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DIE NEUEN

DIE NEUEN - staatstheater.karlsruhe.de · GESCHÄFT OHNE MORAL 340x von Larisa Faber Deutsch von Florian Hirsch Mann TOM GRAMENZ Braut MARIE-JOELLE BLAZEJEWSKI Wedding Planer SARAH

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DIE NEUEN

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POLITIK OHNE PRINZIPIENEin Nichts von Angeliki Darlasi Deutsch von Ioannis Kollis

Politikerin JAQUELINE MACAULAY a. G.Junge Frau MARIE-JOELLE BLAZEJEWSKIGeist ihrer Mutter DÉSIRÉE BALLANTYNE / RITA DUCLOSSecurity TOM GRAMENZ

THOMAS SCHUMACHERPolizist JENS KOCHReporterin LUCIE EMONSKameramann HEISAM ABBASPriester CLEMENS RYNKOWSKI

GENUSS OHNE GEWISSENFisch im Limbus von Elise SchmitKomposition von Clemens Rynkowski

Fisch DÉSIRÉE BALLANTYNE / RITA DUCLOSVerkäufer VAZGEN GAZARYAN1. Konsumentin LUCIA LUCAS a. G.2. Konsumentin FRIDA ÖSTERBERGPriester CLEMENS RYNKOWSKI

RELIGION OHNE OPFER40 Grad im Schatten [Aber kein Schatten hier] von Sivan Ben YishaiDeutsch von Maren Kames

Dichterin SARAH SANDEHRabbinerin LUCIA LUCAS a. G.Mann JENS KOCHTänzer*innen HEISAM ABBAS DÉSIRÉE BALLANTYNE / RITA DUCLOS

DIE NEUEN TODSÜNDENvon Angeliki Darlasi, Elise Schmit, Maryam Zaree, Sivan Ben Yishai, Marina Davydova, Liv Strömquist und Larisa Faber / URAUFFÜHRUNG

EUROPÄISCHE KULTURTAGE KARLSRUHE

KAMEN SIE DENN ZU UNS, UM ZU GLAUBEN?

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GESCHÄFT OHNE MORAL 340x von Larisa FaberDeutsch von Florian Hirsch

Mann TOM GRAMENZBraut MARIE-JOELLE BLAZEJEWSKIWedding Planer SARAH SANDEH

Junge HEISAM ABBAS, STEFFI KÖNIG [PUPPEN SPIEL]

Sozialarbeiter THOMAS SCHUMACHERMann 1 Sts. TIMO TANKMann 2 THOMAS SCHUMACHERMann JENS KOCH

Bestatter LUCIA LUCAS a. G.Tochter JACQUELINE MACAULAY a. G

Monster DÉSIRÉE BALLANTYNE / RITA DUCLOS

Regie ANNA BERGMANNBühne STEFAN STRUMBEL,

JULIA KATHARINA BERNDTKostüme LANE SCHÄFER, WICKE NAUJOKS Video SEBASTIAN PIRCHERSounddesign HEIKO SCHNURPELLive-Musik | Komposition CLEMENS RYNKOWSKIChoreografie EMIEL VANDENBERGHELicht ALJOSCHA GLODDEDramaturgie NELE LINDEMANN, FLORIAN HIRSCH,

ANNA HAAS

WISSEN OHNE CHARAKTERDeutsche Küche von Maryam Zaree

Reporterin LUCIE EMONSPressesprecher HEISAM ABBASKellnerin MARIE-JOELLE BLAZEJEWSKISpüler (Film) HADEER HANDO a. G.

Touristenfüher*innen JACQUELINE MACAULAY a. G., TOM GRAMENZ

Touristengruppe LUCIA LUCAS a. G., JACQUELINE MACAULAY a. G., FRIDA ÖSTERBERG, JENS KOCH, Sts. TIMO TANK, THOMAS SCHUMACHER, DÉSIRÉE BALLANTYNE /RITA DUCLOS

WISSENSCHAFT OHNE MENSCHLICHKEITTrance von Marina DavydovaDeutsch von Patric Seibert

Albert Sts. TIMO TANKDido, Anna FRIDA ÖSTERBERGMark THOMAS SCHUMACHERCyborg Anna DÉSIRÉE BALLANTYNE / RITA DUCLOS

REICHTUM OHNE ARBEITHow to end extreme wealth? von Liv Strömquist

Moderatorin, Madonna LUCIE EMONSExtreme Wealth DÉSIRÉE BALLANTYNE / RITA DUCLOSDr. Blinky Blank MARIE-JOELLE BLAZEJEWSKIDr. Plinky Plonk HEISAM ABBASDr. Blumi Blami THOMAS SCHUMACHERDr. Tralala FRIDA ÖSTERBERG

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Technischer Direktor IVICA FULIR Bühne Kleines Haus STEFAN BLUM, GREGOR FLÖTHER, OLIVER HEIDINGER Leiter der Beleuchtungsabteilung STEFAN WOIN-KE Leiter der Tonabteilung STEFAN RAEBEL Ton/Video SEBASTIAN LANGNER, MARCO SCHRETTER, FELIX WAGNER Leiter der Requisite TILO STEFFENS Requisite CLEMENS WIDMANN Werkstättenleiter JAKOB KERSCHER Produkti-onsleiter MAIK FRÖHLICH Malvorstand GIUSEPPE VIVA Leiter der Theaterplastiker WLADIMIR REISWICH Schreinerei ROUVEN BITSCH Schlosserei MARIO WEI-MAR Polster- und Dekoabteilung UTE WIENBERG Kostümdirektorin ELISABETH RICHTER Gewandmeister*in Herren PETRA ANNETTE SCHREIBER, ROBERT HARTER Gewandmeisterinnen Damen TATJANA GRAF, KARIN WÖRNER, HELENA WACHAUF Waffenmeisterei MICHAEL PAOLONE, HARALD HEUSINGER Schuhmacherei THOMAS MAHLER, NICOLE EYSSELE, BENJAMIN BIGOT Modisterei DIANA FERRARA, JEANETTE HARDY Chefmaskenbildnerin CAROLINE STEINHAGE Maske RENATE SCHÖNER, LILLA SLOMKA-SEEBER, HATAY YALCIN, SOTIRIOS NOUTSOS

Regieassistenz TOBIAS DÖMER, LISS SCHOLTESBühnenbildassistenz SARAH KIRSCHKostümassistenz SASKIA KOPFNAGEL, ANNEMARIE KÖGLSoufflage DAGMAR WEBER, HANS-PETER

SCHENCK Inspizienz JULIKA VAN DEN BUSCHÜbertitel SANAA ATTARTheaterpädagogik BENEDICT KÖMPF

Premiere 3.10.20 KLEINES HAUSDauer ca. 3 ¾ Stunden, eine Pause

Koproduktion mit dem Stadsteater Uppsala und dem Théâtre National du Luxembourg 25. Europäische Kulturtage Karlsruhe 2021

Aufführungsrechte Angeliki Darlasi, Marina Davydova, Larisa Faber und Elise Schmit liegen bei den Autorinnen, Liv Strömquist – Galago Förlag / AM Book, Sivan Ben Yishai – Suhrkamp Theater Verlag Berlin, Maryam Zaree – Henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin GmbH

Wir machen darauf aufmerksam, dass Ton- und/oder Bildaufnahmen unserer Aufführungen durch jede Art elektronischer Geräte strikt untersagt sind.

