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Suisseporcs, Sempach Schweizerischer Geflügelproduzenten (SGP), Huttwil Vereinigung Schweiz. Futtermittelfabrikanten (VSF), Zollikofen Bell AG, Basel Zusammenfassung Studie de.doc Seite 1 von 3 Wettbewerbsfähigkeit der Schweine- und Geflügelproduktion in der Schweiz Weshalb ist Fleisch im Ausland nur halb so teuer wie in der Schweiz? Wieso geht die Fleischproduktion in der Schweiz stetig zurück, während Österreich mit vergleichbaren Strukturen die Mengen halten und sich sogar im Export behaupten konnte? Welche Chancen hat die Fleischproduktion in der Schweiz, wenn der Agrarschutz aufgrund der WTO-Verhandlungen und von Freihandelsabkommen zurückgeht? Lohnen sich Investitionen auf der Stufe Verarbeitung noch? Diese Fragen standen am Anfang von zwei wissenschaftlichen Studien, welche Akteure entlang der gesamten Wertschöpfungskette bei der Schweizerischen Hochschule für Landwirtschaft (http://www.aviforum.ch/downloads/Studie_SHL.pdf) und bei der ETH, Institut für Agrarwirtschaft (http://www.aviforum.ch/downloads/Studie_%20ETH.pdf) in Auftrag gegeben haben. Die tierische Veredelung im Bereich Schweine und Geflügel ist mit einem Gesamtproduktionswert von jährlich rund 1,5 Mrd. CHF ein wichtiger Wirtschaftszweig. Sie übertrifft damit den Gesamtproduktionswert des Ackerbaus (ca. 1,1 Mrd. CHF). Nebst 2200 Direktbeschäftigten sichert die tierische Veredelung auch in den vor- und nachgelagerten Sektoren viele Arbeitsplätze im ländlichen Raum. Damit die Veredelungswirtschaft in der Schweiz auch bei offeneren Grenzen eine Zukunft hat, dürfen allfällige Wettbewerbsnachteile gegenüber dem Ausland nur in dem Masse bestehen, als die Schweizer Konsumenten höhere Zahlungsbereitschaft für Schweizer Fleisch haben. Die aktuell katastrophale Situation auf dem Geflügelmarkt, wo seit der Versteigerung der Importkontingente die früher erfolgte Mischpreisrechnung von billigen Importen und teurem Schweizer Geflügel nicht mehr möglich ist, zeigt den dringenden Handlungsbedarf. Allein durch diesen System- wechsel ging der Agrarschutz innert Jahresfrist um 1.60 CHF/kg Schlachtgewicht zurück. In den Tiefkühllagern stapeln sich Schweizer Geflügelschenkel und -flügel, die sich nicht erst seit den Diskussionen um die Vogelgrippe kaum mehr absetzen lassen. Insbesondere die Gastronomie hat die Nachfrage nach inländischem Geflügel stark zugunsten billigerer Importe eingeschränkt. Deutlich höhere Produktionskosten Beide Studien zeigen deutlich, dass die Produktionskosen für Schweine- und Geflügelfleisch bereits auf Stufe Landwirtschaft rund doppelt so hoch sind wie in der EU. Bei den variablen Kosten fallen vor allem die hohen Futtermittelpreise ins Gewicht. Futtergetreide ist in der Schweiz rund dreimal teurer als in der EU, Mischfutter mehr als doppelt so teuer. Oder anders ausgedrückt - die Futterkosten

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Suisseporcs, Sempach Schweizerischer Geflügelproduzenten (SGP), Huttwil Vereinigung Schweiz. Futtermittelfabrikanten (VSF), Zollikofen Bell AG, Basel

