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Der gute Ton WARUM IMMER SCHWARZ-WEISS? MÖBELKLASSIKER ÜBERZEUGEN AUCH IN SANFTEN FARBEN Seite 28 MAI 2015 DIE SUBSTANZ DES STILS Interior Design 2015 15 16 20 46 48 50 55 61 PRODUKTE RÖMERSANDALEN SCHÖNHEIT AUSSTRAHLUNG AUS DER TUBE HINTERGRUND AESOPS SHOP-KONZEPTE ZUTAT SÜSSES AUS JOHANNISBEEREN ZU TISCH LUNCH FÜR LE CORBUSIER DESTINATION KANADAS REGENWALD STADT-DESTILLAT LISSABON ROUND TABLE IN ZUKUNFT VEGAN? Grosse Spiellust DAS SCHWEIZER DESIGN-TRIO BIG-GAME HAT PREISE, PRODUZENTEN IN ALLER WELT UND EINEN PLATZ IM MUSEUM GEWONNEN Seite 40 Design-Nomadin MARIANNE GOEBL, GESCHÄFTSFÜHRERIN DES DESIGNHAUSES ARTEK, ÜBER MODERNES WOHNEN UND DAS LEBEN UNTERWEGS Seite 24

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Der gute TonWARUM IMMER SCHWARZ-WEISS? MÖBELKLASSIKER

ÜBERZEUGEN AUCH IN SANFTEN FARBEN

Seite 2 8

MAI 2015

DIE SUBSTANZ DES STILSInterior Design 2015

15162046

48505561

PRODUKTE RÖMERSANDALENSCHÖNHEIT AUSSTRAHLUNG AUS DER TUBE

HINTERGRUND AESOPS SHOP-KONZEPTEZUTAT SÜSSES AUS JOHANNISBEEREN

ZU TISCH LUNCH FÜR LE CORBUSIERDESTINATION KANADAS REGENWALDSTADT-DESTILLAT L ISSABONROUND TABLE IN ZUKUNFT VEGAN?

Grosse SpiellustDAS SCHWEIZER DESIGN-TRIO BIG-GAMEHAT PREISE , PRODUZENTEN IN ALLER WELTUND EINEN PLATZ IM MUSEUM GEWONNEN

Seite 4 0

Design-NomadinMARIANNE GOEBL , GESCHÄFTSFÜHRERINDES DESIGNHAUSES ARTEK , ÜBER MODERNESWOHNEN UND DAS LEBEN UNTERWEGS

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Glaswahl

Dicke Wände mögen an einem Oktoberfest, wo imAkkord geprostet wird, vonnöten sein. Doch sobaldauch der Glasinhalt eine Rolle spielt und der Halterwomöglich ein Connaisseur ist, sind dezentere Um-gangsformen angebracht. Und Gläser ohne Henkel.

Derzeit entdecken die Macher von sogenanntenCraft-Bieren halb vergessene Braustile und -tech-niken neu und experimentieren mit Gewürzen,Kräutern, Früchten, exotischen Hefe- und Hopfen-sorten. Wer den Resultaten gerecht werden – bezie-hungsweise die Aromen ideal hervorheben – will,

misst der Paarung von Bier und Glas eine nicht ge-ringe Bedeutung bei. Kelche oder Goblets eignensich zum Beispiel gut für Schwarzbier, aber auchfürein belgisches Trappiste. Ein tulpenförmiges Glasbietet der Schaumkrone Platz, und komplexe, starkeBiere dürfen unbesorgt im Brandy-Snifter oder ineinem grossen Rotweinglas gereicht werden – einextra für den Biergenuss gefertigter Allrounder mitabsurden Rundungen ist also längst kein Muss.

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Z 7

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ZEUG

Mai 2015

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Z 9

INHALT

4 0— ZENIT

Designer-Leben heuteDie drei von Big-Game sind auch Unternehmer,

Wissenschafter, Künstler und Vermittler

ZUGABE

55—STADT-DESTILLAT58—IMPRESSUM/BEZUGSQUELLEN

61—ROUND TABLE62—ZITAT

4 6—ZUTAT

JohannisbeerenRot, weiss oder schwarz – die kleinen sauren

Beeren begleiten uns, zu süssen Speisenverarbeitet, den ganzen Sommer hindurch

4 8—ZU TISCH

Le CorbusierEine geometrisch gedeckte Tafel trifft den

Geschmack des Architekten und Städtebauers

50—DESTINATION

Great Bear RainforestAn wenigen Orten auf der Welt ist die Chance,einem Bären zu begegnen, so gross wie an der

wilden Pazifikküste Kanadas

Seite 55, Stadt-Destillat: DasLissabonner Quartier Campo deOurique können Besucher wie eineentrückte kleine Stadt entdecken.

Seite 48, Zu Tisch:Schlichte Gedecke fürLe Corbusier.

Seite 16, Schönheit: Produkte füreinen strahlenden Teint.

Seite 28, Im Bilde: Tisch «Turntable», Zeitraumbei Neumarkt 17, Leuchte «Marble Light», & Traditionbei Holm, Schale «Krenit», von Herbert Krenchel,Normann Copenhagen bei Nordish Living, Schüssel

aus Bambus bei Pfister.

ZEITGEIST

11—NEUES AUS DER SCHWEIZ12—NEUES AUS DER WELT

15—PRODUKTE16—SCHÖNHEIT

19—EVENT

20—HINTERGRUND

Schöner einkaufenDie Kosmetikmarke Aesop fällt mit

Interior Design auf statt mit Marketing.Jeder Shop ist einzigartig

24—IM GESPRÄCH

Marianne GoeblDie Geschäftsführerin des finnischen

Möbelherstellers Artek über zeitgemässeKlassiker und die Frage, wie

viele Stühle man wirklich braucht

Seite 15, Produkte: Vierzeitgemässe Römersandalen.

Seite 24, Gespräch:Marianne Goebl leitet einMöbelunternehmen und führtdabei ein Nomadenleben.

INTERIOR DESIGN 2015

Seite 40, Zenit: «Moose» von Big-Game.

28—IM BILDE

Möbelklassiker in FarbeSchwarz und Weiss sind sichere Werte. Mut zur

Farbe wird aber mit Wohnlichkeit belohnt

Mai 2015

ZÄSUR

31—BARBARA VINKEN / MALENA RUDER32—JOACHIM SCHIRRMACHER / RAPHAEL GÜLLER

33—RICHARD KÄGI / BICE CURIGER34—ALFREDO HÄBERLI

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Z 11

AUSSTELLUNG

Swiss Style – Internationale GrafikBis 26.Juli 2015

Jacqueline Caseys Werbung für eineAusstellung der Boston Visual ArtistsUnion von 1973 (oben) zeigt den Ein-fluss, den Schweizer Grafik in derNachkriegszeit international ausübte.Taktgeber waren etwa Karl Gerstneroder Josef Müller-Brockmann. DasSchaudepot des Zürcher Museums fürGestaltung würdigt Lehrer und Schü-ler in einer Ausstellung. (roz.)

museum-gestaltung.ch

Mai 2015

ZEITGEIST

DESIGN

Grünes Schweizer Design ausNew York City

Wie gross der Wunsch der Städternach etwas Grün ist, spürt die BernerDesignerin Miriam Josi derzeit ameigenen Leib. Seit sie zusammen mitStella Lee Prowse ihre gemeinsameAbschlussarbeit von der New YorkerDesignschule Parsons in Serie produ-ziert, wird ihr «Nomad» unablässignachgefragt. Der reduzierte und mul-tifunktionale Kräutertopf aus Segel-tuch macht sich am Hudson Riverebenso gut wie an der Aare. (das.)

thegardenapartment.com

RESTAURANT

Rooftop-Restaurant, Modissa, Zürich

Sechs Etagen über der Bahnhofstrasse,im neu eröffneten Modissa-Modehaus,hat sich Gastro-Lokalmatador MichelPéclard breitgemacht. Vorzüge: Dump-lings, europäische Häppchen und derBlick von der Dachterrasse. (ols.)

ooo-zh.ch

MODE

Schweizer Fair-Trade-Hemden

Kürzlich lancierte das Jungunterneh-men Carpasus Männerhemden ausBiobaumwolle. Das Konzept: einGleichgewicht zwischen Stil, Qualitätund Fairness. Über eingenähte Codeskönnen die Käufer online mehr überdie Menschen an den Nähmaschinenerfahren. (Kevin Stutz)

carpasus.com

NEUES AUS DER SCHWEIZ

ACCESSOIRES

Willkommen, Roger Vivier!

Der erste Schweizer Flagship-Storeder französischen Marke Roger Vivierwurde kürzlich in Genf eröffnet. Ver-kauft werden die charakteristischenSchuhe und Taschen sowie Acces-soires wie Sonnenbrillen. Zudemlockt die limitierte Handtasche «MissViv El Cordobés». (Kevin Stutz)

rogervivier.com

Zuckersüsses fürsZuhause

Wie verführerisch Design sein kann,zeigt Adrien Rovero mit seinem Pro-jekt «Aspartame», das im Rahmen derAusstellung «Brand New World» amdiesjährigen Mailänder Möbelsalongezeigt wurde. Der Gestalter aus Lau-sanne liess sich dafür von Süssigkei-ten inspirieren und schuf eine Serievon Glasobjekten, in die man gerneeinmal hineinbeissen würde. (das.)

adrienrovero.com

Nachhaltig: Hemd aus der aktuellenKampagne von Carpasus, 149 Fr.

Der urbane Kräutergarten «Nomad»von Miriam Josi, 32 $.

Plakat von Jacqueline Casey.

Zeigen in Basel ihre Arbeiten:«Swarovski Designers of the Future».

Spiel mit den Sinnen: Adrien Roveromacht Appetitliches aus Glas.

Das neue Restaurant Rooftop trägtdrei «Punkte» im Namen.

MESSE

Design Miami/BaselMesse Basel, 16.–21. Juni

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SHOP

Neuer Concept-Store Opia,Europaallee 123, Zürich

Die Zürcher Lagerstrasse, einst trost-lose Durchgangsachse zwischen derLangstrasse und der Innenstadt, ent-wickelt sich allmählich zum Bou-levard des neuen Viertels Europaallee.Zu den Hochschulen, Büros, Restau-rants, Wohnungen und diversen Ge-schäften gesellt sich Claudia Desaxmit ihrem Laden Opia als eine derneuesten Mieterinnen hinzu. Vor sie-ben Jahren eröffnete sie ihre Boutiquemit Mode aus Asien im Rotlichtvier-tel, zog später in das ProvisoriumSihlpost sowie in einen Container-Laden in Frau Gerolds Garten. Nunpräsentiert sich Opia als grossräu-miger Concept-Store an der Europa-allee 123. Das Mode-Sortiment wurde

mit Marken aus aller Welt erweitert,etwa der Unisex-Kollektion des Pari-sers Rad Hourani, Schweizer Labelswie Julia Winkler, Julian Zigerli oderder neuen Eigenlinie «Spring Summer2558», dazu kommen Accessoires,Parfums und Designobjekte. (kid.)

opiashop.com

Parallel zur Art Basel findet im Junidie Messe Design Miami/Basel statt.Dort bieten Galerien aus der ganzenWelt Möbelklassiker, Raritäten undexperimentelle Entwürfe zum Kaufan. Zudem sind zahlreiche Ausstel-lungen wie jene der «Swarovski Desi-gners of the Future» zu sehen. (das.)

designmiami.com

Designobjekte, Accessoires undParfums im Concept-Store Opia.

Die «U-Look»-Ballerinas sind nunauch in Genf erhältlich.

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Z12

Mai 2015

ZEITGEIST

AUSSTELLUNG

«Schlaflos»21er Haus, Wien, bis 7.Juni 2015

Was sich im Bett nicht alles tun lässt:ruhen, sterben, lieben, sich zurück­ziehen – ja sogar politische Botschaf­ten versenden («Make love, not war!»),wie einst John Lennon und Yoko Ono,im Gespräch mit Journalisten, umge­ben von Decken und Kissen. DemBett als Schauplatz menschlichen Le­bens, als Motiv in der Kunstgeschich­te gibt eine Ausstellung in Wien jetztden Raum und Rahmen, den es be­nötigt. «Schlaflos – Das Bett in Ge­schichte und Gegenwartskunst» zeigteine Vielzahl an Werken verschie­denster internationaler Künstler. (ols.)

21erhaus.at

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RESTAURANT

Joël Robuchon, La Grande Maison,Bordeaux

Dass Bordeaux, eine Stadt mit einerbürgerlichen Lebenskultur und ent­sprechend bemittelten Bewohnern,kein einziges Spitzenrestaurant be­sitzt, erstaunt. Doch es kommt nochschlimmer. Zählte die Welthauptstadtdes Weins im letztjährigen Michelin­

DESIGN

Schmuckes Heim für Postkarten

Wer glaubt, in unseren Zeiten dertotalen Digitalisierung werde diePinnwand obsolet, unterschätzt denCharme analoger Erinnerungen undden dekorativen Charakter von Büro­utensilien. Den passenden Rahmenfür Postkarten, Schlüssel und allerleiNippes bietet das «Pinorama», dasInga Sempé für Hay entworfen hat.Die intelligente Bauweise erlaubt einemultifunktionale Verwendung. (das.)

hay.dk

SPORT

Modisches Training

Heutzutage zeigt man sich gernesportlich, auch im Luxussegment:Mr Porter, die Männerversion desOnline­Shops Net­a­porter.com,vertreibt ab sofort Kleidung undAccessoires ausgewählter Sport­hersteller wie Paul Smith 531, Boastsowie Café du Cycliste. (Kevin Stutz)

mrporter.com

HOTEL

Peninsula, Paris

Peninsula­Kenner sind nicht über­rascht, wenn wir sagen: An der neuenPariser Dépendance gibt es fast nichtszu mäkeln (nun gut, der glatte Stoffund die Neigung eines Sofas liessenuns vor dem Coffee­Table auf den Bo­den purzeln). Ein perfekt renovierterPalast, der als Hotel gebaut und spätervom Aussenministerium genutzt wur­de; Personal, das wie in allen Pen­insula­Hotels überzeugend freundlichwirkt (ausser einigen Kellnern in derBar, die sich ein wenig zu wichtignehmen); Gadgets, die helfen statt ver­wirren; Kunst, die nicht aufgesetzt,sondern angebracht erscheint. PeterC. Borer, Schweizer COO der Gruppeaus Hongkong, hat es fertiggebracht,asiatische Gastfreundschaft mit fran­zösischem Stil und firmentypischenQualitätsstandards zu paaren. (roz.)

peninsula.com

LITERATUR

Jasper Morrison: A Book of Things

Gelehrten der frühen Neuzeit gleich,die ihr Wissen anhand von Objektenunterschiedlichster Funktion undHerkunft mehrten, untersucht derDesigner Jasper Morrison die Weltanhand von alltäglichen Gegenstän­den. Eine gute Auswahl seiner Projek­te zeigt «A Book of Things». (das.)

lars-mueller-publishers.com

NEUES AUS DER WELT

Inga Sempés «Pinorama» ist ebensocharmant wie funktional.

Eine Auseinandersetzung mitder Welt der Dinge, 59 Fr.

Juergen Teller, «Young Pink Kate»,1998.

Joël Robuchon in der Küche seinesneuen Restaurants.

Online shoppen, real trainieren.

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Führer noch vier Ein­Stern­Adressen,so bleibt ihr im heurigen nur nocheine. Das mag sich bald wiederändern. Joël Robuchon (28 Michelin­Sterne für seine zig Restaurantszwischen Las Vegas und Taipeh) undBernard Magrez (rund 40 Weingüterweltweit) haben im Dezember gemein­sam ein Haus eröffnet, dessen NameProgramm ist: «La Grande Maison».Neben sechs hochherrschaftlichenGästezimmern im Napoleon­III-Stilbeherbergt das ehemalige Hôtel parti-culier eine elegant­entspannte Bar undein gastronomisches Restaurant mit42 Gedecken. Aufgetischt werdennamentlich Robuchons Signatur­Ge­richte sowie ganze Poularden undPerlhühner, Lachse und Barsche fürzwei. Clou der Weinkarte sind sämt­liche Grands Crus Classés von Bor­deaux. Unnötig zu betonen: «LaGrande Maison» greift nach den Ster­nen – allen dreien. (zit.)

lagrandemaison-bordeaux.com

Mit Ecken und Kanten

Liebhaber formschöner Glasvasenverbinden den Namen Iittala unwei­gerlich mit Alvar Aalto. Dass der fin­nische Hersteller hochwertiger Tafel­ware und Wohnaccessoires aber nichtausschliesslich auf die runden For­men des berühmten Gestalters setzt,sondern durchaus anzuecken weiss,beweist die Zusammenarbeit mit Ro­nan und Erwan Bouroullec. Die Kol­lektion der französischen Designerbesteht aus mundgeblasenen Vasen inverschiedenen Grössen und Farben.Die quadratische Grundform leiht«Ruutu» ihren Namen. (das.)

iittala.com

Vasen-Kollektion «Ruutu», finnischfür Quadrat oder Diamant.

Das Hotel, gespiegelt in einerSkulptur von Jakober/Vu.

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Z 15ZEITGEIST

Produkte

DEN RÖMERN AUF DEN FERSEN

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RomantischChefdesignerinClare Waight Kellerverpasst dem63-jährigen ModehausChloé einen Schussmoderne Bohème.

Schnürsandale«Foster», rosaVeloursleder (etwa800 Fr.), von Chloé

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Redaktion KIM DANG Fotos DOUGLAS MANDRY

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Z16 ZEITGEIST

Schönheit

HoffnungsschimmerSchönheit hat wenig mit Falten und sehr viel mit einem gewissen Leuchten zu tun, innerem und

äusserem. Bei Ersterem kann die Beauty-Industrie nicht viel ausrichten. Aber natürlich hat sie einigeProdukte in petto, um zumindest der Haut den ersehnten gesunden «Glow» zu verleihen

Text MALENA RUDER I l lustration AL ICE TYE

31 OptimierenEin Tropfen desTrockenöls mitAlgenextraktreichert dieTagespflege an,vier Tropfenkönnen als Maskedienen.

«Skin BestLiquid Glow»(61 Fr.), vonBiotherm

AufhübschenDieses Make-uphat natürlicheInhaltsstoffe undsanftes Glitzernzu bieten.

