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Jahresbericht 2017Pflegezentrum Rotacher
Einblicke in unsereDemenzabteilung
2
Impressum Herausgeberin: Pflegezentrum Rotacher, Dietlikon Redaktionsverantwortliche: Judith Alder (Leitung Pflege, stv. Direktorin), Elmar Ernle, Steffi Eichert und Gabriela Brun
Auflage: 1000 Ex. Konzept, Gestaltung und Realisation: Gutzwiller Kommunikation und Design AG, Aaraugutzwiller-kommunikation.ch Fotografie: André Scheidegger, Moodpix GmbH, Solothurnmoodpix.ch Druck: Brogle Druck, Gipf-Oberfrickbrogledruck.ch
Dank Ein herzliches Dankeschön an Herrn und Frau M. für die aktive Mitwirkung (siehe Seite 18–23) beim Verdeutlichen, wie wir im PZR lernen und arbeiten.
Verwaltungsrat Ein Jahr im Zeichen der Restrukturierung 4 Geschäftsleitung Die Demenzpflege als Grundleistung verankert 6 Schwerpunktthema Einblicke in unsere Demenzabteilung 8-33 Zahlen und Fakten Organigramm 34 Personalspiegel 35 Finanz- und Rechnungswesen 38 Bericht der Revisionsstelle 39 Erfolgsrechnung 2017 40 Bilanz und Fondsrechnung 2017 41 Mittelflussrechnung und Anhang 42 Kennzahlen 43
Inhaltsverzeichnis
54
Der Verwaltungsrat des PZR (von links nach rechts):
Linda Camenisch (Gemeinderätin Wallisellen)
Roger Würsch (VR-Vizepräsident, Gemeinderat Dietlikon)
René Zimmermann (VR-Präsident, Gemeinderat Wangen-Brüttisellen)
Dr. med. Daniel Grob (Chefarzt, Stadtspital Waid, Zürich)
Werner Keller (Unternehmensberater, Baden-Dättwil)
Liebe Leserinnen, liebe Leser
Das vergangene Jahr stand ganz im Zeichen der Re-
strukturierung der Bewohnerbelegung nach dem
Um- und Erweiterungsbau des Pflegezentrums Ro-
tacher (PZR).
Nach einer längeren Bauzeit konnte Ende 2016 die
letzte Abteilung im PZR eröffnet werden. Ab Januar
2017 standen nun 124 Pflegebetten zur Verfügung
mit einer Sollbelegung von 116 Betten. Um all die-
se Betten belegen zu können, strebten der Verwal-
tungsrat und die Geschäftsleitung eine überregionale
Positionierung des PZR an. Auf Grund der tiefen Aus-
lastung im PZR seit Anfang des Jahres beschloss der
Verwaltungsrat zu prüfen, ob eine Abteilung geschlos-
sen oder die unbeliebten 4-Bett-Zimmer aufgehoben
werden sollen. Er prüfte ebenfalls die betriebliche und
finanzielle Auswirkung der Bettenreduktion; zudem
wurde ein Investitions- und Einstellungsstopp erwirkt.
Der Verwaltungsrat des PZR entschloss sich, die ver-
bleibenden 4-Bett-Zimmer in 2-Bett-Zimmer umzu-
wandeln. Somit erreicht das PZR einen Totalbestand
von 108 Betten. Dieser Entschluss hatte auch zur Fol-
ge, dass der Personalbestand um sechs bis sieben
Vollzeitstellen reduziert werden musste. Die Personal-
reduktion erfolgte über natürliche Abgänge und war
per Dezember 2017 abgeschlossen.
Trotz all dieser angeordneten Massnahmen hatte
das neue Betriebskonzept noch nicht bis Ende 2017
gegriffen und ein Jahresverlust war eingeplant. Der
Verwaltungsrat ist aber überzeugt und zuversichtlich,
dass das neue Konzept in den Folgejahren umgesetzt
wird und wieder ein Betriebsgewinn verbucht werden
kann.
Neben der klassischen Langzeitpflege bietet das PZR
spezialisierte Pflegemodelle wie Übergangs- und Kurz-
zeitpflege an. Zudem nehmen die psychiatrische sowie
die Demenz-Pflege einen wichtigen Platz ein.
Dieser Jahresbericht widmet sich deshalb vertieft dem
Thema Demenz. Von einer Demenz ist die Rede, wenn
sich kognitive Störungen wie Vergesslichkeit im All-
tag deutlich störend auswirken und zwar über einen
Zeitraum von mindestens sechs Monaten. Nicht selten
wirken Betroffene bedrückt. Sie reagieren mit Kum-
mer, Angst und Scham auf ihre Veränderung. Daher
VerwaltungsratEin Jahr im Zeichen der Restrukturierung
lässt sich eine Demenzerkrankung im Frühstadium oft
schwer von einer Depression unterscheiden. Wichtiges
Differenzierungsmerkmal: Während Depressive eher
über ihre Situation lamentieren, neigen Demenzpati-
enten dazu, ihre Ausfälle zu überspielen.
Ein interprofessionelles Team aus Pflege-, Therapie-,
Psychiatrie- und Arztmitarbeitenden gewährleistet die
sachgemässe Demenzpflege im PZR. Das Behandlungs-
team ist fähig, auch sehr komplexe Pflegesituationen
zu meistern, dies in enger Zusammenarbeit mit den
Bewohnenden und deren Angehörigen.
Im Namen des Verwaltungsrates danke ich allen Mit-
arbeitenden für ihr grosses Engagement in den nicht
einfachen Zeiten des letzten Jahres. Herzlich möchte
ich mich für das Vertrauen bedanken, das uns die Be-
wohnenden und Angehörigen entgegenbringen. Den
Trägergemeinden, den Behörden und Partnern danke
ich für die erfolgreiche und kooperative Zusammenar-
beit im letzten Geschäftsjahr.
René Zimmermann
Verwaltungsratspräsident
76
Liebe Leserinnen, liebe Leser
Pflegebedürftigkeit manifestiert sich im Verlust
der selbständigen Sicherheit und Stabilität. Sicht-
bar wird dies in einem ausgeprägten Mass bei der
Demenzerkrankung. Diese leider bis heute nicht
heilbare Veränderung der Gehirnleistung entwi-
ckelt sich meist in kleinen Schritten, am Anfang
häufig im Verborgenen. Der Verlust an Selbstän-
digkeit, Sicherheit und Stabilität schreitet Stück für
Stück unaufhaltsam voran und muss schlussendlich
von Dritten kompensiert werden. Deshalb hat das
Pflegezentrum Rotacher (PZR) die Demenzpflege
als Grundleistung aller Abteilungen verankert.
Der fliessende Krankheitsverlauf bei Demenz bedingt,
dass sich die Unterstützungsleistungen immer an der
momentanen Situation, den Bedürfnissen sowie den
Ressourcen des betroffenen Menschen orientieren.
Dabei müssen die herkömmlichen Systemgrenzen
zwischen ambulanter, stationärer, akuter und Lang-
zeit-Pflege überwunden werden und ineinander ver-
schmelzen.
Die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen in
der Pflege und Betreuung von demenziell erkrankten
Menschen können nicht ausschliesslich mit speziali-
sierten, weglaufgeschützten Demenzabteilungen ge-
meistert werden. Vielmehr ist in jedem Stadium des
Krankheitsverlaufs den spezifischen Bedürfnissen und
vorhandenen Ressourcen der betroffenen Menschen
Rechnung zu tragen.
Im PZR wird die Demenzpflege deshalb als Grund-
leistung auf jeder Abteilung gewährleistet. Als Leit-
gedanke orientieren wir uns bei unserem täg-
lichen Handeln am Erhalt oder einer möglichen
Verbesserung der Selbständigkeit, Sicherheit und
Stabilität der betroffenen Bewohnenden. Konkret
bedingt diese Haltung eine konsequente inter-
professionelle Pflege- und Therapieplanung mit der
engen Einbindung der Angehörigen.
Für eine bewohnerorientierte Demenzpflege und Be-
treuung ist zudem die Vernetzung mit den Vor- und
Nachsorgern essenziell. Die strukturierte Zusammenar-
beit des PZR mit der Spitex Glattal, dem Alterszentrum
Hofwiesen (Dietlikon), dem Alters- und Pflegezentrum
Wägelwiesen (Wallisellen), dem Spital Uster und der
IPW (Winterthur) erschliesst den Bewohnenden des
PZR ein breites, differenziertes und professionelles
Leistungsspektrum.
Im vorliegenden Jahresbericht beleuchten wir unser
Verständnis von Demenzpflege und Betreuung aus ver-
schiedenen Blickwinkeln. So kommen Mitarbeitende
des PZR wie auch Partner aus unserem Netzwerk zu
Wort. Damit machen wir unseren ganzheitlichen An-
spruch an dieses herausfordernde Leistungsspektrum
sichtbar. Es ist beeindruckend, was die Mitarbeiterin-
nen und Mitarbeiter des PZR Tag für Tag leisten.
Parallel zur Umsetzung der Neupositionierung des PZR
mit der Umwandlung der 4-Bett-Zimmer in 2-Bett-
Zimmer erreichten die Teams auch im abgelaufenen
Jahr in allen Bereichen der Bewohnerbetreuung eine
intensive Fachentwicklung. Es ist für uns nicht selbst-
verständlich, dass eine so grosse Bereitschaft für Ver-
änderung im PZR gelebt wird.
Darum möchten wir an dieser Stelle all unseren Mitar-
beitenden für die Energie und Freude danken, die sie
unseren Bewohnenden im vergangenen Jahr neben
all den Veränderungen geschenkt haben. Sie sind und
bleiben das Herz des PZR!
Wir wünschen Ihnen, liebe Leserin und lieber Leser,
viel Vergnügen bei der Lektüre dieses Jahresberichts.
Fridolin Schraner
Direktor
Die Geschäftsleitung des PZR (von links nach rechts):
Christian Hartig (Ärztlicher Leiter)
Fridolin Schraner (Direktor)
Judith Alder (Leitung Pflege, stv. Direktorin)
Rolf Pfister (Leitung Facility Management)
GeschäftsleitungDie Demenzpflege als Grundleistung verankert
8 9
Einblicke in unsere Demenzabteilung
11
15
28
Schwerpunktthema Demenz
Demenz leben und erleben – die Geschichte einer Betroffenen
Wissenswertes zur Kommunikation im Umgang mit Menschen mit Demenz
1110
«Wer bereit ist, sich einzulassen, wird schöne und dankbare Momente erleben»
Der diesjährige Jahresbericht widmet sich dem
Thema «Demenz». Das Wort Dementia kommt
aus dem Lateinischen und heisst wörtlich über-
setzt Unverstand, Wahnsinn oder erworbener
Schwachsinn. Mit dem heutigen Verständnis der
Demenz haben diese Begriffe zum Glück keinen
Zusammenhang mehr. In den letzten Jahren wurde
sehr viel über Demenz geschrieben und viel Auf-
klärungsarbeit geleistet. Dadurch fand eine enor-
me Sensibilisierung der Bevölkerung in Bezug auf
Demenz statt.
Als Leiter der Demenz-Pflegeabteilung im Pflegezen-
trum Rotacher höre ich oft – im beruflichen wie auch
privaten Umfeld – dass es bestimmt extrem schwierig
sei, den ganzen Tag über mit Menschen zu arbeiten,
die im Denken anders funktionieren als wir «Gesun-
den». Ich kann dies weder mit einem «Ja» noch mit
einem «Nein» beantworten. Eine richtige Antwort gibt
es nicht.