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Wettbewerbsfähigkeit der Schweine- und Geflügelproduktion in der Schweiz Weshalb ist Fleisch im Ausland nur halb so teuer wie in der Schweiz? Wieso geht die Fleischproduktion in der Schweiz stetig zurück, während Österreich mit vergleichbaren Strukturen die Mengen halten und sich sogar im Export behaupten konnte? Welche Chancen hat die Fleischproduktion in der Schweiz, wenn der Agrarschutz aufgrund der WTO-Verhandlungen und von Freihandelsabkommen zurückgeht? Lohnen sich Investitionen auf der Stufe Verarbeitung noch? Diese Fragen standen am Anfang von zwei wissenschaftlichen Studien, welche Akteure entlang der gesamten Wertschöpfungskette bei der Schweizerischen Hochschule für Landwirtschaft (http://www.aviforum.ch/downloads/Studie_SHL.pdf) und bei der ETH, Institut für Agrarwirtschaft (http://www.aviforum.ch/downloads/Studie_%20ETH.pdf) in Auftrag gegeben haben. Die tierische Veredelung im Bereich Schweine und Geflügel ist mit einem Gesamtproduktionswert von jährlich rund 1,5 Mrd. CHF ein wichtiger Wirtschaftszweig. Sie übertrifft damit den Gesamtproduktionswert des Ackerbaus (ca. 1,1 Mrd. CHF). Nebst 2200 Direktbeschäftigten sichert die tierische Veredelung auch in den vor- und nachgelagerten Sektoren viele Arbeitsplätze im ländlichen Raum. Damit die Veredelungswirtschaft in der Schweiz auch bei offeneren Grenzen eine Zukunft hat, dürfen allfällige Wettbewerbsnachteile gegenüber dem Ausland nur in dem Masse bestehen, als die Schweizer Konsumenten höhere Zahlungsbereitschaft für Schweizer Fleisch haben. Die aktuell katastrophale Situation auf dem Geflügelmarkt, wo seit der Versteigerung der Importkontingente die früher erfolgte Mischpreisrechnung von billigen Importen und teurem Schweizer Geflügel nicht mehr möglich ist, zeigt den dringenden Handlungsbedarf. Allein durch diesen System-wechsel ging der Agrarschutz innert Jahresfrist um 1.60 CHF/kg Schlachtgewicht zurück. In den Tiefkühllagern stapeln sich Schweizer Geflügelschenkel und -flügel, die sich nicht erst seit den Diskussionen um die Vogelgrippe kaum mehr absetzen lassen. Insbesondere die Gastronomie hat die Nachfrage nach inländischem Geflügel stark zugunsten billigerer Importe eingeschränkt. Deutlich höhere Produktionskosten Beide Studien zeigen deutlich, dass die Produktionskosen für Schweine- und Geflügelfleisch bereits auf Stufe Landwirtschaft rund doppelt so hoch sind wie in der EU. Bei den variablen Kosten fallen vor allem die hohen Futtermittelpreise ins Gewicht. Futtergetreide ist in der Schweiz rund dreimal teurer als in der EU, Mischfutter mehr als doppelt so teuer. Oder anders ausgedrückt - die Futterkosten

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allein sind höher als die gesamten Produktionskosten in einzelnen Ländern. Schuld daran sind nicht nur die hohen Kosten für einheimisches Futtergetreide, sondern auch die Zollzuschläge an der Grenze für importierte Futtermittel. Die hohen Zollzuschläge stützen den Preis für inländisches Getreide, füllen aber auch die Bundeskasse mit bis zu 250 Mio. CHF jährlich (Zahlen für 2003). Ein zweiter ganz wichtiger Kostenfaktor sind die Arbeitskosten, die deutlich über den Vergleichsgrössen in Europa liegen. Diese sind nur teilweise auf die höheren Lohnansätze zurückzuführen. Vielmehr liegt der Grund bei den kleinen Strukturen und den fehlenden Grösseneffekten sowie beim zusätzlichen Arbeitsbedarf aufgrund von Tierschutzauflagen. Bei der Einstreupflicht etwa kumulieren sich die beiden Effekte - sie führt zu beträchtlich höherem Arbeitsaufwand, v.a. wenn wegen der kleinen Strukturen nicht in arbeitssparende Mechanisierung investiert werden kann. In den Studien wird aber auch auf Kostenelemente aufmerksam gemacht, die entweder durch strengere Auflagen oder topographisch begründet sind. Dazu gehören