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Einführung in die Gentechnologie Institut für Molekulargenetik, gentechnologische Sicherheitsforschung und Beratung Johannes Gutenberg-Universität Mainz Leiter: Prof. Dr. Erwin R. Schmidt Betreuer: Dr. Christiane Kraemer, Dr. Steffen Rapp Dipl.Biol.s Nicholas Bachtadse, Sarah Brunck, Sabine Fischer, Tobias Lautwein, Romina Petersen Dipl. Bioinformatiker (FH) Benjamin Rieger Rudolf Baader, Nicole Naumann

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Einführung

in die

Gentechnologie

Institut für Molekulargenetik, gentechnologische Sicherheitsforschung und Beratung Johannes Gutenberg-Universität Mainz Leiter: Prof. Dr. Erwin R. Schmidt Betreuer: Dr. Christiane Kraemer, Dr. Steffen Rapp

Dipl.Biol.s Nicholas Bachtadse, Sarah Brunck, Sabine Fischer, Tobias Lautwein, Romina Petersen

Dipl. Bioinformatiker (FH) Benjamin Rieger Rudolf Baader, Nicole Naumann

F1-Laborpraktikum SoSe 2013

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Inhalt F1-Laborpraktikum Gentechnologie ....................................................................................................... 3

Zeitplan (nicht bindend) ...................................................................................................................... 8

Theorie Teil 1: Herstellen einer cDNA-Bibliothek für „Next-Generation Sequencing“ .................... 10

Praxis Teil 1: Herstellen einer cDNA-Bibliothek für die Sequenzierung ........................................... 12

Allgemeine Laborsicherheit und Verhaltensregeln ....................................................................... 12

Hinweise zum Arbeiten mit RNA ................................................................................................... 12

RNA-Isolierung: Guanidinthiocyanat (GTC) – Methode nach Chomczynski und Sacchi (1987) ... 12

Erstellen einer cDNA-Library mit dem IlluminaTruSeq RNA Kit .................................................... 15

Qualitätskontrolle und Quantifizieren der Bibliotheken ............................................................... 18

Vorbereitungen - cBot - Sequenzierung ........................................................................................ 21

Theorie Teil 2: Bioinformatische Analyse von „Next-Generation Sequencing“-Daten ..................... 22

Sequenzalignment ......................................................................................................................... 22

Assemblierungsmethoden............................................................................................................. 22

BLAST ............................................................................................................................................. 23

De-Bruijn-Graph (DBG) .................................................................................................................. 25

Arbeitsablauf Sequenzverarbeitung .............................................................................................. 28

Möglichkeiten der Parallelisierung ................................................................................................ 28

Praxis Teil 2: Bioinformatische Analyse von „Next-Generation Sequencing“-Daten ........................ 29

Sequenzierung und Basecalling ..................................................................................................... 30

Datenformat FASTQ....................................................................................................................... 31

Quality Scores ................................................................................................................................ 32

Bioinformatische Analyse der „Next-Generation Sequencing“ Daten mit Hilfe der „CLC Genomics

Workbench“ .................................................................................................................................. 34

Import der „Next-Generation Sequencing“-Daten........................................................................ 34

„Trimmen“ der Sequenzierungsreads ........................................................................................... 35

Assemblierung der Sequenzierungsreads ..................................................................................... 36

„De novo“ Assemblierung .............................................................................................................. 36

„Mapping“ der reads in einer Referenzsequenz ........................................................................... 37

„RNA-Seq“-Analyse ........................................................................................................................ 38

Interpretation der RNA-Seq-Analyse ............................................................................................. 42

Expressionsanalyse ........................................................................................................................ 44

Transformation und Normalisierung ............................................................................................. 47

Statistische Analyse: Identifizierung differenzieller Expression .................................................... 48

Anhang........................................................................................................................................... 49

F1-Laborpraktikum SoSe 2013

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F1-Laborpraktikum Gentechnologie

Das FI-Praktikum „Methoden der Gentechnologie - NGS“ soll technische Fähigkeiten im Bereich der

Molekulargenetik sowie in der bioinformatischen Auswertung von Sequenzdaten vermitteln. Dabei

soll einerseits die Isolation von RNA aus Chironomus thummi Embryonen mit der anschließenden

Konstruktion einer cDNA-Bibliothek für die Sequenzierung auf dem HiSeq 2500 oder MiSeq erlernt

werden. Andererseits sollen bioinformatische Kenntnisse in der Analyse von NGS-Daten mit Hilfe von

gängiger Software vermittelt werden.

Die Familie der Chironomiden (Zuckmücken) gehört zur Ordnung der Diptera (Zweiflügler).

Chironomiden haben keine typischen Geschlechtschromosomen wie z.B. die X- und Y-Chromosomen

von Säugern. Trotzdem konnte durch genetische Analysen nachgewiesen werden, dass der

Geschlechtsbestimmungsmechanismus bei Chironomiden die männliche Heterogametie ist.

In C. thummi konnte darüber hinaus durch cytogenetische Analysen festgestellt werden, dass der

dominante männchenbestimmende Faktor M in einer Chromosomenregion nahe dem Telomer von

Chromosom III liegt.

In situ-Hybridisierungen an Polytänchromosomen von

Chironomiden mit hoch repetitiven Cla-Elementen als Sonde

zeigen ein hemizygotes Signal in genau dieser

Chromosomenregion bei männlichen Tieren der Art

C. thummi, welches in den Präparaten weiblicher Tiere fehlt.

Da dieses Cla-Element-Cluster in der geschlechts-

bestimmenden Chromosomenregion liegt und nur bei

männlichen Tieren und dort immer nur hemizygot zu finden

ist, muss dieses Cluster eng gekoppelt mit dem dominanten

Faktor M sein. Um einen molekularen Zugang zu dieser hochinteressanten Chromosomenregion zu

bekommen, wurden von unserer Arbeitsgruppe genomische Lambda-Bibliotheken von C. thummi mit

den hochrepetitiven Cla-Elementen als Sonde gescreent.

Alle positiven Klone wurden anschließend durch in situ-Hybridisierung an Polytänchromosomen von

C. thummi auf ihre chromosomale Herkunft hin überprüft. Die dabei gefundenen Lambda-Klone

λCla1.1Y und λCla1.8Z flankieren das männchenspezifische hemizygote Cla-Element-Cluster links und

rechts (siehe Abbildung 1).

Ausgehend von den genomischen Klonen λCla1.1Y und λCla1.8Z wurden sowohl mit λ- als auch

später mit BAC-Bibliotheken von C. thummi sowie C. piger „chromosomal walks“ durchgeführt. Auf

diese Art wurden insgesamt mehr als 200 kb aus der geschlechtsbestimmenden Region kloniert und

Abbildung 1: Geschlechtsbestimmende Region

Abbildung 2: Struktur der geschlechtsbestimmenden Region

F1-Laborpraktikum SoSe 2013

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größtenteils sequenziert (Abbildung 2). Innerhalb dieser Chromosomenregion konnten repetitive

Hind-Elemente und Kopien von transposablen Elementen wie TFB1 oder CCE entdeckt werden.

Zudem zeichnet sich diese Region durch das Auftreten von zahlreichen invertierten

Sequenzwiederholungen (inverted repeats, IR) aus.

Um Genstrukturen innerhalb des ca. 200 kb großen Contigs zu identifizieren, wurden verschiedene

Programme (Genescan, PROSCAN, Orf-Finder) eingesetzt. Des Weiteren wurde die NCBI-Datenbank

mit Hilfe der BLASTn-, BLASTp- und BLASTx-Algorithmen auf mögliche Gene hin untersucht. Auf diese

Art und Weise konnten ca. 20 Gene identifiziert werden. Die Namensgebung erfolgte dabei nach den

Treffern in der NCBI-Datenbank.

Die Funktion der meisten dieser Gene bei C. thummi und C. piger ist bis jetzt unbekannt. Ob es sich

bei einem dieser Gene tatsächlich um den dominanten Männchenbestimmer M handelt kann also

nur vermutet werden. Teilweise ist die Funktion der homologen Gene z.B. in Drosophila

melanogaster bekannt. Da es aber nur abschnittsweise Übereinstimmungen zu der Sequenz in

C. thummi und C. piger gibt, können diese Informationen nur als Hinweise auf die Eigenschaften der

entsprechenden Gene in der geschlechtsbestimmenden Region dienen.

Gen Orient. Lage im Contig Funktion (in urspr. Organismus) Besonderheiten

GJ16627-like + 3116-3984 unbekannt (Drosophila virilis)

ACYPI006459 + 17794-20225 ähnl. Nuklearer Rezeptor Coaktivator GT198 (Acyrthosiphon pisum)

spitz-like 1 - 33015-20685

TGF-Alpha-Homolog (Drosophila melanogaster)

spitz-like 2 - 81050-70145

spitz-like 3 + 101929-107219

CENP-E-like - 111082-108639 Kinesin-ähnliches Motorprotein (Homo sapiens)

mi-er1-like - 114160-111216 Differenzierung zu mesodermalen Zellen (Xenopuslaevis)

LUC7-like + 114949-116987 Komponente des U1snRNPs

CG7845-like - 120124-117100 unbekannt (Drosophila melanogaster) WD40-Domäne

fs(1)K10-like + 120143-122339 Etablierung der dorso-ventralen Achse der Oocyte (Drosophila melanogaster)

bcn92-like + 122699-123309 evtl. Oxidoreduktase (Drosophila melanogaster)

d-Lactat-DH-like - 128444-122597 Oxidation von d-Lactat zu Pyruvat

polyhomeotic + 132545-139599 Kontrolle der homöotischen Genexpression (Drosophila melanogaster)

CG31635-like + 144342-145968 unbekannt (Drosophila melanogaster)

CG15207-like + 146638-147473 unbekannt (Drosophila melanogaster)

CG11203-like + 162169-171517 unbekannt (Drosophila melanogaster)

rpn5 + 173725-175435 Untereinheit und Regulator des 26S-Proteasoms

HPS-like - 180208-175467 Komponente des "biogenesis of lysosome-related organelles complex" (Dm)

rpS5-like + 180785-182242 28S ribosomales Protein S5 (Dm)

CtY - 196977-182308 DmX-Homolog (Drosophila melanogaster) WD-Repeat-Protein

CG2841(ptr)-like - 199998-197093 unbekannt (Drosophila melanogaster)

F1-Laborpraktikum SoSe 2013

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Besonders interessant im Hinblick auf die Identität des Männchenbestimmers M sind

Sequenzunterschiede zwischen Proto-X- und Proto-Y-Chromosom. Ein solcher Unterschied konnte in

Form eines duplizierten Abschnitts im Bereich der Gene CG7845-like und fs(1)K10-like gefunden

werden. Des Weiteren wurden kurz hinter dem Gen D-Laktat-DH-like ein Hinf(lur)-Element und der

vermutliche Beginn des Cla-Element-Clusters identifiziert. Im Moment wird daran gearbeitet, mit

verschiedenen Methoden weitere Sequenzinformationen des Proto-Y-Chromosoms zu erhalten.

Zur näheren Analyse der Gene in der geschlechtsbestimmenden Region und einer möglichen

geschlechtsspezifischen Expression dieser Gene wird eines der modernsten Sequenzierverfahren

eingesetzt. Die Illumina HiSeq 2500-Plattform reiht sich ein in eine Reihe von neuen Technologien im

Bereich der Hochdurchsatzsequenzierung, dem sogenannten „Next-Generation Sequencing“ (NGS).

Die meist verbreiteten Technologien dieser Gruppe sind die SOLiDTM-, 454- und Illumina-Verfahren.

Sie machen es möglich, immer günstiger und in immer kürzerer Zeit große Mengen an

Sequenzinformation zu generieren. Hat die Sequenzierung des menschlichen Genoms im Rahmen

des humanen Genom-Projekts (1990-2003) noch über 3 Mrd. US$ und 13 Jahre Forschung benötigt,

so sind Resequenzierungen menschlicher Genome heute innerhalb von 1-2 Wochen und mit Kosten

im Bereich von 5.000-10.000 € möglich. Neben dem auf Ligation von Oligonukleotiden basierenden

SOLiDTM-System und der Pyrosequenzierung der 454 Roche-Plattform dürften die „Genome Analyzer

IIx“ und „HiSeq“-Systeme der Firma Illumina weltweit den größten Anteil an Sequenzier-Projekten

haben. Zurzeit sind hier mit bis zu 150 nt im Vergleich zur SOLiD-Platform wesentlich größere und im

Vergleich zur 454-Technologie (~800 nt) deutlich kürzere Leseweiten möglich. Allerdings bietet

Illumina mit wesentlich geringeren Fehlerraten und mehr Sequenzinformation eindeutige Vorteile

gegenüber der Roche-Technologie. Während bei

der 454-Technologie von Roche auf Emulsions-PCR

und Picotiterplatten zurückgegriffen wird, findet die

spezifische Amplifikation bei den Illumina-Systemen

erst nach dem Immobilisieren der DNA-Fragmente

auf der Oberfläche des Reaktionsraums, der „Flow

Cell“, statt. Diese ist in 8 physisch voneinander

getrennte Reaktionsräume („Lanes“) unterteilt. Auf

den Oberflächen sind Oligonukleotide mit zwei

unterschiedlichen Sequenzen verankert.