«Soft LightsIlluminatingTint Dawn Glow»(Fr. 48.75), vonLiving Nature,über bio-online-shop.ch

AusgleichenDie leichte,pudrige Pasteglättet dasHautbild ohneMaskeneffekt undlässt den Teintrosig leuchten.

«Touche EclatBlur Perfector»(etwa 60 Fr.),von Yves SaintLaurent

PerfektionierenDank der feinenGel-Textur deslimitiertenGlimmer-Pudersstrahlt der Teintwie von derSonne geküsst.

«Bronze GoddessIlluminatingPowder Gelée»(54 Fr.), vonEstée Lauder

Wie riecht denn das?«Im grünen Gras liegen und dabei eine Caramel-Glacegeniessen.» – «Frühlingshaft, nicht allzu komplex» –«Ich wittere Vanille!» – «Das Lied ‹Lemon Tree› von FoolsGarden.» – «Unschuld im olfaktorischen Gewand.» – «ZuBeginn einer Aerobicstunde in den Achtzigern. Es läuftGeorge Michael.» – «Sonst bin ich nicht so für blumigeDüfte, aber dieser gefällt mir.» – «Eine Zitrone macht Ferienin Indonesien und bestellt sich eine Caramel-Glace.»

«Aqua Allegoria Teazurra», Eau de Toilette (109 Fr.für 125 ml), floral-aromatisch, Kopfnote: Bergamotte,Yuzu, Grapefruit, Zitrone, Herznote: grüner Tee, Veilchen,Jasmin, Basisnote: Moschus, Vanille, von Guerlain

DerWeg zum «Glow»Will Malherbe, Make-up-Artist für Smashbox Pro:«Foundation in derMitte des Gesichts auftragen und verblen-den. Sollten Sie Concealer unter denAugen verwenden,tragen Sie diesen über denAugenbereich hinaus nach untenauf. Das Ziel ist ein helleres Dreieck in der Gesichtsmitte vonden äusseren Augenwinkeln bis zu den Nasenflügeln, dasAufmerksamkeit auf Augen und Lippen lenkt. Glow zaubertder ‹LA Lights Color Stick› in der Nuance ‹Hollywood &Highlight›. Einfach auf demNasenrücken, über denWangen-knochen und auf demAmorbogen auftragen und verblenden.»

«LA Lights Color Stick» in der Nuance «Hollywood &Highlight» (36 Fr.), von Smashbox, bei Marionnaud

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Open a whole new world

Rendez-Vous Night & Day

Carmen Chaplin, Schauspielerin und Regisseurin

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Z 19EVENT

Mai 2015

Salone del Mobile 2015BEI ALLEM ÄRGER ÜBER TEURE HOTELS UND DIE KOMMERZIEL LE AUSSCHLACHTUNG

DES MAIL ÄNDER MÖBELSALONS (14 . –19 . APRIL ) VERMAG MAN AM KLASSENTREFFEN DERDESIGN-SZENE DURCHAUS INTERESSANTES ZU ENTDECKEN

Text DAVID STREIFF CORT I

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S:N

ICOLA

SHAEN

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EVENT

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Während des Möbelsalons wird in Mailand kurzerhand alles zu«Design» erklärt, was sich dadurch besser verkaufen lässt – vonPapiertaschentüchern bis zum schön angerichteten Mittagsmenu(Bild ganz links). Das wohl erhabenste aller Designs hat dabei fürdie grösste Aufregung gesorgt: der weibliche Körper. Entblösstwurde dieser vom Leuchtenhersteller Flos, der ihn dazu nutzte,um eine Lampe anzupreisen, die sich individuell «ankleiden»lässt. Er erntete damit vor allem Protest (links).

Bei sehr grossenMenschentrauben kann man davon ausgehen, inderen Kern auf einen sogenannten Stardesigner zu treffen. Dieseäusserst seltene Spezies entwirft ebenso für Auto- wie Schmuck-konzerne und gilt unter Design-Groupies als begehrtes Fotosujet.Allen voran Philippe Starck (links im Bild neben Claudio Luti,CEO von Kartell). Starcks chicke, aber unbrauchbare Saftpresse«Juicy Salif» (ganz links) von Alessi feierte den 25. Geburtstag.

STAR(CK )KULT

An den Jubiläen diverser Möbelhersteller interessierte vor allemdie Präsentation der Firmengeschichte. Während sich einige aufein paar vergilbte Fotos beschränkten, stellten andere wie Kartellihren Showroom auf den Kopf, um Ettore Sottsass zu huldigen(Bild links). Oder gaben, wie im Falle von Cassina, einem zeitge-nössischen Designer die Aufgabe, sich von einem Meister inspi-rieren zu lassen: Le Corbusier (ganz links).

Trotz der aufkeimenden Kritik, die Messe sei in «Salone del Mar-keting» umzutaufen, sind immer wieder hervorragende Ausstel-lungen zu entdecken. Die Designschule Ecal beschäftigte sich mitdem Selbstporträtwahn und zeigte mit technisch wie künstle-risch verblüffenden Mitteln, was Design zu leisten imstande ist(Bild links). Gleiches gilt für die Ausstellung «Rethink the Modu-lar» zum Jubiläum von USM Haller (ganz links).

GESCHICHTE

EXPERIMENT

ALLES IST DESIGN

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Z20 HINTERGRUND

Aesop

Auffallend andersDie australische Beauty-Marke Aesop setzt auf Architektur stat t auf Werbung und auf ein regionalesDesign-Vokabular stat t auf ein globales Corporate Image. Die Strategie scheint aufzugehen. Aesop

erregt Aufsehen. Auch ausserhalb der Kosmetikbranche

TEXT K IM DANG FOTOS SÉBAST IEN AGNET T I , PD

Wer ein Auge für Design und Architektur hat ,dem ist diese Marke ein Begrif f : Aesop. Dasist die australische Kosmetikfirma, von de-ren Läden jeder so andersar tig ausfällt , dasssie in Design-Magazinen wie Dezeen.comumfänglich besprochen werden. So wie derLaden Nummer 100, ein vom norwegischenStudio Snøhet ta entworfenes Geschäf t anOslos Prinsensgate. Die frugale Einrichtungaus weiss getünchten Wänden und einer ho-hen Decke mit facet tenar tig angeordnetenInnenkuppeln erinner t an jene eines Klostersund steht der des jüngsten Pariser Geschäf tsim Vier tel Saint-Germain-des-Prés diametralentgegen. Hier trif f t man auf eine moderneFin-de-Siècle-Atmosphäre: ovale Wandspie-gel auf fleischfarbener Samt tapete, mit Mes-sing und Ebenholzfurnier bekleidete Theken,auf dem Schachbret t-Marmorboden stehteine Palme. Einem alten Friseursalon ist die-se Einrichtung nachempfunden, sie wider-spiegelt Flair und Eleganz des Rive-gauche-Quar tiers, in dem sie steht .

Aesop hat den Anspruch, mehr als nureine Pflegelinie zu sein. Die schön gestal-teten Behälter mit duf tenden pflanzlichenInhaltsstof fen sind durchaus vergleichbarmit Designer-Kleidung: Bei einer treuen An-hängerschaf t geniessen sie Kultstatus, dochnicht jeder ist bereit , für einen halben Li-ter Handseife 47 Franken hinzublät tern. FürLiebhaber jedoch steht ein Aesop-Produktnicht nur für natürliche Pflege, sondern vor-ab für Lifestyle – man hat es hier mit einemeigentlichen Concept-Brand zu tun.

Wer zum ersten Mal an einem soge-nannten Signature-Store von Aesop vorbei-kommt, weiss erst nicht so recht , was darinangeboten wird. Ist es ein Ar t-Space oderein Design-Concept-Store? Während die ei-nen sich vom intensiven Duf t konzentrier terPflanzeninhaltsstof fe in das Geschäf t lo-cken lassen, schreckt andere das stilisier teLadeninterieur mit dem monochromen Sor ti-ment eher ab. Zu konzeptionell oder zu auf-gesetzt wirke das, hör t man zuweilen.

Dennoch erfreut sich die Marke eineswachsenden Erfolges – 107 eigene Läden aufder ganzen Welt betreibt die australischeKosmetikfirma, die 1987 von Dennis Paphitisin Melbourne gegründet wurde. Bis 2016 sind30 weitere Eröf fnungen geplant . Was einstmit einer Handvoll Haarpflegeprodukten desgriechischstämmigen Friseurs begann, hatsich heute zu einem globalen Unternehmenmit 900 Mitarbeitern und schätzungsweise88 Millionen Franken Umsatz entwickelt . DasGeheimnis dieses Erfolgs liegt ausser in derQualität der Produkte in einer umfänglichenbrand experience und einem cleveren Mar-keting mit Fokus auf Design. Vergleichbare

OBEN Thomas Buisson,General ManagerEurope von Aesop.

RECHTS Das Designder Theke in derGenfer Boutiqueist vom legendärenCitroën CXinspiriert. DasMaterial Kupferstellt eine Referenzzu Münzen unddem Finanzplatz derRhonestadt dar.

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Z 21HINTERGRUND

Aesop

OBEN, UNTENMITTE UND UNTENRECHTS Der GenferSignature-Storewurde vomMarch Studio ausMelbourne gestaltet.Kork, Sisal undHolz ergänzendas dominierendeMaterial Kupfer.

UNTEN LINKS EineKundin geniesstbei Aesop in Genfdie offerierteTasse Tee aufAlfredo HäberlisDe-Sede-Sofa«DS-480».

«Wir haben ein Talent dafür, jeweils die schäbigsten Lokale zu finden, um siedann in einen Aesop-Store umzuwandeln.» Thomas Buisson, General Manager Aesop Europe

Markenstrategien sind in der Modebranche durchausgängig, doch in der milliardenschweren Kosmetikindus-trie ist Aesop eine Ausnahmeerscheinung.

Dieses Unternehmen macht fast alles anders alsherkömmliche Beauty-Marken. Auf teure Werbebudgetsund sogenanntes celebrity endorsement, die Ausstat tungprominenter Markenbotschaf ter, wird verzichtet . Eben-so auf unnötige Kar tonverpackungen. Stat tdessen setztman auf die Signalwirkung des Produktdesigns sowieder speziell gestalteten Läden. Die pflegenden Crèmes,Seifen und Shampoos werden in Tiegel und Fläschchenverkauf t , die an den zeitlosen, aber strengen Look vonBraunglas-Flaschen aus Apotheken erinnern. Schlichtgestaltete Etiket ten auf schwarzem und crèmeweissemGrund betonen das noch, strahlen sie doch den Charmeeines Arznei-Beipackzet tels aus. So lässt sich die«Camellia Nut Facial Hydrating Cream» kaum von dem«B Triple C Facial Balancing Gel» unterscheiden. Was socool und konzeptionell wirkt , hat einen pragmatischenUrsprung: Aus Kostengründen entschied man sich vonAnfang an für die Glasbehälter, denn diese sind immerlieferbar, und sie lassen sich auch in kleinen Mengen be-ziehen. Dazu kommt: Weil ihr dunkles Material den Inhaltvor Sonnenlicht schützt , sind kostspielige Kar tonverpa-ckungen unnötig. Ergo die nüchtern gehaltene Gestal-tung der Etiket ten, auf denen die wichtigsten Inhalts-stof fe und Informationen vermerkt sind.

So einheitlich die Verpackungen sind, so unter-schiedlich die einzelnen Läden von Aesop, die alle aufeinem eigenständigen Interior-Konzept basieren. «JedenLaden anders zu gestalten, ist aus ökonomischer undproduktorientier ter Sicht gesehen eher kontraproduk-tiv», meint Thomas Buisson. Im europäischen Aesop-Hauptsitz in einem Hinterhofgebäude an der Pariser rueSaint-Honoré erfähr t man vom General Manager Europe,dass hinter der zufällig wirkenden Diversität der La-den-Interieurs eine klar formulier te Vision steckt . Seitsechs Jahren ist der Pariser beim australischen Kosme-tik-Brand dabei, jedes der 27 Geschäf te seines Bereichskennt er auswendig.

Bei neuen Projekten spielt Buisson eine tragendeRolle, nicht nur bei der Ermit tlung eines Standor ts oderder Wahl des jeweiligen Architekten, der Europa-Chefinteressier t sich – von der Wahl der richtigen Klinke derEingangstür bis hin zum passenden Regalbret t im Mitar-

beiterbereich – für jedes kleinste Detail der Einrichtung.Eine entscheidende Rolle bei jedem neuen Signature-Store spielt die Lage. Es gilt einen Or t zu finden, der, jenach Markt , ein bestimmtes Publikum anziehen soll, nichtzu kostspielig ist und dessen Umgebung mit der urbanen,Design-af finen Welt von Aesop harmonier t . Hat maneinen passenden Standor t gefunden, ist es dem Unter-nehmen ein Anliegen, sich in das Gefüge des Quar tiershineinzuweben und die Umgebung aufzuwer ten, stat tmit einer wuchtigen Präsenz zu protzen. Of tmals wirdversucht , mit dem zu arbeiten, was bereits vorhandenist und mit einem auf die Region angepassten Design-Vokabular ergänzt werden kann. «Wir haben ein Talentdafür, jeweils die schäbigsten Or te und Lokale zu finden,um sie dann in einen Aesop-Store umzuwandeln», erzählt

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Z22 HINTERGRUND

Aesop

LINKS Das FlairaltertümlicherFriseursalonsdiente demMailänder DimoreStudio als Vorlagefür den PariserStore Saint-Sulpicean der Rive gauche.

UNTEN LINKS DerLondoner Laden inCovent Garden wurdevon den PariserArchitekten Ciguëentworfen.

UNTEN RECHTS DerStore an OslosPrinsensgate,entworfen vomeinheimischen BüroSnøhetta. Die Deckeerinnert an Kuppelnorthodoxer Kirchenund Klöster.

Europa-Chef Buisson nicht ohne Stolz. «ImFalle des Lokals im Londoner Covent Gardenübernahmen wir ein kurioses Billig-Schuh-Geschäf t , das eng und vollgestopf t war. DerGrundriss erwies sich aber als brauchbar,und es kam sogar ein Fenster zum Hof hervor,das vom Vormieter verdeckt worden war.»

Nach der Wahl der Lokalität folgt jeneder passenden Architekten. Neben überzeu-genden Ideen ist gegenseitige Sympathieder massgebende Faktor. Mit einigen Archi-tektur- und Designbüros arbeitet man mehr-mals zusammen. Ciguë aus Frankreich, dasaustralische March Studio oder das DimoreStudio aus Italien haben alle diverse Lädenfür Aesop realisier t . Während einer inten-siven Recherchephase versuchen Buissonund das jeweilige Architekten-Team ein Ge-spür für die Gegend zu bekommen. Im bestenFall reflektier t die Ladeneinrichtung auchEigenschaf ten der Umgebung. Abgesehenvon einigen technischen Vorgaben wie Lava-bos mit fliessendem Wasser sowie Platz fürKassensystem, Stauraum und Regalen für

Produkte, verspricht jedes neue Ladenpro-jekt volle Freiheit . Ein erstes Moodboardmit Inspirationen von Filmen, Möbeln oderGedichten dient als Ausgangspunkt .

Der lokale Bezug wird dann in der fina-len Realisation of tmals nur in Details undNuancen wie einer Stimmung oder einembesonderen Material reflektier t . Beispiels-weise diente für das Geschäf t an der ZürcherOberdorfstrasse das Aufgeräumte der Stadtals Inspirationsquelle und wurde mit gelbenBaustellen-Planken umgesetzt . Im GenferStore dominier t hingegen Kupfer. Die Ideedahinter: Das rötlich schimmernde Metall ist

eine Referenz zu Kupfermünzen und wider-spiegelt den Finanzor t Genf. «Der Laden istdem Seventies-Flair einer Businessclass-Lounge im Mit tleren Osten nachempfunden»,sagt Buisson.

In anderen Fällen entsteht etwas ganzNeues, scheinbar frei von lokalen Bezügen.Zum Beispiel in Covent Garden, hier ist dasAesop-Geschäf t einem Ameisen-Höhlenbaunachempfunden, was dem emsigen Treibenim touristischen Shoppingvier tel Londonsentspricht . Wie aus einem Stück Gips ge-schlagen wirkt der Laden, Wand-Tableausscheinen aus der Wand herauszuwachsen,wurden aber mit einer Fiberglas-Konstruk-tion montier t und anschliessend mit Gipsummantelt und in die Wand integrier t . ImKontrast zu den hellen, organischen Wändenbedeckt den Fussboden ein grafisches Mus-ter aus wunderschönen grünen Fliesen ausSkandinavien. Der Fokus auf ein schlichtesBaumaterial ist bei der Innengestaltung vonAesop-Läden beliebt . An der Zürcher Bären-gasse etwa wirkt das Ladeninnere wie auseinem Stück Kork herausgeschnitz t . An derNew Yorker Elizabeth Street in Nolita ist derLaden mit rund 400 000 gestapelten Seitender «New York Times» ausgekleidet .

Die Geschäf te sollen zudem Begegnungs-ort werden und lebendiger Teil eines Quar-tiers sein. Das umfängliche Marken-Erlebniswird mit einem entspannten Ladenperso-nal ergänzt, das beim Eintreten des Kundeneine Tasse Kräutertee anbietet und sich nichtnur im Produktesortiment bestens auskennt,sondern selbstverständlich auch Tipps zuanderen Geschäf ten, Cafés und Restaurantsin der Umgebung bereithat. Der australischeProduzent von Beauty-Produkten verspinntPflegeprodukte mit einem mehrschichtigenUniversum, ganz nach dem Motto, das Aesop-CEO Michael O’Keeffe kürzlich in einem In-terview verlauten liess: «Anders zu sein, istgenerell wirkungsvoller und nachhaltiger, alsbesser zu sein.»

