Duell der Körperlosen

Embed Size (px)

Citation preview

.

Band 48der Fernseh-Serie Raumpatrouille

H. G. Francis

Duell derKrperlosen

Dieses E-Book ist nicht zum Verkauf bestimmt!!

Der Kampf gegen die Hinterlassenschaften des Kosmischen Infernos, dessen Hauptlast bisher von der ORION-Crew getragen wurde, gestaltet sich immer mehr zu einem Kampf gegen ein vielkpfiges Ungeheuer, hnlich der Hydra aus der griechischen Mythologie, der fr jeden abgeschlagenen Kopf zwei neue nachwachsen. Es ist in erster Linie ein Kampf gegen die Stationen und Werkzeuge des Rudraja, aber auch die Hinterlassenschaften des Varunja, das das Gute verkrperte, bergen unbekannte Gefahren.Die Raumfahrer der ORION IX hatten drei Ruhetage verordnet bekommen, um sich von den ungeheuren physischen und vor allem psychischen Belastungen der Auseinandersetzung mit dem Todeskristall zu erholen. Doch sie fanden keine Ruhe, denn noch immer schwebt das Damoklesschwert der wiedererwachten Erben der beiden Urmchte ber der Menschheit.Ihre Ahnung trog nicht. Der letzte Hyperimpuls des Todeskristalls wurde von berwachungssatelliten verfolgt, und als Ziel wurde das Dreifach-System 0 2 Eridanus ermittelt. Kaum stand dieses Ergebnis fest, wurde die Erde von einer Kodegruppe Hyperimpulse getroffen, die aus der ermittelten Richtung kamen. Diesmal handelte es sich offenbar nicht um eine lokale Bedrohung, sondern ein Gegner auerhalb des Sonnensystems mute auf die Erde aufmerksam geworden sein.Und wieder wurde die ORION-Crew als Galaktische Feuerwehr losgeschickt. Sie sollte nur erkunden, aber wie so oft, scho sie auch diesmal ber das Ziel hinaus, weil sie ahnte, da ein grerer Aufwand die Erde erst wirklich interessant fr die wiedererwachten Erben des Rudraja machen mte. Sie entdeckte im Dreifach-System 0 2 Eridanus den Planeten Vyamar und auf ihm eine uralte Ausbildungszentrale fr Einsatzagenten des Rudraja und sie entdeckte Schiffe und Flugzeuge, die in der Vergangenheit aus dem Bermuda-Dreieck verschwunden waren.Nachdem sie selbst unter den Willen der Hypnobasis gezwungen worden war, gelang es ihr mit Hilfe des V'acora, die fremde Basis auszuschalten. Aber sie konnte nicht mehr rckgngig machen, was in der Vergangenheit geschehen war. Deshalb kommt es nach Rckkehr der ORION-Crew auf die Erde zum DUELL DER KRPERLOSEN ...

Die Hauptpersonen des Romans:Peter Bedron Ein Raumkapitn erlebt eine unangenehme berraschung.Mario de Monti Der Kybernetiker lt sich auf ein gefhrliches Duell ein.Helga Legrelle Die Funkerin redet zuviel.Charles Taylor Leiter eines Sabotagetrupps.Cliff McLane Der Commander unternimmt eine Rettungsaktion.Murdonom Kahindra Erster Chefprogrammierer von TECOM.

1.

Peter Bedron lehnte sich aufatmend in seinem Sessel zurck.Smtliche Systeme aus, befahl er.Flug- und Landesysteme aus, besttigte Trom Tail, der Chefingenieur. Das wr's. Wir sind heil auf Krasitch gelandet.Denk an, sagte Commander Bedron spttisch. Das htte ich gar nicht bemerkt, wenn du mich nicht darauf aufmerksam gemacht httest.Trom Tail lchelte nur. Er kannte seinen Kommandanten und seine speziellen Bemerkungen. Sie regten ihn nicht mehr auf.Ich wei nicht, ob ihr es schon bemerkt habt, sagte Helen Sanders, der Funkleitoffizier der MORNING. Wir bekommen Besuch.Sie deutete auf den Hauptbildschirm, auf dem ein Flugwagen zu erkennen war, der sich dem Raumschiff nherte. Commander Bedron blickte zu den beiden anderen Raumschiffen der Astiriakos-Flotte hinber, die gleichzeitig mit der MORNING auf Krasitch gelandet waren. Er stellte fest, da sich fr diese Raumer offenbar noch niemand interessierte.Helen Sanders regulierte die Brennweite der Auenoptiken neu ein, bis die Mnner in dem Flugwagen sich im Groformat auf dem Hauptbildschirm abzeichneten.Alle vier sind bildhbsche Burschen, sagte sie lchelnd. Ehrlich, sehen die nicht wirklich gut aus?Das kann ich nicht finden, entgegnete Trom Tail abfllig. Vergeblich versuchte er, nicht eiferschtig zu erscheinen. Ich mag solche Typen nicht.Ich schon, sagte Helen. Sie strich sich das lange, blonde Haar ber die Schultern in den Nacken zurck. berhaupt sind Mnner, die ihr ganzes Leben auf einem Planeten verbringen, fr mich irgendwie faszinierend. Sie haben so etwas Besonderes. Finde ich.Geschmackssache, erwiderte der Chefingenieur. Fr mich sind solche Mnner schlicht langweilig.Der Flugwagen hielt vor der MORNING.Aha, jetzt melden sie sich endlich, sagte die Funkerin und drckte einige Tasten. Das scharfgeschnittene Gesicht eines der vier Mnner erschien vor ihr im Projektionsfeld. Guten Morgen. Was kann ich fr Sie tun?Wir mchten den Kommandanten sprechen, erwiderte der Krasitch-Siedler. Wir bitten, an Bord kommen zu drfen.Sind Sie vom Zoll oder so etwas? erkundigte sich Helen Sanders.Nein, entgegnete der Besucher und lchelte gewinnend. Wir sind Vertreter der neugegrndeten kosmischen Handelsgesellschaft. Wir interessieren uns fr Ihre Fracht.Commander Peter Bedron schaltete sich ein. Er drckte eine Taste, und der Bildschirm vor ihm erhellte sich. Wozu gibt es eine Warenbrse? fragte er schroff.Auf der Brse ist eine Strung eingetreten. Vorbergehend mssen die Waren frei ausgehandelt werden, behauptete der Fremde. Wer am schnellsten ist, hat die besten Chancen. Wir bieten Ihnen einen fairen Preis.Einverstanden, sagte Bedron arglos. Kommen Sie an Bord. Sie knnen sich die Fracht ansehen.Er gab Trom Tail ein Zeichen, und der Chefingenieur ffnete die Bodenschleuse des diskusfrmigen Raumschiffs. Eine Minute spter traten die vier Mnner aus dem zentralen Schacht.Mein Name ist Bo, erklrte der blonde Mann, mit dem Bedron verhandelt hatte. Er griff unter seine Kleidung und holte einen altertmlichen Revolver hervor. Sie sollten wissen, da das Schiff in diesem Moment an mich bergeht. Sie sind als Kommandant abgesetzt.Helen Sanders lachte. Sie warf den Kopf in den Nacken, blickte Trom Tail lchelnd an und ging auf den Mann zu, der sich Bo nannte.Bo, sagte sie weich und streckte die Arme aus. Seien Sie uns willkommen. Fr gelungene Scherze haben wir immer etwas brig.Sie tuschen sich, entgegnete Bo. Dies ist kein Witz.Aber, Bo, rief sie amsiert. Sie hatte ihn fast erreicht. Er hob den Revolver etwas hher und scho ihr eine Kugel mitten in die Stirn. Helen strzte zu Boden, als habe ihr jemand die Beine unter dem Leib weggeschlagen.Commander Bedron, Trom Tail und die schweigsame Sue Mayn sprangen entsetzt auf. Bestrzt blickten sie auf die Tote. Keiner von ihnen schien zu begreifen, was geschehen war. Schlielich aber schrie Trom Tail wie ein waidwundes Tier auf. Er wollte sich auf Bo strzen, aber dieser richtete sofort den Revolver auf ihn.Auch Todessehnschte? fragte er sarkastisch.Sind Sie wahnsinnig geworden? flsterte Peter Bedron, der wie betubt vor seinem Sessel stand. Haben Sie den Verstand verloren? Wie knnen Sie so etwas tun?Bo gab seinen Begleitern ein Zeichen. Sie verteilten sich ber die Zentrale, bis sie den Raum wirklich beherrschten.Die Verhltnisse auf Krasitch haben sich ein wenig gendert, erklrte Bo khl.Aber der Computer hat die Auskunft erteilt, da ..., sagte Trom Tail stammelnd. Er sank auf die Knie und drehte Helen Sanders mit trnenfeuchten Augen auf den Rcken herum. Er strich ihr mit den Fingern ber die gebrochenen Augen und schlo die Lider.Bo lachte.Der Computer! rief er hhnisch. Das war unsere berlegung. Wir wuten, da Sie sich voll und ganz auf die Informationen des Computers verlassen wrden. Nur weil es so war, konnten wir Sie berrumpeln. Nicht schlecht, wie?Was, zum Teufel, wollen Sie von uns? fragte Bedron. Ich verstehe das nicht. Wollen Sie die Fracht klauen? Das ist doch sinnlos. Sie knnen sie nirgendwo in der Galaxis absetzen.Bo schttelte den Kopf. Er deutete auf den verwaisten Platz der Cheffunkerin.Setzen Sie sich dorthin, und rufen Sie den Innenminister an, befahl er. Teilen Sie ihm mit, da sich die MORNING in den Hnden der gelben Adler befindet.Bedron gehorchte. Er schaltete die Bildfunkgerte ein und drckte einige Tasten, nachdem ihm Bo eine Zahlenkombination genannt hatte. Nur Sekunden verstrichen, bis sich der Bildschirm erhellte. Das Gesicht eines jungen Mdchens erschien.Geben Sie mir den Innenminister, forderte Bedron.In welcher Angelegenheit, bitte? erkundigte sie sich hflich.In der Angelegenheit gelber Adler, erwiderte der Kommandant mit zornbebender Stimme.Das Mdchen erbleichte. Ihre Lippen zuckten. Sie stellte jedoch keine weiteren Fragen, sondern schaltete um. Das aufgedunsene Gesicht eines etwas siebzigjhrigen Mannes erschien. Mit verengten Augen musterte er Bedron.Was ist los? fragte er in schroffem Ton.Wir haben den gelben Adler an Bord, antwortete der Terraner. Ich wei zwar nicht, was das alles zu bedeuten hat, Tatsache ist jedoch, da dieser Adler meine Cheffunkerin erschossen hat.Seien Sie vorsichtig, bat der Innenminister. Mit diesen Leuten ist nicht zu spaen.Stellen Sie sich vor, erwiderte Bedron rgerlich. Das haben wir bereits gemerkt.Bo schob ihn zur Seite.Hren Sie zu, Sankmann, sagte er. Sie kennen mich. Sie wissen, was wir wollen. Erfllen Sie unsere Forderungen nicht innerhalb der nchsten beiden Stunden, beginnen wir mit der Hinrichtung. Fr jede zehn Minuten, die Sie verstreichen lassen, ein Menschenleben.Wir werden Ihre Freunde nicht freilassen, antwortete der Minister energisch. Was auch immer Sie tun werden, wir werden sie nicht freilassen. Es sind Verbrecher, die in einem rechtmigen Verfahren verurteilt worden sind.Sie werden meine Freunde als politische Gefangene ffentlich anerkennen, und Sie werden sie freilassen. Wenn Sie sich auf die Hinterbeine stellen, gibt es hier an Bord der MORNING ein Blutbad.Er schaltete ab, schwang sich mit seinem Sessel herum und blickte Commander Bedron grinsend an.So ist das, sagte er. Da verlt man sich auf eine