Die Betreuung und Pflege von Menschen mit einer
Demenz muss einem im Blut liegen. Denn demenzi-
ell erkrankte Menschen fordern von den Betreuenden
im Minutentakt die Reflektion ihres Gegenübers, eine
aussergewöhnliche Neugierde und ein hohes Mass an
Fantasie. Fantasie, um in eine andere Welt der Gefühle
einzutauchen – mit dem Ziel, dem Gegenüber Gefühle
wie Geborgenheit, Verständnis, Selbstwert, Zuversicht,
Hoffnung, Freude, Trauer, Schmerz, Zorn, Ärger oder
Wut zu vermitteln und gemeinsam zu erleben. Stets
im Wissen, dass diese Reise innert kürzester Zeit wie-
der der Vergangenheit angehört und relativ bald eine
neue startet – ohne Vorankündigung, ohne Planung
und ohne klares Ziel. Auch die Dauer dieser Reisen ist
jeweils nicht absehbar.
Wer den Menschen mit Demenz in seinem Handeln
akzeptiert, unterstützt und nicht korrigiert, wird am
Ende des Arbeitstages ein gutes Gefühl und eine zu-
friedene Müdigkeit verspüren. Und jeder Mensch, der
bereit ist, sich auf diese Herausforderung einzulassen,
wird in der Betreuung von Menschen mit Demenz
viele schöne und dankbare Momente erleben, welche
einem niemand – ausser die Demenz selbst – mehr
nimmt.
Elmar Ernle
Abteilungsleiter
Psychiatrische und Demenz-Pflegeabteilung
Elmar Ernle
Abteilungsleiter
Psychiatrische und Demenz-Pflegeabteilung
1312
Was bei Alzheimer-Demenz im menschlichen Gehirn geschieht
Synapse
WissenswertesSynapse: Der Übertragung von Reizen dienende Verbindung zwischen einer
Nerven- oder Sinneszelle und einer anderen Nervenzelle oder einem Muskel.
Botenstoffe: Substanz zur Weitergabe bzw. Übertragung von Erregungen im
Nervensystem.
Nervenzellen: Zellen, die Erregungen aufnehmen, verarbeiten und leiten.
Amyloid-Plaque: Amyloid ist der Oberbegriff für Protein-Fragmente, die der
Körper produziert. Im gesunden Gehirn werden diese Fragmente zersetzt und
vernichtet. Bei einer Alzheimer-Erkrankung häufen sie sich zu harten, unauf-
löslichen Plaques zwischen den Neuronen im Gehirn an.
Tau-Fibrillen: Unauflösliche, gedrehte Fasern, die sich im Innern von Hirnzellen
finden und überwiegend aus dem sogenannten Tau-Protein bestehen. Helfen
beim Transport von Nährstoffen und anderen wichtigen Substanzen von einem
Teil der Nervenzelle zu einem anderen.
(Quellen: duden.de und alzheimer-forschung.de)
Botenstoff Tau-Fibrillen
Nervenzelle mit Zellkern Amyloid-PlaqueGesundes Gehirn Alzheimer-krankes Gehirn
Im gesunden Hirn sind die Nervenzellen durch viele Kontaktstellen, die Synapsen, verbunden. Hier werden Signale durch Botenstoffe (Transmit-ter) übertragen, die von Zelle zu Zelle wandern. Bei Alzheimer-Demenz nimmt die Gehirnmasse ab, die Abstände zwischen den Gehirnwindun-gen werden grösser. In den Nervenzellen bestimmter Hirnregionen ent-stehen Tau-Fibrillen, zwischen den Zellen lagern sich Amyloid-Plaques ab. Die Synapsen arbeiten schlechter oder gar nicht mehr. Das führt zum fortschreitenden Verfall aller geistigen Funktionen und der Persönlichkeit.
1514
Was geschieht im menschlichen Gehirn bei Demenz?
Demenzformen
Es gibt verschiedene Demenzformen, die bekannteste
ist die Alzheimer-Demenz, benannt nach dem deut-
schen Neurologen Alois Alzheimer. Hierbei kommt es
zu einem kontinuierlichen Untergang der Gehirnzel-
len der grauen Hirnsubstanz. Die genaue Ursache ist
bis heute nicht bekannt. Typischerweise beginnt die
Erkrankung mit einer Verschlechterung des Kurzzeit-
gedächtnisses.
Die vaskuläre oder gefässbedingte Demenz ist eben-
falls eine häufige Demenzform. Die Ursache hier liegt
in vielen, kleinen Durchblutungsstörungen, was letzt-
lich zum Zelluntergang führt.
Lewy-Body-Demenz, Parkinson-Demenz und fronto-
temporale Demenz sind seltener. Darüber hinaus gibt
es noch weitere, sehr seltene Demenzformen, zum
Beispiel bedingt durch HIV oder Lues. Die Unterschei-
dung der einzelnen Demenzformen ist nicht einfach
und gelingt nicht immer, teilweise liegen auch Misch-
formen vor, zum Beispiel bei einer Alzheimer-vasku-
lären Demenz.
Verlauf
Bei allen Demenzformen gibt es unterschiedliche Sta-
dien, meist beginnend mit einer Verschlechterung
des Gedächtnisses sowie zunehmenden Problemen
in der Alltagsbewältigung. Im Spätstadium kommt es
zu zunehmenden Verhaltensauffälligkeiten wie der
Änderung bisheriger Gewohnheiten, einem sozialen
Behandlung
Das primäre Ziel der Behandlung ist es, die Lebensqua-
lität, Autonomie und Mobilität möglichst lange auf-
recht zu erhalten. Dabei spielen nicht-medikamentöse
Massnahmen eine sehr wichtige Rolle. Hierzu zählen
beispielsweise Gedächtnistraining, Aktivierung und
Beschäftigung, Bewegung und geselliges Beisammen-
sein. Sehr wichtig ist es, die Biografie des Erkrankten
zu erfassen und möglichst früh auch Angehörige mit-
einzubeziehen.
Medikamentöse Therapien können das Fortschrei-
ten der unheilbaren Erkrankung zumindest teilweise
verzögern. Kommt es vermehrt zu Unruhezuständen,
wird mit Hilfe nicht-medikamentöser Massnahmen
versucht, das Wohlbefinden wieder zu bessern. Hier-
bei spielen Validation, Beruhigung, ein ruhiges Umfeld
und guter Schlaf eine zentrale Rolle. Diese Massnah-
men sind meistens schon ausreichend. Erst wenn eine
Gefährdung des Erkrankten bzw. des Umfeldes vor-
liegt, müssen auch beruhigende Medikamente einge-
setzt werden. Diese werden wegen den Nebenwirkun-
gen und der erhöhten Sturzgefahr sobald wie möglich
wieder reduziert und abgesetzt.
Christian Hartig
Ärztliche Leitung
Zahlen zur Demenz in der Schweiz
2016 waren 144’000 Menschen in der Schweiz
an Demenz erkrankt, davon etwa doppelt so
viele Frauen wie Männer. Es wird geschätzt,
dass neun Prozent der über 65-jährigen Men-
schen und mehr als 40 Prozent der über 90-
Jährigen an einer Demenz leiden. Die Zahl
dürfte bei noch nicht festgestellter Demenz
noch höher liegen.
Bis 2040 wird mit einem Anstieg an Demenz-
kranken um 100 Prozent auf 300’000 betrof-
fene Personen gerechnet. Demenz ist bereits
heute der häufigste Grund für Pflegebedürf-
tigkeit im Alter und Demenzerkrankungen
sind in der Schweiz die dritthäufigste Todes-
ursache nach Herz-Kreislaufleiden und Krebs.
Wegen der demografischen Entwicklung und
der damit stetig alternden Bevölkerung wird
die Zahl an Demenzkranken weiter kontinu-
ierlich steigen.
(Quelle: Bundesamt für Statistik BfS 2009 und 2015)
Rückzug bis hin zu teilweise aggressiven Verhaltens-
mustern. Auch zur Weglauftendenz kann es kommen.
Dabei sind der Verlauf der Demenzformen und die Ver-
haltensweisen der Betroffenen sehr unterschiedlich.
Diagnostik
Eine klinische Diagnose wird anhand einer Befragung
und einer Untersuchung durch den Arzt – oft mit Hilfe
der Angehörigen – festgestellt. Meist wird eine zentra-
le Bildgebung des Gehirns veranlasst, um andere Ursa-
chen der kognitiven Verschlechterung auszuschliessen,
wie zum Beispiel ein Schlaganfall, eine Hirnblutung,
ein erhöhter Hirndruck oder Hirntumore. Diese Erkran-
kungen sind prinzipiell alle reversibel und therapier-
bar, im Gegensatz zur Demenz.
Es gibt verschiedene Fragetests zur Diagnosefindung.
Selten werden auch weitere Untersuchungen veran-
lasst, wie die Messung spezieller Blutwerte oder die
Nervenwasserpunktion (Lumbalpunktion).
Christian Hartig
Ärztliche Leitung
1716
Auf der Demenz-Pflegeabteilung gleicht kein Tag dem anderen
In den letzten zwei Jahren hat sich im Pflege-
zentrum Rotacher viel verändert. Die neue Per-
sonalstruktur nach «Skill and Grade» bot für die
Demenz-Pflegeabteilung die Chance, vieles von
Grund auf neu zu gestalten, zu ordnen oder zu er-
finden. Mittlerweile ist dort ein kompetentes und
eingespieltes Team entstanden, das die Verände-
rungen fortlaufend mitgestaltet.
Das Team der Demenz-Pflegeabteilung arbeitet neu
nach milieutherapeutischen Ansätzen. Dank diesen
Umstrukturierungen sind die demenziell erkrankten
Bewohnenden in ihrem Alltag nun viel mobiler und
agiler. Aber was bedeutet dies konkret?
Den Bewohnenden eine gewisse
Entscheidungskraft zurückgeben
Zuerst wurden Veränderungen im pflegerischen Be-
reich vorgenommen. So wurde die morgendliche
Zuteilung der Bewohnenden zu den jeweiligen Pfle-
genden abgeschafft. Zudem werden die Bewoh-
nenden nicht mehr zu einer bestimmten Uhrzeit
geweckt, sondern können so lange schlafen, wie
sie möchten. Erst wenn sie wach sind, entscheidet
die tagesverantwortliche Person ad hoc, ob die Be-
wohnerin oder der Bewohner gleich gepflegt wird oder
zuerst frühstückt. Die Mitarbeitenden sprechen sich da-
durch situativer ab und entscheiden individueller.
Flexible Alltagsstrukturen für
individuelle Bedürfnisse
Einhergehend mit diesen organisatorischen Änderun-
gen wurde die gesamte Abteilung auch baulich anders
aufgeteilt: Das ehemalige Badezimmer wurde zu ei-
nem weiteren, offenen Raum umgestaltet. Es ist ein
Rückzugsraum für Bewohnende und ihre Angehörigen
geworden, welchen sie gerne nutzen. Auch das Stübli
bekam ein neues Gesicht: Ein grosser Schrank und eine
Standuhr wurden entfernt und durch einen Buffet-
schrank ersetzt. Ebenso wurden Tische umgestellt, was
dem Stübli mehr Raum verleiht. Zusammen mit der
Küche wirkt die Abteilung nun fast wie eine Wohnung.