Komplementäre Adapter, die an die DNA-

Fragmente ligiert wurden, können an diese binden

und bilden beim Prozess der „Bridge Amplification“

Cluster mit tausenden Kopien eines Moleküls (Abbildung 4 A-C). Bei der „Bridge-Amplification“ folgt

in mehreren Runden auf eine Synthesephase, in der der Zweitstrang synthetisiert wird, eine

Denaturierung. Da jeweils an das andere auf der Oberfläche der „Flow Cell“ verankerte

Oligonukleotid angenüpft wird, ist der Zweitstrang nun auch kovalent an die Oberfläche gebunden

und kann, im nächsten Amplifikationschritt, mit dem anderen Fragmentende an ein freies

Oligonukleotid binden. Von dessen 3‘ Ende kann die neue Zweitstrangsynthese beginnen. Vor der

eigentlichen Sequenzierung werden die Moleküle über eine adapterspezifische Schnittstelle im

Bereich der verankerten Oligonukleotide einheitlich ausgerichtet (Abbildung 4 C). Letztlich erfolgt die

Sequenzierung ausgehend von einem im Adapterbereich bindenden Primer nach dem Prinzip der

Neusynthese der DNA. Verwendet werden fluoreszenzmarkierte Nukleotide in einem Vier-Farben-

System. Die Markierungen befindet sich an einer reversiblen 3‘-Schutzgruppe am Nukleotid. Diese

Abbildung 3: Flow Cell

F1-Laborpraktikum SoSe 2013

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verhindert den Einbau von mehreren Nukleotiden in einem Sequenzier-Zyklus. Nach der Detektion

wird die Schutzgruppe mit dem Fluoreszenzfarbstoff chemisch abgespalten und der nächste Zyklus

kann beginnen. So entstehen keine Probleme mit homopolymeren Sequenzabschnitten. Durch

chemische Einflüsse und Laserbestrahlung bei der Detektion werden die Cluster in geringem Umfang

ausgedünnt und/oder geschädigt, wodurch die Signalintensitäten und Qualität der Sequenzierung

sinkt. Zurzeit sind auf dieser Plattform einfache Leseweiten von 100 nt (HiSeq 2000) bis 150 nt (GAIIx)

mit bis zu 600 Gbp pro Lauf möglich. Dies entspricht einem Lauf mit zwei „Flow cells“ auf dem HiSeq

2000, der etwa 11 Tage dauert.

Mit der im Praktikum verwendeten Chemie werden pro „Lane“ ca. 50-60 Mio. Sequenzen mit einer

Länge von 150 bp generiert. Dies entspricht einer Sequenzinformation von ca. 2,5-3 Gbp. Diese

Masse an Daten aus recht kurzen Sequenzfragmenten stellt ganz neue Anforderungen an die

computertechnische Ausstattung und die Analysealgorithmen. Es werden neue oder angepasste

Strategien für die Auswertung der Sequenzdaten benötigt. Die im Kurs generierten Daten können in

vielerlei Hinsicht bioinformatisch ausgewertet werden: Die Daten können assembliert und mit

vorhandenen Datenbanken verglichen werden (Assembly-Ansatz), in Anlehnung an traditionelle „tag

count“-Ansätze wie der SAGE (Velculescu 1995) oder der EST-Sequenzierung („readcount“-Ansatz)

können die generierten Transkriptom-Daten mit einem bekannten Genom oder Teilbereichen davon

verglichen werden, das sogenannte „Mapping“ (Mortazavi 2008). Dabei werden die Sequenzen

Koordinaten in der Referenzsequenz und zugehörigen Genen und Exons zugeordnet (Abbildung 5).

Abbildung 4: „Bridge Amplification“ und Sequenzierung

Abbildung 5: Genexpressionsanalyse mittels Mapping

F1-Laborpraktikum SoSe 2013

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Ziel ist es, das Vorkommen von Sequenzen in dieser Region zu quantifizieren und Unterschiede im

Vergleich verschiedener Zustände aufzuzeigen. In unserem Fall bedeutet dies, mögliche Unterschiede

in der Transkription der Gene aus der geschlechtsbestimmenden Region zwischen Männchen und

Weibchen zu entdecken. Dies kann sich beispielsweise in unterschiedlichen Transkriptionsraten

darstellen, aber auch mögliche geschlechtsspezifisch unterschiedlich gespleißte Transkripte können

auf diese Art und Weise detektiert werden.

Da die Determination des Geschlechts sehr früh in der Entwicklung eines Individuums stattfindet, ist

es sinnvoll, für die RNASeq –Analyse Embryonalstadien zu verwenden. Da in einem Chironomus

Gelege männliche und weibliche Embryonen nebeneinander vorkommen, ist es naturgemäß sehr

schwierig, das Geschlecht der Embryonen a priori zu bestimmen. Die Isolierung von RNA aus einem

einzelnen Embryo gestaltet sich ebenfalls als schwierig, da durch die notwendigen Reinigungsschritte

ein großer Teil der RNA aus dem Embryo verloren geht.

In dem diesjährigen Praktikum soll daher versucht werden, RNA aus einzelnen Chironomus

Embryonen zu isolieren und bei den notwendigen Aufreinigungsschritten durch Zugabe einer

heterologen „Carrier-RNA“ (z.B. von Vitis oder Malus) die Verluste an Chironomus-RNA zu

minimieren.

Nach erfolgreicher RNA-Isolierung wird eine cDNA-Bibliothek für die NGS-Sequenzierung konstruiert

und ein HiSeq- oder MiSeq-Lauf gestartet. Bei der anschließenden bioinformatischen Analyse der

Daten soll zunächst die heterologe Carrier-cDNA durch „Mapping“ aussortiert werden. Anschließend

soll analysiert werden, ob und in welchem Umfang es gelungen ist, die RNA eines einzelnen

Chironomus-Embryos zu sequenzieren. Diese Sequenzen sollen schließlich insbesondere in Hinblick

auf die Transkriptionsprofile der Gene aus der SDR analysiert werden.

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Zeitplan (nicht bindend)

Praxis Teil 1: Herstellen einer cDNA-Bibliothek für die Sequenzierung

Mo, 17.06.2013 - RNA-Isolierung - Bioanalyzer Di, 18.06.2013 - 2x polyA+ -Aufreinigung - cDNA-Synthese (Erst-und Zweitstrang) - AMPure-Aufreinigung - Endrepair - AMPure-Aufreinigung Mi, 19.06.2013 - A-Tailing des 3´Endes und Adapter-Ligation - AMPure-Aufreinigung (2x) - Anreicherung - AMPure-Aufreinigung - Q-Bit - Bioanalyzer Do, 20.06.2013 - qPCR (evtl.) - Vorbereitung c-Bot-Sequenzierung (ggfs) Fr, 21.06.2013 - Vorbereitung c-Bot-Sequenzierung

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Theorie Teil 2: Bioinformatische Analyse von „Next-Generation Sequencing“-Daten

Mo, 24.06.2013 Di, 25.06.2013 Mi, 26.06.2013 Do, 27.06.2013 Fr, 28.06.2013

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Theorie Teil 1: Herstellen einer cDNA-Bibliothek für „Next-Generation Sequencing“

Zum Vergleich der Genexpression zwischen verschiedenen Zuständen wird zunächst die RNA dieser

Gewebe benötigt. Dazu muss zunächst ein Gewebeaufschluss erfolgen, der die Zellen aus dem

Verbund löst und somit besser erreichbar für die bei der Extraktion verwendeten Detergenzien

macht. Dies geschieht meist mechanisch durch Mörsern oder Pottern. Bei der RNA-Isolierung werden

Guanidinhydrochlorid, Guanidinthiocyanat oder sehr hohe Harnstoffkonzentrationen bevorzugt.

Diese zerstören gleichzeitig die Zellwand, lösen die Zellwandfragmente auf und denaturieren

endogene RNasen. Anschließend werden die Zelltrümmer und Proteine durch Phenol-Chloroform-

Extraktionen entfernt. Dabei verbleiben diese aufgrund ihrer hydrophoben Bestandteile in der

phenolischen bzw. Interphase. Nach mehrmaligen Extraktionen enthält die wässrige Phase die

hydrophilen Nukleinsäuren RNA und DNA. Zur Fällung von RNA werden im Wesentlichen

Natriumacetat oder Lithiumchlorid verwendet. Da RNA bei etwas höherem Ethanolgehalt (2,5faches

Volumen) gefällt wird, bietet die Verwendung von LiCl aufgrund des größeren Ionendurchmessers

etwas höhere Ausbeuten. Allerdings wird oftmals auch NaAc benutzt, um den Einfluss von LiCl auf

nachfolgende enzymatische Reaktionen auszuschließen. In diesem Fall sollte die Inkubationszeit bei -

20°C und die Zentrifugationszeit erhöht werden. Um Kontaminationen der RNA mit DNA zu

vermeiden kann anschließend ein DNase-Verdau durchgeführt werden. Da die isolierte RNA zu 98 %-

99 % aus ribosomaler RNA besteht, ist eine Anreicherung von mRNA für die meisten Experimente zur

Genexpressionsanalyse notwendig. Dabei macht man sich zu Nutze, dass mRNA am 3’ Ende

polyadenyliert ist. Durch Hybridisierung an ein Oligo-dT-Nukleotid, das an einen selektiv

abtrennbaren Stoff (Cellulose, Latex- oder magnetische Beads) gebunden ist, kann die nicht

gebundene rRNA weggewaschen und zum Großteil entfernt werden. Für die anschließende cDNA-

Synthese wird in der Regel ebenfalls ein Oligo-dT-Nukleotid als Primer verwendet. In diesem Fall

startet die Erststrangsynthese am 3’ Ende des Gens. Da die cDNA-Synthese häufig vorzeitig abbricht,

kommt es zu einer Anreicherung von 3‘-Sequenzen. Um dies zu vermeiden, werden in heutigen

Protokollen nach mehrmaliger polyA+-Aufreinigung „random“ Hexamere zum Priming der cDNA-

Synthese verwendet. In der Erststrangsynthese wird mittels einer Reversen Transkriptase ein zur RNA

komplementärer Strang synthetisiert. Der Zweitstrang wird meist mithilfe der T4-DNA-Polymerase

nach Zugabe von RNase H durchgeführt. RNase H in geringer Konzentration führt zu einem nur

teilweisen Abbau des RNA-Strangs des RNA-DNA-Hybrids. Die verbleibenden RNA Fragmente dienen

als Primer für die DNA-Polymerase. Vor der Ligation von Adaptern werden etwaige einzelsträngige

Enden mit Hilfe des Klenow-Fragments aufgefüllt. Um im Anschluss bessere Resultate bei der

Adapterligation zu erhalten, werden die doppelsträngigen DNA-Fragmente zusätzlich mit einem

A-Überhang versehen. Dies geschieht meist durch eine Taq-DNA-Polymerase, der zum Einbau nur

dATPs angeboten werden.

F1-Laborpraktikum SoSe 2013

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Für die sogenannte „Bridge Amplification“ (Fedurco 2006) werden Fragmente benötigt, die an den

Enden unterschiedliche Adapter tragen. Dies wird durch spezielle Y-Adapter gewährleistet. Die

beiden Stränge bilden über einen Bereich homologer Sequenzen einen Doppelstrang, wohingegen sie

sich in einem anderen Teil unterscheiden und keinen Doppelstrang ausbilden (Abb. 6). Werden diese

nun mit den doppelsträngigen cDNA-Molekülen ligiert, sollte jeder Einzelstrang für sich die beiden

unterschiedlichen Adaptersequenzen tragen. Durch wenige Runden einer PCR mit

adapterspezifischen Primern werden diese Fragmente noch weiter angereichert. Nach der

Denaturierung hybridisieren die linearen Fragmente mit beiden Enden der Adapter an

komplementäre Oligonukleotide auf der „Flow Cell“-Oberfläche und bilden so eine Art „Brücke“.