Computerinformation, und dann kommt man an, und alles ist ganz anders.Peter Bedron prete erbittert die Lippen aufeinander. Er fhlte sich wehrlos gegen diesen Mann. Er war vollkommen berrascht worden. Niemand hatte damit gerechnet, da auf Krasitch etwas nicht in Ordnung sein knnte. Der Planet war fr seine politisch stabilen Verhltnisse bekannt. Vor wenigen Wochen erst war Peter Bedron zum letztenmal hier gewesen, und alles war in Ordnung gewesen. ber Nacht schien jedoch eine Terrororganisation entstanden zu sein, die extrem gefhrlich war. Er lie sich in einen freien Sessel sinken und legte sich die Hnde vor das Gesicht. Er wute nicht, was er tun sollte. Er war davon berzeugt, da die Terroristen ihre Drohung wahrmachen wrden. Sie hatten keine Skrupel gehabt, Helen Sanders zu erschieen, warum sollten sie welche haben, wenn es darum ging, weitere Besatzungsmitglieder zu tten?Was ist hier los auf Krasitch? fragte er.Bo schien berrascht zu sein.Ist das wesentlich fr Sie? erkundigte er sich.Ich denke schon, bemerkte Trom Tail. Wir haben mit den politischen Verhltnissen hier nichts zu tun. Wir wollen Speicherkristalle fr Produktionssteueranlagen verkaufen. Alles andere interessiert uns nicht.Bo setzte sich in den Sessel des Kommandanten.In Ordnung, sagte er und nickte Peter Bedron zu. Sie knnen das Raumschiff verlassen. Gehen Sie zur Brse und verkaufen Sie Ihre Kristalle.Bedron war so berrascht, da er sich zunchst nicht rhrte. Er glaubte an einen Trick, aber Bo wiederholte seine Aufforderung.Wenn Sie nicht mehr an Bord sind, bleiben mir noch gengend andere, die ich erschieen kann, wenn es notwendig werden sollte, erklrte er. Auf einen mehr oder weniger kommt es nicht an. Auerdem kann ich mir jederzeit von den anderen Schiffen einige an Bord kommen lassen.Bo fhlte sich offensichtlich vollkommen sicher. Tatschlich konnten Bedron und die anderen Besatzungsmitglieder der MORNING nichts gegen ihn und seine Begleiter ausrichten, denn diese besaen Waffen, die Raumfahrer hatten keine.Geh schon endlich, riet Trom Tail. Niemand wird uns etwas tun. Die Regierung wird die gefangenen Mnner und Frauen freilassen, und alles ist in Ordnung.Peter Bedron zgerte nicht lnger. Er verlie die Zentrale und jagte wenig spter mit einem Fluggleiter davon. Der Raumhafen von Krisagi war wie leergefegt. Nur die drei Raumschiffe von Keklos Astiriakos standen auf dem Landefeld. Als der Kommandant am Kontrollgebude landete, ging ein tropischer Regen hernieder.Er hatte erwartet, hier von irgendwelchen Beamten oder Offizieren in Empfang genommen zu werden. Das war jedoch nicht der Fall. Die Halle des Gebudes war leer. Die einzelnen Verkaufsstnde waren geschlossen. Niemand war zu sehen. Es schien, als sei der Betrieb eingestellt worden.Der Kommandant durchquerte die Halle und ging zu einer Tr, die zur Hauptverwaltung fhrte. Sie war geschlossen. Er mute einen Knopf drcken, um sich bemerkbar zu machen. Danach verstrichen etwa fnf Minuten, bis sich ein kleiner Bildschirm an der Tr erhellte. Das sonnengebrunte Gesicht eines dunkelhaarigen Mdchens erschien im Bild.Was gibt's denn, Commander? fragte sie gelangweilt.Peter Bedron konnte sich nicht mehr beherrschen. Er brllte seine Wut hinaus.Meine Besatzung schwebt in Lebensgefahr, schlo er seinen Protest, und Sie sitzen hier herum und tun so, als wre berhaupt nichts los.Du meine Gte, Commander, erwiderte sie gelassen. Was habe ich damit zu tun, da an Bord der MORNING irgend etwas nicht in Ordnung ist? Mich geht das nichts an.Gibt es einen Polizeioffizier, einen Sicherheitsbeamten oder sonst irgend jemanden, mit dem man vernnftig reden kann?Sie richtete ihre Blicke auf einen Punkt, der irgendwo ber dem Aufnahmesystem lag.Lassen Sie mich mal berlegen ..., sagte sie nachdenklich. Wer knnte denn da zustndig sein?Peter Bedron wandte sich zornbebend ab und kehrte zu seinem Gleiter zurck. Es go noch immer in Sturzbchen. Er stieg in die Maschine und startete. Wenig spter raste er ber die weit verstreut liegenden Huser der Hauptstadt von Krasitch hinweg. Er war auer sich. Fr ihn gab es nur zwei Mglichkeiten. Entweder arbeiteten die Angestellten des Raumhafenkontrollgebudes Hand in Hand mit den Terroristen zusammen, oder auf Krasitch herrschte das totale Chaos, so da sich niemand fr andere verantwortlich fhlte.Vor dem Regierungsgebude landete er. Endlich hrte es auf zu regnen. Doch das bedeutete nicht, da er trockenen Fues in das Gebude kommen konnte. Das Wasser stand knchelhoch, so da er versucht war, einfach mit dem Gleiter durch die offene Tr zu fliegen. Da er nicht unntig provozieren wollte, verzichtete er darauf und watete durch das Wasser.Auch hier traf er zunchst auf keine Bediensteten. Eine unnatrlich wirkende Ruhe herrschte in dem Gebude. Erst als Bedron in das erste Stockwerk vordrang, begegnete er einem Beamten, der diensteifrig Akten ber den Flur schleppte. Der Kommandant hielt ihn am Arm fest, weil er sonst an ihm vorbeigelaufen wre, ohne ihn zu beachten.Wo finde ich den Innenminister? fragte er heftig.Der Beamte zeigte ber die Schulter zurck und erwiderte einsilbig: 505.Bedron fuhr in einem Lift bis ins fnfte Stockwerk hoch und betrat das Zimmer 505, in dem eine blonde Sekretrin an einem Schreibtisch sa.Ja? fragte sie. Bitte?Bedron antwortete nicht. Er ging an ihr vorbei zu der einzigen Tr, die aus diesem Raum weiterfhrte, und ffnete sie. Die Sekretrin protestierte nicht.Er ist nicht da, sagte sie nur.Wo ist er?Er frhstckt. Sie pinselte seelenruhig weiter.Und wo ist das? fragte er mhsam beherrscht.In der Kantine. 500.Er eilte zur Eingangstr zurck und ri sie auf, als ein Zuruf von ihr ihn zurckhielt.He, Commander!Was ist?Sie knnten wenigstens danke sagen.Er ging von der Voraussetzung aus, da sie informiert war. Dementsprechend fiel seine Verwnschung aus. Sie wurde feuerrot und lie vor Schreck den Nagellack fallen. Er schlug die Tr zu und eilte bis zu einer Tr, die die Nummer 500 trug. Davor blieb er kurz stehen und zwang sich zur Ruhe.Es hat keinen Sinn, wenn du wie ein Wilder durch die Gegend tobst, sagte er sich leise. Dann ffnete er die Tr und trat ein.Der Innenminister sa mit zwei jungen Mdchen an einem Tisch am Fenster. Auer ihnen hielt sich niemand in der Kantine auf. Eines der Mdchen blickte flchtig zu Bedron hinber, whrend der Innenminister sich lchelnd zu der anderen hinberbeugte.Peter Bedron ging zu dem Tisch, nahm sich einen Stuhl und setzte sich. Der Innenminister drehte sich langsam zu ihm um, whrend die beiden Mdchen emprt von dem Commander abrckten.Ich habe Sie nicht gebeten, sich zu uns zu setzen, sagte der Politiker scharf.Das ist mir vllig egal, erwiderte der Terraner. Bester Mann, meine Leute befinden sich in der Hand von Terroristen. Meine Funkerin ist erschossen worden. Die Terroristen haben Ihnen ein Ultimatum gestellt, das bald abluft, und Sie sitzen hier herum und flirten mit zwei Mdchen, die Sie in eine peinliche Verlegenheit bringen wrden, wenn sie ernsthaft auf den Flirt reagieren wrden.Der Politiker blieb khl und gelassen.Der Kerl hat Sie also von Bord gelassen, stellte er fest. Warum?Er will mir die Mglichkeit geben, die Fracht an der Brse zu verkaufen.Und warum sind Sie dann hier und nicht in der Brse?Peter Bedron war so berrascht, da er nichts zu entgegnen wute. Er blickte den Innenminister fassungslos an.Sie sollten jetzt aber wirklich gehen, empfahl ihm eines der Mdchen und blies sich eine rtliche Locke aus der Stirn. Man kann alles bertreiben.So leicht werden Sie mich nicht los, sagte Bedron heftig. Glauben Sie, ich riskiere das Leben meiner Besatzung?Sie scheinen vllig falsche Vorstellungen von uns zu haben, entgegnete der Innenminister gelangweilt. Zwei Minuten vor Ablauf der Frist werden wir Bo mitteilen, da wir auf seine Forderungen eingehen.Sie wollen wirklich nachgeben?Wir mssen, denn sonst berlebt Ihre Besatzung nicht.Und was geschieht mit Bo und seinen Leuten?Das geht Sie nichts an, erklrte der Politiker abweisend. Er trank sein Glas aus und blickte Bedron mibilligend an. Finden Sie nicht, da Sie uns nun schon lange genug gestrt haben?Der Kommandant erhob sich, verneigte sich kurz vor den beiden Mdchen und verlie die Kantine.Verwirrt und verunsichert verlie Bedron das Regierungsgebude. Er setzte sich in seinen Gleiter und blickte auf die bungalowartigen Huser, die den Zentralplatz umsumten. Wenn Helen nicht erschossen worden wre, dann htte er alles nicht so ernst genommen. So aber wute er nicht, was er von Krasitch und seinen Bewohnern halten sollte.Er startete und programmierte die Daten der Auktionshalle ein, ging aber nur auf mige Geschwindigkeit. Er sah, da die Menschen aus ihren Husern kamen und ihre Arbeit wiederaufnahmen, die sie wegen des Regens unterbrochen hatten. Alles schien seinen normalen Verlauf zu nehmen. Nichts deutete darauf hin, da irgend etwas auf Krasitch nicht stimmte.Bedron landete auf dem Dach der Auktionshalle und fuhr mit einem Lift nach unten. Die Liftkabine glitt in eine Rhre aus Transparentplastik nach unten, so da Bedron die Halle gut bersehen konnte. In den zahlreichen Glaskabinen saen nur wenige Personen und lieen sich von den holographischen Gerten Waren vorfhren. Das Interesse an Importwaren schien nicht so gro zu sein, wie es nach Auskunft von TECOM htte sein mssen.Bedron schob den Gedanken einer Falschinformation jedoch von sich. Er pate einfach nicht in die Vorstellungswelt dieses Raumfahrers, der es seit Jahren gewohnt war, sich blind auf TECOM zu verlassen. Noch nie hatte es Pannen gegeben. TECOM war nicht nur der vollkommenste Computer, sondern auch der bestinformierte in der Galaxis.Wenn TECOM angekndigt hatte, da Speicherkristalle fr Produktionsanlagen auf Krasitch auf einen uerst aufnahmefhigen Markt stoen wrden, dann war es auch so.