Das Morgenessen findet jeweils in der gemeinsamen
Küche statt. Es gibt einen gedeckten Tisch mit Brot,
Konfitüre, Butter, Wurst, Joghurt, Kaffee und Käse. An
Sonn- und Feiertagen wird spezielles Kaffeegeschirr
mit Mustern wie «zu Omas Zeiten» aufgedeckt, dazu
weisse Tischtücher, um die Bewohnenden daran zu er-
innern, dass es sich um einen besonderen Tag handelt.
Nach dem Morgenessen geht es mit der Alltagsgestal-
tung weiter. Dazu wurde ein spezieller Betreuungs-
dienst eingerichtet, der mit den Bewohnenden kurze
Aktivierungen wie Puzzle spielen oder Mandala malen
durchführt. Dabei orientieren sich die Mitarbeitenden
immer an den jeweiligen Fähigkeiten des Bewohners
oder der Bewohnerin. Die Aktivierung kann auch bio-
grafische Ursprünge haben. So wird beispielsweise die
Postverteilung auf den Abteilungen im Haus durch ei-
nen Bewohner durchgeführt, der schon früher immer
Zeitungen verteilt hatte. So wird die Bewegung trotz
geschlossener Abteilung spielerisch in den Alltag ein-
gebaut. Der Betreuungsdienst übernimmt auch Spa-
ziergänge in der Umgebung und die Bewohnenden
können den ganzen Tag über in den offenen, gesicher-
ten Garten. Zusätzlich gibt es zweimal wöchentlich fest
geplante Aktivitäten wie das Backen von Kuchen und
Zöpfen. Hier steht nicht das Resultat im Vordergrund,
sondern die Aktivität, das Ambiente und der Geruch
sollen die Bewohnenden an frühere Zeiten erinnern.
Neu ist auch, dass die Tische nicht immer ganz frei-
geräumt werden und stets etwas herum liegen darf,
damit die Bewohnenden auch spontan immer etwas
zur Beschäftigung zur Hand haben. Das gewollte Chaos
ist etwas Neues für die Mitarbeitenden. Schulungen zu
Themen wie Validation, Aggression und anderes för-
dern die stetige Weiterbildung des gesamten Teams.
Auch regelmässige Visiten mit einer Psychiaterin gehö-
ren seit zwei Jahren zur Unterstützung im Pflegealltag.
Dabei wird stets Wert darauf gelegt, die Eigenständig-
keit der Bewohnenden so lange wie möglich zu erhal-
ten. So stehen beispielsweise immer Sirup und Gläser
auf den Tischen – auch wenn dadurch öfter mal etwas
ausgeleert wird. Der Abend wird ebenfalls individu-
ell gestaltet. Eine Stehlampe und gedämpftes Licht im
Gang sorgen für eine angenehme Abendstimmung. Die
Bewohnenden werden je nach Befinden für die Schla-
fenszeit umgezogen oder können noch etwas fernse-
hen. Manchmal findet man morgens sogar den einen
oder anderen Bewohner, der auf dem Sofa genächtigt
hat. Ein Tag ist also nie wie der andere.
Die tiefgreifenden Änderungen in den vergangenen
zwei Jahren waren eine Herausforderung für das gan-
ze Team und die Arbeit in der Demenz-Pflegeabteilung
wird sich wohl auch laufend weiter entwickeln – zum
Wohl jedes einzelnen Bewohners und jeder einzelnen
Bewohnerin.
Steffi Eichert
Abteilungsverantwortliche
Demenz-Pflegeabteilung
Weiter wurde zum Wohle der Bewohnenden ent-
schieden, dass es auf der Demenz-Pflegeabteilung
neu eine 24-Stunden-Pflege gibt. Dies bedeutet, dass
die Pflege nicht mehr in vorgegebenen Abständen,
sondern je nach Bedarf erfolgt – egal ob am Tag oder
in der Nacht. Damit wird den dementen Bewohnen-
den eine gewisse Entscheidungskraft zurückgegeben.
Auch eine Duschliste oder einen Duschplan findet man
auf der Demenz-Pflegeabteilung nicht mehr. Geduscht
wird, wenn der Bewohner oder die Bewohnerin es
zulässt und möchte.
Für diese neue Art der Pflege und Betreuung ist die
Zusammenarbeit mit den Angehörigen enorm wichtig.
Sie spielen bei der Zimmergestaltung oder bei der Aus-
wahl von Kleidern und Kosmetikartikeln eine zentrale
Rolle. Mit ihrem Wissen und ihren Erfahrungen tragen
sie einen wesentlichen Teil dazu bei, dass sich die Be-
wohnenden im PZR «heimelig» fühlen.
Steffi Eichert
Abteilungsverantwortliche
Demenz-Pflegeabteilung
1918
Demenz leben und erleben – die Geschichte einer Betroffenen
Es ist dunkel und der Tag ist noch nicht einmal angebrochen. Doch
Frau M. ist bereits auf den Beinen. Zuerst klopft sie von innen an
die Balkontüre, dann schlägt sie mit der flachen Hand dagegen. Sie
schimpft laut. Ihre Stimme wirkt erregt, sie bringt aber nur einzelne
Wortfetzen heraus. Frau M. spricht zu ihrem eigenen Spiegelbild in
der Scheibe, ohne sich selbst zu erkennen. Plötzlich vernimmt sie
im Hintergrund die leise, beruhigende Stimme einer Pflegerin, die
langsam näher kommt. Frau M. hört, dass ihr Name genannt wird.
Langsam wendet sie sich von der Balkontüre ab. Die Pflegerin reicht
ihr die Hand. Zu zweit entfernen sie sich von der Balkontüre und
begeben sich in einen Raum mit Sofa, leiser Musik und gedämpftem
Licht. Frau M. kennt diesen Raum. Sie setzt sich zu der Dame in grün,
die sie hierhin geführt hat und nun leise zu ihr spricht. Frau M. hört
zu und spürt: Hier kann sie sich sicher fühlen. Langsam beruhigt sie
sich und lässt sich in eine warme Wolldecke einhüllen. Sie lauscht
der Musik und summt leise mit. Ruhe kehrt ein. Bei beiden Frauen
entspannt sich die Mimik und Tränen kullern nun über das Gesicht
von Frau M. «Danke», sagt sie leise und schliesst die Augen. Die Frau
in grün streichelt ihre Hand und wartet, bis Frau M. eingeschlafen ist.
Erst dann entfernt sich die Pflegefachfrau langsam.
Das Vertrauen und die persönliche Beziehung stehen im Fokus
Solche oder ähnliche Situationen gibt es auf der Demenz-Pflege-
abteilung des PZR immer wieder. Vertrauen aufzubauen und eine
Beziehungsebene zu schaffen ist eines der wichtigsten Betreuungs-
themen hier. Dazu wird mit Milieutherapie gearbeitet, um den Alltag
der Bewohnenden so heimelig wie möglich zu gestalten.
Gerade als ich diesen Artikel schreibe, kommt Frau M. an meinem
Büro vorbei und wirkt orientierungslos, fast verloren. Frau M. reicht
mir die Hand und spricht zusammenhangslos. Ich gehe ein Stück mit
ihr mit, bestätige sie mit den Worten, welche ich verstehen kann,
indem ich sie wiederhole. Zusammen gehen wir in den Rückzugs-
raum. Plötzlich sagt sie: «Komm zu mir.» Zu zweit setzen wir uns auf
das Sofa und sie lehnt sich gegen mich. Ruhig versucht sie mir etwas
zu erzählen, während ich aufmerksam zuhöre. Ich lege den Arm um
sie und sie beginnt zu weinen. Immer wieder sage ich mit sanfter
Klangmelodie ein paar Worte. Im Hintergrund läuft Musik. Frau M.
summt leise mit.
Frau M. lebt in der Demenz- Pflegeabteilung des Pflege- zentrums Rotacher (PZR). Ihre Geschichte ist besonders, schliesslich arbeitete sie selbst 16 Jahre lang in der Cafeteria des PZR und hat daher einen speziellen Bezug zum Haus. Sie selbst kann sich nicht mehr verbal zu ihrer Erkrankung äussern. Trotzdem kann man durch einzelne Worte oder ihr Verhalten sehr viel über sie heraus lesen. Ein Einblick in ihren Alltag und ihre Betreu-ung auf der Demenzabteilung.
2120
Unterstützung und Einbezug im Alltag
Dann steht das Mittagessen an und sorgt für etwas
Trubel auf der Abteilung. Überall klappert das Geschirr
und viele Leute laufen hin und her. Frau M. bleibt im
Rückzugsraum, denn sie sitzt nicht gern mit den an-
deren am Tisch. Sie war schliesslich früher die Frau,
welche die anderen im Café bedient hat. Sie trinkt ihr
Glas Sirup aus, steht auf und reicht einer Pflegekraft
das leere Glas. Die Pflegekraft geht mit ihr zurück zum
Sofa und Frau M. erzählt ihrer Zuhörerin alles, was
sie gerade beschäftigt. Auch wenn man kaum etwas
versteht, so wird ihre Stimmung durch die Pflegekraft
aufgenommen und bestätigt (im Fachjargon: validiert).
Dann spürt sie etwas Warmes an ihrem Mund und be-
ginnt, das ihr gereichte Essen einzunehmen. Schliess-
lich nimmt sie den Teller und isst alleine weiter. Nach
ein paar Bissen stellt Frau M. den Teller auf einen Tisch
und wischt mit den Händen immer wieder Teller und
Tischfläche ab, bis eine Pflegekraft kommt, sich fürs
«Helfen» bedankt und ihr den Teller abnimmt. Die
Pflegekraft bittet Frau M. mitzukommen und ihr beim
Zurückbringen des Esswagens in die Küche zu helfen.
Es ist 14 Uhr, als ein Mann die Abteilung betritt und auf
Frau M. zukommt. Sie geht ihm ein Stück entgegen,
denn es ist ein bekanntes Gesicht mit einer wohltu-
enden Stimme: ihr Ehemann. Er spricht sie beim Vor-
namen an und nimmt sie in den Arm. Herr M. besucht
seine Ehefrau fast jeden Nachmittag. Bei ihm wirkt sie
meist wesentlich entspannter. Gemeinsam gehen die
beiden spazieren – wie fast immer, wenn das Wetter
es zulässt.
Strukturen und Abwechslung fördern
das Wohlbefinden
Gegen 15 Uhr kommen sie zurück. Jetzt stehen der WC-
Gang und die Medikamentenabgabe an. Es ist wichtig,
gewisse Strukturen beizubehalten. Sie geben Frau M.
Sicherheit. Danach sitzen beide zusammen im Rück-
zugsraum. Einzelne Bewohnende oder Besucher stos-
sen dazu. Wenn es zu viel wird, wird Frau M. lauter
und ihr Mann weiss dann, dass er sie etwas stärker
isolieren muss. Wenn es möglich ist, sitzen sie auch
gerne zusammen in der Cafeteria. Dort wird Frau M.
ab und zu von alten Kolleginnen besucht.
Der Abend verläuft meist ruhiger. Genau wie am Mit-
tag bleibt Frau M. lieber für sich und versucht, beim
Aufräumen zu helfen. Dann bekommt sie wieder eine
Hand gereicht, um sich für die Nacht bereit zu machen.
Vor dem Schlafengehen entspannt sie bei Abendlicht
im Gang. Sie geniesst es, wenn nur noch wenige Be-
wohnende unterwegs sind. Dann beobachtet sie in
Ruhe das Geschehen. Sobald sie müde ist, wird sie ins
Zimmer begleitet und schläft meistens schnell ein.
Wie dieser kleine Einblick zeigt, bringt jeder Tag auf der
Demenz-Pflegeabteilung eine neue, herausfordernde
und spannende Abwechslung für beide Seiten. Und ei-
nes ist er auf jeden Fall nie: langweilig.