Dabei wird auf einen statistischen Abstand zwischen einzelnen Molekülen geachtet, damit

Amplifikations-Cluster verschiedener Fragmente sich nicht überschneiden.

Abbildung 6: Erstellen einer cDNA-Bibliothek zur Sequenzierung auf dem HiSeq 2000

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Praxis Teil 1: Herstellen einer cDNA-Bibliothek für die Sequenzierung

Allgemeine Laborsicherheit und Verhaltensregeln

1. Tragen Sie für alle Arbeiten im Labor einen Laborkittel 2. In den Laborräumen sollten nur Schreib- und Arbeitsmaterialien aufbewahrt werden.

Straßenkleidung und Taschen sind in die dafür vorgesehenen Spinde (SBI) einzuschließen. Bitte hierfür ein geeignetes Vorhängeschloss mitbringen. In den Laborräumen ist das Essen, Trinken und Rauchen verboten.

3. Arbeiten Sie umsichtig und bewusst. Gefährden Sie weder sich selbst noch Ihre Kommilitonen. 4. Studentinnen, die sich in anderen Umständen befinden, teilen dies dem Kursleiter mit. Er wird

diese Mitteilung vertraulich behandeln, eine erfolgreiche Kursteilnahme ermöglichen und Sie von gesundheitsschädlichen Stoffen fernhalten.

5. Wir arbeiten mit organischen Lösungsmitteln, Laugen und Säuren. Vermeiden Sie unbedingt Hautkontakt bzw. orale Aufnahme. Nutzen Sie die angebotenen Schutzmittel wie Handschuhe und Schutzbrillen.

6. Falls Sie sich verletzen sollten, informieren Sie sofort den Kursleiter. Im Bedarfsfall sind in jedem Laborraum Augenduschen vorhanden.

Hinweise zum Arbeiten mit RNA

Ribonukleasen (RNasen) sind sehr stabile und aktive Enzyme, die normalerweise auch ohne

Co-Faktoren ihre Funktion ausüben können. Da RNasen nur schwer zu inaktivieren sind und selbst

kleinste Mengen ausreichen um RNA zu zerstören, sind beim Arbeiten mit RNA besondere

Maßnahmen zu ergreifen. Aufgrund des ubiquitären Vorkommens von RNasen sollten bei Arbeiten

mit RNA-haltigen Lösungen Handschuhe getragen werden. RNA-Lösungen sollten zwischen den

Experimenten stets auf Eis gelagert werden. Sterile Polypropylen-Tubes sind für die Arbeit mit RNA

am besten geeignet, da diese Tubes normalerweise auch RNase-frei sind und daher keine besondere

Behandlung mehr benötigen. Alle Lösungen, auch Wasser, werden mit Diethylpyrocarbonat (DEPC)

behandelt, um evtl. enthaltene RNasen zu inaktivieren.

Achtung! DEPC gilt als carcinogen und ist leicht flüchtig! Alle Arbeiten mit DEPC werden daher

ausschließlich mit Handschuhen, sowie unter einem Abzug durchgeführt. Anschließend werden die

DEPC-behandelten Lösungen autoklaviert, um DEPC zu deaktivieren.

RNA-Isolierung: Guanidinthiocyanat (GTC) – Methode nach Chomczynski und Sacchi (1987)

1. Gewebeaufschluss

Zunächst müssen aus einem Gelege einzelne Embryonen isoliert werden:

- befruchtetes Gelege sammeln und in ein Eppendorfgefäß mit VE-Wasser geben

- einen Tropfen DanChlorix-Lösung (0,5% Natriumhypochlorit) zugeben, um die Gallerte

aufzulösen

- Embryonen mehrmals mit HPLC-Wasser waschen

- Embryonen in eine Petrischale überführen

2. - einen einzelnen Embryo vorsichtig mit einer Pipette mit weißer Spitze ansaugen, in 100 µl

Guanidinthiocyanat-Lösung überführen und einige Male auf- und abpipettieren

3. 1/10 Volumen 2M NaAcetat (pH 4,1) und Carrier-RNA zur Lösung geben.

F1-Laborpraktikum SoSe 2013

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4. je eine Extraktion mit Phenol/Chloroform/Isoamylalkohol (PCI) und Chloroform/Isoamyalkohol

(CI) durchführen:

Hierzu 1 Volumen Tris-gesättigtes (pH 7,2) Phenol und 1/5 Volumen Chloroform/Isoamylalkohol

(24:1) zum Homogenisat geben. Danach mehrmals invertieren und anschließend 10 min auf Eis

inkubieren. Proben bei 4°C und 5000 g für 20 min zentrifugieren.

Überstand abheben und mit 1 Volumen Chloroform/Isoamylalkohol versetzen. Danach

mehrmals invertieren und anschließend 10 min auf Eis inkubieren. Proben bei 4°C und 5000 g

für 20 min zentrifugieren

5. Zur Fällung der RNA die wässrige Phase mit 1 Volumen Isopropanol (abs.) versetzen, mehrmals

invertieren und für 1 h bei -20°C lagern. Danach bei 4°C und 5000 g für 40 min zentrifugieren,

Überstand abnehmen und das Pellet mit 75 % Ethanol waschen, 5 min zentrifugieren (4°C, 5000

g), anschließend in einer Vakuum-Zentrifuge (Eppendorf „Concentrator 5301“) bei 30°C trocknen

und in 50 µl DEPC-Wasser/Nuklease freiem Wasser lösen.

Qualitätskontrolle mit Agilent Bioanalyzer Nano-Assay

Das RNA 6000 Nano Kit von Agilent ist hervorragend dafür geeignet, die Qualität von Total-RNA

anhand von RNA Integrity Numbers (RINs) zu bestimmen. Diesen Werten liegt ein komplizierter

Algorithmus zu Grunde, der hauptsächlich die Degradation der vorliegenden RNA einbezieht. Das

Elektropherogramm einer typischen Total-RNA zeigt Abbildung 7.

Die Integrität der RNA wird auf einer Skala von 0 bis 10 angegeben, wobei niedrige Werte mit hoher

Degradation korrelieren und umgekehrt. Für Expressionsanalysen (z.B. RNA-Seq, quantitative Real-

Time PCR) sollten stets RNAs mit sehr hohen RINs (>8) benutzt werden.

Die Messmethode des Bioanalyzers entspricht dem einer Mikrokapillargelelektrophorese. Die Proben

werden durch Anlegen einer geeigneten Spannung elektrophoretisch aufgetrennt, wobei ein sehr

sensitiver, interkalierender Fluoreszenzfarbstoff von einer Kamera detektiert wird. Die gemessene

Fluoreszenz wird gegen die Laufstrecke (in Sekunden, s. Abb. 7) ausgegeben. Durch Verwendung

Abbildung 7: Elektropherogramm einer typischen Total-RNA mit Erklärung von Peaks und Regionen (aus Schroeder et al. 2006)

F1-Laborpraktikum SoSe 2013

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eines Molekulargewichtsstandards (Leiter) kann dann aus der Laufstrecke das Molekulargewicht der

einzelnen Fragmente bestimmt werden.

Durchführung: Qualitätskontrolle mit Hilfe des Bioanalyzers

Richtiges Pipettieren: niemals an den Rand der Wells, sondern immer auf den Boden pipettieren.

1. Pipettieren Sie 2 µl Ihrer RNA (Konz. 25-500 ng/µl) in 0,2ml PCR Tubes und kennzeichnen Sie das

Gefäß sorgfältig.

2. Ein Gelaliquot (65 µl) wird Ihnen bereitgestellt. Pipettieren Sie 1 µl RNA 6000 Nano Dye (blau •)

hinzu. Der Gel-Dye-Mix muss vor der Benutzung sorgfältig gevortext und bei 13000 x g für

10 min zentrifugiert werden.

3. Den RNA 6000 Nano Chip in die Vorbereitungsstation legen und 9 µl Gel-Dye-Mix

in das mit gekennzeichnete Well (weißer Punkt in der unten aufgeführten

Grafik) pipettieren. Bitte entnehmen Sie das Gel aus dem Aliquot knapp

unterhalb des Meniskus, da sich am Boden Schwebstoffe absetzen, die den Lauf

beeinträchtigen können. Vermeiden Sie ebenfalls heftige Bewegungen und Stöße.

ACHTUNG: Lesen Sie an dieser Stelle bitte die Punkte 5-7 und bereiten Sie Pipetten und Lösungen

vor, bevor Sie weiterarbeiten

4. Die Spritze auf 1 ml einstellen, die Vorbereitungsstation schließen und die Spritze herunter

drücken, bis diese vom Clip gehalten wird, danach exakt 30 Sekunden (Timer) warten und den

Clip lösen.

5. Warten Sie 5 Sekunden und ziehen Sie dann die Spritze LANGSAM wieder in die

Ausgangsposition zurück.

6. Öffnen Sie die Vorbereitungsstation und pipettieren Sie 9 µl Gel-Dye-Mix in die

mit gekennzeichneten Wells.

7. Pipettieren Sie nun 5 µl RNA 6000 Nano Marker (grün •) in die verbleibenden 13

Wells.

8. Denaturieren Sie in der Zwischenzeit alle Proben und die RNA 6000 Nano Ladder bei 72°C für

2 min in einem Thermocycler.

9. Pipettieren Sie 1 µl der RNA 6000 Nano Ladder in das mit gekennzeichnete

Well.

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15

10. Pipettieren Sie nun jeweils 1 µl Ihrer Proben in die 12 vorhandenen Wells und notieren Sie die

Reihenfolge. In alle unbenutzten Wells pipettieren Sie 1 µl RNA 6000 Nano Marker (grün •).

11. Legen Sie den Chip in den IKA Vortexer (nur eine Orientierung ist möglich!) und starten Sie

diesen.

HINWEIS: Der IKA Vortexer stoppt automatisch nach einer Minute

12. Legen Sie den Chip in den Bioanalyzer (vermeiden Sie ruckartige Bewegungen) und beginnen Sie

den Lauf innerhalb von 5min nach Präparation des Chips durch Betätigung des Start-Knopfes

(wird grün, wenn der Chip erkannt wurde).

Erstellen einer cDNA-Library mit dem IlluminaTruSeq RNA Kit

Allgemeine Hinweise und Vorbereitungen:

1. Alle Puffer werden erst kurz vor Gebrauch aufgetaut und auf RT gebracht, danach sofort wieder

eingefroren, Enzyme stets auf Eis gelagert und nach Gebrauch sofort wieder bei -20°C gelagert.

2. Das 80 %ige EtOH wird am Ende des Arbeitstages bei -20°C gelagert

3. AMPure XP Beads werden 30 min vor Gebrauch auf RT gestellt

4. Thermocycler vorbereiten

polyA+-Aufreinigung

1. 1,5 µg (0,1-4 µg) der Gesamt-RNA in einem 0,2 ml Eppendorf Tube mit nukleasefreiem Wasser

auf 50 µl auffüllen

2. OligodT-beads vortexen bis alles gut resuspendiert ist und 50 µl Beads zur Total-RNA geben, gut

mischen durch vorsichtiges auf- und abpipettieren

3. Zur Denaturierung 5 min bei 65°C im Thermocycler inkubieren, auf 4°C herunterkühlen und

weitere 5 min bei RT inkubieren. Dabei bindet die RNA an die Beads.

4. Zum Waschen der Beads Eppi in den Magnethalter stellen, 5 min warten bis die Lösung klar ist.

Dann den Überstand vorsichtig abnehmen und verwerfen (Vorsicht: nicht die Beads ablösen!),

Eppi aus dem Magnethalter nehmen

200 µl Beadwashing-buffer zugeben, mit der Pipette vorsichtig resuspendieren und Tube in den

Magnethalter stellen, 5 min warten bis die Lösung klar ist, Überstand abnehmen und verwerfen

ohne die Beads zu lösen, anschließend Eppendorf Gefäß wieder aus dem Magnethalter nehmen.

5. RNA mit 50 µl Elution-Buffer eluieren. Dazu die Suspension mit der Pipette mischen und im

Thermocycler für 2 min bei 80°C inkubieren, auf 25°C herunterkühlen und halten. Dabei löst sich

die mRNA von den Beads. Die Beads verbleiben im Elutionspuffer.

6. Zweite Runde der Aufreinigung.

Dazu 50 µl Bead Binding Buffer zu der mRNA und den Beads geben, mit der Pipette mischen,

5 min bei RT inkubieren.