Jens Koch, Jacqueline Macaulay

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Désirée Ballantyne

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POLITIK OHNE PRINZIPIEN

EIN NICHTS von Angeliki Darlasi Das Kurzdrama der aus Athen stammenden Autorin Angeliki Darlasi basiert auf einem realen Politskandal in ihrer Heimat, der weit über Griechenland hinaus Wellen schlug. Im Vorfeld der Parlamentswahlen 2012 waren nicht nur zahlreiche vermeintlich illegale Migrant*innen interniert worden – in einem zynischen popu-listischen Manöver gingen Politiker, die um ihre Wiederwahl fürchteten, zudem brutal gegen heroinsüchtige Frauen in den Gassen der Altstadt vor. Ohne Bewei-se bezichtigte man sie der Prostitution und der Verbreitung von HIV. Die Polizei stellte einige der Frauen auf beispiellose Weise als „Krankheitsbomben“ an den Pranger, sogar ihre Fotos wurden publiziert. Der Minister für den „Bürgerschutz“ Michalis Chrysochoidis kommentierte dies damals folgendermaßen: „Einerseits gibt es das Recht der Prostituierten auf Schutz ihrer Privatsphäre, der Schutz der Bevölkerung vor Krankheiten ist jedoch höher zu bewerten.“ In Angeliki Darlasis in einer Kirche angesiedelten Szene kommt es zum Showdown zwischen einer wahl kämpfenden Politikerin und einer jungen Frau, die die Unsichtbaren und Stimmlosen der Gesellschaft repräsentiert – Macht gegen Ohnmacht. Angeliki Darlasi wurde 1973 in Athen geboren. Sie ist als Theaterautorin und als Dozentin für kreatives Schreiben und Theater tätig, schreibt Kinder- und Jugend-literatur und inszeniert als Regisseurin eigene Texte und Performances. Darlaski ist Doktorandin im Fach kreatives Schreiben und Drama an der National University of Athens in der theaterwissenschaftlichen Fakultät. Ihre Stücke, Romane und Kurzgeschichten wurden ins Englische, Spanische, Italienische, Koreanische und Türkische übersetzt. Sie erhielt u. a. den „State Literary Award for Best Young Adult Literature“, eine Auszeichnung bei der „National Playwrights’ Competition“ sowie einen Eintrag in die „IBBY Ehrenliste“ und in die „White Ravens’ List“. Ihre Stücke wurden u. a. am Megaron Mousikis Athinon aufgeführt und gelesen, sowie am Theatro Etairias Makedonikon und am Theatro Technis.

FISCH IM LIMBUS von Elise Schmit In einer nicht allzu fernen Zukunft, in der die Menschen sich nur noch von Insek ten ernähren – „Nouvelle Cuisine Entophomage“ – gibt es in einem Delikatessenge-schäft angeblich das letzte lebende Exemplar eines mythischen, längst augestorbe-nen Fisches, des Silbersaiblings, zu kaufen – unter der Ladentheke sozusagen. Die Kundinnen in diesem dystopischen Supermarkt ringen mit sich selbst und schließ-lich auch miteinander um den Silbersaibling in seinem Bottich. Als Konsumentinnen wägen sie Für und Wider ab, enthüllen dabei die fatale Seite des Prinzips Hoff-nung. Der Verkäufer wähnt sich gefangen im Limbus, verstrickt in die Ambivalenz zwischen Hoffen auf eine vielleicht doch noch heile Welt und Sehnsucht nach der dekadenten Überfluss-Vergangenheit. Und wir werden allein gelassen mit der Frage: Wie ist der Unterschied zwischen Glauben und Wissen begreifbar, vor dem Horizont eines verendenden Planeten? „Es fällt so schwer, an einen Fisch zu glau-ben, den man nicht sieht.“ Aber: „Kamen Sie denn zu uns, um zu glauben.” In Fisch im Limbus hinterfragt die luxemburgische Autorin Elise Schmit unser Konsumverhalten vor dem Hintergrund von Klimakrise und ökologischer Apoka-lypse. Der Musiker und Komponist Clemens Rynkowski hat ihren Text als moder-ne Oper vertont.

Elise Schmit wurde 1982 in Luxemburg geboren. Sie studierte Germanistik und Philosophie an der Universität Tübingen und lebt seit 2012 wieder in Luxemburg. Sie veröffentlichte ihre ersten literarischen Texte im Berliner Tagesspiegel und in der Tübinger Literaturzeitschrift trashpool sowie in Anthologien. 2018 erschien der Erzählband Stürze aus unterschiedlichen Fallhöhen, wofür sie 2019 mit dem Prix Servais ausgezeichnet wurde. 2018 wurde mit En Haus wéi en Haus das erste eigenständige Theaterstück von Elise Schmit vom Künstlerkollektiv Maskénada uraufgeführt und in verschiedenen leerstehenden Häusern in Wiltz, Luxemburg und Ettelbrück erneut aufgeführt. 2019 war sie Stipendiatin am Literarischen Colloquium Berlin (LCB).

GENUSS OHNE GEWISSEN

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Bildunterschrift: Name Schauspieler*in, Name Schauspieler*inDésirée Ballantyne, Frida Österberg, Vazgen Gazaryan, Lucia Lucas

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40 GRAD IM SCHATTEN [ABER KEIN SCHATTEN HIER] von Sivan Ben Yishai

In 40 Grad im Schatten [aber kein Schatten hier] – Religion ohne Opfer erzählt die israelische Autorin Sivan Ben Yishai auf ambivalente Weise vom höchsten Feier - tag des Judentums, dem Versöhnungsfest Jom Kippur. Einen Tag lang steht in Israel das gesamte Leben still. Kein Fahrzeug wird gestartet, kein Laden geöffnet. Die Menschen ergehen sich in kollektiver Buße, Gebet und Fasten, von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Mit dem Erscheinen des Abendsternes scheint normalerweise klar: Gott hat den Gläubigen ihre Sünden vergeben. Dann endet das Fasten und das Leben ersteht neu – rein, unschuldig, für ein weiteres Jahr. Doch was, wenn die Sonne diesmal nicht untergeht? Im pulsierenden Zentrum des Textes steht eine Dichterin, die betet, klagt, anruft, die unbedingt glauben und erhört werden will. Die sich auflehnt gegen diese Hitze, die alles zum Schmelzen zu bringen droht. Sivan Ben Yishai erzählt auf höchst mu-sikalische Weise von Glut und Glauben, Wut und Verlassenheit – und ist zugleich eine Parabel auf die von Zerrissenheit und Zweifel geprägte israelische Gesell-schaft der Gegenwart.

Sivan Ben Yishai, Autorin, Performerin und Theaterregisseurin, geboren 1978 in Tel Aviv, lebt seit 2012 in Berlin und ist eine der derzeit prägnantesten Stimmen im zeitgenössischen Theater. Sie studierte Theaterregie sowie Schreiben für das Theater an der Tel-Aviv-Universität und in der Schule für Visuelles Theater Jerusalem. Ihr Stück YOUR VERY OWN DOUBLE CRISIS CLUB wurde bei den Autorentheatertagen 2017 uraufgeführt, als erster Teil ihrer Tetralogie LET THE BLOOD COME OUT TO SHOW THEM. Die Uraufführungen der drei weiteren Teile waren und sind am Maxim Gorki Theater Berlin zu sehen. In der Spielzeit 19/20 war sie Hausautorin am Nationaltheater Mannheim. Ihr dort entstandenes Stück LIEBE / Eine argumentative Übung ist für den Mülheimer Dramatiker preis 2020 nominiert. Die Autorin und ihr Stück Papa liebt dich wurde am STAATSTHEATER in der Reihe Das neue Stück vorgestellt.

RELIGION OHNE OPFER

Sarah Sandeh

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Lucie Emons und Ensemble

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DEUTSCHE KÜCHE von Maryam Zaree Die preisgekrönte Filmemacherin, Schauspielerin und Theaterautorin Maryam Zaree legt in Wissen ohne Charakter eine Spur von aktuellen rechtsextremen Tendenzen in Deutschland zurück zu den Verbrechen des Nationalsozialismus. Im Sternerestaurant „Heimat Royal“ kam es zu einem delikaten Vorfall, der nun vertuscht werden soll: Der Spüler Majid K. wurde nach einem Streit krankenhaus-reif geschlagen – vom Sous-Chef des Lokals, den man auf Videoaufnahmen einer rechtsradikalen Demonstration identifiziert hat. Eine Fernsehreporterin versucht mit investigativen Mitteln diesen Skandal im Gourmet Tempel aufzudecken. Zugleich strömen immer wieder Touristengruppen durchs Bild, die den Stolper-steinen dieses historisch kontaminierten Ortes nachgehen. Vergangenheit und Gegenwart scheinen sich auf toxische Weise zu vermischen – wiederholt sich Geschichte vielleicht doch?