Steffi Eichert
Abteilungsverantwortliche
Demenz-Pflegeabteilung
«Das Wichtigste ist, dass man sich Unterstützung holt»
PZR: Wann und wie ist Ihnen bei Ihrer Frau das erste
Mal eine Veränderung aufgefallen?
Herr M.: Ich freue mich, dass ich von meinen Erfahrun-
gen erzählen darf. Es ist für mich sehr speziell, als An-
gehöriger hier zu sein, weil meine Frau selbst 16 Jahre
lang in der Cafeteria des PZR gearbeitet hat. Zum ers-
ten Mal ist mir vor etwa neun Jahren in den gemeinsa-
men Gesprächen aufgefallen, dass etwas nicht stimmt.
Meine Frau hatte plötzlich Mühe, sich zu artikulieren.
Da wurde ich das erste Mal stutzig. Schliesslich kennt
man ja seine Ehefrau und merkt sofort, wenn etwas
nicht stimmt.
Wann haben Sie die Symptome bei Ihrer Frau abklä-
ren lassen?
1999 wurde mir klar, dass meine Frau an Demenz lei-
det. Dies wurde auch durch den Hausarzt mündlich be-
stätigt. In Anwesenheit meiner Frau erwähnte er aber
nur, dass sie unheilbar krank sei. Das Wort Demenz
wurde in ihrer Anwesenheit nicht ausgesprochen –
wahrscheinlich, um zu verhindern, dass Verzweiflung
oder Panik aufkommt.
Wie lange konnten Sie die Betreuung alleine zu Hau-
se bewältigen?
Rund sechs Jahre lang habe ich den Lebensalltag mit
ihr zu Hause verbracht und sie dort betreut. Ab 2015
wurden die Symptome aber stärker. So wurde sie zu-
nehmend verbal aggressiv oder schrie laut herum.
Zu meiner eigenen Entlastung und auf Empfehlung
des Hausarztes gab ich sie dann im Sommer 2015 in
eine Ferienbetreuung. Geplant war ein Aufenthalt von
sechs bis sieben Wochen. Ihr Verhalten verschlimmer-
te sich jedoch bereits nach einer Woche und sie äus-
serte sogar suizidale Gedanken, sodass sie schliesslich
in die IPW Wülflingen eingewiesen werden musste.
Wann kam für Sie und Ihre Angehörigen der Zeit-
punkt, an welchem Sie Ihre Ehefrau in das Pflege-
zentrum Rotacher in Obhut geben durften?
Im März 2016 wurde zum Glück ein Platz im PZR frei
und so kam meine Frau, nach mehrmaligem Aufschub,
ins PZR, worüber ich sehr froh war.
Wie konnten Sie selber mit der Situation umgehen,
Ihre Ehefrau nun definitiv in fremde Betreuung zu
geben?
Es war eine schwierige, aber auch erleichternde Zeit
für mich, als meine Frau schliesslich im PZR ein Zim-
mer gefunden hatte.
Wie gehen Sie mit der Situation um, dass Ihre Frau
nicht mehr am alltäglichen Leben teilnehmen kann?
Ich finde es traurig, dass ich mit meiner Ehefrau die
wohlverdiente Pensionierung in unserem Eigenheim
nicht mehr verbringen kann. Das Bett nebenan ist
leer und das gemütliche Beisammensein am Abend
vor dem Fernseher fällt weg. Die Ferien verbrachten
wir häufig mit Flusskreuzfahrten in Europa. All dies
fehlt. Es blieb mir aber nichts anderes übrig, als mich
der Situation anzupassen und mich damit abzufinden,
dass meine Frau nicht mehr nach Hause zurückkehren
kann. So verbringe ich jetzt meinen Alltag mit Büro-
arbeiten, einkaufen usw. Am Nachmittag besuche ich
regelmässig meine Frau. Bei schönem Wetter gehen
wir dann auf einen Spaziergang oder gönnen uns Kaf-
fee und Kuchen.
Können Sie Ihr eigenes Leben und Ihre Freizeit trotz-
dem geniessen?
Für mich ist das Velofahren die beste Medizin. Mit mei-
nem neuen E-Bike treibe ich vormittags viel Sport und
fahre damit auch ins PZR. Ansonsten pflege ich gute
Freundschaften, geniesse ein gemeinsames Essen in
der Nachbarschaft oder plaudere mit meinen Kollegin-
nen und Kollegen. Das ist ebenso wichtig.
Glauben Sie, dass Ihre Ehefrau Ihre Anwesenheit
realisiert?
Ja, sie erkennt mich immer sofort und kommt jeweils
auf mich zu. Spätestens, wenn sie meine Stimme hört,
nimmt sie mich wahr. In meiner Anwesenheit wird sie
auch ruhiger. Nebst den Spaziergängen begleite ich
sie daher auch oft an interne Veranstaltungen oder
sitze mit ihr im Rückzugsraum.
Welche Erfahrungen können Sie anderen betroffe-
nen Menschen geben?
Demenz kann die Hölle auf Erden sein. Das Wichtigs-
te ist aus meiner Sicht, dass man sich Unterstützung
holt. Weiter empfehle ich, viel mit den Erkrankten im
Freien unterwegs zu sein. Die frische Luft und die Be-
wegung tun ihnen gut. Auch Musik hilft und beruhigt.
Als Angehöriger sollte man sich zudem nicht scheuen,
an Veranstaltungen zu gehen, um sich dort Tipps und
Informationen zu holen und sich mit anderen Betrof-
fenen auszutauschen.
Gibt es sonst noch etwas, das Sie am Schluss loswer-
den möchten?
Ich möchte meine grosse Hochachtung an alle Pflegen-
den aussprechen, die diesen Job in der Demenzabtei-
lung ausüben.
Interview: Steffi Eichert
Abteilungsverantwortliche
Demenz-Pflegeabteilung
Herr M. ist der Ehemann einer Bewohnerin in der Demenzabteilung des Pflegezentrums Rotacher und
besucht seine Frau fast täglich. Er berichtet im Interview, wie er die Demenzerkrankung erlebt hat, wie
es ihm damit geht, welche Sorgen und Nöte er hatte und wie er schlussendlich damit umzugehen lernte.
2322
2524
Die Betreuung von Menschen mit Demenz zu Hause
Demenziell erkrankte Menschen bilden eine der
grössten Gruppen von Pflegebedürftigen der Spi-
tex Glattal. Welche Herausforderungen stellen sich
bei der Betreuung von Menschen mit Demenz, die
zu Hause leben?
Wie es möglich ist, dass Menschen mit einer schwe-
ren Demenz noch zu Hause bleiben können? Andrea
Brunner, Fachangestellte Gesundheit in Ausbildung
der Spitex Glattal, die aktuell eine 81-jährige Kundin
mit einer schweren Alzheimer-Demenz betreut, schil-
dert ihre Erfahrungen:
Nach Brunners Ansicht besteht die grösste Herausfor-
derung darin, dass sich die Kundin nicht mehr verbal
äussern kann und sich ständig an ihren Kleidern, der
Bettdecke, der Duschwand usw. festhält. Dabei sei ihr
klar geworden, wie wichtig es ist, die demente Per-
son bewusst mit Würde und Respekt zu behandeln
und in ihre Welt ‹einzutauchen›. Zeit und Geduld sei-
en dabei zentral. «Meine Kundin spürt sofort, wenn
ich unter Zeitdruck stehe, was zur Folge hat, dass sie
sich noch mehr versteift und die Pflege sich dabei er-
schwert», erklärt Brunner. Dank ihrer Ausbildung setzt
sie sich intensiv mit dem Thema Demenz auseinander
und erkennt die verschiedenen Herausforderungen.
Auf Wunsch des Ehemannes wurde beispielsweise ein
kleineres Pflegeteam zusammengestellt, um noch ge-
zielter auf die Bedürfnisse der Kundin eingehen zu
können. «Auch für uns ist es wichtig, sich immer wie-
der im Team über die verschiedenen Erfahrungen im
hätte», so Dali weiter. Der Austausch im Team sei des-
halb sehr hilfreich gewesen. Sie profitierte davon zu
hören, wie ihre Teamkollegen in gewissen Situationen
mit dem Kunden umgingen.
Die Entlastung der Angehörigen
ist genau so wichtigRund 80 Prozent aller Demenzkranken werden von
ihren Angehörigen versorgt. Deshalb wird heute an-
erkannt, dass nicht nur die an Demenz erkrankten
Menschen im Zentrum stehen, sondern auch dessen
Bezugspersonen. Die emotionalen und körperlichen
Belastungen sind bei einer Betreuung rund um die Uhr
enorm hoch. Als Pflegefachfrau ist der kontinuierli-
che Austausch mit den Angehörigen deshalb genauso
wichtig wie die Betreuung des Kunden. In regelmäs-
sigen Abständen wird die Situation besprochen und
versucht, die Pflege den Bedürfnissen des Kunden,
aber auch denjenigen seiner Angehörigen anzupassen.
Wichtig ist dabei, frühzeitig Alarmsignale von Erschöp-
fungsanzeichen zu erkennen und darauf zu reagieren.
Die Beratung über die verschiedenen Angebote für
Angehörige von Demenzkranken kann dabei helfen,
eine Unterstützung anzubieten, bevor die Belastung zu
gross wird. So ermöglichen beispielsweise die Ferien-
betten im Pflegezentrum Rotacher den Angehörigen
eine Auszeit von der absorbierenden Pflege zu Hause.
Susanne Dreifaldt
Teamleiterin Spitex Glattal
Umgang mit der Kundin auszutauschen und die Pflege
kontinuierlich, auch in den kleinsten Pflegehandlun-
gen, anzupassen», fährt Brunner fort.
Für eine stark demente Person ist es ein grosser Vorteil,
in ihrer gewohnten Umgebung bleiben zu können. Des-
halb versucht die Spitex Glattal dies zu fördern. Denn
die Erhaltung der Fähigkeiten und somit auch der Le-
bensqualität ist dadurch länger möglich. «Die schwie-
rigste Zeit war für mich, als ein Kunde am Anfang
seiner Demenzerkrankung noch klare Momente hatte
und merkte, dass mit ihm etwas nicht mehr stimmt»,
berichtet Alexandra Dali, Fachangestellte Gesundheit
der Spitex Glattal. «Er weinte oft und fragte mich, was
mit ihm los ist und dass ich ihm doch helfen soll. Er
war verzweifelt, wütend und hatte Angst.» Diese Wut
habe er oft gezeigt, indem er die Pflege verweigerte
und laut wurde. «Rückblickend habe ich erkannt, dass
ich anfangs mit seinen emotionalen Ausbrüchen zu
sehr mitgefühlt habe und meine Professionalität nicht
mehr aufrechterhalten konnte. Dadurch konnte ich ihm
zu Beginn nicht die Stabilität geben, die er gebraucht
Susanne Dreifaldt
Teamleiterin Spitex Glattal
Wissenswertes
In der Schweiz leben heute rund 144‘000
Menschen mit Demenz, 60 Prozent davon le-
ben zu Hause und werden von ihren Angehö-
rigen und externen Organisationen, wie zum
Beispiel der Spitex, betreut. Die heutigen ge-
sellschaftlichen Kosten der Demenzkrankheit belaufen sich auf rund 7 Milliarden Schweizer
Franken. Die Tatsache, dass Menschen immer
älter werden, prognostiziert eine Steigerung
der Kosten um ein Vielfaches. Der grösste An-
teil der Betreuung wird durch die Familie ge-
deckt. Wertvolle Angebote und Informationen
sind zu finden unter: www.alz.ch/index.php/
demenzkrankheiten.html
2726
Das Zusammenspiel der Abteilungen – eine Herausforderung
Zum Beispiel findet der Bewohnereintritt neu auf der
Übergangs-Pflegeabteilung statt. Dort werden die Ab-
läufe so aufgegleist und koordiniert, dass die anderen
Abteilungen später ebenfalls damit arbeiten können.