7. Beads waschen: Schritte 2 bis 4 wdh.

8. Elution und Fragmentierung der mRNA: 19,5 µl „Elute, Prime, Fragment Mix“ zugeben und mit

der Pipette gut mischen

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! Möglichkeit zum Lagern bei -20°C oder weiter mit der Erststrang-Synthese der cDNA !

Elution und cDNA-Synthese (Erst- und Zweitstrangsynthese):

1. Tube in den PCR-Cycler stellen, 94°C , 8 min, 4°C hold, danach kurz anzentrifugieren (die RNA

löst sich von den Beads)

2. Beads von der RNA separieren. Dazu Tube in den Magnethalter stellen, 5 min warten bis die

Lösung klar ist und 17 µl des Überstandes in ein neues 0,2 ml Eppi überführen

3. 1 µl SuperScript III zu 7 µl First Strand Master Mix und dieses zu den 17 µl Eluat geben, mit der

Pipette mischen, kurz anzentrifugieren. Danach Erststrangsynthese im Thermocycler:

Programm:

25°C für 10 min

42°C für 50 min

70°C für 15 min

4°C ∞

4. Für die Zweitstrang-Synthese der cDNA das Tube aus dem Cycler nehmen, 25 µl Second Strand

Master Mix zugeben, mit der Pipette mischen und im PCR-Cycler 1 h bei 16°C inkubieren.

AMPure-Aufreinigung:

5. Aufreinigung mit AMPure XP Beads. Diese gut vortexen und 90 µl zu den 50 µl ds cDNA geben,

mir der Pipette mischen, 10 min bei RT inkubieren

6. Eppendorf Tube in den Magnethalter stellen, 5 min warten bis die Lösung klar ist, 135 µl

Überstand abnehmen und verwerfen und 200 µl 80 % EtOH zugeben, ohne die Beads zu lösen

7. 30 sek inkubieren, Überstand abnehmen und verwerfen und nochmals mit 200 µl 80 % EtOH

waschen

8. 10 min bei RT im Magnetständer trocknen lassen

9. Tube aus dem Magnetständer nehmen, Beads in 62,5 µl Resuspensions-Puffer resuspendieren

und 2 min bei RT inkubieren

10. Tube in den Magnethalter stellen, 5 min warten bis die Lösung klar ist und 60 µl Überstand

(ds cDNA) in ein neues 0,2 ml Eppi überführen

! Möglichkeit zum Lagern bei -20°C oder weiter mit End Repair !

Endrepair

1. 40 µl End Repair Mix zugeben, mit der Pipette mischen und im PCR-Cycler 30 min bei 30°C

inkubieren

AMPure-Aufreinigung:

2. AMPure XP Beads gut vortexen und 160 µl zu der cDNA geben, mischen, 10 min bei RT

inkubieren

3. Eppi in den Magnethalter stellen, 5 min warten bis die Lösung klar ist, 255 µl (2x 127,5 µl)

Überstand (in 2 Schritten) abnehmen und verwerfen, ohne die Beads zu lösen

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4. 200 µl 80 % ETOH zugeben ohne die Beads zu lösen, 30 sek inkubieren, Überstand abnehmen

und verwerfen, Waschschritt 1x wiederholen

5. Eppi 10 min bei RT im Magnetständer trocknen lassen

6. Tube aus dem Magnetständer nehmen und das Pellet mit 20 µl Resupension Buffer lösen.

Danach 2 min bei RT inkubieren.

7. Eppi in den Magnethalter stellen, 5 min warten bis die Lösung klar ist

8. 17,5 µl des Überstandes in ein neues 0,2 ml Eppi überführen

! Möglichkeit zum Lagern bei -20°C oder weiter mit der A-Tailing des 3`Endes !

A-Tailing des 3´-Endes und Adapter-Ligation

1. Zu den 17,5 µl Probe 12,5 µl A-Tailing Mix zugeben und im PCR-Cycler 30 min bei 37°C

inkubieren

2. danach: + 2,5 µl DNA Ligase Mix

+ 2,5 µl verdünnte Ligase Control oder 2,5 µl Resuspensions-Puffer

+ 2,5 µl von jedem RNA Adapter Index, gut mischen

3. für 10 min bei 30°C im Cycler inkubieren, anschließend 5 µl StopLigase Mix zugeben und gut

mischen

AMPure-Aufreinigung:

4. AMPure XP Beads gut vortexen, 42 µl zur Probe geben, mit der Pipette mischen und 10 min bei

RT inkubieren

5. Eppi in den Magnethalter stellen, 5 min warten bis die Lösung klar ist, 79,5 µl Überstand

abnehmen und verwerfen ohne die Beads zu lösen

200 µl 80 % ETOH zugeben ohne die Beads zu lösen; 30 sek inkubieren, Überstand abnehmen

und verwerfen, Waschschritt 1x wiederholen

6. Pellet 10 min bei RT im Magnetständer trocknen lassen, aus dem Magnetständer nehmen

und getrocknetes Pellet mit 52,5 µl Resuspensions-Puffer mischen, dann 2 min bei RT inkubieren

7. Tube in den Magnethalter stellen, 5 min warten bis die Lösung klar ist und 50 µl des

Überstandes in ein neues 0,2 ml Eppi überführen

zweite AMPure-Aufreingung:

8. 50 µl Probe mit 50 µl AMPure XP Beads versetzen, mischen und 10 min bei RT inkubieren

9. Tube in den Magnethalter stellen, 5 min warten bis die Lösung klar ist, 95 µl Überstand

abnehmen und verwerfen ohne die Beads zu lösen

10. 200 µl 80 % ETOH zugeben ohne die Beads zu lösen, 30 sek inkubieren, Überstand abnehmen

und verwerfen, Waschschritt 1x wiederholen

11. Pellet 10 min bei RT im Magnetständer trocknen lassen, aus dem Magnetständer nehmen

getrocknetes Pellet mit 22,5 µl Resuspensions-Puffer mischen, 2 min bei RT inkubieren

12. Eppi in den Magnethalter stellen, 5 min warten bis die Lösung klar ist und 20 µl des Überstandes

in ein neues 0,2 ml Eppi überführen

! Möglichkeit zum Lagern bei -20°C oder weiter mit Anreicherung !

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Anreicherung 1. Ansatz (gut mischen): 20 µl Probe + 5 µl PCR Primer-Cocktail + 25 µl PCR Master-Mix 50 µl 2. Programm: 98°C 30 s 98°C 10 s

60°C 30 s 15x

72°C 30 s

72°C 5 min

4°C ∞

AMPure-Aufreingung:

3. 50 µl AMPure XP Beads zur Probe geben, mit der Pipette gut mischen und 10 min bei RT

inkubieren

4. Tube in den Magnethalter stellen, 5 min warten bis die Lösung klar ist, 95 µl Überstand

abnehmen und verwerfen ohne die Beads zu lösen

5. 200 µl 80 % EtOH zugeben ohne die Beads zu lösen, 30 s inkubieren, Überstand abnehmen und

verwerfen, Waschschritt 1x wiederholen

6. Pellet 10 min bei RT im Magnetständer trocknen lassen, aus dem Magnetständer nehmen und

getrocknetes Pellet mit 32,5 µl Resuspensions-Puffer mischen, 2 min bei RT inkubieren

7. Tube in den Magnethalter stellen, 5 min warten bis die Lösung klar ist und 30 µl des

Überstandes in ein neues 0,2 ml Eppi überführen

Qualitätskontrolle und Quantifizieren der Bibliotheken

QBit®HS Assay

Chemikalien ca. 30 min auf RT bringen und alle Proben des Kurses mit den gleichen Standards

messen.

1. Daher gemeinsamen Mastermix herstellen -> Probenzahl (4) + 2 Standards, dazu 1194 µl

(6x 199µl) „Qubit™buffer“ mit 6 µl „Qubit™reagent plus“ gut mischen und vortexen

2. Für die Standards 1 und 2 jeweils 10 µl der Standard-Lsg. mit 190 µl und je 1 µl der eigenen

Library mit 199 µl Mastermix mischen (! vortexen !)

3. 2 min bei RT inkubieren und erst Standards, dann Proben zügig durchmessen

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Qualitätskontrolle, Molekulargewichtsverteilung und Konzentrationsmessung der Banken mit Agilent

Bioanalyzer Nano-Assay

Die Messung von DNA funktioniert prinzipiell genau wie die der RNA, wobei hier zur Analyse der

ds cDNA ein doppelstrangspezifischer Farbstoff zum Einsatz kommt. Wie auch bei normalen

Gelelektrophoresen entscheidet die Konzentration des Gels über die Auftrennungseigenschaften. Mit

dem DNA High Sensitivity Kit können Fragmente zwischen 50 und 7000 Basenpaaren mit Quantitäten

bis zu 5 pg/µl detektiert werden.

Ein Gelaliquot versetzt mit dem Farbstoff (Gel-Dye-Mix) wird Ihnen bereitgestellt. Lassen Sie alle

Lösungen 30 min auf RT equilibrieren.

1. Nehmen Sie einen neuen DNA High Sensitivity Chip aus der Packung und legen Sie Ihn in die

Vorbereitungsstation.

2. Pipettieren Sie 9 µl Gel-Dye-Mix in das mit gekennzeichnete Well (weißer

Punkt in der unten aufgeführten Grafik). Bitte entnehmen Sie das Gel aus dem

Aliquot knapp unterhalb des Meniskus, da sich am Boden Schwebstoffe absetzen,

die den Lauf beeinträchtigen können.

ACHTUNG: Lesen Sie an dieser Stelle bitte die Punkte 5-7 und bereiten Sie Pipetten und Lösungen

vor, bevor Sie weiterarbeiten

3. Stellen Sie die Spritze auf 1 ml ein, schließen Sie die Vorbereitungsstation und drücken Sie die

Spritze herunter, bis diese vom Clip gehalten wird.

4. Warten Sie exakt 60 Sekunden (Timer) und lösen Sie den Clip.

5. Warten Sie 5 Sekunden und ziehen Sie dann die Spritze LANGSAM wieder in die

Ausgangsposition zurück.

6. Öffnen Sie die Vorbereitungsstation und pipettieren Sie 9 µl Gel-Dye-Mix in die

mit gekennzeichneten Wells.

7. Pipettieren Sie nun 5µl DNA High Sensitivity Marker (grün •) in die verbleibenden

12 Wells.

8. Pipettieren Sie 1 µl der DNA High Sensitivity Ladder (gelb •) in das mit

gekennzeichnete Well.

Pipettieren Sie nun jeweils 1 µl Ihrer Proben in die 11 vorhandenen Wells und

notieren Sie die Reihenfolge. In alle unbenutzten Wells pipettieren Sie 1 µl DNA

High Sensitivity Marker (grün •).

9. Legen Sie den Chip in den beigestellten IKA Vortexer (nur eine Orientierung ist

möglich!) und starten Sie diesen.

HINWEIS: Der IKA Vortexer stoppt automatisch nach einer Minute

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10. Legen Sie den Chip in den Bioanalyzer (vermeiden Sie ruckartige Bewegungen) und beginnen Sie

den Lauf innerhalb von 5 min nach Präparation des Chips durch Betätigung des Start-Knopfes

(wird grün wenn der Chip erkannt wurde).

qPCR-SYBR-Assay

Verdünnungen:

1. Bibliothek und PhiX-Standard auf ca. 20 pM mit 0,1 % Tween verdünnen.

In der Regel eine 1:500 Verdünnung: 2 µl Bibliothek + 998 µl 0,1 % Tween und gut vortexen

2. Den Schritt mit einer weiteren unabhängigen Verdünnung

3. Beide Proben nochmal um 1:10 (auf 1:5000) und 1:100 auf (1:50000) mit 0,1 % Tween

verdünnen

Vorbereiten der qPCR-Platte:

4. SYBR-Mastermix für 40 Wells herstellen und vorlegen. Dazu:

KAPA SYBR FAST Master Mix Universal (2x) 5 µl 200 µl

qPCR Primer 1.1 (10 μM) 0.1 µl 4 µl

qPCR Primer 2.1 (10 μM) 0.1 µl 4 µl

HPLC-Wasser 3,8 µl 152 µl

Gesamt 9 µl 360 µl

5. Mastermix gut mischen und jeweils 9 µl in ein Well der qPCR Platte geben

6. Proben nach folgender Plattenbelegung zugeben

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

A PhiX_1-Verdünnungen Probe1_1 Probe1_2 Probe2_1

B Probe2_2 Probe3_1 Probe3_2 Probe4_1

C Probe4_2 PhiX_2-Verdünnungen Negativkontrollen

D

E

F

G

H 1:500 1:5000 1:50000

7. Platte mit der dafür vorgesehenen Folie luftblasenfrei verschließen, in den qPCR-Cycler stellen

und folgendes Programm starten:

Hot start 95°C 3 min

95°C 3 sek

60°C 30 sek

40x

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Vorbereitungen - cBot - Sequenzierung

1. Bestimmen Sie die Konzentration und das durchschnittliche Molekulargewicht der DNA-

Fragmente

2. Bringen Sie die Bibliothek auf eine Endkonzentration von 10 nM. Sollte dies nicht möglich sein,

verdünnen Sie die Bibliothek auf 2 nM. Verwenden sie Qiagen EB Pufer oder 10 mM Tris-HCl

pH 8,5

3. Um optimale Clusterdichten zu erhalten, müssen die Bibliotheken nochmals auf 7 pM verdünnt

werden. Dies geschieht allerdings erst kurz vor der Sequenzierung und wird von den Betreuern

übernommen.