«Anders zu sein, istgenerell wirkungsvollerund nachhaltiger, alsbesser zu sein.»Michael O’Keeffe, CEO Aesop

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ZIM GESPRÄCH24

Marianne Goebl

Marianne GoeblDie Geschäftsführerin des finnischen Möbelherstellers Artek über die Renaissance des nordischen

Designs, den kollektiven Hang zu Klassikern, den Einf luss der Technologie auf die Gestaltung und ihrennomadenhaften Lebensstil zwischen Basel, Berlin und Helsinki

INTERVIEW DAV ID STREIF F CORT I FOTO SUSANNE GÜNTHER / ARTEK , PD

Über die Kunst. Ich habe mich bereits als Teenager dafür interessiert.Allerdings hegte ich keinerlei gestalterische Ambitionen, vielmehrinteressierte mich der Bereich der Kunstvermittlung. Deshalbarbeitete ich während des Studiums in Museen und Galerien. Dochdas Elitäre am Kunstmarkt hat mich immer etwas irritiert. Die Kunstberührt mich nach wie vor, nur mit dem Vermitteln tue ich michschwer. Als mich Freunde vor ein paar Jahren nach Mailand zumSalone del Mobile mitnahmen, realisierte ich, dass es hier ein ganzesParalleluniversum gibt, wo es auch um Gestaltung geht und – vielleichtnoch viel stärker – darum, unser persönliches Umfeld zu beeinflussen,das private wie das öffentliche. Da habe ich dann relativ schnellentschieden, dass ich in diesem Bereich arbeiten möchte.

Das Unternehmen Artek wurde vonAlvar Aalto vor 80 Jahren gegründetund produziert bis heute dessenEntwürfe. Ist ein solches Vermächtnisausschliesslich Segen – odermanchmal auch ein bisschen Fluch?

Auf jeden Fall ein Segen! Wenn es aber darum geht, neue Produkte zu entwickeln, gehtman schon mit viel Respekt an die Sache und überlegt sich gut, ob diese den Idealen desGründers entsprechen. Glücklicherweise wurden viele von Aaltos Sachen im Rahmen vonProjekten entwickelt, weshalb immer wieder unterschiedlichste Varianten entstanden.Seine Möbel sollen immer dem Kunden eine optimale Lösung bieten, sie sind nie einfachSelbstdarstellung. Insofern haben wir eine gewisse gestalterische Freiheit, sowohl inBezug auf die Weiterentwicklung seiner Entwürfe wie auch bei neuen Produkten.

Weshalb erlebt dasnordische Designderzeit eine solcheRenaissance?

Der nordische Zugang zumWohnen ist ein sehr menschlicher. In einer Zeitder fortschreitenden Digitalisierung stillt er das Bedürfnis nach Nähe undNatürlichkeit. Zudem passt die nordische Art des Wohnens sehr gut in unsereZeit, weil sie nicht repräsentativ ist. Wohnungen werden so eingerichtet, dassman auch wirklich darin leben kann. Möglicherweise hat dies damit zu tun,dass wir es in Nordeuropa entweder mit langen demokratischen Traditionenoder verhältnismässig jungen Staaten zu tun haben. Ausserdem spielt derWohnraum im Norden auch aufgrund der klimatischen Bedingungen eineviel zentralere Rolle als in Südeuropa. Weiter ist der Umgang mit Licht sehrwichtig, aber auch die Wertschätzung lokaler Ressourcen wie Holz.

Wie kommt eine Wienerin nach Helsinkibeziehungsweise eine Ökonomin zum Design?

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Z IM GESPRÄCH 25

Marianne Goebl

Auffällig viele erfolgreiche Möbelhersteller setzen heute auf bewährte Entwürfeverstorbener Designer. Weshalb läuft das Geschäft mit den Klassikern so gut?

Weil sich die Leute so gerne mit ihnen umgeben. Dafür gibt es mehrere Gründe.Einerseits suchen die Leute Sicherheit, nur wenige sind bereit, zu experimentieren,wenn es um die Wohnung geht. Schliesslich trifft man hier Entscheidungen fürDinge, mit denen man einige Jahre seines Lebens verbringen wird. Viele suchensich deshalb Sachen aus, die schon validiert wurden, entweder dadurch, dass sie

Knüpfen Sie an Alvar Aaltos Anspruchan, der mit seinen Entwürfen nicht nurkommerzielle, sondern auch kulturelle undgesellschaftspolitische Ziele verfolgte?

Wir verstehen uns als kulturell-kommerzielles Unternehmen. Artek rein amwirtschaftlichen Erfolg festzumachen, wäre uns nicht genug. Finnland war bis 1917unter russischer Herrschaft. Mit der Unabhängigkeit galt es für den jungen Staat, sichneu zu erfinden. Aalto hat mit seiner Architektur viel dazu beigetragen und formuliertein den 1930er Jahren den Anspruch, anhand von Artek das neue, moderne Wohnen zuvermitteln. Es ging ihm dabei auch umThemen wie den sozialen Wohnungsbau. ImManifest, das bei der Firmengründung aufgesetzt wurde, hiess es unter anderem, manwolle Propaganda machen. Allerdings kommt heute Möbelstücken keine allzu grossepolitische Bedeutung mehr zu. Dennoch machen wir noch immer Propaganda.

auch nach Jahrzehnten noch Bestand haben, oder weil man sie ineinem Umfeld gesehen hat, mit dem man sich identifizieren kann.Andererseits werden Klassiker aber auch geschätzt, weil sie einfachgut und bis jetzt durch nichts Besseres ersetzt worden sind.

Dem «Tea Trolley901» (1936) vonAlvar Aalto hatDesignerin HellaJongerius einengrafischen Akzentverliehen.

Neue Farben undOberflächen: Jongeriusüberarbeitete sogarAaltos Ikone, den«Stool 60» (1933).

Ist dies dem Geschäftnicht abträglich?

Wer bei uns ein Möbel kauft, erhältdieses flach verpackt und muss esselbst zusammenbauen. Auf unserenVerpackungen stehen provokanteSlogans wie «Buy now, keep forever»oder «One chair is enough». Obwohlwir natürlich auch gerne fünf Stühlestatt nur einen verkaufen, ist dieBotschaft nicht scheinheilig – es solldarüber nachgedacht werden, wie vielman wovon eigentlich braucht.

Wir wollen zu dem Zeitpunkt ins Spiel kommen, an dem der Kundeden Stuhl auswählt, den er wirklich braucht und den er dann ein Lebenlang behält. Einer unserer Slogans lautet: «Timeless content inside».

Ich denke schon. Was heuteals Klassiker gilt, fiel zumZeitpunkt seiner Entstehungoft als Bruch mit demKonventionellen auf, als etwasProvokantes und etwas, dasseiner Zeit voraus war. VieleKlassiker wurden darumlange Zeit nicht angenommen,haben aber aufgrund ihrereinstigen Radikalität nochimmer Bestand. Heute istes viel schwieriger, etwasradikal Neues zu zeigen,als es das zur Gründerzeitvon Artek war, die stark vonpolitischen und sozialenUmwälzungen geprägt war.Die Veränderungen, die sichderzeit wohl am stärksten aufunseren Alltag auswirken,sind auf technologischerEbene auszumachen, wieetwa das 3-D-Printing, vondem man noch nicht genauweiss, wohin es uns führenwird. Ich glaube, mit neuenTechnologien werden auchneue Klassiker entstehen.

Mit welchen Mitteln?

Aber Artek ist nicht gefällig. Wir nehmen uns dieFreiheit, Dinge so zu machen, dass sie auch einbisschen anecken. Dazu gehört ebenfalls, dass wirnicht jedem Trend hinterherrennen.

Haben denn Möbel, die heuteentworfen werden, überhauptnoch eine Chance, zumKlassiker zu avancieren?

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ZIM GESPRÄCH26

Marianne Goebl

Anders als ein Vintage-Möbel-Händler verkauft Artek nicht AaltosOriginale aus den dreissiger Jahren, sondern macht seine Klassiker fit fürdie Gegenwart. Wie macht man das, ohne ihnen die Identität zu rauben?

Unser Vorteil ist, dass wir diese Produkte in der 80-jährigenGeschichte von Artek grösstenteils durchgehend produzierthaben. Wir verfügen über Archive, sowohl zwei- wiedreidimensionale, also über Fotos, Zeichnungen und vieleModelle. So wissen wir ziemlich genau, inwiefern sichdie Möbel über die Jahre verändert haben, und könnenentsprechende Anpassungen vornehmen. Ein Beispiel istAaltos «Tea Trolley» von 1936. Wir haben uns zusammen mitder Designerin Hella Jongerius gefragt, wofür das Produktsteht, was es ausmacht. Als Resultat daraus haben wirden unterschiedlichen Lichteinfall auf die beiden Ebenenmit unterschiedlichen Materialien und Farben grafischakzentuiert. Wir kämen jedoch nicht auf die Idee, das Möbeleinfach in Rosa anzubieten, nur weil die Farbe gerade imTrend liegt. Aalto ist nicht modisch.

1932 für AaltosSanatorium in Paimioentworfen und nochimmer aktuell:«Armchair 41 Paimio».

ZeitgenössischerEntwurf: Tischaus der «Kaari»-Kollektionvon Ronan und ErwanBouroullec (2015).

Neben Weiterentwicklungen von Klassikern arbeitet Artek auch mitzeitgenössischen Designern wie Konstantin Grcic oder Ronan und ErwanBouroullec zusammen. Woran liegt Ihnen mehr?

Für mich sind diese beidenBereiche ebenbürtig. Dochwährend es bei den Klassikernum eine Auseinandersetzungmit den Archiven und um einenAustausch mit den Hütern desErbes, mit der Aalto Foundation,geht, besteht unsere Aufgabein der Zusammenarbeit mitheutigen Designern darin,die richtigen Leute zu finden,welche die Ideen, für dieArtek steht, im Hier und Jetztdarstellen können.

Gibt es auch jungefinnische Designer, diedazu fähig wären?

Die gibt es sicher, nur haben wir sie bisher noch nichtgefunden. Allerdings haben wir auch nicht gross nach ihnengesucht. Natürlich fände ich es besonders interessant, mit

jemandem zusammenzuarbeiten, derinmitten der Designtradition des Nordensaufgewachsen ist. Auf der anderen Seiteist das Nordische aber mittlerweile nichtmehr eine Frage des Reisepasses, sonderneher eine der Haltung.

Sitzen, liegen und schlafen Sie zu Hauseeigentlich ausschliesslich auf Klassikern, oderlassen Sie auch zeitgenössisches Design in IhreWohnung? Auch wenn das jetzt geschäftsschädigend sein mag, muss ich

zugeben, dass ich nicht sehr wohnlich bin. Dafür habe ich denfalschen Lebensstil: Ich bin kein sesshafter Mensch und führeeinen eher nomadischen Lebensstil. Aber ich bin auf keinenFall nur klassisch eingerichtet, sondern sehr eklektisch. Dinge,die zu mir gefunden haben, treffen auf den einen oder anderenKlassiker oder auf etwas von einem befreundeten Designer.

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FOTOS NICOLE BACHMANN STYLING UND SET-BAU ALEL I LEAL FÜR STUDIO L ARDOSTYLINGASSISTENZ ANDRI MÜLLER FÜR STUDIO L ARDO

ZIM BILDE28

DIESE SEITE Sessel «LC3» mit Daunen-Polsterkissen, von Le Corbusier, Charlotte Perriand, Pierre Jeanneret (4718 fr.) CASSINA BEI TEO JAKOB,Stehleuchte «Grossman Gräshoppa» (748 fr.) GUBI BEI HOLM, Hocker «Cork 1», von Jasper Morrison (440 fr.) VITRA BEI TEO JAKOB

RECHTE SEITE Beistell t isch «Diana A», pulverbeschichteter Stahl, von Konstantin Grcic (392 fr.) CLASSICON BEI NEUMARKT 17,Poolschale «Celeb Bowl Dion» (720 fr.) DAMIAN FOPP BEI ARTIANA

Design

Der gute TonWer in Möbelklassiker invest iert , bleibt auch farblich gerne auf der sicheren Seite.

Mit Schwarz, Grau und Weiss macht man natürl ich nichts falsch. Aber auch nicht unbedingt al lesrichtig: Unsere Fotostrecke zeigt , wie schön es sich in sanften Tönen wohnt

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Z IM BILDE 29

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ZIM BILDE30

OBEN Stehleuchte aus bemalten Dachlat ten (480 fr.) KLOTZHOLZ BEI ARTIANA, Glühbirne «Globe» (29 fr.)RIGHI LICHT BEI EDITION POPULAIRE, Beistell t isch (756 fr.) THONET BEI WOHNBEDARF, gelber Beistell t isch «Around Cof fee

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Design

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3 1

ZÄSUR

Beim Blick in die Schaufenster unsererInnenstädte wird man plötzlich aus demalltäglichen Getriebe herausgerissen undin ein Landhaus in der Provence versetzt , ineine Villa in der Toskana, in eine englischeGartenlandschaf t , auf einen Landsitz in denHamptons, nach Martha’s Vineyard. ImMoment scheint es mir, als habe der Neu-england-Look die Düf te und Farben derProvence, Lavendel und Absinthe undauch die italienische terracotta mit densilbrigen Oliven zurückgedrängt. Hier er-schaff t durchgestyltes Design, auf inter-national erkennbare und deshalb exportier-bare Formeln gebracht, paradox die Illusiondes zufälligen, absichtslosen Fundstücks,des gerade nicht Stilisier ten. Auszeit vomAlltag kommt daher als Ausfall von Design.

Üppig, grosszügig und doch so ein-fach, schnörkellos unangestrengt verspre-

Patina zum KaufenTex t BARBARA VINKEN I l lus t ra t ion JEAN-MICHEL T IX IER

chen diese Einblicke ein entspanntes Le-ben anderswo, an anderen Or ten in einerAuszeit vom alltäglich unbehausten Trot t .Hier, endlich zu Hause, findet das wirkli-che Leben mit seinen einfachen Freudenabseits der eng getakteten Termine stat t .Das Glück einer anderen Zeit scheintdor t zum Greifen nahe. Grosse, etwasgrobe Massivholztische, um die viele Leu-te, Freunde und Familie, sich versammeln.Mit weissem Leinen überzogene Sesselmit grosser Schleife im Rücken, grob ge-flochtene Stühle, Sofas, in deren Kissenman er trinkt , handgeflochtene Weiden-körbe, Säcke aus Segeltuch für die Wä-sche. Alles in Weiss, auch in weisserSpitze, in der das Glück verflossener Zeitwiedergefunden scheint , in abgebleichtemBlau und Grau, auch natur farben. Farben,die nichts Künstliches haben, sondernSpuren der Zeit zeigen. Alles, auch diekuscheligen Frot teehandtücher mit dergrif f igen Oberfläche zum Fühlen, zum An-fassen.

In diesen Interieurs hängt der Duf tvon Meer, Sand und Dünen, von Salz undSonne auf der Haut in der silbrigen Luf t .Segelboote und Wale wie Moby Dicksind ins Innen gespült . Dies ist eine Welt ,an der das moderne Design spurlos ab-perlt , eine Welt , die seit Generationen sowar und für Generationen so bleiben soll.Alles sieht wie ungestaltes Handwerk aus:wie selbstgezimmert von Grosspapa, wie

selbstgenäht von einer Grosstante, grob-gewebt , grobgeflochten, und die Spitzeohne zu grosses Raf finement handge-klöppelt . Steingut stat t Porzellan. DasGegenstück zu dem mit kostbaren Seidenbespannten, mit schwerem Samt verhan-genen, mit polier ten, kunstvoll geschnitz-ten, mit Intarsien geschmückten Möbelnausgestat teten, in Kristall funkelnden,glänzenden Salon des 19. Jahrhunder ts,der die Aussenwelt ausschliesst – die Ge-genwelt aber auch zum raf finier ten indus-triellen, minimalistischen Design unsererstädtischen Wohnzimmer aus Glas, Stahlund Leder.

In diesen Geschäf ten sieht alles einbisschen aus wie Brocante; Massenpro-duktion kommt als handgefer tigtes, auf-gelesenes Strandgut daher. Was die Zeitüber Generationen in Landhäusern an-sammelte, kann man auf einen Schlag, imPaket nagelneu bestellen. Der Traum derModerne ist es, der Moderne und ihremDesign zu entkommen. Paradox, höchstparadox überdies, dass der Traum vomeinfachen Leben gern an Or ten realisier twird, deren Immobilienpreise die teuerstender Welt sind.

SCHWACHER AUFTRITTDie weiblicheAbendmode ist einMinenfeld. MarineLe Pen hat sichdarin verirrt.

Ohne PanzerTex t MALENA RUDER

Zu manchen Einladungen sagt man nicht Nein, selbstdann nicht, wenn man sonst gegen vieles ist: Marine LePen, Chefin des Front national und in Opposition zu Prä-sident Hollande, folgte dem Ruf des «Time Magazine»nach New York, um sich als eine der hundert einfluss-reichsten Personen weltweit feiern zu lassen. Über denroten Teppich stolzierte aber nicht die gnadenlose Chefinder französischen Rechten, sondern ein schüchternesMädchen, gekleidet, als sei sie für den Abschlussball desGymnasiums geladen. Halt scheint ihr nur die Clutch zugeben, welche die Juristin trägt wie einen Aktenordner.