Hierzu finden interprofessionelle Sitzungen statt, wo
die Ziele der Bewohnenden aus Sicht der verschiede-
nen Berufsgruppen (Arzt, Pflege, Therapien) bespro-
chen und die entsprechenden Massnahmen definiert
werden. Oftmals ist es das primäre Ziel der Bewoh-
nenden, in absehbarer Zeit wieder nach Hause gehen
zu können.
Den Wissensaustausch gewährleisten
Die Fokussierung auf verschiedene Schwerpunkte
bringt dabei einige Vorteile, aber auch Herausforde-
rungen mit sich: So ist zwar das Basiswissen über in-
terne Abläufe bei allen Mitarbeitenden vorhanden.
Doch wenn es notwendig wird, auf anderen Abtei-
lungen auszuhelfen, ist es sehr hilfreich, wenn fix
stationierte Mitarbeitende die akzentuierten Schwer-
punkte kennen. So wird etwa auf der Psychiatrischen
Pflegeabteilung vermehrt mit Tagesstrukturen gear-
beitet, während auf der Demenz-Pflegeabteilung das
Milieu im Vordergrund steht. In der Übergangs-Pfle-
geabteilung geht es wiederum hauptsächlich um die
Abklärung und darum, medizinisch-pflegerische und
therapeutische Massnahmen zur Erreichung der Be-
wohnerziele zu definieren.
Dies bedeutet im Alltag, flexibel mit den individu-
ellen Stärken der Mitarbeitenden und Bewohnen-
den arbeiten zu können. Die Mitarbeitenden können
sich zum Beispiel bei Blutentnahmen in der Über-
gangs-Abteilung Unterstützung holen oder in der
Psychiatrischen oder Demenz-Pflegeabteilung nach-
fragen, wenn es Schwierigkeiten bei Bewohnenden
mit Verhaltensauffälligkeiten gibt.
Seit der Einführung der Schwerpunktabteilungen fin-
det daher ein viel grösserer, schwerpunktbezogener
Austausch im ganzen Haus statt. Eine Herausforderung
bleibt dabei aber immer bestehen: die Terminkoordi-
nation.
Steffi Eichert
Abteilungsverantwortliche
Demenz-Pflegeabteilung
Im Zuge des Um- und Neubaus im PZR wurden Mit-
te 2016 fünf Schwerpunktabteilungen gebildet.
Seither wird nach der «Skill and Grade»-Methode
gearbeitet. Diese hat zum Ziel, unterschiedliche
Leistungen kompetenzorientiert, bedürfnisorien-
tiert, fokussiert, kosteneffizient und interprofes-
sionell anzubieten. Diese Akzentuierung bringt
im Alltag aber auch einige Herausforderungen
mit sich.
Mit der Einführung der neuen Schwerpunktabteilun-
gen und der damit einhergehenden «Skill and Grade»-
Methode kam es nicht nur in der Zusammenarbeit
zwischen den Pflegeabteilungen zu Umstellungen,
sondern auch bei der Hotellerie, der Aktivierung, der
Küche, der Apotheke, der Lingerie und der Reini-
gungsfirma.
2928
Wissenswertes zur Kommunikation im Umgang mit Menschen mit Demenz
Geht es um die Kommunikation und Begleitung
von Menschen, die an einer Demenz erkrankt sind
hört man sehr schnell den Fachbegriff Validation.
Was ist damit gemeint? Und warum können wir mit
betroffenen Personen nicht so kommunizieren, wie
mit nicht-betroffenen?
Der Begriff Validation kommt vom lateinischen Wort
«Validus» und bedeutet: stark, wirksam, gesund, et-
was für gültig erklären. Validation ist ein komplexes
Gebilde, um Menschen mit Achtung und Würde zu be-
gleiten. Es handelt sich dabei in erster Linie um eine
wertschätzende Haltung und dies beinhaltet auch eine
angepasst Kommunikation.
Kommunikation: verbal – paraverbal – nonverbal
Menschen mit Demenz verlieren krankheitsbedingt
zunehmend die verbale Sprache. Dazu kommen eine
allgemeine Verlangsamung, Benennungsstörungen
(Anomie), Sprachstörungen, eine Wortfindungsstö-
rung (Aphasie), abnehmende Verstehensfähigkeit und
eine Lese-, Schreib-, und Rechenstörung (Alexie, Akal-
kulie). Es ist deshalb unerlässlich, die verbale Kommu-
nikation mit der paraverbalen Kommunikation resp.
dem Tonfall und Klang der Stimme sowie der nonver-
balen Kommunikation, der Mimik, der Gestik, den Ge-
bärden, den symbolischen Zeichen etc. zu unterstützen.
Die Sprache wird zudem dem Wortschatz des Men-
schen mit Demenz angepasst. Es empfiehlt sich, lange
Pausen zwischen den Botschaften zu machen, damit
der Mensch mit einer hirnorganischen Erkrankung die
Aussagen verarbeiten kann und Zeit hat, Worte für eine
Antwort zu finden.
Auch wenn Menschen mit Demenz nicht mehr reden,
verstehen sie immer wieder vertraute Worte und kön-
nen dadurch am Leben teilhaben. Eine schöne Möglich-
Beispiele für eine validierende Kommunikation:
– Guten Tag Frau B.
– Sie sind heute wieder fleissig.
– Sie haben alle Hände voll zu tun!
– Die Arbeit geht einem nie aus!
– Da muss man schon dran bleiben.
– Sind wir beide fleissig…
– Wir sehen uns noch!
Die situationsorientierte Validation kann somit bei je-
dem Menschen angewendet werden. Es erfordert vom
Validierenden eine genaue und schnelle Wahrneh-
mungsgabe. Oft werden diese «kleinen Schätze» über-
sehen. Diese Begegnungen sollten fest im Alltag integ-
riert sein, um Menschen mit Demenz die Wertschätzung
zukommen zu lassen, welche ihnen gebührt.
Je öfter Menschen Wertschätzung erhalten,
umso zufriedener sind sie
Die lebensweltorientierte Validation ist ein wertschät-
zendes Gespräch, bei welchem die biografischen As-
pekte, spezielle Fähigkeiten oder Gepflogenheiten
einer Person miteinbezogen werden. Dazu ist es wich-
tig, die Lebenswelten des Menschen zu kennen. Dies
beinhaltet die Biografie, Gepflogenheiten und Fähig-
keiten eines Menschen. Dies kann man durch geziel-
tes Beobachten herausfinden. Oft sind es unscheinbare
Kleinigkeiten, die eine Lebenswelt beinhalten, es sind
«kostbare Perlen»: Die Dame mit den roten Fingernä-
geln, der Herr, der immer Hemden trägt, die Dame, die
freundlich zu der Katze ist, der Herr, der immer die Post
holt, die zwei Verliebten auf dem Sofa, die Poetin, die
Gedichte rezitiert, die Liebenswerte, die immer Scho-
kolade verteilt, und unzählige Welten mehr.
Beispiel:
Frau W. liebt es, sich am Morgen bei der Pflege das
Gesicht einzucremen. Sie macht es ausgiebig und mag
es, ihren Lippenstift passend zur Kleidung zu wählen.
Zum Schluss kommt immer noch links und rechts ein
Tropfen Chanel Nr. 5 hinters Ohrläppchen.
Beispiele für eine validierende Kommunikation:
– Frau W., Sie sind eine richtige Dame.
– Sie wissen, was Ihnen steht: das richtige Kleid, der
passende Lippenstift und immer ein Tropfen Chanel.
– Sie haben einen sehr guten Geschmack.
– Es ist immer eine Freude, Ihnen zu begegnen.
Oft sind diese Lebenswelten in den Biografien nicht
dokumentiert. Mit diesen Lebenswelten sind aber nicht
nur die Arbeit oder die Rolle gemeint, sondern auch
Dinge, die stolz und glücklich machen.
Haben Sie den Mut, verlassen Sie Ihre Realität mit all
den Zielen, der Zukunft, dem Planen und Organisieren
und begegnen Sie Menschen mit einer Demenz in ihrer
Welt, in ihrem Moment. Dieses JETZT – diesen MOMENT –
können wir miterleben und in diesem SEIN die validie-
rende Kommunikation anwenden.
Verena Tschudin
Mitbegründerin und Referentin Validation-Schweiz
www.validation-schweiz.ch
keit, die Sprache emotional zu verstehen, sind Lieder,
Verse, Gebete, alte Reime, Sprichwörter und Volksweis-
heiten. Diese sollten aber immer im Zusammenhang
mit der Lebensgeschichte oder den Lebenswelten der
Personen stehen.
Die situationsorientierte Validation ist
eine Wertschätzung im Moment
Die situationsorientierte Validation beinhaltet ganz
alltägliche Begegnungen mit Menschen mit Demenz.
Es ist wichtig, immer wieder Kontakt aufzunehmen. Je
öfter wir dies tun, umso mehr finden wir einen Zugang
zu betroffenen Personen und es entsteht ein Vertrauen
und Erkennen meistens auf der Gefühlsebene.
Beispiel:
Frau B. läuft im Gang rauf und runter. Mit ihrem Ta-
schentuch reibt sie den Handlauf. Sie macht dies in
einer ruhigen Art und nimmt kaum Kenntnis von an-
deren Menschen in ihrer Umgebung. Diese Situation
kann man direkt validieren, indem man Frau B. bei
jeder Begegnung mit zwei bis drei validierenden Sät-
zen wertschätzt.
Verena Tschudin
Mitbegründerin und Referentin Validation-Schweiz
In der Kommunikation sind folgende Aspekte
empfehlenswert:
– Blickkontakt aufnehmen
– noch vorhandene sprachliche Fähigkeiten einer
Person berücksichtigen · Mit offenen Fragen sind die meisten betroffenen
Personen überfordert.
· Ist eine geschlossene Frage noch sinnvoll?
· Den Moment benennen. Was macht die Person?
· In welcher momentanen Gefühlswelt lebt
jemand?
· erzählende Kommunikation (z.B. von früher
oder bei der Betrachtung von Fotos)
– die Person nicht unterbrechen, Menschen mit
Demenz benötigen Zeit
– nicht plötzlich das Thema wechseln
– deutlich sprechen
– langsam sprechen (immer wieder kurze Atem-
pausen einlegen)
– kurze Sätze verwenden
Im Ansatz der Validation Schweiz® wird die Kom-
munikation situationsorientiert oder lebenswelt-
orientiert angewendet und die Ressourcen einer
Person werden immer berücksichtigt.
3130
Ausbildung und Weiterbildung im Bereich Demenz
Gemeinsames Demenzlabel wird eingeführt
Seit neuem haben wir gemeinsam mit anderen Pfle-
gezentren das Demenzlabel lanciert, welches Vorga-
ben gibt zum Qualitätsanspruch in der Pflege und
der Betreuung der uns anvertrauten Menschen mit
Demenz.