2.

Peter Bedron schob die Schablone in den Schlitz am Computer und wartete. Einige Sekunden verstrichen, dann erschien das Angebot, das er zu machen hatte, in dem holographischen Projektionsfeld. Peter Bedron war sich dessen ganz sicher, da es nur Minuten dauern wrde, bis von allen Gebieten des Kolonialplaneten die Nachfragen eingehen wrden. Nicht nur, weil TECOM das vorausgesagt hatte, sondern weil Speicherkristalle fr Produktionsanlagen fr alle Kolonialplaneten ausgesprochen begehrte Produkte waren.Die drei Raumschiffe, die er nach Krasitch gefhrt hatte, hatten Waren im Wert von zusammen fast 25 Milliarden Points an Bord. Somit trug Bedron die Verantwortung fr Werte, die fr den Ankauf eines ganzen Industrieimperiums ausgereicht htten. Diese Lieferung wrde erhebliche Finanzprobleme fr die Bewohner von Krasitch aufwerfen. Doch das war von untergeordneter Bedeutung fr Krasitch, da die Speicherkristalle die auch hier allgegenwrtigen Computer befhigten, die vollautomatischen Fabriken zu steuern. Mit Hilfe der Speicherkristalle konnten komplizierte Produkte in Serie hergestellt werden, ohne da dazu Menschen als Arbeitskrfte eingesetzt werden muten. Durch sie wurde der kontinuierliche Aufbau der Kolonialwelten erst mglich.Das erste Angebot, das der Commander Krasitch unterbreitete, war ein Speicherkristall, der das Fertigungsprogramm fr den Bau von landwirtschaftlichen Robotern beinhaltete. Diese Automaten muten mit besonderer Sorgfalt hergestellt werden, da sie extremen Belastungen standzuhalten hatten. Sie machten das Land urbar und bestellten es. Sie setzten sich aus mehr als zwanzigtausend Einzelteilen zusammen. Die Robotfabrik, die mit den Speicherkristallen gesteuert werden konnte, versorgte sich selbst mit Rohstoffen, fertigte smtliche Einzelteile und warf schlielich die voll einsatzfhigen Roboter aus. Der Wert der Speicherkristalle lie sich aus diesem Grunde tatschlich kaum in einer Summe von Points angeben. Es war viel hher.Dennoch wartete Peter Bedron an diesem Tag vergebens. Sein Angebot erzielte kein Echo.Die Situation war absolut ungewhnlich fr ihn. Er hatte es noch nie erlebt, da er lnger als einige Sekunden auf eine Antwort warten mute. Daher wurde er von Sekunde zu Sekunde unsicherer. Er fragte sich, ob die Terroristen etwas mit der Sache zu tun hatten. Alles, was ihm an diesem Tage Ungewhnliches widerfahren war, fiel ihm wieder ein, doch nichts schien zusammenzupassen.Er stellte sich tausend Fragen, whrend er in der Kabine sa und wartete. Er stellte die abenteuerlichsten Vermutungen auf, doch der Wahrheit kam er nicht nahe.Als etwa zwanzig Minuten verstrichen waren, ohne da sich ein Interessent fr die Speicherkristalle gemeldet hatte, verlie er die Kabine und suchte eine andere in der entgegengesetzten Seite der Halle auf. Hier programmierte er den Computer neu, erzielte aber auch hier nicht die erwartete Wirkung.Er brach seinen vergeblichen Versuch ab und ging zu einer besetzten Kabine, als er bemerkte, da hier die Geschftsverhandlungen gerade zu Ende gingen. Er klopfte an die Glastr und wartete hflich, bis sie geffnet wurde.Entschuldigen Sie die Strung, sagte er. Ich habe Schwierigkeiten mit der Anlage. Knnen Sie mir helfen?Worum geht es denn? fragte der Mann in der Kabine. Er war klein und untersetzt. Er musterte Bedron aus verengten Augen, und es schien, als frchte er sich vor ihm.Ich habe drei Schiffe voller Speicherkristalle hier, erklrte der Kommandant. Derartige Produkte mssen nach den Informationen von TECOM, des Hauptcomputers der Erde, hier reienden Absatz finden. Doch niemand meldet sich. Nun befrchte ich, da die Computeranlagen gestrt sind.Bedrons Gegenber schttelte den Kopf.Hier ist alles in Ordnung, entgegnete er und schob sich an dem Terraner vorbei. Nur werden Sie Ihre Ware hier bestimmt nicht verkaufen.Er eilte davon. Bedron blickte ihm verblfft nach. Er glaubte nicht, was dieser Mann gesagt hatte.Wahrscheinlich hast du schlechte Geschfte gemacht, sagte er, und willst jetzt deine Wut an mir auslassen.Er lchelte unsicher und betrat dann die eben frei gewordene Kabine, da er sich sagte, da die hier installierten Kommunikationsgerte sicherlich in Ordnung waren. Er setzte sich und wiederholte sein Angebot. Nur wenige Sekunden verstrichen, bis das Gesicht eines Mannes im Projektionsfeld erschien. Bedron atmete auf. Die Welt war pltzlich wieder halbwegs in Ordnung fr ihn.Er begann mit den blichen Geschftsverhandlungen. Doch die Hoffnung auf reiche Gewinne zerschlug sich schon nach wenigen Minuten. Der Interessent wollte nur eine verschwindend geringe Anzahl von Speicherkristallen haben, eine Menge, ber die Bedron unter anderen Umstnden gar nicht erst verhandelt htte.Ich bin berrascht, sagte er, nachdem der Handel abgeschlossen war. Warum nehmen Sie nur so wenige Einheiten? Sie wrden doch erheblich besser fahren, wenn Sie mehr nehmen wrden.Das wrde ich gern tun, antwortete der Geschftsmann, aber die neuen Bestimmungen erlauben es mir nicht.Welche Bestimmungen? fragte Bedron verblfft.Sein Gegenber lchelte verwundert.Die Reinheitspartei hat die Wahlen vor drei Monaten gewonnen. Das mten Sie doch eigentlich wissen.Ich habe keine Ahnung, gestand Bedron.Die Reinheitspartei setzt sich besonders dafr ein, die natrliche Umwelt dieses Planeten zu erhalten. Es soll so wenig wie mglich kultiviert und verndert werden. Unter den ersten Gesetzen, die erlassen wurden, war eines, das nur noch ein begrenztes Wachstum der Industrie zult. Sicherlich gibt es Hunderte von Geschftsleuten, die Ihre Kristalle liebend gern kaufen mchten, um dann groe Industrieanlagen aufzubauen. Sie drfen nicht mehr. Das bedeutet, da fr Sie hier kein groes Geschft zu machen ist. Tut mir leid fr Sie, aber es ist so.Der Geschftsmann lchelte freundlich, nickte und schaltete ab.Peter Bedron blieb wie betubt auf seinem Stuhl sitzen. Er konnte nicht fassen, was er gehrt hatte. Etwas Ungeheuerliches war geschehen. TECOM hatte eine falsche oder zumindest doch unzureichende Auskunft gegeben. Derartiges war noch niemals zuvor geschehen. Bedron war, als habe ihm jemand den Boden unter den Fen weggezogen.Er erhob sich langsam und verlie die Brse. Er wute nicht, was er tun sollte. Als er im Gleiter sa, startete er, ohne ein direktes Ziel in die Computertastatur zu tippen. Er blickte auf die Huser der Stadt hinab und versuchte, die Erkenntnis zu bewltigen, da kein Verla mehr auf TECOM war.Dann erinnerte er sich daran, da die Terroristen die MORNING immer noch besetzt hielten und da er etwas tun mute, um die Gefahr zu beheben. Er flog zur MORNING zurck, suchte allerdings die beiden Kommandanten der anderen Raumer auf, bevor er das Schiff betrat.Nun, haben Sie sich gute Ratschlge geholt? fragte Bo spttisch, als er in die Hauptleitzentrale kam.Wortlos ging Peter Bedron zu seinem Sessel und setzte sich.Die Kristalle sind unverkuflich, sagte er, ohne sich um die Terroristen zu kmmern. Er brauchte einige Minuten, um die erregten Fragen der Besatzungsmitglieder zu beantworten. Danach wandte er sich an den Anfhrer der Terroristen.Der Innenminister hat zugesagt, da er dem Ultimatum nachgibt, erklrte er. Zwei Minuten vor Ablauf der Frist wird er Ihre Forderungen erfllen.Fast schien es, als seien Bo und seine Begleiter enttuscht.Ich mchte wissen, wie es danach weitergehen soll, fuhr Bedron fort.Ganz einfach, erwiderte Bo lchelnd. Sie werden uns nach Sden fliegen und irgendwo absetzen, bevor Sie diesen Planeten verlassen.Bedron blickte auf sein Chronometer. Zehn Minuten bis zum Ablauf der Frist blieben noch. Wrde der Innenminister Wort halten? Der Kommandant hielt es fr mglich, da der Politiker das Ultimatum einfach ignorieren wrde, ohne sich darum zu kmmern, was aus den Geiseln wurde.Doch Bedron irrte sich.Genau zwei Minuten vor Ablauf des Ultimatums meldete sich der Innenminister.Hren Sie zu, sagte er knapp zu Bo, der am Gert sa. Ihre Forderungen werden erfllt. Wir lassen Ihre Komplizen frei, und wir erkennen sie als politisch Verfolgte an.Gut, entgegnete Bo. Ich warte, bis meine Freunde sich von einem sicheren Ort aus melden.Peter Bedron und die anderen Besatzungsmitglieder der MORNING erlebten die Erpressung mit. Sie waren Zeuge, wie die Forderungen der Terroristen Zug um Zug erfllt wurden, aber sie interessierten sich kaum dafr. Sie muten jedoch erkennen, da sich die politischen Zustnde auf Krasitch in den letzten Monaten grundlegend verndert hatten und kaum noch mit jenen vergleichbar waren, die vorher geherrscht hatten.Diese Tatsache war viel wichtiger als alles andere, weil sie zeigte, in welchem Ma TECOM versagt hatte.Sieben Stunden nach Ablauf des Ultimatums gab Bo endlich den Befehl zum Start. Seine Forderungen waren alle erfllt worden. Die MORNING und die beiden Schwesterschiffe flogen nach Sden und landeten in einem unbersichtlichen, bergigen Gebiet. Peter Bedron mute die Terroristen gehen lassen.Verdammt, sagte Trom Tail zornbebend. Warum mute das so kommen? Wir hatten nicht die Spur einer Chance, Helen zu rchen.Bo hat an alles gedacht, entgegnete Bedron. Es hat keinen Sinn, ber diese Dinge nachzudenken. Wir werden den Tod Helens noch einmal offiziell melden und der Regierung alle Beweise berstellen. Mehr knnen wir nicht tun.Bedron hatte es sich leichter vorgestellt, den Planeten zu verlassen, als es war. Der Innenminister rief die MORNING zur Hauptstadt zurck. Hier muten Bedron und seine Mannschaft lange Verhre ber sich ergehen lassen. Helen Sanders muten sie auf Krasitch zurcklassen. Danach startete die MORNING erneut, und Peter Bedron setzte einen Lichtspruch zur Erde ab. Die Antwort von Keklos Astiriakos kam innerhalb weniger Minuten. Der Industrielle war auer sich vor Zorn.Erzhlen Sie mir keine Mrchen, brllte er. Sagen Sie mir lieber, was wirklich passiert ist.Nichts anderes als das, was ich Ihnen berichtet habe, erwiderte Peter Bedron. Sie mssen mir schon glauben, und je schneller Sie das tun, desto besser fr Sie.Astiriakos schwieg bestrzt. Offensichtlich dmmerte ihm, da der Kommandant kein Tuschungsmanver versuchte.Also gut, sagte er. Ich werde mich an die Regierung wenden und Schadenersatz verlangen. Fliegen Sie nach Trakelar. Dort sind zwar nicht so gute Absatzmglichkeiten vorhanden, wie fr Krasitch in Aussicht gestellt wurden, die Fracht drfte sich aber absetzen lassen.Vorausgesetzt, die Angaben von TECOM stimmen, entgegnete Bedron.Sie stimmen, sagte Astiriakos grimmig. Verlassen Sie sich darauf.Er brach die Verbindung ab.

*

Keklos Astiriakos war noch immer auer sich vor Zorn, als er das Bro des terranischen Regierungschefs Han Tsu-Gol betrat.Der Asiate sa in aufrechter Haltung hinter seinem Arbeitstisch und erwartete ihn. Der kahlkpfige Mann lie durch keinerlei uerliche Anzeichen erkennen, was er dachte und fhlte. Seine Hnde lagen ruhig auf der Tischplatte.Astiriakos setzte sich unaufgefordert. Er kannte Han Tsu-Gol, da sein Sohn Basil Astiriakos als Minister in der Regierung mitarbeitete.Ich nehme an, Sie haben inzwischen einen Bericht von Krasitch erhalten, Tsu-Gol, sagte er mit bitterem Unterton. Man wird Ihnen gemeldet haben, da alles nach Plan verlaufen ist.Han Tsu-Gol runzelte die Stirn.Ich verstehe nicht, erwiderte er.Oh, doch, Sie wissen recht gut, was ich meine.Han Tsu-Gol schttelte den Kopf. Er beugte sich vor und sttzte sich mit den Ellenbogen auf den Tisch.Keklos, sagte er ruhig, wir kennen uns nun schon einige Zeit, aber ich kenne Sie nicht so gut, da ich Ihre Gedanken lesen kann.Ja, erwiderte der Industrielle aufbrausend. Wir kennen uns lange, das bedeutet jedoch nicht, da Sie Sympathien fr mich aufbringen. Im Gegenteil. Ich bin berzeugt davon, da Sie die erste beste sich bietende Gelegenheit nutzen wrden, mir das Genick zu brechen. Aber Sie haben sich verrechnet. Noch ist es nicht soweit.Keklos, was ist los?Das Gesicht des Industriellen verzerrte sich.Ich habe Ihnen einen Verlust von mehr als zwei Milliarden Kreditpoints zu verdanken. Jeden anderen wrde ein derartiger Verlust erledigen. Mich nicht. Noch nicht. Auerdem habe ich meine Anwlte verstndigt. Wir werden einen Proze gegen den Staat fhren, in dem wir Point fr Point zurckholen, was mir gehrt.Han Tsu-Gol blieb gelassen.Ich wrde mich gern konstruktiv an diesem Gesprch beteiligen, erklrte er. Das kann ich jedoch nur, wenn Sie sagen, was passiert ist. Vielleicht haben Sie recht, da ich schuld bin. Wenn es jedoch so sein sollte, dann bin ich darber noch nicht informiert.Keklos Astiriakos lehnte sich in seinem Sessel zurck und atmete tief durch. Er beruhigte sich etwas.Ich bin der Ansicht, da Sie TECOM manipuliert haben, sagte er. TECOM hat falsche Informationen geliefert und damit eine geschftliche Katastrophe herbeigefhrt. Auerdem hat die Manipulation ein Menschenleben gefordert.Ein finanzieller Verlust lt sich ausgleichen, antwortete der Asiate. Ein Menschenleben nicht. Wie kommen Sie zu der Vermutung, da ich oder sonst irgend jemand TECOM manipuliert haben knnte?Keklos Astiriakos berichtete, was er von Commander Peter Bedron gehrt hatte. Dabei beobachtete er Han Tsu-Gol scharf. Es schien, als sei das Staatsoberhaupt schockiert.Han Tsu-Gol schttelte schlielich energisch den Kopf.Sie irren sich, Keklos, sagte er. Es ist vllig ausgeschlossen, da TECOM manipuliert worden ist. Das Computerzentrum ist derart sorgfltig abgesichert, da so etwas einfach unmglich ist. Man kann TECOM nicht manipulieren.Han Tsu-Gol erinnerte sich daran, da er selbst einmal das Opfer einer Fehlinformation durch TECOM geworden war. Nachforschungen hatten jedoch ergeben, da keine Manipulation vorgelegen hatte. So glaubte der Asiate nun, da er das Opfer einer menschlichen Fehlleistung geworden war.Na schn, sagte Astiriakos, wenn es so ist, dann erklren Sie mir, bitte, was auf Krasitch geschehen ist. Wir sind uns darber einig, da das alles nicht passiert wre, wenn TECOM die richtigen Informationen gegeben htte.Han Tsu-Gol lehnte sich ebenfalls in seinem Sessel zurck. Ratlos hob er die Schultern. Dann drckte er einen Knopf an der Unterseite der Tischplatte. Das Projektionsfeld eines Videogerts erhellte sich.Basil Astiriakos soll, bitte, zu mir kommen, sagte er hflich und schaltete wieder ab. Er wandte sich seinem Besucher zu.Auf jeden Fall ist der Verdacht, eine Intrige sei gegen Sie im Gange, absurd, bemerkte er. Aber auch an eine Manipulation zu denken, ist abwegig, denn was knnte schon damit erreicht werden, da wir ber gewisse Vorgnge auf einem so unwichtigen Planeten wie Krasitch nicht informiert sind?Ich bin berfragt, entgegnete Astiriakos hilflos. Er blickte zur Tr, als sein Sohn eintrat. Basil Astiriakos war ein gut aussehender Mann, der oft Mhe hatte, sein berschumendes Temperament zu zgeln. Er begrte seinen Vater mit besonderer Herzlichkeit und lie sich danach berichten, was vorgefallen war. Er wute ebenso wenig Rat wie Han Tsu-Gol.Ich habe auch nicht damit gerechnet, da Sie die Lsung jetzt sozusagen aus dem Hut ziehen wrden, sagte der Asiate. Ich mchte, da Sie sich mit dem Fall befassen und ihn aufklren. Da Sie der Sohn des Betroffenen sind, bin ich sicher, da Sie mit der ntigen Energie ans Werk gehen werden.Darauf knnen Sie sich verlassen, erwiderte der Sohn des Raumreeders. Er fhrte seinen Vater aus dem Bro des Regierungschefs und verabschiedete sich drauen von ihm.Wenn tatschlich irgendwo jemand Intrigen gesponnen hat, sagte er, dann werden Kpfe rollen. Das ist sicher.Ich wei, da du alles tun wirst, was in deiner Macht steht, entgegnete Keklos Astiriakos. Die Situation ist ernst. Der Verlust ist auch fr uns hart. Wenn es uns nicht gelingt, wenigstens einen Teil des Geldes zurckzuholen, dann sieht es schlecht aus fr uns.Ich habe schon begriffen, Vater, sagte der Minister.Er blickte seinem Vater nach, bis dieser um eine Gangecke bog, und er ihn aus den Augen verlor. Im gleichen Moment sanken seine Schultern nach unten. Basil Astiriakos bot nicht mehr das Bild eines entschlossenen und selbstsicheren Mannes. Er sah hilflos aus.Minutenlang blieb er auf der Stelle stehen und berlegte, wohin er sich wenden sollte. Er fhlte sich den Problemen, die auf ihn einstrmten, nicht gewachsen. Sonst war er ein Mann, der vor keiner Aufgabe und vor keiner Verantwortung zurckschreckte, doch der Problemkreis TECOM erschien ihm zu gro und zu erdrckend.Er berlegte, an wen er sich wenden konnte. Flchtig dachte er an die zweite Chefprogrammiererin Melia Chang-Fu. Sie gehrte jedoch zu den wenigen Frauen, bei denen er keinerlei positiven Eindruck hinterlassen hatte, und denen gegenber er sich unsicher fhlte.Cliff McLane, sagte er laut. Er wird mir helfen.