Männer greifen bei Gala-Anlässen einfach zumSmoking. Für Frauen ist es sehr viel schwieriger, sichfestlich, aber trotzdem machtbewusst zu kleiden. Dieweibliche Abendmode ist ein kostümhistorisches Sam-melsurium: barocke Reifröcke, die Wespentaillen desRokoko, die zarten Gewänder des Directoire. Le Pen hatsich für ein Kleid im Stil der letztgenannten Epocheentschieden – très français zwar, aber weder die dama-lige demokratische Gesinnung noch der liebliche Lookpassen zur Rechtspopulistin, die sonst gern in scharfgeschnit tenen Anzügen auftrit t . Der augenscheinlichbillige Stoff und der fehlende Schmuck können noch alsvolksnah eingestuf t werden, und Königsblau ist einsicherer Wert. Aber die wichtigste Regel des Power-

dressing wurde nicht befolgt: Der Körper muss in denHintergrund treten. Le Pen verzichtet auf die symbo-lische Rüstung, die feste Materialien bieten. NackteSchultern und der fehlende BH – das gängigste Mit tel,den weiblichen Körper zu uniformieren – unterstreichenihre Harmlosigkeit. Dabei können Frauen grosse Robendurchaus nutzen, um Machtansprüche zu festigen; mandenke an Queen Elizabeth I. und Maria Theresia. AngelaMerkel kann sich gar ein Décolleté erlauben – ganz sowichtig ist Le Pen dann doch noch nicht.

KLEIDERORDNUNG

STILKRITIK

B A R B A R A V INK E N is t Professor in für A l lgemeineL i t er a t ur w i s s en scha f t u n d R o man i sch ePhi lo logie an der L MU in München . E in brei tesPubl ikum erreich te s ie mi t ihren Über legungenzur deu t schen F ami l ienpol i t ik und zur Mode.

M A L E N A R UDE R lei te t das Magaz in « Z » und schreib t überMode, Schmuck und Schönhei t . S ie in teressier t s ich nich t nurf ür das , was Menschen t ragen, sonder n vor al lem daf ür,warum sie es t un .

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ZÄSUR

Neue Wege für Modetalente

Die Mode is t eine gnadenlose Machtgeworden, die alles Neue geradezu ver­schlingt . Entsprechend stark wird um diejüngsten Talente gerangel t . Unterneh­men wie H&M oder Luxuskonzerne wieKering und LVMH loben hochdot ier tePreise aus, um die Besten der Besten zugewinnen. Auch die Fashion Weeks – obLondon oder Paris, New York oder Mai­land – suchen mit allen Mit teln jungeTalente, in der Hof fnung, die Stars vonmorgen an sich zu binden. Selbst dieRegierungen invest ieren Mill ionen, umdie jungen Modeschaf fenden zu fördern:Allein Paris s teck t 57 Millionen Euro indrei Modeschulen, New York unterstüt z tk leine Unternehmen, damit sie weiter inder Stadt produzieren können.

Man soll te also meinen, die Zei ten fürjunge Absolventen seien nie besser ge­wesen. Doch folgte früher dem medialenInteresse auch der geschäf t l iche Er folg,verlischt die Aufmerksamkei t heute soschnell wie eine Sternschnuppe. Manspricht ein paar Minuten über den neues­ten Namen, dann kommt der nächste.Selbst Einkäufer wollen nur den jüngstenHype mitnehmen. Wer schon, wie et wader Zürcher Designer Julian Zigerli , v ierJahre dabei is t , gil t als al t . Die Talentesind Teil unserer Unterhal tung gewor­den, werden den Löwen zum Frass vor­

gewor fen. Next, please! Etablieren kannsich so keiner mehr. Damit fehlen aberauch Visionen für die Zukunf t der Mode,wir ers t icken in den ewigen Revivals derBestseller. Ein Teufelskreis.

Aber : Wenn der Kampf um Aufmerk­samkei t keine Früchte mehr trägt , warumes dann nicht einmal mit einem Stra­tegiewechsel versuchen? Stat t sich alsAbsolvent gleich mit einem eigenen Labeldem Sturm der Medien zu stellen, alsozunächst ein paar Jahre in einem Teamder grossen Designer arbei ten. Hier kön­nen Nachwuchstalente Er fahrungen und

Tex t JOACHIM SCHIRRMACHER I l lus t ra t ion JEAN-MICHEL T IX IER

Kontak te sammeln, s tat t selber Lehrgeldzu zahlen. So reifen die zar ten P flanzenim Verborgenen zu kräf t igen Bäumen.

Sicher, an solche Jobs ranzukommen,is t of t nicht einfach. Um hier zu helfen,hat die Sti f tung der Deutschen Beklei­dungsindustrie, deren Arbeit ich seitzehn Jahren verant wor te, ein Mentoren­Programm gestar tet , das den Preisträ­gern junge Designer zur Seite stell t . Sokommen sie auf Augenhöhe ins Gesprächund können of fene Fragen klären: Wiesieht ein gutes Por t folio aus? Wie hastdu deine Karriere gestar tet? Wie t ickenPersonalchefs? Und die Jungdesignerkönnen mit dem Netzwerk der berei tsbesser Etablier ten eine Verbindung her­stellen, ob zu Unternehmen, Wet tbewer­ben, Stof f lieferanten, Fotografen oderBloggern. So konnten wir schon so man­che Tür öf fnen. Wenn Sie uns dabei un­terstützen wollen: gerne! Helfen könnenSie, indem Sie das Neue nicht nur aufFacebook oder Instagram liken, sondernpro Jahr ein Teil eines Jungdesignerskaufen. Damit wäre schon viel gewonnen.

WAHRGENOMMEN

«You can still dunk in the dark.» (Tunkengeht auch im Dunkeln.) Ein gewief terTweet von Oreo (dem beliebtesten Keksder Welt) zum Stromausfall während deramerikanischen Super Bowl vor zweiJahren hat sich als Paradebeispiel einerneuen Ar t der Vermarktung etablier t :Real­Time­Marketing. Der Tweet wurde inWindeseile verbreitet . Wenig Aufwand,grosse Wirkung. Mehr kann sich einMarkenchef nicht wünschen. Seither ver­suchen Unternehmen auf Meme­Lawinenmitzureiten und kulturelle Events für ihreeigenen Botschaf ten zu nutzen. Das geht

so weit , dass während GrossereignissenTexter und Grafiker in Kommunikations­Kommandozentralen darum ringen, inEchtzeit virale Hits zu erzeugen.

«Echtzeit» ist auch sonst das Wort derStunde im Marketing. Amazon passt dieangezeigten Produktvorschläge prompt anindividuelle Nutzerprofile an. Burberry ver­kauf t die neuste Kollektion im Netz parallelzum Live­Stream vom Laufsteg. Und beimReal­Time­Bidding werden Internetbannerin Millisekunden an den meistbietendenWerber verkauf t , sobald eine Website auf­gerufen wird – natürlich zielgruppengenau,basierend auf dem Surfverhalten des je­weiligen Users. Zeitgleich mit der viel mo­nierten Beschleunigung des Alltags ist derGeschwindigkeitswahn auch in der Marken­kommunikation angekommen.

Dies generier t eine Flut an neuensperrigen Marketing­Anglizismen (Cross­Device­Tracking etwa, oder HyperlocalTargeting) und kreiert neue Job­Funktio­nen, stellt die Branche aber auch vor neueHerausforderungen: Waren Werber bishergewohnt, eine Kampagne über Monate

Tex t RAPHAEL GÜLLER I l lus t ra t ion GRAF ILU

«Echtzeit» ist das Wort der Stunde. GrosseMarken setzen auf das Real-Time-Marketing undviele «Likes». Doch ist schneller immer besser?

Markenkommunikation imGeschwindigkeitswahn

sorgfältig zu planen, muss nun jeden Tag,jede Stunde, jede Minute reagiert werden.Solche Agilität verlangt nach Autonomie,die sich nur schlecht mit den Hierarchie­stufen in Konzernen verträgt. Neue Prozes­se und Standards werden gefordert. Doches stellt sich auch die Frage: Ist schnellerwirklich besser? Lässt sich die Jagd aufLikes und Retweets auch monetarisieren?Oder verlieren Vermarkter ob der Rund­um­die­Uhr­Bespassung den Fokus auf Qualitätund eine klare Positionierung? MancheAgentur hat die Frage für sich beantwortetund spricht nicht mehr von Real­Time­, son­dern von Right­Time­Marketing. Stat t aufden kurzlebigen Hit zielt man auf nachhal­tige Kundenbeziehungen. Das ist richtig so.Eine starke Botschaf t triumphiert über lau­tes Geschrei. Etwas Zurückhaltung im rich­tigen Moment kurbelt die Neugierde unddas Verlangen erst richtig an.

J O A C H I M S C H I R R M A C H E R i s t C r ea t i v eC onsul t an t in Ber l in . In seiner A rbei t verbinde ter W ir t schaf t und Design , F or schung und Pra x is ,V isuel les und Verbales . Pro bono veran t wor te ter den European F ashion Award (F ash) .

R A P H A E L GÜL L E R is t Mar ke t ings t ra tegein L ondon . A ls Berater bei der in ter nat ionalenK reat i vagen t ur W ink reat i ve be t reu t erzahlreiche in ter nat ionale Marken .

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ZÄSUR

Dreimal täglich Lattich?Tex t RICHARD K ÄGI I l lus t ra t ion CRISPIN F INN

Tatort: Delicatessa, Tatzeit : ein Sams-tag im letzten November. Eine elegan-te Dame schnappt sich das Paket mitweissen Spargeln. Mein vorwurfsvoll-belehrender Blick lässt sie innehalten.«Muss das sein?», frage ich. «Jetztperuanische Spargeln essen gehtschon. Aber nur für Peruaner in Peru.Am Zürichberg sollte Wintergemüsewie aromatischer Cavolo nero oderknackiger Cima di Rapa in den Pfannenschmurgeln.» Bevor die Situationeskalier t , trit t der Delicatessa-Leiterhinzu und beruhigt die Kundin. «Dermeint es nicht so», sagt er. «UnserFood-Scout führt wieder einmal seinenganz persönlichen Jahreszeiten-Kreuz-zug.» «Doch, ich meine es so», murmleich, aber Kundin samt Chef sind schonunterwegs an die Bar, für ein Wieder-gutmachungs-Cüpli. Zeitsprung: Meinerstes Planungs-Meeting mit denVerantwortlichen aus dem Verkauf, imSommer 1995. Die Delicatessa war mirbisher nur als Kunde vertraut, undmein Boss gab mir Carte blanche, allesaus dieser Sicht zu hinterfragen. Ichsackerte also zuerst über das Käsesor-timent, es war mir zu wenig aufregendbei den Geisskäsen. Der Käseeinkäuferwurde weiss wie Ricotta. Dann wetter-te ich über all die Produkte, die zu Sai-

son-Unzeiten angeboten werden. Spar-geln, Erd- und Himbeeren, Auberginenund Trauben. Schmecken nach nichts,wenn sie von weit her kommen! Jetzterbleichte auch der neue Boss, und un-ter den Teilnehmern brach ein Tumultaus: «Nestbeschmutzer! Öko-Terrorist!Du sägst an deinem eigenen Ast!» Gut,das war eine Lektion. Die Kunden wol-len es so. Finden sie es bei uns nicht,kaufen sie anderswo. Das musste ichlernen. Und verfechte saisonales Ko-chen seither auf meine Weise.

Wir staunen längst nicht mehr überdas jederzeit famose Angebot vonLebensmit teln. Hardcore saisonal, dashiess vor zweihundert Jahren dreimaltäglich Lat tich im Mai und dann elfMonate keinen mehr. Und Hungersnötezwischen den Ernten. Nein, das wün-schen wir uns nicht zurück. Heute aberlassen sich die Kunden von keiner Sai-son mehr ihren Speiseplan vorschrei-ben. Sie wollen alles, und das immer.Nicht einmal Austern sind von dieserManie ausgenommen. Wo doch jederAusternfreund weiss: Es gibt sie nurwährend der Monate mit r. Natürlichkann man Austern im Sommer essen.Die langen, dünnen Portugieser etwa,sie sind auf ganzjährigen Verzehr hingezüchtet und schmecken nach Tränen

und Jod. Nicht so die Impériales oderBélons. Oder die Gillardeau, Königinder Austern. Die gibt es nur ab Sep-tember und nicht länger als bis April.Sie ist es wert, zu warten. Sie schme-cken nach Sommerferien am Meer, wiedas ungemachte Bet t nach der Nachtaller Nächte, und ein bisschen nachArznei – dekadent und anrüchig. Die-ser Geschmack in der brennenden Juli-sonne ist dégoûtant. An einem kalten,nebligen Dezembervormit tag vor einerPariser Brasserie hingegen mehr alsséduisant.

Food-Scout Richard Kägi über kulinarische Hardcore-Saisonalität und seinenganz persönlichen Jahreszeiten-Kreuzzug im Namen des Geschmacks

BICE CURIGER is t küns t ler ische Direk tor in der Fondat ionV incen t van Gogh Ar les und Chef redak tor in derKuns tpub l ika t ion «Parke t t » . Zuvor war s ie währendzwanz ig Jahren Kurator in am Kuns thaus Zür ich .

AUS DEM AUGENWINKEL

RICHARD KÄGI is t Food-Scout bei Globus .Auf der Suche nach dem wahrhaf t Gu tenreis t er für die Del icatessa um die ganzeWel t . Sein L iebl ingsspargelrezept f inden Sieauf : www.globus .ch / foodscout /rezept

Tex t und Fo tograf ie BICE CURIGER

Art-OutletLagerverkauf undCulture rapide

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ZÄSUR

Letzthin war ich in einem vornehmenRestaurant . Unverzüglich bot der Kellnermeiner Frau und mir einen net ten Platz aneinem schönen Tisch mit hübscher Aus-sicht an. Wunderbar! So weit alles gut .Doch wir hat ten kaum unsere Stühle zu-rechtgerückt , da wollte er bereits wissen,was wir zu trinken wünschten. Ich ver-langte die Kar te, und auf sein eifrigesNachfragen hin bestell te ich ein Wassermit und eins ohne Kohlensäure. Das Was-ser kam unverzüglich – vermutlich be-stellen Pärchen immer eins mit und einsohne – und mit ihm erneut die Frage nachdem Wein. Dabei hat te ich mich eben erstbedankt für sein schnelles Servieren desWassers und hielt noch immer die Kar tegeschlossen in meiner Hand. Leicht ent-nerv t , fragte ich zurück: «Haben Sie of fe-nen Gelbwein?» – «Nein, haben wir nicht .Wir haben Weisswein und Rotwein», warseine Antwor t . «Sie meinen, weiss wie

Milch? Und rot wie Erdbeeren?» – «Nein!!!Wie gesagt , wir haben Weiss und Rot!!!So steht es doch in der Kar te.» – «Dannbringen Sie uns einen Tomatensaf t , ausroten Tomaten, nicht aus gelben, und ei-nen Orangensaf t , aus orangen Orangen,nicht Blutorangen, im Of fenausschank.»Da fragte ich mich: Sind alle Kellner far-benblind? Sind sie deshalb schwarz-weissangezogen? Oder machen sie es sichschlicht zu einfach? Es ging auf jeden Fallsehr lange, bis die Getränke schliesslichkamen. Als ich zur Vorspeise dann einenbunten Salat verlangte und ein Stück wirk-lich weisses Brot , lief er mit einem hoch-roten Kopf davon – oder war er grün-blau?

Farbenlehre im Restaurant

Vom Rotwein über den Orangensaft bis zum Weissbrot: UnsereGesellschaft ist kulinarisch farbenblind

Tex t und I l lus t ra t ion ALFREDO HÄBERL I

ALFREDO HÄBERL I gi l t als der in ternat ionaler fo lgreichs te Schweizer Designer derGegenwar t . 2 014 ehr te ihn das Bundesamtfür Kul tur mi t dem Schweizer Grand Pr ix Design.Fürs Magaz in «Z» se t z t er s ich i l lus t ra t i vmi t den modernen Sei ten des Seins auseinander.

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OBEN Tisch «70», Vintage, lackier tes Birkenholz, von Alvar Aalto (1800 fr .) ARTEK BEI NORD3,Porzellanteller, von Ruth Gurvich (1800 fr .) NYMPHENBURG BEI LIMITED STOCK, Vase «Coral»,

Kunstharz, von Michal Fargo (65 fr.) PCM DESIGN BEI LIMITED STOCK, Hocker «Cesar»,formgestanzte PU-Struktur, von Rodolfo Dordoni (756 fr.) MINOTTI BEI WOHNBEDARF, Beistell t isch

«Prismatic Table», pulverbeschichtetes Aluminium, von Isamu Noguchi (586 fr.) VITRA

UNTEN, VON LINKS NACH RECHTS Beistell t isch «CT09 Enoki», Marmor und pulverbeschichteterStahl, von Philipp Mainzer (ab 730 fr.) E15 BEI NEUMARKT 17, Sessel «Repos», von Antonio Cit terio

(5545 fr., mit ottoman) VITRA BEI TEO JAKOB, Tisch «Maria Flap», Vintage 1936, vonBruno Mathsson (4800 fr.) KARL MATHSSON BEI NORD3, Vase (313 fr.) BOSA BEI NEUMARKT 17

Design

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Interieur

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Interieur

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Design

VORHERIGE DOPPELSEITE Tisch «Robin» (3271 fr.)MDF ITALIA BEI NEUMARKT 17,«Gletscher Vase», mundgeblasenes Kristallglas, von Sebastian Menschhorn (2550 fr.) LOBMEYR BEI

LIMITED STOCK, Hocker «60», Vintage, von Alvar Aalto (450 fr.) ARTEK BEI NORD3,Beistell t isch «Quaderna» (2146 fr.) ZANOTTA BEI NEUMARKT 17, Sessel «Swan Chair», Vintage, von

Arne Jacobsen (2100 Fr.) FRITZ HANSEN BEI NORD3

RECHTS Pendelleuchte «PH5» von Poul Henningsen (707 fr.) LOUIS POULSEN BEI HOLM,Vintage-Stehleuchte (1958) von Arne Jacobsen (800 fr.) LOUIS POULSEN BEI NORD3, Stapel-Stühle

«A611», Vintage (1930er Jahre), aus Birke, von Alvar Aalto (5600 fr. / 6er-Set) HUONEKALUJARAKENNUSTYÖTEHDAS BEI NORD3, Sofa «Alcove Plume» von Ronan & Erwan Bouroullec (8014 fr.)