Das «Dementia Care»-Label ist noch ein Projekt. Zur-
zeit sind wir am Ausbilden der Mitarbeitenden der
beteiligten Betriebe und nehmen Anpassungen im
Konzept vor. Anschliessend werden wir die vorge-
gebenen Qualitätsnormen auch in den beteiligten
Betrieben von qualifizierten Auditoren überprüfen
lassen. Die Betriebsphilosophie, Betreuungskonzep-
te, Prozesse, Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie
unsere Infrastruktur basieren auf einem definierten
Raster. Zurzeit führe ich ein Projekt zum Thema Mi-
lieu-Pflege und -Betreuung durch, welches für alle
Abteilungen wesentlich ist und auch alle Professio-
nen betrifft.
Judith Alder
Leitung Pflege, stv. Direktorin
Für die Mithilfe bei der Realisation dieses Jahresberichts möchte
ich, im Namen des Geschäftsleitungsteams, allen Mitwirkenden ganz
herzlich danken. Wir schätzen dies sehr.
Im Pflegezentrum Rotacher haben 75 Prozent der
Bewohnenden kognitive Einschränkungen mit
einer demenziellen Erkrankung. Judith Alder, Lei-
terin Pflege, gibt einen Einblick, was dies für das
PZR bedeutet und inwiefern dies die Ausbildung
und Weiterbildung des Personals beeinflusst.
Rund Dreiviertel unserer Bewohnenden haben eine
demenzielle Erkrankung in unterschiedlich ausge-
prägter Form. Für mich als Leitung Pflege bedeutet
dies, dass alle Mitarbeitenden täglich Menschen be-
gegnen, welche einen besonderen Umgang benö-
tigen. Dies bedingt aufmerksame und angepasste
Kommunikation.
Wir haben im PZR Mitarbeitende mit Expertenwis-
sen, insbesondere der Abteilungsleiter und die Ab-
teilungsverantwortliche der spezialisierten Demenz-
abteilung. Alle Mitarbeitenden in der Pflege haben
darüber hinaus Fachwissen in der Validation. Das
heisst, die differenzierte und situativ angepasste
Kommunikation mit Demenzerkrankten kennt jeder
und jede Mitarbeitende und wendet diese personen-
zentrierte Vorgehensweise im Berufsalltag auch an.
Im jährlich wiederholenden Fortbildungsprogramm
bieten wir Validationskurse für Mitarbeitende des
PZR an. Auch unsere Hotellerie-Mitarbeitenden wur-
den zu diesem Thema geschult und sensibilisiert.
Es macht mir Freude, im Alltag zu sehen, wie Mit-
arbeitende verschiedener Professionen einfühlsam
und achtsam «ihren» von Demenz betroffenen Be-
wohnerinnen und Bewohnern begegnen. Oft geht es
bei uns ganz heiter zu und her und wir lassen uns
gerne in die Gedankenreisen unserer Bewohnenden
entführen. Sie werden auch im Alltag des Pflegezen-
trums miteinbezogen, zum Beispiel beim Verteilen
der Post, bei Gartentätigkeiten oder beim Dabeisein
bei den Tagesrapporten.
«Es braucht ein geordnetes Chaos, das sich voll
und ganz den Bewohnenden anpasst»
Ich finde es wundervoll, dass bei unseren Bewoh-
nenden im Pflegezentrum Rotacher ein «auffäl-
liges Verhalten» normal ist – und auch sein darf.
Ein Bewohner, Herr B., mag es zum Beispiel, die
Tische und Stühle so umher zu rücken, wie es ihm
gerade passt. In einer solchen Situation lassen wir
ihn jeweils gewähren. Dies entspricht dem Ansatz
der Milieu-Therapie, die sich voll und ganz an den
Bedürfnissen der Bewohnenden orientiert.
Dank der Milieu-Therapie wird der Tagesablauf
jeweils individuell an die Bewohnenden ange-
passt. Ich finde es auch sehr wertvoll, dass wir im
Pflegezentrum Rotacher dadurch die Chance erhal-
ten, unsere Demenz-Pflege stetig zu verbessern
und zu präzisieren.
Wichtig ist vor allem der totale Kulturwandel, den
es braucht, um die Pflege den Menschen mit De-
menz anzupassen. So können Bewohnende zum
Beispiel frei nach ihren Bedürfnissen ausschlafen.
Die Pflege muss auch nicht mehr fix um 9 Uhr fer-
tig sein und Bewohnende können sogar auf dem
Sofa essen oder schlafen, wenn sie das möchten.
Auch wenn ein Bewohner eine Pflegemassnahme
verweigert, wird sie nicht unter Zwang einfach
durchgeführt. In dieser Situation wird auf seine
Bedürfnisse Rücksicht genommen und die Pflege
zum Beispiel auf einen späteren Zeitpunkt ver-
schoben. Es braucht deshalb in der Pflege von
Menschen mit Demenz ein geordnetes Chaos, wo
man sich voll und ganz an die jeweiligen Bewoh-
ner anpasst.
Wir haben das grosse Glück, im Team auch offen
sagen zu können, wenn wir bei einem Bewohner
oder einer Bewohnerin nicht weiter kommen. Oft-
mals nützt es dann, wenn es ein anderes Team-
mitglied erneut versucht. Der Personenwechsel
hilft häufig dabei, einen neuen Zugang zum de-
menziell erkrankten Menschen zu finden.
Vanessa Zizzari
Fachangestellte Gesundheit, in einer
Zusatzausbildung für spezialisierte
Demenzpflege und Betreuung
Judith Alder
Leitung Pflege, stv. Direktorin
3332
Die Herausforderung «Demenz» in der Gesundheitsversorgung
In den vergangenen Jahren ist das Bewusstsein ge-
wachsen, welche Bedeutung die wachsende Zahl
der an Demenz erkrankten Personen für unsere
Gesellschaft und die Gesundheitsversorgung hat.
Mit innovativen Konzepten und Ideen legen wir
heute den Grundstein für eine Versorgung, die den
betroffenen Menschen hoffentlich auch in Zukunft
gerecht werden kann. Wohin geht die Reise und
was tun wir bereits?
Die demografische Entwicklung und insbesondere der
wachsende Anteil der immer älter werdenden Bevöl-
kerung führen in der Gesundheitsversorgung zu neuen
Herausforderungen. So nehmen chronische und multi-
morbide Erkrankungen kontinuierlich zu. Demenzielle
Erkrankungen spielen dabei eine zentrale Rolle.
Die durch eine Demenz bedingten Beeinträchtigungen
und Verhaltensstörungen können den Umgang mit den
Betroffenen belasten und die Betreuung erschweren.
Wir fürchten uns vor dem Autonomieverlust und den
Wesensveränderungen, welche eine fortschreitende
Demenz mit sich bringen kann. Als Angehörige fällt
es uns schwer, eine mögliche gegenseitige Entfrem-
dung von einem geliebten Menschen auszuhalten und
tendieren dazu, den Abbau und Zerfall als Verlust von
Lebensqualität zu sehen. In einer Gesellschaft, deren
Werte sich an Freiheit und Unabhängigkeit, aber auch
an Produktivität und Rationalität orientieren, sind die
Lebenswelten von Menschen mit Demenz nur schwer
einzuordnen.
setzung in der Gesellschaft und die Bereitschaft, Werte
und Normen in Frage zu stellen.
Sensibilisierung der Gesellschaft notwendig
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat zusammen
mit verschiedensten Partnern eine nationale Demenz-
strategie erarbeitet, deren schrittweise Umsetzung
zurzeit im Gang ist. Darin werden neben Handlungs-
feldern zu bedarfsgerechten Angeboten, Qualität und
Fachkompetenz unter anderem auch eine Erhöhung
der Sensibilität und der Abbau von Vorurteilen in der
Bevölkerung angestrebt.
Erst mit einer entsprechenden Sensibilisierung in der
Gesellschaft werden auch neuere und innovative
Versorgungskonzepte, wie beispielsweise Mehrge-
nerationenhäuser, die auch Plätze für Menschen mit
Demenz anbieten, möglich. Ideen wie Demenzdörfer,
wie sie unter anderem in Holland existieren, sind aus
verschiedenen Gründen umstritten. Spezialisierte Ein-
richtungen, die sich ausschliesslich auf die Pflege und
Betreuung von Menschen mit Demenz ausgerichtet
haben, existieren aber auch in der Schweiz.
All diesen Angeboten ist gemeinsam, dass sie sich
bemühen, eine Umgebung zu gestalten, die den be-
troffenen Menschen möglichst gerecht werden kann.
Dazu gehören beispielsweise die Möglichkeit, dass die
Betroffenen spazieren gehen können, ohne verloren
zu gehen, die Verwendung von persönlichen Möbeln
und Gegenständen der Bewohnenden und eine weit-
gehende Anpassung der Strukturen an deren Gewohn-
heiten. Dies alles erfordert ein hohes Mass an Flexi-
bilität und Kreativität bei den betreuenden Personen
und dem ganzen Umfeld. Obwohl viele verschiedene
Betreuungs- und Behandlungsansätze bekannt und
erprobt sind, gibt es kein einheitliches Konzept, das
für alle Menschen mit Demenz angewendet werden
könnte. Es gilt in jedem Fall, der einzelnen Person in
der individuellen Situation so gut wie möglich gerecht
zu werden. Dieser personzentrierte Ansatz ist heute
zunehmend unbestritten, verlangt aber hohe Fach-,
Sozial- und Methodenkompetenz beim Personal.
Diese individuelle, teils hochkomplexe Betreuung und
Behandlung ist personal- und kostenintensiv. Wie und
durch wen die Finanzierung langfristig gewährleistet
wird, ist noch Gegenstand von Verhandlungen auf na-
tionaler und kantonaler Ebene und gehört zu einem
Teilprojekt der nationalen Demenzstrategie. Mit den
vielen verschiedenen Kostenträgern in der schweize-
rischen Gesundheitsversorgung wird es wohl keine
schnelle Lösung geben.
Nichtsdestotrotz sollten wir alle weiter aktiv mitden-
ken und die Prozesse mitgestalten, wie Menschen mit
Demenz heute und in nächster Zukunft betreut und
behandelt werden und sich ihre Lebenswelt gestaltet.
Durchaus möglich, dass wir selber einmal betroffen
sind!
Peter Wolfensberger
Pflegefachleiter und Pflegewissenschaftler
in der Integrierten Psychiatrie Winterthur
Auch Demenzkranke haben ein Recht auf Würde
und Autonomie
Es erstaunt daher nicht, dass die Pflege und Betreuung
von Menschen mit Demenz primär im häuslichen Um-
feld durch nahe Angehörige oder in einer geeigneten
Institution, wie einem Pflegezentrum, geschieht. So-
bald die Auffälligkeiten zunehmen, werden Menschen
mit Demenz oftmals aus dem öffentlichen Leben zu-
rückgezogen.
Dabei gelten auch für Menschen mit Demenz die
Grundsätze der Achtung der Würde, der Respektierung
der Autonomie und von Wahrhaftigkeit und Respekt,
wie dies die Schweizerische Akademie der Medizini-
schen Wissenschaften (SAMW) in einer kürzlich er-
schienenen Richtlinie zur Betreuung und Behandlung
von Menschen mit Demenz bekräftigt hat.