*

Mario de Monti strich sich genlich mit den Fingerspitzen ber die Lippen.Du bist verdammt hbsch, sagte er vergngt. Und du bringst mich ziemlich durcheinander.Jeanny Laver lachte. Sie strich sich die blonden Haare bis hinter die Ohren zurck und sttzte dann ihren Kopf auf die Hnde.Ich mu dir auch ein Kompliment machen, Mario, entgegnete sie. Du verstehst zuviel von Frauen. Du verdrehst mir den Kopf, so da ich schon gar nicht mehr wei, ob ich wirklich alles will, was ich tue und denke.Mario de Monti griff nach seinem Glas, lchelte geschmeichelt und trank. Dann blickte er sich in dem Restaurant um, indem sie sich aufhielten, und sagte: Schade nur, da hier so viele Menschen sind. Ich wrde mich viel lieber an einem Ort mit dir unterhalten, wo wir nicht gestrt werden.Sie schob ihre Hand in die seine und erwiderte: Ich kenne so einen Platz.Was sitzen wir hier denn noch herum und verplempern unsere Zeit? fragte er, drckte eine Taste auf dem Tisch und schob dann seine Kreditkarte in einen Zahlschlitz. Die Kosten fr das Essen, das er zusammen mit dem schnen Mdchen genossen hatte, wurden damit automatisch von seinem Konto abgebucht.Mario de Monti legte seine Hnde um die Schultern Jeannys und verlie zusammen mit ihr das Lokal. Sie schlenderten durch einen Park, an den Klippen ber der Timor See entlang bis hin zu einer Wohnanlage. Dabei plauderten sie ausgelassen. Hin und wieder blieben sie stehen, um auf die See hinauszublicken oder Zrtlichkeiten auszutauschen.Als die Tr der kleinen Wohnung hinter ihnen zufiel, sagte der Chefkybernetiker der ORION: Ich hoffe, da du noch ein kleines Fa Whisky im Haus hast.Sie drehte sich zu ihm um, lchelte und schttelte den Kopf.Nicht einen Tropfen habe ich da, sagte sie. Dann scho ihre kleine Faust pltzlich nach vorn. Seine Augen weiteten sich vor berraschung. Instinktiv hob er die Arme, doch das half ihm nichts. Mit einer blitzschnellen Kombination von Schlgen gegen seinen Kopf und die Herzgegend berrumpelte Jeanny ihn. Er strzte zu Boden und blieb bewutlos liegen.Das Mdchen drehte ihn auf den Rcken herum, ttschelte lchelnd seine Wange und zog ihm die Kreditkarte aus der Tasche. Dann eilte sie zu einem Automaten in der Wohnung, schob die Karte in einen Schlitz und hmmerte mit den Fingerspitzen nervs auf einer Tastatur herum. Enttuscht blickte sie schlielich auf den Bildschirm, auf dem der Kontostand Mario de Montis und damit die Summe, die sie hatte abheben knnen, aufgezeigt wurde.Sie stie den Bewutlosen rgerlich mit dem Fu an.Nur zwanzigtausend Kreditpoints, sagte sie. Und mit so einem miesen Konto machst du so einen Rummel? Mann, ich dachte, du wrest ein steinreicher Kerl. Und nun dies. Wegen zwanzigtausend so ein Risiko.Mario de Monti konnte auf die Vorwrfe des Mdchens nicht antworten. Er hrte sie nicht einmal. Er erwachte erst wieder aus seiner Bewutlosigkeit, als sie die Wohnung lngst verlassen hatte und der rechtmige Eigentmer der Wohnung zusammen mit einem Polizeibeamten erschien.Der Polizist packte ihn rauh und stellte ihn auf die Beine.Moment, rief Mario emprt. Seine Sinne klrten sich nun rasch. Er erinnerte sich voll an das, was geschehen war. rgerlich schttelte er den Polizisten ab. Lassen Sie mich los. Ich bin es, der hier berfallen worden ist. Was glauben Sie, weshalb ich sonst auf dem Fuboden herumliege?Das ist mir vllig egal, sagte der Mann, dem die Wohnung gehrte. Ich treffe Sie hier an. Sie haben hier nichts zu suchen. Das sind meine Privatrume. Also haben Sie die Konsequenzen zu tragen.Marios Blick fiel auf seine Kreditkarte, die auf dem Boden lag. Er erkannte sofort, da er sie nicht verloren haben konnte.Moment mal, sagte er und hob die Karte auf. Hier stimmt doch etwas nicht.Er berichtete kurz, wie er in die Wohnung gekommen war.Das Mdchen mu mir mit einem Trick Geld abgenommen haben.Der Polizist schttelte den Kopf. Ungeduldig griff er nach Marios Arm.Erzhlen Sie keinen Unsinn, sagte er rgerlich. Sie wissen ebensogut wie ich, da es unmglich ist, Geld vom Konto eines anderen abzubuchen und auf diese Weise Geld zu stehlen.Es ist aber offenbar passiert, entgegnete Mario. Er ri sich erneut los und ging zum Kreditautomaten. Er schob seine Karte hinein und drckte zwei Tasten. Sekunden spter erschien auf dem Projektionsfeld eine Reihe von Nullen.Na, bitte, sagte Mario erbittert. Er zeigte auf die Nullen. Das beweist doch wohl alles.Nichts ist dadurch bewiesen, erwiderte der Polizist. Es gibt gengend Leute, die um diese Zeit nichts mehr auf ihrem Konto haben. Die neuen Zahlungen kommen erst in drei Tagen.Mario lachte wtend.Ich habe ber zwanzigtausend Points auf dem Konto gehabt, erklrte er und drckte die Abbuchungstaste. Hier. Sehen Sie selbst.Im Projektionsfeld erschien die Zahl: 20 354,61. Dahinter flammten Datum und Uhrzeit der Abbuchung auf.Der Polizist kratzte sich am Kopf. Der Eigentmer der Wohnung krauste die Stirn und setzte sich in einen Sessel.Schn und gut, sagte er. Sie sind beklaut worden. Zufllig hat man meinen Automaten dazu benutzt. Aber das alles geht mich berhaupt nichts an. Unter den gegebenen Umstnden verzichte ich auf eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch, aber nur, wenn Sie auf der Stelle meine Wohnung verlassen.Der Polizist nahm die zweite Hand zur Hilfe, um sich noch etwas intensiver am Kopf zu kratzen. Offenbar hoffte er, dadurch besser denken zu knnen.Mario de Monti ging zum Videogert.Erlauben Sie, da ich ein Gesprch fhre? fragte er.Mit wem? erkundigte sich der Polizist. Mit wem wollen Sie sprechen?Mit Han Tsu-Gol, erwiderte der Kybernetiker. Mit wem sonst?Sie spinnen wohl, sagte der Polizist heftig. Wenn Sie sich einen Anwalt suchen wollen, dann erlaube ich Ihnen das. Machen Sie aber keine Witze, sonst mu ich in einem anderen Ton mit Ihnen reden.Mario de Monti drckte einige Tasten. Sekunden darauf erschien das Gesicht des Regierungschefs im Projektionsfeld. Bestrzt blickte der Polizist auf das Gert. Seine Lippen zuckten.Der Kybernetiker berichtete ruhig, was geschehen war. Er schlo: Fr mich steht fest, da TECOM manipuliert worden ist. Ich stelle daher den Antrag, da Sie mich in die nun fraglos notwendigen Untersuchungen einschalten.Ich bin einverstanden, de Monti, erwiderte Han Tsu-Gol. Ich werde Astiriakos informieren.Damit schaltete er aus. Mario de Monti drehte sich triumphierend um. Er hatte Mhe, ein allzu deutliches Lcheln zu unterdrcken.Noch Fragen? erkundigte er sich.Ich habe keine Fragen, erwiderte der Polizist stammelnd. Er nahm eine respektvolle Haltung ein. Ich bitte lediglich um Verstndnis dafr, da ich ein Protokoll anfertigen mu.Da ein solches Protokoll die Voraussetzung dafr ist, da ich spter mein Geld zurckbekommen, bitte ich darum, antwortete der Chefkybernetiker der ORION. Aber das mu ja wohl nicht hier sein.Zusammen mit dem Polizisten und dem Eigentmer der Wohnung flog er zur nchsten Polizeistation, wo alle Daten festgehalten und abgezeichnet wurden.

3.