VITRA, «Ulm»-Hocker von Max Bill und Hans Gugelot (435 fr.)WB FORM BEI WOHNBEDARF

LINKS Stapelstuhl, geformtes Blech (427 fr.) NILS HOLGER MOORMANN BEINEUMARKT 17, Stuhl «699 Superleggera», von Giò Ponti (998 fr.) CASSINA

BEI NEUMARKT 17, Vase «Crystal Ball», Eschenholz und Borosilikat-Glas, vonMat teo Zorzenoni (363 fr.) CAPPELLINI BEI TEO JAKOB

RECHTS «Rival Chair», Birke mit Leder, von Konstantin Grcic (918 fr.) ARTEK,Servicewagen «900», Vintage (1937), Birke mit Keramikplat ten und Rat tan,

von Alvar Aalto (3900 fr.) ARTEK BEI NORD3

GANZ RECHTS Beistell t isch «194/9», Carrara-Marmor und Stahl,von Piero Lissoni (1120 fr.) CASSINA BEI TEO JAKOB

Stapelstuhl «Roya», Eschen-Sperrholz, von Jörg Boner (680 fr.)WOGG

Herzlichen Dank an Katrin Trautwein von KT Color für die Pigment farben(hergestell t in Uster, www.ktcolor.ch)

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Spiel ohne GrenzenMit Industriedesign wird man heute schnellerberühmt als reich. Wie man dennoch überlebt,zeigt das Designer-Trio Big-Game aus Lausanne.Elric Petit, Augustin Scott de Martinville undGrégoire Jeanmonod arbeiten seit gut zehn Jahrenerfolgreich für Firmen auf der ganzen Welt undkümmern sich als Hochschuldozenten um dengestalterischen Nachwuchs – ganz ohne Starallüren

TEXT DAV ID STREIF F CORT IFOTOS CATHERINE LEUTENEGGER

Glamour sucht man vergeblich an der Rue du Nord, einer kleinen Gasse hochüber Lausanne. Zumindest jenen Glamour, den man erwarten könnte, wennman das Bild vor Augen hat, auf dem Augustin Scott de Martinville, GrégoireJeanmonod und Elric Petit in bunten Smokings und weissen Lederschuhen fürdas «T Magazine» der «New York Times» posieren. Die Foto ist einige Jahre altund inzwischen nur mehr eines von vielen Sujets der drei Designer, die in re-nommierten Zeitschriften von Frankreich bis Japan abgebildet wurden – wasden Verdacht, man habe es mit Stars zu tun, nicht gerade entschärft. Dochnachdem man eine Reihe von Autoreparaturwerkstätten passiert hat, trifft manauf ein mittelgrosses Atelier in einer ehemaligen Schreinerei mit Rissen im hel-len Betonboden und Postkarten an den Wänden. Zwischen Modellen, Skizzenund allerlei Schreibutensilien sitzen drei Gestalter, die weder mit Kleidung, Al-lüren noch einem übersteigerten Selbstvertrauen versuchen, ihre zurückhal-tende Natur zu überspielen. Sie geben sogar unumwunden zu, dass es auch heu-te noch nicht einfach für sie sei, ihren Lebensunterhalt als Designer zubestreiten. Weniger eine Klage ist das als vielmehr eine nüchterne Feststellung,die alles auf den Kopf stellt, was man über ein Designer-Trio denkt, das bereitsdreimal mit einem Swiss Design Award vom Bundesamt für Kultur ausgezeich-net wurde und bei einem Gang durch die permanente Sammlung des New Yor-ker Museum of Modern Art auf die eigenen Entwürfe stösst.

OBEN LINKS Poster zurBestandesaufnahme –Produkte, die Big-Gamein den letzten Jahrenentworfen haben.

OBEN RECHTS ElricPetit auf der «BoldBench», entworfen fürMoustache.

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Big-Game

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OBEN GrégoireJeanmonod (links)und Augustin Scottde Martinville aufStühlen von KarimokuNew Standard.

LINKS VerschiedeneEntwurfsstadien einerLeuchte für die WienerSilber-Manufactur.

Big-Game

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«Es gibt schlicht nicht so viele Aufträge, wie esDesigner gibt, die diese gerne ausführen wür-den», sagt Scott de Martinville. Allerdings liegtdies nicht einfach nur daran, dass sich die Ab-schlüsse in Industrie- und Produktdesign anSchweizer Fachhochschulen in den letzten15 Jahren mehr als verdreifacht haben, sondernebenso an der Einstellung vieler Unternehmenin der Schweiz. Nicht wenige Firmen zögen,wenn überhaupt, dann erst kurz vor der Markt-einführung eines Produktes einen Designerbei, um ihre Ware ein bisschen netter aussehenzu lassen, bemerken Big-Game. «Unser Beruferschöpft sich jedoch nicht darin, einemObjekteine schöne Form zu geben, sondern sollte dengesamten Entwicklungsprozess eines Produk-tes enthalten», ergänzt Jeanmonod. Das Ziel seieine erfolgreiche Zusammenarbeit, die daraufbasiere, dass der Designer die Geschichteund das vorhandene Know-how eines Unter-nehmens ergründe und sich insofern zunutze

Der Schlüssel zu einer erfolgreichenZukunft im Design liegt in derVielseitigkeit seiner Protagonisten.

RECHTS Petit miteinem Studenten inder Werkstatt derEcal.

UNTEN Scott deMartinville wirfteinen Blick aufdie Projektskizzenseiner Klasse.

UNTEN RECHTSProduktionsplänefür ein neuesSofa, das in Japanhergestellt wird.

Die Ecole cantonaled’art de Lausanne(Ecal) gilt als eine derrenommiertesten Kunst-und Designschulender Welt. Ihr guter Rufgründet unter anderemauf der internationalenVernetzung, die inprestigeträchtigeAusstellungen undKooperationen mitangesehenen Firmenmündet. Vor allem sindes aber die Studenten,die mit ihren Projektenregelmässig auf sichaufmerksam machen.

der Schlüssel zu einer erfolgreichen Zukunftim Design in der Vielseitigkeit seiner Protago-nisten liegt. Wie mannigfaltig und wandelbarBig-Game selber sind, erschliesst sich einembereits bei einem Blick in ihr Portfolio. Da fin-det man neben Stühlen, Tischen und Leuchtenauch Uhren, Weinflaschen, USB-Sticks oderTürgriffe. «Einer der schönsten Aspekte an die-sem Beruf ist, dass man mit jedem Kundenneue Problemfelder und Industrien entdeckt»,bemerken Big-Game. Wichtig sind den drei Ge-staltern, die während ihres Studiums an derEcal auch deshalb zueinandergefunden haben,weil sie eine gemeinsame Auffassung von De-sign teilen, dabei allerdings eine gewisse Kohä-renz und Originalität. «Unsere Objekte sindstets funktional und zugänglich, sie sollen demNutzer das Leben vereinfachen, gleichzeitigaber auch eine optimistische Stimmung ver-breiten», sagt Petit und spielt damit auf den Hu-mor an, den man ihren Entwürfen oft nachsagt.

Doch zu einem Leben als Designer gehörtfür sie weit mehr, als einfach Produkte zu ent-werfen. Vielmehr müsse man sein Tätigkeits-feld erweitern. Designer sind heute auch Unter-nehmer, Künstler, Vermittler, Wissenschafter

Big-Game

mache, um ein schöneres, funktionaleres, effi-zienteres oder auch einfach kostengünstigeresProdukt zu entwerfen. In Bezug auf das gestei-gerte Interesse am Designstudium fürchten diedrei Gestalter daher auch weniger die wachsen-de heimische Konkurrenz, die sie teilweiseselbst als Dozenten an der Ecole cantonale d’artde Lausanne (Ecal) ausbilden, sondern verspre-chen sich vielmehr eine erhöhte Affinität fürDesign vonseiten der Industrie.

Gleichzeitig ist dem Belgier Petit, demFranzosen Scott de Martinville sowie demSchweizer Jeanmonod sehr wohl bewusst, dass

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UNTEN LINKS«Castor»-Stuhl vonBig-Game, der inJapan produziertwird.

GANZ UNTEN In derProduktionsstättevon Karimoku inder japanischenPräfektur Aichiwerden seitüber siebzigJahren Holzmöbelhergestellt.

und Berater. So betätigen sich Big-Game alsInnenarchitekten, gestalten Szenografien, ar-beiten für Galerien, organisieren Ausstellungenund halten Vorträge zum Thema Design. Vorallem aber sind sie – und damit bilden sie keineAusnahme unter Designern ihrer Generation –seit gut einem Jahrzehnt an jener Schuleals Dozenten engagiert, die sie selbst besuchthaben.

Die Atmosphäre an der Ecal in Renens,einem Vorort von Lausanne, bildet denn auchkeinen grossen Kontrast zu ihrem Studio. Inden hohen, offenen Räumen sitzen verteiltGruppen von Studenten an ihren Laptops,zeichnen, versuchen einem Styroporkörpereine Form abzugewinnen oder mit Schraub-zwingen ein paar Holzplatten zusammenzu-halten. Ähnlichkeiten sind auch in Bezug aufdie Neugier und Begeisterung im Umgang mitIdeen auszumachen. Die Masterstudenten, diegebannt den Ausführungen von Scott deMartinville folgen, stammen aus Korea undden USA, Frankreich, Deutschland und Ägyp-ten. Unterrichtssprache ist Englisch, dochscheint dies gar nicht so entscheidend zu sein,hat man mit den Skizzen und Bildern, die zurErläuterung ihrer Ideen herangezogen werden,doch längst eine gemeinsame Sprache gefun-den. Die drei Designer beraten und erklären,diskutieren und analysieren, sagen den Studen-ten jedoch nicht einfach, was sie zu tun haben.

ZENIT

Big-Game

«‹Moose› war vor elf Jahren unsererstes gemeinsames Produkt undwird bis heute erfolgreich von derfranzösischen Firma Moustacheproduziert. Die zerlegbaren Do-it-yourself-Jagdtrophäen gaben unse-rem Studio einen Namen, sowohlwortwörtlich wie auch im übertra-genen Sinne. Für unser Grosswild(engl. big game) erhielten wir 2006einen Swiss Design Award.»

Moose

Erfolgsgeschichten

«Das erste Produkt für einen derganz grossen Namen der Design-Industrie, die italienische FirmaAlessi. Wir entwarfen diesenfunktionalen, universellen Behäl-ter, nachdem uns Alberto Alessibeauftragt hatte, ein ‹anonymes›Schweizer Objekt zu entwerfen. Fürdie ‹Cargo Box› erhielten wir einenWallpaper Design Award und einenweiteren Swiss Design Award.»

Cargo Box

«‹Castor›, unser erster Holzstuhl, istTeil einer ganzen Produktfamiliefür die japanische Firma KarimokuNew Standard. Für den komfor-tablen, stapelbaren und kompaktenStuhl nutzten wir die Handwerks-kunst des Herstellers. Der ‹Castor›erhielt 2013 einen iF Design Awardsowie einen Good Design Awardund ist Teil der Sammlung desMuseums für Gestaltung in Zürich.»

Castor

FOTO

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Im Überblick

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Vielmehr gehe es um einen gemeinsamen Ar-beitsprozess. So profitieren Big-Game nicht nurvon einem finanziellen Zustupf, sondern eben-so von einem wertvollen Erfahrungsaustausch.«Durch die Projekte und Kulturen, die hier zu-sammenprallen, muss man sich stetig mit neu-en Ideen, Produktionsbedingungen und unter-schiedlichen Arbeitsweisen auseinandersetzen.Das bringt auch frischen Wind in unser Stu-dio», sagt Scott de Martinville.

Dennoch haben Big-Game ihr Engagementan der Ecal in den letzten Jahren reduziert.Schliesslich sind sie auch deshalb Designer ge-worden, weil sie einen Einfluss darauf habenwollten, wie die Objekte aussehen, die uns um-geben. Ihr erstes grosses Projekt führte Big-Game 2005 nach Mailand an den Möbelsalon– ohne Geld oder einen Produzenten, der ihreEntwürfe seriell herstellte, dafür aber mit demZiel, die richtigen Leute von sich zu überzeu-gen. Dabei zeigten sie auch jene zusammensetz-baren Jagdtrophäen, die ihrem Studio einenNamen gaben. «Big game heisst Grosswild undwar eine Anspielung auf unsere Objekte, wirwollten damit aber auch zu verstehen geben,dass wir bereit waren, uns auf dasgrand jeu ein-zulassen», sagt Scott de Martinville. Ihr Debütauf der grossen Bühne, das mithilfe von ausser-gewöhnlichen Porträtbildern bewusst daraufangelegt war, ein Statement zu setzen, fandgrossen Anklang und führte schliesslich zurZusammenarbeit mit einigen interessanten Fir-men. Dass sie es bezüglich der Kommunikationihrer Projekte in den letzten Jahren deutlichruhiger angehen liessen, hat auch damit zu tun,dass sie längst begriffen haben, wie die Bran-che funktioniert. Während sie früher viel Ener-gie darauf verwendet hätten, ihre Entwürfeund Ideen zu zeigen, sei es ihnen heute vielwichtiger, dass diese auch tatsächlich produ-ziert würden. Denn auf ein paar Bildern undZeitungsartikeln lässt sich noch keine Karriereals Gestalter aufbauen.

Mit der Realität des Designerberufs kon-frontiert wird man dafür während des Mai-länder Möbelsalons. In einer Wohnung an derbelebten Via Palermo hat Karimoku New Stan-dard kurzerhand einen Showroom installiert.Im Wohnzimmer treffen sich Big-Game mitdem Vizepräsidenten, dem Managing-Directorsowie David Glättli, dem Schweizer Art-Direc-tor des japanischen Möbelherstellers. Sie beu-

Big-Game leben von undmit Design, wenn auch nichteinfach ausschliesslichdavon, stets neue Produkteauf den Markt zu bringen.

gen sich über die Prototypen eines Sofas, dasnach den Plänen der Designer in Japan ange-fertigt wurde und diesen nun zum ersten Malvorgeführt wird. Es gilt einige technische undkulturelle Probleme zu diskutieren: Wie kannman die Stabilität erhöhen, ohne an der Formetwas zu verändern? Wie lang darf die Sitzflä-che des Sofas sein, damit die Beine der japani-schen Frauen nicht in der Luft hängen? Undganz wichtig: Wird das suwari kokochi, das fürJapaner sehr wichtige «Absitzgefühl», des Vize-präsidenten gut sein, wenn er sich zum erstenMal aufs Sofa setzt? Dazwischen werden dieDesigner immer wieder um eine gemeinsameFoto mit Journalistinnen und Fans gebeten –überwiegend aus Japan, was auch, aber nichtnur am Rahmen der Veranstaltung liegt. «Mitden Projekten für Karimoku sind sie zu angese-henen Designern in Japan geworden. Ihre Ob-jekte lösen hier eine gewisse Vertrautheit aus,einerseits durch eine wohlbedachte Funktiona-lität, wie sie in Japan sehr geschätzt wird, zu-sätzlich aber auch durch die für Big-Game typi-sche, zurückhaltende Verspieltheit und ihrenSinn für Humor», sagt Glättli.

Zu behaupten also, Big-Game wären an denhohen Erwartungen gescheitert, die man in siegesetzt hat, nur weil sie nicht dem Bild entspre-chen, das die «New York Times» einst sugge-rierte, wäre absolut vermessen. Sie leben vonund mit Design, wenn auch nicht einfach aus-schliesslich davon, stets neue Produkte auf denMarkt zu bringen. «Wir sind unsere eigenenChefs, leben unsere Leidenschaft und reisen anOrte, die wir nie gesehen hätten, wären wir kei-ne Designer», sagen Big-Game. Ihre farbigenSmokings brauchen sie dafür nicht – diese wa-ren ohnehin nur ausgeliehen.

Big-Game

Der Schweizer Grégoire Jeanmonod,36, der Franzose Augustin Scott deMartinville, 34, und der Belgier Elric Petit,37 (v. l. n. r.), bilden das Designer-TrioBig-Game, das sie nach ihrem Studiuman der Ecal 2004 in Lausanne gegründethaben. Sie entwerfen Möbel, Leuchten undAccessoires, aber auch technische Gerätefür Hersteller wie Alessi, Nespresso,Karimoku New Standard und Hay. Siewurden dreimal mit einem Swiss DesignAward ausgezeichnet und sind in denSammlungen des Zürcher Museums fürGestaltung sowie des New Yorker Museumof Modern Art vertreten. (das.)big-game.ch

Big-Game

2001 2004 2007 2010 2013

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417497 547

663ALESSI, Crusinallo (I)AMORIM, Mozelos (P)ARITA, Saga (J)GALERIE KREO, ParisGROUPE RENAULT, ParisHABITAT, Paris

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HAY, KopenhagenHERMÈS, ParisKARIMOKU NEW STANDARD, Aichi (J)LEXON, ParisLOGITECH, LausanneMAISON VERVLOET, Brüssel

MOUSTACHE, ParisMUJI, TokioNESPRESSO, LausannePRAXIS, HongkongTAMAWA, BrüsselWIENER SILBER-MANUFACTUR, Wien

KUNDEN VON BIG-GAME

Studio Lausanne

HOCHSCHULABSCHLÜSSE IM FACH DESIGN(DIPLOM UND BACHELOR) IN DER SCHWEIZ

50%

10%

10%10%

20%

Produkt-und Möbeldesign

Innenarchitekturund Szenografie

Beratung,Workshops undForschungsprojekte

Unterrichtan der Ecal

Vorträge, Publikationenund Ausstellungen

TÄTIGKEITEN VON BIG-GAME

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Z 45ZENIT

In der Ausstellung «100 Jahre Schwei-zer Design» wurde dem Designer-TrioBig-Game viel Platz eingeräumt. Wasmacht sie zu solch guten Vertreterndes Schweizer Designs?Renate Menzi Big-Game haben in denletzten Jahren kontinuierlich interes-sante Projekte verwirklicht. Sie sindvielseitig, international vernetzt undentwerfen sowohl kleine Editionenals auch preisgünstige Massenpro-dukte. Gerade in letzterem Bereichsind nicht viele Autoren-Designer inder Schweiz erfolgreich.