Doch wie können wir als Gesellschaft diesen Anforde-
rungen gerecht werden? Die Verbesserung der profes-
sionellen Angebote in der Spitex, in Heimen, Spitälern
und spezialisierten Einrichtungen ist nur das Eine. Es
braucht vor allem auch eine kritische Auseinander-
Peter Wolfensberger
Pflegeexperte MScN, cand. PhD
3534
Organigramm
VerwaltungsratRené Zimmermann, Präsident
DirektorFridolin Schraner
Seelsorge
Leitung PflegeStv. DirektorinJudith Alder
AEGÜbergangs-Pflege
BL PflegeCatia Fritschi
Bildung/Pflegeexpertise
externe DienstleisterPodologie
ErnährungsberatungZahnarzt
Finanz- und Rechnungswesen
Personal
Geschäftsleitung
Bereichsleitungen
BL Personal/FinanzenPatrick Müller
TherapienPhysiotherapie
AktivierungErgotherapie
Technischer Dienst
BL Facility Management Rolf Pfister
A1Langzeit-Pflege
A2Langzeit-Pflege
CEGDemenz-Pflege
C1Psychiatrische Pflege
C2Langzeit-Pflege
DEGKurzzeit-Pflege
Coiffeur
Aufnahme & Beratung
Leitung Facility Management
Rolf Pfister
Ärztlicher LeiterChristian Hartig
Apotheke
Ärzte
Ökonomie
Verpflegung
AssistenzDirektor
AssistenzPflege
Verwaltungsrat
Zimmermann René Präsident
Würsch Roger Vize-Präsident
Camenisch Linda
Dr. med. Grob Daniel
Keller Werner
Geschäftsleitung
Schraner Fridolin Direktor
Alder Judith Leitung Pflege, Stv. Direktorin
Hartig Christian Ärztlicher Leiter, Spital Uster
Pfister Rolf Bereichsleitung Facility Management
Ärztin
Ruhstaller Carolin Oberärztin, Spital Uster
Werner Jeannette Psychiaterin, IPW
Seelsorge
Jerusalem Daniela Reformierte Pfarrerin
Häfliger Reto Katholischer Seelsorger
Stab
Brandenberger Elisabeth Ausbildungs- verantwortliche
Brun Gabriela Assistenz Leitung Pflege
Meier Engler Béatrice Bewohner- administration, Assistenz Direktion
Wenger Ingrid Pflegeentwicklung und -sicherung
Betriebswirtschaft
Müller Patrick Bereichsleitung
Eisenring Jeannette Personal- administration
Laube Gina HR-Fachfrau
Marty Irene Assistenz Finanz- und Rechnungswesen
Zollinger Bellinda Assistenz Finanz- und Rechnungswesen
Verpflegung
Schaffhauser Matthias Abteilungsleitung
Abdalla Yassin
Djukic Verica
Fetoska Amdije
Gehringer Jan
Kalu Godwill
Pfister Michael
Schmutz-Monefong Viviane
Sivalingam Gnanapandithan
Von Matt Josef
Joost Pirmin*
Hotellerie
Culcay Romy Abteilungsleitung
Frangella Verena
Fries Jeannette
Furrer Adelheid
Gmür Dora
Hangartner Gabriella
Heer Sibylle
Jörg Irène
Konadu Abigail
Köppel Katharina
Kubak Tülin
Lanter Stephanie
Manno Francesca
Recupido-Turcasio Elena
Rüegsegger Michèle
Rufer Dagmar
Sinani Sheruze
Wild Alessandra
Maggi Fabienne*
Schwender Jessica*
Technischer Dienst/Garten
Bürgi Hans-Peter Abteilungsleitung
Fritschi Christoph
Kilz Volkhardt
Spillmann Patric
Pflege
Fritschi Catia Bereichsleitung Pflege
Hofmann Nadine Aufnahme und Beratung
Personalspiegel
3736
Personalspiegel
Abteilung AEG
Fritschi Elena Abteilungsleitung
Frei Maeva
Klimenta Eduarda
Kuqi Dashurije
Machado Sara
Mihailov Aleksandar
Paulo Christina
Richner Zamu
Shumolli Arbenita
Costa Clarissa*
Küng Dominique*
Özveren Merve*
Abteilung A1
Shala Vebi Abteilungsverantwortlicher
Bader Dolores
Chennamparampil Thresiamma
Gonzalez Manuel
Herrmann Nina
Muraleeswaran Piriyathersini
Trif Ozana
Abteilung A2
Koller Anna Abteilungsleitung
Baur Beatrice
Campos Anastasia
Clery Johanna
Dill Bärbel
Dogan Ali Can
Kojic Jelena
Rechsteiner Irma
Varga Maria Anca
Walder Monika
Said Bahja*
Zulfikari Elhana*
Abteilung CEG
Eichert Steffi Abteilungsverantwortliche
Ahmeti Dhurata
Arumugavadivel Abiraami
Kasumaj Egzona
Kirvavac Tolga
Ledan Maja
Morgenstern Petra
Shutko Maria
Stojkovic Slavia
Zizzari Vanessa
Abteilung C1
Ernle Elmar Abteilungsleitung
Bauch Kristin
Burkhalter Heidi
Dali Ana
Forrer Susanne
Gjocaj Dorentina
Göktas Ronahi
Häuptli Emma
Kornev Juri
Lenzin Hugo
Loncar Mirela
Schnider Maya
Sidow Mohamed
Tahic Ismeta
Zander Ulrike
Meier-Insa Dayin*
Saric Nina*
Schärer Martin*
Abteilung C2
Pajarillaga Froilan Abteilungsleitung
Alimi Irmiz
Demiri Shpresa
Dünner Barthelemy Dania
Emini Edisa
Estermann Anita
Filipovic Ruzica
Karic Sladjana
Kirvavac Dilara
Kunnumpurathu Soly
Meyer Monique
Vellamkulam Shiny
Marty Shannon*
Salihovic Alma*
Xhaferi Ariania*
Abteilung DEG
Krebser Simone Abteilungsverantwortliche
Berisha Saranda
Fischer Voktoria
Le Duyvu
Mathialagan Varsini
Mihailova Ljupka
Rustemi-Dilji Asmira
Lepaja Donika*
Rapolla Laura*
Terranova Denise*
Nachtwache
Açiktepe Güllü Abteilungsleitung
Dalipi Xhevrije
Damm Bärbel
Dogac Tugba
Feubli Nadia
Griebel Sandra
Jendoubi Nadia
Joseph Shainy
Küffer Asisa
Lendl Barbara
Manaog-Brucal Sheila
Motika-Rasic Jasna
Stephan Jessyamma
Therapien
Berra Gilberto Abteilungsleitung
Selnaes Ann Mari
Stavinoha Roman
Strähle Fabienne
Weber Karin
Carriconde Colvara Isabel*
Mägli Carmen*
Coiffeur
Löpfe Stephanie
*Studierende/Lernende/Praktikanten
3938
Die beherrschenden Themen im Jahr 2017 waren,
wie in den Vorjahren, der Neu- und Erweiterungs-
bau, die deutliche Steigerung von Ein- und Austrit-
ten und die weiterhin sinkende Aufenthaltsdauer
der Bewohnenden.
Finanziell betrachtet kann man auf ein positiveres
Jahr als 2016, aber leider auch kein gutes Berichtsjahr
zurückblicken. Die Tendenz stimmt jedoch positiv.
Mit 149 Ein- und 142 Austritten erhöhten sich diese
im Vergleich zu den Vorjahren nochmals massiv. Mit
37‘311 Pflegetagen fiel die Auslastung mit rund 94.8%
wieder deutlich höher aus als im Vorjahr.
Mit der Aufhebung der 4-Bett-Zimmer und der da-
mit verbundenen Bettenreduktion von 126 auf 108
Betten musste ein Einstellungsstopp ausgesprochen
werden. Dies, damit die Kostenstruktur wieder an die
aktuellen Verhältnisse angepasst werden konnte. Mit
dieser Massnahme konnte der grösste Kostenträger
im Griff behalten werden.
Mit der Aufhebung der 4-Bett-Zimmer wurde auf eine
Taxerhöhung verzichtet. Im Gegenzug wurde im Jahr
2013 auf eine Taxsenkung verzichtet. Diese Massnah-
me führte jedoch im 2017 zu einer Unterfinanzierung,
was sich im Jahresergebnis widerspiegelt.
Der Sachaufwand konnte mittels eines Investitions-
stopps auf Vorjahresniveau gehalten werden. Der
Ertrag aus Pflegeleistung konnte durch die höhere
Bettenbelegung klar gesteigert werden. Die höhere
Bettenbelegung war auch in den weiteren Erträgen
spürbar. Der Ertrag aus medizinischen Nebenerlösen,
der Physiotherapie und der Cafeteria konnten deutlich
zulegen.
Unter dem Strich resultiert ein Betriebsverlust von
CHF 1‘548‘163.-. Nach Auflösen von zusätzlichen Ab-
schreibungen auf abgegangenen Mobilien beträgt
das Gesamtergebnis ein Minus von CHF 1‘464‘827.-.
Auf das Jahr 2018 werden die Pflegetaxen zu Lasten
der Gemeinden erhöht. Die Pensions- und Betreu-
ungstaxen werden dem PZR-Modell angepasst.