Maryam Zaree, geboren 1983 in Teheran, wuchs in Frankfurt a. M. auf und stu- dierte Schauspiel an der Filmuniversität Babelsberg. Für ihre Rolle in der Serie 4Blocks gewann sie den Grimme Preis. Mit dem Regisseur Christian Petzold arbeitet sie regelmäßig zusammen: Transit, Polizeiruf, Tatort, Undine. Zuletzt war sie im Kino in Systemsprenger von Nora Fingscheidt zu sehen. Sie ist zudem als Autorin und Regisseurin tätig. 2017 gewann sie mit ihrem ersten Stück Kluge Gefühle den Autorenpreis des Heidelberger Stückemarkts, 2019 den Förderpreis des Schiller Gedächtnis Preises. Ihr Regiedebüt, der Dokumentarfilm Born in Evin feierte seine Premiere auf der Berlinale 2019, wurde in über dreißig Ländern gezeigt und gewann u. a. den Berlinale Kompass-Perspektive-Preis, den Hessi-schen Filmpreis und gewann den deutschen Filmpreis als bester Dokumentarfilm.

WISSEN OHNE CHARAKTER

TRANCE von Marina Davydova Die in Moskau lebende Theatermacherin Marina Davydova enthüllt das Geheimnis eines Wissenschaftlers, der sein ganzes Leben lang damit verbracht hat, die „fehlerhafte Maschine“ Mensch zu optimieren, um nicht erst im Tod zur Erkennt-nis zu gelangen. Hat er tatsächlich Menschen von ihren psychischen Leiden geheilt oder ist er einfach nur ein narzisstischer Manipulator? Um den alternden Hirnf orscher, der Patient*innen als biologisches Material für seine Experimente genutzt hat, entspinnt sich eine faszinierende Dreiecksgeschichte. Ein psycholo-gisches Kam mer spiel um Selbsttäuschungen, künstliche Intelligenz, Erinnerung, Wahn, Gedächtnisverlust und die Frage nach dem Kern der menschlichen Seele. Wie weit geht man für die Wissenschaft, wie weit geht man für die Liebe? Kann man das Leben eines anderen leben? Der Mensch ist ein unzulänglicher Datenträger.

Marina Davydova, geboren im aserbaidschanischen Baku, studierte Theater-wissen schaft in Moskau. Sie ist Festivalleiterin und Theatermacherin sowie Theaterkritikerin und -historikerin. Für ihre Arbeit erhielt Davydova zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Stanislawski-Preis für die beste Buchpublikation. 2016 war sie Direktorin des Schauspielprogramms der Wiener Festwochen. 2017 entstand für das Festival „Utopische Realitäten – 100 Jahre Gegenwart mit Alexandra Kollontai“ am Berliner HAU die Inszenierung Eternal Russia. Auf Ein-ladung des Thalia Theaters Hamburg diskutierte Marina Davydova bei den Lessing- tagen 2018 im Rahmen von Artists at Risk mit anderen internationalen Gästen über die Situation verfolgter Künstler*innen. Im April 2019 feierte ihre Uraufführung Checkpoint Woodstock, eine Koproduktion mit dem Lithuanian National Drama Theatre Vilnius und dem Gogol Center Moskau, am Thalia Theater Premiere.

WISSENSCHAFT OHNE MENSCHLICHKEIT

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Thomas Schumacher, Frida Österberg, Timo Tank

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TITEL XXXTITEL XXX

ZUM INHALT / ZUR INSZENIERUNG / ZUM AUTOR HOW TO END EXTREME WEALTH? von Liv Strömquist Das Problem ist der extreme Reichtum. Der Reichtum der Superreichen. Wie können wir dem ein Ende setzen, endlich Schluss machen damit, zumal die Super-reichen selbst ja keineswegs superglücklich erscheinen? Wie können wir diese Menschen erlösen? Dies fragt sich, befeuert vom so genannten Millennium- Entwicklungsziel, eine Konferenz aus illustren Expert*innen und Forscher*innen. Liv Strömquists grelle, grotesk überzeichnete Graphic Novel attackiert den Überfluss und die Dekadenz der oberen 1 Prozent mit einer neuartigen Strategie, mit Fürsorge und Empathie, denn all diese depressiven Yachtclub-Mitglieder, Polospieler und Privatjetsammler können einem ja wirklich leid tun – sie wissen einfach nicht wohin mit sich und ihrem Geld. Könnten Bildungsprogramme die Lösung sein, spirituelle Workshops, die den Vermögenden dabei helfen, ihrem unermesslichen Reichtum aus eigener Kraft zu entkommen? Einmal laut und deutlich die befreiende Formel auszusprechen: „Ich muss das nicht besitzen”? Wer den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht, sollte vielleicht noch mehr Bäume pflanzen, zum Beispiel an der Wall Street. Denn, da sind sich Strömquists Ex-pert*innen sicher: Jede Reise beginnt mit einem ersten Schritt. Und die Welt wird ein besserer Ort.

Liv Strömquist, geboren 1978 in Lund, Schweden, studierte Politikwissenschaften und ist heute eine der einflussreichsten feministischen Comiczeichnerinnen. Zu-dem ist sie als Radiomoderatorin und Podcasterin in Schweden tätig. Sie zeichnet regelmäßig für das Comicmagazin „Galago“ und veröffentlichte in unterschied-lichen schwedischen Zeitschriften und Zeitungen. Ihre Comics haben meist gesell-schaftspolitische Inhalte und wurden vielfach übersetzt. In Deutschland ist sie u. a. für die Alben Der Ursprung der Liebe, Der Ursprung der Welt und I´m every woman bekannt. Ihre neueste Arbeit, Ich fühl’s nicht, ist ein Plädoyer für eine von den Zwängen der Konsumgesellschaft befreite Liebe. Für ihre Werke wurde sie vielfach ausgezeichnet, u. a. mit einem Ehrendoktor der Hochschule Malmö, diver-sen Stipendien sowie dem Satirepreis „Ankan“ der Zeitung Expressen.

REICHTUM OHNE ARBEIT

Désirée Ballantyne

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340x von Larisa Faber In 340x, ihrem ersten Auftragswerk für die Bühne, entwirft die auf Englisch schreibende Autorin Larisa Faber das Psychogramm eines jungen Mannes, dessen Leben fundamental durch Missbrauch und Manipulation anderer Menschen ge-prägt wurde. Auf drei unterschiedlichen, parallel dargestellten Zeitebenen erzählt der Text von einem schrecklichen Trauma, das bruchstückhaft enthüllt wird und ebenso fragmentiert ist wie Erinnerung und Bewusstsein. Zahlen spielen in diesem Text eine zentrale Rolle, sie addieren sich nach und nach zu einem kaum zu vermessenden Abgrund. Das „x“ im Titel steht zugleich für die Dunkelziffer, von der man bei Kindesmissbrauch stets ausgehen muss, für ein unbarmherziges Geschäft, wie auch für all die kleinen Rettungsmechanismen, in die der Prota-gonist sich über die Jahre geflüchtet hat. Dazu zählen zuvorderst die Gedichte von Emily Dickinson, die ihn in jeder Situation begleiten. Und obgleich das Ende offen bleibt, wohl offen bleiben muss, wird die unerwartete Begegnung mit einer erfolglosen Comedian in der Kirche zu einem kleinen Lichtstrahl am Ende der scheinbar ewigen Nacht. Vielleicht. Larisa Faber wurde 1986 in Rumänien geboren, lebt in Luxemburg und London, wo sie auch ihre Schauspielausbildung am Drama Center erhielt. Als Schauspie-lerin wirkte sie bei Theater-, Film- und TV-Produktionen mit, u. a. bei All New People am Les Théâtres de la Ville de Luxembourg, bei Oncle Vanila am Théâtre du Centaure, dem Film Angelo von Amour Fou Film/Novotny & Novotny und der Serie Bad Banks von arte und ZDF. Faber ist außerdem als Autorin für Theater und Film tätig. Ihr erstes Stück Disko Dementia brachte das Künstlerkollektiv MASKéNADA zur Uhraufführung. Ihr zweites Stück stark bollock naked wurde in 2019 am Camden People’s Theatre in London uraufgeführt. Sie arbeitet aktuell an einem Theaterstück über weibliche Whistleblower und einem Dokumentartheaterstück zum Thema Abtreibung.