Als er die Brcke erreichte, bemerkte er den Schatten.Charles Taylor stutzte. Er ging langsam weiter und horchte angespannt nach hinten. Deutlich konnte er hren, wie die Sohlen des anderen ber den Kies glitten und dann auf die Steinplatten gerieten. Abermals blieb er stehen, und das Gerusch zerbrechender Steinchen verstummte.Jetzt gab es keinen Zweifel mehr fr Taylor. Er wute, da er verfolgt wurde.Vor ihm lag die fast zweihundert Meter lange Brcke. Er mute hinber auf die andere Seite. Ein anderer Weg bot sich nicht an. Sein Herz schlug schneller. Er hatte stndig damit gerechnet, in eine solche Situation zu geraten, gerade die Erfolge der letzten Tage und Wochen aber hatten ihn sicherer gemacht, so sicher, da er bereits an den absoluten Erfolg geglaubt hatte.Seine Arbeiten an TECOM waren perfekt gewesen. Keine Spur war geblieben, die ihn htte verraten knnen.Was bedeutete es also, da er nun verfolgt wurde?Er ging weiter. Die Nacht war dunkel. Nur wenig Licht kam von dem wolkenverhangenen Himmel. Die Sicht reichte nur wenige Meter weit. Was weiter entfernt war, verschwand im Dunkel. Das war seine Chance.Charles Taylor schob sich blitzschnell erst den linken, dann den rechten Slipper von den Fen ab und eilte dann auf Strmpfen weiter, so da er lautlos ber den Steinboden glitt. Pltzlich wurden die Schritte hinter ihm schneller.Taylor lchelte. Sein Verfolger hatte sich offenbar ebenso wie er an den Geruschen orientiert, und nun hatte er ihn verloren. Er blieb stehen, bis die Schritte hinter ihm verstummten. Da wute er, da der andere ihn gesehen hatte und nun wartete.Taylor duckte sich und rannte los. Fr den Verfolger mute es so aussehen, als ob er von einer Sekunde zur anderen verschwand. Vielleicht vermutete er ihn gar noch immer an der gleichen Stelle. Der Computerspezialist lchelte, als er das Ende der Brcke erreicht hatte. Er war davon berzeugt, den lstigen Verfolger nun abgeschttelt zu haben. Er lobte sich selbst, denn er glaubte, da es ein guter Trick gewesen war, sich erst zu zeigen, um den anderen in Sicherheit zu wiegen, und dann lautlos zu flchten.Taylor blieb stehen und blickte zur Brcke zurck. Dort blieb alles ruhig. Das war fr ihn der Beweis, da er es geschafft hatte. Lchelnd eilte er weiter bis zu einem Vaser-Verteilungskasten. Mit wenigen Griffen ffnete er eine versiegelte Luke, ohne das Siegel zu brechen, und stieg in den nach unten fhrenden Schacht. Er schlo die Luke ber sich und lie sich an einer Leiter nach unten sinken. Am Ende der Leiter befand sich ein seitliches Schott, das ebenfalls versiegelt war. Auch dieses Schott konnte er ffnen, ohne einen Alarm auszulsen oder verrterische Spuren zu hinterlassen. Er schlo es hinter sich und schaltete eine Taschenlampe an. Kurz darauf hatte er eine Kontaktplatte gefunden, mit der er das Deckenlicht einschalten konnte.Zufrieden lchelnd blickte er auf die mit Panzerplast umhllten Vaser-Bahnen, die irgendwo in der Ferne bei TECOM endeten und Kommunikationsverbindungen bis in alle Winkel der Erde herstellten. Er lste eine Spezialtasche von der Brust und nahm eine Reihe von elektronischen Werkzeugen heraus. Bevor er jedoch damit beginnen konnte, die Panzerplasthlle zu entfernen, ffnete sich das Schott hinter ihm.Eine hnenhafte Gestalt schob sich herein und richtete eine Laserhandwaffe HM 4 auf ihn.Taylor fuhr so heftig zusammen, als werde sein Krper von einem Stromschock geschttelt. Das Werkzeug fiel ihm aus den Hnden. Er war vollkommen berrascht worden.Was ... was ...? stammelte er.Charles Taylor, sagte der Mann. Ich habe es gewut, da ich Sie hier unten finden wrde. Drehen Sie sich um, sttzen Sie sich mit beiden Hnden an die Wand. Und vorsichtig sein, Taylor, sonst geht dieser Laser los. Ich bin ziemlich nervs, wissen Sie?Charles Taylor gehorchte. Er sttzte sich mit den Hnden an die Wand und spreizte die Beine. Der andere tastete ihn ab und nahm ihm die Gasdruckpistole ab, die er im Strumpf versteckt hatte.Sie knnen sich wieder umdrehen, Taylor.Der Computerspezialist gehorchte.Was wollen Sie von mir? fragte er.Das ist eine intelligente Frage, entgegnete der Hne ironisch. Er deutete auf die Vaser-Bahnen. Sie gehen einer interessanten Beschftigung nach.Ich habe dringende Reparaturarbeiten durchzufhren, behauptete Taylor.Das sehe ich, erwiderte der Fremde lachend. Und dazu kommen Sie mitten in der Nacht. Sie steigen ein, ohne die Siegel zu brechen, und verwenden nicht die offiziellen TECOM-Schlssel, sondern Einbruchswerkzeuge.Wer sind Sie?Ich bin Harris Lawford, Privatdetektiv, antwortete der Hne bereitwillig.Und was wollen Sie von mir?Sie sind der dicke Fisch, den jeder Privatdetektiv irgendwann in seiner Laufbahn gern einmal an seiner Angel haben mchte, erwiderte Lawford.Das verstehe ich nicht.Nun, dann will ich Ihnen sagen, was ich von Ihnen wei. Es war ziemlich mhsam, das alles herauszubringen, aber ich habe es geschafft. Hren Sie zu. Der Detektiv zndete sich eine Zigarette an. Er beobachtete Taylor sorgfltig und hielt die HM 4 stndig auf ihn gerichtet. Sie sind Charles Taylor. Am 5. Dezember 1945 waren Sie Schwarmfhrer einer Gruppe von Torpedobombern der amerikanischen Marine vom Typ TBM 3 Avenger.Taylor lachte. Er stemmte sich die Hnde in die Seiten.Am 5. Dezember 1945! rief er. Machen Sie sich nicht lcherlich. Ich bin nicht unsterblich. Wie htte ich wohl diese Zeitspanne berleben sollen?Harris Lawford zeigte sich unbeeindruckt.Sie waren Lieutenant am 5. Dezember 1945. Und Sie waren mit Ihrem Schwarm im Bermuda-Dreieck im Einsatz. An diesem Tage verschwanden alle fnf Flugzeuge des Schwarms unter sagen wir mysterisen Umstnden.Aha, sagte Taylor spttisch.Ein Funkamateur fing Ihre letzten Worte auf. Er hat spter eine Aussage gemacht.So, so, bemerkte Taylor. Und wie waren meine letzten Worte?Sie haben gerufen: Kommt mir nicht nach ... Sie sehen aus, als ob sie aus dem Weltraum wren ...Der Computerfachmann strich sich mit der Hand ber die Augen. Er lchelte pltzlich nicht mehr. Er atmete einige Male tief durch, rusperte sich und fragte: Und wie ging es weiter, Mr. Neunmalklug?Ich nehme an, da Sie von diesen Dingen berhaupt nichts mehr wissen, erklrte Lawford. Ich vermute, da Sie sich einer Hypnoschulung unterziehen muten, bei der das Wissen ber Ihre wahre Vergangenheit vollkommen ausgelscht worden ist.Nun mal ernsthaft, sagte Taylor. Was soll diese Spinnerei?Lawford schttelte den Kopf.Ich meine es wirklich ernst, Taylor. Irgend jemand hat Ihnen eine Legende beschafft, einen geflschten Lebenslauf. Dieser hat mich auf Ihre Spur gebracht. Ich hatte Gelegenheit, Ihren Lebenslauf einzusehen. Dabei stellte ich fest, da Sie nach diesem Lebenslauf mit mir gemeinsam die Hochschule besucht haben und in einem Seminar mit einer Gruppe, zu der auch ich gehrte, eine wissenschaftliche Arbeit ausgefhrt haben.Das stimmt, sagte Taylor.Lawford schttelte den Kopf.Das kann nicht stimmen, weil dieses Seminar damals ausgefallen ist und auch nicht wiederholt wurde. Pech, Taylor. ber derartige Kleinigkeiten kann man stolpern.Und was weiter?Neugierig geworden, habe ich mich mit Ihnen befat. Sie haben sich vor einiger Zeit um eine Arbeitsstelle bei TECOM bemht. Dabei haben Sie alle Tests mit ausgezeichneten Ergebnissen bestanden. Vier kleine Fehler haben Sie gemacht. Sie sind niemandem auer mir aufgefallen. Ich habe sie nher untersucht und bin nun berzeugt, da Sie diese Fehler absichtlich gemacht haben, um nicht durch ein allzu positives Ergebnis aufzufallen.Charles Taylor verschrnkte die Arme vor der Brust und lehnte sich mit dem Rcken gegen die Wand. Voller Unbehagen blickte er auf den Privatdetektiv. Er war bla geworden, und seine Lippen zuckten. Lawford wute, da seine mhevollen Ermittlungsarbeiten lohnend gewesen waren.Sie wurden als berwachungstechniker fr Service-Anschlsse bei TECOM angestellt, fuhr der Privatdetektiv unerbittlich fort. Das war noch vor Orcunas Ende. Infolge Ihrer Ausbildung, die Sie vermutlich bei den Fremden aus dem Weltraum erhalten haben, verfgen Sie ber ein Wissen, das Sie allen anderen terranischen Computer-Fachleuten berlegen macht. Das Verbergen Sie allerdings sehr sorgfltig.Meinen Sie? Ein spttisches Lcheln glitt ber die farblosen Lippen Taylors.Davon bin ich berzeugt. Es mu Ihnen gelungen sein, Orcuna durch eine Reihe von Tricks zu berlisten und sich den Kode des Primr-Impulses anzueignen. Mit seiner Hilfe haben Sie von einem Programm-Injektor aus Manipulationen an TECOM vorgenommen.Das sind khne Behauptungen, die durch nichts zu beweisen sind, erwiderte Taylor.Ich habe Sie, Mr. Charles Taylor, rief der Privatdetektiv. Oder sollte ich besser Lieutenant Taylor zu Ihnen sagen?Taylor schwieg verbissen. Er belauerte den Mann, der ihn mit einer HM 4 bedrohte.Glauben Sie mir, Lieutenant, wir haben mittlerweile Verhrmethoden entwickelt, die sich mit den raffinierten Hypnomethoden der Auerirdischen messen knnen. Wir werden alles aus Ihnen herausholen, was Sie wissen, und wir werden sogar das ans Tageslicht bringen, was Sie nicht mehr wissen, weil Sie prpariert worden sind.Werden Sie das? fragte Taylor. Er versuchte, ironisch zu sein, aber das gelang ihm nicht.Wir werden, antwortete Lawford. Und wir werden auch die Namen Ihrer Helfer aus Ihnen herausholen.Helfer? Was meinen Sie damit?Lieutenant, Sie sind nicht der einzige, der im Bermuda-Dreieck von Auerirdischen entfhrt worden ist. Viele sind den Fremden in die Falle gegangen. Fr mich ist selbstverstndlich, da Sie nicht als einziger aus dem Weltraum zur Erde gekommen sind, um hier einen Untergrundkrieg gegen uns zu fhren. Sie gehren zu einer Einsatzgruppe. Und diese werde ich mit Ihrer unfreiwilligen Hilfe vernichten. Haben wir uns verstanden?Allerdings, erwiderte Charles Taylor. Er wandte sich zur Seite, als wolle er ein paar Schritte gehen, dann aber warf er sich herum und strzte sich trotz der angeschlagenen HM 4 auf Harris Lawford.Er war zu allem entschlossen, und er mute so handeln, denn der Privatdetektiv hatte Punkt fr Punkt die Wahrheit gesagt. Ihm war es ein Rtsel, wie Lawford das in der kurzen Zeit hatte schaffen knnen. Er mute ihn tten. Das war der einzige Ausweg, der sich ihm nun noch bot.