Was ist exemplarisch an ihrer Arbeit,oder was lässt sich anhand ihrerArbeit demonstrieren?Fast in jedem Produkt von Big-Gamesteckt ein wenig Ironie, ein Spielmit visuellen Zeichen. Die Möbelund Gebrauchsgegenstände sind aberauch elegant und technisch durch-dacht. Ihre Arbeit zeigt, dass in einemKleiderhaken eben so viel Design-

Leistung stecken kann wie in einemStuhl oder einer Szenografie.

Inwiefern heben sich Big-Game vonanderen Designern ihrer Generationab?Während viele Gestalter im Momentwieder nach der einfachen, schlich-ten Form – dem Nulldesign – streben,gelingt es Big-Game, eine Geschichtezu erzählen. Ein Stuhl wie «Bold»beispielsweise sollte nie ein bequemerStuhl sein. Vielmehr ist er so etwaswie ein Stuhlzitat in Stuhlform. EinStatement.

Welche Eigenschaften, Stärken undProbleme verbinden sie hingegen mitanderen Designern ihrer Generation?Big-Game kombinieren SchweizerDesign-Tugenden wie Genauigkeit,Reduktion, Klarheit oder Spielwitzmit den eher unschweizerischenGestaltungsansätzen der Postmo-derne: Ironie, Zitat, symbolische

Funktion. Wie andere Designer ihrerGeneration haben sie es nicht leicht,Design-affine Hersteller zu finden, diein ihre Ideen investieren.

Wie erklären Sie sich den Erfolg vonBig-Game im Ausland?Weil sich Big-Game im kulturellenGrenzbereich zwischen Belgien,Frankreich und der Schweiz bewe-gen und sich im Arbeitsprozess ersteinmal untereinander verständigenmüssen, sind ihre Produkte nicht nurin einem Kulturkreis wirksam. IhreEntwürfe werden zudem nicht nurin Europa produziert, sie entwerfenz.B. auch für den japanischen Möbel-hersteller Karimoku New Standard.Und es liegt vielleicht auch daran,dass Big-Game ihre Arbeit sehr zeit-gemäss, humorvoll und hochprofes-sionell kommunizieren sowie in derLehre bzw. in Workshops reflektieren.

Interview: David Streiff Corti

Renate MenziIm September 2014 hat das Zürcher Museum für Gestaltung seinen neuen Standort, das Schaudepot im Toni-Areal, mitder Ausstellung «100 Jahre Schweizer Design» eröffnet. Renate Menzi, die Kuratorin der permanenten Designsammlungsowie der Ausstellung, hat dabei zusammen mit Arthur Rüegg einen sehr umfassenden Überblick über wichtige Themenund Epochen der Schweizer Designgeschichte geboten. Teil der Ausstellung waren mehrere Objekte von Big-Game.museum-gestaltung.ch

Renate Menzi im Zürcher Schaudepot.

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Veganer Smoothie

Zutaten für 4 Portionen500 g Johannisbeeren, 1 Banane (sehr reif),

1,5 Liter Mandelmilch, 1 Vanilleschote

ZubereitungBeeren waschen und von den Rispen zupfen.Die Banane schälen und in Rädchen schnei-den. Die Früchte mit der Mandelmilch im Mi-xer (Blender) pürieren. Vanilleschote längsaufschlitzen, das Mark herauskratzen undin die Milch geben. Nochmals aufschlagen.

Roter Beerengelee

Zutaten für 6 Konfitürengläser (1,5 Liter)1 kg rote Johannisbeeren, 500 g Himbeeren,

1,4 kg Zucker, 2 dl Wasser

ZubereitungBeeren waschen, mit Küchenpapier ab-tupfen und von den Rispen zupfen. Zuckermit dem Wasser in einem grossen Kochtopfverrühren und aufkochen. Sobald sich derZucker vollständig aufgelöst hat, Beeren da-zugeben, nochmals aufkochen. Schaum ent-fernen, 5 min köcheln lassen. Durch ein fei-nes Sieb streichen. Den «gereinigten» Sirupnochmals aufkochen, in sechs sterile Konfi-türengläser füllen. Sofort verschliessen.

Die Johannisbeere verdankt ihrenNamen dem Johannistag, der immeram 24.Juni stattfindet, drei Tage nachder Sommersonnenwende, und aufden Geburtstag von Johannes demTäufer zurückgeht. Doch was hat dieseleuchtende Beere, die im Volksmundauch Trübeli genannt wird, mit demchristlichen Kirchenjahr gemein? DieNamensgebung hat einen profanenHintergrund: Die Beere kann um den24. Juni herum zum ersten Mal ge-erntet werden, ähnlich wie das natür-liche Antidepressivum Johanniskraut(Hypericum perforatum), das aber ausserder Namensverwandtschaft nichts mitden zur Familie der Stachelbeer-gewächsen gehörenden Johannis-beeren zu tun hat. Diese leuchten

Johannisbeeren(R IBES)

KNALLROT, WEISS ODER SCHWARZ – DIE KLE INEN, FE INEN JOHANNISBEEREN SCHMECKENPRÄGNANT SÄUERL ICH UND BEGLEITEN UNS DEN GANZEN SOMMER HINDURCH

Tex t CHRIST INA HUBBEL ING Foto NICOLE BACHMANN S t y l ing ALEL I LEAL FÜR STUDIO L ARDO I l lus t ra t ion PETER JAMES F IELD

meistens knallrot zwischen den Blät-tern des etwa 1 bis 1,50 Meter hohenStrauches hervor. Doch es gibt auchweisse und schwarze Sorten. Zu Letz-teren gehören etwa die Jostabeeren,eine Kreuzung aus schwarzer Johan-nisbeere und Stachelbeere, deren Säu-re weniger prägnant ist und die wieauch die kommune Johannisbeereüber reichlich Vitamin C verfügt. Inder Küche trifft man Johannisbeerenmeist in süssem Kontext an. Die Bee-ren begleiten uns den ganzen Sommer,Ende August verabschieden sich diekleinen Feinen. Ausser man hat ihrenGeschmack in der Form eines Geleeskonserviert, der auf dem Butterbrotgenauso gut schmeckt wie in der be-rühmten Sauce Cumberland.

Johannisbeer-Törtchen

1. Für den Teig Mehl, Zucker, Salz,Zitronenschale in einer Schüsselvermischen. Mulde formen, Butterund Ei hineingeben und rasch zueinem krümeligen Teig verkneten.

2. Förmchen einfetten, mit Teigauskleiden, einstechen. 7–10 minbei 200 Grad mit Backpapier undHülsenfrüchten blind backen. Ofenauf 100 Grad herunterstellen.

3. Beeren waschen, trocknen, ab-zupfen. Eiweisse mit Salz steifschlagen, Zucker einrieseln. Kühlstellen. 2 EL Pistazien mit Mandelnmischen, auf Tortenböden streuen.

4. 1/3 des Eiweisses mit denBeeren mischen, auf die Törtchenverteilen. Restliches Eiweissverteilen. 25–30 min backen. Mit1 EL Pistazien bestreuen.

Zutaten für 6 Törtchen. Für den Teig: 300 g Mehl, 50 g Zucker, 1 Prise Salz, 1 Bio-Zitrone (abgeriebene Schale), 150 g kalte Butter (in Stücken), 1 Ei (verquirlt). Für den Belag: 300 g roteJohannisbeeren, 5 Eiweisse, 1 Prise Salz, 200 g Kristallzucker, 3 EL Pistazienkerne (nature, geschält und gehackt), 110 g Mandeln (geschält und gemahlen)

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«Was ihr demAugevorsetzt, soll Freudemachen.»Tafelgabel undKaffeelöffel«Mono T» mitEbenholzgriffen,(61 Fr. undFr. 51.50), vonPeter Raacke, fürMono bei Sibler

«Wieso sollte eineStadt nicht, auchheute noch, eineQuelle der Poesiesein?»Gläser «Rien» ausBorosilikatglas(2 Stück 32 Fr./38 Fr.), vonChristian Metznerfür New Tendency,bei Neumarkt 17

«Der Esel hatalle Städte desKontinentsgezeichnet. AuchParis, leider.»Salzmühle«MS0212» ausgefärbtemBuchenholz(100 Fr.), vonEttore Sottsassfür Alessi

«Die Geometrie istdas Mittel, daswir uns selbstgeschaffen haben,um die Umwelt zuerfassen und umuns auszudrücken.»Vase «V31 Pagode»(450 Fr.), vonLinck Keramik

«Der rechte Winkelist das notwendigeund ausreichendeWerkzeug, weiler den Raum mitvollkommenerEindeutigkeit zubestimmen dient.»Geschirrtuch ausLeinen (15 Fr.),von Fog Linen, beiEdition Populaire

Le Corbusierschätzte denPurismus, dessenPrinzipien sichin seiner Arbeitwiederfinden.Porzellan-Dosen,aussen matt undinnen glasiert(42 Fr. / 58 Fr.),vonTherese MüllerKeramikwerkstatt,erhältlich beiEdition Populaire

Mit der von 1950bis 1955 erbautenChapelle Notre-Dame-du-Haut inRonchamp schufLe Corbusiereine Ikone derArchitektur.Schale «Livia»aus Terracotta(Fr. 14.90), vonBroste, beiNordish Living

Wolkenkratzerwaren elementareBestandteile vonLe Corbusiers 1922entworfener «Villecontemporaine».Vorratsdosenaus Email mitEschenholzdeckel(58 Fr. / 52 Fr.),von Riess, beiEdition Populaire

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Lunch mitLe Corbusier

ZU TISCH

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Le Corbusier

«Der StädtebauerfordertEinförmigkeitim Einzelnenund Bewegungim Ganzen.»Eierbecher(35 Fr.), vonKeramischeWerkstattMargaretenhöhe,bei Limited Stock

«Man kann sagen,das Menschentierist, gleichder Biene, einKonstrukteurgeometrischerZellen.»Dose «Tonale» ausSteingut mit rotemSilikondeckel(72 Fr.), von DavidChipperfield fürAlessi, bei Sibler

«Das Schönewächst nur dortempor, wo esdem Grundeder Ordnungentsteigt.»Schüsseln«Tonale» in Grauund Weiss(29 Fr./24 Fr.), vonDavid Chipperfieldfür Alessi, beiSibler

Le Corbusier nutztedie technischenMöglichkeitenseiner Zeit, umneue Formen zukreieren, er setzteEisenbeton, Stahlund Fertigteile ein.Nägel, von Handgeschmiedet (je15 Fr./45 Fr.), beiLimited Stock

«Man muss scharftrennen zwischendem Erzeugnis desVerstandes unddem Erzeugnis derLeidenschaft.»Schnapsgläser«Balloon» ausmundgeblasenemKristallglas(50 Fr.), von TedMuehling für J.&L.Lobmeyr, Wien,bei Limited Stock

I J K L M N O P Q

Guten Tag, Monsieur Le Corbusier, schön, dass Sie trotz der Ausstellung im Centre Pompidouund den Diskussionen über Ihre bewegte Vergangenheit die Zeit gefunden haben, mit uns

zu speisen. Nehmen Sie doch am Fenster Platz, dann können Sie die ganze Stadt überblicken!

Tex t MALENA RUDER Fotos NICOLE BACHMANN St y l ing ALELI LEAL FÜR STUDIO LARDO

ElementaregeometrischeFormen wie derKreis sind dieGrundlagen vonLe CorbusiersWerk.Platte «Heima»aus Gusseisen(34 Fr.), vonFrancis Cayouettefür NormannCopenhagen beiNordish Living

Das 1967 imZürcher Seefelderöffnete CentreLe Corbusier /Museum HeidiWeber gehört zuden letzten Werkendes Architekten.Platte ausSteinzeug (32 Fr.),von Ferm Living,bei Nordish Living

Le Corbusierwaren die Farbeneines Gebäudesebenso wichtigwie der Grundrissund der Schnitt.Pigmentfarben,handwerklichhergestellt vonKT Color, Uster(www.ktcolor.ch).Ein herzlichesDankeschön anKatrin Trautwein.

«Man stirbt,wenn man nichtschafft.»Suppenkelleaus Eichenholz(Fr. 41.70),bei Pfister

Quelle Zitate:«Le Corbusier.Städtebau».Reprint 2015,Deutsche Verlags-Anstalt, München

ZU TISCH

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ZDESTINATION50

Kanada

Great Bear Rainforest

Text JÖRG MICHEL Fotos JEREMY KORESKI

DER GREAT BEAR RAINFOREST AN DER WILDEN PAZIF IKKÜSTE KANADAS ISTEIN GROSSES SCHLARAFFENLAND DER NATUR

Irgendwo hier müssen sie sein. In einem verwunschenen Fjord,verschleiert im Nebel des pazifischen Regenwaldes. In einerschlammigen Bucht, übersät mit glitschigen Felsen, feuchtemTang und verwitterten Ästen. Überragt vonmajestätischen Baum­riesen, die mit Flechten und Moosen überwuchert sind wie vor­zeitliche Zeugen in einem gigantischen Märchenwald.

An diesem Morgen im Herbst kreisen Weisskopfseeadler,Fischreiher und Tausende Möwen über der Bucht, von der vielesagen, sie sei ein Schlaraffenland der Natur. Bald nieselt derRegen, bald bricht die Sonne durch die Nebelbank und taucht dieschneebedeckten Berge in ein mystisches Licht. Flache Wellenrollen auf die mit Seesternen übersäten Strände zu. Ab und zutaucht der Kopf eines Seehundes aus demWasser.

Dann auf einmal sind sie da. Am Horizont bewegen sich dreikleine dunkle Punkte im Wasser. Sie sehen aus wie Stecknadel­köpfe im undurchdringlichen Grün und Grau. Mit gleichmäs­siger Geschwindigkeit schwimmen sie auf das Alu­Boot zu. ImFernglas erkennt man drei Paar aufrechte Ohren, drei langgezo­gene Schnauzen, schliesslich drei dunkelbraune Pelze imWasser.

Es ist eine Grizzlybärin mit ihren zwei Jungen. Die Bären­familie ist auf der Jagd nach Lachsen, die sich um diese Jahreszeitzu Millionen durch den Fjord und die Flussmündung zu ihrenLaichgebieten schlängeln. An einer Sandbank angekommen, blei­ben die Bären stehen und tauchen kurz unter. Als sie wieder hoch­kommen, halten sie zwischen kräftigen Tatzen ein paar zappelndeFische und beissen herzhaft zu. Lachseier! Was für ein Frühstück!Angerichtet ist das Buffet in Glendale Cove, einer verwunschenen

Bucht im südlichen Great Bear Rainforest in Kanada. Das ein­same Wildnisgebiet in British Columbia beheimatet einen derletzten gemässigten Regenwälder der Erde und wird auch der«Wald der grossen Bären» genannt. Denn an kaum einem anderenOrt in Kanada sind die Bären, aber auch Wölfe und Lachse so fettwie hier, die Robben und Adler so zahlreich, der Regenwald soüppig und die gletschergespeisten Flüsse so klar.

Der Great Bear Rainforest reicht von Vancouver Island biszur Grenze von Alaska, ist flächenmässig grösser als die Schweizund steht nach jahrelangen Auseinandersetzungen zwischen derRegierung, Umweltschützern und Holzkonzernen mittlerweilezum Teil unter Schutz. Nur ein paar tausend Menschen wohnenin dem unzugänglichen Gebiet, die meisten sind Ureinwohner.

Dafür hat es umso mehr Bären. In Glendale Cove leben soviele Grizzlys auf einer so dichten Fläche wie an nur wenigenOrten in Nordamerika. 60 bis 70 Bären tummeln sich jedenHerbst an dieser Flussmündung. Im gesamten Great BearRainforest sind es laut kanadischer Regierung rund 10000 Tiere.Dank der üppigen Nahrung sind viele Bären doppelt so schwerwie ihre Artgenossen im Landesinneren. Die Männchen bringenlocker 500 Kilogramm auf die Waage. «Die Grizzlys im GreatBear Rainforest leben im Überfluss und können es sich erlauben,wählerisch zu sein», erklärt Führerin Moira Le Patourel. «Meistfischen sie sich die Lachsweibchen aus dem Wasser und verspei­sen nur die Eier. Den Rest lassen sie achtlos liegen.»

Le Patourel hat heute eine Handvoll Besucher mit einemElektroboot in die Bucht gebracht. Sie trägt einen Regenhut und

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Z DESTINATION 51

Kanada

INFORMATION

Nächs ter F lughafen VANCOUVER , K ANADA

Prov inz BRIT ISH COLUMBIA

Vegeta t ion GEMÄSSIGTER REGENWALD

Grösse 3 2 0 0 0 QUADRATKILOMETER

Bes te Reisezei t OK TOBER

Längengrad 128° 9 3 ’ 0 4” N Brei tengrad 5 3° 38 ’ 9 6” W

MEZ − 9Sprache ENGL ISCH

Websi te W W W.BRITISHCOLUMBIA .TRAVEL

eine lange Anglerhose aus grünem Gummi, steht neben dem Bootim flachen Wasser und schiebt dieses vorsichtig bis auf etwa200 Meter an die Bären heran. «Die Grizzlys wissen natürlich,dass wir hier sind», erklärt sie, die Tiere fest im Blick. «Aber siehaben gelernt, dass von uns keine Gefahr ausgeht, und wir achtendarauf, ihnen genügend Raum und Abstand zu lassen.» Die Kana-dierin arbeitet als Guide für die «Knight Inlet Lodge», ein Fly-in-Wildnis-Resort nahe Glendale Cove, das auf schwimmendenPontons gebaut wurde. Damit sich Menschen und Bären nicht indie Quere kommen, hat Le Patourel Regeln aufgestellt: Auf denBooten oder Aussichtsplattformen im Wald finden höchstenssechs Personen gleichzeitig Platz. Essen, Getränke oder Parfumssind tabu, um die Tiere nicht anzulocken. Gesprochen wird imFlüsterton. Zu ernsten Zwischenfällen kam es bis jetzt nie.