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22

Theorie Teil 2: Bioinformatische Analyse von „Next-Generation Sequencing“-Daten

Sequenzalignment

In der Bioinformatik wird unter einem Alignment der Vergleich von zwei (paarweises Alignment) oder

mehreren (multiples Alignment, MSA) Zeichenketten oder Sequenzen verstanden. Voraussetzung für

einen Vergleich ist, dass beide Sequenzen derselben Notation (Alphabet) folgen. Beide Sequenzen

werden für das Alignment untereinander gelegt und die einzelnen Stellen der Zeichenkette

miteinander verglichen. Sind beide Stellen identisch, so spricht man von einem match, sind sie

ungleich von einem mismatch. Da auch ganze Abschnitte der einen Sequenz innerhalb der anderen

fehlen können, müssen diese Stellen im Alignment berücksichtigt werden. Diese Lücken (gaps)

stellen eine große Herausforderung in der Bioinformatik dar, da sie nicht direkt erkennbar sind.

Für die Visualisierung von Sequenzalignments gibt es verschiedene

Methoden. Die einfachste ist der sogenannte Dot-Plot (Abbildung 8).

Hier werden in einer Matrix, aufgespannt durch die ortogonal

zueinander liegenden Sequenzen, mögliche matches entsprechend

eingetragen, wodurch sich spezielle Muster ergeben. Diese Muster

deuten auf verschiedene Eigenschaften hin, wie z.B. längere

Abschnitte mit Übereinstimmung (lange Diagonalen),

Wiederholungen der Sequenz (repeats, horizontale oder vertikale

wiederkehrende Diagonalen), oder Poly-Nukleotid-Abschnitte bzw.

sehr kurze Wiederholungen (dunkle Blöcke).

Da es für zwei Sequenzen alleine schon mehrere Möglichkeiten des Alignments gibt, müssen die

jeweiligen Anordnungen einzeln bewertet werden. Hierbei vergibt man für matches, mismatches

sowie gaps Punkte, welche zusammengezählt am Ende zu einem score führen. Dieser stellt ein Maß

für die Güte des Alignments dar. Für die Berechnung des scores werden scoring-Matrizen benutzt.

Diese geben für jedes mögliche Alignment einen Wert aus. Für Nukleotidsequenzen sind diese

Matrizen sehr einfach gehalten. Auf Ebene der Aminosäuren gibt es komplexer aufgebaute Matrizen,

da ein Basenaustausch nicht zwangsläufig auch eine Veränderung der Aminosäuresequenz zufolge

hat. Sogenannte Substitutionsmatrizen spiegeln hier die Wahrscheinlichkeit einer Mutation durch

entsprechend angepasste scoring-Werte wider. (Dayhoff et al. 1978; Henikoff & Henikoff 1992).

Assemblierungsmethoden

MSAs bilden die Grundlage der ersten Assemblierungsmethoden. Mit dem Aufkommen der ersten

Sequenziertechniken war es nötig, die Ursprungssequenz(en), welche durch Scherung des

genetischen Materials zerstört wurden, wieder zu rekonstruieren. Das Scheren - ob chemisch oder

mechanisch - bildet bis heute einen Bestandteil der Herstellung von Sequenzbibliotheken, da keine

Technik über eine Leseweite von mehr als einer Kilobase (kb) verfügt und neuere Ansätze,

sogenannte next-generation sequencing - Methoden noch kürzere Sequenzschnipsel (reads) liefern.

Durch Amplifizierungschritte vor der Scherung entstehen reads, welche sich in der Ursprungsequenz

Abbildung 8: Dot Plot (http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/33/Zinc-finger-dot-plot.png)

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23

überlagern und somit einen Überlapp (overlap) besitzen. Diesen macht man sich im

Assemblierungsprozess zunutze, indem man durch Sequenzalignments der Randregionen größere

Sequenzstücke produziert. Im optimalen Fall kann man so die Ursprungssequenz rekonstruieren.

Erschwert wird das Ganze durch eine, jeder Technik zugrunde liegende Fehlerrate, welche z.B. zu

falschen Basen innerhalb der reads führt.

Erste Assemblierungsalgorithmen aus den 70er und 80er Jahren beruhen auf der Tatsache, dass

relativ wenige, lange reads aus der damals am weitesten verbreiteten Technik, der Sanger-

sequenzierung vorliegen. Sogenannte greedy-Algorithmen, die schnelle, suboptimale Lösungen

lieferten, waren die ersten Ansätze für die Implementierung solcher Assemblierungsstrategien.

Obwohl die Hard- und Softwareindustrie in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte gemacht hat,

konnten die Algorithmen mit den immer riesiger werdenden Datenmengen nicht mithalten, da ihre

Rechenzeit mit dem Wachstum der Daten exponentiell anstieg. Neuere Strategien bedienen sich

Methoden der dynamischen Programmierung, heuristischen Ansätzen sowie mathematischen

Methoden aus den Graphentheorien.

BLAST

Einer der bekanntesten Algorithmen, welcher sich dieser Methoden bedient, ist der BLAST-

Algorithmus („Basic Local Alignment Search Tool“, Altschul et. al. 1990). Er basiert auf der Annahme,

dass Sequenzen mit großer Ähnlichkeit kurze, identische Abschnitte besitzen.

Abbildung 9: BLAST Algorithmus

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Durch das Erstellen einer Liste mit kurzen Teilsequenzen (words) aus der Anfrage- (query) und

Zielsequenz (subject) und durch beidseitiges Verlängern dieser Übereinstimmungen werden so

gezielt kurze, lokale Alignments zwischen nahe verwandten Sequenzen erzeugt. Diese geben

Aufschluss über ihre Funktion oder die Beziehung zueinander. Mithilfe dieser Technik wird die Anzahl

der Sequenzvergleiche deutlich reduziert und somit eine Lösung in endlicher Zeit möglich gemacht.

Obwohl der BLAST-Algorithmus keine Assemblierungsmethode ist, findet man diese Technik in vielen

neueren kommerziellen Assemblierungsprogrammen (DNAStar, SeqMan, NGEN etc.) wieder. So

werden im Vorfeld schon gezielt Sequenzen für einen näheren Vergleich (Alignment) aufgrund

identischer Subsequenzen in Betracht gezogen.

Trotz dieser heuristischen Ansätze sind auch neuere Implementierungen bisweilen mit der Menge

der Daten überfodert, da ein simples Alignment zweier Sequenzen sehr speicherintensiv sein kann.

So wurden in den letzten Jahren verstärkt Ansätze aus den Graphentheorien zu Rate gezogen. Vor

allem Sequenzierungen aus NGS-Projekten erfordern eine veränderte Denkweise für

Assemblierungsstrategien. Da hier mehr qualitativ hochwertigere, kürzere reads mit einer höheren

Abdeckung (coverage) der Nukleotidpositionen erzeugt werden, rückt der Fokus weg von

rechenintensiven Alignments einzelner Sequenzpaare hin zu speicherentlastenden Vergleichen von

identischen Subsequenzen auf Nukleotidebene. Unterschiede, wie Punktmutationen (SNPs) spiegeln

sich hier in Aufgabelung der Graphen wider, sich wiederholende Abschnitte in Blasen innerhalb des

Graphen. Einer der erfolgreichsten dieser Methode ist der Ansatz des De-Bruijn-Graphen.

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De-Bruijn-Graph (DBG)

Die Grundlage des DBG sind Datensätze, welche:

- Eine hohe Abdeckung der Ursprungssequenz besitzen,

- eindeutig in ihrer Notation sind (kein IUPAC-Code),

- reads gleicher Länge besitzen (wenn möglich).

Da der DBG keine Alignments im klassischen Sinne durchführt (und somit keine gaps einbaut), wird

der Überlapp durch eine Präprozessierung der Rohdaten gewährleistet. Dieser 'Rückwärtsschritt'

besteht in der Zerlegung der Eingangsdaten in eine Menge von Subsequenzen (kmers). Diese

Zerlegung geschieht in nukleotidlangen Schritten, wodurch sich die kmers eines einzelnen reads

überlappen und zwar mit der Länge kmer–1. Obwohl dieser Schritt eine Amplifizierung der

Datenmenge bedeutet, kann durch geschickte Implementierung die Menge des Speichers reduziert

werden, da Subsequenzen, die öfters auftreten, nur einmal gespeichert werden müssen.

Der Ablauf des Algorithmus sieht nun wie folgt aus:

1. Beginne bei einem beliebigen kmer.

2. Schneide am 5' Ende ein Nukleotid ab.

3. Erzeuge 4 mögliche Nachbar-kmere, indem am 3' Ende einzeln alle 4 Nukleotide anhängt werden.

4. Wiederhole die Schritte 1-3 mit dem Ursprungs-kmer mit dem 5' und dem 3' Ende vertauscht.

Abbildung 10: Mögliche Nachbar-kmere

Dadurch erhält man für ein einzelnes kmer 8 mögliche Nachbar-kmere (Abbildung 10). Für jedes

Nachbar-kmer, das im Datenpool existiert, wird im Graphen eine Kante zwischen den beiden kmeren

gezogen. Der so entstandene Graph zeichnet sich durch eine Vielzahl komplexer Strukturen (Blasen,

Schleifen) aus, welche auf verschiedene Charakteristiken der Ursprungssequenz wie SNPs oder

repeats hindeuten. Zur Auflösung dieser Strukturen werden Meta-Informationen über die Abdeckung

oder Qualität der Sequenzdaten hinzugezogen. Durch den Ablauf des Graphen können nun im letzten

Schritt die mögliche(n) Ursprungssequenz(en) ermittelt werden.

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Obwohl Ansätze aus der Graphentheorie sehr viele Probleme der klassischen Ansätze umgehen,

entstehen auch neue Schwierigkeiten, da z.B. Repeat-Regionen, die von den kmeren nicht

überspannt werden, nicht überwunden werden können. Um dieses Problem zu lösen, werden schon

während der Sequenzierung neue Techniken angewandt, welche Datensätze mit read-Paaren

erzeugen (paired-end-reads, mate-pairs). Der Abstand dieser Paare innerhalb der Ursprungssequenz

ist bekannt und kann somit im Assemblierungsprozess berücksichtigt werden.

Abbildung 11

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Abbildung 12: De-Bruijn-Graph

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28

Arbeitsablauf Sequenzverarbeitung

Aufgrund der immer stärker wachsenden Menge der Daten werden im Institut für Molekulargenetik

gezielt Methoden der parallelen Datenverarbeitung etabliert, sei es durch Nutzung neuer, bereits

parallel implementierter Algorithmen oder durch parallele Verarbeitung auf Ebene der voneinander

unabhängigen Eingangsdaten. Als Beispiel dient hierfür die Parallelisierung des Blastprozesses.

Die Blastoption des NCBI (National Center for Biotechnology Information) bietet nur beschränkte bis

keine Möglichkeiten der Hochdurchsatzdatenverarbeitung, da Sequenzen einzeln eingegeben

werden müssen oder nur kleinere Datensätze hochgeladen werden können. Durch die Verlagerung

der Berechnungen auf lokale Desktop-PCs, wird die Verarbeitung der Daten zwar unabhängig von

Aspekten wie Serverauslastung und Netzwerkverbindungen, jedoch bildet der PC selbst aufgrund der

(z. Zt.) geringen Ausstattung den Flaschenhals des Verarbeitungsprozesses. Des Weiteren müssen für

lokale Blastsuchen entsprechende Datenbanken zuerst heruntergeladen oder eigene

Sequenzdatenbanken erzeugt werden.

Möglichkeiten der Parallelisierung

Es gibt mehrere Ansätze der Parallelisierung der Blastsuche. Durch die Nutzung von Multicore-

Systemen oder HPC (High-Performance-Cluster, vernetzte Computer mit zentraler Steuerung und

Verwaltung durch entsprechende Software) ist es möglich, voneinander unabhängige Aufgaben

parallel zu verarbeiten, deren Ergebnisse zu speichern und am Ende wieder zusammenzuführen.