*

Du siehst aus, als habe man dir die Butter vom Brot geklaut, sagte Hasso Sigbjrnson, als Mario de Monti in die Bar kam, in der der Ingenieur mit Arlene und Cliff McLane sa.Die Butter war's nicht, erwiderte de Monti. Es war vielmehr mein gesamtes Vermgen.Wie kann man dir ganze Stadtteile und Industrie-Imperien entwenden? fragte Cliff McLane.Was faselst du da? Mario de Monti blickte ihn an, als habe er den Verstand verloren. Stadtteile? Industrie-Imperien? Meinst du mich?Allerdings, erwiderte der Kommandant. Wenn du als Computerspezialist es nicht schaffst, dich in den Besitz von Reichtmern zu versetzen, wer soll es dann schaffen?Mario de Monti sthnte. Er lie sich einen Gin kommen und strzte ihn herunter.Spa beiseite, mir haben sie zwanzigtausend Kreditpoints vom Konto geklaut. Er erzhlte, was vorgefallen war, und schlo: Basil Astiriakos wird gleich hier sein.Da ist er schon, sagte die dunkelhutige Arlene.Mario de Monti drehte sich um. Der Minister eilte auf ihn und die anderen Besatzungsmitglieder der ORION zu. Er machte einen ernsten Eindruck.Wir fliegen sofort zum Zentralsektor von TECOM, erklrte er nach der kurzen Begrung. Man erwartet uns dort bereits. Bitte, trinken Sie aus.Schon geschehen, erwiderte McLane und rutschte von seinem Barhocker. Von mir aus kann es losgehen.Basil Astiriakos atmete sichtlich auf. McLane beobachtete ihn sorgfltig, um am Verhalten des Ministers das Ausma der Gefahr erkennen zu knnen. Er war Astiriakos schon begegnet und hatte nie Zeichen einer derartigen Nervositt an ihm gesehen. Daraus war nur ein Schlu zu ziehen: Die Erde befand sich in hchster Gefahr. Er hielt sich an der Seite des Politikers, als sie zum Fluggleiter eilten.Astiriakos machte keinen Hehl aus seinen Sorgen.Knnen Sie sich vorstellen, was passieren kann, McLane? fragte er.Ich glaube, ich ahne es ungefhr.Wenn TECOM tatschlich manipuliert worden ist und vielleicht noch weiter manipuliert wird, dann gibt es eine weltweite, vielleicht sogar eine kosmische Katastrophe. Ein Computerzentrum wie TECOM hat unbersehbare Vorteile. Darber sind wir uns alle klar. ber die Nachteile haben wir bisher noch nicht intensiv genug nachgedacht.Fraglos ein Fehler, der daraus resultiert, da man auf der Erde zu arglos und zu friedfertig geworden ist. Fluidum Pax scheint allerlei Unheil angerichtet zu haben, sagte McLane.Der seidene Faden, an dem buchstblich unsere gesamte Existenz hngt, ist TECOM, entgegnete Astiriakos. Wir haben uns vollkommen von dem Computerzentrum abhngig gemacht. Sicherlich gibt es Reservesysteme und Sicherheitsweichen, mit deren Hilfe Ausflle aufgefangen werden knnen. Einen wirksamen Schutz gegen Manipulationen aber gibt es nicht, denn bisher waren smtliche Experten der Erde der Ansicht, da eine Manipulation absolut unmglich ist.Man wird seine Meinung ndern mssen.Astiriakos lachte verbittert auf.Sie sagen das so, McLane, als htten wir bisher etwas versumt, was nun schleunigst nachzuholen ist. So aber ist es nicht. Wrden Sie von der berzeugung abgehen, da zwei mal zwei gleich vier sind?Sicherlich nicht.Sehen Sie. So einfach ist das. Sprechen Sie aber mal mit einem Hyperphysiker. Der wird Ihnen etwas ganz anderes erzhlen. Der wird Ihnen beibringen, da es gewisse hyperphysikalische Bedingungen gibt, in denen das Ergebnis ganz anders ist. Es wird vermutlich lange dauern, bis Sie das verstanden haben, aber Sie werden es verstehen, ebenso wie wir wahrscheinlich einsehen mssen, da TECOM doch zu manipulieren ist.Mario de Monti rusperte sich.Es wird allerhchste Zeit, da Sie das begreifen, bemerkte er. Fr mich war das schon lange klar.Astiriakos lachte.Sie schneiden mal wieder frchterlich auf, de Monti.In diesem Fall nicht, erwiderte Mario ernst. Ob Sie es glauben oder nicht. Fr mich stand schon immer fest, da auch TECOM angreifbar ist.Wenn das so ist, dann habe ich ja den richtigen Mann fr die Lsung des Problems gefunden, sagte der Politiker. Er hielt die Tr des Gleiters auf und lie die Mitglieder der ORION-Crew als erste einsteigen.Schon nach wenigen Minuten erreichte die Maschine den Mount Isa in Queensland und landete in einer Gleiterbasis im Barkly-Tafelland. Arlene und die Mnner verlieen die Flugkabine und fuhren in einem Sonderlift 1500 Meter in die Tiefe. Der Lift strzte nach zunchst zgernder Beschleunigung wie ein Stein in die Tiefe. Fr die Raumfahrer traten keine ungewohnten Effekte auf, Basil Astiriakos aber verfrbte sich deutlich. Er legte sie Hand gegen den Bauch und atmete tief durch, als die Kabine pltzlich stark verzgerte und dann hielt.Mario de Monti grinste.Sie sind so bla um die Nase, sagte er. Ist Ihnen nicht gut?Tun Sie nicht so, erwiderte Astiriakos mhsam lchelnd. Ich habe nicht dieses blinde Vertrauen in die Technik wie Sie. Und ich habe mir einen Teil meiner Phantasie bewahrt. Deshalb kann ich mir gut vorstellen, da TECOM diesen Lift auch einmal mit voller Fahrt gegen die Bodenplatte rasen lassen kann.So etwas wrden wir doch mit federnden Knien abfangen, erwiderte der Kybernetiker. Oder nicht?Die Tr ffnete sich. Astiriakos verzichtete auf eine Antwort. Er verlie die Kabine. Seine Stirn krauste sich, als er die beiden Mnner und die Frau sah, die sich ihnen nherten. Die Frau war Melia Chang-Fu, die sich sowohl von seinem Reichtum wie von seiner Mnnlichkeit unbeeindruckt gezeigt hatte.Melia blickte ihn kurz an und lchelte, aber Astiriakos hatte das Gefhl, da sie ihn gar nicht gemeint hatte, sondern irgendeine anonyme Person, die aus dem Lift kam.Er begrte die Frau so knapp, wie es mglich war, ohne unhflich zu sein, und wandte sich dann den beiden Mnnern zu.Darf ich bekannt machen? sagte er zu McLane. Unser Erster TECOM-Chefprogrammierer Murdonom Kahindra. Und das ist der Dritte Chefprogrammierer Veit Holocek.McLane und seine Begleiter begrten die Programmierer. Dem Commander fiel das eigenartige Spannungsverhltnis zwischen Astiriakos und der Zweiten Chefprogrammiererin sofort auf.Ich schlage vor, wir gehen gleich ins Zentrum der Anlage, sagte er. Je eher wir eine Lsung des Problems finden, desto besser.Basil Astiriakos fhrte die Gruppe in den Zentralsektor von TECOM, der sich als eine von Schaltwnden eingeschlossene Halle darstellte. Die Schaltwnde waren allerdings nicht fr eine manuelle Bedienung vorgesehen. Sie waren transparent. Hinter ihnen spielten sich die koordinierten Schaltungen des Zentralsektors ab. McLane wute, da diese Schaltgnge normalerweise unsichtbar waren, aber durch besondere optische Effekte sichtbar gemacht werden konnten.Rings um den Zentralsektor lagen in schalenfrmiger Anordnung sechs weitere Sektoren, die um so mehr Schalt- und Speichereinheiten umfaten, je weiter drauen sie sich befanden. Der uere Schalensektor war der Kommunikationssektor, der die Rckkopplungsverbindung mit der Auenwelt sicherte. Hier befanden sich auch die Schaltstellen fr Informationen, die durch Info-Sensoren, die berall auf der Erde, im Sonnensystem und auf allen Kolonialwelten stationiert waren, alle nur erdenkbaren Daten erfaten. Dadurch stand TECOM stndig auf dem aktuellsten Wissens- und Informationsstand.Darber hinaus waren drei Programm-Injektoren vorhanden. Das waren tresorhnlich gebaute und abgesicherte Rume, in denen mit Hilfe von Schaltpulten nderungen der TECOM-Programmierung oder Zusatz-Programmierungen erfolgen konnten.Das alles wute Cliff McLane ebenso wie Mario de Monti, der Kybernetiker.Wir sind uns darber einig, da Manipulationen an TECOM vorgenommen worden sind, sagte Cliff McLane.Keinesfalls, rief Melia Chang-Fu emprt. Wir sind uns keineswegs darber einig. Sie behaupten, da Manipulationen vorgenommen worden sind. Wir sind ganz anderer Meinung.Allerdings, besttigte Murdonom Kahindra, ein schlanker Inder mit strengen, asketischen Gesichtszgen. Abwehrend hob er seine feingliedrigen Hnde. Wir haben sofort neue Berechnungen und Kontrollen durchgefhrt, als wir von dem Verdacht hrten. Besttigt hat sich der Verdacht bis jetzt berhaupt nicht.Welche Voraussetzungen mssen denn berhaupt gegeben sein, wenn ein mibruchlicher Eingriff in die Programmierung von TECOM vorgenommen werden soll? fragte McLane.Murdonom Kahindra lchelte hochmtig.Sagen wir es anders herum, entgegnete er. Um mibruchliche Eingriffe in die Programmierung von TECOM auszuschlieen, mssen wir drei Chefprogrammierer gleichzeitig absolut identische Manipulationen von den drei Programm-Injektoren aus vornehmen.Auerdem enthlt die Grundprogrammierung von TECOM Verhaltensweisen, die unbeeinflubar sind, fgte Veit Holocek hinzu. Der Dritte Chefprogrammierer von TECOM war ein untersetzter, korpulenter Mann, der einen kahlen Schdel, aber einen mchtigen Kinnbart hatte. Er vergrub seine Hnde in den Hosentaschen und wippte auf den Fuballen.Das verstehe ich nicht ganz, erwiderte McLane.Ganz einfach, bemerkte Mario de Monti. Eines dieser Verhaltensschemata bewirkt beispielsweise, da bei geringsten Abweichungen in der Programm-Manipulation die Mglichkeit zur Manipulation blockiert wird.Aha, sagte McLane. Nun bin ich auch nicht viel schlauer.Als der Ego-Sektor von TECOM, der ja mittlerweile zerstrt worden ist, noch existierte, konnte er die Programm-Blockade mit einem geheimen Primr-Impuls wieder lsen. Niemand auer ihm kannte den Kode des Primr-Impulses. Folglich sollte es nach menschlichem Ermessen unmglich sein, irgend etwas zu manipulieren, da nichts ber das Stadium eines Versuchs hinauskme, was nicht in TECOM sein darf, erluterte Melia Chang-Fu.Es sei denn, da alle drei Chef Programmierer daran beteiligt sind, sagte Mario de Monti und blickte gelangweilt zur Decke.

4.

Lawford wich den wild zupackenden Hnden von Charles Taylor aus. Er warf sich zur Seite und versuchte, den HM 4-Strahler auszulsen, doch ein wuchtiger Faustschlag traf die Waffe und schleuderte sie meterweit weg.Die beiden Mnner standen sich gegenber. Beide beugten sich leicht nach vorn, um so wenig Angriffsflche wie mglich zu bieten. Beide streckten die Arme nach vorn, um so schnell wie mglich zupacken zu knnen, falls sich beim Gegner eine Lcke bot.Sie haben einen Fehler gemacht, sagte Taylor. Sie htten mich gleich tten sollen. Jetzt haben Sie keine Chance mehr. Ich bin in einer Kampftechnik ausgebildet worden, die hier auf der Erde vllig unbekannt ist. Sie werden sterben, Mr. Lawford. Nichts kann Sie mehr vor dem Ende retten.Der Detektiv zeigte sich unbeeindruckt.Wenn es so ist, Mr. Taylor, dann greifen Sie ruhig an, sagte er. Es knnte allerdings sein, da Sie sich dabei das Genick brechen. Darf ich fragen, wo ich die trauernden Hinterbliebenen finde und welche Nachricht ich ihnen zukommen lassen soll?Sie drfen nicht, erwiderte Taylor. Aber Sie sollen wissen, da zu unserer Gruppe zehn Spezialkmpfer gehren. Wir werden die Erde und die gesamte terranische Zivilisation in ein Chaos strzen, von dem sie sich nicht wieder erholen wird.Ballyhoo, sagte Lawford geringschtzig. Mit Ihrem angeberischen Geschrei knnen Sie mich nicht beeindrucken. Was ist denn nun, scheuen Sie das Risiko?Charles Taylor lie sich provozieren. Er griff vehement an und versuchte, mit einer Beinschere einzusteigen. Lawford reagierte blitzschnell. Taylor flog an ihm vorbei und mute eine Kombination von Handkantenschlgen einstecken, die ihn zu Boden warfen.Der Detektiv glaubte bereits, es geschafft zu haben. Er beugte sich nach vorn, um Taylor mit einem weiteren Schlag vllig auszuschalten, als ihm die Beine des Agenten der Auerirdischen entgegenzuckten und ihn voll auf der Brust trafen. Lawford flog meterweit zurck, brach zusammen und blieb in gekrmmter Haltung auf dem Boden liegen. Er prete sich die Hnde gegen die Brust. Er hatte das Gefhl, da sein Herz unter dem Nacken Taylors zerquetscht worden war.Der Lieutenant richtete sich langsam auf. Er war ebenfalls einem Zusammenbruch nahe. Lawford erkannte, da der Beinangriff eine rein instinktive Handlung gewesen war, die die Auerirdischen whrend der Kampfausbildung bei ihm einprogrammiert haben muten.Bis zu diesem Moment war Lawford davon berzeugt gewesen, da er Taylor berwltigen konnte. Jetzt packte ihn die Angst. Er sprte, da er diesem Gegner deutlich unterlegen war. Taylor war kein Mensch mehr, er war wie ein biologischer Roboter, der genau das tat, was ihm irgendwann irgendwo in der Galaxis eingegeben worden war.Der Detektiv richtete sich langsam auf. Er erholte sich mit jedem Atemzug mehr.Nun? fragte Charles Taylor spttisch. Wie war das?Lieutenant Taylor, sagte Lawford scharf. Erinnern Sie sich. Sie sind ein Mensch. Sie werden von Auerirdischen mibraucht. Sie sollten fr die Menschen der Erde kmpfen, nicht aber gegen sie. Wachen Sie doch endlich auf, Taylor. Wehren Sie sich gegen das Psychoprogramm, das man Ihnen eingepflanzt hat.Seien Sie still, forderte Taylor. Er nherte sich dem Detektiv vorsichtig.Versuchen Sie, sich an Ihr wirkliches Ich zu erinnern. Versuchen Sie es wenigstens. Sie sind keine biologische Maschine, Taylor, Sie sind ein denkendes und fhlendes Wesen, das seine Freiheit verloren hat, sie aber zurckgewinnen kann, wenn es will. Sie mssen nur wollen, Taylor.Ich wei nur, da ich Sie zum Schweigen bringen will und mu, antwortete Taylor. Das gengt fr mich. Sie knnen das wohl nicht verstehen, wie?Der Privatdetektiv wich zurck, bis er mit den Schultern gegen ein Zwischenschott stie. Er versuchte, es zu ffnen, aber der Mechanismus reagierte nicht.Seine Blicke fielen auf die Laserhandwaffe HM 4, die auf dem Boden lag. Sie war nur etwa zweieinhalb Meter von ihm entfernt.Nicht doch, sagte Charles Taylor spttisch. Sie wollen doch nicht versuchen, an die Waffe zu kommen? Das wre Ihr Ende, Lawford. Ich wre sofort ber Ihnen, und dann wre es vorbei.Der Privatdetektiv versuchte eine Finte. Er tat, als ob er sich auf die Waffe werfen wollte. Als er sah, da Taylor darauf einging, schnellte er sich zur Seite. Mit unglaublicher Wucht hmmerten seine gestreckten Hnde auf den Agenten ein. Sie schmetterten ihn erneut zu Boden.Dieses Mal versuchte Lawford gar nicht erst, Taylor vollends zu besiegen. Er rannte in weiten Stzen durch den Gang, ri das Schott auf und flchtete nach oben. Er hrte eilige Schritte hinter sich, whrend er sich in fieberhafter Eile bemhte, den Schachtdeckel zu ffnen.Als der Deckel nach oben schwang, hrte er ein leises Lachen unter sich. Dann blitzte der HM 4-Strahler auf. Lawford hatte das Gefhl, in glhende Lava zu strzen. Er schrie gellend auf und strzte sterbend in die Tiefe.Charles Taylor stieg gelassen ber den Toten hinweg, kletterte nach oben, schlo und versiegelte den Schachtdeckel und entfernte sich pfeifend. Seine Schritte verloren sich in der Dunkelheit.