Eine Tagesreise weiter nördlich werden die Bären mit ebensoviel Achtung und Respekt behandelt. Vernon Brown vom Volk derKitasoo-Xai’Xais lebt in Klemtu, einem winzigen Indianerdorf imHerzen des Great Bear Rainforest. Wie so häufig umhüllen auchheute Nebelschwaden die verwitterten Holzhäuser am Strand, dasbunt bemalte Langhaus und die grimassenhaft geschnitzten To-tempfähle am Hafen. Im Kies modert ein altes Kanu vor sich hin.

Brown trägt eine Wollmütze, Gummistiefel und eine Regen-jacke mit einem Aufstick-Bild mit zwei indigenen Motiven: einemLachs und einem Bären, den Symbolen der Selbstverwaltungs-organisation der Ureinwohner von Klemtu. «Wir halten heuteAusschau nach einem seltenen und mysteriösen Geschöpf», sagtBrown und bittet auf ein silbernes Boot. Er lässt den Motor an,und schon geht es hinein in die Tiefen des Great Bear Rainforest.

Brown arbeitet als Guide für die «Spirit Bear Lodge» vonKlemtu, ein kleines von den Indianern geführtes Hotel, das sichauf Bärenbeobachtung spezialisiert hat. Zusammen mit seinemGeschäftspartner Stefan Moosleitner vom Spezialreisen-AnbieterInspired Travel aus Hamburg bringt Brown heute eine kleine,exklusive Gruppe in diesen Winkel, einen der entlegensten derErde, für eine intime Tour jenseits der üblichen Touristenpfade.

Geschickt steuert Brown das Boot durch die engen Kanäleder Inselwelt des pazifischen Regenwaldes. Gezeiten mit bis zusieben Metern Wasserstandsunterschied und Regenmengen, diezu den höchsten in Kanada gehören, haben hier eine urwüchsigeLandschaft geschaffen. Es geht vorbei an sturmgepeitschtenBuchten, turmhohen Wasserfällen, mit Moosen überwuchertenSteilküsten. An knorrigen Wäldern mit Sitka-Fichten, Hemlock-Tannen, Douglas-Kiefern und Rotzedern. Es ist die Heimat derKüstenwölfe, Killer- und Buckelwale und Delphine – und dersehr seltenen Geisterbären. «Spirit Bears sind eigentlich Schwarz-bären, die wegen einer genetischen Mutation ein weisses Fell tra-gen», erklärt Brown. Sie kommen nur im und rund um den GreatBear Rainforest vor, und Brown schätzt, dass es lediglich etwa200 Tiere gibt. In der Mythologie seines Volkes spielen dieMooksgm’ol genannten Tiere eine wichtige Rolle.

«Unser Schöpfer Tatau schuf einige wenige weisse Bären, umuns Menschen daran zu erinnern, dass unser Land einst von Glet-schern bedeckt war und dass wir dankbar sein sollen für die üppigeNatur, in der wir leben», sagt Brown. Diesen Glauben nehmen dieKitasoo-Xai’Xais ernst. Lange verschwiegen sie die Existenz derGeisterbären, und bis heute gelten ihnen die Tiere als heilig. Eineeigene Bärenpolizei patrouilliert auf den Gewässern von Klemtu,um die Tiere vor Wilderern zu schützen; in Teilen des Great BearRainforest ist die Bärenjagd noch immer erlaubt.

Nach etwa einer Stunde hält Brown sein Boot an einer ver-steckten Bucht. Ein kleiner Lachsfluss mündet hier in den Fjord,und nicht selten schlagen sich die Geisterbären an diesem Ort denBauch voll. Gerade ist Ebbe. Das Wasser aus dem Bach rauscht mit

Wucht in den Fjord. Mit Gummistiefeln geht es durch das knöchel-tiefe Wasser erst an den Strand und dann tief in den Wald hinein.Der Waldboden ist sattgrün und mit grossen Farnen, überwucher-ten Ästen und dicken Moosen bedeckt. Nach ein paar Minutenentdeckt Brown an einer mächtigen Zeder weisse Bärenhaare.«Die Bären reiben ihr Fell an der Rinde, nicht etwa weil es siejuckt, sondern weil sie mithilfe ihres Körperdufts untereinanderkommunizieren», sagt er. Ein paar Schritte weiter erkennt manfrische Tatzenabdrücke im Schlamm und eine ausladende Muldeim Moos – das Schlafzimmer von Meister Petz.

Der Geisterbär ist also da – und bleibt doch ein Geist an diesemTag. Er ist stets präsent, aber nie sichtbar. Seine Spuren sind nichtzu übersehen, enden aber doch irgendwann im weiten Grün undGrau. Verschluckt in einem riesigen Wald, so mystisch und ge-heimnisvoll wie der Geisterbär selbst. Der ihm einen unberührtenLebensraum ermöglicht fern der Zivilisation. Noch. Denn die Re-gion ist bedroht. Regierung und Energiekonzerne wollen hier einemächtige Erdölpipeline bauen mit Verladeterminal und HundertenÖltankern pro Jahr. Es ist ein Projekt, gegen das sich Bewohner,Umweltschützer und Ureinwohner mit vereinten Kräften stemmen.Sie kämpfen dafür, eines der letzten echten Wildnisgebiete im pazi-fischen Westen Kanadas zu erhalten – bis jetzt mit Erfolg.

Wildnis! Was für ein Begriff! Giselle Martin von den Tla-o-qui-aht-Ureinwohnern auf Vancouver Island hat da ihre ganzeigene Definition. An einem Morgen steht Martin im strömendenRegen im Pacific-Rim-Nationalpark auf dem Stamm einer uraltenHemlock-Tanne. Der umgestürzte Baum hat eine kleine Öffnungzum Himmel hinterlassen im sonst dichten Dach aus Baum-kronen. Ein paar fahle Lichtstrahlen schaffen es durch die Öff-nung und den Nebel hindurch bis auf den Waldboden. Fast scheintes, als würde jemand da oben in diesem Moment eine Botschaftsenden wollen. Eine Gottheit? Der Geisterbär vielleicht? Martinschaut gen Himmel, schweigt einen Moment und sagt dann mitnachdenklicher, aber bestimmter Stimme: «Wissen Sie, in denSprachen der Ureinwohner gibt es das Wort Wildnis gar nicht.Was eurem Begriff in unserer Kultur wohl am nächsten kommt,ist ein einziges Wort: Es heisst Heimat.»Die Reise wurde von Inspired Travel (www.inspired-travel.de), Tourism British

Columbia, dem «Wickaninnish Inn» und der «Knight Inlet Lodge» unterstützt.

Noch ist die Bärenjagd in Teilendes Rainforest erlaubt. EineBärenpolizei patrouilliert auf denGewässern von Klemtu, um dieTiere vor Wilderern zu schützen.

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ZDESTINATION52

Kanada

Von einer der kleinen sandigen Whaler Islets bei Tofino am Pazifik (o.) über Vancouver Islandbis hin zu den fjordähnlichen Meeresarmen des Festlands erstreckt sich in der Provinz BritishColumbia ein üppiges Paradies für Fauna und Flora, wie es vielseitiger nicht sein könnte.

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Kanada

Rund 10000 Braunbären der Unterart Grizzly sollen laut der kanadischen Regierung nochin dieser Region leben. Die Chance, einige von ihnen zu beobachten, stehen gut. «Geisterbären»mit weissem Fell hingegen gibt es höchstens zweihundert. Sie sind nur selten zu sehen.

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www.engadin.stmoritz.chwww.stmoritz.ch

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Z ZUGABE 55

Campo de Ourique

Entrücktes Campo de Ourique

Das Schöne an Campo de Ourique, sagen die, die seit Jahrzehntenhier leben, und auch die, die frisch zugezogen sind: Nichts istweiter als einen kurzen Spaziergang entfernt. Oft sind es nur einpaar Schritte bis zum nächsten Café, zur Apotheke, zum Bio-Supermarkt, zum Eisenwarenhändler mit seinem vollgestopftenSchaufenster und zur Boutique mit den selbstgenähten Baby-decken. Junge Unternehmerinnen lassen sich hier neben altein-gesessenen Handwerkern nieder, traditionelle Restaurants teilensich den Platz mit Gin-Bars und Häppchen-Lokalen. Hier findetman alles, was man zum Leben braucht – und dabei nicht zuletztein Gefühl ungezwungener Zugehörigkeit –, aber weder Starbucks-noch Zara-Filialen. Campo de Ourique ist ein Städtchen in derStadt, verbunden mit dem Zentrum von Lissabon durch Tram undBus und doch ein wenig für sich, ein bisschen entrückt.

Seine erhöhte undfür damalige Verhältnisse abgelegene Lagebewahrte Campo de Ourique 1755 vor der Zerstörung, als einErdbeben und die Flutwelle, die folgte, das Zentrum von Lissa-bon zu einem Trümmerfeld machten. Die bürgerliche Mittel-schicht begann Zuflucht in der noch ländlichen Gegend zu

suchen, Höfe und Olivenhaine wichen dem schachbrettartigenStrassennetz, das den Stadtteil noch heute prägt, und mit dennahe gelegenen Fabriken zogen bald auch die ersten Arbeiter zu.Im kleinen Quartier hatten verschiedene Gesellschaftsschichtenund Generationen ebenso Platz wie unbequeme Gedanken: Hierwurden einst Pläne zum Umsturz der Monarchie geschmiedet,und auch die Opposition des Salazar-Regimes, das Portugal bis1974 während vier Jahrzehnten in festem Griff hielt, traf sich inCampo de Ourique regelmässig zu geheimen Gesprächen.

Der Beitritt Portugals zur EU spülte in den neunziger Jahrenviel Geld ins Land, und auch Campo de Ourique sah plötzlichBankfilialen und Immobilienagenturen aus dem Boden wachsen.Die Krise machte vieles davon wieder rückgängig, nährte statt-dessen den lokalen Unternehmergeist und zog junge Familien insQuartier, die sich ein Eigenheim in den Vororten der Stadt nunnicht mehr leisten können und hier die Nähe zu Schulen undSpielplätzen schätzen. Denn ausser der schieren Unmöglichkeit,einen freien Parkplatz zu finden, scheint Campo de Ourique sei-nen Bewohnern wirklich keinerlei Grund zur Klage zu geben.

CAMPO DE OURIQUE FÜHLT SICH AN WIE EIN DORF IN DER KAPITALE L ISSABON. VOM GROSSEN ERDBEBEN1755 BL IEB ES VERSCHONT, ERSCHÜTTERUNGEN GAB ES ABER DENNOCH: WO HEUTE KINDERKLEIDERLÄDEN

DEM VIERTEL PASTELLTÖNE VERLEIHEN, WURDE FRÜHER WIDERSTAND GEGEN DIE OBRIGKEIT ERPROBT

Text ÜMIT YOKER Fotos ERNST SCHADE

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05– Vintage de Coração

13– Konservendosen auf demMercado

03 – Schönes fürs Baby: Amor às Cores

02 –Jardim da Parada

01 – Jardim da Estrela

13 – Mercado de Campode Ourique

02 –Kartenspieler imJardim da Parada

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PARKS

MARKT

Picknick mit Tanz

Jardim da EstrelaDie Anlage aus demJahr 1852 gehört zu dengrössten öffentlichenParks der Stadt. Derliebevoll gestaltete undgepflegte Spielplatzdarin zieht vieleFamilien an. Zwischenmächtigen Bäumen undEntenteichen werdenaber auch bis spätin den Herbst hineinPicknick-Deckenausgebreitet undunter freiem HimmelPaartänze geübt.

Für jedes Alter

Jardim da ParadaHier lassen sich dieStationen eines Men-schenlebens auf einpaar Metern abschrei-ten: Am einen Endedes kleinen Parks imHerzen des Quartiersschaukeln Kinder, amanderen treffen sichHerren fortgeschritte-nen Alters zum Karten-spiel. Und dazwischen?Sechzehnjährige, diesich an einem kleinenHolzpavillon mitKlimmzügen abmühen,Arbeitskolleginnen, dieim Freiluft-Café denTag ausklingen lassen.

Alles unter Dach

Mercado de Campode OuriqueEiner der beliebtestenAusgeh-Orte im Quartierliegt zwischen Tomaten,Birnen und Doraden. 2013liess die Stadt den markantenBau aus den dreissiger Jahrenrenovieren und versah denüberdachten Markt, einen derältesten der Stadt, mit einemneuen Gourmet-Konzept. Zuden Ständen mit Früchtenund Gemüse gesellen sichseither auch solche, an denenCarpaccio, Sushi und Sangriazubereitet wird, und es stehengenügend Tische und Stühlebereit, an denen das alleskonsumiert werden kann.mercadodecampodeourique.pt

SHOPPING

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Babybedarf

Amor às CoresBoutiquen mit Schö-nem für die Kleinstenschiessen aus demBoden. Bei Amor àsCores kann man aufTurnsäckli und Baby-kissen den Namenseines Kindes auf-drucken lassen. Diesympathische Besitze-rin schickt die Sachenauch in die Schweiz.Rua 4 de Infantaria, Nº 1 B

Köstlichkeiten

Aromas & SaboresDer Empfang derKundschaft ist etwaswortkarg, der Geruchim Laden dafür umsoeinladender. Seitbald dreissig Jahrenkommen hier Würstein allen Formen undFarbschattierungenund Käse vom Schaf,von der Ziege, der Kuhzusammen; Weine, Öleund prächtige Schinkenfehlen selbstverständ-lich ebenfalls nicht.Und wer will, kannsich vor Ort ein paarder Delikatessenauftischen lassen.Rua Tomás de Anunciação, 44

Caritativer Trödel

Vintage de CoraçãoEin bisschen Antiqui-tätengeschäft, einbisschen Trödelladen,findet man hierPillendöschen mitzartem Blümchen-muster und anmutiggeformte Likör-gläschen, aber etwaauch ein knallgelbesFonduecaquelon ausden siebziger Jahren,das an ein Ufo erinnert.Der Laden ist Teileines Sozialprojekts,das in Lissabon undUmgebung Menschenam Rande der Gesell-schaft unterstützt.Rua Correia Teles, 63

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CASAFERNANDOPESSOA

Die Stimmung an der Rua Coelho daRocha 16 ist fast andächtig: Hohe Deckenund viel Weiss prägen das einstige Wohn-haus von Fernando Pessoa; fünfzehn Jahrelang hat der grosse portugiesische Dichterhier gelebt, bis zu seinem Tod 1935. Die

Casa Fernando Pessoa vereinigt heute nichtnur alles unter ihrem Dach, was über denDichter und von ihm geschrieben wurde,

sondern auch dessen eigene Büchersamm-lung sowie die einzige Poesie-Bibliothekdes Landes. Eine Kammer im ersten Stockist dem einstigen Schlafzimmer Pessoas

nachgebildet, neben seinem Bett steht einegrosse Truhe mit zerknüllten Notizen – derPoet sollte dereinst den grössten Teil seinesWerks in der Form von losen, handgeschrie-

benen Blättern hinterlassen.

CAMPO DE OURIQUE

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Z 57

14 – Tram 28

07 – Hamburgueria da Parada

09 – Das Restaurant Tasca da Esquina

10 – Das Strassencafé Tentadora

Typische bunteHäuserfassade

12 – Padaria do Povo

Henrique Cayatte

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SCHLAFEN

TRINKEN

ESSEN

Ländliches Flair

Imperium Lisbon VillageIn einem Gässchen gut verstecktliegt diese erst vor wenigenMonaten eröffnete Unterkunft(Bild unten). Die kleine Anlageist einem portugiesischen Dorfnachempfunden: Auf demVorplatz zwischen den frischrenovierten Häuschen plätschertein Brunnen vor sich hin, vorden Fenstern blühen pink-farbene Geranien. Irgendwozwischen Hotelzimmerund Apartment angesiedelt,verfügt jede der zwölf Einheitenneben Bett und Bad über eineWohnecke sowie eine bestenseingerichtete Küche.imperiumvillage.com

AUF EINEN KAFFEE MIT HENRIQUE CAYATTE , DESIGNERDer Kommunikationsdesigner hat eine der wichtigsten Tageszeitun-gen Portugals mitbegründet, war bei der Signalisation der Expo 98in Lissabon federführend und gestaltet Museen und Ausstellungen.

«Mein Lieblingsort? Die Strasse. Ich lebe schon 31 Jahre in Campode Ourique, seit 1998 ist auch mein Studio hier. Die Kleinräumigkeitgefällt mir, alles ist so nah beieinander. Hier begegne ich immerjemandem, den ich kenne, wir schwatzen, wir lachen. Es gibt aberkein Café, das ich jeden Tag besuchen würde, dafür bin ich zuoft unterwegs. Ich unterrichte an der Universität in Aveiro, arbeitean Projekten in anderen Städten, bin viel im Ausland. Ich hasseRoutine. Jeden Tag derselbe Ablauf, das wäre nichts für mich. Wennmir etwas Zeit bleibt, gehe ich gerne zum Lesen in den Park, denJardim da Parada bei mir um die Ecke, oder auch in den Jardimda Estrela . In den letzten Jahren mussten viele alteingesesseneBetriebe schliessen – ein Verlust für das Quartier.»