GESCHÄFT OHNE MORAL

Tom Gramenz

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Désirée Ballantyne, Frida Österberg

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Anna Haas Was war für dich der Anlass, dich mit den Todsünden zu beschäftigen?

Anna Bergmann Wir waren auf der Suche nach einem Stoff, der Menschen miteinander verbindet, den europäi-schen Gedanken in sich trägt, über die Grenzen hinaus funktioniert und zusammenbringt. Wie wäre es, sieben Autorinnen aus diversen europäischen Ländern und darüber hinaus zu beauf-tragen, je ein Kurzdrama zu einer der biblischen Todsünden aus heutiger Perspektive schreiben zu lassen? Die Förderung von Theaterautorinnen liegt

mir sehr am Herzen. Laut Statistik stammen immer noch nur 20 Prozent der auf deutschsprachigen Bühnen ge-spielten Texte aus der Feder einer Frau. Daher möchten wir hier in Karlsruhe – so wie wir Regisseurinnen eine Bühne gegeben haben – auch Autorinnen för-dern. Gleichzeitig stieß ich im Gespräch mit dem bildenden Künstler Stefan Strumbel auf Gandhis Thesen aus den 1920er Jahren und war auf der Stelle begeistert, weil sie immer noch so treffend sind. Auch die Autorinnen, mit denen wir zu dem Projekt im Gespräch waren, sind sofort angesprungen auf die einzelnen Themen – und so ent-

DIE NEUEN

1925 benannte Mahatma Gandhi die in seinen Augen größten Vergehen der Menschheit, die Todsünden der modernen Gesellschaft. Diese Thesen gaben den inhaltlichen Anstoß für sieben Stückaufträge an Autorinnen aus verschiedenen Ländern. Darüber sprachen die Regisseurin Anna Bergmann und der fürs Büh-nenbild verantwortlich zeichnende bildende Künstler Stefan Strumbel mit der Dramaturgin Anna Haas.

stand eine sehr unkomplizierte Basis für die Arbeit mit den unterschiedlichen Literatinnen. Wie steht es um Gan-dhis Thesen in der digitalisierten und globalisierten Welt des 21. Jahrhun-derts, war eine unserer Leitfragen. Wo verrät das auf hohen Idealen er richtete Europa seine eigenen Prinzipien und Maximen?

Haas Wie kam es zu der Begegnung mit Stefan Strumbel?

Bergmann Stefan Strumbel ist einer der auf regendsten, wahrscheinlich einer der wichtigsten zeitgenössischen Künstler in Baden-Württemberg. Er stammt aus dem Schwarzwald und hat sich in seinem Werk sehr intensiv mit dem Begriff Heimat auseinanderge-setzt. Zum anderen hat er eine Kirche neu gestaltet, die mich extrem faszi-niert hat. Mein Gedanke war, dass der Ausgangspunkt für alle Stücke ein religiöser Ort sein sollte.

Haas Stefan, wie kam es dazu, dass du die Kirche in Goldscheuer vor dem drohenden Abriss bewahren konntest?

Strumbel Diese Kirche ist ein Haupt-werk von mir. Ich habe mich schon immer an der sakralen Kunst bedient. Die architektonische Grundstruktur einer Kirche, mit den Kirchenschiffen, ist pure Inspiration für mich. Nimmt man zwei Äste, legt sie übereinan-der, entsteht ein Kreuz und man weiß sofort worum es geht. Herr Braun-stein, der Pfarrer in Goldscheuer, hat

mich gefragt: „Mensch Stefan, willst du nicht mal eine Popup Kunstaktion machen bevor die Kirche abgerissen wird?“. Und dann habe ich mich dafür entschieden, sie mit den Mitteln der Kunst zu restaurieren und sie wieder besuchbar zu machen. Seitdem ist die Kirche wieder ein Ort, an dem Gottes-dienste stattfinden, geheiratet wird und so weiter. Sie war auch Inspiration für das Bühnenbild. Natürlich wollte ich die Kirche nicht eins zu eins in den Theater raum bringen, sondern mit meiner jetzigen Bildsprache. Damals war mein Ansatz noch stärker regional verortet und jetzt geht es mir, durch die ganzen Krisen in unserer Gesellschaft, um das Thema der Fragilität, Werte und Inhalte zu transportieren. Für mich ist es immer wichtig etwas Traditionelles zu brechen. Somit haben wir den Raum hier im Theater über die Architektur gebrochen, indem wir mit hängenden Wänden ein Kirchenschiff reingebaut haben. Und mein großer Wunsch war es, wenn wir schon in der Stadt der Medienkunst Karlsruhe sind, mit einem Videokünstler zu arbeiten. Deswegen haben wir im Bühnenraum viel Fläche für Videoprojektionen eingeplant. Es gibt auch immer wieder Zitate aus der Kirche in Goldscheuer, aber alles losgelöst von der sakralen Kunst. Man meint, da steht eine verpackte Ma-donna, in Luftpolsterfolie. Wir haben Materialien verwendet, die man aus dem Transport kennt, die international dafür stehen, dass etwas Wertvolles darin verpackt transportiert wird. Wenn man in einer Kirche eine Frau mit Kind

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Frida Österberg

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sieht, denkt natürlich jeder an eine Madonna. Wenn man genau hinsieht, erinnert der Faltenwurf jedoch vielmehr an den einer Burka. Es ist alles etwas Schützenswertes. Man entdeckt immer wieder kleine Akzente: Der Heiligen-schein beispielsweise ist aus Fragil-Klebeband gestaltet. Es geht um diesen schützenswerten Rahmengedanken, das Bewusstsein, alles was man sich hart erkämpft hat, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Religionsfreiheit, zu behüten.

Haas Anna, du hast von Anfang an einen spartenübergreifenden Abend mit Opernsänger*innen und Tänzer*innen aus dem Ballett sowie einer Puppen-spielerin konzipiert. Was reizt dich als Künstlerin daran?

Bergmann Das Schöne an einem Mehr-spartenhaus ist ja, dass man so viele Kunstformen unter einem Dach hat. Und bei Die neuen Todsünden ist es tat-sächlich so, dass wir sie mit allen gro-ßen Sparten gemeinsam auf die Bühne bringen. Das war mein großer Wunsch. Wir haben Clemens Rynkowski eine Oper zu Elise Schmits Text komponieren lassen. So ist eine moderne, extrem spannende Musik entstanden. Die Oper zum Thema Genuss ohne Gewissen spielt in einem Lebensmittelgeschäft der Zukunft – in Anbetracht der aktuel-len Situation seit dem Lockdown könnte man annehmen, es findet gerade im Hier und Jetzt statt. Wie weit gehen wir mit der Ausbeutung von Tieren, von unseren Ressourcen ist ein großes

Thema dieses Stückes. Die Form der Umsetzung in einer Oper gibt dem eine ganz andere Fallhöhe.

Haas Du hast dich ganz bewusst dafür entschieden, diesen Abend in unter-schiedlichen Ästhetiken zu inszenieren. Neben dieser Oper gibt es klassisches psychologisches Theater, ein religiö-ses Ritual, einen Film und auch einen Comic.