*

Als Charles Taylor die Mole im Hafen von Sidney erreichte, blieb er stehen und sphte mit verkniffenen Augen auf das Wasser hinaus. Er pfiff leise.Kurz darauf schwebte ein dunkler Krper auf ihn zu, glitt an ihm vorbei und landete. Licht flammte fr einen kurzen Moment auf, und der Agent erkannte die transparente Haube eines Fluggleiters, unter der ein blondes Mdchen sa. Eine schlanke Hand hob sich und ffnete die Tr der Maschine. Dann erlosch das Licht wieder.Charles Taylor stieg ein.Los, weg hier, befahl er ohne ein Wort der Begrung.Das Mdchen gehorchte und startete. Der Gleiter raste in nrdlicher Richtung davon.Alles in Ordnung? fragte er.Alles in Ordnung, besttigte sie. Ich habe siebzehn liebestollen Mnnern die Kreditkarte abgenommen und anschlieend abgebucht. Eine Abschlukontrolle hat ergeben, da der Plan in allen Fllen aufgegangen ist. Wir haben keine finanziellen Probleme mehr.Ausgezeichnet, lobte er. Hat es Schwierigkeiten gegeben?Ich glaube nicht, antwortete sie, obwohl ich in einem Fall einen Kybernetiker erwischt habe. Es war Mario de Monti, der Chefkybernetiker des Raumschiffes ORION.Du hast ihm auch die Karte abgenommen?Das habe ich getan.Das war ein Fehler. Der Kerl ist mit Sicherheit sofort aufmerksam geworden. Das bedeutet, da wir mit Gegenmanahmen rechnen mssen. Charles Taylor war sichtlich erregt. Die Erkenntnis, da das Mdchen neben ihm einen Fehler gemacht hatte, whlte ihn mehr auf als der Mord an dem Detektiv.Seine Gedanken berschlugen sich.Ich will wissen, was vorgefallen ist, sagte er schlielich. Beschreibe mir, wie du in diesem Fall gearbeitet hast. Schritt fr Schritt.Jeanny Laver berichtete mit ruhiger, fast heiterer Stimme. Sie machte sich keine Sorgen.Das bedeutet, da du Fingerabdrcke hinterlassen hast, sagte Taylor schlielich.Die Flugkabine hatte das Gebiet von Sidney verlassen. Jeanny Laver schaltete das Licht an.Sicher habe ich das, erwiderte sie erstaunt. Waren wir uns nicht darber einig, da so etwas keine Rolle spielt? Niemand kann unsere Identitt entrtseln.Das ist ein Irrtum, sagte Taylor. Ein Privatdetektiv hat zum Beispiel ermittelt, wer ich bin. Ich wei nicht genau, ob er recht hatte, aber als er mir etwas ber mich erzhlte, erinnerte ich mich pltzlich wieder an Dinge, die ich lngst vergessen hatte. Ich wei jetzt, da ich schon im Jahre 1945 gelebt habe.Sie lchelte unglubig.Wie sollte das mglich sein?Wir haben geschlafen, entgegnete er. Ich ebenso wie du oder die anderen acht, mit denen wir hier sind. Bisher wute ich nicht, wann und wo ich eingeschlafen bin. Ich wute nur, wo ich aufgewacht bin, aber noch nicht einmal, wann das genau war. Mir ist klar geworden, da ich praktisch nichts ber mich wei.Jeanny krauste die Stirn. Sie strich sich mit der Hand ber den Nacken.Das ist richtig, sagte sie langsam. Ich habe noch nie darber nachgedacht. Seltsam, aber jetzt, da du es sagst, wird mir das erst klar. Wer bin ich, Charles?Er hob die Schultern.Woher soll ich das wissen. Das spielt auch keine Rolle. Wir haben eine Aufgabe, und die werden wir erfllen, ganz gleich, was geschieht.Ihre Augen wurden leer und ausdruckslos.Wir werden tun, was man uns befohlen hat, sagte sie mit tonloser Stimme.Taylor legte seine Hand auf ihren Arm. Sie zuckte zurck, als habe er ihr einen elektrischen Schlag versetzt. Leben kehrte in ihre Augen zurck. Ihr Gesicht entspannte sich. Sie lchelte, streckte ihre Hand vorsichtig wieder aus und berhrte seine Wange. Ihre Fingerspitzen wanderten zrtlich bis hin zu seinen Lippen.Es ist eigenartig, sagte sie flsternd. Zunchst hat es mich vllig kaltgelassen, als die Mnner mich berhrten. Ich dachte nur an meine Aufgabe. Aber dann geschah etwas, ber das ich mir nicht klar geworden bin.Was? fragte Taylor schroff.Ich empfand etwas, sagte sie weich. Die Berhrung war angenehm fr mich. Sie war mir nicht mehr gleichgltig, und ich erinnerte mich daran, da es Berhrungen zwischen Mann und Frau gibt, die ich vergessen hatte. Ich wre gern lnger mit den Mnnern zusammengeblieben, um herauszufinden, welche das sind.Es gibt keine, behauptete er khl. Empfindungen sind Strfaktoren, die uns nur von unserer Aufgabe ablenken. Wir haben die Pflicht, sie zu unterdrcken und vllig zu eliminieren. Du mut dich dagegen wehren, da dein Krper anders reagiert, als er sollte.Ich wei nicht mehr, welche Reaktionen richtig sind, und welche falsch, antwortete sie und drckte ihre Hand weich gegen seinen Mund. Ist es wirklich falsch, wenn ich etwas empfinde?Es ist falsch.Warum darf ich mich nicht freuen, wenn mir jemand etwas sagt, was ich gerne hre?Du hast nur an deine Aufgabe zu denken. Seine Stimme klang eiskalt. Er schlug ihre Hand zur Seite.Jeanny Laver zuckte heftig zusammen. Ihre Hnde legten sich auf ihre Knie. Steif wie eine Puppe sa sie neben dem Gruppenfhrer der Sabotageeinheit.Seine Blicke fielen auf ihre Hand. An dem Ringfinger ihrer Rechten steckte ein kostbarer, funkelnder Ring.Was ist das? fragte er heftig und ri die Hand zu sich herber.Jeanny schrie vor Schmerz auf.Ein Ring, antwortete sie mit gepreter Stimme. Ist er nicht schn?Charles Taylor lie ihre Hand sinken. Er lehnte sich in seinem Sitz zurck und blickte starr geradeaus. Die Muskeln seiner Wangen arbeiteten heftig.Fr einige Zeit hatte er sich aus der Psychofessel lsen knnen, die ihm eine auerirdische Macht angelegt hatte. Er hatte erkannt, da ihn etwas Fremdes gegen sein eigenes Volk gestellt hatte, ohne sich dagegen wehren zu knnen. Immerhin hatte er einen Anfang gemacht und sein Sklavendasein erkannt.Der Vorwurf des Privatdetektivs, ein biologischer Roboter ohne eigenen Willen zu sein, hatte ihn getroffen. Er hatte eine Wunde in ihm blogelegt und tief verborgene Krfte in ihm mobilisiert. Doch dann war er wieder in seine Abhngigkeit zurckgefallen, und es war ihm nicht wieder gelungen, sich aus ihr zu befreien.Schuld daran war Jeanny und ihr Verhalten.Htte sie sich wie ein biologischer Roboter benommen, htte sie sich wie eine Marionette bewegt, dann htte sie fraglos einen weiteren Schock bei ihm hervorgerufen und ihm die Wahrheit deutlich gemacht.Jeanny aber zeigte sich menschlich. Sie verhielt sich so, wie sie nicht durfte. Damit aber verstie sie gegen alle Bestimmungen, die ihnen auferlegt worden waren. Damit mobilisierte sie den ihm mit den berlegenen Mitteln der Rudraja auferlegten Ordnungszwang.Seine Aufgabe war es, dafr zu sorgen, da die Mitglieder der Sabotageexpedition so funktionierten, wie die fernen Lenker im All es wollten. Trat eine Panne ein, dann mute er handeln. So verhielt sich der ihm auferlegte Ordnungsbefehl wie ein Sicherheitsventil. In seinem Gehirn wurde durch das Verhalten Jeannys eine chemische Reaktion provoziert, gegen die Charles Taylor absolut machtlos war.Gib mir die Zentralkarte, forderte er.Das Mdchen gehorchte. Aus einer Tasche holte es eine Kreditkarte hervor.Ich habe smtliche Gelder auf ein Konto gesammelt, so wie du es befohlen hattest, erluterte sie. Mit dieser Karte kannst du die Kreditpoints abrufen.Das ist mir klar, antwortete er khl. ffne die Tr.Sie gehorchte. Die Schiebetr glitt nach hinten. Der Wind fauchte in die enge Kabine und wirbelte ihr blondes Haar durcheinander.Spring, befahl er.Sie blickte ihn mit geweiteten Augen an und schttelte den Kopf.Nein, Charles, rief sie stammelnd. Ich mchte leben. Bitte, nicht.Du hast den Befehl gehrt, Jeanny. Also spring!Ich mchte leben, sagte sie schluchzend. Ich will nicht sterben. Ich werde alles tun, um meine Fehler wieder gutzumachen.Du gibst dich deinen Emotionen hin. Du hast sogar einen Ring gekauft, weil du dich ber so etwas freust. Darber hast du deine Aufgabe vergessen. Du bist zu einem Sicherheitsrisiko fr die ganze Gruppe geworden. Du hast den Befehl gehrt.Er blickte sie starr an. Sein Gesicht war regungslos, als wre es aus Stein. Seine Hnde lagen ruhig auf seinen Oberschenkeln.Jeanny Laver sa neben ihm. Ihre Augen fllten sich mit Trnen. Sie rutschte langsam auf die offene Tr zu. Ihre Hnde krallten sich in die Polster ihres Sitzes, aber es schien, als habe sie eine unsichtbare Kraft von auen gepackt, die sie mit unwiderstehlicher Gewalt aus der Flugkabine zerrte.Nein, Charles, bitte, nicht. Ich will alles tun, was ich kann, damit der Plan gelingt.Er antwortete nicht, sondern blickte sie nur an.Bitte, Charles, flsterte sie wimmernd.Er schwieg auch weiterhin unerbittlich. Jeanny kmpfte mit aller Kraft gegen den Befehl der fremden Macht, die sie zwang zu gehorchen, Sie stemmte sich gegen das Ende. Sie klammerte sich an den Sitz und konnte sich doch nicht halten.Sie rutschte ber die Kante des Sitzes hinweg. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen, und sie schrie gellend auf.Du verrtst die Menschen, schrie sie. Dann strzte sie in die Tiefe.Charley Taylor hob die Hnde und schlug sie vor die Augen. Er hrte ihre Schreie, bis sie tief unter ihm irgendwo verstummten. Unwillkrlich blickte er auf den Hhenmesser, als er die Hnde wieder herunternahm.Der Gleiter flog in einer Hhe von fnftausend Metern.Jeanny hatte keine Chance gehabt.Er schlo die Tr und rutschte auf ihren Sitz hinber. Die Polster fhlten sich noch warm an, als ob eigenstndiges Leben in ihnen sei. Charles Taylor erschauerte. Er begriff pltzlich nicht mehr, was er getan hatte.Seine Augen fllten sich mit Trnen.Du bist wie ein Roboter, sagte er mit erstickter Stimme. Du bist nichts als ein Roboter aus Fleisch und Blut, eine Maschine, die Befehle ausfhrt. Sonst nichts.Seine Hnde tasteten sich zur Tr. Er wollte sie aufreien und dem Mdchen nachspringen, um sein Leben zu beenden. Doch seine Hand zuckte zurck. Seine Gestalt erstarrte. Aus seinen Augen wich jegliches Leben.Charles Taylor sa regungslos in der Kabine des Gleiters, und eine Glocke psychischer Gewalt legte sich ber ihn und lhmte ihn. Sein eigener Wille und seine Gefhle erstickten im Nichts.