TRAM 28Und wie es sich abmüht in den schmalen Kur-ven und den steilen Strässchen von Lissabon,das Tram 28. Fast jeder Reiseführer schlägt

eine Tour mit dem altmodischen Gefährtvor, und das mit gutem Grund: Die Streckezwischen Campo de Ourique und Martim

Moniz führt an diversen Quartieren, Kirchenund Aussichtspunkten der Stadt vorbei.

Verführerischer Kaffee

A TentadoraNiemand weiss genau,wer die Verführerin,die tentadora, war, diedem Strassencafé mitden wunderbarenJugendstilleuchternseinen Namen gegebenhat. Den Kaffee ser-vieren ältere Herren,und es herrscht stetsangenehme Betrieb-samkeit. In der ge-schwungenen Glas-auslage findet mandie ganze Bandbreitean typisch portugie-sischem Gebäck.Rua Ferreira Borges, 1

Hamburger und Wraps

Hamburgueriada ParadaMan steht sich beider Arbeit fast auf denFüssen, doch dasscheint das Personalim kleinen Kiosk nichtbeim Belegen vonBrötchen und Aus-schenken von Drinkszu stören. Die Ham-burger, wahlweise auchWraps, werden aufdicken Pommes fritesim Plastic-Körbchenserviert, besonders gutschmeckt die Variantemit süsssaurem Speck.Jardim da Parada

(Jardim Teófilo de Braga)

Deftig-traditionell

Stop do BairroRücken an Rückensitzen hier Familienaus dem Quartier überdeftigen Gerichten wieCarne alentejana oderArroz de tamboril. Seitvierzig Jahren beglücktJoão Sabino seineGäste mit traditionellerKüche, die blauenFussballtrikots an dengekachelten Wändenzeugen von der Leiden-schaft des Wirtes – undeinstigen Linksaussen-spielers – für seinenKlub Belenenses.Rua Tenente Ferreira

Durão, 55A

Häppchen

Tasca da EsquinaHäppchen statt Haupt-gang, das kennt manauch in Portugal: WasTapas in Spanienund Meze in derTürkei sind, heisst hierPetiscos. Vítor Sobralgehört zu den grossenKüchenchefs imLand, in seiner «Tascada Esquina» naschtman an Garnelenmit Knoblauch oderan Pica-pau, Schweine-fleischstreifchen anEssiggurken undanderem eingelegtemGemüse. Serviertwird auch Moelas,Hühnermagen anTomatensauce. (Doch,doch, das schmeckt.)Rua Domingos Sequeira, 41C

Scones im Hof

RésvésDas Kiesplätzchen mitseinen roten Metall-tischchen und denPalmen entzieht sichdem Blick der Passan-ten, denn erst, wer dasvon einer Journalistinund einer Architektingeführte Café durch-quert, gelangt zumlauschigen Hof. Dieserlädt zum Nichtstun ein,bei warmen Scones undeiner Tasse «Thé sur leNil» zum Beispiel, oderbei Glace, die nachHimbeeren mit Cham-pagner schmeckt.Rua 4 de Infantaria, 26 r/c

Wein und Bier

A Padaria do PovoEinst Armenbäckereiund Treffpunkt vonRegimekritikern, gibteinem die Lage dergenossenschaftlichorganisierten «Padaria»an einer schlechtbeleuchteten Neben-strasse heute noch dasGefühl, an ein kon-spiratives Treffen zugehen. Doch drinnensitzt man heiter beiWein und Bier undsieht sich Fussballspieleoder alte Kinofilme an.Rua Luís Derouet, 20-A

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Z58 ZUGABE

Z – Die Substanz des Stilsis t ein Magazin der NZZ

ChefredaktionFelix E . Müller (fem.)Nicole Al thaus (na.)

Redaktionelle Leitung:Malena Ruder (rud.)

RedaktionRober to Zimmermann (roz .)(Ressor t lei tung St i l / Z )K im Dang (k id.)Chr is t ina Hubbeling (chu.)Peter Keller (kep.)Oliver Schmuki (ols.)David Strei f f Cor t i (das.)Kevin Stut zF lor ian Zobl (fzo.)Karin Zweidler (zwe.)

AutorenBice Curiger, A l fredo Häberli ,Richard Kägi, Jörg Michel ,Joachim Schirrmacher,Barbara V inken, Roger Willemsen,Ümit Yoker, Marc Zi t zmann (zi t . )

Ar t-DirectionClaudio Gmür (clg.)

LayoutAlexandra Kojic (akc.)

ProduktionsleitungEveline Roth (evr.)

BildredaktionAnton J. Erni (aje.)

KorrektoratEva Koenig, Barbara Stuppia

IMPRESSUM BEZUGSQUELLEN

Adresse RedaktionNZZ am SonntagPost fachCH-8021 ZürichE-Mail : [email protected] .nzz .ch

Adresse VerlagNZZ-VerlagFalkenstrasse 11Post fachCH-8021 Zürichverlag@nzz .ch

Anzeigen Deutschschweiz:NZZ Media Solut ions AGFalkenstrasse 11Post fachCH-8021 ZürichTelefon +41 4 4 258 16 98Fax +41 4 4 258 13 [email protected] ions.ch

Ant je Petzold,Key-Account-ManagerinTelefon +41 4 4 258 13 57ant je.pet [email protected]

Anzeigen Westschweiz:NZZ Media Solut ions AGAvenue Mon-Repos 22Case postale 7082CH-1002 LausanneTelefon +41 21 317 88 08Fax +41 4 4 258 13 [email protected] ions.ch

Yves Gumy, Key-Account-ManagerTelefon +41 21 317 88 [email protected]

Einzelhef te können zum Preisvon Fr. 7.50 unter www.z .nzz .chbezogen werden.

LithosSt . Galler Tagblat t AG

DruckPrinovisBreslauer Strasse 300D-90471 Nürnberg

Konzept und Creative DirectionWinkreativewww.winkreative.com

Verbreitete Auflage280 000 Exemplare

Alle Ar t ikel wurden exklusivfür «Z – Die Substanz des St ils»geschrieben. Alle Rechte vor-behal ten. Jede Verwendung derredak t ionellen Tex te (insbesonderederen Verviel fäl t igung, Verbrei tung,Speicherung und Bearbei tung)bedar f der schri f t l ichen Zust immungdurch die Redak t ion. Ferner is tdiese berecht igt , veröf fent l ichteBei träge in eigenen gedruck tenund elek tronischen Produk tenzu verwenden oder eine NutzungDri t ten zu gestat ten. Für jeglicheVerwendung von Inseraten is t dieZust immung der Geschäf tslei tungeinzuholen.

UnternehmensleitungVei t Dengler (CEO)

Projektverantwor tungSteven Neubauer

ProjektleitungLarissa Bieler

ISSN 1662–1573© 2015 Neue Zürcher Zei tung AG

AGLwww.agl.comAlessiwww.alessi.comAr tekwww.artek.fiAr tianawww.artiana.chBio Online Shopwww.bio-online-shop.chBiothermwww.biotherm.chChloéwww.chloe.comEdition Populairewww.edi t ionpopulaire.chEstée Lauderwww.esteelauder.chGianvito Rossiwww.gianvi torossi .comGuerlainwww.guerlain.comHolmwww.holmsweetholm.comHugo Bosswww.hugoboss.comLaliquewww.lalique.comLibbeywww.libbey.comLimited Stockwww.limi ted-s tock .chLinck Keramikwww.linck .chMarionnaudwww.marionnaud.chNeumarkt 17www.neumark t17.chNord3www.nord3 .chNordish Livingwww.nordish.chPfisterwww.pf is ter.chRastalwww.rastal .ch

Siblerwww.sibler.comSpiegelauwww.spiegelau.comTeo Jakobwww.teojakob.chVitrawww.vi t ra.comWoggwww.wogg.chWohnbedar fwww.wohnbedar f.chYves Saint Laurentwww.ysl .comZaltowww.zal toglas.at

Mai 2015

GEWINNEN SIE EINES

VON 23 BOBBI-BROWN-SETS

À 302 FRANKEN

1 «LATHERING TUBE SOAP»

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31. MAI 2015

zu-gewinnen@nzz .ch

Frische im Fünferpack

Gesunde Haut ist rein, undgesunde Haut fühlt sich ge-schmeidig an – braucht alsogenügend Feuchtigkeit. Wirverlosen 23 fünfteilige Bobbi-Brown-Sets im Wert von je302 Franken, die Ihrer Hautgenau das versprechen. Teil 1des Pflege-Quintetts ist dieLathering Tube Soap, sie rei-nigt mit Kokosnuss-Extrakt.Danach sorgt die HydratingGel Creammit Tropengras-Ex-trakt für viel Feuchtigkeit, derExtra Illuminating MoistureBalm bringt mit feinen Perlenjeden Teint zum Strahlen, undder Face Mist fixiert schliess-lich das Make-up und duftetberuhigend nach Lavendel.Komplettiert wird das Setdurch die Buffing Grains forFace, kleine Peelingkörner, diemit Crèmes oder Wasser ge-mischt werden können. Um zugewinnen, schicken Sie eineE-Mail mit Namen und Adressean [email protected] Glück!

ZU GEWINNEN

Mitarbeiter der NZZ AG und der zur Gruppegehörenden Betriebe sind zur Teilnahme amWet tbewerb nicht berechtigt . Aus den richt i-gen Einsendungen werden eine Woche nachErscheinen des Magazins in der Redaktion die23 Lose gezogen. Die Gewinner werden schrif t-lich benachrichtigt . Die Gewinnerlis ten werdennicht öf fentlich publizier t . Der Rechtsweg istausgeschlossen, Mehr fachteilnahmen werdengelöscht . Teilnahmeschluss für den Wet tbe-werb ist der 31. 5 . 2015. Danach eintref fendeE-Mails werden nicht mehr berücksichtigt .

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Z 61

ROLF HILTLInhaber des ältesten Vegi-Restaurants der Welt , Hiltl

«Meine Grossmutter aus Deutschland hat währendder Weltkriege wohl wenig daran gedacht, Vegane-rin zu werden. Sie war froh, wenn sie satt wurde.Vegane Ernährung ist ein sinnvoller Trend, denman sich aber leisten können muss. Kommen keineKrisen auf uns zu, sieht die Zukunft bestimmt im-mer veganer aus. Vor allem bei jungen Leuten ist dievegane Ernährung en vogue: Selbst tätowierte, mus-kulöse Jungs verzichten heute auf tierische Produk-te. Man kann sich fragen, wieso. Einerseits sicherwegen des Tierschutzes und der Umwelt. Anderer-seits kann ich mir vorstellen, dass es auch Abgren-zung ist. Wir wollten den Eltern zeigen, dass es an-ders geht. Vielleicht ist das heute der Weg dazu. Ichpersönlich bin Flexitarier: Ich esse auch Fleisch,seit längerem aber immer weniger. Mich ganz veganzu ernähren, ist momentan keinThema.»

GÜLSHA ADILJIModeratorin beim Jugendsender Joiz

«Ist veganfür Sie ein Unwort, und lasen Sie den Titelschon mit Augenrollen? Sie lesen auch nur weiter,um sich über diese Körnli-Hippies zu belustigen,diese Möchtegern-Weltverbesserer mit ihremCashewkern-Käse und Bio-Dinkel-Burger? Will-kommen im Klub. Obwohl ich seit 2013 auf tieri-sche Produkte verzichte, ist es mir im Restaurantunangenehm, nach einer veganen Alternative zumVegi-Menu zu fragen. Oft bestelle ich also grum-melnd den Vorspeisensalat in Hauptspeisengrösse.Das Wort vegan löst auch bei mir keine schönen Ge-fühle aus, weil es abfällige Kommentare, hochgezo-gene Augenbrauen und schlechte Witze mit sichbringt. Gemäss meinen Erfahrungen wird Veganis-mus nicht einmal annähernd salonfähig werden. Essei denn, Nestlé und Co. merken, dass Veganismusnoch mehr Profit abwirft als das Fleisch-/Milch-Zeug. Nestlés Werbebudget würde Veganismus zumHarry Potter der Food-Welt machen, schlechteFleischwitze und Augenrollen ade. Bis dahin esseich grummelnd den Vorspeisensalat.»

PETER ROSENBERGERInhaber /Geschäf tsführer des «Sternen»-Grills in Zürich

«Nie und nimmer, sage ich! Wurst und Käse haben dochmit Kultur zutun. Jede Region hat ihre Spezialitäten, eine Generation gibt ihreRezepte der nächsten weiter. Emmentaler Lammvoressen, Züri-Ge-schnetzeltes, Berner Platte oder Zuger Röteli, die Namen allein spre-chenfür die regionale Verbundenheit. Was können da ein Rüebli odereine Gurke schon bieten? Zweifellos ist vegane Ernährung im Trend,Kochbücher schiessen wie Pilze aus dem Boden, sogar spezialisierteRestaurants haben Erfolg. Vor allem junge Menschen wollen sichheute so ernähren. Die Anzahl Teilzeit-Vegetarier ist in den letztenJahren massiv gestiegen, genauso wird das wahrscheinlich auch mitden Teilzeit-Veganern geschehen. Die Zukunft wird aber sicher nichtnur vegan sein, die Welt der Kulinarik ist einfach um ein spannendesKapitel reicher geworden.»

BASTIEN GIRODVizepräsident Grüne Partei der Schweiz

«Tierische Produkte brauchen für ihre Herstellung etwa 10-malmehr Fläche als pflanzliche. Wenn alle so viel davon essen würdenwie wir in den industriellen Ländern, dann müsste der gesamteRegenwald abgeholzt werden, um das dafür notwendige Futter zuproduzieren. Und nicht einmal dann würde die Fläche ausreichen.Gleichzeitig ist eine artgerechte Haltung für die industrielle Fleisch-und Milchproduktion nicht machbar. Es braucht also mehr pflanz-liche Ernährung und mehr Veganer. Niemand soll gezwungen wer-den, das muss freiwillig und gern geschehen. Vor zehn Jahrenschüttelte ich noch den Kopf: Vegetarisch o.k., aber auf Milchproduk-te verzichten? Vegane Weihnachtsessen, die vegane Bolognese, derGemüsekuchen meiner Frau und der vegane Sonntagsbrunch in mei-nemQuartiercafé habenmich aber überzeugt: Die Zukunft ist vegan.»

DIE ZUKUNFT IST VEGAN

ROUND TABLE

ZUGABE

ALEX RÜBELZoodirektor Zoo Zürich

«Veganismus ist eine Modeerscheinung – Modeerscheinungenkommen und gehen. Entscheidender für Natur und Umwelt ist,dass wir weniger Fleisch essen, unsere Nahrung aus der Nähebeziehen und die Tiere optimal halten. Auch die Industrien, dievegane Produkte aus Pflanzen herstellen, mit Zusatzstoffen fürGeschmack und Aussehen, führen zu Lebensraumverlusten undtöten Tiere. Nur weniger offensichtlich als im Schlachthaus. Dasind mir Vegetarier, die keine Design-Nahrungsmittel zu sichnehmen, dafür einmal ein Ei essen oder Milch trinken, deutlichlieber. Letztlich brauchen unsere Bauern, die ihre Tiere gut hal-ten, auch Leute, die das Fleisch essen. Sonst geht die Vielfaltunserer Landschaft zugrunde, besonders in den Bergen.»

DAVID FÄHErnährungswissenschaf ter und Buchautor

«‹Veganer leben nicht länger – sie sehen nur älteraus›, höhnen Kritiker. Die Gesichtsfarbe so mancheines Hardcore-Vegetariers lege diesen Schlussnahe. Was stimmt: Frauen, die sich pflanzlich er-nähren, haben ein höheres Risiko für Eisenmangelund Blutarmut; auch Vitaminmangel kann eineFolge sein. Wer sich vegan ernährt, muss VitaminB12 in Tablettenform einnehmen – da nützen auchkeine Algen. Dies legt nahe, dass Mutter Natur denMenschen nicht als reinen Grünzeugvertilger kon-zipiert hat. Trotzdem gibt es gute Gründe, wenigertierische Produkte zu essen, auch gesundheitliche.Zu viel von Rind, Kalb und Schwein erhöht das Ri-siko für Hirnschlag, Herzinfarkt und Krebs. DasGegenteil erreicht, wer genügend Nüsse, Hülsen-früchte, Olivenöl und Ballaststoffe zu sich nimmt.Eine überwiegend pflanzliche Ernährung ist ge-sund und schränkt nicht unnötig ein. Aber eineausschliessliche? Schoggi, Käse undWein: WürdenSie darauf verzichten wollen? Die Zukunft ist nichtvegan. Aber sie isst veganer, und das ist gut so!»

Mai 2015

Redaktion KARIN ZWEIDLER

Page 62: DOWNLOAD MAGAZIN Z Ausgabe Mai 2015

Z62 ZUGABE

Laurie Anderson, 67, Musikerin, Komponistinund Performancekünstlerin

Wir sind alle in der Badewanne aufgewachsen, hin- und hergerissen zwi-schen dem Design der müt terlichen Arme und dem des Stöpsels. Wir sitzenfest in der Innenausstat tung unserer Biografien, reden von der «Lebens-reise» und rufen Bilder auf voller Ferne und Weite und Versprechen. Dabeistreifen wir in Wirklichkeit durch eine Flucht von Interieurs mit den Namender Mut terbauch, das Kinderzimmer, das Büro, das Dorf, das ehelicheSchlafzimmer, das Hospital, der Sarg – lauter kommunizierende Räume, be-klebt mit Bildtapeten, geeignet , die Badewanne vergessen zu machen, derwir nie entkommen sind. Wir waren nie draussen.

ZITATAusgesucht und kommentiert von ROGER W IL L EMSEN

EIN WAL,derinder

au f g ewach s en i s t ,

M U S S D E N K E N ,

Meer

Badewanne

h a b e W ä n d e . ”

das

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Page 64: DOWNLOAD MAGAZIN Z Ausgabe Mai 2015

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