Bergmann Ja, der Text der schwe-dischen Graphic-Novel-Autorin Liv Strömquist um Thema Reichtum ohne Arbeit fällt von der Ästhetik her natür-lich wieder ganz anders aus. Wie setzt man einen Comic auf der Bühne um? Schließlich kann ich nicht immer Leute mit Sprechblasen auftreten lassen. Da-her haben wir uns für eine extrem über-höhte Ästhetik und eine schnelle und humorvolle Spielweise entschieden. Die Kostüme sind komplett überzeich-net – eben im Comicstil. Auf sehr ironi-sche Weise geht es um die Frage wie sich totaler Reichtum beenden lässt. Daneben gibt es an diesem Abend viele sehr ernste Texte. Wie Trance von der in Moskau lebenden aserbaidschani-schen Theatermacherin Marina Davy-dova zum Thema Wissenschaft ohne Menschlichkeit. Es ist ein Kammerspiel für drei Personen, in dem es um Men-schenexperimente, Hirnforschung und künstliche Intelligenz und nicht zuletzt die Liebe geht. Dafür haben wir mit dem Videokünstler Sebastian Pircher ein spezielles Livevideokonzept entwickelt. Zugleich spielen auch in diesem Stück

das Theater und die Oper eine große Rolle. Hier tritt die schwedische Schau-spielerin und ausgebildete Opernsän-gerin Frida Österberg, die seit dieser Spielzeit fest im Karlsruher Schauspiel-ensemble engagiert ist, mit einer Arie aus Dido und Aeneas auf.

Haas Dann gibt es noch einen richtigen Film, den ihr an einem ganz speziellen historischen Ort in Offenburg gedreht habt: Deutsche Küche von Maryam Zaree.

Bergmann Wir haben den Drehort ganz bewusst gewählt. Auch das war eine Idee von Stefan Strumbel. Vor dem Hotel Sonne in Offenburg gab es in den 1930er Jahren Aufmärsche der Natio-nalsozialisten. Sebastian Pircher hat am Ende des Films diese historischen Auf-nahmen mit unserer fiktiven heutigen Geschichte von einem Sternerestaurant verschnitten, dessen Leitung versucht einen pikanten Vorfall zu vertuschen. Ein rechtsradikaler Küchenchef hat den jungen Spüler Majid K. krankenhausreif geschlagen und wird ungestraft weiter-beschäftigt.

Haas Neben einem solchen Doku- Fiction-Film gibt der Text der in Berlin lebenden israelischen Autorin Sivan Ben Yishai vielmehr eine performative Ästhetik vor, den du als religiöses Ritual inszeniert hast?

Bergmann Ja, 40 Grad im Schatten zum Thema Religion ohne Opfer spielt an Jom Kippur, dem höchsten jüdischen

Feiertag, der von Fasten und rituellen Gebeten geprägt ist. Es ist ein extrem rhythmischer Monolog einer Dichterin, die diesen Tag miterlebt und zugleich beschreibt, bis die Realität, verkörpert durch die Figur eines Mannes, herein-bricht, der die dichterischen Höhen-flüge der Autorinnenfigur immer wieder sehr trocken ins Verhältnis zur politi-schen Wirklichkeit setzt.

Haas Das erste und das letzte Stück bilden eine Klammer. Beide spielen in der Kirche.

Bergmann Das erste Stück des Abends heißt Ein Nichts von der griechischen Dramatikerin Angeliki Darlasi. Es beruht auf einem realen Fall aus der griechischen Politik, wo Politiker im Wahlkampf suchtkranke, vermeintlich HIV-positive Frauen ins Gefängnis stecken ließen. Wenn man sich diesen konkreten Fall heute ansieht, setzen natürlich sofort weitere Assoziations-ketten ein: Es geht nicht nur um Politik ohne Prinzipien, sondern auch um Prinzipien von skrupelloser Politik. Man hat direkt Weißrussland oder Trumps Wahlkampf im Kopf.

Haas Auch der Schauplatz des letzten Stücks des Abends ist die Kirche. Ein junger Mann in Hochzeitsvorbereitun-gen, doch sehr bald muss man erken-nen, dass seine Kindheit durch Miss-brauch geprägt war.

Bergmann Das ist ein großes Thema, welches ich gesellschaftlich relevant

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finde, weswegen es mir wichtig war, diese Thematik trotz aller Brutalität, die es mit sich bringt, auf der Bühne zu zeigen. Mit der rumänisch-luxem-burgischen Autorin Larisa Faber habe ich im Vorfeld inhaltlich viel darüber gesprochen. Ihr Text spielt auf drei Zeit-ebenen, die gleichzeitig auf der Bühne zu sehen sind: Man sieht diesen reichen jungen Mann, der versucht mit einer Weddingplanerin seine Hochzeit vor-zubereiten, aber alles geht schief und am Ende steht der Altar in Flammen. In Rückblenden sieht man zugleich, was ihm als Kind zugestoßen ist, und auf der anderen Seite sieht man ihn als toten alten Mann, der von seiner Tochter ver-abschiedet wird. Das Kind ist natürlich kein echtes Kind, sondern wird von einer Puppenspielerin gespielt, das finde ich als künstlerisches Mittel sehr wichtig.

Haas Alle Autorinnen haben sich eine konkrete, mit ihren Heimatländern ver-knüpfte Geschichte gesucht, um daran exemplarisch etwas über eine dieser Sünden zu erzählen. Stefan, wie wür-dest du deine Auseinandersetzung mit Heimat in deinen Werken beschreiben?

Strumbel Heimat ist mein Leitthema. Ich habe keine klassische Kunstaus-bildung gemacht und komme aus einem subkulturellen Kontext. Ich habe im ur-

banen Raum gesprayt und mich schon damals mit Heimat auseinandergesetzt. Der Schwarzwald ist omnipräsent mit seinen Symboliken: die Schwarzwäl-der Kirschtorte, die Kuckucksuhr, die ganzen Dinge, die für Heimat stehen. Und natürlich der Kinoklassiker, das Schwarzwaldmädel und die ersten Hei-matfilme. Überall auf der Welt verbin-det man den Begriff Heimat mit Idylle. Das hat mich so fasziniert, weil jeder Mensch auf der Welt morgens aufsteht und das Gefühl will von Heimat, Liebe, Geborgenheit, Freude und Glück. Ich habe immer Traditionen gebrochen und die Frage gestellt: „Was ist Heimat, wie ist Heimat?“ Es gibt ja keine Rezeptur für Heimat. Gerade in der heutigen Zeit, hätte ich eine Rezeptur, würde ich die ganze Welt damit beglücken. Aber ich kann ja nicht zum Metzger gehen und sagen ich hätte gerne 500 Gramm Heimat. Ich habe Werkserien geschaf-fen, um die Leute mit den Farben und der Symbolsprache im Schwarzwald auf ihre eigene Heimreise zu schicken. Heute reduziere ich mich auf das We-sentliche, ich verpacke beispielsweise Dinge in dieser Luftpolsterfolie, arbeite abstrakter, sodass ich eben nicht mehr vorschreiben muss, was Heimat ist. Denn jeder Mensch kann für sich selbst entscheiden, was für ihn Heimat ist und bedeuten soll.