Durch gezielte parallel implementierte Algorithmen ist es möglich auf Softwareebene die vorhandene

Hardware maximal auszunutzen und somit eine (im optimalen Falle) lineare Skalierung zu erzielen.

Ein Ansatz für paralleles Arbeiten mit dem Blastprozess ist die Aufteilung der Datenbank. Dies

erfordert aber eine intensive Kommunikation zwischen den Prozessen, da dieselbe Sequenz

gleichzeitig in mehreren Datenbankuntereinheiten gesucht wird. Durch Aufteilung der Datenbank

wird darüber hinaus die Berechnung des E-value komplizierter, da dieser von der Datenbankgröße

abhängig ist. Ein anderer Ansatz ist die Aufteilung auf Sequenzebene. Das bedeutet, dass die

Eingangsdaten im Vorfeld in mehrere Datensätze aufgeteilt werden, um diese unabhängig

voneinander auf getrennten Systemen zu verarbeiten. Der Vorteil dieses Prozesses ist, dass die

Statistik nicht verändert wird. Nachteil dieser Art der Prozessierung ist allerdings, dass die Datenbank

für jeden einzelnen Prozess geladen werden muss und somit eine erhöhte Auslastung des

Arbeitsspeichers erfolgt.

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Praxis Teil 2: Bioinformatische Analyse von „Next-Generation Sequencing“-Daten

In diesem praktischen Teil des Praktikums analysieren Sie Ihre in Teil 1 gewonnenen Transkriptom-

Daten im Hinblick auf folgende Fragestellungen:

Bestätigen Ihre Daten die bisher vorhergesagten Gene der geschlechtsbestimmenden

Genomregion? Eventuell können Sie die bestehende Annotation bestätigen oder erweitern.

Können neue Gene identifiziert werden?

Können unterschiedliche Transkriptvarianten durch alternatives Splicing charakterisiert

werden?

Welche Unterschiede gibt es zwischen dem weiblichen und männlichen Transkriptom im

Hinblick auf unterschiedliche Transkriptvarianten und Stärke der Expression?

Dabei sollen Sie verschiedene Analyseverfahren wie Mapping, „Read Count“ oder Assembly mit

verschiedenen Programmen kennen lernen. Zentrale, aber nicht ausschließliche, Analysesoftware soll

dabei die schon letzte Woche benutzte „CLC Genomics Workbench“ sein.

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30

Sequenzierung und Basecalling

Da auf der HiSeq Flow Cell lediglich 8 seperate Reaktionsräume, sogenannte Lanes vorhanden sind,

wurde zusätzlich zur eigentlichen Sequenzierung ein Index Read durchgeführt. Schon bei der

Konstruktion der Libraries wurden leicht variierte Adapter eingesetzt. Diese tragen noch vor der

Bindestelle für den Sequenzierprimer eine 6 Basenpaar lange Erkennungssequenz. Im Index Read

werden ausgehend vom revers-komplementären Sequenzierungsprimer diese 6 Nukleotide

ausgelesen. Dies wird notwendig, wenn verschiedene Libraries in einer Lane zusammen sequenziert

werden. Dies kann unterschiedliche Gründe haben. Beispielsweise benötigen viele Projekte nicht die

Masse an Daten einer kompletten Lane, oder - wie in diesem Fall - der Organismus besitzt einen

extremen A/T oder G/C –Gehalt. Nach dem Mischen der Libraries in den gewünschten Verhältnissen,

werden diese auf eine Endkonzentration von ca. 7 pM gebracht. Erfahrungsgemäß sollte diese

Konzentration eine Clusterdichte auf der Flow Cell-Oberfläche von ca. 450.000 bis 500.000 Cluster

pro mm2 ergeben. Mit dieser nahezu optimalen Clusterdichte sind ca. 80-100 Mio. Reads pro Lane

möglich.

Bei der Sequenzierung wird die Flow Cell zunächst in 16 Analysebereiche, sogenannte „Tiles“,

unterteilt. Dies sind zwei 8er Reihen mit Bildabschnitten, die zusammen die gesamte

Abbildung 13: Analysepipeline – vom Bild zur Sequenz

F1-Laborpraktikum SoSe 2013

31

Oberfläche der Flow Cell abdecken. Ausgehend von dem Bild im TIFF-Format jedes einzelnen Tiles

werden die Clusterintensitäten im „Firecrest“-Modul der RTA („Real Time Analysis“ Software)

verarbeitet (Abbildung 13). Die daraus resultierenden CIF-Dateien („cluster intensity files“) werden

dem „Bustard“-Modul zum eigentlichen Basecalling übergeben. Dieses erstellt zunächst binäre

Sequenz-Dateien, die BCL-Dateien („basecall files“). Diese werden separat in das Standardformat für

NGS-Daten, das FASTQ-Format, gebracht.

Datenformat FASTQ

Wichtigstes Dateiformat für NGS-Daten ist das FASTQ-Format. Dieses besteht immer aus 4 Zeilen pro

Sequenz (Abbildung 14). Die durch ein „@“ eingeleitete erste und die mit einem „+“ beginnende

dritte Zeile stellen dabei den Namen der Sequenz dar. In der zweiten Zeile folgt die Basensequenz. Im

Fall von „+“ folgen in der vierten Zeile die Qualitätswerte („ Quality Scores“) für jede einzelne Base

im ASCII-Code.

Abbildung 14: Aufbau des FASTQ-Formats

Im Namen der Sequenz finden sich weitere Informationen kodiert. Diese reichen vom Namen des

Geräts, auf dem sequenziert wurde bis zur Koordinate des Clusters auf der Flow Cell (Abbildung 15).

Abbildung 15: Aufbau des Sequenznamens der ersten und dritten Zeile

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Quality Scores

Vielen bekannt aus der herkömmlichen Sangersequenzierung, lassen sich auch die ASCII kodierten

Quality Scores der NGS-Daten in einen dezimalen Zahlenwert (Phred score) umrechnen und geben

dann eine Wahrscheinlichkeit für die fehlerhafte Sequenzierung der jeweiligen Base an (Abbildung

16).

Abbildung 16: Phred Score

Sie erhalten Ihre Daten als zusammengefasste FASTQ-Datei.

Jede Gruppe erhält zunächst den selbst generierten Datensatz, wobei der Austausch der

Rohdaten und von Teilergebnissen im weiteren Verlauf notwendig wird. Der Kursablauf

selbst wie auch die verschiedenen Analyseverfahren und Verwendung verschiedener

Programme werden sehr von den erarbeiteten Ergebnissen abhängen. Der schematische

Ablauf soll nur einige Möglichkeiten zusammenfassen und als Anhaltspunkt dienen.

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FASTQ

„Trimming“ / „Quality Filtering“

CLC oder PERL-Skript

ASSEMBLY MAPPING BLAST

Assemly Cell Workbench Workbench PASS

gegen Contig piger / thummi

Annotation - Annotation bestätigen - ergänzen

Quantitative Analyse der Transkripte in der geschlechtsbestimmenden Region

- Vergleich zwischen C. piger und C. thummi - Vergleich zwischen ♂ und ♀

Analyse der Transkriptvarianten in der geschlechtsbestimmenden Region

- Vergleich zwischen C. piger und C. thummi - Vergleich zwischen ♂ und ♀

Blast-Pipeline auf

dem ZDV Cluster

bzw. TIER1 gegen

Proteindatenbanken

BORT

Quantifizieren der

Blast Ergebnisse und

Vergleich zwischen

den verschiedenen

Gruppen

unbekannte Sequenzen

Assembly der unbekannten Sequenzen

Mapping und Analyse auf differentieller Expression der unbekannten Sequenzen

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Bioinformatische Analyse der „Next-Generation Sequencing“ Daten mit Hilfe der „CLC Genomics

Workbench“

Laden Sie sich bitte das ausführliche Manual der „CLC Genomics Workbench“ unter dem folgenden

Link herunter, da das Skript auf verschiedene Abschnitte innerhalb dieser Beschreibung verweisen

wird:

http://www.clcbio.com/files/usermanuals/CLC_Genomics_Workbench_User_Manual.pdf

Die Analyse beinhaltet folgende Schritte:

Import der „Next-Generation Sequencing“-Daten

„Trimming“ der Sequenzierungsreads

„Mapping“ der Sequenzierungsreads an eine genomische Referenzsequenz bzw. an die darin

bereits annotierten Transkripte

Vergleichende Analyse der „gemappten“ Sequenzierungsreads zwischen weiblichen und

männlichen Transkriptomen

Import der „Next-Generation Sequencing“-Daten

Weitere Informationen hierzu finden Sie im „CLC Genomics Workbench-Manual“ unter folgenden Punkten: 2.1 Tutorial: Getting started S.42 2.1.1 Creating a folder S.42 2.1.2 Import data S.43 19.1 Import high-throughput sequencing data S.427

Öffnen Sie die „CLC Genomics Workbench 5“ durch die Verknüpfung auf Ihrem Desktop und machen

Sie sich mit der Softwareoberfläche vertraut, die im Wesentlichem aus 3 Bereichen besteht:

Oben links: die „Navigation Area“ zeigt alle importierten Daten an, die der Software zur

Verarbeitung zur Verfügung stehen

Unten links: in der „Toolbox“ befindet sich die Analysesoftware, durch Auswahl des Reiters

„Processes“ ist es später möglich, den Fortschritt einzelner Analysen nachzuverfolgen

Rechts: in der „View Area“ werden Daten durch eine grafische Oberfläche dargestellt

Erstellen Sie sich zunächst einen eigenen Ordner innerhalb der „Navigation Area“, indem Sie auf dem

Lokalen Datenträger (D:) einen Ordner „F1CLC“ erstellen und diesen in der Funktionsleiste der

„Navigation Area“ durch folgende Auswahl hinzufügen:

Add file location

Laden Sie Ihre Illumina-qseq-Dateien über den folgenden Pfad oder den Button „NGS Import“ der

oberen Funktionsleiste in Ihren neu erstellten Ordner ein:

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File | Import High-Throughput Sequencing Data

Beachten Sie hierbei, dass es sich eventuell um Sequenzierungsreads ohne „paired-end“-Information

handelt. Verwerfen Sie beim Import die reads ohne erfolgreiche Sequenzierungsreaktion. Erhalten

Sie dabei jedoch die Informationen über die automatisch ausgelesenen Qualitäts-scores.

Die importierten Sequenzen werden jetzt in der „Navigation Area“ in einer Liste zusammengefasst,

die Sie durch einen Doppelklick in der „View area“ öffnen können. Die einzelnen

Sequenzierungsreads enthalten außer der eigentlichen Sequenz auch die Information über die

Sequenzierungsqualität der einzelnen Basen („Quality score“), die für die weitere Bearbeitung der

reads genutzt werden kann.

Die Sequenzierungsreads enthalten noch Sequenzabschnitte, die bei der Assemblierung zu einem

nicht optimalen oder sogar falschen Ergebnis führen könnten.

Erkennen Sie in der Liste Ihrer Sequenzierungsreads solche Abschnitte, und wenn, welche

sind dies und wodurch werden diese verursacht?

Welche Auswirkungen hätten diese Abschnitte auf die Assemblierung?

„Trimmen“ der Sequenzierungsreads

Weitere Informationen hierzu finden Sie im „CLC Genomics Workbench-Manual“ unter folgenden Punkten: 19.3 Trim sequences S.455 19.3.1 Quality trimming S.455 19.3.2 Adapter trimming S.457 19.3.3 Length trimming S.463 19.3.4 Trim output S.463

Die „CLC Genomics Workbench“ beinhaltet unterschiedliche Möglichkeiten, Sequenzierungsreads auf

den optimalen Bereich für eine Weiterverarbeitung in einer Assemblierung zu verkürzen:

Bewertung der Qualitätsangaben einzelner Basen

Erkennung uneindeutiger Basenfolgen

Entfernung der Adaptersequenz

o UNIV_adapter:

AATGATACGGCGACCACCGAGATCTACACTCTTTCCCTACACGACGCTCTTCCGATCT

o TAG_adapter:

CAAGCAGAAGACGGCATACGAGAT*6bpINDEX*GTGACTGGAGTTCAGACGTGTGCTCTTCCGATC

Eliminierung einer spezifischen Anzahl von Basen am 5’- bzw. 3’-Ende

Ausschluss einzelner Reads aufgrund von Längenbeschränkungen

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Lesen Sie Kapitel 19.3 im „CLC Genomics Workbench-Manual“ und bewerten Sie dabei, welche

Bereiche Ihrer Sequenzierungsreads im „Trimm“-Prozess berücksichtigt werden müssen und welche

Parametereinstellungen Sie hierfür verwenden.