Patrick Müller
Finanzen
Patrick MüllerFinanzen
Die Tendenz stimmt positiv
4140
Erfolgsrechnung 2017 Bilanz 2017
Rechnung 2017 Rechnung 2016
Anzahl Pflegetage pro Jahr 37 311 31 256
CHF CHF
30/5 Besoldungen 10 310 844 10 217 622
30 Taggelder –381 270 –204 584
37 Sozialleistungen 1 890 979 1 865 354
38 Arzthonorare 119 877 121 500
39 Personalnebenkosten 201 090 268 154
40 Medizinischer Bedarf 422 067 448 805
41 Lebensmittelaufwand 697 262 640 161
42 Haushaltaufwand 807 689 719 311
43 Unterhalt und Reparaturen 356 726 429 017
44 Abschreibungen/Miete 791 292 919 021
45 Aufwand für Energie und Wasser 239 960 232 415
46 Zinsaufwand 189 043 153 366
47 Büro- und Verwaltungsaufwand 680 813 830 608
47 Apotheke 282 800 217 639
48 Übriger bewohnerbez. Aufwand 45 202 39 275
49 Übriger Betriebsaufwand 149 576 141 360
3/4 Betriebsaufwand 16 803 950 17 039 024
60 Tagestaxen 6 222 081 5 369 553
60 Betreuungstaxe 2 174 700 1 920 220
60 Pflege Bewohnende 769 187 645 719
60 Pflegetaxen (Versicherungen) 1 956 456 1 693 464
60 Pflegetaxen (Gemeinden) 3 017 930 3 185 658
60 Ertragsminderungen –1 497
62 Medizinische Nebenerlöse 291 193 237 452
63 Physiotherapie 313 126 261 904
65 Übrige Erträge aus Leistungen an Patienten 83 527 68 803
66 Zinsertrag 0 1
67 Cafeteria 326 696 287 298
68 Leistungen an Personal/Dritte 100 891 88 501
6 Betriebsertrag 15 255 787 13 757 076
Betriebsergebnis –1 548 163 –3 281 948
70 Ausserordentlich 80 129 64 082
73 GOPS 3 207 4 176
Betriebsfremdes Ergebnis 83 336 68 258
Gesamtergebnis –1 464 827 –3 213 690
Bilanz 1.1.2017 Veränderung Bilanz 31.12.2017
CHF CHF CHF
Aktiven
Flüssige Mittel 497 762 1 173 405 1 671 167
Forderung aus Lieferung und Leistungen 1 885 333 361 751 2 247 084
Delkredere –30 000 – –30 000
Übrige Forderungen 87 619 –18 692 68 927
Vorräte 72 451 12 735 85 186
Aktive Rechnungsabgrenzung 26 119 608 962 635 081
Umlaufvermögen 2 539 284 2 138 161 4 677 445
Grundstücke/Gebäude 14 703 309 672 243 15 375 552
Mobilien 206 752 –77 879 128 873
Anlagevermögen 14 910 061 594 364 15 504 425
Total Aktiven 17 449 345 2 732 525 20 181 870
Passiven
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 2 067 955 –636 605 1 431 350
Übrige Verpflichtungen 34 814 19 229 54 043
Passive Rechnungsabgrenzung 227 657 24 003 251 660
Patientengelder und -depots 366 480 –67 158 299 322
Langfristige Bankschulden 8 150 000 4 850 000 13 000 000
Fremdkapital 10 846 906 4 189 469 15 036 375
Dotationskapital 7 800 000 – 7 800 000
Ergebnisvortrag –1 763 179 0 –1 763 179
Ergebnis laufendes Jahr – –1 464 827 –1 464 827
Eigenkapital 6 036 821 –1 464 827 4 571 994
Fonds 565 618 7 883 573 501
Total Passiven 17 449 345 2 732 525 20 181 870
Fondsrechnung 2017Fonds/Legat Personal Emma Luck
CHF CHF
Bestand 1.1.2017 999 564 620
Einlagen 19 325 0
Zins 32 8 469
Ausgaben 19 943 0
Bestand 31.12.2017 413 573 089
4342
Mittelflussrechnung 2017 Kennzahlen
2017
CHF
Mittelfluss aus Betriebstätigkeit
Jahresergebnis vor Fondsergebnis –1 456 944
Abschreibungen auf Mobilien 196 811
Abschreibungen auf Immobilien 514 039
Abnahme Debitoren und Forderungen –343 059
Abnahme Delkredere –
Abnahme Vorräte –12 735
Abnahme aktive Rechnungsabgrenzung –608 962
Zunahme kurzfristige Verbindlichkeiten –684 535
Zunahme passive Rechnungsabgrenzung 24 003
Wertaufholung auf Soft-/Hardware –59 410
Total Mittelfluss aus Betriebstätigkeit –2 430 792
2017
CHF
Mittelfluss aus Investitionstätigkeit
Investitionen Mobilien –59 521
Investitionen Immobilien –1 186 283
Total Mittelfluss aus Investitionstätigkeit –1 245 804
Mittelfluss aus Finanzierungstätigkeit
Zunahme langfristige Bankschulden 4 850 000
Total Mittelfluss aus Finanzierungstätigkeit 4 850 000
Zunahme flüssige Mittel 1 173 405
Anfangsbestand an flüssigen Mitteln (1.1.2017) 497 762
Endbestand an flüssigen Mitteln (31.12.2017) 1 671 167
Anhang zur Jahresrechnung 2017
1 Allgemeines
1.1 Allgemeine Angaben Die interkommunale Anstalt Pflegezentrum Rotacher hat ihren Sitz der Verwaltung an der Schwerzelbodenstrasse 41 in 8305 Dietlikon. Das Pflegezentrum Rotacher beschäftigte per 31. Dezember 2017 133 Mitarbeitende mit 11 500 Stellenprozenten. Als Revisionsstelle amtet die BDO AG, Schiffbaustrasse 2, 8031 Zürich.
2 Rechnungslegungsgrundsätze
2.1 Angewendetes Regelwerk Der Rechnungsabschluss des Pflegezentrum Rotacher ist in Übereinstimmung mit den Empfehlungen von Curaviva erstellt worden und entspricht nicht der Darstellung nach HRM. Bei Darstellung und Bewertung können Abweichungen vorkommen. Der Rechnungsabschluss für das Pflegezentrum Rotacher ist der 31. Dezember.
2.2 Bewertungsgrundsätze
Bewertung der Aktiven Das Finanzvermögen wird nach kaufmännischen Grundsätzen bilanziert. Abschreibungen sind vorzunehmen, wenn Verluste oder wesentliche Wertminderungen eingetreten sind. Die Vorräte wurden zu einem Drittel unterbewertet. Das Anlagevermögen wird in Anlehnung an die Empfehlungen des Branchenverbandes Curaviva aktiviert abgeschrieben. Im Jahr 2017 wurden zusätzliche Abschreibungen in Höhe von CHF 59 410.30 aufgelöst.
Bewertung der Passiven Die Passiven werden zum Nominalwert bilanziert.
Eventualverbindlichkeit Mit einem ehemaligen Mitarbeiter besteht ein Rechtsstreit. Der mutmassliche Umfang beläuft sich auf ca. CHF 30’000.-.
Versicherungswerte Gebäude CHF 20 223 300 Schwerzelbodenstrasse 41 Gebäude CHF 9 430 000 Sonnenbühlstrasse 52 Einrichtungen CHF 4 100 000
Verpflichtung gegenüber Vorsorgeeinrichtungen BVG CHF 311 988.85
Angaben zu kostendeckenden Tarifen gem. Pflegegesetz §12.2 Gemäss Kostenrechnung 2015 wurden höchstens kostendeckende Taxen verrechnet.
Anzahl EintritteAufwand/Ertrag pro Pflegetag
Eintritte von Austritte nach Pflegetage nach Gemeinden
Pflegetage und Auslastung Durchschnittsalter der Bewohnenden
20000
24000
28000
32000
36000
40000
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30
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60
75
90
105
120
20172016201520142013201220112010200920082007
0
120
240
360
480
600
20172016201520142013201220112010200920082007
70
80
90
20172016201520142013201220112010200920082007
Männer Auslastung in % geleistete Pflegetage
20.90%
Dietlikon
25.82%
Wallisellen
101
Krankenhaus
25
Zu Hause
23
AndereInstitution
43
Verstorben
63
Nach Hause
36
Andere Institution
0 %
20 %
40 %
60 %
80 %
100 %
97.79%96.53% 96.11% 98.08% 97.83% 95.36% 96.70% 96.36%
15.08%
Wangen-Brüttisellen
28.32%
Dübendorf
9.88%
Übrige
59.59%22'046 CHF
Trägergemeinden
20.79%7'690 CHF
Dübendorf
19.62%7'260 CHF
Übrige
Frauen Durchschnittsalter
Männer Frauen Total
Kosten Sachaufwand Ertrag
77.26% 94.81%
135
150
20000
24000
28000
32000
36000
40000
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45
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120
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0
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240
360
480
600
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90
20172016201520142013201220112010200920082007
Männer Auslastung in % geleistete Pflegetage
20.90%
Dietlikon
25.82%
Wallisellen
101
Krankenhaus
25
Zu Hause
23
AndereInstitution
43
Verstorben
63
Nach Hause
36
Andere Institution
0 %
20 %
40 %
60 %
80 %
100 %
97.79%96.53% 96.11% 98.08% 97.83% 95.36% 96.70% 96.36%
15.08%
Wangen-Brüttisellen
28.32%
Dübendorf
9.88%
Übrige
59.59%22'046 CHF
Trägergemeinden
20.79%7'690 CHF
Dübendorf
19.62%7'260 CHF
Übrige
Frauen Durchschnittsalter
Männer Frauen Total
Kosten Sachaufwand Ertrag
77.26% 94.81%
135
150
20000
24000
28000
32000
36000
40000
20172016201520142013201220112010200920082007
0
15
30
45
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240
360
480
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20172016201520142013201220112010200920082007
70
80
90
20172016201520142013201220112010200920082007
Männer Auslastung in % geleistete Pflegetage
20.90%
Dietlikon
25.82%
Wallisellen
101
Krankenhaus
25
Zu Hause
23
AndereInstitution
43
Verstorben
63
Nach Hause
36
Andere Institution
0 %
20 %
40 %
60 %
80 %
100 %
97.79%96.53% 96.11% 98.08% 97.83% 95.36% 96.70% 96.36%
15.08%
Wangen-Brüttisellen
28.32%
Dübendorf
9.88%
Übrige
59.59%22'046 CHF
Trägergemeinden
20.79%7'690 CHF
Dübendorf
19.62%7'260 CHF
Übrige
Frauen Durchschnittsalter
Männer Frauen Total
Kosten Sachaufwand Ertrag
77.26% 94.81%
135
150
20000
24000
28000
32000
36000
40000
20172016201520142013201220112010200920082007
0
15
30
45
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90
105
120
20172016201520142013201220112010200920082007
0
120
240
360
480
600
20172016201520142013201220112010200920082007
70
80
90
20172016201520142013201220112010200920082007
Männer Auslastung in % geleistete Pflegetage
20.90%
Dietlikon
25.82%
Wallisellen
101
Krankenhaus
25
Zu Hause
23
AndereInstitution
43
Verstorben
63
Nach Hause
36
Andere Institution
0 %
20 %
40 %
60 %
80 %
100 %
97.79%96.53% 96.11% 98.08% 97.83% 95.36% 96.70% 96.36%
15.08%
Wangen-Brüttisellen
28.32%
Dübendorf
9.88%
Übrige
59.59%22'046 CHF
Trägergemeinden
20.79%7'690 CHF
Dübendorf
19.62%7'260 CHF
Übrige
Frauen Durchschnittsalter
Männer Frauen Total
Kosten Sachaufwand Ertrag
77.26% 94.81%
135
150
20000
24000
28000
32000
36000
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0
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Männer Auslastung in % geleistete Pflegetage
20.90%
Dietlikon
25.82%
Wallisellen
101
Krankenhaus
25
Zu Hause
23
AndereInstitution
43
Verstorben
63
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36
Andere Institution
0 %
20 %
40 %
60 %
80 %
100 %
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Wangen-Brüttisellen
28.32%
Dübendorf
9.88%
Übrige
59.59%22'046 CHF
Trägergemeinden
20.79%7'690 CHF
Dübendorf
19.62%7'260 CHF
Übrige
Frauen Durchschnittsalter
Männer Frauen Total
Kosten Sachaufwand Ertrag
77.26% 94.81%
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32000
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Männer Auslastung in % geleistete Pflegetage
20.90%
Dietlikon
25.82%
Wallisellen
101
Krankenhaus
25
Zu Hause
23
AndereInstitution
43
Verstorben
63
Nach Hause
36
Andere Institution
0 %
20 %
40 %
60 %
80 %
100 %
97.79%96.53% 96.11% 98.08% 97.83% 95.36% 96.70% 96.36%
15.08%
Wangen-Brüttisellen
28.32%
Dübendorf
9.88%
Übrige
59.59%22'046 CHF
Trägergemeinden
20.79%7'690 CHF
Dübendorf
19.62%7'260 CHF
Übrige
Frauen Durchschnittsalter
Männer Frauen Total
Kosten Sachaufwand Ertrag
77.26% 94.81%
135
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70
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20172016201520142013201220112010200920082007
Männer Auslastung in % geleistete Pflegetage
20.90%
Dietlikon
25.82%
Wallisellen
101
Krankenhaus
25
Zu Hause
23
AndereInstitution
43
Verstorben
63
Nach Hause
36
Andere Institution
0 %
20 %
40 %
60 %
80 %
100 %
97.79%96.53% 96.11% 98.08% 97.83% 95.36% 96.70% 96.36%
15.08%
Wangen-Brüttisellen
28.32%
Dübendorf
9.88%
Übrige
59.59%22'046 CHF
Trägergemeinden
20.79%7'690 CHF
Dübendorf
19.62%7'260 CHF
Übrige
Frauen Durchschnittsalter
Männer Frauen Total
Kosten Sachaufwand Ertrag
77.26% 94.81%
135
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Pflegezentrum RotacherSchwerzelbodenstrasse 418305 Dietlikon
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