Thomas Schumacher, Timo Tank, Désirée Ballantyne

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Tom Gramenz, Sarah Sandeh

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DIE TODSÜNDEN DER MODERNEN GESELLSCHAFT

Politik ohne Prinzipien. Reichtum ohne Arbeit. Genuss ohne Gewissen. Wissen ohne Charakter. Geschäft ohne Moral. Wissenschaft ohne Mensch-lichkeit. Religion ohne Opfer: Was sich wie eine Liste aus aktuellen Debatten liest, ist in Wahrheit eine Aufstellung, die Mahatma Gandhi im Jahre 1925 in einem Zeitungsartikel veröffentlicht. Darin identifiziert er „sieben soziale Sünden“, die er als prägend für seine Zeit definiert und anhand von Beobach-tungen aus seinem Umfeld konkretisiert. So schaut er kritisch auf die ökonomi-schen und sozialen Mechanismen, die die britische Vorherrschaft in Indien manifestieren und schlägt ethische Alternativen vor, die zu einer neuen Ordnung für ein Land im Wandel führen sollen. Vorrangig geht es Gandhi um

eine neue Bewertung dessen, wer genau sich an wessen Arbeit bereichert und mit welchem Bewusstsein wissen-schaftlicher Fortschritt in der Moderne vorangetrieben wird. Welche Rolle spielen Religion, Ethik und Moral in dem Bestreben, die Welt aus einer ver- meint lichen Rückständigkeit in eine neue, technologisch optimierte, umzuwan-deln? Dass diese Fragen hoch aktuell sind, zeigen nicht nur zeitgenössische Diskurse über die Verantwortung der Medizin in einer globalen Pandemie und kontroverse Entscheidungen in Zeiten politischen Aufruhrs. Sie sind nicht zuletzt relevant für das Individuum, das immer wieder vor der Frage steht: Habe ich gerecht gehandelt?

Abir Al-Laham

GANDHISTHESEN

Marie-Joelle Blazejewski

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STEFAN STRUMBEL Bühne Stefan Strumbel, 1979 geboren, lebt und arbeitet als freischaffender Künstler in Offenburg. 1993 entdeck-te er seine Leidenschaft für Graffiti. Seit 2001 arbeitet er als freischaffen-der Künstler. 2011 gestaltete er den Innenraum der katholischen Kirche in Goldscheuer. Die Auseinandersetzung mit dem Komplex „Heimat“ ist seit Beginn seiner künstlerischen Lauf-bahn das zentrale Leitthema. In seinen Werken überzeichnet er Kultur- und Kultgegenstände wie Kuckucksuhren, Fastnachtsmasken oder Kruzifixe mit Stilelementen der Street Art und der Pop Art und stellt sie in einen neuen, teils provokanten Kontext. 2014 ent-warf Stefan Strumbel an der Staats-oper Stuttgart die Bühne zu Puccinis Oper La Boheme. Die neuen Todsün-den ist sein erstes Bühnenbild für das BADISCHE STAATSTHEATER.

ANNA BERGMANN Regie Anna Bergmann, Schauspieldirek-torin am STAATSTHEATER, studierte Theater wissenschaft, Philosophie und Anglistik an der FU Berlin und Regie an der „Ernst Busch“ Berlin. Seit 2003 arbeitet sie als Regisseurin u. a. am Schauspielhaus Bochum, Thalia Theater Hamburg, Maxim Gorki Theater Berlin, Münchner Volkstheater, am Deutschen Theater Berlin sowie am Theater in der Josefstadt in Wien. Seit 2014 inszeniert sie regelmäßig am Uppsala Stadsteater und am Stadsteater Malmö, zuletzt Per-sona von Ingmar Bergman in Koproduk-tion mit dem Deutschen Theater Berlin, womit sie zum Berliner Theatertreffen 2019 eingeladen war. 2016 war sie für ihre Inszenierung von Fräulein Julie am Theater in der Josefstadt für den Nest-roy-Preis in der Kategorie „Beste Regie“ nominiert. In Karlsruhe inszenierte sie La Bohème, Drei Schwestern, Antigo-ne, Nora, Hedda und ihre Schwestern, Szenen einer Ehe, The Broken Circle und Passion – Sehnsucht der Frauen.

LANE SCHÄFER Kostüme Lane Schäfer studierte Kostümbild in Hamburg und an der UdK Berlin. Seit-dem arbeitet sie als Kostümbildnerin für Film und Theater: u. a. an der Volks-bühne Berlin, an der Oper Kassel und Mainz und am Burg theater Wien. Eine langjährige Zusammenarbeit verbin-det sie mit Christian Weise, darunter Macbeth und Hoffmanns Erzählungen am Nationaltheater Weimar, und mit Roland Schimmelpfennig, u. a. SPAM am Schauspielhaus in Hamburg und Das Reich der Tiere am Akademietheater in Wien und zuletzt Der Riss durch die Welt am Stadsteater Malmö. Für Anna Bergmann entwarf sie bereits die Kos-tüme für Treulose und Homo faber am Staatstheater Braunschweig, für Per-sona am Deutschen Theater Berlin und Stadsteater Malmö sowie für La Douce an der Staatsoper unter den Linden in Berlin. Am STAATSTHEATER gestaltete sie das Kostümbild für Anna Bergmanns Inszenierungen Drei Schwestern, The Broken Circle und Carmen.

JULIA KATHARINA BERNDT Bühne Julia Katharina Berndt studierte an-gewandte Theaterwissenschaften in London. Dort arbeitete sie am Thema Korrelation von Raum und Identität, sowie Schnittstellen zwischen Perfor-mance-Kunst, Raum-Installation und Zuschauer-Interaktion durch site spe-cific theatre. Danach folgte eine Aus-bildung zur Kostüm-und Bühnenbildne-rin am Motley Theatre Design Course. Sie erhielt eine Nominierung und Shortlistplatzierung für den „Linbury Prize for Stage Design“. Sie arbeitete in der freien Londoner Szene, u. a. für Edward Bond und Mark Ravenhill. Seit 2012 arbeitet sie in Deutschland als Bühnen- und Kostümassistentin. Seit 2016 ist sie freischaffende Bühnen- und Kostümbildnerin an zahlreichen Thea-terhäusern. Julia Katharina Berndt ist Semifinalistin des „RING Award“ 2017 und 2020 und wurde 2018 und 2019 jeweils als Nachwuchskünstlerin und für das Kostümbild des Jahres nominiert. Sie lebt in Hamburg.

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SEBASTIAN PIRCHER Video Geboren 1976 in Düsseldorf, studierte Sebastian Pircher Film- und Fernseh-wissenschaften, Amerikanistik so-wie Allgemeine und Vergleichende Literatur wissenschaft an der Ruhr-Uni-versität Bochum. Seit 1999 hat er als Videodesigner Arbeiten für diverse Bühnen realisiert, u. a. am Schauspiel Köln, Schauspielhaus Bochum, Schau-spielhaus Düsseldorf, Deutschen Theater Berlin, Thalia Theater Hamburg, Schauspiel Frankfurt, dem Theater Basel, Schauspielhaus Zürich und dem Burgtheater Wien. Zusammenarbeiten verbinden ihn u. a. mit Katie Mitchell und Antú Romero Nunes. In ihren In-szenierungen stand er wiederholt auch als Schauspieler auf der Bühne. Als Videokünstler für Schauspiel und Oper arbeitete er mit Anna Bergmann bereits in Karlsruhe bei La Bohème, Drei Schwestern, Antigone, Nora, Hedda und ihre Schwestern sowie in Olden-burg, Wien, Klagenfurt, Malmö, Uppsala und Berlin.

WICKE NAUJOKS Kostüme Wicke Naujoks wurde 1979 in Friedberg, Hessen, geboren. Von 2003 bis 2017 war sie am Berliner Ensemble engagiert und hat dort in zahlreichen Produktionen, unter anderem für Claus Peymann, Tho-mas Langhoff, Catharina May, Martin Wuttke, Tanja Weidner, Franz Witten-brink und Sebastian Sommer, Bühnen- und Kostümbilder entworfen. Außerdem arbeitete sie an Inszenierungen von Robert Wilson und Achim Freyer mit. Außerhalb des Berliner Ensembles ent-warf sie Kostüme für Werner Schroe-ter, Torsten Lensing, Herbert Fritsch, Claudia Marks und für den Filmregisseur Heiko Aufdermauer. Für die Oper Serse gestaltete sie 2019 erstmals Kostüme am STAATSTHEATER.