Starten Sie dann den „Trim“-Prozess durch:

Toolbox | High-throughput Sequencing | Trim Sequences

Lassen Sie hierbei eine Übersicht des „Trim“-Prozesses erstellen und wählen Sie die Option zur

Generierung einer Liste der verworfenen Sequenzierungsreads. Nach der Fertigstellung öffnen Sie

beide Dokumente und bewerten, ob es sich hier um ein optimales „Trim“-Ergebnis handelt.

Wenn durch Ihre Bearbeitung kein optimales Ergebnis erzielt wurde, wiederholen Sie diesen Schritt.

Falls Sie nur eine zusätzliche Option hinzufügen möchten und dabei keine Parameter der bisherigen

Analyse verändern, können Sie die Bearbeitungszeit durch die Verwendung der bereits „getrimmten“

Sequenzen verkürzen.

Assemblierung der Sequenzierungsreads

Weitere Informationen hierzu finden Sie im „CLC Genomics Workbench-Manual“ unter folgenden Punkten: 19.4 De novo assembly S.465 19.5 Map reads to reference S.479 19.6 Mapping reports S.488 19.7 Mapping table S.494

Folgende für unsere Fragestellung nutzbare Möglichkeiten der Assemblierung sind im

Programmpaket „CLC Genomics Workbench“ implementiert:

„De novo“-Assemblierung: Erstellung von „Contigs“ durch Assemblierung aller

Sequenzierungsreads nach „de Bruijn Graphen“, die reads werden danach in den „Contig“-

Referenzsequenzen abgebildet („gemapped“)

Abbildung/Kartierung der Sequenzierungsreads in einer genomischen Referenzsequenz

(„Map reads to reference“). Hierfür stehen 2 verschiedene Algorithmen für kurze und lange

(>55 bp) Sequenzierungsreads zur Verfügung.

Abbildung/Kartierung der Sequenzierungsreads in einer genomischen Referenzsequenz,

sowie in bereits annotierten Transkripten („RNA-Seq“-Analyse): Kalkulation der

Expressionsstärke, Ermittlung neuer Exons, alternativer Transkriptvarianten

„De novo“ Assemblierung

Weitere Informationen hierzu finden Sie im „CLC Genomics Workbench-Manual“ unter folgenden Punkten: 2.5 Tutorial: De novo assembly and BLAST S.49 19.4 De novo assembly S.465

F1-Laborpraktikum SoSe 2013

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Das „de novo“-Assembly der Transkriptomdaten wird durch die „CLC Genomics Workbench“ mit Hilfe

des „de Bruijn Graphen“ berechnet. Das Ziel ist dabei, die exprimierten Transkripte durch die

Assemblierung zusammenzusetzen. Dies wird dadurch erschwert, dass es durch alternatives Spleißen

unterschiedliche Transkripte eines Gens geben kann.

Welche Bereiche der cDNA enthält ein durch das „de novo“-Assembly zusammengesetzter

Contig optimalerweise?

Dieses „de novo“-Assembly kann als Referenz (Alternative zu genomischer Referenzsequenz) für die

Analyse der Expressionsstärke (RNA-Seq) verwendet werden. So ist es möglich, die Expression nicht

nur in einem beschränkten genomischen Bereich, sondern insgesamt zu analysieren.

Durch die BLAST-Analyse gegen Datenbanken ist es möglich, die zusammengesetzten Transkripte zu

charakterisieren.

Für eine Einführung in die „de novo“-Assemblierung führen Sie das Tutorial „De novo assembly und

BLAST“ durch und informieren sich über die verschiedenen Parameter im „CLC Genomics

Workbench-Manual“.

„Mapping“ der reads in einer Referenzsequenz

Weitere Informationen hierzu finden Sie im „CLC Genomics Workbench-Manual“ unter folgenden Punkten: 19.5 Map reads to reference S.479 19.6 Mapping reports S.488 19.7 Mapping table S.494

Da es sich bei Ihren Sequenzreads um Transkriptomdaten handelt, die Sie gegen eine genomische

Referenzsequenz „mappen“, muss der Algorithmus das Einfügen langer Lücken (Introns)

ermöglichen. Das „Large Gap Plug-in“ der „CLC Genomics Workbench“ erreicht dies durch folgende

Schritte:

Für jeden Read wird der beste „match“ in der Referenzsequenz ermittelt („seed“ Segment)

Wenn der „match“ den definierten Parametern entspricht, wird die passende Region auf der

Referenzsequenz „gemappt“ und die nicht alignierten Enden werden bei ausreichender

Länge (>17 bp) erneut assembliert („non seed“ Segment)

Dabei sind zwei zusätzliche Parameter zu beachten:

Die maximale Anzahl der Treffer für ein Segment: wenn ein „non seed“ Segment diese

Anzahl überschreitet, wird der Read als „nicht gemappt“ klassifiziert

Maximale Distanz zwischen „seed“ Segment und „non seed“ Segment

Alternative Methoden zu dieser „Seed-extend“-Methode (b) nutzen den „Exon-first“-Ansatz (a), der

erst alle perfekten Übereinstimmungen zur Referenzsequenz mappt und dann die Reads untersucht,

F1-Laborpraktikum SoSe 2013

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die sich nur zum Teil mit der Referenz decken (Abbildung 17). Diese werden dann geteilt und den

einzelnen Exon-Bereichen zugeordnet. Daraus ergibt sich das Problem, dass Sequenzreads von Genen

mit einer Pseudogen-Kopie im Genom besser am Pseudogen mappen, wenn diese durch eine mRNA

als Intermediat entstanden ist.

Abbildung 17: Vergleich zwischen Exon-first- und Seed-extend-Ansatz

„RNA-Seq“-Analyse

Weitere Informationen hierzu finden Sie im „CLC Genomics Workbench-Manual“ unter folgendem Punkt: 19.14 RNA-Seq analysis S.535

Im Vergleich zu bisher verwendeten Ansätzen zur Analyse von Expressionsstärken (wie z.B. „Serial

Analysis of Gene Expression“ – SAGE oder Microarrays), hat die Verwendung der NGS-Technologie

deutliche Vorteile. So ist es hierdurch zusätzlich möglich, bisher unbekannte Transkripte zu

detektieren und neue alternative Transkriptvarianten zu charakterisieren und zu quantifizieren.

Die folgende Abbildung 18 (Costa et al. 2010, Uncovering the Complexity of Transcriptomes with

RNA-Seq) verdeutlicht den Ablauf einer „RNA-Seq“-Analyse, unter Einbeziehung essenzieller

(durchgezogene Pfeile) und optionaler Schritte (gestrichelte Pfeile).

F1-Laborpraktikum SoSe 2013

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Abbildung 18: Aufbau einer „RNA-Seq“-Analyse (Costa et al. 2010, Uncovering the Complexity of Transcriptomes with RNA-Seq)

Wenn für die RNA-Seq-Analyse der „CLC Genomics Workbench” eine genomische Referenzsequenz

verwendet werden soll, müssen die Annotationstypen „gene“ und „mRNA“ in dieser verankert sein.

Es werden alle Sequenzen denen die Annotation „gene“ zugeordnet ist und alle annotierten

Transkriptvarianten als Einzelsequenz extrahiert. Die Sequenzreads werden gegen alle extrahierten

Transkripte und Gene gemappt und so den einzelnen Genen bzw. Transkripten zugeordnet. Dann

werden die Expressionsstärken für jedes Gen und jedes Transkript kalkuliert und mögliche Exons

identifiziert.

Die RNA-Seq-Analyse wird gestartet durch:

Toolbox | High-throughput Sequencing | RNA-Seq Analysis

Im nächsten Fenster werden die zu analysierenden Sequenzreads ausgewählt und im folgenden

Fenster können Sie Ihre genomische Referenzsequenz festlegen. In der von Ihnen nicht genutzten

Option „Use reference without annotations“ werden statt einer genomischen Sequenz bekannte

cDNA-Sequenzen als Referenz verwendet.

Welcher Schritt der RNA-Seq-Analyse kann durch die Verwendung von cDNA-Sequenzen als

Referenz nicht durchgeführt werden?

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Sie können flankierende Bereiche von Genen, die „5’-upstream“ und „3’-downstream“ der

Genannotationen liegen, durch die Option „Extend annotated gene regions“ in die Analyse

miteinbeziehen.

In welchen Fällen ist diese Erweiterung der Referenzsequenzen sinnvoll?

Im nächsten Fenster können folgende Parameter für Sequenzreads <56 bp definiert werden:

„Maximum number of mismatches“: maximale Anzahl der zugelassenen Fehlpaarungen

(maximal: 3)

„Maximum number of hits for a read“: wenn ein Sequenzread mit mehreren Bereichen der

Referenzsequenz übereinstimmt, wird er nicht gemappt, wenn er diese Anzahl der „hits“

überschreitet. Wenn der Read mit mehreren Bereichen übereinstimmt und die maximale

Anzahl unterschreitet, wird er in Proportion zur Anzahl der eindeutigen „hits“ und der Länge

des Exons zufällig zugeordnet

“Strand specific alignment”: wird diese Option gewählt, werden die Sequenzreads nur in der

„forward“-Orientierung gemappt und nicht revers-komplementär.

Unter welchen Gegebenheiten wählen Sie ein „Strang-spezifisches Alignment“ aus? Welche

falsche Zuordnung von Sequenzread und Referenzsequenz schließt diese Option aus?

Für lange Sequenzreads (>56 bp) sind folgende zusätzliche Parameter verfügbar:

„Minimum length fraction“: definiert die Länge des Bereichs, der mit der Referenzsequenz

übereinstimmen muss (der Wert 0.9 bedeutet, dass der 90 % der Basen eines Sequenzreads

an der Referenzsequenz mappen muss)

„Minimum similarity fraction“: spezifiziert, wie exakt der Bereich eines langen Sequenzread-

Bereichs (Länge des Bereichs wird durch die „length fraction“ definiert) mit der

Referenzsequenz übereinstimmen muss.

Eine „length fraction“ von 0.9 und eine „similarity fraction“ von 0.8 definiert, dass ein 90 % eines

Sequenzreads zu 80 % mit der Referenzsequenz übereinstimmen müssen.

Im nächsten Eingabefenster erfolgen die Einstellungen zur Identifikation von annotierten und neuen

Exons.

Warum benötigt der Algorithmus die Angabe, ob die zu analysierenden Sequenz pro- oder

eukaryotischen Ursprungs ist? Welche Schritte sind bei einer Analyse prokaryotischer

Sequenzen abweichend?

Wenn das Feld „Exon discovery“ ausgewählt ist, erfolgt das Mapping über den gesamten Genbereich,

so dass auch bisher nicht definierte Exons als solche erkannt werden können. Dabei können folgende

Parameter festgelegt werden:

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„required relative expression level“: die Expressionsstärke dieses Exons muss mindestens zu

diesem Prozentsatz dem der bekannten Exons dieses Gens entsprechen

„minimum number of reads“: Die Mindestanzahl von Sequenzreads, die an ein neues Exon

mappen. Bei niedrig exprimierten Genen könnten sonst schon wenige Reads ein neues Exon

definieren.

„minimum length“: die minimale Länge eines neuen Exons, das durch überlappende Reads

definiert wird.

Im nächsten Fenster kann der Output der Analyse definiert werden. Der Standard-Output besteht

aus einer Tabelle der Gene und deren Statistik, sowie der Expression der einzelnen Transkripte.

Wenn Sie die Option zur Erstellung einer Sequenzliste der nicht-gemappten Reads wählen, kann

dieser Output zur Identifizierung neuer Transkripte bzw. Gene genutzt werden, die nicht auf der

Referenzsequenz gemappt werden konnten. Wählen Sie „Create report“, um eine detaillierte

Statistik der Analyse zu erhalten. In diesem Fenster kann auch die Normalisierung der

Expressionsstärke definiert werden.