*

Ich verbiete mir derartige Anspielungen, sagte Murdonom Kahindra erzrnt.Wollen Sie ernsthaft unterstellen, da wir drei Chefprogrammierer gemeinsam gegen die Interessen der Menschheit arbeiten? fragte Melia Chang-Fu heftig.Das geht zu weit, fgte Veit Holocek kopfschttelnd hinzu. Irgendwo mu eine Grenze sein.Warum so empfindlich? fragte McLane.Weil die drei Chefprogrammierer ber jeden Verdacht erhaben sind, erklrte Basil Astiriakos energisch. Wir wollen uns gar nicht erst bei solchen berlegungen aufhalten. Sie bringen nichts ein, hchstens einen Vorteil fr unsere Gegenspieler.Einverstanden, sagte Mario de Monti.Da seid ihr ja endlich, sagte Hasso Sigbjrnson, als Helga Legrelle und Atan Shubashi in die Zentrale kamen. Die Funkerin der ORION und der Astrogator begrten Astiriakos und die Chefprogrammierer. Cliff McLane bernahm es, sie mit kurzen Worten zu informieren. Whrenddessen machte Mario de Monti mit Melia Chang-Fu einen Rundgang.Ich glaube, ich wei jetzt, wo die schwache Stelle ist, erklrte der Kybernetiker, als er zu der Gruppe zurckkehrte. Cliff McLane hatte seinen Bericht gerade beendet.Dann heraus damit, forderte Basil Astiriakos.Es mu eine Mglichkeit geben, die Manipulationsblockade auszuschalten, sagte Mario. Andernfalls kann berhaupt keine mibruchliche Manipulation durchgefhrt werden.Ausgeschlossen, erwiderte Veit Holocek erregt. Das ist einfach unmglich, was Sie da sagen. Meinen Sie nicht, wir htten ber eine solche schwache Stelle nicht schon oft diskutiert. Es gibt sie nicht.Befragen Sie TECOM, forderte McLane. Das ist doch ein naheliegender Gedanke. Oder nicht?TECOM ist so programmiert, da er auf diese Frage keine Antwort gibt, erluterte Melia Chang-Fu.Ich fordere Sie dennoch auf, TECOM zu befragen, sagte Basil Astiriakos.Das bedeutet, da Sie uns doch mitrauen, erwiderte Melia Chang-Fu beleidigt.Allerdings, fgte Veit Holocek bestrzt hinzu.Unsinn, wehrte sich der Minister. Ich will lediglich Klarheit. Fragen Sie TECOM, und seien Sie nicht so verdammt empfindlich.Dann bitte ich Mister de Monti, mich dabei zu kontrollieren, sagte Murdonom Kahindra.Genau das hatte ich vor, entgegnete Mario grinsend.Er folgte dem Ersten Chefprogrammierer, der einige Schaltungen an TECOM vornahm und dann laut die geforderte Frage stellte.TECOM antwortete nicht.Antworte, forderte der Chefprogrammierer energisch.TECOM schwieg.Dann gibt es nur einen Ausweg, stellte Mario fest. Die betreffende Grundprogrammierung fr TECOM mu gendert werden. Wir mssen TECOM zwingen, auf diese Frage zu antworten.Das kommt berhaupt nicht in Frage, erwiderte Murdonom Kahindra heftig.Die Forderung de Montis erscheint mir logisch, sagte Basil Astiriakos. Warum struben Sie sich dagegen.Weil eine solche nderung einen grundlegenden Eingriff in die Sicherheitsstruktur von TECOM bedeuten wrde, antwortete Kahindra. Sie knnen alles von uns verlangen, das jedoch nicht. In unseren gesetzlich verankerten Arbeitsbestimmungen ist festgelegt, da wir einer Forderung dieser Art berhaupt nicht nachgeben drfen.Sie mten uns schon zum Rcktritt zwingen, wenn Sie damit durchkommen wollen, erklrte Melia Chang-Fu.Basil Astiriakos hob abwehrend die Hnde. Er lchelte beschwichtigend.Nur nicht so aufgeregt, bat er. Mir geht es einzig und allein um die Sache. Es geht um das Schicksal der Menschheit, und es geht darum, einen Feind ausfindig zu machen, von dem wir kaum mehr wissen, als da er existiert.Mario de Monti schob die Hnde in die Hosentaschen, spitzte die Lippen und pfiff ein paar Takte eines Hits.Dann bin ich dafr, da wir diese Konferenz zunchst einmal abbrechen und neue berlegungen anstellen, sagte er dann. Gibt es hier irgendwo einen anstndigen Whisky?Basil Astiriakos schttelte den Kopf.Es gefllt mir nicht, da Sie Zeit vertun wollen, sagte er.McLane hatte das heimliche Blinzeln Marios bemerkt.Ich brauche Zeit, um meine Gedanken zu ordnen, behauptete er. Hier ist ein wenig zu viel auf mich eingestrmt. Ich spre, da irgendwo eine Lcke sein mu, aber ich mu sie allein finden. Lassen Sie uns eine Pause machen.Also gut, dann bin ich einverstanden, erwiderte der Politiker zgernd.Ich auch, sagte Murdonom Kahindra widerstrebend.

*

Warum wolltest du, da wir allein miteinander reden knnen? fragte Cliff McLane, als die ORION-Crew in einer Kantine des Computerzentrums zusammensa. Die Chefprogrammierer und Basil Astiriakos hatten sich zu einer Besprechung ber ein Problem zurckgezogen, das die Crew nicht tangierte.Weil ich eine Idee habe, mit der die drei Programm-Muffel wahrscheinlich nicht einverstanden sind, erwiderte Mario de Monti und nippte ungewohnt bescheiden an seinem mit Wasser verdnnten Whisky.Es ist kaum anzunehmen, da sich diese Idee dann auch verwirklichen lt, sagte Helga.Es wre ein Experiment, erklrte Mario. Und das lt sich bestimmt durchfhren, Helga-Mdchen.La hren, forderte Atan Shubashi ungeduldig.Ich mchte an die Simultan-Kupplung angeschlossen werden.Was ist das? fragte Hasso Sigbjrnson.Eine Vorrichtung in TECOM, die frher dazu diente, Computer-Psychologen mit dem Bewutsein von TECOM zu verbinden, erklrte der Kybernetiker. Genauer, das Bewutsein der Psychologen wurde mit dem Pseudobewutsein von TECOM verbunden.Und was soll das? fragte Arlene.Dadurch konnten sie die inneren Vorgnge von TECOM erforschen, antwortete Mario. Irgendwann spter hat Orcuna aus verstndlichen Grnden diese Vorrichtungen gesperrt. Seit Orcunas Ende aber sind sie wieder offen.McLane nickte.Fabelhaft, sagte er. Jetzt mchte ich nur noch wissen, warum die Chefprogrammierer damit nicht einverstanden sein sollten.Es knnte sein, da ich auf Informationen stoe, die geheim sind.Ich werde mit Basil darber reden und ihn davon berzeugen, da wir nur so weiterkommen, versprach McLane. Wenn die Regierung wirklich will, da wir der Situation Herr werden, dann mu er seine Zustimmung geben.Und was ist, wenn die Chefprogrammierer sich querlegen? fragte Mario.Zum Teufel, entgegnete Cliff rgerlich. Dann soll er sie eben feuern.

5.

Charles Taylor landete auf dem Hauptparkplatz von TECOM. Er verlie den Gleiter, und nun hatte er Jeanny Laver vergessen. Es war, als habe irgend jemand die Erinnerung an sie in ihm ausgelscht. Charles Taylor konzentrierte sich ganz auf die Aufgabe, die ihm gestellt worden war.Er fuhr mit dem Lift in die Tiefe, jedoch nicht bis zur Hauptsohle mit der Schaltzentrale. Er verlie die Kabine schon einige Etagen vorher und eilte in einen kleinen Raum, in dem sein Arbeitsplatz war.Die persnliche Kreditkarte, die mit seinen Individualdaten versehen war, reichte auch hier vllig aus, um ihm smtliche Tren zu ffnen.Er erreichte seinen Arbeitsplatz, an dem ihn niemand stren durfte, und er begann augenblicklich mit seiner Arbeit, so wie es der Dienstplan vorschrieb. Doch schon bald ging er zu anderen Arbeiten ber, zu denen er nicht befugt war. Da er eine Spezialausbildung und eine knstliche Intelligenzaufstockung genossen hatte, berspielte er alle Kontrollen und Sicherheitsschranken mhelos.Schlielich schaltete er einen Videorecorder an. Ein Bildschirm erhellte sich vor ihm, und nur wenige Minuten vergingen, bis Taylor alles wute, was Cliff McLane mit den drei Chefprogrammierern besprochen hatte.Er lehnte sich in seinem Sessel zurck, als er sah, wie die Gruppe den Zentralraum verlie.Verdammt, sagte er leise. Warum haben sie nicht dort unten besprochen, was sie vorhaben?Enttuscht schaltete er das Gert ab und berlegte, welche Schritte er einleiten mute, um einen bevorstehenden Angriff abzuwehren. Einige Minuten verstrichen, dann hatte er einen Beschlu gefat. Er tippte eine Zahlenkombination in die Tastatur des Videogerts. Der Bildschirm erhellte sich, und nach einigen Sekunden erschien das scharfkantige Gesicht eines schwarzhaarigen Mannes im Projektionsfeld. Stahlblaue Augen blickten ihn forschend an.

*

Helga Legrelle bog in Gedanken versunken um die Gangecke und prallte unversehens mit einem hochgewachsenen Mann zusammen.Entschuldigen Sie, bitte, sagte er nicht weniger erschreckt als sie.Helga blickte auf.Der Mann hatte ein scharfgeschnittenes Gesicht. Das tiefschwarze Haar reichte ihm bis auf die Schultern und stand in aufflligem Kontrast zu den stahlblauen Augen. Er lchelte linkisch.Es tut mir leid. Ich habe berhaupt nicht aufgepat. Er schob sich an ihr vorbei und eilte weiter, blieb jedoch nach einigen Schritten stehen und griff sich suchend ans Handgelenk.Hier liegt es, sagte Helga Legrelle. Sie bckte sich nach einem Chronometer. Der Mann kehrte zurck und beugte sich ebenfalls herab, aber die Funkerin der ORION hatte das Chronometer bereits aufgenommen.Danke, sagte er schchtern. Das ist sehr nett.Sie lchelte und beobachtete, wie er das Chronometer prfte und es sich danach wieder um das Handgelenk legte. Er blickte auf und lchelte ebenfalls.Ich hoffe, ich habe Ihnen nicht weh getan.Sie schttelte den Kopf.So schlimm war es ja nun wirklich nicht, entgegnete sie. Ich habe nur einen Schreck bekommen. Das war alles.Dann ist es ja gut, sagte er aufatmend. Er machte Anstalten weiterzugehen, zgerte dann jedoch und blickte ihr suchend in die Augen. Sie wollten nicht zufllig in die D-Kantine?Helga lachte, weil er so ungeschickt und schwerfllig war.Nein, erwiderte sie amsiert. Ich wollte berhaupt nicht dorthin, wenn Sie aber dorthin gehen sollten, wird mir zweifellos einfallen, da ich Appetit auf eine Tasse Kaffee habe.Ich will in die D-Kantine, antwortete erleichtert.Dann laden Sie mich, bitte, zu einer Tasse Kaffee ein, bat sie, wobei sie sich frmlich gab.Mit dem grten Vergngen, sagte er ebenfalls bertreibend.Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her. Dann lachte Helga auf.Sie sind ein eigenartiger Mensch, sagte sie. Aber Sie gefallen mir. Wie heien Sie?Harold, erwiderte er. Harold Brighton. Ich bin Simultan-Techniker. Und Sie?Helga.Sie betraten die D-Kantine, und er fhrte sie zu seinem Tisch.Aber Sie sind nicht hier in TECOM ttig, bemerkte er. Ich habe Sie hier noch nie gesehen.Die Funkerin merkte nicht, wie raffiniert und geschickt Brighton vorging. Sie ging ihm arglos in die Falle. Sie, die sonst so frostig sein konnte, fhlte sich sicher und glaubte sich ihm berlegen. Seine linkische und scheinbar so naive Art tuschte sie.Harold Brighton war allerdings ebenso wie Charles Taylor ein perfekt geschulter Mann, der es wie kein anderer verstand, Frauen ganz nach seinen Absichten zu fhren. So merkte Helga Legrelle erst, da sie alles ausgeplaudert hatte, als es viel zu spt war. Sie hatte den Plan verraten, den Mario de Monti gefat hatte.Erschreckt blickte sie Harold Brighton an, als ihr die entscheidenden Worte entglitten waren.Du meine Gte, sagte sie. Das alles htte ich niemals erzhlen drfen.Ich habe schon wieder alles vergessen, was Sie gesagt haben, beteuerte er. Machen Sie sich keine Sorgen. Ich bin ein Mensch, und ich hasse alles, was die Menschheit in ihrer Existenz bedroht. Ich werde schweigen wie ein Grab. Groes Ehrenwort.Sie drfen niemandem etwas verraten. Auch nicht Ihren Freunden. Das ist wichtig.Er nickte lchelnd, legte scherzhaft Zeige- und Mittelfinger seiner rechten Hand an die Lippen und danach ans Herz und antwortete: Ich schwre, da ich schweigen werde.Helga Legrelle war dennoch nicht beruhigt. Sie wute, da sie einen schwerwiegenden Fehler gemacht hatte, aber sie redete sich ein, da sie diesem Mann vertrauen durfte. Dabei war sie sich dessen bewut, da sie nur gegen ihre Schuldgefhle ankmpfte. Sie wute, da sie Harold Brighton sofort htte isolieren lassen mssen, aber sie brachte es nicht bers Herz, so etwas zu veranlassen. Er erschien ihr vertrauenswrdig.Sie blickte verstrt auf ihr Chronometer.Ich mu unbedingt gehen, sagte sie und stand auf.Er erhob sich sofort, doch sie wies ihn mit beschwichtigend ausgestreckter Hand zurck.Bitte, Sie brauchen mich nicht zu begleiten. Im Gegenteil. Es wre mir lieber, wenn Sie hier blieben. Sie haben auch Ihren Kaffee noch nicht ausgetrunken.Er sank auf seinen Stuhl zurck.Sehen wir uns wieder? fragte er schchtern.Ich melde mich, versprach sie und eilte davon.Er blickte ihr nach. Ein verchtliches Lcheln glitt ber seine Lippen, als sie die Kantine verlassen hatte. Zufrieden rhrte er seinen Kaffee um und trank ihn aus.Er hatte alles erreicht, was mglich war. Er wartete noch einige Minuten, dann erhob er sich und begab sich zu einer kleinen Kabine, in der Charles Taylor auf ihn wartete.

*

Mario de Monti unterbrach seine vorbereitenden Arbeiten an der Simultan-Kupplung, als die drei Chefprogrammierer eintraten.Aha, sagte er ironisch, die drei Hemmschuhe der Nation.Ihre Bemerkung ist weder witzig noch originell, erwiderte Murdonom Kahindra verletzt. Wir haben eine bessere bersicht ber die Gesamtanlage TECOM, und wir wissen, was wir verantworten knnen und was nicht.Im Gegensatz zu Ihnen verschwinden wir nach dieser Geschichte nicht einfach irgendwo im Weltraum, sondern wir bleiben hier und mss