CLEMENS RYNKOWSKI Live-Musik & Komposition Der Pianist, Komponist und Thereminist spielt, komponiert und arrangiert für Orchester, Film und Theater und schrieb Auftragskompositionen für die Philhar-monie Luxemburg, das Bundesjugendor-chester, das Hessische Staatsorchester und die BADISCHE STAATSKAPELLE. Als musikalischer Leiter arbeitete Rynkowski in den Staats- und National-theatern Weimar, München, Saarbrü-cken, sowie dem Berliner Ensemble. An der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar ist er als Dozent tätig. Seit der Begegnung mit Lydia Kavina, der Nichte des Erfinders des Theremins, ist Rynkowski von diesem Instrument fas-ziniert, das er in zahlreichen Theaterstü-cken und Konzerten spielt, u. a. mit Sting. In Karlsruhe war er Musikalischer Leiter bei Alice, Ein Sommernachtstraum, Das Glasperlenspiel, Spamalot, Die Gold-berg-Variationen, Hair, Struwwelpeter. Derzeit zu sehen ist er in The Broken Circle und Carmen.

HEIKO SCHNURPEL Sounddesign Heiko Schnurpel, 1967 in Dresden ge-boren, machte eine Ausbildung zum Tischler an der Semperoper Dresden und arbeitete nach seiner Ausreise aus der DDR 1988 als Bühnentech-niker, Inspizient, Regieassistent und Regisseur in Hannover, Gera, Kre-feld-Mönchengladbach und Karlsruhe. Seit 2000 lebt er als selbstständiger Sounddesigner in Berlin und arbeitet häufig mit Anna Bergmann und dem Videokollektiv impulskontrolle zusam-men, u. a. am Schauspielhaus Bochum, Thalia Theater Hamburg, Maxim Gorki Theater Berlin, Volkstheater Mün-chen, Volksbühne Berlin, Burgtheater Wien und dem Stads teater Malmö. Heiko Schnurpel kreierte die Musik für Nora, Hedda und ihre Schwestern, Szenen einer Ehe, The Broken Circle und Passion – Sehnsucht der Frauen am STAATS THEATER in der Regie von Anna Bergmann.

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EMIEL VANDENBERGHE Choreografie Der Belgier erhielt seine Tanzausbil-dung an der Königlichen Ballettschule Antwerpen und an der English National Ballet School London. Erste Berufs-erfahrungen sammelte er im Corps de ballet des Königlichen Balletts Flandern in Aufführungen von Schwanensee, Romeo und Julia und Dornröschen. Seit der Spielzeit 2015/16 ist er beim STAATSBALLETT KARLSRUHE enga-giert. Hier tanzte er bisher u. a. Lysander in Ein Sommernachtstraum. Für ihn wurde einer der Hexenlehrlin-ge in Jiří Bubeníčeks Ballettmärchen Rusalka kreiert. Im Januar 2020 war er als J.R.Prince in Bridget Breiners Ruß – Eine Geschichte von Aschenputtel zu sehen. Im Rahmen von Choreografen stellen sich vor schuf er 2016 seine erste Choreografie Grauzone und er-arbeitete für die Ballett Gala 2019 seine zweite Kreation Force für das STAATS-BALLETT.

NELE LINDEMANN Dramaturgie Nele Lindemann studierte Theater- und Literaturwissenschaft an der FU Berlin und arbeitete bereits während des Studiums eng mit der Autorin und Dramatikern Sibylle Berg zusammen. Als Regieassistentin, Dramaturgin und Kuratorin begleitete sie die Autorin und Regisseurin projektbezogen ans Schauspiel Stuttgart, ans Neumarkt Theater Zürich und ans Haus der Berliner Festspiele. 2017 schloss sie die Weiterbildung Theater- und Musik-management an der LMU München ab. Am STAATSTHEATER KARLSRUHE war sie als Referentin der Schauspiel-direktorin Anna Bergmann und Schau-spieldramaturgin tätig. Als Dramaturgin betreute Sie die Produktionen Love is a Battlefield, How to Date a Feminist, Mongos, Das Kalte Herz und Apoka-lyse Baby. In der Spielzeit 20/21 wird sie am JUNGEN STAATSTHEATER die Regie bei Der Räuber Hotzenplotz übernehmen.

FLORIAN HIRSCH Dramaturgie Florian Hirsch, 1979 in Berlin geboren, studierte Neuere Deutsche Literatur und Amerikanistik und ist seither auch als Übersetzer tätig. Nach diversen Produktionen in der Freien Szene Ber-lins, mit dem Vereinstheater Deutsch-land und Assistenzen am Maxim Gorki Theater, war Hirsch von 2009 bis 2019 Dramaturg am Wiener Burgtheater und arbeitete dort und bei den Salzburger Festspielen u. a. mit Jan Lauwers / Needcompany, Jette Steckel, David Bösch, Anna Bergmann, Frank Hoff-mann, Antú Romero Nunes, Tina Lanik, Christina Tscharyiski, Stefan Bach-mann, Michael Laub, Christian Stückl, Georg Schmiedleitner, Franz-Xaver Mayr, Martin Laberenz und Sara Abba-si. Seit 2019 ist Florian Hirsch leitender Dramaturg am Théâtre National du Luxembourg. Im November 2019 wurde seine Textcollage SCHILLER. Aufruhr und Empörung am Theater Phönix in Linz uraufgeführt.

ANNA HAAS Dramaturgie Anna Haas, 1975 in München geboren, studierte Germanistik, Theaterwissen-schaft und Kulturwissenschaft an der FU und an der Humboldt-Universität in Berlin. Sie war Dramaturgin am Deut-schen Schauspielhaus in Hamburg, am Landestheater Tübingen, am Schau-spiel Hannover, am Schauspiel Essen und am Schauspielhaus Bochum. Von 2013-2018 war sie am Schauspiel Stuttgart tätig und arbeitete dort unter anderem mit Kay Voges, René Pollesch, Stefan Pucher und SheShePop zusam-men. Sie unterrichtet in den Fachbe-reichen Dramaturgie, Schauspiel und Regie an der „Akademie für Darstellen-de Kunst Baden-Württemberg“. Seit 2018/19 ist sie Stellvertretende Schau-spieldirektorin und Dramaturgin am STAATSTHEATER. Dort betreute sie als Dramaturgin u. a. die Produktionen Szenen einer Ehe, The Broken Circ-le, Passion – Sehnsucht der Frauen, Bunbury und Mein Jahr ohne Udo Jürgens.

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RITA DUCLOSDie Brasilianerin studierte in Monte Carlo und an der Ballettschule der Wiener Staatsoper. Sie war Mitglied des Oakland Ballet, Ballet de l’Opéra National de Bordeaux, Sarasota Ballet und Ballett im Revier. Sie arbeitete u. a. mit Choreografen wie Bridget Breiner, Benvindo Fonseca und Jeroen Verbruggen bei Open (S)Pace. Seit der Spielzeit 2019/20 ist sie im Ballettensemble des STAATSTHEATERS.

LUCIE EMONS1991 geboren, studierte sie an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Stuttgart. Sie arbeitete u.a. mit Schorsch Kamerun, Armin Petras, Jossi Wieler, Alia Luque und Thorleifur Örn Arnarsson zusammen. In der Spielzeit 2017/18 war sie festes Ensemblemitglied am Schauspiel Stuttgart und steht seit der Spielzeit 18/19 im STAATSTHEATER auf der Bühne. Der-zeit zu sehen ist sie in Bunbury, How to date a feminist und Faust.

LUCIA LUCASDie Bariton-Sängerin Lucia Lucas war Mitglied des Studios der Santa Fe Opera und Stipendiatin der Deutschen Oper Berlin. Ihre Engagements führ-ten sie nach Chicago, Santa Barbara und Sacramento sowie zuletzt nach Darmstadt. Von 2011/12 bis 2015/16 war die Amerikanerin festes Ensemble-mitglied am STAATSTHEATER KARLSRUHE. Die Dokumentation The Sound of Identity, die von Lucas Leben handelt, wird 2020 veröffentlicht.