Warum kann die Expressionsstärke nicht durch die absolute Anzahl der Sequenzreads

angegeben werden? Nehmen Sie hierzu die folgende Abbildung 19 zu Hilfe:

Abbildung 19: Problematik der absoluten Anzahl der gemappten Reads

Wählen Sie für die Normalisierung die Option „Genes RPKM“:

RPKM/FPKM: Sequenzreads/Fragmente pro Kilobase des Transkripts pro Millionen gemappter Reads

__________________alle gemappten Reads innerhalbe der Exons eines Gens____________________ gemappte Reads innerhalb des gesamten Genbereichs (Millionen) x Länge der Exons eines Gens (Kb)

Die folgende Abbildung 20 veranschaulicht den Einfluss der RPKM-Normalisierung auf die

Expressionsstärke:

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Abbildung 20: Einfluss der RPKM-Normalisierung

Die Option „Gene fusion report“ steht nur bei der Verwendung von „paired“ Reads (Fragmente, die

von beiden Seiten ansequenziert sind und die Information beinhalten, dass sie von einem Fragment

stammen) zur Verfügung.

Interpretation der RNA-Seq-Analyse

In der Ergebnis-Tabelle der RNA-Seq-Analyse werden die Expressionswerte auf der Ebene des Gens

und des Transkripts dargestellt.

Die folgende Tabelle enthält die Übersicht der Expression bezogen auf die Gene:

Abbildung 21: Ergebnistabelle der RNA-Seq-Analyse

„Feature ID“: Name des Gens

„Expression values“: Expressionsstärke bezogen auf die gewählte Normalisierung

„Transcripts“: Anzahl der annotierten Transkripte der Referenzsequenz (mRNA)

„Detected transcripts“: Anzahl der Transkripte, denen Sequenzreads zugeordnet sind

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„Exon length“: Gesamtlänge aller Exons

„Unique gene reads“: Anzahl der Reads, die eindeutig diesem Gen zugeordnet werden

können

„Total gene reads“: Anzahl der Reads, die diesem Gen zugeordnet sind (eindeutig

zugeordnete und zufällig zugeordnete Reads, die mehreren Genen zuzuordnen sind)

„Unique exon reads“: Anzahl der Reads, die eindeutig den Exons des Gens zugeordnet sind

„Total exon reads“: eindeutig zugeordnete und mehreren Exons zugeordnete Reads

„Unique exon-exon reads“: Anzahl der Reads, die einer Exon-Exon-Grenze zugeordnet sind.

Dieser Read wird nur einmal in der gesamten Anzahl berücksichtigt, obwohl er zu zwei Exons

zugeordnet ist.

„Total exon-exon reads“: „Unique exon-exon reads“ und nicht eindeutig zugeordnete Reads.

„Unique intron-exon reads“: Anzahl der Reads, die eindeutig einer Exon-Intron-Grenze

zuzuordnen sind

Auf was könnte eine hohe Anzahl dieser Reads hindeuten?

„Total intron-exon reads“: „Unique intron-exon reads“ und nicht eindeutig zugeordnete

Reads.

„Exons“: Anzahl der Exons der mRNA-Annotation der Referenzsequenz

„Putative exons“: Anzahl der zusätzlichen Exons, die durch diese Analyse detektiert wurden

„RPKM“: wenn die RPKM-Normalisierung in der Analyse verwendet wurde, entspricht dieser

Wert dem „Expression value“. Bei einer Abänderung der Normalisierung können die Werte

mit dem RPKM-Wert dieser Spalte verglichen werden

„Median coverage“: durchschnittliche Abdeckung für alle Exons. Hierbei werden eindeutige

und zufällig zugeordente Reads berücksichtigt, Reads über Exon-Exon-Grenzen jedoch nicht.

„Chromosome region start“: Startposition des annotierten Gens

„Chromosome region end“: Endposition des annotierten Gens

Am Ende der Tabelle kann die Normalisierung der Expressionsstärke verändert werden. Bei einem

Vergleich von verschiedenen RNA-Seq-Analysen muss diese an diesem Punkt angeglichen werden.

Durch einen Doppelklick auf ein Gen öffnet sich die Übersicht der gemappten Reads an der

Referenzsequenz:

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Transkriptvarianten

Referenzsequenz

Abdeckung der Referenzsequenz mit Sequenzreads Gemappte Sequenzreads- Reads an Exon-Exon-Grenzen werden durch gestrichelte Linien dargestellt

Um zur Ansicht der Expression auf Transkript-Ebene zu gelangen, wählen Sie den zweiten Button

links unten in der Tabelle („Transcript-level expression“). Hier sind die Expressionsstärken in Bezug

auf die einzelnen Transkripte dargestellt. Unterschiedliche Transkripte eines Gens sind unter der

„Feature ID“ nummeriert. Die Berechnung der Reads, die einem Transkript insgesamt zugeordnet

werden, erfolgt erst nach der Bestimmung der Anzahl der eindeutigen Reads. Die Gesamtanzahl wird

dann durch proportionale Zuordnung der nicht eindeutigen Reads in Bezug auf die Anzahl der

eindeutig zugeordneten Reads berechnet. Die Angabe der „Ratio of unique to total transcript reads

kann dazu genutzt werden, um wenig zuverlässige Resultate auszusortieren, bei denen die Anzahl

der nicht eindeutig zugeordneten Reads sehr hoch ist.

Expressionsanalyse

Für eine Expressionsanalyse benötigt die „CLC Genomics Workbench“ die Definition eines

Experiments, bei dem die Expressionswerte der RNA-Seq-Analyse als Daten dienen:

Toolbox | Expression Analysis | Set Up Experiment

Wählen Sie Ihre selbst analysierten Datensätze von Chironomus thummi- bzw. piger und die

entsprechende Analyse des anderen Geschlechts aus und verschieben Sie es in die rechte Spalte.

Im nächsten Fenster können Sie festlegen, wie viele Gruppen verglichen werden sollen. Als „paired“

bezeichnete Analysen vergleichen miteinander in Verbindung stehende Daten, wie z.B. ein

Individuum in verschiedenen Zuständen oder Zeitabständen. An dieser Stelle kann die

Normalisierung der Expressionsstärke erneut festgelegt werden oder die zuvor berechneten Werte

werden in die Analyse einbezogen. Nach der Benennung der Gruppen können Sie Ihre Datensätze

(linke Spalte) mit den Gruppen (Auswahl in rechter Spalte) verknüpfen.

Abbildung 21: Mapping der Transkriptomdaten gegen eine genomische Referenz

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Als Ergebnis erhalten Sie eine Tabelle der verfügbaren Informationen der eingefügten Datensätze

(z. B. Expressionswerte):

Abbildung 22: Ergebnistabelle der Expressionsanalyse

„Range (original values)“: Differenz zwischen dem höchsten und niedrigsten Expressionswert.

„IQR (original values)“: Interquartilsabstand definiert die „inneren 50 %“ der nach

zunehmender Größe geordneten Daten, so dass die niedrigsten und höchsten 25 %

ausgeschlossen werden.

„Difference (original values)“: Für ein Experiment mit 2 Gruppen ist dieser Wert die Differenz

zwischen dem Mittelwert der Expressionswerte der Gruppe 2 und Gruppe 1 (positiv, wenn

Mittelwert der Gruppe 2 höher, sonst negativ)

„Fold change“: beschreibt, wie viel Mal höher der Mittelwert der Expressionswerte der

Gruppe mit den höheren Daten in Bezug auf den Mittelwert der Gruppe mit den niedrigeren

Werten ist

Nach der Verwendung dieses Experiments in einer Analyse werden in dieser Tabelle neue Spalten der

Ergebnisse angelegt, die durch eine entsprechende Überschrift gekennzeichnet werden.

Annotationen des Experiments können über die rechte Einstellungsleiste eingeblendet werden.

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Wenn Sie Gene identifiziert haben, die differentiell exprimiert werden, können diese in einem

„Unter-Experiment“ gespeichert werden. Markieren Sie hierfür die entsprechenden Reihen und

wählen Sie folgende Option:

Create Experiment from Selection

Im unteren Bereich der Tabelle können Sie zwischen verschiedenen Ansichten des Experiments

wählen:

Abbildung 23: Auswahl der Ansichten des Experiments

„Experiment table“: Standardansicht der Tabelle des Experiments

„Heat map“ (Abbildung 24): grafische Darstellung der Daten durch Farbcodierung der

Expressionsstärke. Dabei werden ähnlich stark exprimierte Gene oder Transkripte

zusammengefasst (geclustert). Jede Reihe entspricht einem Gen oder Transkript, jede Spalte

einem Datensatz.

Um einen „Volcano plot“ darzustellen müssen Sie zuerst das Clustern der Daten durchführen:

Toolbox |Expression Analysis|Feature Clustering|Hierarchical Clustering of Features

Abbildung 24: „Heat Map“

„Scatter Plot“ (Abbildung 25): Vergleich von Expressionswerten von zwei 2 verschiedenen

Datensätzen. Jeder Punkt repräsentiert den Expressionswert eines Gens oder Transkripts

beider Datensätze, ein Expressionswert wird auf der X-Achse, der andere auf der Y-Achse

dargestellt. Die gleiche Expressionsstärke in beiden Datensätzen erzeugt einen Punkt auf der

diagonalen Achse. Abweichende Punkte zur Diagonalen entsprechen Genen oder

Transkripten, die in den Daten unterschiedliche Expressionsstärken aufweisen.

F1-Laborpraktikum SoSe 2013

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Abbildung 25: „Scatter Plot“

„Volcano Plot“ (Abbildung 26): Zeigt das Verhältnis zwischen den berechneten Signifikanzen

(p-Werte) eines statistischen Tests und den Abweichungen der Expressionswerte zwischen

den Datensätzen. Je größer die Differenz der Expressionsstärke eines Gens/Transkripts,

umso näher liegt der angezeigte Punkt an der x-Achse. Je signifikanter eine Differenz der

Expressionsstärke ist, umso kleiner ist der p-Wert und umso höher ist der angezeigte –

log10(p)-Wert (entspricht der Anzahl der Stellen hinter dem Komma: wenn p=0,1, -lg(0,1)=1

und wenn p=0,01, -lg(0,01)=2). Hoch signifikante Werte liegen demnach in der Darstellung im

oberen Bereich. Interessante Gene oder Transkripte, die eine hohe Abweichung der

Expression zeigen und statistisch signifikant sind, liegen in dieser Darstellung im oberen

linken und oberen rechten Bereich.

Hohe Differenz der Expressionsstärken

+ hohe Signifikanz

Ähnlich stark exprimierte Gene/Transkripte

+ niedrige Signifikanz

Durch das Halten der „Strg“-Taste können

auch mehrere Darstellungen parallel

angezeigt werden.

Transformation und Normalisierung

Ursprünglichen Expressionsdaten müssen oft transformiert (z.B. Logarithmische Darstellung)

und/oder normalisiert (z.B. bei einer RNA-Seq-Analyse auf die Anzahl der Gesamtreads) werden, um

die Daten vergleichbar zu gestalten. Dabei werden die ursprünglichen Daten nicht verworfen und die

neu analysierten Werte werden dem Experiment hinzugefügt.

Abbildung 26: „Vulcano Plot“

Zunehmende Differenz der Expressionsstärken

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Die verschiedenen „Tools“ der Expressionsanalyse lassen eine Auswahl der zu verwendenden Daten

zu. So kann zwischen „Original“, „Transformed“ und „Normalized“ gewählt werden, wenn diese

Optionen durchgeführt wurden:

Abbildung 27: Analyse der originalen, transformierten oder normalisierten Daten

Müssen Sie mit Ihren Daten eine solche Normalisierung durchführen?

Statistische Analyse: Identifizierung differenzieller Expression

Es gibt zwei Kategorien der Analyse:

Tests, die eine Gauß‘sche Verteilung der Daten voraussetzen (Vergleich der Mittelwerte)

o t-Test (Experimente mit 2 oder mehr Gruppen)

o ANOVA (Experimente mit mehr als 2 Gruppen)

Toolbox | Expression Analysis | Statistical Analysis | On Gaussian Data

Tests, die das Verhältnis von verschiedenen Anzahlen in Datensätzen vergleichen (z.B.

Vergleich von Expressionswerten der RNA-Seq-Analyse)

o z-Test (Vergleich von 2 Datensätzen)

o Beta-Binominal-Test (Vergleich der Verhältnisse verschiedener Datensätze innerhalb

einer Gruppe mit den Verhältnissen einer weiteren Gruppe)

Toolbox | Expression Analysis | Statistical Analysis | On Proportions

Für beide Statistiken muss vorher ein Experiment generiert werden (siehe oben).

Sie führen mit Ihren Datensätzen einen z-Test durch, der das Verhältnis der Expressionsstärken

vergleicht. Der Test kann p-Werte und korrigierte p-Werte berechnen, die in der Tabelle des

Experiments hinzugefügt werden. Die Ergebnisse können dann z.B. in einem „Volcano plot“ angezeigt

werden.

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Anhang

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