teurere Bauten in der Hügelzone - wo sich die meisten der so genannten Veredelungsbetriebe befinden -, die hohen Auflagen zur Vermeidung von Lärm- und Geruchsemissionen in Siedlungsnähe, die strengen Auflagen des Gewässerschutzgesetzes, die Einstreupflicht für Schweine oder die geringere Besatzdichte (Anzahl Tiere pro Fläche) und das Verbot der Käfighaltung für Hühner. Bei der Geflügelhaltung wird in der Schweiz Tageslicht in den Ställen vorausgesetzt, zusätzlich zu einem Wintergarten und erhöhten Sitzgelegenheiten - alles aus Tierschutzsicht berechtigte Anliegen, die aber deutlich kostentreibend wirken. Verschärft werden diese Kostennachteile durch im Vergleich zum Ausland höhere Bauerledingungskosten und deutlich höhere Preise bei Maschinen und Geräten, Energie, Tierarzneimittel und Düngern. Auch bei den deutlich über den Vergleichsländern liegenden Baukosten zeigt sich der Nachteil einer kleinstrukturierten Produktion. Die fixen Kosten müssen auf weniger Tiere umgelegt werde, was die Einheitskosten erhöht. Ein zweiter grosser Nachteil ist aber auch, dass die kleinen Strukturen die Investitionen in umwelt- und ressourcenschonende Technologien bremsen. Kleine Strukturen in der Zucht führen aber auch zu teuren Jungtieren für die Mast - ein weiterer Punkt, wo die Produktionskosten in der Schweiz deutlich von den Vergleichsländern abweichen. Nebst diesen zum Teil agrarpolitisch gewollten, zum Teil durch das hohe Kostenumfeld hervorgerufenen Mehrkosten, gibt es aber auch klare Mehrwerte für die Konsumenten, die einen höheren Preis rechtfertigen: artgerecht gehaltene Tiere mit weniger Medikamenteneinsatz, höhere Fleischqualität durch eine langsamere Mast oder der konsequente Verzicht auf GVO in der Fütterung. Diese Vorteile müssten

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gerade bei offeneren Grenzen noch deutlicher und überzeugender als bisher kommuniziert werden. Vergleiche zur Wettbewerbsfähigkeit auf Stufe der Zerlegung und Verarbeitung sind schwieriger zu machen. Dennoch kann festgehalten werden, dass die Fleischverarbeitung in der Schweiz in ähnlichen Strukturen wie in Österreich stattfindet. Im Vergleich zu Deutschland oder Dänemark sind die Strukturen allerdings klein. Angesichts der in Europa zu beobachtenden Tendenz zu einer verstärkten Konzentration in der Verarbeitung ist zu vermuten, dass sich die Grössennachteile eher noch verschärfen werden. Dazu kommt im Fall der Schweiz mit geschlossenen Grenzen ein Verlust an Spezialisierungseffekten - ähnlich grosse Betriebe wie in der Schweiz können sich im europäischen Markt auf wenige Produktgruppen spezialisieren, während in der Schweiz eine immer stärkere Differenzierung (Labelprogramme, regionale Spezialitäten) mit kleinen Mengen zu beobachten ist. Dennoch ist die Preisdifferenz zum Ausland auf Stufe Verarbeitung kleiner als auf Stufe Produktion. Es ist zu erwarten, dass der Strukturwandel auch in der Schweizer Verarbeitungsindustrie noch weitergehen wird, umso mehr als mit sinkender Produktion in der Schweiz auch der Auslastungsgrad der Verarbeitungsbetriebe abnimmt. Die Liberalisierung der Agrarmärkte lässt sich über kurz oder lang nicht aufhalten. Deshalb kommt verbesserten Rahmenbedingungen eine entscheidende Rolle zu bei der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit. Diese Verbesserungen müssen schnell kommen, damit sich die Produzenten, aber auch die Verarbeitung auf einen verstärkten Wettbewerb vorbereiten können.