemotherapie des
O2CCH2N[(CH2)2N(CH2CO2 )2]2= DTPA
cis Pt(NH3)2Cl2 Cisplatin Chemotherapie des Hodenkrebses
C b l ti Ch th iO
O
(NH3)2Pt
O Carboplatin Chemotherapie verschiedener Krebsarten; lässt sich in
OO höheren Dosen als
Cisplatin anwenden
Au(CH (CO -) Myocrisin Antiarthritisch
OOAc
SA (PEt )
Au(CH2(CO2 )CH(CO2
-)S)Myocrisin Antiarthritisch
O
AcOOAc
OAc
SAu(PEt3) Auranofin Oral gegen rheumatoide Arthritis
363