DÉSIRÉE BALLANTYNE Die Kanadierin erhielt ihre Ausbildung an der Royal und English National Ballet School London. Von 1999 bis 2016 tanzte sie am English National Ballet, ab 2007 als Solistin, und arbeitete u. a. mit Choreografen wie David Dawson und Itzik Galili. Von 2016 bis 2019 hatte sie zahlreiche internatio-nale Gast engagements und Filmprojekte. Seit der Spielzeit 2019/20 ist sie im Ballettensemble des STAATSTHEATERS.

MARIE-JOELLE BLAZEJEWSKIGeboren 1995 in Offenbach am Main, studierte sie von 2015 bis 2019 Schau-spiel an der Otto Falckenberg Schule in München. Zuletzt war sie in Elektra von Ulrich Rasche am Residenztheater München und als Teil des von Hans Reitz initiierten Kollektivs MAIKOMMUNE in Wiesbaden zu sehen. Seit 2019/20 ist sie Ensemblemitglied am STAATSTHEATER, wo sie in Passion – Sehnsucht der Frauen, Frauensache, Carmen und Bunbury zu sehen ist.

STEFFI KÖNIG 1977 in Erfurt geboren. Von 2002 bis 2006 studierte sie Schauspiel und Puppenspiel an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch” in Berlin. Sie arbeitete u. a. mit Jürgen Kuttner, Tom Kühnel, Suse Wächter und Armin Petras zusammen und war am Maxim Gorki Theater Berlin, an der Berliner Volksbühne, dem Deutschen Theater in Berlin und dem Neuen Theater Halle als Schauspielerin und Puppenspielerin zu sehen.

HEISAM ABBAS1986 in Karlsruhe geboren, studierte er von 2008 bis 2012 an der Hochschule für Musik und Theater Rostock. Nach einem Erstengagement am Wupper-taler Schauspiel wechselte er ans Düsseldorfer Schauspielhaus, bevor er 2016 ans STAATSTHEATER kam. Zu sehen ist er momentan in Faust, Bunbury und Carmen.

VAZGEN GAZARYANDer armenische Bass studierte in Jerewan Gesang und Schlagzeug und war dort Mitglied des Opernstudios. 2017/18 gab er sein Debüt an der Metropoli-tan Opera als Oroveso in Norma. Nach langjährigem Enagement am Theater Erfurt ist er seit der Spielzeit 2018/19 Ensemblemitglied am STAATSTHEA-TER, wo er u. a. Mephisto in Faust und Sarastro in Die Zauberflöte singt.

TOM GRAMENZ begann 2014 sein Schauspielstudium an der Hochschule für Schau-spielkunst „Ernst Busch“ in Berlin. 2018 spielte er die Hauptrolle in dem Kinofilm Das schweigende Klassenzimmer. Am STAATSTHEATER war er in Nora, Hedda und ihre Schwestern, Der goldne Topf, How to date a feminist, Iphigenie und Struwwelpeter – Shockheaded Peter zu sehen.

FRIDA ÖSTERBERGDie gebürtige Finnin studierte Operngesang und war danach an der König-lichen Oper Stockholm engagiert. Nach ihrem Schauspielstudium an der Stockholmer Hochschule für Dramatik spielte sie im Ensemble des Uppsala Stadsteaters. Ab der Spielzeit 2020/21 gehört Frida Österberg zum Schau-spielensemble des STAATSTHEATERS, wo sie als Alabama in The Broken Circle und als Carmen zu sehen ist.

SARAH SANDEHstudierte Schauspiel an der Folkwang Universität Bochum. Ab 2008 war sie Ensemblemitglied am Centraltheater Leipzig, gast ierte danach an der Volksbühne Berlin, am Schauspiel Hannover und auf Kampnagel Hamburg. Ab 2016/17 war sie Ensemble mitglied am Theater Neumarkt in Zürich. Am STAATSTHEATER stand sie erstmalig in Passion – Sehnsucht der Frauen auf der Bühne und ist derzeit in Frauensache und Carmen zu sehen.

JACQUELINE MACAULAYDie gebürtige Schottin lebt seit 1986 in Deutschland. Ihre Schauspielausbil-dung absolvierte sie an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstel-lende Kunst in Stuttgart. Anschließend spielte sie an zahlreichen Häusern. Für ihre Darstellungen wurde sie zur besten Nachwuchsschauspielerin NRW sowie als Nachwuchsschaupielerin des Jahres ausgezeichnet. Sie spielt in diversen Film- und Fernseh-, sowie Hörspielproduktionen mit.

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THOMAS SCHUMACHER Thomas Schumacher studierte bis 2009 Schauspiel in Leipzig und war danach Mitglied des Schauspielstudios des Staatsschauspiels Dresden. Es folgten Engagements am Deutschen Theater Berlin, erneut am Staats-schauspiel Dresden sowie Rollen im Tatort. Seit der Spielzeit 2018/19 ist er im Ensemble des SCHAUSPIELS und ist derzeit in Bunbury und Die neuen Todsünden zu sehen.

Sts. TIMO TANKspielte nach dem Studium in Kiel, Münster und in Tübingen. Von 2002 bis 2013 war er im Ensemble des STAATSTHEATERS und wurde 2013 zum Staatsschauspieler ernannt. Seit 2017 steht er wieder in Karlsruhe auf der Bühne. Momentan ist er in Szenen einer Ehe, Carmen und Die neuen Tod-sünden zu sehen.

JENS KOCH absolvierte sein Schauspielstudium in Köln. Es folgten Engagements in Neuss, Köln, Singen, Trier, Aachen, Heidelberg, Hildesheim und am HAU in Berlin. Von 2009 bis 2014 war er Ensemblemitglied am Theater für Nieder-sachsen. 2011 war er Stipendiat des Internationalen Forums des Berliner Theatertreffens. Am STAATSTHEATER spielt Jens Koch aktuell in Carmen und Der goldne Topf.

HADEER HANDOwurde 1997 in Dohuk in der autonomen Region Kurdistan im Irak geboren, wo er 2012 am dortigen Institut für bildende Künste Schauspiel studierte. 2014 entschloss sich seine Familie, ihm wegen der herannahenden IS-Truppen die Flucht nach Europa zu ermöglichen. 2020 schloss er seine Ausbildung an der Theaterakademie Stuttgart ab. Am STAATSTHEATER war er in Die Kinder des Musa Dagh und Die Kinder des Olymp zu sehen. Aktuell ist er in Rainer Werner Fassbinders Katzelmacher sowie in 1001 Nacht zu erleben.

Heisam Abbas

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Vazgen Gazaryan

Sollten wir Rechteinhaber übersehen haben, bitten wir um Nachricht.

BADISCHES STAATSTHEATER KARLSRUHESpielzeit 2020/21 Programmheft Nr. 584 Stand 30.9.20

www.staatstheater.karlsruhe.de

BILDNACHWEISE

UMSCHLAG Stefan ArmbrusterSZENENFOTOS Thorsten WulffPORTRÄTS Felix Grünschloß Nils Müller Reinhard Werner Christine Fenzl Jonas Jörneberg Mathias Bothor Privat

TEXTNACHWEISE

Alle Texte sind Orignialbeiträge für dieses Heft

IMPRESSUM

HERAUSGEBER STAATSTHEATER KARLSRUHE

GENERALINTENDANT Peter Spuhler

GESCHÄFTSFÜHRENDER DIREKTOR Johannes Graf-Hauber

SCHAUSPIELDIREKTORIN Anna Bergmann

REDAKTION Anna Haas, Florian Hirsch

KONZEPT DOUBLE STANDARDS Berlin

GESTALTUNG Caroline Kleeberger

DRUCK medialogik GmbH, Karlsruhe

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I TOOK MY POWER IN MY HAND –AND WENT AGAINST THE WORLD –‘TWAS NOT SO MUCH AS DAVID – HAD –BUT I – WAS TWICE AS BOLD –I AIMED MY PEBBLE – BUT MYSELFWAS ALL THE ONE THAT FELL –WAS IT GOLIATH – WAS TOO LARGE –OR WAS MYSELF – TOO SMALL?

Emily Dickinson